Mein FF: Rhuns Fluch

    • nein, sie spielt in einer erfundenen welt...irgendwo stand auch noch der name...

      @top

      juchu, endlich ham sie sich geküsst....wenn auch unfreiwillig ^^ mir gefällt der neue text sehr gut und wie schon veria sagte, das mit der verachtung der menschen auf rhuner is seeehr bedenklich
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

      ~ Bye folks. I enjoyed these past years within this community. 9 years ♥ ~
    • Das mit dem Kuss ist sehr süss, obwohl wie gesagt die Umstände etwas komisch sind:))
      Das mit den Menschen ist wirklich sehr bedenklich, jedoch sorgt es auch für Spannung*g* Solche "Verwicklungen" finde ich supi, aber auh nur in Geschichten^^
      Wie lange schreibst du an einer Szene, im Schnitt?
      mfg
    • Original von Romb
      Mal was los zu werden: ich hab nur die erste seite teilweise gelesen (ersteindruck: sehr gut :O ;) ), aber irgenwie peil ich net: Rith und Rhun? Haben wir uns nach Dominaria (magicwelt) und nach mittelerde (HdR) verirrt? ?(

      rhûn ist ein teil von ost-mittelerde, und das mit rith dürfte mittlerwiele geklärt sein.

      spielt die geschichte eigentlich in mittelerde oder so? ?( :O



      Mittelerde? Das wusste ich gar nicht... Und Rith ist, wie gesagt, auch ein selbst erfundener Name. Wenn da wo Namensgleichheiten auftauchen tut es mir leid, das ist nicht beabsichtigt!


      @topic:
      Ja, das mit den Menschen ist wohl wirklich sehr bedenklich (neues Trendwort, bedenklich :D )
      Das mit dem Kuss hab ich eigentlich nur gemacht, damit es keine 08/15 - Romanze wird. Und abgesehen davon: Es gibt eben manchmal peinliche Situationen.

      @hylianer: Wenn ich genug Zeit habe, schreib ich eine Szene an einem einzigen Tag, aber meistens brauch ich mindestens drei. Muss ja Hausübungen & Co. auch noch machen... :evil:

      Ich hab auch schon weitergeschrieben, die nächste Szene wird auch wieder interessanter ( :D ), und es geht auch schon langsam auf die Hauptstadt zu.
      Auf Kämpfe müsst ihr leider noch eine Weile warten, aber ich denke, dass im zweiten Kapitel sowieso mehr als genug davon vorgekommen sind.

      Eines muss ich noch los werden:
      Ich freue mich immer wieder, dass ich so viele, nette Leser habe. Ein besseres Publikum könnte ich mir nicht vorstellen. Danke! :D

      Bye, euer Höd
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • *donnerundblitz*
      *handkrachendausgrabstreck*
      *sichauserdewühl*
      *aufricht*
      Ich bin wieder da!!!!! Ich lebe!!!!! Wuahahahaaaa!
      *davontorkel*

      Ich war zwar jetzt lang weg, aber ich ich hab natürlich sofort weitergelesen, als ich endlich meine gierigen Tippgriffel wieder auf eine Tastatur hämmern konnte. (Aaahhhhh...das tut gut!...)
      Jedenfalls wie immer super! Ich finde die letzte Szene einfach süß! *grins* Das kommt davon, Jungchen, wenn man sich so hemmungslos dem Alkohol hingibt! :o Ts, ts, ts....


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Diesmal dauert es echt lange mit dem nächsten Teil... tut mir leid. Ehrlich.
      Ich hab wegen dem Schulanfang wahnsinnig viel Stress, und dazu kommt, dass irgendein A**** von einem Hacker auf meinem PC war, einen Teil von Rhuns Fluch von dort gelöscht hat und stattdessen einen Ordner mit Logos von der Startseite des ZFB installiert hat.
      Ich verstehe echt nicht, warum jemand sowas macht. Es hat mich viel Zeit und Mühe gekostet, alles neu einzuspeisen, und dazu kommt dann noch die Angst, was so ein Typ noch alles anstellen könnte... naja. Hoffentlich passiert nichts mehr.

      Auf den nächsten Teil müsst ihr aber jetzt trotzdem noch eine Weile warten (ist ja vom PC gelöscht). Das heiß, falls jemand sich überhaupt noch an diese Geschichte erinnert...

      Bye, Da Höd

      PS: *bemerk* Das Board sieht ja total anders aus! Gefällt mir zwar überhaupt nicht, aber was soll man tun... man muss halt mit der Zeit gehen...
      [EDIT] Kleiner Nachtrag: Das neue Design gefällt mir zwar immer noch nicht, aber es hat auch seine guten Seiten: 100000 Zeichen pro Beitrag! 8o
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
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      - Samsas Traum, Tineoidea

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Da Höd ()

    • na gut unter diesen umständen seih dir verziehn...is zwar schade aba was soll man machen...ey stell dir ma vor das war ein fan von dir ders net abwarten konnte :ugly: nya, ich jedenfalls bin schon voll gespannt.

      CyA
      Original von Sirius
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    • Ich bin wieder da...
      Diesmal hat wirklich lang gedauert mit dem nächsten Teil, aber ich hatte mit Schulanfang in der Oberstufe und schon ersten Schularbeiten genug zu tun, glaubt mir. Trotzdem tuts mir leid, dass ihr so lange habt warten müssen.
      Ich hab jetzt endlich die nächste Szene fertiggeschrieben, sie ist glaub ich auch etwas interessanter als die letzte. Es dauert hetzt außerdem nicht mehr lange, bis wieder Kämpfe kommen (nur, falls euch von dem inzwischen schon fünf Szenen langen Frieden schon langweilig ist...)
      Ich werd versuchen, mich mit der nächsten Szene zu beeilen, was aber leider auch nicht wirklich gehen wird -bin zur Zeit sehr unkreativ und mit Schule mehr als genug beschäftigt. Und abgesehen davon muss ich mich ja auch mal vergnügen... (Wollte den Teil eigentlich schon gestern reinstellen, aber dann is mir eine Party dazwischengekommen. Hab immer noch einen Kater...
      Aber jetzt genug mit den Erzählungen, hier gehts endlich weiter (für alle, die es nach der langen Wartezeit noch interessiert -.-)


      4. Szene: Die Lehre der Magie

      Eine leichte Brise wehte über die Ebene und ließ das Haar der Reiter, die im flotten Trab relativ schnell vorankamen, flattern. Obwohl die Sonne erst auf halbem Weg zum Zenit stand, war die achtköpfige Gruppe schon seit Stunden unterwegs; ihre Pferde waren nicht mehr ganz frisch und an ihren Mägen begann der Hunger zu nagen.
      Yai´ro hielt die Zügel seines Pferdes mit der rechten Hand fest, um sich mit der linken die Augen vor der Sonne abzuschirmen. Trotz der relativ frühen Tageszeit war die Hitze bereits unerträglich – er konnte sich kaum vorstellen, dass die Temperaturen bis zum Mittag noch weiter steigen sollten.
      Der junge Rhuner war schon am frühen Morgen von Paryn geweckt worden, will sie noch einige Vorbereitungen zu treffen gehabt hatten. Nachdem er sich – zum ersten Mal seit langer Zeit – mit warmem Wasser gewaschen hatte, war seine Wunde abermals von Serana Duroff gereinigt, mit einer hauseigenen Salbe eingerieben und frisch verbunden worden. Doch all das konnte die Infektion nicht daran hindern, sich weiter auszubreiten: Seit der viel zu kurzen, letzten Nacht schmerzten seine linke Hand, der Arm und die Schulter unaufhörlich; er bemühte sich zwar, diese so wenig wie möglich zu benutzen, hatte sich aber noch nicht genügend an die Situation gewöhnt. Eines wusste er jedoch sicher: Die Gefährlichkeit der Verletzung nahm zu, und selbst wenn sie, wie Keshyn berechnet hatte, in fünf Tagen die Hauptstadt erreichen würden, konnte die Zeit für ihn knapp werden.
      Abgesehen davon hatte er noch völlig andere Probleme: Er wusste nicht mehr, was in der letzten Nacht geschehen war und war auch sehr froh darüber, aber Selena ging ihm schon seit dem frühen Morgen aus dem Weg, und sowohl Paryn als auch die Menschen waren nicht allzu gut auf ihn zu sprechen. Nur Keshyn hatte offenbar beschlossen, so zu tun, als wäre nichts geschehen. Der alte Mann schien sich auch vorgenommen zu haben, sich um ihn zu kümmern, denn er hatte den Hauptteil des Morgens mit ihm verbracht. Zuerst waren sie bei einem der Viehzüchter des Dorfes gewesen, um drei neue Pferde zu kaufen und die fünf, die Keshyn dem Mann bei der Herreise in Verwahrung gegeben hatte, wieder abzuholen – allmählich bekam Yai´ro das Gefühl, dass ihre Reise zur Hauptstadt schon viel eher geplant gewesen war, als sie bisher geahnt hatten.
      Als sie drei starke, gesunde Pferde ausgewählt hatten, bezahlte Keshyn den Viehzüchter mit einer Hand voll seltsamer Kupfermünzen und sie machten sich mit den Tieren auf den Weg zurück zum Wirtshaus. Dort hatte sich Ferron Nibesz bereits um den nötigen Proviant für die bevorstehende Reise gekümmert, und Serana Duroff bestand darauf, seine verletzte Hand noch vor dem Frühstück frisch zu verbinden. Zu ihrem Schrecken war der Eiter noch tiefer ins Fleisch eingedrungen, und Yai´ro konnte seinen Arm, der seit der letzten Nacht unaufhörlich schmerzte, nur noch mit Mühe bewegen. Die Heilerin rieb die Wunde mit einer hauseigenen Salbe ein, welche den Schmerz lindern und die Ausbreitung der Infektion verlangsamen sollte; allerdings hatte Yai´ro nicht das Gefühl, dass sie auch nur etwas in dieser Richtung bewirkte.
      Nach einem kurzen, aber kräftigen Frühstück brachen sie schließlich auf. Yai´ro, der bisher nur auf Tennas geritten war, tat sich mit seinem Pferd etwas schwer – insbesondere mit der verletzten Hand –, aber er schaffte es, mit den anderen Schritt zu halten. So waren die Stunden vergangen; sie hatten seit dem Morgengrauen keine erwähnenswerte Pause eingelegt und Yai´ros Hunger äußerte sich allmählich schon mehr in Schmerzen als in gewöhnlichem Magenknurren.
      Er wollte eben nach vorne zu Keshyn reiten, um diesen zu bitten, eine Rast zu machen, als der alte Mensch sich zu ihm zurückfallen ließ. Keshyn verlangsamte sein Tempo und wartete, bis Yai´ro ihn eingeholt hatte, dann meinte er mit einem Lächeln: „Denkst du auch, dass wir eine Pause machen sollten?“
      Als Yai´ro nickte, wandte er sich um und gab den anderen ein Zeichen, Halt zu machen.
      „Ich möchte etwas mit dir besprechen!“, sagte er, wieder an Yai´ro gewandt. „Komm mit!“
      Sie nahmen ihre Pferde an den Zügeln und führten sie zu einer nahen Baumgruppe, unter der sie Schutz vor der immer höher steigenden Sonne fanden. Yai´ro band seine braune Stute an einem Ast fest und betrachtete noch einmal die Steppe, sie sich, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, kaum verändert hatte; dann trat er hinter Keshyn unter das dichte Blätterdach der Bäume.
      Der alte Mensch bedeutete ihm, sich zu setzen, und holte ein Päckchen mit Brot, Fleisch und Früchten aus der Satteltasche seines Pferdes. Inzwischen stießen auch die restlichen Gruppenmitglieder zu ihnen, setzten sich auf ein Zeichen von Keshyn aber etwas abseits von ihnen unter die Bäume. Paryn warf Yai´ro einen fragenden Blick zu, den dieser mit einem Achselzucken beantwortete – er hätte selbst ebenfalls gerne gewusst, was der alte Mann mit ihm besprechen wollte. Dieser äußerte sich aber noch nicht, sondern begann erst zu essen, und Yai´ro brauchte keine Aufforderung, um es ihm gleichzutun.
      So herrschte eine gute halbe Stunde lang Schweigen, nur unterbrochen von gelegentlichen Gesprächen der Menschen untereinander, bis Keshyn sich schließlich den Mund abwischte und Yai´ro ohne lange Vorrede fragte:
      „Hast du dich bereits mit der Magie beschäftigt?“
      Der junge Rhuner schluckte überrascht das Stück der köstlichen faanländischen Frucht, an dem er gerade kaute, hinunter, und schüttelte den Kopf. Bisher hatte er über Magie nicht einmal näher nachgedacht…
      „Dann solltest du es tun!“, meinte Keshyn auffordernd. „Du besitzt eine starke magische Begabung. So etwas sollte man nutzen!“
      Yai´ro wusste nicht, was er antworten sollte. Natürlich würde er gerne lernen, die Magie zu nutzen; aber er zweifelte daran, dass gerade er magisch begabt sein sollte. Und nebenbei: Wer sollte ihn denn unterrichten? Paryns magische Kräfte waren schon seit über zweitausend Jahren gebannt, und er bezweifelte, dass Selena genügend Geduld besaß, um ihn zu unterrichten.
      „Wie ich schon einmal erwähnt habe, bin ich ein ausgebildeter Magier“, meinte Keshyn, als er von Yai´ro keine Antwort bekam. „Wenn du möchtest, kann ich dich die Grundlagen der Magie lehren!“
      Yai´ro fragte sich einen Moment lang, ob der alte Mensch Gedanken lesen konnte, doch dann kam ihm etwas Anderes in den Sinn und trübte seine Stimmung erheblich.
      „Ich… ich meine…“, begann er zu stottern, nahm sich dann jedoch zusammen und sagte geradeheraus: „Ich habe noch nie etwas mit Magie oder Zauberei zu tun gehabt und auch erst wenige Male bei ihrer Ausführung zugesehen. Außerdem weiß ich erst seit knapp zwei Monaten, dass sie wirklich existiert und nicht bloß ein Märchen ist. Wie soll ich da lernen, selbst Magie zu benutzen?“
      Keshyn schüttelte langsam den Kopf; dann sah er auf und blickte Yai´ro direkt in die Augen. Es war das erste Mal, dass er das tat, und Yai´ro bemerkte ebenfalls zum ersten Mal, wie viel Stärke und Willenskraft um Blick des alten Mannes lag.
      „Yai´ro, ich kann von mir ohne zu übertreiben behaupten, dass ich ein Meister der Magie bin“, meinte er. „Und daher fühle ich die magische Kraft oder Veranlagung in einem Wesen. Du und die Elbin seid beide sehr stark begabt, das ist mir schon am Tag unserer Begegnung aufgefallen. Es wäre eine Schande, das nicht zu nutzen; zumal du der Auserwählte der Rhuner und damit der Einzige deines Volkes bist, dessen magische Kräfte nicht gebannt wurden!“
      Wenn noch ein Argument nötig gewesen wäre, um Yai´ro zu überzeugen, dann hätte dieses vollends genügt. Der junge Rhuner hatte zwar immer noch nicht vor, die Rolle des Auserwählten anzunehmen, aber zumindest wollte er sein Volk nicht völlig enttäuschen.
      „Wenn Ihr es wirklich wollt, werde ich gerne bei Euch in die Lehre gehen“, meinte er. „Obwohl ich wirklich noch nichts über die Magie weiß!“
      „Das macht überhaupt nichts“, winkte Keshyn ab. „Alles, was du über die Magie wissen musst, kann ich dir beibringen – oder du musst es sowieso selbst erkennen. Aber du wirst sehen, Zauberei ist nicht weiter schwer. Du brauchst nur Fantasie, Willenskraft und natürlich das nötige Wissen, welches ich dir aber vermitteln werde. Abgesehen davon verbrauchst du einiges an Energie, wenn du Magie anwendest; also übernimm dich dabei nie.“
      Der alte Mann streckte seine rechte Hand aus und formte eine kleine, aber grell leuchtende Lichtkugel in der nach oben gerichteten Handfläche. Diese stieg vor Yai´ros staunenden Augen immer höher in die Luft auf, bis sie knapp unter den ersten Blättern zerplatzte und in tausend glimmernden Funken auf sie herabregnete.
      „Das war ein sehr einfacher Zauber“, meinte Keshyn, um Yai´ro wieder auf sich aufmerksam zu machen. „Ich kann dir beibringen, wie er funktioniert; aber zuerst solltest du noch mehr über das Wesen der Magie wissen.“
      Yai´ro nickte etwas enttäuscht, sagte jedoch nichts, sondern lauschte weiter Keshyns Worten:
      „Magie bedeutet nichts Anderes, als die Realität durch pure Gedankenkraft zu verändern. Es gibt tausende verschiedene Arten von Zaubern, aber egal ob man Licht ruft, per Telepathie kommuniziert oder ein Wesen mittels Magie tötet, verändert man die Realität auf eine Weise, die von der Natur nicht vorgesehen ist. Deshalb sollte man auch sehr vorsichtig damit umgehen, denn man kann nicht nur sich selbst, sondern auch anderen Wesen Schaden zufügen. Stell dir vor, was geschehen würde, wenn alle Magier dieser Welt ihre Kräfte vereinigen würden: Sie hätten die Macht, ganz Korien und Faanland im Meer versinken zu lassen, oder um alles Leben auf dieser Welt zu vernichten! Es wäre nicht weiter schwierig, nicht einmal verwunderlich, denn Magie in dieser Konzentration artet meist in etwas Schlechtes aus.“
      Keshyn schüttelte langsam den Kopf, um die Aussage seine Worte zu unterstreichen.
      „Aber genug davon“, fuhr er schließlich fort, „sprechen wir lieber über die Anwendung der Magie. Du musst dazu in einem bestimmten Zustand sein, am besten funktioniert es, wenn du wütend oder verzweifelt bist oder dich in einer lebensbedrohlichen Situation befindest. Da man solche Zustände aber nicht willentlich herbeiführen kann, musste man andere Wege finden, und der einzig wirksame davon ist die Konzentration. Im Zustand tiefster Konzentration beginnt ihre Kraft von ganz alleine zu fließen; und wenn man trotzdem noch Schwierigkeiten hat, kann man eine ganze Reihe von Hilfsmitteln benutzen.“
      Keshyn streckte abermals seine rechte Hand aus und schnippte mit den Fingern. Von der Handfläche begann ein dunkler Nebel auszuströmen, der sich zehn Zentimeter höher sammelte und zu einer großen, wabernden Kugel zusammenzog. Yai´ro beobachtete fasziniert, wie der alte Mensch mit dem Zeigefinger der anderen Hand den Nebel berührte und ihn zu einer dunklen Spirale verformte, die sich langsam in der Luft um sich selbst drehte.
      „Siehst du?“, fragte Keshyn lächelnd. „Wenn ich nur geistige Kraft benutzt hätte, wäre es um ein Vielfaches anstrengender gewesen, das hier zu formen. Mit Bewegungen und Gesten als Hilfsmittel ist es jedoch nicht weiter schwierig.“
      Er klatschte in die Hände und die Spirale verschwand.
      „Natürlich war das hier nur ein einfaches Beispiel, denn hier ist nicht der Ort, um große Magie anzuwenden. Aber jetzt soll es genug sein mit den Vorführungen und Erklärungen; jetzt endlich sollst du dich zum ersten Mal an einem Zauber probieren.“
      Der alte Mann erhob sich und bedeutete Yai´ro, ihm zu folgen. Er führte ihn zu einer Stelle, an der die Sonne durch das Blätterdach der Bäume schien und erklärte: „Das ist ein weiteres mögliches Hilfsmittel. Erinnerst du dich noch an die Lichtkugel von vorhin?“
      Yai´ro nickte, obwohl er sich nicht ganz wohl fühlte bei dem Gedanken, selbst Magie benutzen zu müssen. Immerhin kannte er Keshyn erst seit wenigen Tagen und wollte ihn nicht enttäuschen – wo er sich doch vollkommen sicher war, dass er keine Lichtkugel erschaffen konnte. Egal wie leicht das auch immer sein mochte.
      „Gut“, fuhr Keshyn fort, ohne auf Yai´ros hoffnungslosen Gesichtsausdruck zu achten. „Dann stell dich hier hin, so, dass du die Sonne siehst. Aber kneife die Augen nicht zusammen, sondern konzentriere dich auf das Licht – und dann strecke die Hand aus und stell dir vor, dass du die Sonne in ihr hältst!“
      Yai´ro tat, wie ihm geheißen. Er fixierte die Sonne mit seinem Blick und hielt die rechte Hand so, als würde er den grell leuchtenden Ball darin halten. Zuerst schaffte er es nicht, sich zu konzentrieren – er wurde von den Schmerzen in seinem linken Arm und von seinen eigenen Zweifeln abgelenkt –, doch dann entspannte er sich und versank in einer tiefen Konzentration, in der er nichts mehr wahrnahm außer sich selbst und das strahlende Licht vor ihm. Einen Moment lang schien es ihm sogar, als würde er aus seinem eigenen Körper hinausgleiten und mit der Sonne verschmelzen; doch dann fühlte er sich selbst wieder – und mehr noch, er spürte eine unglaublich starke Kraft, die durch die Augen in seinen Körper floss und sich dort ausbreitete. Es kostete ihn nur geringe, wenn überhaupt Anstrengung, diese Energie in seine Hand zu leiten und dort an dem Punkt zu bündeln, wo einen Augenblick später ein greller, kleiner Lichtball erschien.
      Yai´ro erschrak darüber so sehr, dass er all seine Konzentration vergaß und das Licht in seiner Hand erlosch; aber das änderte nichts daran, dass er es geschafft hatte: Er hatte zum ersten Mal einen Zauber willentlich angewandt.
      „Das war ausgezeichnet!“, lobte ihn Keshyn. „Ich hatte ehrlichgesagt nicht erwartet, dass du es gleich beim ersten Versuch schaffst!“
      Yai´ro sah zu dem alten Mann auf. Sein rechter Arm zitterte, auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet und er fühlte erst jetzt, dafür umso stärker die Erschöpfung, die durch das plötzliche Entweichen der magischen Kraft aus seinem Körper entstanden war.
      „Ich… hätte nicht gedacht… dass ich es überhaupt… schaffe“, keuchte er. „Aber… es war… großartig!“
      „Ja, das kann ich mir vorstellen!“, meinte Keshyn lächelnd. „Aber du solltest besser Acht geben: Wenn du einen Zauber zu abrupt abbrichst, wandelt sich die angesammelte Energie in Erschöpfung um. Deshalb-“
      In diesem Moment musste er sich unterbrechen, denn Ferron Nibesz kam von der Steppe her im Laufschritt auf die zu und begann hektisch, aber – soweit Yai´ro erkennen konnte – auch erfreut auf Keshyn einzureden. Dieser runzelte die Stirn, gab Yai´ro und den Anderen jedoch nach einem kurzen Wortwechsel mit Ferron ein Zeichen zu warten, und folgte dem jungen Mann aus dem Schutz der Bäume auf die Ebene hinaus.
      Nach einigen, mit gespannter Stimmung gefüllten Minuten kehrte er zwar allein, aber sichtlich erleichtert zurück. Er gab seinen faanländischen Begleitern eine Anweisung, worauf diese sofort begannen, die Lebensmittel zusammenzupacken und ihre Pferde zu satteln; dann erst wandte er sich an Yai´ro, Paryn und Selena.
      „Wir haben eine Gruppe von Reitern der faanländischen Garde getroffen“, erklärte er. „Wir werden gemeinsam mit ihnen zur Hauptstadt reisen. Aber macht euch keine Sorgen, die Soldaten werden euch gegenüber nicht abweisend sein. Sie tragen höchstens zu unserem Schutz bei!“
      Yai´ro zweifelte zwar an den Worten des alten Mannes, aber das konnte die Situation auch nicht ändern. Also sattelten sie ihre Pferde und gesellten sich zu der sechsköpfigen Reitergruppe der faanländischen Garde, die hundert Meter von der Baumgruppe entfernt auf sie wartete.
      Als sie losritten, sah Yai´ro noch einmal zurück zu der Baumgruppe, unter der er zum ersten Mal in seinem Leben willentlich Magie benutzt hatte. Er nahm sich vor, diese Fähigkeiten zu trainieren sowie zu verbessern, und die Hilfe von Keshyn Raknos zu nutzen, solange er das noch konnte – denn in wenigen Tagen würden sie die Hauptstadt erreichen. Und dann würde die Entscheidung über ihre weitere Reise fallen.
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Tja, was soll ich sagen? Is wie immer supi. Es wär jetzt halt natürlich schön zu erfahren, was Selena von ihm denkt :ugly: Aber ich wette, sie hat einfach nur Angst, knallrot zu werden, wenn sie ihn anguckt, drum haut sie einfach ab :P Neee, will auf jeden Fall wissen, wie es weitergeht! ;)

      (Ich fang schon an, die Charaktere psychologisch zu analysieren :ugly: Daran erkenne ich eine gute Geschichte: Wenn ich versuche, für die Leute mitzudenken *seufz* Kann nix dafür, das ist genetisch.....)

      PS: Keine Sorge, solang du nicht anfängst, K.u.K. zu imitieren, warte ich gern auch mal ein wenig länger :D

      EDIT: ...aber du fängst schon an, du Nachahmungstäter! Wann geht's weiter???? :evil: Wieso flüchten alle? Hat mich denn keiner lieb? ;(


      (Ja, man kann draufklicken)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Ulyaoth ()

    • ich denke, langsam könntest ma wieder den nächsten teil posten =) wart da schon nen knappen monat drauf :tongue:
      Original von Sirius
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    • Ich weiß, ich weiß... :(
      Wenn ich genügend Zeit hätte, wäre der nächste Teil schon längstens hier. Aber keine Sorge, in den nächsten Tagen kommt wieder was.
      Außerdem: Danke euch beiden und allen anderen, die diesen tread noch nicht vergessen haben... Ich bin zur Zeit mit bis zu zwei Schularbeiten pro Woche mehr als genug beschäftigt. Werd mich aber trotzdem bemühen, so schnell es geht weiterzuschreiben.
      Eigentlich hab ich den nächsten Teil eh schon fertig, bin nur zu faul um ihn einzutippen... Aber das tu ich in den nächsten Tagen, versprochen. Spätestens Donnerstag kommt (endlich mal) wieder was.

      Euer, zur Abwechslung mal gestresster, Höd :D
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      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von Da Höd ()

    • Ich hab es nach über einem Monat endlich geschafft, den nächsten Teil fertigzuschreiben. Mit Donnerstag ist es sich doch nicht ausgegangen, und auf eine Bitte von Onox hin poste ich den Teil heute (gute Ausrede für meine Faulheit. Hab öfter Geburtstag, Onox! :D )
      Der folgende Text nur der Anfang der nächsten Szene, aber trotzdem eher lang (Der Hauptstadt-Aufenthalt wird sogar noch ein gutes Stück länger als die Schlacht zwischen Orden & Fabrik). Es passiert aber trotzdem nicht sehr viel, eher Beschreibungen usw. ... aber das muss eben auch mal sein. Die Fortsetzung wird dafür interessanter, die Gruppe trifft dann den Herrscher von Faanland.
      Ich schwafle schon wieder viel zu viel. Aber einse muss ich noch sagen: Alles Gute zum Geburtstag, Onox! :D


      5. Szene: Die Hauptstadt

      Der Tag, an dem sie die Hauptstadt erreichten, war angenehm kühler als die vorhergehenden; dafür hatte sich über Nacht ein starker Nordwind entwickelt und am Himmel waren dunkle Regenwolke aufgezogen. Die Gruppe war – wie in den vergangenen Tagen – schon seit dem Morgengrauen unterwegs, denn die Reiter der Garde trieben die anderen Mitglieder unaufhaltsam voran. Abgesehen davon hatten die Soldaten noch eine Veränderung bewirkt: Reknon Lit, den Yai´ro bisher als schweigsamstes Gruppenmitglied eingestuft hatte, unterhielt sich ausgelassen mit den anderen Gardisten.
      Der junge Rhuner verlangsamte sein Tempo, damit er die riesige Stadt vor sich besser betrachten konnte. Bei Sonnenaufgang hatte er sie zum ersten Mal gesehen, die gewaltige Hauptstadt – mit ihren Mauern und Türmen, Häusern und Straßen und, in ihrem Zentrum, dem prunkvollen Palast hatte sie einen so beeindruckenden Anblick geboten, dass er gute zehn Minuten lang kein Wort über die Lippen gebracht hatte. Im Licht der ersten Sonnenstrahlen wirkten sogar die hölzernen Bauwerke vor der äußeren Stadtmauer wie Paläste; die Pracht und die Schönheit der Gebäude dahinter konnte man nicht mehr in Worte fassen. Yai´ro blickte von einem der seltenen Hügel auf die noch weit entfernte Stadt herab, staunend, dass sie so einfach und natürlich und doch so beeindruckend war; jedoch drängte sich ein Gedanke in seinem Kopf immer mehr in den Vordergrund: Wenn Faanland schon so schön war, wie wundervoll musste dann erst das alte Rhun gewesen sein?
      Inzwischen war beinahe eine Stunde vergangen und die Entfernung zwischen ihnen und der Hauptstadt hatte sich entsprechend verringert – sie waren höchstens noch zwanzig Minuten vom äußersten Stadttor entfernt – aber Yai´ro hatte es noch immer nicht geschafft, diesen Gedanken zu verdrängen. Und mit ihm ein gewisses Gefühl von Stolz, welches seinem gesamten Volk galt.
      Wie hatte die Insel Rhun wohl ausgesehen, bevor sie von Saphita unter dem Vorwand zerstört worden war, dass sie die Macht der göttlichen Engel gefährdete? Wie viele Leben waren mit dem alten Rhun oder in den rhunischen Kriegen verloren gegangen? Er wusste nur so wenig über sein Volk und dessen Geschichte… Aber Paryn wusste mehr darüber. Yai´ro nahm sich vor, seinem Onkel in der nächsten Zeit einige Fragen über Rhun und dessen Bewohner zu stellen – das hieß, falls er bei der kaum unterbrochenen Reise überhaupt eine Gelegenheit dazu hatte –; doch im Moment durfte er nicht in Träumerein versinken, sondern musste er sich auf die Gegenwart konzentrieren.
      Sie waren dem Stadttor bereits um einiges näher gekommen, und Yai´ro konnte die schwindelerregende Höhe der Mauer, die fünfhundert Meter vor ihnen in aufragte, zum ersten mal richtig einschätzen. Auf ihr hielten Soldaten in Lederrüstungen und Kettenhemden Wache; vor dem ebenso gewaltigen, wie üblich tagsüber geöffneten Tor hatte eine vierzehnköpfige Abteilung der Garde in zwei geordneten Reihen Aufstellung genommen.
      Einer der Reiter, die sie schon seit fünf Tagen begleiteten, stieg von seinem Pferd und ging auf die Gardisten zu, während der Rest der Gruppe in zwanzig Metern Entfernung wartete. Der Mann sagte etwas zu einem der Soldaten, worauf dieser zornig und mit heftigen Gesten reagierte – Yai´ro hatte nicht zu Unrecht das Gefühl, dass er dabei öfters in seine oder Paryns Richtung zeigte. Schließlich wurde Keshyn hinzugerufen, der ebenfalls heftig gestikulierend auf den Soldaten einredete, bis dieser aufgab und sie mit deutlich sichtbarer Wut passieren ließ.
      „Was ist passiert?“, fragte Yai´ro, als der alte Mann mit zorniger Miene zurückkehrte und sich ungewohnt rasch in den Sattel seines Pferdes schwang. „Gibt es Schwierigkeiten?“
      „Nichts Besonderes“, meinte Keshyn achselzuckend, allerdings ohne ihn dabei anzusehen. Yai´ro fehlte auch die Zeit um weiter nachzufragen, denn im nächsten Moment gab der alte Mann seinem Pferd die Sporen und setzte sich an die Spitze der Gruppe, um sie in die Stadt zu führen.
      Yai´ro machte sich keine weiteren Gedanken über den Vorfall, und selbst wenn er es getan hätte, wären diese ihm schon bald vergangen – denn was er in den darauffolgenden Minuten sah, brachte ihn so sehr zum Staunen wie erst wenige Dinge zuvor in seinem Leben.
      Wenn er gedacht hatte, dass die Stadtmauer hoch oder der Anblick der Hauptstadt von einem nahen Hügel aus prachtvoll war, dann hatte er sich getäuscht. Der mindestens fünf Meter dicke, teilweise aus Holz, hauptsächlich aber aus massiven Steinblöcken bestehende Wall ragte buchstäblich in den Himmel, und an seinem Fuße stehend hatte Yai´ro das Gefühl, dass die Soldaten, die hinter den mannshohen Zinnen Wache hielten, nach den Wolken greifen konnten. Der junge Rhuner beschleunigte sein Pferd, sah den gewaltigen, nach oben hin spitz zulaufenden Torbogen einen Augenblick lang von unten und befand sich bereits im nächsten Moment innerhalb der Hauptstadt.
      Um ihn herum tat sich eine neue Welt auf, eine Welt aus Reichtum und Glück, die sogar noch wunderbarer war als alles, was er bereits von Faanland gesehen hatte. Die meisten Gebäude bestanden zwar immer noch aus Holzschindeln oder gar ganzen Baumstämmen, doch bei den neueren wurde zunehmend Stein als Baustoff verwendet. Mit solchem waren auch die Straßen gepflastert, die nicht nur für Pferde, sondern auch für Karren oder Wagen angenehm zu begehen waren und ein kompliziertes Netz durch die verschiedenen Viertel der Stadt bildeten. Ihren Rand säumten Wohnhäuser, Wirtshäuser, Krämerein, Schmieden und viele andere Werkstätten, alle mindestens zwei Stockwerke hoch und meist ohne Zwischenraum aneinander gebaut. Yai´ro kannte diese Bauweise natürlich schon aus Manta, aber dort waren die Häuser halb zerfallen und die Straßen schmutzig, in Gassen und an großen Plätzen sammelte sich Müll an und man traf an jeder Ecke Bettler und Obdachlose. Hier hingegen schien jede Familie reich zu sein, jede Straße gesäubert und jedes Geschäft florierend. Hinzu kam, dass die Menschen trotzdem natürlich blieben – sie wurden von ihrem Reichtum nicht eitel und prahlten nicht damit wie die alten Rhuner. Die Rhuner…
      Yai´ro blickte zu Paryn, dessen Gesichtsausdruck weniger erstaunt war als der seine, dafür aber erfüllt von etwas anderem. Es war kein Neid, viel eher schien es, als würde er bedauern, dass Rhun sich nicht ebenso hatte in Frieden entwickeln können wie Faanland – denn in diesem Fall wäre es wohl inzwischen zur bedeutendsten Metropole der Welt geworden, das Land Celia eingeschlossen.
      Der junge Rhuner drehte sich weiter zu Selena, die wie zufällig in eine andere Richtung starrte, und schließlich zu Keshyn. Der alte Mann hatte trotz der Anwesenheit der faanländischen Reiter seine übliche Führungsposition in der Gruppe wieder eingenommen. Vor allen anderen ritt er durch die Straßen und hielt zielstrebig auf den Palast und das umliegende Regierungsviertel zu. Sie passierten – diesmal ohne Probleme – die zweite Stadtmauer, die kaum noch mehr als ein drei Meter hoher, an manchen Stellen mit Steinen verstärkter Holzwall war; dafür wurden die Wohnhäuser dahinter immer luxuriöser und überstiegen schon bald die Zahl der Werkstätten, Läden und Wirtshäuser. Dieser Stadtteil, der die gesamte Süd- und den Hauptteil der Ostseite des Regierungsviertels einnahm, schien den Reicheren unter den Reichen vorbehalten zu sein, war jedoch um ein Vielfaches kleiner als das Viertel, in dem die „gewöhnlichen“ Leute wohnten.
      Die Häuser waren, abgesehen davon, dass sie immer größer wurden und oft von Gärten mit Bäumen, Büschen und Teichen umgeben waren, zunehmend häufig mit Metallstuck verziert. Auch manche der unwichtigeren Teile wie Fensterkreuze oder Türringe waren aus Eisen, Bronze oder Stahl angefertigt, die anscheinend als äußerst wertvoll galten; denn bei den ärmeren Häusern hatten dieselben Dinge aus Holz bestanden.
      Yai´ro sah sich fasziniert um und wunderte sich zum wiederholten Mal, wie die Menschen all das geschaffen hatten. Ihre Heimat war einer der wunderbarsten Orte der ihm bekannten Welt, unter ihnen schien es kaum Missstände zu geben, sowohl unter den Reichen als auch unter den Armen, und offensichtlich war niemand im Volk unzufrieden mit seinem Leben; niemandem stieg der Wohlstand zu Kopfe und niemand brach den Frieden.
      Wahrscheinlich war das auch gar nicht verwunderlich, sondern nur das Ergebnis der über Jahrhunderte hinweg ungestörten Entwicklung Faanlands. Aber um nicht nur Wohlstand, sondern auch Zufriedenheit zu erreichen, war noch etwas nötig: Ein starker Herrscher, der fähig war, das Volk zu leiten, und das nötige Vertrauen, welches dieses ihm dafür entgegenbrachte.

      Die Gruppe erreichte die innerste Mauer, die den Palast und das Regierungsviertel umgab, ohne allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen; doch spätestens an dieser Stelle mussten sie ihre Absichten erklären, denn genau das wurde von jedem verlangt, der sich dem Palast näherte. Die Wache am Tor fragte etwas auf Faanländisch, und Keshyn antwortete ebenso, wobei er mit der Hand zuerst auf seine Begleiter, dann auf die Rhuner und die Elbin und schließlich auf die faanländischen Soldaten wies. Trotz seiner ausführlichen Erklärung schien der Soldat nicht sicher zu sein, ob er sie passieren lassen sollte – Yai´ro hatte deutlich gesehen, wie der Mann bei seinem und Paryns Anblick erschrocken war –, und wurde sofort wütend, als auch Ferron Nibesz und der Anführer der faanländischen Reiter begannen, auf ihn einzureden.
      Yai´ro wandte sich von dem Geschehen vor ihm ab und betrachtete stattdessen die innerste Stadtmauer, die mit Abstand beeindruckender war als ihre beiden Vorgänger. Vergoldete Zinnen reflektierten in knapp fünf Meter Höhe das Licht der aufsteigenden Sonne, dahinter lag ein schmaler Wehrgang, der deutlich machte, dass die Mauer eher zur Zierde als zur Verteidigung gedacht war. An der der Stadt zugewandten Seite waren prunkvolle Malerein aus Farbe und Plattgold auf den Steinen zu sehen, aus denen die Mauer ausschließlich bestand; und Yai´ro konnte die andere Seite zwar nicht sehen, war sich jedoch relativ sicher, dass sich dort kaum oder gar kein Schmuck befand.
      Auch die Rüstungen der Wachen am Tor waren um einiges prunkvoller als die der Reiter oder der anderen Gardisten, die sich in der Stadt aufhielten. Ihre Schuppenpanzer und Kettenhemden schienen in der Sonne golden zu glänzen, und obwohl diese beinahe vollkommen von dunklen Wolken verdeckt war, wirkten die Männer wie von einem seltsamen Licht umgeben.
      Yai´ro blickte zurück zu der Auseinandersetzung vor dem Tor, in der, obwohl sie immer heftiger wurde, Keshyn und seine Begleiter allmählich die Oberhand gewannen. Nach einer Weile gab der Wachmann zähneknirschend auf und ließ sie das Tor passieren, allerdings nicht ohne den Rhunern einen hasserfüllten Blick nachzuwerfen.
      Yai´ro widerstand dem Drang, sich im Sattel umzudrehen und dem Mann etwas Unschönes zuzurufen – es wäre ohnehin zwecklos gewesen, da der Wachposten mit Sicherheit kein Korianisch verstand –; stattdessen tat er es den anderen gleich und führte sein Pferd im Schritt durch den prunkvollen Torbogen. Links und rechts von ihm trafen die ersten Tropfen eines Regenschauers, der noch über mehrere Stunden andauern sollte, die prunkvollen Fassaden der Verwaltungs- und Regierungsgebäude der Hauptstadt, was Yai´ro jedoch kaum auffiel, denn trotz der außergewöhnlichen Größe und Bauweise der Verwaltungshäuser, Versammlungshallen und Prunkbauten war sein Blick auf etwas anderes gerichtet.
      Am Ende der kurzen Straße erstreckte sich der Palast, die Residenz des Thronhüters und das wichtigste Regierungsgebäude ganz Faanlands. Es war höher als alle anderen Bauwerke, die Yai´ro auf der Insel bisher gesehen hatte, und sein mittlerer Turm reichte so weit in den Himmel hinauf, dass er sogar die höchsten Kuppeln des Tempels zu übertreffen schien.
      Die Fassade des Palastes war mit strahlenden Farben verziert, was ihn nicht nur mächtig, sondern auch lebendig wirken ließ, und ihm gleichzeitig eine einzigartige Aura verlieh: Es machte deutlich, dass er das Harz Faanlands und damit das der gesamten Menschheit war.

      (Fortsetzung folgt)


      Ich bitte jeden, der bei diesem langwierigen Teil noch nicht eingeschlafen ist, um ein Kommentar. Bitte kritisiert soviel ihr könnt, ich hab es momentan nötig mich zu verbessern...
      Bis der nächste Teil kommt, dauert es sicher nicht wieder ein Monat. Das war eine Ausnahme :D Und für alle, die es interessiert: In der nächsten Szene geht es auch wieder mehr um Selena.


      Bye, Da Höd
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • ich hab keine fehler gefunden bis auf das -; es reicht auch ein ; oder ein - ...beides sieht komisch aus...und ja, is ein bissel langweilig, aber was solls?! wir brauchen ja nicht immer action^^ und danke für das 'geschenk' :P
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

      ~ Bye folks. I enjoyed these past years within this community. 9 years ♥ ~
    • ooooooook
      hab nu nen ganzen tag damit verbracht diese geschichte zu lesen.
      Es hat damit angefangen das ich an meiner Praktikumsstelle saß und mir langweilig war :rolleyes:

      Ich konnte nicht anders als immer weiterzulesen^^
      (und ich muss sagen das ich nich viel mit büchern oda so am hut habe ;) )
      als ich dann feierabend hatte hätte ich mich gleich vor die kiste setzen können, was ich dann aber doch nich getan habe ;)
      (haha nu seh ich den PC schon garnichmehr als Kiste :D )

      Und sacht mir nu bloß nich da hat n kleiner tv junkey die lust am lesen gefunden... Harry potter hab ich auch nur bis zur mitte von band 2 gelesen und die bücherreie dann im regal verstauben lassen :D (genau wie Die Unendliche Geschichte)

      nu ma zu meiner kritik :D
      der anfang war ehrlich gesagt besser als das ganze feenlandgedöns...(oda wars faanland?:D )
      ich mein nich wegen der action oda so ...
      ich weis nich, eigentlich wurde die geschichte ab da ziemlich berechenbar, was vorher nicht der fall war.
      Ich mein wer hätte schon mit futuristischen waffen in einer welt mit einem Waffenschmied aller shrek gerechnet :ugly:
      Ich mein damit nur das die geschichte ihren Reiz verliert, was natürlich nicht heissen soll das sie bis jetzt nicht locker mit Harry Potter mithalten könnte :D .

      Ausserdem glaub ich das da Irgendwie n Teil der Geschichte im Tempel dieser Kaputzenmönche fehlt...
      zumindest scheint das so weil ich nich gelesen hab das sich Yai´ro und Selena kennengelernt haben (natürlich mein ich Selena in elbenform ^^)und ausserdem steht da das das kampftraining auffer nächsten seite fortgeführt wird aba da fängt dann gleich die flucht von Paryn an ?(

      Man ich glaub ich mag diesen ( :D ) Smilie :D
      Ich bin ein Baum,
      schön anzuschauen.
      Geh in mich hinein
      und du wirst schreien.

      :mpf: ~bigtree~ :mpf:
    • Erstmal danke für eure Antworten!

      @Onox & Ulyaoth: Ich hab das "-," in irgendeinem Buch gesehen und es dann halt auch verwendet... Aber es stimmt, es sieht komisch aus. Werd in Zukunft nur noch eines der Zeichen verwenden.

      @Bigtree: Ich hätte nicht gedacht, das diese Geschichte so fesselnd ist! Naja, umso besser :D
      Zu deiner Kritik: Das mit dem berechenbar stimmt, ist aber Absicht. Wahrscheinlich ist es etwas zu schlimm... Jedenfalls wird es noch eine kleine Weile so bleiben, aber es wird wieder besser, versprochen.
      Mein Plan sieht eigentlich so aus: Yai´ro wird von seinem normalen Leben ins Chaos gestürzt, von Nuishi verfolgt, vom Orden gefangen genommen und von Saphita beinahe getötet. Um ihn herum sterben alle (Rith, seine Kampflehrerin, seine Freunde beim Orden,...). Dann aber entkommt er bei der riesigen Schlacht und flüchtet gemeinsam mit Paryn und Selena nach Faanland. Dort haben sie genügend Zeit, um ihre vollkommen zerstörten Pläne neu zu schmieden und können sich entspannen, um dann wieder in die "wahre Welt" zurückzukehren, wo sie nicht mehr geschützt sind.
      Also in diesem Sinne ist es erklärbar, dass das Faanland-Kapitel weniger spannend ist als die ersten beiden. Und die Reise der drei geht sowieso nicht genau nach Plan weiter... ;)
      Bei der siebten oder spätestens bei der achten Szene wird es sicher wieder spannender.

      Der nächste Teil kommt bald, ich will aber die zweite Hälfte der Szene vollständig reinstellen, also müsst ihr wahrscheinlich noch ein paar Tage warten.

      Bye, euer Höd
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
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      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
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      Die Sonne, die die Schatten hetzt
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • uiii wirklich nurnoch ein paar tage? :D
      silvester 2005 will ich spätestens ne fortsetzung haben sonst hack ich mir nen Finger ab :ugly: (mir is nix besseres eingefallen :P )

      will aba nochma auf das kloster( die abtei ?( ) hinweisen...
      will nur ma wissen ob da was nich on gestellt wurde oda ob das wirklich so is das man nich mitließt wen Yai´ro alles kennenlernd.
      Ich bin ein Baum,
      schön anzuschauen.
      Geh in mich hinein
      und du wirst schreien.

      :mpf: ~bigtree~ :mpf:
    • @bigtree: Du hattest recht, da hat wirklich ziemlich viel gefehlt - obwohl ich das ganz sicher gepostet hab. Jedenfalls sollte das ganze jetzt am Ende von seite 5 stehen, habs dort reineditiert.

      Und der nächste Teil sollte auch schon längst hier sein, ich weiß... ich werd schehn. was ich tun kann. Dass er vor Silvester (= morgen!!) kommt, kann ich nicht versprechen, aber wann auch immer, er kommt ganz sicher.
      Eigentlich hab ich eh schon mehr als genug m es reinzustellen, aber der Text ist so fließend (kenn keinen anderen Ausdruck dafür), dass ich ihn nicht unterbrechen will.

      Bye, Da Höd

      PS: Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!


      EDIT:
      Hab jetzt doch noch ein bisschen weitergeschrieben und kann heute noch eine Fortsetzung posten. Ist ziemlich lang, wird aber erst zum Schluss hin ereignisreich - falls man das so nennen kann. Zumindest ist es etwas :D
      Ich bitte alle, die es schaffen, sich da durchzuquälen, um ein Kommentar!


      Fortsetzung von Szene 5

      Als sie sich dem großen, mit Edelmetallen beschlagenen Haupttor des Palastes auf zehn Schritte genähert hatten, schwang dieses langsam auf und neben einigen Wachen trat nur ein einziger, in prächtige Gewänder gekleideter Mann heraus. Dieser blickte in die Runde, wobei er jeden von ihnen nicht nur zu mustern, sondern auf das Genaueste einzuschätzen schien; und als er bei Keshyn Raknos ankam, glaubte Yai´ro, einen Hauch des Erkennens über sein strenges Gesicht huschen zu sehen. Diese Vermutung wurde ihm bestätigt, als der Palastbedienstete langsam zu lächeln begann und Keshyn mit derselben Geste von seinem Pferd sprang, um seinen Bekannten mit einem Handschlag zu begrüßen.
      Die beiden begannen sich auf Faanländisch zu unterhalten, doch was auch immer das Thema ihres Gesprächs war, schien zwar nicht von großer Bedeutung zu sein, Keshyn aber zumindest nicht zu gefallen. Nach einer Weile beendete der alte Mann die Unterhaltung, indem er seinem Bekannten bedeutete, zu warten, und drehte sich zu seinen Gefährten um. Wie üblich sprach er zuerst mit seinen faanländischen Begleitern, bevor er sich zu Yai´ro, Paryn und Selena wandte und erklärte: „Der Thronhüter will euch sofort sehen und mit uns allen sprechen. Ich habe versucht zu erklären, dass wir von der Reise erschöpft sind und es besser wäre, wenn wir uns zuerst ausruhen könnten.“ Er wies mit der Hand auf den prachtvoll gekleideten Schlossbediensteten, der vor dem Tor wartete. „Aber davon will hier niemand etwas wissen. Wir werden die Audienz wohl durchstehen müssen!“
      Yai´ro fiel auf, dass der Mann vor dem Tor ihn unablässig beobachtete. Keshyn folgte seinem Blick und bemerkte lächelnd: „Ihr seid hier etwas wirklich Außergewöhnliches. Das letzte Mal, dass ein Rhuner Faanland betreten hat, muss mindestens viertausend Jahre zurückliegen!“
      Yai´ro hätte liebend gerne darauf verzichtet, etwas Besonderes zu sein, wenn die Menschen dafür aufhörten, ihn dauernd anzustarren; doch er erwiderte nichts, sondern wartete bis Keshyn weitersprach:
      „Wir sollten den Thronhüter nicht zu lange warten lassen. Ich bin mir zwar sicher, dass er euch helfen wird, aber er legt sehr viel Wert auf die Etikette.“
      Der alte Mann wandte sich um und kehrte zu dem Schlossbediensteten zurück, der froh schien, wieder in den Palast zurückkehren zu können. Yai´ro hob den Kopf und blickte in das eintönig wabernde Grau der Wolken, die den Himmel verdeckten, musste jedoch sofort blinzeln, weil der immer heftiger werdende Regen, welcher aus ihnen herabprasselte, auch seine Augen nicht verschonte. Er überließ sein Pferd einer der Wachen und war mit einigen großen Schritten unter dem Torbogen hindurch und in der Eingangshalle des Palastes, wo Keshyn und der Schlossbedienstete bereits warteten – die Haare beider, obwohl unterschiedlich lang, glänzten von derselben Nässe.
      Es dauerte nicht lange, bis die gesamte Gruppe sich im Schutz der Halle versammelt hatte, denn der Regen artete innerhalb kürzerster Zeit zu einem wahren Unwetter aus, das keiner an der eigenen Haut spüren wollte. Als letzter kam Paryn durch das Tor, welches hinter ihm sofort geschlossen wurde, und auf seinem Gesicht konnte Yai´ro lesen, wie schwer es seinem Onkel fiel, diesen Palast zu betreten. Der Rhuner kämpfte mit Eifersucht und altem, über viele Generationen überliefertem Hass – denn nicht nur die Menschen konnten die Rhuner nicht gut leiden: Der Streit zwischen den beiden Völkern war, wie in den meisten Fällen, beidseitig.
      Gleichzeitig aber versuchte Paryn zu hoffen, dass ihnen ebendiese verhassten Todfeinde helfen würden und fragte sich, was sie dafür wohl verlangten – Gold? Die Gunst des neu aufsteigenden Rhun? Was es auch immer sein mochte, umsonst würden sie die Unterstützung des Thronhüters gewiss nicht bekommen.
      Trotz all dieser Zweifel hatte Paryn keine andere Wahl, als Keshyn zum Herrscher seiner Feinde zu folgen. Und das nicht nur wegen der erhofften Hilfe: Der Thronhüter wollte sie sehen, und ob es ihnen recht war oder nicht, sie mussten gehorchen. Yai´ro erschauderte – hinter der vermeintlichen Freundschaft und Höflichkeit der Menschen waren sie doch nicht weiter als bloße Gefangene.
      Der Palastbedienstete rief etwas, dessen korianische Übersetzung wohl Folgt mir gewesen wäre und setzte sich in Bewegung. Alle folgten ihm, auch Paryn, obwohl mit versteinerter Miene und zuletzt.
      Während sie auf die gewaltige, weiße Marmortreppe zugingen, die das gesamte hintere Drittel der Eingangshalle einnahm und von ihrem Standpunkt aus die einzige Verbindung in die höheren Stockwerke des Palastes war, stellte Yai´ro verwundert fest, dass irgendetwas ihn zu Selena hinzog, so wie in den Tagen vor dem Geschehen im Wirtshaus. Er gab dem Drang nach und stieg die Treppe neben der Elbin hinauf, und Selena hob kurz den Kopf und lächelte ihn an. Es war kein eben fröhliches Lächeln, jedoch ein ehrliches, und in Yai´ro stieg eine lang vermisste Freude und Erleichterung auf. Mit neuem Ansporn nahm er die letzten Stufen der Marmortreppe und folgte gemeinsam mit den anderen dem Palastbediensteten durch einen langen, hellen Gang und eine weitere, kürzere Treppe hinauf.
      Oben angekommen, wurden sie in einen relativ kleinen Raum mit hölzernen Bänken und anderen, aus verschiedenen Holzarten gefertigten Möbeln geführt, die allesamt nett anzusehen waren und sowohl einen Eindruck von Reichtum als auch von Ordnung vermittelten. Durch zwei vergitterte, nach Süden ausgerichtete Fenster fiel trotz des Regens und der dichten Wolkendecke am Himmel genügend Licht herein, um dem Zimmer eine Atmosphäre von Gemütlichkeit und – denn darauf wurde hier offensichtlich sehr viel Wert gelegt – Sauberkeit zu verleihen.
      Der Palastbedienstete sprach einige Sätze auf Faanländisch, die Keshyn sofort für sie übersetzte: Sie sollten hier warten, bis der Thronhüter bereit war, sie zu treffen. Es würde nicht lange dauern, falls sie etwas wünschten, sollten sie nach ihm rufen, und sie sollten es sich ruhig gemütlich machen, bis er wiederkam um sie zu holen.
      Yai´ro konnte das unausgesprochene, aber kaum verhohlene Unbehagen auf Keshyns Gesicht sehen, als dessen Bekannter sich mit einer Verbeugung verabschiedete und den Raum verließ. Er selbst konnte es ihm nachempfinden – zuerst hieß es, der Thronhüter wolle sie sofort sehen, und dann mussten sie doch noch warten, anstatt sich von den Strapazen der Reise zu erholen – aber was sollte er schon dagegen tun?
      Ohne auf die anderen Gruppenmitglieder zu achten, trat Yai´ro näher zu einem der Fenster, um durch die Gitterstäbe hindurch den Regentropfen dabei zuzusehen, wie sie vom Himmel herabfielen und schneller, als seine Augen ihnen folgen konnten, an ihm vorbeistürzten, nur um einige Meter tiefer auf einem Dach oder dem steinernen Boden zu zerschellen. Der junge Rhuner versank so tief im Anblick dieses sich endlos wiederholenden Vorgangs, dass er völlig das Zeitgefühl verlor. Erst als nach einer guten halben Stunde der Palastbedienstete zurückkehrte, um sie zum Thronsaal zu führen, erwachte er aus seiner Trance und folgte den anderen, während sich nur langsam die Nebel der Träumerein in seinem Kopf lichteten.
      Als sie, nachdem sie unzählige Treppen hinauf- und Gänge entlanggegangen waren, endlich das gewaltige, zweiflügelige Tor zum Thronsaal erreichten, war Yai´ro jedoch wieder genauso munter wie jeder andere in der Gruppe und vielleicht neben Keshyn der einzige, der sich an den Herweg erinnern konnte. Der Gang, den sie nun auf das zwar hölzerne, aber mit prunkvollen Beschlägen aus Edelmetallen verzierte Tor zugingen, würde er jedenfalls nie vergessen:
      Ein breiter, roter Teppich zog sich in seiner Mitte vom Beginn aus über mindestens zwanzig Meter hin bis zum großen Tor; die Decke, in die alle paar Schritte ein kompliziert angelegter Lichtschacht eingelassen war, glänzte von goldenen Verzierungen, und die fensterlosen Wände waren bedeckt von prächtigen Bildern und Malerein, allesamt in gemäßigten Farben gehalten, um nicht zuviel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Yai´ro sah Bildnisse von Königen, von Helden und von großen Geschehnissen, die er nicht kannte und somit auch nicht verstand. Ganz am Ende der Wand, nur knapp drei Meter von der Pforte zum Thronsaal entfernt, war eine strahlende Gestalt zu sehen, ein Mann, dessen Alter und Züge man nur erahnen konnte, und hinter dessen lebensgroßem Abbild eine reiche und mächtige Stadt zu erkennen war. Neben dem Mann waren andere Gestalten zu sehen, viele an der Zahl, doch kleiner, als wären sie alle seine Gefolgsleute oder Untergebenen.
      Yai´ro fiel es schwer, den Blick von den strahlenden Farben und zweifellos meisterhaften Pinselstrichen des Bildnisses wieder abzuwenden. Wenn er gekonnt hätte, wäre er noch lange hier stehen geblieben und hätte beide Wände eingehender betrachtet, doch dazu hatten sie weder die Zeit noch – denn so vermutete er – das Recht.
      Vor ihnen öffnete sich das Tor des Thronsaals so langsam, dass sie gezwungen waren stehen zu bleiben und nicht anders konnten, als mit wachsender Spannung den sich kaum wahrnehmbar vergrößernden Türspalt zu beobachten. Nach einer halben Ewigkeit war dieser endlich groß genug, dass sie hintereinander eintreten konnten – und das nur, um sofort von tiefem Staunen ergriffen zu erstarren.
      Der Thronsaal war riesig, nicht so „riesig“, wie der Palast oder der Anblick der Hauptstadt aus der Ferne gewirkt hatte, sondern wahrhaft gigantisch. Die Decke lag in mindestens zehn Meter Höhe und wurde von zwei Säulenreihen gestützt, die links und rechts vom Eingang begannen und sich quer durch die Halle zogen, um erst kurz vor dem Thron zu enden.
      Der Thron…
      Es war kein Thron im herkömmlichen Sinne eines verzierten Stuhls für den Herrscher, sondern eine mindestens drei Meter hohe, viereckige Marmorpyramide am Ende der Halle, die an einer Seite an die Wand grenzte, an den drei anderen aber von Treppen umgeben war. Eigentlich waren es keine richtigen Treppen, nur die Steinstufen der Pyramide, die jedoch den gleichen Effekt wie eine Stiege erzielten; die einzige richtige Treppe war mit einem roten Teppich gekennzeichnet und führte von vorne zu der kleinen Plattform, in der das Bauwerk endete.
      Und als er seinen Blick dorthin richtete, begann Yai´ro erst zu verstehen, was Bewunderung wirklich bedeutete.
      Aus demselben Stein, aus dem die Oberfläche der Pyramide bestand, strebte ein gewaltiger Thron in die Höhe – ein wirklicher Thron, aus dunkel glitzerndem Stein geschlagen. Er nahm etwa die Hälfte des Platzes auf der steinernen Plattform ein, und seine Lehne war höher als zwei große Männer – hoch genug, um die Gestalt, die in erhabener Haltung vor ihr saß, klein erscheinen zu lassen.
      Yai´ro schrak auf, als Paryn ihn an der Schulter berührte und ihm bedeutete, den anderen zu folgen. Diese betrachteten nicht mehr den Saal, sondern hatten begonnen, mit langsamen, ehrfürchtigen Schritten auf den Thron zuzugehen. Yai´ro reihte sich zwischen seinem Onkel und Selena ein und folgte der Gruppe, während er sich noch weiter umsah.
      Im Thronsaal waren, ebenso wie im Gang davor, Lichtschächte in die Decke eingelassen, was zur Folge hatte, dass der gesamte Raum mit Sonnenlicht erfüllt war. Nachts musste es aber nicht weniger hell sein, denn an den Säulen, zu Füßen des Throns und an vielen anderen Stellen waren eiserne Halterungen angebracht, in denen ungebrauchte Fackeln steckten.
      Noch etwas fiel Yai´ro auf: Besuchern schien nur das Betreten des Raumes zwischen den beiden Säulenreihen gestattet zu sein, denn der Bereich dahinter war nicht nur erheblich dunkler als der Rest des Saals; an den Wänden befanden sich auch viele Türen, die offensichtlich für das ein- und ausgehen der Diener und Soldaten bestimmt waren. Im Saal hielten sich ungewöhnlich viele Soldaten auf – zwei Angehörige der Garde waren links und rechts vom Thron postiert, andere bei den Säulen oder beim Eingangstor – und Yai´ro fragte sich, ob der „Thronhüter“, wie Keshyn ihn genannt hatte, so viel Schutz tatsächlich nötig hatte, oder ob der einzige Zweck, den die Garde erfüllte, das Beeindrucken von Bürgern und Fremdlingen wie ihnen war. Musste der Herrscher in seinem eigenen Land, das außer den Rhunern keine Feinde kannte und von der restlichen Welt schon seit Jahrhunderten abgeschnitten war, wirklich Angst haben, angegriffen zu werden? Oder wollte er nur den Neid in ihnen, den seit langem unterlegenen Todfeinden, wecken?
      Sie erreichten den Fuß der steinernen Pyramide, die, wie Yai´ro mit Enttäuschung feststellen musste, viel kleiner war, als sie von weitem gewirkt hatte, und knieten nieder. Keshyn, der die Etikette des Palastes am besten kannte, warf sich als erstes zu Boden, die anderen folgten seinem Beispiel der Reihe nach – zuletzt Yai´ro und Paryn, der einen Moment lang zu überlegen schien, ob er seinem Stolz nachgeben und einfach stehen bleiben sollte.
      Yai´ro sah die Überwindung und den unterdrückten Hass auf dem Gesicht seines Onkels, als dieser schließlich doch niederkniete und mit dem Kopf so kurz wie möglich den Boden berührte. Erst als er sie Bewegung zuende geführt hatte, begann der Thornhüter zu sprechen.
      „Ihr kommt spät!“, sagte er auf Faanländisch. Seine Stimme klang schneidend und überwand sie Entfernung vom Thron bis zu ihnen mit spielerischer Leichtigkeit, ohne dabei etwas von ihrer Lautstärke einzubüßen.
      „Wir haben uns beeilt, aber die Umstände erlaubten nicht, dass wir unser Ziel früher erreichten!“, antwortete Keshyn, ebenfalls auf Faanländisch. Es war keine Rechtfertigung, sondern eine bloße Tatsache, so wie die Worte des Thronhüters davor.
      „Aber ihr kommt rechtzeitig“, sprach dieser weiter, als ob niemand etwas gesagt hätte. „Natürlich hat die Ankunft der Rhuner für einige Aufregung gesorgt, und es war nicht leicht, das Volk wieder zu beruhigen.“
      Yai´ro hob den Kopf um ein kleines Stück, um den Thronhüter aus den Augenwinkeln beobachten zu können. Er sah nicht viel, nur, dass der Mann in lange, seidene Gewänder gekleidet war und anscheinend langes, graues Haar hatte, das ihm in vielen dünnen Strähnen um Gesicht und Schultern fiel. Dann erhob sich der Thronhüter, durch seine Gewänder ging ein Schaudern, und Yai´ro senkte den Blick erschrocken, als er begann, die Treppen vom Thron herabzusteigen.
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Da Höd ()

    • Original von Romb
      Also ich find dein FF klasse! :)) Allerdings wird meiner meinung nach an einigen wenigen stellen ein bisschen zuviel gelabert. :ugly:


      Zuviel gelabert? Find ich nicht. Eine gute Geschichte muss sich eben aufbauen - wenn sich nur eine Action-Szene an die andere reihen würde, wäre es keine Geschichte...

      Ich mag die Story immer noch genauso wie sonst auch. (Sehr-gut-weiter-so!-Kommentar Folge 65938.... ) Jedenfalls verspricht die Story ziemlich lang und ausführlich zu werden. Sowas mag ich! :]

      (Fehler hab ich keine gefunden, so ganz nebenbei...)


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Ahhhhh meine Augen :D
      (sollte mir ma n Flachbildschirm kaufen)

      hatte mich schon gefreut auf die fortsetzung aba dann das O_o
      Will ja nix an deiner ff aussetzen aba die gaaaaaaaaanzen zeilen da beschreibst du wies im Palast aussieht vom eingang bis zum Thronsaal.
      Ich mein da war meiner meinung nach so gut nix was die geschichte hätte weiterbringen können drin.
      Najo das die Räume mit Schächten beleuchtet werden hätte man ja schreiben können und auch das alles groß und prunkvoll war aber schreibst du hier n drehbuch oder ne geschichte?
      Najo das einzige was man erfahren hat war das Yai (wenn ich ihn so abkürzen darf^^) sich auch zu selena hingezogen fühlt wenn er nich besoffen is ^^
      (oder wurde das vorher auch schon erwähnt?)

      Aber zumindest konnte ich mich über das ausgelassene stück text freuen^^

      najo ich hoffe mal das war jetzt der absolute tiefpunkt der spannung in faanland und es geht nu wieder bergauf ich schau einfach immer mal wieder nach und hoffe auf ne fortsetzung.

      Aso hab ich fast vergessen wenn da schächte zum licht durchlassen sind regnets dann nich da rein? ^^
      und wenn da glas über den schächten wär dann würds ja durch die ganzen schatten der wassertropfen nichmehr rein wirken.
      najo warscheinlich hats was mit magie zu tuhn :tongue:

      najo das wars dann ma wieder von mir viel kreativität und abstrakte undberechenbare gedanken wünscht dir dein bigtree :ugly: :D (soll nich bös gemeint sein ^^)
      Ich bin ein Baum,
      schön anzuschauen.
      Geh in mich hinein
      und du wirst schreien.

      :mpf: ~bigtree~ :mpf: