Das Blut des Königs

    • @ Ulyaoth: Ein Kommi! Ein Kommi! :dance: Hab mich schon gefragt, ob überhaupt noch jemand liest...

      Mit den Namen hast du vermutlich recht... Das ändert sich allerdings noch. Und solange du die Amaryll behältst, ist alles gut, die ist nämlich wichtig... Also sonst musst du dir erstmal keine merken...

      Stichwort: Macht der Alten...
      Würde es dir was ausmachen, mir PN oder mit Spoilerverdecker mitzuteilen, was du dir so gedacht hast. Würde mich nämlich interessieren ob ich wirklich so vorhersehbar bin, wie ich immer denke. :D

      Und nein eine Tochter hat König Aran nicht, aber ich hörte er habe eine Schwester... :ugly:

      Und weiter im Konzept:

      Tam Jardin runzelte die Stirn.
      Als stellvertretender Kommandant der königlichen Truppen trug er die Verantwortung für den Verlauf der Schlacht.
      Er war sich nicht sicher, ob er dem gewachsen war. Momentan hatte er ein temporäres Truppenquartier am Fuße des Palastes bezogen und saß an einem notdürftig zusammengezimmerten Tisch, auf dem eine rudimentäre Karte der Stadt ausgebreitet lag. Mit Figuren hatte er versucht, die Lage an der Front nachzustellen, um im Notfall reagieren zu können. Von Zeit zu Zeit kamen Soldaten hereingeeilt, um ihm die eine oder andere Veränderung im Geschehen mitzuteilen.
      Wie es aussah, versuchte der Feind immer noch das Stadttor zu zerstören und scheiterte nach wie vor am Widerstand der Magier.
      Zunächst war Jardin skeptisch gewesen, magisch Begabte an der Schlacht teilnehmen zu lassen. Novizen ermüdeten zu schnell und waren deshalb nur begrenzt einsatzfähig, Lehrlinge und Ausgebildete waren schon lange ein Teil der Truppen und wurden, je nach Schwerpunkt ihrer Kräfte zur Heilung, Attacke oder als Spähtrupps eingesetzt. Obwohl sie den anareanischen Truppen auf den ersten Blick einen Vorteil verschaffen sollten, hatte es in keiner der bisherigen Schlachten so funktioniert, wie geplant. Zumeist waren ihre Kräfte zu schnell aufgebraucht oder sie waren gar nicht erst in der Lage gewesen sich zu konzentrieren. Wie es mit den Mitgliedern des Rates aussah, wusste er hingegen nicht. Es war aber anzunehmen, dass sie stärker waren als gewöhnliche Gildenangehörige.
      Dass man sie erst jetzt einsetzte, war hingegen verständlich, immerhin gehörten sie zu den am meisten geachteten Persönlichkeiten des Landes und waren niemand, dem man einfach so befehlen konnte zu kämpfen. Wenn er richtig informiert war, so nahmen auch längst nicht alle zwölf Ratsmitglieder an der Schlacht teil, er hoffte nur, dass die, die es taten, in der Lage waren, den Spieß umzudrehen.
      Er riss sich aus seinen Gedanken los, stand auf und versuchte einen direkten Blick auf die Kampfhandlungen zu bekommen. Den Lärm konnte er hören, aber es gab kaum etwas zu sehen. Er seufzte, blieb dennoch stehen – und wartete.

      „Sie haben das Tor magisch verstärkt!“
      Sairen Donnerbolzen, Kommandant der tamurischen Angriffstruppe an der Front, lächelte fast gelangweilt, als ihm ein panischer Soldat diese Neuigkeiten brachte.
      „Natürlich haben sie das. Sie sind verzweifelt. Wenn das Tor fällt, dann fallen auch sie.“
      „Aber Sir, sie setzen Magie ein! Wir haben keine Magie.“
      „Und warum haben wir keine Magie? Sie ist böse und lenkt von den eigentlichen Zielen ab. Sieh dir diese schwachen Anareaner an. In jedem Kampf haben sie Magie eingesetzt und hat es ihnen etwas gebracht? Nein. Letzten Endes haben sie alle vor uns zitternd im Staub gelegen. Was haben wir stattdessen? Unsere Köpfe, unsere Muskelkraft. Damit bringt es ein Mann viel weiter, anstatt sich auf irgendeinen Hokuspokus zu verlassen.“
      „Ihr habt natürlich recht, Sir. Dennoch versuchen unsere Männer seit über zwei Stunden verzweifelt das Tor zu zerschlagen, ohne ihm einen Kratzer zugefügt zu haben, während sie von oben abgeschossen werden, wie die Ratten. Eine solche Situation gab es bislang nicht.“
      „Es gehört zu einer guten Schlacht dazu, Herausforderungen gestellt zu bekommen. Ich sage es noch einmal, sie sind verzweifelt. Wer ihnen das Tor verstärkt, das dürften die besten Magier im ganzen Reich sein. Es gibt nicht allzu viele davon und irgendwann werden sie ermüden. Aber ihr habt recht – unsere Männer müssen nicht unnötig sterben. Wenn sie es unbedingt wollen, müssen wir eben härtere Saiten aufziehen. Ist das Katapult einsatzbereit?“
      „So gut wie, weswegen fragt ihr?“
      „Weil es eine Möglichkeit ist, ihren Widerstand zu brechen.“
      „Verzeiht, wenn ich nicht verstehe.“
      Sairen seufzte. Er fühlte sich heute großzügig, deswegen ließ er sich dazu herab, dieser kleinen Kröte seinen Plan zu erklären. Wer wusste schon, was der Mann weitergab? Vielleicht hob es sogar die Moral der Männer. Außerdem gab es ihm die Möglichkeit seine intellektuelle Überlegenheit zu beweisen.
      „Wir könnten natürlich Munition über die Stadtmauern schießen und hoffen, ein paar der Magierlein zu treffen, aber das würde nicht funktionieren. Wir wissen nicht, so sie stehen.
      Deswegen werden wir sie mit ihren eigenen Waffen schlagen. Um das Tor zu verstärken, müssen sie eins mit der Materie werden, was bedeutet, alles was das Tor spürt, spüren auch sie. Ein paar Erschütterungen mit dem Rammbock halten sie locker aus, aber was wird wohl passieren, wenn wir dem Tor richtig Schmerzen zufügen?“
      „Das ist brillant, Sir. Aber woher wisst Ihr soviel über ihre Techniken?“
      „Man muss den Feind kennen. Aber genug davon. Gebt Befehl, das Katapult mit allerlei spitzen Gegenständen zu beladen und damit das Tor zu beschießen. Desweiteren sollen die Männer mit Flammenpfeilen arbeiten und zudem versuchen, die Mauern auch anderweitig einzunehmen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns auch dieser Sieg gehört!“
      „Zu Befehl, Herr!“
      Als der Soldat gegangen war, lächelte Sairen siegesgewiss. Sie würden fallen und wenn dieser Moment kam, würde er dabei sein!

      Und gerade war der nächste gefallen. Voller Sorge schüttelte Perregrin den Kopf. Er wusste nicht, wie viele Stunden vergangen waren, seitdem er die Auffrischung erhalten hatte. Nachdem die Magier das Tor verstärkten, hatte er wirklich geglaubt, sie würden es schaffen. Nun war er sich dessen nicht mehr so sicher. Seine Bolzen und seine Kameraden wurden weniger und zwei der Magier waren bereits zusammengebrochen. Zwar wurden sie durch andere ersetzt, aber es war abzusehen, dass auch ihre Vertreter nicht ewig durchhalten konnten. Zumal keiner der Zusammengebrochenen bisher wieder aufgestanden war. Andere hingegen hielten sich standhaft. Dazu gehörte auch die Frau, die Perregrin geheilt hatte. Er fragte sich, ob es etwas mit dem Trank zu tun hatte, den sie von Zeit zu Zeit einnahm. Denn auch, wenn sie weiterhin stand, so wurde sie doch schwächer. Inzwischen war sie in die Knie gegangen, genau wie ihre Kollegen. Er konnte nur erahnen, welche Kämpfe diese Menschen ausfochten und er wollte sie so gut es ging unterstützen.
      Dann sah er das Katapult…
    • @ Shiekahlady: Vielen Dank für das freundliche Review. :) Wie gesagt das mit den Namen hat bald ein Ende... *rumfreu*

      Naja weiter geht es...

      Zunächst wunderte sich Perregrin über das Verhalten der Tamuraner. Er hatte fest damit gerechnet, dass sie nun dazu übergingen, die Stadt wahllos zu bombardieren, Bauwerke zu zerstören oder gar Soldaten und andere zu treffen. Dann fiel ihm ein, dass man dafür normalerweise mehr als ein Katapult benutzte. Am Horizont zeichnete sich zwar bereits Verstärkung in Form von schneller näher kommenden Belagerungswaffen ab, aber damit wurde Perregrin klar, dass dieses Katapult eine andere Funktion hatte.
      Er hörte einen Befehlshaber brüllen: „Wenn ihr noch Feuerpfeile habt, beschießt das Katapult!“, aber da dies auf ihn nicht zutraf, versuchte er stattdessen die Menschen zu treffen, die das Gerät bedienten. Leider schoss er häufig daneben.
      Es stellte sich als unmöglich heraus, die Tamuraner davon abzuhalten, das Katapult in Gang zu setzen. In Windeseile jagte es Schwerter, Speere, Messer und andere Waffen mitten in das Holz des Stadttors. Bevor Perregrin aufgrund dieser unnützen Aktion laut auflachen konnte, sah er wie einer der Magier zusammenbrach.
      Darauf hatten sie es also abgesehen. Oh nein!

      Amaryll spürte, wie sich tausende kleiner Spitzen in ihr Bewusstsein bohrten. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Tamuraner die Schwachstelle des Tors entdeckt hatten, aber sie hatte gehofft, dass sie weniger brutal vorgingen. Viele ihrer Kollegen waren bereits in die Knie gegangen und sie wusste, sie würde ebenfalls nicht mehr lange durchhalten. Einen kurzen Augenblick überlegte sie, die Verstärkung des Tores sein zu lassen und sich besser anderen Dingen zuzuwenden. Dadurch ließ sie ihre Deckung für einen kurzen Moment fallen. Erst als sich der Schmerz in ihr Bewusstsein grub und von ihr Besitz ergriff, erkannte sie, dass ein Fehler gewesen war. Aber dann wurde auch schon alles schwarz um sie, als sie zusammenbrach. Ich habe versagt!

      Sairen beobachtete voller Genugtuung wie das Stadttor zerbarst! Nun dürfte es eine Kleinigkeit sein, die Stadt einzunehmen. Auch die Magier stellten keine Bedrohung mehr dar, die meisten von ihnen waren durch die Zerstörung des Tores ausgeschaltet. Es lief alles nach Plan.
      „Zum Angriff!“ brüllte er und genoss den Anblick seiner Männer, die die Stadt stürmten.

