Linguistische Umfrage: Akzeptabilität von der Verlaufsform

    • Also für mich klingt das alles falsch ;__;

      Ich wüsste jetzt allerdings auch nicht wie ich es machen würde. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich je nach Gefühlslage, eine andere Grammatik verwende. Hmm, für mich klingt das alles zu sachlich. So würde ich nie reden und wahrscheinlich auch nie schreiben.
      Ahhh, jetzt weiß ich was zum ersten Satz. Ich würde es so sagen und schreiben:
      Die Sonne ist untergegangen.
      Ich hab noch nie wirklich über einen Sonnenuntergang gesprochen, weshalb mir das jetzt grad ein bisschen schwer fällt. Ich glaube ich würde den Satz sowieso nicht alleine stehen lassen und noch einen Satz hintendran hängen.

      Satz Nr. 2 würde ich so sagen:
      Als das Telefon geklingelt hat, hat er gerade gekocht.

      Satz Nr. 3 ist schwer, wobei ich weiß, dass ich das Wort "vorüberfuhr" nie benutzen würde.

      Also, Lüffel sagt, man würde es in Berlin als Umgangssprache verwenden und nicht so schreiben, bzw. nicht so oft, aber hier bei mir im Süden hab ich die Sätze so noch nicht gehört, allerdings würde ich es schriftlich benutzen, wäre der Anlass dazu gegeben.

      Ich meine übrigens, Satz 2 und 3 erst in Deutsch gehabt zu haben. Also:
      Ich machte das und das, als das und das war.
      Und dann haben wir das auch so aufgeschrieben.

      Ich komme aus Baden-Württemberg
    • Ich find's furchtbar! X_x


      Es klingt tatsächlich sehr umgangssprachlich für meine Ohren, ich selbst benutze die Form auch nicht, soweit ich mein Sprachverhalten da richtig im Blick habe.
      Ich hab' nichts gegen Sprachwandel, im Gegenteil, soll jeder schnacken, wie sein Schnabel gewachsen ist, aber für mich selbst würde der Gebrauch dieser Formen nicht infrage kommen. Wenn ich ausdrücke, dass etwas passiert, während noch eine andere Handlung abläuft, nutze ich auch tendenziell keine Verlaufsform, sondern jongliere lieber mit den Zeitformen, um das Ganze präzise auszudrücken.

      Original von Luna
      Im Gegenteil, ich finde "Die Sonne war am Untergehen" weit besser als "Die Sonne ging unter". Ersteres klingt fuer mich irgendwie lebendiger, stimmiger, aktiver.

      Bei mir ist genau Gegenteiliges der Fall. Verlaufsformen klingen meiner Ansicht nach niemals aktiver als die tatsächliche Form des Verbes, denn die stellt ja schließlich eine aktive Handlung dar. Nutzt man eine Verlaufsform, wirkt die Handlung für mich automatisch passiver als würde sie mit gegenübergestellten Zeitformen formuliert werden.

      "Während ich arbeitete, fuhr ein Lastwagen vorbei."
      Das ist die Form, wie ich sie schreibe und spreche. In vielen (nicht allen) Fällen, wo solche Konstruktionen bei anderen an der Tagesordnung sind, habe ich mir passive oder auch Perfekt-Konstruktionen abgewöhnt.


      Sachsen-Anhalt, Magdeburg, knapp nördlich der Grenze der zweiten Lautverschiebung.




      Nebenbei bemerkt finde ich das Wort "Akzeptabilität" ebenfalls grauenhaft. Zu viele Substantivierungen rauben einem Text erst Recht das Leben, aber das nur nebenbei. ;)

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression
    • Der erste Satz klingt für mich noch am seltsamsten, auch wenn ich es als umgangssprachliche Version von "Die Sonne ging unter" sehen will, klingt sie irgendwie komisch...
      Der Rest ist aber wohl durchaus so im aktuellen Sprachgebrauch existent.
      Gegen den zweiten Satz hätte ich gar nichts einzuwenden, der Dritte klingt irgendwo im Hinterkopf etwas seltsam, aber nichts tragisches. Nur der Erste klingt in meinen Ohren schon falsch.

      Und naja, dass schriftähnliche Hochsprache und Umgangssprache sich mitunter ziemlich beißen, ist ja bekannt. Insofern: auch 2 und 3 wäre aus hochdeutscher Betrachtung wohl mehr als gruselig, wenn man sich aber aktuelle Formulierungen im Alltag ansieht, sind sie durchaus verbreitet und normal.

      Ich komme aus dem Ruhrgebiet in NRW.
    • Original von bereth
      Es klingt tatsächlich sehr umgangssprachlich für meine Ohren, ich selbst benutze die Form auch nicht, soweit ich mein Sprachverhalten da richtig im Blick habe.


      hm.
      na jaa
      ..

      Original von bereth
      [...] mit Auto runterfahren? Ich bin nämlich ehrlich gesagt auch schon am Überlegen, [...]


      Original von bereth
      [...] mit jenen, die nur am Rumspacken sind, über einen [...]


      Original von bereth
      [...]
      Im Moment am Schreiben – wie könnte man auch besser [...]


      Original von bereth
      [...]
      Bin am Überlegen, noch einzukaufen, hab' [...]


      Original von bereth
      [...]
      War eben mit Timo schon am Durchplanen, wer beim ersten [...]



      ca 2min Suche. :D Erstes Zitat ist bspw vom 30.12.2011. Was? Ja, ich sollte endlich zur Arbeit gehen. :>
      I wasn't playing baseball, no!
      I wasn't playing football, no!
      I wasn't playing basketball, noo!
      I was playing Class War!
    • Original von Tetra
      Original von Floyd
      Was sagt man denn anderes? :D


      1. Die Sonne ging (gerade/in dem Moment) unter.
      2. Er kochte gerade, als das Telefon klingelte.
      3. Ich arbeitete gerade, als vor mir ein Lastwagen vorüberfuhr.

      o_ô


      Na ja, dem bin ich mir schon bewusst.
      Eigentlich hatte ich aber mit irgend etwas gerechnet, was für meine Ohren komisch klingt... Wenn wir schon bei Umgangssprache sind.
      Aber gut, hätte ja sein können.
      Ansonsten ging es mir da auch so, wie Luna es beschrieben hat.

      Fish and plankton and sea greens and protein from the sea.
    • Ich find die Diskussion hier gerade (und nicht ironisch) sehr schön. :) Danke Leute ihr seid toll.

      … Nebenbei bemerkt finde ich das Wort "Akzeptabilität" ebenfalls grauenhaft. Zu viele Substantivierungen rauben einem Text erst Recht das Leben, aber das nur nebenbei. ;)

      Das kommt davon wenn man seit 8 Wochen jeden Tag 2 Linguistiktexte wälzt... ^^""
    • @pondo:
      In vielen (nicht allen) Fällen, wo solche Konstruktionen bei anderen an der Tagesordnung sind, habe ich mir passive oder auch Perfekt-Konstruktionen abgewöhnt.

      ;)

      Ne, aber um mal ernsthaft drauf einzugehen: So kann man sein Sprachverhalten auch fehleinschätzen.
      Dennoch, wenn ich solche Formulierungen irgendwo lese, sind sie für meine Augen und Ohren rein umgangssprachlich, an dieser Feststellung ändern die Ausschnitte, die du jetzt gefunden hast, ja nichts. Ich schätze, wenn ich tatsächlich darauf achte, beim Schreiben beispielsweise (und das hier ist keine Verlaufsform, sondern eine Substantivierung meines Erachtens nach, also nur schwerlich gleichzusetzen), kommt sowas tatsächlich nicht wirklich vor bei mir, da eben wie gesagt als umgangssprachlich wahrgenommen. ^^


      @CAMIR:
      Ich weiß nicht, ob ich wissen, will, wer diese Linguisten sind, die solche Begriffe ernsthaft in ihre Texte pflanzen. Ist ja furchtbar. xD
      Ich mag die Devise: je komplizierter der Sachverhalt, desto einfacher die verwendete Sprache. Aaaaber das geht jetzt wieder off-topic. *abwink*

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression
    • (und das hier ist keine Verlaufsform, sondern eine Substantivierung meines Erachtens nach, also nur schwerlich gleichzusetzen)

      Aber all deine Beispiele können als Verlaufsform interpretiert werden, ob das von dir intendiert war oder nicht - so beginnt unter anderem Sprachwandel.
      Zumal die Linie zwischen Substantivierung und Verlaufsform eh nicht so eindeutig verläuft*.

      Ich weiß nicht, ob ich wissen, will, wer diese Linguisten sind, die solche Begriffe ernsthaft in ihre Texte pflanzen. Ist ja furchtbar. xD Ich mag die Devise: je komplizierter der Sachverhalt, desto einfacher die verwendete Sprache. Aaaaber das geht jetzt wieder off-topic. *abwink*


      Tja, was soll ich sagen: Grice, Meibauer, Fleischer/Barz. Ich find die meisten der Texte furchtbar, aber irgendwann gewöhnt man sich diese Sprache in linguistischen Kontexten einfach an. ;)

      *= Höhöhö. Wie überhaupt in der Wortbildung alles uneindeutig ist. :thumbs_up:
    • Oh, das hast du falsch verstanden, ich meinte tatsächlich nur den Begriff, den ich in diesem Moment in dem Post verwendet hatte, nicht die Beispiele, die pondo sich geschnappt hatte. Dass die als Verlaufsform angesehen werden können, dessen bin ich mir schon bewusst und finde es rückblickend auch schrecklich, dass ich sowas geschrieben habe, Sprachwandel hin oder her. Ich wette, ich werde durch diesen Thread jetzt in Zukunft noch strikter darauf achten, was ich so von mir gebe als ohnehin schon. Gute Leistung. :D

      "Heirs of Miraika"
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      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression
    • Oh, das hast du falsch verstanden, ich meinte tatsächlich nur den Begriff, den ich in diesem Moment in dem Post verwendet hatte,

      Der bildet davon keine Ausnahme. ;)

      Ich finde es interessant, dass du nun auf deinen Sprachgebrauch achten willst. Es ist doch nichts Verwerfliches an den Formen, die meisten finden sie akzeptabel, wenn auch umgangssprachlich. Klar in der Seminararbeit sollte man sie jetzt nicht grade verwenden, aber wann käme man da auch schon in die Verlegenheit? ^^

      Ich finde es sowieso immer recht spannend wie das eigene Sprachempfinden der Leute vom tatsächlichen Gebrauch abweicht. Da bist du eine davon, aber bei weitem nicht die erste und ganz sicher nicht die letzte die mir begegnen wird. :)
    • @CAMIR

      Moment, "beim Schreiben" und "am Schreiben"… Himmel, da bringst du mich jetzt aber wirklich in Verlegenheit, du hast Recht. xD
      Wieso ich jedenfalls auf meinen Sprachgebrauch achten möchte, hat einen ganz einfachen Grund: Erwartungen an mich selbst. Ich stelle den Anspruch an mich, dass ich keine unnötigen Konstruktionen oder "vernebelnde" Begriffe (da hat socos meine Wahrnehmung gut getroffen) nutze, wenn ich schreibe. Ich lege dabei Wert auf präzise Formulierungen, was nicht immer gelingt, aber wenn mir durch solche kleinen Diskussionen Fehler aufgezeigt werden – Fehler im Sinne von Präzision, wir wissen ja, wie Linguisten das sehen xD –, dann nehme ich mir so etwas gerne zu Herzen, um es in Zukunft zu vermeiden. :)

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression
    • Also ich persönlich finde höchstens, dass sich die genannten Beispiele etwas seltsam anhören, aber die Konstruktion als solche halte ich für völlig legitim. Zwar keine Formalsprache, aber auch keine Gossen-/Jugend-/Irgendwassprache.
      Komme aus Niedersachsen, aktuell Hannover, vorher nördlicher und deutlich näher an den Niederlanden.
    • @ bereth: Da hab ich was falsch verstanden. Ich dachte du beziehst dich auch aufs Sprechen. Beim Schreiben (höhö) ist das ja nochmal was anderes. Obwohl es auch ankommt, was man schreibt. Forenposts sind ja z.B. was anderes als literarische Werke oder gar wissenschaftliche.

      Ich kam drauf, weil mir Korrekturleser meines Romans diese Form immer ankreideten und ich nicht verstehen konnte wieso. xD

      @ korgusan: Yay, ein Norddeutscher! o/
    • Ich komme aus Berlin und empfinde die von Camir eingangs angeführten Beispiele eindeutig als umgangssprachlich. Meine Akzeptanz solchen Formulierungen gegenüber hat leider zugenommen - vermutlich weil ich häufiger damit konfrontiert werde. Meine Meinung dazu ist: Man kann es sagen, sollte es nicht schreiben und vor allem immer noch wissen, wie es richtig heißt.

      Ich bin auch ein konsequenter Verteidiger des Genitivs.

      Richtig furchtbar finde ich die sich entwickelnde Neigung zu: "Sie erinnern das sicher?" Offensichtlich eine der englischen Sprache entlehnte Wendung, die leider ebenso offensichtlich falsch ist.

      Oft neige ich unterhaltsamer Weise dazu, mich meinem Gesprächspartner anzupassen: Dialekt oder Akzent, Grammatik usw. Das kann richtig unangenehm werden, wenn die Menschen glauben, ich würde das mit Absicht machen.

      So... genug geschwafelt. :D
    • Original von Waldkauz
      Richtig furchtbar finde ich die sich entwickelnde Neigung zu: "Sie erinnern das sicher?" Offensichtlich eine der englischen Sprache entlehnte Wendung, die leider ebenso offensichtlich falsch ist.

      Das hab ich noch nie gehoert... Was soll das heissen? xD "Sie erinnern sich sicher daran"?
      それでも未来 吹いてい
      感じ 生命息吹 Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
    • Im normalen Sprachgebrauch empfinde ich solche Formulierungen auch als normal. Ich bin mir sicher, dass ich sie dort auch häufiger verwende. Beispielsweise in einem Chatgespräch kann ich mir sowas wie "'antworte mal' - 'sry, war grad am essen'" durchaus gut vorstellen.
      In einem formalsprachlichen Text kann ich mir das dagegen nicht vorstellen ohne dass es unpassend klingt. Wobei ich der Meinung bin, dass Umgangssprache in einem Roman nicht unbedingt unangebracht sein muss.

      Mein Sprachgebrauch dürfte hauptsächlich in Mittel- bis Südhessen geprägt worden sein. Allerdings auch mit einem kleinen berliner Einfluss.
    • RE: Linguistische Umfrage: Akzeptabilität von der Verlaufsform

      Die Verlaufsform, jaja. Böses Ding :D

      Original von CAMIR
      1. Die Sonne war am Untergehen.
      2. Er war gerade beim kochen, als das Telefon klingelte.
      3. Ich war gerade am arbeiten, als vor mir ein Lastwagen vorüberfuhr.


      Bis auf den ersten Satz kann ich mir alles im Leben vorstehen.
      Der erste ist ein wenig... ich weiß nicht, das hat für mich keine schöne Sprachmelodie. Vllt ist dies aber auch ein Charakter der "ist-Verben".
      Mit ist-Verben meine ich die, die ihre Verlaufsvorm mit einer Form von "sein" bilden, also laufen -> er ist gelaufen, etc. Das sind wohl eher Verben, die mal mit Bewegung in Verbindung bringt. Dagegen stehen die "hat-Verben", die man mit "haben" bildet, z.B. finden -> hat gefunden, sitzen -> er hat gesessen. Allerdings gibt es ja Sprachgebiete, wo dies nich so ist, z.B. wo man auch "er ist gesessen" oder so sagt. Wie gesagt, ist keine Expertenmeinung, nur mein eigenes Input. Im Fandom würde ich jetzt "headcanon" sagen ;)
      (Klar werden die Formen oben mit "sein" gebildet, aber das schieb ich mal auf die Umgangssprache und auf das "am ... sein". Die richtigen Vergangenheitsverlaufsformen wären ja "er hat gekocht" und "ich habe gearbeitet". Ich wollte nur diese Bewegungs-Verben herausheben.)

      Ich komme aus dem Rheinland, knapp an der Grenze vom Niederrheinischen zum Mittelrheinischen. Allerdings wurde mir von Freunden aus anderen Gebieten in Deutschland gesagt, dass ich eine sehr standartdeutsche Sprachweise habe.
      Finde ich persönlich aber nicht sooo toll wie "tja, ich kann's halt". Ich mag es, wenn Sprache von Dialekten und regionalen Formen geprägt ist. Das gibt allem doch einen kleinen originellen touch.
      Ich schreib meine Sprachart mal meiner Erziehung zu. Meine Eltern waren darauf bedacht Hochdeutsch zu reden, ich habe verdammt viele Bücher gelesen (natürlich auf hochdeutsch) und dann hat mir mein Vater auch jede Kleinigkeit in Dialekt auf Hochdeutsch übersetzt. Das tut er übrigens immer noch, was ich echt albern finde, denn obwohl ich nicht behaupten kann dass ich unseren Dialekt beherrsche, so verstehe ich ihn doch.
      >:3c