Das Chaos

    • Ihr erinnert euch?
      Gut.



      »Chaos entstand von allem zuerst.«
      Aristoteles, Metaphysik

      Prolog
      Dunkelbau schimmerte Wasser, soweit das Auge reichte. Licht spiegelte sich in den ruhigen Wellen, deren Fluss seit Zeitaltern von keiner Bewegung, keinem Windstoß aus ihrem Rhythmus gebracht worden war. Die ganze Oberfläche war von Wasser umhüllt, das hüfthoch über dem sandigen Boden plätscherte.
      Würde man diesen Stern von weit, weit entfernt bei Nacht beobachten, neben all den anderen, wäre er das hellste Licht am Himmel.
      An drei mächtigen Säulen hatte man das Licht dieses Gestirns gebunden, den Wächter. In all der Dunkelheit des Alls leuchtete sein Körper, flutete das Wasser mit Licht. Doch sein Hals und seine Arme waren in Ketten gelegt, sein Körper durch das ewige Wasser ermattet und seine Kraft abgestumpft. Seit Ewigkeiten hatte er sich nicht bewegt, hing leblos da, das lange Haar versank im Wasser.
      Bis zur ultimativen Vernichtung, allen Endes und Anfangs, sollte der Wächter gefesselt ausharren.
      Und nun lösten sich seine Fesseln.




      DAS CHAOS


      Kapitel 1
      Tuomas


      Tuomas Valentin saß auf einem Häuserdach und rauchte. Nachdenklich blies er den grauen Rauch durch die Nase und beobachtete, wie die dünnen Schleier vom Wind zerrissen und davongeweht wurden.
      Es war eine ruhige Nacht und die Stadt lag still da. Hier, in den Nebenstraßen, war sowieso um diese Uhrzeit nichts mehr los. Der Wind war kühl und angenehm, die Luft roch nach dem kommenden Regen, der Mond am Himmel war groß und golden. Tuomas mochte diese Nächte; sie trugen etwas unterschwellig Bedrohliches mit sich.
      Seine Lippen bewegten sich tonlos, als er im Kopf ein Lied sang und sich fragte, was ihm diese Nacht wohl noch bringen würde. Er lebte für den Augenblick. Seine Zukunft ließ er kommen, die Vergangenheit gehen. So hielt er es seit Jahren. Bisher hatte es ihm weder etwas gebracht noch geschadet.
      Ein warf einen Blick auf die Armbanduhr, die er, obgleich er Rechtshänder war, am rechten Handgelenk trug. Halb fünf in der Früh. „Scheiße“, seufzte er leise und schnippte seinen Zigarettenstummel in die Tiefe. „Ich brauch jetzt ’nen Kaffee.“
      Er erhob sich, schritt gemächlich zum Rand des Schieferdaches und blickte sich um. Hier waren keine Fenster mehr hinter geschlossenen Rollos und vorgezogenen Vorhängen erleuchtet, niemand war mehr wach, kein Auto fuhr vorbei. Tuomas schob seine Hände in seine Hosentaschen und ließ sich fallen.
      Jeder andere wäre gestorben. Aber Tuomas war nicht wie jeder andere, und das wusste er. Ein Sprung aus dieser Höhe brächte ihn nicht einmal um, wenn er kopfüber aufkäme.
      Er landete wie eine Katze auf den Füßen und federte seinen Aufprall in den Knien ab, ohne die Hände aus den Hosentaschen genommen zu haben. Er blickte die Straße hinauf und hinab, aber niemand war zu sehen. Nur die Straßenlaterne an der Ecke flackerte.
      Er machte sich auf den Weg zur nächstbesten Tankstelle.
      Tuomas war keineswegs eine alltägliche Gestalt, aber nicht so auffällig, dass die Menschen skeptisch wurden. Gekleidet war er wie eine abstruse Mischung aus Punker, Rocker und Goth – seine graue Jeans war zerschlissen und löchrig, die Nietengürtel und Ketten um seine schmale Hüfte klirrten bei jedem Schritt leise. Seine schwarzen Converse waren bis zur Ausdünnung abgetragen, ebenso der hellgraue, knielange Stoffmantel, der wirklich schon bessere Tage gesehen hatte.
      Aus einer Gesäßtasche friemelte Tuomas seine zerknitterte Zigarettenpackung, schob sich eine Kippe zwischen die Lippen und zündete sie an; eine kleine Flamme züngelte seinen Finger entlang und schon glimmte der Tabak in der Dunkelheit auf. Tuomas inhalierte, hielt einen Moment die Luft an und seufzte dann.
      Die Tankstelle war eine Oase weißen, künstlichen Lichtes in der Nacht und bis auf die Verkäuferin menschenleer, als Tuomas das Grundstück betrat. Die Türflügel surrten leise, als sie sich öffneten und ihn einließen. Es war warm in dem kleinen Supermarkt, die Luft war trocken und roch nach lange gelagerten Lebensmitteln und Autozubehör. Die junge Frau hinter der Theke erwachte aus ihrem Halbschlaf, als er an sie herantrat.
      „Haben Sie Espresso?“, fragte er und schob einen zerknitterten Geldschein über den Tresen. Auf ihr Nicken hin fügte er hinzu: „Mit viel Zucker.“
      „Was machen Sie um diese Uhrzeit noch hier draußen?“, fragte die Verkäuferin redselig und schob einen Pappbecher unter die Espressomaschine. „Es ist echt selten, dass um diese Uhrzeit noch wer vorbeikommt... Zwei fünfzig macht das.“
      Tuomas nahm den Becher, ignorierte die sengende Hitze, ließ ihr den Geldschein ohne Wechselgeld zurück und trank seinen Espresso schon aus, ehe er aus dem Laden war.
      Aus der Dunkelheit draußen kam ein junger Mann auf den Supermarkt zu und Tuomas blieb stehen, um die Türe nicht zu verstopfen, trank den letzten, kleinen Schluck Espresso und warf den Pappbecher dann in den langsam überquellenden Mülleimer neben sich, als der Mann endlich ein Dankeschön nickend an ihm vorbeitrat. Einen Moment lang saugte sich Tuomas’ Blick an der dunklen Sonnenbrille des Mannes fest, bis er entschloss, dass es ihn nichts anging, ob ein Fremder nun um fünf Uhr nachts eine Sonnenbrille trug oder nicht.
      Es war an der Zeit, nach Hause zu gehen.

      Tuomas’ Wohnung lag etwas außerhalb der Stadt. Mit der Straßenbahn, die um diese Uhrzeit weder kontrolliert noch viel genutzt wurde, war er gut und gerne eine halbe Stunde unterwegs, aber das störte ihn nicht. Er mochte es, in der Bahn zu stehen und nach draußen zu sehen, solange, bis er aussteigen musste. Von der Haltestelle waren es nur noch wenige Schritte bis zu dem Wohnhaus, in dem er seine kleine 2-Zimmerwohnung hatte.
      Er machte im Treppenhaus kein Licht, und auch in seiner Wohnung selbst nicht, schmiss nur den Mantel auf die Garderobe, den Schlüssel auf eine Ablage und trottete den kleinen Flur entlang, an dessen Ende das penetrante Blinken des Anrufbeantworters seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.
      Eine neue Nachricht in den letzten vierundzwanzig Stunden. Sowas, er war ja richtig gefragt...
      Er tippte auf den blinkenden Knopf, ging dann in die Küche und suchte nach einer unbenutzten Kaffeetasse, während ihm sein Anrufbeantworter die Aufnahme einer sonoren, älteren Männerstimme vordudelte. „Guten Tag, Herr Valentin.“
      „Nicht der schon wieder“, erklang Tuomas’ Stimme aus einem seiner Schränke, in den er sich gebeugt hatte und noch eine Tasse vermutete.
      „Ich habe“, schnorrte der Anrufbeantworter ungerührt, „schon mehrmals versucht, Sie zu erreichen, aber Sie waren wohl außer Haus. Ein neuer Auftrag vielleicht?“
      „Selbst wenn, was geht dich das an?“ Tuomas zog sich aus dem Schrank zurück, stieß sich dabei den Kopf und stellte dann fluchend die Tasse unter seine Espressomaschine, die ihm surrend seinen Kaffee ausspuckte.
      „Wie Sie hoffentlich schon gesehen haben, ist Ihnen das Geld für unseren letzten Klienten pünktlich gebracht worden“, fuhr das Tonband unbeirrt fort. „Ich möchte Ärger mit Ihnen vermeiden, wie Sie wissen. Melden Sie sich, wenn etwas nach Ihrer Unzufriedenheit verlaufen ist, und ich werde Sie entschädigen!“
      „Hör auf, mich anzurufen, verdammt noch mal.“ Tuomas schaufelte sechs gut gehäufte Löffel Zucker in seinen Kaffee und fragte sich, warum er sich die Mühe machte, mit seinem Anrufbeantworter zu reden. Wahrscheinlich war er wirklich vereinsamt in den letzten Jahren.
      „So weit, so gut. Herr Valentin, ich habe einen weiteren Auftrag für Sie.“
      „Ach was, so ein Zufall.“ Tuomas ließ sich auf einen klapprigen Küchenstuhl sinken und rührte in seinem Kaffee, während er zuhörte.
      „Ich möchte, dass Sie am dreiundzwanzigsten dieses Monats in mein Büro kommen, gerne wieder gegen Mitternacht, wie Sie es bevorzugen. Ich werde da sein. Ich möchte am Telefon nicht allzu detailliert werden, aus Sicherheitsgründen, wie Sie sicher verstehen.“
      Meine Leitung wird nicht abgehört“, grunzte Tuomas und kippte seinen Kaffee, stand dann auf und würgte dem Anrufbeantworter das Wort ab, als er ihn abschaltete. „Alter Mann, du hast zu viele Feinde. Ich glaube nicht, dass ich einen zweiten Auftrag für dich ausführe. Es sei denn, ich kaufe mir eine wirklich teure Spülmaschine von deinem letzten Geld.“ Sein Blick fiel auf den schwarzen Lederkoffer, der sporadisch unter seiner Garderobe stand und kaum beachtet worden war, seit er den Besitzer gewechselt hatte. Tuomas ergriff den Henkel und stellte den Koffer auf den Küchentisch, öffnete die beiden Zahlenschlösser und betrachtete die Geldscheine, die, hübsch gebunden und gestapelt, nebeneinander auf dem dunklen Innenfutter ruhten und auf Benutzung warteten. Fünfstelliger Betrag in kleinen Scheinen. Davon würde es sich eine Weile leben lassen, fand Tuomas, und eine Spülmaschine war auch drin. Er hatte nämlich keine Lust mehr, den angetrockneten Kaffee in seinen Tassen per Hand abwaschen zu müssen. Neue Schuhe könnte er sich auch kaufen. Tuomas sah hinab auf seine abgetragenen Turnschuhe, deren Spitzen unter der abgewetzten Schlaghose hervorlugten. Seit mehreren Jahren trug er seine schwarzen Converse jeden Tag, bei jedem Wetter. Er entschied sich gegen neue Schuhe. An manchen Dingen hing sein Herz dann doch. An seinen Tretern eher noch als eingetrockneten Kaffeeresten.
      Tuomas ließ den Koffer zuklappen und ließ ihn unbeachtet auf seinem Küchentisch liegen, als er sich seine Schuhe auszog, irgendwo im Flur in eine Ecke warf, dann in sein kleines Schlafzimmer ging, seine Kleidung auszog und auf seinen Sessel warf, um ins Bett zu kippen, sich unter seine Bettdecke zu wühlen und ein paar Stunden leichten Schaf zu finden.


      To be continued...
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Also ich mag Mr.Valentin ^^

      Beim einzigen Rechtschreibfehler den ich gerade gefunden habe, handelt es sich um ein Schaf.
      *L fehlt*

      Jedenfalls ist es sehr gut und vor allem flüßig geschrieben.
      Nur eine Frage noch, hat Tuomas die Zigarette einfach mit nem Feuerzeug oder anders entzunden?
      *nicht ganz klar verstanden hat*

      "Time passes, people move... Like a river's flow,it never ends... A childish mind will turn to noble ambition... Young love will become deep affection... The clear water's surfacereflects growth...
      Now listen to the Serenade of Water to reflect uponyourself...."


    • Original von korgusan
      Yay for Chucks. *mal sein schwarzes Paar streichel* ^^"

      Wir und Tuomas können im Partnerlook gehen! xD
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • @FoWo: Wow! Das ist wirklich toll... Ich konnte mir alles bildlich vorstellen.... wirklich toll beschrieben....
      Einen kleinen Fehler, außer das mit dem "Schaf" habe ich schon efunden, aber JETZT finde ich ihn nicht wieder *heul*... ist aber auch nur ein Tippfehler (und die hbe ich selbst immer reichlich XD)

      Achja! Vielleicht irre ich mich ja, aber müsste nicht um 5 Uhr morgens die Tankstelle noch geschlossen sein bzw. der Nachtschalter offen haben?
      Ist natürlich auch so ok... :D

      *begeistert bin*

      MEHR!!! ^^

      PS: Die Person, die dich geworben hat, hat nicht gelogen.... *gg*
      Original von Albert Einstein
      Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern, als ein Atom.


      Thema: Logik?
      treff noch viele ab und zu, aber so mit treffen eher nicht

      -----------------------------------------------
      :D Grüsse: Audi, AstartusSavall, Lord Voldemort, Acrobat reader, Zelda2, Rooro und taya-chan (die leider nicht mehr da ist *heul*)
    • Ist schön zu sehen, dass du sogar ab und zu ansatzweise auf mich hörst. xD

      Tuomas ist mir natürlich sehr sympathisch, genauso wie die ganze Szenerie. <3 Bin ja, wie du weißt, gespannt wie ein Flitzebogen, was du aus der Story machst. ^^

      Wie Phael finde ich aber den ersten Satz von Kapitel 1 etwas... nun ja, nicht plump, aber zu.. schnell. Vielleicht solltest du nicht sofort erwähnen, dass er auf einem Häuserdach sitzt. oO Keine Ahnung, nur so ein Gefühl...
      Und das leichte Schaf natürlich. :ugly:

      Aber bitte, ist ja schon ein feiner Anfang - da steckt viiieeel Potential drin,also mach was draus! :dance:


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Ich finde diese direkte Einleitung sogar sehr symphatisch. Genauso hab ich es gerne, wenn Geschichten beginnen. Mittendrin. *toll find* ^^
      Und ja, irgendwie stelle ich ihn mir ja vor wie meinen Exschulkameraden Markus, ein Punk. Ich finds toll oOv

      Muss man die Geschichte im Link vom Anfang gelesen haben, um sich auszukennen? OO;
      "Gurr, schnurr, brumm!
      Wer spielt da an mir herum?"
    • Hey,tolle geschichte xD
      Vor allem weil man sich beim durchlesen gleich so viel denken kann,und du trozdem noch nicht viel verätst.
      mehreren Jahren trug er seine schwarzen Converse jeden Tag, bei jedem Wetter.

      Er muss sehr vorsichtig sein,bei mir sind die Dinger nach 2 Jahren kaputt xD
    • So. ^^
      Ich bin in erster Linie froh, dass meine ersten beiden Abschnitte so gut angeommen sind, muss den kritikern aber sagen, dass ich den ersten Satz so lassen werde. ^^
      Trotzdem freu ich mich natürlich Über Verbesserungsvorschäge. :3
      Weiter geht's also!


      [...]
      Vor ein paar Tagen erst hatte es in einer ansässigen Firma einen Großbrand gegeben. Alle Zeitungen waren noch immer voll davon. Alles war abgebrannt, Schaden in Millionenhöhe war entstanden, viele Verletzte hatte es gegeben, aber nur zwei Tote; der Firmenchef und sein engster Vertrauter hatten sich nicht mehr rechtzeitig retten können. Nur ihre Überreste hatte man gefunden und mit Mühe identifiziert. Die Polizei hatte von Bandstiftung gesprochen, doch man hatte bisher keine Indizien dafür gefunden. Es hatte die Feuerwehr die ganze Nacht gekostet, den Brand zu löschen. Die Hölle war los gewesen in jener Nacht.
      Nur Tuomas hatte auf einer Bank gesessen, geraucht, und seinen Flammen lächelnd zugesehen.
      Er verstand seine Arbeit.
      Jeder, der mit einem Auftrag zu ihm kam, hatte Tuomas’ Bedingungen zu akzeptieren; nämlich dass er die Regeln bestimmte. Die meisten Menschen dachten doch in Hollywoodseifenschaum, wenn sie das Wort ‚Auftragskiller’ hörten; sie dachten an Waffen und Schießereien und das ewige Vesteckthalten des Hitman. Niemand würde in Tuomas einen Auftragsmörder sehen, so schweigsam und grimmig ein eigenbrötlerisch er auch war.
      Je nach Schwierigkeitsgrad der Aufträge stieg die Summe, die Tuomas verlangte, und die war selbst bei den einfachsten Fällen immer im vierstelligen Bereich. Menschen verlangten von ihm, andere Menschen umzubringen, damit sie selbst keine blutigen Hände hätten. Sie ließen ihn die Drecksarbeit machen, und eigentlich ging das Tuomas gehörig gegen den Strich. Also sollte zumindest der Geldbeutel der armen Narren bluten. Außerdem konnte Tuomas sich so einen gewissen Reichtum zusprechen und bei seinen Angeboten wählerisch sein.
      Deswegen hatte er auch keine Lust, aufzustehen, als gegen neun Uhr morgens sein Telefon zu klingeln begann, als wolle es die Apokalypse einleiten.
      Tuomas hatte erst vor knapp einer Stunde die Augen zumachen und ein wenig dösen können. Jetzt, wo er endlich müde war, wieder aufstehen zu müssen, kam ihm wie Folter vor.
      Aber das Telefon gab keine Ruhe, schrill und nervtötend beklagte es im Dreisekundenabstand, dass Tuomas nicht abhob. Irgendwann war er wieder hellwach, beschloss, dass er dringend den Klingelton ändern müsste, vielleicht in Beethovens Mondscheinsonate oder so, wühlte sich aus seinem Bett und trottete in den Flur und haute auf den kleinen Knopf für den Anrufbeantworter.
      „Herr Valentin?“ Eine junge Männerstimme meldete sich als Antwort auf Tuomas monotone Bandbesprechung, abgehetzt und nervös klang sie, wie die von jemandem, der seit einigen Nächten nicht mehr geschlafen hatte. „Gott sei Dank, ich habe Sie ausfindig machen können! Hören Sie, ich brauche ihre Hilfe, wenn Sie also zuhause sind, bitte heben Sie...“
      Tuomas nahm den Hörer und klemmte ihn sich zwischen Schulter und Ohr. „Ich bin da“, sagte er ruhig.
      „Herr Valentin, sind Sie das?“
      „Sonst hätte ich mich wohl kaum gemeldet.“ Tuomas ging mit dem Hörer am Ohr in seine Küche, griff nach einer Kaffeetasse, die in der Spüle stand und schüttete das Spülwasser daraus, prüfte die Sauberkeit, spülte sie nochmals ab und trocknete sie. „Was kann ich für Sie tun?“
      „Hören Sie, ich rufe von meinem Handy aus an, können Sie...“
      „Ich rufe niemals zurück“, sagte Tuomas mechanisch und schob die Tasse unter seine Espressomaschine. „Schließlich wollen Sie was von mir, nicht wahr? Entweder melden Sie sich noch mal, oder Sie lassen es.“
      „Gut, okay, okay. Nun, also, man hat mir anvertraut, dass Sie ein Spezialist sind. Und ich brauche Ihre Hilfe.“
      Den Satz hatte Tuomas nicht mitbekommen, weil seine Espressomaschine beim Mahlen der Kaffeebohnen ziemlich laut war, aber er arbeitete jetzt schon lange als Auftragskiller, er war die Marotten der Menschen gewöhnt. „Sie klingen gestresst. Haben Sie es nicht eilig? Sie können gern zur Sache kommen.“
      „Das ist es ja – ich bin gerade in der Toilette eines Bistros, ich kann nicht... Hören Sie, könnten wir uns nicht vielleicht persönlich treffen?“ Es klang ziemlich verzweifelt und veranlasste Tuomas, auf seine Armbanduhr zu blicken. Zwanzig nach neun.
      Er seufzte. Er war kein Morgenmensch, und bis er sich wirklich wach fühlen würde, würde noch eine Weile vergehen. Außerdem hatte er nicht viel geschlafen; auch wenn er das selten tat. „Vor zehn Uhr geht es nicht, entschuldigen Sie, Herr...“
      „Perkins, Jonas Perkins“, sagte der junge Mann am anderen Ende hastig. „Zehn Uhr also? Wunderbar, wo kann ich Sie treffen? Es ist wirklich dringend!“
      Ich habe nie gesagt, dass ich mich Punkt zehn treffen will!, dachte Tuomas und verdrehte die Augen. Was auch immer. „Wenn Sie nicht gerade am anderen Ende der Welt wohnen, kann ich bis zehn Uhr überall sein, wo Sie mich haben wollen, Herr Perkins“, sagte er und unterdrückte ein Gähnen, um nicht allzu dilettantisch zu wirken, griff dann nach einem Bleistiftstummel und einem widerlich grell pinken Klebezettel, um sich die Adresse aufzuschreiben, die sein neuer Klient ihm vorschlug. Er würde sich diesen Mann und seinen Wunsch einmal ansehen, auch wenn er eigentlich eine Weile Urlaub hatte machen wollen. Aber Herr Perkins schien ein anderes Motiv als Eifersucht auf einen Börsenkurs zu haben, vielleicht war es ja wirklich wichtig. Oder zumindest unterhaltsam.
      „Wunderbar, ich werde da sein“, sagte Tuomas und legte ohne Verabschiedung auf, wanderte zurück in die Küche und begann seinen weiteren Tag erst einmal mit zwei Tassen starken Espresso, mit sechs gut gehäuften Löffeln Zucker. Bis zehn Uhr blieb ihm noch eine Weile, und zum Glück war der vereinbarte Ort mit seinem Klienten praktisch um die Ecke, er musste sich also nicht hetzen.
      Er zog die Vorhänge vor den Fenstern in Küche und Wohnzimmer zurück, schob herumliegende Bücher, Hefte, CDs, DVDs und sonstigen Krempel sporadisch zur Seite, packte diverse getragene Kleidung und stopfte sie in einen großen, geflochtenen Wäschekorb, der Frau Jakobs von gegenüber gehörte.
      Dann verschwand er in seinem kleinen Badezimmer und machte den Fehler, in den Spiegel zu sehen.
      Ihm starrte ein unausgeschlafener, mürrisch dreinblickender junger Mann von knapp dreißig Jahren entgegen, schlecht rasiert, die langen, feuerroten Haare wirr, das Gesicht blass. „Kein Wunder, dass du keine Freundin hast, du Penner“, sagte er gehässig zu seinem Spiegelbild, aber eine Antwort bekam er nicht. Eine Dusche würde ihm gut tun, beschloss er, und wenn er schon mal dabei war, rasierte er sich direkt auch wieder. Bartstoppeln standen ihm erstens nicht und zweitens mochte er das Gefühl nicht, unrasiert zu sein. Es machte ihn zu alt und bärbeißig.
      Um Viertel vor zwölf stand er in einer anderen ausgewaschenen Jeans und schwarzem Hemd vor der Türe seiner Nachbarin, die ihm öffnete, kaum, dass er den Finger von der Klingel genommen hatte.
      „Guten Morgen, Frau Jakobs“, sagte Tuomas und hielt etwas verlegen den Wäschekorb hoch.
      „Ach, Tuomas, ist es wiedereinmal so weit?“ Die ältere Dame lächelte ihn aus wässrigen Augen an und öffnete die Türe etwas weiter, um ihn einzulassen.
      „Ich befürchte schon, tut mir leid“, sagte Tuomas, packte den Wäschekorb mit einer Hand und trug ihn in die kleine, nach Keksen und Katzenfutter riechende Wohnung. Die zwei Katzen seiner Nachbarin strichen ihm sofort wieder um die Beine und schnurrten zutraulich. Tuomas war das gewöhnt, er selbst mochte die Tiere auch und strich ihnen beiden zärtlich über die weichen Felle.
      „Ist schon in Ordnung, Tuomas, ich tu das doch gern. Ich habe fünfzig Jahre lang die Wäsche für meinen Mann und meine Kinder gemacht, da tun deine paar Hosen auch nicht weiter weh. Stell den Wäschekorb bitte dahin, ja?“ Frau Jakobs wies auf eine Zimmerecke.
      „Vielen Dank, Frau Jakobs“, sagte Tuomas und stellte seinen Wäschekorb ab. „Nun, wann kann ich wieder etwas für Sie tun? Wenn Ihr Telefon wieder nicht funktioniert, brauchen Sie nur klopfen. Oder soll ich noch mal für Sie einkaufen gehen? Sie wissen, Sie müssen es mir nur sagen.“
      „Danke, momentan fehlt es mir an nichts. Möchtest du einen Kaffee und ein paar Kekse, Tuomas?“ Die alte Frau ging langsam in ihre Küche und Tuomas sah sich versucht, zu bleiben – niemand kochte so guten Filterkaffee wie seine alte Nachbarin, und das sagte selbst er als Espressojunkie. Und ihre Kekse waren auch nicht die Schlechtesten.
      „Nein, danke“, zwang er sich schließlich zu sagen. „Ich muss gleich weg, trotzdem danke. Na ja, wird Zeit, dass ich mir eine Waschmaschine anschaffe, was?“, fügte er hinzu und machte eine entsprechende Bemerkung auf seinem mentalen Einkaufszettel.
      „Lieber nicht, sonst kommst du mich ja demnächst gar nicht mehr besuchen“, sagte Frau Jakobs. „Außerdem macht es mir wirklich keine Mühe, dein Kleiderverbrauch ist ja minimal.“
      „Ich werd mich erkenntlich zeigen. Also, falls Sie mal jemanden tot sehen wollen, müssen Sie es nur sagen“, meinte Tuomas und meinte es bitterernst.
      „Ach Tuomas“, lachte die alte Dame, „du hast einen bösen Humor.“
      „Macht das Alter...“, sagte Tuomas mit einem kleinen Grinsen und ließ sich dann bis zur Tür bringen. „Also dann, ich sag Ihnen bescheid, wenn ich noch mal einkaufen gehe, okay?“
      „Ja, danke. Ich bring dir deine Wäsche, wenn ich sie fertig hab. Bis dann, und pass auf dich auf.“
      „Mir passiert schon nichts.“ Tuomas nickte zum Abschied, zog seine Zigaretten aus der Hosentasche und zündete sich eine davon an, als er das Treppenhaus verließ.
      Dass in seinem Feuerzeug kein Gas mehr war, kümmerte ihn dabei schon gar nicht mehr. Das Feuerzeug an sich war ja sowieso nur Theater. Er brauchte es nicht.
      Vor der Türe des Wohnblocks schien ihm die warme Frühlingssonne ins Gesicht. Es hatte am frühen Morgen einen Regenguss gegeben, wie Tuomas sich schon gedacht hatte, aber jetzt waren alle Wolken verschwunden und es offenbarte sich ein wunderschöner Himmel, das Sonnenlicht ließ die Regentropfen in den Büschen glänzen und trocknete den Asphalt.
      Tuomas zog seine Sonnenbrille aus seiner Brusttasche hervor, hauchte die grünen Gläser an und putzte sie mit dem Hemdsaum sauber. Wenn er tagsüber draußen war, trug er die Sonnenbrille eigentlich immer, denn beim Anblick seiner schwefelgelben Augen ließen sich doch viele Menschen verwirren. Frau Jakobs war schon zu alt, um das noch zu bemerken, und in künstlichem Licht wirkten seine Augen normalerweise grau oder farblos, bestenfalls vielleicht dreckig grün. Aber in grellem Sonnenschein wie heute leuchtete seine Iris wie pures Gold, und Tuomas hatte schon vor langer Zeit bemerkt, dass Menschen das unheimlich war. Er legte es nicht darauf an, übermäßig aufzufallen.
      Er schob sich das feine Brillengestell auf das Nasenbein, grinste dem strahlenden Sonnenschein entgegen und trat auf die Straße, um sich in die Menge der Einkäufer zu mischen.

      Jonas Perkins war noch jung, zweifelsohne jünger jedenfalls als Tuomas, der seinen Klienten unauffällig durch die getönte Fensterscheibe des Cafés musterte. Ein Geschäftsmann, Manager vielleicht, in schwarzem Anzug, die Krawatte saß penibel am richtigen Platz trotz des warmen Wetters. Eine schmalen Aktentasche stand neben seinem Stuhl, daneben tippten seine auf Hochglanz polierten Herrenschuhe unruhig auf den Boden. Dieser Mann hatte wahlweise zuviel Koffein im Blut, seit Tagen nicht mehr geschlafen oder war ernsthaft paranoid. Wahrscheinlich alles auf einmal, dachte Tuomas.
      Nervös saß der junge Mann an einem Tisch im hinteren Teil des kleinen Cafés, vor einem einsam und unberührt dastehenden Cappuccino, der schon nicht mehr dampfte. Den kleinen Keks daneben hatte er nicht mal aus der Plastikverpackung ausgepackt. Tuomas verzog das Gesicht. Cappuccino war auch nur vergewaltigter Espresso. Er zog Herrn Perkins einen Minuspunkt in seiner mentalen Sympathieleiste ab.
      Er rückte die Sonnenbrille zurecht, warf seine aufgerauchte Zigarette fort und trat in das kleine Café. Sein Klient beachtete ihn nicht, bis Tuomas sich ungefragt zu ihm setzte. „Morgen“, sagte er schlicht und winkte eine Kellnerin herbei. „Einen doppelten Espresso mit Zucker, bitte. Keine Milch!“
      „Herr Valentin?“ Verwundert sah Jonas Perkins ihn an, musterte skeptisch das verwaschene Hemd, die ausgefranste Schlaghose und besonders die grüne Sonnenbrille, die die gelben Augen verbarg.
      „Exakt“, sagte Tuomas ungerührt und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück. „Also, bitte... Schütten Sie mir Ihr Herz aus. Dann überlege ich mir, ob ich Ihnen helfe.“
      „Na ja...“ Jonas Perkins sah sich um und rückte dann verschwörerisch näher an den Tisch und beugte sich vor. Tuomas blieb sitzen wie er war und verdrehte im Schutz seiner Sonnenbrille die Augen. Nichts war auffälliger als das. „Ich werde verfolgt“, sagte Jonas leise.
      „Und Sie wollen, dass ich Ihren Verfolger beseitige?“ Tuomas sah sich um, bemerkte aber das Rauchverbotsschild und ließ seine Zigarettenpackung seufzend in seiner Hosentasche. Und sein Espresso ließ sich auch Zeit. Das half seiner Laune nicht unbedingt weiter. Also zog er seinem zukünftigen Klienten einfach noch einen Sympathiepunkt ab.
      „Nein, nicht einmal“, sagte Jonas zu Tuomas’ Verwunderung. „In erster Linie will ich, dass Sie herausbekommen, wer der Kerl ist. Danach können wir weitersehen. Ich hätte sozusagen gern, dass Sie meinen... na ja, meinen Bodyguard spielen.“
      Tuomas starrte ihn einen Augenblick an und bedankte sich nicht einmal bei der Kellnerin, die ihm lächelnd seinen Espresso hinstellte. „Vergessen Sie’s!“, sagte er dann geschockt. „Ich lehne ab. Guten Tag.“
      Er wollte schon aufstehen, aber Herr Perkins packte ihn am Arm. „Bitte, Herr Valentin.“
      Tuomas starrte die Hand auf seinem Ärmel an, bis Jonas ihn losließ, blieb aber sitzen. „Hören Sie“, meine er nach einer Pause. „Ich vernichte Leben. Ich rette sie nicht. Gehen Sie zur Polizei und erbitten Sie Polizeischutz. Stalking ist ein gesetzliches Verbrechen, Sie werden da wohl nicht auf taube Ohren stoßen.“
      „Ich kann Ihnen eine hohe Summe an Belohnung zahlen!“, sagte Jonas verzweifelt und fuhr sich mit einer Hand durch das kurze gestylte, aschblonde Haar.
      „Geld interessiert mich nicht.“ Tuomas griff nach seinem Espresso. „Ich weiß wirklich nicht, wie Sie sich das vorstellen. Haben Sie ein Bild des Mannes, der sie verfolgt? Namen, Adresse, Verwandte, ’ne DNS-Probe vielleicht, irgendwas?“ Er erntete nur verzweifeltes Kopfschütteln jedes Mal. „Verdammt, Mann! Wie soll ich das denn anstellen?“
      „Na ja, er ist ja immer in der Nähe...“, murmelte Jonas verlegen.
      „Jetzt auch?“
      „Ja.“
      „Wo?“
      „Draußen.“ Jonas nickte an Tuomas vorbei in Richtung der braunen Fensterscheiben, die zur Einkaufsstraße hin führten. „Da steht er.“
      Tuomas drehte sich nicht um, sondern nahm sich einen hölzernen Zahnstocher aus der kleinen Halterung, in der auch die Zuckerdose und der Süßstoff standen, schob ihn sich zwischen die Lippen und kaute ein bisschen darauf herum. Je länger er über Herr Perkins’ Angebot nachdachte, desto besser gefiel es ihm. War er nicht eigentlich gelangweilt von den ganzen machtgeilen Börsenhaien, die weiter aufsteigen wollen, war gelangweilt von eifersüchtigen oder noch schlimmer, gleichgültigen Ehefrauen, die ihre Männer von ihm umbringen ließen?
      Und hier saß dieser junge Spund vor ihm, die Hände nervös auf dem Tisch ineinander gelegt und sah ihn hoffnungsvoll und vorsichtig an. Und wollte beschützt werden.
      „In Ordnung“, sagte Tuomas. „Ich nehme ihren Auftrag an.“ Ehe Herr Perkins etwas sagen konnte, fügte er hinzu: „Das wird nicht ganz billig werden. Weil ich so was zum ersten Mal mache, will ich einen Kostenvoranschlag haben.“
      „Haben Sie nicht eben noch...“
      „Na und? Ich habe meine Meinung geändert. Wollen Sie mich vielleicht lieber feuern?“ Tuomas warf Jonas einen vorwurfsvollen Blick zu.
      „Nein! Schon okay. Also... wie stellen Sie sich das vor?“ Jonas sah zu, als Tuomas aufstand und aus einer seiner Hosentaschen irgendwo einen Fünf-Euroschein heraus puhlte und als Bezahlung auf seinen Unterteller legte.
      „Ich habe, ehrlich gesagt, nicht die geringste Ahnung. Aber ich lasse mir schon noch was einfallen.“ Er nickte Jonas zu und verließ dann einfach das Café, vollkommen ungeachtet der Tatsache, dass er absolut nichts über seinen Klienten wusste und trotzdem vorhatte, ihn zu beschützen.
      Draußen blieb Tuomas kurz stehen, spuckte den Zahnstocher aus und tauschte ihn gegen eine Zigarette ein, blickte sich um und schlug sich in eine Seitengasse, um zu warten, bis sein Klient das Café verließ und ihm dann unauffällig zu folgen.

      To be continued...
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Schöner Teil... obwohl ich den Verlauf schon etwa einschätzen kann (glaub' ich jedenfalls)^^b

      Original von FoWo
      [...]Niemand würde in Tuomas einen Auftragsmörder sehen, so schweigsam und grimmig ein eigenbrötlerisch er auch war.


      Hier stimmt etwas mit der Grammatik nicht so recht.

      [...]entsprechende Bemerkung auf seinem mentalen Einkaufszettel. [...]einen Minuspunkt in seiner mentalen Sympathieleiste ab.[...]


      Dieses "mental" stört mich da etwas ... Vielleicht ein wenig umformulieren.

      Ansonsten, wie bereits gesagt, gut zu lesen. ^^
    • Muharr - das ist toll. ^_^b (Auch wenn Tuomas sich langsam mal eine Waschmaschine kaufen könnte, der alte Schnorrer. XD)
      Es macht mich jedenfalls wirklich neugierig, imerhin weiß ich absolut nix über die Story (anders als du bei EdH und Co. XD). Du wirst dir stalking von mir gefallen lassen müssen, bis die Story fertig ist. WEHE, wenn du aufhörst. :D

      Ja... und das "ein eigenbrötlerisch" ist natürlich falsch, da hat Monsieur Korgusan schon recht. ^^ Aber sonst hab ich eigentlich nichts gefunden, das eines Meckerns bedürfte. (außer vielleicht, dass du ab und zu vergisst, Tuomas' statt Tuomas zu schreiben. oO)

      *schubst Fo zurück zur Tastatur*


      Oh ja, eins noch. XD

      Original von FoWo
      „Perkins, Jonas Perkins“


      Hurr. X3

      „Guten Morgen, Frau Jakobs“


      Hurr, die zweite. XD


      Wiedererkennungsfaktor whut. X3


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Mir gefällt das bisher gelesene.
      Du baust sehr gut die Stimmung auf. Tuomas ist mir sympathisch, scheint gerne ironisch zu sein.
      Ich würde gerne wissen, wo sich die Szenerie abspielt. Dass die Währung Euro ist, grenzt die Suche ungemein ein, trotzdem wäre es nett, wenn du mir sagen würdest wo das ganze stattfindet.

      P.S.: Ich weiß nicht, das erinnert mich ziemlich an „Léon - Der Profi" und Tuomas habe ich mir von Anfang an als Léon vorgestellt. ;)
    • .....warum ente ich nur menschen mit Talent....

      ganz nett bisher...schön geschrieben....schön beschrieben, nette Idee....
      Weiter machen
      "There are no happy endings, because nothing ends."


      Quote: 'Schmendrick' gesprochen von 'Alan Arkin', aus dem Film 'The last Unicorn', von Peter S. Beagle
    • Und keiner hat es mir gesagt T_T

      Na okay, jetzt habe ich es ja selber rausbekommen, dass es hier was zu lesen gibt!

      ALso mir gefällt die Story... okay, sagen wir so, die Hauptperson ist mir etwas unsympatisch *nicht auf solche Typen steh* aber egal, ich lese trotzdem mit, vielleicht wird er mir ja doch noch irgendwann sympatisch.

      Wann geht's weiter?!
    • Da bin ich wieder. <3




      Keine zehn Minuten später trat Jonas Perkins auf die Straße. Er blickte er sich in alle Richtungen um, und Tuomas verschwand etwas mehr im Schatten. Erst als Jonas seinen Aktenkoffer genommen hatte und sich eilig unter die Menge mischte, folgte er ihm.
      Er machte den ersten Schritt und glitt am Boden vorbei.
      Es war ein ganz einfaches Prinzip, fand Tuomas, auch wenn er wusste, dass niemand außer ihm es beherrschte. Er berührte beim Gehen einfach den Boden nicht. Seine Schuhsohlen glitten einige Millimeter über das Pflaster und so kam Tuomas ganz gemütlich voran, vollkommen geräuschlos und dennoch schneller als die meisten anderen Passanten. Und niemand achtete weiter auf ihn, denn niemand sah, dass zwischen den kaugummiverklebten Bodenplatten und Tuomas’ Schuhsohle ein paar Millimeter Luft zu viel waren.
      Ein T-Shirt Spruch, den Tuomas irgendwann mal gesehen hatte, hatte geheißen: Obey Gravity, it’s a law! Er hatte sich dieses T-Shirt beinahe aus purer Selbstironie gekauft, wie er sich schmunzelnd erinnerte. Die wenigsten Gesetze machte Tuomas für sich geltend; weder denen des Staates noch denen der Physik gehorchte er. Murphys Gesetz hingegen hatte er immer im Hinterkopf: Alles was schief gehen kann, wird auch schief gehen – es ist nur eine Frage der Zeit.
      Jonas Perkins war mit zügigem Schritt unterwegs, blickte sich aber alle hundert Meter um, doch Tuomas verstand es gut, übersehen zu werden. Er selber achtete auf seine Umgebung, behielt auffällige Personen im Auge, aber alle bogen früher oder später ab; in Kaufhäuser, zu U-Bahnstationen, in Seitenstraßen. Niemand schien Jonas wirklich zu folgen – oder zumindest konnte Tuomas niemanden ausmachen. Dieser Job schien alles andere als leicht zu werden, wenn das so weiterging. Tuomas hatte es sich einfacher vorgestellt, jemanden auszumachen, der Jonas hartnäckig folgte...
      Er fluchte leise und bog in eine unbelebte Seitenstraße ab, sobald sich eine Gelegenheit bot. Er musste weiter nach oben. Von den Dächern der Stadt würde er womöglich einen besseren Blick haben.
      Kaum jedoch, dass er dem Strom der Passanten entkommen war, rempelte er jemanden an. „Sorry“, murmelte er, als sie beide einen Schritt zurückstolperten.
      „Passt schon. Passiert schon mal. Ich hab auch nicht aufgepasst.“ Der junge Mann schob sich schnell seine Sonnenbrille richtig, aber Tuomas hatte sie dennoch gesehen; die grauen, nahezu farblosen Augen hinter dem dunklen Glas. Kein Mensch hatte solche Augen.
      „Hey...“, sagte er und sah dem Mann nach, als der an ihm vorbeiging.
      „Hmm?“ Er bekam einen flüchtigen Blick und ein charmantes Lächeln. „Was denn? Kennen wir uns etwa? Sie müssen entschuldigen, mein Gesichtergedächtnis ist nicht das beste.“
      „Nein“, sagte Tuomas langsam. „Ich glaube nicht... Tut mir leid, ich muss Sie verwechselt haben.“
      „Also dann...“ Der Fremde nickte ihm noch einmal zu, tippte mit einem Finger an die dunkle Sonnenbrille. „Schönen Tag noch.“
      Tuomas nickte und starrte dem Mann hinterher. Zu spät bemerkte er, dass auch der Fremde keineswegs den Boden beim Gehen berührte. Doch als Tuomas ihm nachsetzen wollte, war der Unbekannte in der Menge verschwunden, als hätte er nie existiert.
      „Scheiße!“, sagte Tuomas, als ihm klar wurde, dass er nicht nur den Fremden, sondern auch Jonas verloren hatte. Resignierend rieb er sich unter der Sonnenbrille die Augen. „Großartig. Einfach großartig. Ich hätte heute morgen nicht aufstehen sollen.“ Er seufzte genervt und blinzelte hinauf in die Sonne. Dann drehte er sich um und beschloss, nach Hause zu gehen. Er würde so oder so noch einmal mit Jonas sprechen müssen, ganz ohne Informationen würde dieser Job die Hölle werden.
      In der Straßenbahn war es überraschend leer, wenn man Uhrzeit und Strecke bedachte. Tuomas fand einen Sitzplatz am Fenster und konnte selbst für die kurze Stecke bis zu seine Wohnung kurz die Augen schließen und ein bisschen abschweifen, der Musik in seinem Kopf zuhören.
      Kaum, dass er seine Wohnungstüre aufgeschlossen hatte, klingelte das Telefon. Tuomas warf nur seinen grauen Stoffmantel über die Garderobe und wartete, bis sein Anrufbeantworter ansprang.
      Wiedereinmal war es Jonas Perkins, der anrief. „Herr Valentin? Ich...“
      Tuomas nahm ab und klemmte sich wie gewohnt den Hörer zwischen Ohr und Schulter, als er in der Küche verschwand. „Ja.“
      „Oh, gut, dass ich Sie erwische...“ Eine höfliche Pause entstand. „Warum bitteschön sind Sie denn zuhause erreichbar? Haben Sie nicht einen Job?“
      „Wenn Sie mir vorschreiben wollen, wie ich zu arbeiten habe... nur zu“, sagte Tuomas und zog eine Schranktür nach der anderen auf, auf der Suche nach etwas Essbarem. Er fand ein Glas Nougatcreme und Knäckebrot. Wann war er das letzte Mal einkaufen gegangen? Wann hatte er eigentlich das letzte Mal etwas gegessen?!
      Jonas hüllte sich in Schweigen, und irgendwann wurde es Tuomas zu dumm. „Schön und gut, ich nehme ihren Auftrag jedenfalls an, aber ich brauche, wie gesagt, einen Kostenvoranschlag und einige andere Details. Des Weiteren gibt es, wie Sie sich denken können, einige Formalitäten zu klären, das Übliche, Sie wissen schon.“
      „Sagen Sie mir Ihre Kontonummer und Bankleitzahl und ich werde Ihnen das Geld sofort heute Nachmittag überweisen.“
      Hat wohl zuviel davon. Fragt nicht mal, wie viel es sein soll. Tuomas betrachtete das fast leere Glas Nougatcreme. Ein kleiner Aufdruck auf dem Etikett sagte ihm, dass er besser nicht versuchen sollte, das noch zu essen. Er ließ es bleiben und entschied, nachher einkaufen zu gehen. „Ich nehme nur cash. Kleine Scheine.“
      „Oh. Das könnte unter Umständen länger dauern“, begann Jonas zögerlich.
      „Ohne Kostenvoranschlag setze ich nicht einen Fuß vor die Tür“, sagte Tuomas ungerührt.
      „... aber ich schätze, bis morgen früh hab ich die Summe zusammen“, fügte Jonas überraschen schnell hinzu. „Wie viel... Ähm, wie viel wollen Sie denn?“
      „Och... fünfeinhalbtausend ist angebracht, denke ich“, meinte Tuomas erbarmungslos. Er hörte das leise Einatmen am anderen Ende der Leitung und konnte sich das Grinsen einfach nicht verkneifen. „Je nachdem, wie schwierig es wird, Ihren Verfolger ausfindig zu machen und etwas über Ihn herauszufinden, wird die Endsumme steigen, aber bei fünfeinhalbtausend sollten die ersten Unkosten gedeckt sein.“ Unkosten wie zum Beispiel seine Miete, eine Spülmaschine und die zweiwöchig anstehende Lektüre. Der Bücherstapel mit der mentalen Notiz Zu lesen war auf ein Buch abgesunken, währenddessen der Stapel daneben, Schon einmal, gern auch zweimal gelesen, immer höher wuchs. Langsam langweilte Tuomas sich.
      „Gut... gut, okay. Fünfeinhalbtausend in kleinen Scheinen, cash.“ Jonas’ Stimme zitterte. „Gut. Ja. Okay. Ich werde sehen, was sich machen lässt...“
      „Ich würde sagen, wir treffen uns morgen wieder in diesem Café von heute.“ Tuomas war in sein Wohnzimmer gewandert und hatte sich auf sein Sofa gesetzt, wo noch einige Rechnungen lagen, die er bezahlen musste. Zusammen mit Jonas’ Geld und dem hübschen Koffer in seiner Küche, in dem das Geld seines vorigen Klienten auf Benutzung wartete, würde er es eine Weile aushalten. „Dann können Sie mich problemlos bezahlen. Außerdem werde ich ja so oder so in Ihrer Nähe bleiben.“
      „Wie... wie soll das eigentlich aussehen?“, fragte Jonas unsicher. „Ich habe eine Freundin, wissen Sie, und...“
      „Falls Sie sich Sorgen machen, dass ihre kleine Freundin befürchten könnte, dass ich so was wie ein heimlicher Verehrer oder gar Geliebter bin, da brauchen Sie sich weniger Sorgen zu machen. Ich werde niemandem auffallen“, meinte Tuomas etwas gehässig. „Hören Sie, ich weiß, was ich tue. Bitte überlassen Sie die Ausführung meines Jobs mir. Sie tun, was ihr Job ist – nämlich verfolgt werden. Und ich tue meinen. Haben wir uns jetzt verstanden?!“
      „Ja. Entschuldigung“, sagte Jonas kleinlaut wie ein Schüler, der beim Schwänzen erwischt worden war.
      „Wunderbar.“ Tuomas schnaubte kurz und strich sich durch die Haare. „Die einzige Frage, die ich noch habe, bezieht sich auf Ihren Verfolger. Ich bräuchte eine Beschreibung.“
      „Oh.“ Kurze Pause. „Ja.“
      Tuomas wartete noch eine Weile, aber es kam nichts mehr. „Herr Perkins? Eine Beschreibung bitte. Ohne kann ich Ihren Auftrag schlecht erfüllen.“
      Die spärlichen Informationen, die Tuomas Jonas Perkins aus der Nase ziehen konnte, waren wirklich dürftig. Ganz offenbar hatte er es mit einem Mann zwischen zwanzig und vierzig Jahren zu tun, zwischen eins siebzig und eins neunzig groß, schwarz- oder braunhaarig, wahrscheinlich ein Geschäftsmann.
      Das traf auf fast die ganze Stadt zu.
      Nach dem Telefonat mit Jonas machte Tuomas sich erst einmal einen starken Espresso und hämmerte seinen Kopf ein paar mal gegen die Tischplatte. Aber er würde das jetzt durchziehen.


      to be continued...

      Und zur Feier des Tages gibt es heute sogar einen Bonus. :3~
      Eine iebe Freundin von mir, die ihr alle als Tayalein dieses Boardes kennt, hat sich bereiterklärt, ein paar Illustrationen für diese Geschichte zu zeichnen.
      Have Tuomas. <3
      [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v354/FoWo69/tuomas2.jpg]
      Die benutzung dieses Bildes, sowie seine Verbreitung oder Manipulation sind verboten und werden gesetzlich verfolgt. XD
      (c) Tayalein. <3
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • (° v °)?

      *hereinwatschel*
      *geschichte entdeck*
      *les*

      warg! \(^v^)/

      Also naja.. du kennst meine Meinung ^^ und ich liebe Tuomas xD ("Nur wegen der langen Haare!" jaja... x3)
      Bei dieser Geschichte habe ich sowieso permanentes Kopfkino, das is toll und hilft beim zeichnen. Naja, du wirst noch mit Bildern von mir zugeschüttet, warts nur ab xD

      Ansonsten.. hach~ ich will keine Standardsätze loslassen und sage einfach:
      <3

      Au revoir
      Taya

      Always
      I wanne be with you
      And make believe with you

      [Blockierte Grafik: http://img408.imageshack.us/img408/4391/robotunicornattack238ks.jpg]
      And live in
      HARMONY HARMONY
      OH LOVE



    • Nii~iice..^-^
      Ich lese, und was ich hier lese gefällt mir sehr gut...X3

      Toumas iz mir auch total symphatisch. Ich mag den Kerl irgendwie.
      *Toumas-Fähnchen schwenk*
      Bitte mehr davon. XD

      Kritik hab soweit ich eigentlich keine (nicht, dass ich jemals etwas ein deinem Stil zu bemängeln hatte XD) . ^^
      Einzig und allein das hier stört mich ein bisschen:
      ...trottete in den Flur und haute auf den kleinen Knopf für den Anrufbeantworter.

      Ich weiß nich, aber haute klingt irgendwie so...naja. Hämmerte oder was ähnliches hätt ich besser gefunden.

      @Tayalein
      Tolliges Bild. Besonders der Keks neben dem Espresso rockt. XD
      *in progress*


      playing: Kingdom Hearts 2, Final Fantasy XII, Tales of Phantasia/Destiny
      writing: A Hero's Rising
      listening to: Janne Da Arc, Miyavi, KH2 OST
      currently reading: diverse Onlinemanga und FFs (Liquid Fire! *__*)
      wanting: zu viel für mein schmales Konto ;__;