Gastredners literarische Welt(oder: INPEFESSA)

    • Gastredners literarische Welt(oder: INPEFESSA)

      ANMERKUNG: Wer sich grundsätzlich nicht für meine Motive oder Entscheidungen für bzw. vor dieser kleinen Publikation interessiert, kann den folgenden Abschnitt gerne überspringen und gleich mit der Geschichte anfangen.
      Teilweise habe ich das Gefühl, die lange Einleitung hier schreckt Leser ab - falls das so sein sollte: Beachtet sie einfach gar nicht! Lest einfach die Geschichte - und schreibt mir doch bitte einen KOMMENTAR dazu!
      Es ist äußerst deprimierend, wenn man schreibt und schreibt und schreibt und dann antwortet einfach keiner...

      So, ich habe es getan.
      Wie bereits angedroht, möchte ich hier etwas veröffentlichen, womit ich mich die letzten beiden Nächte - im Kopf schon länger - befasste.
      Ein paar klärende Worte jedoch vorweg: Ich bin nicht sicher, ob sich dieser kleine Anfang, den ich geschrieben ahbe, jemals wirklich zu einer vollständigen Geschichte entwickeln wird. Ich habe Ideen, einige sogar - doch bin ich mir weder über die Umsetzung noch die wirklichen Details oder den späteren Verlauf der ersten, noch lange nicht finalen Handlung sicher.
      Daher möchte ich darauf hinweisen, dass dies womöglich der einzige Ausschnitt aus der kleinen Gedankenwelt bleiben wird, der es hierher schafft.
      Allerdings war dies ehrlich gesagt auch nicht mein eigentliches Zuel für diesen Thread. Viel mehr ging es mir um etwas anderes: Die generelle Fähigkeit des Schreibens. Ich habe einige Dinge im Kopf, die ich womöglich noch ausarbieten und dann ebenfalls hier präsentieren werde. Daher auch der Titel für den Thread anstelle der klassischen Aufnahme des Titels der Geschichte in die Überschrift. Ich möchte einfach wissen, zu was ich in der Lage bin, bzw. was andere Leute von meinem Schreibstil halten. Da meine persönliche Umgebung in solchen Dingen jedoch eher faul - oder unbegabt - ist, wollte ich unverfrorenerweise diesen Teil des zfBoards nutzen, um ein wenig Feedback einzuholen. Gute Kritiker gibt es hier ja schließlich genug.
      So, jetzt aber Schluss mit der langen Einleitung.
      Ich möchte euch jetzt den erwähnten Beginn einer Geschichte zeigen, den ich letztens schrieb.
      Die Geschichte trägt noch keinen Namen - zumindest keinen wirklichen. Könnte damit zusammenhängen, dass sie ursprünglich aus einer angedachten FF hervor geht, sich aber womöglich noch vollständig verselbstständigen wird.
      Dennoch könnte man wohl als Titel des Ganzen das Wort "INPEFESSA" akzeptieren.
      Genauer gesagt handelt es sich hierbei jedoch nicht um ein Wort, sondern um ein Akronym. Seine Bedeutung werde ich jedoch gemeinerweise erst einmal unterschlagen, da es sich womöglich noch ändern könnte(wenn auch unwahrscheinlich).
      Wer dennoch unbedingt wissen will, was sich dahinter verbirgt, kann sich ja mal am Raten versuchen. Dazu zwei Tipps:
      A) Wie bereits gesagt: Es ist ein Akronym.
      B) Es hat etwas mit Religion zu tun. Genauer gesagt: Einem religiösen Ausdruck.
      Jetzt aber endgültig genug von der Vorrede. Hier jetzt also der Text. Viel Spaß damit,

      ~Gastredner

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      Neue Kommandantur DSO, Stadtallendorf, Deutschland. 19.46 Uhr MEZ

      Er hätte ablehnen sollen.
      Er hätte gottverdammt nochmal ablehnen sollen.
      Nicht, dass der neue Posten nicht gut bezahlt gewesen wäre - nein, aus finanzieller Sicht konnte sich Generalmajor Thorsten Schmeier sicherlich nicht beklagen. Es waren eher die restlichen Umstände, die dem Soldaten sein neues Kommando alles andere als Schmackhaft machten.
      Vor knapp einem Monat war der bisherige Kommandant der DSO, der "Division Spezielle Operationen", aus persönlichen Gründen von seinem Posten zurückgetreten. Noch am selben Tag war Schmeier - zu diesem Zeitpunkt noch Brigadegeneral - zu einem der seltenen Treffen mit dem Generealinspekteur der Bundeswehr, Wolfgang Schneiderhahn, gerufen und der Posten als neuer Kommandant der DSO angeboten worden. Natürlich hatte er zugestimmt - wann erhält man schließlich schon mal die Chance auf ein solches Kommando?
      Seitdem hatte der frisch gebackene Generalmajor drei Wochen Zeit gehabt, seine Entscheidung zu bereuen.
      Schmeier war ein Karrieremensch - er war es gewohnt, Überstunden zu schieben und auch schon mal für einen neuen Posten umzuziehen. Vermutlich war dies auch der Grund für seine gescheiterte Ehe mit seiner Frau - Ex-Frau, wie er sich in Erinnerung rief - Margarethe.
      Aber das, was die Leute von der DSO als Überstunden bezeichneten, war schon nicht mehr karrieregeil, sondern eher selbstmörderisch.
      Seit Beginn der Vorbereitungszeit auf seinen neuen Posten war Schmeier nicht nur gezwungen gewesen, sein geliebtes Haus in Dornstadt aufzugeben und nach Stadtallendorf, dem neuen Standort der DSO zu ziehen, sondern hatte sich auch in die Arbeit einlesen müssen. Er wusste mittlerweile nicht mehr, wie oft irgendwelche Leute plötzlich bei ihm auf der Matte seines neuen Hauses standen, damit er ihnen irgendwelche Dokumente mit seiner Unterschrift verzieren konnte, nur um irgendeine weitere Freigabe für irgendwelche weiteren Akten zu erhalten, die sich mittlerweile wie ein kleiner Mount Everest in seinem Zimmer stapelten. Oder eher wie ein Mount St. Helens - hatte er doch Angst, der Aktenstapel könnte jeder Zeit explodieren, würde er es nicht schaffen, diesen Berg an Papier irgendwie innerhalb der nächsten Woche abzuarbeiten.
      Dazu kamen seit einer Woche immer wieder Fahrten in Einrichtungen, die auf jede mögliche - oder auch unmögliche - Art und Weise mit der DSO in Verbindung standen. Fahrten, die eigentlich immer gleich abliefen. Ein paar Stunden Autofahrt, danach eine Kontrolle, gefolgt von einem allgemeinen Händeschütteln mit Personen, die er weder kannte, noch kennenlernen wollte, und die ihn dann durch irgendwelche Betriebe, Fertigungsstraßen oder Ausbildungszentren schleusten und ihn dabei mit so vielen Informationen vollquetschten, dass Schmeier langsam aber sicher das Gefühl hatte, sein Kopf würde bei der nächsten Besichtigungstour einfach platzen.
      Außerdem waren da dann noch die Antrittsbesuche aller Kommandeure der dem Stab der DSO unterstellten Einheiten. Mittlerweile hatte Schmeier das Gefühl, die Hälfte aller Kommandeure aller Nachschub-, Instandsetzungs- und Aufklärungseinheiten der Bundeswehr zu kennen - und das waren noch nicht einmal die Hälfte aller Namen, die auf seiner Liste standen.
      Und dabei hatte sein eigentlicher Dienst noch nicht einmal begonnen.
      Mittlerweile war es jedoch zu spät. Thorsten Schmeier gehörte nicht zu dieser Art von Mensch, die sich auf etwas einließen, nur um kurz darauf wie ein Hund mit eingeklemmten Schwanz zu seinem Herrchen zu dackeln und um eine Zurückversetzung in seinen alten Posten gebeten hätte. Nein, er würde sich durchbeißen. Langsam, aber sicher - wie er es schon immer getan hatte.
      Es klopfte dreimal an der Tür. Schmeier öffnete die Augen, warf der Tür seines neuen Büros einen ärgerlichen Blick zu und setze sich seufzend in seinem alten, aber durchaus bequemen Ledersessel auf, bevor er "Herein!" rief.
      Die Tür öffnete sich mit einem leichten Schaben und gab den Blick auf einen sporadisch eingerichteten Vorraum frei, in dem sich neben einem kleinen Buchsbaum in einer Ecke neben der silbernen Fahrstuhltür nur ein alter Schreibtisch, ein abgenutzter Drehstuhl und ein vermutlich schon seit Jahren veralteter PC standen - der Ersatz für den noch nicht aus der alten Kommandantur in Regensburg gelieferten Arbeitsplatzes von Oberstabsfeldwebel Paul Wiemann, seinem Adjutanten. Seinem neuen Adjutanten. Sein vorheriger Adjutant, Thorben Meier, war in Dornstadt geblieben - offenbar war es beim DSO Tradition, den Adjutanten des vorherigen Kommandantens zu übernehmen. Jedenfalls hatte Schmeier nie davon gehört, dass es beim DSO seit seiner Gründung jemals einen anderen Adjutanten außer Wiemann gab.
      Selbiger war es auch, der nun in der Tür stand, kurz vor seinem neuen Vorgesetzten salutierte und dann auf ihn zukam - mit einem weiteren Stapel Akten unter dem Arm. Schmeier stöhnte und Wiesmann schenkte ihm einen halb mitleidigen, jedoch auch halb spöttischen Blick.
      "Hier sind die restlichen Akten zur Luftlandebrigade 31, Herr General.", sagte Wiemann und legte Schmeier den Aktenstapel auf den Schreibtisch. "Muss das denn sein?", stöhnte Schmeier. "Ich fürchte schon, Herr General. Schließlich müssen sie ja auch gut informiert sein, wollen sie diese Division anführen. Ich habe hier übrigens noch eine Zusammenstellung der letzten..."
      Schmeier hörte auf, seinem neuen Adjutanten zuzuhören, ließ ihn jedoch weitersprechen und begnügte sich damit, Löcher in die Luft und die dahinterliegende Wand zu starren und dabei ein wenig über seinen neuen Helfer nachzudenken.
      Diese langen Vorträge waren typisch für Wiemann. Geriet er einmal richtig in Fahrt, konnte er jemanden schon mal eine ganze Stunde mit irgendwelchen Zahlen, Daten und Aufstellungen vollquatschen, die er wohl irgendwie in seinem Kopf behalten konnte - eine Fähigkeit, um die der mittlerweile 52-jährige Schmeier ihn durchaus beneidete. Dennoch war Wiemann keinesfalls der typische Bürohengst, wie der Generalmajor nach seiner ersten Begegnung mit ihm fürchtete. Tatsächlich war Wiemann von durchaus fröhlichem Gemüt und vermochte es wie wohl kein anderer aus diesem ganzen Irrenhaus, wie Schmeier insgeheim den Stab der DSO nannte, ihn nach einem langen Arbeitstag wieder ein wenig auf Vordermann zu bringen - und Schmeier hatte viele lange Arbeitstage hinter sich. Es fragte sich langsam sogar, wovon er mittlerweile mehr besaß - Schlaf- oder Überstunden.
      Viel wichtiger für Schmeier war jedoch, dass er in Wiemann nicht nur einen kleinen Alleinunterhalter, sondern auch einen vorzüglichen Adjutanten hatte. Ohne seine Unterstützung hätte Schmeier wohl schon nach der ersten Woche klein beigeben können. Wiemann sorgte jedoch dafür, dass sein Vorgesetzter nicht nur einen effizienten Zeitplan, sondern auch zwischen den einzelnen Terminen Zeit genug hatte, sich ein wenig vom Streß zu erholen - oder ein paar weitere Akten von seinem Berg abzutragen.
      Wiemann war mittlerweile am Ende seines kleinen Vortrages - Schmeier hatte mitgekriegt, dass es sich offenbar um die Zusammenstellung der letzten Anforderungen des KSKs für neue Waffen handelte - angekommen und nutzte die wiederlangte Aufmerksamkeit seines neuen Vorgesetzten, eine weitere Akte unter dem Arm hervorzuziehen und sie auf dem Stapel anderer Akten auf des Generalmajors Schreibtisch zu platzieren. "Dies ist nochmal eine kurze Zusammenfassung der Anforderungen, Herr General. Sie sollten sie sich am Besten noch heute ansehen, da die Lieferung des ganzen Materials ihrer Genehmigung benötigt. Sie müssen eigentlich nur noch unterschreiben - die anderen Formalitäten habe ich bereits erledigt."
      "Wiemann," sagte Schmeier, "sie sind ein Schatz. Ich glaube, ich wüsste nicht, wo ich ohne sie wäre." Der Generalmajor seufzte, griff nach Akte und Füllfederhalter, schlug den Aktendeckel auf und setzte seine Unterschrift unter das Dokument, ohne es eines weiteren Blickes zu würdigen. Anschließend reichte er die Akte Wiemann an, der sie sich wieder unter den Arm klemmte.
      "War das dann alles, Wiemann? Oder haben sie noch weitere Akten, mit denen sie mich quälen können?"
      "Nun, Herr General - eigentlich war es dass für Heute schon. Aber wo sie mich daran erinnern, fällt mir ein, dass ich da noch diese Akte habe, die..." Weiter kam der Oberstabsfeldwebel nicht - Schmeiers resigniertes Stöhnen war laut genug, jedes weitere seiner Worte zu übertönen.
      "Was ist es denn diesmal, Wiemann? Wieder irgendein unnützes Dokument, von dem einer dieser Bürohengste meint, er bräuchte meine Unterschrift, nur um es dann in den Aktenvernichter zu werfen?"
      "Nein, Herr General. Es handelt sich eher um eine...Broschüre."
      "Eine Broschüre, Wiemann?", fragte Schmeier verwundert.
      "Wenn ich recht überlege: Infomappe träfe es wohl besser.", antwortete der Adjutant.
      Schmeier ließ sich wieder ein seinem Sessel nach Hinten sacken.
      "Nein, Wiemann, Bitte: Verschonen sie mich! Ich weiß schon nicht mehr, wie viele ihrer kleinen "Infomäppchen" ich mir in der letzten Woche antun musste!"
      "Ich weiß, Herr General. Aber, es sei ihnen versichert: Jedem ihrer Vorgänger auf diesem Stuhl ging es zu Beginn genau so wie ihnen. Außerdem: Der Inhalt dieser Mappe wird sie bestimmt interessieren."
      Schmeier setzte sich wieder auf. Er sah seinen Adjutanten schräg an und fragte: "Wie zum Teufel, Wiemann, kommen sie auf die Idee, dass irgendeine dieser Aktenmappen mich noch in irgendeiner Weise interessieren könnte?"
      "Nun, Herr General," antwortete Wiemann mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht, "der Inhalt dieser Akte dreht sich um INPEFESSA. Sie erinnern sich?"
      Jetzt hatte Wiemann es geschafft: Schmeiers Interesse war schlagartig geweckt. Kerzengerade setzte er sich in seinem Lederstuhl auf und streckte die Hand aus, in die Wiemann dann auch noch die letzte Akte legte, die er unter seinem Arm trug.
      "Und ob ich mich erinnere, Wiemann. Es ist ihnen also endlich gelungen, an Informationen darüber heranzukommen?"
      "Wäre es anders, hielten sie jetzt doch wohl diese Akte nicht in der Hand, oder?", antwortete der Adjutant, mittlerweile breit grinsend. Schlagartig wurde er jedoch wieder ernst.
      "Ich muss sie jedoch darauf hinweisen, Herr General, dass diese Akte dieses Gelände - eigentlich sogar dieses Zimmer - unter keinen Umständen verlassen darf."
      "So wenig wie die anderen Akten, die sich mittlerweile bei mir zu Hause türmen, Wiemann?", hakte der Generalmajor lächelnd bei dem Jüngeren nach.
      Wiemann blieb ernst: "Nein, Herr General. Ich meine es ernst. Diese Akte ist wirklich nur dafür gedacht, nur von ihnen und nur in diesem Raum gelesen zu werden.Sie sollten am Besten direkt damit anfangen. Ich werde in zwei Stunden wiederkommen und die Akte dann wieder an mich nehmen. Wenn sie mich nun entschuldigen würden, Herr General: Ich habe noch etwas zu erledigen." Wiemann ging schnellen Schrittes zur Bürotür, drehte sich um und salutierte nochmals kurz, bevor er den Raum verließ und die Tür dabei hinter sich schloß.
      Schmeier war perplex und sah sich den Deckel der Aktenmappe an. Eigentlich konnte er an der Akte nichts verdächtiges finden - sah man einmal von dem großen, in roten Lettern ausgeführten Aufdruck "Streng geheim" ab, der sich am oberen und unteren Rand der Akte fand.
      Das allein war jedoch nichts Besonderes - oder besser gesagt: Nichts Besonderes mehr. Seit seiner Versetzung hatte Schmeier schätzungsweise ein Dutzend Formulare ausfüllen oder unterschreiben müssen, nur um überhaupt die Genehmigungen zu erhalten, sein zukünftiges Arbeitsmaterial einsehen zu dürfen. Ein guter Teil des Aktenberges in seinem neuen Wohnzimmer bestand aus Akten, deren Geheimhaltungsstufe bei "VS-Vertraulich" begannen und mit der höchsten Stufe - "Streng Geheim" - endeten. Würde sich ein Spion - oder gar einer dieser Blutsuager, die sich "Reporter" oder "Journalisten" schimpften - in sein Haus verirren, hätte dieser wohl seine hellste Freude an dem Stapel hochgeheimer und teilweise ebenso brisanter Informationen in dem Stapel.
      Eine Akte, die so Geheim war, dass selbst er sie nicht mit nach Hause oder auch nur über längere Zeit in seinem Büro behalten durfte, war ihm bisher jedoch noch nicht untergekommen.
      Nochmals sah Schmeier sich den Deckel der beige-gelben Aktenmappe an. Neben dem Geheimhaltungshinweis bestand der Rest der Beschriftung nur dem in Schwarz auf dem beigen Grund aufgedruckten Wort "INPEFESSA". Sonst nichts. Kein Aktenzeichen, keine Datum, kein Verweis auf die Herkunft - auch das für Schmeier mittlerweile nichts allzu Außergewöhnliches mehr.
      Dennoch wollte irgendjemand wohl mit aller Gewalt verhindern, dass irgendetwas, das in dieser Akte stand, auch nur den Hauch einer Chance hatte, an die Öffentlichkeit zu gelangen. Vermutlich die selbe Person, die auch dafür verantwortlich war, dass Schmeier sich unter dem Begriff "INPEFESSA" überhaupt nichts vorstellen konnte.
      An und für sich war dies nichts ungewöhnliches - kaum eine der vielen Abkürzungen und Bezeichnungen, die sich in den Akten der DSO fanden, waren Schmeier zu Beginn seiner Vorbereitungszeit geläufig gewesen. Daher hatte er die ersten paar Male, als er über den Begriff "INPEFESSA" gestolpert war, auch nicht großartig beachtet. Interessant wurde es, als Schmeier immer wieder über Verweise auf "INPEFESSA" stieß - vornehmlich in Auflistungen der Mitglieder der DSO, die zu anderen Stellen hin versetzt wurden. Anstatt des üblichen Eintrages, der nicht nur den Grund der Versetzung, sondern auch das Ziel nannte, fanden sich bei allen Personen, die etwas damit zu tun hatten, nur ein kurzer Eintrag: Versetzt(INPEFESSA).
      Noch mysteriöser wurde es, als Schmeier nirgendswo eine Erklärung für das Wort finden konnte. Zwar hatte Wiemann für Schmeier ein kleines Heftchen angefertigt, in dem sich praktisch alle bei der DSO verwendeten Abkürzungen samt einer kurzen Erklärung fanden - jedoch war dem Generalmajor recht schnell aufgefallen, dass es in dem kleinen Buch keinen Eintrag zu "INPEFESSA" gab. Ebenso wenig wie in allen anderen Akten, die Schmeier zu Rate zog.
      Daher hatte sich Schmeier auch vor gut einer Woche an seinen Adjutanten gewandt, mit der Frage, ob dieser denn wisse, was die geheimnisvolle Abkürzung bedeute. Wiemann hatte kurz überlegt und dann den Mund geöffnet, als wollt er etwas sagen. Offenbar überlegte er es sich in letzter Sekunde jedoch anders, schloss den Mund wieder und erklärte seinem Vorgesetzten, er wolle sich um die Sache kümmern.
      Tja, und jetzt lag sie vor ihm. Die Akte, die nun hoffentlich endlich Schmeiers Fragen beantworten konnte.
      Langsam schlug er den Deckel auf - und wurde überrascht.
      Es war nichts ungewöhnliches, dass auf der ersten Seite einer Akte neben Titel, Aktenzeichen und Herkunft auch nochmals der Vertraulichkeitshinweis abgedruckt war. Das, was Schmeier in der Akte fand, hatte er jedoch auch noch nicht gesehen. Es fanden sich keinerlei Hinweise auf Name oder Herkunft der Akte - dafür jedoch umso mehr Hinweise auf die Geheimhaltungstufe des kleinen Papeirstapels. Wer auch immer die Akte zusammengestellte hatte - es reichte ihm offensichtlich nicht, nochmals "ACHTUNG: STRENG GEHEIM! NUR FÜR DEN DIENSTGEBRAUCH!" auf das Deckblatt zu schreiben - nein, offenbar wiederholte die Person die Warnung nochmals auf Englisch, Französich, Spanisch und sogar Russisch - oder was auch immer der kyrillische Buchstabensalat war, der Schmeier am unteren Ende des Deckblattes entgegenlächelte.
      Nun vollends verwirrt, klappte Schmeier auch das Deckblatt zur Seite und fand auf der ersten Seite des Berichtes nun endlich einen ersten Hinweis auf das geheimnisvolle "INPEFESSA" - allerdings ohne damit etwas anfangen zu können.
      Das Blatt war überwiegend weiß. Nur in der Mitte prangte ein farbiger Aufdruck, mit dem Schmeier jedoch absolut nichts anfangen konnte. Er kannte zwar mittlerweile einen Groteil aller Wappen und Abzeichen, die die verschiedenen Divisionen und Heeresteile der Bundeswehr besaßen - das, was auf dem Papier abgedruckt war, konnte er jedoch mit Sicherheit als ein solches Symbol ausschließen.
      Dabei war ihm die Grundform durchaus geläufig - ein Wappenschild, wie man es oft bei Bundeswehreinheiten oder aber auch Stadtwappen fand. Auch das Abzeichen der DSO hatte einen solchen Schild als Grundlage. Und wie bei der DSO bestand der innere Teil des Schildes aus einer blauen Fläche in Kacheloptik, die von einem weißen Band umfasst war. Der Rest der beiden Abzeichen unterschied sich jedoch gewaltig. Wo sich bei der "Division Spezielle Operationen" ein goldener Adler im Sturzflug vor einem schwarzen, nach oben gerichteten Pfeil befand, prangte in dem unbekannten Wappenschild an des Adlers Stelle ein nach unten gerichtetes, gold-gelbes Schwert, an dessen Griffende ein ebenfalls gold-gelber Kreis zu sehen war, in dessen Mitte sich ein in Silber ausgeführtes Pentagramm befand. Dazu schlängelte sich über die untere Hälfte des Schildes ein ebenfalls gelbes Spruchband, in dem mit schwarzen, gebrochenen Lettern das gesuchte Wort stand: "INPEFESSA".
      Schmeier lenkte seinen Blick auf die Worte unter dem merkwürdigen Konstrukt. "Kurzbericht Amt T", konnte er dort lesen.
      Schmeier überlegte kurz, griff dann zu dem kleinen Büchlein mit den Abkürzungen und blätterte kurz darin, nur um seine Ahnung zu bestätigen: Weder hatte er bisher von einem solchen "Amt T" gehört, noch fand sich die Abkürzung in Wiemanns Buch. Nochmals ging Schmeier seine Erinnerungen durch: Er kannte das Arbietsamt, das Sozial und das Kanzleramt, alle Ämter der deutschen Behörden, ja selbst "Amt Blank" war ihm noch eine Begriff - von einem "Amt T" hatte er jedoch wirklich noch nie etwas gehört.
      Der Generalmajor murmelte ein paar wütende Worte, beruhigte sich dann jedoch wieder und schlug die nächste Seite in der Akte auf. Hier fanden sich keine merkwürdigen Symbole oder Bezeichnungen. Dafür ein langer Text, gekrönt von den dick gedruckten Worten "Amt T - Einleitung". Zufriegen seufzte Schmeier und begann damit, den umfangreichen Text zu lesen.
      Als Wiemann zweieinhalb Stunden später wieder sein Büro betrat, um die Akte an sich zu nehmen, hatte Schmeier seinen Glauben in die Welt verloren.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von Gastredner ()

    • Original von Impa
      In nomine patris, et filii, et spiritus sancti ;p
      EDIT: Und am Ende halt noch "Amen" xD

      Eigentlich noch ohne die Kommata, so kenne ich es zumindest nur.
      Tja, das war wohl zu einfach.
      Aber dann kann ich ja weiterfragen, was das denn dann bitte bei einer eher säkularisierten Einrichtugn wie dem Bund zu suchen hat. Beziehungsweise dem "Amt T".
      Ich habe übrigens vor, einen weiteren Charakter einzuführen, jedoch erst einmal unabhängig der beiden bereits erwähnten. Ich habe einen guten Teil des Textes bereits im Kopf vorformuliert und werde dann wohl heute noch mit der Niederschrift beginnen.
      Vorher muss ich aber noch eine kurze Bewerbung schreiben.
    • Hm,

      ungewöhnlich, eine Geschichte mit der BW. Mir gefällt der Anfang, ist zwar nicht sehr ausergewöhnlich, aber solide. (So fangen sehr viele Geschichten an, die was mit Spezial-Einheiten im Militär zu tun haben, also so ähnlich.)

      Was die Fähigkeit anbelangt, ist schon da, du drückst dich nett aus. Liest sich angenehm, was aus der Geschichte wird weis ich nicht, aber ich würd gern mehr lesen. (Vermutlich kommt jetzt ein Charakter-Wechsel?Die kommen immer jetzt.)

      Die Begriffe sind auch richtig eingesetzt, da hast du deine Hausaufgaben wirklich gemacht, das war mir dann doch wichtig.
      Manche Leute sollten sich dem Wahnsinn nicht preisgeben,
      denn sie können nicht mit ihm umgehen. Für andere ist er ein
      Geschenk, eine Brille für die Welt.
      Boss, Vossler, Saber!
    • Original von Purifying Flame
      ungewöhnlich, eine Geschichte mit der BW.

      War vor allem der Aufhänger, wird aber vermutlich auch später noch vorkommen. "Amt T" - was auch immer dies sein mag - steht halt in einer gewissen Beziehung zum Militär, und zur DSO besonders.
      Außerdem gibt es einfach unglaublich wenig Geschichten, die sich auch mal mit der heutigen zeit beschäftigen, gleichzeitig aber immer noch in den Bereich der Fantasy gehören.

      Was die Fähigkeit anbelangt, ist schon da, du drückst dich nett aus. Liest sich angenehm, was aus der Geschichte wird weis ich nicht, aber ich würd gern mehr lesen.

      Ich würde auch gerne mehr schreiben.
      Gestern Abend wollte ich eigentlich noch, es wurde jedoch zu spät. Und um halb Eins konnte(wollte?) ich nicht mehr schreiben, sondern nur noch schlafen. Heute werd ich jedoch einen neuen Abschnitt beginnen.
      Abgesehen davon: Schön, dass es jemandem gefällt.

      (Vermutlich kommt jetzt ein Charakter-Wechsel?Die kommen immer jetzt.)

      Bingo. Vielleicht ein wenig klischeehaft, aber ich will unbedingt eine Szene niederschreiben, die mir im Kopf herumhängt. Für einen weiteren Charakter.

      Die Begriffe sind auch richtig eingesetzt, da hast du deine Hausaufgaben wirklich gemacht, das war mir dann doch wichtig.

      Mir auch.
      Es gibt einige Dinge, bei denen ich jetzt nicht wusste, ob es so richtig ist oder nicht. Z. B. die Stellen, wo Wiemann salutiert. Ich bin nicht sicher, ob Adjutanten wirklich andauernd salutieren müssen, wenn sie das Büro ihres Vorgesetzten betreten.
      Ich köntne mal einen Frund fragen - er hat zwei Onkel, beide Oberstleutnant beim Bund. Vielleicht wissen die ja mehr.
      Ansonsten wolte ich mich möglichst nah an der Realität halten. Stadtallenburg wird demnächst irgendwann das neue Zentrum der DSO werden, Regensburg wird aufgegeben, die Namen des Generalinspekteurs und des angeblich zurückgetretenen DSO-Kommandanten sind die realen, und in Dornstadt ist die Rommel-Kaserne mit einem Logistikbattalion. Erschien mir als recht realistisch, einen angeblichen Kommandanten einer Logistikeinheit zum Kommandanten der DSO zu machen.

      Und endlich mal ein Kommentar. Bisher habe ich teilweise nicht verstanden, wieso die Leute sich so aufregen, kriegen sie keine Kommentare. Aber wenn man selbst erst mal was hier drinstehen hat, nervt es doch schon, wenn einem alles hier so tot vorkommt.
      Ich denke übrigens gerade darüber nach, weitere Informationen über die Geschichte in Form von Einträgen eines "Amt-T-Lexikons" herauszugeben, würde jedoch vorher gerne noch wissen, was man hier davon halten würde, würde man die Geschichte des Ganzen nicht nur in den Abschnitten, sondern auch so herausgestellt erzählen.
      Ansonsten wird es wohl heute oder morgen Abend den nächsten Teil geben.
      Bis dahin,

      ~Gastredner
    • Ich war erstmal etas verwirrt, denn eine Geschichte die ich seit längeren Plane hat ähnliche Ansätze wie deine, daher wollt ich noch nicht antworten. Aber als ich länger drüber nachgedacht habe wird deine hoffentlich eine andere Richtung einschlagen. (Meine würde 1942 beginnen, von daher schon ein Unterschied.) Es ist schon sehr verwirrend eine Geschichte zu lesen, die seeeehr ähnlich anfängt wie die seine. Nur ein par Jahre verschoben..


      Aber egal, die Idee mit dem Lexikon hört sich doch ungewöhnlich an, warum nicht, ist ja deine Geschichte. Wird keinen stören wenn die Sache bisschen aus dem "normalen" Muster rausfällt. Wenn bald ein weiterer Teil kommt, hab ich wenigstens was zu lesen wärend der Torrent vor sich hinschleicht. :ugly:

      Ich freu mich auf den weiteren Chara, und hoffe dass er nicht die Klischees erfüllt die die Amiländischen Militär-Romane immer anbieten. :D


      so,ende.
      Manche Leute sollten sich dem Wahnsinn nicht preisgeben,
      denn sie können nicht mit ihm umgehen. Für andere ist er ein
      Geschenk, eine Brille für die Welt.
      Boss, Vossler, Saber!
    • Original von Purifying Flame
      Ich war erstmal etas verwirrt, denn eine Geschichte die ich seit längeren Plane hat ähnliche Ansätze wie deine, daher wollt ich noch nicht antworten. Aber als ich länger drüber nachgedacht habe wird deine hoffentlich eine andere Richtung einschlagen. (Meine würde 1942 beginnen, von daher schon ein Unterschied.)

      Der Zweite Weltkrieg wird für mich wohl eher keine Rolle spielen. Kommt allerdings auch darauf an, ob sie sich jetzt Richtung FF oder selbstständige Geschichte orientieren wird - die Entscheidung ist noch lange nicht gefallen, jedoch werde ich auf jeden Fall Teile der Vorlage übernehmen. Selbige hat jedoch durchaus mit dem 2. Wltkrieg zu tun, ist allerdings eindeutig im Bereich der Fantasy anzusiedeln - falls du also etwas schreibst, was damit eher wenig zu tun hat, werden wir da wohl kaum kollidieren.

      Es ist schon sehr verwirrend eine Geschichte zu lesen, die seeeehr ähnlich anfängt wie die seine. Nur ein par Jahre verschoben..

      Kann ich mir gut vorstellen :D

      Aber egal, die Idee mit dem Lexikon hört sich doch ungewöhnlich an, warum nicht, ist ja deine Geschichte.

      Schön, wäre Schade gewesen, hätte ich mir all diese Gedanken darum umsonst gemacht.
      Auch hier wird jedoch wieder die Richtung der Geschichte wichtig sein - sollte sie endgültig zur FF werden(eine jedoch eher ungewöhnliche, da womöglich kein einziger Charakter des Vorbildes vorkommen wird), sollte dieses Lexikon unter Anderem auch dazu dienen, anderen Leuten die Welt des Vorbildes näher zu bringen, so dass niemand im Regen stehen gelassen wird und womöglich einige Dinge nicht versteht.

      Wird keinen stören wenn die Sache bisschen aus dem "normalen" Muster rausfällt. Wenn bald ein weiterer Teil kommt, hab ich wenigstens was zu lesen wärend der Torrent vor sich hinschleicht. :ugly:

      Uh, Torrent, was gibts denn Schönes? :tongue:
      Eigentlich sind diese Torrent ja eine verdammt praktische Sache - wenn es doch nur dauerhaft mehr Seeder gäbe...

      Ich freu mich auf den weiteren Chara, und hoffe dass er nicht die Klischees erfüllt die die Amiländischen Militär-Romane immer anbieten. :D

      Kommt ganz drauf an, was dies für Klischees sind. ;)
      Womöglich wird er einigen Leuten wie eine Mary Sue vorkommen, anderen ist er vielleicht ein wenig klischeehaft oder überzogen. Ich denke jedoch, dass er - ähnlich meiner Selbst - ein eher gedanklich orientiertes Wesen ist, dass zufällig(oder nicht?) einem etwas ausgefallenen und nicht unbedingt "sauberen" Beruf nachgeht...und da heute keiner Zeit hat, werd ich vielleicht gleich mal mit dem Schreiben anfangen.

      ~Gastredner

      EDIT: Ich habe jetzt einmal für alle, die vielleicht nicht wissen, was die DSO überhaupt ist, einen kleinen Lexikoneintrag erstellt, der das Ganze etwas näher bringen sollte, ohne allzu sehr ins Detail zu gehen.
      Ähnlich werden dann auch die zukünftigen Artikel aussehen.
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      Division Spezielle Operationen(DSO), Division der Bundeswehr mit Sitz in Stadtallendorf. 2001 als Ersatz für die daraufhin aufgelöste 1. Luftlandebrigade gegründet, ist die Hauptaufgabe der DSO die Durchführung von Spezialoperationen wie dem Kampf gegen irreguläre Kräfte, schnelle Anfangs- und Abschlussoperationen sowie Operationen im gegnerischen Hinterland. Dazu unterstehen ihr neben umfangreichen Unterstützungstruppen die 26. und 31. Luftlandebrigade sowie die Kommando Spezialkräfte(KSK).
      Im Zuge des Kampfes gegen irreguläre Kräfte wurde der Division nach ihrer Gründung in einer Geheimsitzung desweiteren die Aufsicht über das ->Amt T übergeben.
      ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
      Allerdings werden die folgenden Einträge wohl interessanter werden.
      Noch gibts die aber nicht - sind auch noch nicht fertig. Jetzt wird erstmal die Arbeit am nächsten Abschnitt fortgesetzt.
      ~Gastredner

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    • Zuallerst einmal: Entschuldigt den Doppelpost.
      Da es hier jedoch öfters vorkommt, dass Autoren sich dieses todeswürdigen Verbrechens schuldig machen(müssen?), und das anscheinend ohne Reaktion, gehe ich mal davon aus, dass es im Fanworks stillschweigend geduldet wird.
      Abgesehen davon eine willkommene Möglichkeit, den Thread etwas nach oben und dadurch hoffentlich auch ins Interesse der Kritiker zu beförden(ja, ich hätte gerne ein bisschen mehr Feedback).
      Auf jeden Fall: Ich habe es geschafft, noch in dieser Nacht den nächsten Teil der Geschichte fertigzustellen.
      Außerdem werde ich ab jetzt vor jeden Teil ein oder auch mehr Einträge des Lexikons stellen, um dadurch dem Leser mehr Details über die Welt der Handlung zu geben. Praktisch daran: Es wird sich in Richtung einer FF bewegen - jedoch denke ich, dass auch Leute, die die Vorlage nicht kennen, sich durch die Lexikoneinträge genügend informieren werden können, so dass auch sie der Handlung folgen können.
      Aber egal, jetzt erst einmal die Einträge zum Amt T und dem bereits gelösten INPEFESSA und der zweite Teil der Geschichte. Viel Spaß dabei,

      ~Gastredner
      ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
      Auszug aus dem Lexikon des Amtes T:
      Amt T, Geheimbehörde. Gegründet zur bundesweiten Durchsetzung der im ->Toleranzvertrag von Trier festgelegten Bestimmungen. Das Amt T ist in 3 Abteilungen aufgeteilt:
      -A1(Verwaltung): Zuständig für Erfassung aller vom Toleranzvertrag Betroffenen sowie sämtliche Verwaltungsaspekte des Amtes(insbesondere die medizinische und psychologische Betreuung der Mitglieder der Abteilung 2).
      -A2(->Vollstreckung): Zuständig für Überwachung und Vollstreckung der im Vertrag festgelegten Bestimmungen.
      -A3(Öffentlichkeitsarbeit): Zuständig für Überwachung und Zensierung der Presse sowie die Mitgliedergewinnung.
      Der größte Teil der Beschäftigten der Abteilung 1 besteht aus Berufsbeamten mit besonderer Ausbildung, während sich Abteilung 2 vor allem aus Soldaten - überwiegend der Bundeswehr - und Polizisten(fast aussschließlich aus Spezialeinheiten) zusammensetzt.
      Die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Abteilung 3 hingegen besteht neben Mitgliedern der OpInfo vor allem aus Journalisten und Medienspezialisten.
      Sämtliche Belange des Amtes T fallen unter die höchste Geheimhaltungsstufe("Streng Geheim").
      Ursprünglich auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland beschränkt, wurde das Zuständigkeitsgebiet nach der Wiedervereinigung auch auf die neuen Bundesländer ausgeweitet. 2004 folgte dann - nach dem Beitritt Österreichs zum ->Toleranzvertrag von Trier - die Ausdehnung des Zuständigkeitsgebietes auf die österreichischen Bundesländer.

      INPEFESSA, Akronym. Steht für "In nomine patris et filii et spritus sancti. Amen". Wahlspruch des ->Amtes T. Ursprünglich Wahlspruch der Vorgängerorganisation des Amtes im Deutschen Reich, der ->Kaiserlichen Behörde zur Verfolgung irregulärer Straftäter. Desweiteren wurde der Spruch bei der Übernahme der Aufgaben der KBzViS durch die 1921 gegründete ->Behörde V weitergeführt.
      Obwohl es sich beim Amt T um eine säkularisierte Behörde handelt, sprach sich die Mehrheit der Verantwortlichen bei der Gründung der Behörde 1972 für die Übernahme des Wahlspruches aus. Grund dafür war vermutlich die noch heute vorhandene Popularität des Spruches bei den Mitgliedern der Abteilung 2, die mit dem meist nur mit INPEFESSA abgekürzten Spruch oftmals ihre Einsatzbesprechungen beendeten.
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      Kleine Seitenstraße, Kamen, Deutschland. 23.17 Uhr MEZ
      Es war wieder einmal ein schwerer Tag gewesen.
      Nein, schwer war eigentlich jeder Tag. Dieser war jedoch wieder ein wenig schwerer gewesen als die letzten.
      Er war es mittlerweile gewohnt, Tod und Verderben zu sehen - oder auch zu bringen - , so dass er sich selbst manchmal schon fragte, ob er mittlerweile nicht vollständig abgestumpft, ausgebrannt war.
      Ein einziger Blick auf das, was von der Großfamilie noch übrig war, als sie am Einsatzort ankamen, verneinte diese Frage - allerdings auf eine Art und Weise, die ihm alles andere als willkommen war.
      Und zu allem Überfluss war der dafür Verantwortliche auch noch entkommen. Kaum mehr als einen flüchtigen Blick auf ihn konnten sie erhaschen, danach war er auch schon im Dunkel der Nacht verschwunden. Sie hatten ihm noch ein paar kurze Salven aus ihren Waffen hinterher gejagt - doch das Geräusch, dass eine Kugel verursacht, wenn sie durch Stoff und Fleisch dringt, um dann mit einem splitternden Knall sich selbst ein einen Knochen zu bohren, blieb aus. Natürlich, sie besaßen Nachtsichtgeräte - alles andere wäre dumm gewesen, und Dummheiten konnte man sich in ihrem Beruf in der Regel nur ein einziges Mal leisten. Allerdings hatten sie die Geräte im Wagen liegen lassen - schließlich drangen sie in ein hell beleuchtetes Haus ein und hatten für den Fall der Fälle Taschenlampen dabei und LLMs an ihren Waffen.
      Andererseits war es durchaus ungewöhnlich, dass einer ihrer "Kunden" floh - normalerweise vertrauten sie auf ihre angebliche Überlegenheit, bevor sie - vom Vertrauen geblendet - ihr Ende in einem Kugelhagel fanden. Zumindest die von ihnen, die in letzter Zeit immer häufiger auftraten.
      Noch während der Großteil des Trupps im Haus nach dem Ziel suchte, waren die Leute von der Reinigung, wie die meisten sie nannten, bereits damit beschäftigt, dass Haus wieder in einen Zustand zu bringen, der nicht an einen Splatter-Film erinnert. Eine Arbeit, bei der sie durchaus schnell waren - und gut. Dennoch reichte die Zeit nicht, um die Leichen der Familienmitglieder verschwinden zu lassen. Das Haus der Familie lag in einem Vorort - einen dieser Vororte, in denen die Nachbarn nichts lieber taten, als die Anderen zu beobachten, um das, was sie sahen, dann beim nächsten Kaffeeklatsch noch möglichst warm an ihre Freundinnen weiter zu erzählen.
      Nein, eigentlich wunderte es ihn, dass die Polizei nicht schon eher da war - andererseits war er eigentlich ganz glücklich darüber, musste er sich schließlich nicht noch um ein paar Tote Polizisten kümmern. Oder noch schlimmer: Zeugen.
      Als die Sirenen näher kamen hatten sie kaum noch Zeit ihre Sachen aufzusammeln, die wichtigsten Beweise einzutüten und dann auf die Fahrzeuge zu springen, bevor auch schon der erste Streifenwagen um die Ecke bog.
      Bei dem Gedanken, was die Leute in den grünen Uniformen dort vorfinden würden, zog sich erneut sein Magen zusammen. In den sieben Jahren, die er mittlerweile bei der Abteilung Zwei diente, hatte er sich zumindest einigermaßen an das gewöhnen können, was sie mehr oder weniger regelmäßig vorfanden. Die Polizisten in ihrem Streifenwagen hatten jedoch wohl kaum zuvor jemals etwas derartiges gesehen. Man konnte es nicht leugnen - sein "Klientel" besaß eine ausgeprägte Vorliebe für jenen roten Saft, der mittlerweile in dem kleinen Haus einen Gutteil der Wände zierte. Das Maß an Gewalt, dass den unschuldigen Menschen dort jedoch zuteil wurde, war jedoch ebenso außergewöhnlich wie die Flucht des "Kundens". Die Gerichtsmediziner würden wohl ihre helle Freude an dem Puzzle haben, welches man ihnen bald in ihre kalten Kammern schieben würde. Nein, etwas derartiges hat der normale Streifenbulle wohl wirklich noch nie gesehen. Ein Beweis für die Gründlichkeit der Leute von der Reinigung, geschahen derartige Verbrechen in letzter Zeit doch öfters.
      Heute würde es jedoch einen ziemlichen Wirbel geben - und die Leute der Abteilung Drei würden ihrerseits einen ziemlichen Wirbel erzeugen, wenn sie davon Wind kriegen würden.
      Ja, er war sich sicher, dass ihnen bei ihrer Ankunft im Hauptquartier eine recht steife Brise um die Nasen wehen würde.
      Nicht zuletzt deshalb ließ er sich bereits ein paar Kilometer vor ihrem Ziel absetzen. Er wollte die Zeit nutzen, um über das Tagesgeschehen nachzudenken - und wie er das Ganze seinem Chef beibringen sollte. Nicht, dass er oder einer seiner Vorgesetzten Zweifel daran hatten, dass Abteilung Drei damit fertig würde. Wenn es darum ging, aufdringliche Journalisten oder übermütige Fotoreporter in ihre Schranken zu weisen, konnte die Abteilung Drei wohl mit einem der bundesweit reichsten Erfahrungsschätze in diesem Bereich auftrumpfen. Dennoch: Die Zensur der Presse war immer ein gefährliches und zwiespältiges Geschäft. Viele dieser Aasgeier, die sich selbst für Journalisten hielten, würden ihre Seele verkaufen, nur um einen kurzen Blick in eine Akte des Amtes T zu werfen - und die Geschichte daraufhin für einen gewaltigen Batzen Geld an das nächste Revolverblatt zu verkaufen. Außerdem hatten die meisten Reporter ein gutes Gedächtnis - vor allem bezüglich Personen, die sie in ihrer Arbeit behindern.
      Abgesehen davon war Zensur auch im Amt T keine sehr beliebte Aufgabe. Andererseits war sie eines der zentralen Elemente, wollte man das fragile Gleichgewicht bewahren, dessen Schutz und Aufrechterhaltung Aufgabe der Mitglieder des Amtes T waren.
      Nein, die Zensur war auch bei ihnen nur geduldet - ein notwendiges Übel, wollte man ein größeres Abwenden. Daher galt der Grundsatz, dass die Arbeit möglichst so auszuführen war, dass auch diese Blutsauger der großen Boulevardzeitschriften mit ihren langen Nasen nichts anrüchiges finden konnten.
      Genau dies war jedoch heute gescheitert - und das würde seinen Chef an die Decke treiben. Und ein Spaziergang an der frischen Luft war wohl das Beste, wollte man über die passenden Worte nachdenken und dabei noch möglichst viel Zeit schinden.
      Zumindest letzteres hatte auch wunderbar funktioniert - allerdings war der Teil mit dem Nachdenken zu kurz gekommen.
      Schuld daran waren die vier Gestalten, die gerade damit beschäftigt waren, sich am Boden liegend diverse Körperteile mit den Armen zu umklammern und dabei Töne abzugeben, die auf eine eher unangenehme und schmerzhafte Erfahrung schließen ließen.
      Zuerst waren sie ihm gar nicht aufgefallen. Er kannte den Weg, konnte also selbstversunken durch die Gegend wandern ohne Angst haben zu müssen, er könnte sich verlaufen. Nein, wirklich bemerkt hatte er die vier in ihren Lederjacken erst, als sie sich ihm in den Weg stellten.
      Zunächst hatte er die Person, die da plötzlich im Blickfeld seiner auf den Boden gerichteten Augen erschien, für etwas vollkommen uninteressantes gehalten udn dementsprechend versucht, einfach weiterzugehen und dem Fremden auszuweichen. Eine recht unsanfte Kollision mit einer weiteren Person hinderte ihn jedoch daran, sodass er aufsah und sich von den Vieren umzingelt sah.
      Die Kerle hatten ein unangenehmes Lächeln an den Tag - oder eher die Nacht - gelegt, bevor derjenige, der sich ihm in den Weg stellte - es handelte sich offenbar um den Anführer der kleinen Bande - seine Kumpane ansprach.
      "Sieh mal einer an, was haben wir denn da?", waren seine Worte gewesen, "Einen einsamen Wanderer etwa? Wohin denn so spät des Nachts, mein Freund?" Der Rest der Gruppe hatte gelacht angesichts der Wortwahl ihres Führers - vielleicht aber auch Angesichts des tief ironischen Untertons, mit der der Kerl die Worte aussprach. Besonders das "Freund".
      Da erst unterzog er die Vier einer genaueren Betrachtung. Sie waren allesamt ähnlich gekleidet. Schwarze Motorradschuhe aus Leder, gefolgt von einer Motorradhose gleicher Farbe und Marterials. Dazu eine schwarze Lederjacke, die bei einem der vier einen kleinen Ausschnitt eines in Fraktur bedruckten T-Shirts offenbarte, dessen Aufdruck - trotz der Tatsache, dass er größtenteils verdeckt war - dafür sprach, dass der Träger ein eher gespaltenes Verhältnis zur Kirche besaß.
      Der Anführer des Rudels trug dazu noch eine eher seltsame Mütze - sie erinnerte an ein Barret, nur dass dieses Ding komplett aus Leder gefertigt war.
      Besonderes Interesse hatte jedoch der der Aufnäher bei ihm erregt, der sich auf allen vier Jacken sowie der Ledermütze befand. Er hatte nur kurz nachdenken müssen, um sich wieder daran zu erinnern zu können, wo er dieses Symbol bereits einmal gesehen hatte: In einer der letzten Ausgaben der örtlichen Zeitung stand ein Artikel über eine neue Bande von Schlägern und Möchtegern-Motorrad-Rockern, die in der Innenstadt Unruhe gestiftet hatten. Illustriert wurde der Bericht von zwei Fotos: Auf dem einen sah man ein brennendes Geschäft mit einem Rettungswagen davor, in dem sich ein Sanitäter um ein älteres Ehepaar kümmerte. Im Moment viel interessanter für den Mann war das zweite Bild, dass einen der Brandstifter bei seiner Verhaftung zeigte - und der eine Lederjacke mit eben jenem Symbol trug, dass sich auch auf den Lederjacken der vier bierbäuchigen Schlägertypen fand, die in eingekreist hatten.
      Das war wieder einmal typisch für ihn. Vom Regen in die Traufe - vom missglückten Einsatz direkt in die sicherlich äußerst fürsorglichen Arme der vier Unholde, die offenstichtlich auf Streit aus waren.
      Noch bevor er - angesichts dieser wundervollen Situation - einen Seufzer oder irgendeine andere Form von lauter Bekundung des in ihm aufwallenden Selbstmitleides hatte hervorbringen können, war dem Chef der kleinen Bande offenbar langweilig geworden.
      Ein böses Grinsen war über sein Gesicht gehuscht und er hatte einen Hauch von Hochprozentigem in Richtung des vermeintlichen Opfers gesendet, als er sagte: "Vielleicht sollten hat er sich ja verirrt. Wir könnten ihm den Weg zeigen - was meint ihr, Kumpel? Hätte er wohl etwas gegen eine kleine Spritztour auf dem Bike einzuwenden?" Wieder war gröhlendes Lachen erklungen, diesmal jedoch begleitet von den schweren Schritten der vier Paar Füße, die sich jetzt auf die Mitte des Kreises zubewegt hatten - und damit auf ihn zu.
      "Hört zu, Jungs. Ich habe keine Lust auf Streit.", hatte er begonnen. "Deshalb werde ich jetzt einfach weitergehen und..." "Halt die Klappe, Muttersöhnchen!", war er von dem Kerl hinter ihm unterbrochen worden. "Wir wollen dir doch nur helfen," erklang es von Links, "und so willst du es uns Danken? Indem du einfach wegläufst?" Auch von Rechts war jetzt ein Kommentar gekommen: "So was sehen wir gar nicht gern - solche Kerle wie dich, die unsere großzügige Hilfe einfach in den Wind schlagen wollen." "Ja," hatte der Führer des Schlägertrupps ergänzt, "sowas sehen wir gar nicht gerne. Ich denke, wir sollten dem Kerl mal ein paar Manieren beibringen, was, Männer?" Wieder ein kurzes Lachen von allen Seiten, gefolgt von weiteren Schritten.
      Die Typen wollten offenbar wirklich eine Schlägerei provozieren. Sie hatten ihn wohl für ein weiteres einfaches Opfer gehalten: Waren sie doch zu viert und ihm damit - selbst in ihrem angetrunkenen Zustand - eindeutig überlegen.
      Dachten sie.
      Eigentlich war ihm der Nahkampf zuwider. Er hatte nie großen Wert darauf gelegt, einen Gegner überhaupt so nahe an ihn rankommen zu lassen, dass sie in der Lage waren, ihn mit Faust oder Fuß anzugehen. Er zog es vor, seinem Gegner einfach aus möglichst großer Entfernung eine Kugel in den Kopf zu jagen - oder auch ein halbes Dutzend, wenn ihm danach war oder die Situation es erforderte.
      Dennoch musste auch er diesen Teil seiner Ausbildung durchlaufen, und auch er war bereits in Situationen geraten, in dem ihm das Kampfmesser, das sich im Moment in der Kampfweste unter seinem Mantel verbarg, wertvolle Dienste erwies.
      Diesmal musste es jedoch stecken bleiben - schließlich konnte er nicht einfach durch die Gegend laufen und Leute abstechen, wenn ihm auch andere Möglichkeiten zur Verfügung standen.
      Nein, das Messer würde stecken bleiben. Genauso wie seine Mark 23, die er aus selbigen Gründen nur schlecht einsetzen konnte. Außerdem war der Schalldämpfer, in einer Seitentasche des Holsters untergebracht, nicht auf die Mündung geschraubt. Die Schüsse würden laut durch die Nacht gellen - zu laut, als dass er nicht damit rechnen müsste, von der Polizei aufgegriffen zu werden. Und seine Vorgesetzten würden einen Teufel tun, um ihn dort raus zu holen. Sie wussten, dass er mit diesen Leuten auch ohne fertig werden würde - und sie konnten keine Leute gebrauchen, die nachts und sinnlos Leute umbrachten.
      Eigentlich war es sogar ganz einfach - trotz seiner Abneigung gegenüber dem Faustkampf oder fernöstlichen Kampfsportarten war es kein Problem für ihn, sich an sein Training zu erinnern und die ersten beiden Angreifer mit kurzen Schlägen zu Boden zu schicken. Danach hatte einer der verbleibenden Möchtegernbiker - es war der Anführer gewesen - ein Klappmesser gezogen.
      Böser Fehler, dachte er.
      Er hatte den Kerl rechts von ihm mit einem schnellen Tritt vor die Kniescheibe zu Boden geschickt und sich dann dem messerschwingenden Chef der Truppe zugewandt. Dieser hatte den Meter Entfernung, der noch zwischen ihm und seinem widerspendstigem Opfer war, mit einem kleinen Sprung überwunden - und war dann unfreundlich von einem Pistolenkolben begrüßt worden. Er hatte seine Waffe doch noch gezogen und den Griff dem Hüpfer auf dem Kopf gedonnert. Danach hatte er die Benommenheit des Angreifers genutzt um dessen Arm zu ergreifen, ihn zu sich zu ziehen und das Ellenbogengelenk des Ledergewandeten mit einem harten Schlag von oben zu brechen.
      Wie gewollt war dieser mit einem erstickten Schmerzensschrei aus seiner Benebelung erwacht, hatte das Messer fallen lassen und sich zu den übrigen drei Gestalten am Boden gesellt.
      Er hatte sich einmal kurz um sich selbst gedreht und sich dadurch nochmals kurz versichert, dass ihm keiner der Vier so schnell wieder gefählrich werden konnte, bevor er in die Hocke ging.
      "Ihr hättet bei alten Leuten und Schnapsläden bleiben sollen."
      Als Antwort ertönte nur ein kurzes Grunzen.
      Missmutig sah auf auf den Griff seiner Pistole herab. Das Ende des Magazins schimmerte blutrot im Mondlicht - er hatte dem Kerl mit seinem Schlag eine Platzwunde verpasst. Er griff nach der Jacke einer seiner Angreifer und putzte daran das Ende seiner Waffe ab, bevor er sie wieder in den Holster schob. Dann wandte er sich nochmals an den Boss der Schläger:
      "Wenn ich es mir recht überlege: Ihr solltet generell damit aufhören. Wer weiß schon, wer euch das nächste Mal über den Weg läuft?" Wieder hatte er keine Antwort erhalten - außer einem bösen Blick des Verletzten.
      Er seufzte einmal tief und stand auf - er musste machen, dass er weiterkam. Seine Vorgesetzten hassten es, Warten zu müssen. Besonders dann, wenn etwas schief gegangen war. Schnellen Schrittes setzte er seinen Weg fort.
      Nach zehn Schritten traf ihn die Kugel.
      Er spürte den scharfen Schmerz in der linken Schulter noch bevor er den Knall der Waffe überhaupt hörte. Seine Schulter wurde nach vorne gerissen und er konnte fühlen, wie etwas sich seinen Weg durch sein Fleisch fraß und sehen, wie das Projektil in einer roten Wolke wieder austrat, um auf die Steinplatten des Weges aufzuprallen und als heulender Querschläger in der Nacht zu verschwinden.
      Schlagartig überfiel ein brennender Schmerz seine ganze Schulter und riss ihn zu Boden, auf den er stöhnend aufschlug. Er griff mit seiner rechten Hand nach der Schulter und drückte sie auf die Wunde. Heiß spürte er sein Blut aus dem ausgefransten Loch fließen.
      Sein Herz pochte laut in seinen Ohren - nicht laut genug jedoch, um die scharrenden Laute zu übertönen, die davon kündeten, dass die vier Kerle hinter ihm wieder aufstanden.
      Er drehte sich auf die rechte Schulter und konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie die Vier auf ihn zukamen. Die Drei, dachte er: Einer lag immer noch auf dem Boden und hielt sich seine offenbar gebrochene Kniescheibe. Und auch die anderen schaukelten eher als dass sie auf ihn zugingen. Aber sie kamen näher. Ganz vorne wieder der Chef der Bande. Seine Mütze hatte er verloren, und sein rechter Unterarm stand in einem unangenehmen Winkel vom Körper ab. In der linken hielt er jetzt jedoch eine Pistole - ein eher kleines Modell, vielleicht eine Makarow oder eine PPK. Und in seinen Augen spiegelten sich in der Nacht nicht nur der Mond und Schmerz, sondern auch Hass - und eine Art von Versprechen, dass er ihm noch sehr viel mehr antun würde, als ihm eine Kugel in die Schulter zu schießen.
      "Warte du nur. Erst auf uns einschlagen und uns dann noch verspotten. Das wird dir noch verdammt Leid tun, Wichser!", gröhlte der Kerl.
      Offenbar hatte er die Kerle unterschätzt. Vielleicht war es auch der Alkohol, der die Schmerzen für sie erträglich machte. Auf jeden Fall befand er sich gerade in einer ziemlich unangenehmen Situation.
      Schnell überschlug er seine Möglichkeiten. In wenigen Sekunden würden die Schläger ihn erreicht haben - sicherlich mit äußerst unangenehmen Konsequenzen. Egal, wie gut er ausgebildet worden war: Mit einer durchschossenen Schulter am Boden liegend konnte er sich nur schlecht gegen gleich vier Angreifer wehren - von dem Schmerz in seiner Schulter nicht zu sprechen.
      Nein, er musste eine schnelle Lösung finden. Er sah noch einmal zu den vieren, senkte den Kopf dann auf die Brust - und begann leise zu Kichern.
      Nicht, dass er die Situation als besonders lustig empfand. Aber er hatte schon oft erlebt, wie verstörend es wirken kann, fängt ein augenscheinlich besiegter oder schwer verwundeter Gegner an, den scheinbar überlegenen Angreifer auszulachen. Eigentlich war er nichts von beidem. Die meisten Menschen hatten offenbar zu viele Hollywood-Filme gesehen und dachten, jeder, der eine Kugel verpasst kriegt, ist sofort tot oder stirbt nach wenigen Sekunden - den glänzenden Helden einmal ausgeschlossen. Tatsächlich war solch eine Schulterdurchschuss eine gefährliche, jedoch nicht unbedingt tötliche Angelegenheit - wurde er die Möchtergernbiker schnell genug los. Kein normaler Mensch erwartet einen kichendern Verwundeten.
      Die Rechnung ging auf. Als er wieder aufsah, die Lippen zu einem kleinen Lächeln verzogen, waren die Schlägertypen stehen geblieben und ein Ausdruck von Unsicherheit war in ihre Augen getreten. Zumindest bei den beiden hinteren. Der Schlägerchef schien sich seiner Sache zwar auch nicht mehr vollends sicher zu sein und blieb kurz stehen, setzte sich dann jedoch wieder in Bewegung, die Lippen zu einem grausamen Lächeln verzogen.
      Mittlerweile war aus seinem Kichern ein leises, dunkles Lachen geworden. Jedoch war es mittlerweile nicht mehr nur gespielt. Eben war ihm eingefallen, dass der Kerl keinen Schalldämpfer verwendet hatte. Sicher hatte sein Schuss bereits die ersten Leute aus den Betten gejagt - und ihm damit gleichzeitig den Gegenschlag ermöglicht. Jetzt konnte er guten Gewissens nach seiner Pistole greifen.
      Er nahm seine Hand wieder von der Wunde und schob sie unter seinen Mantel. Er rollte sich ein wenig zur Seite, ignorierte den dadurch in seiner Schulter entfesselten Schmerz und öffnete den Verschkuss, um die Waffe herauszuziehen. Blitzschnell riss er sie hervor nund richtete die Mündung in Richtung Gegner. Auch dieser riss die Pistole hoch - zu langsam.
      Der Hammer der Mark 23 bewegte sich ein Stück aus der Waffe zurück, nur um dann nach vorne zu schnellen und den Schlagbolzen in das Anzündhütchen der Kaliber .45-ACP-Patrone zu rammen, das die Treibladung zündet und die Patrone mit einem lauten Knall aus dem Lauf trieb. Der Druck der Explosion trieb den Schlitten der schweren Waffe zurück. Noch während das Geschoss durch die Luft flog, fand die Auszieherkralle die Rille in der noch heißen Patronenhülse, griff hinein und beförderte sie durch das nun offenstehende Auswurffenster in die kühle Nacht. Die Kugel bohrte sich mit einem reißenden Geräusch in die linke Brust des Rockers und durchdrang seine Lunge, bevor sie mit einem lauten, splitternden Knall in einer seiner Rippen stecken blieb, zerbrach und einen Strum von kleinen Splittern in seinen Körper jagte. Der Aufprall beraubte ihn seiner Kraft, ließ ihn die Waffe aus der Hand gleiten und zu Boden sacken. Noch währenddessen trieb die Verschlussfeder den Schlitten der Pistole wieder nach vorn, ließ ihn eine neue Patrone aus dem Magazin greifen und sie in den Verschluss schieben, spannte zeitgleich den Hammer und bereitete so den nächsten Schuss vor, der sich gleich darauf krachend aus der Waffe löste und dem Kerl noch während des Fallens in die Brust drang, das Brustbein zerschlug, die Bronchien zerfetzte und sich ihren Weg in das Rückgrat suchte, in das sie sich mit einem lauten Knall bohrte. Der Oberkörper des Mannes wurde nach hinten gerissen, und sein Aufprall auf dem Boden übertönte das Geräusch, mit dem der genauso einfache wie tödliche Mechanismus der Waffe eine neue Kugel lud.
      Seine beiden Kumpane rissen entsetzt die Augen auf, und selbst der immer noch wimmernde Kerl mit der kaputten Kniescheibe blickte auf und sah seinen zuckenden Führer aus aufgerissenen Augen an.
      Er schwenkte mit der Mark 23 zur Seite. Das Bild verschwamm langsam vor seinen Augen - der Blutverlust schwächte ihn merklich.
      Aber über diese kurze Distanz hätte er sich schon anstrengen müssen, um die Kerle nicht zu treffen.
      Sieben weitere Schüsse erklangen in der Nacht und hallten durch die Gasse, ehe er die Waffe fallen ließ, sich auf seinen rechten Arm stützte und sich zu einer nahen Mauer zog, an die er seinen Oberkörper lehnte. Danach griff er in die Innentasche seines Mantels und und zog ein kleines Handy hervor. Ein Druck auf eine kleine Sperre ließ das Display aufklappen und nach drei schnellen Tastenbetätigungen wählte das Mobiltelefon selbstständig eine Nummer. Es klingelte einmal, dann meldete sich eine ihm vertraute Stimme.
      "Verdammt, es wird aber auch Zeit, dass sie sich melden! Wo bleiben sie?", kames wütend es aus dem kleinen Lautsprecher.
      "Ich bin in einer kleinen Seitengasse in der Nähe des Schwimmbades." antwortete er mit schwacher Stimme. "Ich bräuchte hier mal ein Taxi. Und ein paar Leute von der Reinigung. Sagen sie denen, sie sollen sich beeilen."
      Dann legte er auf und lehnte den Kopf mit vor Schmerzen zusammengebissenen Zähnen an die Wand.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 9 mal editiert, zuletzt von Gastredner ()

    • Argh, du wirfst mehr Fragen auf. Wie kannst du nur!

      Gut, wieder einen Happen. Das Lexikon, hab ich ja schon gesagt, ist ne gute Ergänzung, und klärt ein bisschen was, du verrätst natürlich nie genug.

      Die Beschreibungen sind sehr gut gemacht, wobei die Beschreibung mit der Pistole recht "einfach" klang, im Kontrast zum Rest des Textes.

      Was den Plot angeht, sowas hab ich erwartet, leider ist deine Geschichte recht vorraussehbar, aber nicht schlecht! Nur etwas zu sehr am DEM Schema!

      Sonst nen weiterer Teil, der, vorallem wegen den Fragen, auf mehr hoffen lässt. Aber versuch nen par unvorhersehbare Ereignisse einzubauen.

      Ps, erfahren wir bald ein par weitere Namen?
      Manche Leute sollten sich dem Wahnsinn nicht preisgeben,
      denn sie können nicht mit ihm umgehen. Für andere ist er ein
      Geschenk, eine Brille für die Welt.
      Boss, Vossler, Saber!
    • Original von Purifying Flame
      Argh, du wirfst mehr Fragen auf. Wie kannst du nur!

      Ja, das mag ich. Kann manchmal ganz schön gemein sein - oder geheimnistuerisch.

      Die Beschreibungen sind sehr gut gemacht, wobei die Beschreibung mit der Pistole recht "einfach" klang, im Kontrast zum Rest des Textes.

      Recht einfach? Was hätte ich denn noch hinzufügen sollen? Korrekten Herstelleraufdruck auf dem Schlitten?

      Was den Plot angeht, sowas hab ich erwartet, leider ist deine Geschichte recht vorraussehbar, aber nicht schlecht! Nur etwas zu sehr am DEM Schema!

      Ja, die Stelle war wohl wirklich ein wenig vorhersehbar. Werde versuchen, dies bei den nächsten Teilen zu ändern.
      Letztendlich ist aber alles eigentlich immer auf eine gewisse Art und Weise vorhersehbar, da Fantasygeschichten eigentlich immer nach einem bewährten Schema ablaufen. Es mag Ausreißer geben, größtenteils sollte es aber einen ähnlichen Aufbau geben.
      Aber, wie gesagt: Ich gelobe Besserung.

      Ps, erfahren wir bald ein par weitere Namen?

      Immer langsam, alter Mann ist doch kein D-Zug!
      Keine Angst, Namen gibts schon bald. Wenn ich ehrlich bin: Ich hätte auch im zweiten Teil ein paar weitere Namen einbauen können. Aber abgesehen davon, dass es so ein bisschen geheimnisvoller ist(*muahahaha!*), muss ich zugeben: Mein Hauptcharakter hat noch keinen Namen. Wenn es etwas gibt, das ich hasse, ist es das Erfinden neuer Namen, die mir auch gefallen.
      Aber da wird sich schon was finden.

      MfG,

      ~Gastredner
    • Na dann,


      also, die Beschreibung war zwar ausfürhlich, aber naja..ungraziös, wie es einer Waffe eher gebühren würde.

      *Hust* Ausschmücken, das kann einiges rausholen.


      Edit: Gut, ich hab verstanden wie du es handeln willst. Musst halt aufpassen dass es sich richtig "kalt" anhört, sonst wirkt es einfach.
      Manche Leute sollten sich dem Wahnsinn nicht preisgeben,
      denn sie können nicht mit ihm umgehen. Für andere ist er ein
      Geschenk, eine Brille für die Welt.
      Boss, Vossler, Saber!

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Purifying Flame ()

    • Original von Purifying Flame
      also, die Beschreibung war zwar ausfürhlich, aber naja..ungraziös, wie es einer Waffe eher gebühren würde. Du hast natürlich alles richtig beschrieben, aber sehr trocken.

      Die Sehne stoß den Pfeil durch die Luft, diese zerschneident sauste er heulend richtung des Orkes, den die Wucht des Aufpralls zusammenzucken lies. Der Pfeil hat seine Botschaft überbracht.

      Also, abgesehen davon, dass es "des Orks" heißen müsste: Ich wollte die gezielt technischer halten, gefühlslose - unmenschlicher, wenn du so willst.
      Dennoch habe ich die Stelle einmal überarbeitet. Ich denke, es ist mir ganz gut gelungen, auch weiterhin den einfachen technischen und grausamen Aspekt durchzubringen, bin aber diesmal mehr ins Detail gegangen. Kann dann ab sofort oben bewundert werden.

      Und ein paar mehr Kommentare wären wirklich nett...

      Übrigens: Arbeit am nächsten Abschnitt wird dann wohl heute beginnen. Und, ja: Es wird neue Namen geben. Einen zumindest.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gastredner ()

    • Also detailreich ist es absolut O__o *nicht mitkam, wie was an der Pistole beim Schießen wohin ging und warum*
      Aber naja, das Thema ist nicht ganz mein Geschmack ^^° *Militär-/Kriegsgeschichten nicht so gerne liest*
      Aber auf jeden Fall sehr gut ausgeschrieben und vor allem auch spannend. Vor allem finde ich die vielen Absätze gut, da sie das Lesen erleichtern, wo deine Kapitel alle immer schon so groß sind :)
    • Original von MangaEngel
      Also detailreich ist es absolut O__o *nicht mitkam, wie was an der Pistole beim Schießen wohin ging und warum*

      Naja, das ist auch eher ein Insider für diejenigen, die sich dafür interessieren. Kanns aber gerne noch mal erklären... ;)
      Nein, abgesehen davon, dass ja der Ruf nach ein paar mehr Details an dieser Stelle erklang(den ich im Nachhinein auch unterstützen würde), hatte ich zwei Gründe für eine solche Beschreibung:
      A) Die bereits erwähnte Kaltblütigkeit und Effizienz. Wieso ich dies unbedingt drin haben wollte? Nun ja, abgesehen vom technischen Interesse stellt dies einen wunderbaren Kontrast dar, der ein wenig mehr vom Charakter zeigen soll. Es ist wie eine Erinnerung des Charakters, sodass man dadurch - so sehe ich es zumindest - etwas von der Abstumpfung erleben kann, die er auf jeden Fall durchlitt.
      B) Die bereits noch öfter erwähnte Vorlage - ich komme bald auch noch darauf zurück - erging sich teilweise auch in theoretisch vollkommen unnötigen oder überzogenen Szenen um selbiges Gerät(das auch reichlich überzogen war - kleiner Tipp am Rande. Vielleicht weiß ja jemand, was ich meine...). Es erschien mir recht...passend.

      Aber naja, das Thema ist nicht ganz mein Geschmack ^^° *Militär-/Kriegsgeschichten nicht so gerne liest*

      Tja, die Geschmäcker sind halt verschieden. Es kommt aber noch die Portion Fantasy hinzu, die bisher noch fehlte.

      Aber auf jeden Fall sehr gut ausgeschrieben und vor allem auch spannend.

      Danke für das Lob.

      Vor allem finde ich die vielen Absätze gut, da sie das Lesen erleichtern, wo deine Kapitel alle immer schon so groß sind :)

      Ja, ich liebe Absätze, kann ich gar nciht genug von kriegen.
      Okay, auch damit kann man übertreiben. Allerdings ist das recht schwer, der Effekt der Absätze hingegen schon in geringen Dosen gut...und nun ja, die Länge: Manchmal kamen mir die Kapitel erstaunlich kurz vor...nur 2 Seiten bei Schriftgröße 10 in OO! Sieht hier im Forum dann allerdings auch immer nach sehr viel mehr aus.
      Das nächste Kapitel wird jedoch etwas kürzer, eigentlich ist es nur ein kurzer Übergang - was jedoch den Vorteil hat, dass ich es gestern Abend in einem durch fertig schreiben konnte! :D
      Hier also jetzt der dritte Teil meiner Geschichte, diesmal ohne Lexikoneinträge...
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      Neue Kommandantur DSO, Stadtallendorf, Deutschland. 22.29 Uhr MEZ

      "Wissen ist Macht." Das hatte Schmeiers Vater immer gesagt. Vorzugsweise dann, wenn dieser wissen wollte, wieso er eigentlich auf das Gymnasium sollte - er, Sohn einer einfachen Bergarbeiterfamilie aus dem ehemaligen Schlesien. Sein Vater pflegte seinem Sohn dann immer einen langen Vortrag zu halten, in dem er ihm zu vermitteln suchte, dass man nur durch eine sorgfältige Ausbildung zu etwas werden, sich eine lohnenswerte Zukunft aufbauen konnte. Irgendwann hatte er es begriffen und bestand sein Abitur mit einem Durchschnitt von 1,8. Entsprechend entsetzt war sein Vater, als sein heißgeliebter Sohn dann beim Bund landete und nicht in der Chefetage irgendeiner großen Firma.
      Heute jedoch hatte Schmeier noch etwas anderes begriffen: Wissen ist nicht nur Macht, sondern zugleich auch Ohnmacht. Zumindest kam es ihm so vor.
      Wissen erwirbt man durch Studium. Vorzugsweise das Studium von Büchern oder Akten.
      In diesem Falle hatte Schmeier Wissen erworben - doch er hätte gut darauf verzichten können, zeigte ihm dieses Wissen doch nur auf, dass er bisher blind durch die Welt irrte, eine Verlorener unter Verlorenen. Angetan mit den Scheuklappen der Geheimhaltung war er durch das Leben gestolpert. Doch nun hatte ihm jemand diese Scheuklappen vom Kopf gerissen, sie unwiderruflich entfernt - und ihn damit dem heißen Licht der Erkenntnis ausgesetzt, dass ihn - wie er fürchtete - nun zu verbrennen drohte.
      Der Generalmajor schüttelte ein paar Mal den Kopf. Solche Gedanken waren ihm eigentlich fremd. Er war keinesfalls ein phantasieloser oder aphilosophischer Mensch - aber er hatte nie wirklich über solche Themen nachgedacht, sich nie damit auseinandergesetzt. Jetzt musste er es tun. Nicht nur, weil sein neuer Posten es offenbar von ihm verlangte - zumindest wenn er gründlich war, und er war es gewohnt, seine Arbeit gründlich zu erledigen - , sondern auch aus dem profanen Grund, dass er hoffte, durch eine intensivere Beschäftigung mit dem Stoff dem Wahnsinn entgehen zu können, den er an der Tür zu seinem Hirn klopfen hören konnte.
      Wieder schüttelte er seinen Kopf und ließ sich dann langsam aus der angespannten Haltung, in der er die letzten Stunden an seinem Schreibtisch gesessen hatte, in die bequeme Rückenlehne seines Ledersessels gleiten und legte seinen Kopf auf das obere Ende der Rückenlehne. Das waren sie wieder, diese untypischen Gedanken. Nein, er lief nicht wirklich Gefahr wahnsinnig zu werden. Aber schon während er die Akte gelesen hatte verspürten er mehrmals ein Gefühl von Hysterie, dass in ihm aufwallen und sich seiner bemächtigen wollte. Merhmals hatte er den Lesefluss unterbrechen und die Hysterie mühsam niederkämpfen müssen, bevor er sich wieder auf die eng beschriebenen Seiten der INPEFESSA-Akte hatte konzentrieren können.
      So war es nicht sonderlich verwunderlich, dass er die Akte gerade eben erst durch hatte, als es an der Tür gelopft hatte und Wiemann sein Büro durch diese betreten hatte - obwohl er seinem Vorgesetzten mehr als die versprochenen zwei Stunden Zeit gab.
      Wie bereits angekündigt hatte Wiemann die Akte wieder an sich genommen und stand nun immer noch mit ihr vor Schmeiers Schreibtisch, beobachtete stumm die Reaktion des ihm Anvertrauten auf das Wissen, dass sich in dem Schriftstück unter seinem Arm verbarg.
      Dieser hob nun wieder den Kopf und sah Wiemann in die Augen.
      "Was haben wir uns damit nur aufgeladen, Wiemann?", sagte Schmeier, "Was haben wir uns damit nur aufgeladen..." Die Worte verklungen langsam im Raum. Wiemann ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor er antwortete:
      "Mehr, als ein Einzelner tragen kann, Herr General."
      Sein Vorgesetzter sah ihm wieder in die Augen, und Wiemann konnte Hysterie und Unglaube erkennen, die hinter den grauen Augen des älteren Mannes tobten. Und den Schrecken, den seine Worte auslösten.
      Er hatte genau dies erwartet. Es war erst das zweite Mal, dass er einem neuen Vorgesetzten dies alles erklären musste - aber er hatte schon vorher Erfahrungen mit dem Thema gehabt, Menschen die unglaubliche Wahrheit gezeigt. Er kannte mittlerweile wohl alle Reaktionen, zu denen ein Mensch in einer solchen Situation überhaupt fähig war.
      Dennoch machte ihm dass seine Aufgabe auch nicht wirklich leichter. Er selbst konnte sich noch gut daran erinnern, wie er selbst von dem unglaublichen erfahren hatte, was sich in der Welt unter einem Schleier von Geheimhaltung und Aberglaube verbarg. Wie geschockt er war plötzlich mit etwas in Verbindung zu stehen, dass sich seinem Verständnis, seiner gesamten Erfahrung entzog und ins Halbdunkel des Geheimnisvollen flüchtete.
      Ja, er erinnerte sich noch gut an diese Nacht. Und daran, wie er es geschafft hatte, das Ganze ohne bleibende psychische Schäden durchzustehen.Oder zumindest ohne besonders große.
      Was Schmeier - wie auch Wiemann damals - jetzt am dringensten brauchte, war eine Person mit Erfahrung, eine Person, die er alles mitteilen und die mit entsprechender Erfahrung reagieren und antworten konnte. Und ein wenig Schlaf - der General sah aus, als käme er geradewegs von einer 24-Stunden-Schicht aus dem Krankenhaus.
      "Was meinen sie damit, Wiemann?" Schmeier hatte sich mit seiner Frage Zeit gelassen.
      "Ich meine damit, Herr General," begann Wiemann, "dass sie sich am Besten erst einmal ins Bett legen sollten. Machen sie sich keine Gedanken über das Alles und schlafen sie ein paar Stunden, dann sieht die Welt schon wieder besser aus."
      "Schlafen?" Der Generalmajor sprang von seinem Stuhl auf und schritt durch das Zimmer. "Wiemann, wie soll ich jetzt noch ruhig schlafen können, nachdem sie mir DIES zu lesen gaben? Ich kann doch nciht einfach schlafen, während dort draußen..." Schmeier brach ab und rang nach den richtigen Worten. Man konnte ihm ansehen, dass er es offenbar noch nicht sollständig akzeptiert hatte. Er hatte Angst, dass der Inhalt der Akte grausame Realität werden würde, würde er die Worte des Schriftstückes laut sprechen, dass er sie freisetzen und Wahnsinn in der Welt zeugen lassen würde.
      "Herr General." Wiemann sprach nun sanft und langsam. Schmeier drehte sich zu ihm um. "Ich weiß, wie es ist. Und ich weiß, wie man am Besten damit umgeht. Glauben sie mir: Es ist das Beste, wenn sie sich jetzt Schlafen legen. Gehen sie einfach zum Bett, legen sie sich hin und schalten sie ab.Vergessen sie, was sie erfahren haben, und machen sie sich keine Sorgen. Ich habe mich bereits um alles gekümmert - ihre Arbeiten für heute sind erledigt. Und für Morgen habe ich jemanden vom Amt T angefordert, damit er sich mit ihnen unterhalten kann."
      Schmeier unterbrach ihn: "Jemand vom Amt T? Was soll ich denn mit jemanden von denen? Wozu mit ihnen reden?" Er klang mittlerweile fast schon hysterisch.
      "Herr General, Reden ist - auch wenn es merkwürdig klingen mag - die beste Medizin, geht es um solche Dinge. Ich kenne niemanden, der alleine mit diesem Wissen fertig geworden wäre - aber viele, denen ein gutes Gespräch mit den richtigen Leuten sehr geholfen hat. Gehen sie ins Bett - es ist für alles gesorgt."
      Schmeier gab nach. Vornübergebeugt stand er inmitten seines Büros, wirkte auf einen Schlag alt und schwach. Er seufzte tief und drehte sich zur Tür um, sah dann jedoch nochmal zu seinem Adjutanten zurück und sagt: "Ich hoffe, sie haben Recht, Wiemann. Aber, bevor ich jetzt gehe: Wer ist das überhaupt, der da Morgen kommen soll?"
      "Ein gewisser Hauptmann Wolf, von der Abteilung 2. Ich kenne ihn. Er ist ein wenig...ungewöhnlich, aber eigentlich ganz in Ordnung. Keine Angst," Wiemann lächelte, "er wird ihnen schon nicht den Kopf abbeißen."
      "Na, da bin ich ja beruhigt.", antwortete Schmeier mit einem Anflug von einem Lächeln und einem leicht ironischen Unterton. "Gute Nacht, Wiemann." "Gute Nacht, Herr General. Ich hoffe, sie träumen schön." Schmeier schüttelte nochmals kurz den Kopf, gab ein einzelnen, leisen Lacher von sich und ging dann aus dem Büro.
      Wiemann seufzte tief, als sein Vorgesetzter das Büro verlassen hatte. Insgeheim hoffte er, der General würde heute Nacht gar nicht träumen - zu Gut erinnerte er sich noch an die Albträume, die ihn nach der Offenbarung dieses Geheimnisses heimgesucht hatten. Er schaute dem Älteren hinterher, wie er den Fahrstuhl betrat und nach unten fuhr.
      Nein, er wünschte dem Generalmajor einen tiefen, traumlosen Schlaf. Und einen guten Tag, wenn der Hauptmann dann morgen kam. Schmeier konnte jetzt jeden Beistand gebrauchen - wann erfuhr man schließlich schon mal, dass sich in der Welt nicht nur Menschen, sondern auch Vampire herumtrieben?
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      1343 Wörter, 8556 Zeichen
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      Tja, jetzt ist es also raus. Sollte dem einen oder anderen vielleicht einen weiteren Tipp auf erwähnte Vorlage liefern, wenn einer raten will, ist er herzlich dazu eingeladen. Falls nicht - was ich aufgrund des wirklich massiven Leserandrangs in letzter Zeit wohl kaum befürchten muss(*hust*) - wird der Rest aber natürlich auch nicht einfach im Regen stehen gelassen. Mehr zur Vorlage und der Entstehungsgeschichte folgt dann mit dem nächsten Abschnitt.

      Bis dahin,

      ~Gastredner

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Gastredner ()

    • So, hier bin ich wieder. Und wieder ein Doppelpost...tut mir Leid(eine größere Zahl an Kommentaren würde mich übrigens vor dieser todeswürdigen Tat in Zukunft bewahren*hust*. Ja, ich geben nicht auf - ich will mehr Kommentare! :mpf:)
      Hat etwas länger gedauert mit dem nächsten Abschnitt. Liegt daran, dass der eigentlich nächste Abschnitt jetzt der übernächste ist und ich ein eigentlich als kleinen Einleitung zu eben jendem Abschnitt als groß genug für einen eigenen Abschnitt empfand.
      Daher hier jetzt wieder ein Abschnitt über den Hauptcharakter, den Herr Wolf. Diesmal auch wieder pur, ohne Lexikoneinträge.
      Viel Spaß dabei,

      ~Gastredner
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      Kapelle der Abteilung 2 des Amtes T, Kamen, Deutschland. 11.03 MEZ

      Hautpmann Wolf wartete.
      Er saß auf der vordersten Bank der kleinen Kapelle, die sich im Hauptquartier der Abteilung 2 befand und gab vor, das große Holzkreuz über dem kleinen, schmucklosen Altar anzusehen, während seine Augen tatsächlich nur auf das Nichts gerichtet waren.
      In den Reihen der Abteilung "Vollstreckung", wie sie die Abteilung 2 oftmals nannten, fanden sich zahlreiche Atheisten oder Agnostiker. Wolf hatte sich schon oft gefragt, wieso dies eigentlich so ist. Anbetracht der Dinge, die die Mitarbeiter dieses Amtes erlebten, hätten sie sich eigentlich allesamt auf der Stelle in religiöse Fanatiker verwandeln müssen.
      Dennoch war nur ein Bruchteil der Beschäftigten religiös. Bester Beweis dafür war wohl diese kleine Kapelle, in der der Hautpmann saß. Sie stand allen jederzeit offen - aber sie war nur selten gefüllt.
      Nicht einmal bei den Trauergottesdiensten, die hier so zahlreich stattfanden.
      Auch Nikolaj Wolf zählte sich zu den atheistischen Soldaten ihrer Einheit. Er hatte der Religion schon vor langer Zeit entsagt, noch bevor er hier seinen Dienst antrat. Seine Arbeit im Geheimen hatte ihn in diesem Entschluss nur weiter bestärkt.
      Vermutlich waren es die Negativbeispiele, die die Männer in ihrem Ungläuben bestärkten. Auch er selbst war schon auf sie getroffen, die Sendboten der Religiösität - namentlich den Angehörigen der Geheimdivision des Vatikans, die sich nach wie vor an den vor langer Zeit verwirkten Weltherrschaftsanspruch der römisch-katholischen Kirche klammerte und ihr Wirken in alle Welt tragen wollte - und sie von allen Ungläubigen und "Monstern" zu "reinigen" suchte.
      Der Hauptmann musste Lächeln. Er sandte seine Aufmerksamkeit von seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit und richtete sich ein wenig auf der Bank auf.
      Oder versuchte es zumindest. Kaum hatte er sich auf seinen linken Arm gestützt, schoss ein brennender Schmerz durch seine Schulter und floss wie glühendes Pech seinen Arm hinab. Wolf keuchte und ließ sich sofort wieder zurücksinken. Er griff sich an die Schulter und spürte den schweren Verband, der die Schusswunder der vergangenen Nacht verdeckte.
      In seinen Gedanken verloren hatte er wirklich vergessen, dass er seinen Arm noch lange nicht wieder belasten konnte. Eigentlich hätte er gar nicht hier sein sollen. Die Ärzte hatten einen ziemlichen Radau gemacht, als er von ihnen sofort wieder aus dem kleinen Hospital der Abteilung 2 entlassen werden wollte, nachdem sie seine Schulter über Nacht wieder zusammengeflickt hatten.
      Er hatte Glück gehabt: Der Schuss war glatt durchgegangen, keine lebenswichtigen Blutgefäße oder Knochen waren in Mitleidenschaft gezogen worden. Dennoch würde er für ein paar Wochen wohl dienstunfähig sein - was ihm überhaupt nicht passte.
      Er war nicht zum ersten Male verwundet worden. Und er kannte schon zur Genüge, was nun auf ihn zukommen würde. Die Mitarbeiter der Abteilung 2 hatten einen gefährlichen Job - allerdings auch eine entsprechende Besoldung. Und man würde einen Teufel tun, ihn einfach nach Hause zu schicken und ihm für das "Faulenzen", wie sein Vorgesetzter es ausdrücken würde, auch noch einen Gehaltsscheck zu schicken.
      Nein, stattdessen würde er sich an Büroarbeit und Botengängen erfreuen dürfen. Er musste nur an das letzte Mal zurückdenken, um seine Hand an die Schmerzen zu erinnern, die er jeden Abend durch das viele Schreiben und Unterschreiben von Berichten, Notizen oder sonstigem Papierkram mit nach Hause trug.
      Abgesehen davon: Wolf war das, was die meisten wohl einen "Workaholic" nennen würden. Er war nicht wirklich arbeitssüchtig. Aber wohl einer der verbissensten Angehörigen des gesamten Amtes. Dahinter steckte allerdings nicht nur einfache Gier nach der nächsten Beförderung, der nächstbesten Position. Nein, wenn Wolf ehrlich zu sich war - was er aber gerne vermiet - musste er zugeben, dass die Arbeit für ihn manchmal eine Art von Ersatzbefreidigung war. Er hielt es meist nicht allzu lange zu Hause aus, war lieber auf der Straße, auf der Jagd. Er liebte seinen Job. Er tat etwas, von dem er überzeugt war - und dass ihn von der Leere und der Aussichtslosigkeit ablenkte, die sein Leben sonst ausfüllen und ih wohl oder übel langsam ersticken würde.
      Er seufzte und verdrängte die Gedanken. Er hasste es, dies zu denken. Dennoch kam er nicht drumherum, die Wahrheit seiner Gedanken zu akzeptieren. Zugleich wusste er jedoch, dass sich daran nichts so schnell ändern würde - dass er sogar jeglicher Änderung alles entgegensetzen würde.
      Manchmal fragte er sich, ob er mittlerweile nicht verrückt war. Zumindest behaupteten dies der ein oder andere Kamerad hier im Hauptquartier, was ihn angesichts seiner teilweise etwas...unorthodoxen Vorgehens- und Verhaltensweise jedoch kaum überraschten konnte.
      Nein, eigentlich hielt er sich selbst nicht für verrückt. Zumindest nicht für verrückter als all jene, die sonst noch hier ihren Dienst taten. Eine gesunde Portion Verrückheit gehörte einfach dazu, wollte man wirklich hier arbeiten, einer Dienststelle, die die meisten Menschen für nichtexistent und die Erfindung eines Verrückten halten würden.
      Er passte also eigentlich ganz gut dazu.
      Wolf musste über den Gedanken lächeln und versuchte ein weiteres Mal, sich aufzusetzen. Diesmal gelang es ihm und er legte den linken Arm wieder in die Schlinge, die vor seinem Bauch hing.
      Ungeduldig sah der Hauptmann auf seine Uhr. Mittlerweile war es viertal nach Elf - eigentlich sollte er bereits hier sein.
      Wolf hörte die Holztür der Kapelle über den Boden schaben. Er sah von der Uhr auf, erhob sich und drehte sich um. In der Tür stand ein schwarzgekleideter, hagerer Mann von etwa 50 Jahren - der Kantor der kleinen Kapelle.
      "Na endlich, das hat aber gedauert.", begrüßte Wolf ihn.
      Der Kantor schloss die Tür wieder hinter sich, bevor er antwortete: "Wieso habe ich nur gewusst, dass sie wieder hier sind, Hauptmann?". Ein Lächeln glitt über seine Lippen, als er sich nach Links wandte und zu der kleinen, unauffälligen Treppe schritt, die nach oben, zur Orgel, führte.
      "Du kommst in keinen einzigen Gottesdienst, man sieht dich nie beten - aber du bist fast immer hier, wenn ich an der Orgel spiele."
      "Wozu ist die Kirche denn sonst da, wenn nicht einzig und allein zu dem Zweck, deinem Spiel zu lauschen, Arnim.", antwortete Wolf. Er konnte Kantor Arnim Adolph den Kopf schütteln sehen, wie er die Treppe hoch schritt.
      "Du bist ein merkwürdiger Mann, Wolf. Eigentlich der einzige Mann, den ich kenne, der nur für das Orgelspiel in die Kirche geht."
      "Suum cuique, Arnim."
      "Ja, jedem das seine, Wolf. Jedem das seine...", erklang es von der Orgelempore her. Wolf konnte hören, wie der Kantor den Hocker vor der Orgel zurückzog, sich setzte und mit einem leisen Scharrenan die Tasten heranrückte. Es klickte leise und das Gebläse der Orgel erwachte zu leisem Leben.
      "Also, womit kann ich dir diesmal dienen, du Verrückter?", schallte Arnims Stimme von der Empore. "Wieder das Übliche, oder kann ich mich diesmal den Stücken widmen, die ich eigentlich für den nächsten Gottesdienst einüben müsste?"
      Wolf lächelte wieder. Arnim Stimme war eindeutig ironisch angehaucht. Er hatte schnell bemerkt, dass Wolf oftmals während seiner Spielzeiten in der Kirche saß und ihm zuhörte. Die beiden waren sich rasch näher gekommen und Arnim genoss es, jemanden zu haben, der sein Spiel schätzte. Die liturgischen Gesänge unterforderten ihn, weshalb er Wolf auch gerne mal den Wunsch nach einem aufwendigeren Stück erfüllte.
      Wolf hatte die Orgel schon immer geliebt, wollte ursprünglich selbst einmal lernen, sie zu spielen. Wie aus so vielen anderen Träumen seiner Kinder- und Jugendzeit wurde daraus jedoch nichts, sodass er sich nun darauf beschränkte, Arnim zuzuhören und ihn von Zeit zu Zeit um ein spezielles Stück zu bitten.
      Er sah wieder auf seine Armbanduhr. Anders als die meisten Menschen, trug Wolf sie nicht auf, sondern unter dem linken Handgelenk.
      "Lass mal lieber, ich habe nicht viel Zeit. Irgendetwas kurzes, dann muss ich schon wieder weg.", antwortete er auf Arnims Frage.
      "Typisch Wolf," kam es von der Empore, "wird angeschossen und sitzt am nächsten Tag schon wieder bis zum Hals in Arbeit. Ein Wunder, dass du noch nicht zusammengeklappt bist."
      Wolf setzte zu einer Entgegnung an, wurde dann jedoch von den Klängen der Orgel übertönt - Arnim hatte angefangen zu spielen, Bachs "Toccata und Fuge in D-Moll" machte jede Chance auf weitere Konversation zunichte.
      Der Hauptmann setzte sich wieder auf seinen Platz und lehnte sich zurück. Ein weiteres Mal sah er auf seine Uhr - er hatte nicht gelogen, als er sagte, dass er schon bald wieder gehen müsse. Noch kanpp zehn Minuten hatte er Zeit, bevor er sich ins Auto setzen und nach Stadtallendorf fahren würde - zum Hauptquartier der DSO, ihrer Dachorganisation.
      Eine jener Büroaufgaben, mit der man ihn in nächster Zeit wohl gerne mal beauftragen würde - und die er so wenig leiden konnte.
      Dieser kam allerdings schon gestern Abend rein, als er sich noch auf dem Rückweg von dem misslungenen Einsatz befand. Ein weiterer Grund, wieso er den langen Weg zu Fuß wählte.
      Wolf hasste es. Ihre Arbeit war nichts, worüber man überhaupt mit anderen Leuten sprechen sollte.
      Er verstand schon, wieso es besser war, den neuen Kommandanten der DSO in dies Alles einzuweihen - dennoch empfand er diesen Besuch als vollkommen unnötig.
      Nicht, dass er nicht wusste, wie sehr einem das, was der Generalmajor erfahren hatte, auf der Seele liegen konnte. Auch er wusste, wie hilfreich es sein kann, darüber mit jemandem zu sprechen, der sich damit auskannte - aber wieso musste ausgerechnet er diese Rolle übernehmen? Wozu gab es schließlich Wiemann, der schließlich tief genug in all dem drin steckte, um mit seinem neuen Chef darüber zu reden?
      Aber Wiemann hatte darauf bestanden, dass jemand vom Amt selbst kam - und natürlich war ihm dafür niemand besseres als ausgerechnet Wolf eingefallen.
      Vermutlich fand er es witzig - Hauptmann Wolf kannte den Humor des Adjutanten zur Genüge. Schließlich teilte er ihn zu einem gewissen Teil mit Wiemann. Dennoch war er alles andere als begeistert über Wiemanns neuesten Scherz.
      Wolf seufzte noch einmal, verschob seine Gedanken über eine möglichst passende Vergeltung für diesen Scherz auf die Autofahrt nach Stadtallendorf und lehnte sich zurück, um der Orgel zu lauschen.
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      1626 Wörter, 10362 Zeichen

      PS: Informationen zur Vorlage gabs jetzt erstmal doch keine, jedoch denke ich, dass man mittlerweile darauf kommen könnte - vielleicht möchte einer ja raten...und nebenbei einen Kommentar abgeben...

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Gastredner ()

    • Argh,

      ein Beitrag so nichtssagend wie der erste. Schön geschrieben, aber es passiert ja noch nichts. Verdammt!

      Der nächste Post freut mich, Schmeier und Wolf treffen sich? (Oder baust du einen Zwischenteil ein, der wieder so nichtssagend ist? Böser Junge! )

      so,ende.
      Manche Leute sollten sich dem Wahnsinn nicht preisgeben,
      denn sie können nicht mit ihm umgehen. Für andere ist er ein
      Geschenk, eine Brille für die Welt.
      Boss, Vossler, Saber!
    • Original von Purifying Flame
      Argh,

      ein Beitrag so nichtssagend wie der erste. Schön geschrieben, aber es passiert ja noch nichts. Verdammt!

      Nichtssagend? Wieso nichtssagend?
      Ich fasse mal an Informationen zusammen:
      1 - Die Abteilung 2 heißt Vollstreckung
      2 - Sie besteht überwiegend aus Atheisten
      3 - Ihr Hauptquartier liegt in Kamen
      4 - Es gibt viele Trauergottesdienste->Tote
      5 - Wolf ist ein verrückter Workaholic
      6 - Es sind sowieso alle im Amt ein bisschen verrückt
      7 - Wolf hat Probleme mit sich selbst und seinem Leben
      8 - Er liebt Orgelmusik
      9 - Er unterhält eine Art Freundschaft zum Kantor
      10 - Er wird in nächster Zeit wohl vor allem Bürotatigkeiten erfüllen
      11 - Er kennt Wiemann
      12 - Wiemann steckt in alle dem drin
      13 - Er wird sich mit Schmeier treffen
      Sollte wohl alles sein. Also wohl kaum zu wenig.
      Und ich kann schlecht in jedem Abschnitt jemanden wild durch die Gegend ballern lassen. Der nächste Teil wird wohl auch überwiegend aus Gesprächen bestehen. Denke, ich werde noch heute mit der Arbeit beginnen. Hab grad eh nichts zu tun(gerade Google SketchUp ausprobiert - bin nicht allzu begeistert).

      Der nächste Post freut mich, Schmeier und Wolf treffen sich? (Oder baust du einen Zwischenteil ein, der wieder so nichtssagend ist? Böser Junge! )

      Ja, ich bin ein böser Junge...aber ob der nächste Teil so "nichtssagend" ist...naja, ich denke, es wird einige interessante Informationen geben. Und dann auch wirklich zur Vorlage(dürfte dich dann etwas weniger interessieren, kennst du ja schon, aber da wird sich bestimmt noch etwas finden lassen...).

      Naja, wir werden ja sehen, wie der nächste Abschnitt wird. Auf jeden Fall schön, dass auch mal wieder jemand anderes als ich hier etwas schreibt.
      Ich habe Lust zu Schreien, angesichts der gähnenden Leere in diesem Thread...

      ~Gastredner
    • Also, Kapitel 2 fand ich extrem abgefahren, und den Psychotrick mit dem Kichern muss ich mir unbedingt merken... XD

      Auch sonst ist die Story solide verfasst, Purifying Flame hat zwar nicht unrecht mit dem Argument dass die weniger actionreichen Kapitel ziemlich langsam mit Neuigkeiten rausrücken wollen, aber das stört mich eigentlich nicht besonders, man soll ja auch ein Gefühl für Charakter und Persönlichkeit der Protagonisten bekommen, hehe...

      (Und Wolf hat für mich was von nem wortkargen Cowboy, der statt dem Saloon eben ne Kapelle besucht und statt Pianoklängen eben Orgelsound vorzieht... xD)

      Das Lexikon find ich gut, ich hab mir zwar auch vorher nen Reim auf DSO gebildet (ich hab dabei an S.T.A.R.S aus Resident Evil gedacht) aber ein paar Hintergrundinfos sind nie zu verachten. Eine Frage hätt ich noch, ne Mark 23 ist ne SOCOM, oder?

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    • JAA! EIN KOMMENTAR!
      Endlich. Meine Gebete wurden erhört...das heißt: Wenn ich gebetet hätte, wären sie wohl erhört worden...

      Original von Irrlicht
      Eine Frage hätt ich noch, ne Mark 23 ist ne SOCOM, oder?

      Ja, das stimmt.

      Kleine Info nebenbei: Die Arbeit am 5. Teil ist bis jetzt noch nicht besonders weit fortgeschritten, war ein wenig...demotiviert. Außerdem oftmals andersweitig beschäftigt. Werde mich jetzt jedoch verstärkt dransetzen. Erwarte bis zum Ende der neuen Woche fertig zu sein.

      ~Gastredner
    • Original von Gastredner
      Werde mich jetzt jedoch verstärkt dransetzen...


      Na unbedingt, zumal viele Kommentare noch lange kein ausschlaggebendes Argument für gute Fics sind, machmal ist es sogar grade anders rum. Du solltest dich jedenfalls von mangelndem Anklang nicht entmutigen lassen, Hermann Melville hat zum Beispiel nur ein einziges Buch geschrieben, das Zeit seines Lebens nur als Schundroman galt. Zur Legende wurde Moby Dick erst viele Jahre später... xD

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