      „Das Stadttor ist gefallen!“ Der Soldat brachte Tam Jardin keine Neuigkeiten. Er hatte das berstende Holz bis hierher hören können. „Und die meisten Magier auch!“
      „Ich wusste es! Wir hätten uns nicht auf sie verlassen dürfen!“
      „Sie haben tapfer gekämpft, Herr – und uns wertvolle Zeit erkauft. Immerhin konnten bereits einige der Angreifer an der Stadtmauer ausgeschaltet werden.“
      „Leider sind immer noch genügend übrig. Und nun werden sie in die Stadt einmarschieren. Gebt meinen Befehl weiter: Unsere Truppen sollen sich zurückziehen und versuchen den Boden, so gut es geht zu halten. Versucht nicht, verlorenes Land zurückzuerobern, sondern kümmert euch lieber darum, dass sie kein neues einnehmen!“
      Der Mann nickte und eilte dann davon.
      Resigniert schob Tam die Figuren auf seiner Modellkarte um und schüttelte dann den Kopf. Der Soldat sah bereits so schmutzig und abgekämpft aus, dass es keine Hoffnung mehr gab. Er hoffte mit seinen Befehlen noch so viele Männer wie möglich zu retten, aber ein Sieg war nicht mehr einzuholen.

      „Neeeeeeeein!“ Perregrin war überrascht seine eigene Stimme zu hören. Das Holz war zerbrochen und nun schwärmten sie in die Stadt. Er lud seine Armbrust nach und versuchte so viele Angreifer wie möglich zu töten, doch dann gingen ihm seine Bolzen aus.
      Kurz darauf ertappte er sich dabei, zu den gefallenen Magiern zu laufen und das obwohl sein Kommandant brüllte, dass alle beisammenbleiben sollten.
      Es waren zwar schon Soldaten vor Ort, die versuchten die Bewusstlosen aus der Schusslinie zu befördern und möglicherweise wieder aufzuwecken, aber irgendwie fühlte sich Perregrin den Magiern zusehr verbunden, als dass er diese Aufgabe alleine den anderen überlassen wollte. Ohne groß darüber nachzudenken, ergriff er einen leblosen Körper, schulterte ihn und rannte damit die Stadtmauer entlang, so schnell er konnte. Er musste irgendwo einen sicheren Platz suchen.

      König Aran stand am Fenster seines Palastes und betrachtete das Treiben unter sich. Auch wenn er keine Referenz hatte, so erkannte er doch am Stand der Sonne, wie viel Zeit bereits verstrichen war. Als die Abenddämmerung einsetzte, wusste er, dass sein Schicksal unabwendbar war. Die Hälfte der Stadt brannte bereits, die Einwohner wurden auf die Straße getrieben und die Soldaten abgeschlachtet. Er konnte das Blut sogar von hier aus sehen und der Geruch von verbrannten Leichen stieg ihm ebenfalls in die Nase.
      Ja, der Magierrat war eine schöne Idee gewesen und auch die Macht der Alten. Aber nun war es zu spät. Anareana war gefallen.
    • Es ist sehr kurz... aber mehr hab ich irgendwie nicht hinbekommen...

      Perregrin zitterte noch immer. Es war zwar schon einige Stunden her, dass er Unterschlupf in einer alten Scheune gesucht hatte, aber was draußen vor sich ging, das hörte er sehr wohl. Auf der einen Seite fühlte er sich schuldig, sich aus dem Kampfgeschehen zurückgezogen zu haben, aber auf der anderen Seite galt seine gesamte Pflege der verletzten Person neben ihm. Er hatte erst, nachdem er die Scheune gefunden hatte, bemerkt, dass es sich hierbei um die Frau handelte, die ihm beigestanden hatte. Von Zeit zu Zeit strich er mit einem wassergetränkten Stofffetzen über ihr Gesicht, doch bisher hatte sie nicht die geringste Regung gezeigt, sah man von dem Nasenbluten ab, das er nur mühsam zum Stillstand gebracht hatte. Dennoch wusste er, sie war nicht tot und er wollte alles in seiner Macht stehende tun, um sie wieder aufzuwecken.
      Teils geschah dies aus Dankbarkeit für ihre Hilfe, aber ein kleiner Teil in ihm hoffte, die Magierin vermochte noch irgendetwas zu tun, um das Ruder herumzureißen. Vielleicht waren seine Erwartungen zu hoch gegriffen, aber er brauchte einen Hoffnungsschimmer, an den er sich klammern konnte.
      Vorsichtig schichtete er das um ihn herumliegende Stroh um, damit er bequemer saß, während er ihren Kopf auf seinen Schoß gelegt hatte.
      Von Zeit zu Zeit wagte er einen Blick nach draußen, aber was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Brennende Häuser, schreiende Menschen, Leichen, Feuer, Gestank, Gewalt... Es wunderte ihn, dass man ihn bisher nicht entdeckt hatte, aber er war nicht undankbar darüber. Stattdessen trieb ihm das Gesehene Tränen in die Augen.
      Er hatte sich immer für stark und hart gehalten, doch nun musste er schmerzlich erkennen, all dies war nur jugendlicher Übermut gewesen. Er wusste nicht einmal, ob seine Familie noch am Leben war, geschweige denn seine Verlobte.
      Um diese Gedanken zu vertreiben, wandte er sich wieder der Bewusstlosen zu. Er überlegte, ob er noch genügend Wissen aus seiner Ausbildung zusammenkratzen konnte, um einen Heilzauber anzuwenden.
      Es war ihm immer schwergefallen, sich zu konzentrieren und die nötige Energie zu fassen zu bekommen, um den Zauber in die Wege zu leiten. Insgeheim hatte er immer gehofft, niemals darauf zurückgreifen zu müssen und nun war er genau in dieser Lage und es gab niemanden, der ihm helfen konnte.
      Er versuchte mehrmals, seinen Kopf freizubekommen, auf die Magie zugreifen zu können, aber es gelang ihm einfach nicht. Schließlich gab er resigniert auf und versuchte es mit konventionelleren Mitteln.
      „Wach auf, bitte wach auf!“ flüsterte er verzweifelt. Er wusste nicht wie viel Zeit verstrichen war, aber es war definitiv zu viel. Die Frau rührte sich nicht.

      Voller Genugtuung ebnete Sairen Donnerbolzen seinen Generälen den Weg zum Palast. Die Schlacht war härter gewesen, als die vorhergehenden, aber sie hatten so gut wie gewonnen und das war die Hauptsache. Immerhin hatten sie hier um die Hauptstadt gekämpft, es war nur natürlich gewesen, dass die Herausforderung größer war. Und Sairen liebte Herausforderungen.
      Als sie die königlichen Gemächer stürmten, war er ganz vorne mit dabei. Und sehr überrascht obendrein: er hatte sich einen starken König vorgestellt und alles, was er erblickte, war ein jämmerlicher Greis, der keinerlei Widerstand bot.
      Wie als hätte er mit all dem gerechnet, blieb er still stehen und ließ all den Spott der Tamuraner über sich ergehen. Er wusste wohl, dass er nicht mehr allzu lange leben würde...
    • *Versprechen einlös* xD


      Wirklich sehr schön geschrieben, besonders die Beschreibung der Magie am Tor und die Auswirkung auf Amaryll hat mir gefallen. Der Stil wird wirklich immer besser - abgesehen von dem "Neeeeeeeiin" da in der Mitte, das is Comic-Sprache. Aber zumindest hast du darauf verzichtet, es in CAPS und mit zehn Millionen Ausrufezeichen zu schreiben. xD Nein, ernsthaft, es is gut gemacht und ich reite nur gern auf Kleinigkeiten herum. /D Ich persönlich finde halt, dass man laute Schreie in der Art irgendwie anders rüberbringen sollte... kA, imho wirkt es professioneller, wenn man die Länge eines Rufs anders zum Ausdruck bringt...
      Äh ja. Soviel dazu. Bin eigentlich sehr zufrieden, es flutscht beim Lesen so richtig. ^^
      ([SIZE=7]Psst, nicht verraten, ich kommentiere nur deshalb nur alle vier Posts einmal, weil ich lieber mehr auf einmal zum Lesen haben will. 8D[/SIZE])

      Die Maaa~acht der Alten...
      ...is halt so ne Sache. xD

      Wie gesagt, keine Ahnung, was du dir da ausgedacht hast, aber die klassische Fantasy-Tradition verlagt von uralten Mächten, die man im letzten Moment beschwört, immer folgendes:

      a) Sie gerät außer Kontrolle und muss wieder eingefangen/eingesperrt werden, was meistens Questen bis ans Ende der Welt und drüber hinaus nach sich zieht.
      b) Sie gerät irgendwie in die Hände des Gegners, der dadruch zum unsterblichen Halbgott mutiert und wiederum nur im Verlauf einer ewig langen Queste besiegt werden kann.
      c) Sie ist eine Lüge und in Wahrheit ist es nur ein eingesperrter Dämon, der auf seine Freilassung wartet.

      Irgendwas in der Art halt, mit leichten Variationen. xD

      Aber es kann ja auch was ganz anderes sein, ich werfe halt gern mit Klischees um mich. xD



      (Btw. erinnert mich deine Geschichte irgendwie an meine letzte D'n'D-Sitzung. xD)


      (Ja, man kann draufklicken)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Ulyaoth ()

    • Sodele... dann geht es jetzt erstmal weita...

      @ Ulyaoth: Danke fürs Kommi... ^^
      Hachja, das "Neeeeein!" Da hätte ich irgendwie ein bisschen einen Film vor Augen. Ich wüsste allerdings gerade nicht, wie ich anders hätte darstellen können.. ^^

      Und was die Häufigkeit des Kommentierens angeht, sag ich es nochmal: Ich freu mich wenn überhaupt gekommit wird ^^...

      Zur Macht der Alten:
      Alles interessante Sachen, aaaaber... nix davon passiert... Ich mach auch keinen großen Hehl mehr draus, weil es vmtl inzwischen eh klar ist. Die Tamuraner gewinnen die Schlacht. Anarea ist geschlagen...

      Echt? D'n'D? *auchwill* Wie kommts...

