Ulyaoth & Laures Productions presents:

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    • Ulyaoth & Laures Productions presents:

      ... eine noch namenlose Story ;) Sorry, wir haben bis eben drüber gebrütet, aber der Geistesblitz wollte nicht kommen, daher wird der Titel nachgereicht *lol* Ihr dürft auch gerne Vorschläge einreichen ;)

      Uly und ich schreiben die Story im Kooperationsverfahren, RPGmäßig mit verteilten Rollen. Wer wen spielt lasse ich erst einmal offen, wird sowie erst nach dem Prolog wichtig. Ich wette aber, dass es nicht sonderlich schwer zu erraten ist *lol*

      (Keine Garantie für Typo-Freiheit, auf ganz fiese Sachen darf gern hingewiesen werden XD)

      Also... dann mal los:

      Prolog: The shape of things to come


      „Verdammt, ich habe schon wieder verschlafen! Warum weckst du mich nicht, Mum?!“
      Jeremiah stürmte die Treppe seines Elternhauses hinab, draußen schien bereits die Morgensonne auf die grünen blühenden Gärten der ruhigen Vorstadtstraße. Bald würde wie immer der Schulbus vorbei kommen... und Jeremiah, kurz Jerry, würde ihn wie immer nur mit knapper Not erreichen. Oder auch nicht.
      Sein Hund Cosmo erwartete ihn mit dem Schwanz wedelnd am Fuß der Treppe, bekam aber nur ein schnelles Kraulen über den Kopf, dann setzte sich der junge blonde Mann an den Tisch und schlang seine Cornflakes in sich hinein.
      „Hast du heute Nachmittag noch Schwimmtraining?“ Seine Mutter, für Jeremiah ein Engel auf Erden, gesellte sich zu ihm und lächelte.
      „Ja.“, schmatzte der Blonde, „Hab ich, von nix kommt nix.“
      „Dann trockne dir aber gut die Haare ab, ja?“
      „Mum, ich bin fast zwanzig!“, lachte ihr Sohn. Er hatte sein Essen beendet und schnappte sich bereits die Schultasche.
      „Morgen, mein Sohn.“ Sein Vater kam aus dem Bad, er trug bereits seinen ordentlichen Anzug für die Arbeit, wie jeden Morgen. Eine gemütliche Routine.
      „Morgen, Dad. Ich muss los.“
      “Wie immer!“, lachte sein Vater, „Deine Schwester ist schon vor zwanzig Minuten los gegangen.“
      So war das immer. Dorothy war immer pünktlich. Aber wirklich böse war Jeremiah niemand, er war eben so und so wurde er geliebt. Sein Leben war perfekt.

      „Ist Experiment C3 bereit für die Tests?“ Der ganz in Weiß gekleidete Mann mit dem Laborkittel, dem Mundschutz und der Schutzbrille ließ den Knopf der Gegensprechanlage los und wartete auf eine Antwort. Es knisterte kurz, dann kam ein „Positiv!“ zurück.
      „Gut, bringen sie ihn her. Es ist alles bereit.“ Nur weniger Minuten später öffneten sich die Schleusentüren und eine Rollliege wurde hinein geschoben, auf der ein blonder junger Mann lag. Bis auf ein Tuch über seiner Körpermitte war er nackt.
      Die Liege wurde in die Mitte des Raumes gebracht und dort festgeschnallt. So auch der blonde Mann. Zusätzlich klebten sie Kontrollpads auf seine Brust, Elektroden an seine Schläfen und schoben kleine Kabel bewehrte Nadeln unter die Haut.
      „C3 ist fertig für die Test.“ verkündete eine Frauenstimme.
      Das Geschlecht war den vermummten Gestalten nur schwer zuzuordnen.
      „Was wird es diesmal?“
      Der Mann mit dem Mundschutz beugte sich über das Testobjekt, besah dann kurz seinen kleinen Taschencomputer, scrollte durch die Datei, die geöffnet war.
      „Wir mischen Crichnin mit einem doppelten Dosis Anti-Lorazin. Dazu bekommt er noch Zon gespritzt.“
      „Ist es mit der Regierung abgeklärt, dass wir hier Zon benutzen? Es ist sehr gefährlich.“
      Der Arzt lachte auf und musterte seine Kollegin mit einem abschätzigen Blick. Sie war neu... und sehr naiv wie es schien. „Die Regierung hat dieses Zeug in Umlauf gebracht. Das war ein Testlauf. Jetzt sind wir über die mutagenen oder tödlichen Nebenwirkungen informiert und konnten einen Blocker einbauen, der diese Reaktionen hoffentlich verhindert.“
      „Hoffentlich?“, fragte die Frau.
      „Es wurde noch nicht getestet, wir werden sehen, welche Wirkung es auf C3 hat. Schließen Sie die Maschinen an. Wenn er uns verreckt, heißt es eben zurück ans Reißbrett und wir machen mit C4 weiter.“
      „Jawohl, Doktor.“ Die Kabel, die aus dem Körper der Testperson ragten oder an ihr befestigt waren, wurden an die Geräte angeschlossen. Als der Strom eingeschaltet wurde, ging ein kurzes Zucken durch den schlaffen Körper. Über eine Kanüle im Handrücken, die aussah, als wäre sie bereits mit der Haut verwachsen, wurden die Medikamente gegeben.
      Gebannt starrten alle auf die Monitore und Ausschlagnadeln. Auf einem Bildschirm konnte verfolgt werden, wie sich die Mittel im Körper ausbreiteten.
      „Er sollte gleich eine Reaktion zeigen.“

      „Brenda schaut dich an.“ Clint, Jerrys bester Freund, boxte ihn in die Seite und nickte in Richtung der großen Glasscheibe an der Schulschwimmhalle. Die Sonne fiel dort hinein und ein paar Mädchen drückten sich an dieser Stelle herum, rein zufällig natürlich, nicht etwa um einen Blick auf die Jungs mit ihren vom Schwimmen geformten Körpern in den engen Badehosen zu erhaschen.
      „Ja und?“
      „Hallo-ho?! Na und?! Das ist Brenda! Die Brenda! Ms. Traumbusen!“
      Jeremiah lachte auf und schüttelte nur den Kopf. „Du spinnst, komm wir müssen noch...“ Er konnte den Satz nicht beenden, die Kopfschmerzen raubten ihm fast den Verstand, nicht ein Gedanke blieb mehr hängen. Gleichzeitig wurde ihm schlecht.
      „Jerry? Warum bist du so blass?“
      Der Blonde torkelte zur Seite, alles drehte sich, verschwamm zuckend vor seinen Augen. Er verlor den Halt, sein Fuß trat ins Leere als er rückwärts ins Schwimmbecken stürzte. Clint schrie etwas, doch Jeremiah sah nur die Mundbewegung, hörte es nicht. Dann schlug das Wasser über ihm zusammen, eiskalte Hände schienen an seinem Körper zu zerren, ihn immer weiter in die Tiefe zu reißen. Jeremiah öffnete den Mund, schluckte Wasser. Vor seinen Augen wurde es schwarz. Fühlte es sich so an, wenn man starb?

      „Die Werte spielen völlig verrückt!“ Der Arzt zuckte zurück und schaute sich die Monitore an. Der Herzschlag des jungen Mannes raste, seine Augen bewegten sich wie wild unter den Lidern, der Körper zuckte wie unter elektrischen Stößen.
      Eine Kanüle riss aus der Haut und Blut quoll hervor.
      Dann trat auf einmal Stille ein.
      „Ist er... tot?“
      „Nein...“, beantwortete der Chef der Wissenschaftler. „Alle Werte sind wieder völlig normal.“
      Alle starrten wie gebannt auf die Bildschirme, keiner sah die Hand des Blonden, deren Finger sich langsam bewegten.
      Sie ballten sich zur Fäusten, lösten sich wieder und krampften erneut zusammen. Die Geräte gaben keinen Ausschlag für die plötzlich erhöhte Gehirnaktivität. Und selbst wenn, hätte das Team es nicht bemerkt, da sie gerade eifrig darüber diskutierten, welche Wirkung die Drogen nun hatten und vor allem welche Folgen.
      Plötzlich schlug das Testobjekt die Augen auf. Langsam, wie in Zeitlupe lösten sich die Riegel der Armschlingen, auch die an den Beinen rutschten aus ihren Halterungen und gaben den jungen Mann frei, der sich ruckartig aufsetzte und umsah.
      Sein Gesicht zeigte absolute Verstörung, er wusste nicht wo er war oder was mit ihm geschah.
      „Doktor! C3 ist aufgewacht!“ stieß eine junge Assistentin aus und wich einige Schritte zurück.
      „Bitte bewahren Sie alle die Ruhe. Verabreichen sie C3 eine Dosis Phetalin und schnallen sie ihn wieder fest.“
      „Wo bin ich...?“ Die Worte kamen klar aus dem Mund des jungen Mannes. „Wo bin ich? Wo habt ihr mich hingebracht?!“
      „Es ist alles gut.“, meinte der Arzt so ruhig wie möglich. „Sie sind im Krankenhaus und sehr krank. Bitte legen Sie sich wieder hin, damit wir Sie heilen können.“
      „Wo bin ich?!“, donnerte der Blonde.
      „Ganz ruhig, alles okay.“ Der Arzt hob beschwichtigend die Hände. „Wir regeln das alles. Ich werde Ihnen alles erklären.“
      In diesem Moment war der Assistenzarzt bei dem jungen Mann und wollte ihm eine Spritze setzen, doch urplötzlich wurde er von den Beinen gerissen und flog durch den Raum. Er schlug so heftig mit dem Schädel an die Wand, dass dieser brach und der Mediziner tot zu Boden fiel.
      „Schießen Sie!“, brüllte der Oberarzt. So etwas war nicht geplant gewesen. Wie konnte es sein, dass C3 schon die Art Kräfte besaß, die man ihm eigentlich hatte geben wollen. Die Experimente waren doch bisher ohne Ergebnis.
      Neben der Tür stand ein Wachmann, der nun seine Waffe zückte und abdrückte. C3 hob die Hand und die Kugel stoppte vor deren Fläche, rotierte weiter in der Luft, wie eingefroren.
      „Was zum...?“ Dies waren die letzten Worte des Wachmannes, denn die Kugel löste sich von C3s Hand und raste zurück. Direkt in die Stirn des Mannes. Er brach zusammen.
      „Wo bin ich?“, wiederholte der Blonde die Frage wie in Trance.
      Es brach Panik im Team aus, denn einige, vor allem die Schwestern, erkannten, dass diese Situation aus dem Ruder lief und man besser daran tat, zu fliehen.
      Der Oberarzt versuchte einen weiteren Beschwichtigungsversuch, nachdem er seinen Mundschutz herunter gerissen hatte.
      „Ihnen passiert nichts. Bitte beruhigen sie sich. Sie sind im Krankenhaus, Sie hatten einen Unfall.“ Schweiß stand auf seiner Stirn und er ging, entgegen seinen Worten, vorsichtig rückwärts.
      „Wo bin ich?!“, schrie sein Gegenüber nur erneut und eine Schockwelle löste sich aus seinem Körper. Sie schleuderte den Arzt von den Füßen, eine Schwester hatte weniger Glück. Sie raste hilflos direkt in den Wand von Bildschirmen und Konsolen und starb zuckend in einem Funkenregen, eine andere wurde gegen den Türrahmen geschleudert und sank mit blutendem Gesicht zusammen.
      C3 schaute den Arzt an, der immer noch am Leben war, drehte sich dann aber um und ging zur Tür. Die Schläuche und Kanülen rissen aus seiner Haut, hinterließen Blutspritzer auf dem Boden.
      „C3! Du kannst nicht gehen! Du kommst hier nicht raus! Wenn du versuchst, dieses Gebäude zu verlassen, wird man dich erschießen! Komm zurück!“ schrie der Mann ihm nach und rappelte sich wieder auf, um zum Alarmknopf zu stürzen.
      Doch der Blonde hörte nicht auf ihn. Die Alarmsirenen schrillten auf als er den Gang hinab ging, in der Decke brachen Leitungen, sprühten Funken. Bildschirme in den Wänden gingen krachend zu Bruch.
      Ein Einsatzkommando der Sicherheitskräfte stürmte heran, begann aus allen Rohren auf ihn zu feuern. Doch es waren nicht die Schreie von C3, die daraufhin durch die Gänge hallten.

