Der Untergang von Emeranea

    • Was? Schon so ewig hier kein Lob mehr hinterlassen... oh weh, nur noch ZRPG hier, ZRPG da - und ich vergess echt alles andere. Sorry. XD
      Also - die Story ist weiterhin toll. Gefällt mir immer besser. Ich wüsste jetzt auch nichts zum Kritisieren, weil sich die Texte jedes mal einfach sehr gut und flüssig lesen lassen. Schöner Schreibstil, interessante Handlung. Ach, einfach weiter so. ^^
    • @ AstartusSavall: Vielen Dank, vielen Dank.... Obwohl ich beim Durchlesen des letzten Abschnittes doch noch sprachliche Schnitzer, wie Wortwiederholungen entdeckt habe... (:argh: )
      Und wie gesagt, ich hoffe, dass ich in den Ferien mehr schreiben werde...

      @ Naboru: Auch dir vielen Dank... *verneig* Das höre ich immer wieder gerne... Freut mich, dass es dir gefällt... (dabei kommt das beste ja noch... *dreckig lach* Ich habe mir noch einige Sachen für Arianne ausgedacht...)

      (Vielleicht sollte ich schlechter schreiben, damit ich mehr Feedback bekomme :tongue: ...?) Nein aber jetzt mal Scherz beiseite: Sollte irgendeine Handlung nicht schlüssig erklärt sein, oder Charaktere zu oberflächlich oder was auch immer... bitte kritisieren...

      Mir fällt grade auf, dass ich immer mehr real existierende Personen in diese Story verbrate.... Selbst wenn sie sich wahrscheinlich niemals wiedererkennen würden... (sofern sie noch am Leben sind)

      Die Hütte lag am äußersten Rand des Dorfes und war bereits ein wenig vom angrenzenden Wald überwuchert. Sträucher säumten ihre Steinmauern und die Zweige einer breiten Eiche überragten das strohgedeckte Dach. Es war das erste Mal, dass ich Sabeth ohne Begleitung meiner Eltern einen Besuch abstattete und ein wenig mulmig war mir schon.
      Man erzählte sich die abenteuerlichsten Geschichten über sie und ihre Vergangenheit und niemand konnte sagen, wann und warum sie eigentlich hierher kam. Es wurde immer behauptet, sie sei eine Hexe, aber da sie keine bösen Absichten zu hegen schien, war man ihr gegenüber nicht feindselig eingestellt. Im Gegenteil, ihr enormes Wissen in der Heilkunde war für den einen oder anderen schon zur Rettung geworden - und auch ich gehörte dazu.
      Vor über einem Jahr hatte ich mich beim Spielen so schwer am Kopf verletzt, dass meine Eltern schon Sorge trugen, ich würde das nicht überleben. Beim Planschen am Bach war ich auf dem Geröll ausgerutscht und so feste aufgeschlagen, dass ich das Bewusstsein verloren hatte. Perris war es, der mich gefunden hatte und Sabeth diejenige, die mich gerettet hatte, auch wenn sie niemals preisgegeben hatte, wie sie das getan hatte...
      Zwar waren meine Eltern damals verwundert, aber da sie weder eine Gegenleistung verlangte noch es mir danach schlechter ging, hatten sie den Vorfall schnell vergessen. Auch mir kam er erst jetzt wieder in den Sinn als ich vor der schweren Holztür stand und einen kurzen Moment zögerte, bevor ich anklopfte.
      Komm schon, sie wird dich nicht fressen!
      Es dauerte einen kurzen Moment, bevor ich schlurfende Schritte im Inneren der Hütte hörte und dann das quietschende Geräusch der sich öffnenden Tür.
      Ich atmete tief durch und blickte dann in das warme Gesicht einer recht kleinen und dicklichen alten Frau, die sich nun hell vom dunklen Inneren der Hütte abhob.
      Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, lächelte sie mich freundlich an.
      "Ich habe dich bereits erwartet, Arianne..." Sie wies mich an einzutreten.
      Als ich zögerte, vergrößerte sich ihr Lächeln.
      "Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Sei beruhigt, ich werde alle deine Fragen beantworten..."
      Ich beschloss, ihr einfach Vertrauen zu schenken und betrat das Haus.

      Es war recht dunkel und durch den angrenzenden Wald fiel nur wenig Licht durch die Fenster. An den Dachbalken waren deshalb neben Kräuter- und Gewürzbündeln auch Kerzenlampen befestigt, die eine flackernde Beleuchtung erzeugten, obwohl es noch Tag war.
      Den allgegenwärtigen Geruch konnte ich mit nichts mir Bekanntem in Verbindung bringen, vermutete aber die Kräuterbündel als die Ursache.
      Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich einen massiven Holztisch in der Mitte des Raumes und vor einem steinernen Kamin stehen. Auf dem Tisch befand sich eine Schüssel mit einigen Früchten darin. Links und rechts davon waren zwei Holzstühle. Sabeth zeigte auf einen der beiden und ich setzte mich gehorsam hin.
      Sie zog den verbleibenden Stuhl zu sich heran und platzierte sich mir gegenüber. Eine Weile schwiegen wir uns an, doch dann fasste ich mir ein Herz.
      "Ich habe tatsächlich einige Fragen. Es kommt mir so vor, als könnte ich manchmal Dinge nur mit meinen Gedanken bewegen... Aber wenn ich es bewusst versuche, will es mir nicht gelingen. Habe ich mir diese Kräfte vielleicht nur eingebildet?"
      Sie lächelte erneut und erwiderte dann: "Nein, Arianne, das hast du nicht."
      "Heißt das, ich bin ein Adept, eine Auserwählte Temeths?" Aufregung überkam mich und wieder sah ich all meine Möglichkeiten vor mir - bis ich mir Perris schmerzlich ins Gedächtnis rief.
      "Es heißt, dass Temeth dich gesegnet hat. Mit Adepten hat das nichts zu tun..." Sie wirkte plötzlich ein wenig zurückweisender.
      "Aber es heißt doch..."
      "Ich weiß was es heißt... Aber hier nach Wanas dringen Neuigkeiten als Letztes durch."
      "Was bedeutet das? Kümmert sich nicht die Priesterkaste um Adepten und bildet sie aus?"
      "Doch, darin besteht ihre Aufgabe..."
      "Aber?" Ich war noch zu jung, um den Schmerz auf ihrem Gesicht zu sehen, ich war viel zu neugierig, um darauf zu achten und viel zu aufgeregt, mir all dies nicht eingebildet zu haben...
      "Du bist noch zu jung, es zu verstehen, mein Kind. Noch ist nicht der rechte Augenblick dafür gekommen..." Sie wich mir aus.
      "Was heißt das?" Immer noch drängte ich. "Heißt das, ich kann Kathal davon berichten und vielleicht sogar Perris helfen, wenn ich mich ausbilden lasse?"
      "Es heißt, dass du mit niemandem, hörst du, niemandem außer mir darüber sprechen wirst."
      "Aber wieso denn nicht?"
      Empörung stieg in mir hoch. Ich kannte diese Frau doch überhaupt nicht, wieso konnte sie mir einfach so Vorschriften machen?
      Mit erstaunlicher Geschwindigkeit stand sie auf und stand nun plötzlich vor mir, bedrohlich und Respekt einflößend.
      "Weil ich dich ausbilden werde!" Ich schluckte und wagte nicht zu widersprechen....

      Auf dem Nachhauseweg, nachdem sie mir noch einige Dinge erklärt hatte, fühlte mein Kopf sich an wie Watte, und ich mich, als wäre ich nicht ich selbst. Ich hatte das Gefühl, etwas stimmte nicht hier und doch hielt ich es nach einigem Nachdenken aus irgendeinem Grunde für ratsam, dieser Frau zu vertrauen. Ich war noch so von diesem Besuch beeindruckt und beeinflusst, dass ich ihre humpelnde, unnormale Gangart überhaupt nicht bemerkt hatte, genau wie die Tatsache, wieso sie mich denn erwartet hatte.

      Aaaaaargh, ich merke grade, wie 08/15 und klischeehaft dieser Absatz ist.... Ich hoffe es stört euch nicht...

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    • Nach elendlanger Zeit mal wieder die Fortsetzung dieses Machwerks...
      Ich weiß, diese Passagen sind nicht die besten - aber eigentlich will ich ja auch endlich mit der Kernstory anfangen - muss nur die Grundlagen dafür legen...

      Nya.. Viel Spaß...