      Und weiter im Konzept...
      Inzwischen war es Nacht geworden. Zitternd kauerte sich Perregrin an den Körper neben sich. Er war warm und doch leblos. Einige Male hatte er schon überlegt, einfach fortzugehen und die Frau ihrem Schicksal zu überlassen und jedes Mal war er davor zurückgeschreckt. Inzwischen war klar, sie würde das Ruder nicht mehr herumreißen können, aber sie einfach liegen zu lassen wäre Mord. So saß er neben ihr und versuchte die Kühle der Nachtluft zu vertreiben. Der Mond warf ein fahles Licht durch das Fenster der Scheune, aber es reichte kaum für eine ausreichende Beleuchtung. Da er nichts weiter tun konnte als warten, presste er sich an die Frau, in der Hoffnung, ein wenig Wärme abzubekommen und schloss die Augen. Irgendwann verschwand auch der Lärm aus seinem Bewusstsein und er nickte ein.
      Schwere Schritte und sowohl der Geruch als auch der Lichtschein einer Fackel ließen ihn wieder aufschrecken. Der Mond schien nicht mehr durch das Fenster, also war wohl eine gewisse Zeit vergangen. Dennoch machte Perregrin keine Anstalten sich zu bewegen. Die Fremden sollten ruhig denken, er schlafe oder sei tot, vielleicht gingen sie dann wieder. Immerhin wiesen ihre Uniformen sie als Tamuraner aus und er hatte keine große Lust auf eine Begegnung mit ihnen.
      „Was haben wir denn hier?“ fragte einer von ihnen.
      „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ein kleines Liebesnest. Manche Menschen haben einfach keine Scham!“
      „Sei kein Idiot, sie sind beide bekleidet und bewaffnet und wenn mich nicht alles täuscht, ist das Weib eine Magieanwenderin, siehst du nicht ihre Tätowierungen?“
      „Du hast recht...“
      In Perregrin krampfte sich alles zusammen. Warum verschwanden sie nicht einfach?
      „Sind sie tot?!
      „Sieht mir nicht danach aus...“
      „Was machen sie dann hier?“
      „Wahrscheinlich geflohen oder etwas ähnliches...“
      „Und was sollen wir mit ihnen machen?“
      „Töte sie. Vor allem das Weibsbild. Unsere Befehle lauten, alle Magier auszurotten!!“
      Nun konnte sich Perregrin nicht weiter verstellen. Er öffnete die Augen erneut und sah sich drei kräftigen Männern gegenüber, denen er im Nahkampf nicht einmal ansatzweise gewachsen war. Dennoch sprang er auf und zog sein Schwert bevor er sich schützend vor die Magierin stellte.
      „Nur über meine Leiche!“
      „Wie niedlich, er versucht sie zu schützen. Weißt du was, Kleiner? Wir kommen deinem Wunsch gerne nach!“
      Wie auf Kommando zogen alle drei Männer gleichzeitig ihre Waffen und kamen auf Perregrin zu. Er fragte sich, wo die Fairness blieb. Jeder einzelne von ihnen war ihm überlegen und trotzdem griffen sie ihn zugleich an.
      Er versuchte dem Hieb des Ersten auszuweichen und diesem stattdessen selbst eine Verletzung zuzufügen. Überrascht stellte er fest, dass ihm das Manöver geglückt war, doch bevor er zu einem weiteren Schlag oder der Parade eines weiteren Angriffs ausholen konnte, traf ihn eines der feindlichen Schwerter an der linken Schulter. Sofort spürte er Blut aus der Wunde austreten, versuchte aber den Schmerz zu ignorieren und sich stattdessen auf die Angreifer zu konzentrieren.
      Er konnte nicht gewinnen und die Gründe für seinen Kampf waren ebenfalls zweifelhaft.
      Doch nun befand er sich einmal in dieser Situation und versuchte zumindest mit wehenden Fahnen unterzugehen.
      Einer der Männer packte ihn und stieß ihn zurück ins Heu.
      Perregrin entwich ein gedämpftes Stöhnen. Die Welt um ihn herum war plötzlich komplett verdreht und ehe er sich versah, sauste bereits eine Klinge auf ihn nieder.
      Im letzten Moment rollte er sich auf die Seite, berührte damit aber seine verletzte Schulter und stöhnte erneut auf. Der Schmerz trieb ihm Schweiß ins Gesicht.
      Verzweifelt versuchte er sich wieder aufzurichten, glitt aber immer wieder ab und verlor schließlich auch sein Schwert.
      Jetzt ist es aus!
      Er kniff die Augen zusammen. Was er hörte war das Klirren von Waffen und sich nähernde Schritte, dann ein Zischen und dann Stille. Er war noch nicht tot.
      Langsam öffnete er die Augen erneut und erblickte seinen Angreifer der überrascht auf die abgeschmorte Klinge seines Schwertes blickte.
      Perregrin drehte sich um und sah, dass die Frau aufgewacht war. Sie lag zwar immer noch im Heu, es war aber eindeutig, dass sie die Waffe zerstört hatte.
      „Verschwindet!“ zischte sie, „Oder ich zeige euch, wozu ich wirklich fähig bin!“
      Einer der Männer machte mit seiner noch intakten Klinge einen waghalsigen Schritt auf sie zu.
      „Das wollen wir sehen!“
      Aber derjenige, dessen Schwert nur noch aus einem verkohlten Rest bestand, hielt ihn zurück.
      „Lass es gut sein! Wir hätten sie töten sollen, als wir die Chance hatten. Verschwinden wir lieber!“
      Mit offenem Mund sah Perregrin die Männer davonlaufen, dann sank er geschlagen ins Heu zurück.
      Es raschelte, dann stand die Magierin über ihm. Sie ging in die Knie und berührte seine Schulter. Wärme und eine greifbare Manifestation von Licht durchströmte ihn und nahm ihm den Schmerz.
      „Danke,“ stöhnte er und rieb sich instinktiv die Schulter.
      Die Frau senkte den Blick.
      „Ich habe zu danken. Ohne Euch, wäre ich vermutlich nicht mehr am Leben.“
      „Ohne Euch hätte ich nicht einmal ansatzweise so lange standgehalten. Es war furchtbar Euch fallen zu sehen.“
      „Sie haben einen Weg durch unsere Verteidigung gefunden, sowohl physisch, wie auch mental. Wie steht es um die Stadt?“
      Tränen stiegen Perregrin ins Gesicht.
      „Sie ist gefallen.“
      „Der König?“
      „Ich weiß es nicht.“
      „Ich muss es wissen!“
      Sie versuchte aufzustehen, aber selbst im Dunkeln bemerkte Perregrin, dass sie schwankte.
      „Ihr müsst Euch ausruhen. Seht Ihr nicht, wie ausgezehrt Ihr seid?“
      „Nebensächlich!“
      Sie tastete auf ihren Rücken und stellte befriedigt fest, dass ihr Schwert noch an seinem Platz war.
      „Wo ist meine Tasche?“
      „Ich habe sie nicht mehr gesehen!“
      Sie nickte. „Ich hätte es mir denken können. Aber es muss auch ohne gehen...“
      Perregrin hielt sie fest.
      „Ihr seid zu geschwächt. Dort draußen herrscht noch immer Krieg. Außerdem wollen sie alle Magier töten. Ihr werdet nicht lange überleben!“
      „Ich kann auf mich aufpassen. Ich muss wissen, was mit dem König passiert ist!“
      „Erlaubt wenigstens, dass ich Euch begleite?“
      Sie schüttelte den Kopf.
      „Ihr seid noch ein Kind. Flieht, solange Ihr noch könnt. Ich will nicht für Euren Tod verantwortlich sein!“
      Perregrin seufzte. Einen Moment lang dachte er darüber nach, ihr zu widersprechen. Doch dann ließ er es bleiben. Sie war ein Ratsmitglied und wer war er, dass er ihr widersprach?
      „Darf ich wenigstens den Namen meiner Retterin erfahren?“
      Sie zögerte einen Moment.
      „Im Verlauf der Geschichte wird mein Name Schall und Rauch sein, aber da er für Euch von Bedeutung ist, werde ich ihn Euch nennen. Ich bin Amaryll Gunnarsdottir.“
      „Man nennt mich Perregrin den Jüngeren... Alle hatten gehofft, ich käme nach meinem älteren Bruder, aber leider ist dem nicht so.“
      Sie lächelte und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
      „Ihr seid gut so, wie Ihr seid. Lasst Euch von niemandem etwas anderes einreden!“
      Dann verschwand sie in die Dunkelheit.
      Perregrin blickte ihr nach.
      „Amaryll Gunnarsdottir...“ murmelte er. „Mögen die Götter Euch segnen...!“
    • Geht erstmal weiter...
      Is net viel, aber sozusagen das Vorgeplänkel, bevor es richtig hart kommt...

      Als sie außer Sichtweite des jungen Mannes war, lehnte sich Amaryll an einer Hauswand und sank zu Boden. Er hatte recht gehabt: sie war am Ende ihrer Kräfte und konnte sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten. Aber sie wollte um keinen Preis, dass jemand anderes als Iain sie jemals in einem solchen Zustand sah.
      Noch immer taten ihr alle Gliedmaßen von dem Angriff aus das Tor weh. Es hatte sich angefühlt, als hätte man sie selbst in Stücke gerissen und umso überraschter war sie gewesen, dass sie in einem Stück aufgewacht war. Dennoch wirkten ihre Gliedmaßen noch immer nicht, als wären sie am richtigen Platz.
      Sie versuchte mit ihren Heilkräften etwas gegen das Gefühl zu unternehmen, stellte aber überrascht und ein wenig schockiert fest, dass sie sich nicht mehr konzentrieren konnte. Es war alles aufgebraucht. Sie hatte die Tamuraner eiskalt angelogen – sie wäre zu nichts mehr fähig gewesen. Trotzdem hatte es sie überrascht, dass man ihr diese Lüge einfach abgenommen hatte. Von Nachteil war dies jedoch gewiss nicht.
      Sie wartete noch einige Momente, bis sie sich einigermaßen erholt hatte, um sich ein sicheres Nachtquartier zu suchen.
      Dann stand sie langsam auf und wanderte durch die dunklen Straßen. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und war darum froh, dass niemand sie bemerkte oder gar aufhielt. Die auf der Straße liegenden Leichen und die aus der Ferne kommenden Geräusche erinnerte sie daran, dass längst nicht alles ausgestanden war.
      Ein verlassenes Haus am Ende der Straße erregte ihre Aufmerksamkeit.
      Nachdem sie feststellen konnte, dass sich tatsächlich niemand mehr darin aufhielt, entschied sie sich zu bleiben. Sie sank auf das Bett und wurde augenblicklich vom Schlaf übermannt.
      Ein Sonnenstrahl, der ihr ins Gesicht fiel weckte sie erst Stunden später.
      Es dauerte einige Sekunden, bevor sie begriff, wo sie war und was geschehen war. Das taube Gefühl ließ langsam nach, aber ihre Kräfte hatten sich immer noch nicht regeneriert.
      Sie stand auf und sah sich im Zimmer um.
      Es war ein schlicht ausgestatteter Raum mit zweckmäßigen Möbeln. Neben dem Bett stand ein Krug mit Wasser, den sie benutzte, um ihren Durst zu löschen.
      Das war das einzige, was sie den unbekannten Besitzern wegnahm, auch wenn sie ein leichtes Hungergefühl verspürte.
      Stattdessen rückte sie ihre Rüstung zurecht und machte sich auf den Weg.
      Was war mit dem König geschehen? Und was mit seinem Plan?
      Vermutlich war inzwischen alles zu spät, aber sie wollte sehen, was sich machen ließ...
    • Und jetzt kommt es richtig hart!!!

      Im Gegensatz zum Vorabend, waren die Straßen der Stadt wieder bevölkerter, was sie sofort bemerkte, als sie aus der Tür trat. Die Besitzer des Hauses waren immer noch nicht zurückgekehrt und vermutlich würde das auch so bleiben.
      Die meisten der Passanten waren tamuranische Soldaten, die versuchten, die eroberte Stadt unter Kontrolle zu bringen, aber es gab auch den einen oder anderen Zivilisten. Etwas gemeinsam hatten aber alle: die Leere im Blick und die Gehetztheit. Die Zivilisten wollten die Aufmerksamkeit der Tamuraner nicht auf sich ziehen, froh bis jetzt überlebt zu haben. Und wenn es Amaryll sich recht überlegte, dann wollte sie es ihnen gleich tun.
      Sie beeilte sich, in eine dunkle Seitenstraße zu kommen und sah dann an sich herab.
      So wie sie momentan gekleidet war, würde sie dies auf alle Fälle tun. Sie trug eine Rüstung, die eindeutig anareanisch war und hatte ein Schwert auf dem Rücken. So würde sie keine Stunde überleben, wenn man sie entdeckte.
      Einen Moment überlegte sie, wie sie dieses Problem lösen konnte, dann fielen ihr die Leichen ein. Mehrere davon hatten Umhänge getragen und die brauchten sie gewiss nicht mehr.
      Ein Umhang würde ihre Kleidung verdecken, denn die Rüstung wegzuwerfen und sich wie eine Zivilistin zu kleiden kam nicht in Frage. Sollte sie versuchen das Schicksal des Königs in Erfahrung zu bringen, schloss sie Kampfhandlungen nicht ganz aus.
      Auch wenn es sie im ersten Moment große Überwindung kostete, einem Toten, ein Kleidungsstück abzunehmen, so gelang es ihr doch, sich dazu durchzuringen. Sie hatte Glück, nicht dabei gesehen zu werden und noch mehr Glück, dass der Umhang groß genug war, ihr Aussehen zu verbergen.
      So getarnt stürzte sie sich in das größere Menschengewühl.
      Überall waren die Auswirkungen der Schlacht noch zu sehen, aber es war ebenso eindeutig, dass die Schmarmützel vorüber waren. Die Tamuraner waren allgegenwärtig und bis auf den jungen Perregrin war ihr kein Angehöriger das anareanischen Militärs begegnet. Vermutlich waren die Soldaten bereits alle tot oder Gefangene, ein Schicksal, das die anderen Ratsmitglieder vermutlich teilten. Sie hatte wenig Hoffnung, dass noch einer von ihnen am Leben war, zumindest von denjenigen, die am Kampf teilgenommen und das Tor verstärkt hatten. Aber wie bei allem anderen, war auch ihr Schicksal ungewiss.
      Viele der Zivilisten versuchten zu retten, was von ihrer einstigen Heimat übrig war. So gut wie jeder von ihnen hatte entweder Hab und Gut oder Angehörige oder sogar beides verloren, doch sosehr es Amaryll schmerzte, diese Menschen leiden zu sehen, sie konnte es nicht verantworten, ihnen beizustehen.
      Entferntes Gemurmel und Geräusche die auf eine größere Menschenmenge hindeuteten, machten sie aufmerksam und sie eilte in Richtung des Lärms, der aus Richtung des Palastes kam.
      Tatsächlich begegneten ihr recht bald die ersten Ausläufer einer großen Versammlung. Empörung und Angst war den meisten Anwesenden anzumerken, aber genauso wenig traute sich jemand, zu protestieren.
      „Wie können sie es nur wagen...!“
      „Die Demütigung...“
      „Das hat er nicht verdient...“
      „Unser armer König... wenn man nur etwas tun könnte...“
      Der König!
      Natürlich! Es ergab alles Sinn. Warum sollten die Tamuraner König Aran in seinem Palast still hinmeucheln lassen, wenn sie ihn stattdessen öffentlich hinrichten und damit ein Exempel statuieren konnten?

      Der Richtplatz war König Aran immer zuwider gewesen und an jenem Tag, der vermutlich auch der letzte seines Lebens war, erkannte er endlich, warum er diese Stätte so hasste.
      Man hatte sie unterhalb des Palastes errichtet, damit Straftäter immer das Gefühl hatten, der König wache über sie. In Wahrheit hatte Aran die Todesstrafe nie befürwortet, seine Minister hingegen hatten darauf bestanden, dass das Volk etwas derartiges brauche. Er hatte nie widersprochen.
      Nun stand er selbst auf jenem Holzpodest, vor ihm der unvermeidliche Hackklotz.
      Und er konnte verstehen, wie sich die armen Verurteilten fühlen mussten. Sie boten einer ganzen Menge Belustigung, wurden vor ihrem Tode also öffentlich gedemütigt.
      Zwar fragte sich Aran, inwieweit seine Anwesenheit irgendjemanden außer den Tamuranern belustigte, aber er wusste ganz genau, welche Wirkung sie auf seine Untertanen haben würden.
      Sie wurden noch einmal besiegt, wenn sie ihr gekröntes Haupt fallen sahen.
      Nachdem die Tamuraner ihn in seinem eigenen Palast gefangen genommen hatten, hatten sie ihn die Nacht über eingesperrt und ihn verspottet. Nun wollten sie beenden, was sie angefangen hatten und das Blut, das sie dafür vergossen, war das seinige.
      Jorin war in Sicherheit und das alleine zählte.
      Aran selbst wollte dem Tod gefasst ins Auge sehen, auch wenn der vor ihm aufragende, blutgetränkte Holzklotz nicht dazu beitrug. Dennoch, diesen Gefallen wollte er den Tamuranern einfach nicht gewähren. Er würde die Augen schließen und alles war vorbei...

      Amaryll kämpfte sich durch die Menge. Warum? Sie wusste nicht warum, es war klar, dass sie keinerlei Chancen hatte, wenn man sich das Aufgebot an tamuranischen Soldaten besah. Und doch machte sie weiter, automatisch, ohne darüber nachzudenken. Wer wusste schon, was das Schicksal bereithielt?
      „Volk von Anareana! Es wird Zeit, dass ihr eure neuen Herren anerkennt...“
      Natürlich mussten sie eine Rede halten.
      „Ihr habt gekämpft, ihr habt verloren. Ihr seid durch Magie verweichlicht und schwach geworden. Doch diese Tage sind vorbei. Jetzt beginnt eine Ära der Stärke, eine Ära unter unserer Herrschaft. Seht wie das letzte Symbol eurer Schwachheit fällt und lasst es euch eine Lehre sein. Jeder der sich gegen uns stellt wird vergehen...“
      Sie war momentan die Letzte des Magierrates und konnte nicht tatenlos zusehen, wie man den König tötete.

      Gerade als der eigens dafür auserwählte Henker die Axt schwingen wollte, um den König zu enthaupten, erblickte Sairen die vermummte Gestalt die von der Menge auf das Podest trat. Sie wirkte gebeugt und schwach, doch als sie den Umhang zur Seite warf, erkannte er, dass dieser Eindruck nur deshalb entstanden war, weil es sich um eine Frau handelte. Sie war in eine anareanische Rüstung gekleidet und wirkte bis aufs Äußerste gespannt. Sairen lächelte. Entweder sie war mutig, oder sie war dumm... wie auch immer, sie würde keine fünf Minuten mehr leben.
      „Halt!“ rief sie und hatte damit die Aufmerksamkeit aller.
      Sairens Soldaten wollten sich unverzüglich auf sie stürzen, doch er hielt sie zurück. Stattdessen ließ er die Frau näher kommen.
      „Ihr mögt die Schlacht gewonnen haben, aber dass ihr König Aran hinrichtet, kann ich nicht zulassen.“ Sie schleuderte einen kleinen Feuerball in Richtung der Tamuraner, aber Sairen war vermutlich nicht der Einzige, der erkannte, wie sehr sie dieses kleine Manöver anstrengte. Sie mochte eine mächtige Magierin gewesen sein, aber sie war eindeutig am Ende ihrer Kräfte und damit kein ernstzunehmender Gegner.
      „Oh bitte! Sagt mir nicht, dass Ihr versucht, das im Alleingang durchzuziehen! Ihr seid am Ende und nichts hindert mich daran, diesen Männern hier zu befehlen, euren Körper mit Armbrustbolzen zu spicken. Aber ich will Euch etwas verraten: Im Geiste der Gerechtigkeit lasse ich es sein, stattdessen werde ich mich alleine um Euch kümmern.“
      Ihre Gesichtszüge erhärteten sich. Sie sagte nichts, zog stattdessen ihr Schwert.
      Sairen wusste ganz genau: hätte sie auch nur noch einen kleinen Funken Kraft, so hätte sie vermutlich erneut einen Feuerball geschleudert oder etwas Ähnliches getan.
      Er lächelte und zog ebenfalls sein Schwert.
      Er liebte Überraschungen und diese Frau stellte nichts weiter als eine Verzögerung des Unvermeidlichen dar.
      Als ihre Klingen sich zum ersten Male kreuzten konnte Sairen sein Amüsement kaum noch zügeln. Sie konnte nicht einmal richtig mit dem Schwert umgehen.

      Amaryll konnte nicht mehr sagen, wie sie in diese Lage geraten war. Nun stand sie hier und konnte nicht anders. Ein großer Teil von ihr verfluchte sich dafür, dass sie nicht geflohen war, doch dafür war es jetzt zu spät. Der Tamuraner sah sie nicht als einen ernstzunehmenden Gegner an und damit hatte er nicht Unrecht. Die wenigen Schwertkampfkünste, über die sie verfügte, hatte ihr Iain beigebracht, aber überragend waren ihre Fähigkeiten nicht – sie reichten gerade für eine Verteidigung. Warum nur ließen sie ihre Kräfte jetzt im Stich?
      Sie versuchte seine Schläge zu parieren, aber nicht einmal gelang ihr ein Angriff. Stattdessen trieb er sie immer mehr in die Verteidigung. Sie wich zurück und weiter zurück, bis sie fast am Rande des Podestes stand. Ein Schritt weiter nach hinten hätte den Absturz bedeutet.
      Erneut wurde ihr ein kurzer Fehler in der Deckung zum Verhängnis. Während sie versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten und vom Abgrund wegzukommen, hatte der Tamuraner sie entwaffnet. Ihr Schwert fiel in die Menschenmenge.
      Er lachte, als er sie an der Rüstung packte und zu Boden schleuderte.
      „Es tut mir wirklich leid, aber Ihr habt verloren. Aber Ihr wisst, ich kann Euch nicht davonkommen lassen.“ Mit diesen Worten hob er sein Schwert und rammte es ihr in den Bauch.
      Augenblicklich spürte Amaryll das Blut aus der Wunde treten. Der Schmerz raubte ihr fast das Bewusstsein und ihre Erfahrung als Heilerin sagte ihr, dass sie diese Wunde nicht überleben konnte. In einem letzten Akt der Verzweiflung, versuchte sie, ihre Konzentration ein letztes Mal wiederzufinden und alles was sie erfassen konnte, in die Wunde zu leiten. Dann wurde alles schwarz...

      „Nein! Um alles in der Welt, nein!“ Ein plötzliches Gefühl des Verlustes durchflutete Iain und er sackte am Tisch des Wirtshauses, in dem er gerade eine Rast eingelegt hatte, zusammen. Sofort eilten Reisende und der Wirt herbei. „Was ist denn?“ „So sprich doch!“ „Kann man dir helfen?“
      Tränen rannen seine Wangen hinunter.
      „Mir kann niemand mehr helfen. Das Wertvollste was ich jemals besaß ist tot.“
    • Nicht viel, aber... nya xD

      Rauchwaden deuteten Athrin Hohenfels schon von weitem an, was geschehen war. Augenblicklich gab er seinem Pferd die Sporen. Vermutlich wäre es vernünftiger gewesen, umzukehren, die Stadt ihrem Schicksal zu überlassen und zu vergessen, dass er zurückkehren wollte, aber er war ein Soldat des Reiches und noch immer galt seine Pflicht in erster Linie Anarea.
      Er hatte befürchtet, zu spät zu kommen, aber König Arans Auftrag war eindeutig gewesen und hatte keinen Aufschub geduldet. Wenigstens konnte Athrin für sich verbuchen, dass Jorin in Sicherheit war. Der Junge lebte nun in einem abgelegenen Kloster, getarnt als Novize.
      Erstaunlicherweise hatte er Athrin weit weniger Schwierigkeiten bereitet, als er befürchtet hatte. Er hatte schon befürchtet den Launen eins pubertierenden Sechzehnjährigen ausgesetzt zu sein, aber die meiste Zeit hatte Jorin einfach geschwiegen. Zudem hatte er immer das getan, worum ihn Athrin gebeten hatte und wenn es nichts gab, das er tun konnte, so versteckte er sich hinter einem Stapel Bücher.
      Persönlich glaubte auch Athrin nicht daran, dass Jorin fähig war, das Land zu regieren, aber so wie es jetzt aussah, war dies offensichtlich nicht mehr notwendig.
      Ein paar Gehöfte vor den Stadttoren kamen in sein Blickfeld. Sie schienen erstaunlicherweise nicht zerstört und sogar noch bewohnt zu sein. Da davon auszugehen war, dass man ihn in seinem momentanen Aufzug nicht einmal in die Stadt lassen würde, versuchte er sein Glück kurzerhand bei einem der Höfe.
      Als er an die massive Holztür klopfte, dauerte es zunächst eine Weile, bis jemand öffnete. Sie ging einen Spalt auf und Athrin blickte in ein Paar misstrauischer Augen.
      „Was wollt Ihr?“
      Der Soldat positionierte sich so, dass man das Wappen auf seiner Brust erkennen konnte.
      „Mein Name ist Athrin Hohenfels. Ich war der Befehlshaber der königlichen Truppen und kehre gerade von einer wichtigen Mission zurück – wie ich sehe, bin ich zu spät. Dennoch möchte ich in die Stadt. Wäre es daher möglich, dass Ihr auf mein Pferd und meine Rüstung acht geben könntet?“
      Die Tür öffnete sich vollends und er stand einem schmutzigen, müden Mann gegenüber.
      „Ihr seht mir aus, wie ein Deserteur.“
      „Wäre ich ein Deserteur, so kehrte ich wahrlich nicht zurück.“
      Der Bauer murmelte etwas Unverständliches und bat Athrin dann in die Stube.
      Es war eine einfache Wohnstube mit Kochstelle und Schlafstätte in deren Mitte ein Holztisch stand, an dem vier Personen saßen, vermutlich die Frau des Bauern und seine drei Kinder.
      Athrin nickte den Anwesenden zu und wartete dann ab, während der Mann seiner Familie die Lage des Soldaten schilderte.
      Sofort war der Raum angefüllt mit einer angeregten Diskussion. War es denn noch sinnvoll einem Anareaner zu helfen oder sollte man sich lieber gleich in die Hände der neuen Herren begeben? Würden sie nicht alle bestraft, wenn es herauskommen sollte? Aber warum sollte es herauskommen?
      Athrin wartete weiter und schließlich gab man ihm die Entscheidung bekannt: sie würden ihm helfen, wollten dafür aber entlohnt werden.
      Er nickte und warf seine Geldbörse auf den Tisch.
      „Das ist alles, was ich habe. Behaltet es!“
      Die Frau öffnete den Lederbeutel sofort und nach einem flüchtigen Blick nickte sie.
      Der Mann verstand das Signal. Er lächelte und half Athrin aus der Rüstung, dann gab er ihm ein paar abgetragene Lumpen.
      Ja, so müsste es gehen.
      Der Soldat bedankte sich bei der Familie und als er ging, wusste er, dass es kein Zurück mehr gab. Er musste herausfinden, was während seiner Abwesenheit geschehen war und, sollte der König nicht mehr am Leben sein, irgendwie versuchen, dessen letzte Pläne umzusetzen.
      Als er sich den zerstörten Stadttoren näherte, hoffte er nur, nicht entdeckt zu werden.
    • Nanny Ogg hätte jetzt zu Amaryll gesagt: "Du verdammte Heldin! Keinen Sinn für Vernunft!" /D
      Und jetzt mal ehrlich: Was hat sich die Dame denn dabei gedacht? War sie lebensmüde? o_o Obwohl Sairen den klassischen Schurkenfehler begangen hat, erst mal rumzureden und auch noch allein gegen sie anzutreten, hatte sie da doch keine Chance...
      Aber dass sie endgültig tot sein soll, glaub ich dir nicht. :x

      Btw. ist Sairens Rede politisch gesehen äußerst ...ungeschickt. Wenn ich ein Land erobert habe, werde ich das Volk nicht gleich mal als verweichlicht beschimpfen und mich als unbesiegbaren Herrscher hinstellen. Völker neigen manchmal dazu, die dümmsten Sachen anzustellen, besonders, wenn ihr König beliebt war. xD Ich würde eher versuchen, das Volk irgendwie auf meine Seite zu ziehen...

      Aber k, das ist das Einzige, was ich zu bemängeln habe. Stiltechnisch wie gewohnt gut. ^^
      Und ich bin ja jetzt gespannt, was da noch so passiert. =O


      (Ja, man kann draufklicken)
    • @ Ulyaoth: Danke fürs Review! xD
      Und ich stimme ja mit Nanny Ogg überein. Amaryll war einfach dumm... Naja, sie hat ihre Lektion gelernt...
      Und ob sie tot ist? Nunja... Kein Kommentar... :tongue:

      Und was Sairens Rede angeht: Jepp sie ist ungeschickt, aber so sind sie halt die arroganten Eroberer.. Sie setzen mehr auf Einschüchterung...

      Und weiter gehts... Ist auch net so viel aber sozusagen die Überleitung...

      Der Tamuraner der in der Nähe des Stadttores gelangweilt auf seinem Speer lehnte, hob kurz den Blick, als sich Athrin näherte.
      Dieser versuchte einen resignierten Blick aufzusetzen und eine Demutshaltung einzunehmen, in der Hoffnung, dass ihm dieser schauspielerische Trick gelang.
      „Wohin?“ murmelte die Wache.
      „Ich... ich wollte nur in die Stadt, nach meinen Angehörigen sehen...“
      „Dann will ich mal hoffen, dass sie noch am Leben sind, deine Angehörigen. Kannst passieren, Bauer.“
      Athrin verbeugte sich leicht.
      „Ich danke Euch, Herr.“
      Dann sah er zu, dass er innerhalb der Stadtmauern verschwand, bevor es sich die Wache anders überlegte.
      Was er hier sah, überstieg seine kühnsten Vorstellungen. Die Stadt, die er gekannt hatte, existierte quasi nicht mehr. Viele Gebäude waren abgebrannt oder zumindest beschädigt, auf den Gassen waberte der Geruch von Verwesung und Tod und da es noch nicht wieder geregnet hatte, war die Straße mit Blutflecken gesäumt. Über dem Königspalast wehte die tamuranische Flagge und die Soldaten der Besatzer patrouillierten die Straße um die Bevölkerung im Zaum zu halten, die nur eilig ihren Geschäften nachging. Niemand wollte besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, darum entzog man sich, so schnell es ging, den Blicken der Wachen.
      Athrin wurde schnell klar, dass er so niemanden fragen konnte, was geschehen war. Stattdessen erschien es vernünftiger, sich in die weniger „angesehenen“ Stadtviertel zurückzuziehen. Wenn er sich richtig erinnerte, gab es dort eine Spelunke, die für die ein oder andere Information gut war, sofern er sich an den Weg erinnern konnte.
      Auf gut Glück machte er sich auf den Weg und versuchte, es den anderen Bewohnern gleichzutun: Blick auf den Boden richten, schlurfender Gang, ängstliches Aussehen.
      Niemand sollte merken, dass er etwas suchte und so machte er sich daran, die Straßen abzulaufen.
      Sein Weg führte ihn immer weiter vom Stadtzentrum weg in die ärmeren Stadtviertel, die jedoch weniger unter dem Angriff gelitten zu haben schienen. Vermutlich, weil man dort überhaupt nichts holen konnte, aus Sicht der Tamuraner. Dennoch hatte man auch hier Wachen postiert, man wollte nicht riskieren, dass ein paar Menschen auf dumme Gedanken kamen.
      Auch wenn die Häuser unzerstörter waren, als um die Stadttore herum, so hatte Athrin dennoch das Gefühl, dass der Geruch der Verwesung hier stärker war, als überall sonst.
      Es dauerte eine Weile, bis er verstanden hatte, warum dem so war: Hier hatte man die Leichen herschaffen lassen, bevor man sie verbrannte. Zuvor, so schien es, wollte man sie aber noch auf Wertgegenstände absuchen. Zumindest beobachtete er einige Tamuraner dabei, wie sie etwas Ähnliches taten. Sie waren so in ihre Tätigkeit vertieft, dass sie Athrin gar nicht bemerkten.
      Dieser war so von der Mauer des offensichtlichen Todes hypnotisiert, dass er sie unablässig anstarrte. Es schien ihm, als konnte er unter den starren Gesichtern das ein oder andere bekannte ausmachen, Freunde, Kameraden, Zivilisten. Sogar einen der Magier schien er zu erkennen... zumindest anhand der Kleidung. Sein Kopf fehlte.
      Ein knirschendes Geräusch unter seinen Füßen riss ihn aus seiner Hypnose. Erschrocken blieb er stehen und sah nach, in was er getreten war.
      Es war eine Halskette mit einem unförmig gestalteten Anhänger. Nachdenklich hob er sie auf und dann dämmert es ihm. Die Macht der Alten! Dies war ein Teil des Siegels, das einem toten Magier abhanden gekommen war. Behutsam steckte er es in die Tasche und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als er eine strenge Stimme vernahm: „Halt! Werda!“
    • Und weiter geht es...
      Noch ein paar Worte an den anonymen Schlechtbewerter des Threads: Ich mag Kritik, wirklich. Statt einer miesen Bewertung wäre es hilfreicher, mir zu sagen, was genau das Missfallen erregt. Ehrlich ;)

      So nun aber weiter... Zugegebenermaßen, dieser Teil ist sehr abstrakt, aber ich sehe ihn als Durststrecke an, bis ich wieder da bin, wo ich sein will... Naja.. Have fun...

      Langsam drehte sich Athrin um. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, bei etwas Verbotenem erwischt zu werden. In seinem Kopf arbeitete er noch fieberhaft an einer Ausrede, als sich ihm der Tamuraner bereits näherte.
      „Hier ist Sperrgebiet! Hier hat niemand etwas zu suchen! Wer seid Ihr überhaupt?“
      „Oh verzeiht, dass ich mich hier so einfach eingeschlichen habe. Mein Name ist... Ursus Gallentus. Ich bin fahrender Händler und immer an Trödel und Plunder interessiert. Man sagte mir, Ihr hättet dergleichen zu verkaufen, deshalb begab ich mich hierher.“
      „Wer sagt so etwas?“
      „Eine der Wachen, die mir hier begegnet sind...“
      „Trödel und Plunder sagt Ihr?“
      „Ganz genau... Alte Schmuckstücke und dergleichen. Ich zahle gut.“
      Einen kurzen Moment überlegte der Soldat.
      „Davon haben wir gerade mehr als genug. Nur sie zu „ernten“ ist schwierig.“ Er wies auf den Leichenberg.
      „Ich verstehe genau, was Ihr meint. Aber ich mache Euch ein Angebot: Ich gebe Euch zwei volle Beutel Gold und ich übernehme die Suche alleine. Ihr geht ins Wirtshaus. Hinterher zahle ich Euch noch einmal für den gefundenen Schmuck aus.“
      „Das klingt zu verlockend um wahr zu sein... Ich glaube Euch kein Wort!“
      „Wie Ihr meint...“
      Athrin wollte sich bereits zum Gehen wenden, als ihn der Tamuraner festhielt.
      „Wartet! Ich spreche mit meinem Vorgesetzten, kommt in einer Stunde noch einmal hierher. Dann sehen wir weiter... Aber wehe, wenn Ihr gelogen habt!“
      „Von mir aus... Ich bin dann in einer Stunde wieder hier“
      Nachdem sie sich geeinigt hatten, verließ Athrin diesen schaurigen Platz. Er hatte noch immer nicht herausfinden können, was mit dem König geschehen war und zudem brauchte er Gold, wenn er seine Händlerfassade aufrechterhalten wollte.
      Dunkel erinnerte er sich an ein geheimes Geldversteck, das sich in der Nähe der königlichen Ställe befinden musste und extra für solche Fälle eingerichtet worden war.
      Wenn er seinen jetzigen Plan weiterverfolgen wollte, so war dies der Weg, den er zu nehmen hatte.
      Zielstrebig ging er in Richtung Palast.

      Die Gasse die zu den Ställen führte war überraschend leer, aber wenn sich Athrin richtig besann, hatte sie noch nie Wohngebäude beherbergt, sodass es nicht die Anwohner waren, die fehlten, sondern die Bediensteten.
      Die Ställe selbst waren gut bewacht und so wie es schien, um das ein oder andere tamuranische Pferd bereichert worden. Aber glücklicherweise musste ihn das nicht kümmern. Sein Weg führte ihn in den Hinterhof eines der verlassenen Häuser, wo es unter einer steinernen Bank tatsächlich eine kleine Falltür gab.
      Vorsichtig näherte er sich dem Ort und als er sicher sein konnte, nicht beobachtet zu werden, hob er die Tür an.
      Tatsächlich! Mehrere Säcke voller Gold standen zu seiner Verfügung. Er packte zwei davon ein, bevor er alles wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückstellte.
      Als er den Ort verließ, wusste er, wie es nun weitergehen würde. Es schien fast, als hätte König Aran gewusst, was passieren würde, sonst hätte er nicht solche Vorkehrungen treffen lassen.
    • Nein, der Thread ist nicht tot! Ja, ich lebe noch! Und die Story erst recht!!!

      Viel Spaß damit... :) Kritik und Kommis wie immer gerne gesehen...

      Der Stand der Sonne zeigte ihm an, dass die vereinbarte Stunde noch nicht ganz verstrichen war. Da er den Weg nun kannte, bog er in eine Seitenstraße ein, um die Situation in der sich die Stadt nun befand, besser erfassen zu können.
      Es war düster und schmutzig und der erdige Boden wies tiefe Furchen von irgendwelchen Fuhrwerken auf. Wann diese Fuhrwerke allerdings hier vorbeigezogen waren, entzog sich Athrins Kenntnis – jetzt wirkte die Gasse verlassen. Die Häuser erschienen ihm verkommen und bedrohlich, obwohl er nicht zuordnen konnte, ob das Viertel schon immer so gewesen war oder erst durch die Eroberung so geworden war.
      Als er beinahe schon glaubte, es mit einem komplett verlassenen Stadtteil zu tun zu haben, huschte ein ärmlich gekleideter Mann an ihm vorbei, den Blick gesenkt und voller Schmutz.
      Athrin hielt ihn auf.
      „Verzeiht…“
      Der Mann erschrak und es war deutlich, dass seine zuckenden Augen nach einem Weg suchten, dem Fremden zu entkommen.
      „Lasst mich…
      „Bitte… kann ich Euch einige Fragen stellen, es ist wichtig…“
      „Bitte lasst mich gehen…“
      Einen Moment zögerte Athrin. Er hatte überlegt, dem Mann sein Wappen zu zeigen, doch dann fiel ihm ein, dass er seine Rüstung bei den Bauern vor der Stadt gelassen hatte. Es musste also anders gehen.
      „Bitte, hört mich an. Ich bin einer der königlichen Soldaten, kein Tamuraner. Aber ich konnte nicht an der Schlacht teilnehmen. Es ist wichtig, dass ich erfahre, was hier passiert ist.“
      Die Augen des Mannes verengten sich.
      „Deserteur! Wegen Feiglingen wie Euch ist die Stadt gefallen. Ich habe Euch nichts zu sagen.“ Er wich Athrin abrupt aus und bevor dieser ihn aufhalten konnte, eilte er weiter.
      Der Soldat blickte ihm nach, bis er aus dessen Blickwinkel verschwunden war, dann wandte er sich seufzend ab. Er konnte es den Menschen nicht verdenken, dass sie ihn für einen Deserteur hielten. Niemand außer ihm, dem König und Jorin hatten von seiner Mission gewusst und so war es auch gut. Besser man verachtete ihn hier und jetzt, als dass er gescheitert wäre. Irgendwie würde er bestimmt noch erfahren, was vorgefallen war. Nun war es aber erst einmal Zeit, zu den Tamuranern zurückzukehren.
      Er verachtete es zwar, mit ihnen Geschäfte zu machen, aber unter den gegebenen Umständen blieb ihm keine Wahl. Er wusste zwar nicht, wie viele Magier wirklich tot waren, aber es war unabdingbar, dass er ihren Leichen die Halsketten abnahm, bevor man sie verbrannte. Die Schlüssel waren ihre letzte Hoffung – diese und Jorin als letztes lebendes Mitglied der Königsfamilie.
      Als er zu jenem Platz zurückkehrte, wo man die Leichen aufgebahrt hatten, wurde er bereits erwartet. Zu dem Soldaten, mit dem er gesprochen hatte, hatten sich noch mehrere andere gesellt.
      Plötzlich war sich Athrin seiner Sache nicht mehr wirklich sicher. Obwohl er sich dagegen wehrte, stieg kalte Angst in ihm hoch. Sie hatten seine Tarnung bestimmt durchschaut, er hatte sich zu verdächtig benommen, ein zu großzügiges Angebot gemacht und nun würden sie ihn abführen.
      Obwohl er ihre grimmigen, erwartungsvollen Gesichter sehen konnte, entschloss er sich nicht dazu, fortzulaufen, das hätte ihn noch verdächtiger gemacht. Stattdessen nahm er all seinen Mut zusammen und schritt auf sie zu, als hätte er nichts zu befürchten.
      Als er bei ihnen ankam, berührte ihn einer der Tamuraner an der Schulter.
      „Ihr nennt Euch Ursus Gallentus, nicht wahr?“
      Athrin nickte.
      „Und Ihr behauptet, Ihr wollt unseren Toten gegen einen guten Preis, die Schmuckstücke abnehmen?“
      Erneut nickte Athrin. Er versuchte sich so demütig wie möglich zu geben.
      „Ich traue Euch genauso wenig, wie es mein Untergebener es getan hat, aber ich muss zugeben, Euer Angebot ist verlockend. Aus welchem Grund, so frage ich mich jedoch, würdet Ihr uns ein solches Angebot machen? Ihr verliert doch mehr Gold als Ihr gewinnen könnt…“
      Langsam hob Athrin den Kopf und sah dem Tamuraner in die Augen. Möglicherweise war doch noch nicht alles verloren.
      „Wie ich bereits sagte, ich bin Händler, ich reise. Das Gold, das ich hier ausgebe, ist wenig im Vergleich mit dem, was ich verdienen kann. In anderen Ländern sind diese Schmuckstücke viel mehr wert als hier und wenn ich ergänze, dass ich sie unter Einsatz meines eigenen Lebens ergattert habe, steigt der Kaufpreis ganz bestimmt…“
      „Was seid Ihr nur für ein Mensch? Ihr schlagt aus Toten Kapital! Unter normalen Umständen würde ich sagen, Ihr widert mich an, aber dies sind keine normalen Umstände und die Leichen lediglich Anareaner.“
      Obwohl es sich in Athrins Magen zusammenkrampfte, versuchte er geschäftstüchtig zu lächeln.
      „Man nimmt, was man bekommen kann.“
      Der Tamuraner lächelte, sodass man seine faulen Zähne sehen konnte. Dann klopfte er auf Athrins Schulter.
      „Ihr seid skrupellos, doch ich muss sagen, Ihr gefallt mir. Ihr botet zwei Beutel Gold an, zwei Beutel Gold sollen es sein und Eure „Kunden“ gehören Euch…“ Er wies auf die Leichen und grinste noch breiter.
      Athrin erwiderte das Grinsen und händigte dem Tamuraner die eben geholten zwei Beutel Gold aus, der diese dankend annahm und dann seinen Mannen befahl, den Rückzug anzutreten.
      Kurze Zeit später war Athrin mit den Toten alleine.
      Da es bereits dämmerte, sah er nicht viel Sinn, noch an diesem Tag mit der Arbeit zu beginnen. Er hatte mit einigem Kampf erreicht, was er erreichen wollte, so war es jetzt Zeit für ein Nachtquartier.
      Er kehrte zum Golddepot zurück, nahm sich noch einen Sack und suchte dann eine Taverne auf, die er nach einigem Umherirren fand.
      Die Tür quietschte, als er hereintrat und auch sonst schien das Etablissement heruntergekommen. Da ihm jedoch klar war, dass er auf die Schnelle kaum etwas Besseres finden würde, beließ er es dabei. Der Raum selbst war dunkel und nur spärlich durch Talgkerzen erleuchtet. Hinter dem Tresen stand ein hagerer, düsterer Mann, der niemandem das Gefühl gab, Zuhause zu sein. Ansonsten waren kaum Gäste vorhanden, aber wenigstens gab es keine Tamuraner.
      Athrin ging langsam durch den Raum, an den abgenutzten Holztischen vorbei zu jenem Mann, den er für den Wirt hielt. Er legte ihm mehrere Goldmünzen hin und verlangte nach einem Nachtquartier.
      Der Wirt nahm die Münzen, nickte Athrin zu und zeigte ihm dann die Kammer.
      Sie war klein, nicht besonders sauber, aber zweckmäßig, aber da es Athrin noch nicht nach Schlaf verlangte, verließ er sie wieder und kehrte in die Schankstube zurück.
      Gerade als er ein Bier bestellen wurde, wurde er eines jungen Mannes gewahr, der in einem der hinteren Ecken des Raumes traurig in sein Bier starrte. Von seiner ganzen Haltung erschien der Junge wie ein Angehöriger der ehemaligen anareanischen Truppen und war damit prädestiniert, ihn endlich aufzuklären, was denn geschehen war. Vorsichtig näherte sich Athrin ihm.
    • Weiter gehts.... Mann langsam gewöhn ich mich an Athrin - aber fangt ja nicht an, ihn nett zu finden... %D

      Obwohl der alte Soldat nicht leise ging, machte der junge Mann keine Anstalten sich umzudrehen. Daher setzte sich Athrin ihm gegenüber, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
      „Lang lebe König Aran!“
      Der Junge hob überrascht den Kopf und blickte dem Hauptmann in die Augen. Dann senkte er resigniert den Blick.
      „König Aran ist tot und Anarea ebenso.“ Seine Stimmte drückte kaum Hoffnung aus, sie war niedergeschlagen und leise.
      Athrin nickte. Er hatte so etwas befürchtet, dennoch war er nicht gewillt aufzugeben. Möglicherweise konnte er noch mehr erfahren.
      „Ich kam erst gestern in die Stadt und habe nichts von alldem mitbekommen, könntet Ihr mir sagen, was passiert ist.“
      „Ich möchte nicht darüber reden.“ Er zitterte. „Außerdem, wie kann es sein, dass ihr so gar nichts mitbekommen habt?“
      „Ich war geschäftlich unterwegs. Als ich die Stadt verließ, war zwar von einer Bedrohung die Rede, aber nichts deutete darauf hin, dass Anareana fallen würde.“
      „Dann seid Ihr ein Narr. Alles deutete darauf hin. Aber ich war ein ebenso großer Narr. Ich glaubte bis zuletzt, wir würden siegen. Bis ein tamuranischer Schwertstreich alles beendete…“ Der junge Soldat seufzte und nahm einen Schluck aus seinem Bier. „Jetzt habe ich doch darüber gesprochen, dabei will ich nur vergessen.“
      „Hört mir zu. Es ist für mich von großer Wichtigkeit, dass ich erfahre, was geschehen ist. Ihr seid das erste freundliche Gesicht, das mir seit Tagen begegnet. Wenn Ihr mir davon berichtet, zahle ich Euch die nächsten fünf Biere…“
      „Ich sollte nicht trinken…“
      „Ihr tut es…“
      „Sehr scharfsinnig. Aber ich will alleine sein. Bitte geht!“
      „Ihr werdet mir berichten, das ist ein Befehl, Soldat!“
      „Wie sprecht Ihr mit mir? Habe ich mich nicht klar ausgedrückt. Ich will nicht darüber reden. Daran ändert auch Euer unangemessener Tonfall nichts.“
      „Unangemessen ist nur Euer Verhalten! Ist es nicht die erste Regel bei uns königlichen Soldaten, dass man dem Befehl höhergestellter Offiziere Folge leistet?“
      „Die königlichen Soldaten gibt es nicht mehr und niemand gewährleistet mir, dass Ihr ein Offizier höheren Grades seid. Schon gar nicht, nachdem Ihr offensichtlich nicht wisst, was vorgefallen ist. Entweder Ihr seid ein Schwindler oder ein Deserteur. Keine beider Möglichkeiten erhöht meine Bereitschaft, mit Euch zu sprechen.“
      Athrin holte tief Luft.
      „Mein Name ist Athrin Hohenfels.“
      „Der Kommandeur der königlichen Truppen?“
      „Genau jener!“
      „Ihr lügt!“
      „Ich lüge nicht. König Aran hat mich aus der Stadt geschickt, um einen Auftrag von größter Wichtigkeit auszuführen – noch wichtiger als die Verteidigung der Stadt.“ Verzweiflung, aber auch Gereiztheit mischten sich in Athrins Stimme. Es war ihm nicht leicht gefallen, so viel von sich preiszugeben.
      Der Junge schwieg einen Moment, dann nickte er.
      „Es ist mir egal, wer Ihr seid. Wenn Ihr mir die Biere tatsächlich spendiert, will ich Euch erzählen, was geschah…“
      „Einverstanden…“
      Die beiden Männer nickten sich zu, dann begann der jüngere der beiden zu berichten:
      „Am Anfang lief alles bestens, die Magier verstärkten das Tor und gaben uns Mut. Doch der Ansturm der Tamuraner hörte nicht auf und so überwanden sie schließlich das Tor. Die Stadt wurde binnen kurzem überrollt. Ich konnte mich zwar mit einer verletzten Magierin in Sicherheit bringen, doch diese verließ mich, als sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Obwohl sie wusste, wie es um die Stadt stand, wollte sie alles in ihrer Macht Stehende tun, den König zu retten.
      Am nächsten Tag sah ich sie wieder: sie bot als Einzige den Tamuranern die Stirn. Man hatte ein Schafott aufgebaut um den König hinzurichten – sie kletterte hinauf und kämpfte für ihn, bevor der tamuranische Kommandant sie niederstreckte und kurz darauf den König enthauptete. Wie bereits gesagt: der König ist tot, die Frau ebenso – und wenn selbst unsere Magier fallen, dann ist Anarea tot.“
      Athrins Augen füllten sich mit Tränen. Eine öffentliche Hinrichtung war das Letzte, was König Aran verdient hatte – eine solche Demütigung für den weisen alten Mann. Aber noch mehr wunderte er sich über die Frau. Es gab nur eine einzige Person, auf die die Beschreibung des jungen Mannes zutreffen konnte, aber das war unmöglich.
      „Ich danke Euch,“ brachte er schließlich hervor, griff dann zu seiner Geldbörse und legte seinem Gegenüber eine Handvoll Münzen hin. „Hiermit erfülle auch ich meinen Teil der Abmachung.“
      Der junge Mann nickte, antwortete aber nicht, sondern starrte versonnen in sein Bier.
      Athrin verstand das Signal und stand auf. Als er sich wenige Schritte vom Tisch entfernt hatte, vernahm er noch die gedämpfte Stimme seines Gesprächspartners.
      „Die Götter haben dich nicht geschützt, Amaryll Gunnarsdottir…“
      Niedergeschlagen ging Athrin auf sein Zimmer. Er hatte es geahnt, nun war es gewiss – zwei junge Männer hatten ihre Mutter verloren.
    • *rumnerv*
      S'not much... but... what the heck... xD News from Iain, so far...

      Das Haus in Jagedal war muffig und kalt, aufgrund der langen Abwesenheit seiner Besitzer. Als Iain Thoransson die Tür öffnete und in die in Dämmerlicht getauchte Stube trat, hatte er das Gefühl, die ganze Welt würde zusammenbrechen.
      Es war das erste Mal in seinem gesamten Leben, dass er alleine heimgekehrte. Normalerweise wurde er von Amarylls hellem Lachen und manchmal auch den fröhlichen Stimmen seiner Söhne begleitet. An diesem Tag blieb beides aus. Taran und Radic befanden sich noch immer in jener verlassenen Festung in Sicherheit. Er hatte es bisher nicht übers Herz gebracht sie zu holen und ihnen von ihrer Mutter zu berichten, zumal er es selbst nicht fassen konnte. Er hatte sich auf seiner Heimreise lange Zeit gelassen um über alles nachzudenken, sich an den Gedanken zu gewöhnen, sich darauf gefasst zu machen, aber nichts in der Welt konnte ihn vorbereiten.
      Mit einem Mal erschien das Haus unnötig groß. Immerhin war es eines der wohlhabenderen Anwesen des Ortes. Es war ihrem sozialen Status angemessen, mehrstöckig, zentral gelegen und reich möbliert. Meistens kümmerte sich ein älterer Diener namens Bjarnulf Ardmundsson darum, doch dieses eine Mal hatte Amaryll den alten Mann gebeten, nichts zu tun. Diese Mission war anders als alle anderen davor. Wie es schien, hatte sie recht behalten.
      Ab jetzt war nichts mehr, wie es sein sollte – die Tamuraner waren eingefallen und es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten ihrer „Verwalter“ hier im Norden eintreffen sollten.
      Iain kümmerte es nicht. Tief in seinem Inneren, wusste er zwar, dass es ihn seiner Söhne wegen kümmern sollte, aber die unglaubliche Leere, die seit Amarylls Tod in ihm herrschte, ging nicht vorüber.
      Er warf sein Gepäck in eine Ecke. Dann ging er in die Kochstube und zündete dort ein Feuer ein. Noch war es nicht allzu kalt, aber mit der Nacht würde das anders aussehen. Und dann war er um ein geheiztes Haus dankbar.
      Während sich die noch jungen Flammen über die Holzscheite hermachten und merklich an Eigenleben gewannen, ging Iain zum Vorratsschrank. Dort mussten noch einige Flaschen Met stehen.
      In den letzten Tagen war der Alkohol zu seinem bester Freund geworden und er sah keinen Grund, diese Freundschaft jetzt zu kündigen.
      Tatsächlich fand sich im Schrank das Gewünschte, sodass er nicht lange zögern musste, danach zu greifen. Er wollte die Flasche gerade an seinen Hals setzen, als es an der Tür klopfte.
      Genervt stellte er sie auf den Tisch und sah nach.
      Bjarnulf!

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    • wieder nicht allzu viel, aber ich muss mich steigern...

      Der alte Mann war den ganzen Weg zu Iains Haus gekommen und er sah sehr besorgt aus.
      „Man sagte mir, Ihr seid wieder in der Stadt, Iain Thoransson. Ich war verwundert, dass Ihr mich davon nicht in Kenntnis gesetzt habt.“
      Iain schwieg und wies Barnulf den Weg in die Küche. Zwar war dieser Raum ungemütlicher, als die Wohnstube, dafür aber auch gerade dabei beheizt zu werden.
      Der alte Mann kam Iains Aufforderung nach und kurze Zeit später saßen beide Männer auf groben Holzstühlen. Amarylls Beschützer wollte seinem Gast etwas anbieten, doch dieser lehnte dankend ab.
      Eine Weile schwiegen beide, dann brach Iain das Schweigen.
      „Amaryll ist tot.“
      Die Augen des alten Mannes weiteten sich.
      „Das ist nicht Euer Ernst!“
      Iains Augen füllte sich mit Tränen und er verfluchte sich für seine Schwäche.
      „Ich fürchte, doch,“ brachte er hervor. „Und das Schlimmste daran ist – ich konnte nichts für sie tun.“
      Zitternd vergrub er sein Gesicht in seinen Händen. „Ich habe versagt… Ich verdiene es nicht länger, Beschützer genannt zu werden.“
      Barnulf schwieg. Teils, weil er nicht wusste, was er sagen sollte, teils, weil er glaubte, jedes Wort sei nun zuviel. Iain würde ihm schon berichten, wenn er die Kraft aufbrachte.
      Eine Weile geschah nichts. Die einzigen Geräusche waren das regelmäßige Knistern des Lagerfeuers und die Atmung der Männer.
      Einen geliebten Menschen zu verlieren, war schon schwer, aber den Rest seines Lebens die Schuld dafür zu tragen, war tragisch. Barnulf konnte gut verstehen, was in Iain vorging… und deshalb wartete er. Was er jedoch sicher wusste, waren die Konsequenzen, die Amarylls Tod und Iains Rückkehr mit sich brachten. Er hatte es bereits vage von Boten gehört, nun war es Gewissheit. Die Tamuraner hatten gesiegt. Und sie würden auch die nördlichen Provinzen besetzen.