      ~~~

      Dreizehn Stunden später war das Chaos immer noch nicht beseitigt. Einsatzkräfte hasteten durch die Korridore, schleppten Leichen oder Schutt beiseite und zogen Kabel an langen Rollen durch die Gänge. Was seit Jahrzehnten nicht mehr passiert war, war nun eingetreten – ein Stromausfall. Und das trotz des ausgeklügelten Versorgungssystems, das die Anlage durchzog.
      „Allerdings hatten wir auch noch nie einen solchen Zwischenfall“, bemühte sich ein verschwitzter Wissenschaftler, seinen Vorgesetzten zu beruhigen. „Ich kann Ihnen versichern, wir konnten damit nicht rechnen, wer sollte wissen, dass C3 so… durchdrehen würde!“
      „Ich weiß. Ich weiß, Dr. Filburt, ich weiß.“ Dr. Chokers Stimme war leise, sanft und sehr verständnisvoll. „Glauben Sie mir, ich mache Ihnen keinen Vorwurf deswegen, nicht einmal im Traum…“
      Filburt schien erleichtert. „Gut, Sir, ich möchte auch noch hinzufügen, dass wir alles menschenmögliche tun werden, um C3 wieder sicherzu…“
      „Menschenmöglich. Hm.“ Choker unterbrach ihn, immer noch verträumt und abwesend wie vorhin. „Wissen Sie, ich glaube, das wird nicht genug sein.“ Er legte jovial einen Arm um die Schulter seines Untergebenen und stieg beiläufig über einen abgetrennten Arm, der immer noch zwischen Schutt und Schrott lag. Filburt zuckte zusammen. „Sie sind doch ein kluger Mann, nicht wahr, Dr. Filburt?“
      Der Forscher wusste nicht, was er sagen sollte und murmelte etwas Unverständliches in sich hinein.
      „Guter Mann“, fuhr Choker fort, mit einem Grinsen als hätte Filburt mit aller Inbrunst ‚Ja’ geschrieen und salutiert. „Und als was genau würden Sie C3 nun bezeichnen?“
      „Als… als… experimentellen Träger des ADAM-Genoms, der als Dritter in einer Reihe von zehn Versuchobjekten…“
      Wieder wurde er unterbrochen. „Also alles andere als ein Mensch, nicht wahr, mein Freund?“
      „Nun…“ Filburt holte tief Luft, erhaschte dann aber einen Blick aus Chokers blassgrünen Augen und schluckte seine Entgegnung hinunter. „Ja, Sir. Ich meine, nein, Sir.“
      „Ergo wird ‚alles Menschenmögliche’ zuwenig sein. Viel zuwenig.“ Er ließ seinen Untergeben los und faltete die Hände wie zum Gebet. „Sie sind doch das Ass hier in dieser Firma, nicht wahr? Der ungekrönte König der Biogenetik.“
      Filburt versuchte erst gar nicht, eine Antwort zu finden.
      „Ich schlage vor, Sie wachsen über sich hinaus, mein Freund. Das Ass ist zuwenig. Seien sie der Joker.“ Er klopfte ein letztes Mal kumpelhaft auf Filburts Schulter. „Der Joker schlägt jede andere Karte, ich hoffe Sie wissen das. Seien Sie der Joker, oder ich werde es sein. Und Sie, das Ass, landen irgendwo unten bei den Groundrunnern.“
      „Sir, ich…“
      Choker wandte sich um und ging. „Holen Sie C3 zurück. Sie haben genau eine Woche.“
      Filburt ließ die Schultern hängen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Laures ()

    • Gar nicht übel :D

      Die Fehler die ich gefunden hab behalten ich großzügig, wie ich bin :lol:

      Klingt auf jeden Fall sehr vielversprechend und spannend :) ich vermute hier einfach mal, dass Jerry = C3 ist aber ihr braucht es nicht zu verraten, ich lass mich gern überraschen. Nur bitte nicht zu lange warten lassen auf die Fortsetzung. 8)

      Mir gefällt die Thematik. Erinnert mich an Heroes, X-Men usw. Sowas lieb ich :)

      Filburt bei dem Namen musste ich lachen :lol: aber warum nicht. Immer nur Smith, Miller & Co. wäre ja langweilig ;)
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      Ein fröhliches HUHU an meine Mit-Nüsschen Laures und Uly aus dem Taube-Nüsschen-Club!
      Wir alle sind taube Nüsschen! XD
    • So, melde ich mich endlich auch mal wieder hier im FW.

      Prinzipiell gefällt mir der Anfang ganz gut. Es lässt sich überwiegend gut und flüssig lesen, beinhaltet nicht allzu viele Fehler.
      Allerdings sind manche eben jener Fehler recht offensichtlich. Beispiel:
      Original von Laures
      „Ergo wird ‚alles Menschenmögliche’ zuwenig sein. Viel zuwenig.“

      Es muss "zu wenig" heißen. Das Wort "zuwenig" existiert meines Wissens nach nicht einmal.
      Desweiteren gibt es einige Zeichensetzungsfehler - das berüchtigte Komma hat wieder mal zugeschlagen.
      Desweiteren sind ein paar Sätze zumindest für mich ein wenig holprig geraten, wie dieser hier:
      Jeremiah stürmte die Treppe seines Elternhauses hinab, draußen schien bereits die Morgensonne auf die grünen blühenden Gärten der ruhigen Vorstadtstraße.

      Das "draußen", wie es einfach so hinter dem Komma steht - es stört mich irgendwie. Besser wäre meiner Meinung nach:
      Jeremiah stürmte die Treppe seines Elternhauses hinab, während draußen bereits die Morgensonne auf die grünen blühenden Gärten der ruhigen Vorstadtstraße schien.
      Sollte es gewünscht werden, kann ich auch nochmals ganz durch den Text schauen und alles, was ich für einen Fehler oder holprig formuliert halte, markieren bzw. korrigieren.
      Bliebe nur noch eine Sache: C3.
      Seiner Reaktion ist, in meinen Augen, recht unglaubwürdig. Nein, eigentlich nciht so sehr seine Reaktion - viel mehr seine Aktionen.
      Angenommen, bei C3 handelt es sich um Jeremiah. Dann wäre er anscheinend offiziell gestorben und in ein Geheimlabor verfrachtet worden, wo man einen Test an ihm durchführte.
      Er wacht auf - und fragt sich natürlich erst einmal, wo zum Teufel er eigentlich ist.
      Der Forscher versucht ihn zu beruhigen. Es ist verständlich, dass C3 nicht unbedingt ruhig wird. Allerdings würden die meisten Menschen den Anweisungen eines Arztes wohl Folge leisten, vor allem dann, wenn man ihnen sagt, sie seien schwer krank. Kittel verleihen Autorität. ;)
      Seine gewalttätige Reaktion ist aber eher weniger das unglaubhafte, wobei sie auch ein wenig überzogen wirkt. Was wirklich verwundert, ist die Art seiner Reaktion. Der Forscher sagt es ja selbst: Anscheinend hat C3 diese "Kräfte" erst durch das Experiment erhalten. Dennoch ist er ohne nachzudenken sofort in der Lage, sie zielgerichtet und vollkommen skrupellos einzusetzen. Und genau da frage ich mich: Häh? Der Kerl wacht auf, ist verwirrt, verhält sich aber sofort wie der jahrelang gestälte und extra dafür trainierte böse kleine Bruder eines Jedi-Ritters. Es wirkt irgendwie...falsch.
      Positiv anzumerken wäre aus meiner Sicht noch, dass es nicht wirklich ganz klar ist, ob Jerry und C3 jetzt tatsächlich ein und die selbe Person sind, oder ob beide Geschehnisse parallel laufen und in Verbindung miteinander stehen. Das gefällt mir gut.

      Freue mich auf die Antwort und den nächsten Teil,

      ~Gastredner
    • Gefällt mir schon mal sehr gut, aber sag mal, ihr habt was die wissenschaftliche Seite angeht euch nicht zufällig ein wenig bei Bioshock inspirieren lassen ? ;)
      Aber um noch etwas konstruktive Kritik zu über: ich finde die Abschnitte von Jerry sollten etwas länger, ausgedehnter und detailiierter sein. Bisher hat der Junge zumindest noch keinen wirklichen Charakter für mich.
    • Danke für die Kritik, Leute. ^^

      Der Anfang ist wirklich noch etwas unklar und knapp, zugegeben, aber da kommt ja noch was. ^^ Anhand eurer Kommentare können wir dann jedenfalls das verbessern, was wir beim ersten Mal übersehen haben. xD

      Im Übrigen ist die Geschichte nicht geplant entstanden, sondern mehr in einer Art Spiel. Das heißt, der erste schreibt einen kleinen Abschnitt, der zweite muss dann darauf reagieren und da fortsetzen. Und das ganze wieder zurück. So entstehen manchmal sehr interessante Geschichten. ;) (Auch wenn man damit vermutlich keinen Literaturnobelpreis gewinnt. :ugly: )
      Traditionell übernimmt einer einen Charakter, der zweite einen anderen, damit es zu richtigen "Interaktionen" kommt - ist eine Art literarisches Rollenspiel, lässt sich leicht über ICQ machen und macht Spaß ohne Ende. xD Kann ich nur empfehlen.


