Zelda FF: Die Botin des Todes

    • So, Ich melde mich auch mal wieder. Also sehr gute Kaps, obwohl ich gegenüber der Zwillings-Geschichte noch recht skeptisch bin. Aber ich finde es gut das Link endlich mal seine Wut rausgelassen hat. Ich möchte auch einmal sagen , dass ich gerne BETA bei deiner nächsten Geschichte sein würde.
      Freue mich auch auf die nächsten Kapitel.
      LG Luciotion
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • Original von Luciotion
      Ich möchte auch einmal sagen , dass ich gerne BETA bei deiner nächsten Geschichte sein würde.


      Tja Nayleen da hst du dich ganz schön in die Scheiße geritten. Bald brauchst du die nächste Geschichte nicht mehr zu posten :D

      Auch ein schönes Kapitel. Gefällt mir besser als das letzte, du kriegst Laber Szenen einfach geil hin *annerkennend pfeif*

      Cya
      Roy
      Es gibt genau 6 Wahrheiten in deinem Leben:
      1. Du kannst nicht alle deine Zähne mit deiner Zunge berühren.
      2. Du bist ein Idiot, weil du wahrheit 1 auf die probe gestellt hast.
      3. Wahrheit 1 ist eine Lüge.
      4. Jetzt lächelst du, weil du wahrscheinlich unterbelichtet bist.
      5. Du wirst den Spruch in deine Signatur kopieren
      6. Du bist ein Trottel, weil du dir jetz denkst "Nein, das werde ich nicht!"
    • sry wegen Doppelpost, hab das Kapitel mal schnell überarbeitet.


      24 Eine handvoll Entschuldigungen
      Endlich erstarb das zynische Lachen auf seinen Lippen und er sank wieder erschüttert zu Boden. „Und so schließt sich der Kreis“, murmelte er bitter.
      „Link...“, fragte Navi unsicher, während die Anderen ratlose Blicke wechselten. Langsam drehte der Held sich zu der Gruppe um und fixierte Zelda. „Deine Prophezeiung... welch Ironie des Schicksals.“.
      Zelda blinzelte. „Wie bitte? Ich verstehe nicht...“.
      „Natürlich verstehst du!“, brüllte Link in einem plötzlichen, der sie zusammenzucken ließ.
      Melodie warf erst Zelda und anschließend Link einen schnellen Blick zu, dann packte sie Ganondorf am Arm.
      „Komm, wir gucken, ob es unter diesen Leichen noch ein paar Überlebende gibt“, forderte sie ihn etwas zu laut auf.
      „Was? Wir haben sie alle getötet. Der Rest ist geflohen. Außerdem verstehe ich nichts vom Heilen.“. Melodie rollte mit den Augen. „Komm schon“, grummelte sie und machte einen unauffälligen Wink mit dem Kopf.
      Ganondorf verstand endlich, zog eine Grimasse, folgte der jungen Hypnotiseurin aber dann widerwillig zurück in die Stadt.
      Zelda und Link blieben allein zurück.
      „Du wusstest es schon damals, oder?!“, zischte Link ihr zu und er wusste nicht, was ihn wütender machte, die ewige Verschwiegenheit oder die genuschelten Entschuldigungen danach.
      „Entschuldige.“. Zelda senkte den Kopf. „Mir lag nur dein eigenes Wohl am Herzen-“.
      Scheiße, du weißt selbst, wie falsch das klingt.“
      „Damals wusste ich doch nicht genau...“
      „WAS GLAUBST DU DENN, WAS ICH DURCH GEMACHT HABE, HN?!“, schrie Link. „Ich suche nach Antworten und du steckst mich in einen Kerker. Ich bemühe mich, dir zu helfen, und alles was du tust, ist mich abzuweisen...! Wenn du wusstest, dass ich all dies anrichten werde“, Er fuchtelte wild durch die Luft und deutete vage auf die vielen reglosen Gestalten am Boden. „... warum hast du mich verschont?!“
      Sie sah ihn fest an. „Das Schicksal ist unabwendbar. Es tut mir Leid, wenn ich dir-“
      „Verdammt, du widersprichst dir selbst, merkst du das denn nicht? Wenn du meinst, dies alles wäre sowieso passiert, warum klärst du mich denn bitteschön nicht endlich auf? Und warum laberst du von Schicksal, wenn dein ach so schlauer Freund dies als Unsinn abtut? Ich mache dir keine Vorwürfe, aber ICH WILL ENDLICH KLARE ANSAGEN... kapierst du das?“
      Ihre Hände verkrampften sich, doch anstatt sich zu widersetzten und zurückzubrüllen - wie er gehofft hatte - statt einfach auszurasten und endlich eine Gefühlsregung zu zeigen, wandte sie nur den Kopf ab und sah betreten zu Boden. „Verzeihe mir...“
      „VERDAMMT NOCH MAL, du sollst dich nicht entschuldigen, hörst du nicht? Ich will wissen, warum diese Menschen sterben mussten!“
      „Das kann ich dir nicht sagen“, murmelte sie. „Tut-“. Sie unterbrach sich selbst und schwieg. Link schwieg. Sie beide schwiegen und mieden den Blick des anderen.
      „Ich...“, begann Link zerknirscht, als er merkte wie idiotisch er sich benommen hatte. „Was ich meine, ist dass ich das alles nicht verstehe“, seufzte er schwer und fuhr sich durch sein Haargestrüpp.
      „Dieser Schatten, das Triforce... ich verstehe, den Zusammenhang nicht. Warum ich? Ich bin... nichts. Nichts Besonderes. Ich gehöre in einen Wald oder an der Seite eines tollen Mädchens oder... jedenfalls nicht hierhin. Ich mach alles falsch. Vielleicht kann ich inzwischen ganz passabel kämpfen, Rätsel lösen und machthungrige, kranke Usurpatoren von ihrem Thron werfen, aber… anscheinend fehlt mir immer noch das entscheidende Urteilsvermögen. Ich meine - woher nehmt ihr..., nimmst DU die Sicherheit, dass ich der richtige bin?“.
      „Du bist.“
      „Aber... damals im Kerker, als du mich befreit hast,... ich verstehe es nicht. Warum sagtest du, nur Menschen blauen Blutes werden die Träger der Goldenen Macht. Wie kann das sein...? Ich bin lediglich ein Waldjunge, ein Junge vom Dorf - je nachdem. Aber mehr auch nicht.“.
      Er hieb seine Faust verwirrt in den feuchten Boden, als suche er dort nach Antworten. Sein Groll gegen Zelda hatte sich gelegt, zumindest spürte er nicht mehr das Bedürfnis, sie einfach zu schlagen. Stattdessen suchte er nach der Antwort jener Frage, die ihn schon seit langer Zeit quälte.
      „Ich meine, wer bin ich? Ich kenne meine Eltern nicht und wenn es stimmt, dass das Triforce mich jedes mal von Neuem durch die Zeit zerrt, damit ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit bin - dann weiß ich nicht einmal, was mein ursprüngliche Heimat ist...! Woher wisst ihr dann, dass ich der richtige bin und nicht-“.
      „Link“, unterbrach sie ihn leise. „Ich weiß, wer deine Eltern waren.“.
      Stille. Link machte den Mund auf, dann wieder zu. „Was...“, brachte er schließlich hervor und sein Mund fühlte sich dabei schrecklich trocken an.
      „Ich kenne deine Eltern“, wiederholte Zelda mit bebenden Lippen. „weil wir Geschwister sind.“.
      Links Mund klappte auf und diesmal bekam er ihn nicht wieder zu. In seinem Gesicht hatte plötzlich einen unglaublich feindeseligen Ausdruck angenommen und der hasserfüllte Blick den er ihr zuwarf ließ es Zelda entsetz schaudern. Dennoch sah sie ihn weiterhin fest an und wartete auf eine Antwort.
      Als diese ausblieb fügte sie hinzu: „Genauer gesagt Zwillinge.“. Und als er immer noch nichts sagte und sie weiterhin nur anfunkelte, fuhr sie zögernd fort.
      „Vor tausenden von Jahren gebar meine Mutter, also auch deine, ein Zwillingspaar. Doch die damaligen Zeiten waren schwierig – selbst jetzt sind Zwillinge kein gutes Omen in unserer Welt. Da ich das Triforce der Weisheit trug sah man in mir eine weise Herrscherin, washalb man diech abgab und du unter der Obhut eines unserer Ritter aufwuchst.
      Aber während ich Generation für Generation wiedergeboren wurde, und du... na ja, einfach durch die Zeit weiter gereist bist, ohne wirklich deinen Körper zu wechseln, sind wir genau genommen nicht mehr verwandt... du bist sozusagen ein Urururururur-Großonkel oder so.“. Sie versuchte sich an einem Lächeln und versagte kläglich.
      Ich an Eurer Stelle, würde es ihm sagen, bevor er es selbst herausfindet.
      Toller Tipp.
      „Verzeih, dass ich dir dies nicht gesagt habe. Ich wusste nicht, dass die Frage nach deinen Eltern so zusetzt. Außerdem erachtete ich es für unwichtig.“.
      Link holte aus und schlug sie. Mitten ins Gesicht.
      Dann drehte er sich wortlos um und ging ohne der traurig am Boden liegenden Zelda noch einen Blick zuzuwerfen.
      Es gibt genau 6 Wahrheiten in deinem Leben:
      1. Du kannst nicht alle deine Zähne mit deiner Zunge berühren.
      2. Du bist ein Idiot, weil du wahrheit 1 auf die probe gestellt hast.
      3. Wahrheit 1 ist eine Lüge.
      4. Jetzt lächelst du, weil du wahrscheinlich unterbelichtet bist.
      5. Du wirst den Spruch in deine Signatur kopieren
      6. Du bist ein Trottel, weil du dir jetz denkst "Nein, das werde ich nicht!"
    • Danke. Wenn jemand noch das Bedürfnis hat, ein paar Korrekturlesungen zu machen, PN an mich.
      So weiter.
      ...
      Bah... dämliches Stopfkapitel. Rumgelaber über jeden möglichen Kack und eine Erläuterung der Bezieungen. Mein Melodie-Sonnenlichtsyndrom ist zugegeben etwas schlecht gelöst, aber nun gut, man kann nicht immer perfekt sein :ugly:


      25 Flüchtig wie ein Traum
      Dass der Weg durch die Zitadelle ausgeschlossen war, stand außer Frage. Also war die Stimmung entsprechend mutlos, als die Gefährten sich in einem grünen Hain am Rande der Stadt niederließen, um ein Lager aufzuschlagen. Doch Marin machte ihnen bei der nächsten Krisensitzung neue Hoffnung: Das Mädchen erzählte ihnen etwas befangen von einem weiteren Portal im fernen Norden, auf einem Berg, der der Todesberg genannt wurde.
      „Es ist allerdings ein künstliches Portal. Es wird allein durch den Meister aufrecht gehalten und nur er kann bestimmen, wer es passiert.“
      Lange diskutierten sie über diesen Punkt, aber am späten Abend waren sie noch immer nicht zu einer Lösung gekommen und da der Tag kein leichter gewesen war, begab man sich zum Schlafen.
      Am nächsten Morgen brachen sie auf. Ihr Problem mit dem Portal hatte sich immer noch nicht gelöst, doch man verschob die Gedanken daran und an den eigentlichen Kampf gegen den Schatten beiseite, denn es waren unruhige und ergebnislose und in jedem Fall keine sonderlich schönen.
      „Ihr seid das Triforce der Götter. Das Triforce ist die Macht der Götter. Also ist eure Macht die eines Gottes gleich“, schlussfolgerte Navi, die mit ihrem Vorankommen immer unruhiger und aufgebrachter wurde.
      Aber abgesehen davon war es eine ruhige, sonnige Reise, und müsste Link sein Abenteuer untergliedern, so fände er diesen Teil am schönsten.
      Denn jetzt war Marin da.
      Tagsüber war sie aufgekratzt wie immer - sie antwortete nur schnippisch und gab patzige Kommentare, legte sich mit Ganondorf an oder piesackte die kleine Fee, die immer fahriger wurde. Insgesamt waren Melodies Eigenheiten, wie Link es finster nannte, wenn Marin sich in den körperlosen Geist verwandelte – seltsam unstetig und planlos. Wenn die Sonne aufging verlor ihr Körper an Festigkeit, die ersten Morgenstrahlen, die sie begrüßten, fielen stets durch sie hindurch. Aber mehr konnte man nicht mit Gewissheit sagen; manchmal war sie da, an Links Seite, durchsichtig zwar, aber so präsent wie nur möglich. Dann, wenn sie womöglich eine besonders hell erleuchtete Stelle betraten, war sie plötzlich nicht mehr als der flüchtige Geist, der sie führte, da und doch nicht da. Auch häufte sich diese Untastbarkeit im Laufe des Tages, Momente, die sie plötzlich nur Rauch für diese Welt war. Meistens war das gegen Mittag, wenn die Sonne am höchsten stand, oder auch bei Stellen, die in der Sommerhitze unwirklich flimmerten.
      Doch es gab auch andere Momente, schreckliche Momente, wo sie kurzzeitig ganz verschwand und Link für endlose Sekunden lang die Stelle anstarrte, wo sie eben noch gestanden hatte. Diese kurzen Augenblicke wagte Link nicht zu atmen und kein Mucks wich aus seinen zusammen gepressten Lippen, aus Sorge, er hätte sie nun ganz an ihre Träume verloren. Doch stets tauchte sie wieder auf, flackernd und flimmernd wie eine erlischende Kerze, aber wohlauf und mit einem grimmigen Zug um den Lippen, wenn der Held sie erleichtert umarmte und sie sich wieder auf den Weg machen konnten.
      Tagsüber war Melodie unausstehlich - und im wahrsten Sinne unantastbar. Aber nachts, wenn statt Melodie Marin an Links Seite ging und ihr Körper mit den aufgehenden Sternen wieder an Festigkeit gewann - das waren die Zeiten der Liebe.
      Eifersüchtig beobachte Ganondorf, wie die beiden Turteltäubchen lange Gespräche führten, Hand in Hand ihr Leben ausbreiteten; wie sie zusammen lachten und sich abends eng aneinander gepresst Wärme spendeten. Link küsste Marin öfters, als Ganondorf einen Mann seine Geliebte jemals hatte küssen sehen, und Marin erwiderte sie fast genauso oft, wenn nicht sogar mehr. Und in manchen tiefen Nächten sah er sie auch eng aneinander gekuschelt, im Schlaf untrennbar miteinander verschlungen, aber vor einigen Stunden sicherlich mit Leib und Seele inständig geliebt.
      Das machte dem Gerudo am meisten Kopfschmerzen, denn so sehr er sich an seine einstige langwierige Liebe mit Naboru entsann, so fiel ihm beim besten Willen keine Nacht an, an dem sie sich so innig verschlungen hatten wie diese beiden.
      Umso neidischer machte es ihn, dass ihm nur noch Zelda blieb, die nachts genauso verbissen und kühl blieb wie tagsüber, kaum ein Wort sagte und nur selten irgendeine menschliche Regung zeigte.
      Sie war schwierig, alles an ihr war schwierig. Sie wollte nicht reden, nicht über sich, nicht über die Welt, nicht über sonst was. Immer noch sprachen sie sich im förmlichen „Euch“ an und jede ihrer Bemerkungen war beherrscht und unbewegt. Sie lächelte selten bis nie und interessierte sich für gar nichts außer die Ungeheuerlichkeit ihres Schicksals, der Botin des Todes.
      Navi betrachtet diese Veränderungen in der Gruppe mit Argwohn. Ihr missfielen die Liebesgeplänkel von Marin und Link, denn sie hatte Melodie gegenüber immer noch ein instinktives Misstrauen und für Link nach wie vor die Beschützerinstinkte einer Mutter, die er nie gehabt hatte.
      Sie hatte Mitleid mit Zelda, dennoch wagte sie es nicht, mit ihr zu sprechen, denn ihre finstere Miene sprach Bände, und Navi verstand, dass die Prinzessin im Moment nicht darüber reden mochte, gleich so gewichtig es war. Sie machte sich Sorgen um sie, hatte aber gleichzeitig Angst, eine gute Freundin zu verlieren, wenn sie mit ihr sprach.
      Ganondorf war wiederum ein Mysterium für die kleine Fee. Er war ruppig und angriffslustig, als müsse er den anderen etwas beweisen, anderseits schien er seltsam verloren und einsam. Es hätte sie nicht weiter gewundert, wenn er erst neu zur Gruppe dazu gestoßen wäre - unter diesen Umständen fühlte er sich tatsächlich verlassen, obwohl er und Link gute Freunde geworden waren. Doch Link sprach nicht mehr mit ihm, so sehr sich der Gerudo nach Gesellschaft sehnte.
      Die Landschaft, die sie durchwanderten, war grün und üppig, auch wenn der Sommers bereits seine drückenden Finger darüber gestreckt hatten. Die Tage waren heiß und trocken, die Nächte kühl und sternenklar. Die Flora zeigte sich von der besten Seite und selbst wenn sich bereits ein Schleier der Dürrheit über die Büsche und Gräser gelegt hatte, war die Fülle an farbenfrohen Natur ein Widerspruch mit der apokalyptischen Katastrophe, die zu nahen drohte.
      Die unheilschwangeren Gipfel des Nordgebirges rückten immer näher und mit jedem Tag, den Melodie sie unerbittlich Richtung Ziel führte, wurde ihr Vorhaben immer präsenter. Sie fühlten sich beobachtet und wagten kaum Rast zu machen, an jeder Ecke fürchteten sie Schergen des Schattens - oder gar den Meister persönlich. Der Himmel verdunkelte sich und als sie in den letzten Etappen die Ausläufer des Todesberges erklommen, war selbst der Tag so finster, dass man ihn kaum von der Nacht unterscheiden vermochte.
      Trotz ihrer Befürchtungen trafen sie jedoch niemanden. Entweder war sich der Schatten seiner Sache sicher oder er erwartete kein Angriff durch den Hintereingang - wie Melodie das künstliche Portal liebevoll nannte.
      Sicher, immer wieder stolperten sie über Gruppen von Goblins oder Arachnos, aber selten waren es mehr als ein halbes dutzend und sie schienen auch niemals irgendwelche Befehle erhalten zu haben – herrenlos streunerten sie durch das Gebirge und suchten Zerstörung.
      Eine dritte Möglichkeit bahnte sich in ihre Gedanken, doch keiner mochte es aussprechen, denn das würde das Scheitern ihres Plan, viel mehr noch: die Unterstützung ihres Feindes heißen.
      Was wenn der Schatten sie erwartete? Was wenn er sich ins Fäustchen lachte, während er von seinem Thron aus genüsslich beobachtete, wie sie sich durch das Gebirge quälten und einen aussichtslosen Schlachtplan überlegten…? Was wenn ihr Kommen zum Teil seines Plans gehörte, was wenn es Ungeheuerliches ins Rollen brachten, weil sie ihm zum Kampf heraus forderten... was wenn sie alles falsch machten?!
      Doch ihr Ziel war fest und keiner wagte sich, die Zweifel laut auszusprechen. Jetzt war die Zeit des Handelns, nicht des Zauderns.

