Der Naga

    • Original von Romb
      Spannende Geschichte! Zwar gabs diese "Bruder vs. Bruder, kampf um die Krone" Adaption schon öfters, nur bietet sie in der Version, zumindest was ich bisher gesehen hab, viel Stoff für neue Begenheiten.
      Nur verstehe ich nicht, was ein "Naga" ist.


      Endlich habe ich einen Kommentar bekommen! *heul!*

      Also, na ja, ich muss schon sagen, wir sind ja erst am Anfang. Das ganze ist ja noch nicht mal ins Rollen gekommen ^^ Und das prinzip ist, in der Tat, recht alt, aber... nun, du wirst ja sehen.
      Was ein Naga ist? *g* Da wirst du weiterlesen müssen, das wird alles noch geklärt.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
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      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • So, da bin ich, wie versprochen *zwinker*

      Und natürlich werde ich alles an Kritik, die ich habe, rauskratzen und hier reinklatschen, egal, wie nebensächlich die Punkte auch sind. ^^

      Punkt a) Der Prolog: Hübsch geschrieben, aber für einen Prolog zu unspektakulär. Wenn du dir die meisten Bücher und Filme ansiehst, beginnt jedes davon entweder mit großem Tschinn-Bumm und Trara - also Action satt - oder einer sehr mysteriösen Szene. Immerhin sollte man die Leser sofort einfangen mit etwas, das sie fesselt. Eine kurze Einführung in die Geschichte des Landes ist etwas zu dürftig. Und du willst ja, dass sich die Leute auf die Story stürzen wie ein Rudel Löwen, das seit Wochen nur noch Erdbeerjoghurt gefuttert hat, oder? :D
      Das heißt jetzt nicht, dass der Kurz-Prolog weg muss, ich täte an deiner Stelle nur vorher noch etwas einfügen, irgendetwas, das sich im Hirn der Leser sofort einbrennt und erst am Schluss aufgeklärt wird oder so. ^^ Das zieht fast immer. (Ein Mord, ein Traum, eine Verfolgungsjagd, ein mysteriöses Gespräch zwischen zwei noch mysteriöseren Charas.... alles klar?)

      Punkt b) Kein richtiger Kritikpunkt, nur ein Hinweis: Lass es nicht zu sehr in die alte Bruder-will-meinen-Thron-Masche abrutschen. Du kannst das natürlich einbauen, aber es sollte nicht der Hauptplot sein. Aber in der Hinsicht vertraue ich dir... ;)

      Ansonsten muss ich sagen, sehr fein! Es hat Zusammenhang, es liest sich flüssig, es klingt glaubhaft und geht nicht zu schnell. Nimm dir ruhig Zeit für ausführliche Beschreibungen, solange es nicht zu langatmig wird. Dann wirkt es lebendig.

      So, mehr kann ich beim Besten willen nicht sagen, es hat ja erst angefangen. Logiklöcher hab ich auch keine gefunden :ugly:

      Weiter so, mal sehen, was draus wird! ^^


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Prolog also, Prolog, Prolog... Hmm... o_O;; Was schreib ich denn da, damit es auch passt! *schwitz, in Zimmer einschließ, nicht mehr ess und/oder trink (vom Waschen ganz zu schweigen!) und auf die Erleuchtung wart*
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    • Also mir gefällt das so, wies ist. Action hätte am Anfang auch nicht wirklich gepasst und mysterisches war ja bisher auch nicht wirklich viel... obwohl man mit solchen Prologen natürlich mehr Leser anzieht, das ist wahr. Aber diese Mischung aus Streit, Sünde (was Angoe II angeht), Verachtung und Verrat gefällt mir sehr gut... vorallem der Verrat. Bin grad mit Star Wars III durch und ganz inspiriert von der hinterhältigen Übernahme von Regierungssystemen!
      aber warte mal... wenn der jüngere Bruder den Vater umbringt und das Reich übernimmt, dann überlebt der ältere doch nicht, bessert sich und wird zum "Guten", oder? Naja, war nur so ein Gedanke...
      Aber wie gesagt, bisher gefällt mir das wirklich gut. Liest sich flüssig und ist sehr interessant. Wenn dann noch etwas spannung dazu kommt, ists perfekt!
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
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      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Der nächste Absatz... ^^

      ~~


      In etwa zur gleichen Zeit war eine Elfe, Lomeelinde mit Namen, irgendwo auf einer Landtraße und hatte sich verlaufen. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte und konnte auch nicht dahin zurück, wo sie herkam, deswegen folgte sie einfach mit schmerzenden Füßen der Straße, die, so sagten ihr Straßenschilder, auf die sie hin und wieder stieß, sie nach Anateal, der "Weißen Stadt", führen sollten. Es war eine Menschenstadt, so wusste Lomeelinde, aber auch die Hauptsadt des Landes, in dem sie sich befand, und ein paar Tage Aufenthalt sollten möglich sein.
      Lomeelinde war eine Anwerberin der magischen Studien, mit anderen Worten, sie befand sich in ihrer Ausbildung zur Magierin. Es ist allgemein bekannt, dass die Rasse der Elfen in der Lage ist, sich die Magie der Natur zunutze zu machen, und Lomeelindes magische Begabung war exellent, sie war ein wahres Naturtalent, war brilliant, konnte Dinge, die sie nie gelernt hatte, und das alles in ihrem noch recht jungen Alter von einigen Jahrhunderten. Aber dass sie immer in alle Himmel gelobt wurde, dass sie immer der Mittelpunkt ihrer Welt war, dass ihre Lehrmeister ihr private Stunden gegeben hatten, um sie zu fördern -- das alles hatte sie sehr verdorben.
      Umso mehr hatte es sie gefreut, als ihr alter Lehrmeister ihr vor einigen Wochen gesagt hatte, er könne ihr nichts weiter beibringen, aber er hätte einem Freund von ihren Fähigkeiten berichtet und der wolle sie gern unterrichten.
      Es hatte sich herausgestellt, dass dieser Freund ein überaus bekannter und mächtiger Elf war; Al'finiell Sagrean mit Namen. Jeder, der sich ein bisschen für Magie interessierte, hatte schon von ihm gehört. An den Schulen unterrichte man die Lehren, die er in seine Bücher niedergeschrieben hatte und die Könige der Länder hörten auf seinen Rat, wenn eine Entscheidung anstand. Al'finiell Sagrean war, auch wenn er keinen menschlichen Adelstitel, ein Amt oder dergleichen hatte, eines der Oberhäupter der Regierung im Kaiserreich.
      Lomeelindes Selbstbewusstsein, so kann man sich denken, stieg um einiges, als sie hörte, dass sie von diesem Elf unterrichtet werden sollte -- zumal man sich erzählte, dass der Meister auch noch sehr gutaussehend war, trotz seines Alters, was wirklich ein schmackhaftes Extra war, denn Lomeelinde war selbst eine wunderschöne Frau und wusste durchaus, ihre körperlichen Reize zur Schau zu stellen, das fing bei ihrem luftigen weinroten Kleid mit den goldenen Stickereien an den Säumen an und hörte mit ihrer langen, smaragdgrünen Haarpracht noch lange nicht auf.
      Sie hatte sich natürlich sogleich auf den Weg zu Sagreans Anwesen gemacht und es nach mehreren Tagen Reise auch unversehrt erreicht.
      Das Gebäude, in dem der Magiermeister sich aufhielt, lag in einem Tal, umringt von einem dichten Laubbaumwald, durchzogen von einem Fluss. Es war friedlich dort, außer dem Meister selbst und einer handvoll Diener hielt sich dort niemand auf.
      Lomeelinde war mit Tagesanbruch angekommen und klopfte müde, aber vorfreudig und aufgeregt an das große, helle Holzportal. Sie nannte dem Portier ihren Namen und wurde eingelassen und durch einen großen, prächtigen Garten geführt, zu einer Veranda, auf der Al'finiell Sagrean an einem großen Tisch saß und mit dem ersten Morgenlicht mit einer wunderschönen Schwanenfeder in einem Buch schrieb. Sein Haar war silbrig weiß und warf einen blauen Schatten, er hielt es auf dem Rücken mit einem schwarzen Samtband zu einem Zopf. Er trug eine lange, wallende Robe aus weißer und blauer Seide und neben ihm an Tisch lehnte ein mannshoher, dunkler Holzstab, dessen Ende sich um eine Kugel schlang, die in allen Regenborgenfarben glänzte.
      Als Lomeelinde ehführchtig vor ihrem zukünftigen Lehrmeister innehielt und er den Kopf hob, sah sie, dass auch seine Augen mehrfarbig waren und sich Blau, Rot und Gelb in allen Varationen in seiner Iris abwechselten.
      Al'finiell legte die Schwanenfeder beiseite und faltete die Hände auf dem Tisch, betrachtete Lomeelinde ruhig und kommentarlos. Sie fühlte ich geprüft unter diesem Blick, erwiderte ihn aber stolz und ohne zu blinzeln.
      Schließlich nahm Al'finiell die Feder wieder auf, tauchte sie in die Tinte und schrieb weiter ohne die junge Elfe noch einmal anzusehen. "Ich kann dir nichts beibringen", sagte er. "Such dir einen anderen Meister."
      Das war ales, was er ihr sagte. Er schikcte sie fort.
      Natürlich hatte Lomeelinde protestiert, sie hatte gebettelt und gedroht und geschimpft, aber der Meister war unerbittlich und beachtete sie nicht. Als sie sich aber weigerte, einfach so abgelehnt zu werden, hatte doch ihr ehemaliger Lehrmeister sie in Sagreans Obhut gegeben und sie durch dessen Ablehnung heimatlos war, nannte er ihr den Namen eines menschlichen Magiers, der sie lehren solle.
      Nun Lomeelinde war empört -- ein Mensch könne ihr nichts mehr beibringen! -- und machte sofort kehrt und verließ das Anwesen ohne weitere Aufforderung.
      Und der Zufall wollte es, dass sie nun auf dem Weg nach Anateal war, in dem man gerade den achtzehnten Geburtstag des jungen Prinzen Zoasis feierte.
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    • Hm... den Anfang fand ich tatsächlich noch nicht so fesselnd, aber mittlerweile gefällt's mir schon viel besser^^
      Lässt sich gut lesen, man kann sich alles schön vorstellen, es ist interessant geschrieben usw. Eben wirklich sehr gelungen bisher.
      Allerdings kam zwei Mal die Wendung "... mit Namen" vor, was eigentlich nicht sein müsste (und ein paar kleine Tippfehler waren auch drin^^)
      Ansonsten ist mir jetzt irgendwie nix weiteres aufgefallen und ich bin schon neugierig wie's weitergeht.
    • Sag mal, hast du den gazen Tag eigentlich nix anderes zu tun, als eine Geschichte nach der anderen zu schreiben? :ugly:
      Aber echt gut gelungen (okay, wie schon gesagt, zwei Tippfelher im zweiten Teil ganz unten) aber ansonsten echt toll!
      Bin schon gespannt wie's weiter geht! *erschwartugnsvoll schau*
    • Hört sich ganz gut an. Gibt auch überhaupt nichts dran auszusetzen. Gut beschrieben, logisch, interessant, liest sich sehr gut und flüssig... Mach nur weiter so, das ist schon sehr gut.
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
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      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
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      Den fernen Tag der Rache ein:
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      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • *thread aus der zweiten Seite ausgrab* 8|
      Mann, diese Story ist irgendwie gar nicht beliebt. ^^; Danke trotzdem an alle, die kommentieren. ~<3

      Also, wie schon gesagt, die Story befindet sich im Aufbau. Hier habt ihr dien Anfang nochmal komplett überarbeitet.
      Zitat nach Sol Stein:
      "Schreiben bedeutet umschreiben."
      Das A und O eines jeden Autors. ^^
      Es ist 'ne Menge anders gewoden und wird wahrscheinlich auch noch viel anders werden, aber ein Roman braucht eben viel Liebe und Zuneigung.

      Also... Hier. Immer schon eure meinung sagen, jaaah? *mit Augen klimper*


      Für Bobby
      Wegen langer Gespräche,
      Vieler Gedanken,
      Den Illustrationen
      Und gut und gerne der Hälfte der Geschichte




      Prolog
      Einige Kerzen flackerten unbeständig auf dem großen Schreibtisch, an dem ein Elf saß und mit einer Feder in einem Buch schrieb. Es war so spät in der Nacht, dass es schon wieder früher Morgen war, dennoch zeigte der Mann keine Müdigkeit. Er war ganz konzentriert auf die Seiten, die vor ihm lagen, und die er mit grenzenloser Geduld beschrieb.
      Doch irgendwann hob er den Kopf und sah in die Leere. "Ah", sagte er dann und lächelte. "Sie kommt endlich. Nun wird es nicht mehr lange dauern. Ich wurde schon ungeduldig."


      ~~~



      Der Naga




      Kaiser Tharuil IX hatte sein Weltreich unter mehreren Königen verteilt und seinem persönlichen Berater und rechter Hand Angoe Ithilis Otar den größten Teil überlassen: Das Land Otarien, über das der König von der Hauptstadt Anateal aus herrschte. Nun trug es sich zu, dass die Gattin des Königs ihm zwei Söhne gebar, Angoe Ithilis Otar II und Zoasis Otar.
      Der Ältere war dazu vorbestimmt, seines Vaters Krone eines Tages zu tragen und zählte in etwa fünfundzwanzig Jahre, als sein Leben verändert wurde.
      Zu diesem Zeitpunkt befand er sich auf der Höhe seiner Jugend: Sein Vater liebte ihn und er hatte die Aufmerksamkeit des ganzen Staates, da es nicht mehr allzu lange dauern konnte, bis er den Thron besteigen würde. Von klein auf als der baldige König erzogen und dementsprechend verwöhnt, hatte er jedoch niemals Interesse für die Leute mit ihren Sorgen und Ängsten entwickelt, aber er war dennoch ein guter Redner und Politiker. Er wusste, dass die Krone seines Vaters ihm mehr Macht als allen anderen unter Tharuil IX verleihen würde. In einer solchen Position konnte er es sich nicht leisten, Revolten und Verschwörungen anzuzetteln. Doch mit der Macht der Krone konnte er all die Dinge haben, die er tatsächlich begehrte: Wein, Frauen und Vergnügen, all das, was einen jungen Mann in einer solch hohen Position reizte. Das Regieren würde er seinen Beratern überlassen, und letztlich war es immer seine Unterschrift und sein Siegel, das entscheidend war. So wenig er sich für die Politik seines Landes interessierte, er war zu stoz, um zuzulassen, dass jemand etwas über seinen gekrönten Kopf hinweg entschied.
      Angoe II plante seine Herrschaft schon im Stillen, als er seinen Vater noch jeden Morgen mit einem Kuss auf die heiligen Hände begrüßte und den vorbildhaften, gut erzogenen Sohn mimte. Aber selbst als Junge widmete er sich schon den körperlich und geistlich eher verwerflichen Genüssen, wenn er ohne Aufsicht war. So erzählten sich die Dienstmädchen bei der Arbeit leise, dass er sie angelächelt habe, und vielleicht sogar ihre Hände berührte, wenn sie ihm Wein eingossen oder einkleideten. Es gab sicherlich keine menschliche Frau, die ihn nicht auf irgendeine Art begehrte und Angoe wusste sehr gut mit dieser Gabe umzugehen.
      Doch Angoe wusste um die ärgerlichen Pflichten eines Königs. So sehr er auch nach der Macht und der Freiheit eines Königs lechzte, er hatte keine Eile, einer zu werden. So kam es, dass Angoe niemals Verschwörungen gegen seinen Vater schmiedete und still, mit einem ruhigen Lächeln und einer tiefen Verbeugung darauf wartete, dass sein Vater ablebte und bis dahin seine ein wenig eingeschränkten Rechte als Prinz und Thronfolger ausnutzte.
      Angoe Ithilis Otar hatte bisher acht Gattinnen gehabt, einige davon für sein reines Vergnügen. Die fünfte jedoch gebar ihm endlich einen Sohn und Thronfolger. Sie starb, als Angoe sieben Menschenjahre zählte, bei der Geburt des zweiten Sohnes Zoasis Otar. Angoe hatte seine Mutter, die eine zarte und freundliche Frau gewesen war, immer sehr geliebt. Ihr Gatte kümmerte sich wenig um sie, und so verbrachte sie viel Zeit mit ihrem Sohn. Angoes Kindheitstage waren erfüllt von schönen Erinnerungen und vielleicht war das der Grund, warum er ab dem Todestag seiner Mutter einen solch verruchten und hinterlistigen Charakter entwickelte. Es begann damit, dass er die Schuld für den Tod seiner Mutter auf seinen Bruder Zoasis schob und fortan jede Gelegenheit nutze, um seinen Bruder schlecht zu behandeln und zu verhöhnen. Er gab ihm Spitznamen, für die Zoasis ihn hasste, und hänselte ihn in seiner Jugend für sein kindliches Unwissen. Noch dazu war Zoasis von schmächtiger Statur, litt schon früh an unreiner, pickliger Haut, hatte die Hakennase seines Vaters geerbt und war auch äußerlich ein Gegensatz zu seinem kräftigen, gutaussehendem Bruder. Dessen lange, schwarze Haare immer gepflegt und Gesicht vollkommen makellos war.
      Auch im Charakter unterschieden sich die zwei Brüder wie Feuer und Wasser, war doch Angoe ruhig und bedacht, war aber kontaktophil und liebte besonders weibliche Gesellschaft und suchte so immer sein Publikum, um bewundert und verehrt zu werden. Zoasis hingegen mied Menschen, hasste es, beobachtet zu werden oder vor großen Menschenmengen zu reden, litt unter Wutanfällen und Depressionen und war von unglaublicher Ungeduld. Noch dazu kam, dass Zoasis' Meinung, da er der Jüngere war, am Hofe geradezu gar nicht beachtet wurde. Wenn Angoe Ithilis Otar I jemanden um seine Meinung fragte, fragte er immer seinen Erstgeborenen und ganzen Stolz.
      Der Kleinkrieg zwischen den Brüdern hielt an, selbst als Angoe schon lange das Kindesalter überschritten hatte. Doch Zoasis stand ihm in nichts nach, auch wenn es ihm mehr Mühe bereitete, seinen Bruder zu verletzen, da die meisten Versuche, ihn bloßzustellen oder zu verhöhnen, an seiner aalglatten Oberfläche abprallten. Schaffte Zoasis es dennoch einmal, seinem Bruder einen Streich zu spielen, machte Angoe sie meistens mit seiner ausgezeichneten, blumigen Redegewandtheit zunichte.
      Für einen speziellen Tag hatte Zoasis sich wieder eine kleine Gemeinheit ausgedacht und war zuversichtlich, dass alles zu seiner Zufriedenheit ablaufen sollte.
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    • Angoe wachte am Morgen mit entsetzlichem Juckreiz in Schritt und auf der Kopfhaut auf. Sein erster, entsetzter Gedanke war, dass er sich bei seinem letzten Geplänkel eine Krankheit eingefangen hatte. Bei genauerer Überlegung sprach allerdings dagegen, dass es ein Weilchen her war, seit er eine Dame auf sein Zimmer gebeten hatte und überdies war der Juckreiz am Kopf viel schlimmer.
      Er schlug die Decke zurück und zog die Vorhänge des großen, hell bezogenen Himmelbettes auf. Auf einem Stuhl neben seinem Bett lag ein seidener Morgenrock, den er sich überwarf und dann in sein persönliches Bad lief. Er machte sich nicht die Mühe, irgendjemandem zu sagen, dass er aufgewacht war und sich ankleiden wollte.
      Im Bad sah er sich jedoch gezwungen, die Fensterläden zu öffnen, um einen Blick in den großen, teuren Spiegel zu werfen. Als er den Grund für seine Schmerzen sah, eilte er, noch immer nur in Nachtgewändern, aus seinem Zimmer, vorbei an allen verdutzen Bediensteten, direkt zum Zimmer seines Bruders, das im Ostflügel lag.
      "Guten Morgen, Herr", sagte die Wache, die vor der soliden, schwarzen Eichentür postiert war, freundlich. "Ihr Bruder wird gerade angekleidet."
      "Öffne er die Tür!", herrschte Angoe ihn unwirsch an. "Jetzt sofort!"
      Angoe wartete ungeduldig, bis ihm die Türe geöffnet wurde und schritt dann in das Zimmer seines kleinen Bruders, der gerade mit ausgebreiteten Armen vor einem Spiegel stand und sich von zwei Dienern einen Brustharnisch anlegen ließ.
      "Oh, guten Morgen, Bruder!", sagte Zoasis mit einem erfreuten Lächeln, als er Angoe durch den Spiegel erblickte. "Es ehrt mich sehr, dass Ihr mich um solch frühe Stunde schon aufsucht, um mir zu gratulieren!"
      Angoe erinnerte sich. Heute war der achtzehnte Geburtstag seines Bruders. Er wurde heute in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen. Für den Abend war ein großes Fest vorbereitet und viele Hoheiten der umliegenden Länder waren geladen. Es war ein wichtiger Tag für Zoasis.
      "Ich hätte nicht erwartet, dass Ihr Euch heute überhaupt aus Euren Gemächern traut... und dann tut Ihr es gleich in Schlafgewändern! Wie rührend!" Zoasis lachte.
      Angoe winkte die beiden Dienstmänner nur mit einer Kopfbewegung aus dem Zimmer und wartete wortlos, mit angespanntem Gesicht, bis sie alleine waren. Dann packte er Zoasis beim Kragen und drückte ihn gegen die nächste Wand.
      "Läuse", zischte er, die weißen Zähne gebleckt, das Gesicht nah an dem seines Bruders. "Läuse, du kleiner Bastard."
      Zoasis lächelte etwas gequält und versuchte, sich aus Angoes Griff zu winden, aber er war fest wie ein Schraubstock. "Es war ganz einfach, nachts in dein Zimmer zu schleichen, Bruder", sagte er und zerrte etwas an Angoes Händen. "Tut mir Leid, aber für die nächsten Tage wirst du wohl keiner Frau zu nahe kommen können."
      Angoe ließ seinen Bruder los und trat einen Schritt von ihm. "Ein langes Bad und ein guter Kamm sollten das ändern", sagte er kühl. "Ich werde aber leider nicht bei der Feier anwesend sein."
      "Das ist wirklich schade", sagte Zoasis und richtete sich den Kragen.
      "Ja, das wird der König auch sagen." Angoe beobachtete mit Wohlwollen, wie Zoasis Farbe aus dem Gesicht verlor. "Du wist mich sicherlich gern bei ihm entschuldigen. Viel Spaß am ersten Tag als Erwachsener, kleiner Zoe."
      Ango verließ das Zimmer und lachte, als Zoasis ihm nachrief: "Sag diesen Namen noch ein mal, und es wird nicht bei Läusen bleiben!"
      Auf dem Weg zurück in sein Zimmer kratzte Angoe sich missgelaunt die Kopfhaut und pickte mit spitzen Fingern ein, zwei Parasiten aus seinem langen, schwarzen Haar. Er war froh, dass in den Gängen Teppiche lagen. Das Schloß war zu großen Teilen aus weißem Marmor, ein Stein, der in der Gegend häufig zu finden war, gebaut. Er trug nichts mehr als den weißen Morgenrock und darunter seine Nachtgewänder und hatte natürlich auch nicht daran gedacht, irgendwelches Schuhwerk anzuziehen. Er konnte die verwunderten und amüsierten Blicke der bediensteten im Rücken spüren, und es gefiel ihm gar nicht.
      In seinen Gemächern wartete sein persönliches Dienstmädchen mit einem Satz Kleidung und seiner Festtagsrüstung auf ihn.
      "Guten Morgen Herr", sagte es und knickste. "Ihr seid früh auf."
      "Ich habe meinem Bruder einen kleinen Besuch abgestattet", antwortete Angoe, warf den Morgenrock auf sein frisch gemachtes Bett und ging weiter ins Badezimmer. "Zoe hat mich verlaust. Ich werde ein langes Bad brauchen..." Angoe blickte in den Spiegel und seufzte. Seine helle Kopfhaut war schon ganz gerötet.
      "Ich werde sofort Wasser beordern", sagte das Dienstmädchen von nebenan und huschte lautlos aus dem Zimmer.
      Angoe vertrieb sich die Zeit, indem er sich besah, was er heute hätte tragen sollen: eine schwarze Seidentunika, ein schwarzer Umhang mit rotem Innenfutter und weiße Beinkleider aus feiner Seide. Angoe seufzte erneut, eigentlich wäre er gerne bei der Feier dabei gewesen. Nicht um seines Bruders Willen, eher wegen der anwesenden Damen und dem guten Essen. Zweifellos würde er zumindest gutes Essen auch bekommen, wenn er im Schloss bliebe.
      Aber das Badewasser ließ nicht lange auf sich warten. Zügig kamen ein paar Diener herein und schütteten dampfendes, klares Wasser in den Zuber und verschwanden schnell wieder. Ango zog sich hinter einem Paravent aus, das Dienstmädchen nahm die Nachtgewänder direkt und verschwand aus dem Zimmer, damit Ango in die Badewanne steigen konnte und einmal untertauchte. Dann streckte er sich aus, legte den Kopf an den Wannenrand und schloss die Augen. Er hörte das Dienstmädchen leise wieder hereinkommen und sich auf einen Hocker neben ihn setzen. Sie nahm sanft eine Haarsträhne und kämmte sie gründlich durch.
      Angoe seufzte. "Läuse", murmelte er. "Diesmal ist er wirklich zu weit gegangen."
      Das Dienstmädchen lächelte etwas. "Nun, Herr, das ist eine Sache weniger Minuten. Läuse halten sich nicht gut auf sauberem Untergrund, und Ihr pflegt Euren Körper wirklich gut."
      "Das zahlt sich ja dann jetzt wenigstens aus", murmelte Angoe und schloss die Augen wieder. "Wenn es möglich ist, werde ich die Feier heute Abend nicht besuchen."
      Sein Vater jedoch hatte andere Pläne.
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    • In etwa zur gleichen Zeit war eine Elfe, Lomeelinde mit Namen, irgendwo auf einer Landstraße und hatte sich verlaufen. Sie wusste nicht, wohin sie gehen sollte und konnte auch nicht dahin zurück, wo sie herkam. Sie tat das, was am nächsten lag: Mit schmerzenden Füßen der Straße folgen. Ein paar Straßenschilder, auf die sie hin und wieder stieß, verrieten ihr, dass sie in der Hauptstat auskommen würde. Es war eine Menschenstadt, so wusste Lomeelinde, aber ein paar Tage Aufenthalt sollten möglich sein.
      Lomeelinde war eine Anwerberin der magischen Studien, wie sie es selbst ausdrückte. Es ist allgemein bekannt, dass die Rasse der Elfen in der Lage ist, sich die Magie der Natur zunutze zu machen, und Lomeelindes magische Begabung war exzellent, sie war ein wahres Naturtalent und das in ihrem für eine Elfe noch recht jungem Alter. Dooch so gut sie ihre Magie beherrschte, so schlecht war ihr Charakter. Die Lobestiraden, die ihre Lehrmeister über sie schütteten, hatten sie verdorben. Sie hielt sich für den Mittelpunkt alles Seins und verabscheute alles, was schwächer war als sie selbst, mit einer Leidenschaft, die ein Geliebter sich nur hätte erträumen können. Natürlich war sie nicht perfekt, ganz im Gegenteil. Außerhalb ihres Talentes passierten ihr oft Missgeschicke, war aber oft zu arrogant, diese zuzugeben. Und sie lernte niemals aus ihren Fehlern.
      Noch dazu kam ihr Aussehen. Selbst nach Elfenmaßstäben war sie sehr hübsch, wenngleich ihr grünes Haar sehr ungewöhnlich war. Unter ihren Ahnen war vielleicht ein Waldelf gewesen. Lomeelinde nahm an, dass ihr niemand wiederstehen konnte, und liebte es von ganzen Herzen, Männer verzweifeln zu lassen. Sie hatte schon unzählige Anträge erhalten, aber niemand war ihrer Meinung nach gut genug. Sie interessierte sich einzig und alleine für mächtige Männer. So hatte sie einmal versuch, einen ihrer Lehrmeister zu verführen, was ihren sofortigen Verweis von seinem Grundstück nach sich gezogen hatte. Lomeelinde hatte das darauf geschoben, dass dieser Mann offenbar kein Interesse an Frauen hatte. Das hatte sie ja nicht wissen können. Sie suchte sich eine neue Schule, an der sie lernen konnte und mit ihrem Talent fiel es ihr leicht.
      Und es hatte sie gefreut, als ihr gegenwärtiger Lehrmeister ihr vor einigen Wochen gesagt hatte, er könne ihr nichts weiter beibringen. Doch er habe einem Freund von ihren Fähigkeiten berichtet und der wolle sie gern unterrichten.
      Es hatte sich herausgestellt, dass dieser Freund ein überaus bekannter und mächtiger Elf war; Al'finiell Sagrean mit Namen. Jeder, der sich ein bisschen für Magie interessierte, hatte schon von ihm gehört. An den Schulen unterrichte man die Lehren, die in seinen Büchern niedergeschrieben waren und die Könige der Länder hörten auf seinen Rat, wenn eine Entscheidung anstand. Al'finiell Sagrean war, auch wenn er keinen menschlichen Adelstitel, ein Amt oder dergleichen hatte, eines der Oberhäupter der Regierung im Kaiserreich.
      Lomeelindes Freude stieg um einiges, als sie hörte, dass sie von diesem Mann unterrichtet werden sollte -- zumal man sich erzählte, dass der Meister auch noch sehr gutaussehend war, trotz seines Alters. Sie hatte sich natürlich sogleich auf den Weg zu Sagreans Anwesen gemacht und es nach mehreren Tagen Reise auch unversehrt erreicht.
      Das Gebäude, in dem der Magiermeister sich aufhielt, lag in einem Tal, umringt von einem dichten Laubbaumwald, durchzogen von einem Fluss. Es war friedlich dort, außer dem Meister selbst und einer handvoll Diener hielt sich dort niemand auf.
      Lomeelinde war mit Tagesanbruch angekommen und klopfte müde, aber vorfreudig und aufgeregt an das große, helle Holzportal. Sie nannte dem Portier ihren Namen und wurde eingelassen und durch einen großen, prächtigen Garten geführt, zu einer Veranda, auf der Al'finiell Sagrean an einem großen Tisch saß und mit dem ersten Morgenlicht mit einer wunderschönen Schwanenfeder in einem Buch schrieb. Sein Haar war silbrig weiß und warf einen blauen Schatten, er hielt es auf dem Rücken mit einem schwarzen Samtband zu einem Zopf. Er trug eine lange, wallende Robe aus weißer und blauer Seide und neben ihm an Tisch lehnte ein mannshoher, dunkler Holzstab, dessen Ende sich um eine Kugel schlang, die in allen Regenbogenfarben glänzte.
      Als Lomeelinde ehrfürchtig vor ihrem zukünftigen Lehrmeister innehielt und er den Kopf hob, sah sie, dass auch seine Augen mehrfarbig waren und sich Blau, Rot und Gelb in allen Variationen in seiner Iris abwechselten.
      Al'finiell legte die Schwanenfeder beiseite und faltete die Hände auf dem Tisch, betrachtete Lomeelinde ruhig und kommentarlos. Sie fühlte ich geprüft unter diesem Blick, erwiderte ihn aber stolz und ohne zu blinzeln.
      Schließlich nahm Al'finiell die Feder wieder auf, tauchte sie in die Tinte und schrieb weiter ohne die junge Elfe noch einmal anzusehen. "Ich kann dir nichts beibringen", sagte er. "Such dir einen anderen Meister."
      Das war alles, was er ihr sagte. Er schickte sie fort.
      Natürlich hatte Lomeelinde protestiert, sie hatte gebettelt und gedroht und geschimpft, aber der Meister war unerbittlich und beachtete sie nicht. Als sie sich aber weigerte, einfach so abgelehnt zu werden, hatte doch ihr ehemaliger Lehrmeister sie in Sagreans Obhut gegeben und sie durch dessen Ablehnung heimatlos war, nannte er ihr den Namen eines menschlichen Magiers, der sie lehren solle.
      Nun Lomeelinde war empört -- ein Mensch könne ihr nichts mehr beibringen! -- und machte sofort kehrt und verließ das Anwesen ohne weitere Aufforderung.
      Und der Zufall wollte es, dass sie nun auf dem Weg nach Anateal war, in dem man gerade den achtzehnten Geburtstag des jungen Prinzen Zoasis feierte.
      Næhmachinery
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      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Es war noch hell, als die Kutsche des Königs und seiner zwei Söhne vorfuhr. Fackeln waren schon entfacht, das gemeine Volk wurde durch von Soldaten abgegrenzte Bereiche von den Hoheiten ferngehalten. Es waren bereits einige Adelige anwesend, die große Tafel war teilweise schon besetzt. Angoe I stieg als erster aus der weißen Kutsche, ließ sich den Umhang abnehmen und schritt selbstsicher und energisch auf die Tafel zu. Jubelrufe aus den Reihen der Menschen ertönten; Angoe Ithilis Otar I war ein strenger, aber guter Herrscher.
      Angoe II ließ sich ein wenig mehr Zeit, bis er aus der Kutsche stieg und sich als allererstes mit etwas mürrischem Blick umsah. Der Abend verlief ganz und gar nicht nach seinem Wohlgefallen. Eigentlich hatte er gar nicht hier sein wollen. Aber der König hatte ihm einen Strich durch die Richtung gemacht, und all seinem Entsetzen und Widersprüchen zum trotz konnte Angoe seinem Schicksal nicht entgehen: Er sollte heute seine zukünftige Frau kennenlernen. Eine sogenannte Madame Teanian, Königin eines etwas südlich liegenden Landes, die kürzlich ihren Gatten in einem Krieg verloren hatte und momentan Alleinherrscherin über ihr Königreich war. Angoe I erhoffte sich von der Hochzeit eine Festigung zwischen seinem und dem Königreich der Witwe. Und da sie kaum älter war als Angoe, nahm er an, dass es seinen Sohn kaum kümmerte, sie zur Frau zu nehmen. Leider berücksichtigte er nicht, dass sein Sohn ein vollkommen anderes Bild von Frauen hatte als er selbst.
      Angoe seufzte innerlich und schritt auch auf die Tafel zu. Heute überhörte er die Jubelrufe seiner vornehmlich weiblichen Bewunderer. Er hatte das Gefühl, dass sein Leben gänzlich verwirkt war. Er -- und heiraten?!
      Mitten auf dem Weg zur Tafel drehte er sich um, als er hörte, dass das Volk sogar seinem Bruder zujubelte.
      "Na sowas", sagte er, "du bist ja richtig beliebt, Brüderlein."
      Zoasis lächelte gekünstelt. "Ja, scheint so", sagte er, wohlwissend, dass er sich auf dünnem Eis befand. Sein Bruder hatte schlechte Laune, die ließ er am liebsten an ihm aus. Und Angoe konnte diesbezüglich sadistische Adern freilegen, die mit Sicherheit Erbe des Königs waren.
      "Du solltest weitergehen", sagte Zoasis leise. "Die Menschen starren schon."
      "Sollen sie ruhig." Angoe entblößte die Zähne ein wenig. "Sie können alle sehen, dass ich schlechte Laune habe. Und sie sollen auch wissen, wessen Schuld das ist."
      Dann drehte er sich herum, hob den Kopf an und schritt zu seinem Vater, der gerade einige Gäste begrüßte.
      "Ah, da ist der Prinz. Angoe, komm her", sagte er gerade. "Ich möchte dir jemanden vorstellen."
      Angoes Schritte wurden ein wenig langsamer, als er die Frau, die neben seinem Vater stand, musterte. Das musste Madame Teanian sein, seine Braut. Angoe gefiel der Anblick gar nicht. Sie war zwar nur unwesentlich älter als er selbst und sicherlich nicht hässlich. Im Gegenteil, Angoe dachte sich sofort, dass ihr rostrotes Haar eher erotisch wirkte. Aber die Art, wie sie stand, wie sie ihn ansah... Ihr Blick war steinalt und wie sie sich mit ihrem Seidenfächer Luft zufächelte, war viel zu energisch. Er mochte seine Frauen verspielt.
      "Angoe, dies ist Madame Teanian", sagte sein Vater in dem Moment. "Du wirst heute neben ihr sitzen. Madame Teanian... Die ist mein Erstsohn, Angoe Ithilis Otar II."
      "Es ist mir eine Ehre", sagte die Frau und hielt Angoe ohne viel Begeisterung ihre Hand hin, während sie knickste. Angoe nahm ihre zarten Finger und hauchte einen galanten Kuss darauf. So wenig sie auch sein Fall war, sie war eine Frau und genoss daher hohes Ansehen bei ihm. Aber heiraten würde er sie sicherlich nicht. Und wenn er das mit einer Machtübernahme verhindern musste.
      "Die Ehre ist ganz auf meiner Seite", sagte er standartsgemäß und erhob sich aus seiner Verbeugung und besah sich seine Zukünftige von oben bis unten. Sein Vater war schon wieder weiter gegangen, um die übrigen Gäste zu begrüßen, Zoasis hinter ihm, ganz offensichtlich gelangweilt. Offenbar interessierte ihn seine eigene Geburtstagsfeier nicht.
      "Madame, setzt Euch doch", sagte Angoe und zog den Stuhl vor, an dem sie sitzen sollte und Madame Teanian setzte sich. Angoe nahm neben ihr Platz.
      "Nun, junger Prinz, ich denke, Ihr habt recht überraschend erfahren, dass Euer Vater Euch mit uns verheiraten will."
      "So kann man es nennen", sagte Angoe so höflich wie möglich. "Möchtet Ihr Wein, Madame?"
      "Nein, danke. Ich trinke nicht. Ist nicht gut für die Gesundheit. Mein verstorbener Gatte war ein gutes Beispiel dafür."
      Angoe verzog ein wenig das Gesicht. Eine Frau, die Wein nicht zu schätzen wusste, würde er sicherlich nicht heiraten. Wie könnte er? Er liebte es, wenn diese zarten Geschöpfe nach ein paar Kelchen zu kichern anfingen und ein wenig unsicher auf ihren langen Beinen waren, sodass sie seine stützenden Hände brauchten und einfach ganz reizend waren. Er brauchte das. Frauen beschwipst zu machen war seine große Leidenschaft.
      "Ich halte nicht viel von Festen", seufzte Teanian in dem Moment. Noch ein Punkt, den Angoe nicht an ihr mochte. Abgesehen davon, dass er nicht auf dieses Fest hatte kommen wollen, mochte er es, unter Menschen zu sein und sich zu präsentieren.
      Angoe entwickelte großes Interesse an seinem goldenen Besteck, während Madame neben ihm sehr viel redete. Über Politik, über ihren verstorbenen Ehemann und ihre zwei Söhne. Angoe fiel auf, dass die Gabeln für den Hauptgang sechs Zinken hatten und fragte sich innerlich, ob das üblich war. Er meinte, dass die Gabeln, mit denen er sonst seine Mahlzeiten einnahm, nur vier Zinken hatten. Madame Teanian neben ihm ließ sich gerade über die Wirtschaft in einem der Nachbarländer aus.
      Angoe sah zu seinem Vater, der am Kopf der Tafel saß, und genau in diesem Moment Angoes Blick erwiderte. Angoe warf ihm einen sehr eindeutigen Blick zu, und Angoe I schüttelte enttäuscht ein wenig den Kopf. In Angoe wuchsen Hoffnungen: Er wusste, dass sein Vater ihn liebte. Vielleicht würde er Madame Teanian doch nicht heiraten müssen.
      Es war bei der zweiten Vorspeise und Madames Vortrag über Fuchsjagden, als Angoes Blick in der Menge des Volkes einen Fokus fand: Eine junge Frau mit wirklich ungewöhnlichen grünen Haaren stand an der Absperrung und sah den Hoheiten beim Speisen zu. Sie war nicht von hier, das sah man ihr an. Angoe verschmälerte die Augen etwas und musterte dieses wundervolle Wesen, das seine Laune direkt hob. Offenbar eine Elfe. In Angoe kribbelte Aufregung.
      Er starrte. Das blieb nicht ohne Folgen.
      "Prinz Angoe, hört Ihr mir überhaupt zu?", fragte Madame Teanian leicht pikiert von der Seite. Angoes Gedanken brauchten einen Moment, bis sie sich wieder auf die Königin neben ihm konzentriert hatten.
      "Pardon?", fragte er und fuhr übertrieben schnell herum -- und stieß dabei sein Weinglas um. Er wollte es noch auffangen, machte es aber nur schlimmer. Der kostbare Rotwein versprühte sich über Madames Gesicht, Dekolleté und Schoß. Sie kreischte etwas zu laut auf und Angoe warf seinen Stuhl um, als er aufstand. Das Choas und vor allem die Peinlichkeit waren perfekt.
      "Verzeiht, Madame!", sagte er schnell und griff nach einer noch unbenutzten Serviette. "Das war keine Absicht. Verzeiht, Madame."
      "Finger weg", herrschte die Königin ihn an, schlug seine helfenden Hände weg und richtete sich auf. Angoe runzelte die Stirn. Er mochte es nicht, so behandelt zu werden. Schließlich wollte er helfen. Madame stob davon, gefolgt von einigen Bediensteten. An der Tafel und den Reihen des Volkes war es sehr still. Angoe sank beschämt auf seinen Stuhl zurück, konnte aber nicht umhin, einen Blick in die Menge zu werfen. Die Elfe war noch immer da und hatte alles beobachtet. Sie starrte ihn gerade sogar an. Elfen hatten gute Augen und feine Ohren.
      Zoasis allerdings schien sich köstlich zu amüsieren. Sein Blick sprach Bände. Angoe sank tiefer in seinen Stuhl und ließ sich ein neues Glas Wein kommen. Er wollte hier nur noch weg.
      Er stand wieder auf, was für Beobachter seltsam wirken musste, nachdem er gerade noch so tief es für ihn möglich war, in den Stuhl gesunken war. Mit raschen Schritten ging er um den Tisch herum und beugte sich zu seinem Vater hinab.
      "Majestät, ich werde der Königin nachgehen. Bitte entschuldigt mich..."
      Sein Vater nickte und verbarg seine Überraschung über das Handeln seines Sohnes, gleichwohl es ihn erfreute. Angoe allerdings hatte nicht andeutungsweise vor, Madame zu folgen. Im Gegenteil: Er würde sich absetzen, die Elfe suchen und das beste aus dem Abend machen.
      Er neigte den Kopf in Richtung der Herrschaften, entschuldigte sich und eilte raschen Schrittes davon.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
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    • Angoe stieg in eine Kutsche, die vorgefahren war und ihm zum Schloss zurückbringen sollte. Er schloss die Türe und genoss kurz den Augenblick, heil aus diesem ganzen Schlamassel gekommen zu sein, auch wenn er mit Sicherheit Gesprächsstoff für den Rest des Abends geliefert hatte.
      Als die Kutsche ein Stückchen vom Festplatz entfernt war, beugte Angoe sich vor und klopfte an das Fenster hinter dem Kutscher.
      "Herr?"
      "Lass mich hier aussteigen", befahl er.
      "Aber, Herr..."
      "Halt an", sagte Angoe erneut. "Wenn dich der König fragt, sagst du, du hast mich zum Schloss gebracht und dann nicht mehr gesehen. Alles auf meine Verantwortung. Und nun halt an!"
      Dem Kutscher blieb keine Wahl. Er ließ die Pferde zum Stillsand kommen und eilte dann zur Türe, um dem Prinzen die Tür zu öffnen, aber Angoe erledigte sowas meistens von allein. Er stand schon auf dem groben Kopfsteinpflaster, mit seinem langen Umhang mit dem roten Innenfutter, den fein säuberlich geputzten Schnallenschuhen, den weißen Beinkleidern und der schwarzen Tunika. Er war definitiv kein schlechter Anblick.
      "Herr, wohin..." Der verzweifelte Kutscher sah Angoe nach, als der sich einfach zu Fuß zurück zum Festplatz machte.
      "Mir ein wenig die Beine vertreten. Nimm dir den restlichen Abend frei." Angoe hielt inne. "Nein, warte noch einen Moment." Er kam zur Kutsche zurück und zog seinen Umhang aus. "Hier, nimm den. Gib mir dafür deinen Mantel!"
      Widerspruchslos gab der Kutscher seinem Herrn einen groben, schweren Ledermantel, den er bei Regen trug. Angoe war er ein wenig zu groß und sofort verlor er etwas von seiner adeligen Aura. Der Kutscher konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als der junge Prinz sich den Gürtel eng um die Hüfte band.
      "Vielen Dank", sagte Angoe schließlich und zog sich die Kapuze über den Kopf. "Verrat niemandem hiervon, verstanden?"
      "Ja, Herr."
      Angoe drehte sich um und bog in eine Nebenstraße ein. Der Kutscher sah ihm hinterher. In einer so schönen Nacht mit einem solchen Regenmantel durch den Schatten zu schleichen war auffälliger als alles andere. Gut tarnen konnte der junge Prinz sich jedenfalls nicht.

      ~~

      Das waren jetzt 8 Seiten in Word. Sagt nicht, dass es zu kurz war! XD
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    • Wieso seh ich das erst jetzt? Hab ich neuerdings Tomaten auf den Augen? o_O
      Manchmal muss ich mich doch sehr über mich wundern....

      *hust*

      Jo, was ich eigentlich sagen wollte: Gefällt mir wie meiner Vorrednerin einen Tick besser als die erste Fassung. Da hängst du dich ganz schön rein, was? ^^

      Nur eines kommt mir etwas seltsam vor: Wie kann ein Blick steinalt sein? ?(


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Ich gebe mein Bestes. ^^ Nur momentan hab ich sooo~ viele Klausuren anstehen, dass ich sehr viel lernen muss *hust*... Na ja, ich halt mich dran ^^
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    • Sorry für den Doppelpost, aber ich muss unbedingt noch ein paar Fragen stellen.

      Ich möchte wissen, welches Bild ihr von den Charakteren habt, da ich versuche, ein ganz bestimmtes Bild von ihnen zu übermitteln, mit euren Antworten könnt ihr mir da helfen.
      Es geht mir besondersum folgende Personen:
      o Angoe
      o Lomeelinde
      o Zoasis
      o Al'Finiell

      Zu den Fragen:
      1.) Wie erscheint euch Angoe, wie Lomeelinde? Arrogant, lustig, sarkastisch, sagt mir, welchen Eindruck ihr von ihnen habt.
      Mögt ihr sie? Mögt ihr sie /nicht? Warum /nicht?

      2.) Erscheinen euch ihre Beweggründe (für ihr Handelnm ihr Denken) nachvollziehbar?
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