Mein FF: Rhuns Fluch

    • die wie Messerspitzen gen Himmel ragten hatte die Natur in dieser Gegend


      müsste glaub ich ein komme hin, also so:

      die wie Messerspitzen gen Himmel ragten, hatte die Natur in dieser Gegend


      Und hier glaube ich, müsste es wolle heißen...kann mich auch irren...
      ob er den Magieunterricht jetzt fortsetzen wollte


      sonst keine fehler, super teil. beschreibung muss auch mal sein ^^
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Onox ()

    • Okay, nach einem Monat Pause fühle ich mich so schlecht, dass ich endlich wieder mal weitergschrieben habe. Ab kommender Woche werden aber vorraussichtich regelmäßig(er) Teile kommen, weil ich Ferien hab.
      Jedenfalls ist das Faanland-Kapitel jetzt schon fast aus, und für alle, die sich beklagt haben: Es wird danach wieder mehr Kämpfe & Co. geben.

      So, ich hoffe das liest jetzt überhaupt noch wer:



      Fortsetzung der 8. Szene

      Am nächsten Morgen ließ Keshyn sie zum ersten Mal seit Tagen ausschlafen. Erst am späten Vormittag machten sie sich fertig und brachen auf, dafür ritten sie den ganzen Tag mit nur gelegentlichen, kurzen Pausen.
      Anfangs kamen sie wegen der Bäume nur langsam voran, doch gegen Nachmittag lichtete sich der Wald und blieb schließlich völlig hinter ihnen zurück. Sie befanden sich nun wieder auf derselben Ebene, die sie beim Überqueren des Gebirges verlassen hatten. Aber anscheinend hatte sich einiges an ihr verändert: Es war deutlich kühler als an der Südseite der Berge, und auch die Vegetation war spärlicher geworden. Anstatt der zwar verstreuten, aber vielfältigen Baumgruppen sah man nur hier und da eintönige Nadelwäldchen. Laut Keshyn waren dies die letzten Überbleibsel eines Ausläufers des Waldes, der sich vor langer, langer Zeit bis in den Norden Faanlands erstreckt hatte. Die Nadelbäume hatten sich in der großen Eiszeit stark ausgebreitet und bis heute überstanden, obwohl sie durch die steigenden Temperaturen in den Norden zurückgedrängt worden waren. An ihrer Stelle hatten sich an der Südküste weniger hitzeempfindliche Bäume und Pflanzen aus Korien angesiedelt.
      Yai´ro ließ den Blick herumschweifen und bemerkte weit entfernt zur Rechten etwas, das er von der Hauptstadt aus nur als schwaches Glitzern am Horizont wahrgenommen hatte: Einen riesigen, mindestens dreißig Meilen langen See, der auf der gleichen Höhe wie das östliche Ende des Gebirges begann und sich von dort aus nach Norden zog. Im Sonnenschein schien die Wasseroberfläche zu strahlen, sodass der Rhuner deutlich die dunkleren Siedlungen an ihrem Rand ausmachen konnte. Von diesen zogen sich an mehreren Stellen lange Stege bis zur Mitte des Sees, wo sie sich zu einer schwimmenden, hölzernen Plattform vereinigten. Yai´ro war sich nicht sicher, aber er glaubte darauf Gebäude zu sehen – am Rand der Konstruktion nur sehr kleine und flache, in der Mitte aber auch mehrstöckige – und im Wasser lagen Boote, geschützt durch halbkreisförmige Einbuchtungen in der Plattform. Yai´ro kniff die Augen zusammen und versuchte noch mehr zu erkennen, aber die Siedlungen waren einfach zu weit entfernt. Nach einer Weile gab er es auf und konzentrierte sich wieder auf den Weg.
      Vor ihnen lag ein ebenes, eher schwach besiedeltes Gebiet, das von Süden und Westen vom Gebirge begrenzt wurde; im Osten zog es sich bis zu ebenjenem See hin und vor ihnen streckte er sich völlig flach aus, bis es knapp vor der Küste von einer wallartigen Hügelkette unterbrochen wurde.
      Den restlichen Nachmittag ritten sie noch weiter, als das Licht jedoch schwächer wurde hielten sie an und machten sich für die Nacht bereit. Weiterzureisen wäre nicht möglich gewesen, denn die Nächte waren nördlich des Gebirges so eisig, dass die Kälte selbst durch den dicksten Mantel drang.
      Auf der Suche nach einem Lagerplatz, an dem sie vor Wind und Temperatur geschützt waren, fanden sie schließlich ein kleines, dichtes Nadelwäldchen, in dessen Schutz sie sich eng nebeneinander in ihre Mäntel und Decken rollten und einschliefen. Auf ein Feuer verzichteten sie, denn bei den dicht stehenden Bäumen konnte man eine Flamme kaum gefahrlos entfachen.
      Yai´ro konnte anfangs nicht schlafen, deshalb unterhielt er sich noch eine Weile mit Selena, die sich gleich neben ihm niedergelegt hatte. Sie redeten zuerst über die Reise und die Ereignisse der letzten Tage, dann kam der junge Rhuner auf die bevorstehende Schiffsreise und schließlich auch auf das Reich der Elben zu sprechen. Es war zwar noch nicht klar, ob dieses eine Station auf ihrer Reise sein würde; aber immerhin war es Keshyns Ziel – und wenn er schon die Gelegenheit hatte, etwas darüber zu erfahren, dann wollte er sie auch nutzen. Insgeheim wunderte er sich sogar, warum er noch nie mit Selena über ihre alte Heimat gesprochen hatte.
      „Wie ist es eigentlich bei den Elben?“, fragte er, mit dem rechten Arm am Boden abgestützt und Selena halb zugewandt. „Ich weiß kaum etwas über dein Volk. Wie lebt es im Wald? Und was machte es früher?“
      „Was sie heute machen, kann ich dir nicht sagen, denn ich war schon sehr lange Zeit nicht mehr im Elbenreich. Aber früher…“ Selena hatte die Hände hinter ihrem Kopf gefaltet und den Blick gen Himmel gerichtet. Zwischen den dicht gewachsenen Zweigen konnte man die Sterne wunderbar klar sehen, und wären die Bäume nicht im Weg gewesen, so hätte sich ihnen wahrscheinlich auch die soeben aufgehende, schwach schimmernde Sichel des Mondes gezeigt. „Früher waren auch die Elben bedeutend“, fuhr Selena fort. „Du würdest es nicht glauben, was für eine wichtige Rolle sie in der Geschichte Koriens gespielt haben!“
      Yai´ro lächelte. „Die Elben sind doch genauso wie Manschen und Rhuner ein Herrenvolk. Also warum sollte ich glauben, dass sie weniger bedeutend sind?“
      „Na ja…“, meinte Selena, „wusstest du zum Beispiel, dass Manta vor langer Zeit die Stadt der Hochelben war?“
      Yai´ro sah auf. „Manta?“ Seine Heimat hatte früher dem Waldvolk gehört? Das klang so unglaubwürdig, dass er beinahe gelacht hätte.
      „Ja, Manta!“, erwiderte Selena ebenfalls lächelnd. „Der Ort, an dem du aufgewachsen bist! Die Elben haben diese Stadt um das Jahr 2100 erbaut und zu ihrer Hauptstadt gemacht. Sie lebten über sechshundert Jahre dort. Während dieser Zeit wuchs Manta und wurde zu einer riesigen Stadt – den Berichten zufolge lebten in ihr beinahe so viele Elben wie heute Angehörige aller Rassen. Es wird auch berichtet, dass zu dieser Zeit eine Kultur entstand, die dem barbarischen Leben der anderen Völker weit überlegen war. Da die Rhuner schon damals an der Küste gefangen waren und die Menschen Faanland nicht verließen, waren die Elben somit die wichtigste und wahrscheinlich auch größte Macht in Korien. Sie widmeten sich der Wissenschaft und Technik, wodurch die vielen wussten und konnten, was uns heute ein Geheimnis ist. Doch alles, was groß ist, vergeht auch wieder…
      Vor beinahe tausend Jahren wurde Manta angegriffen. Schier unendliche Horden von Wilden drangen aus den Hügellanden und stürmten die Stadt. Die Elben konnten sich nur für kurze Zeit verteidigen; als sie sahen, dass die Lage aussichtslos war, flüchteten sie aus ihrer Heimat und überließen diese dem Feind. Nach einer Erzählung brachen sie durch die Reihen der Wilden, ohne auch nur den geringsten Verlust zu erleiden und zogen sich nach Süden zurück, zu einem geheimen Lager in der Wüste, welches die Verfolger nicht fanden und in der Hitze verdursteten.
      Inzwischen drangen die Wilden in Manta ein, plünderte dieses und ließ sich schließlich dort nieder. Immer mehr Angehörige verschiedener Völker kamen in die einstige Stadt der Hochelben, vermischten sich dort und gründeten dadurch Manta, wie du es heute kennst – erbaut auf den Trümmern des alten Reiches. Aber dennoch verschwand die elbische Kultur nicht völlig, denn vieles, das nicht gleich zu Beginn zerstört wurde, übernahmen die neuen Bewohner. Diese Dinge sind vielleicht sogar die Grundlage der Zivilisation, die mit der Zeit in Manta entstand und sich von dort ausbreitete – sie leiteten das Ende des Chaos ein, das nach den rhunischen Krieges für lange Zeit in Korien geherrscht hatte. Manta wuchs und entwickelte sich und wurde schließlich zu dem, als was du es heute kennst – zur mit Abstand größten Stadt Koriens, die gewaltigen Einfluss auf den gesamten Osten des Kontinents hat.
      Aber zurück zu den Elben: Diese verteilten sich nach dem Einfall der Wilden über das Land – das Königsgeschlecht und mit diesem der Hauptteil des Volkes baute ein neues Reich in den Wäldern westlich des großen Flusses auf, aber beinahe ebenso viele ließen sich im Gebirge oder an der Ostküste nieder. Seit damals hat kaum ein Elb diese Verstecke verlassen, weshalb auch so wenig über sie bekannt ist. Nur noch alte Legenden berichten von ihnen, ebenso wie von den anderen Herrenrassen, die sich ebenfalls aus Korien zurückgezogen haben – keine von ihnen hatte dort viel Glück. Heute besiedeln nur noch die niederen Völker den Kontinent.“
      Selena war einige Sekunden lang still. Ohne zu sprechen blickten sie beide zu den Sternen hinauf und ließen ihre Gedanken einfach schweifen, fernab von den Problemen der Welt. Schließlich war es Yai´ro, der als erster wieder die Lippen öffnete.
      „Wie war es, als du bei den Elben gelebt hast?“, knüpfte er an das ursprüngliche Thema an. „Wie leben sie, und was tun sie?“
      Selena lächelte verträumt. „Viele wohnen in Bäumhäusern, hoch oben, im Blätterdach des Waldes. Andere in Hütten und Häusern am Boden, und manche sogar in den wunderschönen Höhlen, die sich durch die Jahrtausende unter der Erde gebildet haben. Aber nur die hohen Fürsten leben in den Palästen aus Holz, auf die die Elben so stolz sind – wachsende Wohnstätten, aus lebenden Bäumen gebildet. Diese Kunstwerke solltest du sehen…“ Selenas Augen glänzten. „Natürlich haben die Elben auch Städte in den Wäldern, wie Iaras, die oft als Zwillingsschwester des alten Manta bezeichnet wird, oder die Hauptstadt Nintior, im Korianischen „Lichtblüte“ genannt. Aber die Paläste sind einfach das Schönste! Wie das Königsschloss – wenn du es gesehen hast, kommt es dir danach wie ein Traum vor, so prächtig ist sein Anblick!“
      „Vielleicht werde ich es ja sehen!“, unterbrach sie Yai´ro.
      Die Elbin lächelte. „Das wirst du leider nie. Seit die Stadt erbaut wurde, hat sie kein Fremder betreten; und ich glaube kaum, dass der König für uns eine Ausnahme machen würde. Mein Volk hat einfach zuviel Angst, dass seine Schätze wie damals in Manta geraubt und zerstört werden, obwohl das inzwischen ein ganzes Jahrtausend her ist. Heute führen der Orden und die Fabrik den einzigen Krieg in Korien und niemand würde es wagen oder auch nur auf die Idee kommen, die Elben anzugreifen, aber dennoch sind unsere Städte an unbekannten Orten tief in den Wäldern versteckt.“ Selena versuchte im Liegen ein Achselzucken, was ihr, die Hände immer noch hinterm Kopf verschränkt, aber nur andeutungsweise gelang. „Wahrscheinlich liegt das am unterschiedlich schnellen Altern der Völker. Ich meine, bei den Elben gibt es nicht wenige, die über tausend Jahre alt werden; für die niederen Völker ist es aber ein gewaltiger, sich über viele Generationen erstreckender Zeitraum, in dem sich extrem viel verändert. So gut wie alles, um genau zu sein.“
      „Dann ist es kein wunder, dass die Herrenvölker nie Kontakt mit einer der niederen Rassen hatten“, meinte Yai´ro. „Sie würden einander einfach nicht verstehen!“
      Die Elbin nickte. Abermals blickten sie beide stummschweigend zum Himmel empor, dachten nach und wurden zusehends müder. Als der Rhuner die Augen kaum noch offen halten konnte, drehte er sich zu Selena und schlang sanft die Arme um sie.
      „Ich freue mich trotzdem auf das Elbenreich!“, flüstere er ihr ins Ohr. „Auch wenn ich eure Städte nicht sehen kann.“
      Selenas Lippen formten ein schwaches Lächeln, dann schmiegte sie sich an ihn und schloss die Augen. Einen Moment später war sie bereits eingeschlafen.

      „Yai´ro! Steh auf!“
      Die Stimme drang in die Gedanken des Rhuners und riss ihn aus seinen Träumen. Mühsam hob er die schweren Lider, blinzelte verschlafen und sah sich um – Keshyn stand gebückt über ihm, mit den Armen die dichten Zweige des Baumes, unter dem Yai´ro lag, beiseiteschiebend. Selena war anscheinend schon aufgestanden. Sie konnte aber noch nicht lange weg sein, denn er fühlte noch ihre Körperwärme an den Stellen, an denen sie sich berührt hatten.
      „Wie spät ist es?“, fragte er und setzte sich langsam auf.
      „Die zweite Stunde nach Sonnenaufgang.“ Keshyn warf einen Blick zu den anderen, die unweit von ihnen beisammensaßen und eilig frühstückten. „Wir sollten schon längst unterwegs sein. Beeil dich besser!“
      Yai´ro überwand sich und stand auf. Einen Moment lang torkelte er vor Müdigkeit; er musste die Augen schließen und sich an einem Ast festklammern, bis er wieder stehen konnte. Offensichtlich hätte er am letzten Abend doch schon früher schlafen sollen – bei der dauernden Anstrengung durch die Reise brauchte er mehr Ruhe als gewöhnlich. Viel mehr.
      Mit schmerzenden Gliedern machte er sich auf den Weg zu den anderen, um zumindest noch ein bisschen etwas essen zu können. Heute würde er jede Minute ausnutzen, in der er schlafen konnte. Aber trotzdem … er bereute es nicht im Geringsten, dass er so lange mit Selena gesprochen hatte.
      Yai´ro konnte ein Grinsen nur mühsam zurückhalten: Er würde jederzeit wieder seinen Schlaf dafür opfern.

      Die zwei darauffolgenden Tage verliefen relativ ereignislos. Sie ritten mit nur wenigen, kurzen Pausen, weil es nun galt, die Hafenstadt noch zu erreichen, bevor ihr Schiff auslief. Am ersten Tag machten sie zur allgemeinen Erleichterung noch vor der Abenddämmerung Halt, was Paryn und Selena ausnutzten, um sich einmal richtig auszuschlafen. Yai´ro dagegen blieb noch auf, weil er mit Keshyn eine weitere Trainingsstunde einlegte – und diese war mindestens ebenso anstrengend, als wäre er ohne Pause bis in die Nacht hinein weitergeritten. Er übte diesmal, die Luft in Bewegung zu setzen und Windstöße auszulösen. Als er diese Techniken bereits besser beherrschte, zeigte Keshyn ihm, wie man andere Objekte nach dem eigenen Willen bewegte, sie schweben ließ oder in sich veränderte. Was bei der Luft noch ziemlich einfach war, konnte sehr schnell schwieriger werden, wenn man einzelne Wassertropfen schweben lassen oder Zweige mit Magie zerbrechen musste. Yai´ro verstand diese Zauber nur ansatzweise, als sie den Unterricht beendeten und er sich endlich schlafen legte. Zwar sagte Keshyn, dass dieser Teil der Magie für Anfänger immer schwer zu erlernen sei und nicht einmal er selbst alles darüber wusste, aber dennoch fragte sich der Rhuner, ob er jemals solche magischen Fähigkeiten wie der alte Mann oder wie Selena erlernen würde. Denn auch wenn er die Begabung dafür hatte, mangelte es ihm an Selbstvertrauen. Es war einfach etwas anderes, Dinge durch Gedanken zu bewegen als zum Beispiel mit einem Schwert zu kämpfen. Und genau das war sein Problem: Er war es gewohnt etwas zu tun, anstatt lange darüber nachzudenken.
      Am nächsten Tag geschah bainahe noch weniger als am soeben vergangenen; aber Yai´ro, der sich vor Erschöpfung kaum mehr auf seinem Pferd halten konnte, war das nur recht. Zumindest musste er so nichts tun als die Zügel zu halten und das Tier ab und zu anzutreiben, denn normalerweise folgte es den anderen sowieso von alleine.
      Gegen Abend kamen sie der Hügelkette im Norden immer näher, und schließlich machte sich endlich die ganze Anstrengung der Reise bezahlt: Kurz vor Sonnenuntergang sahen sie zum ersten Mal Rintiria, die Hafenstadt.
      Sie waren etwa zwei Stunden lang einem Weg gefolgt, der durch die Täler zwischen mehreren Hügeln und felsigen Erhebungen führte. Als die Sonne bereits mit dem westlichen Horizont verschmolz, hatten sie ein kleines Plateau erreicht, dessen nördlicher Hang flach zur Küste und den Häfen hin abfiel. Der Anblick der letzteren war überwältigend. Yai´ro vergaß seine Müdigkeit und ließ sein Pferd bis zum Rand der Kuppe laufen, um einen besseren Ausblick zu haben.
      Rintiria war nicht nur eine Hafen, es war eine Metropole. Eng an die Küste geschmiegt, erstreckte es sich über eine Strecke von mindestens acht Meilen – deutlich mehr Platz, als die Hauptstadt einnahm. Jeder Fleck Boden, der direkt ans Wasser grenzte, war bebaut mit Stegen, Werften oder Docks; weiter im Landesinneren standen Wohnhäuser der unterschiedlichsten Baustile – offensichtlich hatten sich hier Leute aus verschiedensten Teilen Faanlands vermischt. Ihnen am nächsten, am Fuß der Hügelkette, befanden sich die Anwesen der Reichen sowie der Palast des Stadthalters. Dieser war ein Nichts im Vergleich zum Königspalast in der Hauptstadt, aber dennoch auf seine Weise beeindruckend: Er schien aus einer sehr alten Zeit zu stammen, in der der Norden noch deutlich wärmer gewesen war.
      Das Licht der untergehenden Sonne verlieh der ganzen Stadt noch dazu einen Glanz, der sie auf eine gewisse Weise fantastisch wirken ließ; sie sah aus wie ein wunderschöner Ort aus einem Märchen. Und das lag gar nicht einmal so fern: Für die Rhuner war ein Schiff aus diesen Häfen der Schlüssel zur Erfüllung ihres märchenhaften Traumes von der Freiheit. Yai´ro hob den Kopf und ließ den Blick über das Meer nördlich der Stadt streifen – es war das erste Mal, dass er es mit eigenen Augen sah, und es kam ihm auf mehr als eine Weise unendlich vor. Nicht nur die glitzernde Wasserfläche schien niemals zu enden, sondern ebenso das damit verbundene Gefühl von Glück und Freiheit und der Gedanke, einfach alles tun zu können, was man wollte. Yai´ro musste an Tendors Geschichte denken und an den letzten Satz, den der Seefahrer zu den Rhunern gesagt hatte: „Gedenkt mir und lasst meine Kunde übers Meer gehen, wie die Möwen rastlos von Insel zu Insel fliegen.“
      Wie die Möwen… Es musste wunderschön sein, über das Meer zu fliegen. Keine Sorgen zu kennen, einfach frei zu sein…
      Paryn kam von hinten näher und brachte sein Pferd neben ihm zum Stehen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen machte sich sein Onkel ähnliche Gedanken wie er selbst; er sagte aber nichts, sondern lächelte Yai´ro nur an und bedeutete ihm, weiterzureiten.
      Der junge Rhuner warf noch einmal einen Blick auf das Meer, das im Licht der letzten Sonnenstrahlen wie eine gewaltige Fläche von wogenden Lichtern strahlte; dann setzte er sein Pferd in Bewegung und schloss sich den anderen an, die den Häfen entgegenritten. Aber sowohl er als auch Paryn sahen in Wirklichkeit nicht Rintiria, sondern Rhun vor sich.



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      Bitte um Kommentare. In Zukunft werd ich (wie oben gesagt) schneller weiterschreiben.
      Bye, Da Höd
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Vorweg schonmal:

      Endlich gehts weiter!
      Schön lang, gut geschrieben!
      Hoffentlich gehts bald weiter :P

      ok, nun zu den fehlern.

      logikfehler habe ich keine gefunden, doch irgendwo hab ich

      3 Rechtschreibfehler
      2 Zeichensetzungsfehler
      und einen Konjugationsfehler


      wo, ka. wollte ich nur anmerken ^^
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
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    • 1. sry für doppelpost, aber irgendwo hab ich mal gelesen, das soll angeblich nach längerer zeit erlaubt sein...


      du hast gesagt, du schreibst schneller weiter ^^" es sind mittlerweile 2 monate vergangen und ich wollt fragen ob es dich noch gibt ^^
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
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    • Ja, es gibt mich noch... *schäm*

      Und, so seltsam es auch klingen mag, aber ich schreibe immer noch an Rhuns Fluch. Nur leider so selten, dass das Ergebnis nicht des Postens wert ist...
      Aber zumindest erinnert sich noch jemand an diese Geschichte :D

      Weil ich leider etwas ... äh... uninspiriert bin, wird es von Fortsetzung zu Fortsetzung immer eine Weile dauern, aber ich werde weiterschreiben. Und ich werde mich bemühen, dass ich maximal alle zwei Wochen (nicht zwei Monate XD) ein Stück reinstellen kann. Ich gleich an zu Schreiben.

      Und noch was: Ich hab vor, diese Geschichte fertigzuschreiben, egal wie lange Pausen es gibt -.-
      Nur damit ihr nicht glaubt, ich hätts aufgegeben...

      Bye, Da Höd


      PS: Hey, irgendwie fühle ich mich schon wieder inspiriert... Wenn einer sich noch erinnert, reicht das schon :D Danke!
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      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Sorry für den Doppelpost, aber wenn schon, dann muss der tread nach oben.

      So, da bin ich wieder, der fleißige Höd... Naja, jedenfalls kann ich mal ein Stück der nächsten Szene posten. Ich weiß dass der letzte Teil hier vor gast zwei Monaten reinkam, aber wie ich im Beitrag über diesem hier geschrieben habe, werde ich mich jetzt auch wirklich bemühen. Ehrlich :D
      Lange Rede, kurzer Sinn: Nach einer halben Ewigkeit kommt ein neuer Teil. Alle, die mich noch mögen, bitte ich um Comments :D



      9. Szene: Verrat

      Sie erreichten die Stadt erst nach Einbruch der Dunkelheit und brauchten noch einmal eine halbe Stunde, um durch die vielen verzweigten Straßen und Gassen bis zum eigentlichen Hafen zu finden. Keshyn führte sie schließlich zu einer Herberge, die in der Nähe des Wassers in einer ruhigen Seitenstraße lag.
      Um nicht als solche erkannt zu werden, zogen sich die Rhuner beim Betreten des Hauses die Kapuzen ihrer Mäntel tief ins Gesicht. Auch Selena zeigte ihre elbische Abstammung nicht, bis sie allein in ihrem Zimmer waren – dadurch zogen sie zwar misstrauische Blicke des Wirtes auf sich, aber anscheinend war der kleine, dürre Faanländer es gewöhnt, keine Fragen zustellen. Er wurde sogar richtiggehend freundlich, als Keshyn ihn für die Übernachtung im Voraus bezahlte und ihm noch ein ansehnliches Trinkgeld versprach.
      Yai´ro schlief in dieser Nacht so tief und fest wie schon lange nicht mehr. Er träumte nicht, und als er am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich viel weniger erschöpft als in den letzten Tagen.
      Fröhlich schwang er sich aus dem Bett und ging, trotz allem noch etwas verschlafen, zum einzigen Fenster des Zimmers, um es zu öffnen und die frische Meerluft hereinzulassen. Eine kühle Brise wehte ihm entgegen, als er die Fensterflügel aufschwang und den Kopf hinausstreckte; sie strich sanft über die steinernen Dächer der Häuser und ließ die Blätter der wenigen Bäume, die sich in der Nähe des Hafens an den Strahlen der gleißenden Mittagssonne erfreuten, leicht flattern. Die Sonne... Yai´ro fuhr zusammen.
      Es war Mittag.
      Einen Moment lang war er zu erschrocken, um etwas zu tun, dann stieß er sich hastig vom Fenster ab und war mit zwei großen Schritten bei Paryns Bett.
      „Wir haben verschlafen!“ Der junge Rhuner begann seinen einzigen Zimmergenossen zu rütteln. „Paryn, wach auf! Wir sollten schon lange fort sein!“
      Langsam und verschlafen schlug der erwachsene Rhuner die Augen auf. Yai´ro versuchte ihm so schnell wie möglich zu erklären, dass sie den gesamten Vormittag verschlafen hatten; erreichte damit aber nur, dass sein müder Onkel verwirrt dreinschaute. Erst als Paryn ebenfalls einen Blick aus dem Fenster warf, wachte er richtig auf.
      An diesem Vormittag hätten sie auf ihrem Schiff vorsprechen sollen, die Reisegenehmigung des Thronhüters vorzeigen und für die Schifffahrt bezahlen. Dass sie diesen Moment nun verpasst hatten, wäre ja nicht weiter schlimm gewesen – wenn nicht das Schiff bereits am nächsten Morgen abgelegt hätte.
      Yai´ro schlüpfte so schnell wie möglich in seine schwarzen Ordenskleider und rannte zu Keshyns Zimmer, um nachzusehen, ob der alte Mann ebenfalls noch schlief oder schon losgegangen war, ohne sie mitzunehmen.
      Leider musste er feststellen, dass die erstere Vermutung richtig war.
      Als er an Keshyns Tür klopfte, kam keine Antwort. Nach einem kurzen Zögern beschloss der junge Rhuner, dass ihre Situation ernst genug war, um das Zimmer ungefragt zu betreten, öffnete die Tür und trat langsam ein.
      Der Raum war klein und nur spärlich möbliert. Eine Wand wurde von einem alten, morschen Schrank eingenommen, eine andere bot Platz für ein einzelnes Fenster und ein leeres Wasserbecken daneben. Links von der Tür war eine waagrechte Holzplatte an der Wand angebracht, deren Sinn als behelfsmäßiger Tisch man allerdings nur an dem einzelnen Stuhl erkannte, der von Keshyn scheinbar unberührt vor ihr stand. Den meisten Platz im Zimmer nahm allerdings ein offenbar sehr altes Bett ein, das zwar mit frischem Leinen bespannt war, sonst aber aussah, als würde es innerhalb der nächsten Tage zusammenbrechen.
      Und in diesem Bett lag Keshyn, immer noch schlafend. Obwohl der junge Rhuner wusste, dass sie in Eile waren, musste er sich bemühen, um ein Grinsen zurückzuhalten: Da lag ihr Führer, der Beauftragte des Thronhüters, und schlummerte friedlich in einem Klappergestell von einem Bett, während ihr Schiff davonfuhr. Na ja... zumindest wusste er jetzt, dass er nicht als einziger von der Reise erschöpft war.
      Yai´ro atmete tief durch, um nicht doch noch zu grinsen, und trat vorsichtig näher an Keshyns Lager heran.
      „Wir müssen aufbrechen!“, sprach er den alten Mann an. „Wir hätten schon lange beim Schiff sein sollen. Wacht auf, oder wir verpassen es noch!“
      Keshyn murmelte etwas im Schlaf und drehte sich um, aber abgesehen davon reagierte er nicht. Der junge Rhuner musste ihn mehrmals ansprechen und schließlich sogar leicht an der Schulter rütteln, um ihn zu wecken. Im Gegensatz zu Paryn zuvor war er dann aber sofort hellwach und hatte auch die Situation schnell wieder im Griff: Nachdem Yai´ro auch Selena und Reknon Lit geweckt und er selbst sich angekleidet hatte, sprach er kurz mit dem Besitzer der Herberge, der ihm erklärte, dass sie ihre Zimmer tagsüber verlassen mussten. Also beschloss Keshyn, allein auf dem Schiff vorzusprechen, während Reknon Lit mit den Rhunern und der Elbin in einem Wirtshaus blieb.
      „Ich hoffe nur, dass ich den Kapitän noch antreffe!“, sagte er, während sie gemeinsam das Haus verließen. „Normalerweise hat die Mannschaft eines Schiffes nämlich am Abend, bevor dieses ausläuft, frei und feiert bis in die Nacht hinein. Aber es ist ja erst Mittag, und wenn unser Schiff einen pflichtbewussten Kapitän hat, ist er sicher noch zugegen.“
      Keshyn schloss die Tür der Herberge hinter sich und ließ den Blick über die beinahe menschenleere Gasse streifen.
      „Es wäre alles viel einfacher, wenn wir früher losgegangen wären!“, meinte er seufzend; dann wandte er sich Paryn zu, der ebenso wie Yai´ro und Selena die Kapuze seines Mantels wieder aufgesetzt hatte. „Auch das Problem, wo ihr jetzt hingehen sollt, hätten wir nicht. Vormittags kann man in den Zimmern bleiben, und dass ihr es nun nicht könnt, ist sehr schlecht.“ Keshyn schüttelte den Kopf. „Rintiria ist anders als die Hauptstadt, müsst ihr wissen. Natürlich gelten hier dieselben Gesetze und die Leute müssen die Anordnungen des Thronhüters genauso Folge leisten, aber beides wird... manchmal etwas weniger streng eingehalten, als es andernorts üblich ist. Jedenfalls glaube ich nicht, dass die Leute sich friedlich verhalten, wenn sie zwei Rhuner auf der Straße sehen – völlig egal, was der Thronhüter dazu sagt.
      Aber solange ihr eure Mäntel tragt, seid ihr ja zum Glück sicher!“, fügte er hinzu, als er sah, wie sich Yai´ro und Paryn einen beunruhigten Blick zuwarfen. „Reknon Lit wird euch in irgendein stilles Wirtshaus führen, in den meisten davon gibt es um diese Tageszeit sowieso nur wenig Gäste. Und in einer Stunde treffen wir uns wieder hier!“
      Keshyn ging los, und alle anderen folgten ihm bis zu der Stelle, an der die enge Gasse sich mit der Hauptstraße der Stadt kreuzte. Dort blieb der alte Mann noch einmal stehen und gab Reknon Lit einige kurze Anweisungen; dann wandte er sich noch einmal an Yai´ro, Paryn und Selena.
      Ich denke, es wird alles gut gehen“, meinte er mit einem aufmunternden Lächeln. „Die Sache mit dem Schiff werde ich schon regeln, und ihr müsst währenddessen nur aufpassen, dass euch niemand als Fremdlinge erkennt. Aber selbst wenn euch wirklich etwas zustoßen sollte, ist Reknon Lit ja da, um euch zu beschützen.“
      Keshyn sah jeden von ihnen noch einmal an, dann drahte er sich, ohne noch ein weiteres Wort zu sprechen, um und ging auf das rege Getümmel der Menschen auf der Hauptstraße zu. Yai´ro blickte ihm nach, wie er zwischen den Leuten verschwand, immer versuchend, trotz der Menschenmenge in Richtung des Hafens voranzukommen. Dabei kamen ihm die Worte des alten Mannes wieder in den Sinn: „Wenn die Leute hier zwei Rhuner auf der Straße sehen, werden sie sich wohl kaum friedlich verhalten.“
      Yai´ro glaubte ihm. Die ganze Stadt hatte eine Ausstrahlung, die stark von derjenigen der Hauptstadt abwich – nicht dass sie weniger schön oder glücklich gewesen wäre, denn das schien auf ganz Faanland zuzutreffen; Rintiria fehlte die dritte Zutat, die zur wunderbaren Atmosphäre der Hauptstadt nötig war: Die Friedlichkeit.
      Falls es jemals in Faanland Unruhen oder Aufstände gegeben hätte, so war sich Yai´ro sicher, dass sie hier begonnen hätten. Vielleicht lag es daran, dass die Stadt ein Hafen war, oder daran, dass sie am Rande Faanlands lag – jedenfalls konnte man hier nicht sicher sein, dass ewiger Frieden herrschte.
      In dem jungen Rhuner wollte schon ein beunruhigtes Gefühl aufkommen, als ihm noch ein anderer Satz einfiel, den Keshyn eben erst gesagt hatte: „Wenn euch etwas zustoßen sollte, dann ist ja Reknon Lit da, um euch zu beschützen!“
      Yai´ros Blick suchte den Garde-Soldaten und fand ihn am Rand der Straße stehend, wie er offensichtlich nach einem für ihre Zwecke geeigneten Wirtshaus Ausschau hielt. Natürlich, Reknon war bei der Garde – und selbst hier, wo die Leute dem Thronhüter wenig Hochachtung entgegenbrachten, musste ihnen der Anblick eines Gardisten in voller Rüstung Respekt einflößen, oder? Yai´ro kannte das aus Manta: Alle hatten dort auf die Reichen geschimpft und die Regierung verflucht, aber sobald ein Soldat in der Nähe war, hatte keiner mehr den Mund aufgemacht.
      Wenn Reknon Lit sich vor ihn oder Paryn stellte und ihn verteidigte, dann würde wohl jeder Angreifer unsicher werden – immerhin zog ein Angriff auf einen Gardisten eine harte Strafe nach sich. Aber Yai´ro wusste inzwischen, wie sehr einige Menschen die Rhuner hassten – würden sie es in der Wut wagen, die Befehle eines Soldaten zu missachten? Und wenn es viele waren, was konnte ein einzelner dann schon tun?
      Yai´ro schüttelte den Gedanken ab. Er blickte abermals zu Reknon; diesmal aber nicht, um über den Mann nachzudenken, sondern um nachzusehen, ob er bereits ein passendes Wirtshaus gefunden hatte. Und tatsächlich – nur wenige Sekunden später winkte Reknon Lit ihn, Paryn und Selena zu sich und zeigte ihnen eine kleine, aber von außen seriös wirkende Taverne, die zweihundert Meter weiter an der anderen Straßenseite lag.
      Mit einem flauen Gefühl im Magen ging Yai´ro dicht hinter dem Gardesoldaten los, die Augen starr auf ihr Ziel gerichtet. Es machte ihn unsicher, sich inmitten einem Gewimmel von Menschen bewegen zu müssen – was, wenn ihm jemand streifte und ihm dabei die Kapuze vom Kopf glitt? Oder wenn er sonst irgendwie Aufmerksamkeit erregte?
      Er versuchte sich zu beruhigen, aber jeder Mensch, der ihn direkt ansah, ließ ihn neuerlich zusammenfahren. Bei einem etwas untersetzten Mann mit grauem Haar hatte er schließlich sogar das Gefühl, dass er ihn aufs Genaueste musterte und ihm anschließend zunickte… Es wurde wohl wirklich Zeit, dass er sich beruhigte, bevor er noch völlig durchdrehte. Immerhin war es kein wirklich langer Weg bis zu dem Wirtshaus und sie hatten einen Garde-Soldaten bei sich. Was sollte also schon passieren?

      Yai´ro hätte wohl anders gedacht, wenn er gewusste hätte, dass der Mann ihn wirklich gemustert hatte. Das anschließende Nicken hatte allerdings nicht ihm, sondern Reknon Lit gegolten, der mit derselben bedächtigen Bewegung geantwortet hatte.
      Er ist da, um euch zu beschützen…
      Der Plan war perfekt.
      Zehn Meter hinter Yai´ro, der momentan vor Paryn und Selena neben Reknon herging, drehte sich der untersetzte Faanländer um und sah ihnen nach. Einen Moment später rannte er los.

      Der junge Rhuner versuchte, sich weiterhin auf das Wirtshaus zu konzentrieren, welchem sie inzwischen schon ein gutes Stück näher gekommen waren. Trotzdem wurde er das beunruhigende Gefühl nicht los, dass er schleunigst von der überfüllten Hauptstraße verschwinden sollte – vielleicht hatte er ja auch einfach nur Angst, aber irgendetwas sagte ihm, dass er dieses Gefühl nicht ignorieren sollte. Wenn sie nur endlich im Wirtshaus gewesen wären, wo sie in Ruhe auf Keshyn warten konnten, ohne Hunderte von Menschen um sie herum…
      Doch dazu sollten sie nie kommen.
      Yai´ro wollte sich eben zu Paryn umdrehen, um zu sehen, ob alles in Ordnung war, als er aus dem Augenwinkel einen Mann wahrnahm, der rennend auf sie zukam. Im selben Augenblick machte Reknon Lit einen Schritt auf die Seite, von ihm weg, und zog damit einen Moment lang Yai´ros Aufmerksamkeit auf sich.
      Einen Moment zu lang.
      Der untersetzte Mann rempelte Paryn auf die Seite und bekam Yai´ro im Genick zu fassen. Der junge Rhuner wollte sich instinktiv wehren, doch als ein Messer vor seinem Gesicht aufblitzte und sich ihm drohend an die Kehle legte, ließ er von jedem Widerstand ab. Noch bevor er wirklich erschrecken konnte, fühlte er außerdem einen stechenden Schmerz im Rücken und in seinem linken Arm, den der Angreifer gepackt hatte. Eine Sekunde lang war er völlig starr, dass wurde er schmerzhaft vorwärts gestoßen, weg von Paryn und den anderen, die schon nach den ersten, stolpernden Schritten in der verblüfften Menge verschwunden waren. Yai´ro wollte schreien, aber als ob der Mann wusste, was er vorhatte, legte sich das Messer vor seinen Mund und ritzte seine Lippen ein. Dem jungen Rhuner lief ein eiskalter Schauer den Rücken herunter – er befand sich vollkommen in der Gewalt des Faanländers. Selbst wenn es ihm gelang, sich zu befreien, konnte ihm dabei die Kapuze vom Kopf rutschen; und wenn er einmal enttarnt war, hatte er ein kaum geringeres Problem.
      Der Mann zerrte ihm innerhalb weniger Sekunden in eine menschenleere Kleinstraße, die Yai´ro noch nie zuvor gesehen hatte. Während er weiter durch ein Labyrinth aus kleinen, engen Gassen gehetzt wurde, klärten sich seine Gedanken etwas – ihm wurde klar, dass der Faanländer mit ihm alles tun konnte, was er wollte. Sein Schwert hing am Sattel seines Pferdes, und anders konnte er gegen den Mann mit seinem Messer nicht ankommen. Es sei denn, Paryn oder Reknon Lit fänden eine Möglichkeit, ihn aufzuspüren; aber in den Gassen, durch die sie sich bewegten, fand man sich schon schwer zurecht, wenn man niemanden verfolgte. Nein, von seinen Gefährten konnte er kaum Hilfe erwarten.
      Mit einer Resignation, die wohl aus dem noch nicht vergangenen Schock entstand, fragte sich Yai´ro eine ganz naheliegende Frage: War dies das Ende seiner Reise?






      ________
      Hoffe mal das reicht vorerst. Muss beim nächsten Teil noch ein großes Stück umändern, das wird etwas dauren. Jetzt bitte ich mal um Kommantare zu dem da oben. Ich selbst halte die schriftstellerische "Leistung" für nicht erwähnenswert... Und zum Inhalt: Ja, endlich gibts wieder Action :D Hat ja lange genug gedauert.

      Außerdem möchte ich nochmal sagen, dass ich trotz dem langen Pausen sicher weiterposten werde und dass die Geschichte ganz nach Plan verläuft (Bei der Hälte sind wir schon ^^).


      Bye, Da Höd
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Da Höd ()

    • Bah, du machst ja nicht mal Rechtschreibfehler, was soll ich denn noch kritisieren? *beleidigttu*

      Und solange es irgendwann weitergeht, stören mich auch die Wartezeiten nicht, aber...na ja, zwei Monate müssen dann doch nicht jedes Mal sein, oder? :P

      Und bei dem Cliffhanger am Schluss muss es ja schnell wieder weitergehen. :D Von daher: Weiter, weiter! *dräng*


      (Ja, man kann draufklicken)
    • So, ist zwar nicht viel, aber zumindest etwas. Freue mich über jedes Kommentar.


      Fortsetzung der 9. Szene

      Keshyn bahnte sich energisch einen Weg durch das Getümmel auf der breiten Hauptstraße. Er war bereits oft genug in Rintiria gewesen, um zu wissen, dass er hier mit Höflichkeit nicht vorankommen würde – und vor allem nicht zu ihrem Schiff, bevor die Mannschaft Feierabend machte. Doch noch etwas trieb ihn zur Eile: Ihm war nicht wohl dabei, die Korianer alleine lassen zu müssen. Denn obwohl Reknon Lit sie gewiss beschützen konnte, sprachen weder sie Faanländisch noch der Soldat Korianisch, und so hatten sie keine Möglichkeit, sich mit ihrer Außenwelt zu verständigen. Abgesehen davon hätte auch er selbst um einiges überzeugender auf den Kapitän ihres Schiffes gewirkt, wenn er in Begleitung eines Garde-Soldaten erschienen wäre.
      Der alte Mann vertrieb die Gedanken mit einem Kopfschütteln und wandte die Aufmerksamkeit wieder seinem Weg zu. Er hatte sich erfolgreich durch das Gewimmel von Menschen, Reitern und Pferdekarren gedrängt und war schließlich in eine der unzähligen Gassen eingebogen, die von der Hauptstraße abzweigten. Nun war es wichtig, dass er nicht die Orientierung verlor – der Hafen war zwar kaum fünfhundert Meter von ihrer Herberge entfernt und auch ausgesprochen schwer zu verfehlen, da die Hauptstraße parallel zur Küste verlief und er nach dieser der Ort in der Stadt war, an dem sich die meisten Menschen aufhielten; aber wenn er in den oft schräg gebauten Gassen einmal falsch abbog, konnte es sein, dass er in die falsche Richtung weiterging und eine halbe Stunde brauchte, um sich wieder zurechtzufinden. Innerlich ärgerte er sich, dass er am letzten Abend keine zentraler gelegene Herberge ausgewählt hatte, denn die ihrige war gut eine Meile von der einzigen Straße, die von Norden nach Süden durch die Stadt führte, entfernt; und nur diesem Umstand hatte er es zu verdanken, dass er sich nun hier zurechtfinden musste. Pferde wurden im Hafen nämlich nicht gerne gesehen und zu Fuß bis zu jener großen Straße zu gehen, war eindeutig ein Umweg.
      Keshyn lief mit schnellen Schritten durch die Gassen, welche sich zwischen den eng aneinander gedrängten, ein- oder zweistöckigen Häusern hindurchschlängelten, bis er endlich aufatmen konnte – vor ihm mündete der Weg in eine breitere Straße, von der er wusste, dass sie direkt zum Hafen führte. Erleichtert drosselte er seine Schritte. Es war ja immerhin erst früher Nachmittag, zumindest der Kapitän des Schiffes musste also noch an Bord sein. Keshyn hatte noch keinen Kapitän gesehen, der sein Schiff nicht am letzten Tag vor der Abfahrt noch einmal überprüft hatte.
      Und tatsächlich- derjenige, der die Reise nach Korien leiten sollte, bildete keine Ausnahme.
      Der alte Mann fand ohne Probleme zum Hafen - allerdings kam er, dank der Straße, in die er eingebogen war, an einer Stelle zum Hafen, von der aus er noch eine gute halbe Meile bis zum Ankerplatz gehen musste. In Gedanken stöhnte er auf, denn dieser normalerweise relativ kurze Weg konnte zu einer Qual werden – wenn man ihn inmitten eines Gewimmels von mehr oder weniger unheimlichen Seefahrern, Verkäufern, die ihre Ware anpriesen und fröhlich flanierenden Passanten zurücklegen musste.
      Zum Glück kannte Keshyn bereits die Stelle, an die Schiffe, die nach Korien fuhren, für gewöhnlich anlegten – immerhin war er, als Übersetzer, bereits einmal Teilnehmer einer solchen Reise gewesen. Gleich am Anfang des Areals, in dem die Schiffe des Thronhüters lagen, zog sich ein einsamer Kai weit hinaus ins Wasser – dort musste er hin.
      Energisch drängte er sich durch die Menschenmenge. Vorbei an einigen Matrosen, die eine Ladung Kisten zu ihrem Schiff trugen, an einem der unzähligen alt gewordenen Seefahrer, die den lieben langen Tag nichts zu tun hatten, als hier zu sitzen und das Meer zu beobachten, vorbei an einem jungen Pärchen, das eng umschlungen an der steinernen Kante des Hauptkais saß, die Füße im Wasser baumelnd. Keshyn hatte nicht einmal genug Zeit, um das alles aufzunehmen. Diese rannte ihm nämlich inzwischen wirklich davon – er hatte gehofft, dass ihn die Straße direkt oder zumindest in die Nähe des Geländes führen würde, das dem Thronhüter gehörte. Da sie es nun nicht tat, musste er die verlorene Zeit wieder aufholen.
      Nach einer knappen viertel Stunde – eine gute Zeit für das überfüllte Hafengelände – erreichte der alte Mann schließlich sein Ziel. Der Garde-Posten am Eingang zum Gelände des Thronhüters war schon weithin sichtbar, da sich die Leute aus Respekt von ihm fernhielten.
      Keshyn strich mit einer schnellen Handbewegung die Falten in seinem Mantel glatt, bevor er zwischen den Leuten hervor- und auf die Wache zutrat.
      „Seid gegrüßt!“, sprach er den Hauptmann an. „Ich muss zu einem der Schiffe des Thronhüters. In seinem Auftrag werde ich morgen mit diesem abreisen!“
      Der Soldat mustere Keshyn einen Moment lang misstrauisch, dann streckte er, ohne ein Wort zu sagen, die Hand aus. Der alte Mann zog ein Blatt Pergament unter seinem Umhang hervor, auf dem der Thronhüter den Auftrag, Yai´ro und Paryn nach Korien zu bringen, bestätigte und ihm, Keshyn, eine Vollmacht übertrug. Mit einer Hand hielt er das Dokument dem Wachtposten entgegen, mit der anderen verdeckte er den Teil, in dem von den Details des Auftrags die Rede war.
      „Das sollte genügen!“, meinte er, und hoffte insgeheim, dass sein Gegenüber auch so dachte – denn die Soldaten mussten nun wirklich nichts von den Rhunern wissen.
      Einen Moment lang glaubte er, der Garde-Hauptmann würde ihn auf der Stelle von dem gesicherten Gelände vertreiben, doch er hatte Glück – obwohl der Blick des Mannes nichts gutes verhieß, ließ er ihn passieren. Es kümmerte Keshyn auch kaum, dass er ihm einen Gardisten als Aufpasser mitschickte – was er dem Kapitän ihres Schiffes zu sagen hatte, würden sie sowieso unter vier Augen besprechen.
      Mit schnellen Schritten ging er die hinter der Absperrung plötzlich angenehm menschenleere Hafenstraße entlang, bis er zu dem Kai kam, den er aus der Ferne gesehen hatte. Ohne seinen „Begleitschutz“ eines Blickes zu würdigen, blieb er stehen und versuchte zu erkennen, ob eines der dort draußen ankernden Schiffe wirklich das ihre war – und er wusste nicht warum, aber als sein Blick den ungewöhnlich langen, gepflasterten Gehweg entlang glitt, der sich bis weit hinaus in das Hafenbecken zog, überkam ihn ein ungutes Gefühl. Als hätte er keine Zeit, dort hinzugehen, sondern müsste etwas anderes tun... Er ließ sich nichts davon anmerken, aber obwohl es relativ kühl war – er trug dementsprechend einen langen Mantel – wurde ihm mit einem Mal unangenehm heiß. Einen Moment lang schien seine Umgebung zu verfließen, und etwas anderes schien durch sie hindurch sichtbar zu sein – doch er verdrängte das Bild schneller wieder, als es wirklich erscheinen konnte. Was das auch immer war – Angst, ein Schwächeanfall oder eine magische Vision – er konnte es jetzt nicht gebrauchen.
      Den Gardisten, der ihn seit dem Betreten des gesicherten Geländes begleitete, immer noch stur ignorierend, bog er auf den langen Kai ein. Er war sich ziemlich sicher, dass das Schiff dort ankerte; immerhin hatte es noch nie an einem anderen Platz angelegt. Und trotzdem... irgendetwas stimmte nicht.
      Keshyn überlegte einen kurzen Moment lang, ob er vielleicht wirklich eine magische Vision gehabt hatte. In seinem Studium hatte er von solchen gehört: Wenn man sie wirklich stark empfing, nahm man kaum mehr etwas von der Realität wahr – und das konnte er sich im Moment wohl kaum leisten. Ach ja, und noch etwas war ihm in Erinnerung geblieben: Magische Visionen tauchten nicht, wie viele fälschlicherweise glaubten, zufällig auf. Sie wurden nur oft mit Träumen verwechselt. Bei wirklichen Visionen gab es einen bestimmten Empfänger – und folglich einen ebensolchen Sender. Wenn man magische Kräfte besaß, konnte man absichtlich, oder aber auch völlig unterbewusst solche „Nachrichten“ verschicken, letzteres vor allem, wenn man in Angst, Wut oder Trauer war – also in einem jener Zustände, in denen die Magie von alleine zu fließen begann.
      Keshyn verdrängte die Gedanken und konzentrierte sich auf das hier und jetzt – eine Entscheidung, die er später noch bereuen sollte. Während er weiterging, auf das Schiff zu, das am kommenden Morgen seine Reise nach Korien begann, wurde in einem anderen Teil der Stadt Yai´ro von einem untersetzten, grauhaarigen Faanländer in ein unbewohntes Haus gezerrt…


      ____
      Wie gesagt, ist nur ein kurzes Stück. Ich bin einfach zu faul...
      Trotzdem, plz um Comments! Ihr inspiriert mich wahnsinnig, wenn ihr nur hier reinpostet! (Ehrlich! :D )

      Bye, Da Höd


      EDIT: Geil, 1000 Beiträge! :D *freudentanz*
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea

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