      Eine knappe Woche nach ihrem Kampf in der Hauptstadt gelangten sie also zum Fuß des Todesberges. Es war bereits später Abend und so greifbar ihr Ziel war, wagten sie es nicht, den Schatten in seiner Nacht zu stellen. Zwar würde die Welt hinter dem Portal zeitlos sein, aber dennoch erachtete es jeder als ein gutes Omen, den Feind bei Tageslicht zu stürmen.
      So bauten sie ihr letztes Lager knapp unter dem Gipfel auf, um sich noch eine letzte Mütze Schlaf zu gönnen.
      Und um Pläne zu schieden.
      „Nun sind wir also kurz vor unserem Ziel“, eröffnete Marin, der man die Erschöpfung der letzten Tage ansah. „Für den Aufstieg brauchen wir nur eine knappe Stunde. Wie wollt ihr jetzt durch das Portal kommen? Nur der Schatten selbst mag uns durch die Dimensionen zu sich holen, aber wie wollt ihr es bewerkstelligen, dass er es ohne sein Zutun macht?“
      Ganondorf massierte seine lädierte Schulter - am Tag zuvor hatte eine Schattengarde ihn dort verletzt und die notdürftig verbundene Wunde schmerzte. „Wir müssen ihn austricksen...“
      „Na wunderbar“, schnaubte Navi. „Gut erkannt.“
      Ganondorf gab ihr einen vernichtenden Blick. „Lass mich ausreden. Wir haben Marin - beziehungsweise Melodie. Er weiß nicht, dass sie sich uns angeschlossen hat und wenn er sie sich zu sich holt, kann Link mit dem Rest durch die Zeit reisen und dasselbe Portal nutzen, ohne das unser verehrter Feind etwas davon merkt.“
      „Ein gewagter Plan...“, bemerkte Zelda.
      „Aber unmöglich!“ Man sah ihr an, dass ihre Antwort nicht ganz der Richtigkeit entsprach, sie sich jedoch weigerte es einzugestehen. „Ich bin nur zu ihm gereist, wenn ich wichtige Nachrichten zu überbringen hatte, wenn er mich gerufen oder ich einen von euch im Schlepptau hatte. Wenn ich nichts dergleichen haben, wird er nur zu schnell misstrauisch.“
      Link und Ganondorf tauschten missmutige Blicke, sagten aber nichts dazu.
      „Was ist dann das Problem?“, wollte Zelda wissen. „Wir können alle Voraussetzungen erfüllen. Schließlich sucht der Schatten immer noch nach mir. Wenn du mich zu ihm bringst, wird er dich nur zu breitwillig zu sich rufen.“ Ihre Stimme klang bitter, aber ansonsten ließ sie sich keine Gefühle anmerken.
      „Das...könnte in der Tat funktionieren“, murmelte Marin nachdenklich. Sie wandte sich an Link. „Gibt es denn einen Weg für dich, die Zeit so zu krümmen, dass mein Meister nichts davon merkt, wenn ihr nachkommt?“
      Link überlegte nicht lange. „Sicher. Wir schlüpfen einfach hinter euch durch und reisen danach sofort wieder vor.“
      „Wo bringt uns das Portal denn hin?“, fragte Navi unsicher - ihr war der Plan ganz und gar nicht geheuer.
      „Direkt vor sein Schloss. Selbst wenn er euch beide bemerkt, wird es zu spät sein. Wir können direkt zum Angriff übergehen.“
      Link biss sich auf die Lippe. „Das ist mir zu riskant“, sagte er plötzlich. Die anderen sahen ihn verdutzt an.
      „Seit wann ist dir irgendwas zu riskant?!“, fragte Navi verblüfft. „Du rennst doch sonst auch kopflos durch die Gegend.“
      Seine Augen verengten sich. „Ich renne nicht kopflos durch die Gegend - ich mache mir nur Sorgen. Wenn der Schatten uns kommen sieht, hat er bereits Marin in seiner Hand. Ihm wird klar sein, dass sie ihn verraten hat.“ Kein Wort von Zelda, kein Wort darüber, dass auch sie sich in seiner Hand befinden würde.
      „Na und, das wird er so oder so.“, schnaufte Ganondorf ungeniert.
      „Idiot. Er wird sie töten, beide. Bevor wir überhaupt ankommen.“ Link verschränkte die Arme vor der Brust. „Der Plan ist mir zu riskant, das sage ich.“
      „Wir haben keine Wahl“, sagte Zelda leise.
      Link ignorierte sie.
      „Wenn ihr wartet, bis wir im Schloss sind, kann nichts passieren. Ihr reist durch die Zeit zurück, versteckt euch draußen und lauert ihm auf, bis wir ihn rauslocken. Er wird absolut nichts ahnen! Er ist viel zu versessen darauf, die Prinzessin in seine Hände zu bekommen, als dass er auf etwas anderes achten wird.“
      Link sagte immer noch nichts.
      „Wir können ihn austricksen. Es ist möglich! Melodie ist unser größter Trumpf...!“, versuchte jetzt auch Navi den Held zu überzeugen. Aber die Bemerkung mit Melodie ließ sein Gesicht noch finsterer werden. Man sah ihm an, wie ungern er sie gehen ließ.
      „Schlag was Besseres vor, Dickkopf, wenn es dir nicht gefällt“
      Alle sahen ihn an.
      Links Schultern sackten ab und er seufzte ergeben. „Na gut.“
      Mehr nicht.

      Der nächste Tag war grau und leblos. Es war, als wüsste er, was sie planten und versuchte es ihnen herauszureden. Die Helden packten ihr Zeug zusammen, ließen ihr Gepäck aber in einer Felsspalte liegen, denn sie würden es nicht mehr brauchen. Einzig allein ihre Waffen schulterten sie, als sie sich verbissen schweigend auf den Weg machten. Die letzte Etappe war wirklich nicht mehr lang, doch beschwerten kollerndes Geröll und tiefe Schluchten im Fels den Weg. Zwei Stunden kämpfen sie sich berghoch - dann waren sie plötzlich da.
      Sie standen am Rande eines flachen Felsplateaus, das alle umliegenden Berge um einiges überragte. Der Wind pfiff über die steinige Fläche und brach sich an den Felsen, die das Portal in ihrer Mitte umgaben.
      Das Portal bestand aus einem Bannkreis mit einem Durchmesser von etwa zwei Schritten. Komplizierte Symbole und Buchstaben aus der alten Sprache waren dort in den Stein gemeißelt und pulsierten in einem geisterhaften Licht, das durch die Ritzten empor leuchtete.
      Die Gefährten traten unsicher an das Portal an und gruppierten sich in einem lockeren Halbkreis darum.
      „Hier ist es also...“, murmelte Ganondorf.
      „Fasst es nicht an. Sobald ihr es berührt, weiß der Schatten Bescheid und wird sein Auge auf dieses Plateau richten.“
      „Heißt es, er könnte uns sehen, wenn er nur die Lust dazu verspürt, einen Blick auf seinen Hintereingang werfen...?“
      „Könnte er.“
      „Oh.“
      Die Hypnotiseurin wandte sich an Zelda. „Ich muss dich Fesseln. Und du musst hypnotisiert sein - wenigstens so tun, als ob. Antworte nur, wenn man dich ausdrücklich fragt und tue nichts aus eigenen Stücken. Überlass mir das Reden.“ Während sie sprach brachte sie ein Seil zum Vorschein und verknotete Zeldas Hände am Rücken.
      „Wäre es nicht auch besser, wenn ihr nur so tut, als wäre sie gefesselt?“
      Sie warf Ganondorf einen tödlichen Blick zu. „Du machst deine Arbeit und ich mach die meine, was hältst du davon?“
      „Nichts“, murmelte der Gerudo schmollend und sagte nichts mehr.
      Als Melodie fertig war, wandte sie sich an den Rest. „Unser größtes Problem wird die Schattengabe des Meisters sein. Einerseits wird er natürlich ununterbrochen Schattenbestien beschwören, aber dann wird er noch versuchen, euch den eigenen Schatten zu stehlen. Euch zu kontrollieren, zu seinen willenlosen Sklaven machen. Das müsst ihr auf jeden Fall verhindern. Sonst habt ihr verloren.“
      „Wie?“
      „Fokussieren. Bleibt klarer Gedanken und lasst euch nicht von euren Gefühlen verleiten. Mehr können wir im Moment auch nicht tun.“ Sie seufzte. „Hoffentlich.“
      „Dann ist jetzt die Zeit der Trennung gekommen“, sagte Zelda ruhig, als nichts mehr zu sagen war.
      Link trat vor und umarmte Melodie inständig. „Pass auf dich auf, Marin, ja? Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir irgendwas geschehe.“ Sie erwiderte seine Umarmung, aber Melodie wäre nicht Melodie gewesen, wenn sie sich nicht allzu schnell von ihm getrennt hätte und ihn schief angrinste. „Du bist mir ein Held.“ Link lächelte und küsste sie auf den Mund. „Bitte, nimm mich mal ernst.“
      „Immer.“ Sie lächelte traurig, ein flüchtiges Lächeln, das von den wenigen Stunden der letzten Tage erzählte.
      Flüchtig wie ein Traum.
      Link musterte sie ein letztes Mal. Im grauen Licht der Dämmerung sah sich ihrer Sache sicherer aus als jemals zuvor – die Knechtschaft des Schattens hatte sie gezeichnet und jetzt war sie fest entschlossen zum ersten Mal aufzubegehren. Er versuchte zu verstehen, wie die entschlossene Melodie und die zärtliche Marin ein und dieselbe Person sein konnten – aber nach wie vor blieb es ihm ein Rätsel, und er liebte beide umso mehr.
      Dann wandte er sich zum Gehen. Zelda hatte er vollkommen ignoriert.
      „Viel Glück“, murmelte Ganondorf leicht befangen zu den beiden Mädchen, dann folgte er Link aus dem Felsenkreis am Plateau. Link und Melodie sahen sich noch lange an, dann zog Ganondorf den Helden hinter einen Felsen und drückte ihn in ihre Deckung.
      Jetzt hieß es warten.

      LG
      Nayleen

      [SIZE=6]
      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]
    • Du findest zwar, dass deine Stopf-Kapitel dämlich und schlecht sind, aber ich für meine Teil finde sie schön gemacht. es sind zwar immer noch Stopf-Kapitel, aber es gibt genug geschichte, wo ich um einiges, und zwar wirklich um einiges, schlechtere Stopf-Kapitel gesehen hab.
      Also: jeder der Nayleen ausreden will, dass ihre Stopf-Kapitel Schlecht sind hebt die hand
      *beide Hände heb*



      PS: ziemlich oft das Wort Stopf-Kapitel benutzt :D.
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • Als Autor hat man dauernd das Gefühl, dass das Geschriebene irgendwie doch nicht gut ist, weil die Kapitel im Endeffekt anders aussehen, als man sie ursprünglich geplant und sich vorgestellt hat. Manchmal ändern sie sich zum Positiven, manchmal sind sie schlechter - und manchmal ist etwas ungemein Interessantes dazu gekommen, man ist sich aber nicht sicher, ob das jetzt gut ist oder nicht.
      Wie dem auch sei.

      Ein kuzres Zusammenspiel von Beschreibungen:

      26 Portal
      Melodie nahm tief Luft, aber bevor sie Zelda in das Portal schieben konnte, hielt Zelda inne.
      „Wie sieht er aus?“, fragte sie leise. Melodie mochte sich täuschen, aber es hörte sich so an, als zittere ihre Stimme leicht.
      „Der Schatten?“
      Melodie schwieg, während sie versuchte, die richtigen Worte zu finden. „Ich weiß nicht“, gab sie schließlich Stirn runzelnd zu. „Man kann ihn nicht beschreiben. Weißt du, er hat schon so vielen Leuten ihren Schatten geklaut, dass er sich selbst verloren hat. Vielleicht hatte er einmal einen eigenen Körper, aber jetzt...“ Sie verstummte.
      Zelda nickte, fast zufrieden, als ob ihr diese vage Auskunft reichte. Vielleicht wollte sie sich nur noch einmal versichern, woran sie lag.
      „Warte“, meinte Melodie, als Zelda sich schon zum Gehen wandte. Die Prinzessin blieb fragend stehen. „Was dir in der anderen Welt begegnet, wird dich vielleicht verwirren. Deine Sinne werden sich noch nicht an die fremde Dimension gewöhnt haben... aber du darfst dir absolut nichts anmerken lassen. Der Meister wird uns sehen, spüren, hören, sobald wir sein Schattenreich betreten, also gib kein Mucks von dir. Und guck weder ihn noch mich an! Das ist verdammt noch mal wichtig...!“
      „Das ist mir durchaus bewusst, Melodie“, sagte Zelda kühl. Dann betrat sie den Bannkreis.
      Melodie machte, dass sie ebenfalls das Portal betrat, dann räusperte sie sich und hob ihre Stimme, an einen ungewissen Punkt gewandt. „Meister, ich stehe zu Euren Diensten.“ Sie wartete, wie auf eine Antwort, denn nach einer Weile nickte sie kurz und erwiderte: „Ich habe Euch etwas mitgebracht.“
      Jetzt hörte Zelda es auch; im aufbäumenden Wind, der schon seit jeher über den Gipfel des Todesberges gefegt war und nun mit jeder Sekunde zunahm - erklang ein leises Lachen. Es war eine knarrende, tiefschwarze Stimme und sie klang ruß geschwängert und unglaublich alt. Weder zittrig noch greisenhaft, sondern einfach nur alt. Uralt.
      „Wunderbar“, rauschte es, dann brach ein Sturm los.
      Es hätte sie von den Füßen gerissen, sie über die Felsen gezerrt, sie zerfetzt. Der Ursprung allerdings war das Portal selbst und sie stand jetzt in seinem Zentrum. Einige Sekunden gähnte das Loch unter ihr und die flimmernden Runenzeichen, die es bannten, flammten auf - dann wurde sie verschluckt. Sie fiel, nein stürzte durch Leere, umrauscht von Wind und grellen Licht, die Welt, in der sie vor einigen Sekunden noch gestanden hatte, verzerrte sich und brach schließlich in tausend Spliter - die sich wiederum tanzend um sie anordneten und spiegelnd verhöhnten.
      Mit einem Mal war der Wind abgeflaut. Er hörte einfach nur auf und machte der Stille Platz, die sich daraufhin lauernd um sie legte. Doch das bunte Wirrwarr einer verzerrten Welt hörte nicht auf. Viel mehr, es verstärkte sich noch, während Zelda auf ihre Ankunft wartete. Ihr wurde schwindlig. Dann blinzelte sie und ihr wurde mit einem dumpfen Gedanken klar, dass sie schon längst angekommen war.
      Was dir in der anderen Welt begegnet, wird dich vielleicht verwirren.
      Sie blinzelte erneut und ihr wurde ganz entfernt ein Schemen neben ihr bewusst. Melodie.
      Ach ja.
      Sie schloss mit pochendem Kopf die Lider, um die skurrile Wirklichkeit nicht mehr sehen zu müssen. Im selben Moment spürte sie das Seil, das ihre Hände schmerzlich fest verschnürte. Kalten, harten Boden unter ihren Füßen. Das Knarren von nahen Bäumen und die Brise in ihren Kleidern. Langsam aber sicher machten sich auch ihre anderen Sinne bemerkbar. Vorsichtig und schlaftrunken, als erwachten sie gerade aus einem sehr tiefen und langen Schlaf, streckten sie ihre Fühler aus und tasteten, jeder auf ihre eigene Weise, diese so fremdartige Dimension ab.
      Sie roch den Staub einer trockenen Ebene, den Moder von alten Baumriesen, die Kälte von altem Gemäuer, die entfernte Ahnung einer Salzbrise. Sie hörte das raue Flüstern der Winde und das Brausen der Wellen, die gegen Fels krachten, aber dazwischen auch die Stille, die sich ungezämt und tödlich durch die Umgebung wälzte und diese leere, zeitlose Dimension zu ertränken drohte.
      Zelda öffnete die Augen und sah vor sich ein Schloss. Nein, lediglich Ruinen davon. Die Mauern und Zinnen, Erker und Türmchen waren zusammen gesunken und bildeten einen kläglichen Rest von der einstigen Pracht. Die Dächer waren an vielen Stellen eingestürzt und Ranken umwuchert, zackige Löcher gähnten in den brüchigen Steinwänden, zerbrochene Dachziegel türmten sich in leeren, ausgebrannten Innenhöfen. Das Schloss schien verlassen, wäre da nicht der immense Turm gewesen, der zwischen den Trümmern in den Himmel stach und im Gegensatz zu den restlichen Überbleibseln seltsamerweise völlig intakt schien. Er wuchs krumm und schief in die Höhe, war an manchen Stellen sogar brüchig - aber er stand. Dort thronte er, auf der Spitze der Wellen umpeitschten Landzuge, schwarz, beeindruckend, bedrohlich.
      Dahinter der Himmel: In der Zeitlosigkeit erstarrt und vergilbt, der gelbe Horizont erstreckte sich ungewohnt weit in alle Richtungen. Von einer Sonne war keine Spur zu sehen, ebenfalls wetterbedingte Wolken blieben aus. Der Himmel war eintönig und unbewegt.
      Sie brauchte sich nicht umdrehen, aber sie tat es trotzdem. Ein Wald aus Baumskeletten. Hohe, schwarze Riesen, die ihre dornigen Äste miteinander verkeilten, ihre Wurzeln tief und erbarmungslos in die schwarze Erde bohrten und dessen Stämme wie Fratzen aussahen, die sie für ihre Leichtgläubigkeit verspotteten.
      Keine Frage:
      Die verzerrte Welt, in der sie nun ihrem Ende gegenüberstand, war das Schattenreich.
      ----


      Hehe. Endlich lernen wir Mr. Oberbösewicht kennen. Ich hoffe er ist euch nicht allzu philosophisch.


