Selbstdarstellung im Internet, wohin uns YouTube & Co führen

    • Selbstdarstellung im Internet, wohin uns YouTube & Co führen

      Der Name Abraham K. Biggs sollte dem aufmerksamen Surfer spätestens seit dem 20 November 2008 ein Begriff sein.
      Auf der Community-Videoplattform Justin.tv übertrug er in seinem "Channel" den eigenen Selbstmord.
      Per Blog und diverse Foreneinträge machte er auf sein Vorhaben aufmerksam. Er listet im Detail auf, welche Tabletten er zu sich nehmen und woher man den Stream zur Webcam finden würde.
      Verbunden mit dem Video, war auch ein Chatroom in dem sich die Zuseher darüber stritten, ob es sich um einen "Fake" handeln würde, Abraham ermutigten sein Vorhaben bloß nicht aufzugeben oder gar schier anfeuererten.
      Erst als es bereits zu spät war, wurden die örtliche Polizei kontaktiert, der 19-jährigen Studenten konnte nur noch tot aufgefunden werden.

      Dass in Deutschland ca täglich ein Kind/Jugendlicher Selbstmord begeht ist allgemein bekannt. Auch die Gründe, welche zu dieser Tat verleiten können: Familienprobleme, Schulstress, Depressionen, Angst, Drogen, Hoffnungslosigkeit...
      Im Oben genannten Fall, litt der Täter an einer bipolarer affektiven Störung (manisch-depressiv), aber es geht mir hier weniger um die Gründe, sondern um die Art und Weise, also die Liveübertragung und das Verhalten der Zuseher.

      Warum hat sich niemand der Schaulustigen verantwortlich gefühlt?
      Wie kann zwischen Menschen eine dermaßen große (emotionale) Distanz entstehen, dass sogar Selbstmord zum Unterhaltungsthema wird?

      Kommunikation im Internet spielt sich meistens zwischen Fremden ab, bei denen es in vielen Fällen bisher keinen Sozialkotakt gab und auch oftmals keinen geben wird. Gemeinsam mit der Pseudonymität und der (scheinbaren) Anonymität, verleitet sie zum Abbau von Hemmungen und Hürden. Sprich, das Internet kann zu asozialem Verhalten verführen und das Agressionspotential steigern. - Vieles davon kennt man als User vielleicht aus seiner eigenen "Weberfahrung" und hat sich selbst schon manchmal bei Dingen ertappt, die man in der "realen" Welt nicht tun würde. Das Problem ist nur, wenn, wie in diesem Fall, Realität und Fiktion für manche nicht mehr zu unterscheiden sind, oder das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit sogar soweit geht, das eigene Leben einzusetzen.
      Noch nie war es für Menschen so leicht Aufmerksamkeit zu erlangen. Ganze Firmen wie Six Apart (Entwickler von LiveJournal), verdienen mit den virtuellen Bühnen ihr Geld.

      Original von Geert Lovink (Leiter des Institute of Network Cultures an der Universität von Amsterdam -Internettheoretiker) im Interview mit der "Zeit".
      Das Entscheidene im Netz von heute sind nicht Nachrichten und Meinungen, sondern Selbstdarstellung und Selbstreflexion: Wer bin ich? Was mache ich?

      Fehlt der Jugend, geboren nach 1982 (also "uns) tatsächlich weitgehend eine soziale Orientierung, dank Webseiten wie MySpace und YouTube, welche eine Selbstdarstellung zulassen, die weit über das hinausgeht, was in traditionellen Medien möglich war; so wie Jean Twenge meint? Sind wir tatsächlich die nazisstischste Generation in der Geschichte, deren Drang nach Selbstdarstellung nun solche Blüten trägt?

      Dieser Selbstmord war weder der erste noch der letzte der vor laufender Kamera verübt wurde, aber es ist einer dem besonders viel Aufmerksamkeit zugeteilt wird. Der Film fand seine Wege auf Youtube und andere Videoportale und erhielt so einen großen Bekannheitsgrad. Nun wird von "Experten" eine Nachahmungswelle durch weitere Selbstmordgefährdete befürchtet, weil mit dem Video eine gewisse Glorifizierung der Selbsttötung einhergeht. Die Hemmschwelle könnte durch den Film herabgesenkt werden, da es als "heldenhaft, romantisch oder gar glamourös" dargestellt wird sich selbst das Leben zu nehmen.

      Original von Dr. Jon Shwa im Interview mit dem Miami Herald.
      Es hat etwas sehr Exhibitionistisches - zwischen Selbstmörder und Publikum geht etwas Sonderbares vonstatten. Er tat es für die Gruppe. Es ist ein sehr komplizierter Prozess, den wir nicht wirklich verstehen können. Ohne Zuschauer hätte er es wahrscheinlich gar nicht getan.

      "Time passes, people move... Like a river's flow,it never ends... A childish mind will turn to noble ambition... Young love will become deep affection... The clear water's surfacereflects growth...
      Now listen to the Serenade of Water to reflect uponyourself...."


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Hyrule Historia ()

    • So etwas ist einfach nur furchtbar, aber (leider) nicht sehr überraschend.
      Ich versuche mir es mit einer systematischen Desensibilisierung bildlich vorzustellen und zu erklären. Ob es seit '82 ist weiß ich nicht, aber es ist wahrhaftig nicht viele Generationen, dass es began. Womit? Aus meinen Augen mit den Medien. Mit der Veränderung der Umgebung. Mit der Politik. Und garantiert vielem mehr. Wie genau? Die Medien mit dem Ziel der Geldmacherei und des Experimentierens. Ballerspiele sind, kann ich mir sehr gut vorstellen, ein Faktor. Pornos (nie der Wahrheit entsprechend. Hart. Sexisitsch. Antifeminin. Liebeslos). Das sinnlose, nicht-bildende, sogar noch verdummende Fernsehprogramm. Der aufkommende Rassismus (vielleicht auch nur die entschärfte Form der Fremdenfeindlichkeit). Und die Verdrossenheit, dass dieser Staat den Bach runter geht. Was meinen die lieben Herren Politiker machen zu müssen??? Den Bürgern Angst einjagen... Rezession... Arbeitslosigkeit... Morde... uvm.

      Wie spielen jetzt da Youtube & Co mit rein?
      Ich sehe sie als Ventil. Man sitzt vor dem PC und weiß, man ist alleine... man weiß, dass einem die ganze Welt offen steht... man weiß, dass niemand einen kennt. Da kann man auch mal auschweifen.
      Sicht des Selbstmörders:
      "Ich bin so unnütz... meine Freundin hat mich verlassen... die meisten mögen mich nicht... aber ihnen allen werde ich es zeigen... ich bin was besonderes!! Jaaa... ich muss was Besonderes bringen..."
      Sicht der Zuschauer
      "Das ist ja was Tolles... da bringt sich einer öffentlich um... er sagt sogar, wie und wann... wahrscheinlich flunkert er nur, der Feigling... mach schon du Angsthase!! Du traust dich doch eh nicht!!"

      (Diese Gedankengänge stelle ich mir uU so vor... ich weiß, sehr gewagt, aber ich finde nicht sehr abwegig


      Wie kann zwischen Menschen eine dermaßen große (emotionale) Distanz entstehen


      Ich habe mal überlegt, wie es bei mir ist... es ist ganz anders herum... ich bin hier irgendwie... nett... ich versuche so zu sein, wie ich es auch bin. Vielleicht hängt es daran, dass ich versuche Kontakte zu knüpfen und weder diejenigen, noch mich selbst zu belügen.
      Bin ich eine Ausnahme? Ich denke nicht... ich denke, dass viele so sind. Und die Betroffenen sind nur aufgefallenen Extrema.




      @Clemo
      Ich möchte dir meinen Respekt zollen! Bin jetzt schon eine kleine Weile hier dabei und man kann sich auf dich verlassen, dass du stets nur kompetente, scheinbar sehr gut recherchierte und vorantreibende Beiträge machst. (was ich wohl nicht mal gerade von mir selbst behaupten kann^^)

      EDIT
      sry mavbe... war etwas schneller X(

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Theseus ()

    • ich fuerchte, das ist ein riesiger komplex, der da aufgeschnitten werden muss.
      der drang zur selbstdarstellung bzw. profilierung im internet als einziger weg der selbstbestaetigung bzw. flucht aus der realitaet ist zu einem grossteil sicher ein resultat der "neuen medien". sprich internet.
      grundsaetzlich ist natuerlich erstmal eine plattform noetig, die einen derartigen austausch von informationen (in form von schrift, bild und ton) ueberhaupt erst ermoeglicht. selbstinszenierung gab es in verschiedenen abstufungen sicher schon vorher, doch auch meiner meinung nach hat das internet, die allgemeine vernetzung sowie die moeglichkeit von guenstigem und schnellem zugang diese tendez in unendlich scheinende hoehen schnellen lassen. selbst mir ist ueber relativ wenige jahre aufgefallen, wie krass sich der zwang des oeffentlichen schaulaufens entwickelt hat. ein blick auf eines der designer-profile auf myspace und co reicht als sinnbild hierfuer. wir sehen grossaeugige maedchen mit gespitzen lippen in die kamera blicken, einen coolen typen mit waschbrettbauch und fliegerbrille auf der nase, der sich laessig auf seinem profilphoto durchs haar streicht, generell einblicke, die oft mehr als nur das intimste zeigen.
      diese bereitschaft, sich frewillig "oeffentlich zu prostituieren" und jeden fitzel des privatlebens der allgemeinheit zugaenglich zu machen, ruehrt wohl einerseits von einem gewissen geltungsdrang her, der durch eine latente konkurrenz ausgeloest wird: wer bekommt mehr kommentare fuer seine bilder, wer hat die meisten 'freunde', wer das durchgestylteste profil, das verrueckteste bild, die neuste technik, die individuellsten klamotten... anerkennung ist in diesem meer aus darstellungsgeilheit immer irgendwie zu erlangen. und das kann fuer manch einen die trostlosigkeit, einsamkeit oder perspektivlosigkeit der realitaet kompensieren. sicher sollte es menschen erlaubt sein, sich in der virtuellen welt spass und freude zu holen, die moeglichkeiten sind schir unbegrenzt, aber wie es clemo schon ansprach, sehe ich eine riesige gefahr in form von onlinesucht bzw. realitaetsverlust. wer sein leben 24/7 online lebt und vor dem pc vereinsamt, immer auf der suche nach dem naechsten level (nicht auf die form von spielen) zum eigenen strahlenende zweitprofil ist, dem kommt etwas sehr viel wichtigeres abhanden: das wahre leben. mit echter atmung, beruehrungen, atem, luft, bewegung, arbeit... (klar kann man das alles kuenstlich immitieren, siehe von mir aus wii fit, aber es doch ein unterschied, oder nicht?)

      ich denke, dass gerade durch einige strahlende persoenlichkeiten einschlaegiger foren/plattformen/wwi ein gewisser druck ausgeuebt wird. nicht bewusst, aber vor allem menschen mit geringen selbstbewusstsein oder beispielsweise auch jugendliche, die sich gerade in der phase der selbstfindung befinden, koennen das gefuehl bekommen, einen gewissen standart erreichen zu muessen. und dann kommt die frage auf, wie man bereits exisitierendes uebertreffen kann. frueher war es ein mutiges photo in unterwaesche, jetzt ein selbstmord vor laufender kamera (ich ueberspitze bewusst- mir ist klar, dass niemals nur ueber einen kamm geschert werden kann). heisst, im zuge des sich behauptens, dem gefuehl der 'konkurrenz' entsteht nicht nur das locker leichte gefuehl von freiheit/anonymitaet im internet, sondern auch eine krasse konfrontation. die flucht aus der "harten alltags-/arbeitswelt" muss also nicht automatisch in entspannung enden.

      was ich auch wichtig finde, ist der aspekt der egogesellschaft und deren ausbildung. das individuum rueckt immer weiter in den mittelpunkt und kann sich teilweise zu einem kleinen narziss entwickeln. das ergebnis eines mangels: mangel an werten und utopien. zusaetzlich rueckt neben der ich-konzentration, der dominanz des aeusseren (jugendkulturen!) und der orientierung am genuss noch die konsumgeilheit in den vordergrund -> "ich hab jetzt ein iPhone" "ich hab bereits das der neusten generation, blah blah". bei vielen entsteht ein drang, immer auf dem neusten stand sein zu muessen, begreifen konsum wiederum als lebensinhalt und profilierungsmoeglichkeit.
      selbstverstaendlich sollte jedem individuum die moeglichkeit auf selbstverwirklichung, individuellem genuss und auch erlebnisse vergoennt sein, doch die gefahr, die dieser gesellschaftliche zug mit sich bringt, ist drastisch: verlust von solidaritaet (gerade in den anonymen weiten des internets laesst sich besonders gut beleidigen), oberflaechlichkeit, grausamkeit, mangelndes problembewusstsein, kultur der banalitaet, sowie die unverbindlichkeit des seins und denkens.

      schlussendlich, um mal von meinem naechtlichen zirkeltraining abzuspringen, sehe ich die situation, wie das es so auf das meiste im leben zutrifft, als ambivalenz: die neuen medien bringen neue probleme und herausforderungen mit sich. sie haben enormen einfluss auf die entwicklung und einen moeglichen weiteren zerfall der gesellschaft. sie formen viele kinder und jugendliche, oftmals alles andere als positiv (pornographie, falsche freunde, realitaetsverlust, minderung der realen aktivitaet).
      auf der anderen seite ist waere sicher zu einfach, zu behaupten, die medien machen aus unserer (und sicher auch anderen) generation ein volk von online-selbstmoerdern. sicher besteht dieser hang der behauptung, sucht nach anerkennung und lob, doch ich denke auch, dass sich die problematik ein stueck weit nur verlagert und nicht gaenzlich neu entwickelt hat. als mittel dagegen sehe ich einen gesunden geist und eltern, die ab und an mal schauen, was ihre sproesslinge im internet mal wieder so treiben. dass derartiges in den meisten faellen meilenweit von der realitaet abdriftet, ist mir natuerlich klar. doch ein echtes bewusstsein, sowohl seiner selbst als auch von der umgebung, ist imo noch der sicherste schutz. und eines habe ich gelernt: ich kann nicht die welt retten. ich kann nur versuchen, mich nicht blenden zu lassen. und kein mensch kommt schon als waschlappen zur welt. ein bisschen eigeninitiative kann ja wohl verlangt werden...

      ich gebe keine garantie fuer das, was da so steht. es wird wohl weder strukturiert noch durchweg aussagekraeftig sein. gute nacht. ich wuerde ja jetzt noch gerne ein kuehles pic von mir auf meiner leopardenfelldecke anhaengen, aber ich muss jetzt erstmal mein geld zaehlen, das ich beim letzten autorennen gemacht habe. [/aura des geheimnisvollen off]
      »Denn wir können, wenn wir nur die Entschlossenheit besitzen,
      die Hure Erinnerung und ihr ganzes Gelumpe und Gesindel aus dem Haus weisen.«

      - Virginia Woolf -
    • Ich denke jeder Mensch ist geil auf etwas, was nicht normal ist. Etwas, das nicht jeden Tag vorkommt. Und eigentlich ist jeder Mensch genauso geil wie die Römer früher, die im Amphitheater Tiere oder Menschen beobachteten, die sich umbringen.

      Ausserdem traut sich niemand, etwas falsches zu machen, einen Fehler zu begehen. Das heisst, wenn man auf offener Strasse eine Schlägerei sieht, hat man Angst, einzutreten, nicht, weil man denkt, dass man zu schwach sein könnte, sondern weil man Angst hat, sich bloss zu stellen, etwas falsches zu machen.

      Da geht man lieber hinters Gebüsch und telefoniert die Polizei. Doch man stellt auch meistens fest - es ist ja eh ,nur' eine Schlägerei!

      Filmt jemand sein Selbstmord im Internet, und Leute schauen zu, die diese Person nicht kennen... dann ruft bestimmt niemand die Polizei, denn wenn es doch ein Fake wäre, oder generell ein Fehlalarm, würde der Anrufer von der Polizei büssen. Kann sein, dass der Anrufer doch nicht gebüsst wird, aber man weiss ja nie... und das nur für bzw wegen einer Person, die man gar nicht kennt!
    • Muss noch irgendwer an "Untraceable" denken?
      Ein kranker Geist kündigt auf einer Seite groß an, dass er (erst eine Katze, dann) Menschen töten wird, allerdings nur indirekt selbst. Er wird nette Maschinen bauen und mit jedem Klick auf seinen Stream wird diese Maschine tödlicher. Dauerte es bei der Katze noch ca ne Woche, waren die späteren Opfer nur noch Minuten am Leben, da die Besucherzahlen extremst schnell anstiegen. Natürlich brachten Aufrufe wie "Gehen sie nicht auf diese Seite, sie töten einen unschuldigen Menschen" nur noch mehr Besucher und man konnte im Chat sehen, wie manche entsetzt waren, andere begeistert auf den Tod des ihnen Unbekannten warteten.

      Ich denke, ähnlich ist es bei diesem Fall, nur, dass der Junge es wohl nie wirklich von der Menge an Zuschauern abhängig gemacht hat. Aber was muss das für eine perverse "Freude" sein, zu wissen, dass man bei sowas beobachtet wird. Oder gar Zuschauer selbst zu sein...
      Der Mann, der vor der Kamera Sterbehilfe annahm, ok. Sagen wir mal, dass hatte wenigstens einen gesundheitlich irgendwo nachvollziehbaren Hintergrund und er wollte diese in Verruf geratene Medizin "bewerben", aber der Junge wollte offenbar die letzte große Aufmerksamkeit seines Lebens oder sowas...
      Ich frag mich wirklich, was in dem Kopf von so jemandem vorgeht.
      Und das es "Fake" schreiende Beobachter gab, wundert mich so gar nicht. Im Internet ist nichts echt, so heißt es doch. Nichtmal Menschen, die in diesem sterben (spontan auch an das Mädchen denken muss, dass sich umbrachte, weil die Mutter einer ehemaligen Freundin sie im Internet bloßstellte)
    • Original von TheseusSicht des Selbstmörders:
      "Ich bin so unnütz... meine Freundin hat mich verlassen... die meisten mögen mich nicht... aber ihnen allen werde ich es zeigen... ich bin was besonderes!! Jaaa... ich muss was Besonderes bringen..."
      Sicht der Zuschauer
      "Das ist ja was Tolles... da bringt sich einer öffentlich um... er sagt sogar, wie und wann... wahrscheinlich flunkert er nur, der Feigling... mach schon du Angsthase!! Du traust dich doch eh nicht!!"

      (Diese Gedankengänge stelle ich mir uU so vor... ich weiß, sehr gewagt, aber ich finde nicht sehr abwegig


      Ich denke, als Abraham K. Biggs die Idee aufschnappte seinen Selbstmord live für jedermann zugänglich zu machen, war es beschlossene Sache sich zu töten. Die Basis seines Tuns bestand bestimmt auch aus allgemeiner Unzufriedenheit im Leben, glaube aber, dass er sich primär wegen der noch nie da gewesenen Möglichkeit umgebracht hat. Angetrieben durch die Forenuser, die ihn wohl ermutigt haben etwas Unglaubliches zu - etwas, dass noch keiner gemacht hat. Das eigentliche Motiv des Selbstmordes ist für mich also eindeutig: ohne das Internet hätte sich Abraham K. Biggs nicht umgebracht. Selbst die Forenuser sahen hinter ihrer Motivation den Jungen zum Selbstmord zu treiben als nicht real und echt, aber doch mit dem Hintergedanken: Was wäre, wenn er sich wirklich umbringt? Somit kommen wir zu dem Punkt, den MangaEngel bereits angesprochen hat: Was ist echt, was können wir glauben und was nicht? Dieser Zustand wird zur Katastrophe, doch keiner kann es uns übel nehmen. So genannte Fakevideos kursieren tagtäglich durch das Internet und Portale wie Youtube und Co. ermöglichen eine virale Wirkung, also ein Effekt, der eine große Anzahl an Leuten binnen weniger Momente dazu bewegen kann, sich etwas anzusehen. Das ist im realen Leben nicht möglich und öffnet daher neue Pforten. Der Grenze zwischen real und unreal wird schwammig und kann nicht mehr erkannt werden.

      Wie es Maybe bereits angedeutet hat, setzt sich die Internetgesellschaft neue Messlatten und das sehe ich als höchst bedenklich an. Das Streamen des eigenen Selbstmordes klingt in meinen Ohren als eine der schlimmsten Möglichkeiten im Internet, um Aufmerksamkeit zu erlangen, doch wir müssen uns bewusst sein, dass es noch schlimmer, noch schockierender geht. Einige User haben gewiss das Ziel, angeregt durch den Selbstmord im Internet, etwas noch Größeres zu machen. Wir werden Dank des Internets früh genug davon hören.
    • Original von Engel
      Muss noch irgendwer an "Untraceable" denken?

      Kurzes Brainstorming über diesen Teil fänd ich nicht schlecht... hört sich nach einem Film an?


      Original von Vasy
      Ich denke, als Abraham K. Biggs die Idee aufschnappte seinen Selbstmord live für jedermann zugänglich zu machen, war es beschlossene Sache sich zu töten. Die Basis seines Tuns bestand bestimmt auch aus allgemeiner Unzufriedenheit im Leben, glaube aber, dass er sich primär wegen der noch nie da gewesenen Möglichkeit umgebracht hat. Angetrieben durch die Forenuser, die ihn wohl ermutigt haben etwas Unglaubliches zu - etwas, dass noch keiner gemacht hat. Das eigentliche Motiv des Selbstmordes ist für mich also eindeutig: ohne das Internet hätte sich Abraham K. Biggs nicht umgebracht. Selbst die Forenuser sahen hinter ihrer Motivation den Jungen zum Selbstmord zu treiben als nicht real und echt, aber doch mit dem Hintergedanken: Was wäre, wenn er sich wirklich umbringt?

      Ja. Das hört sich in meinen Ohren viel wahrscheinlicher an. Ein Umdenken ist also nötig. Doch dann drängen sich ein paar Fragen auf. Was treibt ihn dazu sich durch Selbstmord zu behaupten? Das ist eine Absurdität ohnegleichen in meinen Augen. Das Internet kann da unmöglich alleine mit rein spielen.
    • Original von Theseus
      Ja. Das hört sich in meinen Ohren viel wahrscheinlicher an. Ein Umdenken ist also nötig. Doch dann drängen sich ein paar Fragen auf. Was treibt ihn dazu sich durch Selbstmord zu behaupten? Das ist eine Absurdität ohnegleichen in meinen Augen. Das Internet kann da unmöglich alleine mit rein spielen.


      Selbstmord live, zugänglich für tausende von Menschen - das war noch nie da. Vielleicht faszinierte ihn die Idee so etwas Absurdes zu tun und er labte sich an dem Gedanken vielen Menschen einen unvergesslichen Schock einzuprägen. Danach schreibt jede erdenkliche Zeitung darüber und im Fernsehen wird berichtet - demnach der perfekte Plan, um Aufmerksamkeit zu erlangen, auch, wenn er sie nicht mehr direkt erleben darf.
    • Es steht nach Clemo nicht im Vordergrund, aber es macht Sinn zu erklären, WIE ein solches Opfer denkt und ob es wirklich an den Mitmenschen liegt.
      Wie kam es zu solchen Tötungsakten? Aus meiner Sicht sind Menschen, die so etwas umsetzen, einfach krank. Und es ist keineswegs böse gemeint.
      (Manisch-)depressive Personen denken anders als Gesunde. Mir ist da einiges bekannt.
      In solchen Momenten zerreißt es einen, zu zeigen, wie schlecht es einem geht - innerlich im Gedankenspiel (andere zeigen's vor Publikum). Mancher gibt anderen die Schuld, mancher zerreißt sich im eigenen Zimmer gedanklich oder physisch selbst, andere wollen es demonstrieren. Nicht aus Spaß, sondern weil man sich anders nicht zu helfen weiß. 40% dieser Menschen begehen früher oder später Selbstmord. Die Schaulustigen ändern daran kaum etwas. Die Welt ist grau, alles ist egal, nur das eigene Leid steht im Vordergrund. In diesen Momenten ist man entweder Feigling genug, es zu lassen (dann hat man Glück) oder setzt es um. Man führt Listen, welche Tötungsart die sinnvollste ist. Pro-/Kontra. Und scheitert höchstens an der Angst vorm Schmerz oder der Angst, man brächte sich nicht richtig um und müsste deswegen halbtot und gerettet als neu-selbstgeschaffener Krüppel weiterleben. Man hat Angst, es falsch zu machen, gerettet zu werden und dann unter solcher Aufsicht zu sein, dass man nicht mehr in der Lage ist, es erneut zu versuchen.
      Man macht aus jedem Leid, das man je erlebte, eine Ursache für den Zustand. Man lässt alles liegen, man tut nichts. Und diese Schwäche, die man in diesen Momenten erlebt, kann einem oft das Leben retten... bis eben die Manie auf die Depression trifft. In diesem Augenblick setzt man das Gewollte definitiv um.
      Man will sich nicht eingestehen, dass man krank ist. Man glaubt, man sei verstimmt und liege ohnehin definitiv im Recht, wenn man glaubt, man sei ein Würmchen. Man denkt nicht objektiv, man denkt völlig verzerrt. In einer Depression kann man selten jemanden aufhalten (gutes Zureden funktioniert eigentlich nicht, bis sich der Zustand nicht von selbst normalisiert). Man kann eher darauf hoffen, dass derjenige seine Phase heil übersteht und kann erst danach auf ihn einreden, wenn man nicht vor Ort ist. Man kann auch keine Pille spontan einwerfen und hoffen, dass man schnell normal wird - solch krasse, nebenwirkungenbedeckte Tabletten hat man gewöhnlich nicht zu Hause. Tabletten, die einen effektiv einpendeln, brauchen 2 Wochen, bis sie zu wirken beginnen.
      Solche Menschen haben manchmal auch keine Lust, anderen die Probleme anzuvertrauen. Man kann ihnen täglich "Hallo" sagen und hält sie für extrem lustige Menschen. Sie können unglaublich in ihren Manien sein. Viel schneller im Begreifen und Ausführen als andere, die ganze Zeit am Lachen und manchmal in der Lage, Unmenschliches in kürzester Zeit zu schaffen. Solchen Menschen traut man solche Störungen einfach nicht zu.
      Je nach Ursache und Stärke, je nachdem ob es immer da war oder situationsbedingt, hilft eine Psychotherapie oder ein Psychiater.
      Vor Tabletten fürchten sich viele, weil man oft glaubt, man verliere die Manie, die man so sehr liebt. Es ist auch wahr. Manche Antidepressiva wirken auch so. Was nebenbei für ein Weilchen wirken kann: Johanniskraut-Tabletten von Dr.Dünner.

      Dank Gesprächen weiß ich, dass es vielen Depressiven so geht. Dass sie gedanklich die besten Varianten durchgingen. Es ging nicht um Selbstdarstellung. Man kann mit dem Leid nicht mehr leben, man wird irre, man muss etwas tun, man weiß nicht, was, man hält nichts mehr aus. Man hasst, man leidet, es stoppt nicht.
      Manche fangen an, andere anzugreifen, andere ziehen die Schuld auf sich selbst, um den Mitmenschen nicht zu schaden.
      Man kommt gar nicht auf die Idee, dass der heitere Mensch, den man täglich in der Schule grüßt, der Freunde hat, der ein gutes soziales Umfeld hat, der dumme Witze reißt, abends so komplett anders sein kann.

      Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass bei manchen der Logik-Teil nicht mehr standhält und man das Leid irgendwie beenden will - mit sich selbst oder mit der Tötung anderer Wesen/Menschen. Diese Menschen würden normalerweise keiner Fliege etwas tun. Ihr Hirn versetzt sie in Lagen, die ein Normaler sich niemals auch nur ein bisschen dermaßen lange spontan vorstellen kann. Das schlimmste Leid, das man als Normaler erleben kann (z.B. Eltern hängen sich auf) und das tagtäglich. So in etwa fühlt es sich an. Und man denkt, man sei daran selbst Schuld. Oder die Umstände, in denen man lebt. Kleinigkeiten bringen einen in die Lage, Menschen nicht zu ignorieren und zu sagen "Ach, scheiß drauf!", sondern schaffen riesige Wut in einem. Man wünscht anderen den Tod an den Hals - oder bringt sich selbst um, bevor man etwas "Falsches" tut.
      Diese Menschen können von Grund auf "Liebe" sein, aber sie sind krank, aber man kann ihnen helfen. Sie wegzusperren, auszuschließen oder mit ihnen aus der Sicht eines Normalen umzugehen ist schlichtweg unrealistisch. Ein solcher Mensch KANN einen in diesen Situationen nicht verstehen. Es ist wie eine Blockade. Da geht NICHTS durch. Schlimm ist es auch, wenn die Krankheit mit dem Ego, das glaubt, man sei gesund, nicht vereinbar ist. Dann hilft auch kein "Geh zum Psychologen"-Rat. Ich kenne wen, der hängt da sehr oft rum und ihm haben erst die Tabletten, die ich ihm empfahl, helfen können.






      Die Manie kann durch Selbstdarstellung, dummerweise auch in der Phase der Depression eintreffen (passiert aber eigentlich so gut wie nie, was wahrscheinlicher ist, folgt im Laufes des Textes). Das Schlechte ist: Als Unbeteiligter oder Uninformierter hat man keine Ahnung, dass die Person keinen Spaß dabei hat, Leute reinzulegen. Als Unbeteiligter kann man sich nicht vorstellen, wie urplötzlich ein heiterer Geselle anfangen kann, sich umzubringen. Man mutet es einem nicht zu und scherzt weiter, hält den ganzen Verlauf und die Planung für einen Scherz.

      Auch wenn es hier nicht um die Krankheit ging, finde ich, dass es sehr wichtig ist, zu wissen, was einen solchen Menschen treibt, um eingreifen zu können. Zu wissen, welche Formen so etwas annehmen kann und es nicht zu unterschätzen - allen bisherigen Erfahrungen über eine Person zum Trotz.


      Zu dem Publikum:
      Es ist schaulustig. Gladiatorenkämpfe fand man auch toll. Eigentlich ist der Mensch von seinem Grundaufbau nicht anders. Erst die Erziehung und die damit erreichte Stabilisierung ändert einen. Ein Erwachsener hätte wahrscheinlich eingegriffen, ein Jugendlicher wäre mehr erheitert. Horrorfilme, Splatter, überall fließt Blut. Man schaut es trotzdem. Eigentlich könnte man sich auch fragen, wieso wir solche Filme als Unterhaltung sehen. Aber es macht einen neugierig in dem jungen Alter. Man möchte schockiert sein und wissen, wie es ist. Die Neugier ist größer als der Vernunftsgedanke. In solchen Phasen raucht man, nimmt Drogen usw. Es gibt nur wenige Leute, die das Verbotene nicht sehen wollen und konsequent zurückhaltend bleiben.
      Was dagegen helfen könnte? Eltern und Lehrer, die sich für die Erziehung Zeit nehmen und ein wirksames Gewissen erzielen statt mit Strafen zu drohen.


      Ich bin mir aber sicher, dass das, was der Junge da tat, nicht darauf basierte, sich einem Publikum vorzustellen, weil man anders nicht erkannt wird.
      Wenn er depressiv war, dann saß er in seinem Leid so tief drin, dass er endlich seinen Plan umsetzen wollte - und zwar definitiv ohne Rückzieher. Wenn man einen Termin ausmacht, kann man nicht mehr drum rum - so denkt man. Man setzt ihn, um endlich für sich das Ende zu schaffen. Man schafft ein Publikum an, um keinen Rückzieher zu ermöglichen. Man will es konsequent umsetzen. Das Publikum braucht man, um die eigene Tat heraufzuzwingen und zu garantieren. Sich selbst in die Falle zu locken, die man auch definitiv als Falle empfinden will.
      Es hat im Grunde nichts mit dem normalen Denken von Anerkennung zu tun.

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von Salev ()

    • Habe leider im Moment keine rechte Zeit mich hier ausschweifend zu Wort zu melden, aber ich sag dennoch dass ich nicht denke, dass es hier darum ging Aufmerksamkeit zu erregen. Besagter Jugendlicher war unter anderem depressiv, ich denke nicht dass er daran dachte sich selbst ein Denkmal zu setzen in dieser, aus seiner Sicht, so schlechten Welt.
      Vielmehr glaube ich wollte er ein Zeichen setzen, ein radikales Zeichen dafür, dass heute alles möglich ist.

      "Jeder kann sich umbringen. Keiner hält einen zurück. Sie werden es sehen, wenn es zu spät ist."

      Alles großes Affentheater auf Erden

      Was der junge Mensch missachtet hat oder vielleicht eher übersehen, ist, dass das Internet keine geeignete Möglichkeit ist, die Sozialität der Menschen anzuvisieren. Für mich sieht es nicht nach einem großen Zufall aus, dass seine Prognose eintrat und man ihn auch noch anfeuerte. Es gibt zu viele Unwahrheiten im Netz, je kurioser desto eher sind sie auch fake. Wer von uns würde denken, der unbekannte würde sich wirklich umbringen wollen?

      Die meisten würden dahinter eine Fälschung vermuten. Aufmerksamkeitsdrang, Selbstdarstellung, "Coolness".

      Es ist zwar ein großer Fehler da mitzuhacken mit Aussagen wie "traust dich ja eh nicht" oder "das macht der doch nie" allerdings auch vorhersagbar. Damit wird nämlich auch den Zweiflern die Chance genommen das Telefon in die Hand zu nehmen. Wäre es tatsächlich ein Fake stünden sie wie Deppen da. Das ist das Problem mit dem Internet:

      Man hat nur selten die Möglichkeit Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden, das einzige was man tun kann ist mit solchen Aufhetzern (die wie ich nebenbei bemerken will es vielleicht nichtmal böse meinten) nicht mitzuziehen.
      Geistreiche Zitate einer geistreichen Zeit #39


      Lem: ihr iq war 75
      mechanicbird: omg
      mechanicbird: woher weißt du das überhaupt? xD
      Lem: hat sie mal erzählt
      mechanicbird: sowas erzählt man doch nicht öffentlich...
      Lem: tja nur wenn man dumm ist
      mechanicbird: xD
      Lem: LMAO
      mechanicbird: HAHAHAHA
      mechanicbird: oh mann, shit xDDDDD
    • Original von Vas-y
      Selbstmord live, zugänglich für tausende von Menschen - das war noch nie da.

      Ach nein?
      Und wie will man es dann nennen, wenn sich jemand inmitten einer Großstadt auf ein Gebäudedach stellt und lauthals ankündigt, er wolle springen? Öffentliche Selbstverbrennungen?
      Der Selbstmord vor Publikum ist sicherlich nichts neues - ich denke, man müsste sich eher einmal mit der Frage beschäftigen, ob der im Internet übertragene Selbstmord nicht einfach nur die Evolution dieses Prinzips ist.
      Der Frage nach der Ursache bringt uns das selbstverständlich auch nicht näher. Ich persönlich denke, dass der öffentliche Selbstmord immer von der Person abhängt - vielleicht ist die Person stark extrovertiert, vielleicht aber auch stark introvertiert und will lediglich einen letzten, großen Auftritt haben. Oder es liegt einfach an den Präferenzen: Wer unbedingt von einem Dach springen will, muss halt ein hohes Gebäude finden. Und die stehen zumeist nun einmal mitten in der Stadt.
      Ich kann es nicht mit Sicherhei sagen.
    • Original von Gastredner
      Original von Vas-y
      Selbstmord live, zugänglich für tausende von Menschen - das war noch nie da.

      Ach nein?
      Und wie will man es dann nennen, wenn sich jemand inmitten einer Großstadt auf ein Gebäudedach stellt und lauthals ankündigt, er wolle springen? Öffentliche Selbstverbrennungen?


      Ich als Internetuser kann nicht eben nach New York, wenn dort jemand vom Hochhaus springt. Den verübten Selbstmord vor der Webcam hätte theoretisch jeder bequem Zuhause ansehen können, vorausgesetzt jeder hat Zugang zum Internet. Das ist ein Unterschied zu deinen Beispielen.
    • Original von MangaEngel
      Und das es "Fake" schreiende Beobachter gab, wundert mich so gar nicht. Im Internet ist nichts echt, so heißt es doch. Nichtmal Menschen, die in diesem sterben


      Das is auch so ne Sache. Man kann dieses Argument immer bringen, ob nun um sich selbst zu beschwichtigen/belügen oder jemand anderen. Es ist nun mal einfach zu sagen "Ich dachte, das wär nicht echt". Vielleicht, weil es gerade im Internet oft vorgetäuschte Todesfälle gibt, die sich im Nachhinein als Schwindel entpuppten.
      In dem Fall ist es dann so ne klassische Ich-wasche-meine-Hände-in-Unschuld-Sache. Man kann leicht sagen "Ich wusste nicht, dass er es wirklich tun würde, ich dachte, er macht nur einen Scherz."

      Während man ne halbe Stunde vorher anonym, unerkannt und sicher hinter einem Bildschirm saß, über Kilometer an Kabeln vom Betroffenen getrennt, und ihn anfeuerte.



      Ich will damit diese Leute aber gar nicht als Monster oder so hinstellen. Heutzutage ist man mit dem Internet vor grotesken Webseiten und Charakteren so überfüttert, dass man instinktiv solche Selbstmorde zuerst wohl tatsächlich nicht ernst nimmt.


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Original von N@vi
      Die meisten würden dahinter eine Fälschung vermuten. Aufmerksamkeitsdrang, Selbstdarstellung, "Coolness".

      Ich glaube auch, dass das die simpelste Erklärung dafür ist, warum so "gelassen" mit der ganzen Sache umgegangen wurde. Mit dem Internet hat sich "unsere Generation" (also die Jahrgänge ab '82, sprich diejenigen, die mit den vernetzten Medien großgeworden sind) eine Scheinrealität aufgebaut, in der posserhafte Selbstinszenierung, schamlose Zurschaustellung und vor allem die Lüge und das Streuen falscher Informationen völlig alltäglich geworden sind.
      Ich denke, dass man, wenn man immer wieder damit konfrontiert wurde, dass sich irgendwelche im Internet groß angekündigten Ereignisse am Ende meist als Fake-Informationen herausstellen, letzenendes nur noch sehr skeptisch oder sehr abgestumpft auf solche Blogs à la "Ich bringe mich selbst um" reagiert.
      Ich hätte mir ehrlich gesagt auch nur etwas in die Richtung "Ich kann auch viel erzählen, wenn der Tag ist. Der will sich nur wichtig machen." gedacht, wenn ich sowas gelesen hätte.
      Die Sache ist einfach die: Es ist was völlig anderes, wenn ein Freund von dir sagen würde, er wölle Selbstmord begehen. Da würde jeder ohne zu Zögern eingreifen. Bei einer Person im Internet, die du nicht persönlich kennst, und bei der du immer davon ausgehen könntest, dass das ganze auch nur getürkt sein könnte, um Aufmerksamkeit zu bekommen; ist dir das alles ziemlich egal. Natürlich werden sich auch hier einige veranlasst sehen, einzugreifen, immerhin KÖNNTE da ein Menschenleben gefährdet sein. Aber sie hätten weder die Möglichkeiten noch die Motivation, das mit dem Nachdruck zu machen, den sie bei einer physisch greifbaren Person anwenden würden.

      Der große Makel unserer Generation, bzw. generell der Generationen, die mit den großen Medien, also auch Fernsehen und Zeitung großgeworden sind, ist einfach Folgender: Wir nehmen einfach hin, dass wir nicht 100%ig unterscheiden können, ob wir es mit Realität oder Fake zu tun haben.

      EDIT: Ein anderer Aspekt, der mir gerade noch einfällt - der aber shcon von den anderen angesprochen wurde - ist die absolut pervertierte Schaulust, die an den Tag gelegt wird. Ich erinnere mich nur mit einen Schaudern an Mitschüler, die sich zum Amüsement auf diversen einschlägigen Seiten zerstückelte oder zermatschte Menschen (Verkehrsunfälle, von Hochhäusern gestürzt etc) angeschaut haben und das Ganze unglaublich witzig fanden. Die emotionale Distanz und die Schaulust, die einem dazu veranlasst, auf sowas auch noch belustigt zu reagieren, ist mir schier unbegreiflich, ich finde es grausam. Aber es zeigt mir, wie abgestumpft inzwischen auf vieles reagiert wird.

      Let's get out of here while there's still time to walk. Running for your life is SO geeky.
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    • Original von Senfsamen
      EDIT: Ein anderer Aspekt, der mir gerade noch einfällt - der aber shcon von den anderen angesprochen wurde - ist die absolut pervertierte Schaulust, die an den Tag gelegt wird. Ich erinnere mich nur mit einen Schaudern an Mitschüler, die sich zum Amüsement auf diversen einschlägigen Seiten zerstückelte oder zermatschte Menschen (Verkehrsunfälle, von Hochhäusern gestürzt etc) angeschaut haben und das Ganze unglaublich witzig fanden. Die emotionale Distanz und die Schaulust, die einem dazu veranlasst, auf sowas auch noch belustigt zu reagieren, ist mir schier unbegreiflich, ich finde es grausam. Aber es zeigt mir, wie abgestumpft inzwischen auf vieles reagiert wird.

      Genau darüber musste ich auch nachdenken. Wieso kommen Leute nur auf die Idee einen Selbstmord (oder Mordankündigungen) im Internet zu veröffentlichen? Weil sie wissen, dass es genug hirnverbrannte Zuschauer gibt, die solch perverses Material lieben.
      Da man persönlich nicht betroffen ist (der Suizidgefährdete ist ja kein Familienangehöriger oder Freund) ist es im Prinzip wie das Fernsehen, wo man schon als kleines Kind sieht, wie sich andere selbst oder gegenseitig abschlachten. Von daher ist das ein ganz normales Unheraltungsprogramm, nur dass man es sich immer wieder und zu gewünschter Zeit anschauen kann.

      Zum Thema Selbstdarstellung kann ich eigentlich nur den Kopf schütteln. Ich finde es schon nervig, wenn Tokio Hotel Fans und Hasser ihre Meinung auf YT zur Schau bringen, andere wiederrum zeigen müssen, wie leicht man sich selbst schminken kann und andere wiederum Bilder von sich selbst und dem Partner inkl. einem Liebessong hochladen und
      a) unnötig Traffic verursachen
      b) unnötig Space blockieren
      c) alle anderen, außer sich selbst, damit nerven.

      Aber das ist ja noch harmlos zu Ankündigungen von Trittbrettfahrern und Suizidfreunden.
      Nicht alles muss man ernst nehmen, da müsste man sich 24/7 Sorgen machen, dass sich bald alle umbringen und umgebracht werden. Aber alle, die solche Ankündigungen im Internet machen, müssen einen Sprung in der Schüssel haben (und eigentlich sollte man dem immer nachgehen). Diejenigen, die es zum Spaß machen, sind (wahrscheinlich) unheilbar krank. Diejenigen, die es ernst meinen, sind ernsthaft krank und brauchen Hilfe.
      Das Problem ist, dass es in dem Sinne keine Internetpolizei gibt:
      Wenn jemand auf dem Dach eines Hochhauses steht und fest davon entschlossen ist, Selbstmord zu begehen, wird die lokale Polizei gerufen. Wer ist jedoch dafür zuständig, wenn jemand ein Video auf (z.B) YT hochläd und sagt, Selbstmord zu begehen?
      Soll man es YT melden? -> Die sagen es sei ein Fake und es sei nicht in ihrem Verantwortungsbereich.
      Soll man die lokale Polizei benachrichtigen? -> Die legen schnell die Bildzeitung weg, schmunzeln und sagen, es sei nicht in ihrem Verantwortungsbereich.
      Da die meisten Selbstdarstellungskünstler keine Anschrift hinterlassen, weiß man auch nicht, welches Polizeirevier dafür verantwortlich ist.

      Es gibt sicherlich noch genug moralisch aufrichtige Internetuser, die sicherlich helfen würden, jedoch ist für diesen Fall leider noch keine Hilfsmöglichkeit vorgeschlagen worden.
    • Ich frage mich manchmal ohnehin, wohin das alles noch führen soll. Nicht nur dass jeder Nutzer mit möglichst wenigen Mitteln in der Lage ist aus der aktuellen Mediensituation Kapital zu schlagen (Pseudo-faszinierende Selbstdarstellungen und Proletenvideos sind nach wie vor auf YouTube ohne große Kontrolle möglich). Ich erinnere mich noch gut, wie das vor 5-6 Jahren war, als ich gerade das Internet für mich entdeckte. Damals gab es Sachen wie MySpace und YouTube noch nicht, bezw. wurden gerade erst gegründet. Die Gründung dieser Portale brachte eben auch große - meist negative - Veränderungen mit sich:

      Der große Emo-Wahn ist letztendlich auch Medien wie MySpace zu verdanken, die Verharmlosung von Selbstmordgedanken, SVV, Bulemie, Anorexie und anderen psychische Krankheiten nahm deutlich zu. Es ging sogar so weit, dass man einfach mal schauen wollte "wie es sich wohl anfühlt, sowas durchzumachen". Das ist mein Erbnst solche Diskussionen gab es wirklich. Und als Schlussfolgerung kann ich auch nur sagen, dass solche Medien prinzipell auäßerst gefährlich sind, vor allem in bezug darauf sich selbst eine Scheinwelt aufzubauen und dann schließlich auch vollkommen in dieser zu leben. Klar, Nerds gab es damals auch schon. Es gab sie schon immer, seit das Internet als Medium besteht. Dann kam irgendwann WoW, aber auch diese Leute wurden von der Gesellschaft oftmals strikt gemieden. Und heute?

      Diese ganz "normale" Menschen lernen die Smileysprache, schreiben schon aus Prinzip "*gg*" oder "*lol*" (Die Klassiker halt) in ihren ICQ-Dialogen und denken sich nichts dabei. Vor drei Jahren hätten sie genau diese Leute mit Smileys ausgelacht und als Loser abgestempelt. Sie lassen sich von poserhaften Profilbildern auf MySpace und StudiVZ anziehen, ohne einmal darüber nachzudenken, was wirklich dahinterstecken könnte. Sie verbringen Stunden im Internet zur Kommunikation. Früher waren sie gelegentlich im netz um nach Infos zu suchen, danach traf man sich mit seinen realen Freunden und gut war. Ja, ICQ und MSN waren ja sogar Fremdland für diese Menschen. Heute vermischen sich die Nerds mit den "Normalos", auch dank Plattformen wie Studi- und SchülerVZ, die - wenn man mal länger drüber nachdenkt - aufgebaut sind wie eine Art Überwachungsstaat (Welcome Stalking!),was auch dazu führt, dass wesentlich mehr Menschen langsam aber sicher unter Realitätsverlust leiden, teilweise ohne es wirklich zu bemerken. Sie "leben" im Internet, weil dort alles so schön und einfach ist, man kann viel leichter neue Leute schnell und bequem kennenlernen, und nebenbei auch mit seinen realen Freunden chatten. Ein Zustand, der noch vor drei-vier Jahren eigentlich undenkbar war. Hätte ich damals als 20jähriger einen Gleichaltrigen Gesellschaftstyp gefragt, ob er mir seine ICQ-Nummer gebe, hätte der wohl nicht gewusst, was ich nun meine. Und als Fazit kann man auch sagen, dass eben genau selbst diese Menschen - neben den Nerds - es verlernen soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Zum Thema "Nerds und Geselslchaftsmenschen" könnte ich jetzt noch seeehr ausschweifen, aber das ist ja letztlich eine andere geschichte.

      Nicht falsch verstehen, ich will hier nicht die Nerds runtermachen. Ich persönlich kann sogar sagen, das ich mit solch sogenannten "wirklichen Internetmenschen" in meinem Leben bessere Erfahrungen gemacht haben, als mit den Standard-leuten und deren oftmals trendgerechten und vorgegebene Meinungen/Ansichten. Oftmals verstehen einen die Nerds auch in persönlichen Dingen einfach besser, vor allem wenn es um Themen wie Einsamkeit, Zurückweisung und Familienprobleme geht. Der Preis ist leider aber oft der, dass eben genau diese Menschen nur noch geringen Bezug zur Realität haben, was sich darin äußert, dass sie vollkommen verschüchtert wirken, wenn sie zB mal auf eine Gebu-Feier gehen, und manchmal gar am Rande einer Depression stehen, weil sie mit der ganzen Situation , mit so vielen Menschen in Fleisch und Blut einfach nicht umgehen können.. Damit kommen sie dann einfach nicht wirklich klar. Und das ist das Gefährliche, denn im Leben bleibt es auf Dauer nicht aus, mit Menschen zu kommunizieren. Und wenn man dies vollkommen verlernt, wird es mit der Zeit sehr schwer, vor allem in der Berufswelt Fuß zu fassen.
      -

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    • "Das Internet".. .früher waren es Rock'n'Roll, dann Rockmusik und später der Hip-Hop. Irgendwas wird immer als Sündenbock genommen, um von den wirklichen Ursachen abzulenken, und nicht weiter nachdenken zu müssen.

      Wird Amok gelaufen, waren es die "Killerspiele", Vergewaltigungen werden durch "Pornos" inspiriert und Jugendliche Saufen sich halbtot, weil es im Hip-Hop "cool" ist. Dabei weiß jeder, dass die Ursachen ganz woanders liegen. Im sozialen Umfeld, dem Erlebten und dem Charakter. Medien können nichts "wecken", was nicht bereits in einem drin ist.
      Jemand, der keiner Fliege etwas tut, wird nicht durch einen Horrorfilm zum Massenmörder, genausowenig wie niemand Amok läuft, nur weil er "Doom" gespielt hat.

      Genausowenig stumpft uns das Internet ab. Natürlich ist man irgendwann nicht mehr geschockt, wenn man zum 100. mal eine Leiche sieht. Genausowenig blättert man in der Zeitung irgendwann weiter, wenn man wieder über Krieg berichtet wird, oder schaut gelangweilt, wenn im TV hungernde Kinder in Afrika gezeigt werden. Dieses Abstumpfen ist eine normale menschliche Reaktion, die durchaus ihren Nutzen hat. Würden Altenpfleger bei jedem Todesfall weinen, könnten sie ihre Arbeit nicht ordentlich ausführen. Genausowenig Rettungsärzte, die täglich Unfallstellen aufsuchen und Menschen bergen müssen.

      Völlig falsch ist der Umkehrschluss, der oft gemacht wird: Der Mensch verlangt NICHT nach immer härteren und extremeren Darstellungen, um seine "kranken Triebe" zu stillen! Diese Gewaltsprirale existiert einfach nicht. Wäre dem so, würde keiner mehr Zelda spielen, sondern zu brutaleren Spielen wechseln.

      Wenn die Eltern den Medienkonsum ihrer Kinder nicht beobachten, bzw. sie über die Gefahren des Netzes informieren, kann es durchaus schädlich sein. z.B. gehen zu viele, besonders oft junge Menschen, nicht behutsam mit ihren privaten Daten um. Verbrecher haben so leicht die Chance, anhand des Namens und des Fotos, sowie die Ortsangabe, die Person ausfindig zu machen. Dies war vorher auch schon möglich, nur wird es durch das Netz extrem erleichtert.
      Elterlicher Beirat ist bei den ersten Schritten im Netz nicht schlecht, sondern lobenswert. Es geht nicht um Kontrolle, sondern einfach um elterliche Fürsorge.

      Diese ist besonders wichtig, da viele Kinder im Netz das Suchen, was sie im realen Leben nicht bekommen. Aufmerksamkeit und einen Menschen, der ihnen zuhört. Dies kann natürlich zur Sucht werden. StudiVZ, SchuelerVZ, MySpace, ICQ, MSN, Knuddels, ... usw. Sucht kommt bekanntlicherweise von suchen. Die Menschen holen sich einfach, was sie sonst nicht bekommen.

      Daher ist nicht das Netz zu beschuldigen, da es nur als Mittel dient und nicht die Ursache darstellt. Die Selbstdarstellung im Netz ist ein Symptom, welches andere Wurzeln hat. Das Netz bietet sich eben dafür an, wobei das ganz klar einen Mißbrauch darstellt.
      ...
    • Jetzt wurde hier schon so viel geschrieben, dass ich kaum mehr weiss, wo ich beginnen soll.

      Ich hatte von diesem Fall bisher ehrlich gesagt noch nichts gehoert, allerdings leb' ich, was Nachrichten und Co. angeht, sowieso hinter'm Mond und erfahr' das meiste tatsaechlich erst dann, wenn ich zufaellig hier im Board darueber stolper'.
      Meine Reaktion auf diesen Thread war auch eher.. eigenartig. Zunaechst las ich es, ohne grossen "Schock" oder wasauchimmer. Eine Art Verblueffung stellte sich erst etwas spaeter ein. Im Grunde wundert es mich kaum, dass so etwas passiert ist. Ich denke, im Internet darf man mittlerweile wirklich mit so ziemlich allem rechnen. Und das tu' ich im Grunde auch. Es ist makaber, wenn ich darueber nachdenke, dass sich jemand vor laufender Kamera das Leben nimmt und furchtbar viele Leute dabei zuschauen, aber ich halte es in keinem Fall fuer unglaublich. "Sowas musste ja noch kommen" entspricht eher dem, was ich mir dabei denke.
      Wie schon bemerkt wurde.. das Internet ist mittlerweile fuer fast jeden zugaenglich und wird auf verschiedenste Art und Weise genutzt, teils kann ich nur den Kopf schuetteln, wofuer.
      Aber verstaendlich find' ich's auch. Nicht unbedingt auf diese Selbstmord-Sache bezogen, soweit nachvollziehen kann ich es persoenlich gar nicht, aber allgemeiner betrachtet...
      Es gibt so viele junge Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gruenden mit ihrem realen Leben nicht klar kommen (wollen) und das Internet foerdert das meiner Meinung nach durchaus. Weil es hier die Moeglichkeit gibt, etwas anderes von sich selbst zu kreieren und in den Vordergrund zu stellen. Oder gezielten Kontakt zu gleich denkenden Menschen herzustellen und je nach Gruppe/Gesinnung/wasauchimmer ( mir fehlt das richtige Wort) sich noch weiter reinzureiten oder sich zwanghaft abgrenzen und Individuum sein zu wollen. Ich persoenlich denke, dass man das durchaus auch im realen Leben schaffen kann, mir kommt es so vor, als gaebe es da wieder viel mehr Moeglichkeiten, als noch vor ein paar Jahren, wo es mir so schien, dass man sich massentauglich in irgendeine Sparte packen muesste, um frustriert und funktionstuechtig Pflichten erfuellen musste, um ueber die Runden zu kommen. Vielleichte sah ich das zu der Zeit auch zu pessimistisch, aber ich persoenlich halte das Internet nicht fuer derart wichtig, als dass ich es als Portal zur Selbstprofilierung nutzen muesste, um als Person wichtig zu sein oder voran zu kommen.
      Viele denken das aber scheinbar, aus den unterschiedlichsten Gruenden. Und ich moechte dafuer auch niemanden zu stark kritisieren, da ich die Hintergruende nicht kenne, aber ich denke, dass das nicht unbedingt positiv auf diese Menschen wirken wird (hierbei sollte ich wieder differenzieren, man kann ja nicht alle ueber einen Kamm scheren, aber das wird mir grad zu viel).
      Wegzudenken ist das alles kaum mehr, mittlerweile gehoert das Internet und alles, was in dieser "Welt" vorgeht, fuer mich dazu, gutheissen kann ich vieles davon zwar nicht, aber da wird's jedem so gehen. Auf jeden Fall ist es erforderlich, einige Bereiche einzudaemmen, und wenn eben dadurch, dass, wie Maybe es ansprach, Eltern besser darauf Acht geben sollten, was sich ihre Kinder im Internet so alles ansehen. Man sollte aufgeschlossen mit der Thematik umgehen, aber ich stell' mir das in unserer Generation zum Teil recht schwer vor, da doch viele Eltern bereits etwas aelter sind und den Bezug vielleicht nicht so herstellen koennen. Aber eine grosse Hilfe waere es sicherlich.

      Mal wieder hab' ich keine Ahnung, ob ich mich verstaendlich ausdruecken konnte, oder das alles ueberhaupt noch wirklich zum Thema gehoert, aber ich schick's nun einfach mal so ab xD ...
    • Ich verstehe nicht, warum es hier so viele Selbstdarstellungs-Hasser gibt. Dieses Forum ist nichts anderes als Selbstdarstellung (überall liest man die eigene Meinung der Leute). Jeder Film ist Selbstdarstellung - des Autoren, der Schauspielerfähigkeit usw.
      Der Mensch schafft etwas und stellt sein Geschaffenes seinen Mitmenschen vor.
      Es gibt keine Space-Verschwendung, sondern nur eigene Präferenzen dessen, was man von all den Selbstdarstellungen gerne sieht.

      Ich finde es interessant über eine Person zu lesen oder von ihr zu sehen, wie sie denkt. Damit selektiere ich für mich, ob sie ein Mensch wäre, mit dem ich mich gut verstehen könnte. Es ist viel einfacher, als jede Person anzuquatschen und auf gut Glück zu hoffen, man könnte die gleichen Interessen oder Ansichten haben.
      YouTube bietet Vielfaches an Tipps durch jene Menschen und manchmal auch gut präsentierte Gedankengänge, aus denen man sich z.B. ein Trend-Bild erstellen kann und erkennen kann, in welche Richtungen Menschen denken, wie die Interessenwelt verteilt ist usw.

      Keine Selbstdarstellung wäre wohl das Filmen von Tieren. Aber wenn jemand ein Channel schafft, der nur von Wellensittichen handelt, verweist dieser sehr stark auf die Person und ihre Interessen. Wie sauber wird geschnitten? Wie aufgenommen? Wieso hat die Person gerade diesen Blickwinkel bevorzugt? Ist sie eitel und bricht das Video oft ab, um perfekte Szenen zu bilden? Lassen sich gar Fetische erkennen? Und, und, und.

      Mit allem, was wir veröffentlichen, erzählen wir von uns selbst.
      Per Internet kann man jedoch selektieren, was man hören und sehen will. Man findet Menschen, die einem eher zusagen, viel schneller.
      Alles nur eine Interaktion durch Selbstdarstellungen - nur auf einer anderen Plattform und digitalisiert. Hier muss man sich nicht einmal wegdrehen, wenn man jemandem nicht zuhören will wie im RL. Man klickt ihn einfach weg.

      Nur weil für einen die Ratschläge nicht interessant sind, heißt es nicht, dass andere z.B. in ihrem Berufsfeld nicht heiß auf solche Informationen sind. Vielleicht sucht man gerade Menschen, die an einem bestimmten Ort leben, vielleicht hat man keine Ahnung, wie man eine Frisur machen kann. Vielleicht braucht man auch nur eine simple Erklärung auf eine Frage.
      Eine riesige Informationswelt aus Interaktion hat sich gebildet. Man spricht nicht mit Maschinen, sondern kann auch hier auf menschliche Hilfe hoffen.

      Ich finde diese Art der Verschiebung nicht extrem schlimm.
      Warum muss man 3D bevorzugen, wenn es eigentlich nur um den Charakter eines Menschen geht? Dann braucht man doch keine Körper und kein Aussehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Salev ()