ANMERKUNG: Wer sich grundsätzlich nicht für meine Motive oder Entscheidungen für bzw. vor dieser kleinen Publikation interessiert, kann den folgenden Abschnitt gerne überspringen und gleich mit der Geschichte anfangen.
Teilweise habe ich das Gefühl, die lange Einleitung hier schreckt Leser ab - falls das so sein sollte: Beachtet sie einfach gar nicht! Lest einfach die Geschichte - und schreibt mir doch bitte einen KOMMENTAR dazu!
Es ist äußerst deprimierend, wenn man schreibt und schreibt und schreibt und dann antwortet einfach keiner...
So, ich habe es getan.
Wie bereits angedroht, möchte ich hier etwas veröffentlichen, womit ich mich die letzten beiden Nächte - im Kopf schon länger - befasste.
Ein paar klärende Worte jedoch vorweg: Ich bin nicht sicher, ob sich dieser kleine Anfang, den ich geschrieben ahbe, jemals wirklich zu einer vollständigen Geschichte entwickeln wird. Ich habe Ideen, einige sogar - doch bin ich mir weder über die Umsetzung noch die wirklichen Details oder den späteren Verlauf der ersten, noch lange nicht finalen Handlung sicher.
Daher möchte ich darauf hinweisen, dass dies womöglich der einzige Ausschnitt aus der kleinen Gedankenwelt bleiben wird, der es hierher schafft.
Allerdings war dies ehrlich gesagt auch nicht mein eigentliches Zuel für diesen Thread. Viel mehr ging es mir um etwas anderes: Die generelle Fähigkeit des Schreibens. Ich habe einige Dinge im Kopf, die ich womöglich noch ausarbieten und dann ebenfalls hier präsentieren werde. Daher auch der Titel für den Thread anstelle der klassischen Aufnahme des Titels der Geschichte in die Überschrift. Ich möchte einfach wissen, zu was ich in der Lage bin, bzw. was andere Leute von meinem Schreibstil halten. Da meine persönliche Umgebung in solchen Dingen jedoch eher faul - oder unbegabt - ist, wollte ich unverfrorenerweise diesen Teil des zfBoards nutzen, um ein wenig Feedback einzuholen. Gute Kritiker gibt es hier ja schließlich genug.
So, jetzt aber Schluss mit der langen Einleitung.
Ich möchte euch jetzt den erwähnten Beginn einer Geschichte zeigen, den ich letztens schrieb.
Die Geschichte trägt noch keinen Namen - zumindest keinen wirklichen. Könnte damit zusammenhängen, dass sie ursprünglich aus einer angedachten FF hervor geht, sich aber womöglich noch vollständig verselbstständigen wird.
Dennoch könnte man wohl als Titel des Ganzen das Wort "INPEFESSA" akzeptieren.
Genauer gesagt handelt es sich hierbei jedoch nicht um ein Wort, sondern um ein Akronym. Seine Bedeutung werde ich jedoch gemeinerweise erst einmal unterschlagen, da es sich womöglich noch ändern könnte(wenn auch unwahrscheinlich).
Wer dennoch unbedingt wissen will, was sich dahinter verbirgt, kann sich ja mal am Raten versuchen. Dazu zwei Tipps:
A) Wie bereits gesagt: Es ist ein Akronym.
B) Es hat etwas mit Religion zu tun. Genauer gesagt: Einem religiösen Ausdruck.
Jetzt aber endgültig genug von der Vorrede. Hier jetzt also der Text. Viel Spaß damit,
~Gastredner
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Neue Kommandantur DSO, Stadtallendorf, Deutschland. 19.46 Uhr MEZ
Er hätte ablehnen sollen.
Er hätte gottverdammt nochmal ablehnen sollen.
Nicht, dass der neue Posten nicht gut bezahlt gewesen wäre - nein, aus finanzieller Sicht konnte sich Generalmajor Thorsten Schmeier sicherlich nicht beklagen. Es waren eher die restlichen Umstände, die dem Soldaten sein neues Kommando alles andere als Schmackhaft machten.
Vor knapp einem Monat war der bisherige Kommandant der DSO, der "Division Spezielle Operationen", aus persönlichen Gründen von seinem Posten zurückgetreten. Noch am selben Tag war Schmeier - zu diesem Zeitpunkt noch Brigadegeneral - zu einem der seltenen Treffen mit dem Generealinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhahn, gerufen und der Posten als neuer Kommandant der DSO angeboten worden. Natürlich hatte er zugestimmt - wann erhält man schließlich schon mal die Chance auf ein solches Kommando?
Seitdem hatte der frisch gebackene Generalmajor drei Wochen Zeit gehabt, seine Entscheidung zu bereuen.
Schmeier war ein Karrieremensch - er war es gewohnt, Überstunden zu schieben und auch schon mal für einen neuen Posten umzuziehen. Vermutlich war dies auch der Grund für seine gescheiterte Ehe mit seiner Frau - Ex-Frau, wie er sich in Erinnerung rief - Margarethe.
Aber das, was die Leute von der DSO als Überstunden bezeichneten, war schon nicht mehr karrieregeil, sondern eher selbstmörderisch.
Seit Beginn der Vorbereitungszeit auf seinen neuen Posten war Schmeier nicht nur gezwungen gewesen, sein geliebtes Haus in Dornstadt aufzugeben und nach Stadtallendorf, dem neuen Standort der DSO zu ziehen, sondern hatte sich auch in die Arbeit einlesen müssen. Er wusste mittlerweile nicht mehr, wie oft irgendwelche Leute plötzlich bei ihm auf der Matte seines neuen Hauses standen, damit er ihnen irgendwelche Dokumente mit seiner Unterschrift verzieren konnte, nur um irgendeine weitere Freigabe für irgendwelche weiteren Akten zu erhalten, die sich mittlerweile wie ein kleiner Mount Everest in seinem Zimmer stapelten. Oder eher wie ein Mount St. Helens - hatte er doch Angst, der Aktenstapel könnte jeder Zeit explodieren, würde er es nicht schaffen, diesen Berg an Papier irgendwie innerhalb der nächsten Woche abzuarbeiten.
Dazu kamen seit einer Woche immer wieder Fahrten in Einrichtungen, die auf jede mögliche - oder auch unmögliche - Art und Weise mit der DSO in Verbindung standen. Fahrten, die eigentlich immer gleich abliefen. Ein paar Stunden Autofahrt, danach eine Kontrolle, gefolgt von einem allgemeinen Händeschütteln mit Personen, die er weder kannte, noch kennenlernen wollte, und die ihn dann durch irgendwelche Betriebe, Fertigungsstraßen oder Ausbildungszentren schleusten und ihn dabei mit so vielen Informationen vollquetschten, dass Schmeier langsam aber sicher das Gefühl hatte, sein Kopf würde bei der nächsten Besichtigungstour einfach platzen.
Außerdem waren da dann noch die Antrittsbesuche aller Kommandeure der dem Stab der DSO unterstellten Einheiten. Mittlerweile hatte Schmeier das Gefühl, die Hälfte aller Kommandeure aller Nachschub-, Instandsetzungs- und Aufklärungseinheiten der Bundeswehr zu kennen - und das waren noch nicht einmal die Hälfte aller Namen, die auf seiner Liste standen.
Und dabei hatte sein eigentlicher Dienst noch nicht einmal begonnen.
Mittlerweile war es jedoch zu spät. Thorsten Schmeier gehörte nicht zu dieser Art von Mensch, die sich auf etwas einließen, nur um kurz darauf wie ein Hund mit eingeklemmten Schwanz zu seinem Herrchen zu dackeln und um eine Zurückversetzung in seinen alten Posten gebeten hätte. Nein, er würde sich durchbeißen. Langsam, aber sicher - wie er es schon immer getan hatte.
Es klopfte dreimal an der Tür. Schmeier öffnete die Augen, warf der Tür seines neuen Büros einen ärgerlichen Blick zu und setze sich seufzend in seinem alten, aber durchaus bequemen Ledersessel auf, bevor er "Herein!" rief.
Die Tür öffnete sich mit einem leichten Schaben und gab den Blick auf einen sporadisch eingerichteten Vorraum frei, in dem sich neben einem kleinen Buchsbaum in einer Ecke neben der silbernen Fahrstuhltür nur ein alter Schreibtisch, ein abgenutzter Drehstuhl und ein vermutlich schon seit Jahren veralteter PC standen - der Ersatz für den noch nicht aus der alten Kommandantur in Regensburg gelieferten Arbeitsplatzes von Oberstabsfeldwebel Paul Wiemann, seinem Adjutanten. Seinem neuen Adjutanten. Sein vorheriger Adjutant, Thorben Meier, war in Dornstadt geblieben - offenbar war es beim DSO Tradition, den Adjutanten des vorherigen Kommandantens zu übernehmen. Jedenfalls hatte Schmeier nie davon gehört, dass es beim DSO seit seiner Gründung jemals einen anderen Adjutanten außer Wiemann gab.
Selbiger war es auch, der nun in der Tür stand, kurz vor seinem neuen Vorgesetzten salutierte und dann auf ihn zukam - mit einem weiteren Stapel Akten unter dem Arm. Schmeier stöhnte und Wiesmann schenkte ihm einen halb mitleidigen, jedoch auch halb spöttischen Blick.
"Hier sind die restlichen Akten zur Luftlandebrigade 31, Herr General.", sagte Wiemann und legte Schmeier den Aktenstapel auf den Schreibtisch. "Muss das denn sein?", stöhnte Schmeier. "Ich fürchte schon, Herr General. Schließlich müssen sie ja auch gut informiert sein, wollen sie diese Division anführen. Ich habe hier übrigens noch eine Zusammenstellung der letzten..."
Schmeier hörte auf, seinem neuen Adjutanten zuzuhören, ließ ihn jedoch weitersprechen und begnügte sich damit, Löcher in die Luft und die dahinterliegende Wand zu starren und dabei ein wenig über seinen neuen Helfer nachzudenken.
Diese langen Vorträge waren typisch für Wiemann. Geriet er einmal richtig in Fahrt, konnte er jemanden schon mal eine ganze Stunde mit irgendwelchen Zahlen, Daten und Aufstellungen vollquatschen, die er wohl irgendwie in seinem Kopf behalten konnte - eine Fähigkeit, um die der mittlerweile 52-jährige Schmeier ihn durchaus beneidete. Dennoch war Wiemann keinesfalls der typische Bürohengst, wie der Generalmajor nach seiner ersten Begegnung mit ihm fürchtete. Tatsächlich war Wiemann von durchaus fröhlichem Gemüt und vermochte es wie wohl kein anderer aus diesem ganzen Irrenhaus, wie Schmeier insgeheim den Stab der DSO nannte, ihn nach einem langen Arbeitstag wieder ein wenig auf Vordermann zu bringen - und Schmeier hatte viele lange Arbeitstage hinter sich. Es fragte sich langsam sogar, wovon er mittlerweile mehr besaß - Schlaf- oder Überstunden.
Viel wichtiger für Schmeier war jedoch, dass er in Wiemann nicht nur einen kleinen Alleinunterhalter, sondern auch einen vorzüglichen Adjutanten hatte. Ohne seine Unterstützung hätte Schmeier wohl schon nach der ersten Woche klein beigeben können. Wiemann sorgte jedoch dafür, dass sein Vorgesetzter nicht nur einen effizienten Zeitplan, sondern auch zwischen den einzelnen Terminen Zeit genug hatte, sich ein wenig vom Streß zu erholen - oder ein paar weitere Akten von seinem Berg abzutragen.
Wiemann war mittlerweile am Ende seines kleinen Vortrages - Schmeier hatte mitgekriegt, dass es sich offenbar um die Zusammenstellung der letzten Anforderungen des KSKs für neue Waffen handelte - angekommen und nutzte die wiederlangte Aufmerksamkeit seines neuen Vorgesetzten, eine weitere Akte unter dem Arm hervorzuziehen und sie auf dem Stapel anderer Akten auf des Generalmajors Schreibtisch zu platzieren. "Dies ist nochmal eine kurze Zusammenfassung der Anforderungen, Herr General. Sie sollten sie sich am Besten noch heute ansehen, da die Lieferung des ganzen Materials ihrer Genehmigung benötigt. Sie müssen eigentlich nur noch unterschreiben - die anderen Formalitäten habe ich bereits erledigt."
"Wiemann," sagte Schmeier, "sie sind ein Schatz. Ich glaube, ich wüsste nicht, wo ich ohne sie wäre." Der Generalmajor seufzte, griff nach Akte und Füllfederhalter, schlug den Aktendeckel auf und setzte seine Unterschrift unter das Dokument, ohne es eines weiteren Blickes zu würdigen. Anschließend reichte er die Akte Wiemann an, der sie sich wieder unter den Arm klemmte.
"War das dann alles, Wiemann? Oder haben sie noch weitere Akten, mit denen sie mich quälen können?"
"Nun, Herr General - eigentlich war es dass für Heute schon. Aber wo sie mich daran erinnern, fällt mir ein, dass ich da noch diese Akte habe, die..." Weiter kam der Oberstabsfeldwebel nicht - Schmeiers resigniertes Stöhnen war laut genug, jedes weitere seiner Worte zu übertönen.
"Was ist es denn diesmal, Wiemann? Wieder irgendein unnützes Dokument, von dem einer dieser Bürohengste meint, er bräuchte meine Unterschrift, nur um es dann in den Aktenvernichter zu werfen?"
"Nein, Herr General. Es handelt sich eher um eine...Broschüre."
"Eine Broschüre, Wiemann?", fragte Schmeier verwundert.
"Wenn ich recht überlege: Infomappe träfe es wohl besser.", antwortete der Adjutant.
Schmeier ließ sich wieder ein seinem Sessel nach Hinten sacken.
"Nein, Wiemann, Bitte: Verschonen sie mich! Ich weiß schon nicht mehr, wie viele ihrer kleinen "Infomäppchen" ich mir in der letzten Woche antun musste!"
"Ich weiß, Herr General. Aber, es sei ihnen versichert: Jedem ihrer Vorgänger auf diesem Stuhl ging es zu Beginn genau so wie ihnen. Außerdem: Der Inhalt dieser Mappe wird sie bestimmt interessieren."
Schmeier setzte sich wieder auf. Er sah seinen Adjutanten schräg an und fragte: "Wie zum Teufel, Wiemann, kommen sie auf die Idee, dass irgendeine dieser Aktenmappen mich noch in irgendeiner Weise interessieren könnte?"
"Nun, Herr General," antwortete Wiemann mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht, "der Inhalt dieser Akte dreht sich um INPEFESSA. Sie erinnern sich?"
Jetzt hatte Wiemann es geschafft: Schmeiers Interesse war schlagartig geweckt. Kerzengerade setzte er sich in seinem Lederstuhl auf und streckte die Hand aus, in die Wiemann dann auch noch die letzte Akte legte, die er unter seinem Arm trug.
"Und ob ich mich erinnere, Wiemann. Es ist ihnen also endlich gelungen, an Informationen darüber heranzukommen?"
"Wäre es anders, hielten sie jetzt doch wohl diese Akte nicht in der Hand, oder?", antwortete der Adjutant, mittlerweile breit grinsend. Schlagartig wurde er jedoch wieder ernst.
"Ich muss sie jedoch darauf hinweisen, Herr General, dass diese Akte dieses Gelände - eigentlich sogar dieses Zimmer - unter keinen Umständen verlassen darf."
"So wenig wie die anderen Akten, die sich mittlerweile bei mir zu Hause türmen, Wiemann?", hakte der Generalmajor lächelnd bei dem Jüngeren nach.
Wiemann blieb ernst: "Nein, Herr General. Ich meine es ernst. Diese Akte ist wirklich nur dafür gedacht, nur von ihnen und nur in diesem Raum gelesen zu werden.Sie sollten am Besten direkt damit anfangen. Ich werde in zwei Stunden wiederkommen und die Akte dann wieder an mich nehmen. Wenn sie mich nun entschuldigen würden, Herr General: Ich habe noch etwas zu erledigen." Wiemann ging schnellen Schrittes zur Bürotür, drehte sich um und salutierte nochmals kurz, bevor er den Raum verließ und die Tür dabei hinter sich schloß.
Schmeier war perplex und sah sich den Deckel der Aktenmappe an. Eigentlich konnte er an der Akte nichts verdächtiges finden - sah man einmal von dem großen, in roten Lettern ausgeführten Aufdruck "Streng geheim" ab, der sich am oberen und unteren Rand der Akte fand.
Das allein war jedoch nichts Besonderes - oder besser gesagt: Nichts Besonderes mehr. Seit seiner Versetzung hatte Schmeier schätzungsweise ein Dutzend Formulare ausfüllen oder unterschreiben müssen, nur um überhaupt die Genehmigungen zu erhalten, sein zukünftiges Arbeitsmaterial einsehen zu dürfen. Ein guter Teil des Aktenberges in seinem neuen Wohnzimmer bestand aus Akten, deren Geheimhaltungsstufe bei "VS-Vertraulich" begannen und mit der höchsten Stufe - "Streng Geheim" - endeten. Würde sich ein Spion - oder gar einer dieser Blutsuager, die sich "Reporter" oder "Journalisten" schimpften - in sein Haus verirren, hätte dieser wohl seine hellste Freude an dem Stapel hochgeheimer und teilweise ebenso brisanter Informationen in dem Stapel.
Eine Akte, die so Geheim war, dass selbst er sie nicht mit nach Hause oder auch nur über längere Zeit in seinem Büro behalten durfte, war ihm bisher jedoch noch nicht untergekommen.
Nochmals sah Schmeier sich den Deckel der beige-gelben Aktenmappe an. Neben dem Geheimhaltungshinweis bestand der Rest der Beschriftung nur dem in Schwarz auf dem beigen Grund aufgedruckten Wort "INPEFESSA". Sonst nichts. Kein Aktenzeichen, keine Datum, kein Verweis auf die Herkunft - auch das für Schmeier mittlerweile nichts allzu Außergewöhnliches mehr.
Dennoch wollte irgendjemand wohl mit aller Gewalt verhindern, dass irgendetwas, das in dieser Akte stand, auch nur den Hauch einer Chance hatte, an die Öffentlichkeit zu gelangen. Vermutlich die selbe Person, die auch dafür verantwortlich war, dass Schmeier sich unter dem Begriff "INPEFESSA" überhaupt nichts vorstellen konnte.
An und für sich war dies nichts ungewöhnliches - kaum eine der vielen Abkürzungen und Bezeichnungen, die sich in den Akten der DSO fanden, waren Schmeier zu Beginn seiner Vorbereitungszeit geläufig gewesen. Daher hatte er die ersten paar Male, als er über den Begriff "INPEFESSA" gestolpert war, auch nicht großartig beachtet. Interessant wurde es, als Schmeier immer wieder über Verweise auf "INPEFESSA" stieß - vornehmlich in Auflistungen der Mitglieder der DSO, die zu anderen Stellen hin versetzt wurden. Anstatt des üblichen Eintrages, der nicht nur den Grund der Versetzung, sondern auch das Ziel nannte, fanden sich bei allen Personen, die etwas damit zu tun hatten, nur ein kurzer Eintrag: Versetzt(INPEFESSA).
Noch mysteriöser wurde es, als Schmeier nirgendswo eine Erklärung für das Wort finden konnte. Zwar hatte Wiemann für Schmeier ein kleines Heftchen angefertigt, in dem sich praktisch alle bei der DSO verwendeten Abkürzungen samt einer kurzen Erklärung fanden - jedoch war dem Generalmajor recht schnell aufgefallen, dass es in dem kleinen Buch keinen Eintrag zu "INPEFESSA" gab. Ebenso wenig wie in allen anderen Akten, die Schmeier zu Rate zog.
Daher hatte sich Schmeier auch vor gut einer Woche an seinen Adjutanten gewandt, mit der Frage, ob dieser denn wisse, was die geheimnisvolle Abkürzung bedeute. Wiemann hatte kurz überlegt und dann den Mund geöffnet, als wollt er etwas sagen. Offenbar überlegte er es sich in letzter Sekunde jedoch anders, schloss den Mund wieder und erklärte seinem Vorgesetzten, er wolle sich um die Sache kümmern.
Tja, und jetzt lag sie vor ihm. Die Akte, die nun hoffentlich endlich Schmeiers Fragen beantworten konnte.
Langsam schlug er den Deckel auf - und wurde überrascht.
Es war nichts ungewöhnliches, dass auf der ersten Seite einer Akte neben Titel, Aktenzeichen und Herkunft auch nochmals der Vertraulichkeitshinweis abgedruckt war. Das, was Schmeier in der Akte fand, hatte er jedoch auch noch nicht gesehen. Es fanden sich keinerlei Hinweise auf Name oder Herkunft der Akte - dafür jedoch umso mehr Hinweise auf die Geheimhaltungstufe des kleinen Papeirstapels. Wer auch immer die Akte zusammengestellte hatte - es reichte ihm offensichtlich nicht, nochmals "ACHTUNG: STRENG GEHEIM! NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH!" auf das Deckblatt zu schreiben - nein, offenbar wiederholte die Person die Warnung nochmals auf Englisch, Französich, Spanisch und sogar Russisch - oder was auch immer der kyrillische Buchstabensalat war, der Schmeier am unteren Ende des Deckblattes entgegenlächelte.
Nun vollends verwirrt, klappte Schmeier auch das Deckblatt zur Seite und fand auf der ersten Seite des Berichtes nun endlich einen ersten Hinweis auf das geheimnisvolle "INPEFESSA" - allerdings ohne damit etwas anfangen zu können.
Das Blatt war überwiegend weiß. Nur in der Mitte prangte ein farbiger Aufdruck, mit dem Schmeier jedoch absolut nichts anfangen konnte. Er kannte zwar mittlerweile einen Groteil aller Wappen und Abzeichen, die die verschiedenen Divisionen und Heeresteile der Bundeswehr besaßen - das, was auf dem Papier abgedruckt war, konnte er jedoch mit Sicherheit als ein solches Symbol ausschließen.
Dabei war ihm die Grundform durchaus geläufig - ein Wappenschild, wie man es oft bei Bundeswehreinheiten oder aber auch Stadtwappen fand. Auch das Abzeichen der DSO hatte einen solchen Schild als Grundlage. Und wie bei der DSO bestand der innere Teil des Schildes aus einer blauen Fläche in Kacheloptik, die von einem weißen Band umfasst war. Der Rest der beiden Abzeichen unterschied sich jedoch gewaltig. Wo sich bei der "Division Spezielle Operationen" ein goldener Adler im Sturzflug vor einem schwarzen, nach oben gerichteten Pfeil befand, prangte in dem unbekannten Wappenschild an des Adlers Stelle ein nach unten gerichtetes, gold-gelbes Schwert, an dessen Griffende ein ebenfalls gold-gelber Kreis zu sehen war, in dessen Mitte sich ein in Silber ausgeführtes Pentagramm befand. Dazu schlängelte sich über die untere Hälfte des Schildes ein ebenfalls gelbes Spruchband, in dem mit schwarzen, gebrochenen Lettern das gesuchte Wort stand: "INPEFESSA".
Schmeier lenkte seinen Blick auf die Worte unter dem merkwürdigen Konstrukt. "Kurzbericht Amt T", konnte er dort lesen.
Schmeier überlegte kurz, griff dann zu dem kleinen Büchlein mit den Abkürzungen und blätterte kurz darin, nur um seine Ahnung zu bestätigen: Weder hatte er bisher von einem solchen "Amt T" gehört, noch fand sich die Abkürzung in Wiemanns Buch. Nochmals ging Schmeier seine Erinnerungen durch: Er kannte das Arbietsamt, das Sozial und das Kanzleramt, alle Ämter der deutschen Behörden, ja selbst "Amt Blank" war ihm noch eine Begriff - von einem "Amt T" hatte er jedoch wirklich noch nie etwas gehört.
Der Generalmajor murmelte ein paar wütende Worte, beruhigte sich dann jedoch wieder und schlug die nächste Seite in der Akte auf. Hier fanden sich keine merkwürdigen Symbole oder Bezeichnungen. Dafür ein langer Text, gekrönt von den dick gedruckten Worten "Amt T - Einleitung". Zufriegen seufzte Schmeier und begann damit, den umfangreichen Text zu lesen.
Als Wiemann zweieinhalb Stunden später wieder sein Büro betrat, um die Akte an sich zu nehmen, hatte Schmeier seinen Glauben in die Welt verloren.
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2692 Wörter, 18064 Zeichen
Teilweise habe ich das Gefühl, die lange Einleitung hier schreckt Leser ab - falls das so sein sollte: Beachtet sie einfach gar nicht! Lest einfach die Geschichte - und schreibt mir doch bitte einen KOMMENTAR dazu!
Es ist äußerst deprimierend, wenn man schreibt und schreibt und schreibt und dann antwortet einfach keiner...
So, ich habe es getan.
Wie bereits angedroht, möchte ich hier etwas veröffentlichen, womit ich mich die letzten beiden Nächte - im Kopf schon länger - befasste.
Ein paar klärende Worte jedoch vorweg: Ich bin nicht sicher, ob sich dieser kleine Anfang, den ich geschrieben ahbe, jemals wirklich zu einer vollständigen Geschichte entwickeln wird. Ich habe Ideen, einige sogar - doch bin ich mir weder über die Umsetzung noch die wirklichen Details oder den späteren Verlauf der ersten, noch lange nicht finalen Handlung sicher.
Daher möchte ich darauf hinweisen, dass dies womöglich der einzige Ausschnitt aus der kleinen Gedankenwelt bleiben wird, der es hierher schafft.
Allerdings war dies ehrlich gesagt auch nicht mein eigentliches Zuel für diesen Thread. Viel mehr ging es mir um etwas anderes: Die generelle Fähigkeit des Schreibens. Ich habe einige Dinge im Kopf, die ich womöglich noch ausarbieten und dann ebenfalls hier präsentieren werde. Daher auch der Titel für den Thread anstelle der klassischen Aufnahme des Titels der Geschichte in die Überschrift. Ich möchte einfach wissen, zu was ich in der Lage bin, bzw. was andere Leute von meinem Schreibstil halten. Da meine persönliche Umgebung in solchen Dingen jedoch eher faul - oder unbegabt - ist, wollte ich unverfrorenerweise diesen Teil des zfBoards nutzen, um ein wenig Feedback einzuholen. Gute Kritiker gibt es hier ja schließlich genug.
So, jetzt aber Schluss mit der langen Einleitung.
Ich möchte euch jetzt den erwähnten Beginn einer Geschichte zeigen, den ich letztens schrieb.
Die Geschichte trägt noch keinen Namen - zumindest keinen wirklichen. Könnte damit zusammenhängen, dass sie ursprünglich aus einer angedachten FF hervor geht, sich aber womöglich noch vollständig verselbstständigen wird.
Dennoch könnte man wohl als Titel des Ganzen das Wort "INPEFESSA" akzeptieren.
Genauer gesagt handelt es sich hierbei jedoch nicht um ein Wort, sondern um ein Akronym. Seine Bedeutung werde ich jedoch gemeinerweise erst einmal unterschlagen, da es sich womöglich noch ändern könnte(wenn auch unwahrscheinlich).
Wer dennoch unbedingt wissen will, was sich dahinter verbirgt, kann sich ja mal am Raten versuchen. Dazu zwei Tipps:
A) Wie bereits gesagt: Es ist ein Akronym.
B) Es hat etwas mit Religion zu tun. Genauer gesagt: Einem religiösen Ausdruck.
Jetzt aber endgültig genug von der Vorrede. Hier jetzt also der Text. Viel Spaß damit,
~Gastredner
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Neue Kommandantur DSO, Stadtallendorf, Deutschland. 19.46 Uhr MEZ
Er hätte ablehnen sollen.
Er hätte gottverdammt nochmal ablehnen sollen.
Nicht, dass der neue Posten nicht gut bezahlt gewesen wäre - nein, aus finanzieller Sicht konnte sich Generalmajor Thorsten Schmeier sicherlich nicht beklagen. Es waren eher die restlichen Umstände, die dem Soldaten sein neues Kommando alles andere als Schmackhaft machten.
Vor knapp einem Monat war der bisherige Kommandant der DSO, der "Division Spezielle Operationen", aus persönlichen Gründen von seinem Posten zurückgetreten. Noch am selben Tag war Schmeier - zu diesem Zeitpunkt noch Brigadegeneral - zu einem der seltenen Treffen mit dem Generealinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhahn, gerufen und der Posten als neuer Kommandant der DSO angeboten worden. Natürlich hatte er zugestimmt - wann erhält man schließlich schon mal die Chance auf ein solches Kommando?
Seitdem hatte der frisch gebackene Generalmajor drei Wochen Zeit gehabt, seine Entscheidung zu bereuen.
Schmeier war ein Karrieremensch - er war es gewohnt, Überstunden zu schieben und auch schon mal für einen neuen Posten umzuziehen. Vermutlich war dies auch der Grund für seine gescheiterte Ehe mit seiner Frau - Ex-Frau, wie er sich in Erinnerung rief - Margarethe.
Aber das, was die Leute von der DSO als Überstunden bezeichneten, war schon nicht mehr karrieregeil, sondern eher selbstmörderisch.
Seit Beginn der Vorbereitungszeit auf seinen neuen Posten war Schmeier nicht nur gezwungen gewesen, sein geliebtes Haus in Dornstadt aufzugeben und nach Stadtallendorf, dem neuen Standort der DSO zu ziehen, sondern hatte sich auch in die Arbeit einlesen müssen. Er wusste mittlerweile nicht mehr, wie oft irgendwelche Leute plötzlich bei ihm auf der Matte seines neuen Hauses standen, damit er ihnen irgendwelche Dokumente mit seiner Unterschrift verzieren konnte, nur um irgendeine weitere Freigabe für irgendwelche weiteren Akten zu erhalten, die sich mittlerweile wie ein kleiner Mount Everest in seinem Zimmer stapelten. Oder eher wie ein Mount St. Helens - hatte er doch Angst, der Aktenstapel könnte jeder Zeit explodieren, würde er es nicht schaffen, diesen Berg an Papier irgendwie innerhalb der nächsten Woche abzuarbeiten.
Dazu kamen seit einer Woche immer wieder Fahrten in Einrichtungen, die auf jede mögliche - oder auch unmögliche - Art und Weise mit der DSO in Verbindung standen. Fahrten, die eigentlich immer gleich abliefen. Ein paar Stunden Autofahrt, danach eine Kontrolle, gefolgt von einem allgemeinen Händeschütteln mit Personen, die er weder kannte, noch kennenlernen wollte, und die ihn dann durch irgendwelche Betriebe, Fertigungsstraßen oder Ausbildungszentren schleusten und ihn dabei mit so vielen Informationen vollquetschten, dass Schmeier langsam aber sicher das Gefühl hatte, sein Kopf würde bei der nächsten Besichtigungstour einfach platzen.
Außerdem waren da dann noch die Antrittsbesuche aller Kommandeure der dem Stab der DSO unterstellten Einheiten. Mittlerweile hatte Schmeier das Gefühl, die Hälfte aller Kommandeure aller Nachschub-, Instandsetzungs- und Aufklärungseinheiten der Bundeswehr zu kennen - und das waren noch nicht einmal die Hälfte aller Namen, die auf seiner Liste standen.
Und dabei hatte sein eigentlicher Dienst noch nicht einmal begonnen.
Mittlerweile war es jedoch zu spät. Thorsten Schmeier gehörte nicht zu dieser Art von Mensch, die sich auf etwas einließen, nur um kurz darauf wie ein Hund mit eingeklemmten Schwanz zu seinem Herrchen zu dackeln und um eine Zurückversetzung in seinen alten Posten gebeten hätte. Nein, er würde sich durchbeißen. Langsam, aber sicher - wie er es schon immer getan hatte.
Es klopfte dreimal an der Tür. Schmeier öffnete die Augen, warf der Tür seines neuen Büros einen ärgerlichen Blick zu und setze sich seufzend in seinem alten, aber durchaus bequemen Ledersessel auf, bevor er "Herein!" rief.
Die Tür öffnete sich mit einem leichten Schaben und gab den Blick auf einen sporadisch eingerichteten Vorraum frei, in dem sich neben einem kleinen Buchsbaum in einer Ecke neben der silbernen Fahrstuhltür nur ein alter Schreibtisch, ein abgenutzter Drehstuhl und ein vermutlich schon seit Jahren veralteter PC standen - der Ersatz für den noch nicht aus der alten Kommandantur in Regensburg gelieferten Arbeitsplatzes von Oberstabsfeldwebel Paul Wiemann, seinem Adjutanten. Seinem neuen Adjutanten. Sein vorheriger Adjutant, Thorben Meier, war in Dornstadt geblieben - offenbar war es beim DSO Tradition, den Adjutanten des vorherigen Kommandantens zu übernehmen. Jedenfalls hatte Schmeier nie davon gehört, dass es beim DSO seit seiner Gründung jemals einen anderen Adjutanten außer Wiemann gab.
Selbiger war es auch, der nun in der Tür stand, kurz vor seinem neuen Vorgesetzten salutierte und dann auf ihn zukam - mit einem weiteren Stapel Akten unter dem Arm. Schmeier stöhnte und Wiesmann schenkte ihm einen halb mitleidigen, jedoch auch halb spöttischen Blick.
"Hier sind die restlichen Akten zur Luftlandebrigade 31, Herr General.", sagte Wiemann und legte Schmeier den Aktenstapel auf den Schreibtisch. "Muss das denn sein?", stöhnte Schmeier. "Ich fürchte schon, Herr General. Schließlich müssen sie ja auch gut informiert sein, wollen sie diese Division anführen. Ich habe hier übrigens noch eine Zusammenstellung der letzten..."
Schmeier hörte auf, seinem neuen Adjutanten zuzuhören, ließ ihn jedoch weitersprechen und begnügte sich damit, Löcher in die Luft und die dahinterliegende Wand zu starren und dabei ein wenig über seinen neuen Helfer nachzudenken.
Diese langen Vorträge waren typisch für Wiemann. Geriet er einmal richtig in Fahrt, konnte er jemanden schon mal eine ganze Stunde mit irgendwelchen Zahlen, Daten und Aufstellungen vollquatschen, die er wohl irgendwie in seinem Kopf behalten konnte - eine Fähigkeit, um die der mittlerweile 52-jährige Schmeier ihn durchaus beneidete. Dennoch war Wiemann keinesfalls der typische Bürohengst, wie der Generalmajor nach seiner ersten Begegnung mit ihm fürchtete. Tatsächlich war Wiemann von durchaus fröhlichem Gemüt und vermochte es wie wohl kein anderer aus diesem ganzen Irrenhaus, wie Schmeier insgeheim den Stab der DSO nannte, ihn nach einem langen Arbeitstag wieder ein wenig auf Vordermann zu bringen - und Schmeier hatte viele lange Arbeitstage hinter sich. Es fragte sich langsam sogar, wovon er mittlerweile mehr besaß - Schlaf- oder Überstunden.
Viel wichtiger für Schmeier war jedoch, dass er in Wiemann nicht nur einen kleinen Alleinunterhalter, sondern auch einen vorzüglichen Adjutanten hatte. Ohne seine Unterstützung hätte Schmeier wohl schon nach der ersten Woche klein beigeben können. Wiemann sorgte jedoch dafür, dass sein Vorgesetzter nicht nur einen effizienten Zeitplan, sondern auch zwischen den einzelnen Terminen Zeit genug hatte, sich ein wenig vom Streß zu erholen - oder ein paar weitere Akten von seinem Berg abzutragen.
Wiemann war mittlerweile am Ende seines kleinen Vortrages - Schmeier hatte mitgekriegt, dass es sich offenbar um die Zusammenstellung der letzten Anforderungen des KSKs für neue Waffen handelte - angekommen und nutzte die wiederlangte Aufmerksamkeit seines neuen Vorgesetzten, eine weitere Akte unter dem Arm hervorzuziehen und sie auf dem Stapel anderer Akten auf des Generalmajors Schreibtisch zu platzieren. "Dies ist nochmal eine kurze Zusammenfassung der Anforderungen, Herr General. Sie sollten sie sich am Besten noch heute ansehen, da die Lieferung des ganzen Materials ihrer Genehmigung benötigt. Sie müssen eigentlich nur noch unterschreiben - die anderen Formalitäten habe ich bereits erledigt."
"Wiemann," sagte Schmeier, "sie sind ein Schatz. Ich glaube, ich wüsste nicht, wo ich ohne sie wäre." Der Generalmajor seufzte, griff nach Akte und Füllfederhalter, schlug den Aktendeckel auf und setzte seine Unterschrift unter das Dokument, ohne es eines weiteren Blickes zu würdigen. Anschließend reichte er die Akte Wiemann an, der sie sich wieder unter den Arm klemmte.
"War das dann alles, Wiemann? Oder haben sie noch weitere Akten, mit denen sie mich quälen können?"
"Nun, Herr General - eigentlich war es dass für Heute schon. Aber wo sie mich daran erinnern, fällt mir ein, dass ich da noch diese Akte habe, die..." Weiter kam der Oberstabsfeldwebel nicht - Schmeiers resigniertes Stöhnen war laut genug, jedes weitere seiner Worte zu übertönen.
"Was ist es denn diesmal, Wiemann? Wieder irgendein unnützes Dokument, von dem einer dieser Bürohengste meint, er bräuchte meine Unterschrift, nur um es dann in den Aktenvernichter zu werfen?"
"Nein, Herr General. Es handelt sich eher um eine...Broschüre."
"Eine Broschüre, Wiemann?", fragte Schmeier verwundert.
"Wenn ich recht überlege: Infomappe träfe es wohl besser.", antwortete der Adjutant.
Schmeier ließ sich wieder ein seinem Sessel nach Hinten sacken.
"Nein, Wiemann, Bitte: Verschonen sie mich! Ich weiß schon nicht mehr, wie viele ihrer kleinen "Infomäppchen" ich mir in der letzten Woche antun musste!"
"Ich weiß, Herr General. Aber, es sei ihnen versichert: Jedem ihrer Vorgänger auf diesem Stuhl ging es zu Beginn genau so wie ihnen. Außerdem: Der Inhalt dieser Mappe wird sie bestimmt interessieren."
Schmeier setzte sich wieder auf. Er sah seinen Adjutanten schräg an und fragte: "Wie zum Teufel, Wiemann, kommen sie auf die Idee, dass irgendeine dieser Aktenmappen mich noch in irgendeiner Weise interessieren könnte?"
"Nun, Herr General," antwortete Wiemann mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht, "der Inhalt dieser Akte dreht sich um INPEFESSA. Sie erinnern sich?"
Jetzt hatte Wiemann es geschafft: Schmeiers Interesse war schlagartig geweckt. Kerzengerade setzte er sich in seinem Lederstuhl auf und streckte die Hand aus, in die Wiemann dann auch noch die letzte Akte legte, die er unter seinem Arm trug.
"Und ob ich mich erinnere, Wiemann. Es ist ihnen also endlich gelungen, an Informationen darüber heranzukommen?"
"Wäre es anders, hielten sie jetzt doch wohl diese Akte nicht in der Hand, oder?", antwortete der Adjutant, mittlerweile breit grinsend. Schlagartig wurde er jedoch wieder ernst.
"Ich muss sie jedoch darauf hinweisen, Herr General, dass diese Akte dieses Gelände - eigentlich sogar dieses Zimmer - unter keinen Umständen verlassen darf."
"So wenig wie die anderen Akten, die sich mittlerweile bei mir zu Hause türmen, Wiemann?", hakte der Generalmajor lächelnd bei dem Jüngeren nach.
Wiemann blieb ernst: "Nein, Herr General. Ich meine es ernst. Diese Akte ist wirklich nur dafür gedacht, nur von ihnen und nur in diesem Raum gelesen zu werden.Sie sollten am Besten direkt damit anfangen. Ich werde in zwei Stunden wiederkommen und die Akte dann wieder an mich nehmen. Wenn sie mich nun entschuldigen würden, Herr General: Ich habe noch etwas zu erledigen." Wiemann ging schnellen Schrittes zur Bürotür, drehte sich um und salutierte nochmals kurz, bevor er den Raum verließ und die Tür dabei hinter sich schloß.
Schmeier war perplex und sah sich den Deckel der Aktenmappe an. Eigentlich konnte er an der Akte nichts verdächtiges finden - sah man einmal von dem großen, in roten Lettern ausgeführten Aufdruck "Streng geheim" ab, der sich am oberen und unteren Rand der Akte fand.
Das allein war jedoch nichts Besonderes - oder besser gesagt: Nichts Besonderes mehr. Seit seiner Versetzung hatte Schmeier schätzungsweise ein Dutzend Formulare ausfüllen oder unterschreiben müssen, nur um überhaupt die Genehmigungen zu erhalten, sein zukünftiges Arbeitsmaterial einsehen zu dürfen. Ein guter Teil des Aktenberges in seinem neuen Wohnzimmer bestand aus Akten, deren Geheimhaltungsstufe bei "VS-Vertraulich" begannen und mit der höchsten Stufe - "Streng Geheim" - endeten. Würde sich ein Spion - oder gar einer dieser Blutsuager, die sich "Reporter" oder "Journalisten" schimpften - in sein Haus verirren, hätte dieser wohl seine hellste Freude an dem Stapel hochgeheimer und teilweise ebenso brisanter Informationen in dem Stapel.
Eine Akte, die so Geheim war, dass selbst er sie nicht mit nach Hause oder auch nur über längere Zeit in seinem Büro behalten durfte, war ihm bisher jedoch noch nicht untergekommen.
Nochmals sah Schmeier sich den Deckel der beige-gelben Aktenmappe an. Neben dem Geheimhaltungshinweis bestand der Rest der Beschriftung nur dem in Schwarz auf dem beigen Grund aufgedruckten Wort "INPEFESSA". Sonst nichts. Kein Aktenzeichen, keine Datum, kein Verweis auf die Herkunft - auch das für Schmeier mittlerweile nichts allzu Außergewöhnliches mehr.
Dennoch wollte irgendjemand wohl mit aller Gewalt verhindern, dass irgendetwas, das in dieser Akte stand, auch nur den Hauch einer Chance hatte, an die Öffentlichkeit zu gelangen. Vermutlich die selbe Person, die auch dafür verantwortlich war, dass Schmeier sich unter dem Begriff "INPEFESSA" überhaupt nichts vorstellen konnte.
An und für sich war dies nichts ungewöhnliches - kaum eine der vielen Abkürzungen und Bezeichnungen, die sich in den Akten der DSO fanden, waren Schmeier zu Beginn seiner Vorbereitungszeit geläufig gewesen. Daher hatte er die ersten paar Male, als er über den Begriff "INPEFESSA" gestolpert war, auch nicht großartig beachtet. Interessant wurde es, als Schmeier immer wieder über Verweise auf "INPEFESSA" stieß - vornehmlich in Auflistungen der Mitglieder der DSO, die zu anderen Stellen hin versetzt wurden. Anstatt des üblichen Eintrages, der nicht nur den Grund der Versetzung, sondern auch das Ziel nannte, fanden sich bei allen Personen, die etwas damit zu tun hatten, nur ein kurzer Eintrag: Versetzt(INPEFESSA).
Noch mysteriöser wurde es, als Schmeier nirgendswo eine Erklärung für das Wort finden konnte. Zwar hatte Wiemann für Schmeier ein kleines Heftchen angefertigt, in dem sich praktisch alle bei der DSO verwendeten Abkürzungen samt einer kurzen Erklärung fanden - jedoch war dem Generalmajor recht schnell aufgefallen, dass es in dem kleinen Buch keinen Eintrag zu "INPEFESSA" gab. Ebenso wenig wie in allen anderen Akten, die Schmeier zu Rate zog.
Daher hatte sich Schmeier auch vor gut einer Woche an seinen Adjutanten gewandt, mit der Frage, ob dieser denn wisse, was die geheimnisvolle Abkürzung bedeute. Wiemann hatte kurz überlegt und dann den Mund geöffnet, als wollt er etwas sagen. Offenbar überlegte er es sich in letzter Sekunde jedoch anders, schloss den Mund wieder und erklärte seinem Vorgesetzten, er wolle sich um die Sache kümmern.
Tja, und jetzt lag sie vor ihm. Die Akte, die nun hoffentlich endlich Schmeiers Fragen beantworten konnte.
Langsam schlug er den Deckel auf - und wurde überrascht.
Es war nichts ungewöhnliches, dass auf der ersten Seite einer Akte neben Titel, Aktenzeichen und Herkunft auch nochmals der Vertraulichkeitshinweis abgedruckt war. Das, was Schmeier in der Akte fand, hatte er jedoch auch noch nicht gesehen. Es fanden sich keinerlei Hinweise auf Name oder Herkunft der Akte - dafür jedoch umso mehr Hinweise auf die Geheimhaltungstufe des kleinen Papeirstapels. Wer auch immer die Akte zusammengestellte hatte - es reichte ihm offensichtlich nicht, nochmals "ACHTUNG: STRENG GEHEIM! NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH!" auf das Deckblatt zu schreiben - nein, offenbar wiederholte die Person die Warnung nochmals auf Englisch, Französich, Spanisch und sogar Russisch - oder was auch immer der kyrillische Buchstabensalat war, der Schmeier am unteren Ende des Deckblattes entgegenlächelte.
Nun vollends verwirrt, klappte Schmeier auch das Deckblatt zur Seite und fand auf der ersten Seite des Berichtes nun endlich einen ersten Hinweis auf das geheimnisvolle "INPEFESSA" - allerdings ohne damit etwas anfangen zu können.
Das Blatt war überwiegend weiß. Nur in der Mitte prangte ein farbiger Aufdruck, mit dem Schmeier jedoch absolut nichts anfangen konnte. Er kannte zwar mittlerweile einen Groteil aller Wappen und Abzeichen, die die verschiedenen Divisionen und Heeresteile der Bundeswehr besaßen - das, was auf dem Papier abgedruckt war, konnte er jedoch mit Sicherheit als ein solches Symbol ausschließen.
Dabei war ihm die Grundform durchaus geläufig - ein Wappenschild, wie man es oft bei Bundeswehreinheiten oder aber auch Stadtwappen fand. Auch das Abzeichen der DSO hatte einen solchen Schild als Grundlage. Und wie bei der DSO bestand der innere Teil des Schildes aus einer blauen Fläche in Kacheloptik, die von einem weißen Band umfasst war. Der Rest der beiden Abzeichen unterschied sich jedoch gewaltig. Wo sich bei der "Division Spezielle Operationen" ein goldener Adler im Sturzflug vor einem schwarzen, nach oben gerichteten Pfeil befand, prangte in dem unbekannten Wappenschild an des Adlers Stelle ein nach unten gerichtetes, gold-gelbes Schwert, an dessen Griffende ein ebenfalls gold-gelber Kreis zu sehen war, in dessen Mitte sich ein in Silber ausgeführtes Pentagramm befand. Dazu schlängelte sich über die untere Hälfte des Schildes ein ebenfalls gelbes Spruchband, in dem mit schwarzen, gebrochenen Lettern das gesuchte Wort stand: "INPEFESSA".
Schmeier lenkte seinen Blick auf die Worte unter dem merkwürdigen Konstrukt. "Kurzbericht Amt T", konnte er dort lesen.
Schmeier überlegte kurz, griff dann zu dem kleinen Büchlein mit den Abkürzungen und blätterte kurz darin, nur um seine Ahnung zu bestätigen: Weder hatte er bisher von einem solchen "Amt T" gehört, noch fand sich die Abkürzung in Wiemanns Buch. Nochmals ging Schmeier seine Erinnerungen durch: Er kannte das Arbietsamt, das Sozial und das Kanzleramt, alle Ämter der deutschen Behörden, ja selbst "Amt Blank" war ihm noch eine Begriff - von einem "Amt T" hatte er jedoch wirklich noch nie etwas gehört.
Der Generalmajor murmelte ein paar wütende Worte, beruhigte sich dann jedoch wieder und schlug die nächste Seite in der Akte auf. Hier fanden sich keine merkwürdigen Symbole oder Bezeichnungen. Dafür ein langer Text, gekrönt von den dick gedruckten Worten "Amt T - Einleitung". Zufriegen seufzte Schmeier und begann damit, den umfangreichen Text zu lesen.
Als Wiemann zweieinhalb Stunden später wieder sein Büro betrat, um die Akte an sich zu nehmen, hatte Schmeier seinen Glauben in die Welt verloren.
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