      27 Im Schloss
      Zelda wandte sich zu Melodie, die seltsam steif neben ihr stand und das Ende des Seils umklammerte. Erst als der Prinzessin der verbissene, unbeeindruckte Blick streifte, fiel ihr schuldbewusst ihre Rolle wieder ein: schwach, kontrolliert, vollkommen ergeben. Sie war Melodies Gefangene und musste ihr jedem Befehl von den Augen ablesen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
      Sie atmete tief ein, dann senkte sie gehorsam den Kopf. Melodie schien genau darauf gewartet zu haben, denn jetzt setzte sie sich entschlossenen Schrittes in Bewegung. Entlang eines schmalen, ausgetretenen Pfades auf die mächtigen Schlosstore zu.
      Sie waren zerstört und hingen schief in den Angeln - aber umso wirkungsvoller waren sie, umso deutlicher ihre Botschaft: Abweisung, Bedrohung, Gefahr.
      Dennoch betraten sie die Ruinen, schlüpften durch eine kleine Öffnung am Rande. Sie gelangten in eine große, schwarz geflieste Eingangshalle. Mit ihren hohen Säulen und Fenstern, der umlaufenden Galerie im ersten Stock und den weiten Marmortreppen, die sich mittig nach oben schwangen, musste dieser weitläufige Saal einst beeindruckend prächtig und schmuckvoll gewesen sein - doch jetzt säumten Trümmer die Treppen und durch die klaffenden Löcher fiel zwielichtiges Licht in die sonst düstere Halle.
      „Meister?“, rief Melodie und Zelda war mehr als mulmig zumute, als sie gemeinsam die Treppen emporstiegen und sich zur einzigen Tür wandten. Es folgte eine endlose Wendeltreppe nach oben, Stufe für Stufe erklommen sie den Turm und mit jedem Schritt, den sie hinter sich ließen, stieg in Zelda das Bedürfnis hoch, einfach umzudrehen und zurückzukehren. Zurück nach draußen, zurück nach Hyrule, zurück in die Zeit, in der noch alles seine Richtigkeit hatte.
      Hinter einem weiteren Portal lag erneut eine Halle. Kleiner als zuvor, aber eindrucksvoll genug.
      Ein roter Läufer, flache Stufen, ein Kamin, ein Steinthron, der selbstversessen vor einem breiten Panoramafenster gestellt war und darin, in den dunklen Steinlehne versunken-
      Der Schatten.
      Zelda erkannte ihn sofort, obwohl sie noch nie in ihrem tausendjährigen Dasein etwas Vergleichbares gesehen hatte.
      Zuerst wusste sie nicht, was an ihm anders war. Er sah regelrecht menschlich aus - eine Grausamkeit, die sich schon selbst widersprach. Aber mehr konnte sie bei jedem guten Willen nicht sagen. Er war weder groß noch klein, breit oder dürr. Er schien weder erhaben noch schmächtig, gedrungen oder stolz gerichtet. Seine Gestalt könnte man als weise und reglos bezeichnen, oder als unruhig und paranoid. Er wies die Züge eines uralten Greises auf, zugleich aber die eines bildhübschen Mädchen oder eines nachdenklichen Prinzen. Seine Hände waren schmal und zugleich klobig und ungelenkig, die Nase mal breit und mal klein und schmal. Zelda vermochte nicht einmal sagen welchem Geschlecht er angehörte und desto länger sie ihn ansah, wurde sie sich immer unsicherer, was der Schatten eigentlich war - beziehungsweise nicht war. Denn er schien alles und gleichzeitig nichts davon zu sein.
      Man kann ihn nicht beschreiben. Vielleicht hatte er einmal einen eigenen Körper, aber jetzt...
      Jetzt, überlegte Zelda, jetzt hat er so vielen ihre Schatten geklaut, dass er selbst die Kontrolle über sich verloren hat. Mit jeder Seele, die er gierig in sich aufsog, hat er ein Stück von sich selbst verloren, mit jedem Schatten, der seine Macht vergrößert hat, ist sein ursprünglicher Körper mehr versunken...
      Die Macht, die er selbst begehrte, hat ihn letztendlich verschlungen, erkannte sie und schwieg andächtig.
      Nicht, dass ihr eine andere Wahl geblieben wäre.
      Sobald sie das Turmzimmer betreten hatten, regte sich der Schatten auf seinem Thron. Er machte ein paar Schritte - und plötzlich stand er direkt vor ihnen. Von einer Sekunde zur nächsten hatte er den gestammten Raum durchquert.
      Wie schnell er ist, dachte Zelda bange und fragte sich nicht zum ersten Mal, in was bei den Göttinnen sie sich eingelassen hatten.
      „Melodie... meine allerliebste Melodie! Endlich bist du zurückgekehrt!“
      Er klang erfreut und dass machte sie eine Spur erleichterter - das konnte nur bedeuten, dass ihr Plan aufgegangen war. Melodie verbeugte sich und Zelda tat es ihr erst nach, als diese es ihr unwirsch befahl - die Reaktion einer unterwürfigen, aber planlosen Hypnotisierten. Zumindest hoffte Zelda das, als sie sich auf den kalten Boden kniete und dort blieb, weil keiner sie zum Aufstehen rief.
      „Meister, ich habe Euch Prinzessin Zelda mitgebracht“, murmelte Melodie.
      Der Schatten breitete seine Arme aus, die seltsam flackerten - sie schienen sich auszudehnen, dann wieder zusammenzuschrumpfen, als könnten sie sich nicht entscheiden, wie sie aussehen wollten. „Das sehe ich, meine Melodie, und ich bin hocherfreut...! Jetzt ist mein Plan fast vollendet.“
      Melodie nickte knapp und Zelda dachte: Sie spielt ihre Rolle gut. Zu gut...?
      Aber jetzt war es zu spät. Sie war breitwillig in die Arme des Schattens gelaufen und jetzt musste sie Melodie vertrauen.
      „Wir sind was fast vollständig. Jetzt fehlt nur noch die Hälfte.“
      Etwas unbeschreiblich Schreckliches regte sich in Zelda. Auch Melodies Miene kippte fast, doch sie hielt mühsam ihre Fassung. „Die Hälfte, Meister...?“, brachte sie heraus.
      „Nun, ich schätze die zwei Helden dort draußen wollen sich irgendwann auch zu uns gesellen.“
      Melodie schluckte. „Ich habe Euch die Prinzessin-“
      „Das habe ich sehr wohl verstanden, Melodie.“
      „Aber-“
      Falls das überhaupt möglich war, zeigte sich im flimmernden Gesicht des Schattens ein finsterer, fast bedrohlicher Zug. „Glaubst du, du wärst die einzige, die in meinen Diensten steht, glaubst du, ich merke nicht, wie ihr euch zusammenrotte und gegen mich vorrückt?!“.
      Melodie sackte kaum merklich in sich zusammen, aber ihr Meister fuhr ungerührt fort.
      „Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, wie sich unsere Bindung löst und deine Schatten zu mir zurückkehren?! Glaubst du, ich habe keine Augen im Kopf, dass ich nicht sehe, in was du dich tagsüber verwandelt?! Ich bin nicht blind, Melodie, und du warst naiv, das zu glauben.“
      Wie in Zeitlupe starrte sie auf sich hinab und es glich einem Albtraum. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, als ihr das sanfte Glühen ihrer Glieder gewahr wurde.
      Selbst wenn in dieser Dimension die Zeit keine Rolle spielte, so musste zurück in Hyrule inzwischen die Sonne aufgegangen sein.
      Sie schwieg betroffen. Sie hatten versagt.
      „Ach, Melodie“, seufzte der Schatten ehrlich betrübt. „Es tut mir Leid, dass es so kommen musste.“
      „Mir tut es auch Leid“, krächzte sie brüchig.
      Sie bewundert ihn, durchfuhr es Zelda verblüfft. Melodie hatte Angst und Ehrfurcht vor ihm, hasste ihn für seine Taten und konnte sich gleichzeitig nicht losreißen. Und, das erkannte Zelda mit jähem Grauem, die Geste blieb nicht unerwidert. So irrational und makaber diese stille Faszination Melodies war, der Schatten betrachtete sie selbst mit einer Selbstverliebtheit und Bewunderung, die der ihren auf seltsamerweise glich. Zelda schauderte es.
      Der Schatten hatte sich zum großen Panoramafenster gedreht. In Gestalt eines beleibten Priesters und kurz darauf eines zum Kampf gerüsteten Söldners, eines Mädchens mit unendlichen Zöpfen, eines schlaksigen Bauernsohns und dann als sonnengebrannter Maurer - lehnte er sich gegen den dunklen Stein und beobachtete die finstere Welt, die sich vor ihm ausbreitete. Anscheinend gefiel ihm, was er dort sah, denn er gab ein kurzes, belustigtes Schnauben von sich und wandte sich dann genüsslich an seine Gäste.
      „Wie es aussieht sind nun auch endlich die beiden Narren aufgetaucht. Während wir warten, sollten wir vielleicht ein paar Vorbereitung treffen - schließlich wollen wir den Herren ein gebührenden Empfang bereiten, nicht?“
      Er trat zu Zelda und betrachtete sie, als sähe er sie zum ersten Mal. Zelda, jetzt ihres Versagens völlig bewusst, streckte trotzig ihr Kinn hervor und sah dem König der Schatten finster entgegen. Doch was sie dort in seinen Augen sah, ließ sie nur mühsam einen Aufschrei unterdrücken. Dort, in der absoluten Schwärze, befand sich ein gieriges, verschlingendes Glitzern, das alles andere übertraf. Es triefte so voller Boshaftigkeit und Eigensucht, dass sein Blick sich so schmerzvoll und mühelos durch sie bohrte, wie ein glühend rotes Messer durch Butter. Ohne dass sie es verhindern konnte, senkte sie den Kopf und fixierte mit klopfenden Herzen den dunklen Steinboden.
      Der Schatten lachte leise. „Sehe ich so schrecklich aus, Prinzesschen? Ich hoffe doch nicht.“ Er wirbelte herum. Wie um seine Geste zu verdeutlichen, trug seine jetzt stattliche Gestalt plötzlich einen Umhang, der sich bei der jähen Bewegung bauschte. „Melodie“, schnalzte er. „Bind sie los. Ich wäre ein schlechter Gastgeber, wenn ich eine solch wichtige Persönlichkeit vor mir auf dem Stein knien ließ.“
      Melodie regte sich nicht. Man sah ihrem erstarrten Gesicht an, wie sie innerlich gegen Gehorsam, Trotz und Verstand kämpfte. Zelda dachte schon, sie würde sich trotzig widersetzen, aber dann setzte sie sich mit mechanischen Schritten in Bewegung und löste Zelda von ihren Fesseln.
      Die Prinzessin blieb, wo sie war.
      „Steh auf!“, befahl der Schatten.
      Die Prinzessin blieb wo sie war.
      Ihr Gegenüber seufzte. „Du hast Nerven. Nun gut, so bleib wo du bist.“
      „Warum?!“, stieß Zelda hasserfüllt aus, als hätte sie die ganze Zeit nur darauf gewartet, ihm dieses eine Wort vor die Füße zu spucken. Sie hütete sich davor, noch einen Blick in sein Gesicht zu werfen, aber seine Beine finster anzustarren befriedigte sie fürs erste genug.
      „Warum was?“ Er zog die Augenbrauen hoch und eine grauenvolle Sekunde später erkannte Zelda, von wem er diese Gestik hatte. Doch schon im nächsten Augenblick, hatte er die Gestalt des Gerudos gewechselt und Zelda konzentrierte sich wieder auf seine Stiefel.
      „Dein grausiges Spiel mit dem Tod. Du hast die goldenen Länder in Schutt und Asche gelegt, die Bevölkerung versklavt und sie zu deinen Marionetten gemacht. Und als wäre das nicht genug, quälst du uns mit unserem Schicksal, spielst mit dem Triforce dein böses Spiel und-“
      „Es macht mir Spaß“, sagte er nur.
      „Es macht dir Spaß?“, wiederholte Zelda verdattert.
      „Das verstehst du nicht“, seufzte er und sie musste verblüfft feststellen, dass er sich dabei fast gekränkt anhörte. Als hätte sie sein Lieblingsspiel beleidigt und es dann aus dem Fenster geworfen.
      „Da gibt es nichts zu verstehen!“, brauste sie auf. „Du zerstörst die ganze Welt, sinnlos und ohne Zögern oder Lebensachtung oder gar Ehrfurcht - du zerstörst die Welt aus Egoismus und Ichsucht und Machtversessenheit“ Sie unterbrach sich selbst, als sie nicht die richtigen Worte fand, um sich auszudrücken. Dafür schenkte sie ihm den glühensten Blick, mit dem sie aufkommen konnte und erntete dafür sogar ein nachdenkliches Zögern. Nur einen winzigen Moment lang.
      „Meine liebe Zelda, bitte steck mich nicht unter den selben Hut von machthungrigen Bösewichtern. Ich habe lediglich meinen Spaß am Leben, ist mir nicht mal das vergönnt, nach all dem Leid, das mir widerfährt? Ich bin verdammt, das Gegenstück des goldenen Lichts zu sein, verdammt auf ewig seinen Kontrahenten zu spielen. Verdammt, ein Gesicht aus vielen zu haben, einen Körper, der mir nicht mal selbst gehört.“
      Sie wollte ihn unterbrechen, aber er winkte ab. „Das Leben ist ein Kreislauf, Prinzesschen, ein einziger Kreislauf. Und sein einziger Widersacher ist er selbst. Tiere töten Tiere, weil sie sonst aus Hunger sterben würde. Das Leben hat ihnen den Selbsterhaltungstrieb gegeben. Menschen töten Menschen, aus Hass und Egoismus - das Leben hat ihnen den Zerstörungstrieb geschenkt. Leben und Tod, Tod und Leben. Ein ewiger Kreislauf, der all seine Beteiligten gefangen hält. Aber wenn einmal das Leben selbst erlischt, wenn keiner mehr übrig ist, seinen Kreislauf am Laufen zu halten - dann verlischt es selbst und diese Welt ist aus ihrer Gefangenschaft befreit. Dann werde ich zur Stelle sein und von vorne beginnen. Und nicht nur ich...! Auch ihr werdet an meiner Seite stehen und gemeinsam werden wir ein Königreich aufbauen, das jenseits von Leben und Tod steht.“
      Zelda sagte nichts. Bewunderung für seinen Idealismus und grenzenlose Wut auf seinen blinden Irrsinn kämpften um die Oberhand, doch ganz gleich wie dieser Kampf ausgehen würde, wusste sie bereits eins: Der Schatten musste aufgehalten werden, sonst würde sein Wahnsinn die ganze Welt überrollen und sie in ein Reich der Schatten verwandeln.
      „Nun, wie du siehst habe ich sehr wohl idealistische Ziele vor Augen, wobei die Unterhaltung bei diesem Spiel natürlich einer der wichtigsten Rollen spielt. Das Triforce - das Sinnbild des Lebens selbst - ist mir ein sehr interessanter Widersacher und sein Aufbegehren bereitet mich mit Freude.“
      Zelda schnaubte. „Du widerst mich an.“
      Erneut verdüsterte sich die Miene des Schattens. „Sag du mir nicht, was ich zu tun habe, Prinzessin Hyrules! Ich töte aus Spaß - so minderwertig dieser Grund ist, so ist er zumindest einer.“
      „Was willst du damit sagen?“ Ihre Stimme zitterte.
      „Du tötest grundlos, Prinzesschen, das will ich damit sagen. Während ich noch Kontrolle über mein Tun habe, ist deine Gabe willenlos und unbegründet. Sie schlägt um sich wie ein toll gewordenes Tier und beißt jeden, den es findet. Ich weiß was du sagen willst - aber du irrst. Nicht nur die Menschen unter deiner Berührung finden den Tod - dein pures Dasein ist das Gegenstück des Lebens. Nur weil du da bist, sterben Menschen. Nur weil du da bist, gibt es Hungerkatastrophen und Viren, nur weil du da bist, sterben dabei tausende, abertausende. Völlig grundlos. Deine Existenz ist die Existenz des Todes uaber auch die des Lebens, deine Existenz hat unsere Welt in einen ewigen Kreislauf versklavt - denn du bist die Botin des Todes.“
      Der Schatten wandte sich abrupt ab. Die Plauderstunde war beendet. „Melodie, komm her. Wir müssen noch einiges erledigen, bevor unsere Gäste antreffen. Ich will kein schlechter Gastgeber sein.“
      Zelda sank in sich zusammen und grub ihr Gesicht in die Hände.
      -------------------------


      ...
      LG
      Nayleen

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      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
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    • *lechz*
      Weiter :)

