So, es geht weiter...
Warum lesen das so wenige
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Auf einmal sah er wieder etwas. Er konnte das Mondlicht sehen, das durch ein Fenster in den Raum drang. War das alles wirklich nur ein Traum gewesen? Es schien so realistisch. Ihm war, als könne er immer noch Ganondorfs Stimme hören. Erleichtert blies er die Luft aus seinen Lungen. Er war zurück, zurück in der Realität, wo sein Vater ihn nicht erreichen konnte. Noch nicht.
Die ganze restliche Nacht machte er kein Auge mehr zu. Nicht nur weil er über das, was er schon erlebt hatte und über das, was ihm noch bevorstand nachdachte, sondern auch aus Angst, wieder in einem solchen Traum zu landen. Er war froh, dass in diesen Raum Licht drang. Als er über seine Angst vor der Dunkelheit nachdachte, schlich sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Das ist doch lächerlich, sagte er sich selbst. Ich bin doch kein Kind mehr! Er hatte schon lange den Grund vergessen, warum er sich vor dunklen Räumen fürchtete. Aber jetzt fiel es ihm wieder ein. Er konnte sich an fast nichts mehr aus seiner Kindheit erinnern. Nur noch daran, alleine in völliger Dunkelheit gestanden zu haben. Bis ein Licht auf ihn zukam und ihn mit sich nahm. Dieses Licht war eine Laterne gewesen, die seine spätere Ziehmutter getragen hatte. Die Zeit verging, als er immer mehr versuchte, sich an weitere Details aus seiner Vergangenheit zu erinnern. Zum Beispiel, wie seine Mutter ausgesehen hatte. Ihm blieben nur Vermutungen. Sie musste sein schwarzes Haar und dieselben blauen Augen gehabt haben. Wie sie wohl gewesen war?
Irgendwann wurde er von Taya aus seinen Gedanken gerissen. »Du bist schon wach?« »Was? Ähm, ja. Aber noch nicht lange.« Ihm war nicht wohl dabei, Taya zu belügen. Aber er war noch nicht bereit, über seinen Vater zu reden. Mittlerweile hatte er sich damit abgefunden, dass in seinen Adern dasselbe Blut floss, aber alles andere war zu privat. Vielleicht würde er Taya irgendwann davon erzählen. »Wirklich nicht?« Taya musste wohl spüren, dass etwas nicht stimmte… »Wenn ich es doch sage.« Zwar strafte ein herzhaftes Gähnen seinerseits seine Worte Lügen, aber Taya ging nicht weiter darauf ein. Leise, um ihre anderen Reisegefährten nicht zu wecken, standen sie auf, zogen sich an und gingen nach unten. Anju war schon auf und arbeitete mit Yoran in der Küche, dabei mochte es vielleicht grad Viertel nach Sechs sein. Anjus Arbeit bestand eigentlich nur aus Anreichungen, denn das Kochen übernahm Yoran. Er huschte von einem Ort zum anderen, schmeckte dort etwas ab, legte hier noch etwas Feuer nach.
Er schien in seiner Arbeit richtig aufzublühen. Von dem verschlossenen Jungen, den sie am Abend vorher kennengelernt hatten, war nichts mehr zu sehen. »Es ist seine einzige Leidenschaft.« Xerac drehte sich ruckartig um. Es war nur Kafei, der lautlos hinter sie getreten zu sein schien. Xerac atmete auf. »Habe ich euch erschreckt? Das tut mir leid.« »Schon in Ordnung. Ich bin bloß noch nicht ganz wach.«, antwortete Xerac. »Wenn ich dich so ansehe, scheint das ein wenig untertrieben zu sein. Du siehst aus, als hättest du überhaupt nicht geschlafen.« »Sehe ich so schlimm aus?«, versuchte Xerac zu scherzen. »Ich habe übrigens schon mit dem Fahrer gesprochen. Er nimmt euch gerne mit.«
»Das ist schön. Aber… Sind in Termina alle solche Frühaufsteher?« »Nur diejenigen, die arbeiten. Also fast alle.«, lachte Kafei. Mittlerweile hatte Yoran auch von seiner Arbeit aufgesehen und fröhlich ein »Hallo!« herübergerufen.
»Ist das wirklich noch Yoran?« »Es ist wirklich schade, dass er nicht immer so ist. Eigentlich müssten wir ihn den ganzen Tag am Kochen halten, aber soviel Essen könnten wir niemals unterbringen.« Sie sahen ihm noch eine Weile zu und kosteten ab und zu sogar – auf seine Aufforderung. Er war wie neugeboren.
Pünktlich zum Frühstück standen auch Laron und der Maskenhändler auf (»Nennen wir es eine innere Uhr.«). Danach erkundeten sie Unruh-Stadt. Sie schlenderten durch die Geschäfte in West-Unruhstadt, spielten sich durch die Vergnügungsbuden in Ost-Unruhstadt, … Gegen Mittag fanden sie sich wieder am Gasthof ein. Mit leeren Mägen und deutlich leichteren Geldbeuteln. Nach dem üppigen Mittagessen waren wenigstens erstere wieder voll.
Anschließend traf auch schon der Fahrer am Gasthof ein und holte die Waren ab. Taya erkannte den Fahrer sofort wieder. Es war der ehemalige Hühnerzüchter der Romani Ranch, sein Name war Grog. Nach den Ereignissen um den Mond schien er seinen Erstberuf an den Nagel gehängt zu haben. Auf der Gänze des Weges schien sich das gesamte Gespräch nur um Link zu drehen und nur zwischen Taya und dem Fahrer abzuspielen.
Laron, der Maskenhändler und Xerac schwiegen. Xerac hatte sogar einen Grund: Er war ganz einfach eingeschlafen. Sein Körper forderte seinen Schlaf und bekam ihn auch. Und dieses Mal wurde er nicht von Ganondorf heimgesucht. Die Strecke war nicht sehr eben, doch das schien Xerac nicht zu spüren. Als er wieder erwachte, waren sie schon am Ikana Canyon.
»Was? Wir sind schon da?«, fragte Xerac ein wenig verschlafen. »Den Rest schafft der Wagen nicht, den müssen wir zu Fuß gehen. Wenn ihr alle mit anpackt, ist es leichter.« Also schnappte sich jeder etwas von der Ware und sie folgten dem Händler zu einem schmalen Höhlenpfad. »Der wurde erst vor ein paar Jahren geschaffen.«, erklärte er Taya, die den Pfad nicht kannte. Der Pfad war nicht gerade kurz und es ging ziemlich bergauf. Als sie oben anlangten, schwitzten und keuchten sie alle.
»Was ist da eigentlich alles drin?«, beschwerte Xerac sich über das Gewicht der Kisten. »Nichts Besonderes. Hauptsächlich Lebensmittel, ansonsten nur verschiedene kleine Dinge.«, war die Antwort.
Xerac sah sich ein wenig um. Es war nicht schwer zu erraten, wo der Forscher wohnte. Es war das einzige Haus inmitten von Ruinen. Hinter einer imposanten Mauer konnte man das Schloss aufragen sehen, in dem der Forscher die Legende gefunden haben soll.
Grog stutzte. »Seltsam… Normalerweise sieht man ihn immer draußen und seine Tochter auch.« »Vielleicht ist ja was passiert?«, sprach der Maskenhändler den Verdacht aller aus.
Sie gingen auf das Haus zu. Die Kisten ließen sie dort stehen. Hier gab es niemanden, der sie stehlen könnte. Sie klopften gegen die Tür. Keine Antwort. Auch nach erneutem Klopfen war nichts zu hören. »Ist etwa wirklich etwas passiert?«, fragte Taya besorgt. »Hoffen wir es nicht.«, sagte der Maskenhändler, während er an der Tür zog. Zu ihrer Überraschung ging sie sogar auf. Auf dem Tisch, den sie sofort sehen konnten, lag ein handgeschriebener Brief.
Xerac las ihn laut vor: »Ihr seid zu spät, Herr des Lebens… Wieder einmal zu spät… Besucht mich doch in der Schlossruine. Wenn Ihr Euch traut!« Der Brief war nicht unterschrieben. »Sie wurden entführt?!«, rief Taya erschrocken aus. Während Taya hysterisch wurde, blieb Xerac vollkommen ruhig. Zuerst sprach er ihren Fahrer an. »Ihr bleibt hier. Das, was ich jetzt tun werde, könnte gefährlich werden.« Grog nickte und Xerac wandte sich zum Gehen. Laron, der Maskenhändler und Taya wollten ihm folgen. »Nein. Das betrifft nur mich.« Er erntete heftigen Protest. »Was ist, wenn dir etwas passiert? Wer soll dir dann helfen?«, schallte es sogleich aus dreier Kehlen.
Eine hitzige Diskussion entbrannte, die Xerac nur verlieren konnte. Fünf Minuten später zogen sie zu viert in Richtung der Ruine des Schlosses von Ikana. Zum Glück brauchten sie nicht den Umweg über den Brunnen nehmen, denn der Forscher hat einen Weg gefunden, das Haupttor zu öffnen. Xerac schlug vor, sich direkt zum ehemaligen Thronsaal zu begeben. Da Taya bereits dort gewesen war, flog sie voraus. Kaum hatten sie die alte Halle betreten, schloss sich die Tür und ließ die Freunde in völliger Finsternis zurück.
So schien es Xerac zunächst, bis er sah, dass über ihm es ein Lichtpunkt schwebte. Es war Taya. »Ich bin nicht nur eine Fee, sondern auch eine Lampe.«, scherzte sie. »Herzlich willkommen in meinem kleinen Reich!« Die Stimme kam von dort, wo der Thron stand. »Wer bist du?«, rief Xerac zurück. »Könnt Ihr mich nicht sehen, Herr des Lebens? Habt Ihr Angst im Dunkeln?« Xerac stutzte. Woher wusste er das? »Aber der Gast ist König, ist es nicht so?«
Er klatschte zweimal und an den Seiten des Raumes wurden Vorhänge empor gezogen. Kurz waren sie geblendet, doch ihre Augen gewöhnten sich schnell daran. Sofort sah Xerac seinem Gegenüber in die Augen. »Yoran?!« »Ihr habt also schon meinen missratenen Bruder kennengelernt?« »Dann musst du Yeran sein.« »Exakt. Aber ich ziehe meinen neuen Titel vor.« »Und der wäre?«, fragte Taya verächtlich. »Nicht so vorlaut, kleine Fee. Ich rede mit dem Herrn des Lebens, nicht mit dir!« Taya wollte auf Yeran losgehen, doch Xerac hielt sie zurück. »Ehemals war ich Yeran, dann der Meister der Verzweiflung. Doch seit neuestem bezeichne ich mich als Herr der Verzweiflung, denn der werde ich schon bald sein!« Xerac verzog keine Miene. Jetzt hatten sie zwar einen Herrn gefunden, aber leider einen der falschen Partei. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie überrascht ich war, als ich erfuhr, dass Ihr der Herr des Lebens seid. Ihr, der Sohn eines Halbdämons…« »Er mag mein Vater sein, doch sein Erbe trage ich nicht!« »Seid Ihr da sicher? Ich habe eine leichte Möglichkeit, das herauszufinden.« »Welche? Glaubst du, ich fürchte mich vor deinen Tricks?« Vorbei war es mit der Höflichkeit. »Zweifelst du an meiner Macht? Was denkst du, wer dir diesen Traum schickte? Das war ich!«
Xerac verstand nun, warum er geglaubt hatte, die Verzweiflung selbst zu spüren, als wäre sie ein lebendes Wesen. »Und jetzt habe ich eine weitere phänomenale Entdeckung gemacht!« »Welche?« »Ich vermute nicht, dass einer der Anwesenden bereits von einem Trank mit dem Namen »Blut des Teufels« gehört hat…« Taya zitterte. »Doch nicht… Der dunkle Trank, der das Böse in einem Menschen freisetzt? Es gibt ihn wirklich?« »Ja, es gibt ihn!« Er deutete auf einen Becher direkt neben ihm. »Er steht hier, direkt neben mir. Genug, um dein Erbe wachzurufen, Xerac…« Xerac schwieg. »Also, leugnest du dein Erbe immer noch? Oder sollen wir es auf einen Test ankommen lassen?« Hinterlistig waren seine Worte, doch er traf den schwachen Punkt Xeracs. Dies war seine Chance, allen zu beweisen, dass er anders war als Ganon! »Teste mich doch! Es gibt nichts Böses in mir, dass du wachrufen könntest!«
Laron flehte Xerac noch an, es zu lassen, doch es war zwecklos. Er war nicht mehr davon abzubringen. Selbstsicher schritt er auf Yeran zu, der ihm den Becher reichte. »Leere ihn. Leere ihn bis auf den letzten Tropfen, dann werden wir bald wissen, zu welcher Seite du wirklich gehörst!« Xerac besah sich die Flüssigkeit. Sie war schwarz und dickflüssig. Der Duft, den sie verströmte, war verführerisch. Er zögerte noch den Bruchteil eines Augenblicks lang, dann setzte er den Becher an die Lippen und trank. Laron wandte sich im selben Moment ab.
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Lesen, denken, kommentieren
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Auf einmal sah er wieder etwas. Er konnte das Mondlicht sehen, das durch ein Fenster in den Raum drang. War das alles wirklich nur ein Traum gewesen? Es schien so realistisch. Ihm war, als könne er immer noch Ganondorfs Stimme hören. Erleichtert blies er die Luft aus seinen Lungen. Er war zurück, zurück in der Realität, wo sein Vater ihn nicht erreichen konnte. Noch nicht.
Die ganze restliche Nacht machte er kein Auge mehr zu. Nicht nur weil er über das, was er schon erlebt hatte und über das, was ihm noch bevorstand nachdachte, sondern auch aus Angst, wieder in einem solchen Traum zu landen. Er war froh, dass in diesen Raum Licht drang. Als er über seine Angst vor der Dunkelheit nachdachte, schlich sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen. Das ist doch lächerlich, sagte er sich selbst. Ich bin doch kein Kind mehr! Er hatte schon lange den Grund vergessen, warum er sich vor dunklen Räumen fürchtete. Aber jetzt fiel es ihm wieder ein. Er konnte sich an fast nichts mehr aus seiner Kindheit erinnern. Nur noch daran, alleine in völliger Dunkelheit gestanden zu haben. Bis ein Licht auf ihn zukam und ihn mit sich nahm. Dieses Licht war eine Laterne gewesen, die seine spätere Ziehmutter getragen hatte. Die Zeit verging, als er immer mehr versuchte, sich an weitere Details aus seiner Vergangenheit zu erinnern. Zum Beispiel, wie seine Mutter ausgesehen hatte. Ihm blieben nur Vermutungen. Sie musste sein schwarzes Haar und dieselben blauen Augen gehabt haben. Wie sie wohl gewesen war?
Irgendwann wurde er von Taya aus seinen Gedanken gerissen. »Du bist schon wach?« »Was? Ähm, ja. Aber noch nicht lange.« Ihm war nicht wohl dabei, Taya zu belügen. Aber er war noch nicht bereit, über seinen Vater zu reden. Mittlerweile hatte er sich damit abgefunden, dass in seinen Adern dasselbe Blut floss, aber alles andere war zu privat. Vielleicht würde er Taya irgendwann davon erzählen. »Wirklich nicht?« Taya musste wohl spüren, dass etwas nicht stimmte… »Wenn ich es doch sage.« Zwar strafte ein herzhaftes Gähnen seinerseits seine Worte Lügen, aber Taya ging nicht weiter darauf ein. Leise, um ihre anderen Reisegefährten nicht zu wecken, standen sie auf, zogen sich an und gingen nach unten. Anju war schon auf und arbeitete mit Yoran in der Küche, dabei mochte es vielleicht grad Viertel nach Sechs sein. Anjus Arbeit bestand eigentlich nur aus Anreichungen, denn das Kochen übernahm Yoran. Er huschte von einem Ort zum anderen, schmeckte dort etwas ab, legte hier noch etwas Feuer nach.
Er schien in seiner Arbeit richtig aufzublühen. Von dem verschlossenen Jungen, den sie am Abend vorher kennengelernt hatten, war nichts mehr zu sehen. »Es ist seine einzige Leidenschaft.« Xerac drehte sich ruckartig um. Es war nur Kafei, der lautlos hinter sie getreten zu sein schien. Xerac atmete auf. »Habe ich euch erschreckt? Das tut mir leid.« »Schon in Ordnung. Ich bin bloß noch nicht ganz wach.«, antwortete Xerac. »Wenn ich dich so ansehe, scheint das ein wenig untertrieben zu sein. Du siehst aus, als hättest du überhaupt nicht geschlafen.« »Sehe ich so schlimm aus?«, versuchte Xerac zu scherzen. »Ich habe übrigens schon mit dem Fahrer gesprochen. Er nimmt euch gerne mit.«
»Das ist schön. Aber… Sind in Termina alle solche Frühaufsteher?« »Nur diejenigen, die arbeiten. Also fast alle.«, lachte Kafei. Mittlerweile hatte Yoran auch von seiner Arbeit aufgesehen und fröhlich ein »Hallo!« herübergerufen.
»Ist das wirklich noch Yoran?« »Es ist wirklich schade, dass er nicht immer so ist. Eigentlich müssten wir ihn den ganzen Tag am Kochen halten, aber soviel Essen könnten wir niemals unterbringen.« Sie sahen ihm noch eine Weile zu und kosteten ab und zu sogar – auf seine Aufforderung. Er war wie neugeboren.
Pünktlich zum Frühstück standen auch Laron und der Maskenhändler auf (»Nennen wir es eine innere Uhr.«). Danach erkundeten sie Unruh-Stadt. Sie schlenderten durch die Geschäfte in West-Unruhstadt, spielten sich durch die Vergnügungsbuden in Ost-Unruhstadt, … Gegen Mittag fanden sie sich wieder am Gasthof ein. Mit leeren Mägen und deutlich leichteren Geldbeuteln. Nach dem üppigen Mittagessen waren wenigstens erstere wieder voll.
Anschließend traf auch schon der Fahrer am Gasthof ein und holte die Waren ab. Taya erkannte den Fahrer sofort wieder. Es war der ehemalige Hühnerzüchter der Romani Ranch, sein Name war Grog. Nach den Ereignissen um den Mond schien er seinen Erstberuf an den Nagel gehängt zu haben. Auf der Gänze des Weges schien sich das gesamte Gespräch nur um Link zu drehen und nur zwischen Taya und dem Fahrer abzuspielen.
Laron, der Maskenhändler und Xerac schwiegen. Xerac hatte sogar einen Grund: Er war ganz einfach eingeschlafen. Sein Körper forderte seinen Schlaf und bekam ihn auch. Und dieses Mal wurde er nicht von Ganondorf heimgesucht. Die Strecke war nicht sehr eben, doch das schien Xerac nicht zu spüren. Als er wieder erwachte, waren sie schon am Ikana Canyon.
»Was? Wir sind schon da?«, fragte Xerac ein wenig verschlafen. »Den Rest schafft der Wagen nicht, den müssen wir zu Fuß gehen. Wenn ihr alle mit anpackt, ist es leichter.« Also schnappte sich jeder etwas von der Ware und sie folgten dem Händler zu einem schmalen Höhlenpfad. »Der wurde erst vor ein paar Jahren geschaffen.«, erklärte er Taya, die den Pfad nicht kannte. Der Pfad war nicht gerade kurz und es ging ziemlich bergauf. Als sie oben anlangten, schwitzten und keuchten sie alle.
»Was ist da eigentlich alles drin?«, beschwerte Xerac sich über das Gewicht der Kisten. »Nichts Besonderes. Hauptsächlich Lebensmittel, ansonsten nur verschiedene kleine Dinge.«, war die Antwort.
Xerac sah sich ein wenig um. Es war nicht schwer zu erraten, wo der Forscher wohnte. Es war das einzige Haus inmitten von Ruinen. Hinter einer imposanten Mauer konnte man das Schloss aufragen sehen, in dem der Forscher die Legende gefunden haben soll.
Grog stutzte. »Seltsam… Normalerweise sieht man ihn immer draußen und seine Tochter auch.« »Vielleicht ist ja was passiert?«, sprach der Maskenhändler den Verdacht aller aus.
Sie gingen auf das Haus zu. Die Kisten ließen sie dort stehen. Hier gab es niemanden, der sie stehlen könnte. Sie klopften gegen die Tür. Keine Antwort. Auch nach erneutem Klopfen war nichts zu hören. »Ist etwa wirklich etwas passiert?«, fragte Taya besorgt. »Hoffen wir es nicht.«, sagte der Maskenhändler, während er an der Tür zog. Zu ihrer Überraschung ging sie sogar auf. Auf dem Tisch, den sie sofort sehen konnten, lag ein handgeschriebener Brief.
Xerac las ihn laut vor: »Ihr seid zu spät, Herr des Lebens… Wieder einmal zu spät… Besucht mich doch in der Schlossruine. Wenn Ihr Euch traut!« Der Brief war nicht unterschrieben. »Sie wurden entführt?!«, rief Taya erschrocken aus. Während Taya hysterisch wurde, blieb Xerac vollkommen ruhig. Zuerst sprach er ihren Fahrer an. »Ihr bleibt hier. Das, was ich jetzt tun werde, könnte gefährlich werden.« Grog nickte und Xerac wandte sich zum Gehen. Laron, der Maskenhändler und Taya wollten ihm folgen. »Nein. Das betrifft nur mich.« Er erntete heftigen Protest. »Was ist, wenn dir etwas passiert? Wer soll dir dann helfen?«, schallte es sogleich aus dreier Kehlen.
Eine hitzige Diskussion entbrannte, die Xerac nur verlieren konnte. Fünf Minuten später zogen sie zu viert in Richtung der Ruine des Schlosses von Ikana. Zum Glück brauchten sie nicht den Umweg über den Brunnen nehmen, denn der Forscher hat einen Weg gefunden, das Haupttor zu öffnen. Xerac schlug vor, sich direkt zum ehemaligen Thronsaal zu begeben. Da Taya bereits dort gewesen war, flog sie voraus. Kaum hatten sie die alte Halle betreten, schloss sich die Tür und ließ die Freunde in völliger Finsternis zurück.
So schien es Xerac zunächst, bis er sah, dass über ihm es ein Lichtpunkt schwebte. Es war Taya. »Ich bin nicht nur eine Fee, sondern auch eine Lampe.«, scherzte sie. »Herzlich willkommen in meinem kleinen Reich!« Die Stimme kam von dort, wo der Thron stand. »Wer bist du?«, rief Xerac zurück. »Könnt Ihr mich nicht sehen, Herr des Lebens? Habt Ihr Angst im Dunkeln?« Xerac stutzte. Woher wusste er das? »Aber der Gast ist König, ist es nicht so?«
Er klatschte zweimal und an den Seiten des Raumes wurden Vorhänge empor gezogen. Kurz waren sie geblendet, doch ihre Augen gewöhnten sich schnell daran. Sofort sah Xerac seinem Gegenüber in die Augen. »Yoran?!« »Ihr habt also schon meinen missratenen Bruder kennengelernt?« »Dann musst du Yeran sein.« »Exakt. Aber ich ziehe meinen neuen Titel vor.« »Und der wäre?«, fragte Taya verächtlich. »Nicht so vorlaut, kleine Fee. Ich rede mit dem Herrn des Lebens, nicht mit dir!« Taya wollte auf Yeran losgehen, doch Xerac hielt sie zurück. »Ehemals war ich Yeran, dann der Meister der Verzweiflung. Doch seit neuestem bezeichne ich mich als Herr der Verzweiflung, denn der werde ich schon bald sein!« Xerac verzog keine Miene. Jetzt hatten sie zwar einen Herrn gefunden, aber leider einen der falschen Partei. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie überrascht ich war, als ich erfuhr, dass Ihr der Herr des Lebens seid. Ihr, der Sohn eines Halbdämons…« »Er mag mein Vater sein, doch sein Erbe trage ich nicht!« »Seid Ihr da sicher? Ich habe eine leichte Möglichkeit, das herauszufinden.« »Welche? Glaubst du, ich fürchte mich vor deinen Tricks?« Vorbei war es mit der Höflichkeit. »Zweifelst du an meiner Macht? Was denkst du, wer dir diesen Traum schickte? Das war ich!«
Xerac verstand nun, warum er geglaubt hatte, die Verzweiflung selbst zu spüren, als wäre sie ein lebendes Wesen. »Und jetzt habe ich eine weitere phänomenale Entdeckung gemacht!« »Welche?« »Ich vermute nicht, dass einer der Anwesenden bereits von einem Trank mit dem Namen »Blut des Teufels« gehört hat…« Taya zitterte. »Doch nicht… Der dunkle Trank, der das Böse in einem Menschen freisetzt? Es gibt ihn wirklich?« »Ja, es gibt ihn!« Er deutete auf einen Becher direkt neben ihm. »Er steht hier, direkt neben mir. Genug, um dein Erbe wachzurufen, Xerac…« Xerac schwieg. »Also, leugnest du dein Erbe immer noch? Oder sollen wir es auf einen Test ankommen lassen?« Hinterlistig waren seine Worte, doch er traf den schwachen Punkt Xeracs. Dies war seine Chance, allen zu beweisen, dass er anders war als Ganon! »Teste mich doch! Es gibt nichts Böses in mir, dass du wachrufen könntest!«
Laron flehte Xerac noch an, es zu lassen, doch es war zwecklos. Er war nicht mehr davon abzubringen. Selbstsicher schritt er auf Yeran zu, der ihm den Becher reichte. »Leere ihn. Leere ihn bis auf den letzten Tropfen, dann werden wir bald wissen, zu welcher Seite du wirklich gehörst!« Xerac besah sich die Flüssigkeit. Sie war schwarz und dickflüssig. Der Duft, den sie verströmte, war verführerisch. Er zögerte noch den Bruchteil eines Augenblicks lang, dann setzte er den Becher an die Lippen und trank. Laron wandte sich im selben Moment ab.
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