      Als ich an jenem Abend Zuhause eintraf, war ich noch immer durcheinander. Es war so vieles geschehen und nur auf das Wenigste konnte ich mir wirklich einen Reim machen.
      Erst diese seltsame Szene auf dem Marktplatz um Sinya, dann meine Trennung von Perris und schließlich die alte Sabeth, die so gar nicht gewesen war, wie ich gedacht hatte. Ich hätte niemals geglaubt, einem Menschen zu begegnen, der gleichzeitig verbittert und sanftmütig war. Ich war sosehr in Gedanken versunken, dass ich den Einbruch der Dunkelheit gar nicht bemerkt hatte.
      Kaum hatte ich das Haus betreten, brach daher die Hölle los.
      Mein Vater war der erste, dem ich begegnete und er sah wenig gut gelaunt aus.
      "Wo in Temeths Namen hast du nur gesteckt, Arianne?" fuhr er mich an und die Verwendung meines vollen Namens, verhieß nichts Gutes.
      "Ich war mit Perris unterwegs..." wich ich ihm aus...
      "Du lügst!" Er zitterte vor Wut und selten hatte ich ihn so aufgebracht erlebt. "Harian Starkarm war hier und hat sich über dich beschwert. Er verbittet sich deinen weiteren Umgang mit seinem Sohn! Du hättest schlechten Einfluss auf ihn. Was hat das zu bedeuten?"
      Ich hielt den Kopf gesenkt und murmelte meine Antwort an der Grenze des Hörbaren.
      "Ich... ich wollte Perris überreden von Zuhause fortzugehen, eine Lehre bei Sabeth anzufangen, weil ich von ihren vielen Büchern hörte... und er erneut von seinem Vater gedemütigt worden war, aber auf dem Weg zu ihr gerieten wir in eine Art Verhandlung.. auf dem Marktplatz hatte sich eine Menschenmenge versammelt, die Sinya, die Wirtstochter zu verurteilen schien oder etwas Ähnliches.... Dort hat uns Perris' Vater erwischt und wurde sehr zornig. Er schrie uns an und verbot mir daraufhin jeglichen Umgang mit seinem Sohn...."
      "Und weiter?" Vater ließ nicht locker, auch wenn ich bemerkte, wie ihn eine plötzliche Unruhe befiel.
      "Was weiter... Das ist alles.."
      "Wo hast du danach gesteckt?"
      Ich beschloss ihm nichts von meiner Begegnung mit Sabeth zu erzählen und log ihm statt dessen vor, im Wald gewesen zu sein und aus Wut und Trauer über Harian die Zeit vergessen zu haben.
      Auch wenn Vater bei dem Gedanken, ich sei alleine im Wald gewesen, nicht glücklich war, so glaubte er mit die Geschichte schließlich und entließ mich aus meinem Verhör.
      Doch nun war ich an der Reihe.
      "Was hat diese Geschichte mit Sinya zu bedeuten, Vater? Warum sind alle so aufgebracht deswegen und weshalb wird daraus ein solches Geheimnis gemacht?"
      Er schnappte nach Luft und im ersten Moment befürchtete ich schon, er würde mir damit antworten es ginge mich nichts an.
      Statt dessen ging er auf mich zu und sah mir fest in die Augen.
      "Sinya ist eine Yemathea, eine Unberührbare geworden. Sie erwartet ein Kind, ohne verheiratet zu sein und hat damit die Ehre ihrer Familie beschmutzt."
      "Und was geschieht nun mit ihr?" Ich erzittere innerlich, denn ich konnte noch immer nicht ganz nachvollziehen, was das Verbrechen des Mädchens gewesen sein sollte.
      "Für ihre Familie ist sie nach dem Urteil nicht mehr existent. Sie wird in die Verbannung geschickt. Sollte sie jedoch den Vater des Kindes finden und ehelichen, stellt sie damit die Ehre ihrer Familie und von sich wieder her und darf zurückkehren."
      "Ist das nicht ein wenig hart? Wenn sie den Vater nicht mehr finden kann, so darf sie nie wieder in ihre Heimat zurück und ob sie in der Fremde akzeptiert wird, ist mehr als fraglich..."
      Vater zuckte mit den Achseln und seufzte dann auf.
      "Du empfindest zu viel Mitleid Ri. Sie hat sich dies selbst zuzuschreiben, außerdem ist ein solches Verhalten ein eindeutiger Verstoß gegen unseren Kodex und das weißt du auch."
      "Das mag ja sein. Aber wäre es nicht angebrachter, ihr in einer solchen Situation beizustehen, anstatt sie fortzuschicken?"
      "Es ist nun einmal das Gesetz!" Er sagte dies mit einer solchen Vehemenz, dass ich erkannte, jeder Widerspruch war zwecklos.
      Damit war das Gespräch für ihn beendet und für mich auch.
      Er hatte seine Standpauke Perris betreffend gehalten und ich hatte meine Frage Sinya betreffend gestellt.
      Ich verließ ihn daher und ging in mein Zimmer, um noch einmal gründlich über diesen Tag nachzudenken. Eines war sicher: Ich hatte viel dazugelernt - vieles, dass sich in allzu naher Zukunft als ausschlaggebend erweisen würde.
    • *sich kleinlaut meld und in die ecke stellt dafür, dass er die story vergessen hat*

      Ich muss hier ja noch meinen Kommi lassen ^^''
      Also...
      ich hab einen Fehler gefunden XD
      Zwar waren meine Eltern damals verwundert, aber da sie weder eine Gegenleistung verlangte noch ging es mir danach schlechter, hatten sie den Vorfall schnell vergessen.

      Es muss heißen "noch es mir danach schlechter ging", aber seltsamerweise der einzige Fehler, der hängengeblieben ist ^^''
      Ich finde es - wie immer eigentlich - sehr gut...
      Ich glaube, ich werde auch Germanistik studieren, wenn ich mein Abi hab - scheint ja wahre Wunder auf den Schreibstil zu bewirken XD (kleine Werbung: lies doch mal meine Legende der Acht Herren, wenn du Zeit und Lust hast. Würde mich auch über einen Kommi sehr freuen)
      Aber mach so weiter ^^ Solltest du je ein Buch schreiben, sag mir Bescheid, damit ich es mir kaufen kann XD
      senfsamen (22:58): außerdem gebe ich nichts, ich nehme nur. deine würde, deinen stolz, dein gefühl, eine privatssphäre zu haben 8D

      Ein wenig Drama zum Whine?
      ... aber ich mag doch den Keks ... T_T
      Geh in die Küche und wein.
    • @ Shiek15: Da bist du nicht der Einzige - ich habe sie auch vergessen ;) - nein Spaß beiseite... Muss mich wieder aufraffen was zu schreiben...

      Endlich wurde mal ein Fehler gefunden... *korrigieren geht* Ich bin froh, wenn es mal was zu kritisieren gibt... ehrlich wahr... Das kann ja nicht angehen, dass ich so "perfekt" bin...

      (So viel hat Germanistik bisher damit noch nicht zu tun gehabt - letztes Semester haben wir nur Linguistik gemacht... ich weiß auch nicht, woher mein Stil kommt, aber er wurde schon oft bewundert... ô.O)
      Ich werde mal in deine Story reinschauen... versprochen und dann gibt es Feedback (obwohl ich Zelda FFs grundsätzlich nicht so toll finde, keine Ahnung, wieso...).

      Ich sag dir auf alle Fälle Bescheid...
      Mit ein paar kosmetischen Änderungen, lasse ich vielleicht sogar diese Story - wenn fertig - in Druck gehen... Dann muss ich sie aber nochmals überarbeiten..
      Und weiter gehts...

      Wahrscheinlich verrät der Kapiteltitel schon alles... nya, aber ich hab keinen besseren gefunden... Wie dem auch sei... jetzt geht es erst richtig los...

      Kapitel 2
      Yemathea


      Die danach folgenden Jahre waren von wenigen Veränderungen geprägt. Ich half meinen Eltern im Sommer bei der Ernte und auch sonst bei der Haltung des Hofes. Des Abends schlich ich mich aus dem Haus, um mich von Sabeth unterweisen zu lassen, da ich nicht wollte, dass irgend jemand davon etwas erfuhr.
      Perris wurde von seinem Vater gezwungen bei einem Schmied des Nachbarortes eine Lehre anzufangen und genau das war unser Glück. So konnten wir uns endlich wieder ungestört und unbeobachtet treffen und ich nutzte jede Gelegenheit dazu, auch wenn dies bedeutete, einen über 10 Kilometer langen Weg auf mich zu nehmen.
      Jedenfalls wuchs ich von einem Kind zu einer jungen Frau von 16 Sommern heran.
      Die Wanderungen zu Perris zollten meinem Körper ihren Tribut, denn über meine Figur konnte ich wirklich nicht klagen, auch wenn ich nun mehr denn je das Gefühl hatte, ein Stück zu klein zu sein. Dennoch - seit einiger Zeit konnte ich die jungen Männer des Dorfes dabei ertappen, wie sie mir hinterher sahen und dies erfüllte mich mit einiger Zufriedenheit, auch wenn mich keiner von ihnen sonderlich interessierte.
      Selbst Kathal, der sporadische Besucher der Familie war angenehm überrascht, wie ich mich entwickelt hatte.
      Ein knappes Jahr nach seinem letzten Besuch war der alte König tatsächlich gestorben und wie erwartet war sein Neffe Rhodius der Nachfolger geworden. Auch wenn dies nun schon wieder drei Jahre her war, wusste das Volk so gut wie nichts von seinem neuen Monarchen. Er schien sich sehr bedeckt zu halten. Aufgrund des Wechsel in der Thronfolge blieben auch Kathals Visiten zwei Jahre aus, was seine Überraschung erklärte, als er mich danach wiedersah.
      Auch wenn er uns danach wieder öfter besuchen kam, hatte er kaum Neuigkeiten, Rhodius betreffend. Politisch schien er wenig falsch zu machen, doch etwas anderes machte Kathal Sorgen.
      In Andrias Armenviertel war eine mysteriöse Seuche ausgebrochen, gegen die es bisher kein Heilmittel zu geben schien. Die Kleriker Temeths versuchten zwar ihr Bestes, doch schien es bisher keine Chance auf Heilung zu geben, wenn man erkrankt war.
      Zudem hatte sich eine andere Vereinigung einen Namen in der Stadt gemacht. Sie wurden Weißkutten genannt, da ihr wahrer Name nicht bekannt war, und arbeiteten, so wie es aussah, gemeinsam mit den Priestern an einer Möglichkeit, die Seuche aufzuhalten.
      Dies war das erste Mal, dass ich vom Kriechenden Tod hörte - nichts ahnend, welche Veränderung in meinem Leben damit zusammenhängen würden - doch ich maß der Geschichte keine große Bedeutung bei. In Wanas waren wir vor solchen Katastrophen immer relativ geschützt.
      Was meine Ausbildung bei Sabeth anging, so hatte ich in der vergangenen Zeit doch einige Fortschritte gemacht.
      Ich war nun in der Lage, meine Kräfte zu kontrollieren und sie bei Bedarf auch einzusetzen. Zu meinen neu erworbenen Fähigkeiten gehörte das Heilen von Verletzungen und das Bewegen von Gegenständen, nur mit der Kraft des Geistes. Manchmal, jedoch nicht immer, gelang es mir, eine Kerze per Gedankenkraft anzuzünden.
      Da ich der Heilung jedoch die größte Bedeutung zumaß, kümmerte ich mich um die anderen Dinge kaum und Sabeth insistierte auch nicht darauf. Sie war eher darauf bedacht, vorhandenes Potential zu vergrößern, als nicht vorhandenes zu erschaffen - und ich war ihr auch dankbar dafür.
      Trotzdem wurde sie nicht müde, mir zu erklären, ich solle meine Kräfte nicht unterschätzen und auf das beschränken, was ich kontrollieren könne. Ich sei zu viel mehr fähig, wenn es darauf ankäme. Darauf ließ ich es dann weitestgehend beruhen. Ich war mir sicher, es würde niemals 'darauf ankommen'... dazu war die Idylle in Wanas einfach viel zu trügerisch.
      Eines Abends sollte sich jedoch alles ändern...

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von CAMIR ()

    • *ist mal schneller als Asti*

      Also...
      Super wie immer eigentlich ^^
      Aber diesmal hab ich sogar zwei Fehler gefunden XD
      Du verschlechterst dich CAMIR, ts, ts. Schäm dich ^^

      Sie wurden Weißkutten gemacht, da ihr wahrer Name nicht bekannt war, und arbeiteten, so wie es aussah, gemeinsam mit den Priestern an einer Möglichkeit, die Seuche aufzuhalten.

      Wenn ich nicht völlig falsch liege, muss es "genannt" heißen, oder?

      In Wanas waren wir solchen Katastrophen immer relativ geschützt.

      Das "vor" fehlt Oo Kapitalverbrechen, ab in die Ecke mit dir... XD
      senfsamen (22:58): außerdem gebe ich nichts, ich nehme nur. deine würde, deinen stolz, dein gefühl, eine privatssphäre zu haben 8D

      Ein wenig Drama zum Whine?
      ... aber ich mag doch den Keks ... T_T
      Geh in die Küche und wein.
    • @ Shiek15: Wenigstens einer, der hier mal für Ordnung sorgt. ;) Sehr schön... Nein, das meine ich jetzt wirklich ernst - ich bin immer dankbar, für solche Sachen. Ich weiß nämlich, dass ich in der Eile bisweilen zu solchen Schnitzern neige. *in die Ecke geht*
      So, nach meiner kreativen Pause geht es jetzt mal in die Vollen - die Geschichte entwickelt sich und hoffentlich zum Guten.
      Postet, reviewt, kritisiert... :tongue:

      Wie gewöhnlich wartete ich, bis meine Familie schlafen gegangen war, bevor ich leise aus dem Fenster kletterte, um mich auf den Weg zu Sabeth zu machen.
      Dieser Vorgang war inzwischen zu einer solchen Routine für mich geworden, dass ich blind jede Stelle zum Festhalten finden konnte, die ich brauchte, um wohlbehalten auf dem Boden anzugelangen.
      Wieder einmal hatte ich niemanden geweckt, stellte ich zufrieden fest und entschwand in die Nacht.
      In Sabeths Hütte brannte, wie immer Licht und natürlich hatte sie auf mich gewartet.
      Ich schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter mir. Sowie ich mich an den Tisch setzen wollte, fiel mein Blick auf ihr Gesicht und ich erstarrte. Sie wirkte verängstigt und bedrückt.
      "Sabeth, stimmt etwas nicht?"
      Besorgt blickte ich sie an und sie versuchte zu lächeln.
      "Du bist reifer geworden, Arianne, fast schon eine Frau. Du bist nun alt genug, die Wahrheit zu erfahren, bevor es zu spät ist."
      Die Wahrheit!
      Ich erschauerte und dachte an jenen Abend vor fünf Jahren zurück, als ich ihr zum ersten Mal begegnet war. Jetzt erinnerte ich mich daran, wie sie mir auswich, mit der Begründung ich sei zu jung.
      "Wozu sollte es zu spät sein?"
      "Ich bin nicht mehr die Jüngste, mein Kind. Und die Anzeichen verdichten sich, dass unser Land vor der größten Bedrohung seit langem steht. Es gibt unschöne Gerüchte aus der Hauptstadt."
      Auch wenn es mich jedes Mal auf Neue erstaunte, wie es ihr gelang, trotz ihrer Zurückgezogenheit, so viele Dinge, auch Neuigkeiten zu erfahren, nickte ich nur stumm.
      "Die Seuche im Armenviertel, ich habe davon gehört. Aber die Priester Temeths tun ihr Bestes..."
      "Die Priester!" Sie lachte verächtlich und schüttelte dann den Kopf. "Als ob sie nicht an der ganzen Misere erst schuld wären."
      "Das kann doch nicht sein! Ihre Aufgabe ist es, das Volk zu schützen!" rief ich entrüstet.
      Sie wies mich an, mich hinzusetzen und als ich dem nachgekommen war, trat sie einen Schritt auf mich zu.
      Sie hob ihr Kleid hoch und zum ersten Mal erblickte ihr, das was darunter lag. Ihr rechtes Bein sah aus, als wäre es irgendwann einmal mehrfach gebrochen gewesen und beide waren mit Narben übersät. Am verkrüppelten Bein erkannte ich, war der Fuß nach innen gedreht, was ihr Humpeln erklärte.
      "Sieh es dir nur gut an, mein Kind, denn dies ist das Werk deiner hochgeschätzten Priester Temeths."
      Ich erschrak.
      "Verstehst du nun, warum ich dich von ihnen fernhalten und deine Ausbildung selbst in die Hand nehmen wollte?"
      Ich schwieg einen Augenblick, unfähig zu sprechen und nickte dann zögernd. Noch immer konnte ich es nicht fassen: Unsere hochgeschätzten Priester, die Verbindung zwischen Temeth und uns, vereidigte Beschützer des Volkes: wie konnten sie zu so etwas fähig sein? Waren sie nicht für Heilung und Gerechtigkeit zuständig?
    • @Camir
      *zieht dich wieder aus der Ecke hervor*
      Ich bau manchmal auch solche Fehler ein ^^ Passiert jedem mal, also keine Sorge.
      Gefällt mir mal wieder sehr gut. (Ich bin eine Leierplatte...)


      Original von CAMIR
      Wieder einmal hatte ich niemanden geweckt, stellte ich zufrieden fest und entschwand in die Nacht.


      Hm. Der Satz gefällt mir nicht so ganz, weiß auch nicht, warum.
      Vielleicht schreibst du das so um: "..., was ich zufrieden feststellte..." oder zu stellst das Ganze um "Wie ich zufrieden feststellte..."
      Dann klingt das besser.
      Ansonsten keine Fehler gefunden.
      Nächster Teil bitte. *stempelt hier ab, und legt es zu den Akten*
      senfsamen (22:58): außerdem gebe ich nichts, ich nehme nur. deine würde, deinen stolz, dein gefühl, eine privatssphäre zu haben 8D

      Ein wenig Drama zum Whine?
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    • @ Shiek15:
      *aus Ecke komm* *ängstlich nach rechts und links schiel*
      Ja, sie kommen in der Tat gerne vor... *seufz* Gehört halt mal wieder von Alex Korrektur gelesen, aber die Gute ist (noch) im Abistress...
      (Auch wenn es eine Leier ist, ist es eine, die ich immer wieder gerne höre *gg*)

      Das habe ich absichtlich so gemacht, eingeschobener Nebensatz, oder wie man es nennt, zur Vermeidung von dass- u.ä. Satzkonstruktion.. Aber wenn es so hölzern klingt, stelle ich es evtl. um...

      Betreiben wir doch ein wenig emeraneanisches Culture Studies ;)

      Bedächtig legte sie ihre Hand auf meine Schulter und lächelte schwach.
      "Ich kann nachvollziehen, was du nun empfindest, Kind. Als ich in deinem Alter war, erging es mir ähnlich. Ich war sehr jung, sogar noch jünger als du, als ich meine Kräfte entdeckte.
      Wie du vielleicht weißt, stamme ich auch nicht von hier.
      Ich stamme aus Hohenfels, der Stadt der Händler. Du siehst, ich befinde mich nun sehr weit weg von meiner Heimat Entaria.
      Meine Eltern waren recht wohlhabende Kaufleute und der gesellschaftlichen Aufstieg, der damit verbunden war, sollte ich tatsächlich eine Adeptin sein, bewegten sie, kurz nach der Entdeckung meiner Kräfte, dazu, mich zum örtlichen Priester zu bringen.
      Ich erinnere mich noch gut an ihn. Sein Name war Fenric, ein düsterer, verschlossener Mann. Ich leugne nicht, dass er viel für die Bevölkerung von Hohenfels getan hat und immer zur Stelle war, wenn es irgendwo Krankheit und Leid gab, doch sonst gab es wenig gesellschaftliche Anlässe, zu denen man ihm begegnet wäre. Er lebte recht zurückgezogen in der kleinen, dem Tempel zugehörigen Hütte.
      Als man mich zu ihm brachte, war ich genauso aufgeregt, wie meine Eltern. Die Kleriker waren gesellschaftlich hoch geachtet und der Gedanke, eines Tages zu ihnen gehören zu können, beflügelte mich, genau wie er dich beflügelte.
      Natürlich gelobte Fenric, für meine Ausbildung zu sorgen - es ist dem Klerus ein Graus, zu wissen, dass es irgendwo von Temeth Gesegnete gibt, die nicht unter seiner Fuchtel stehen, denn dies könnte ja eine Verminderung ihrer Macht darstellen.
      Und er hielt sein Versprechen. Wenige Tage später schon, musste ich meine Sachen packen, um mich auf den Weg nach Andria zu machen, denn nur dort werden Priester ausgebildet, wie du vielleicht weißt.
      Auch auf dem Weg dorthin war ich noch voll von Aufregung auf das neue Leben und diejenigen die mich begleiteten, teilten meine Freude ebenso.
      Doch wie bitter sollte ich enttäuscht werden. Die Milde und Nachsichtigkeit, die sie bei ihren Schutzbefohlenen vielleicht walten lassen, galten nicht für die Novizen und Novizinnen, zu denen ich nun gehörte.
      Wer sich nicht an die Anweisungen hielt und den aufgetragenen Aufgaben nicht nachkommen konnte, wurde hart bestraft, sehr hart.
      Von Prügeln, über das Unterwasserhalten des Kopfes, bis hin zu Essens- und Schlafentzug gab es alles.
      Viele der Novizen waren aufgrund ihrer noch nicht voll entwickelten Kräfte nicht in der Lage, die Aufgaben zu lösen und sie alle traf unerbittlich das Schwert der Disziplin. Auch ich gehörte dazu - das zertrümmerte Bein, das du hier siehst, zog ich mir bei einer dieser Disziplinarmaßnahmen zu.
      Aber das war nicht alles - ich hatte das Gefühl, die Priester waren nicht alle so heilig, wie sie es gerne wären. Irgendwie waren sie in Machenschaften verstrickt, die sich kaum mit dem decken konnten, was sie eigentlich gelobten und es würde mich nicht wundern, wenn sie einige der Tode selbst verursacht hatten, nur um zu sehen, wozu ihre Fähigkeiten denn eigentlich in der Lage waren.
      Nicht jeder, der von Temeth gesegnet ist, ist automatisch gut und der damalige Hohepriester war es ganz sicher nicht. Inzwischen ist er gestorben und wie sein Nachfolger ist, kann ich dir leider nicht mehr beantworten.
      Ich suchte nach einer Gelegenheit, zu entkommen, da ich die Scheinheiligkeit und die Gewalt nicht mehr ertrug, und als sie sich mir bot, floh ich mit zwei anderen Novizen.
      Noch Monate nach unserer Flucht wurde das Land nach uns durchkämmt und wir mussten uns versteckt halten. Meine Gefährten wurden schließlich gefangen - und was mit ihnen geschah entzieht sich meiner Kenntnis.
      Mir gelang es nur, durch viel Glück zu fliehen und unterzutauchen, wobei sich das ländliche Wanas förmlich anbot. Ich wusste, nach Hause zurückkehren konnte ich nicht, denn erstens würden sie mich dort ganz sicher suchen und zweitens wollte ich meinen Eltern die Schande nicht antun.
      Jedenfalls gelang es mir, in meiner Zeit hier, meine Kräfte weiter auszubilden, als es schon geschehen war - ich würde lügen, behauptete ich, in meiner Zeit als Novizin wäre mir in dieser Hinsicht nichts beigebracht worden - und nach jungen Menschen mit den gleichen Kräften Ausschau zu halten, um ihnen ein ähnliches Schicksal zu ersparen.
      Du bist die erste, bei der es mir gelungen ist und ich bin froh darum. Ich weiß, in der steckt mehr, als du jemals erkennen kannst und es wäre entsetzlich gewesen, wärest du in ihre Mühlen geraten."

      Als Sabeth ihre Erzählung geendet hatte, war es erst einmal totenstill in der Hütte. Ich war immer noch sprachlos, denn wie sie sagte, war damit fast alles, an das ich einmal geglaubt hatte, dahin. Ich wusste, ich war ihr zu Dank verpflichtet, denn so unglaubwürdig sich ihre Geschichte im Vergleich zu den Dingen, die man über die Priester erfuhr, auch anhörte - ich wusste sie war wahr. An jenem Abend schwor ich mir, dass ich niemals in dieses Räderwerk geraten sollte.
      Es war meine eigene Unüberlegtheit, die schließlich alles zunichte machen sollte...
      ([Blockierte Grafik: http://www.my-smileys.de/smileys2/devil_6.gif])
    • [insert "Super Story" here]

      Wie immer eigentlich ^^
      Ich hab diesmal nicht so sehr auf Fehler geachtet (kleiner Nebeneffekt, wenn man vorher dutzende auf Anhieb sieht, sucht man danach nicht mehr Oo)
      Ich nehme an, dass der Smilie unten nicht dazu gehört? xD
      senfsamen (22:58): außerdem gebe ich nichts, ich nehme nur. deine würde, deinen stolz, dein gefühl, eine privatssphäre zu haben 8D

      Ein wenig Drama zum Whine?
      ... aber ich mag doch den Keks ... T_T
      Geh in die Küche und wein.
    • *immer über Lob freuz*
      Ich glaube auch, dieser Teil war mal fehlerfrei, habe ihn nämlich nochmal auf Herz und Nieren geprüft...

      Achja, der Smiley gehört dazu... :rolleyes: Auch wenn ich im Prinzip dadurch schon gespoilt habe... Hrhrhr...

      Seit jenem Abend in Sabeths Hütte waren auch schon wieder ein paar Wochen vergangen und langsam wichen die milden Blüten und Knospen des Frühlings der Hitze des Sommers.
      Ich hatte mich verändert, was meiner Umwelt nicht verborgen geblieben war, so gut ich auch versuchte es hinter einer Fassade von Gleichgültigkeit und Patzigkeit zu verbergen.
      Noch immer musste ich an Sabeths Geschichte denken, die mein Weltbild so nachhaltig zerstört hatte, dass es wohl noch einige Zeit dauerte, bis ich darüber hinwegkam.
      Die Priester Temeths die hin und wieder das Dorf besuchten, konnte ich nun nicht mehr mit kindlicher Ehrfurcht ansehen. Voller Abscheu wandte ich mich ab, als ich sie kommen und auf das Wirtshaus zusteuern sah. Wer wusste, was sie im Schilde führten?
      Ich ahnte, dass sie die Kraft besaßen, ihresgleichen von nicht Gesegneten zu unterscheiden, was ein weiterer Grund war, mich von ihnen fernzuhalten.
      Selbst Kathal stand ich inzwischen misstrauischer gegenüber, als bei unseren früheren Begegnungen, denn wieder einmal war er bei uns zu Gast.
      Niemand wusste wirklich etwas über ihn... also wer war er? Das Risiko war einfach zu groß... Vielleicht ahnte er ebenfalls von meinen Kräften? Ich musste vorsichtig sein...
      ... und ich verabscheute mich dafür.
      Mit jedem Tag wuchs mein Misstrauen gegenüber meiner Umwelt, die ich ja gerade durch mein abweisendes Betragen darauf aufmerksam machte, dass etwas mit mir nicht stimmte, aber ich hatte solche Angst vor einem ähnlichen Schicksal wie dem Sabeths...
      Ich verstand nun, weswegen sie sich mit diesen Enthüllungen Zeit gelassen hatte - unvorstellbar, was dies in mir ausgelöst hätte, als ich noch jünger gewesen war.
      Ich wusste, dieser Zustand permanenter Angst und wachsenden Misstrauens war auf Dauer nicht tragbar, doch ich traute mich nicht, mit jemandem darüber zu reden und heuchelte stattdessen einen anderen Grund für mein Verhalten vor: Liebeskummer.
      Nachdem sie endlich eine Erklärung für meine Stimmungsschwankungen hatten, hörten sie auf, weiter in mich zu dringen und auch wenn ich nach wie vor mit meinen Gefühlen alleine gelassen war, hatte ich wenigstens ihre Neugierde nicht mehr zu fürchten.
      Es schien ihnen allen klar zu sein, dass Perris die Ursache dafür war und mir war es recht, verbrachte ich doch mehr Zeit denn je bei ihm, seit er seine Lehre beendet hatte.
      Auch wenn ich ihm niemals, niemals größere Gefühle als Freundschaft entgegengebracht hatte, war dies umgekehrt eine andere Sache...
      Und dann geschah das Unglück...

      Es war ein lauer Abend kurz nach Sommeranfang. Ich saß am Ufer des Flusses, und beobachtete das fließende Wasser, wie es in der Ferne verschwand. Manchmal verirrten sich ein paar besonders mutige Fische an die Wasseroberfläche, was leichte Kreise im Wasser entstehen ließ, die sofort von der Strömung verschluckt wurden. Eine Trauerweide bot mir Schutz vor der doch noch grellen Abendsonne sowie einen Platz zum Anlehnen und ich hörte schon die Grillen zirpen.
      Dieser Platz war Perris' und mein Geheimversteck gewesen, als wir noch Kinder gewesen waren... Es erschien so lange zurück, obwohl es doch erst fünf Jahre waren...
      Gelegentlich kam ich noch hierher, wenn ich alleine sein wollte, um nachzudenken, oder bei Sabeth Gelerntes in Ruhe auszuprobieren und es kam sehr selten vor, dass ich gestört wurde.
      Die meisten anderen Kinder spielten eher flussaufwärts und auch ihre am Fischen interessierten Eltern und älteren Geschwister kannten bessere Fischgründe als diesen Platz.
      Raschelndes Gras ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken und mich langsam umdrehen.
      Gegen die Abendsonne erkannte ich vertraute Schemen, die sich tatsächlich als Perris herausstellten. Wieder einmal wirkte er traurig.
      Bevor ich ihn fragen konnte, was er hier mache, hatte er sich schon neben mich gekauert.
      "Ich ahnte, ich würde dich hier finden Ri..."
      "Ist alles in Ordnung? Du wirkst so bedrückt, wie schon lange nicht mehr..."
      Erinnerungen meinen letzten Versuch ihn trösten und dessen Ende flackerten in mir hoch.
      "Ich werde von hier fortgehen, Ri... Meine Lehre ist beendet, aber das genügt Vater nicht. Er hat gesagt, bevor er in mir einen richtigen Mann sehen kann, muss ich zu den Soldaten. Er hat mit einem Kommandanten in der Taverne gesprochen, der vor längerer Zeit auf der Durchreise war - die Garde des Königs sucht noch Männer.
      Ich soll zu einem Rekruten werden... und wenn das geschieht, weiß ich nicht wann ich je wieder zurückkommen kann. Du weißt ich kann mich meinem Vater nicht widersetzen, konnte es nie und kann es auch jetzt nicht.
      Ich werde mich wohl fügen..."
      Ich zitterte und sagte lange Zeit kein Wort. Erst nahm mir Sabeth mein Weltbild und nun Harian meinen besten Freund und zwar schon zum zweiten Mal, wenn auch dieses Mal für immer, so wie es schien.
      "Wie lange weißt du das schon?" brachte ich schließlich heraus.
      "Schon ein paar Monate, aber ich traute mich nie es dir zu sagen, aus Angst, es würde dich so sehr treffen, wie das letzte Mal."
      "Ich verstehe," erwiderte ich tonlos und bemühte mich, meine Wut und meine Tränen zurückzuhalten. Es war einfach nicht richtig.
      Die Tatsache, dass Perris sich genauso, wenn nicht noch schlimmer fühlte, machte es nicht einfacher.
      "Arianne... du bist neben meiner Mutter, der einzige Mensch, der mir hier wirklich etwas bedeutet. Du bist meine Freundin seit meinen Kindertagen und warst diejenige die immer zu mir gehalten hat. Du warst stark und mutig, wenn ich schwach und ängstlich war... und auch nachdem mein Vater versucht hat, uns zu trennen, hast du trotzdem einen Weg gefunden, wie wir uns treffen konnten. Ich bewundere dich für all das, was du bist..."
      Ich nickte nur und langsam liefen mir die Tränen die Wangen hinunter.
      "Ich werde dich vermissen..."
      "Und ich werde dich vermissen, schöne Ri. Sie alle haben sich nach dir umgesehen und nie hast du sie beachtet, mir zuliebe. Du weißt, was ich für dich empfinde..."
      Er umarmte mich und ich ließ es geschehen. Ja, ich wusste, was er für mich empfand...
      Das hatte es immer schwer für mich gemacht, da ich seine Gefühle nicht so erwiderte. Ich liebte ihn wohl wie einen Bruder, aber nicht wie einen Partner.
      Behutsam legte ich meine Hände auf seine Arme und so harrten wir einige Zeit aus, stumm, nur in der Nähe des anderen geborgen, jeder wissend, dass es nach dem Abschied kein Wiedersehen geben würde. In diesem Augenblick fällte ich meine Entscheidung...
      "Perris," flüsterte ich, "ich möchte dir etwas schenken, damit du mich niemals vergisst. Nimm es von mir als Freundin an, denn auch du weißt, dass ich nie mehr für dich empfunden habe. Aber es ist das, was du dir am sehnlichsten gewünscht hast."
      Ich löste mich aus seiner Umarmung und küsste ihn leicht und etwas unbeholfen auf den Mund. Wir beide hatten noch keine Erfahrungen in dieser Hinsicht gesammelt, aber das war nicht wichtig. Genauso unbeholfen erwiderte er den Kuss und als wir uns lösten, sah er mich überrascht an.
      "Ri... Das ist... du... ich meine..."
      Ich legte ihm den Finger auf den Mund, um ihn zum Schweigen zu bringen und lächelte dann sanft. Ich hatte mich entschieden.
      "Heute Abend gehöre ich dir..., Perris."
    • Ich liebe diesen Schreibstil ^^

      Auch diesmal habe ich nicht besonders auf Rechtschreibfehler geachtet. (Schande über mich, aber es sind mehr *räusper* Storys hier als gute, jedenfalls in letzter Zeit...)
      Und wieder einen schönen Cliffhanger... Das machst du absichtlich, oder? xD
      Mach bloß so weiter und beeil dich...
      senfsamen (22:58): außerdem gebe ich nichts, ich nehme nur. deine würde, deinen stolz, dein gefühl, eine privatssphäre zu haben 8D

      Ein wenig Drama zum Whine?
      ... aber ich mag doch den Keks ... T_T
      Geh in die Küche und wein.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Shiek-kun ()

    • Ich muss mich erst einmal bei allen Lesern für die Verzögerung entschuldigen, ich hatte ein Krea-Tief, zudem machte/ und macht Arianne immer noch heftig Urlaub in Tamriel. ;)
      Ich habe diese Geschichte nicht vergessen, war nur lange Zeit demotiviert, weiterzuschreiben - habe aber nach wie vor vor, das hier zu beenden. Zumal der Ausgang auch von meiner Seite noch ungewiss ist...

      @ Shiek-kun:
      Freut mich, dass mein Stil dir gefällt... und nochmals sorry für die Verzögerung...
      Jaja die Cliffhanger - die habe ich mir aus den Fanfics angewöhnt - muss doch gewährleisten, dass die Spannung erhalten bleibt...
      Aber genug gequatscht..

      Überrascht riss er die Augen auf und trat dann einen Schritt zurück. Heftig schüttelte er den Kopf.
      "Das... das kann ich nicht annehmen..."
      Ich folgte ihm den Schritt und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
      "Ich möchte dich nicht drängen oder zu etwas zwingen, aber ich fürchte, das ist das Einzige, was ich dir geben kann. Du brauchst keine Angst zu haben."
      "Arianne... ich... ich habe keine Angst, nur davor, dir vielleicht wehzutun."
      "Lass das nur meine Sorge sein."
      Erneut küsste ich ihn. Dieses Mal gelang es mir besser, als zuvor und ich war froh, zu spüren, wie seine Scheu langsam wich.
      Ich strich ihm beruhigend über die Haare und als wir uns erneut voneinander lösten, lächelte er mich fast glücklich an.
      "Ich werde es nicht vergessen, was du für mich tust. Du weißt nicht, was das für mich bedeutet..."
      Ich erwiderte sein Lächeln und streifte dann mein Hemd über den Kopf.
      "Ich kann es zumindest erahnen..."

      Als wir schließlich ins Gras sanken und uns liebten, brach eine ganze Palette von Gefühlen über mich herein.
      Trauer über Perris' Fortgehen, Glück über die Zärtlichkeit seiner Berührungen und Angst vor der Zukunft. Ich spürte, nun würde nichts mehr sein wie zuvor - ich war quasi von einem Moment zum anderen zur Frau geworden und würde niemals wieder das unschuldige Mädchen sein.
      Ich wusste nicht einmal, ob ich es verantworten konnte, irgend jemandem davon zu berichten und schließlich entschied ich mich dagegen - dies sollte unser Geheimnis bleiben und das für alle Zeit.
      Ich schloss die Augen und versuchte alles Negative aus meinen Gedanken zu verbannen, damit ich mich in der Vergänglichkeit dieses Moments verlieren konnte - was mir schließlich auch gelang.

      Die Sterne standen schon längst am Himmel, als wir endlich voneinander abließen, dennoch lagen wir noch sehr lange Zeit nebeneinander im Gras und beobachteten sie. Perris fuhr gelegentlich mit der Hand durch meine Haare, was mich jedes Mal dazu brachte, den Mund zu einem leichten Lächeln zu verziehen. Ich spürte seine Körperwärme neben mir und lauschte seiner Atmung. Niemand von uns sprach ein Wort, aber das war auch nicht nötig - wir verstanden uns auch ohne etwas zu sagen.
      Mit den Augen suchte ich die Sterne nach vertrauten Figuren ab und nach und nach gelang es mir, einige der bekannteren Bilder zu entdecken.
      Mein Vater hatte oft versucht, mir die Sternbilder zu erklären, als ich noch ein kleines Kind war, als gelehrige Schülerin habe ich mich dabei niemals erwiesen.
      Seltsam, dass mir gerade dies nun wieder ins Gedächtnis kam, vielleicht deshalb weil es Erinnerungen aus einer besseren Zeit waren, wer konnte das schon sagen?
      Perris brach schließlich das Schweigen und ich konnte die Tränen in seiner Stimme förmlich heraushören.
      "Ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich bin für das, was heute Abend geschehen ist, Ri.."
      Ich drehte den Kopf und küsste ihn sanft auf die Wange.
      "Dann sag es nicht, Perris. Behalte es einfach in deinem Herzen..."
      Er zog mich ein Stück an sich und nun, da ich seine im Licht des Mondes glänzenden Augen sah, erkannte ich die Tränen, die vorher nur erahnt hatte.
      "Wie könnte ich es jemals vergessen?"
      Ich hätte ihm sagen können, dass sich die Zeiten schneller änderten, als man es glauben mochte und man was einem lieb und teuer war, schneller vergaß, als man es vorhatte, aber wieso hätte ich diesen besonderen Augenblick ruinieren sollen?
      Ich lächelte nur sanft und kuschelte mich an ihn.
      Wieder schwiegen wir uns an und nur die Geräusche der Nacht waren um uns zu hören. Wenn sie doch nie enden könnte...
      Noch immer versuchte ich die Gedanken an den morgigen Tag zu verdrängen und die Tatsache, ihn nie wiederzusehen...
      Nein! Das konnte einfach nicht sein...
      Perris wusste nichts von meinen Kräften und selbst wenn... Hätte ich sie vielleicht einsetzen können, um zu verhindern dass er ging?
      Sabeth hatte mir bisher nur 'einfache Tricks' beigebracht, aber bei allem was sie mir gezeigt hatte - die Kunst der Gedankenmanipulation und sonstiger Illusion war nicht dabei gewesen, mit der ich Harian hätte umstimmen können...
      Ihr Worte, dass mein volles Potential sich noch nicht entfaltet hatte, kamen wir wieder in den Sinn und dennoch fiel mir nichts ein, was jetzt noch hätte helfen können - es kam alles zu plötzlich.
      Im Nachhinein glaube ich, dass alles dies zu einer Art Vorsehung gehört hatte und ich Perris gar nicht hätte aufhalten können. Die Dinge hatten sich so entwickeln müssen...
      In dieser Sommernacht jedoch hatte ich meine gesamte Zukunft noch vor mir und handelte nur nach dem, was mein Gewissen mir befahl - so wie ich es immer tat, um dann die Konsequenzen mit Stolz tragen zu können.
      Behutsam begann ich Perris' Wange zu streicheln und als er sich zu mir umwandte, küsste ich ihn erneut.
      Bald liebten wir uns ein allerletztes Mal...
    • Long long time ago... I can still remember.... (American Pie)
      ... that I once started a story, which is not forgotten at all...
      Ich grabe sie hier mal wieder heraus, denn jetzt werde ich wieder öfter schreiben..
      Ich hoffe es interessiert den ein oder anderen noch... *gna* Ich weiß ich habe es vernachlässigt, aber nie aufgegeben. Im Gegenteil.. Ich habe mir sehr viele Gedanken die Charaktere betreffend gemacht, neue erfunden, wieder verworfen, etc. und bin zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen...
      Arianne erzielte bei einem gemeinsamen Testlauf mit einer Freundin bei FoWos angegebenen Mary Sue Test 36 Punkte - damit kann ich sehr wohl leben... zumal ich genau weiß, dass sie nicht nach mir schlägt, sondern nach jemand anderem... Naja who cares?

      Let's continue:

      Als ich mich zurück in unser Haus schlich, war ich überrascht, meinen Vater noch wach vorzufinden. Normalerweise hätte er längst schlafen müssen, nun aber saß er am Küchentisch und blickte mich mit einem Ausdruck an, den ich noch nie an ihm gesehen hatte. Eine einzige Kerze erhellte sein Gesicht.
      "Wo bist du gewesen?" fragte er streng.
      Ich zuckte die Achseln. "Fort..."
      Er schnappte kurz nach Luft, aufgrund meiner knappen und etwas frechen Antwort, stand dann auf und verpasste mir eine schallende Ohrfeige.
      "Weich mir nicht aus!"
      Verschreckt und wütend zuckte ich zurück. Wie konnte er es wagen, mich so zu behandeln? Im Nachhinein muss ich ihm wohl zugestehen, dass er geahnt hatte, was zwischen Perris und mir vorgefallen war. Er hatte sich um mich gesorgt und das mit Recht.
      Ich funkelte ihn an. "Ich bin dir keine Antwort schuldig", zischte ich ihn an und versuchte an ihm vorbei zur Treppe zu gelangen. Ich kam nicht sonderlich weit, da er mich am Arm packte und festhielt.
      Der Ausdruck auf seinem Gesicht spiegelte Wut aber auch Trauer wieder. Ich wusste, dass ich ihm ausweichen musste, wollte ich ihn nicht verletzten.
      "So einfach kommst du mir nicht davon, Arianne!" Es war recht selten, dass er meinen vollen Namen benutzte und er tat dies nur, wenn er besonders aufgewühlt war.
      "Ich habe deine Geheimniskrämerei satt und das nächtliche Fortschleichen. Ja, sieh mich nicht so an, ich weiß dass du jede Nacht aus dem Haus schleichst."
      Ich war wohl wirklich eine schlechte Schauspielerin, denn in der Tat konnte ich meine Überraschung nicht darüber verbergen, dass er über mein nächtliches Weggehen Bescheid wusste.
      Ich beschloss direkt zum Angriff überzugehen und funkelte ihn wütend an, während ich mich aus seinem Griff befreite:
      "Und warum bringst du es dann erst heute zur Sprache?"
      "Weil ich dir vertraut habe, Arianne.. Ich dachte, es würde sich um eine einmalige Angelegenheit handeln. Stattdessen muss ich mitansehen, wie meine Tochter zu einer Herumtreiberin verkommt!"
      "Ich bin keine Herumtreiberin!"
      "So? Und was bist du dann?!"
      Ja, was war ich dann? Eine Adeptin, die niemandem davon erzählen durfte. Ein Mädchen, das von vielen im Dorf bewundert und gleichzeitig verachtet wurde und keinen wirklichen Freund hatte, außer Perris, der nun für immer fortging... Ich war jemand, der noch immer seinen Platz im Leben suchte.
      Doch was half es, mein Vater hätte es nicht verstanden, selbst wenn er gewollt hätte. Er liebte mich sehr, aber verstanden hatte er mich nie. Wenn ich ehrlich war, war Sabeth bisher die einzige, die es wirklich tat.
      Ich atmete geräuschvoll aus und sah ihm in die Augen.
      "Ich bin deine Tochter."
      Einen Moment lang verhärteten sich seine Gesichtszüge und ich war mir nicht sicher, ob er mich für eine erneute Frechheit ohrfeigen würde. Dann jedoch lächelte er und klopfte mir auf die Schulter.
      "Das weiß ich doch... Ich weiß, dass ich dich niemals wirklich verstanden habe, mit deinem starken Willen und deinen Stimmungsschwankungen, aber ich habe dich immer so akzeptiert wie du warst.
      Du musst verstehen, ich mache mir doch nur Sorgen um dich und ich kann ja nicht ahnen, wo du des Nachts hingehst..."
      Er ließ es zwar unausgesprochen, aber ich war mir sicher, er musste noch immer an den Vorfall mit Sinya denken. Er wollte mir ein ähnliches Schicksal ersparen...
      "Ich kann dir versichern, dass es sich um nichts Gefährliches handelt, Vater. Ich besuche Sabeth..."
      "Sabeth?! Was um Temeths Willen hast du mit dieser verrückten Alten zu schaffen?"
      "Ich helfe ihr bei dem ein oder anderen...," log ich, "und sie ist mir recht dankbar dafür. Wir haben uns irgendwann einmal im Wald getroffen und sie schien recht freundlich zu sein. Sie hat euch doch auch schon geholfen, oder nicht?"
      Er nickte kurz, deutlich machend, nicht auf das Thema angesprochen werden zu wollen und ich lächelte leicht. Wieder einmal war eine Diskussion zu meinen Gunsten ausgegangen, obwohl ich im Unrecht gewesen war.
      Wir saßen noch eine Weile zusammen und unterhielten uns. Er stellte noch einige Fragen bezüglich Sabeth und ich beantwortete, so gut ich es vermochte und wollte. Er schien zufrieden zu sein, mit dem, was er hörte und so war ich es auch.
      Irgendwann gingen wir zu Bett und sprachen seitdem nie wieder über dieses Thema. Es war nicht mehr relevant. Und erst recht nicht mehr, als ich meinen Zustand bemerkte...
    • *aufwach*
      Hm? Wie? Was? Wo? Warum?
      *blinzel*
      *langsam, vorsichtig durchles*
      (nicht beachten xD)

      Hm... Der Teil gefällt mir, wie üblich. Ich hab jetzt so keinen Fehler gefunden, was nicht heißt, das keine drin sind (xD)
      btw, das ist ein gemeiner Cliffhanger O.o
      (na gut, man kann sich denken, was los ist, aber egal xDD)

      Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung (vielleicht find ich da mehr)

      *wieder einschlaf*
      senfsamen (22:58): außerdem gebe ich nichts, ich nehme nur. deine würde, deinen stolz, dein gefühl, eine privatssphäre zu haben 8D

      Ein wenig Drama zum Whine?
      ... aber ich mag doch den Keks ... T_T
      Geh in die Küche und wein.
    • Weiter im Konzept..
      Endlich wird das Unaussprechliche mal ausgesprochen - ich meine, wie lange hat man sich das schon denken können? /Klischee/

      @Shiek-kun: Danke für deine treuen Reviews... *knuddel* Wie gesagt, ich hoffe, es geht dieses Mal flotter mit den Fortsetzungen...
      Und wieder keine Fehler -_-.. Muh, meine Freundin muss diese Story *dringend* lesen...
      Jaja, die Cliffhangers - wie gesagt ein Überbleibsel aus meiner ST-FF Zeit...


      Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich in den nun folgenden Wochen und Monaten mehr gelernt habe, als in meinem bisherigen Leben.
      Zunächst einmal meisterte ich die Gabe der Verdrängung ganz ausgezeichnet, denn ich verstand es wie keine Zweite, die zunehmenden physiologischen Veränderungen meines Körper geflissentlich zu ignorieren.
      Es war nicht so, dass ich nicht Bescheid darüber wusste, was unter Umständen mit mir los war, im Gegenteil, ich wollte es nur nicht wahrhaben.
      Die recht schnell einsetzende morgendliche Übelkeit schob ich zunächst auf schlechtes Essen und zu wenig Sauerstoff und es gab zunächst wenig, das dem widersprach - zumindest so lange, bis meine Blutung ausblieb.
      Aber die konnte ja auch nur verspätet sein? Vielleicht ausgelöst durch die Aufregung der letzten Tage...
      Nach ungefähr eineinhalb Monaten erkannte ich schließlich, dass all das nichts nützte: ich hatte den Tatsachen ins Auge zu sehen, die Folgen meines Abends mit Perris zu akzeptieren und damit zu leben.
      Infolge dessen lernte ich zum ersten und letzten Mal in meinem Leben, was es bedeutete, ein Kind unter dem Herzen zu tragen und zwar immer in Furcht, entdeckt und verstoßen zu werden.
      Dies brachte mich schließlich dazu, recht außerordentliche Maßnahmen zur Vertuschung zu ergreifen.
      So versuchte ich mich, so oft wie möglich aus der Gesellschaft meiner Mitmenschen zu stehlen und sorgte dafür, immer einen triftigen Grund zu haben.
      Mir war klar, nicht in der Lage zu sein, meinen Zustand bis zum bitteren Ende verbergen zu können, aber immerhin konnte ich so ein paar wertvolle Monate gewinnen, in denen ich mir Gedanken um meiner weitere Vorgehensweise machen konnte.
      Eines Nachmittags suchte ich Perris' Eltern auf, um sie zu fragen, wo er sich denn möglicherweise aufhalten könnte, wurde jedoch von Harian ohne einen weiteren Kommentar abgewiesen. Mit eisigem Gesichtsausdruck schlug er mir die Tür vor der Nase zu, mit dem Seitenhieb, ich habe seinen Sohn wohl schon genug verdorben und sollte mich besser um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Wie hätte ich ihm sagen können, dass es sich sehr wohl um meine eigene Angelegenheit handelte?
      Zerknirscht machte ich mich auf den Heimweg und versuchte anderweitig an diese Information zu gelangen, was jedoch bis zum Schluss nicht von Erfolg gekrönt war.

      Die erste, die meine Schwangerschaft bemerkte, war Sabeth, aber sie verriet keiner Menschenseele ein Wort. Nein, mir wurde wie üblich, der Zufall zum Verhängnis, um genau zu sein ein spätherbstlicher Tag. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es war: die Blätter waren zum größten Teil schon gefallen und ein kühler Wind blies über die abgeernteten Felder.
      Ich hatte mich an den Fluss zurückgezogen, saß an einen Baum angelehnt und beobachtete einige Dorfbewohner dabei, wie sie fischten. Ich erkannte Doran und Haurus Sherran, zwei Brüder die nicht weit von uns ihren Hof bewirtschafteten. Sie waren so mit ihrer Arbeit vertieft, dass ihnen entging, wie sich Dorans dreijähriger Sohn Michal selbstständig machte und das Ufer erkundete.
      Als Älteste von drei Geschwistern hatte ich eine gewisse Ahnung davon, wie sich kleine Kinder verhalten, sobald sie unbeobachtet waren und ließ deshalb den Jungen nicht aus den Augen.
      Mit tollpatschigen Schritten bahnte er sich seinen Weg durch das Schilf, fasziniert von all dem was er um sich herum entdeckte. Oh ja - die Unschuld der Jugend.
      Eine vorbeischwimmende Entenfamilie stellte sich am Ende als der wahre Unfriedensstifter heraus.
      Michal, von dem allen Kindern zu eigenen Bedürfnis gepackt, die Tiere anzufassen verfolgte sie und fiel kurz darauf ins Wasser.
      Es war nicht so, dass ich es nicht gewusst hätte, im Gegenteil - ich hatte von Anfang so etwas befürchtet.
      Handelte ich verantwortungsvoll? Ich weiß es nicht und im Nachhinein denke ich, ich hätte schon zuvor besser auf ihn aufpassen sollen und ihn vom Ufer wegholen, aber wer war ich denn?
      Ein sechzehnjähriges Ding, das über seinen Problemen brütete ohne eine Lösung zu finden... Wie dem auch sei, was hätte es mir gebracht? Sie hätten die Wahrheit so oder so erfahren, nur vielleicht ein wenig später...
      "Pass auf!" schrie ich und sprang kurzerhand in den Fluss...

      Es ging alles so schnell... so schnell, dass ich mich nicht mehr an alles erinnern kann.
      Ich muss Michal wohl gepackt haben und es geschafft haben, mich irgendwie mit ihm ans Ufer zu bewegen, wo ich erst einmal erschöpft liegen blieb, bis Doran und Haurus, durch meinen Schrei alarmiert herbeieilten. Doran nahm sofort seinen schreienden Sohn auf den Arm, um ihn zu trösten, während sein Bruder sich um mich kümmerte, die triefend und schnaufend auf dem Bauch lag und vor Kälte zitterte... und schluchzte...
      "Arianne..." Behutsam stieß mich Haurus an und ich wandte den Kopf um ihn anzusehen.
      Als ich keine weitere Reaktion zeigte, zog er mich hoch und schüttelte mich leicht.
      "Mein Gott, Arianne, ist alles in Ordnung mit dir?"
      "Ja..." brachte ich matt heraus und wollte mich aus seinem Griff lösen.
      "Bist du sicher?"
      Ich nickte und schluckte und wollte mich langsam aufrichten... die Kleider klebten an meinem Leib.
      "Danke, dass du Michal...." Er stockte, als er meinen gewölbten Bauch entdeckte und wechselte einen Blick mit seinem Bruder.
      Was dann geschah, weiß ich nicht mehr, mir wurde schwarz vor Augen und ich fiel auf den Boden zurück.
    • Wuuuh und weiter geht es... Und wer ist schuld daran? Meine liebe Freundin, die Arianne zu ihrem neuen Lieblingscharakter erkoren hat und sie bereits zum dritten Mal auf das Papier gebannt hat. Sobald ich Scans habe, lasse ich sie selbstverständlich sehen... *freu*



      Ich bin mir nicht sicher, inwiefern es vonnöten ist, ausführlich über das zu berichten, was dann folgte. Ich muss zugeben, dass mich die Erinnerung daran immer noch schmerzt. Jahrelang habe ich versucht, zu verdängen, was mir an jenem Tag widerfahren ist, oder es zumindest mit Stolz oder herablassender Arroganz zu betrachten - geglückt ist es mir nur sehr selten.
      Als ich wieder aufwachte, lag ich daheim auf meinem Bett. Man hatte mich bis auf die Unterkleider ausgezogen und in eine dicke Decke gepackt. Ich zitterte noch immer vor Kälte und versuchte mich, besser in die Decke zu wickeln.
      Zunächst einmal ließ ich niemanden wissen, bereits wieder bei Bewusstsein zu sein, sondern hielt die Augen geschlossen und die Ohren gespitzt.
      Es befanden sich wohl einige Menschen in der Kammer, die sich gedämpft unterhielten. Ich erkannte Wortfetzen, wie: "Was sollen wir jetzt mit ihr tun?" oder "Wie konnte es nur dazu kommen, sie schien immer so vernünftig." Meine Mutter schluchzte und mein Vater tobte.
      Irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen, unbeweglich dazuliegen und ich richtete mich langsam auf. Schlagartig waren alle Augenpaare im Raum auf mich gerichtet.
      Ich hatte mich offensichtlich nicht getäuscht, denn meine Mutter saß tatsächlich mit tränengeröteten Augen auf einem Schemel neben meinem Bett.
      Zudem waren sowohl der Bürgermeister als auch der Priester zugegen, ganz genau wie damals, als man Sinya verurteilte. Lediglich der Mann in der schwarzen Kutte fehlte.
      "Arianne!" Mit wutverzerrtem Gesicht stürzte mein Vater sich auf mich, hielt aber im letzten Moment inne, mich zu schlagen. Stattdessen starrte er mir in die Augen. "Wie konntest du nur? Wie konntest du uns das antun? Meine eigene Tochter... eine Hure!"
      "Borris!" ging meine Mutter dazwischen. Sie legte mir ihre Hand auf den Arm.
      "Ich bin keine Hure," sagte ich kalt und schob die Decke zur Seite.
      Jetzt konnten sie es alle sehen. Ich wollte dass sie es sahen. In diesem Moment war mir einfach alles egal. Ich hatte es ja die ganze Zeit gewusst, dass sie es früher oder später erfahren würden. Nun war dieser Moment gekommen und ich war viel ruhiger, als ich es je geglaubt hätte.
      Nein, der Schmerz, die Demütigung, das stellte sich alles viel später ein, als ich aus der Distanz noch einmal die Zeit hatte, meine Erinnerungen auf mich wirken zu lassen.
      Empörtes Aufkeuchen ging durch den Raum.
      "Wie sonst aber, ist es zu erklären, dass du nun ein Kind unter dem Herzen trägst, Fräulein?" fragte der Bürgermeister mit einem gehässigen Unterton.
      "Das lasse ich Euch raten!" entgegnete ich frech.
      "Arianne!" Wieder mein aufgebrachter Vater.
      Oh, wie ich sie alle in diesem Moment hasste. Sie, die von nichts eine Ahnung hatten und sich anmaßten über mich zu richten, mich eine Hure beschimpften und doch nichts wussten.
      "Wer ist denn nun der Vater?" platzte es schließlich dem Priester heraus, der damit aussprach, was sie alle die ganze Zeit wissen wollten.
      "Könnt Ihr Euch das nicht denken? Du liebe Güte, wer soll es denn schon sein? Perris, natürlich! Als ob Ihr das nicht ganze Zeit geahnt habt."
      Mutter brach erneut in Schluchzen aus und mein Vater stieß ein Schnauben aus.
      "Und wisst Ihr noch etwas? Ich bereue es nicht, was ich getan habe! Niemals!"
      "Wäre nicht ein bisschen mehr Demut angebracht, junges Fräulein?" Nochmals schaltete sich der Bürgermeister ein.
      "Wieso sollte ich einem scheinheiligen Haufen, der komplett veraltete Gesetze verteidigt, demütig gegenüber stehen?"
      Erneut empörtes Aufkeuchen.
      Im Nachhinein taten mir meine Eltern wirklich leid. Sie liebten mich ja doch auf ihre Art und ich hatte sie gerade auf die größtmögliche Art beschämt. Nicht genug damit, dass sie sich darauf gefasst machen mussten, mich zu verlieren, nein ich war auch noch frech und uneinsichtig. Aber was konnte man erwarten? Ich war so wütend, auf ihr aller Verhalten und ich war nicht in der Fassung unemotional zu reagieren.
      Auch ich hatte mit den Konsequenzen zu rechnen: Verbannung. Dennoch - diese Aussicht erschien mir an jenem Nachmittag nicht einmal so schrecklich. Ich hatte einfach das Gefühl ihnen allen klarmachen zu müssen, wie sehr ich über dieser Sache stand und wie sehr ich all das verachtete. Einen Gefallen tat ich mir damit sicher nicht.
      Sie versuchten noch ein paar Mal, mich an jenem Nachmittag "zur Vernunft" zu bringen, mich wenigstens sagen zu hören, ich bereute was ich getan hatte, aber ich tat ihnen den Gefallen nicht.
      Schließlich gaben sie auf und ließen mich alleine.
      Auch meine Eltern sprachen kein Wort mehr mit mir und am nächsten Tag war die Verurteilung.

      Was soll ich darüber noch groß sagen? Es verlief ganz genauso wie bei der armen Sinya, aber ich nahm das Urteil der Verbannung mit großer Gefühlskälte an. Zu sehr schwelte die Wut noch in mir.
      Und dann, an einem kalten Morgen, der schon auf den Winteranfang hindeutete, wanderte ich mutterseelenallein von meinem Heimatdorf in die Fremde, all das zurücklassend, was mich die vergangenen sechzehn Jahre meines Lebens geprägt hatte. Ich wusste nicht, was auf mich wartete, aber es störte mich noch herzlich wenig.
      Zunächst einmal musste ich lernen zu überleben - der Winter stand vor der Tür und trotz warmer Kleidung und einem kleinen Bündel mit Nahrung und einigen Überlebenshilfen, musste ich doch lernen, mich zurechtzufinden.
      Aber das ist, denke ich eine Geschichte für einen anderen Tag."

      Der Wachhauptmann sieht mich prüfend an und atmet dann aus. Ich bin sicher, ihm fehlen die Worte und dennoch, er scheint noch nicht recht überzeugt zu sein.
      "Du scheinst also nicht das erste Mal alleine in der Fremde zu sein?"
      "Nein, durchaus nicht, Herr!"
      "Anscheinend hinterlässt du Chaos, wo du hinkommst."
      "Ganz so kann man es auch nicht sagen, Herr!"
      "Hmm... du kommst also tatsächlich aus Emeranea... Dem sagenhaften Inselkönigreich inmitten des Großen Meeres. Du bist ziemlich weit fort von Zuhause, wenn ich das sagen darf. Und wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, ist es um deine Heimat auch nicht besonders gut bestellt."
      Seine Worte geben mir einen Stich, aber ich versuche die Trauer hinunterzuschlucken.
      "Das ist richtig, Herr. Darauf möchte ich später auch noch zu sprechen kommen."
      "Ich verstehe. Nun, ich denke, du hast recht. Für heute ist es genug. Dennoch, ich kann dich nicht gehen lassen. Die Leute sind wegen dir verunsichert. Zudem habe ich noch nicht entschieden, was mit dir geschehen soll. Dazu sind mir noch zu viele Fragen offen."
      Ich habe mit einer solchen Reaktion gerechnet und nicke knapp.
      Als er mich in eine Zelle führt, wo ich den Rest des Abends verbringen soll, fühle ich mich nicht einmal so unwohl, wie ich es anfangs gedacht habe. Vielleicht ist alles eine Frage der Gewöhnung.
      Ich lege mich auf eine Pritsche und starre an die Decke. Emeranea scheint so fern und doch so nah in meiner Erinnerung.
      Diese Menschen hier können niemals das mit meiner Heimat verbinden, was ich fühle.
      Im Nachhinein ging alles so schnell und so unerwartet. Man hat mich betrogen, damals...

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    • Ich muss einräumen, dass Doppelposts ein wenig ungeschickt sind, aber gerade bei eigenen Geschichten lässt sich das so schlecht vermeiden, besonders, wenn keine Reviews vorhanden sind, aber ich habe meine liebe Freundin chinahaeschen aka Kathee um eine Art Coverbild dafür gebeten und das finde so schön, das muss ich einfach hier reinposten - auch wenn erstmal nix mit Story ist... ^^

      Arianne (998KB), Tusche
    • Wieder ausm Urlaub zurück und nach kleiner Bildeinlage geht es mal weiter...
      Bitte gebt mir doch mal wieder Reviews :( . Ich habe überhaupt keine Ahnung mehr, wo ich mit dieser Geschichte noch stehe.
      Ist sie bereits klischeehaft und kitschig? Oder noch erträglich? Kann man die Story bereits vorhersehen oder bleibt noch Spannung? Ist es überhaupt noch interessant zu lesen? Lohnt es sich für mich noch, weiterzuschreiben? Sagt es mir, ich würde es gerne wissen.
      Kritisiert mich, wenn es sein muss auch negativ, ich habe nichts gegen konstruktive Kritik... Vielleicht auch, was ihr zu dem Bild sagt. Habt ihr euch Arianne so vorgestellt? Oder komplett anders? Naja, genug rhetorische Fragen. Erstmal weiter:

      Kapitel 3
      Winter


      Ich bin nicht sonderlich überrascht, als am nächsten Morgen, kaum dass die ersten Sonnenstrahlen durch mein Zellenfenster fallen, die Zellentür mit einem lauten Quietschen geöffnet wird und einer der Soldaten vor mir steht. Er hält eine Schüssel mit einer körnigen Substanz und einen Krug mit vermutlich Wasser in der Hand und fühlt sich ein wenig unwohl in meiner Anwesenheit.
      Es gibt gewisse Anzeichen in seinem Verhalten, die dies ganz unmissverständlich ausdrücken. Das unsichere Umhergehen seiner Augen und das nervöse Scharren seiner Füße auf dem Boden zum Beispiel. Letztlich fällt sein Blick aber immer wieder auf mich zurück. Er sagt kein Wort.
      Ich setze mich vorsichtig auf und stelle überrascht fest, dass meine Glieder weniger schmerzen, als ich es von einer ungewöhnlich ruhigen Nacht auf einer Gefängnispritsche gewohnt bin. Wahrscheinlich ist am Ende doch alles eine Frage der Gewöhnung.
      Schließlich stellt er die Nahrungsmittel ab und verlässt die Zelle wieder.
      Ich seufze auf und stehe auf, um mein Frühstück abzuholen. Es handelt sich tatsächlich um ein Körnergericht und einen Krug mit Wasser - wenigstens hält man mich nicht bei Wasser und Brot.
      Langsam beginne ich mit dem Essen und stelle dabei fest, doch hungriger zu sein, als ich die ganze Zeit geglaubt habe.
      Ich frage mich, wann der Hauptmann mit seiner Befragung fortfahren will und wie lange ich noch in diesem Loch bleiben soll.
      Um es böse auszudrücken, bestünde von meiner Seite aus zu keiner Zeit die Veranlassung, in dieser Zelle zu hausen, aber ich halte es einfach für höflicher. Anders gesagt: es hätte mich keine fünf Minuten gekostet, dieses Gebäude zu verlassen, die entsprechenden Fähigkeiten dazu hatte ich mir im Verlauf meines Lebens angeeignet, doch hatte ich diesen Leuten mein Wort gegeben auf meine Kräfte zu verzichten. Ich würde mir mit solchen Aktionen keine großen Freunde machen und gerade, wenn man, wie ich, in der Verbannung lebt, sollte man mit solchen Dingen sehr vorsichtig sein.
      Jemand sagte mir einst, ich machte mir zu viele Gedanken.
      Vielleicht ist das durchaus richtig. Doch manchmal kommt man auch damit nicht weiter...
      Wie dem auch sei - ich lege mich zurück auf die Pritsche und warte, bis man wieder an mich herantritt.
      Losgelöst von allem, was mir einmal wichtig war, habe ich doch zumindest eines abgegeben: die Verantwortung, das versuche ich mir zumindest immer wieder einzureden, angesichts dessen was vorgefallen war. Und von einem hatte ich nun ebenfalls im Überfluss: Zeit. So bleibt mir nun also nichts weiter übrig, als selbige totzuschlagen.
      Gegen Nachmittag öffnet sich die Zellentür erneut. Ich blicke auf und erkenne dieses Mal den Hauptmann wieder.
      Er bedeutet mir aufzustehen und mit ihm zu kommen.
      Ich leiste der Aufforderung Folge - zumindest bedeutet das Abwechslung von der Langeweile, zwar mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden, aber heißt es nicht, man soll sich seinen Erinnerungen stellen, um sie zu verarbeiten? Wenn ja, dann leiste ich nun ausgezeichnete Arbeit.
      Wir kehren in seinen Raum zurück, wo auch das gestrige Gespräch stattgefunden hat und ich beginne, nachdem wir beide sitzen, damit, dort weiterzumachen, wo ich gestern aufgehört hatte.

      "Ihr werdet Euch jetzt sicher fragen, wie ich damals empfand. Man hatte mich soeben meiner Heimat beraubt, und mir von einem Tag auf den anderen den Zutritt zu all dem verwehrt, was mein bisheriges Leben ausmachte.
      Die ersten Emotionen die dabei in Frage zu kommen scheinen sind sicher Verzweiflung, Trauer, Einsamkeit, Hilflosigkeit und noch vieles mehr.
      Wie ich jedoch auf der lehmigen Straße vor mich hinwanderte, fort von meinem Heimatdorf, ohne ein Ziel, fühlte ich nichts dergleichen.
      Es war ein recht kühler Herbsttag und die neblige Feuchtigkeit hatte schon Besitz von der Umgebung ergriffen. Die Bäume ließen ihr buntes Laub fallen und viele präsentierten sich bereits kahl. Meine in Pelzstiefel gehüllten Füße stießen kleine Steinchen vor sich her und jeder meiner Schritte war eine Trotzreaktion. Ich war noch viele Tage lang einfach wütend. Ich fühlte mich betrogen und ungerecht behandelt und ich bereute zu keiner Zeit, was ich getan hatte.
      In meinen Augen hatten sie einen Fehler gemacht, meine Eltern, das Dorf, das Gesetz, aber sicher nicht ich. Niemals ich.
      Dieser Schleier der Wut vernebelte meine Sinne eine ziemlich lange Zeit. Es dauerte, bis sich die Betäubung langsam lichtete und ich das Ausmaß der Ereignisse wirklich zu verstehen begann.
      Erst dann begann ich sie langsam zu vermissen, meine Familie. Erst dann begann ich mich nachts in den Schlaf zu weinen und tagsüber an Rückkehr zu denken.
      Aber das war nicht am Anfang, das kam erst mit dem Winter und selbst dann trug ich mein Schicksal mit Stolz, mit dem Willen, irgendwie durchzukommen.
      Ich habe bereits erwähnt, kein Ziel gehabt zu haben, als ich die Wanderung begann. Nun, ich hätte Perris suchen können und zurückkehren, wie es das Gesetz erlaubte.
      Aber was wäre dann geschehen?
      Oh ja, Emeranea war groß und ich wusste nur, es hatte ihn zu den Soldaten verschlagen.
      Doch war er überhaupt noch dort und wenn ja in welcher Stadt? Oder war er bereits desertiert?
      Und selbst, wenn ich ihn einmal gefunden hätte. Die einzige Möglichkeit die dann noch geblieben wäre, wäre zwar eine Rückkehr ins Dorf gewesen, jedoch mit der Konsequenz einer Heirat und Familiengründung. Ich wäre eine einfache Bäuerin geworden mit einem braven Mann an der Seite, der mich wohl liebte, aber früher oder später daran zerbrochen wäre, dass ich seine Gefühle nicht erwiderte. Ich hätte unser Kind aufgezogen und vielleicht noch weitere bekommen, und hätte ein trautes Heim bestellt. Politik hätte uns wenig interessiert, nur die nächste Ernte und wir wären vielleicht miteinander alt geworden und gestorben ohne bleibende Spuren zu hinterlassen.
      So ist es nicht geschehen und so wollte ich es auch nicht geschehen lassen, das wusste ich. Aus diesem Grund hatte ich zu keinem Zeitpunkt vorgehabt, Perris zu suchen.
      Hätte ich ihn irgendwann durch Zufall gefunden, wäre es etwas anderes gewesen, aber suchen wollte ich ihn nie.