      28 Warten
      Link und Ganondorf warteten. Und warteten. Und warteten. Dabei wussten sie nicht auf was genau, konnten nicht einschätzen, ob es dabei besser wäre ihren Mädchen sofort zu folgen oder so lange zu warten, bis der Schatten seine Aufmerksamkeit ganz auf sie gelenkt hatte. So selbstsicher Link sich bei der Planung gewesen war, so aufgewühlter war er jetzt. Dass sie rüber, in die andere Dimension kamen, daran bestanden keine Zweifel. Auch auf das wie gab es eine Antwort, zwar keine konkrete, aber eine ungefähre Vorstellung. Das musste reichen. Aber wann war das wann? Wann war der beste Zeitpunkt über zu setzten? Und gab es überhaupt einen richtigen Augenblick? Konnten sie hinterher schlüpfen, ohne dass der Schatten davon etwas mitbekam? Denn darum ging es bei dieser Sache. Entweder sie schafften es, ungesehen zum Schloss des Schattens zu bekommen oder - nun, Link bezweifelte, dass sie ohne den Überraschungsmoment nur irgendwelche Chancen hatten.
      Während er seinen düsteren Gedanken hinterher jagte, lief Ganondorf unruhig auf und ab. Auch ihm war die Nervosität anzusehen. Dabei war ihr Unterfangen genau das, was er eh vorgehabt hatte - woher also die Zweifel und Ungeduld? Die Nervosität? Link wusste es nicht.
      „Hör auf so rum zu laufen, du machst mich ganz kirre“, schnaubte Navi, die sich auf dem Felsen nieder gelassen hatte und unablässig Ganondorfs Schritten nachschaute.
      „Lass mich.“
      „Navi hat Recht. wenn du weiter so rum latscht, riskieren wir doch den Blick des Schattens.“ Link fuhr Gedankenverloren durch den Staub und malte unbewusst Marins Lächeln auf die Erde.
      „Quatsch“, murrte Ganondorf, ließ sich aber dennoch hinter ihrem Felsen sinken.
      Die Sonne war schon seit längerem aufgegangen und bewegte sich jetzt immer schneller auf ihren Zenit zu. Ihre Strahlen fuhren erbarmungslos auf die Erde und obwohl hier am Gipfel ein stetiger Wind blies, war es schon jetzt unerträglich heiß. Der Schatten, in dem sich die Helden verkrochen hatten, bot dabei keine große Abkühlung.
      „Warum gehen wir jetzt nicht endlich? Ich dachte, es ist leichter durch kürzere Zeitspannen zu reisen...?“, wollte Navi wissen.
      „Nicht so ungeduldig, Fräulein Fee“ Ganondorf zog eine Grimasse. „Wir müssen erst auf die Bestätigung des Helden warten.“
      „Selber ungeduldig.“ Hätte sie eine Zunge gehabt - Navi hätte sie ihm ausgestreckt. Sie war wirklich frech geworden in den letzten Wochen, eine Eigenschaft, die sie nur selten bis gar nicht gezeigt hatte. Also, vor dieser Reise, vor dem Aufkreuzen des Schattens - und vor Ganondorf.
      „Ich habe tausend Jahre auf diesen Augenblick gewartet Da werde ich auch noch die letzten Minuten warten können. Also erzähl du mir nicht von Ungeduld...!“
      „Du hast angefangen“
      Ganondorf wollte gerade etwas erwidern, als Link unvermittelt aufstand. „Wir gehen“, sagte er nur und ging zum Portal.
      Die anderen beiden wechselten Blicke, folgten ihm dann und nahmen sich an den Händen, während sie den Bannkreis betraten.

      Das nächste, was Ganondorf wieder bewusst wahrnahm, war, dass er vom Himmel fiel. Er war so überrascht, dass er den Schrei, den er auf den Lippen hatte, nicht raus brachte - dann war es auch schon zu spät dafür, denn er kam hart und schmerzvoll auf. Die Luft entwich seinen Lungen und für einen Moment schnappte er vergeblich nach Atem, bis er sich stöhnend hoch setzte und sich blinzelnd umsah. Seine Sinne brauchten ein paar Augenblicke, um sich auf die neue Dimension einzustellen, aber als sie so weit waren, sah er einen weitläufigen Platz, einen düsteren Wald, eine Wellen umtoste Landzunge und die Ruinen eines Schlosses.
      Neben ihm stand bereits der Held der Zeit und sah sich wachsam um. Entweder er war sanft wie eine Katze auf ihren vier Pfoten gelandet oder er hatte sich erstaunlich schnell erholt, denn als Ganondorf versuchte, sich hochzustemmen, tat ihm ausnahmslos alles weh.
      Er stöhnte. „Was ist passiert?“
      „Wir sind angekommen“, meinte der Held überflüssigerweise, den Blick immer noch geistesabwesend auf den in den Himmel ragenden Turm gerichtet.
      „Das ist die Festung... damals als wir im Kerker saßen - Ganondorf, das ist genau die Festung in der wir im Kerker saßen“, flüsterte er leise. „Damals, vor Monaten...“
      „Und auch dort, wo wir gekämpft haben“, erwiderte dieser ungeduldig. „Komm, verschwinden wir von hier, sonst war der ganze Aufwand am Ende doch umsonst.“
      Wie paralysiert starrte Link auf die Fenster im Turmzimmer, dann schüttelte er sich und folgte Ganondorf ins Unterholz des Waldes.
      Hoch und kahl ragten die blattlosen Baumgerippe vor ihnen auf. Die Stämme waren glatt und dunkel, streckten sich in den Himmel und verknoteten sich zu einem Netz aus Ästen. Obwohl das Unterholz nur von herabgefallenen Ästen und einigen kargen Büschen bestand, war es düster im Wald und als der Wind durch das Astwerk fegten, stellten sich Ganondorfs Nackenhaare aufrecht.
      „Kein sehr gemütlicher Ort“, murmelte er mehr zu sich selbst, als sie hinter ein paar Büschen Deckung fanden.
      Er drehte sich zu seinem Gefährten, der nach wie vor unbewegt zu dem Turm sah, als erwartete er irgendeine Bewegung dort oben. Doch die Schlosstore blieben zu und auch sonst regte sich nichts.
      „Wie weit sind wir in die Zukunft gereist?“
      Link wandte sich widerstrebend von den Ruinen und schaute im Zwielicht Ganondorf an. „Eine halbe Stunde. Sie müssten schon etwa eine halbe Stunde drinnen sein“
      „Hmmm“, machte der Gerudo und blinzelte in den trüb gelben Himmel. „Ein seltsamer Ort ist das hier.“
      Er wartete auf eine Antwort, doch Link blieb still. Der Held der Zeit war kein sehr geselliger Partner und Ganondorf verfluchte es, die Zeit mit ihm totschlagen zu müssen. Er lehnte sich gegen einen umgestürzten Baumstamm, um den unheimlichen Forst im Auge zu behalten und er hörte, wie Link es sich auf der anderen Seite bequem machte, den Blick auf den Turm gerichtet.
      Sie warteten.
      „Wenn sie in einer halben Stunde nicht kommen...“, sagte Link langsam. „Ich weiß nicht, warum sie so lange brauchen. Wenn Melodie-“
      Und dann verstummte er. Mitten im Satz. Ganondorf wartete auf den Rest, aber es kam nichts. Und während er dem Wind in dem Bäumen lauschte, bemerkte er plötzlich, wie auch der Atem des anderen verstummt war. Er hörte nur noch sein klopfendes Herz und den Puls, wie er durch seine Adern jagte.
      „Link...?“
      Er horchte. Nichts.
      „Link...?!“ Wieder nichts. Unruhig drehte er sich nach seinem Partner um und-
      Link war verschwunden.
      „Verdammt, Link, wo bist du?! Das ist nicht lustig...!“
      Er keuchte. „Navi, der Grünling ist verschwunden!“ Navi hatte die ganze Zeit auf seiner Schulter gesessen und vor sich hin gedöst, jetzt schreckte sie hoch. „Was?!“
      Hilflos stand der Gerudo auf und versuchte das herrschende Dämmerlicht im Wald zu durchdringen, Navi flatterte aufgelöst durch das Labyrinth aus Bäumen und rief nach ihren Schützling, aber von dem grünbemützten Helden war keine Spur zu sehen.
      „Er ist spurlos verschwunden“, klagte Navi. „Nur eine Sekunden verliert man ihn aus den Augen...“ Sie flog in größeren Kreisen um ihr Versteck, aber viel weiter wagte sie sich nicht, denn der Wald verschluckte schon sehr bald jede Spur von Licht, selbst ihren magisches Feenschein. Ganondorf untersuchte den Boden nach Spuren, Schleif- oder Kampfspuren vielleicht, er wusste selbst nicht wonach. Aber das umliegende Gebüsch und der spröde Farn, der am Baumstumpf wucherte, waren unbehelligt und auch der dumpfe Erdboden schien unberührt - nur seine eigenen Spuren zeichneten sich dort deutlich im Staub auf.
      „Und jetzt“, fragte Navi ratlos, als sie ihre Suche aufgab. „Ohne Link können wir nicht-“
      In diesem Moment explodierte ein grell goldenes Licht direkt über ihren Köpfen. Ganondorf beschattete seine zusammen gekniffenen Augen und versuchte in der jähen Flut aus Licht etwas zu erkennen.
      Dann war es plötzlich vorbei, das Licht erstarb und ein dumpfer Aufprall erklang. Ganondorf blinzelte und versuchte in der jäh zurückgekehrten Dunkelheit, etwas zu erkennen.
      Vor ihnen auf den Waldboden kniete der Held der Zeit.
      Ganondorf keuchte auf. „Link! Verdammt, was ist passiert?!“
      Link sah in der Tat übel mitgerichtet aus. Ärmel und Hosenbeine waren zerbissen, am Arm entlang zogen mehrere tiefe Schnitte, wie von Klauen zerrissen und in seiner Brust klaffte eine tiefe Wunde. Seine Mütze hatte er verloren und das wirre Haar stand jetzt in allen Richtungen ab und war an den Spitzen versengt. Das verschwitzte Gesicht verzog sich im Schmerz, die rechte Wange zeigte üble Brandwunden auf.
      Im Waldboden steckte die Todesklinge - jetzt blutverschmiert und angesengt.
      Insgesamt schien der Held mitten aus einem Kampf entsprungen.
      „Bei den Göttinnen - Link! Was ist geschehen?!“ Navi umflog Link, der jetzt kniend die Hände in den Boden grub und nach Atem holte.
      „Wir... müssen...“, brachte er mühsam heraus und taumelte auf die Füße. „Etwas ganz schreckliches...!“ Er holte einige Male tief Luft und krallte sich in den Baum neben ihm. Er fand sein Gleichgewicht wieder, kam zu Atem und konnte sich schließlich nach seinem Schwert bücken und es mit einem Ruck aus dem Boden ziehen.
      „Link... jetzt, sag endlich!“
      „Wo warst du eben?“
      „Und was ist verdammt noch mal passiert?!“
      „Melodie“, knirschte Link. „Wir müssen sofort zum Schloss...“ Seine Stimme bebte. Ganondorf und Navi wechselten Blick. „Wir können da nicht einfach... reingehen. Die Zeit ist-“
      „Kapiert ihr denn nicht?!“, brüllte der Held sie an. „Wir sind verdammt noch mal aufgeflogen...der Schatten...!“ Er ächzte, dann stolperte er vorwärts zur Waldgrenze.
      „Link...! Warte!“ Navi sirrte ihm nach und flog ihm in den Weg. „Erklär uns wenigstens, was da passiert ist, wo du gewesen bist... du warst plötzlich... verschwunden!“
      „Später“, brachte er bebend heraus, schob sie weiter und stapfte auf das Tor zu. Navi sah hilflos zu Ganondorf rüber. Aber der zuckte nur mit den Schultern und zog das Masterschwert. „Sturkopf“, brummte er und wandte sich zum Gehen. Dann hielt er zögernd inne und drehte sich noch einmal zur Fee.
      „Ich schätze es ist so weit.“ Er schwieg kurz, suchte nach den richten Worten. „Wenn wir da nicht mehr rauskommen, sollten wir uns jetzt schon-“
      „Wo denkst du hin, du Dumpfbacke“, schnaubte die Fee. „Ich komme mit.“
      Dann flog sie Link hinterher und so stapfte schließlich auch der Gerudo auf das große Portal zu, auf die Festung.
      Zum Schatten.
      ------------------------------------

      Jaja, so ist das. Irgendwelche Fragen XD
      LG
      Nayleen

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    • erst einmal zu den etwas älteren. Den Schatten hast du meiner Meinung nach sehr gut beschrieben und auch Melodies, Ich sag jetzt mal, stille bewunderung kam sehr gut rüber. :thumbs_up:

      und zum neuen Kap: Seeeehr schönes kapitel. ich bin ganz heiß drauf zu erfahren was in der Zeit passiert ist, in der Link nicht da wahr. mehr bitte. :thumbs_up:
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • Jaaaaah, bald ists vorbei, nur noch ein bisschen...
      *lieblingskapitel ist* So heuchlerisch das gegenüber meinen Figuren ist, so habe ich diesen Teil schon lange vorher bewusst geplant. Irgendwie habe ich einen Drang zum dramatischen...


      29 Link
      Er erwartete sie bereits.
      Link kam als erstes an den großen Toren an. Sie waren riesig, unvorstellbar groß. Doch sie lagen schief in den Angeln und viele der Latten waren gewaltsam heraus gebrochen worden, so dass schwarze Löcher im Holz gähnten und ihnen wie Augen entgegenblickten.
      Link wartete auf seine Gefährten, nickte ihnen kurz zu, schulterte das Schwert einsatzbereit - und schlüpfte in die Dunkelheit.
      Er hatte befürchtet, sie müssten sich wieder den verzauberten Treppen stellen. Er hatte befürchtet, der Schatten wäre entweder spurlos verschwunden oder hätte zumindest eine Armee aus Schattenbestien um sich gescharrt. Und er hatte befürchtet, Melodie nie wieder zu sehen, oder noch schlimmer, bereits tot.
      Doch als er die Festung betrat und sich seine Augen langsam an das Unheilverkündende Zwielicht gewöhnten, sah er sie.
      Den Schatten. Zelda.
      Die Vorhalle der Festung war eine Ruine. Die Decke war teilweise eingestürzt und das skurrile Licht von draußen bahnte sich in schrägen Feldern von der Decke und verwandelte die Halle in ein merkwürdiges Lichtspiel.
      Die Wände waren vor Ruß geschwärzt, rissig und teilweise zusammengebrochen. Eine einst weiße Marmortreppe führte zu einer Galerie im ersten Stock - und zu einer einzigen Tür, die wohl an den Turm angrenzte.
      Es sah genauso aus, wie Link es in Erinnerung hatte.
      Mit einem Unterschied:
      Auf dem Balkon saß der Schatten. Ein wogender Ballen Dunkelheit, der immer seine Form zu ändern schien, als könnte er sich nicht entscheiden, wie er aussehen wollte. Zu seinen Füßen lag die Prinzessin. Regungslos, bleich, wie tot.
      Und von Melodie war keine Spur.
      Link verkrampfte sich. Er spürte zwar, wie Ganondorf an seiner Seite trat und Navi sich angespannt auf seine Schulter setzte, doch er hatte nur Augen für das Szenario, das sich ihm bot.
      „Guten Abend, meine Herren. Ich hab bereits sehnlich eure Ankunft erwartet.“
      „Wo ist Melodie?!“, brüllte Link. Der Schatten ignorierte ihn. „Es ist erstaunlich, wie lange ihr gebraucht habt, hier her zu finden. Ich habe euch schon vor sehr langer Zeit erwartet.“
      „Was hast du mit ihr gemacht?!“
      Der Schatten stand auf und machte ein paar Schritte auf sie zu. Blieb stehen. Erst jetzt konnte Link ihn genauer betrachten - und was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Es war, als würde sich sein Feind jede Sekunde ändern, ohne wirklich die Gestalt zu wechseln. Er war kein Gestaltwandler, der sein Aussehen beliebig verwandeln konnte - vielmehr schienen die Ränder seiner Substanz unruhig zu flimmern und Mal in die eine, mal in die anderen Richtung zu wandern. Abgesehen davon war er farblos. Nuancen von Grau und Schwarz, Abstufungen, die ein Gesicht, schemenhafte Kleidung, sich veränderndes Haar erahnen ließen - aber keine einzige Farbe. Viel mehr noch, schien der Schatten, die Farben aus seiner Umgebung zu absorbieren. Link spürte sich in einem stetigen, gierigen Sog, der an ihm riss und jeden Atemzug an Kälte gewann. Der Held begriff, dass das die Fähigkeit des Schattens waren: Der aufgedrängte Wille, der Schattenklau, die absolute Kontrolle. Er durfte diesem Sog auf keinen Fall nachkommen.
      Link presste die Kiefer zusammen. „Sag mir, was du mit Melodie gemacht hast.“
      „Wie unhöflich von dir“, tadelte der Schatten. „Einfach so gewaltsam in mein Haus eindringen und irgendwelche Fragen zu stellen, die du sowieso nicht begreifst. Willst du uns nicht wenigstens angemessen begrüßen?“
      „Nein“, schnaubte Link ungehalten.
      Der Schatten seufzte. „Nun. Dann gehen wir halt gleich zum Geschäftlichen. Leg dein Schwert weg, nichts für ungut, aber ich kann mich damit nicht anfreunden.“
      „Hör auf zu tratschen“, meldete sich nun auch Ganondorf unwirsch zu Wort. „Wo ist das Mädchen?! Und was hast du mit der Prinzessin gemacht?“
      Wie zum Stichwort stöhnte Zelda im Schlaf leise auf, aber Link schenkte ihr keine Beachtung.
      „W o i s t M e l o d i e?!“ Ohne auf eine Antwort zu warten, preschte Link mit erhobenem Schwert auf den Feind zu. Er versuchte seine Wut zurück zu halten, seine Gefühle im Griff zu behalten...
      Ihr müsst einen klaren Kopf bewahren, wenn ihr euch von euren Gefühlen leiten lässt, dann ist alles verloren!
      ... doch seine Beine trugen ihn weiter, immer weiter auf den Schatten zu, der ihn wie ein brodelnder Vulkan der Dunkelheit erwartete.
      „Halte ein“, sagte der Schatten ruhig und leise – fast flüsternd, obzwar seine Stimme sich weit durch die Halle drängte. Link blieb abrupt stehen.
      „Ein Schritt“, sagte der Schatten barsch. „Und ich werde mich auf das Mädchen stürzen und sie verschlingen. Ihr Schatten wird der meine sein und ihr Körper auf ewig verloren.“
      Link zögerte.
      Zurück an der Tür stöhnte Ganondorf innerlich auf.
      „Er soll zurückkommen“, murmelte Navi nervös.
      „Es ist eine unverhoffte Chance“, brachte Ganondorf mühsam heraus, so schwer ihm die Worte fielen. „Der Schatten würde uns nicht drohen, wenn er keine Angst vor uns haben bräuchte. Wir haben ihn da wo wir ihn haben wollen - und wenn Link ihn jetzt tötet, haben wir gewonnen.“
      „Wenn Link jetzt vorgeht, wird Zelda sterben...!“
      Ganondorf schwieg, dann: „Wenn das der Preis ist, den wir zu zahlen haben, dann soll es so sein“. Die Fee hörte ihn nicht mehr.
      „Link!“, brüllte Navi und zurrte an seine Seite. „Tu das nicht! Ohne sie sind wir verloren... abgesehen davon...“ Navi Stimme zerriss. „Tu es nicht“, flüsterte sie heiser.
      Er wird es nicht tun, dachte Ganondorf, halb enttäuscht, halb unendlich erleichtert. Es ist der Held in ihm. Er wird Zelda niemals-
      „Zelda ist unsterblich“, sagte Link jetzt tonlos. „du kannst sie nicht töten - und selbst wenn. Der Preis dafür ist zu hoch.“
      Ganondorf stand zu weit von ihm entfernt, um sein Gesicht genau erkennen zu können - aber in diesem Moment war er sich sicher, ein boshaftes Grinsen in der Miene des Schattens zu sehen.
      Gleichzeitig nahm er eine aufbäumende Bewegung in den Schatten dahinter wahr...
      „So soll es sein!“, rief der Schatten triumphierend und stürzte sich auf die Treppen.
      Während er in unglaubliche Geschwindigkeit auf die Prinzessin zuraste, kniff Ganondorf die Augen zusammen und fixierte den Torbogen in der Galerie, dort im Schatten einer Säule, rang jemand mit seinen Fesseln. Eine dunkele Ahnung beschlich den Gerudo, die im nächsten Moment zur grausigen Gewissheit wurde. Er keuchte.
      „Link, verdammt! Das ist eine Falle... Zelda ist nicht-“
      Im selben Moment zerbrach ein schriller Schrei die Halle, das Mädchen in ihrer Mitte bäumte sich im Schmerz auf und langte verzweifelt nach oben. Doch der Schatten fiel erbarmungslos über sie her, fuhr durch ihren Körper, nahm von ihr Besitz und verschlang ihre Seele mit der seinen. Der Schrei verstummte so abrupt, wie er gekommen war.
      Goldener Staub durchrieselte die Luft - die letzten Anzeichen eines flüchtigen Albtraums.
      Navi keuchte auf, Ganondorf klappte die Kinnlade herunter und vergaß, was er eben noch hatte sagen wollen. Und der Schatten - wuchs. Er reckte die Hände gen Decke und ein Inferno des Lachens donnerte über seine Lippen, während sein Körper aufwalte und die Schatten darin herumwirbelten. Als er schließlich verstummte, war er nunmehr fast doppelt so groß und nahm mit einem feixenden Grinsen die Gestalt seines letzten Opfers an.
      Lange Haare fielen ihm über die nackten Schultern, ein einfaches Hemd, Männerkleidung über den weiblichen Rundungen eines jungen Mädchens. Augen, jetzt stechend schwarz - aber groß, so groß, dass sie die Welt zu verschlingen schienen. Und der sterbende Duft von-
      „Kirschblüten“, hauchte Link fassungslos, während er auf die Knie fiel. Scheppernd fiel die Todesklinge zu Boden, als er endlich begriff.
      Melodie. Zelda. Traumzwillinge. Kirschblüten. Tod. Ein grauenvoller Schachzug des Schattens. Ein Tausch von zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können, so gleich sie sich sahen. Die eine still und eisern, die andere aufmüpfig und lebensfroh, die eine schweigend trauernd, die andere wild entschlossen.
      Die eine unsterblich, die andere nicht.
      Der Schemen hoch oben in der Galerie hatte sich endlich von den wütenden Schattenbestien befreien können. Vielleicht hatte sie sie selbst vernichtet - aber viel wahrscheinlicher war es, dass der Schatten den stummen Befehl dazu gegeben hatte, nur um sein Schauspiel des Schreckens das krönende Finale zu geben.
      „Link...“ Eben noch hatte sie unter allen Umständen versucht, zu ihm runter zu kommen, aber jetzt blieb sie an der Balustrade stehen und starrte wortlos auf sie runter.
      Der Schatten lachte wieder. Leiser, aber umso hässlicher und schadenfreudiger. Langsam schritt er zu dem Helden der Zeit, der immer noch wie erstarrt auf den Fliesen kniete.
      „Ich danke dir, mein Freund. Deine Vorstellung heute Abend hat mir sehr gut gefallen.“ Er legte den Kopf schief. „Ihre Seele ist machtvoller, als alle anderen und ihre Gefühle intensiver als jeder Sterbliche. Ich hab lange auf sie gewartet.“
      Dann rauschte der Schatten an Link vorbei, an Ganondorf und schließlich zum Ausgang. Kurz davor drehte er sich doch noch einmal um.
      „Ich warte auf euch im Wald.“ Dann war er verschwunden.
      Stille. Mörderische Stille.
      „Es tut mir so Leid, Link“, sagte Zelda. Ohne Regung, so wie immer.
      Link fiel in sich zusammen und stützte sich bebend mit den Armen ab. „Melodie...“, haucht er zitternd.
      Dann drang ein erbärmliches Schluchzen aus seiner Kehle und verlor sich im darauf folgenden Schweigen.