      So, ich poste jetzt einfach mal den nächsten Abschnitt - ich denke, da werden dann ein paar eurer Fragen beantwortet. ^^



      ~~~~

      Alja kannte die Ruinen Bostons besser als ihre eigene Westentasche – mit der sie die Ruinen auch gerne und oft verglich. „Dreckig, kaputt und mit einem Riesenloch im Boden.“
      Das traf es eigentlich ziemlich genau – von der Stadt war seit dem Krieg nichts mehr übrig, außer Schrott. Tote Reste von Wolkenkratzern ragten wie verfaulte, abgestorbene Arme hilfesuchend in den Himmel, Glas, Beton und Schutt lagen auf den Straßen – ein Kriegsgebiet, in dem niemand mehr lebte, nicht einmal die ärmsten Schlucker aus den Slums. Nur sie selbst war noch hier. Allein, ausgestoßen, entstellt wie alle, die hier ihre grässliche Existenz fristen mussten und dazu verdammt, auf ewig alleine zu bleiben.
      Alja lehnte ihren ausgezehrten Körper an eine der nackten Betonwände und rutschte daran herunter. Sie zog ihre zerfranste Tasche näher an sich heran und angelte nach ihrer Beute – einer Dose konservierter… keine Ahnung, was es war. Es sah essbar aus. Alja hob die Dose zum Mund, versenkte ihre spitzen Eckzähne im Blech der Konserve und schickte sich an, ein Loch in den Deckel zu reißen.
      Kalte, alt schmeckende Tomatensoße quoll ihr entgegen, aber es war besser als nichts. Andere Groundrunner hätten dafür getötet – und sich danach gegenseitig verspeist. Alja allerdings wurde ignoriert, wie immer.
      Zon.
      Sie nannten sie Zon.
      Diese Droge, die Alja zu dem gemacht hatte, was sie heute war – eine Aussätzige, ein Monstrum, Freiwild für Großwildjäger, die Millionen zahlten, um in den Ruinen großer Städte Jagd auf Groundrunner machen zu dürfen. Aber Alja klagte nie darüber – sie hatte sich selbst zerstört und sie hatte es verdient. Dass sie kein blutgieriges Monster geworden war, sah sie fast als Ironie an.
      Ja, sie war einmal hübsch gewesen – glatte, seidige rote Haare, eine Figur, die mehr als nur einem Mann den Kopf verdreht hatte, wenn sie im Minirock durch die Straßen marschiert war. Uns jetzt war sie dürr, hatte Eckzähne wie ein Raubtier, drahtige Haare und eine Gesichtshälfte, die aussah, als hätte sie sie völlig verbrannt. Nein, nicht nur das Gesicht… Ihr Arm ebenfalls, und große Teile des Rückens – als wären Narben wie Geschwüre gewachsen.
      Verdammte Droge.
      Alja legte den Kopf zurück und schlürfte gierig die Soße aus der aufgebrochenen Dose – als sie die Mahlzeit absetzte und die zerstörte Straße hinabsah, sah sie etwas Neues.
      Eine Person.
      Aber keinen Groundrunner.


      Was war denn nur geschehen? Jerry torkelte durch die kalte abgestanden schmeckende Luft in dieser unwirklichen Ruinenwelt in die er geraten war.
      Wie?
      Warum?
      Die Fragen konnte er sich nicht beantworten. Sein Kopf dröhnte, unter seiner Haut schienen Milliarden Ameisen zu krabbeln, das Gefühl machte ihn schier verrückt. Der Wind pfiff um seinen nackten Körper an dem sich sein eigenes aus vielen kleinen Wunden fließendes Blut mit dem vermischte, das bereits auf seiner Haut klebte. Wie war es dahin gekommen? Und wie hatte er sich verletzt?
      Schritt für Schritt ging Jerry vorwärts.
      "Ach du scheiße, noch so einer." Alja resignierte. Was sie sah, war wohl ein weiteres Opfer einer Zon-Überdosis, das innerhalb kürzester Zeit zu einem Groundrunner werden würde. Kurz überlegte sie, ob es Zweck hätte, aufzustehen, starrte kurz von ihrer Dose zu dem Neuling und wieder zurück - seufzte dann aber auf und erhob sich. "Alles klar, Mann? Wieviel von der Scheiße hast du dir denn reingeknallt?"
      Jerry zuckte zusammen und starrte das merkwürdige Wesen an, das sich ihm da näherte. Er stolperte recht hilflos ein paar Schritte zurück und verlor das Gleichgewicht. Der staubige Boden fing seinen Sturz ab.
      Komplett neben sich, aber nicht unter Drogen - Alja musste ihre Meinung über den jungen Mann zurücknehmen, als sie näher kam. Zon-Junkies sahen anders aus, rochen anders, bewegten sich anders.
      Aber was zur Hölle machte der Kerl hier, splitternackt und in den Ruinen von Boston?
      "Du bist hier definitiv falsch", murrte das Mädchen und musterte den Besucher ungläubig. "Mach dich vom Acker, sonst legen sie dich um."
      Sie spürte seine Blicke auf ihrer zerstörten Gesichtshälfte und wandte den Blick ab.
      „Warte...“ Jerry streckte die Hand aus. Er wusste nicht genau, warum er es tat. Diese... Frau – oder was auch immer sie war – machte ihm Angst, doch gleichzeitig schien sie nicht feindlich gesinnt. Jerry war zutiefst verstört und verwirrt, in seinem Kopf tobten die Bilder aus seiner Heimat, seine Freunde, das Schwimmbad. Was war nur geschehen. Wo waren alle? Wo war sein Leben hin verschwunden?
      Alja war normalerweise niemand von der Sorte, der sich um das Schicksal anderer kümmerte, und schon gar nicht, wenn man hier in den Ruinen und im Untergrund lebte. Sie hatte kein Interesse mehr an allem, was Menschen im Normalfall interessierte - aber irgendwie tat ihr dieser arme Kerl vor ihr leid. Wenn sie ihm nicht schleunigst half, würde ihn der nächstbeste Groundrunner in Stücke reißen.
      "Woher kommst du eigentlich?", fragte sie deshalb, während sie ihre alte Tasche nach ein paar Kleidungsfetzen durchsuchte, die er tragen konnte. "Ich meine, was macht so ein Menschlein wie du in der Einöde? Selbstmordgedanken oder was?"
      „Ich weiß nicht... da waren...“ Er starrte seine dreckigen und blutverklebten Hände an. „Warum...? Da waren Schreie... und diese Menschen... ich war doch eben noch in Boston im Schwimmbad... wir hatten Schwimmunterricht...“
      "In Boston im Schwimmbad?" Alja hielt inne und schüttelte befremdet den Kopf. "Hier gibt es kein Schwimmbad. Keine Ahnung, ob's mal eins gegeben hat, aber wenn, dann ist es garantiert seit Jahren hinüber..."
      „Was... du... du lügst...“ Jerry hob den Blick. „Du lügst... sag mir sofort, wo ich bin!“ In seinen Augen flackerte etwas. „Sag mir, wo ich bin!“ In der nächsten Sekunde ging eine schwache Druckwelle von dem Jungen aus und wirbelte Staub und kleine Steinchen durch die Luft.
      Alja wich unwillkürlich einen halben Schritt zurück und blinzelte. Hatte sie das soeben wirklich gesehen? Alles deutete darauf hin, dass der Wind den Staub aufgewirbelt hatte - allerdings war es nun windstill.
      "Du bist in Boston", antwortete sie nach einer Pause, seufzte dann und kramte ein schmuddeliges Stück Stoff hervor, das sie ihm vor die Füße warf. "Oder zumindest in dem, was davon übrig ist. Hier, das sollte zumindest als Lendenschurz reichen, bis du was besseres hast - Himmel, in dieser Gegend nackt rumlaufen...."
      Jerry knotete sich den Fetzen ungeschickt um. Ihm war kalt als er sich erhob und schwankend auf die Beine kam. „Was... was genau bist du?“
      Das war eine dieser Fragen, die Alja alles andere als gern hörte. "Ich bin ich", antwortete sie schroff und wies dann mit einem Finger auf eine halb verschüttete Gasse rechts neben ihr. "Hör zu, du hast nur dann eine Chance, wenn du das Gebiet schleunigst verlässt. Du folgst mir jetzt, diese Straße entlang zur Grenze des Sperrgebiets." Sie schulterte ihre Tasche. "Da gibt's so nen jungen Kerl, der manchmal Geschäfte mit mir macht, der sollte dich hier rausbringen können."
      „Geschäfte?“ Jerry wankte hinter ihr her. „Von welcher Art Geschäfte reden wir?“ Allmählich wurde sein Kopf klarer, obwohl er immer noch nicht begriff, was hier eigentlich vor sich ging. Das Kribbeln unter seiner Haut wurde immer unangenehmer, wenigstens hatten die Wunden an seinem Körper aufgehört zu bluten. Woher hatte er die nur?
      "Geschäfte halt." Alja zuckte mit den Schultern. "Essen, sauberes Wasser, Medizin... dafür schmuggle ich Zon-Reste heraus." Sie blinzelte. "Du hast wirklich keine Ahnung, wo du bist, richtig?" Sie seufzte angesichts seines ratlosen Gesichtsausdrucks. "Aus welchem Eck des Universums kommst du nun... oh, oh."
      Alja erblickte die humpelnden Gestalten, die einige Meter vor ihr aufgetaucht waren und sich langsam, aber zielstrebig näherten. "Junkies... verdammt, was machen die hier draußen. Und dann noch so viele?"
      „Was... was wollen die?“ Jerry schaute die merkwürdigen Wesen an, die sich ihnen näherten. „Wollen wir... wollen wir, dass die uns sehen?“
      "Mir ist’s egal, dir wohl eher nicht." Alja wich zurück und schob ihren neuen Schützling mit sich. "Überdosis Zon - sie haben ihre Menschlichkeit verloren und bestehen nur noch aus niederen Trieben - wenn du Glück hast, töten sie dich, bevor sie dich schänden und dann fressen."
      Sie sah sich hastig um - auch hinter ihr waren mehrere Groundrunner erschienen, die brabbelnd und gebückt auf sie zu schlurften. "Okay, bleib ganz dicht bei mir... mich haben sie bisher immer ignoriert, vielleicht hilft es, wenn du in meiner Nähe bleibst... und nur nicht zu schnell bewegen..."
      „Schon okay... kein Widerspruch.“ Jerry blieb in Aljas Nähe. Die merkwürdigen Wesen schlurften an ihnen vorbei. Sie stanken widerlich nach Blut und Kot. „Was ist das nur für eine Welt... wie komme ich hierher?“, flüsterte der junge Mann.
      "Das würde mich auch interessieren", murmelte Alja in sich hinein. In der Richtung, aus der der merkwürdige Kerl gekommen war, lag nichts - außer Ruinen und angeblich ein Laboratorium der Regierung.
      Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ein fürchterlich verdreckter Kerl, dessen linke Wange fehlte, sie an der Schulter fasste. "Sie haben mir Lina weggenommen, was sollte ich denn tun!", doch genauso plötzlich ließ er sie wieder los und schlurfte weiter, als wäre nichts passiert.
      Es waren nur wenige Minuten, bis der letzte Groundrunner verschwunden war, aber es war wie eine Ewigkeit gewesen. Erst, als der letzte auf allen vieren in der nächsten Gasse verschwunden war, wagte sie es, aufzuatmen.
      "Da hast du noch mal Glück gehabt, Kleiner." Sie kratzte sich am Kinn. "Und jetzt sag mir mal, wie du heißt und woher du kommst."
      „Ich heiße Jeremiah und ich komme aus Boston. Ich gehe auf die Highschool und bin im Schwimmteam.“, antwortete Jerry wahrheitsgemäß. Dann sah er an sich hinab und wieder zu seiner Begleiterin. „Okay... ich weiß wie das klingt... aber es ist die Wahrheit.“
      "Du kannst nicht von hier sein. Das hier IST Boston" Alja machte ein Gesicht, als wüsste sie nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. "Ich würde ja sagen, dass man dich nach der Diagnose einer Überdosis hier abgesetzt hat, aber ich habe bisher noch niemanden gesehen, der sich davon erholt hätte." Sie runzelte die Stirn und blickte auf das Blut an seinem Körper. "Du bist doch nicht verletzt, oder?" Pause. "Und ist das alles überhaupt dein Blut?"
      „Ich weiß es nicht.“ Jerry wischte fahrig über seine Haut. „Ich glaube... ich glaube, dass ist nicht mein Blut. Ich hab ein paar Verletzungen... aber das ist soviel Blut.“ Er schaute Alja an. „Bitte lass mich nicht allein, ja? Ich weiß nicht, wo ich bin und was ich getan habe... das macht mich sicher nicht attraktiv, aber... na ja...“ Er senkte wieder den Blick. „Was ist nur los? Und dieses Kribbeln macht mich irre...“
      Alja schien eine Weile zu überlegen, bevor sie weitersprach. "Nun, du bist definitiv kein Zon-Junkie, sonst wärst du nämlich genauso daneben wie die Groundrunner. Die Droge hat aber auch nicht deine Zellen zerstört, so wie meine." Sie ging langsam los, Jeremiah im Schlepptau. "Ich habe heute meinen netten Tag, also bringe ich dich einfach zur Grenze. Isaac kann dich vielleicht zu einem Arzt bringen."
      „Und du? Warum bleibst du hier?“ Jerry trottete ihr wie ein ergebener Hund hinterher. Obwohl die junge Frau abstoßend aussah, begann er Vertrauen zu ihr zu fassen. „Was ist das alles hier? Warum gibt es hier nur Ruinen.“ Sein Blick wanderte zum dunkel bewölkten Himmel. „Und dieses schummerige Licht...“
      Innerlich seufzte Alja auf - zu allem Übel schien Jeremiah wirklich überhaupt nichts über die Welt zu wissen. "Seit dem Marskrieg ist der Himmel verdunkelt, daran kann man nichts ändern. Und es gibt nicht nur Ruinen, aber in den gesperrten Gebieten kümmert sich natürlich niemand darum, irgendetwas aufzubauen." Sie wies mit einer verächtlichen Handbewegung auf die zerstörten Gebäude, während sie an ihnen vorbeiging. "Und ich.. na ja, im Grunde bin ich wie die Runner hier. Ich war ein dummes, verzogenes Gör, hab mich mit Drogen zugeschmissen und habe den Preis bezahlt. So spielt das Leben."
      Sie sah verwundert auf, als mehrere schwarze Hubschrauber über ihrem Kopf über die Stadt surrten und die Straßen mit Scheinwerfern ausleuchteten. "Hm, erst die Runner, die wandern, dann Helikopter... was zur Hölle ist heute denn los?"
      Jerry schaute sich die fliegenden Ungetüme mit wachsender Sorge an. Immer wieder mischten sich Erinnerungsfetzen unter seine Gedanken, die nicht zu seinen Erlebnissen in Boston passen wollten. Schreie, Blut... „Das heißt, wenn ich hier rauskomme... also durch diesen Isaac... dann trennen sich unsere Wege?“, fragte er regelrecht unsicher. So etwas war gar nicht seine Art, wie erbärmlich.
      Alja lachte freudlos auf. "Die lassen dich doch nie im Leben raus aus der Groundrunner-Zone." Sie blickte stirnrunzelnd einem weiteren Hubschrauber nach. "Außer, du hast irgendwelche Freunde in der Grenzkontrolle oder ein paar Riesen dabei." Sie kratzte sich beiläufig an der Wange. "Ich sagte, vielleicht bringt er dich zu einem Arzt, aber sie werden dich wieder zurückschicken. Wenn du Glück hast, geben sie dir ordentliche Kleidung und ein Messer. Und dann filmen sie, wie du damit gegen die Groundrunner kämpfst, geschlachtet wirst und dann stellen sie es für ein paar Perverslinge ins Internet."
      „Du machst mir viel Hoffnung...“ Jeremiah blieb kurz stehen. „Scheiße... elende Kopfschmerzen...“ Er hielt sich die Stirn, kniff die Augen fest zusammen. „Die Luft ist so trocken... und der Juckreiz unter meiner Haut wird immer heftiger...“
      "Scheiße, verreck mir hier nicht noch!" Alja blieb stehen und starrte das zweibeinige Wrack nervös an. Hastig kramte sie ihre Tasche durch, aber fand nichts außer Schrott, den man manchmal fand, wenn man Häuser durchforstete - Schnüre, einen Schraubenzieher, einen Bleistift oder eine staubige Plastikflasche mit abgestandenem Wasser. "Hör mal, du bist der erste Kerl hier, der ein paar halbwegs vernünftige Sätze herausbringt und nicht an Körperteilen anderer Leute nagt, also kipp jetzt bloß nicht um!"
      „Gib es zu, du hast mich nackt gesehen und jetzt bist du heiß auf mich, deswegen bist du so besorgt.“, grinste Jerry und zum ersten Mal schimmerte etwas von seiner normalen Persönlichkeit durch. „Keine Angst, ich bleib schon stehen...“
      "Diese Zeiten habe ich hinter mir", erwiderte Alja würdevoll und reichte ihm die Wasserflasche. "Hier, Wasser ist hier ohnehin selten und wenn du keine Angst hast, dich an mir zu vergiften..."
      „Danke.“ Er riss sie an sich und trank gierig, mahnte sich dann aber zur Mäßigkeit. „Danke... das tat gut.“ Das tat es wirklich. Für einen Moment fühlte sich Jerry stärker, ihm wurde wärmer und das Kribbeln nahm ab.
      Alja nahm die Flasche zurück und zog eine Schnute, als sie die Wasserreste sah - die nächste funktionierende Wasserleitung war mindestens einen halben Kilometer weit weg - aber sie sagte nichts, war nur froh, dass ihr Schützling nicht einfach starb.
      "Gut, also das ist der Plan fürs Erste", meinte sie dann. "Erst bringen wir dich zu Isaac, dann sehen wir, was als nächstes passiert." So lief ihr Leben jetzt schon seit Jahren ab - nie weiter denken als bis zum nächsten Tag und mehr war auch nicht nötig, wenn man überlebte. "Und mit etwas Glück bist du der Sohn irgendeines Bonzen und der holt dich dann hier raus."
      „Der Sohn... kann sein.“ Jerrys Augen wanderten über die Ruinen. Sein Blick war klarer als vorher, zumindest hatte er den Eindruck. Deswegen nahm er auch die Bewegung wahr, als aus dem Schatten eines zertrümmerten Gebäudes jemand hervor gestürmt kam. Es war ein vollkommen deformierter Mann in zerfetzten Klamotten, der sich eher wie ein Raubtier auf allen Vieren fortbewegte, während zäher Geifer aus seinem Mund rann. Statt Alja zu beachten, stürzte er sich schnurstracks auf Jeremiah, der panisch die Hände hochriss. In der nächsten Sekunde wurde der Runner von den Füßen gerissen, flog irr kreischend durch die Luft und schlug gegen eine Hausmauer. Still sank er zusammen, rührte sich nicht mehr.
      Alja verstummte, blickte erst von Jeremiah zu dem Runner, wieder zu Jeremiah und wieder zurück, mit einem Gesichtsausdruck, als sei sie nicht sicher, ob sie sich das eingebildet hatte. "Was um alles in der Welt war das jetzt?", fragte sie schließlich fassungslos. "Kannst du.. Karate?"
      Aber das glaubte sie selbst nicht - er hatte den Wahnsinnigen nicht einmal berührt, egal, was sie sich einredete.
      „War... war ich das?“ Jeremiah starrte den reglosen Mann an. „Habe ich das... ist er tot?“ Seine Hände zitterten. Das Kribbeln flammte wieder auf, stärker denn je und die Kopfschmerzen donnerten brutal durch seinen Kopf. Beinahe knickten dem jungen Mann die Beine zusammen. „Ich will hier weg... sofort...“
      Alja beschloss spontan, das Ereignis einer Spätwirkung der Zon-Droge zuzuschreiben und als Halluzination abzutun - sie griff nach Jerrys Arm und stützte ihn, um mit ihm so schnell wie möglich verschwinden zu können - Tote lockten die Groundrunner an und sie schienen sie auch noch über Meilen hinweg riechen zu können.
      "Wir klären das später", knirschte sie nur und zog ihn durch die - noch - leeren Gassen. "Wir müssen die Grenzlinie erreichen, dann sind wir sicher - sofern uns kein Scharfschütze ausknipst, heißt das."

      ~~~~


      Fortsetzung Folgt - und wieder, wer errät, wer was gemacht hat, bekommt einen Keks. xDv


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Vor dem nächsten Stück her eine kleine Preview eines Charakters, dem Kleingauner und Hehler Isaac. Ist nur eine recht schnelle Arbeit mit wenigen Details, hergestellt in Daz Studio. Als Character Pic reicht es wohl XD In der Sig steht Uly weil ich eigentlich nur noch hier Laures heiße, überall anders schon seit Jahren Ulysses ;) Es wird wohl hier und da noch mehr Bilder geben ^^

      [Blockierte Grafik: http://i238.photobucket.com/albums/ff102/Ulysses0302/IsaacEndfassung.jpg]
    • Find ich gut ....... immerhin besser als Bücher !^^
      Nintendo 4 ever ~ Sony never :lol:
      Die Legende von Zelda endet nie , solange das Böse nicht siegen wird !
      "Kluge Leute bemerken alles, dumme Leute machen über alles eine Bemerkung !"^^
      BITTE LESEN : Ich hasse Leute , die mich hier im Board gleich rumkommandieren und finden das ich rumspamme und so ... hallo ?!? Ich bin , erst seit ein paar Tagen , bitte haltet euch zurück !
    • Tolle Geschichte! [size=7]Sagt man das nicht bei jeder Geschichte, die man toll findet? Naja, ich bin unkreativ~[/size]
      Aber auch die tollsten Geschichten haben mängel, sonst wären Kritiker ja arbeitslos ^^
      Ich schliesse mich Gastredners Beitrag an und wundere mich darüber, dass der Junge aufwacht und mal eben psychische Fähigkeiten einsetzen kann, obwohl er diese ja erst durch das Experiment erhalten hat. Ich habe aber das Gefühl, dass ihr das ganze als Selbstverteidigungsmechanismus zu kaschieren versucht.
      Nun ja, ich trage hier ausserdem mal meine Theorie über Jerrys Welt vor:
      Das ist doch ganz einfach, die Ärzte haben ihm ein paar Neutronen ins Hirn gepflanzt, die ihm das ganze vorgaukelten, und ausserdem: Marskrieg...
      Nun ja, Matrix war ein toller Film, nich?

      *hust* Wieso kommen mir meine Beiträge immer so wage vor... naja...

      [insert random gruß here]
    • Original von Shadefighter
      Tolle Geschichte! [size=7]Sagt man das nicht bei jeder Geschichte, die man toll findet? Naja, ich bin unkreativ~[/size]
      Aber auch die tollsten Geschichten haben mängel, sonst wären Kritiker ja arbeitslos ^^
      Ich schliesse mich Gastredners Beitrag an und wundere mich darüber, dass der Junge aufwacht und mal eben psychische Fähigkeiten einsetzen kann, obwohl er diese ja erst durch das Experiment erhalten hat. Ich habe aber das Gefühl, dass ihr das ganze als Selbstverteidigungsmechanismus zu kaschieren versucht.
      Nun ja, ich trage hier ausserdem mal meine Theorie über Jerrys Welt vor:
      Das ist doch ganz einfach, die Ärzte haben ihm ein paar Neutronen ins Hirn gepflanzt, die ihm das ganze vorgaukelten, und ausserdem: Marskrieg...
      Nun ja, Matrix war ein toller Film, nich?

      *hust* Wieso kommen mir meine Beiträge immer so wage vor... naja...

      [insert random gruß here]


      Thanks for Lob und Kritik an dich und Vorredner ^^ Der neue Teil braucht noch etwas. Wir sind zwar schon ein ganzes Stück weiter, aber das nächste Stück braucht eine Überarbeitung. So wie es ist, gefällt es vor allem mir nicht so wirklich.

      Was den Selbstverteidigungsmechanismus angeht... wartet ab ;) Auch wenn wir viel spontan schreiben, dieser Teil des Ganzen ist geplant und er wird auch noch einen Sinn ergeben im Laufe der Story und - wie wir zumindest finden - auch einen logischen Sinn ;)

      Und Marskrieg: Ich weiß, das gewinnt keinen Originalitätspreis, aber erstens ist der Mars noch recht realistisch als besiedlebarer Planet und die Motivik eines Konflikts zwischen Mars und Erde ist auf meinem Mist gewachsen, hat ihren Ursprung aber keineswegs in der Matrix. (Ich halte die Filme um ehrlich zu sein für überschätzt, aber ich wusste jetzt spontan auch nicht einmal, dass da so etwas wie ein Marskonflikt eine Rolle spielt ?() sondern aus einer meiner ewigen Lieblingsserien, Babylon 5. ;) Dort lief die Sache aber wesentlich anders und auch glimpflicher ab ^^ EDIT: Oder bezieht sich nur das mit der Realität auf Matrix und das mit dem Mars nicht, wirkt etwas missverständlich ^^

      [insert random gruß zurück]

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Laures ()

    • Original von Laures
      [...]hat ihren Ursprung aber keineswegs in der Matrix.

      Ich denke, damit war die Sache mit dem verdunkelten Himmel gemeint.
      Naja, die Filme waren eigentlich ganz nett. Der erste, der war noch wirklich gut. Der zweite teilweise etwas überzogen, und der dritte...naja, das Ende war ganz und gar nicht nach meinem Geschmack.

      Zurück zum Text:
      Der Abschnitt gefällt mir eigentlich ganz gut, vor allem angesichts der Tatsache, dass mich der doch schon drastische Kontrast zur Heile-Welt-Schilderung von Jerrys Familie vollkommen überrascht hat. Gefällt mir. Ein Katapultstart von einer Verschwörungstheorien-Geschichte mit parapsychologischen Elementen und und sehr, sehr seichten SciFi-Anklängen zu einer dystopischen Cyberpunk-Welt voll rätselhafter und verlorener Charaktere - meine Gratulation zu diesem Sprung.
      Kommen wir vom Inneren zum Äußeren.
      Mir sind ein paar faösche Kommata aufgefallen, wie dieses hier:
      Das traf es eigentlich ziemlich genau – von der Stadt war seit dem Krieg nichts mehr übrig, außer Schrott.

      Dieses Komma ist überflüssig. Würde man das "außer" durch ein "abgesehen von" oder etwas ähnlichem ersetzen, dann wäre es richtig. So ist es aber falsch.
      Außerdem ist mir ein oder zwei Mal eine nicht ganz nachvollziehbare Verwendung des Gedankenstrichs aufgefallen. Hier ein Beispiel:
      Nein, nicht nur das Gesicht… Ihr Arm ebenfalls, und große Teile des Rückens als wären Narben wie Geschwüre gewachsen.

      Abgesehen davon, dass nach drei Punkten meines Wissens nach kein Leerzeichen gesetzt wird, ist der markierte Gedankenstrich irgendiwe fehl am Platze. Ein Komma wäre angebrachter. Den gesparten Strich würde ich stattdessen an Stelle der drei punkte setzen, dort passt er.
      Ich weiß nicht, wie ich es formluieren soll, aber ich denke, solch ein Strich wird nur verwendet, will man den nachfolgenden Satz besonders betonen(auch von der Aussprache her, wobei die Pause meist länger ist als bei einem Komma), oder wenn der vorhergehende Satz vom nachfolgenden quasi abgebrochen oder dem Inhalt des Satzes widersprochen wird(klassisches Beispiel: "Sie setzte an, sich auf dem Stuhl niederzulassen - als sie den Fremden sah." Der Inhalt des abgetrennten Satzes erübrigt den Inhalt des vorherigen Satzes).
      Gut fegällt mir ürbigens die Platzierung der Absätze, die einzelne Sätze teilweise sehr schön betonen.
      Alles in Allem also ein recht gelungener Abschnitt mit ein paar kleinen Schwächen. Freue mich auf den nächsten Teil!
    • Ich poste mal das nächste Stück ^^ Recht langer Absatz, aber so ist der Übergang zum nächsten Stück besser als wenn man vor dem abschließenden Dialog eine Unterbrechung gemacht hätte. (Hm, wenn man das dann so sieht, ist es eigentlich überhaupt nicht mehr lang *lol* Jedenfalls wirkt es weniger als über vier Seiten in Word)

      Kapitel 1: Making friends... and enemies


      Der Tag neigte sich dem Ende zu, auch wenn das nur durch das immer düsterer werdende Zwielicht bemerkbar wurde. Es wurde merklich kühler, bis es schließlich beinahe winterlich war. Am Horizont tanzten Scheinwerfer. Eine der intakten Städte, erklärte ihm Alja, dort lebten nur die oberen Tausend, die oberen Zehntausend waren Geschichte, so großzügig verteilte sich der Wohlstand heute nicht mehr.
      Sie erreichten schließlich ein recht intaktes Gebäude, das mehr nach einem Bunker aussah. An der Tür machte Alja ein rhythmisches Klopfzeichen und eine Klappe wurde zur Seite geschoben.
      „Das Passwort.“, knurrte eine männliche Stimme.
      Alja verdrehte die Augen. "Mach einfach die Tür auf, du Penner", befahl sie genervt. "Du weißt doch, dass Runner nicht mal in der Lage wären, ihre eigenen Füße zu finden, geschweige denn, höflich an eine Tür zu klopfen."
      Einen Augenblick war Pause, dann hörte man metallisches Schnappen und die Tür schob sich knirschend zur Seite. Ein relativ junger Mann, der aussah, als wäre er eben aus komatösem Tiefschlaf erwacht, öffnete ihnen und blinzelte Alja zu, bevor er seinen Blick fragend auf den halbnackten Kerl hinter ihr richtete.
      „Na aber hallo...“, gurrte Isaac, „Wen hast du denn da im Schlepptau?“ Er kratzte sich am Hinterkopf und schob sich eine wirre Strähne seines unfrisierten recht langen Haares aus der Stirn.
      "Fahr die Stielaugen wieder ein", befahl Alja nüchtern, schob den Wachmann zur Seite und zerrte Jerry in die Bunkeranlage. "Und bevor du fragst: Nein, ich weiß nicht, woher er kommt, nein, er ist kein Runner und nein, keine Ahnung, wie er in die Zone gekommen ist." Sie sah sich neugierig in dem etwas muffigen Raum um. "Du hast nicht zufällig ein paar dieser Fertigpizzen hier?"
      „Du kannst doch nicht hier einfach reinstürmen und... meine Güte...“ Jerry war an ihm vorbei gegangen. Isaac konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er nickte nach links in den Nachbarraum. „Im Kühlschrank, bedien dich.“ Die Tür nach draußen wurde wieder verschlossen, mit insgesamt vier Riegeln.
      „Nett hier...“, meinte Jerry etwas unsicher.
      „Findest du? Mach es dir doch bequem.“ Isaac grinste immer noch und umkreiste den jungen Mann wie ein Raubtier. „Nettes Outfit.“
      Alja hörte und sah nichts mehr, außer dem kleinen Kühlschrank. Mit einer gierigen Handbewegung grabschte sie nach einer kalten, schlabberigen Fertigpizza und schlang sie hinunter, als sei sie ein Fünf-Sterne-Menü. War es auch, für jemanden, der sich im Normalfall von uralten Konserven und scheußlich mutierten Ratten ernährte.
      Sie warf Isaac trotzdem einen misstrauischen Blick zu, denn sie wusste von seinen Vorlieben - für sie war das bisher immer ein Vorteil gewesen. Jerry dagegen war nicht ganz so ungefährdet. Außerdem sah er, im Gegensatz zu ihr, noch sehr menschlich aus.
      "Es ist eine Dame anwesend", warf sie schließlich mit vollem Mund ein. "Also sei ein Gentleman."
      „Ich bin ein Gentleman, glaub mir.“, grinste Isaac.
      „Ist was?“ Jerry wurde langsam unwohl unter den Blicken.
      „Nein... nein, absolut nicht.“ Der Bunkerbewohner lächelte süßlich. „Du siehst ja übel aus, willst du nicht mal den Staub und das... Blut?“ Die Frage war wohl rhetorisch. “Loswerden? Die Dusche ist da drüben, sorry, ist noch von der Armee, die hatten es nicht mit Privatsphäre.“
      „Ich kenne das... bin im Schwimmteam.“ Jerry ging an ihm vorbei und betrat den kleinen Nebenraum mit den Duschreihen. Isaac setzte sich derweil auf einen Stuhl, von dem aus er – rein zufällig – beste Sicht auf die Nasszellen hatte.
      „Schwimmteam? Was hat der denn intus? Aber die Vorstellung ist nett...“
      Alja warf sich auf den Sessel gegenüber von Isaac - in einer Hand ein halb aufgetautes Fischstäbchen, in der anderen einen Schokoriegel, von denen sie abwechselnd abbiss.
      "Also, offensichtlicher gings wohl nicht mehr, oder?" Sie seufzte und meinte dann kauend: "Aber du hast Glück, er scheint erstens keinen Plan zu haben, was du von ihm willst und zweitens sieht er zugegebenermaßen nicht übel aus. Nicht, dass mich so etwas noch interessieren würde."
      Sie starrte auf das Essen zwischen ihren Fingern. "Aah, ich denke, damit sind wir für letztes Mal quitt."
      „Es sollte dich interessieren, Süße, wenn du mit so einem unterwegs bist...“ Er neigte den Oberkörper so weit, dass er beinahe vom Stuhl gerutscht wäre. „Wie fängt man sich denn so etwas in der Zone? Er ist kein Junkie, das ist mal klar.“
      "Ne, das nicht - sonst wäre er ein biologisches Wunder. Aber einen Dachschaden hat er definitiv." Sie schluckte. "Hat keine Ahnung, wo er herkommt, was er hier macht und glaubt, er sei irgendein Schwimmer aus Boston." Sie lehnte sich zurück und rülpste sehr undamenhaft. "Ein Hirnklempner würde ihm jetzt gut tun, aber hier, in der Zone? Ne, hier werden Hirne nur nach ihrem Kalorienwert gemessen..."
      „Du bist immer wieder erfrischend, Alja...“ Isaac kratzte sich verstohlen am Schritt seiner dreckigen Jeans. „Interessanter Bursche... und was willst du? Oder ihr?“
      "Ich will das Übliche. Was zu futtern und vielleicht mal wieder ein Buch. Das letzte musste ich verheizen, dabei war es so gut." Sie machte eine Pause und sah zu, wie rot verfärbtes Wasser in den Abfluss gluckerte. Himmel, so viel Blut...
      "Was er will, weiß ich nicht, das musst du ihn selbst fragen. Aber im Großen und Ganzen wird es auf dasselbe rauslaufen wie bei mir. Rausschmuggeln kannst du ihn vermutlich nicht." Sie gähnte. "Leih mir mal eben eine alte Decke, ich denke, ich leg mich aufs Ohr."
      „Sag niemals nie, Süße, bei einem wie ihn... aber das kostet...“ Er grinste. „Ja, leg dich ruhig hin, ich denke, ich werde ein Zwiegespräch mit dem Meisterschwimmer führen...“
      „Klingt so, als würde ich ungern dabei sein wollen." Alja stand auf und schlurfte durch die schmale Tür in den Nebenraum. "Falls du was brauchst, gröl einfach laut wie ein verwundeter Runner, davon werde ich sofort wach."
      „Ich denke nicht, dass ich dich brauchen werde...“, grinste Isaac und stand auf. Lässig ging er in den Duschraum, in dem sich Jerry eben mit einem alten löchrigen Handtuch abtrocknete.
      „Entschuldige die Umstände.“
      „Schon gut.“ Jeremiah sah ihn an. „Du bist ganz schön... cool geblieben. Bei all dem Blut.“
      „Ich habe schon Schlimmeres gesehen.“
      „Ach so...“ Die Antwort beruhigte und verstörte den jungen Mann gleichzeitig. Er fühlte sich mit einem mal wieder genauso verloren wie am Anfang seiner merkwürdigen Odyssee. „Hast du was zum Anziehen...?“
      „Kann sein...“ Isaac trat näher. „Aber das kostet.“
      „Ich hab kein Geld.“
      „Ich weiß.“, war die lakonische Antwort und leckte sich über die Lippen. „Davon rede ich auch nicht.“
      „Wovon dann... ach so...“ Jeremiah war verwirrt, aber nicht von gestern. Die Blicke auf seinem Körper, die deutliche Sprache in den Augen des Gauners und nun noch diese Geste mit der Zunge. Endlich ergab alles ein Bild. Großartig, das hatte noch gefehlt. „Du willst...“
      „Jep, genau das.“ Isaac hatte den Unterton erkannt. „Geschockt?“
      „Sollte ich wohl sein, aber...“
      „Aber was?“ Die Augen des Bunkerbesetzers verengten sich zu Schlitzen.
      „Das kannst du vergessen! Ich spiel solche Spielchen sicher nicht mit... Notgeile Schwuchtel!“
      Isaac sah aus, als habe man ihn eben ins Gesicht geschlagen. „Du blöder Wichser! Glaubst du, ich helfe jedem dahergelaufenen Kerl und seiner Mutantin?!“
      „Rede nicht so von ihr...“, schnappte Jerry, er kannte Alja noch nicht lange und wahrscheinlich war sie sogar genau das... aber sie war auch das erste Wesen, das ihm in dieser Welt begegnet und ihm freundlich gesinnt war. „Hilf uns oder lass es bleiben.“
      Jerry fixierte ihn mit seinen müden Augen, doch darin lag ein seltsamer Glanz von Entschlossenheit. Er schien nicht gewillt, Alja beleidigen und noch weniger, sich für ein paar Klamotten befummeln zu lassen.
      Isaac starrte ihn fassungslos an, er hätte nie erwartete, dass der Kerl so mit ihm reden würde. Er hatte auf ein leichtes Spiel gehofft und nun... kam er sich erbärmlich vor. Diese Nummer war blamabel gewesen und hatte ich genau so dastehen lassen, wie er auch betitelt worden war: Als notgeile Schwuchtel.
      „Ich suche dir Kleidung raus... wenn du müde bist, nebenan ist ein Bett...“, sagte er schnell und verließ den Duschraum. Jeremiah atmete aus und sank an der Kachelwand zusammen, allerdings erst, als er sicher war, dass ihn Isaac nicht mehr sah.

      ~~~

      Die Zigarette schmeckte abgestanden, aber sie tat gut. Isaac gönnte sie sich nach der Pleite vorhin. Er hatte Jerry Kleidung gegeben und ihn dann in dem uralten Bett in einem der angrenzenden Räume zurückgelassen. Eigentlich seines, aber egal. Er schlenderte zu Aljas Schlafplatz hinüber, sie hatte es sich in einem anderen Raum bequem gemacht.
      "Er ist nicht darauf eingegangen?", fragte Alja, ohne die Augen zu öffnen, als er sich ihr näherte. Sie gähnte. "Aber wenn du schon mal hier bist, kannst du auch gleich mal sagen, was für einen Plan du hast."
      „Du klingst nicht überrascht....“ Isaac schien damit gerechnet zu haben, dass sie wach war. „Er war von meiner Idee nicht unbedingt angetan. Na ja, so toll ist er nun auch nicht...“, wiegelte er ab und zog an der Zigarette. „Was für einen Plan also? Ich habe nicht bekommen was ich wollte. Was für einen Plan sollte ich da haben? Ich setz euch vor die Tür... wie hört sich das an?“ Warum nur klang er ausgerechnet in solchen Moment nicht so überzeugend wie er es wollte?
      "Nun, er kann nicht hier bleiben, oder was würdest du den Inspektoren sagen, wenn die hier mal wieder zur Kontrolle vorbeikommen?" Sie öffnete ein Auge und blickte ihn fragend an, ließ ihm aber keine Zeit für eine Antwort. Ihr Ton verriet nur zu genau, dass sie Isaac kannte und seine Drohung nicht einmal ernst nahm. "In die Zone zurückschicken kannst du ihn auch nicht, denn im Gegensatz zu mir wird er nicht von den Groundrunnern ignoriert. Er würde nicht lange durchhalten." Ein schmales Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "Da ich weiß, dass du nicht völlig herzlos bist, frage ich dich also geradeheraus: Was hast du als Nächstes vor?"
      „Du bist gut! Setzt mir diesen patzigen Schnuckel vor und nun soll ich weitersehen, was? Ich weiß noch nicht so recht... er hat keine Papiere und die Dinger sind irre teuer, wenn ich sie fälschen lasse.“
      Er wühlte nebenbei in einem Regal. „Hier.“ Ein Buch klatschte vor Alja auf den Boden. „Das kennst du noch nicht.“
      Alja schielte neugierig auf den Buchdeckel. Brave New World... ein unheimlich ironischer Titel, wenn sie an die Welt dachte, in der sie lebte. "Nun, von uns beiden bist du derjenige, der etwas von der Grenze versteht", meinte sie, während sie das Buch unauffällig in ihre Tasche packte. "Dass ich nicht rauskomme, ist schon klar", räumte sie ein und fuhr mit einem Finger über ihre zerstörte Gesichtshälfte. "Aber er sieht völlig normal aus, niemand würde ihn für einen Groundrunner halten. Das einzige Problem bleibt hier natürlich der Papierkram..."
      „Hast du nie drüber nachgedacht, rauszugehen? Vielleicht in den Untergrund von New York? NewBoston ist ein Dreckloch... In New York sind die Lebensbedingungen besser als hier...“ Isaac lächelte schwach. „Der Kleine überlebt doch trotz seines Dickschädels keine fünf Minuten allein...“
      "Rausgehen..." Alja dachte nach. Dachte an die Welt, aus der sie kam, eine partysüchtige Gesellschaft aus überheblichen, selbstgefälligen Snobs, die die Zeit damit verbrachten, sich mit Alkohol und Drogen zu zerstören. Sie war selbst genauso gewesen, ein dummes, verzogenes Gör, dass sich nur darum gekümmert hatte, wie kurz ihr Rock und wie tief ihr Ausschnitt war, um möglichst begehrt zu sein, dabei verächtlich auf alles hinabschauend, das sich nicht die teuerste Mode leisten konnte. "Ich vermisse das 'Draußen' nicht. Ich war dort, habe mich herumgehurt, Drogen genommen und den Preis bezahlt. Ich bin fertig mit der Welt."
      Sie fing seinen Blick auf und hob abwehrend eine Hand. "Ja, du hast ja recht, aber denkst du, die sperren mich nicht gleich wieder weg, wenn sie mich sehen?"
      „Kommt auf die Gegend an... du würdest sicher nicht im edelsten Viertel leben, aber besser als hier ist es überall. Verstecken musst du dich hier auch. Ich bleibe nur, weil ich hier nette Geschäfte machen kann.“ Er zog noch einmal an der Kippe. „Der Kleine braucht jemanden, der auf ihn aufpasst. Er ist vielleicht tough aber scheint auch ziemlich verloren.“ Er redete schon wie ein verdammter Seelenklempner, mahnte er sich selbst. Als hätte dieser Idiot nebenan irgendeine Bedeutung und als wäre es irgendwie schade um ihn, ginge er drauf...
      "Wenn wir schon mal dabei sind, ich habe etwas gefunden, das dich interessieren könnte", murrte Alja, kramte eine kleine Schachtel aus ihrer Tasche und reichte sie Isaac. "Die Groundrunner und der Krieg haben zwar sogar die Kellergeschosse komplett zerlegt, aber ich habe tatsächlich noch etwas Byculin gefunden. Zahlt man da heute nicht unheimlich viel Geld dafür?" Sie hustete unterdrückt. "Was den Kleinen angeht... wenn du drauf bestehst, bleibe ich bei ihm, sag mir nur, was ich zu tun habe."
      „Wow, du bist ja wirklich kooperativ heute. Ist dir der kleine Freak etwa ans Herz gewachsen?“ Isaac nahm die Schachtel mit gierig glänzenden Augen an. „Das gibt Kohle...“
      Alja bemühte sich, Isaacs ersten Kommentar zu überhören. "Ich brauch das Zeug nicht und Chemiker können daraus tolle neue Sachen mixen", entgegnete sie müde. "Sieh es einfach als eine Art finalen Deal zwischen uns, ja?"
      „Du bist wie immer herzerwärmend.“

      ~~~

      Als Isaac später in das Zimmer mit dem altersschwachen Bett zurückkehrte, saß Jeremiah aufrecht darin, die Decke nur bis zum Schritt über seinem Körper. Das Licht einer einzelnen schwachen Glühbirne erleuchtete ihn mäßig.
      „Wo warst du?“
      „Schiffen.“, meinte Isaac trocken. „Warum? Hast du mich vermisst?“
      „Du hast mit Alja über mich geredet.“
      „Scheiße, du hast echt gute Ohren.“ Der junge Gauner streifte sein Shirt ab. „Mach Platz.“
      „Du spinnst wohl!“
      “Das ist mein Bett und ich penne sicher nicht auf dem Boden! Keine Angst, ich behalte meine Hände bei mir!“
      Jerry resignierte und kroch ein wenig zur Seite damit Isaac ins Bett konnte.
      „Du stinkst nach Rauch.“
      „Wie freundlich von dir.“ Isaac ließ sich in die Kissen sinken, die Arme hinterm Kopf verschränkt. „Warum bist du eigentlich wach?“
      „Ich bin aufgewacht und habe gemerkt, dass ich allein bin.“
      „Ein paar Stunden in meinem Bett und er wird zum Klammeräffchen, das ist ganz schön schwach, mein Freund. Ich bin schließlich der böse Bube, der dich zum Sex überreden wollte, damit er dir hilft.“
      „Du bist nicht böse.“ Jerry setzte sich auf und schaute auf Isaac hinunter, der absichtlich dem Blick auswich. „Du willst, dass man das denkt, aber du bist es nicht. Du hilfst mir auch so, genau wie du Alja hilfst. Warum sonst teilst du mir nichts dir nichts deinen Proviant mit uns?“
      „Du wirst langsam anstrengend.“, knurrte Isaac.
      „Fühlst du dich ertappt?“
      „Halt endlich die Schnauze! Entweder wir treiben es nun doch oder wir pennen!“
      „Wow!“ Jerry grinste. “Was für ein Ausbruch!”
      „Leck mich...“ Isaac drehte sich zur Seite. „Was soll das überhaupt? Kein verstörtes Bürschchen mehr? Du wirktest bis vorhin eher gestört.“
      „Ich werde wohl langsam klarer, das Schlafen tat gut... auch wenn ich immer noch Kopfschmerzen habe und meine Haut unentwegt kribbelt... aber allmählich merke ich, dass wohl mehr Eigeninitiative zeigen muss, denn ich könnte mir vorstellen, dass Alja mich irgendwann allein weiter schickt. Ich war in Boston nie auf den Mund gefallen, dann muss ich es hier auch nicht sein.“
      „Du bist in Boston...“, murrte der Kleinkriminelle, „Kapier das endlich!“
      „Ich kann das aber nicht glauben, es ist alles so anders! Ich kann doch keinen Krieg verschlafen haben.“
      „Vielleicht lagst du im Koma.“
      „Glaube ich nicht...“
      „Na ja, ist mir auch egal.“ Isaac schloss die Augen.
      „Ist es nicht.“
      „Musst du ja wissen.“ Es herrschte eine ganze Zeit lang Stille. „Vielleicht könnten Alja und du ja ein paar Tage bleiben. Wir bringen dich auf den neusten Stand und ich lasse meine Verbindungen spielen, um dich aus der Zone zu kriegen...“
      „Du kennst mich ein paar Stunden und willst gleich, dass ich bei dir einziehe? Wer ist denn nun schwach?“
      Isaac setzte sich abrupt auf und hob den Finger, er wollte antworten, doch dann schloss er den Mund wieder, als er Jerrys grinsendes und triumphierendes Gesicht sah. Der verstörte und stille Bursche war ihm plötzlich deutlich lieber.
      „Ach, leck mich doch!“, knurrte er erneut und legte sich dann einfach mit dem Rücken zu Jerry hin. Dieser musterte ihn noch einen Moment, dann sank er auch in die Laken und schloss die Augen. Zum ersten Mal seit Stunden fühlte er sich nicht mehr verloren. Alja war da und Isaac auch.
      „Danke...“, flüsterte er.
      Isaac tat als würde er schlafen, auch wenn seine Augen geöffnet waren. Er sagte nichts.

      ~~~
    • So, ich poste mal wieder, ohne auf die Comments einzugehen - tut mir leid. xD Alle Hinweise kamen aber an, vielen Dank. ^^

      Äh ja... blubb. Weiter gehts. Nicht mal wirklich korrekturgelesen. :/ Hoffentlich hab ich beim Drüberlesen jetzt nix übersehen...


      ~~~

      Alja und Jerry blieben zwei Tage bei Isaac, der Junge wurde allmählich offener, wenn er auch immer noch starke Probleme hatte. Der Juckreiz und die Kopfschmerzen wallten regelmäßig und immer schneller auf, ließen ihn dann gereizt und biestig reagieren.
      Alja und Isaac erklärten ihm so gut es ging die Welt und die Zusammenhänge darin, aber keiner von beiden konnte sich einen Reim darauf machen, woher Jerry nun kam. Und vor allem warum er von all dem nichts wusste und weiter auf seiner Version eines intakten sonnigen Bostons bestand.
      "Gedächtnisverlust", mutmaßte Alja deshalb, als sie einmal mit Isaac alleine in einem Raum war. "Gedächtnisverlust plus irgendein Hirnschaden, bei dem einige Erinnerungen durcheinander gekommen sind. Vermutlich mischt er in seinem Kopf Boston mit seiner Heimatstadt." Sie ließ sich plump auf einen Sessel fallen. "Und du kannst dich doch an das viele Blut erinnern? Ich wage fast zu behaupten, dass er in irgendetwas Gefährliches verwickelt war. Frag mich aber bitte nicht, in was."
      Isaac, der seine Versuche, Jerrys homosexuelle Jungfräulichkeit zu beschmutzen, fürs erste aufgegeben hatte, lehnte sich in seinem quietschenden, abgewetzten Sessel zurück.
      „Er war damit ja vollkommen bedeckt... vielleicht ist er ein Mörder und hat seine Erinnerung daran unterdrückt. Ist dir das mal in den Sinn gekommen? Ich meine, es gibt seit zwanzig Jahren keine sonnigen Plätzchen mehr auf dieser Welt.“
      "Selbst ein Mörder wäre nicht so wahnsinnig, freiwillig in die Zone zu gehen." Aljas Tonfall war fast entsetzt. "Es gibt deutlich schnellere und angenehmere Wege, sich der Verantwortung zu entziehen - ich würde jedenfalls eine Kugel in den Kopf dem Lebendig-gefressen-werden durch Groundrunner eindeutig vorziehen..."
      Sie schob eine leere Plastikschüssel auf dem kleinen Tisch vor ihr mit einem Finger hin und her. "Es sei denn natürlich, er hat danach einen Schlag auf den Schädel bekommen und die Orientierung verloren, aber... ich weiß nicht, ich kann es mir nicht vorstellen." Kurze Pause. "Etwas seltsam ist er allerdings, da kann ich dir nur zustimmen...."
      „Aber ich halte ihn eigentlich nicht für gefährlich... ich meine, ich habe ihn zum Sex mit mir bringen wollen und er hat mir keine gepflastert... Gott, wie lange hatte ich schon keinen Kerl mehr... hier draußen gibt es doch nur Freaks...“ Isaac zog an seiner Zigarette, wusste der Teufel, wo er die immer auftrieb.
      "Was soll ich erst sagen!", antwortete Alja, vielleicht etwas giftiger, als sie beabsichtigt hatte. "Sieh dir mein Gesicht an, denkst du, jemand könnte ernsthaft wieder Interesse an mir haben?"
      Sie seufzte und schüttelte den Kopf. "Egal, die Zeiten habe ich hinter mir und dort bleiben sie auch."
      „Du bist zu streng zu dir, Sweetheart.“, lächelte Isaac. „Du solltest...“
      “Was ist das eigentlich, das schmeckt komisch...“
      Beide schauten Jerry an, der in der Tür zum Nebenraum stand, mit einer Flasche in der Hand, deren Label den Inhalt als synthetisches Mineralwasser auszeichnete. Echtes gab es nicht mehr aber die synthetische Brühe war wenigstens harmlos.
      „Lass das stehen! Das ist Zon! Diese Flasche ist viel wert, auf jeden Fall soviel wie deine Fahrkarte nach draußen! Ich hab das Zeug in der Mineralwasserflasche, weil das wesentlich besser kommt als Zon auf das Ding zu schreiben, du Idiot!“, keifte Isaac und sprang auf, um Jerry die Flasche aus der Hand zu reißen.
      Alja blieb der Mund offen stehen. "Zu spät, er hat... einen Schluck genommen, als wäre es Wasser..." Zumindest sah es so aus, wenn sie die Spuren der Substanz sah, die über die Innenseite des Flaschenhalses nach unten rann. "Oh scheiße, das geht schlecht aus."
      Er würde umfallen, sich verkrampfen, sich laut schreiend die Augen aus den Höhlen schälen, irgendetwas in der Art...
      Er blieb stehen.
      „Was habt ihr denn?“, fragte Jerry verwirrt. Er fühlte sich nicht schlecht, sogar eigentlich besser. Das Kribbeln in seinem Körper hörte auf, die Kopfschmerzen waren abgeklungen.
      „Es geht mir gut!“
      „Scheiße, was zur Hölle? Du müsstest die totale Überdosis haben!“ Isaac wich einen Schritt zurück als es auf einmal laut an der Fronttür klopfte.
      "Auch das noch!", zischte Alja durch die Zähne und hatte keine Ahnung mehr, wohin sie sich wenden sollte - zu Jerry, der vermutlich jede Sekunde explodieren würde oder in ein Versteck, in dem man sie ohnehin sofort finden würde.
      Die Entscheidung wurde ihr abgenommen, denn im selbe Moment ertönte das lauteste Rattern, das sie je gehört hatte - die doch recht dicke Eingangstür wurde durchsiebt wie Schweizer Käse, Funken sprühten, Querschläger knallten und schwere Hohlspitzgeschosse würden sowohl Isaac als auch Jerry in weniger als drei Sekunden in Stücke zerrissen haben, ohne, dass Alja mehr würde tun können, als einmal nach Luft zu schnappen.
      Doch keine einzige Kugel erreichte ihr Ziel.
      Plötzlich verstummte jedes Geräusch und versank in dumpfer Stille, die gegen die Ohren drückte. Alja spürte, wie sich etwas Schweres in die Luft legte und den Raum zum Vibrieren brachte - mit wachsendem Entsetzen sah sie, dass jedes Geschoss in der leeren Luft hängen geblieben war und sich leicht drehte - wie Sandkörner, die von einem Fluss getragen wurden. Fassungslos streckte Alja eine Hand aus und berührte eine der Kugeln - sie waren nicht einmal mehr warm.
      Mit großen Augen starrte sie auf Jerry, der fast zu pulsieren schien - konnte es sein, dass.. dass ER...?
      Weiter kam ihr Gedanke nicht, denn im selben Moment brach das Inferno los.
      Von Jerry ging eine Schockwelle aus, die sämtliche Kugeln im Raum in Staub verwandelte und gleichzeitig die Tür des Bunkers aus den Angeln hob. Regale und Möbel wurden zerfetzt und überall wirbelte das Papier der Bücher herum, die Isaac gehortet hatte. Der junge Mann und die clean gewordene Zonsüchtige wurden zu Jerry gezogen, direkt hinter ihn.
      „Was geht hier vor?!“, brüllte Isaac gegen den Sturm an.
      Rohre wurden von der Wand gerissen, flogen krachend durch den Raum.
      "Frag mich was Leichteres!", schrie Alja zurück, mit flatternden Haaren, sich panisch an irgendetwas klammernd, das in Reichweite war. Sie beobachtete, wie Geschirr vom Tisch stieg und in der Luft in unzählige Splitterchen zerbarst, sie sah Beton, der in kleinen Bocken weggeweht wurde, sie sah durch die Tür ein paar seltsam gepanzerte Soldaten, die weggeschleudert wurden wie Papierflieger. Ein einzelner Soldat schaffte es, seinen Arm mit der Waffe in den Raum zu stecken - er zerbröselte wie Würfelzucker.
      Es war wie ein Alptraum, ein Horrortrip - oder Beides. Alja schloss die Augen.
      „Jerry! Hör auf!“ Isaac schrie so laut er konnte, doch der Junge ging einfach auf die Tür und die Soldaten zu. Schüsse wurden laut, offenbar hatten sich noch mehr Soldaten draußen aufgehalten, die nicht von der ersten Welle erfasst worden waren. Doch nun wurden sie es. Schüsse wurden durch Schreie ersetzt, dann durch widerlich fleischiges Schmatzen. Ein Soldat flog in den Raum – oder besser nur sein abgerissener, halb zerquetschter Torso.
      Alja fiel nicht in Ohnmacht, aber sie schrammte sehr knapp daran vorbei. Ihre Beine gaben nach und sie musste sich auf den Boden setzen, dabei die Hände auf die Ohren gepresst, damit sie nichts hören musste, doch die Geräusche drangen trotzdem durch. Sie fühlte sich an ihren ersten Zon-Horrortrip zurückerinnert und wenn sie nicht gewusst hätte, dass sie inzwischen immun dagegen war, sie hätte einen Rückfall vermutet.
      Irgendwann wurde es dann still - aber die Stille war fast noch schlimmer als der schreckliche Lärm.
      Jerry hatte den Bunker verlassen, kam nun aber wieder hinein. Er war überall mit Blut bespritzt, hinterließ blutige Fußspuren. Seine Augen waren dunkel geworden, sie schimmerten rötlich und auf seinen Lippen lag ein seltsamer Ausdruck. Seine ganze Mimik war vollkommen leer. Er schaute Isaac und Alja an, mit ausdrucklosen dunklen Augen, die direkt in sie hinein zu sehen schienen.
      „Jerry...?“, wisperte Isaac.
      Plötzlich wusste Alja, warum er so voller Blut gewesen war, als sie ihn gefunden hatte. Plötzlich war alles völlig klar - mit aufgerissenen Augen starrte sie Jerry... nein, dieses Biest an und machte sich innerlich darauf gefasst, in Stücke gerissen zu werden wie die Soldaten vor ihr.
      Als der Angriff ausblieb, wagte sie endlich wieder, sich zu bewegen. "Ich... Das... Also..." Mehr brachte sie nicht heraus, so sehr sie auch wollte.
      „Jerry!“, schrie ihn Isaac auf einmal an. „Jerry, wir sind es!“ Der Junge kam auf ihn zu, schaute ihn immer noch ausdruckslos an, dann packte er den Hehler am Hals und hob ihn hoch. Isaac hing röchelnd in der Luft, zappelte hilflos mit den Beinen.
      Alja reagierte instinktiv, ohne nachzudenken - sie griff nach dem erstbesten harten Gegenstand, den sie in die Finger bekam und stürzte damit zu Jerry, in dessen Händen Isaac bereits blau anlief. Ohne zu wissen, ob sie es überleben würde, knallte sie Jerry das halbe Stuhlbein auf den Hinterkopf - für einen Augenblick zerrte etwas an ihr und fast fürchtete sie, in der nächsten Sekunde zu schmelzen wie ein Stück Butter, aber dann ließ Jerry sein Opfer fallen und kippte wortlos um. Das Gefühl verschwand.
      Alja ließ, über sich selbst erschrocken, das Stuhlbein fallen und schlug die Hände vor den Mund. "Ich habe ihn umgebracht, oh Gott, ich habe ihn umgebracht, er ist tot, ich habe ihn umgebracht!"

      Aber Jerry war nicht tot. Nur etwas benommen, wie sich in der nächsten Sekunde zeigte, denn er stöhnte plötzlich etwas gequält auf und griff etwas tollpatschig nach seiner Stirn.
      „Was...“
      „Du Drecksack!“ Isaac hielt sich den Hals, er war leichenblass. „Du Schwein!“ Er trat nach Jerry, der sich hilflos zusammenrollte, als die Tritte auf ihn nieder hagelten. „Du Drecksack!“
      Immer wieder trat Isaac zu.
      „Bitte hör auf!“, wimmerte der Junge panisch.
      "Nicht, lass das!" Trotz allem riss Alja den Hehler am Arm zurück, teils aus Mitleid mit Jerry, teils aber auch, weil sie fürchtete, dieser unheimliche Effekt von vorhin könne sich wiederholen und sie beide doch noch umbringen. "Warte, nichts überstürzen! Diese Soldaten waren sicher hinter ihm her und wenn wir ihn jetzt umbringen, dann..."
      Sie beendete den Satz nicht, sondern starrte Jerry nur misstrauisch an, der sich träge bewegte und nicht genau zu wissen schien, wo er war. Sicherheitshalber griff sie trotzdem noch mal nach ihrem Stuhlbein.
      „Bitte hört auf...“ Der Junge war den Tränen nahe. „Bitte... was ist los...?“
      Isaac lehnte nach Luft schnappend an der Wand und musterte das Häufchen Elend am Boden.
      „Ob er wirklich nicht weiß...“, sprach er mehr mit sich selbst.
      Jerry rollte sich zusammen und schluchzte leise. Er schien vollkommen verstört.
      Alja dachte verbissen an die Zeit zurück, in der sie noch ein normales Leben geführt hatte und in der Schule gesessen hatte. Sie hatte sich im Grundkurs Psychologie damals nur gelangweilt, aber eine Sache fiel ihr noch ein: Gespaltene Persönlichkeiten. Jekyll und Hyde.
      Ob Jerry so etwas war? Er schien absolut keine Ahnung mehr zu haben, was eben passiert war - andererseits konnte das auch eine Wirkung des Zons sein.
      "Jerry... weißt du, was vor fünf Minuten passiert ist?", fragte sie vorsichtig nach.
      „Isaac... war sauer auf mich. Wegen dieses Zeugs... und dann hat es geknallt... mehr weiß ich nicht...“
      „Das darf doch nicht wahr sein!“ Isaac rutschte an der Wand herab in die Hocke. „Das hat man von seiner gottverdammten Hilfsbereitschaft! Meine Bude ist Schrott! Es ist alles kaputt!“
      Der Bunker sah aus, als sei darin eine Bombe explodiert. Nichts war mehr ganz.
      Alja fühlte sich plötzlich hilflos wie ein Kleinkind - sie sah die Zerstörung, blutige Überreste von Regierungstruppen, Schutt, Splitter - ihr Blick wanderte von Isaac zu Jerry und wieder zurück und sie dachte leise bei sich, dass sie vermutlich unwissentlich in die schlimmste Situation ihres Lebens gerutscht war - und das selbst noch nach ihrem Zon-Trip.
      "Was auch immer hier los ist", fing sie langsam an. "Die Regierung hat ihre Finger drin. Was bedeutet, dass mehr Soldaten auftauchen werden und das nicht gerade, um uns zum Tee einzuladen..."
      „Die wollen doch nur ihn! Liefern wir dieses Monster aus!“
      Jerrys Kopf ruckte hoch und er schaute Isaac mit dem wahrscheinlich getroffensten und traurigsten Gesicht an, das man je gesehen hatte. Er wirkte wie ein hilfloses Kleinkind.
      „Schon gut!“ Der Hehler winkte ab. „Schon gut... ich meine das nicht so. Du hast meine Wohnung in ihre Einzelteile zerlegt. Ich stehe unter Stress...“ Er tastete seine Taschen nach Kippen ab.
      „Bitte schickt mich nicht zu denen...“ Jerry erhob sich ein wenig und blieb dann in der Hocke sitzen. Er war ein gruseliger Anblick in seinen Blutgetränkten Kleidern.
      Alja dagegen fing an, in den Resten des Raumes hin und her zu marschieren. "Darum also warst du in der Zone, die waren hinter dir her", murmelte sie, mehr zu sich selbst. "Du hast irgendetwas gesehen, das du nicht hättest sehen sollen... nein, es geht um diese Fähigkeit... oder irgendein neuer Wirkstoff des Zon..."
      Sie blieb stehen und blickte Jerry dann an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. "Okay, eine Frage hätte ich noch: Kannst du laufen? Ich fürchte nämlich, da werden mehr von denen auftauchen - und das bald, wenn sie merken, dass die erste Gruppe nicht mehr.. ähm, hier ist."
      „Bitte lasst mich nicht hier...“ Jerry schaute von Alja zu Isaac und wieder zurück. „Was ist denn nur mit mir los?“
      „Das ging nach dem Zon los...“, meinte Isaac, der sich immer noch den Hals rieb, der langsam rot wurde. „Irgendetwas hat das ausgelöst.“
      "Zon löst immer etwas aus - aber so etwas habe ich noch nie erlebt", meinte Alja mit finsterer Miene. "Ich weiß nur eines: Wir müssen weg. Pack ein, was du brauchst, Isaac." Sie stand auf und zeigte mit dem Zeigefinger direkt zwischen Jerrys Augen. "Und du kommst mit."
      „Danke...“, murmelte Jerry.
      Isaac sagte nichts dazu. Er tigerte durch den Bunker. „Alles hin... alles kaputt...“, schimpfte er immer und immer wieder vor sich hin.
      Alja ignorierte ihn.
      "Wir müssen möglichst weit weg, irgendwohin, wo uns niemand vermutet. Das Beste wäre eine Großstadt." Aber damit tauchten auch schon die nächsten Probleme auf - hier war alles voll mit Wachen, Grenzpatrouillen, Radarsystemen und Selbstschussanlagen. Ohne Hilfe konnten sie hier nicht weg.
      Es gab also nur eine Möglichkeit. "Die Städte sind immer noch unterirdisch verbunden. Wir müssten durch die Kanäle und von dort in die U-Bahnschächte. Allerdings ist das ein weiter Weg und alles ist vollgestopft mit Groundrunnern. Wir müssten quasi ganz Boston unterirdisch durchqueren!"
      „Selbstmord ist nie eine Lösung!“, meckerte Isaac. „Aber es gibt auch keinen anderen Weg...“, gab er zähneknirschend zu. „Da unten ist es absolut gefährlich. Giftmüll, Mutanten, dieses elenden Runner... wir sind Futter...“
      "DU bist Futter", verbesserte ihn Alja. "Mich ignorieren sie, sowie alles in meiner Nähe - das heißt also nur, dass wir uns nie trennen sollten." Sie starrte ihre Tasche an, die in der Zimmerecke lag. "Verpflegung wäre trotzdem gut - es sei denn, ihr wollt einen Runner essen."
      Dass sie das einmal sogar hatte tun müssen, verschwieg sie an dieser Stelle besser. Es machte ihr zu sehr Angst, diesen Monstern zu ähnlich zu sein.
      Isaac kramte alles zusammen, was noch irgendwie brauchbar war. Taschenlampen, Schokoriegel, alles was sich irgendwie in einem Rucksack transportieren ließ. Sein Hals zeigte mittlerweile deutlich die Abdrücke von Jerrys Fingern. Er musterte den jungen Mann immer wieder.
      Langsam füllte sich der Bunker mit dem metallischen Geruch von Blut, der von draußen hereinzog.
      Schließlich hielt Isaac es nicht mehr aus. Jerry war kurz davor, sich zu übergeben. Sie bemühten sich, sich nicht die zerfetzten Leichen zu betrachten, als sie das langjährige Zuhause des Hehlers wohl für immer verließen.

      ~~~


      Ähnlichkeiten mit diversen Sci-Fi-ilmen sind rein zufällig. :ugly:


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Original von Veria
      Ich schmeiss ne Party! Es gibt tollen Lesestoff für mich!
      :ugly:
      Veria


      Danke ^^ Ich hoffe es geht hier bald mal weiter, Uly und ich sehen uns im Moment irgendwie nicht so sonderlich oft online, müssen das endlich wieder ändern.
      Dann gibt es auch wieder was zu posten. Bin da eh erst einmal auf ihn angewiesen damit ich wieder das Word doc bekomme, denn mein Laptop ist mitsamt der Story und einigem anderen Kram, dem ich jetzt schon nachweine, den Weg allen Irdischen gegangen. Wenn er überhaupt repariert werden kann - und es weniger kostet als gleich einen neuen zu kaufen - sind meine Daten wohl trotzdem futsch, zumindest alles seit der letzten Sicherungskopie. :mpf: