Das Chaos

    • Ihr seid LANGSAM.


      [...]
      Sie blieb eine Weile stehen und fühlte sich mit jedem Herzschlag kräftiger. Es war, als wäre sie von einer langen Krankheit endlich wieder gesund aus dem Bett aufgestanden und konnte das erste mal wieder von allein atmen. Es schien ihr, als könne sie besser sehen und riechen und nahm auf einmal alles in ihrer Umgebung besser wahr – und deswegen merkte sie, dass Lucifers ganze Villa aus nichts weiter bestand als Schatten. Sie atmete trockene, verbrauchte Luft, wie auf einem alten staubigen Dachboden.
      Ungerührt ließ Vanessa den leblosen Körper mitten im Flur liegen und ging wie im Traum die Flure entlang. Irgendwann traf sie auf Acrux, der vor ihr zurückwich, aber sie ging einfach an ihm vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
      Sie folgte einem leichten, fast nicht vorhandenem Luftzug, der ihr sagte, wo die Natur war. Sie schritt durch Flure und Zimmer, bis sie endlich in der großen Eingangshalle angekommen war und die mit einem Samtteppich ausgelegte Haupttreppe hinabstieg, den kalten Marmorboden überquerte und dann die schwere Eingangstür aufstieß.
      Kühle Spätsommerluft schlug ihr entgegen wie eine Wand, und Vanessa seufzte erleichtert. Denn obgleich sie riechen konnte, wie sehr die Umweltverschmutzung die reine Luft verdreckt hatte, war da noch immer der würzige Geruch von Bäumen, die ihre kaum zu schaffende Arbeit zwar unermüdlich, aber mit immer weniger Kraft erledigten.
      Vanessa sah zu, wie die Wolkendecke über ihr aufriss und die Sonne freigab, die sie golden und wärmend beschien. Sie beobachtete eine Fliege, die dicht an ihren weit geöffneten Augen vorbeisummte. Sie hörte die Vögel zwitschern. Irgendwo in den Büschen huschte ein Eichhörnchen einen Baum hinauf. Blätter raschelten.
      Noch war ihre Welt nicht ganz zerstört. Und nun, wo sie wusste, dass alles in ihren Händen lag, nahm sie sich vor, alles zum Guten zu führen.
      Sie warf einen Blick zurück über die Schulter. Acrux und die Erloschenen waren ihr mit einigem Respekts- und Sicherheitsabstand gefolgt. Als er sah, dass sie ihn ansah, schrak er wieder zurück, aber Vanessa lächelte.
      „Keine Angst“, sagte sie zärtlich, drehte sich langsam wieder um und ging auf ihn zu. Obwohl Acrux fast doppelt so groß war wie sie, war doch Vanessa diejenige, die viel größer und mächtiger erschien und Acrux zog vorsichtig den Kopf ein wenig zwischen die Schultern. Die Schatten der Erloschenen wichen vor ihr zurück, als sie die Hand nach ihm ausstreckte. „Keine Angst“, sagte sie wieder leise. „Du hast keine Schuld an dem, was passiert. Es ist alles Lucifers Werk, und ich weiß das. Es war die Dunkelheit, die dir das angetan hat.“ Und dann nahm sie sanft sein Kinn in ihre schlanken Finger, zog ihn zu sich herab und küsste ihn sachte auf die Lippen. Acrux stand wie versteinert, stieß sie nicht von sich, erwiderte den Kuss aber auch nicht.
      Ein leises, einsaugendes Geräusch erklang, und als Vanessa sich wieder von ihm löste, schluckte Acrux – und merkte, dass irgendetwas anders war. Irgendetwas fehlte ihm, und er sah an sich hinab, auf seine Hände, aber alles schien noch wie vorher. Dann blickte er zu Vanessa, die nur lächelte und die Hand nach den Erloschenen ausstreckte.
      „Ich weiß, ich darf das nicht tun, denn eigentlich soll jedes Lebewesen seine eigene Zeit haben“, sagte sie leise, als ihre Hand in die Dunkelheit getaucht war. „Aber ihr seid so voller Zweifel, dass ihr nicht einmal in Frieden erlöschen könnt. Yed Prior, das einzige, was dich hier hält, ist deine Unsicherheit. Keine Angst – es ist nicht so schlimm, wie du befürchtest.“ Sie lächelte.
      Es war kurz still, und dann wurde die Dunkelheit etwas lichter, Stückchen für Stückchen. Vielen Dank, erklang irgendwo Yed Priors hohle Stimme. Er sagte noch etwas, aber es war schon nicht mehr zu verstehen, und im nächsten Moment war er vollends erloschen.
      „Ras Alhague... Das einzige, was ich hier hält, ist Hass. Ich werde ihn dir nehmen, und dann kannst auch du in Frieden gehen.“ Vanessa lächelte noch immer leise und fixierte etwas, das niemand sehen konnte, in der Dunkelheit. Ihre Hand in der Wolke aus Schatten war mit der Fläche nach oben geöffnet.
      Was? Nein! Ras Alhague klang panisch. Nein, das ist es nicht! Gäa, du musst nicht... Wehe dir, wenn...! Nein!
      Vanessa schloss kurz die Augen, und dann verschwand auch Ras Alhague mit einem leisen Zischen.
      Acrux beobachtete das ganze mit weit geöffneten Augen. Als nur noch Suhail Hadar übrig war, machte er endlich einen Schritt vor. „Gäa“, sagte er. Seine Stimme klang belegt. „Ich... darf ich mich wenigstens von ihr... verabschieden, ehe du sie mir nimmst?“
      Vanessa lächelte etwas bitter. „Ich weiß, wie es ist, wenn man von seinem Liebsten getrennt ist“, sagte sie. „Es gibt keine schlimmeren Schmerzen auf dieser Welt als die Einsamkeit. Und das ist eine Wunde, die nicht einmal ich heilen kann. Suhail Hadar, alles, was dich hier hält... ist deine Liebe zu Acrux.“
      Acrux sagte nichts, er senkte nur den Blick.
      Es ist schon in Ordnung, erklang Suhail Hadars Stimme leise neben ihm. Ich wusste schon lange, dass dieser Moment kommen würde.
      Acrux schwieg weiter, er ließ nur den Kopf hängen und schloss dann die Augen als Vanessa langsam wieder die Hand hob und durch die Dunkelheit strich, die sie umgab.
      Die Schatten veränderten und verdichteten sich, schienen massiver zu werden und nahmen langsam Gestalt an. Es waren Arme und Beine zu erkennen, schließlich sogar ein Kopf und schwarzes Haar, weich und fein wie das einer Puppe.
      Acrux konnte Suhail Hadar gerade noch auffangen, als sie zu Boden fiel. Die Frau in seinen Armen war nackt und schneeweiß, als wäre sie seit Jahren nicht an der Sonne gewesen, und ihre Augen waren leer und dunkel, aber in ihrer Brust schlug ein Herz. Sie atmete – lebte.
      Acrux hielt sie fest, ganz fest, und strich ihr durch die Haare. „Aber... warum hast du...“, flüsterte er, doch Vanessa hatte sich schon umgedreht.
      „Ich finde Abschiede so traurig“, sagte sie leise. Sie winkte ab und verließ dann die Villa.
      Als sie draußen im Vorgarten stand, fühlte sie sich unglaublich befreit. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Das Gefühl, andere Leute glücklich zu mache, hatte sie schon immer am meisten geliebt.
      Vanessa lächelte, hackte die Daumen in die Gürtelschlaufen ihres schwarzen Minirockes und ging dann davon. Sie wusste nicht, wo sie war, oder wo Tuomas war, oder was überhaupt als nächstes geschehen sollte, aber sie wusste, es würde sich nichts ändern, wenn sie stehenblieb.
      Und unter ihren Füßen brachen kleine Gräser und knospen zwischen dem Straßenpflaster hervor.

      Lucretia holte röchelnd Luft, spie Schleim und Blut auf den Teppich und stemmte sich dann hoch. Ihre faltigen Hände zitterten, das bis vor kurzem wie aufgemalt passende weiße Jackett rutschte ihr von den schmalen, gebrechlichen Schultern.
      „Dieses Flittchen!“, krähte sie. „Hure! Was hat sie mit mir gemacht!“ Sie tastete nach der Wand und zog sich hoch. Ihre schwarzen Pumps waren ihr zu eng und sie trat sie wütend von den Füßen, während sie sich weiter an der Wand abstützte. Lucretia kniff die Augen zusammen, weil sie so schlecht sah, und humpelte vorwärts in das erstbeste Zimmer, das auf dem Weg war. Sie fand einen Spiegel, blicke hinein und konnte vor Entsetzen nicht einmal mehr schreien.
      Die Frau, die sie im Spiegel ansah, war nicht sie. Da stand eine Greisin!
      Sie tastete ihre faltigen Wangen ab, den schlaffen Busen und die dicken Oberschenkel. Sie betrachtete das lange, schlohweiße Haar und die milchigblauen Augen. „Was hat sie mir angetan?“, flüsterte sie. „Was hat sie mir angetan?!“
      Lucifer stützte sich am Spiegel ab und konzentrierte sich. Die Verwandlung in seinen eigentlichen Körper hatte ihn noch niemals so viel Anstrengung gekostet, jeder seiner Muskeln schmerzte wie im Krampf, als er sich veränderte. Sein goldenes und weißes Gewand war ihm zu groß, spannte aber am Bauch, sein Diadem schien zu eng geworden zu sein. Lucifer musste nicht in den Spiegel blicken, um zu wissen, dass sein langes, goldenes Haar an der Stirn schon licht geworden war und nichts mehr von seiner eigentlichen Farbe behalten hatte.
      Er war nicht mehr schön. Er war alt!
      Blind vor Wut und Verzweiflung fuhr Lucifer herum. Sie hatte ihm nicht nur seine Jugend und Schönheit geraubt, sondern ihm auch fast alle Energie genommen. Selbst das Atmen schien ihm schmerzhaft geworden zu sein, und er war sich sicher, dass von seinem einst gleißenden Licht kaum mehr als ein müden Glommen übrig geblieben war. Grimmig machte er einen Schritt und schloss die Augen, als er in die Schwärze fiel.
      Keuchend sah er sich in der Dunkelheit um, blickte die endlose Tür des Chaos hinauf. Das Siegel aus nackten Körpern schlang sich darüber und er meinte, das Stöhnen und Wehklagen der Versiegelten zu hören. Seit Anbeginn der Zeit waren sie hier versiegelt, und bis zum Ende aller Tage würden sie es auch bleiben. Lange würde es nicht mehr dauern, denn an der Stelle, wo das Siegel gebrochen war, quollen noch immer schwarze Schatten hervor wie ein Virus, der sich langsam in der Blutbahn verbreitete.
      Lucifers dürre, mit Alterflecken übersäten Finger krallten sich um den Stoff seines Gewandes. Er würde diese Welt nicht so verlassen. Nicht so.
      Er trat auf die Tür zu.

      Tuomas’ Haarschopf war selbst in der dichtesten Menschenmenge nicht zu übersehen. Vanessa rief seinen Namen und prügelte sich an den Menschen vorbei, egal wie viele sie dabei umstieß.
      Als Tuomas sie sah, kam er ihr entgegen, und sie fielen einander in die Arme und alles andere war egal.
      Vanessa presste ihr Gesicht an seine Halsbeuge, und er hatte die Arme fest um ihren schmalen Körper gelegt und hielt sie fest, strich ihr durch das lockige, schwarze Haar. Tuomas fiel eine ganze Gebirgskette vom Herzen, so erleichtert war er, sie unbeschadet zu sehen und Vanessa fing an zu weinen. All die Angst, die sie zwischenzeitlich gehabt hatte, ließ sie jetzt endlich los.
      „Mein Gott, ich hab mir Sorgen gemacht“, sagte Tuomas leise und schloss die Augen. „Tu so was nie wieder.“
      „Tut mir leid“, sagte Vanessa und lachte, obwohl ihr Tränen die Sicht nahmen. „Tut mir leid.“
      Mane kämpfte sich seinen Weg durch die Menge und sah für den Bruchteil einer Sekunde erleichtert aus, gewann sein Pokerface aber sofort wieder. „Gäa!“
      „Hmm?“, machte Vanessa überrascht, als Tuomas sie widerstrebend wieder losließ und sich zu seinen Begleitern umwandte. „Hey, warte mal. Du bist doch der Junge von heute Morgen!“ Mane verbeugte sich wortlos. „Was zum Henker hat denn das jetzt zu bedeuten?“, fragte Vanessa, als sie auch noch Sirius auf sie zukommen sah.
      „Ziemlich lange Geschichte“, sagte Sirius und rückte seine Sonnenbrille mit dem Zeigefinger zurecht. „Wichtiger ist momentan: Was ist mit Lucifer?“
      „Diesem komischen transsexuellen Schönheitsoperationenkatalogsmodell?“, fragte Vanessa düster. „Keine Sorge. Ich glaube ich habe ihn... umgebracht. Oder so.“
      Verblüffte Stille folgte ihren Worten, Mane, Sirius und Tuomas sahen einander über ihren Kopf hinweg an, dann zuckte Tuomas die Schultern und meinte: „Ich glaube nicht, dass man den so leicht los wird, der ist wie Kaugummi an der Schuhsohle.“
      „Es würde erklären, warum wir ihn auf einmal verloren haben“, sagte Sirius und rieb sich über das Kinn. Nachdem Tuomas Vanessas Fährte gefolgt war, hatten sie im näheren Umkreis auch Lucifers Gegenwart gespürt, obgleich er sich wirklich viel Mühe gemacht hatte, sich zu tarnen und sich nicht auf einen größeren Radius hin zu verraten. Und dann, von einem auf den anderen Augenblick, war seine Aura verschwunden.
      „Ich kann euch sagen, wo seine Villa steht“, wandte Vanessa hilfreich ein.
      „Okay, ich habe einen Plan!“, sagte Sirius und rieb sich die Hände.
      „Oh Gott, geht in Deckung“, kommentierte Tuomas trocken.
      Sirius überging ihn einfach. „Gäa sagt uns, wo Lucifers Villa ist und ich gehe zusammen mit Sol hin und zusammen nehmen wir uns den Spinner mal vor. Mane, du bleibst bei Gäa und weihst eise langsam und schonen in das ein, was sie erwartet.“
      Mane zeigte seine Begeisterung darin, dass er seine linke Augenbraue um einen Millimeter nach oben zog.
      „Erstens, Mane, bist du damals von Sol für diese Aufgabe eingeteilt worden, du erinnerst dich sicher“, knurrte Sirius, „und zweitens mag ich nicht so stark sein wie Sol, bin ihm aber noch immer von mehr nutzen als du. Was kannst du denn schon?“
      „Okay, streitet euch mal nicht“, sagte Tuomas, obwohl Mane so oder so über Sirius’ Anschuldigung stand. „Klingt nicht schlecht, und solange wir eh nichts besseres zu tun haben...“
      Mane zuckte die Schultern und wandte sich dann an Vanessa. „Kommst du mit mir?“, fragte er. „Du hast sicherlich viele Fragen.“ Vanessa nickte nur stumm mit großen blauen Augen und trat dann neben Mane, der zu Tuomas blickte. „Gut. Wir bleiben hier in der Nähe, kommt einfach wieder her, wenn ihr soweit mit Lucifer fertig seid. Wenn es Probleme gibt, meldet euch, und ich hoffe, dass ich euch dann helfen kann.“
      „Ich find’s toll, vollkommen unvorbereitet in die Schlacht zu rennen“, sagte Tuomas, wurde aber einfach ignoriert. Sirius packte ihn am Ärmel und wollte ihn schon mit sich ziehen, drehte sich aber noch mal um.
      „Da war noch was. Wie genau kommen wir jetzt zu Lucifers Villa?“

      Wird fortgesetzt.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Original von FoWo
      Ihr seid LANGSAM.

      Ja, und du bist CAPS.

      Original von FoWo
      „Ras Alhague... Das einzige, was ich hier hält, ist Hass."

      Es müsste vermutlich "Was dich hier hält" heißen.

      Original von FoWo
      Und unter ihren Füßen brachen kleine Gräser und knospen zwischen dem Straßenpflaster hervor.

      Knospen ist ein Nomen.

      Original von FoWo
      Mane, du bleibst bei Gäa und weihst eise langsam und schonen in das ein, was sie erwartet."

      "Weihst sie langsam und schonend ein" ist zu bevorzugen.
      Überhaupt... zwei Typos in einem Satz? Sie lassen nach, junges Fräulein.

      Original von FoWo
      „Ich find’s toll, vollkommen unvorbereitet in die Schlacht zu rennen“, sagte Tuomas, wurde aber einfach ignoriert.

      Er soll sich nicht so anstellen, das mache ich auch immer so. Zieht einige Beulen nach sich, macht aber einen Riesenspaß. ;3

      ~
      So, und nachdem wir die Typos und sonstige Kurzanmerkungen hinter uns gebracht haben, folgen nun zusammenhängende Sätze.
      Ich mag Gäa. Sehr sogar. Wie ich bereits erwähnte, ist mir die Art von mächtigen Wesen, die einfach nur herumläuft und durch einen kurzen Seitenblick alles Mögliche auslösen kann, einfach am liebsten. Acrux & Co. können ja froh sein, dass sie so friedliebend und hilfsbereit ist - gar nicht auszudenken, was passieren würde, wenn das Gegenteil der Fall wäre ("Dieser Planet wird sich in fünf Sekunden selbst zerstören...").
      Überhaupt ist diese ganze "Leben geben und nehmen"-Sache ja etwas sehr Ehrfurchteinflößendes, über das man sich als kontinuierlich alterndes Menschenwesen durchaus mal so seine Gedanken machen kann. Die behutsam-friedliche und dennoch sehr deutliche Darstellung von Gäas Kräften (abgesehen von dem Zwischenfall mit Lucretia xD; ) hat mir ebenfalls sehr gefallen, weil sie einerseits nicht zu sehr auf den Leser einschmettert, ihm aber andererseits doch zeigt, dass Gäa in Sachen Macht hier das Maß der Welt zu sein scheint.

      Die Tatsache, dass Lucifer doch noch lebt, zumindest ein bisschen, hat mich ehrlich gesagt sogar überrascht. Wobei es mich ja schon interessiert, was er jetzt an der Siegeltür zu tun gedenkt. Neue Lebenskraft saugen, spontane Öffnungsversuche betreiben oder irgendwas komplett anderes? Wir werden es ja lesen. :3

      Aber ich finde es schön, dass dieser "Alle werden getrennt und müssen wieder zusammen und nebenbei noch zu sich selbst finden"-Teil jetzt vorbei ist. Erwähnte ich schon, dass ich diese Teile am wenigsten mag und immer sehr froh bin, wenn das ganze Pack wieder vereint ist? xD;
      Achte nur darauf, dass Mane und Sirius jetzt nicht ganz zu blöd in der Ecke stehenden Nebencharakteren verkommen. Denn so kam mir das im letzten Teil des Absatzes fast vor, also denk beim Finale - auf das wir ja jetzt, da alles geklärt ist, mit schnellem Schritt zurasen müssten - daran, den beiden noch eine, soweit es einbaubar (seltsame Wörter whut) ist, bedeutsame Funktion zuzuteilen.

      dead girls dry each others eyes
      and pretend for a while
      that we're still alive.


      ________

      Twitter | DIE BASIS
    • Sehr schöner Teil, finde ich. Konnte mir fast alles bildlich vorstellen, vor allem die Vanessa-Lutetia Begegnung, die mir irgendwie bekannt vorkommt.
      Schön, dass Tuomas noch so cool sein kann, auch wenn absehbar ist, dass bald ein Massaker stattfinden wird. ^^
      Ich hoffe es geht bald weiter und wir kriegen bald was zu hören ;)
    • Also... drei Kommentare für zwei ganze Absätze, und dann auch noch storylastig und ziemlich lang?
      Das ist aber wirklich enttäuschend. Bin ich denn so schlecht geworden, ohne es zu merken?
      Das tat weh...
      Na ja, okay. EIn neuer Absatz, aber nicht so lang.... viel Spaß -- wenn das hier überhaupt noch wer liest. ;__;"

      Dass der Absatz so ist, wie er ist, verdankt ihr Tayalein -- danke für "Follower". Ohne das Lied hätte ich niemals so schreiben können.
      (Follower von Katatonia, wenn es jemanden interessiert.)


      [...]
      Ferry wusste, dass all seine Versuche, länger am Leben zu bleiben als ihm zustand, auf eine Katastrophe hinausliefen. Wer sich gegen sein Schicksal sträubte, wurde bestraft, so war es schon immer gewesen. Das war Gesetz.
      Er schnalzte leicht mit der Zunge und fuhr sich mit beiden Händen durch das fast weiße, struppige Haar. Der Geschmack in seinem Mund, der ihm Gewissheit gab, dass es bald vorbei mit ihm sein würde, war allgegenwärtig.
      „Du hast es übertrieben.“ Ferry hatte es noch immer nicht übers Herz gebracht, sich von Herrn Schlange zu trennen, auch wenn er mittlerweile den Ärmel der Zwangsjacke so weit zerrissen hatte, dass er die Hand wieder benutzen konnte und Herr Schlange ohne Innenleben leblos neben seinem Handgelenk hin- und herbaumelte.
      „Ja“, sagte Ferry leise. „Vielleicht. Aber kann ich es noch wieder gut machen – hoffe ich. Ich habe gehört, was Acrux gesagt hat. Ich bin nicht dumm.“
      „Das hat auch niemand behauptet“, sagte Herr Schlange langsam. Der lange Stoffstreifen, der normalerweise auf der Rückseite der Zwangjacke in die Schnallen geschlungen war und jetzt als Herr Schlanges Zunge diente, schleifte über den Boden und war schon lange nicht mehr weiß. „Aber glaubst du wirklich, du kannst dich noch retten?“
      „Das nicht, nein“, sagte Ferry und lehnte sich kraftlos gegen die grobe Backsteinmauer hinter ihm. „Ich bin schon lange überfällig. Meine Zunge wird schon ganz taub, und das hatte ich noch nie. Der Geschmack war immer da, ja, aber das hier... ist anders. Das hier ist endgültig.“
      „Und? Was wirst du tun?“
      „Warten, was passiert. Ich werde nicht mehr weglaufen.“ Ferry rutschte auf den Boden und blieb in einer Pfütze sitzen. Es hatte wieder angefangen zu regnen und er trieb sich wieder in verwaisten Nebenstraßen herum, damit niemand auf ihn aufmerksam werden würde. Seine Kleidung war zerrissen und mit Blut und Straßendreck verschmutzt, seine Haare waren struppig und strähnig, die Augen quollen etwas aus den Höhlen und langsam aber stetig färbten sich seine Lippen immer dunkler. Man konnte dem nahezu zusehen.
      Ferry hatte Recht – diesmal war es endgültig. Mit jeder Sekunde fühlte er sein Ende näher kommen.
      „Tja“, sagte er und betrachtete seine zitternden, mit hervorstehenden Sehnen durchzogenen Hände und bildetet sich ein, dass die Fingerspitzen sich dunkel verfärben, je länger er sie anstarrte. „Ich hätte gern vorher noch mal gemalt, aber meine Hände zittern so sehr, dass ich keine gute Linie mehr hinbekäme.“
      Ferry und Herr Schlange schwiegen einander an. Es regnete leise auf sie hinab und Wasser lief in kleinen Bächen an Ferrys Nase vorbei. Sein Mund blieb stetig in Bewegung, weil er fürchtete, sonst könnte er irgendwann alles Gefühl aus der Zunge verlieren.
      „Ich will nicht“, sagte Ferry irgendwann leise und schlang die Arme um die angezogenen Knie. Herr Schlange antwortete nicht, weil Ferry ihn nicht ließ. Es war ein lustiges Spiel gewesen, als er auf die Idee gekommen war, weil die Zwangsjacke sich so sehr als Schlangenadaption angeboten hatte, aber mittlerweile war ihm der Humor vergangen. Es war schön gewesen, so zu tun, als hätte man einen Gesprächpartner gehabt, aber jetzt fühlte Ferry sich wirklich allein. Er wollte bei jemanden sein, wenn es aus sein würde. Aber wo sollte er hin? Er hatte keine Freunde.
      Ferry sah hinauf in den grauen Himmel. „Ich habe Angst“, sagte er leise und schloss die Augen, um ins Nichts zu fallen.
      Er war nicht das erste Mal dort; die wenigsten ihrer Art waren noch niemals dort gewesen, denn die Leere war der Beginn und das Ende von allem. Vielleicht zog es Ferry deswegen jetzt hierher.
      Die riesige Tür ragte in die Dunkelheit und wirkte bedrohlich und einschüchternd, wenn man den Kopf in den Nacken legte und versuchte, ihr Ende zu erspähen. Das leise Wehklagen der versiegelten Leiber wurde von der Stille verschluckt und Ferry spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Er fragte sich, wie lange man wohl unterwegs wäre, bis man ans andere Ende der Türe gelangen wollte – wahrscheinlich ein paar Ewigkeiten.
      Wenn man hier so stand und versuchte, darüber nachzudenken, wie das Universum war, bekam man früher oder später Kopfschmerzen. Wenn Ferry darüber nachdachte, wie viel Macht Sol innehaben musste, um ein solches Wunder zu verbringen – das Urchaos zu versiegeln! Dieses Wesen, von dem niemand wusste, was genau es war oder wie es entstanden war. Das Ungeheuer, das über den Zerfall und den Wiederbeginn alles Lebens bestimmen konnte. Die unendliche Leere und viel zu viel für ein normales Vorstellungsvermögen.
      Ferry merkte, dass ihm etwas schlecht wurde, aber das war normal, wenn man nur selten oder gar das erste mal hier war. Er wandte den Blick ab.
      Ein Geräusch, das nicht zu dem üblichen, wehleidigen Klagelied der Siegel passte, ließ ihn aufmerken. Es klang wie ein ersticktes Schluchzen und gleichzeitig war da das Geräusch von gierigem Schlürfen und Nagen.
      Ferry wappnete sich gegen alles und ging dann langsam in die Dunkelheit hinein, auf die Tür zu. Schwarze Schleier sammelten sich um ihn herum, drangen ihm in die Nase und die Ohren und den Mund, aber Ferry achtete kaum weiter darauf – die Schleier waren immer da, auch in der Welt der Menschen, dort sah man sie nur nicht. Irgendwann würden sie ihn ganz eingehüllt haben. Es wurden mit jeder Minute mehr. Seine Finger und Zehen waren mittlerweile schwarz, auch seine Haarspitzen fingen an, sich zu verfärben.
      Am Fuß der Türe lag ein Stoffhaufen. Goldener, weißer und gelber Stoff war zusammengeknäuelt worden. Ferry runzelte die Stirn, als das Bündel sich bewegte.
      Als er der Tür immer näher kam, sah er, dass aus dem Stoffgewirr eine dünne Hand hervorschoss, die ein wenig Licht ausstrahlte, sich um ein Körperteil eines Siegels schlang und es gewaltvoll herausriss. Hand und Extremität verschwanden wieder zwischen den Stoffen.
      Ferry machte noch einen Schritt, und das Knäuel zuckte zusammen und fuhr herum – zwei große, neonblaue Augen starrten Ferry unter langen, hellblonden Wimpern an.
      Vor ihm saß ein Kind, das unmöglich über fünfzehn hätte sein können. Man konnte kaum sagen, ob Mädchen oder Junge, denn alle sekundären Geschlechtsmerkmale waren unersichtlich und bei seinem schönen Gesicht, den großen Augen und den langen Wimpern war es schwer, sich fest zu legen.
      Das Gesicht des Kindes war mit einer geronnenen, schwarzen Flüssigkeit verschmiert und seine Kleider waren viel ihm zu groß und rutschten ihm von den bleichen, dürren Schultern sodass der Oberkörper fast nackt war. Sein Haar war überbodenlang und sein Diadem saß schief auf dem Kopf, auf der einen Seite nur von seinem Ohr gehalten.
      Er hielt einen abgerissenen Arm in den schmalen Fingern. Vor ihm lagen einige abgenagte Knochen.
      Ferry machte vorsichtig einen Schritt nach hinten und das Kind richtete sich auf, seine Gewänder festhaltend. Es reichte Ferry nicht einmal bis zur Brust.
      „Was machst du denn hier?“, fragte es verärgert. Seine Stimme war glockenhell, klar und rein, doch ein Ferry gut bekannter, arroganter Befehlston war nicht gewichen. Es bestand kein Zweifel: Lucifer war wieder ein Kind.
      „Was zum...“, fing Ferry an und machte noch einen Schritt nach hinten. Warum war Lucifer hier? Und warum in der Gestalt eines Kindes? „Lucifer, das bist doch du?“, setzte er schwach hinzu.
      Lucifer grinste und zeigte zwei Reihen makelloser, weißer Zähne. Seine Augen funkelten unheilsschwanger. Er musste endgültig den Verstand verloren haben. „Wunderschön, dieser Körper, nicht wahr?“, flüsterte er und strich sich mit den Fingern über einen seiner dürren, weißen Arme. „Ich habe mich nie so lebendig und schön gefühlt. Ich dachte, perfekter könnte ich nicht mehr werden, aber ich habe mich geirrt! Sieh mich an, Alpheraz. Ich kann schön wie nie mit euch allen untergehen. Fast tut es mir Leid, denn ich hätte mich gern noch ein bisschen der Welt gezeigt mit diesem wunderschönen, reinen Körper.“
      „Gezeigt? Herumgehurt wohl eher“, meinte Ferry abwertend.
      Lucifers Lächeln war wie aufgemalt und zuckte nicht einmal. „Als ob ich eine von euch Mikroben diesen Körper jemals anfassen lassen würde“, sagte er zuckersüß. „Aber Alpheraz, sag mal, geht es dir etwa nicht gut?“, setzte er hinzu und klang gespielt mitleidig. „Erlöschst du etwa? Das darfst du nicht so schwarz sehen.“ Er lachte über sein eigenes Wortspiel. „Bald ist es sowieso zuende! Und vielleicht erspart es dir ja Schmerzen, vorher schon zu verschwinden? Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, aber ich bin neugierig.“
      „Du willst also wirklich alles zuende bringen“, sagte Ferry tonlos und beobachtete aus dem Augenwinkel, dass sich sein Handrücken ganz verfärbte. „Ich versteh das nicht. Du wirst auch dabei draufgehen.“
      „Ich weiß“, seufzte Lucifer und warf den abgerissenen Arm, den er bis eben noch in der Hand gehalten hatte, achtlos beiseite. „Aber es ist mir egal. Ich werde einen Nachfolger haben, in einer besseren Welt, eine mit weniger dummen Gesetze, an die wir gebunden sind. Oder findest du es, wie es momentan ist, etwa in Ordnung? Diese sogenannte Ordnung, die Sol erschaffen hat? Leider kann man nicht alles, was sich seitdem entwickelt hat, rückgängig machen – nicht ohne Gäas Hilfe zumindest, und ich bilde mir nicht ein, sie auf meine Seite zu bekommen. Erst recht nicht, seitdem dieses Flittchen das mit mir angestellt hat!“ Er fuhr mit seinen besudelten Fingern in sein makelloses Jungengesicht und strich über die festen, bleichen Wangen. „Sie soll genauso den Untergang miterleben wie alle anderen auch. Sie soll sehen, wie ihre Schöpfungen nacheinander am Chaos krepieren. Sie soll Sol sterben sehen. Sie soll auch nur andeutungsweise diesen Schmerz erleben, den ich habe ertragen müssen, als sie mich berührt hat!“
      Ferry zögerte. Er war Gäa nie selbst begegnet, aber er wusste, dass ihre Berührung Leben und Tod gab, wie sie es wollte. Sie war Herrscherin über alles, und Ferry wusste auch, dass es hieß, sie sei selbst stärker als Sol – und das wollte ja wohl was heißen. Er konnte sich also vorstellen, was sie mit Lucifer getan hatte.
      Seine Augen glitten zu den Siegeln, zwischen denen mittlerweile ein großes Loch klaffte, wo Lucifer ganz offenbar mehr als nur zwei oder drei Extremitäten herausgerissen hatte. Schattenschlieren kamen wie Arme heraus und krallten sich an alle greifbare Materie in der Nähe wie Tentakel.
      „Was in aller Welt hast du hier angerichtet...?“, fragte Ferry, dessen Blick wieder zu den abgekauten Knochen und Lucifers verschmierten Gesicht gewandert war.
      Lucifer winkte ab. „Dem Chaos ein wenig nachgeholfen“, sagte er. Und grinste. „Und mich nebenbei auf die einfachste Art und Weise wieder verjüngt. Ist dir klar, wie viel Energie in den hier versiegelten Körpern steckt? Die Stärksten aus allen denkbaren Universen sind hier vereinigt und Sol ist nur ein kleiner von ihnen – wenn auch derjenige, der hier der Trendsetter war. Auf einmal kamen sie von überall her und jeder wollte helfen. Sol wäre richtig gerührt gewesen. Andererseits, na wer weiß, vielleicht hat er es ja mitbekommen. Aber das ist jetzt egal. Das Siegel ist mehr als nur einmal gebrochen. Aus den paar Jahren, die es noch gedauert hätte, bis das Chaos endlich freigesetzt ist, sind ein paar Stunden geworden.“ Lucifer grinste, als er ferry entsetztes Gesicht sah. „Hast du Angst vor dem Untergang? Ich finde den Gedanken eher aufregend.“ Und er drehte sich um, richtete sich das viel zu große Gewand so gut wie möglich und rückte das Diadem zurecht und sah die Tür hinauf. „Bald ist endlich alles zuende.“

      Wird fortgesetzt...
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    • Also wirklich. Wenn ich noch einmal höre, du hättest dich in Sachen Beschreibungen nicht verbessert, stecke ich dir persönlich ein Ding in die Nase 83

      Nein, mal im Ernst.
      Wenn ich ehrlich sein soll, gefallen mir alle Szenen mit Ferry von den Beschreibungen her mitunter am Besten. Die, in der er von Acrux verdrescht wird, gehört ganz oben mit dazu. Ich kann dir nicht genau sagen warum, aber ich finde, seine Situationen stellst du immer am Besten dar, irgendwie, weil du auch sehr auf Details eingehst *kann sich nicht ausdrücken*
      Wie auch immer.
      Ich bin nur in Sachen "gewöhnlichem" Fantasy wirklich eine Hilfe als Kritik, insofern vermag ich kaum was hilfreiches hier wiederzugeben xD; Ich mag diese Szene besonders gern. Eigentlich schon seit Vanessa ihre Kräfte wiederentdeckt hat.

      Au revoir
      Taya

      Always
      I wanne be with you
      And make believe with you

      [Blockierte Grafik: http://img408.imageshack.us/img408/4391/robotunicornattack238ks.jpg]
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    • Wow.
      Also ich finde den neuen Teil auch wieder genial. Das ist so richtig... kA, wie soll ich sagen, man bekommt ein richtiges Zittern vor lauter Vorfreude auf den großen Showdown.

      Und noch zu Deiner Frage, Du bist NICHT schlechter geworden, im Gegenteil, wenn Du mich fragst, hast Du Dich sogar noch gesteigert, Dich selbst übertroffen!

      Also, bitte, lass uns nicht zu lange auf den nächsten Teil warten, ja, ja, ja? *lieb guck*
    • Ähm okay...Ich hab in den letzten 2 Tagen deine Geschichte bis zu diesem Abschnitt durchgelesen und ich weiß jetzt gar nicht wo ich anfangen soll xD.

      Also erst ma: Die Geschichte find ich wirklich gut(Jaa sehr aussagekräftig^^), sonst hät ich sie nicht bis zu diesem Abschnitt fertig gelesen,weil ich im I-Net eigentlich keine größeren Geschichten lese...Ich hatte nie die Nerven zu,aber anscheinend hat mich deine Geschichte gepackt*g*.

      Also Schreibfehler will ich hier mal außer Acht lassen und versuch mich noch mal an Logikfehler zu erinnern, die mir aufgefallen sind...

      Einer war ziemlich am Anfang,bei der Jonas Perkins Sache...Weiß leider nicht mehr genau wo xD
      Er meint zu Perkins er würde ihn um 10 Uhr im Cafe treffen,aber als er dann bei Frau Jakobs klingelt ist es plötzlich schon viertel vor zwölf O_o

      Apropo Perkins: Ich weiß, für die Story eigentlich nicht mehr relevant,aber wo ist der abgeblieben? xD(Oder hab ich irgendwas überlesen?) Er wird ja jetzt nicht mehr verfolgt,aber trotzdem müsste ja eigentlich bei Tuomas noch ma aufm Anrufbeantworter sprechen^^

      Und ich frage mich warum Vanessa keine Angst vor Tuomas Augen hat oder sie zumindest nicht ungewöhnlich findet ?^^

      Also von den Charas gefallen mir Tuomas(der Kaffewahn und Zigarettensucht erinnern mich stark an eine Person in meinem Umfeld xD) und Vanessa am Besten. Mit Ferry konnte ich mich zuerst nicht so anfreunden,aber mittlerweile mag ich ihn irgendwie xD.Ein toller Künstler :ugly:

      Zum Schreibstil: Einfach klasse,mag ich total...Die ganzen Details... und die Dialoge zwischen Vanessa und Tuomas gefallen mir sehr.

      Die Szene im Supermarkt zwischen Tuomas und Sirius mochte ich irgendwie besonders,konnt ich mir gut vorstellen*g*.

      Na ja das du weiterschreiben solltst versteht sich ja von selbst^^ *gespanntbin*

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Carol ()

    • So, aufgrund langer Abstinenz hatte ich einiges nachzuholen, endlich mal viel zu lesen, yay! xD

      Äh ja, so im Großen und Ganzen kann ich nur noch zu dem, was bereits gesagt wurde, ergänzen (vor allem Si nimmt einem da meist schon alle Worte aus dem Mund... den Fingern, was weiß ich. oO)

      Besonders mag ich jedenfalls die Stelle, an der Ferry Lucifer wieder trifft, als fünfzehnjähriges Kind. Er/Sie/es ist wirklich sympathischer als je zuvor. xD (Ja, ich mag kranke Charas. xD) Anfangs war mir nur nicht ganz klar, woher die Verjüngung stammt, aber okay, das lag wohl an mir. oo"
      Das mit Acrux und den Erloschenen (omg, wollte fast "Herzlosen" sagen, da erkennt man mal wieder, wmit ich mein Wochenende verbracht habe. xD) war auch schön. ^^ Gäa is t3h P0wer. oOv
      Beschreibungen gefallen mir auch. ^^

      (Ich weiß, das war jetzt nur die Langversion von "Gut so, weitermachen", aber was solls... <<; )

      (PS: ich würde aber wirklich Jonas noch mal kurz erwähnen, auch wenn er nix zu tun hat, aber so wirkt es fast so, als hättest du ihn vergessen. ^^" )


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Neuer Abschnitt, viel Spaß. Es wird langsam aber sicher wirklich eng hier. xD


      [...]
      Tuomas und Sirius sahen genau in diesem Moment an der alten Villa hinauf. Der Garten war von Unkraut überwuchert und das Haus schien baufällig. Die Fensterläden hingen schief und klapperten im Wind, das Dach war an einigen Stellen zerstört, der weiße Marmor war grau und verdreckt. Es schien wie ein Haus in einem Horrorfilm. Es fehlte nur noch das Gewitter und die Blitze am Himmel.
      Tuomas streckte mit gerümpfter Nase die Hand nach dem verrosteten Gartentor auf und schob es quietschend auf. „Sieht irgendwie nicht ganz nach Lucifers Stil aus“, sagte er.
      „Entweder hat Lucifer ein altes Gebäude genommen und einen Realitätsfilter drübergelegt, sodass es aussah wie gut erhalten, oder das hier... oder das hier ist Gäas Werk“, murmelte Sirius an seiner Seite und trat auf den nur noch zu erahnenden Kiesweg, der auf das Haupttor zuführte. Tuomas steckte sich im Gehen eine Zigarette aus einer Packung an, die er sich eben in der Stadt gekauft hatte. Sein letztes Päckchen, das er jemals zu Gesicht bekommen würde, schätze er. Er würde es würdigen. Er inhalierte tief und sah dann noch einmal an dem baufälligen Haus empor, ehe er Sirius durch den verkommenen Vorgarten folgte.
      Die Haupttür klemmte, aber Sirius beseitigte das Problem, indem er die Hand auf das morsche Holz legte und es mithilfe seiner Kraft neben sich auf einen ordentlichen Stapel Brennholz verfrachtete. Tuomas gab sich unbeeindruckt und trat an ihm vorbei in die Eingangshalle. Es war dunkel und staubig und der Boden knarrzte und ächzte unter ihrem Gewicht.
      „Eigenartig“, sagte Sirius und öffnete ein paar von der Eingangshalle ausgehende Türen. „Er hätte uns schon lange bemerken müssen.“
      „Gäa... Quatsch, Vanessa hat gesagt, sie hätte ihn umgebracht, also denke ich nicht, dass er noch viel bemerken kann“, sagte Tuomas und wandte schnell den Blick ab, als er merkte, dass Sirius ihn anstarrte. Er schob die Hände in die Hosentaschen und schritt die ersten paar Stufen der Treppe in der Mitte des Raumes hinauf, blieb aber schon nach der fünften stehen. „Sirius“, sagte er leise.
      „Hmm?“
      „Wir haben Gesellschaft.“
      Sirius beeilte sich, zu Tuomas aufzuschließen – und blieb dann wie angewurzelt stehen. „Acrux?!“
      Auf der Treppe stand Acrux und starrte sie beide ungläubig und mindestens so erschrocken an, wie sie selbst auch zurückstarrten. Er trug noch immer seinen zerschlissenen und irgendwie schief sitzenden Anzug und auf den Armen ein langes, in ein weißes Tuch gehülltes Bündel. „Sirius?“
      „Genau der.“ Sirius blieb vorsichtig stehen, wo er war.
      „Und das ist...?“
      „Sol.“
      „Ja, das dachte ich mir. Was macht ihr hier?“
      „Wir suchen nach Lucifer.“
      „Ihr werdet ihn nicht finden.“
      „Warum nicht?“
      „Er ist verschwunden. Ich weiß nicht, was passiert ist.“
      „Gäa hat ihm fast all seine Energie entzogen.“ Die leise Stimme, die aus dem weißen Laken kam, war dünn und glockenklar wie die einer Elfe und brachte Sirius’ und Acrux’ angeregte Unterhaltung sofort zum Stillstand. „Er hat sich wahrscheinlich versteckt.“
      „Die... Stimme kenn ich doch“, murmelte Sirius nach einer kurzen Pause. Unter dem Laken bewegte sich etwas, und dann strich eine fast weiße Hand den Stoff beiseite. Suhail Hadar lugte zu ihm hervor wie jemand, der erwachsen geboren worden war. Sie blickte unsicher, als sie zuerst Sirius, dann Sol musterte. Acrux hatte sie fast komplett in einen Laken eingehüllt und trug sie sicher auf beiden Armen. Wahrscheinlich konnte sie noch nicht von alleine gehen.
      „Suhail Hadar...“ Sirius’ farblose Augen wurden ganz groß. „Aber du warst... du warst doch...“
      Acrux lächelte. „Gäa war das“, sagte er. „Gäa hat sie... und mich...“ Er brach ab, weil ihm die Freude die Sprache nahm.
      „Gäa hat dich von den Schatten zurückgeholt?“, flüsterte Sirius ungläubig. Suhail Hadar nickte und ein kleines Lächeln lag auf ihren roten Lippen.
      Oookay, Timeout!“
      Tuomas’ Stimme riss sie alle aus ihrem Bann, als er mit beiden Händen das obligatorische T formte, die Zigarette in den anderen Mundwinkel schob und sich dann auf die Treppe zwischen Sirius und Acrux stellte. „Sieht ja nach einem entzückenden Wiedersehen aus, hier“, stallte er fest, „aber wie so oft habe ich keine Ahnung, was hier vor sich geht, also könnte mich mal jemand aufklären?! Ich hatte mir eingebildet, ich wäre einigermaßen wichtig für den Ausgang dieser Geschichte, also würde es euch was ausmachen, mir mal zu erklären, was hier gerade eigentlich passiert?“
      „Äh, ja, also... Acrux, Suhail Hadar, das ist Sol, wie ihr... unschwer erkennen könnt.“ Sirius räusperte sich. „Sol, das sind Acrux und Suhail Hadar... Acrux war von klein auf Lucifer unterstellt, und Suhail Hadar ist seine Geliebte. Sie... gehören beide zu den Erlöschenden...“
      „Nicht mehr“, sagte Acrux. „Suhail Hadar war schon von uns gegangen und ich war auf dem besten Wege, ihr zu folgen, aber Gäa hat uns beide gerettet und uns das Leben wiedergegeben.“ Er strahlte wie ein kleiner Junge. Es war ewig her, dass er sich so erleichtert gefühlt hatte. Suhail Hadar in seinen Armen zog das Laken etwas enger um sich und nickte leicht.
      Tuomas merkte, dass ihm der Mund offen stand und klappte ihn wieder zu, ehe ihm noch seine Kippe aus den Lippen rutschte. „Das... das kann sie?“
      „Gäa kann, um es salopp auszudrücken, verdammt viel, ja“, sagte Sirius und nickte nachdenklich. „Es wundert mich aber, dass sie schon... über so viel ihrer Kraft verfügt. Ich glaube, wir haben ein Ass im Ärmel.“ Er grinste.
      „Oooh nein, nein, nein, Sirius“, sagte Tuomas und schüttelte energisch den Kopf, wonach er sich erst wieder die langen Haare ordnen musste, die ihm ins Gesicht geflogen waren. „Sie wird nicht kämpfen. Das werde ich nicht zulassen. Die Gewalt wirst du schön mir überlassen. Wenn mir jemand helfen wird, dann bist du das, aber sicherlich nicht Vanessa!“
      „Irgendwie kommt mir das bekannt vor“, sagte Sirius grinsend und rieb sich das Kinn. „Du hast dich nicht verändert.“ Er stockte und wurde dann langsam bleich. „Moment. Sagtest du, ich soll dir helfen?“
      „Wer denn sonst? Mane? Soweit ich das verstanden habe, kann er noch weniger als du. Außerdem soll er auf Vanessa aufpassen. Er kommt besser mit ihr klar als mit mir, und irgendjemand muss auf sie aufpassen. Wer weiß, was sie sonst anrichtet.“ Tuomas zuckte die Schultern. „Außerdem bist du der einzige, der den Durchblick hat. Insofern wirst du schön mitkommen. Oder hast du gedacht, ich laufe allein in die Höhle des Löwen?“
      „Ja... aber...“ Sirius war auf einmal sehr kleinlaut und sah hilfesuchend zu Acrux, der aber nur die Schultern zuckte.
      „Ich werde euch alle Daumen drücken“, sagte er. „Aber ausrichten kann ich nichts. Sol hat schon recht, wenn er sagt, dass du der einzige bist, der ihm helfen kann.“
      „Ich kann doch nichts!“, sagte Sirius verzweifelt. „Zumindest verglichen mit Sol!“
      „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung“, sagte Tuomas und schob Sirius dann die Treppe herunter. „Und jetzt raus hier. Wenn Lucifer nicht hier ist, haben wir hier nichts zu suchen. Ihr zwei solltet auch raus hier. Ich werde mich um das Gebäude kümmern.“
      Er scheuchte Sirius und Acrux aus dem Haus und dem Grundstück, sagte Sirius, er solle nicht einmal daran denken, sich jetzt zu verpissen, und schlenderte dann langsam zum Grundstück zurück. Er blieb vor der Treppe stehen, rauchte seine Zigarette in Ruhe zu Ende, schmiss sie auf den Boden und trat sie aus, was er selbst für ziemlich ironisch hielt.
      Dann setzte er alles in Flammen. Das Feuer wurde mit unglaublichem Druck durch alle Flure gejagt, in jedes Zimmer und jede Ritze, riss die losen Fenster und Türen mit sich und leckte gierig und hungrig über das alte Holz, fraß es und vermehrte sich rasend. Es waren nur Sekunden, bis das ganze Gebäude lichterloh brannte.
      Tuomas stand inmitten des Feuers und klopfte eine Flammenzunge an seinem Ärmel aus. Wenn Lucifer doch noch hier irgendwo gewesen sein sollte – jetzt war er es nicht mehr.
      Er verließ das Haus, das langsam hinter ihm zusammen brach, und kehrte zu Sirius und Acrux zurück, die vor dem Gartentor standen und stumm in die Flammen blickten.
      „Das wäre auch erledigt“, sagte Tuomas. „Lasst uns gehen, ehe irgendwer auf die Idee kommt, her zu kommen.“
      „Ich komme nicht mit euch“, sagte Acrux, der noch immer Suhail Hadar auf den Armen trug. Entweder war sie sehr leicht, oder er sehr stark, denn ihr Gewicht schien ihn nicht im geringsten zu stören. „Aber ich wünsche euch viel Glück.“
      „Du warst doch auf Lucifers Seite, oder etwa nicht?“, fragte Tuomas ruhig. Er drehte eine Zigarette zwischen den Fingern, ohne sie anzustecken. Er wusste nicht, ob er sie sich noch etwas aufsparen sollte.
      Acrux nickte leicht. „Ja“, gab er zu. „Ja. Bis wir Gäa begegnet sind. Ich hatte alle Hoffnung verloren und mir war egal, was Lucifer tun würde, weil es für mich eh zu spät war und mich nichts am Leben gehalten hat. Aber jetzt...“ Er sah zärtlich zu Suhail Hadar hinab, die mit halb geschlossenen Augen vor sich hinstarrte. Wahrscheinlich war sie eingeschlafen, trotz des Lärms. Sie musste ihre Kräfte sammeln. „Bitte gewinnt. Lucifer war wahnsinnig, das wissen wir alle.“ Er sah Tuomas ernst an. „Du erinnerst dich vielleicht an nichts, Sol. Aber du hast das Chaos schon einmal versiegelt. Du kannst es noch einmal tun. Du musst nur an dich glauben.“
      Tuomas winkte ab. „Wird schon, irgendwie“, sagte er, auch wenn er sich da nicht so sicher war. „Also dann... Genieß das Leben, schätze ich. Wer weiß, wie lange du davon noch hast. Sirius, wir gehen.“ Er drehte sich um, steckte sich die Zigarette dann endlich in den Mund und entzündete sie. Sirius verabschiedete sich hastig von Acrux und schloss dann zu Tuomas auf.
      Als die Feuerwehr und die Polizei an Lucifers Villa eintrafen, waren die Sterne schon lange verschwunden. Man konnte sich den Brand nicht erklären, aber es kümmerte auch niemanden besonders – das Haus hatte immerhin schon lange leer gestanden...
      „Du brauchst eine Waffe“, sagte Sirius irgendwann, als sie in der Straßenbahn saßen und auf dem Weg zurück zur Stadtmitte waren, wo Mane und Vanessa auf sie warteten.
      „Waffe?“, wiederholte Tuomas. „Hm. Na ja, es wäre nicht das erste mal, eine 9mm hab ich schon mal in den Händen gehabt, ich könnte auch dran kommen, wenn ich es drauf anlege, aber ein wirklich guter Schütze bin ich nicht. Warum lachst du?“
      „Du glaubst ernsthaft, dass eine normale Waffe etwas gegen das Urchaos anrichten kann? Eine Knarre? Die gerade mal Schallgeschwindigkeit schafft? Mach dich nicht lächerlich.“
      Tuomas schnaubte leise. „Was weiß ich denn! Ich weiß ja nicht mal, gegen was genau ich da kämpfen soll. Geschweige denn, wie überhaupt.“
      „Das weiß niemand so genau, das ist das Problem“, sagte Sirius langsam. „Außer dir, Lucifer und einer Handvoll anderen war niemand dabei, als du versiegelt wurdest.“
      „Also, Lucifer ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tot oder abgehauen... und wo ist diese Handvoll anderer?“ Tuomas rieb sich das Nasenbein und wusste, was Sirius sagen würde.
      „Zu feige, um sich einzumischen? Ich weiß es nicht. Vielleicht nicht einmal auf der Erde. Ich weiß es nicht. Es gibt auf der Erde einige kleinere Sterne, so in der Kategorie von Mane, Acrux und mir, aber die Großen...“ Er brach ab und starrte aus dem Fenster. „Nein, da müssen wir wohl allein durch. Und du brauchst eine Waffe.“
      „Wie wär’s mit meinem Feuer? Es ist das Stärkste, was ich habe.“ Tuomas betrachtete seine Finger. Ob er damit die anstehende Vernichtung verhindern konnte, wusste er nicht. Generell hatte er keine Ahnung, was er wie tun sollte. Aber zur Abwechslung schien auch Sirius ziemlich unsicher.
      „Wir werden jetzt erst mal Gäa und Mane suchen“, sagte Sirius seufzend. „Und dann sehen wir weiter.“
      „Hör auf, sie Gäa zu nennen“, brummte Tuomas. „Ich werde sie da nicht hinein ziehen. Sie hat das nicht verdient.“
      „Sol, ernsthaft, hör mal... Gäa ist stärker als du, sie kann...“
      Sei still. Ich will ihren Namen im Zusammenhang mit dieser Sache nicht ein einziges Mal hören, oder du bist zeit deines Lebens so hübsch gewesen!“, knurrte Tuomas und starrte dann mit gerunzelter Stirn aus dem Fenster. Sirius schluckte leise und sah zu Boden. Sie redeten nicht mehr miteinander, bis sie Mane und Vanessa fanden.

      Wird fortgesetzt.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Welche Fragen denn? xD
      Dann kann ich dir sagen, ob sie beantwortet werden. :3
      (Außerdem interessiert es mich persönlich... xD)
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    • Entweder schreibe ich zu schnell, oder ihr antwortet zu langsam.
      Ein paar mehr Kommentare täten meiner Seele übrigens gut! xD;

      [...]

      Ferry hielt einen recht großen Sicherheitsabstand zu dem Kind, das Lucifer war und betrachtete sowohl den eigenen, als auch Lucifers Körper mit einer Art neugierigem Entsetzen, das kalt im Magen lag wie ein Eisklumpen und seine Brust verschnürte wie Rauch.
      Lucifer hatte sich einfach auf den Boden gesetzt und die Arme verschränkt. Er wirkte wie ein kleiner Junge, der Anfang Dezember beschloss, die Zeit bis Weihnachten mit einem Sitzstreik zu überbrücken.
      Und er wurde immer jünger.
      Anfangs hatte Ferry es kaum gemerkt, aber irgendwann war Lucifers Diadem auf den Hals gerutscht und der Stoff endgültig von seinen Schultern. Sein Gesicht wurde immer kindlicher, sein Körper immer schmäler und gebrechlicher. Nichts, aber auch gar nichts war von dem einst so stattlichen, stolzen Männerkörper übrig geblieben – obgleich Lucifer nach wie vor ein schwaches Licht ausstrahlte und noch immer unnormal hübsch war. Ferry hätte ihn ganz einfach an den Füßen packen und gegen die Tür schlagen können, bis ihm der Schädel platzte.
      Aber er wusste, dass der Schein trog – oder glaubte es zu wissen.
      Was ihn selbst, Ferry, betraf, so wurde er immer weiter von den Schatten gefressen. Seine Arme waren mittlerweile bis zu den Ellen schwarz verfärbt, ebenso wie seine Unterschenkel. Sein Gesicht sah am furchtbarsten aus, schwarze Streifen zogen sich vom Mund aus über die Haut, als hätte man ihn mit dünner Wasserfarbe angemalt. Wenn die Schatten auf seinem Körper wenigstens endgültig schwarz sein würden – aber das waren sie nicht, sie waren grau und verdickten sich erst langsam weiter. Ferry würde langsam verlöschen.
      Ferry war auf dem linken Auge blind, nachdem die Schatten es erreicht hatten. Er spürte seine Zunge nicht mehr und hatte jegliche Versuche, zu sprechen, vollkommen eingestellt. Er stand da, ein wenig von Lucifer und der Tür entfernt, und war nichts weiter als ein Schatten seiner selbst. Der bemalte Ärmel seiner Zwangsjacke, die er nicht ausgezogen hatte, seit er der Anstalt entkommen war, hing leblos neben ihm. Irgendwo tat es Ferry Leid, sich nicht von Herrn Schlange verabschiedet zu haben, aber dachte, dass sein Freund dafür Verständnis haben würde.
      Seine Selbstironie überraschte ihn und tat ihm gleichermaßen weh.
      Ferry stand da und verlosch, und am schlimmsten war, dass er noch bei vollem Bewusstsein war. Sein Körper war nun nichts mehr als eine beschränkte Hülle für seinen Geist, der auf den Körper hinabstarrte und genau wusste, wenn er nichts unternahm, war es das Ende – und genauso wusste, dass er nichts unternehmen konnte.
      Das ist das Ende, dachte Ferry, als ihm das Augenlicht komplett schwand und er spürte, wie seine Knie zu zittern und zu zucken begannen, als sich die Schatten über seine Knie hinweg zur Körpermitte zogen und sein Gewicht nicht mehr lange halten würden.
      Er war selbst überrascht, wie einfach es jetzt war, endgültig zu resignieren. Aber nun, wo sein Körper keine Gefühle mehr wahrnahm und alles nur noch ein Brei... was blieb ihm denn noch? Und er hatte so lange versucht, diesem Augenblick zu entfliehen. Er hatte betrogen und gemordet und war wie mit Scheuklappen vor seinem Schicksal davongelaufen, aber vor den Schatten gab es letztlich doch kein Entkommen. Rings um ihn waren seine Freunde und Bekannten erloschen, darunter auch Suhail Hadar und Acrux – und nachdem Suhail Hadar, die um einiges jünger gewesen war als er, so fürchterlich von Acrux hatte gehen müssen, der sie bis zum letzten in den Armen gehalten hatte, bis ihm nichts weiter als schwarze Schatten geblieben waren, war Ferry, war Alpheraz, erst richtig blind vor Angst geworden.
      Bis zum letzten hatte er ausgehalten.
      Jetzt gab er diesen sinnlosen Kampf auf.
      Lucifer öffnete ein Auge, als Ferrys Körper ein paar Schritt weiter zusammenklappte. Acrux hatte behauptet, Alpheraz hätte ihm gefährlich werden können, aber nachdem Lucifer seine Jugend und Zuversicht wiedergewonnen und gesehen hatte, dass Ferry fast ganz verloschen war, hatte er jegliche irrationale Angst beiseite geschoben. Dieses Flämmchen in der Dunkelheit konnte gegen sein eigenes, loderndes Feuer nichts ausrichten.
      Und jetzt war es also vorbei.
      Lucifer erhob sich und schwankte. Seine Beine waren dürr und seine Gewänder waren schwer, was ihm das erste Mal auffiel. Nichts saß mehr an seinem Platz, Lucifer hätte sich ebenso gut in drei Bettlaken einwickeln können, er sähe kaum würdevoller aus. Sein Diadem trug er mittlerweile eher als Halskette und er musste den Stoff mit beiden Händen raffen und Teil hinter sich herschleifen, als er zu Ferry hinüberwankte.
      Er streckte einen bleichen Kinderfuß unter den Gewändern hervor und trat Ferry in die Seite, was ihn fast zu Fall brachte. Ferrys Arm zuckte, dann blieb wieder alles still.
      „So ist es also, wenn man verlischt“, murmelte Lucifer und ließ sich ungalant neben Ferry auf den Boden fallen und wuchtete Ferrys fast zwei Meter großen Körper auf den Rücken und erschrak, als er das Gesicht sah: Die Haut war schwarz verfärbt, als hätte Ferry Farbe in den Adern gehabt, kein Blut. Sein Mund, ein schwarzes, klaffendes Loch, war einen Spaltbreit geöffnet, als hätte Ferry noch etwas sagen wollen, ehe die Muskeln erkaltet waren.
      Nur die Augäpfel waren weiß geblieben, und in ihnen starrten schwarze Augen in das Nirwana, zu dem Lucifer alles verdammen – oder erlösen – wollte.
      Lucifer schluckte leicht und ein harter, kalter Schauder ließ seinen schmächtigen Körper erzittern. Er war alt, sehr alt, aber er hatte niemals gesehen, wie ein Stern verlosch.
      Zwar hatte er schon immer Acrux um sich gehabt und auch seine drei treuen Begleiter, aber Acrux war doch trotz allem noch im Anfangsstadium gewesen und so unangenehm Lucifer die Erloschenen auch immer gewesen waren – er hatte nie gesehen, wie sie gegangen waren.
      Auf einmal überkamen Lucifer Zweifel. Schwarze Angst umfasste ihn, als tauche er in Eiswasser ein und würde von seinen Gewändern, golden und strahlend, in den Abgrund gezogen.
      Er fühlte sich hilflos und einsam, und seine Glieder bebten vor Angst und innerer Kälte. Heiße, panische Tränen rannen über seine bleichen Wangen, tropften zu Boden und er krallte seine dünnen Finger in die Handballen.
      Er war ein Kind, das Angst vor der Dunkelheit hatte und das mitten in der Nacht allein in seinem Zimmer aus einem Albtraum erwachte und nun die Monster in seinem Zimmer sah.
      Und als ihm das klar wurde, stieß er Ferrys Körper mit einem Aufschrei von sich und kam auf die Beine, aber eher er davonlaufen oder aus dieser Ebene der Welten verschwinden konnte, packten ihn schwarze Fangarme aus Schatten und verschlangen ihn und Ferrys leblosen Körper.
      Dann war alles still.
      Und dann, unter einem lauten Aufstöhnen, brach jedes Siegel ab, das die Tür zusammengehalten hatte. Knochen barsten, Fleisch riss auseinander und schwarze Schatten brachen hinter der Tür hervor und verschlangen alles. Die Tür brach auseinander, zerrissene Siegel und Feldbrocken schlugen zu Boden, alles erbebte.
      Als sich die schwarzen Schatten etwas gelichtet hatten, stand inmitten der Trümmer eine Gestalt.
      AH, sagte sie. WIR SIND.

      ~
      Ende des achten Kapitels.
      Fortsetzung folgt...
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    • Ferrys Tod ist genial. ^^b Auch die Dialoge mit Tuomas und Sirius find ich mal wieder ziemlich gut (auch wenn der Satz "Du musst nur an dich glauben" von Acrux mir etwas zu sehr klischeehaft anmutet und in mir ständig das Bild eines Pokémon-Trainers hervorruft. :ugly: )
      Lucifers letzte Momente gefallen mir auch, die Szene ist originell und nicht die übliche Nain-ich-bin-unbesiegbar-Sterbeszene des klassischen Schurken. *lol* Gut so, Daumen hoch. ^^


      Es heißt btw. "Felsbrocken" und nicht "Feldbrocken", nur so nebenbei. xD

      Ansonsten nix zu meckern, weiter so. ^^ *Chaos sehen will*


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Soweit habe ich dir über ICQ ja alles gesagt. Nur irgendwie ist für mich die Szene, in der die Siegel abbrechen viel zu kurz. Irgendwie so "Hier bricht was ab, da reißt was auseinander und schwupps, steht da jemand". Ausführlicher geschrieben würde mir das besser gefallen, aber ansonsten hast du dich, wie gesagt, sehr verbessert (und ich finde immer noch, dass die Szenen mit Ferry mitunter die besten Beschreibungen haben)
      Auch das Lucifers arrogante Art verschwindet, gefällt mir. Da freut man sich richtig xD;

      Ich erwarte das Finale x3~

      Au revoir
      Taya

      Always
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von -Marin- ()

    • ah, wunderbar spannend^^

      ich finde den kompletten abschnitt toll, vor allem die beschreibung wie ferry erlischt. allerdings...kommt es mir jetzt ein wenig unlogisch vor. als acrux und lucifer (damals war es glaub ich zuerst die weibliche seite, lucretia, richtig?) sich das erste mal in der geschichte trafen hieß es doch dass ferry noch etwa ein paar millionen jahre zu leben hätte (oder so ähnlich) und das chaos in vielleicht 5 jahren ausbrechen würde. anfangs fand ich das sehr glaubwürdig dargestellt, schließlich ist die lebensdauer von sternen sehr lang...aber gegen ende hast du ein paar gänge hochgeschaltet und das ganze ein wenig verkürzt, hab ich den eindruck^^


      mir gefällt auch die personifiziereung (lol...aber wie soll ich es anders beschreiben? xD) des chaos und da kommt mir eine andere frage: ist die erde auch so eine person?^^


      nun, ich hoffe ich habe deiner seele was gutes getan und du kannst dein tempo gerne einhalten, dann krieg ich auch keine entzugserscheinungen
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      ...in that case, can we just skip the talking and fight already? - NO!
    • Original von Rayne
      als acrux und lucifer (damals war es glaub ich zuerst die weibliche seite, lucretia, richtig?) sich das erste mal in der geschichte trafen hieß es doch dass ferry noch etwa ein paar millionen jahre zu leben hätte (oder so ähnlich) und das chaos in vielleicht 5 jahren ausbrechen würde.

      Jaah.. das mit Ferry muss ich überarbeiten, stimmt schon. ^^" Es sind einige Dinge drin, die sich im verlauf der Story geändert haben, das ist normal.
      Aber: Was die fünf Jahre bis zum Ausbruch des Chaos angeht, das habe ich erwähnt: Lucifer hat in einem der vorangehenden Abschnitte das Siegel weiter beschädigt und daruch den Ausbruch bis auf "einige Stunden" vorgezogen.

      ist die erde auch so eine person?^^

      *lol* Ehm. Ja. Aber gut, das siehst du dann... xD;
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