      Jaja, so leid es mir um die Figur tut, so musst auch sie scheiden... ähm, ja.
      LG
      Nayleen

      [SIZE=6]
      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]
    • So, langsam habe ich kein Bock mehr.
      Ist aber nicht mehr viel.


      30 Der Wald

      Ganondorf zögerte kurz, dann umarmte er Zelda kurz, aber innig. „Ich bin froh, dass Euch nichts passiert ist.“
      Sie schenkte ihm ein schwaches Lächeln, das sein Herz höher schlagen ließ, aber nur all zu schnell sanken ihre Mundwinkel wieder ab. „Aber zu welchem Preis?“
      Sie sah wehmütig zu Link herüber.
      Sie hatten die Halle wieder verlassen und befanden sich auf dem Vorplatz der Ruinen. Hinter sich türmten sich bedrohlich die Bäume des Forstes auf - aber noch blieb ihnen eine kleine Verschnaufpause. Der Schatten würde auf sie warten.
      Der Held der Zeit saß auf den Stufen zur ehemaligen Festung. Seine Haltung war angespannt und er blickte stumm in den zeitlosen Himmel. Seit den Geschehnissen in der Halle, hatte er kein Wort gesagt und keinem eines Blickes gewürdigt - selbst Zelda nicht, die immer wieder um Vergebung bat. Doch Link blieb stur. In sein Blick lag purer Hass und keiner von ihnen wusste, wem der größte galt: ihnen, dem Schatten oder Link selbst.
      So hatten sie sich etwas entfernt und ließen ihn mit seinem düsteren Gedanken alleine.
      „Er hat sie geliebt“, stimmte Ganondorf zu. „Ohne sie ist etwas in ihm zerbrochen... und ich glaube kaum, dass er jemals so sein wird, wie zuvor.“
      „Wir haben uns alle Verändert, Ganondorf, und ich bezweifle stark, dass es ein jemals und danach überhaupt geben wird, wenn es weiterhin so bergab geht.“, meinte die Fee sichtlich schlecht gelaunt. Die Verschlossenheit ihres Schützlings setzte ihr zu, nicht zuletzt sein bohrende Hass, der auch ihr galt. Zudem hatte sie Melodie zwar nie sonderlich leiden können und doch schmerzte der Verlust sie umso stärker. Er bewies mal wieder, dass der Schatten vor nichts zurück schreckte - selbst nicht vor der Vernichtung seiner letztendlich treusten Dienerin, nur um ihnen seine Macht zu demonstrieren. Denn nichts anderes war es gewesen - eine Demonstration seiner Macht.
      Zelda seufzte. „Wir waren ihm ausgeliefert dort oben. Bevor wir auch nur irgendwas tun konnten, wusste er bereits bescheid. Er verdrehte uns die Worte im Mund und spielte mit uns wie Marionetten - und das, obwohl wir noch im vollen Bewusstsein unseres Tuns waren.“
      Zustimmendes Nicken. Schweigen.
      „Er wusste davon“, sagte Navi plötzlich.
      „Was?“
      „Link. Er wusste was kommen würde. Und er hat versucht es zu verhindern.“
      Stimmt ja. Bei dem ganzen Trubel hatte Ganondorf fast vergessen, was vorher, zwischen den Bäumen im Unterholz des Waldes geschehen war. Er schauderte unwillkürlich.
      „Was ist passier?“, wollte Zelda wissen. Navi erklärte es ihr.
      „Er muss warum auch immer eine kurze Reise in die Zukunft gemacht haben.“, murmelte die Prinzessin nachdenklich.
      Wie auf einen stummen Befehl hin drehten sie sich alle zu Link, der sich im Moment frustriert die Haare raufte.
      „Link war voller Wunden. Das heißt-“
      „Der Kampf gegen den Schatten ist nach wie vor unser Schicksal.“ Zelda seufzte. „Nach all den Verlusten dürfen wir nicht unser Ziel aus den Augen verlieren. Und nach wie vor ist das die Zerstörung des Schattens.“
      „Was ist der neue Plan?“
      Ganondorfs Hand umklammerte geistesabwesend die Zeldas. Sie zog sie nicht zurück.
      „Der neue Plan? Der neue Plan ist der alte. Wir kämpfen.“

      Sobald sie das Zwielicht des Waldes betraten, war die Leblosigkeit dieser Dimension fast greifbar. Zwar knarrten über ihnen die Skelettbäume in einem lautlosen Wind und auch das Laub und Geäst zu ihren Füßen raschelte beständig, so war der Forst jedoch wie ausgestorben. Kein Vogel regte sich im Astwerk, keine Maus huschte durch den Farn, kein aufgeschrecktes Wild jagte an ihnen vorbei durch das Unterholz. Abgesehen davon, dass Ganondorf sowieso bezweifelte, dass auf dieser Dimension vergleichbare Tiere existierten, gab es auch keine anderen Lebenszeichen. So mochte dieser Wald einst mit unzähligen skurrilen Wesen gefüllt gewesen sein, war er jetzt jedoch ein Friedhof der Stille.
      Link hatte die Führung übernommen, ohne dass sie sich hatten absprechen mussten. Danach kam Ganondorf mit Navi auf der Schulter und schließlich, als einsames Schlusslicht, die Prinzessin.
      Sie wussten nicht genau, wo sie hin mussten und auch das Ziel des Schattens war ihnen schleierhaft - doch es gab vage Vermutungen, wohin sie der kalte Sog ihres Feindes führte, Ahnungen, die sich mit jedem Schritt bekräftigten.
      Während des ganzen Weges sprach keiner von ihnen ein Wort. Zu endgütig und unwiderrufbar war ihr Schicksal, zu gewaltig und alles entscheidend, dass ihnen jedes Wort wie ein Frevel vorkäme, jeder Laut eine Beleidigung der heiligen Stille.
      So stapften sie schweigend durch den Forst. Mit jedem Schritt wurde die Dunkelheit um sie herum tiefer und bedrohlicher, bis schließlich die Konturen der umliegenden Bäume nur noch zu erahnen waren. Einige Minuten stolperten sie nur ziellos durch die Finsternis - dann wurde der Weg vor ihnen plötzlich wieder mit diffusem Licht erleuchtet, ganz sanft aber unverkennbar eine Lichtung.
      Ihre Schritte verlangsamten sich, bis sie am Waldrand schließlich ganz stehen blieben.
      Vor ihnen klärte sich der Wald auf. Die Lichtung maß etwa siebzig Schritt in jede Richtung und war mit sattem, beinahe fleischigem Gras bedeckt. Das unverhoffte Grün stach aus dem Schwarz der Bäume heraus wie ein Warnsignal.
      Mittig auf der Wiese befand sich ein niedriges, steinernes Podest, darauf ein beschriftete Steinscheide. Die Ahnungen wurden zur Gewissheit und Ganondorf strich ehrfürchtig über den Griff des Masterschwerts.
      „Die geheime Lichtung“, flüsterte nun auch Navi. „Ich wusste gar nicht, dass sie sich im heiligen Reich befindet.“
      „Das ist nur eine Nachbildung der tatsächlichen Legende“, behauptete Zelda. „Trotzdem muss das hier das Herz dieser Welt sein, ein Knotenpunkt der Energie.“
      „Das macht er absichtlich“, knirschte Link und es waren die ersten Worte seit ihrem Aufbruch. „Er verhöhnt uns.“
      „Wo ist er überhaupt?“
      Tatsächlich war die Lichtung verlassen. Obwohl sie unmissverständlich ihr Ziel darstellte, war von ihrem Feind keine Spur zu sehen.
      „Er wird uns auflauern.“, mutmaßte Zelda. „Sobald wir raus treten, beginnt es.“
      Es.
      Link wandte sich zu seinen Gefährten. Ganondorf hätte sich gewünscht, er hätte zu irgendeiner spektakulären Rede angesetzt, sie mit seinen Worten aufgebaut und Mut gemacht. Stattdessen gab er nur knappe Instruktionen.
      „Ganondorf, du nimmst dir die Schattenbestien vor - deine Magie ist flächendeckender, außerdem musst du mir den Rücken frei halten. Ich nehme mir den Schatten persönlich vor.“ Grimmig umfasste er die Todesklinge.
      „Was ist mit mir?“, fragte Zelda. Link ignorierte sie.
      „Navi...“ Er machte eine kurze Pause. „Ich möchte nicht, dass du dabei bist. Ich will dich in Sicherheit wissen.“
      „Okay“, flüsterte die Fee heiser. Der Held setzte zu einem weiteren Satz an - Worte, die all seine Dankbarkeit gegenüber Navi, seine tiefe Zuneigung und innige Freundschaft zu ihr ausdrücken sollten, aber dann überlegte er es sich doch anders und nickte nur.
      „Leb wohl, meine treue Fee.“ Dann hob er die Hände, wob Navi in ein Netz aus goldenen Lichtfäden und schickte sie fort - in eine andere Zeit, zu einem anderen Ort.
      In Sicherheit.
      Das Licht verblasste und Navi war verschwunden.
      „Was ist mit Zelda?“, wollte nun auch Ganondorf wissen.
      „Zelda wird nicht kämpfen“, antwortete Link, ohne sich auch nur umzudrehen und es lief dem Gerudo eiskalt über die Schulter.
      Ohne ein weiteres Wort verließ der Held der Zeit den Wald und betrat die Lichtung.
      Zeldas wollte ihm trotzig folgen, aber Ganondorf zog sie sanft, aber bestimmt an den Schultern zurück. „Ich glaube, es ist wirklich besser, wenn Ihr hier bleibt.“
      „Es ist genauso mein Schicksal wie das Eure...!“
      Wortlos hängte er sich die Scheide des Masterschwerts ab, schob die heilige Klinge hinein - und reichte sie Zelda.
      „Euer Schicksal ist ein anderes.“
      Zelda starrte das Schwert an, ohne es entgegenzunehmen.
      „Aber Ihr braucht es selbst, ich kann nicht-“
      „Ihr habt den Helden gehört.“ Er machte eine vage Handbewegung in dessen Richtung. „Ich werde mit dem Stab der Jahreszeiten kämpfen.“
      Die Prinzessin griff zögernd nach dem Schwertgehänge. Mitten in der Bewegung schien sie es sich anders zu überlegen, dann griff sie doch danach und schloss ihre Finger um die geschnitzte Scheide.
      „Danke“, flüsterte sie.
      „Okay.“
      „Okay.“
      „Viel Glück.“
      „Euch auch.“ Eine endlose Sekunde lang blickten sie sich sehnsüchtig in die Augen, dann, als entsinne sie sich, wer sie waren, schüttelte Zelda kaum merklich den Kopf und wandte sich ab.
      Ganondorf blieb noch einen Moment stehen, dann drehte er sich um und folgte dem Helden der Zeit auf die Lichtung.


      Kampf! Blut! Tod! Endlich - Finale!
      Muhaha.


      31 Kampf

      Als sie die Lichtung betraten... geschah zunächst nichts. Das seltsame Gras kräuselte sich im einer kleinen Brise, die Bäume knarrten - stimmungsvoll, als gehöre alles zu einem ungeschriebenen Theaterstück und würde jetzt nur seinen zugeteilten Rollen spielen. Selbst der Himmel sah auf seiner unheimlichen Art friedlich aus.
      Ganondorf trat neben den Helden, beide standen angriffsbereit da, lauschten der Umgebung und hatten ihre Waffen erhoben - Link mit der Todesklinge und Ganondorf mit dem Stab, an dessen Spitze bereits eine kleine Flamme glomm.
      „Ihr seid also gekommen.“ Aus der Finsternis des Waldes trat der Schatten. Er hatte die Gestalt eines namenlosen Mannes angenommen, Hemd und Gehrock hätten jedem beliebigen Bauern Hyrules gehören können.
      In seiner Hand trug er ein schlichtes, blankes Schwert. Ruhig lag es in seiner Hand, so wie man eine leer getrunkene Tasse Tee am Henkel baumeln lässt.
      „Wir fordern dich zum Kampf heraus“, sagte Ganondorf ruhig, als Link es nicht tat.
      „Mann gegen Mann?“, fragte dieser spöttisch. „Ist das nicht ein bisschen unfair - zwei gegen einen...?“
      „Der Kampf ist schon unfair genug“, murmelte Link bebend - dann griff er unvermittelt an.
      Der Schatten reagierte blitzschnell. Er hob seine schmale Klinge, wehrte ab und duckte sich unter Links nächsten Schlag. Es folgte eine Reihe unablässiger Schwerthiebe - hart und unfehlbar. Doch keiner von ihnen traf.
      Die beiden gingen auseinander und standen sich gegenüber, zehn Schritte voneinander entfernt, Link begann seinen Gegner zu umrunden. Der Schatten blieb stehen, das Schwert in seiner Hand wieder gelassen an seiner Seite baumelnd.
      „Das ist alles? Und du sollst der größte Held Hyrules sein...?!“ Er lachte, in seinen Augen glitzerte der Wahn. Seine Konturen flackerten, wechselten zu der Gestalt eines Schlossdieners, eines Gauklern, eines Stadtkommandanten - und verschwammen wieder.
      Der Boden unter seinen Füßen knisterte. Link achtete nicht weiter darauf, sondern stürmte mit einem Schrei auf seinen Gegnern. Angriff, Konter, Ausweichen. Eine Serie von Schlägen prasselte auf seinen Gegner ein, Link umtanzte ihn wie eine Biene ihre Blume. Seine Schwert sirrte durch die Luft, wechselte von einer Hand zur nächste, täuschte Angriff vor, und preschte unverblümt von der gegenüberliegenden Seite an. Er spürte, wie sein Gehirn sich abschaltete, wie seine Bewegungen in den Ablauf eines einstudierten Tanzes übergingen, ohne nachzudenken verfiel er im Takt der Kampfkunst und mit jedem Schritt, den er machte, jedem Streich, den er vollführte, wurden seine Angriffe fließender und schneller, jede Bewegung absolut tödlich.
      Doch, so schärfer er sein Netz aus Angriffen wob - er traf den Schatten nicht.
      Sanft, beinahe unbekümmert glitt dieser über die Wiese, die Schläge einsteckend, ohne jemals getroffen zu werden, die Angriffe seltsam ruhig an sich vorbei zischend lassen, ohne jemals den Ansatz eines Konters zu machen.
      Link rollte über den Boden, sprang keuchend auf die Füße und stand dem Schatten wieder einigen Schritten gegenüber.
      „Lächerlich“, formten die fleischlosen Lippen des Schattens und seine Zunge fuhr zischend wie eine Schlange darüber.
      Link keuchte. Der Schatten nicht.
      Wieder knisterte der Boden, dieses Mal bedrohlicher, eindringlicher. Er begann zu ächzen, das fleischige Gras krümmte sich vor Schmerz, erschlaffte und zerbröselte zu feiner Asche.
      Der Held wagte einen beunruhigten Blick auf den Boden - und musste es sogleich bereuen. So als hätte sein Gegner genau auf diesen Augenblick gewartet, stürzte dieser plötzlich und unvermittelt auf Link zu, der nur mit Mühe die niederprasselten Angriffe abwehren konnte.
      Ganondorf derweil fixierte weiterhin den krümmenden Boden. Es donnerte, dann begann die Erde zu beben, ein dumpfes, hallendes Geräusch, das durch den Wald fegte.
      Und aus der Asche am Boden stiegen unzählige von ihnen auf. Zu hunderten stemmten sie sich aus der Erde, als wäre sie ein einziges Loch zu ihrer Welt; stumm, lauernd, nachtschwarz. Und Augen rot glühend wie Feuer.
      Schattenbestien
      „Ganondorf!“, presste Link mühsam hervor, während er der Waffe seines Gegenübers nur knapp entwich.

      Der Gerudo konzentrierte sich auf seine Flamme am Stab und beschwor ein Feuerinferno, das über die Leiber der Gegner hinwegfegte. Ein Schrei aus tausend Kehlen erklang, doch mit ihm brachen weitere dutzend aus der Erde empor und stürzten sich auf die Kämpfenden.
      Ein einziges großes Portal, durchfuhr es Ganondorf erschrocken. Die Lichtung ist ein einziges Beschwörungsportal, das dem Schatten dient, seine Geschöpfe herbei zu rufen.
      „Deswegen also.“, murmelte er und stürzte sich in den Kampf.
      Schon früh hatte ihm seine Kindheit gelehrt, mit einer Waffe umzugehen, sei es ein Krummsäbel, eine Streitaxt, Wurfdolche oder ein heiliges Schwert. So fand auch der Stab der Jahreszeiten einen geübten Meister in seiner Hand, obzwar die Magie ein Werkzeug war, der er noch nie in solchen Ausmaßen genutzt hatte.
      Es war dumm gewesen, Zelda das Masterschwert zu überlassen, dumm, leichtsinnig und verantwortungslos. Die Magie war ihm zwar so vertraut, wie eine zweite Haut, aber ausnahmslos mit ihr zu kämpfen, hatte er noch nie gewagt. Zauberworte und Handgesten dauerten zu lang und erforderten zu viel Konzentration, dass ein rein instinktives Zuschlagen, Ausweichen, Zurücksetzen möglich waren. Die Zauber waren flächendeckend, ja, aber nur selten tödlich und eher unzuverlässig.
      Trotz allem - Ganondorf hätte keine andere Weise bevorzugt, um seinen letzten der Kämpfe zu bestreiten.
      Der Stab der Jahreszeiten lag in seinen Händen, als würde er schon seit jeher dort hin gehören, die Gesten und Formeln gingen wie selbstverständlich durch seine Hand.
      Es war ein Tanz - so wie nur zu oft in Angelegenheiten des Todes - aber er glich in keinster Weise mit dem eines Schwertes.
      Die Augen des Gerudokönigs waren geschlossen, im Geiste stand er in der Parallelwelt des Seins. Seine Gegner zeichneten sich um ihn als kleine, diffuse Schemen, über denen ihre Lebensleisten rapide abfielen - und schließlich ganz verblassten. In der Dimension der Quelle konnte er wirklich sehen, nicht mit seinen Augen, sondern mit allen Sinnen gleichzeitig - einschließlich dem Herzen. Und während er mit einem Fuß in der Realität stand und über seinen Stab Flammenwände beschwor, mit Glutregen die Reihen der Angreifer lichtete, die Erde beben ließ - stand er anderseits wiederum im Anderswo, der Welt, in der die Absichten des Lebens klar vor ihm ausgebreitet waren und jeder Schritt des Gegners vorauszusehen ist, bevor dieser ihn sich überhaupt überlegt hat.

      Link stolperte zum wiederholten Male zurück. Keuchend suchte er sich einen festen Stand, um gleich wieder vorzupreschen, während um ihn die zerstörenden Flammen Ganondorfs leckten. Wie ein Deja-Vu zogen die Bilder des Kampfgeschehens an ihm vorbei, so bekannt kam ihm diese Situation vor. Er musste schlucken, als ihm einfiel, dass er tatsächlich schon einmal hier gewesen war... zu dieser Zeit, an diesem Ort... er schüttelte sich. Besser nicht daran denken, wie es dort geendet hatte, wie er versagt hatte...
      Er fokussierte sich wieder auf den Kampf und blickte auf den Schatten, der scheinbar unbetrübt einige Meter entfernt auf ihn wartete. Links Feind hatte genauso gut geradewegs von einem ausgiebigen Bad kommen können, er sah nicht minder erfrischt und gut gelaunt aus. So sehr Link es versucht hatte, ihn zu schaden, so viele Antäuschungen und Paraden, Schlagabtausche und Konterattacken er probiert hatte; Zeitkrümmungen, Ausfallschritte, Beinarbeit - so sehr er all sein zusammengetragenes Wissen an Kampferfahrung einsetzte - er konnte ihn einfach nicht treffen. Es war, als ob der Schatten die Fähigkeit besitze, genau dort zu sein, wo er sein wollte, zu verschwinden und wieder aufzutauchen, wo er sein musste. Keiner seine Bewegungen waren zu viel, jeder Streich mit der schmalen Klinge exakt berechnet und präzise platziert - selten gab es Momente wo er tatsächlich zurückschlug - es war, als vermied er jeden Zusammenstoß mit dem Helden und als verhöhne er ihn mit jedem Schritt, mit dem er auswich.
      Langsam aber sicher kam Link sich wie ein Trottel vor, wie ein Amateur und Neuling seines Faches, und er bezweifelte immer mehr, dass man seinen Gegner überhaupt treffen konnte. Er focht im wahrsten Sinne des Wortes mit einem flüchtigen Schatten.
      „Na, wie lange hältst du noch durch?“, flüsterte er dem Helden mit unverfrorenem Grinsen zu, als sie sich Nasenspitze an Nasenspitze die Klingen kreuzten.
      Link schlug die Waffe des anderen weg und schlitterte selbst einige Meter auf dem blutbesudelten Boden zurück, als der Schatten nicht weichen wollte.
      „Auch du bist nicht unfehlbar, Schatten. Auch du hast Schwachstellen und früher oder später werde ich sie finden.“, knurrte Link. „Ob es dir gefällt oder nicht - du kannst nicht alles.“
      „Doch, mein Freund“, antwortete er, als der Junge seine Brust knapp verfehlte und stattdessen eine Falte seines Mantels durchstieß - sie löste sich Augenblicke später in Luft auf. „Genau das kann ich.“
      Seine Augen glitzerten im Triumph und Link wurde dumpf bewusst, dass es dem anderen ernst gehen musste. Der Schatten war wie ein kleines Kind, das sein Geheimnis nicht für sich behalten konnte, weil er womöglich dem einzigen gegenüber stand, dem dies überhaupt interessierte.
      „Wie... verdammt - wie bist du überall dort, wo ich nicht bin...?“, stieß Link wütend heraus, als seine Klinge zum erneuten Male zischend die Luft durchschnitt, obwohl sein beharrliche Heldeninstinkt die Reaktion sein Gegenübers mit einberechnet hatte.
      „Kontrolle“ Und wieder grinste der Schatten, als entzücke ihn seine eigene Genialität. „Absolute Kontrolle über Raum, Zeit, Natur - ich kontrolliere diese Dimension und somit kann ich tun, was ich will. So einfach ist das.“
      Link blieb stehen. Keuchend, ausgelaugt, völlig hilflos. Wenn das, was dieser Unmensch sagte, tatsächlich stimmen sollte - und der Held verwettete keinen Hehler darauf - dann war seine Mission unmöglich ausführbar.
      Der Schatten hatte auf sie gewartet, hier in seiner Welt, seinem Universum. Er hatte sie hier hergeführt, im Zentrum eines riesigen Beschwörungsportals. Alles hier gehorchte ihm, selbst die Naturgewalten selbst. Er war der Schatten und seine Gabe war die des Willens und der Kontrolle. Er hatte nichts dem Zufall überlassen, kein Schritt war unüberlegt, gar willkürlich gewesen. Und jetzt standen sie hier - genau dort, wo er sie hatte haben wollen.
      Mittellos.



      Auf und ab, auf und ab - ich mach mal fröhlich weiter, ne?
      Man verzeihe meiner grenzenlosen Fantasie, die sich hier irgendwie ausgetobt haben muss.



      32 Tausendundeins
      Link brauchte Hilfe, dringend. Und zwar so viel wie möglich. Wenn ein Held der Zeit nicht ausreichte - nun, dann mussten mehr her. Irgendwann musste ihr Feind einfach eine Schwäche zeigen, irgendwann musste er einen Fehler machen - keiner konnte ewig jeden Schlag voraussehen, selbst wenn dieser Jemand die Urgewalten selbst kontrollierte.
      Link hatte einen Plan - einen vagen Plan. Nicht undurchschaubar, aber machbar. Und der Schatten war nicht der einzige, der listig und erfinderisch sein konnte.
      Der Held jagte vor, startete eine Serie von Angriffen - und sprang dann stolpernd zurück, als der Schatten einen Schlag konterte. Wie verwundet presste er seine Linke gegen die Brust - das Zittern musste er nicht einmal spielen, seine schwindenden Kräfte erübrigten das. Er taumelte wie im Rückzug durch die raufenden Schattenbestien und zu der Plattform. Innerlich jedoch fokussierte er sich auf die goldene Macht des Triforce und wechselte in den Zeitenstrom über.

      Ganondorfs Kräfte schwanden. Der Stab hatte das Netz der Welt verstärkt gehabt und ihm lange im Kampf gegen die Schattenbestien beigestanden - doch er hielt die Verbindung zum Sein schon seit Stunden aufrecht und langsam spürte er, wie es mehr und mehr seinen Tribut forderte. Erst kappte die Verbindung zur Parallelwelt - seine Sinne waren nunmehr die eines Sterblichen und ihm fiel es schwer, die Vorhaben seiner unzähligen Feinde vorherzusehen. Zudem kam es, dass die Elemente ihm gegenüber immer träger wurden.
      So hatte sich die Luft gekräuselt und der Himmel auf seinem Befehl hin gebrochen, so schlugen die Flammen empor und bebte die Erde, peitschte das Blattwerk und gefror das Wasser – aber inzwischen hatten sie den Höhepunkt ihrer Macht längst überschritten und erloschen schließlich ganz.
      So wehrte sich Ganondorf inzwischen nur noch mit Kugelblitzen - ihre Durchschlagskraft war nach wie vor ohnegleichen, aber der Gerudo konnte längst nicht mehr die hervorquellenden Horden im Griff halten und schon gar nicht den Helden der Zeit vor allen Angriffen schützen.
      Wie machte Link sich eigentlich?
      Suchend fuhr Ganondorfs Blick durch das Getümmel und entdeckte auch bald seinen Partner am steinernen Plateau im Zentrum der Lichtung. Reglos stand er da und schien sich auf etwas zu besinnen; nicht weit von ihm entfernt war der Schatten, anscheinend vollkommen unverletzt, und beobachtete den Helden offenkundig interessiert - und völlig gelassen.
      Nicht so die handvoll Schattenbestien, die sich sammelten, um sich wild geifernd auf Link zu stürzen. Ganondorf wirbelte herum und schickte gleich drei Flammenkugeln auf die Angreifer los, diese wichen keckernd auf, stürzten sich auf den regungslosen Link und-
      Und Link war verschwunden.
      Ganondorf blinzelte. „Das kann doch nicht...“ Plötzlich stand er einer Lichtung voller Schattenbestien alleine gegenüber und ihm blieb keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, wo der Held der Zeit nun wieder verschwunden war. Da sie ihr Hauptobjekt der Begierde gerade hatten verschwinden sehen müssen, stürzten sie sich allesamt auf den übrig gebliebenen - Ganondorf. Wie eine einzige, schwarze Flut strömten sie auf ihn zu und er vermochte kaum, sich zur Wehr zu setzen. Wieder verfluchte er sich, dass er der Prinzessin sein Schwert überlassen hatte, denn mit einer Nahkampfwaffe hätte er sich deutlich besser verteidigen können. Er wob einen komplizierteren Zauber, dass alle Schattenbestien von einer unsichtbaren Druckwelle fortgerissen wurden - aber kaum, dass er sich davon erholt hatte, waren sie wieder heran.
      Es war zum Verzweifeln.
      Eine Bestie grub ihre Zähne in seine Seite, er brüllte auf, schlug sie weg und wurde sogleich von weiteren Leibern begraben. Stolpernd fiel er zu Boden, als-
      Gleißendes Licht. Eine Welle puren Golds durchfegte den Wald und erhellte den Himmel in einem Blitzlicht aus Helligkeit. Ihre Quelle: das Zentrum der Lichtung und die Leiber dutzender Kinder, die plötzlich überall waren.
      Grüne Kleidung, eine zugespitzte Mütze, blonde Haarmähne, ein blitzendes Schwert - Ganondorf brauchte mehrere Atemzüge, bis er ihn erkannte.
      Sie.
      Verdammt, es waren hunderte, nein tausende! Jungen in jedem Alter, doch ihre Kleidung, ihr Aussehen, ihr Kampfstil waren die gleichen.
      Der Held der Zeit.
      Zu tausenden.
      Tanzend fuhren sie durch die Gegnerhorden und stürzten sich auf den Schatten. Mehr noch, teils verschwanden sie und tauchten woanders wieder auf, reisten durch Raum und Zeit - nur um überall zu jeder Zeit gleichzeitig zu sein...
      Link musste sie aus seiner Vergangenheit gesammelt haben - womöglich sogar aus der Zukunft. Er war durch die tausend Jahre seines Lebens gejagt, hatte sie aus ihrer Zeit gepflückt und mitgebracht - eine Armee aus ein und derselben Person.
      Im Wald, durchfuhr es Ganondorf jäh. Als er verschwunden ist... gerade hier her...!
      Es schauderte ihm. War es ein gutes Zeichen, dass der Held damals wohlbehalten zurückgekommen war - oder ein schlechtes, dass er in voller Panik voran geprescht war, um den Schatten zu stellen...?
      Schnell wurde dem Gerudo die enorme Schwachstelle von Links Plan klar: Der Tod. Es musste nur einen von ihnen treffen, einen einzigen, und alle danach würden mit ihm sterben, aus dem Lauf der Geschichte einfach ausradiert, weggetilgt. Viele der Helden waren erfahrene Kämpfer - aber es gab auch welche unter ihnen, die jünger waren, kaum noch Kinder. Die würde es als erstes treffen und dann...
      Die Euphorie legte sich schneller, als sie gekommen war. Links Plan war riskant, zu riskant. Er setzte alles auf eine Karte: die der Zeit. Wenn er den Schatten schnell genug besiegte, war alles in Ordnung, traf dieser einen von ihm jedoch zuerst, konnte das ihr Ende bedeuten.
      Ja, Ganondorf konnte Tote wieder zum Leben erwecken.
      Aber es waren zu viele Links, zu viele Schattenbestien, zu viele Tote. Er konnte keine Armee wieder beleben.
      Ganondorf wurde dies schmerzlich bewusst, als einer der Helden tödlich getroffen zu Boden fiel und mit ihm gleich ein halbes dutzend seiner Brüder sich in Luft auflöste.
      Link hatte viele mitgebracht.
      Sie würden trotzdem verlieren.
      Ganondorf wusste es.
      Link wusste es.
      Der Schatten wusste es.


      Huhu. Das soll erst mal reichen. Noch vier winzig kleine Kapitelchen!
      LG
      Nayleen

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      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
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      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]
    • Ich kann veria nur zustimmen: sowas darfst du nicht mal denken! Aber das Ende ist noch besser als der Rest, wenn das überhaupt möglich ist. Die letzten 4 Kapitel kann ich kaum erwarten. Bitte noch mehr, und das bitte schnell.

      LG Luciotion
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • Original von Aliena
      So, langsam habe ich kein Bock mehr.


      So was will ich nicht mehr hören/lesen!

      -.-
      Glaub mir, wenn man ein Kapitel schreibt, Vorarbeiten dazu macht, die Notizen umsetzt, dann die ersten Protypen überarbeitet, dann noch mal durchliest und schließlich Endkorrekturen abschließt, um sie hier dann vorzuführen - irgendwann hat man es einfach satt dieselben Wörter immer wieder zu lesen (Motivation auf Korrekturlessen folglich gleich 0). Deswegen kann ich - wie bereits gesagt - nie wirklich einschätzen, wie es um meine Kapitel steht. Voila - dafür gibt es Testleser:
      Damit kommen wir zum Stichpunkt Lesen:
      Viel Spaß bei den nächsten Kapiteln ^^


      33 Zeitlos
      Link spürte Schmerz. Überall. Wunden platzten auf, dort, wo keiner ihn berührt hatte, und Narben bildeten sich, wo keine gewesen waren. Die Schatten seiner Vergangenheit holten ihn ein - im Jetzt. Seine Brüder fielen zu dutzenden und es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis er selbst fiel. Entweder, weil einer seiner Vorfahren oder er selbst getroffen wurde.
      Betäubt kämpfte er weiter und ein neuer Schmerz gesellte sich zu dem tausendfachen: der dumpfe Schmerz des Verlierens. Sie verloren, kläglich, und sie konnten nichts mehr tun. Alle ihre Trümpfe waren ausgespielt, alle Reserven aufgebraucht. Und immer noch war kein Ende in Sicht.
      Sie würden sterben.
      Link spürte, wie eine erneute Schmerzenswelle ihn zu überrollen drohte und er verlor fast das Bewusstsein, mühsam hielt er sich aufrecht und suchte nach Ganondorf. Nach dem Schatten. Sein Blick verschwamm, er taumelte und fand sich am Boden wieder. Wie betäubt starrte er in den zeitlosen Himmel und wartete auf das Ende.
      Es kam unerwartet schnell und sauste in Form einer schmalen Klinge auf sein Jüngeres-Ich aus Termina zu.
      Dann-
      Es war wie ein Reflex..
      So wie wenn ein Mensch seine Arme hochreißt, obwohl er weiß, dass das Messer ihn dennoch verletzen wird - so stürzte der Held der Zeit sich panisch auf seinen letzten Zufluchtsort -
      Den Zeitenfluss.
      Aber etwas war seltsam. Er war dort und irgendwie doch nicht - seine Füße standen im Strom der goldenen Flut und gleichzeitig sah er mit tödlich klarer Sicht noch die Realität vor sich - und das Schwert, das auf ihn zuraste.

      Die Zeit blieb stehen.

      Nichts regt sich. Die Welt ist in einem Grau erblasst, während Link sich perplex aufrichten kann und sich in der jähen Zeitlosigkeit bewegt.
      „Was ist... passiert?“, fragt er sich selbst in dieser ewigen Leere. Er steht auf und sieht den Schatten vor sich.
      Er ist versteinert.
      Langsam dreht der Held sich um die eigene Achse und erblickt ein erstarrtes Schlachtfeld. Schattenbestien, Links, Ganondorf, die Flammen aus dessen Stab - alles ist still und bewegungslos.
      Deine Gabe ist ungeheuerlich und sie gehört nur dir, dir allein. Wenn du sie nicht beherrschen vermagst, sag mir, wer dann?
      Ein verzerrtes Grinsen durchzieht sein abgekämpftes Gesicht.
      Der Schatten vermag Zeit und Raum zu krümmen, einer Welt ihrer Schatten berauben und aus ihnen zweier Armeen gründen; die der körperlosen Seelen und die der seelenlosen Körper. Er vermag Geschöpfe zu kreieren, aus vergangenen Träumen, die er selbst nie gehabt hat, Menschen beeinflussen, ohne dass sie es sich gewahr sind, eine Welt über Jahrtausende lang in ihren Ruin treiben und dabei seinen Spaß haben-
      Aber er kann nicht innehalten.
      Er kann nicht den Atem der Welt anhalten und in ihrer Zeitlosigkeit wandeln, wie Link es grade tut und er kann sich nicht regen, während Link es sehr wohl vermag.
      Ein kehliges Glucksen.
      Der Schwachpunkt.
      Link geht zu Ganondorf und richtet dessen Stab der Jahreszeiten gen Himmel. Er geht zu jeden einzelnen seiner Brüder und verschmilzt sich mit ihnen, wird plötzlich eins. Sie werden weniger, die Links, bis es nur noch einer ist, ein einziger, einer von vielen, einer im Ganzen.
      Er ist Link, der Held der Zeit. Nicht mehr, nicht weniger.
      Dann tritt er zum Schatten, sieht seinen Feind lange und ruhig in die Augen, dann bohrt er die Todesklinge durch dessen Leib und hebt die Zeitlosigkeit wieder auf.

      Ich habe lange überlegt, ob ich dieses Kapitel tatsächlich so kurz lasse - schließlich hat Link grade die letzte Eigenschaft seiner Gabe gefunden (tatsächlich hatte ich die Idee noch VOR Phantom Hourglass und den damit verbundenen Finalkampf, deswegen war ich umso überraschter genau diese Situation im Spiel wieder zu finden).
      Schließlich entschloss ich mich aber dagegen, weil somit der Knackpunkt der Sache viel unvermittelter kommt.
      Blaaaaaaah. Weiter:

      34 Die Botin des Todes
      Ganondorf blinzelte. Die Flammen, die eben noch durch die Meute der Gegner gefahren waren, zielten plötzlich ins Nirgendwo - in den Himmel.
      Auf der Lichtung waren die Schattenbestien wie erstarrt – eine plötzliche Unsicherheit quälte sich in ihnen hoch und ließ sie in ihrem Tun innehalten.
      Einer plötzlichen Eingebung nach beschwor Ganondorf also ein letztes Mal die Kraft der Jahreszeiten. Sie waren fern, doch nicht unerreichbar. Tief holte er Luft, schloss die Augen und schob die Dimension des Schattens wieder in ihre Richtigkeit.
      Eine Woge des Grüns strömte über das Land, ausgehend von seiner goldenen Macht knapp über der Seele. An den Spitzen seiner Stiefel sprossen Grashalme, erst ein paar, dann eine Flut, die sich aus der Lichtung drängte – bald spross der Waldboden vor Gras, das sich im frischen Wind kräuselte. Die Bäume erstrahlten in einem satten Waldgrün, die Äste rauschten, das Unterholz knackte voller Leben. Draußen, auf der Ebene, glucksten Bäche und das tobende Meer an der Wellen umpeitschten Klippe beruhigte sich. Der Turm wankte, dann verlor es sein surreales Gleichgewicht und fiel krachend und berstend in sich zusammen, wie ein ungeschickt gestapelter Turm aus Kieselsteinen.
      Und am Himmel ging zum ersten Mal seit Jahrhunderten die Sonne auf - mit ihrem reinen Licht beschien sie die neu geborene Welt und tilgte all die Schatten, die sich noch unter ihrem Schein geduckt hatten.
      Zurück auf der Geheimen Lichtung trat Ganondorf, geblendet vom Sonnenlicht, an das Plateau und gab dem Helden einen freudigen Knuff in die Seite. „Wir haben es geschafft, Mann!“
      Link erlaubte sich ein flüchtiges Lächeln, dann wandte er sich wortlos wieder an die Gestalt des Schattens, die erstarrt vor ihnen kniete und im Sterben die Todesklinge in seiner Brust umklammerte. Seine letzte Gestalt hatte er beibehalten und wie es das Schicksal wollte, war es Ganondorfs Abbild, das ihnen entgegenstarrte.
      Der Gerudo erschauderte. „Warum... warum sieht er so aus wie ich?!“
      Link drehte sich nicht zu ihm um, aber der Gerudo sah dennoch, dass er tief in Gedanken versunken war. Ihm beschäftigte etwas und dieses etwas schien so besorgniserregend zu sein, dass er Ganondorf nichts davon erzählte.
      „Er hat dein Schatten geklaut. Damals auf dem Rückweg von der Bibliothek.“
      „Aber das heißt ja... mein Schatten hat ihm verraten, was wir... wie lange weißt du schon davon...?“
      Link antwortete nicht sondern näherte sich zögernd dem Leichnam ihres Feindes.
      „Warum sind wir nicht tot?“, murmelte er.
      „Was-“
      NARREN. Die Stimme war körperlos, aber umso durchbohrender und tosender. Sie hallte durch den gesamten Wald, schreckte die neu angeflogenen Vögel auf und drang tief und schallend durch sie durch.
      Link ging in Angriffsstellung.
      Das war-
      „Der Schatten“, hauchte Ganondorf. „Er ist nicht-“
      GLAUBTET IHR DAS EIN LÄCHERLICHES SCHWERT MICH AUFHALTEN KANN?! MICH TRAGEN DIE HEILIGEN SÄULEN DES TRIFORCE, ICH BIN GENAUSO UNSTERBLICH UND UNVERGÄNGLICH WIE DIE GÖTTINNEN SELBST!
      Der Wind nahm brausend zu. Wolken zogen auf und bedeckten die neu erwachte Sonne, ein kreischender Lärm durchfegte die Bäume und fand seine Quelle auf der Lichtung.
      Link und Ganondorf hoben schützend ihre Arme vors Gesicht und versuchten im Sturm etwas zu erkennen. Die Dunkelheit nahm zu und plötzlich konnten sie sich nicht mehr auf den Füßen halten. Das Ohren betäubende Krachen einer unmittelbaren Explosion riss sie von den Beinen und schleuderte sie durch die Luft.
      Link schlug hart gegen einen der Bäume, landete auf dem Boden und blieb wie betäubt liegen. Ganondorf war es nicht unähnlicher ergangen, er lag halb bewusstlos auf der steinernen Plattform auf der anderen Seite der Lichtung, die Todesklinge hatte sich unerreichbar für Link in die aufgewühlte Erde gebohrt.
      Das Donnern verebbte, dafür nahm der Sturm orkanartige Ausmaße an.
      Link blinzelte gegen den peitschenden Staub an, der vom Wind aufgewirbelt wurde und erkannte mühsam die Gestalt eines nachtschwarzen Schattens, der einige dutzend Meter über der Lichtung schwebte und augenscheinlich das sprichwörtliche Auge des Sturms darstellte.
      SPÜRT DIE WAHREN AUSMAßE MEINER MACHT!, dröhnte es und eine weitere Druckwelle schleuderte Link quer über den Platz. Als er diesmal aufkam, schaffte er es nicht mehr, sich hochzustemmen. Er blieb wie tot liegen, wusste weder wo oben noch wo unten war, geschweige denn was mit seinem Schwert geschehen war - der Waffe, womit er sich diesem ganzen Wahnsinn hätte entgegen stellen können.
      Aber wozu?, dachte er dumpf. Er ist unsterblich. Wer kann ihn schon töten…?
      Die Dunkelheit wurde durchdringender und er spürte, wie sich etwas kaltes um sein Herz legte - ein unaufhaltsamer Sog, der sich ihm immer mehr bemächtigte und mit jedem seiner zittrigen Atemzüge verlosch ein weiteres Stückchens seines Lebenswillens, der Teil von ihm, der ihn zu dem ungebändigten Helden gemacht hatte.
      Sein Wille.
      Er verlosch.
      Plötzlich durchbrach eine schmerzhafte Helligkeit die Kälte und Finsternis und Link spürte entfernt die Anwesenheit einer neuen Naturgewalt.
      Es war eine absolute Leere, die Stille nach einem Sturm und die Pause vor dem Untergang.
      Mühsam blinzelte er gegen das göttliche Licht an. Gras kitzelte gegen seine Wange und vor ihm traten die bloßen Füße eines Mädchens.
      Er drehte den Kopf, um sie besser im Blick zu haben und er sah das makelloseste Geschöpf auf Erden. Sie war so vollkommen, dass er sie nicht beschreiben vermochte - nur zwei Sachen konnte er in seiner dämmrigen Benommenheit feststellen: Sie leuchtete wie eine Kerzenflamme; sie war das Licht, dass die ganze Umgebung in grelle Helligkeit tauchte.
      Und sie war nackt.
      Link grinste süffisant und völlig betrunken von ihren Schönheit. Einerseits verbot sein Anstand ihm, sie länger anzusehen, anderseits konnte er nicht anders, als sie in all ihrer Schönheit zu bewundern. Der Sog hatte sich ihm völlig bemächtigt und er war dem überirdischen Geschöpf vor ihm endgültig verfallen. Er wollte alles tun, nur damit er sie weiterhin so betrachten konnte.
      Siehst du, Held der Zeit? Was ich wirklich bin…? Bin ich immer noch so schrecklich, immer noch so verabscheuungswürdig – willst du mich immer noch töten?
      Er schüttelte wie mechanisch den Kopf. Es war seltsam, aber ihm kam diese Stimme bekannt vor.
      Oder würdest du alles tun, nur damit es so bleibt?
      Etwas tief in ihm warnte ihn, warnte ihn vor etwas Ungeheuerlichem - aber er achtete nicht darauf.
      Ich sage dir etwas: Du würdest sogar für mich sterben.
      Link nickte benommen. Ja, das wäre schön.
      Willst du das, Link?
      Er wollte antworten, wollte in Tränen ausbrechen – vor Freude und vor Scham, dass er ihre Vollkommenheit nicht im Entferntesten nahe treten konnte...
      Eine Gestalt sprang aus dem Schatten der Bäume, sprintete auf das Mädchen zu und erhob eine glänzende Klinge, bereit, die Schönheit zu durchschlagen.
      „Nein...!“, wollte Link mit bleischwerer Stimme herauswürgen, doch dann zerrann der kalte Sog, der ihn umflossen hatte, und er konnte wieder klar sehen.
      Das Trugbild zerbrach, wie von einem Moment zum anderen.
      Wieder stellte er drei Tatsachen fest:
      Erstens: Die Gestalt, die aus den Bäumen gesprungen war, war die Prinzessin Zelda.
      Zweitens: Das Schwert in ihrer bloßen Hand war die heilige Klinge des Masterschwerts.
      Drittens: Das vollkommene Wesen war von der Waffe durchbohrt und in ihren erstarrten Zügen erkannte er den Schatten.


      Hmpf. Dafür dass das praktisch das Ultimative Kapitel vor dem Schluss ist und dafür dass ich es jetzt kurz vor dem Posten vier mal durch gelesen habe, bin ich noch nicht vollständig damit zufrieden. Naja, mal sehen.
      Morgen kommt das Ende.
      LG
      Nayleen

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    • Ich kann Veria nur zustimmen: genial geschrieben, aber eine sache stört mich, und zwar extrem!!! und zwar, dass das nächste und letzte Kapitel erst morgen kommt :(, aber damit werde ich Leben müssen
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • Dam-dam-dam-dam-da-da-dam-dam!
      Letzte(s) Kapitel!
      YEAH!
      Ich bin ja stolz auf mich. Und auf euch, dass ihr so lange durchgehalten habt.
      Dann will ich mal nicht lange um den heißen Brei reden - hier sind die letzten Kapitel von der Botin des Todes.
      Viel Spaß beim Lesen:


      35 Der letzte Wunsch
      Link blieb wie benommen liegen. Ihm war nicht danach zumute, sich zu erheben, er wollte einfach regungslos liegen bleiben. Gras kitzelte seine Wange und einen Atemzug später spürte er einen verlorenen Sonnenstrahl auf seinem Gesicht.
      „Link... steh auf!“ Eine drängende, fast schrille Stimme. Sie war ihm unangenehm und er hätte am liebsten seine Ohren vor ihr verschlossen... doch seine Glieder waren schwer, unglaublich schwer.
      Gleichzeit waren seine Gedanken jedoch erstaunlich klar und nüchtern. Das goldene Mädchen war der Schatten gewesen, die unwiderstehliche, wahre Form unter den wogenden Schemen der geklauten Seelen. Prinzessin Zelda hatte ihn zerschlagen. Jetzt blieb nur noch ein letzter Schritt, der vollzogen werden musste.
      Der letzte Wunsch.
      Es war plötzlich glasklar und unbestreitbar, all diese Wochen, all diese Jahre, hatte er es unbewusst geahnt. Das zu erreichen, schien sein einziges Ziel zu sein – und gleichzeitig lag ihm nichts ferner.
      „Hey – Aufstehen!“. Diesmal war es Ganondorf der neben ihn trat und grob in seine Seite stieß. Auch der Gerudo sah angeschlagen aus, neben den Spuren des Kampfes waren da jetzt noch die Prellungen der letzten Auseinandersetzung mit ihrem Feind.
      „Wir müssen uns beeilen...!“
      Link setzte sich mit pochendem Herzen auf. Ganondorf umgriff seine Hand, zog ihn mit einem Ruck auf die Füße und lief voraus; zu Zelda, dem Schatten, der Plattform.
      Link taumelte ihm hinterher und mit jedem Atemzug kam ihm diese Dimension surrealer vor. Das Sonnenlicht beschien den Wald in einem seltsamen Licht, selbst die Schatten im Unterholz schienen zu glitzern; ein unheimliches überirdisches Leuchten, das aus dem Wesen selbst empor schien.
      Die Seele der Welt, dachte Link dumpf. Sie ist endlich zurückgekehrt.
      Er stapfte zu seinen Gefährten bei den brüchigen, Efeu umwucherten Stufen hoch zur uralten Steinscheide.
      „Ein letzter Schritt steht uns noch bevor“, presste Zelda heraus. Kein Wort der Begrüßung, kein Wort der Erklärung oder Einweihung.
      Es war sowieso gleichgültig.
      Dennoch - ein letzter, aufbäumender Wissensdurst quälte sich durch den Helden hoch. „Was ist geschehen?“
      „Mir sind endlich alle Zusammenhänge klar geworden.“
      Mit einer Geste deutete sie auf das Masterschwert, das jetzt wieder erhaben an seinem angestammten Platz steckte.
      „Das Schwert der Götter wurde einst genutzt, um unsere Welt in zwei Teile zu schneiden: In die der Realität und in die der Wünsche und Träume. Zwischen ihnen stand das Triforce und hielt mit seinem Goldenen Licht die Grenze beider Welten aufrecht. Hier, auf dieser Lichtung, dem Ursprung unserer Welt, werden wir sie wieder vereinen, dass das urteilende Licht erlischt und die Menschheit wieder Herr über sich selbst wird. So soll es sein.“
      Selbst jetzt konnte Link es nicht unterdrücken, innerlich die Augen entgegen ihrer geschwollenen Worte zu verdrehen und mit seinem zerbrochenen Heldenherz aufzubegehren.
      „Was heißt das?“, blaffte er unfreundlich - dennoch, sein Widerstreben schien nur oberflächlich und störrisch, innerlich war nach wie vor diese stumpfe Gleichgültigkeit, die mit dem Erlöschen der Schattenseele hochgekommen war.
      „Der Schatten ist noch nicht besiegt. Er kann nicht sterben - genauso wenig wie wir. Um ihn zu zerstören, werden wir den letzten Wunsch aussprechen, so wie es schon seit jeher beabsichtigt war. So hat uns all die Jahre das letzte Fragment gefehlt – so sind wir jetzt endlich vereint.“.
      Es gab nichts mehr zu sagen. Sie sahen sich nur flüchtig an, dann begann jeder seine Hände zu entblößen. Armschienen, Handschuhe und Gelenkbänder - sie fielen lautlos zu Boden. Die drei Triforcefragmente streckten sich ehrfürchtig ihre Hände entgegen und die Finger umschlossen jeweils den anderen. Link neben Ganondorf, neben Zelda, neben den Heden der Zeit, neben der Quelle des Lebens, neben der Botin des Todes. Und in ihrer Mitte, umschlossen aus dem Kreis der Hände, lag die Gestalt des Mädchens, blas und schön war sie im Gras gebettet. Das überirdische Licht war verloschen, doch man sah ihren Puls durch die blasse Haut schimmern und ihr Herz, das pochend gegen die Brust schlug.
      „Es ist soweit.“
      „Ja.“
      „Es ist soweit.“
      Ihre Hände drückten fester zu und als diesmal mit einem jagenden Pulsschlag, das Triforce zum Leben erwacht wurde, erschien es in ihrer Mitte: Drei Dreiecke übereinander gestapelt, die zusammen gefügt ein viertes gaben: ein schwarzes, pochendes Loch in ihrer Mitte, dass nicht richtig zu dem strahlenden Brüdern gehören wollte und zugleich ohne ihm undenkbar war.
      Das Triforce.
      Das zitternde Artefakt in ihrer Mitte strahlte ein pulsierendes Licht aus, goldener und reiner als alle Sonnen der Galaxie gzusammen. Es war ein Paradoxon, dass ein solch fragiles Gebilde gleichzeitig so kraftvoll und machtergreifend sein konnte, so allgegenwärtig und unbegreiflich. Es war das Ziel eines jeden Forschers und Abenteuers, und jeder der drei Fragmente hatte Jahrelang danach gesucht, nur um es in ihrer Mitte wieder zu finden. Das Gefühl, es plötzlich mit eigenen Augen zu sehen, das reinigende Licht auf der Seele prickeln zu spüren war unbeschreiblich. Alles Sein auf dieser Erde schien gegenüber dieser Macht klein und belanglos, alles was zählte war dieses göttliche Leuchten und in Link sträubte es mit jedem Augenblick mehr, dieses angeblich so finstere Zusammenspiel zu zerstören.
      „Schnell“, hörte er Zelda sagen, auch wenn ihre Stimme nur entfernt an seine Ohren klang und er sich nur ungern von dem goldenen Licht wandte. Es ärgerte ihn, machte ihn gar wütend, dass Zelda ihm diese Macht verwehren wollte, dass er sich abwenden und sie zerstören sollte, dass er nicht länger in dem goldenen Licht baden durfte, obwohl jenes so unglaublich gut tat, den Schmerz in seiner Seele heilte und mit linderndem, wohltuenden Vergessen all die Sorgen, all die Verluste und Fehler ungeschehen machte...
      „.. dürft ihm nicht verfallen...!“, klang ihre Stimme. „Link!“ Sie schüttelte ihn. „Konzentriere dich!“ Er sah in ihre Augen und mit der kühlen Weisheit darin beruhigte sich sein aufgewallter Puls und er konnte wieder klar denken.
      Ich wünsche mir... Sein Herz pochte, das Licht wurde greller, als das Triforce seine Gedanken empfing und aufhorchte. Ich wünsche mir die Zerstörung... des Triforce.
      Die anderen Fragmente mussten simultan diesen letzten aller Wünsche geäußert haben, denn mit einem Mal erstrahlte das Dreieck in ihrer Mitte in einer solch gleißenden Helligkeit, dass es die Welt in einer Flut aus Weiß kleidete. Link kniff die Augen zu, doch das Licht drang selbst durch seine geschlossenen Lider, flutete durch seinen Kopf und brannte sich in all seine Zellen. Schließlich blinzelte er doch wieder, um einen letzten, schmerzvollen Blick auf seine Welt, seine Heimat zu werfen.
      Der letzte Moment verging wie in Zeitlupe, es war als hätte Link erneut die Zeit angehalten.
      Er sah Zelda vor sich, sah ihr wunderschönes Haar, das im Licht überirdisch glänzte, das blasse Gesicht und die kristallklaren Augen, die, wie er sehr genau wusste, in einem genauso intensiven Blau strahlten wie seine eigenen.
      Plötzlich begriff Link, dass sie es die ganze Zeit gewusst hatte. All die Jahrtausende, die sie Mal für Mal in einem neuen Körper wiedergeboren wurde, die ganze Zeit seit ihrer allerersten Geburt, gemeinsam mit ihm, an ihrer Seite - der Entstehung des Triforce, hatte sie gewusst, dass dies ihr Schicksal war. Dass es ihr Schicksal war, mit der Zerstörung des Triforce zu sterben.
      Und mit einem Mal - verzieh er ihr. Er verstand plötzlich, warum ihre Antworten stets stolz und kühl gefallen waren, warum sie sich ihm gegenüber stets nüchtern gehalten hatte, warum nie irgendwelche Gefühle sie berührt hatten - als wären diese Gift gewesen... und er wusste auch, warum immer dieser traurige Blick hinter ihrem Lächeln lag, verstand, was für eine schwere Bürde sie hatte tragen müssen, dass sie es aus eigener Kraft getan hatte, nur damit sein Leben ein friedlicheres war, nur damit er wenigstens das Gefühl von eigenen Entscheidungen gehabt hatte.
      Er lächelte ihr zu und sie erwiderte es mit ihrem eigenen, geheimnisvollen Lächeln.
      Zögernd wandte er sich von ihr ab und blickte zu Ganondorf hinüber, der seine Augen geschlossen hielt. Seine Rechte umklammerte Links Linke und das rote Haar umflammte sein jugendliches Gesicht - ein Antlitz, dass ebenfalls schon Jahrtausende währte. Plötzlich fühlte er sich dem Gerudo mehr verbunden, als jemals zuvor - es war mehr, als die zögernde, teils auch neckende Freundschaft zwischen zwei Rivalen, es war eine fast brüderliche Liebe, die über jede Schranke der Zeit reichte. Er erinnerte sich an den kurzen Einblick in dessen Vergangenheit und Link konnte auch ihm endlich verzeihen, denn er begriff, dass Ganondorfs Leben mit Grauen und Leid, Verzweifelung und unerhörte Sehnsucht nach Akzeptanz gefüllt war; dass es ihn wie ein Labyrinth umgab und dass er bis jetzt nicht hinaus gefunden hatte. Link verzieh ihm für seine Taten, so unwiderruflich sie waren, denn jetzt begriff er, dass Irren menschlich ist.
      Aber statt unendlicher Trauer, überflutete ihn eine Welle puren Glücks, denn er wusste:
      Es ist vorbei.
      Eine einsame Träne fand ihren Weg über seine Wange - doch war es keine Träne der Trauer oder Angst, sondern einer der Erleichterung.
      Am liebsten wäre er seinen Seelenverwandten um den Hals gefallen, um sie selbst um Verzeihung zu bitten, denn er wusste von seiner unerbittlichen Härte und Verschlossenheit der letzten Wochen und Monate - aber er spürte, wie sein Körper langsam erstarrte und bewegungsunfähig wurde, sein Bewusstsein schwand, die sich Sinne verloren und sein Geist verhauchte, als wäre er lediglich Rauch.
      Dann war der Bruchteil der Sekunde vorbei und die gesamte Welt brach über sie zusammen.


      Kitschig? Stimmt! Aber das muss auch mal sein.
      Als Ausgleich ein netter kleiner Epilog mit Open Ending:


      Epilog: Die Legende lebt
      Jenseits der Grenzen unserer Welt gibt es ein Land namens Hyrule. Legenden erzählen von diesem Land, Legenden die in unseren Mund liegen, wenn wir abends Schauergeschichten und Heldensagen erzählen.
      In dem Land, von dem ich euch erzählen möchte, ist soeben etwas gestorben, woran all die Menschen Jahrtausende lang fest gehalten haben, weil es ihnen ihre Wirklichkeit aufrecht hielt und half, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Die dunkle, finster Seite und die Seite des weißen Lichts, zwei Mächte die sich seit jeher in einem Kreislauf der Auseinandersetzungen miteinander verflechten. In jener Geschichte um Hyrule wurde jedoch soeben diese klare Linie entzogen, wurden zwei Welten schmerzlich und bebend wieder miteinander vereint – dort wo sie mit der heiligen Klinge der Götter einst getrennt worden waren.
      Als das Toben und Bersten erstarb, als der Boden aufhörte zu beben und der Staub sich legte, trauten sich Mensch und Tier aus ihren Schlupflöchern und schauten mit großen Augen auf die neue Welt, die sich vor ihnen ausbreitete. Sie war nicht größer oder schöner, auch nicht unbedingt hässlicher oder gar gefährlicher – genauer gesagt blieb sie so ziemlich gleich. Aber plötzlich war da wieder Hoffnung und Leben, wo früher Verderb und Tod geherrscht hatten. Das goldene Licht verblasste, aber im Sterben schenkte es den Völkern Hyrules eine neue Heimat. Sie war die selbige wie zuvor - vor dem Schmerz und dem Leid und dem Tod und der Dürre und der Kälte – vor dem Kalten Krieg und vor der Herrschaft des so genannten Schattens.
      Es gab Seen und Flüsse, klaffende Gebirgsketten und Wellen umtosende Klippen, im Süden erstreckte sich weit und unermesslich Blau das Meer, im Norden türmten sich die Wolken des ersten Gewitters der neuen Welt.
      Die Städte regten sich wieder, die Leichen erhoben sich von den Straßen und gingen ihr Tageswerk nach, als wäre nichts geschehen, die Dörfer wunderten sich über das viele Schmelzwasser, dass durch ihre überfüllten Bäche floss und im Königsschloss Hyrules besah man sich die Schäden des eingekrachten Dachs. Überall blühte zögerlich das Leben wieder auf und ging seinen alten Lauf.
      Jahre zogen ins Land und mit der Wiedergeburt war auch das Vergessen gekommen, man entsann sich nur selten an schreckliche Monate der Kälte und wenn man es tat, eilte man in Gedanken schnell weiter, um nicht daran hängen zu bleiben.
      Es wurde ein neuer König gekrönt und an seiner Seite regierte zum ersten Mal eine Reichsversammlung, die dem Regenten unter die Arme griff und seine Entscheidung kritisch entgegen sah.
      Neue Siedlungen wurden gebaut, manche Wälder dafür gerodet und mancher See aufgefüllt, die Wege wurden zu Straßen und in den Städten der Goldenen Ländern erblühte ein Handel, der sich von dem Archipel im Süden bis in die fernen Nordberge zog.
      Die neue Welt war vielleicht besser, als die alte, aber nicht unfehlbar. Es gab trotzdem Kriege und Uneinigkeiten, Menschen verschiedener Rassen blieben unter sich und beschimpften die anderen, Verhandlungen wurden ausgetragen und die Reichsversammlung dann und wann boykottiert.
      Doch mit dem Verschmelzen des Goldenen Reichs, mit dem Verschwimmen der Grenzen und der Zerstörung jener geheimnisvollen Göttermacht war auch etwas Entscheidendes verloren gegangen. Es war etwas mystisches, unwirkliches, etwas was jede Legende erst zu einer Legende macht:
      Es sind die Geschichten über Rätselhaftes und Unerklärliches, über magische Völker, die unter Wasser atmen vermögen oder welche, die in der Glut der Lava leben, Dinge, die nur nachts existieren können und Wesen, die Nüsse spucken, statt Worte. Es sind Geschichten über Völker, die im Zeitlosen leben, weil ihr Schicksal es ist, auf ewig Kinder zu bleiben; Geschichten über Wälder, in denen man sich verirren kann und Portale auf einsamen Bergspitzen, von denen man in surreale Parallelwelten wechseln kann. Es sind Geschichten über magische Fähigkeiten, wie zum Beispiel Gedankenlesen oder die Kontrolle über Raum und Zeit, Fähigkeiten, über Leben und Tod zu entscheiden und durch Gedankenübertragung Kontakt aufzunehmen. Geschichten über Menschen, die der Magie bemächtigt waren und durch ihr wahrscheinlich Urgewalten hatten beschwören können, womöglich die Gesetze der Natur selbst.
      Wenn man heutzutage eine Kneipe betritt und nach jenem fernen Lande fragt, wird man euch von der hoch entwickelten Kultur, der konstitutionelle Monarchie und dem Rassendiskriminierungen erzählen können, Geschichten über Kriege, die verfochten und Friedensabkommen, die unterzeichnet wurden. Aber man wird auch von Legenden hören, Legenden, die mit der Zeit langsam verlöschen.
      Zwischen all diesen Legenden, die inzwischen nur noch als Volksmund durch die Generationen getragen werden, erzählt man eine Geschichte von dreier Helden, die sich einer Bedrohung entgegen stellten, die gewaltiger nicht hätte sein können.
      Es gibt einen Ort, der, so sagt man, immer noch von diesem legendären Abenteuer zeugt; es ist eine verlassene Lichtung in einem unwirtlichen Wald; dort, auf einer seltsamen Plattform versammelt, ragen drei verwitterte Felsnasen empor, die, bei genauer Betrachtung menschliche Züge aufweisen. Dort eine Nase und die Mundwinkel eines Lächelns, da eine Hand, die die andere umklammert, dort ein unförmige Felslanze, die mit einiger Fantasie als ein in die Erde gerammtes Schwert gesehen werden kann.
      Über diese drei Statuen gibt es viele Geschichten, eine wilder als die andere. Aber eines, so ist man sich einig, ist sicher: Zu der Zeit, als Bäume wandeln und Fische sprechen, Kinder zeitlos und Magie Wirklichkeit sein konnten, existierte etwas, dass sie alles beherrschte. Manche erzählen von einem personifiziertem Bösen, anderen sagen dem als Ammenmärchen ab und wenden sich an dem Glauben der damaligen Völker: Von einer goldenen Macht, die jedem ein Vorbild dienen sollte, aber mit ihrem Licht, jedem blendete, der ihm zu nahe kam.
      Ein Fluch wie ein Segen zugleich, eine goldene Macht, die zugleich den Schatten in sich trug, göttlich und engelgleich, reinigend, lockend, vergebend.
      Das Triforce.

      ~ o ~



      Als das Beben und Ächzen der Erde sich legte und aus dem aufgewirbelten Staub zum ersten Mal die Neue Welt zum Vorschein kam, regte sich im Gebüsch des Waldes ein schmächtige Figur. Ungeduldig trat sie von einem Fuß auf den anderen, nicht wirklich ihre Deckung verlassen wollend, aber auch zu neugierig, um warten zu können.
      Auf der Lichtung vor ihm fielen die ersten Sonnenstrahlen und begrüßten den neuen Tag. In der aufgehenden Sonne glitzerte der Tau im Gras und spielten die Schatten mit den drei erstarrten Gestalten. Während um sie herum der Frühling erwachte, waren ihre Körper zu Stein erstarrt, als hätte sich mit der Erfüllung ihres Schicksals auch ihr Lebensgeist verflüchtigt.
      Der Junge hinter dem Blattwerk kam zum Schluss, dass die Gefahr nun endgültig vorüber war und er stand zögernd auf und verließ sein Versteck.
      Seine Schritte waren leicht und unbeschwert, als er die Lichtung durchquerte, nur bei den Statuen verlangsamten sich kurz seine Schritte, während er neugierig die versammelten Menschen betrachtete. Er kannte sie alle, den jungen Mann mit dem spitzbübischen Gesicht, das Mädchen, das gesagt hatte, es wäre seine Mutter - und der andere, der, der so aussah wie er.
      Kurz runzelte er die Stirn, als verwirre ihn einer seiner Gedanken, doch dann zuckte er mit den Schultern, rieb noch einmal über die juckende Stelle am linken Handrücken und wandte sich zum Gehen.
      Ohne noch einen Blick zurück zu werfen, verließ Li den Platz und ging seine Wege.


      ~ Ende ~


      Ich lass das mal so stehen.
      LG
      Nayleen

      [SIZE=6]
      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]
    • :thumbs_up: :thumbs_up: :thumbs_up: :thumbs_up: :thumbs_up: :thumbs_up: :thumbs_up:... hmhh, da wir hier im Forum kein Posts posten sollen, die nur aus Smileys bestehen, werd ich nochmal was sagen: das war genial. Vorallem dieser Touch von Philosophie, und das es jetzt villeicht ein bisschen kitschig war, ist mir ziemlich egal, da es sehr gut reingepasst hat. Ich freu mich jetzt schon sehr auf deine nächste Story

      LG Luciotion


      PS: auch irgendwie blöd, dass es jetzt vorbei ist. Jetzt fehlt ein kleiner Abschnitt meines Tagesablaufes, nämlich immer nachzugucken, ob du was neues gepostet hast. Aber angesichts dieses tollen Endes werde ich das wohl verkraften
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -