Sterbehilfe in Deutschland erweitert

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    • Sterbehilfe in Deutschland erweitert

      Am Freitag machte der Bundesgerichtshof eine für die Sterbehilfe große Entscheidung:
      Wenn ein Patient schriftlich oder mündlich das Abbrechen seiner Behandlung bei Nicht-Besserung abgab, so wird eben jenes nicht als Totschlag gewertet, auch, wenn der Patient sich nicht mehr äußern kann.

      Der akute Fall ging um eine 70-jährige Komapatientin.
      Sie lag seit 3-4 Jahren schon im Koma und hatte vorher ihrer Tochter gesagt, sie wolle keine Behandlung, wenn ihr mal was passiere, was nicht besser werden würde. Nach diesen 4 Jahren war die Wahrscheinlichkeit ihres Erwachens schwindend klein und der Anwalt der Tochter riet jener, die künstliche Ernährung nach Willen der Mutter zu stoppen.
      Jene wurde allerdings sofort von Ärzten wiederhergestellt, jedoch starb die Mutter letztlich kurze Zeit später dem Alter.
      Daraufhin wurde die Tochter wegen Totschlag und der Anwalt wegen Beihilfe angeklagt. Die Tochter wurde freigesprochen, der Anwalt zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, gegen die er Revision einsprach. Mit Erfolg.

      Der Bundesgerichtshof entschied, dass auch mündliche Patientenverfügungen gelten, auch, wenn der Patient nicht in der Lage ist, sich dazu zu äußern. Ebenfalls entschied er, dass weder Ärzte noch wer auch immer jenen Wunsch ausführt, sich damit strafbar machen würde.
      Somit ist es der erste Schritt, Lebenserhaltungsmaßnahmen zu stoppen, wenn der Totgeweihte es nicht will, getan.

      Findet ihr das gut oder schlecht?
      *kurz Boardsuche benutzt und nichts dazu findet* Was haltet ihr allgemein von Sterbehilfe?

      Ich selbst finde diese Entscheidung sehr gut.
      Ich selbst würde auf keinen Fall wollen, dass ich (nach z.B. einem Autounfall) für immer ans Bett gefesselt bin und nur noch Süppchen schlürfen kann, die mit heftigen Schmerzmitteln angereichert sind.
      Oder das ich am Ende mit einem eh tötlichem Hirntumor dennoch solange wie möglich am Leben gehalten werde, wenn ich eh nichts mehr tun kann.
      Als Organspenderin wäre es eh mein Wunsch, dass, wenn es unabwendbar ist, mein Tod so schnell und effektiv wie möglich passiert und auch genutzt wird.
      Sicherlich werden Gegenstimmen kommen, die dann halt vorwerfen, jeder könnte ja behaupten, die mündliche Erlaubnis zu haben, aber ich halte es für eine gute Entscheidung.
    • Ich versteh's schon irgendwie, wenn jemand, der nur noch an zig Maschinen hängt und vor sich hin vegetiert, sterben will. Das Problem is halt - wenn man Euthanasie jetzt in irgendeiner Form legalisiert, wette ich, dass irgendwelche netten Leute das nutzen, "teure" Patienten loszuwerden. Nennt mich ruhig paranoid.

      ...hm, kurzer Post diesmal. Vielleicht fällt mir später noch mehr dazu ein.


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Es ist jetzt schon ein Horrorszenario daran zu denken wie es sein könnte, irgendwann so alt zu werden, dass man weder laufen noch sprechen kann. ._.

      Ist sicherlich ein Kontroverses Thema, aber es gibt viele Leute um die 80-90, die dem Leben jetzt schon müde sind und sich kaum noch zurechtfinden in der heutigen Welt. Wie muss es dann erst jemandem gehen, der im Krankenhaus an Schläuchen hängt?

      Ich wüsst ehrlich nicht, wofür ich mich entscheiden sollte. Man weiß nie wieviel so ein Komapatient noch mitbekommt oder ob er nicht jeden Moment doch wieder aufwacht. ._.
      Yay4teh pseudo-sig
    • Original von Ulyaoth
      Ich versteh's schon irgendwie, wenn jemand, der nur noch an zig Maschinen hängt und vor sich hin vegetiert, sterben will.

      Verstehen tu ich das auch, aber eine angebliche mündliche Befugnis ist schon sehr arg schwammig und so rechtlich doch wohl kaum haltbar.
      Wenn schon, dann würde ich sagen, dass es den Menschen gestattet sein sollte, in solch extremen Fällen einfach eigenmächtig zu entscheiden. Wenn Sohnemann findet, dass Opa es wirklich hinter sich hat, und Opa nichts schriftlich hinterlegt, dann kann man da wohl mal ein Auge zudrücken.
    • @Uly
      Das meinte ich ja.
      Irgendwer kommt an und sagt "Ach ja, kann mich erinnert, dass sie mir dies und das gesagt hat".
      Aber ich habe schon seit nem Jahr ne Patientenverfügung in meinem Portmonaie, direkt beim Organspendeausweis. Einfach für den Notfall.
      Denn ich finde, sowas sollte man nicht wegen einem "Was wäre, wenn" erschweren. Es gibt genug Sterbehospize, wo die dort Arbeitenden im Geheimen ihren Patienten Sterbehilfeanbieter nennen u.Ä.
      Die Leute in diesen Häusern werden nunmal nie wieder gesund, mitunter qualvoll sterben. Ich war mal in einem, weil die Mutter einer Nachbarin dort lag. Die Leute sind mitunter recht gut gelaunt, aber fast alle hatten mir letztlich gesagt, dass sie es lieber kontrolliert machen würden, damit sie wirklich vorher allen tschüss sagen und dann schmerzlos sterben anstatt am Ende plötzlich qualvoll weg zu sein und die Familie erfährts erst am nächsten Tag.
      Für SOLCHE Leute lohnt sich das, denke ich.
      Ich mein, es gibt auch das Gesetz auf eigene Meinung. Kann man auch dafür missbrauchen, Bullshit zu blubbern, dennoch ist das Gesetz dadurch nicht wertlos und sollte weg. :rolleyes:
    • Original von Torpedobear
      Original von Ulyaoth
      Ich versteh's schon irgendwie, wenn jemand, der nur noch an zig Maschinen hängt und vor sich hin vegetiert, sterben will.

      Verstehen tu ich das auch, aber eine angebliche mündliche Befugnis ist schon sehr arg schwammig und so rechtlich doch wohl kaum haltbar.
      Wenn schon, dann würde ich sagen, dass es den Menschen gestattet sein sollte, in solch extremen Fällen einfach eigenmächtig zu entscheiden. Wenn Sohnemann findet, dass Opa es wirklich hinter sich hat, und Opa nichts schriftlich hinterlegt, dann kann man da wohl mal ein Auge zudrücken.

      Rechtlich hat sie denselben Wert wie eine schriftliche Einwilligung oder auch eine Einwilligung durch Handzeichen.
      Man muss es lediglich beweisen können. Wenn ich nur sage "Der hat mal gesagt..." ist die Einwilligung zwar erfolgt, aber man kann es eben nicht nachweisen.

      Zum Thema:
      Euthanasie ist eines der schärfsten zweischneidigen Themen. Inwiefern kann ich eine Einwilligung (generell) als Einverständnis nehmen? Wer halbtot am Schlauch liegt, ist in dem Moment mit Medikamenten vollgepumpt, sodass das Gehirn gar nicht mehr richtig arbeiten kann. Ist das wirklich der Wille der Patienten? Oder ist das der Wille des nicht mehr geistig anwesenden Patienten?
      Auch wenn eine solche Einwilligung vor dem Ausbruch der Krankheit eingeholt wurde: Ab welchem Zeitpunkt will der Betroffene nicht mehr leben? Welcher "Schmerzgrad" muss dazu erreicht werden?

      Auf der anderen Seite will man die leidende Person natürlich erlösen - v.a wenn sie etwas derartiges vor oder während der Behandlung erwähnt hat.

      Ich hoffe, ich werde nie in eine solche Situation kommen. Man kann hier viel Theorie schwafeln, letztendlich entscheidet man dann doch individuell und hat die Befürchung etwas falsch gemacht zu haben, egal welche Lösung man gewählt hat.
    • Ich denke, eine schriftliche Patientenverfügung ist auf jeden Fall glaubwürdig genug, um einen "vorzeitigen Behandlungsabbruch" vorzunehmen, wie diese Art der passiven Sterbehilfe ja mittlerweile genannt wird.
      Prinzipiell denke ich auch, dass es durchaus möglich wäre, aktive Sterbehilfe zu legalisieren - unter strikten Auflagen. So wäre z. B. eine notariell beglaubigte schriftliche Willenserklärung des Patienten, die genaue Handlungsweisen für bestimmte Krankheitsfälle vorweist, zusammen mit gesetzlichen Bestimmungen - z. B. einer Mindestwartedauer von 3 oder 6 Monaten und zwei von unabhängigen Ärzten ausgestellte Gutachten zu den Genesungsaussichten des Patienten - meiner Meinung nach ein bereits sehr sicheres Instrument zur Bestimmung der Wünsche des Patienten bezüglich Euthanasie-Maßnahmen.
    • Das Thema Sterbehilfe war bei mir im Ethikunterricht seit geschätzen 4 Jahren das 08/15 Thema schlechthin und jedes Mal habe ich mich gefragt, ob ich im Falle einer schweren, möglicherweise nicht heilbaren Erkrankung mich in die Schweiz verlegen lassen sollte, wo die Sterbehilfe ja seit Jahren angeboten wird, sowie einigen Staaten der USA, so weit ich mich recht erinnere. Ich bin selbst ein bei möglichkeit körperlich sehr aktiver Mensch und wenn ich mal nach einer sehr aktiven Phase nichts machen kann, werd ich unglaublich zappelig, ungeduldig und bin mit allem schlicht und ergreifend unzufrieden. Wenn man dann überlegt, dass man möglicherweise Jahrelang an ein Bett gefesselt irgendwo liegen muss, ohne sich bewegen zu können - für mich wohl eines der schlimmsten Horrorszenarien...

      Was mich gerade an den Film "Million Dollar Baby" erinnert, in dem eine Frau es schaffte eine erfolgreiche Boxerin zu werden, beim Kampf um den Weltmeistertitel jedoch von der Konkurentin in einer Pause so geschlagen wird, dass sie sich das Genick bricht und Querschnitsgelähmt ans Bett gefesselt ist. Nachdem alle Hoffnung auf Heilung verloren ist und sie ihre Beine amputiert bekommt, beißt sie sich Nachts immer wieder die Zunge durch in der Hoffnung dadurch zu verbluten.
      Ein noch krasserer Fall hat sich jedoch, wenn ich mich recht entsinne, im Ersten Weltkrieg ereignet: Ein Mann wurde von einer Granate getroffen und war seitdem nicht mehr in der Lage zu Fühlen, Sehen, Schmecken, Atmen, Nahrung konnte er nur noch über eine Sonde aufnehmen. Als mann ihm dann einen Bleistift in die Hand gab und er tatsächlich erkannte, was es ist, schrieb er nur die Worte "Kill me".
      Hier kann ich es nicht nur nachvollziehen, sondern befürworte die Sterbehilfe vollkommen, denn es gibt einfach Situationen, in denen das Weiterleben nichts weiter, als eine Hölle auf Erden ist.

      Verfassungslücken werden sich immer finden, genauso, wie es immer Leute geben wird, die sie finden und ausnutzen, was aber nicht bedeutet, dass man ein solches Gesetz trotzdem nicht zulassen sollte.
      "Hallo ich bin der Andi und würde gerne meine Festplatte an den USB - Port ihrer Tochter anschließen und Kram sharen"
    • Sterbehilfe ist ein absolut zu Unrecht kontrovers diskutiertes Thema. Wenn ein Patient in solche eine Situation gerät, wie Koma, ist er nicht mehr in der Lage Entscheidungen zu fällen, somit fällt die Vormundschaft auf den nähesten Verwandten/Freund was auch immer ab und der wird die Entscheidungen treffen, ob die genannte Person nun nach 5 Jahren per Sterbehilfe den Schlussstrich gezogen bekommt oder nach 10 oder ob der Patient nun ewig vor sich hin vegetiert. In meinen Augen eine klare Sache. Und wenn die besagte Sache per Testament oder Ähnlichem schon vorher Entscheidungen diesbezüglich getroffen haben sollte, ist es noch besser.


      Um nun zum oben erwähnten Fall zu kommen: Im Grunde darf da keine Anklage erhoben werden, denn eben jene sollte lediglich jener durchziehen dürfen, der die von mir beschriebene Vormundschaft innehat und das ist definitv nicht die Ärzteschaft und ebensowenig der Staat. Das ist nur der Patient selbst (per vorab Anweisungen) oder der Vormund.
    • Original von Theseus
      Sterbehilfe ist ein absolut zu Unrecht kontrovers diskutiertes Thema. Wenn ein Patient in solche eine Situation gerät, wie Koma, ist er nicht mehr in der Lage Entscheidungen zu fällen, somit fällt die Vormundschaft auf den nähesten Verwandten/Freund was auch immer ab und der wird die Entscheidungen treffen, ob die genannte Person nun nach 5 Jahren per Sterbehilfe den Schlussstrich gezogen bekommt oder nach 10 oder ob der Patient nun ewig vor sich hin vegetiert. In meinen Augen eine klare Sache. Und wenn die besagte Sache per Testament oder Ähnlichem schon vorher Entscheidungen diesbezüglich getroffen haben sollte, ist es noch besser.

      Seh' ich nicht so, ganz und gar nicht.

      Wenn dann ein Verwandter ankommt, der dummerweise der nächste laut Gesetz ist und somit die Vormundschaft übernimmt, der aber nur hinter dem Geld des Komatösen her ist, finde ich das sogar recht problematisch. Man mag jetzt dagegenhalten, dass solche Fälle eher selten sind. Aber ich habe in der Familie schon einen Erbschaftsstreit mit angesehen, der alles andere als schön war. Familie, die nahe steht, muss nicht unbedingt die beste Entscheidung für den Kranken treffen.
      Solange kein Zweifel besteht, ist das in Ordnung. Aber es kann sehr schnell ausgenutzt werden.

      Davon abgesehen wüsste ich nicht, ab wann ich lieber das Zeitliche segnen wollen würde. Ab wann bestehen medizinisch gesehen keine Chancen mehr, dass man aufwacht? Wie soll man zweifelsfrei feststellen, dass der Kranke beim eventuellen (und unwahrscheinlichen) Aufwachen nicht mehr klar denken könnte? Nur an der Hirnaktivität? Trifft man darüber wirklich immer zweifelsfreie Aussagen?

      Ich finde, dieses Thema ist sehr wohl zu Recht kontrovers diskutiert, wenn die Bedingungen nämlich nicht festgesteckt werden.
      Ansonsten schließe ich mich in allen Punkten Gastredner an.

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    • bereth... nein.
      Du hast mich nicht überzeugt xD

      Wenn ich richtig lese, hast du 2 Argumente? Zum einen, man kann sich nie sicher sein, ob derjenige Vormund Hintergedanken hat, die nicht ganz rein sind.
      Obwohl du eigentlich schon wieder selbst ein Gegenargument bringst, will ich ncoh eines bringen. Wobei ich ehrlich gesagt, niemals deines gegengehalten hätte, auch wenn dus nciht genannt hättest.
      Die Grundeinstellung, von der wir ausgehen, ist, dass die Menschen gut sind. Und wenn wir uns die Realität ansehen, sehe ich meine Grundeinstellung, die ich gerne auf alle Menschen übertragen möchte bestätigt. Der größte teil der Menschen ist eben gut.

      Desweiteren, wegen der Unsicherheit, obs soweit wäre Sterbehilfe zu leisten. Die Entscheidung muss einfach getroffen werden. Erwachsen zu werden bedeutet in meinen Augen nciht nur: Discos besuchen, zu laufen lassen, Auto fahren ohne Aufsicht, sondern auch Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen, wenn sie getroffen werden müssen. Wenn du der Meinung bist der Patient könnte noch aufwachen, dann wirst du die Systeme abschalten lassen, aber wenn du der Ansicht bist, diese Person hatte ein schönes Leben und die Chancen stehen eher sehr schlecht, dann kannst du ihn auch loslassen.
      Zweifelsohne können solche Entscheidungen nie zweifelsfrei getroffen werden, aber sie müssen eben getroffen werden und das steht dem Nächststehenden zu.
    • Original von bereth15
      Ab wann bestehen medizinisch gesehen keine Chancen mehr, dass man aufwacht? Wie soll man zweifelsfrei feststellen, dass der Kranke beim eventuellen (und unwahrscheinlichen) Aufwachen nicht mehr klar denken könnte? Nur an der Hirnaktivität? Trifft man darüber wirklich immer zweifelsfreie Aussagen?

      Nein, aber es gibt Studienergebnisse, die belegen, dass irgendwann schlicht nichts mehr zu retten ist.
      Nach ner gewissen Zeit an Jahren ist das Gehirn durch die Inaktivität so geschädigt, dass niemand überhaupt merken würde, ob du noch im Koma bist oder nicht, weil du schlicht nichts mehr machen kannst.
      Und zu dem klar denken:
      Es gibt nunmal Komapatienten, die wieder aufwachen.
      Und Studien mit diesen ergaben halt, dass nicht nur die Muskeln, sondern auch das Gehirn mit der Länge des Komas zunehmend Schaden nehmen. Ganz zu Schweigen davon, dass ein Koma sowieso erst dann eintritt, wenn man einen heftigen Schaden am Großhirn hat. Dann gibt es noch 4 Grade an Koma (von natürlichen Reaktionen [z.B. die Pupillen reagieren auf Licht] bis zur scheinbar völligen leblosigkeit und dem Aussetzen aller vegetativen Reaktionen).
      Wenn du ein koma 4.Grades hast, dann ist dein hirn so kaputt, dass nichtmal natürliche Körperreaktionen (wie Zuckungen bei Schmerz, Pupillenerweiterung, Schluckbewegungen auf einen Fremdkörper) funktionieren. Selbst wenn Ärzte das Koma lösen können, dieser Mensch wird lebenslang extrem schwerstbehindert sein. Vermutlich extreme Wahrnehmungsstörungen haben, unselbstständig, nicht in der Lage zu denken, heftige Ticks entwickeln.

      Wer im Koma liegt, hat so oder so GRUNDSÄTZLICH geistigen Schaden. Bei Koma 1. Grades geht er vielleicht, man hat nur danach ab und zu Gedächtnisprobleme, wenn man schnell wieder aufwacht.
      Aber schon ab 3. Grad für kurze Zeit bist du schlicht reif für ne Ganztagsbetreuung, wirst vermutlich den Rollstuhl brauchen und auch sonst wie ein heftiger Schlaganfallpatient sein.
      Und jetzt überleg mal, da liegt wer mit Koma 3. Grades 5 JAHRE im Koma.
      Wenn dieser Mensch aufwachen sollte, wird dieser vermutlich nichtmal sprechen können, wenn er denn überhaupt noch in der Lage ist, das, was er sieht, zu verstehen und Bekannte zu erkennen.
      Und mit 15 Jahren dürfte schlicht zwischen im Komae sein und aufwachen kaum ein Unterschied bestehen. Schwestbehindert, die Muskeln verkümmert (vielleicht sogar schon Beine amputiert wegen Thrombose) und auch so nie wieder in der Lage, sich selbst auch nur annähernd zu ernähren.

      Bevor ich sowas an mir selbst will oder sowas meiner Mutter antun will, zieh ich dann vorher doch lieber den Stecker.
      Ist meine Meinung, aber ich will schlicht nicht einem zur Last fallen oder meiner Mutter die Tatsache antun, dass ich so behindert bin, dass ich nichtmal weiß, wer sie ist.
    • @Theseus
      Aber eben dieses Treffen der Entscheidung halte ich für problematisch und diskussionswürdig. ^^

      Und was du sagst – dass Menschen an sich gut sind – kann ich sowieso nicht unterstreichen. xD;
      Aber das wäre jetzt eine Grundsatzdiskussion, die den Thread hier sprengen würde, weil da eh jeder aus anderen Erfahrungen zehrt.
      Grundsätzlich sehe ich den Menschen als egoistisches Wesen an. Niemand ist GUT. Es gibt nur solche, die Gutes TUN.

      Daher kann ich auch nicht glauben, dass jeder in so einem Fall die vernünftigste Entscheidung treffen würde und halte schriftlich festgesetzte Verfügungen für den besten Weg, diesem Szenario auszuweichen.


      Edit@MangaEngel
      Jo, klar, weiß ich ja auch alles (mehr oder weniger, die Grade waren mir jetzt nicht so klar).
      Die Sache ist die, dass man bei kurzen Zeitspannen nicht wissen kann, wann einer aufwacht. Ich hab' das jetzt nicht auf Langzeitkoma bezogen, sondern auf die Leute, die schnellschnell entscheiden wollen, was zu tun ist.

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    • Ich weß nicht -- ich halte es für anmaßend, sich vorzustellen, wie man handeln würde. Mein Großvater hatte mehrere Schlaganfälle und war querschnittsgelähmt. Lebensfähig, das schon, aber wie? Hat im Rollstuhl gesessen (obwohl er immer sehr sportlich und aktiv war!), konnte nicht mehr reden und nicht mehr musizieren und war, und das war vielleicht das schlimmste für ihn, von anderen abhängig.
      Er ist friedlich gestoben im Schlaf, insofern hatte er wohl Glück im Unglück.

      Durch solche Fälle in der Familie fängt man an zu denken. Und ich denke viel nach über sowas; der Tod wird nie aufhören, mich in all seinen facetten zu interessieren.
      Und trotzdem bin ich zu keinem Ergebnis für mich gekommen. Einerseits bin ich ein sehr stolzer Mensch und ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte, ans bett gefesselt zu sein mit 'nem Schlauch in den Bauch und zwei Mal am Tag von einer Pflegerin gewaschen zu werden. Der Gedanke allein widerstrebt mir.
      Andererseits bin ich ein unglaublich lebensfreudiger Mensch. ich liebe mein leben über alles (es ist ja auch das Einzige, das ich habe) und frühzeitig sterben gingenur über meine Leiche. (Hah!)
      Also -- wäre ich zu stolz, um bettlägrig sein zu wollen? Oder wäre ich zu verdammt noch mal dickköpfig, um dem Tod nach- und somit irgendwo auch aufzugeben?
      Ich weiß es nicht.

      Ich finde nur: Wenn jemand sagt, er möchte nicht an Geräte gefesselt sein, und er sagt es vor Zeugen und bei klarem Verstand, dann ist das sein Wille und den soll er haben.


      ETA@MangaEngel: Menschen zu pflegen geht an die Zeit und die Nerven und ist oft zu viel. Meine Erfahung ist aber, dass man sowas im Zweifelsfall gerne tut. Ich würde meine Eltern jedenfalls sofort pflegen und auch 'ne Menge dafür aufgeben, wenn es müsste -- auch wenn sie das niemals wollen würden, vermutlich (und ich weiß, dass ich nicht müsste). Wer nicht mal die Menschen pflegen wollen würde, die einen großgezogen haben, hat's gar nicht erst verdient, dass sie einen geboren haben. Ohne unsere Eltern gäb's uns nämlich netma.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Das Treffen der Entscheidungen ist weder problematisch noch diskussionswürdig. Es ist normal für uns, es ist ein Aspekt der uns Menschen zu Menschen macht. Es ist ein Muss. Genau wie in diesem Fall. Wenn sich ein Menschn nicht zu traut in einer solch wichtigen und bedeutenden (!) Situation der Verantwortung zu stellen und mit der Faust auf den Tisch zu hauen, ist diese Person für mich unreif und fragwürdig in der Verlässlichkeit und und und...

      Entscheidungen zu treffen ist das A und O.
    • Original von FoWo
      Ich finde nur: Wenn jemand sagt, er möchte nicht an Geräte gefesselt sein, und er sagt es vor Zeugen und bei klarem Verstand, dann ist das sein Wille und den soll er haben.

      Jo. Wenn es denn zu solch einem Gespräch kam. Aber weis das mal nach als Angehöriger.
      Edit:
      Ah kay, hab' die Zeugen flugs überlesen. ^^

      Daher finde ich diese Entscheidung einerseits auch gut – wenn ein Angehöriger genau weiß, was Sache ist, kann er seinen Verwandten erlösen.
      Wenn er aber den Wunsch des Patienten nicht kennt und das "nur so" entschieden wird, finde ich es schon schwieriger. Denn es ist, wie du schon sagst, schon für einen selbst schwierig zu entscheiden, was man in so einem Fall will, wie soll dann ein anderer den mutmaßlichen Wunsche erkennen?

      @Theseus
      Wer keine Entscheidungen trifft, ist unreif, okay da geh ich mit.
      Dennoch ist es wie gesagt manch einem schon schwer genug, für sich selbst zu entscheiden, ob er nun weiterleben will und auf ein Erwachen hofft, dann im Rollstuhl weiterlebt etc. oder ob er es lieber sein lassen würde.
      Wie gesagt, ich wüsste nicht, wie ich für mich diese Entscheidung treffen sollte, denn immerhin geht es um mein Leben.

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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Bereth ()

    • Original von bereth15
      Original von FoWo
      Ich finde nur: Wenn jemand sagt, er möchte nicht an Geräte gefesselt sein, und er sagt es vor Zeugen und bei klarem Verstand, dann ist das sein Wille und den soll er haben.

      Jo. Wenn es denn zu solch einem Gespräch kam. Aber weis das mal nach als Angehöriger.

      Deswegen sag ich ja: Vor Zeugen. Früher war sowas Usus.
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    • Aber das ist ja, was wenn so ein Gespräch nicht standfand? Die Entscheidung steht ja nicht in den Sternen, sie muss von irgendjemandem getroffen werden

      (ich merke grad wie sehr ich auf dieser verdammten entscheidungschiene beharre xD)

      Aber so ist es nunmal. Es ist im Grunde sch*egal, wie schwer die Entscheidung für mich ist. Es geht ja nicht um mich, sondern um diesePerson, die da vor mir liegt. Im Koma. Um derentwillen geht es. Und wer kann es besser treffen, als die Person, die dieser am Vertrautesten war. Und am besten kannte. Und wenn ich das sein sollte, dann werde ich mich nicht von Gedanken leiten lassen wie "Wenn ich ihn jetzt sterben lasse, was wäre, wenn er noch aufgewacht wäre? Er hätte bestimmt noch 5 Jahre gehabt."
      Dann ist es Zeit abzuwägen. Wie lange liegt sie schon im Koma, wie hoch schätzen die Ärzte die Erwachenchancen ein? Hatte die person ein gutes Leben bisher? Wie würde sie sich entscheiden, wenn sie es könnte? .....

      Und dann muss bei klarem Verstand geleitet von der Vernunft, die so viele Philosophen nicht grundlos predigten, eine gut kalkulierte Entscheidung getroffen werden. Und wenn sie nun lautet "systeme auschalten" dann ist das so. Dann handelte man um des Kranken willen und kann ohne jegliche Gewissenbisse sein Leben weiterführen.

      Und da hat sich niemand so einzumischen wie oben in dem genannten Fall. Wie kann man diesen Entscheidungsträger noch des Mordes beschuldigen? Solche Lute gehören angeklagt, die solche Anklagen erheben.