Der Dritte Krieg (true)

    • Der Dritte Krieg (true)

      Ich habe es angekündigt.
      Ich habe dran gedacht.
      Ich habe versagt.

      Nein, Spaß beiseite. Das Gammeln muss ein Ende finden. Ich muss wieder irgendwie hochkommen, meine kreativen Wurzeln wiederfinden, und das geht am besten, wenn man sich einfach mal hinsetzt und MACHT.

      Ich habe verlauten lassen, dass ich meine beiden Geschichten "Der Naga" (die so alt ist, dass sie nicht mehr im Board zu finden sein scheint... xD) und "Der Dritte Krieg" (seineszeichens unabhängige Zelda-Fanfiction, wenn man denn so will) zusammenfließen lassen will zu einem großen epischen Fantasy-Roman. Na ja, soweit jedenfalls mein Wunschdenken.
      Ich hänge sehr an Angoe und Lomeelinde (erinnert sich überhaupt wer?) und an Korgas und Garmin, habe immer gehangen, und verdammte Scheiße noch mal, ich will das jetzt durchziehen.
      Leider musste ich feststellen, dass ich extrem aus der Übung bin. xD; Ich brauche, glaube ich, ein bisschen Eingewöhnungszeit und eure Unterstützung wäre mir lieb. ;~;

      So, aber da ich nicht viel geschrieben habe (irgendwie fast... nichts, aber irgendwo muss man ja anfangen) und ich nicht will, dass mein Vorwort länger wird als die Story, hier, äh, der Prolog, wenn man so will. (DAS IST NUR 'NE HALBE SEITE OH GOTT) Nehmt's als Teaser, es ist so deprimierend wenig.


      Der Dritte Krieg


      Wenn die Sonne unterging, tauchte sie die Wüste in rotes Licht, sodass man glauben konnte, der Sand sei blutgetränkt.
      Jeden Abend bot sich König Garmin vom Balkon seiner Gemächer derselben Anblick: Ein Meer aus trockenem Blut, das an seinem Horizont die überquellende Sonne verschluckte.
      Rot war ihre Farbe, die Farbe seines Volkes, der Geächteten und Gehassten – jener, die in nicht allzu ferner Zukunft das Schloss des Königs des Nordens einnehmen würden, und dann würde der Rest der Welt sehen, wo er blieb.
      Und dann würde auch das Gras der nördlichen Königreiche, wie seine Wüste jetzt, im Blut ertrinken.
      Vor einigen hundert Jahren hatten das Wüstenvolk einen Friedensvertrag mit den Königen im Norden ausgehandelt. Davor waren sie Vagabunden gewesen, Diebe, hatten gestohlen und gemordet und eine lange Spur des Blutes hinter sich her gezogen. Sie waren bekannt gewesen und gefürchtet. Jetzt war ihr Volk in die Wüste zurückgedrängt, und sie mordeten nur noch auf dem heißen Sand unter ihren Füßen, wenn dumme Wanderer und Karawanen den Fehler machten, ihr Reich zu betreten.
      Und ihr Blut dünnte aus. Seit Anbeginn der Zeit, als die Götter sie in die Wüste geschickt hatte und sie mit dem Fluch belegt hatte, dass nur alle hundert Jahre ein Mann unter ihnen geboren werden könne, hatten die Frauen des Diebesvolkes sich der Männer angenommen, deren Dörfer sie überfielen, und wie das Schicksal es wollte gebar nur eine Glückliche nach hundert Jahren einen kräftigen Burschen, der sein ganzes Leben lang als König herrschen würde.
      König Garmin wusste, was seine Pflichten waren, und obgleich er auf eine seines Volkes ein Auge geworfen hatte, hielt ihn das nicht davon ab, dafür zu sorgen, dass er Töchter haben würde, die seine Blutlinie am Leben erhielten, bis er in hundert Jahren einen Nachkommen haben würde.
      Aber alles zu seiner Zeit. Es wurde Zeit, die Truppen aufzustellen und gen Norden zu ziehen, um endlich diese verdammte Wüste hinter sich zu lassen.


      ~ Wird fortgesetzt. Oh ja. ich versprech's. The show must go on und so.
      Warum hat übrigens keiner von euch auf das dritte Kapitel von "Home of Words" geantwortet? Banausen.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Dazu gleich mal eine Frage: Muss ich als Leser die beiden vorangegangenen Geschichten (bzw deren Protagonisten) kennen, um die Handlung zu verstehen? ^^" (*esnichtganzverstandenhat*)

      Wie auch immer, klingt doch alles sehr vielversprechend, dieses Volk kommt mir angenhem bekannt vor, guess I'll keep an eye on it. =D

      [SIZE=6]Aw, das bedeutet allerdings, dass der Berserker wohl so schnell nicht mehr aus dem Grab aufersteht ._.[/SIZE]
      There is no road to happiness - happiness is the road.
    • Nee, ich werde sowohl die Story als auch die Charaktere der beiden Geschichten zusammen und mache eine draus, dir werden also alle noch vorgestellt.
      Was die Charaktere aus "Der Dritte Krieg (untrue xD)" angeht, wird's natürlich für euch sehr offensichtlich, dass da mal das Zelda-Universum hintergesteckt hat, aber ich hoffe, dass ich genug verändern kann, um es nicht zu "geklaut" wirken zu lassen.
      Wir werden sehen, wie es sich entwickelt, ich bin mir selbst bei einigen Sachen nicht so ganz sicher. xD
      Eigentlich ollte ich auch "Das Chaos" neu schreiben.. :ugly:

      Aber leider hast du Recht -- "Der Berserker" ist tot und wird es wohl leider auch bleiben. ^^;
      Næhmachinery
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    • *unterstütz* ^^

      Ich fand den Schreibstil von Der Berserker und Das Chaos immer richtig gut, habe aber nie Der dritte Krieg oder Der Naga gelesen, also hoff' ich einfach mal auf gleiche Qualität ^^
      Der Teaser sagt mir persönlich übrigens überhaupt nix, könnte auch von einer gut geschriebenen Ganondorf-vs-Link-mit-Ausführungen-Story kommen. Aber wie man dich kennt wirds sicher noch interessant ^^
      Ich weerd auf jeden Fall weiter lesen, wenn mir was nicht gefällt kann ich mich ja beschweren ;P
    • Na dann mal viel Glück bei der Weiterführung, FoWo :D
      (... ich sag ja nichts...).
      Darf ich mal die Kritik rüber schieben, ohne dass man mich haut?!
      So aus der Übung biste du nicht, der vergleich mit dem Blut ist gut und auch ganz nett. [SIZE=7](was soll ich denn bei einer halben seite groß sagen?)[/SIZE]
      Aber ich weiß nicht... in einem Prolog würde ich keine großen Ausführungen über das Volk (Regeln, Geschichte usw.) machen. Das liegt natürlich bei jedem autor anders, aber imo gehört das häppchenweise in die handlung; der prolog selbst sollte... wie gesagt, IMO... irgendwie eine vorahnung beim leser hervorrufen, etwas...

      ach, egal ^^"
      mach einfach weiter.
      Ich gah mal, bevor man mich doch haut. Ich red ja eh nur schei*e.

      LG
      Nayleen

      [SIZE=6]
      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]
    • Original von FoWo
      Aber leider hast du Recht -- "Der Berserker" ist tot und wird es wohl leider auch bleiben. ^^;

      Schade aber auch, hatte Potential...

      ...
      *hüstel*
      ...
      ENDLICH!
      :D

      Im Gegensatz zu Nayleen finde ich den Prolog eigentlich rundherum gelungen, aber sie sagte ja schon: Jeder denkt da anders drüber.

      Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück bei der Suche nach deiner Kreativität. Denk einfach immer nur daran: Sie war mal da - und Kreativität ist nichts, was man dauerhaft verlieren kann. Sie mag sich vielleicht mal verstecken, selbst für einige Zeit, aber eines kann sie trotzdem nicht: Auf Nimmerwiedersehen in das Reich der Erinnerung verschwinden.
    • Für Kritik wird hier niemand gehauen. xD; Dafür poste ich ja. Wie soll ich besser werden, wenn mir keiner sagt, was ich falsch mache?
      Anyway, ich sollte vielleicht darauf hinweisen, dass das kein prolog war. xD; Also, es ist nicht als solcher gedacht, das ist schon die eigentliche Story... Nur weil's halt so kurz war... Ich verspreche, da kommt noch was. Wie gesagt, ich muss echt erst wieder reinfinden...

      Atm macht mir die extreme Ähnlichkeit zu Zelda noch Sorgen. xD; Hoffentlich kann ich das noch etwas ausmerzen, aber es ist schwer, die CHaraktere gleich zu belassen wenn sich der Hintergrund ändert.

      ETA:
      Ahh, Gastredner, mein treuer Leser. :* Danke fürd en Pep Talk. <3
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    • FOWO! ;____;

      Ich dachte du bist (künstlerisch) tot!
      *im kreis hüpf*

      Ich freu mich schon so auf Korgas :33

      btw, wie Nayleen sagte, der Vergleich mit dem Blut ist wirklich toll, aber mir kam's so vor, als ob das Wort ziemlich oft benutzt wurde...^^'
      Aber was solls.

      Weiter so :3 *pat*
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      ...in that case, can we just skip the talking and fight already? - NO!
    • Bevor es bald weitergeht (denn das wird es, ich HABE geschrieben) ein kleines Goodie, an dem ich überweigend heute, aber schon seit einer Weile, gesessen habe:
      [Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v354/FoWo69/nagacast_sprites.gif]
      Könnte Spoiler enthalten. %D Viel Spaß beim Rätseln. xD Ein paar Gesichter sollten euch ja bekannt vorkommen.
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    • Ächz.
      Dass es so lange gedauert hat lag nur daran, dass ich drei Wochen nicht zuhause war! xD;


      [...]
      Im Reich des Königs des Nordens ahnte man nichts von des Machenschaften des Wüstenkönigs. Um genau zu sein wurde in den Minuten, als König Garmin auf sein Reich hinabsah und seine glorreiche Zukunft ersann, im Norden ein großes Fest vorbereitet. Zoasis, der zweite Sohn seiner Majestät, trat seine Volljährigkeit an, was groß gefeiert werden sollte.
      Aller Feierlichkeit zum trotz gab es allerdings zwei Personen am Hof, die von dem ganzen Trara überhaupt nichts hielten: Die beiden Prinzen. Zoasis selbst fand es extrem überflüssig, dass er so ins Rampenlicht gerückt werden sollte, obgleich er durchaus Pläne für seine Zukunft hatte, von denen noch niemand im Königreich ahnte.
      Noch verstimmter war allerdings sein großer Bruder, der Thronfolger Angoe Ithilis Otar II höchstselbst, auf dem alle Hoffnungen des Königreiches lagen, da man in ihm einen fähigen nächsten König sah. Er hielt wenig von seinem kleinen Bruder, den er gerne und oft schikanierte und in schlechtes Licht stellte, doch die Volljährigkeit würde es ihm erschweren, seinem Bruder das Leben zur Hölle zu machen. Sein einziger Hoffnungsschimmer für den heutigen Abend war die Tatsache, dass auch viele Damen zur Feier geladen waren und er sich erhoffte, die Nacht nicht alleine zu verbringen. Wenngleich sein Vater es zweifelsohne lieber gesehen hätte, dass er sich eine Ehefrau suchte und sich nicht so hemmungslos dem Beischlaf hingab, wie es nun mal der Fall war.
      Angoe war für seine Frauengeschichten auch über die Grenzen seines Reiches hinaus berühmt und berüchtigt. So gab es viele junge Mädchen in der Königsstadt, die nur verschleiert das Haus verließen, damit er sie ja nicht ansähe, doch manche legten es auch darauf an, ihm zu gefallen, da er seine Mätressen gerne verwöhnte und beschenkte – solange sie ihm nicht langweilig wurden. Was, zugegeben, sehr oft sehr schnell geschah. Manchmal mochte er es, wenn sie sich rar machten und jagte wie ein Irrer den keuschen, schüchternen Mädchen hinterher, doch kaum, dass sich das rumgesprochen hatte, hatte er wieder nur Augen für die leidenschaftlichen, feurigen Damen der Stadt, deren Dienste aber dann oft nicht umsonst waren, und er wieder das Geld seines Vaters verprasste und auf ihren Kopfkissen und in ihren Miedern zurückließ.
      Auch jetzt war es erst später Nachmittag, doch in den Gemächern des jungen Thronfolgers waren die schweren, schwarzen Vorhänge zugezogen. Angoe mochte die Dunkelheit, und kaum eine der Frauen, die seinen Beischlaf genossen hatten, konnten von sich behaupten, dass ebenjener in mehr als schummrigen Dämmerlicht stattgefunden hatte.
      Er hatte seine Nase zufrieden im langen, schwarzen Haar seines persönlichen Dienstmädchens vergraben, während seine Hände geschickt und ohne, dass er ein zweites Mal hätte hingucken müssen, Schicht für Schicht ihren weißen, feinen Körper freilegten. Sie war schon lange sein Augenmerk gewesen; ein scheues, stummes Mädchen, das immer um ihn herumwuselte, um ihm Wein zu bringen und ihm die Haare zu kämmen und ihm Bäder einzulassen und ihm bei Bosheiten, die er für seinen Bruder geplant hatte, beizustehen. Nie hätte er sie unter ihrer weißen Haube eines zweiten Blickes gewürdigt, hätte er sie nicht zufällig eines Nachts mit entblößtem Haar in ihre Dienstmädchenkammer huschen sehen. Ab da hatte er keine Augen mehr für irgendeine andere Schönheit auf der Welt gehabt, und alles in ihm hatte sich nach seiner kleinen Begleiterin gesehnt, als sei sie die einzige Frau auf der Welt.
      Er hatte eine Weile gebraucht, um herauszufinden, wie er sich an sie heranzuwagen hatte, aber letzten Endes hatte auch sie irgendwann seiner Minne nachgegeben. Und jetzt zerfloss sie langsam unter seinen Berührungen, während er ihren bloßen Nacken küsste und sich zugegeben etwas ungeduldig Zeit dabei ließ, sie zu seinem Eigentum zu machen.
      Ein Geräusch auf dem Flur ließ ihn aufblicken, ohne, dass er seine Liebkosungen einstellte. Als es dann jedoch ruhig wurde, senkte er die Lider wieder, biss dem Mädchen sanft in die Ohrmuschel und erntete ein geschockt-verlegenes Quietschen, das ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Sie war noch gänzlich unberührt, und das gefiel ihm. Als er sie dann aber endlich gänzlich aus ihrem Dienstmädchengewand befreit und zum Hauptgang übergehen wollte, ertönte wieder das Geräusch aus dem Flur, diesmal gefolgt vom Schaben eines Schlüssels im Schlüsselloch und im nächsten Augenblick wurde die Tür zu seinen Gemächern aufgestoßen.
      Mit einem panischen Aufschrei stieß Angoes Dienstmädchen ihren Herrn von sich und bedeckte sich mit der Seidendecke, während Angoe mit einem Fauchen die Vorhänge seines Himmelbettes beiseite zerrte. Einen großen, schweren Schlüsselbund in der feinen Hand haltend stand ihm gegenüber, wen er jetzt am allerwenigsten gebrauchen konnte: Zoasis’ Zwilling, seine kleine Schwester.
      „Haltet Ihr es nicht für unangebracht, Euch an Eurem Dienstmädchen zu vergehen, Bruder?“, fragte Renya Aldea Otar mit ihrer ungewöhnlichen, tiefen, rauchigen Stimme, die zusammen mit ihrem hüftlangen, goldenen Haar und den auffällig leeren, dunklen Augen unter anderen Umständen dafür gesorgt hätten, dass Angoe sich vergessen hätte. „Nicht nur, dass Eure bloße Tätigkeit mehr als unpassend ist, aber selbiges dann auch noch an einem Tag wie diesem... Ihr solltet euch auf das Fest heute Abend vorbereiten, wie alle am Hof.“
      „Tu ich doch“, sagte Angoe und wischte sich eine lange, schwarze Haarsträhne aus der Stirn hinter die Ohren. „Ich bringe mich in Stimmung.“ Er grinste und offenbarte dabei seine weißen, ungewöhnlich spitzen Zähne, die jedes seiner Lächeln in eine Drohung zu verwandeln schienen. Renya aber schüttelte nur den Kopf und blickte dann zum Dienstmädchen hinüber, das sich zitternd halb hinter der Decke verbarg.
      „Zieh dich an“, befahl sie monoton. „Und dann verschwinde und kümmer dich um deine Aufgaben. Um deinen Herrn mach dir keine Sorgen, ich werde mich selbst seiner annehmen.“
      „Ja, Herrin“, flüsterte das Dienstmädchen kaum hörbar, kletterte hektisch aus dem Bett, warf sich schnell ihr Kleid über und sah, dass es davonkam.
      Renya wandte sich wieder an ihren großen Bruder. „Ihr habt wirklich nichts besseres zu tun als die gesamte Belegschaft zu beschlafen, oder?“, fragte sie.
      „Von wegen“, sagte Angoe gelangweilt und suchte sein Bett nach seinem Hemd ab, ehe er zu seiner Schwester aufblickte und grinste: „Nur die halbe. Auf die Männer verzichte ich dann doch lieber.“ Er ließ Renya keine Zeit, das zu kommentieren, sondern fügte hinzu: „Wobei mir dieser Page, den Vater in seine Dienste genommen hat, doch wohl gefallen würde...“
      „Ihr seid ein Ekel“, sagte Renya, ohne eine Miene zu verziehen. Manche bezeichneten sie als gelangweilt, denn nichts auf der Welt schien ihr Freude zu bereiten oder sie zu betrüben. Auch ihr Verhältnis zu ihrem eigenen Zwillingsbruder Zoasis war für Außenstehende nicht ganz klar. War sie für Zoasis die einzige Bezugsperson, schien ihr Band zu ihm wesentlich schwächer zu sein. Wenn es zwischen ihren Brüdern zu Streit kam, blieb sie unparteiisch, auch wenn sie Angoe deutlich spüren ließ, dass sie nichts von seinem Verhalten der Damenwelt und seinem Bruder gegenüber hielt. Das einzige, was sie gern zu tun schien, waren Abendspaziergänge im königlichen Garten, bei dem sie nicht selten über Angoe und seine Liebeleien stolperte und schon so manches Mädchen davor bewahrt hatte, dass er sich an ihm verging.
      Sie blieb neben seinem Bett stehen, als er, nur in seine Kniebundhose, deren Gürtel gelockert war, aufstand, um sich das schwarze Leinenhemd wieder anzuziehen. Dass sie ihn beobachtete, blieb ihm natürlich nicht verborgen, und er kam nicht umhin, sich lasziv eine seiner langen Haarsträhnen über die Schulter zu werfen und sie verführerisch ins Auge zu fassen. „Auch, wenn dich niemand beachtet, wirst du heute genauso wie dein Zwilling volljährig. Ich komme nicht umhin, Schwesterherz, mich zu fragen, ob du unter deinen Röcken auch schon eine erwachsene Frau bist oder noch immer ein kleines Mädchen.“
      Für den Bruchteil einer Sekunde wurde Renya unter der dezent aufgetragenen Rouge auf ihren Wangen bleich, ehe sie sich fasste. „Im Gegensatz zu Euch finde ich keinen Spaß an den Sünden des Fleisches“, sagte sie trocken. „Ihr tobt euch aus, dass es für uns beide reicht.“
      Angoe lachte. „Gut gesprochen!“, sagte er und zeigte wieder sein bedrohliches Lächeln. „Das mag ich an dir. Anders als dein dummer Bruder bist du wenigstens schlagfertig.“
      „Es freut mich, Euch zu amüsieren“, entgegnete Renya ungerührt. „Ich hoffe, dass Ihr Euch heute Abend auf dem fest besser benehmt. Der König wäre doch sehr schockiert, wenn der Thronfolger auf der Geburtstagsfeier seines einzigen Bruders nicht anwesend wäre, weil er das Gesicht wieder im Mieder einer Frau vergraben hat!“
      „Du solltest das mit den Sünden des Fleisches noch mal überlegen, Renya“, sagte Angoe, noch immer grinsend, während er sich die schwarzen Lederstiefel wieder anzog. „Du wirkst so gereizt.“
      „Ich glaube, ich habe es schon einmal bemerkt, aber: Ihr seid ein Ekel.“ Renya rümpfte die feine Nase ein wenig, ehe sie sich umwandt und aus Angoes Zimmer ging. Er sah ihr nach, aber sobald sie die Tür hinter sich zuzog, ließ er sich seufzend wieder auf sein Bett fallen und strich etwas sehnsüchtig mit der Hand über die warme Kuhle, die der zarte Körper seines Dienstmädchens hinterlassen hatte. Der Nachmittag war ihm versalzen worden, aber er hoffte nach wie vor, dass er heute Abend mehr Glück haben würde.
      Vorher würde er sich aber wahrscheinlich doch einmal bei den Vorbereitungen sehen wollen, und nachdem er eine Weile lethargisch auf seinem Bett gelegen hatte, raffte er sich auf, machte er sich auf den Weg zum Thronsaal.

      wird fortgesetzt.
      Næhmachinery
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    • Yayayayayay! =D

      Es geht endlich weiter! *tanz*

      Es liegt mir fern, mich zu beschweren... aber, uhm so wenig? xD;


      Sie war noch gänzlich unberührt, und das gefiel ihm. Als er sie dann aber endlich gänzlich aus ihrem Dienstmädchengewand befreit


      2x "gänzlich" hinternander stört wirklich nicht, aber irgendwie bin ich beim Lesen drüber gestolpert... sry .__.'


      OT: FoWo, dein Avatar in Kombination mit deinem Rangnamen ist pures WIN! 83b
      [Blockierte Grafik: http://img829.imageshack.us/img829/698/mgscomic14.jpg]
      ...in that case, can we just skip the talking and fight already? - NO!
    • Mir ist gerade aufgefallen, dass "Renya" ein Anagramm von "Rayne" ist. :ugly:


      Ich mag die neue Fassung, liest sich zugegebenermaßen deutlich angenehmer und lebendiger als die Ursprungsversion(en). ^^
      Puh, aber Angoe muss echt mal seine Hormone unter Kontrolle bringen, der spätpubertäre Kerl. xD;


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Original von Rayne
      OT: FoWo, dein Avatar in Kombination mit deinem Rangnamen ist pures WIN! 83b

      Ich legte es darauf an. xDb Aber danke.
      Und freut mich, dass dir bis auf die Wiederholung nichts aufgefallen ist. (ich mag das Wort "gänzlich"... xD)

      @Uly
      Ernsthaft? ich finde, es liets sich furchtbar steif. Als ob es schriee: "FoWo hat seit fast einem jahr nicht mehr geschrieben und alles verlernt!" xD Aber wenn das nur mir so vorkommt...
      Was Angoe angeht, stimmt, er ist um einiges schlimmer als in der Urfassung... Aber das hat Gründe, dieich hier aber noch nicht aufdecke. ^^
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    • Sei unbesorgt bezgülich des Leseflusses, der ist im Vergleich zu den Originalen deutlich gestiegen.
      Gerade bei Dialogen ist man ja schnell geneigt, in ein ödes Rede-/Gegenrede-Schema zu verfallen, ohne dass sich nebenher was ereignet. Ich finde, dieses Problem hast du mit dem Verscheuchen des Dienstmädchens und Angoes Ankleiden, eingebettet in seine Unterredung mit Renya, schon mal prima umgangen bzw. gelöst. xD
      Dass Angoe noch mehr Charakterarsch ist als im ursprünglichen "Naga", sagt mir übrigens sehr zu, ich sah in ihm bereits seinerzeit ein enormes Potenzial im Bereich des unsympathischen Auftretens, welches jetzt voll ausgeschöpft zu werden scheint. Yay dafür!

      Die Doll-Gruppierung finde ich ja sowieso sehr toll, wie schon mehrfach beiläufig erwähnt. :3
      Der Teaser/Prolog/Anfangsteil, der sich um Garmin dreht, ist natürlich nicht besonders umfangreich, aber ich finde, er macht Lust auf mehr, zumal ich deinen Stil, sogar gemessen daran, dass ich ihn sowieso mag, in diesem Stückchen sich besonders ansprechend niederschlagend finde, nicht zuletzt in den Beschreibungen und Metaphern. Klein, aber fein.

      Nicht zuletzt aufgrund meines exklusiven Kenntnisstandes lasse ich mich also nun mit einem süßlichen Lächeln in diesem Thread nieder und harre der epischen Dinge, die da kommen. xD

      *einquartier*

      dead girls dry each others eyes
      and pretend for a while
      that we're still alive.


      ________

      Twitter | DIE BASIS
    • Random Kreativitätsschub. %D Yay.


      [...]
      Die Legende besagte, dass aus einer Liaison zwischen der Wüstengöttin und dem Schlangengott Daem die ersten Wüstenmädchen hervorgegangen waren, allesamt mit dunkler Haut wie ihre Eltern, jedoch ausschließlich mit den roten, wallenden Haaren ihrer Mutter.
      Dass aber nur alle hundert Jahre unter den Kindern der Wüste ein Junge geboren werden sollte, hatten sie mit dem Volk ihres Urvaters gemein, der als Patriarch über seine Töchter herrschte, die wie er halb Mensch, halb Schlange waren.
      Shenian war das Zentrum der Wüste und konnte diese nie verlassen; so weit sie auch wanderte, der Sand wanderte mit ihr. So kam jene auch zu ihrem Namen, denn die Ränder der Wüste variierten täglich um mehrere Meter. Mal lag die Festung ihres Volkes am Rande auf blankem Fels, mal mitten im Sand, je nachdem, wohin Shenian im Zentrum geirrt war.
      Daem gehörte zum den wenigen, die sich gegen die tödliche Wüste zu behaupten vermochten; und mehr noch, er nahm bereitwillig die sengende Hitze und die keinerlei Unterschlupf bietende, trostlose Gegend voll Sand und Staub in Kauf, um der einsamen Göttin Gesellschaft zu leisten. Für ihn schuf Shenian letztlich den gigantischen Palast, um ihren Geliebten vor der Sonne zu schützen und schaffte ihnen so gleichzeitig ein Liebesnest. In der Sicherheit der massiven Felsen liebten sie sich tagaus, tagein ohne Hemmung und Scham, während draußen die Sonne alles vertrocknen ließ, was ihnen Böses gewollt hätte und was die Sandstürme nicht schon vorher in die Irre getrieben hatte.
      Ihre Liebelei fand ihr Ende, als Daem der Göttin irgendwann überdrüssig wurde, obwohl sie ihm viele schöne Töchter gebar. Doch davon hatte Daem selbst genug und sah daher keinen Grund, noch länger in der Wüste zu bleiben. Es zog ihn zurück in die kühlen, feuchten Wälder, aus denen er stammte und in denen er seine Familie zurückgelassen hatte. Shenian sah ihn nie wieder, begann abermals, jeden Tag ihre Wüste zu durchstreifen und schwor Rache. So kam es, dass sie forderte, dass jeder ihrer Söhne, wenn er eine ihrer Töchter zur Frau nehmen wollte, nicht nur das fünfundzwanzigste Lebensjahr vollenden musste, sondern sich auch persönlich die Erlaubnis einholte, ehe das Bündnis gefestigt wurde, damit Shenian sichergehen konnte, dass er nicht nach seinem Urvater kam.
      Und König Garmin hatte geduldig gewartet. Es war nicht leicht, über Frauen zu herrschen, zumal die Göttin klare Gesetze erstellt hatte: Mit fünfzehn wurde er zum König gekrönt, sodass er in seinem pubertären Kopf denken konnte, er hätte Macht. In Wahrheit, das erkannte er später mit etwas mehr Weitsicht, hatten aber seine Beraterinnen alles Wichtige geregelt und ihn nur Spielereien erledigen lassen. Nach Vollendung des zwanzigsten Lebensjahres dankten die Beraterinnen ab, und er konnte endlich tun, was er wollte. Und obwohl ihm erst nach Vollendung des fünfundzwanzigsten Lebensjahres eine Hochzeit und somit der Beischlaf erlaubt wurde, hielt ihn ab diesem Zeitpunkt nichts mehr davon ab, wenigstens ein bisschen auszunutzen, dass er über ein Volk von Frauen herrschte.
      Nun war es soweit und Garmin hatte sich mit Nadisha, einer Tänzerin aus seinem Volk, verlobt. Er wollte allerdings nicht den Zorn Shenians auf sich ziehen, und so kam es also, dass er alleine, mit schwerer Last an Wasservorräten und Proviant, ein Pferd als Opfergabe hinter sich herführend, auf dem Weg durch die Wüste war. Sein Ziel war der Palast der Mitte, die gigantische, aus Sand geschliffene Residenz der Wandelnden Göttin Shenian.
      Es war eine Tortur, zu Fuß, unter der Last, der sengenden Sonne und der beißenden Kälte der Nacht, mit dem störrischen Pferd am Halfter, das er nicht reiten durfte, da es sonst als unrein und nicht mehr als Opfergabe würdig galt. Garmin hatte schon nach dem ersten Tag seiner Reise begriffen, dass seine Göttin eher zum grantigen Typ Frau gehörte, von denen er in seinem Volk schon an genug geraten war. Es gab auch den liebevollen, weichmütigen, von dem keine auf die Idee käme, einen Mann, ihren König, eine solche Folter durchmachen zu lassen. Dass er sich, nur für eine Hochzeit, die nur offiziell machen würde was er eigentlich eh schon seit Jahren tat, durch die Wandernde Wüste quälen musste, zeigte nur, dass Shenian von ihren Söhnen, und wahrscheinlich dem ganzen männlichen Geschlecht, nichts und noch weniger hielt.
      Wenn er Nadisha nicht wirklich von ganzen Herzen geliebt hätte, hätte er schon lange umgedreht.
      Aber er kam dennoch gut und zügig voran, wanderte Tag und Nacht und rastete selten, und als er schon fürchtete, dass seine Wasservorräte zu Grunde gehen würden, ehe er sein Ziel erreichte, sah er in der Ferne den dunklen Fels des Palasts der Mitte vor sich aufragen. Gegen Sonnenuntergang hatte er das gigantische Steinportal erreicht. Unter dem Sand ließen sich Treppenstufen erahnen, die aber völlig mit Sand bedeckt und so ihrer eigentlichen Aufgabe beraubt waren. Garmin berührte den von der Sonne aufgewärmten Fels, der erstaunlich glatt geschliffen war, obwohl er alles andere als ein Palast war, sondern vielmehr ein überdimensional großer Klumpen schwarzen Steins. Eigentlich, fand Garmin, ziemlich hässlich.
      Trotzdem packte er das Pferd wieder am Halfter und trat ein.
      In der Halle, die er betrat, war es dunkel, sodass er einen Augenblick lang nachtblind war, doch wurde es auch um einige Grad kühler, sodass er seinen weißen Umhang, den er gegen die Sonne und den Sand vor das Gesicht und über den Kopf gezogen hatte, auszog und flüchtig zusammenfaltete. Als er dann Umrisse erkennen konnte, sah er dunkle Eingänge zu weiteren Räumen, ausgetretene Treppenstufen und am Ende des Raumes einen Altar, der an seinen Seiten von zwei erloschenen Fackeln und zwei Wasserbecken mit Brunnen begrenzt war. In der Hoffnung, die Hausherrin nicht zu erzürnen, führte er das Pferd zu den Brunnen zum Trinken, ließ sich selbst daneben nieder, trank und wusch sich. Das Wasser war herrlich kühl und schmeckte süß, und nachdem Garmin sich die Hitze, den Sand und Staub von draußen abgewaschen und dem Pferd einen Futtersack umgehängt hatte, beschloss er, sich etwas näher umzusehen, solange noch ein paar Sonnenstrahlen durch das Portal fielen.
      Die Stiefel hatte er ausgezogen, und so ging er barfuß und nahezu lautlos über den kühlen Fels, warf hier und da einen Blick in die dunklen Gänge, doch bei den meisten sah er kaum die Hand vor Augen, sodass er lieber zurückwich. Er inspizierte den Altar, vor dem ein fadenscheiniger Teppich lag, der nur noch von getrocknetem Blut zusammengehalten wurde. Offenbar hatten hier doch schon so einige Könige der Göttin ein Opfer gebracht, um ihren Segen für eine Vermähung zu erhalten.
      Garmin wurde ein wenig unsicher. Zweifellos war er alleine, aber sollte er das Opfertier auch alleine opfern, oder wollte die Göttin zugegen sein? Würde sein Eindringen sie erzürnen, oder erwartete sie es nicht anders? Wie begegnete man eigentlich einer Göttin? All seine Erziehung schien ihm plötzlich auffällig unnütz. Zwar konnte er mit zwei Säbeln umgehen wie keine der Kriegerinnen im Dorf, natürlich war er gebildet in Rhetorik und Religion, aber auf so eine Situation war er nicht vorbereitet.
      Hilflos stand er in der Eingangshalle und alles, was er hörte, war sein pochendes Herz und das Kauen und leise Wiehern des zufriedenen Pferds irgendwo am Brunnen.
      Und als hätte sie nur auf diesen Moment gewartet, kehrte mit dem letzten Sonnenstrahl, der von draußen hereindrang, die Göttin Shenian in ihren Palast zurück. „Ah, Besuch“, sagte sie und schritt auf Garmin zu, der sich überrascht umgewandt hatte. „Es ist lange her, dass ein König hier einkehrte. Fühlt Euch willkommen!“ Sie breitete die Arme aus.
      Garmin rang einen Augenblick nach Fassung, denn die Göttin war splitterfasernackt. Und wunderschön noch dazu, da tat auch das dritte Auge auf ihrer Stirn keinen Abzug dran. Sie war braungebrannt, brauner noch als er, ihr Haar war feuerrot, selbst das verführerische Dreieck zwischen ihren Schenkeln, und floss ihr über die schönen Schultern wie Lava. Ihre drei Augen waren pupillenlos und hatten die Farbe des Sandes in der Mittagssonne. Ein warmer Windhauch umspielte sie. Sie war mit Abstand die schönste Frau, die er je gesehen hatte – und als Herrscher über ein Volk aus Frauen waren das einige.
      Er schluckte und fasste sich. „Ich...“
      Sie machte ein herrisches Geräusch und unterbrach ihn so. „Ihr sprecht nur, wenn ich danach verlange!“, sagte sie und ging an ihm vorbei. Der warme Windhauch, der sie umspielte und nach Sand und Sonne roch, stieg Garmin in die Nase und kitzelte fast ein Niesen aus ihm heraus, aber er konnte sich beherrschen. Sie nahm sich Zeit, das Pferd zu begutachten und zu streicheln und ihm ein paar Worte zuzumurmeln, die Garmin nicht verstand, und er betrachtete versonnen ihren nackten, schönen Rücken. Als sie sich wieder zu ihm umwandte, fühlte er sich ertappt und sah betreten zu Boden.
      „Sehr mir in die Augen, König“, forderte sie, und sprach erst weiter, als er sie ansah. „Wie ist Euer Name?“
      „Garmin, Euer Hoheit“, sagte er, obwohl er fand, dass seine Stimme belegt und zu hoch klang. „Sohn der Nayselef.“
      „Ah“, machte Shenian, als wisse sie sofort, wen Garmin meinte – und vielleicht tat sie das sogar. „War sie also die Arme, die einen Jungen in die Welt setzen musste. Ein harter Schlag, kann ich mir vorstellen.“
      Garmin sagte nichts, auch wenn es ihm auf der Zunge brannte. Shenian starrte ihm weiterhin in die Augen, auch wenn er sich fragte, wohin genau ihr drittes Auge sah. In seinen Kopf, oder doch nur auf seine Stirn? Jedenfalls blinzelte sie nicht, und Garmin hätte sich eher die Zunge abgebissen, als selber zuerst zu blinzeln. Seine Augen tränten schon beinahe, da wandte Shenian endlich den Blick ab. Offenbar hatte er sich gut geschlagen, denn er glaube, kurz ein Lächeln auf ihren Lippen zu sehen. „Kommt“, sagte sie, dann wandte sie sich um und ging auf einen der dunklen Durchgänge zu. Garmin folgte ihr, zuversichtlich, nicht ohne ihren Segen wieder gehen zu müssen.
      Shenian führte ihn gewundene, ausgetretene Treppen hinauf, durch enge Gänge und dann wieder weitläufige Räume, immer in perfekter Dunkelheit, und er hatte keine Ahnung, wo er war oder wohin er ging. Wenn sie ihn im Kreis geführt hätte, er hätte es nicht gemerkt, aber er war verbissen, ihr zu folgen. Sie ging nicht schnell, und doch verlor er sie immer fast aus den Augen, und nur ein Windhauch oder das leise Tapsen ihrer nackten Füße auf dem Fels halfen ihm, sie wiederzufinden. Aber irgendwann kamen sie an, Garmin blieb mit höflichem Abstand zur Göttin stehen und sah sich um, als aus dem Nichts ein paar Fackeln entflammten.
      Shenian begab sich mit majestätischem Gang zum Ende des Raumes, wo eine gigantische Schlange in den Fels gehauen war, auf deren zusammengerollten Schwanz Decken und Kissen ausgebreitet waren. Eine Flasche und Kelch standen auf einem kleinen Podest bereit und Shenian ließ sich von Garmin einschenken, während sie sich niederließ.
      „Erzählt mir, König Garmin, warum Ihr hier seid“, verlangte sie, als sie den Kelch an die Lippen legte.
      Garmin, der die Flasche noch immer in den Händen hielt, holte Luft. „Ich will heiraten“, erklärte er. „Und wie Ihr befehlt, bin ich hier, um mir Eure Erlaubnis zu erbitten.“
      „Mmh“, machte Shenian, suhlte sich in den Kissen, trank und sagte eine Weile lang gar nichts. „Anders als von mir befohlen seid Ihr aber nicht mehr unberührt.“ Sie fasste ihn wieder scharf ins Auge.
      Garmin war schleierhaft, woher sie das wusste, und um eine schlagfertige Antwort verlegen, aber diesmal hielt er ihrem Blick stand.
      „Nun“, brach Shenian irgendwann die Stille, die sich breit gemacht. „So sind die Kinder dieser missratenen Schlange nun mal, die euch gezeugt hat. Wahrscheinlich könnt ihr nichts dafür. Also, erzählt mir! Wer ist denn Eure Auserwählte?“
      „Nadisha heißt sie“, seufzte Garmin und strich sich mit zwei Fingern durch den ordentlich geschnittenen Kinnbart. Shenian kam nicht umhin zu bemerken, dass etwas in seinem Blick entrückte. „Sie ist Tänzerin.“
      „So, so“, kommentierte sie und setzte sich wieder etwas mehr hin, um aufmerksamer zuzuhören. „Mehr nicht?“
      „Nun ja, wo soll ich da anfangen?“, sagte Garmin etwas hilflos und lächelte. „Sie ist älter als ich, aber das stört mich nicht. Ihr Haar ist von einem helleren Rotton als meine, ihre Augen sind aber dunkler, sie hat eine schöne Singstimme, auch wenn sie mir das nicht glaubt, und...“
      „Genug!“, fuhr Shenian ihn an. „Habt Ihr denn nichts über sie zu sagen als sie wie aussieht?!“
      Garmin zuckte ein wenig zurück. „Doch“, widersprach er lahm. „Natürlich.“
      „Nun, dann lasst hören! Ansonsten hätte es mich gewundert, warum Ihr sie heiraten wollt, obwohl Ihr doch jede Frau, die Euch gefällt, eh schon bestiegen habt wie ein Tier. Ekelhaft!“ Shenian warf erbost ihren Kelch von sich, der seinen Inhalt über den Boden versprühte.
      Garmin war drauf und dran, sie empört zurechtzuweisen, rief sich aber im letzten Augenblick wieder in Erinnerung, mit wem er sprach und klappte den schon geöffneten Mund wieder zu.
      „Also?“, schnarrte Sheinian, als er schwieg. „Hat es Euch die Sprache verschlagen? Wollt Ihr sie doch nur wegen ihres Körpers?“
      „Nein“, antwortete Garmin so beherrscht er konnte. „Auch ihre Art, einfach, wie sie geht, wie sie spricht... Was sie sagt, wie sie es sagt. Wie sie ihr Haar kämmt, wie sie sich zur Musik bewegt...“
      „Es geht Euch noch immer um Äußerlichkeiten!“, warf Shenian scharf ein.
      „Es gibt so vieles, was ich an ihr mag, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!“, sagte Garmin verzweifelt. „Sie ist so anders als die anderen. Sie ist so schlagfertig. Egal, was ich sage, sie hat eine Erwiderung. Egal, wie sehr ich ihr schmeichle, sie lässt mich dastehen wie einen kleinen Jungen. Sie ist die einzige meines ganzen Volkes, die... die, obgleich ihres niedrigen Standes als Tänzern, es wagt, mir die Stirn zu bieten. Zu widersprechen! Die nicht vor mir niederkniet und mich anbetet. Um die ich kämpfen muss!“
      Garmin holte tief Luft und schwieg dann. Er spürte seinen Puls im Hals hämmern und sah Shenian an, die, ohne ihn anzusehen, zwischen den Kissen saß und keine Regung zeigte. Als sie sprach, sagte sie: „Hebt den Kelch auf.“ Er tat, was sie sagte und stellte ihn zurück zu der Flasche auf das kleine Podest. „Nun, König Garmin“, fuhr die Wüstengöttin dann fort. „Glaubt Ihr ernsthaft, dass Ihr Eurer Nadisha gewachsen seid, so, wie Ihr sie beschreibt?“
      „Nein“, antworte Garmin wahrheitsgemäß, ohne zu zögern.
      Shenian lachte verächtlich. „So viele Eurer Väter haben schon hier vor mir gestanden und meinen Segen erbeten, und viele Tore waren dabei, aber Ihr seid der Gipfel der Torheit. Also warum sie, wenn sie Euch das Leben doch offenbar schwer macht? Doch wegen ihrer Hüften?“
      Erotische Hüften waren es in der Tat, fand Garmin. Und herrliches Haar, zum Küssen verführende Lippen, funkelnde Augen, zarte Finger und der formvollendeteste Busen der ganzen Wandelnden Wüste. Selbst wenn sie an Schönheit nicht mit der Göttin vor ihm gemessen werden konnte, so hätte er sie doch niemals eintauschen wollen.
      „Nein“, sagte er trotzdem nach einer langen Pause. „Nicht deswegen.“ Shenian starrte ihn wieder an. „Ich liebe sie“, fügte er resignierend hinzu. „Von ganzem Herzen.“
      Darauf sagte Shenian nichts mehr.

      Wird fortgesetzt.


      Als kleines Add-On: ich habe den ersten Absatz überarbeitet, da er der legende um Shenian und Daem widersprach.
      (Korgu: Das Blut bleibt. :p)

      Lies mich!
      Wenn die Sonne unterging, tauchte sie die Wüste in rotes Licht, sodass man glauben konnte, der Sand sei blutgetränkt.
      Jeden Abend bot sich König Garmin vom Balkon seiner Gemächer derselbe Anblick: Ein Meer aus trockenem Blut, das an seinem Horizont die überquellende Sonne verschluckte.
      Rot war ihre Farbe, die Farbe seines Volkes, der Geächteten und Gehassten – jener, die in nicht allzu ferner Zukunft das Schloss des Königs des Nordens einnehmen würden, und dann würde der Rest der Welt sehen, wo er blieb.
      Und dann würde auch das Gras der nördlichen Königreiche, wie seine Wüste jetzt, im Blut ertrinken.
      Vor einigen hundert Jahren hatten das Wüstenvolk des Südens einen Friedensvertrag mit den Königen im Norden ausgehandelt. Davor waren sie Vagabunden gewesen, Diebe, hatten gestohlen und gemordet und eine lange Spur der Zerstörung hinter sich her gezogen. Sie waren bekannt gewesen und gefürchtet. Jetzt war ihr Volk in die Wüste zurückgedrängt, und sie mordeten nur noch auf dem heißen Sand unter ihren Füßen, wenn dumme Wanderer und Karawanen den Fehler machten, ihr Reich zu betreten.
      Und ihr Blut dünnte aus. Seit Anbeginn ihres Daseins wurde im Volk der Wandernden Wüste nur alle hundert Jahre ein Mann geboren, sodass die Frauen des Diebesvolkes sich notgedrungen der Männer annahmen, deren Dörfer sie überfielen, um ihr Geschlecht am Leben zu erhalten. Und wie das Schicksal es wollte, gebar eine Glückliche nach hundert Jahren dann wieder einen kräftigen Burschen, der sein ganzes Leben lang als König herrschen und ihre Blutlinie bewahren sollte.
      König Garmin wusste, dass dies seine Pflichten waren, und er kam ihnen gern nach, obgleich er auf eine seines Volkes ein Auge geworfen, sich verlobt hatte und zu heiraten gedachte.
      Aber alles zu seiner Zeit. Es wurde Zeit, die Truppen aufzustellen und gen Norden zu ziehen, um endlich diese verdammte Wüste hinter sich zu lassen.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Oh mein Gott, was hast du mit Macho-Garmin gemacht? 8D
      Er ist ja so... anders.

      Offenbar hatten hier doch schon so einige Könige der Göttin ein Opfer gebracht, um ihren Segen für eine Vermähung zu erhalten.


      Nur einen kleinen Typo zu bemängeln. *pat* :3

      Die wandernde Wüste erinnert mich nun wieder an die Unendlich Geschichte und den Löwen (ich und Namen, ich weiß)... aber es kommt mir keinesfalls abgekupfert vor.
      Zugegebenermaßen, als ich den ersten Abschnitt las, dachte ich, das klingt mal so gar nicht nach FoWo, aber der Eindruck hat sich nicht bestätigt. Warscheinlich ist's bloß so lange her, dass ich das letzte Mal was von dir gelesen habe. ^^
      [Blockierte Grafik: http://img829.imageshack.us/img829/698/mgscomic14.jpg]
      ...in that case, can we just skip the talking and fight already? - NO!
    • Original von Rayne
      Oh mein Gott, was hast du mit Macho-Garmin gemacht? 8D
      Er ist ja so... anders.

      ... Angoe ist jetzt Macho für sie beide? xD; Keine Sorge, Garmin wird sich schon noch wieder berappeln, er ist nur noch etwas... benommen. xD
      Also, zumindest war ein CHarakterumschwung nicht geplant, halt ihn für mich im Auge. ;3

      Die wandernde Wüste erinnert mich nun wieder an die Unendlich Geschichte und den Löwen (ich und Namen, ich weiß)... aber es kommt mir keinesfalls abgekupfert vor.
      Zugegebenermaßen, als ich den ersten Abschnitt las, dachte ich, das klingt mal so gar nicht nach FoWo, aber der Eindruck hat sich nicht bestätigt. Warscheinlich ist's bloß so lange her, dass ich das letzte Mal was von dir gelesen habe. ^^

      Ich gestehe, die Unendliche Geschichte hab ich nie gelesen. Ist nicht so mein Buch. Gibt's da sowas denn auch? Bzw... Löwe? xD; Hä?

      Nun, es mag ja sein, dass sich mein Schreibstil seit letztem jahr geändert hat, ich hatte eine ziemlich intensive Pause, in der ich nichts eigenes geschrieben hab, aber sehen wir mal, was sich ergibt.

      Ich hab auch schon weitergeschrieben, aber der Absatz ist noch nicht woeder überarbeitet und ich hab ihn eh gerade nicht dabei, muss also bis nächste Woche warten...
      Næhmachinery
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      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Original von FoWo
      Original von Rayne
      Oh mein Gott, was hast du mit Macho-Garmin gemacht? 8D
      Er ist ja so... anders.

      ... Angoe ist jetzt Macho für sie beide? xD;

      dachte ich auch gerade 8D'

      Die wandernde Wüste erinnert mich nun wieder an die Unendlich Geschichte und den Löwen (ich und Namen, ich weiß)... aber es kommt mir keinesfalls abgekupfert vor.
      Zugegebenermaßen, als ich den ersten Abschnitt las, dachte ich, das klingt mal so gar nicht nach FoWo, aber der Eindruck hat sich nicht bestätigt. Warscheinlich ist's bloß so lange her, dass ich das letzte Mal was von dir gelesen habe. ^^

      Ich gestehe, die Unendliche Geschichte hab ich nie gelesen. Ist nicht so mein Buch. Gibt's da sowas denn auch? Bzw... Löwe? xD; Hä?

      Achso, ich dachte, du hättest dich davon inspirieren lassen :3
      Nunja, es gibt eine Wüste (die Wüste der farben, Goab, um genau zu sein) in der ein Löwe (namens Graogramán) wohnt... bzw er ist die Wüste selbst. Überall wo er hin wandert, wandert das Zentrum mit ihm... und es gibt dort ebenfalls eine Art Palast, der aus schwarzem Stein besteht (wie mir gerade wieder einfällt).
      ....Bei genauerer betrachtung wirkt es nun um einiges nachgemachter... aber mach dir nichts drauß, bitte lass Shenian so xD'
      (und bitte frag nicht warum mir die namen gerade jetzt wieder eingefallen sind... ich weiß es nicht oO)

      Nun, es mag ja sein, dass sich mein Schreibstil seit letztem jahr geändert hat, ich hatte eine ziemlich intensive Pause, in der ich nichts eigenes geschrieben hab, aber sehen wir mal, was sich ergibt.

      Ich hab auch schon weitergeschrieben, aber der Absatz ist noch nicht woeder überarbeitet und ich hab ihn eh gerade nicht dabei, muss also bis nächste Woche warten...


      Yatta! : D *geduldig wart*

      (ich mag deinen Schreibstil trotzdem noch :3 *fan-fähnchen schwenk*)
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      ...in that case, can we just skip the talking and fight already? - NO!
    • Haaaah, auf Seite zwei, obwohl ich seit Ewiogkeiten was hätte posten können! xD; *sich schlag*
      Ich bin atm so wenig am PC, dass ich schon vergesse, was ich geschrieben habe und was nicht... Egal, hier!


      ~~*

      Sie wies ihm eine Kammer für die Nacht zu und sagte, er solle morgen Abend aufbrechen, wenn die schlimmste Hitze vorbei wäre. Garmin wäre durchaus auch morgens schon losgezogen, wagte aber nicht, ihr zu widersprechen und blieb in der kleinen Kammer. Hoheitlich war es nicht, aber es gab eine Schlafecke, es gab Wasser und sogar einen kleinen Balkon, und Garmin verbrachte eine lange Weile trinkend damit, auf dem Geländer des Balkons zu sitzen und in die Wüste zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nicht, was die Zukunft ihm bringen würde, geschweige denn, dass er einen Krieg gegen das nördliche Königreich führen würde. Alles, was er wusste, war, dass Nadisha an seiner Seite sein würde für den Rest seines Lebens. Shenian schien ihm ihren Segen nicht verwehren zu wollen, auch wenn sie nach wie vor etwas grantig wirkte.
      Irgendwann aber spürte er die Erschöpfung der Reise in seinen Gliedern, er fiel wie ohnmächtig in die Kissen und schlief sofort einen festen Schlaf.
      Später in der Nacht trat Shenian an ihn heran und hockte sich neben ihn. Sie brauchte keinen Schlaf und war, wie es ihre Art war, ziellos in ihrem Palast umhergestrichen, bis irgendetwas, ein Gefühl, eine Ahnung, sie in Garmins Zimmer getrieben hatte. Er schlief noch immer tief, halb vergraben unter einer Decke, den breiten Rücken entblößt, die starken Arme umfassten ein Kissen als ob er dächte, es sei der leib seiner Liebsten.
      Shenian musste lächeln, als sie sich dachte, dass er wohl von seiner Geliebten träumte. Er meinte es ernst, das hatte sie gemerkt. Er wollte sein Mädchen wirklich aus Liebe heiraten, nicht aus Gier und Wollust. Und seit sie das nun sicher wusste, war er ihr entschieden sympathischer – anders als bei den meisten Söhnen ihres Volkes würde sie es bei ihm ernst meinen, wenn sie ihm ihren Segen mit auf den Weg gab.
      „Er gefällt dir, wie ich sehe. Nun, in ihm steckt auch eine Menge von mir.“
      Die tiefe, sonore Stimme hinter ihr ließ sie erstarren. Die Finger, mit denen sie sanft durch Garmins weinfarbenes Haar gestrichen hatte, hielten in ihrer Bewegung inne, und nur ihr drittes Auge drehte sich in seiner Höhle nach hinten. Es kostete sie Überwindung, zu sprechen, aber rühren konnte sie sich trotzdem nicht.
      „Was tust du hier?“
      „Oh“, sagte die blaue Schlange aus dem Schatten, „ich war zufällig in der Gegend.“
      Shenian konzentrierte sich auf jedes ihrer Körperteile einzeln und schaffte es schließlich, sich umzudrehen und aufzurichten. Die Schlange beobachtete sie und schien zu grinsen – ein Grinsen, das in jeder Gestalt das gleiche blieb. Gefährlich, aber so anziehend... Auch nach so langer Zeit noch fühlte Shenian, dass ihr Blut anfing, heiß zu pochen. Aber gleichzeitig war der Gedanke des Hasses kalt in ihrem Kopf wie Eis.
      „Er ist der vielversprechendste Sohn seit langem“, sagte Daem und glitt majestätisch aus dem Schatten, an Shenians Seite und betrachtete Garmin im kühlen Mondlicht. „Ein wenig einfältig, gut – das ist deine Seite der Familie.“
      Shenian war unfähig, etwas zu erwidern und Daem sah aus seinen schwarzen Augen zu ihr auf, züngelte leicht. „Ich habe große, sehr große Pläne für ihn“, sagte er. „Und du wirst weder mich noch ihn aufhalten.“
      „Die Wüstenkinder sind mein Volk, Daem“, presste Shenain schließlich hervor und verkrampfte die schönen Hände zu Fäusten. „Du hast deine eigenen Töchter zum Herumkommandieren!“
      „Oh, keine Sorge. Auch einer der Söhne, deren Mutter du nicht bist, ist in meinem Namen unterwegs.“ Die Schlange grinste wieder. „Und in ihn lege ich doch mehr Hoffnung als in den liebestollen Wüstenkönig, der aus deinem Schoß entspringt. Er kommt diesbezüglich doch sehr nach dir, befürchte ich.“
      Shenian wusste nicht, was sie mehr verletzte: Dass Daem ihr Volk, oder dass er sie selbst beleidigte. Aber langsam wurde der Gedanke an Rache wieder stärker und Shenian wusste, dass Daem in Schlangengestalt weniger Macht hatte als in seiner wirklichen, und ehe Daem sich wappnen konnte, hatte sie nach ihm gegriffen, dicht hinter dem Schädel, mit beiden Händen fest den dünnen Schlangenhals gepackt und riss ihn vom Boden hoch.
      Daem spreizte das Maul, offenbarte die langen, spitzen Zähne und fauchte und zischte bedrohlich. Er schlug mit dem mächtigen Schwanz um sich, wickelte sich um eines von Shenians Beinen und schaffte es tatsächlich, ihr den Halt zu nehmen und sie zu hart zu Fall zu bringen. Shenian ließ sein Genick los, um sich mit den Händen abzufangen, und in dem Moment war Daem zur Stelle und spreizte das Maul, um zuzubeißen – doch alles, was er zu fassen bekam, war eine Sandböe. Shenian wehte in Sandgestalt aus dem Fenster, über den Balkon und in die Nacht hinein.
      „Feigling!“, rief Daem ihr nach, dann wandte er sich zu Garmin. Die meisten Menschen fürchteten Schlangen, wenn sie sie sahen. Für das Volk der Wandernden Wüste hingegen waren sie heilig und wurden angebetet.
      Und so schreckte Garmin nicht zurück, als er in die ovalen Pupillen einer tiefblauen Schlange blickte, die ihn mit einer Schärfe ansah, die ein menschliches Auge niemals erreichen konnte.
      Die Schlange offenbarte ihm, dass er zu Höherem vorbestimmt war und dass es an der Zeit wäre, seine Vorbestimmung zu erfüllen – er sollte das Königreich des Nordens angreifen, dessen König werden und seiner Vermählten Flüsse und Blumenwiesen zu Füßen legen anstelle von Sand und Ödnis. Es war an der Zeit für das Wüstenvolk, die Wüste zu verlassen und das Leben als Wegelagerer aufzugeben.
      Am nächsten Morgen reiste Garmin ab, allerdings ohne den Segen der Göttin Shenian, die nirgendwo im Palast aufzufinden war. Aber Garmin hatte sie eh schon ganz vergessen über seinen Plan, Krieg gegen das Königreich des Nordens zu führen und Nadisha zu dessen Königin zu machen.
      In der Stadt des Wüstenvolkes beobachtete man an diesem Tag einen Rückgang des Sandes bis über das Eintrittstor der Wüste, wie es noch nie vorher gesehen worden war.

      Wie ein kleiner Junge beobachtete Angoe durch das Schlüsselloch, wie sein Bruder von einem Dienstmädchen festlich eingekleidet wurde. Zoasis stand wie eine Marionette, deren Fäden gekappt wurden; immer wieder musste er ermahnt werden, den Rücken gerade zu halten und Arme und Kopf zu heben, während er mit apathischem Blick sein Spiegelbild betrachtete.
      Zoasis hatte viel Pech gehabt. Verglichen mit seinem Bruder war er ziemlich hässlich und ein Schwächling obendrein. Angoe und Renya hatten die Schönheit ihrer verstorbenen Mutter geerbt, Zoasis schlug mehr nach seinem Vater. Gemein hatten die Brüder nur das schulterlange, rabenschwarze Haar, doch während die Frauen es liebten, ihre Nasen in Angoes Haar zu vergraben und den herrlich herben Geruch seines Körpers einzuatmen, waren Zoasis’ Haare strähnig und fettig und schienen nur da zu sein, um sein bleiches, eingefallenes Gesicht und die tiefgelegenen Augen zu verstecken. Nur seine Hakennase lugte zwischen den Strähnen hervor, unter denen nur manchmal ein apathischer Blick aus goldfarbenen Augen zu erspähen war.
      Obendrein war er geplagt von Allergien gegen so ziemlich alles, was belebt und unbelebt war und verließ sein Zimmer, geschweige denn das Schloss so gut wie nie. Die Einzige, die etwas Zugang zu ihm hatte, war seine Schwester, doch auch die hielt wenig von seinem allzu übertrieben absonderlichen Verhalten.
      Der Gedanke, dass Zoasis jetzt volljährig war und sein Vater ihn wohl bald verheiraten wollen würde, brachte Angoe vor der Tür heftig zum Grinsen. Keine Frau würde es lange mit ihm aushalten, geschweige denn, ihn freiwillig heiraten. An ihm war nichts. Er hatte ja nicht einmal die Macht, die Angoe innehaben würde, sobald er über das Königreich herrschte anstelle seines Vaters. Zoasis war einfach nur da.
      Angoe beschloss, Zoasis heute zu verschonen. Wahrscheinlich war er für heute schon genug gequält, alleine schon, weil sein Dienstmädchen ihn gerade in einen dieser unerträglichen Festtagsfummel zwang. Angoe wollte den Tag nutzen, um sich an weiblicher Gesellschaft zu ergötzen. Er richtete sein schwarzes Hemd und machte sich pfeifend von dannen.
      Renya Aldea wandte sich zur Tür und sagte: „Er ist weg.“
      Zoasis blickte auf und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sofort an ihren ursprünglichen Platz zurückrutschte. „Wirklich?“
      „Ja.“ Renya raffte ihre Röcke zusammen und stand von ihrem Platz an der Tür auf, wo Angoe sie nicht gesehen hatte. „Wahrscheinlich zieht er sein Dienstmädchen dir doch klar vor. Oder er hat sich etwas besonders Gemeines für heute Abend ausgedacht.“
      „Oh, das habe ich auch“, murmelte Zoasis und beobachtete im Spiegel, wie sein eigenes Dienstmädchen mit bemüht wertneutralem Gesicht seine Haare kämmte.
      Renya sah Zoasis schief an und schüttelte dann unmerklich den Kopf. Obgleich sie die Jüngste der drei Geschwister war, hatte sie oft das Gefühl, die einzige zu sein, der die Götter etwas Verstand in die Schädeldecke gesetzt hatten. Doch ihrem Vater, dem König, schien das egal zu sein. Für ihn existierte seine Tochter gar nicht. Dass auch sie heute volljährig wurde, schien ihn er vergessen zu haben. Renya ließ sich die meiste Zeit nichts anmerken, aber dieses deutliche Desinteresse schmerzte sie. Ihrem Zwilling schien das zu entgehen – Angoe hingegen hatte nun mal ein Händchen für Frauen und merkte es. Er sagte ihr, sie sei ein Abbild ihrer Mutter – die Götter mochten sie selig haben – und dass der König sie nur deswegen ignorierte, weil der Schmerz und die Erinnerung an ihren Tod ihn zu sehr plagten, auch nach achtzehn Jahren noch.
      Aber Zoasis war der, der ihrer Mutter den Tod gebracht hatte, hatte Renya versetzt. Sie war die Ältere der Zwillinge, und erst nachdem Zoasis blutüberströmt und schreiend auf die Welt gekommen war, hatte ihre Mutter vor Erschöpfung ebenjene verlassen.
      Darauf hatte Angoe die Schultern gezuckt. „Aber du bist das Mädchen“, hatte er gesagt.
      Der Tod ihrer Mutter war für Angoe ein weiterer Grund, Zoasis zu hassen. Er vermisste sie schmerzlich, denn er hatte sie sehr geliebt und viel Zeit an ihrer Seite verbracht, als er noch der einzige Sohn des Königs gewesen war. Ihr Tod hatte ihn stark mitgenommen, vielleicht mehr als seinen Vater. Dass Zoasis, der sonst seinem Vater so ähnlich war, auch noch die goldenen Augen seiner Mutter geerbt hatte, machte es alles nur schlimmer.


      Wird fortgesetzt. :3
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