Der Naga

    • ich würde nicht andauernd Doppelposts machen müssen, wenn ihr mal kommentieren würdet istdasoschwer!! :mpf:
      Ich bin krank und launisch, ja. *seufz* Tut mir Leid. Warum krieg ich für eine Story, die ich sebst für mein bestes Werk seit einiger zeit halte, so wenig Kommentare? Was mach ich falsch? Also wirklich! TT____TT Sonst mögt ihr mich doch so.

      ~~
      Angoes Laune hob sich schon auf dem Weg zurück zum Festplatz. Er hatte sich als Junge schon oft aus dem Schloss geschlichen, damals, als seine Mutter noch gelebt hatte. Er hatte es gemocht, wenn er dann spätabends dreckig und verschwitzt nach Hause kam, und seine Mutter überglücklich in die Arme nahm. Den Göttern sei Dank, dass dir nichts passiert ist, hatte sie immer gesagt. Was sollte ich tun, wenn du nicht mehr da wärst, mein kleiner, lieber Angoe. Du bist doch mein Junge. Jag mir nie wieder so einen Schreck ein.
      Doch seit sie tot war... seit der dumme Zoe ihr Leben für das eigene genommen hatte...
      Angoe hatte viele Frauen kennengelernt. Sie waren warm und weich und ihr Lachen war schöner als alle Schätze auf der Welt zusammen. Trotzdem hatte er nie wieder die Geborgenheit gefunden, die ihm seine Mutter geschenkt hatte.
      Auf dem Festplatz angekommen, hielt er sich im Schatten und sah zu, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, was ihm gut gelang. Das gemeine Volk war mit essen und tanzen beschäftigt, niemand achtete auf ihn. Er schlich an den Straßenrändern entlang und achtete sorgfältig darauf, dass niemand seine vornehmen Schuhe unter dem Ledermantel sehen konnte.
      Es war nicht schwer, die Elfe zu finden. Ihr grünes Haar war sehr auffällig und sie machte sich nicht die Mühe, es zu verstecken.
      Sie saß gerade an einer Bude und aß ein wenig, schien aber keine besonders gute Laune zu haben. Sie blickte mürrisch drein und schob das Fleisch, das vor ihr auf dem Teller lag, hin und her.
      Langsam schob Angoe sich näher an den Laden heran und beobachtete die Elfe eine Weile. Sie war in ein rotes, ziemlich knappes Kleid mit goldenen Säumen gekleidet. Die goldenen Stickereien bewiesen, dass sie nicht ganz arm war. Aber davon abgesehen sah Angoe keinen Schmuck an ihr – nicht einmal ein einfacher Armreif schmückte ihre blasse Haut. Vielleicht könnte er ihr eine Kette kaufen, mit einem Rubin oder einem Smaragd, es würde ihr wundervoll stehen.
      Angoe stand dort und starrte leer vor sich hin, ging im Kopf sämtliche Situationen durch. Er brauchte einen guten Spruch, mit dem er auf sie zugehen konnte. Elfen waren empfindlich und reagierten sensibel auf falsche Wortwahl. Vielleicht sprach sie ja nicht mal seine Sprache?
      Nein, nein. Elfen waren grundsätzlich gebildet. Sie würde ihn schon verstehen.
      Aber was, wenn sie liiert war? Es war schon enorm unhöflich, einer vergebenen Frau schöne Augen zu machen, das galt für Menschenfrauen wie für Elfen.
      Obwohl, wenn sie einen Partner hätte, würde der sie sicherlich nicht alleine hier lassen.
      Angoe riss sich zusammen und wollte auf sie zugehen. Aber da sah er, dass sie von ihrem Platz verschwunden war.
      Er sah sich nach ihrem grünen Haarschopf in der Menge um und konnte ihn nirgends erblicken. Zu seiner eigenen Überraschung jagte ihm das einen gehörigen Schreck ein; er wollte nicht, dass seine Planung für den Abend vollkommen zerstört wurde. Nicht, nachdem er diese Blamage mit Madam Teanian hatte durchstehen müssen. Er brauchte dringend etwas angenehme Gesellschaft. Und auf die anderen Damen, die er gut genug kannte, um sie beim Vornamen anzureden, hatte er keine Lust. Nein, heute musste es diese Elfe sein. Sie reizte ihn. Sie war eine Elfe.
      Er drehte sich beherzt um und ging auf den Koch in der kleinen Bude zu.
      „He“, sagte er und bemühte sich um einen strengen, herrscherischen Gesichtsausdruck, das half immer. Man konnte richtig sehen, wie der etwas dickere, rotgesichtige Koch versuchte, Haltung anzunehmen, als er den Thronfolger erkannte.
      „Herr!“, sagte er.
      „Die Elfe, die hier eben saß! Hat er beobachtet, wo sie hingegangen ist?“, fragte Angoe barsch. „Beeile er sich ein wenig mit dem Denken, wir haben es eilig!“ Unter normalen Umständen hätte Angoe niemals von sich im Plural gesprochen, aber in dieser Situation passte es hervorragend, um dem dummen Mann klarzumachen, dass er hier definitiv den kürzeren zöge, egal, was er sagte.
      „Herr, sie ging in diese Richtung, Herr!“, sagte der Mann und streckte den Finger aus. Angoe nickte zufrieden, wandte sich um und eilte durch die Menge. Seine weißen Beinkleider ragten unter dem Mantel hervor und die Kapuze rutschte ihm vorm Kopf, aber das war alles zweitrangig. Die Leute, die ihn in dem kurzen Moment, in dem er vorübereilte, erkannten, sahen ihm erstaunt nach.

      Lomeelinde war müde und genervt. Den ganzen Tag war sie gewandert, ihre Füße schmerzten, und sie hatte sich schmerzhaft daran erinnern müssen, wie ekelhaft fettig das menschliche Essen war. Und dafür hatte sie zehn Heller bezahlen müssen! Unerhört. Noch dazu hatte der dumme Koch sie die ganze Zeit angestarrt.
      Schön, sie war knapp bekleidet. Aber dennoch! Diese vulgären, lüsternen Menschen, nur ans Fleischliche konnten sie denken!
      Es ekelte Lomeelinde an. Und dann würde sie auch noch in einem menschlichen Gasthof übernachten, der, natürlich, auch überteuert war. Sie war eine Elfe! Sie stand höher als alle Menschen zusammen. Ihr sollte Luxus gewährt werden und die feinsten Speisen auf Tellern aus Silber sollten hübsche Elfenmänner ihr kredenzen.
      Aber nein, stattdessen musste sie müde und hungrig durch die Gassen laufen. Es war schwül und sie trug ihre Robe nur unter dem Arm. Sie wollte baden und in den Armen eines hübschen Elfen einschlafen. Warum war jemand, der so umwerfend aussah und so begabt war wie sie, eigentlich noch alleine auf dieser Welt?
      Lomeelinde schüttelte sachte den Kopf und seufzte. Das Leben war so ungerecht, dabei hatte sie das gar nicht verdient.
      Sie blieb stehen, als sie an den Rand einer unerleuchteten Gasse kam, die sie wohl oder übel durchqueren musste. Sie zögerte.
      „Ich kann Euch begleiten, wenn Ihr Euch alleine fürchtet“, erklang eine sanfte Stimme neben ihr. Lomeelinde fuhr herum und machte gleichzeitig einen Satz von der Stimme weg. Angoe lächelte sie höflich an, aber Lomeelinde fühlte sich sofort angewidert. Igitt, ein Menschenmann hatte sie angesprochen!
      „Das wird nicht nötig sein!“, schnappte sie, hielt sich ihre Robe etwas vor den Körper und stapfte in die Gasse hinein. Als ob ein Mensch sie beschützen müsse! Gerade sie, Anwerberin der magischen Studien! Ein kleiner Zauber, und sie könnte die Stadt in Flammen setzen.
      Angoe sah ihr verwirrt nach. Nein, nein, das war vollkommen falsch. So sollte sie nicht reagieren, das hatte er nicht eingeplant. Davon ganz abgesehen, wie redete sie mit ihm? Immerhin war er der baldige König des Landes, und sie wanderte – sozusagen – auf seinen Straßen!
      Er holte Luft und folgte ihr. So schnell gab er noch lange nicht auf.
      „Ihr solltet um diese Uhrzeit nicht alleine in dunklen Gassen spazieren gehen“, sagte er und wollte ein Kompliment nachschieben, aber sie gab ihm nie die Gelegenheit dazu. Sie fuhr erneut herum.
      „Hör mal“, sagte sie und betrachtete ihn. „Du Mensch“, fügte sie hinzu und spuckte ihm das Wort geradezu vor die Füße. „Ich muss mich nicht so von links von dir anquatschen lassen, verstanden? Ich bin eine Elfe.“ Sie zeigte demonstrativ auf ihre Ohren. „Berücksichtige das, ehe du mich ansprichst. Und nun, verschwinde, geh mir aus den Augen!“
      Angoe starrte sie an. Sie warf ihm nur einen düsteren Blick zu und wandte sich dann ab, ging kommentarlos weiter. Angoe starrte ihr weiterhin nach, den Mund vor Entsetzen einen spaltbreit offen. Normalerweise war er ein guter Redner und sehr schlagfertig, aber nun fehlten ihm die Worte.
      Dann kochte Wut in ihm hoch. Elfe oder nicht, er war der Prinz und sie hatte ihm gefälligst zu gehorchen! Wenn er wollte, konnte er alles haben, auch sie. Er war das Gesetz! So ließ er sich nicht behandeln.
      Er straffte die Schultern und hatte sie mit einigen Schritten eingeholt, griff nach ihrer Hand.
      „Mein gutes Fräulein“, sagte er gespielt höflich, aber seine Stimme zitterte vor Wut. „Dir ist ganz offenbar nicht klar, mit wem du es hier zu tun hast!?“
      Lomeelinde starrte auf ihr schmales Handgelenk, das er so mühelos mit einer Hand umklammert hielt. „Lass mich los“, sagte sie, und ihre Stimme stand seiner in Kälte um nichts nach.
      „Ich bin Angoe Ithilis Otar II, Thronfolger dieses Landes, und so lasse ich mich von dir nicht behandeln!“
      Sie lächelte süß. Das warf ihn erneut aus der Bahn. Nein, nein, sie machte alles falsch, das war der Punkt, an dem sie bereuen sollte. Angoe wusste nicht mehr, wo unten und oben war. Diese Elfe passte einfach nicht in sein Weltbild.
      „Thronfolger oder nicht“, sagte Lomeelinde leise und nutzte seine Fassungslosigkeit, um sich aus seinem Griff zu lösen. „Mensch bleibt Mensch. Es gibt Dinge, die euer ärmlicher Geist einfach nicht versteht. Und für Euch...“ Ihr Lächeln wurde spöttisch. „Thronfolger Angie Ithilis Otar II, war es, nicht? Nun, ich erwähre Euch die große Ehre, Euch eine Lektion erteilen zu lassen.“
      Sie trat einen Schritt von ihm weg und sagte einen Zauber auf. Angoe stand wie gelähmt. Die Härchen auf seinen Armen richteten sich auf, und das letzte, was er wusste, war, dass er zu Boden sank und alles um ihn schwarz wurde.

      THE END


      ... Quatsch, natürlich nicht. *lach* ;D Also, bitte... Kritik! Kommt schon! Irgendwas muss es doch zu sagen geben!
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Original von Kathryn
      Ja, äh, was soll ich sagen? Die Elfe hat recht?! Ja, sie hat auch recht!
      Jep, anonsten war der Teil wieder sehr schön, also weiter!


      Ist das alles?
      Warum, findest du, hat sie recht? ist Angoe wirklich i Unrecht?
      (Warum machst du dir nicht die Mühe, meine kleinen paar Fragen da oben zu beantworten? XD)

      Himmel... mir scheint, ich muss mal ein "How to review" schreiben. *seufz*
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    • Es tut mir ja leeeiiiiiid. *wein* Es regt mich ja selbst auf, dass ich kaum noch hier herumgeistere, aber ich bin grade im Hyperstress und sollte jetzt auch in dieser Minute eigentlich einen Testurbeitrag zu Unterrichtswissenschaft schreiben. X_X Also nicht denken, ich hätte dich vergessen, ja?


      Yo, also erst mal das Übliche: Nix Schlechtes gefunden, alles paletti. ^^ Nur eines: Es muss heißen: "Ich gewähre euch die große Ehre...." oder "ich erweise euch die Ehre" Nicht "erwähre", oder? :tongue:

      Und zu den Charas: Zu Zoasis und Al'Finiell enthalte ich mich erst mal und warte, was da noch so kommt. Ich will nicht vorschnell urteilen.

      Zu Angoe: Er ist ein Trottel. Aber ein sympathischer Trottel, seine Anmachen sind dämlich, das gefällt mir. Und er hat einen Mutterkomplex. :ugly: Jedenfalls erinnert er mich frappierend an einen Studienkollegen von mir....
      Aber irgendwie verstehe ich ihn ja, wer in so einer Gesellschaft aufwächst....

      Lomeelinde: Sie passt gut zu Angoe und ist fast noch einen Tick arroganter. :D Noch ist sie mir nicht sonderlich sympathisch, aber das kann sich ja noch ändern im Laufe der Geschichte. ^^ Sie scheint ja immerhin recht wichtig zu sein, was den Plot angeht.

      Aber ich lass mich mal überraschen....


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Wieder ein sehr schöner Teil! Mehr hab ich eigentlich auch nicht dazu zu sagen. Mach am besten einfach so weiter^^

      So, und zu deinen Fragen...

      Angoe:
      Ein eingebildeter Trottel, der meint sich alles erlauben zu dürfen. Außerdem hat er, wie schon gesagt wurde, anscheinend einen Mutterkomplex. Mir ist er bisher noch nicht so symphatisch, wobei es schon Stellen gab, bei denen sich das ein wenig geändert hat.

      Lomeelinde:
      Eine ziemlich arrogante Elfe, die ja von sich und ihren Kräften vollkommen überzeugt ist (wohl nicht ganz unbegründet). Mir ist auch sie noch nicht besonders symphatisch.

      Allerdings sind die beiden auf jeden Fall zwei interessante Charaktere.
    • Kapitel 2
      Angoe erwachte im Unrat der Gasse und fühlte sich miserabel. Sein ganzer Körper schmerzte und er hatte das dringende Bedürfnis, sich zu übergeben. Er blinzelte im schummrigen Licht der Gasse, das ungewöhnlich stark in den Augen brannte. Die Erinnerung an das, was passiert war, kam nur langsam zurück. Er war dieser Elfe gefolgt und sie hatte sich als sehr widerspenstig erwiesen... und dann wurde alles schwarz.
      Er wandte den Kopf vom Himmel ab und drehte sich halb auf den Bauch. Mithilfe des Mauerwerks neben sich versuchte er, sich auf die Beine zu ziehen. Es blieb allerdings beim Versuch.
      Er sah an seinem Körper hinab und erstarrte. Er hatte keine Beine mehr.
      Einen Moment lang glotzte er in Horror. Dann schrie er.
      Dadurch angelockt kam eine Frau in die Gasse gelaufen, stoppte aber einige Fuß von ihm entfernt. Er starrte sie an, sie starrte zurück. Sie sah nicht in sein Gesicht, sonst hätte sie ihren Prinzen vielleicht erkannt. Sie sah nur auf seinen Rumpf und den langen, schwarzen, schuppigen Schlangenschwanz. Sie ließ den Weidenkorb, den sie getragen hatte, fallen.
      „Ein Monster, ein Monster!“, schrie sie und lief aus der Gasse. Angoe, vollkommen in verzweifelter Panik, die Sinne vernebelt durch sein eigenes Entsetzen und den Schmerz im ganzen Körper, zog sich mühsam vom Boden hoch. Er zog sich die Kapuze des Mantels, den er noch immer trug, über und sah zu, dass er fort kam. Normalerweise wäre er gerannt, doch er hatte keine Beine mehr, nur noch den Schlangenschwanz, von den Hüftknochen abwärts war er nichts als ein großer Lindwurm.
      Das hatte die Elfe gemacht, sie hatte ihm das angetan.
      Angoe zog sich am Mauerwerk entlang, so schnell er konnte, Blut pochte in seinen Ohren, er hielt sich im Schatten. Niemand durfte ihn sehen. Niemand durfte ihn so entstellt sehen!
      Er musste die Elfe finden.
      Er bog um die Ecke und stellte entsetzt fest, dass die Straße, auf die er gelangt war, voller Menschen war. Er wurde sofort bemerkt. Nach einem kurzen Moment des gegenseitigen Entsetzens raffte sich ein Mann zusammen. „Ein Monster! Ein Monster ist in der Stadt! Alarm!“
      Angoe dachte nicht lange nach, er drehte sich um und floh zurück in die Gasse, aus der er gekommen war. Er hörte, dass Soldaten ihm folgten. Er wurde verfolgt von Männern, die unter seinem Befehl standen. Und er war vollkommen machtlos und viel zu verwirrt, um etwas anderes zu tun, als zu fliehen und sich in Sicherheit zu bringen.
      Er bog wieder ab und hoffte, die Soldaten irgendwie abzuschütten. Er hastete durch kleine Gassen und Hinterhöfe, ohne eine Ahnung zu haben, wo er war und wohin er flüchtete. Er sah eine Mauer neben sich und richtete sich mit seinem neuen Schwanz etwas weiter auf und stellte fest, dass er so problemlos über die Wand steigen konnte. Dahinter sank er in sich zusammen, rollte seinen Schwanz auf, ohne darüber nachzudenken, machte sich so klein es ging, zog sich den Mantel etwas mehr um den Körper und wartete.

      Er hatte sehr lange dort gesessen und regte sich erst wieder, als es nach Mitternacht war und er sich sicher sein konnte, dass außer den Nachtwächtern niemand mehr auf den Straßen sein würde. Er erhob sich langsam und ächzte leise, sein Körper war ganz klamm geworden. Im Schatten der Mauern um ihn zog er langsam den Mantel aus, der nicht einmal die Hälfte seines neuen Unterleibs verdeckte. Angoe trug noch immer die feine, schwarze Tunika. Die weißen Beinkleider, stellte er fest, waren zerrissen und hingen nutzlos um seine Hüfte. Verbittert warf er sie einfach in die Ecke. Dann nahm er sich Zeit, sich anzusehen, was die Elfe ihm angetan hatte:
      Vom Bauchnabel abwärts hatten schwarze, raue Schuppen seine einst bleiche Haut abgelöst und formten einen kräftigen Tierschwanz, der mindestens doppelt so lang war wie er selbst.
      Aber als ob das nicht schon genug wäre, hatte sich passenderweise auch seine Hautfarbe zu einem hellen Grau geändert. Er hatte nichts, in dem er sich betrachten konnte, aber er spürte auch so, dass seine Eckzähne spitzer geworden waren, als sie sein sollten und auch die Zunge hatte ganz offenbar eine für Schlangen typische Form angenommen. Was er nicht noch wusste, weil er es nicht sah, war, dass auch seine Ohren und Augen sich verändert hatten. Die Ohren waren zwar nur ein wenig spitz geworden und es waren noch keine Elfenohren, aber jedermann sah, dass es nicht die Ohren eines Menschenmannes waren. Und sollte dennoch jemand glauben, er sei noch immer ein Mensch, würde ein Blick in Angoes Augen das Gegenteil versichern. Seine Pupillen waren oval und das Weiß, das die Iris umrandete, war nun von einem giftigen, blassen Gelb.
      Er war eine Schlange, eine Schlange mit dem Oberkörper eines Mannes, ein Monster.
      Noch dazu war eine Frau vor ihm weggelaufen. Nun, das war allerdings verständlich.
      Angoe sank in sich zusammen und fühlte sich miserabel. Hier, jetzt, in dieser Gasse mit dieser Gestalt, wollte er sterben.
      Die Elfe war wohl die Einzige, die ihm helfen konnte. Aber wie sollte er sie finden? Dies war eine große Stadt. Sie konnte überall sein.
      Nein, es war hoffnungslos.
      Er musste fort, raus aus der Stadt. Er konnte nicht hier bleiben.
      Angoe zog sich den Mantel wieder an und zog sich lautlos über die Mauer und glitt ungesehen ins Dunkel.

      Lomeelinde erwachte aus einem Albtraum. Sie setzte sich auf, schweißgebadet, und warf die Decke ans Fußende ihres kleinen Gasthofbettes.
      Ihre Gedanken flogen und obwohl sie sich nicht mehr an ihren Traum erinnerte, zitterte sie am ganzen Leib. Albträume haben für Elfen andere Bedeutungen als für Menschen, und einen Traum nicht deuten zu können oder gar zu vergessen, galt als unheilbeschwörend.
      Lomeelinde kam auf die Beine und ging hinüber zu dem kleinen Fenster in ihrer Kammer. Noch immer aufgewühlt stieß sie die Fensterläden auf und flutete das Zimmer mit milchigem, weißen Mondlicht. Es war eine warme, angenehme Nacht und der Sternenhimmel leuchtete wunderschön, irgendwo dort oben.
      Lomeelinde griff nach ihrer Robe und beschloss, einen kleinen Spaziergang zu machen, um zur Ruhe zu kommen und zu denken.
      Sie beugte sich aus dem Fenster und sah hinab auf die Straße. In einiger Entfernung flackerte eine Straßenlaterne. Niemand war um diese Zeit unterwegs, nicht mal Nachtwächter waren zu sehen.
      Lomeelinde warf sich ihre Robe über und schwang sich aus dem Fenster. Sie landete sicher auf beiden Beinen, trat aber, als sie sich aufrichtete, auf ihre Robe und landete doch im Unrat. Angewidert verzog sie das Gesicht und klopfte sich den Straßendreck vom Körper. Gut, dass niemand sie gesehen hatte!
      Als sie aufblickte, huschte etwas Helles an ihr vorbei und ein warmer Lufthauch streichelte ihre Wangen. Überrascht blickte Lomeelinde sich um und sah dann ein leichtes Glimmen in einem Baum.
      Sie kam auf die Beine. Beim Näherkommen erkannte sie, dass das Schimmern zwischen den Blättern ein Vogel war. Ein sehr großes Exemplar saß auf einem Ast und putzte sich mit seinem langen Schnabel das helle, weiße Gefieder.
      Lomeelinde starrte das Tier an. Noch nie zuvor hatte sie ein solches Tier gesehen; groß, mit buntem Schwanz und Spannfedern und intelligenten, ruhigen schwarzen Augen.
      Dann begann der Vogel, leise zu singen. Lomeelinde streckte wie in Trance die Hand nach ihm aus, vielleicht würde er sich auf ihren Finger setzen. Er wirkte nicht scheu oder verängstigt, und sie war eine Elfe.
      Der Vogel sah sie an, dann erhob er sich mit zwei großen Flügelschlägen und war verschwunden.
      Keinen Wimpernschlag später wurde Lomeelinde hart gegen eine Häusermauer gestoßen. Einen Augenblick lang sah sie Sterne.
      Etwas wickelte sich um ihre Beine, warm und rau, jemand hatte eines ihrer Handgelenke gepackt und zerrte sie in eine kleine, dunkle Gasse.
      „Hallo, Elfe.“
      Verängstigt sah sie hinauf, schwach sah sie den Blick aus zwei giftgrünen Augen auf sich ruhen, das Gelb um sie herum war matt und hell im Dämmerlicht.
      „Du!“, stieß sie hervor.
      „Ja, ich“, sagte Angoe. Er hielt ihren feinen Körper an die Wand gedrückt, hielt ihre Handgelenke mit seinen Klauen umfasst, seine schwarzen Krallen gruben sich in ihr weißes Fleisch. Sein Schwanz hatte sich um ihre Fußgelenke geschlungen; sie war gefangen. „Hättest wohl nicht gedacht, mich so schnell wiederzusehen, was?“, fragte Angoe mit einem sarkastischen Lächeln.
      „In der Tat nicht!“, sagte Lomeelinde schroff zurück. Trotz ihrer misslichen Lage war sie zu stolz, um Angoe nett zu behandeln. „Komm schon, Mensch, lass mich gehen.“
      „Ja“, sagte Angoe. Sein Griff wurde nicht loser. „Vielleicht. Später.“
      „Später?“, wiederholte Lomeelinde. „Jetzt sofort!“
      „Später“, sagte Angoe und verschmälerte die Augen. „Sobald du mir meine Gestalt wiedergegeben hast!“
      Sie starrten einander an. Dann lachte Lomeelinde, lachte ihm ins Gesicht, lachte ihn aus.
      „Du Würmchen!“, sagte sie. „Du armes, kleines Würmchen. Du wirst den Rest deines Lebens so verbringen, Herr Thronfolger! Ich glaube allerdings nicht, dass jemand von einem Schlangenmensch regiert werden will! Und dein eigener Vater wird dich wohl kaum wiedererkenn-...“
      Angoes Atem zischte an seiner gespaltenen Zunge vorbei, als er ihr das Wort abschnitt. Sein Tierschwanz zerrte Lomeelindes hilflosen Körper näher an seinen, sein Griff wurde fester. Lomeelinde verzog das Gesicht.
      „Du tust mir weh!“, flüsterte sie, und langsam dämmerte ihr, in was für eine Gefahr sie sich begeben hatte. Sie war rein körperlich gesehen kein Schwächling, aber verglichen zu Angoes neugewonnener animalischen Kraft war sie ein Nichts. Er konnte sie zerquetschen, wenn er wollte.
      „Du kannst gehen, wohin du willst, kleine Elfe. Mich hält nichts mehr in dieser Stadt. Du kannst gehen, wohin du willst, und ich werde dir folgen, bis an mein Lebensende, wenn es sein muss!“
      „Dann bereite dich auf eine lange Reise vor“, brachte Lomeelinde spöttisch hervor, doch Schweiß trat auf ihre Stirn. Niemals würde sie es zugeben, doch sie fürchtete sich.
      Angoe merkte das. Sein griff um ihren Körper lockerte sich etwas. Er war erregt und zornig, aber nichts würde ihn dazu treiben, einer Frau Schmerzen zuzufügen, so sehr er sie auch hassen mochte.
      „Ich meine es ernst“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Gib mir meinen Körper wieder, oder...“
      In dem Moment fiel ein Lichtstrahl auf die Straße neben ihnen. „Wer ist da?“, rief eine Stimme, wahrscheinlich einer der Nachtwächter.
      Angoe horchte auf. Er war im Dunkeln der Gasse verschwunden, ehe der Wächter die Gasse erreicht hatte.
      Lomeelinde hatte er die Hand über den Mund gelegt und mit sich gezerrt.

      ~~

      Nach wie vor:

      Ich möchte wissen, welches Bild ihr von den Charakteren habt, da ich versuche, ein ganz bestimmtes Bild von ihnen zu übermitteln, mit euren Antworten könnt ihr mir da helfen.
      Es geht mir besondersum folgende Personen:
      o Angoe
      o Lomeelinde
      o Zoasis
      o Al'Finiell

      Zu den Fragen:
      1.) Wie erscheint euch Angoe, wie Lomeelinde? Arrogant, lustig, sarkastisch, sagt mir, welchen Eindruck ihr von ihnen habt.
      Mögt ihr sie? Mögt ihr sie /nicht? Warum /nicht?

      2.) Erscheinen euch ihre Beweggründe (für ihr Handelnm ihr Denken) nachvollziehbar?
      Næhmachinery
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      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von FoWo ()

    • Nachvollziehbar finde ich alles, was sie tun. Und ich halte Lomeelinde für eine verzogene Göre. Angoe ist mir nach seiner Verwandlung ein wenig sympathischer als zuvor, aber das heisst nicht viel. Er ist nämlich auch ziemlich verzogen.
      Ehrlich, da treffen die richtigen aufeinander. Die haben sich verdient.
      Der Naga zählt hiermit zu den von mir gelesenen Geschichten.
      Veria
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.
    • Also, ich habe jetzt mal beschlossen, zu versuchen zu erklären, was ich von Angoe halte (bei den Anderen bin ich mir noch nicht so ganz sicher, also lasse ich die mal lieber noch weg)
      Okay, Angoe, also nun ja, vor seiner Verwandlung hielt ich ihn für einen verzogenen, arroganten, verhätschelten, ahnungslosen Idioten... ja, das trifft es so ungefähr... aber jetzt, nach seiner Verwandlung kann ich seine Handlung zum ersten mal wirklich nachvollziehen und in meinen Augen tut er da so ziemlich zum ersten Mal, das richtige.
      Aber ich muss zugeben, er kommt erstaunlich gut mit seinem neuen Körper zurecht... ich schätze, ich wäre an seiner Stelle total überfordert :ugly:
      Ich weiß, eigentlich habe ich überhaupt nichts wirklich Nützliches gesagt, aber irgendwie kann ich mich nicht besser ausdrücken :rolleyes:

      Also hopp, schreib weiter, ich muss mir noch eine Meinung von ein paar Personen bilden! ;)
    • Fein, fein! ^^ Deinen Stil will ich jetzt erst gar nicht kritisieren, weil mir daran eh so gut wie alles passt, trotzdem werde ich mal die Kleinigkeiten rausschälen:
      "Was er nicht noch wusste, weil er es nicht sah..."
      "Nicht" und "Noch" würde ich vertauschen.

      Und irgendwo hast du geschrieben: "Sein Griff wurde nicht loser" oder so. Da würde IMHO "...wurde nicht lockerer" etwas besser aussehen. ^^"

      Zur Story: Man kann alles recht gut nachvollziehen, allerdings kommt mir Lomeelinde erst fast zu....hm, wie soll man sagen...mächtig vor, wie sie Angoe einfach so Schnipp! in einen Naga transformiert, aber dann kaum die Kraft hat, sich von ihm zu befreien.
      Es ist nicht wirklich ein Fehler oder unlogisch, es hat mich nur etwas stutzig gemacht...

      Kritik Ende, mehr kriegst du nicht! :P


      (Angoe und Lomeelinde sind quasi füreinander geschaffen, fällt mir gerade auf.... :ugly: )


      (Ja, man kann draufklicken)
    • @ Drahtwaschel: *hüstel* Ich lese die Geschichte häufig nach Fehlern durch, aber kurzsichtig bin ich trotzdem! :ugly: Danke für's Drauf-Aufmerksam-Machen. :D
      Was Lomee angeht: Sie ist körperlich nicht besonders stark, sondern eher zierlich. Magisch ist das was ganz anderes.
      Du kennst das doch, Nerds sind immer Loser im Sportunterricht. XD
      (Und: klar sind sie füreinander geschaffen! Sie machen die Story doch erst aus! XD)

      @ Kathryn und Veria: Danke für eure Bemühungen ^^ Es tut gut, zu hören, dass ich die beiden so rüberbringe, wie ich es will... ^^

      So, aber bevor ich euch jetzt die Fortsetzung von Kapitel 2 gebe (die zwar fertig ist, aber ich bin noch am Überarbeiten), geb ich euch mal den neuen Prolog:


      Prolog
      Einige Kerzen flackerten unbeständig auf dem großen Schreibtisch, an dem ein Elf saß und mit einer Feder in einem Buch schrieb. Es war so spät in der Nacht, dass es schon wieder früher Morgen war, dennoch zeigte der Mann keine Müdigkeit. Er war ganz konzentriert auf die Seiten, die vor ihm lagen, und die er mit grenzenloser Geduld beschrieb.
      Doch irgendwann hob er den Kopf und sah in die Leere. "Ah", sagte er dann und lächelte. "Sie kommt endlich. Nun wird es nicht mehr lange dauern. Ich wurde schon ungeduldig."
      Er stand auf und winkte einen Diener herbei. „Wir werden demnächst Besuch bekommen“, sagte er. „Von einer Elfe. Ihr könnt sie leicht erkennen. Ihr dürft sie auf gar keinen Fall abweisen. Sie darf auf mein Grundstück kommen. Bitte sag das auch den anderen.“
      „Ja, Herr.“ Der Diener beugte den Kopf und wollte schon wieder gehen, da hielt sein Herr ihn zurück.
      „Sag, was hältst du von diesem Vogel?“, sagte er und deutete auf eine Kohlezeichnung auf seinem Schreibtisch.
      „Wunderschön, Herr. Was ist es für eine Art?“
      Der Elf lächelte bedächtig. „Das weiß ich noch nicht.“


      Okay so? Spannend genug? Würdet ihr ein Buch, das so anfängt, aus der Hand legen oder weiter drin stöbern? ^^

      Okay, und damit ihr nicht ganz zu angeödet seid... Ich denke, die meisten von euch wissen es nicht, deswegen:
      Angoe und Lomeelinde sind die MAskottchen meiner Homepage. Die Homepage dreht sich ganz um meine Dolls/Pixel Artworks. Deswegen bekommt ihr jetzt mal ein paar "Illustrationen" zu sehen... ^^


      [Blockierte Grafik: http://fowo.torn-wings.net/dolls/angoe_huge.gif][Blockierte Grafik: http://fowo.torn-wings.net/dolls/lomeelinde_huge.gif]
      Das beschreibt die beiden ziemlich gut, denke ich... ^__^
      Nur, damit ihr so in etwa einen Plan davon habt, wie sie aussehen. (Wobei ich hoffe, dass ich sie gut genug beschrieben habe... O__O)

      EDIT: Mir ist aufgefallen, dass ich die zwo ja auch in meiner Sig habe... :ugly:
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von FoWo ()

    • Jep, ein Buch was so anfängt würde ich lesen... das heißt allerdings nichts, ich lese alles! Egal ob Mittelalter, Si-Fi, Fantasy oder sonst was (okay, keine Krimis und Liebesgeschichten ohne wirklich guten Höhepunkt), aber diese Geschichte lese ich im Net ja auch, warum sollte ich sie dann als Buch nicht lesen?! ;)
    • So... weiterhin wirklich sehr gelungen! Mir gefällt besonders auch dein Schreibstil, mit dem du eine tolle Amtosphäre erzeugst.
      Angoe zog sich den Mantel wieder an und zog sich lautlos über die Mauer und glitt ungesehen ins Dunkel.

      Und bis auf zitierte Kleinkrämerei von Wortwiederholung, habe ich jetzt eigentlich auch nix zum Kritisieren gefunden^^

      Außerdem wird der Prolog tatsächlich irgendwie immer besser. Allerdings verwendest du das Wort 'sagte' dort ein wenig zu häufig.
    • Der Prolog ist super, vermittelt irgendwie... Fantasy-Atmosphäre. XD Und macht neugierig. (Vor allem das mit der Vogelzeichnung)

      Viel besser als letztes Mal. ^^


      Und die Pixelartworks haben einfach nur Stil. Die Gesichter, die Schattierungen....meine Fresse, das muss ja ewig dauern, bis man das fertig hat.... :ugly:


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Hier die Fortsetzung von Kapitel 2. Wird wohl noch mal überarbeitet werden, mir kommt das alles noch zu.. zu unecht vor, zu künstlich, zu aufgesetzt... Aber bevor ich nicht weiß, wie ich das ändere, hier schon mal die Rohversion. Vielleicht fällt euch ja was ein?

      ~

      Lomeelinde rang nach Luft, als er die Hand von ihrem Mund ließ. „Ich wäre fast erstickt!“, japste sie.
      Angoe war noch immer in Bewegung, hatte sie lediglich losgelassen, weil sie zu stark gezappelt hatte. Er hatte ihre Taille mit der Rechten umfasst und trug sie so unter dem Arm mit sich. Er kam zügig durch die Gassen der Stadt. Er lernte schnell, diesem neuen Körper Vorteile abzugewinnen.
      Er sprach nicht mit ihr.
      Lomeelinde hing unnütz unter seinem Arm, sah, wie Angoe sich mühelos über Mauern hievte und lautlos durch Hinterhöfe glitt. Hunde knurrten, zogen dann den Schwanz ein und ergriffen die Flucht, Katzen huschten hinter Kisten, wenn er vorbeikam. Aber er kümmerte sich kaum im seine Umgebung, obwohl Lomeelinde spürte, dass er konzentriert war. Vor jeder Ecke lauschte er auf Schritte oder sah sich nach dem Licht der Laternen um, das er vorsorglich mied.
      Irgendwann blieb er stehen. Er setzte sie ab, und sie wich schnell ein paar Schritte von ihm zurück, aber sie hatte die Wand im Rücken. Er stand vor dem einzigen Ausgang der Sackgasse. Er ließ sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf einem umgekippten Regenfass nieder und betrachtete sie, wie sie dort stand, an der Wand, die Hände vor der Brust in ihre Robe gekrallt. Ihr Gesicht war neutral, beinahe gelangweilt, aber er hatte ihr Herz vor Angst pochen gespürt. Er würde erreichen, was er wollte. Sie hatte keine Wahl.
      „Nun?“, begann er nach einer Pause. „Hier kommt niemand vorbei. Verwandle mich zurück. Dann lasse ich dich laufen.“
      Lomeelinde sah ihn lange an. Schließlich sah sie ein, dass er momentan in der Machtposition war. Vielleicht das erste mal in ihrem Leben gab sie nach. Was aber lange nicht bedeutete, nett zu ihm zu sein.
      „Selbst wenn ich mich dazu entscheiden würde, das geht nicht so einfach, dummer Mensch“, sagte sie kopfschüttelnd und verschränkte demonstrativ die Arme. „Magie ist etwas, das eure armseligen Geiste nie verstehen werden.“
      Angoe lehnte sich etwas zurück. Das war immerhin ein erster Schritt. „Das bedeutet?“
      Lomeelinde rollte die Augen zum Himmel als wäre damit alles gesagt. „Ich kann dich nicht so einfach zurückverwandeln.“
      Angoe starrte sie an. „Warum nicht? Du hast es doch schon mal getan, wo liegt der Unterschied?!“
      Lomeelinde zögerte. Das war so eine Sache. Eigentlich war sie selbst erstaunt, wie gut ihr der Zauber, den sie auf Angoe angewandt hatte, geklappt hatte. Sie war in der Lage, kleine Lebewesen zu verwandeln, aber einen Menschen in ein Wesen zu verwandeln, das so in der Natur nicht einmal vorkam? Das war ihr eigentlich unmöglich. Vielleicht war es das schlangenhafte, hinterlistige in seiner Seele gewesen, das ihn so hatte werden lassen und sie hatte nur den magischen Hebel umgelegt. Man musste Angoe nur in die Augen sehen und man wusste, dass sein Leben eine einzige Lüge war. Eine Lüge, um an das zu kommen, was er begehrte. Er war aufgewachsen zwischen Politik und Bruderhass, zwischen Verantwortung und Luxus. Es war schwer, in einem solchen Umfeld nicht hinterlistig, korrupt oder einfach verrückt zu werden.
      Lomeelinde sah ihn forschend an, als sie sagte: „Ich kann dich nicht so einfach zurückverwanden. Akzeptiere es als eine Tatsache.“ Angoe wollte etwas sagen, aber sie hob eine schlanke Hand und unterbrach ihn. „Ich habe keinen persönlichen Vorteil davon, wenn ich dich zurückverwandle“, sagte sie prüfend. „Ich möchte einen gewissen Lohn.“
      Sie sagte es und bereute es im selben Augenblick. Angoe stand auf und kam langsam, vollkommen lautlos auf sie zu. Er überragte sie um fast einen Kopf.
      „Wie wäre es mit deinem Leben?“, fragte er leise. Er wusste, wie man drohte, und er sah Lomeelinde an, dass er seine Wirkung nicht verfehlte. Sie wich einen Schritt vor ihm zurück, wieder an die Wand.
      Angoe war kein Freund von Gewalt. Eigentlich war er ein friedlicher junger Mann, der die Freuden des Lebens jedem Blutvergießen vorzog. Natürlich, manchmal ging sein Temperament mit ihm durch, er ließ sich oft dazu hinab, seinen Bruder am Kragen zu packen oder ihn zu ohrfeigen. Erzieherische Maßnamen, wie Angoe Ithilis Otar I es ausdrückte, wenn er etwas davon mitbekam. Angoe konnte mit Pfeil und Bogen umgehen und führte die Klinge recht gut. Er konnte reiten und viele Meter hinter sich bringen, ehe er nach Luft ringend stehen bleiben musste.
      Aber Angoe hatte noch nie jemanden umgebracht, einer Frau noch nicht einmal Gewalt angetan, noch nie in einem Krieg gedient.
      Lomeelinde wusste das alles nicht. Alles, was sie wusste, war, dass ein Mann mit einem fast zwei Meter langen Schlangenschwanz ihr drohte.
      Was hätte sie großartig tun können?
      Einen Zauber? Natürlich. Aber Angoe war nicht dumm, und mit seinen tierischen Reflexen würde es ihm ein Leichtes sein, sie zu hindern.
      Zu glauben, sie könne fortlaufen und ihm entkommen, war närrisch. Sie hatte gesehen, wie schnell er war.
      Nein, dachte sie, ich werde kooperieren. Vorerst. Bis sich eine bessere Gelegenheit ergibt.
      „Schön“, sagte sie langsam und ließ Angoe nicht aus den Augen. „Ich werde mein Bestes tun.“
      Angoe sank wieder etwas mehr auf den Boden, sodass er sie nicht mehr so sehr überragte. „Wunderbar.“
      Lomeelinde verschränkte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf etwas zur Seite. „Dein Volk wird in Panik ausbrechen, wenn es dich sieht“, stellte sie fest.
      „Das habe ich schon gemerkt“, knurrte Angoe.
      Lomeelinde ignorierte ihn. „Dementsprechend kommen wir nicht aus der Stadt.“ Sie hatte begonnen, in dem kleinen Hinterhof auf und ab zu gehen. Langsam formte sich ein Plan in ihrem Kopf. Sie hatte eine perfekte Verwandlung geschafft, nicht wahr? Besser konnte es gar nicht werden. Würde Meister Al’Finiell sie dafür loben? Wenn sie nun Angoe mit zu ihm schleppte... Er würde sie bestimmt unterrichten! Er würde ihr Talent sehen, ihre Begabung!
      Ja, das war gut.
      Und wenn der dumme Mensch drauf bestand, wusste Al’Finiell Sagrean bestimmt auch einen Weg, ihn zurück zu verwandeln. Angoe wurde ab dem Punkt, ab dem Al’Finiell sie unterrichten würde, für Lomeelinde unwichtig.
      Sie wandte sich so abrupt um, dass Angoe, der sie betrachtet hatte, schuldbewusst zusammenzuckte. „Deine Haut fällt auf“, sagte sie. „Von deinem Schwanz nicht zu reden. Wir werden dich verhüllen müssen, so gut es geht.“ Sie öffnete den Verschluss ihrer Robe und warf ihm den Umhang zu. „Hier, bind dir die um die Hüfte. Dein toller Mantel da“, sie betrachtete Angoes Ledermantel süffisant lächelnd, „wird dein Gesicht verdecken müssen. Ich mache mich übrigens nicht dafür verantwortlich, wenn du schlampig bist und jemand deinen Schwanz unter der Robe sieht!“
      Angoe hatte sich die Ärmel von Lomeelindes Robe locker um die Hüften gelegt und unter den Gürtel seiner Tunika geschoben. Er rollte den Schwanz ein wenig ein. Die seltsame Wölbung im Stoff war auffälliger als der Schwanz selbst.
      Sie schwiegen beide einen Moment.
      „So geht das nicht“, sagte Angoe schließlich kopfschüttelnd.
      „Tja, dann wirst du wohl hierbleiben müssen“, sagte Lomeelinde, die zwar einerseits von Al’Finiell unterrichtet werden wollte, aber andererseits wirklich kein Interesse an der Gesellschaft dieses Mannes hatte.
      Angoe funkelte sie an. „Du solltest deine Zunge hüten“, sagte er und bleckte die spitzen Zähne ein wenig.
      „Du bist derjenige, der mit gespaltener Zunge spricht, Schlange!“, versetzte Lomeelinde. Angoe und sie starrten einander feindselig an. Dann wandte Angoe den Blick ab und setzte sich in Bewegung. Es nützte ja doch nichts, sie zu rügen, und für jetzt brauchte er sie.
      „Wir werden bei Nacht wandern müssen“, stellte er fest. „Komm endlich. Und denk nicht daran, weglaufen zu wollen – ich hole dich ein, Elfe, ich werde dich finden.“ Er warf ihr einen Blick zu, dann glitt er aus dem kleinen Hof.
      Lomeelinde schauderte. Dieser Mann hatte diesen Körper verdient, er war ein Monster. Sie folgte Angoe in angemessenem Abstand und schlang die nackten Arme um sich. Sie fror in der Kühle der Nacht.
      „Hältst du es nicht für angebracht, dass ich vorgehe?“, fragte sie gereizt. „Du weißt doch gar nicht, was ich vorhabe.“
      Tatsächlich hielt Angoe inne und drehte sich zur Hälfte um; ganz wäre ihm das in der engen Gasse wohl auch nicht möglich gewesen. „Gerne“, sagte er langsam. „Geh nur vor. So kann ich dich im Auge behalten.“
      Lomeelinde hob die Nase an und stolzierte an ihm vorbei, machte dabei einen demonstrativ großen Schritt über ihn hinweg und merkte dann, wie unangenehm es ihr war, dass er sie bei jedem Schritt betrachten konnte. Sie hielt wieder inne und spürte seinen Blick im Rücken. Sie drehte sich um.
      „Interessierst du dich gar nicht dafür, was ich vorhabe?“, fragte sie ärgerlich. „Du würdest mir blind folgen, nicht wahr, Mensch?“
      Angoe stutzte. Dann zog er die Schultern ein wenig hoch. „Was hast du vor?“
      „Das verstehst du eh nicht. Frag nicht so dumm, komm einfach.“ Lomeelinde drehte sich kopfschüttelnd um und ging weiter. Falls Angoe etwas sagte, hörte sie es nicht.
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    • Ne, das klingt nich aufgesetzt - war ja klar, dass so eine Verwandlung nicht einfach so wieder rückgängig gemacht werden kann, sonst hieße die Story wohl nicht "Der Naga" :ugly:
      Also, mich stört nix.... ^^"

      ...Der Schluss kommt mir irgendwie bekannt vor, fällt mir gerade auf. XD



      Sloganizer ist überall.... *Sigsbetracht*


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Schön, dass euch die Story gefällt. Macht euch aber gefasst, dass ich sicherlich nochmal was ändern werde... ^^
      Ich hab den Absatz da oben erweitert. Weil ich aber nicht editieren wollte (der Übersicht wegen), hier noch ma das letzte Stück:


      ~

      „Interessierst du dich gar nicht dafür, was ich vorhabe?“, fragte sie ärgerlich. „Du würdest mir blind folgen, nicht wahr, Mensch?“
      Angoe stutzte. Dann zog er die Schultern ein wenig hoch. „Was hast du vor?“
      „Das verstehst du eh nicht. Frag nicht so dumm, komm einfach.“ Lomeelinde drehte sich kopfschüttelnd um und ging weiter. Falls Angoe etwas sagte, hörte sie es nicht.
      Sie brachten die Straßen schweigend hinter sich. Niemand von ihnen hielt es für nötig, mehr mit dem anderen zu reden, als angebracht gewesen wäre. Sie waren eine reine Symbiosegemeinschaft. Für beide stand fest, den anderen so schnell wie möglich loszuwerden.
      Lomeelinde ging zügig, fast so, als wolle sie ihn am liebsten abhängen, aber Angoe blieb dicht hinter ihr. Er machte kaum Geräusche; sein Atem war ruhig, die Art, wie er über den Boden glitt, lautlos. Es jagte ihr Furcht ein, immerhin hatte sie als Elfe geschärfte Sinne. Es hieß, die Elfen hätten lange Ohren, damit sie die Botschaften der Götter hören konnten.
      Und Menschen waren laut. Sie trampelten auf den Boden und schrieen, ihr Atmen war laut genug, um sie auf mehrere Fuß weit zu hören. Ihr Geist war eingeschränkt, sie waren nur bedingt magiefähig und generell... Menschen waren schlecht.
      Lomeelinde spürte, dass sie sauer wurde. Und er, dieses Prinzchen, war der Schlimmste von allen. Bildete sich ein, sie herumschubsen zu können. Und am schlimmsten war, dass sie sich auch noch einschüchtern ließ!
      Dabei hatte sie ihm doch nichts getan. Der kleine Zauber, pah, er sollte dankbar sein! Er war doch auch nur ein Mensch, mit denselben schlechten Eigenschaften.
      Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Angoe erwiderte ihren Blick aus stechenden grünen Augen.
      Sie sah wieder fort.
      Nein, dachte sie für sich, er ist kein Mensch. Er ist ein Monster. Ein Naga.

      ~

      Das ist das Ende von Kapitel 2. Wir sind bei 16 Seiten! :D Übrigens: glaubt ihr, ich sollte den begriff "Naga" irgendwo erklären? Oder ergibt sich das, bzw., weiß man das an dem punkt?
      Naga sind normalerweise weiblich und kommen in der indischen Mythologie vor... (Deswegen ist "Der Naga" ja auch eigentlich unmöglich... ^^ Deswegen hab ich mich ja für den Titel entschieden.)

      EDIT: Würdet ihr Lomeelinde als rassistisch bezeichnen? Wenn ja -- inwieweit macht sie das unsympatisch?

      EDIT 2: Okay, gebt's zu -- wem hab ich die 5er-Bewertung zu verdaken? :D
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    • Fein. ^^ Es verbessert sich tatsächlich immer mehr.

      Den Begriff "Naga" brauchst du wahrscheinlich nicht explizit zu erklären, man versteht ja auch so, was es sein soll. Ganz nett wäre es aber trotzdem, wenn du vielleicht ganz am Schluss der Story eine kleine Definition dazuschreibst, das mit der indischen Mythologie zum Beispiel, für alle leser, die alles wissen wollen. XD

      zum Edit: Na jaaa, rassistisch ist vielleicht noch nicht ganz richtig, aber verflucht arrogant ist sie schon, die Gute. Eine kleine Abreibung hätte sie jedenfalls verdient. :ugly: Irgendwas, das ihre Arroganz ein wenig eindämmt....

      zum Edit2: Na ja, zum Teil wohl mir, aber die Bewertung war schon da, bevor ich bewertet habe. Da war halt wer schneller als ich. (Wieder mal... XD )


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