      Athrin wachte kurz nach Sonnenaufgang auf. Er konnte nicht einschätzen, wie viel Uhr es tatsächlich war, aber zumindest, war es an der Zeit, mit seiner neuen „Arbeit“ zu beginnen. Alleine der Gedanke daran widerte ihn an, aber um Anarea zu retten, musste er sich dazu herablassen.
      Widerwillig zog er sich an und wusch sich knapp, bevor er, auf ein Frühstück verzichtend, die Taverne verließ und sich an sein Tagwerk machte.
    • Mea culpa, mea maxima culpa. :x

      Da die letzten paar *husd* Abschnitte eher kurz waren und wenige schockierende Plottwists enthalten sind, habe ich deshalb diesmal trotz langer Postpause nicht allzuviel anzumerken. Einzig vielleicht die ein oder andere kleine Formulierung wie "Er wollte gerade die Flasche an seinen Hals setzen" könnte man verbessern. xD Imho setzt man Gefäße, aus denen man trinkt, an den Lippen an, es sei denn, Iain hat eine völlig neue Art des Alkoholkonsums entdeckt. :ugly:
      (Und nein, ich habe keine anderen Fehler gefunden, ich muss mich an solchen Kleinigkeiten aufhängen. xD)

      Wobei ich folgenden Satz ziemlich nett finde:
      "In den letzten Tagen war der Alkohol zu seinem besten Freund geworden und er sah keinen Grund, diese Freundschaft jetzt zu kündigen."
      kA warum, ich mag ihn halt. :x
      Tja, wir trinken, um unsere Probleme zu ersäufen, leider können diese Bastarde schwimmen, ne? xD

      (Ich war so frei, den kleinen Tippfehler in dem Satz auszubessern. :x bester -> besten)


      (Ja, man kann draufklicken)
    • @ Ulyaoth: Danke fürs treue Reviewen. Ich gebe zu, die vergangenen Sachen waren tatsächlich nicht so ultraspannend, aber bald fügt sich alles zusammen...

      Irgendwie ist das mit der "Flasche am Hals" bei uns so ein Idiom... 8| Aber es ist tatsächlich sehr unlogisch.. Hmm...
      Aber es freut mich, dass du den einen Satz witzig fandest.. der in der Tat mit Grammatikfehler behaftet ist.

      Und wie die schwimmen können - Iain ist eine arme Sau.
      So jetzt geht es erstmal kurz weiter.
      Hier *muss* einfach ein Bruch rein (also am Ende), aber ich weiß grade nicht, mit wem ich weitermachen soll. Jorin? Sairen? Nochmal Iain. Daher kommt nix mehr danach.. Und dieser Abschnitt ist ein wenig makaber...

      Als er auf die Straße trat, wehte ihm ein unglaublicher Gestank entgegen. Er konnte zwar nicht orten, woher dieser kam, aber das war auch nicht wichtig. Dies war nur ein weiteres Zeichen für den schleichenden Untergang...
      Es war ein verhangener Tag, aber darüber war Athrin recht froh. Sonnenschein hätte er gerade am wenigsten brauchen können. Er hatte sich in eine trübe Stimmung versetzt und in gewisser Weise wollte er darin auch verharren. So schritt er rasch über den lehmigen Boden, gar nicht weiter auf seine Umgebung achtend.
      Instinktiv fand er den Weg zu dem provisorischen Friedhof zurück und wurde dort auch bereits erwartet. Zwei Wachen standen herum, nickten ihm zu und verschwanden dann. Vermutlich wollten sie nichts mit dem zu tun haben, von dem sie glaubten, dass er tat. Er biss die Zähne zusammen, ignorierte den widerlichen Verwesungsgeruch und macht sich daran, die Leichen zu durchsuchen.
      Kurze Zeit später, bemerkte er, dass dies eine bei weitem ekelerregendere Tätigkeit war, als er geglaubt hatte.
      Die Körper fingen tatsächlich schon an zu verwesen, einige sonderten Flüssigkeiten ab, die von der Kleidung aufgesaugt wurde. Vielen fehlten Gliedmaßen oder sie hatten andere hässliche Verletzungen, kurzum, sie waren kein schöner Anblick.
      Was für Athrin besonders schlimm war, war dass er viele von ihnen kannte und sie so entstellt zu sehen brach ihm das Herz.
      Er schwor sich, den Menschen, die er gekannt hatte, so weit es ging, nichts abzunehmen. Eine gewisse Anzahl an Schmuckstücken musste er zwar für die Tamuraner sammeln, konnte aber ansonsten darauf achten, möglichst schnell die toten Magier ausfindig zu machen, um die Sache hinter sich zu bringen.
      Zwölf Amulette gab es, eines besaß er bereits, aber es war nicht gesagt, dass er die übrigen elf in diesem Haufen finden würde. Er wusste nicht einmal, ob es noch andere Leichenberge gab, geschweige denn, ob tatsächlich alle Ratsmitglieder gefallen waren. Aber er musste es versuchen. Finden, war er bekommen konnte und dann weitersehen. Er wünschte sich, all das wäre vorüber, biss die Zähne zusammen und legte los, seine Gedanken absichtlich nicht auf seine Arbeit gerichtet.
      Die Leichen waren erstaunlich schmuckarm.
      Viele waren Krieger gewesen und von daher nur mit dem Nötigsten ausgestattet, auch wenn Athrin hin und wieder erschrak, wenn er in die leeren Augen junger Männer sah, die nicht einmal eine richtige Rüstung trugen.
      Kinder, abgeschlachtet für nichts. Wenn er gewusst hätte, in welch desolatem Zustand sich die Armee befunden hatte... aber das brachte jetzt auch nichts mehr.
      Er konnte die Toten nur noch beweinen, zurückbringen oder gar befragen konnte er sie nicht mehr. Sie waren jetzt woanders, wo es ihnen vielleicht besser ging, vielleicht aber auch nicht...
      Ab und an, aber immer noch zu häufig lagen auch Zivilisten darunter, Unschuldige mit alle dem nichts zu tun hatten und dennoch für den Wahnsinn anderer büßen durften. Diese neigten eher dazu Schmuck zu tragen – einige davon sogar übermäßig viel, vermutlich wollten sie es am Körper tragen, damit es dem Feind nicht in die Hände fiel. Gebracht hatte es ihnen nichts.
      Stunde um Stunde kämpfte sich Athrin durch Körper um Körper. Die Ausbeute war geringer, als angenommen und er hatte noch keinen einzigen Magier entdeckt.
      Die Sonne war bereits dabei, zu versinken, auch wenn er das aufgrund der dichten Wolkendecke nur erahnen konnte und so wollte sich frustriert auf den Heimweg machen, als ihm etwas Ungewöhnliches ins Auge stach.
      Er warf seine bereits abgelegte Tasche auf den Boden und drehte sich um.
      Eine Hand ragte aus dem bleichen, grauen Leichenberg heraus, die noch keine Anzeichen von Verwesung zeigte. Seine Neugier war geweckt. Wer immer die Person war, wenn sie noch am Leben war, konnte er sie vielleicht retten und ihm möglicherweise behilflich sein? Er durfte keine voreiligen Schlüsse ziehen, obwohl ihn die Ungeduld übermannte.
      Grob schob er die Toten zur Seite und versuchte den Körper herauszuziehen, aus dieser Ansammlung des Grauens. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn und er stellte fest, dass dies ein bei weitem schwierigeres Unterfangen war, als er ursprünglich geglaubt hatte. Es schien fast, als würden die Verstorbenen diesen einen Menschen mit besonderer Verbissenheit festhalten, gar nicht gewillt, ihn in die Welt der Lebenden zu entlassen.
      Er wandte ein wenig mehr Kraft an, versuchte aber, nicht allzu brutal zu sein. Womöglich hätte er dann am Ende nur einen Arm in der Hand und damit war niemandem gedient.
      Mit weiterer Vehemenz schob er die Leichen zur Seite, zog erneut und urplötzlich gab der ganze Berg nach. Leichen fielen herunter und Athrin musste aufpassen, nicht von ihnen begraben zu werden. Dafür hatte er es geschafft, den gewünschten Körper freizulegen. Überrascht keuchte er auf.
    • Rückblenden 4 president...

      Die Dämmerung brach über den Tannenwald herein und mit der untergehenden Sonne wurde es zunehmend kühler. Der Boden war nur karg mit Vegetation versehen, Geröll und Lehm bestimmten das Bild, für den Norden typisch. Iain seufzte. Noch immer wanderten sie in der freien Natur herum, von einer menschlichen Siedlung keine Spur. Dabei war ihr Plan gewesen noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Jagedal zurückzukehren, aber dazu würde es wohl nicht mehr kommen – stattdessen stand ein weiteres Nachtlager unter freiem Himmel bevor.
      Als Nordländer macht ihm die Kälte zwar nicht übermäßig viel aus, dennoch war es auch für jemanden wie ihn, unangenehm die eisigen Nächte im Freien zu verbringen. Amaryll hingegen machte das Ganze weniger aus. Dafür beneidete er sie. Allerdings besaß sie auch den Vorteil mit Magie umgehen zu können, sodass sie den Nachteil, ein Halbblut zu sein, gut ausgleichen konnte.
      Auf einer Anhöhe angekommen, stieg Iain von seinem Pferd, band es an und gab dem Tier dann Wasser.
      Kurze Zeit später folgte auch seine Begleiterin. Sie tat es ihm gleich, dann begannen sie das Lager aufzubauen. Irgendwann brach Iain das Schweigen:
      „Warum tun wir das eigentlich?“
      „Was denn?“
      „Über Land reisen?“
      „Es gehört zu meiner Ausbildung, das weißt du ganz genau…“
      „Wenn nur die Nächte nicht so kalt wären…“
      „Wir haben es bald geschafft. Außerdem habe ich dir mehrmals gesagt, dass du gerne neben mir schlafen kannst. Gemeinsam halten wir uns warm.“
      Iain errötete und wandte sich ab. Nichts hätte er sich sehnlicher gewünscht, aber er hatte Angst, seiner Begleiterin damit zu nahe zu treten. Immerhin empfand er schon seit einiger Zeit mehr für sie. Amaryll hingegen hatte niemals Anstalten gemacht, Gefühle in dieser Hinsicht zu zeigen. Dies hatte Iain veranlasst, stillzuhalten, obwohl es ihn oft schmerzte, sie so nahe bei sich zu haben und nähere Berührungen verwehrt zu bekommen.
      „Iain?“ Er wandte sich um. Sie zählte nun fünfundzwanzig Sommer und war somit zu einer selbstbewussten Frau herangereift – eine Entwicklung, die Iain erst in den letzten Jahren schrittweise begriffen hatte, war sie doch eigentlich seine Freundin aus Jugendtagen.
      „Ja?“
      „Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist in letzter Zeit so schweigsam...“
      „Mir geht einiges durch den Kopf.“
      „Ich verstehe...“ Sie insistierte nicht weiter, sondern machte sich daran, Steine zu sammeln, die später das Lagerfeuer begrenzen sollten.
      Iain hingegen ging zu den Pferden hinüber und tränkte sie, so gut er es vermochte, mit dem in einem Trinkschlauch mitgebrachten Quellwasser. Wasser zu finden war zwar auf ihrer Reise durch den Norden das geringste Problem, dennoch schlugen sie oft genug Nachtlager auf, wo gerade keine Quellen in der Nähe waren. Er ließ sich Zeit und als er fertig war, kehrte er betont langsam zu ihrer Lagerstelle zurück.
      Amaryll war gerade dabei ihre Taschen auszupacken. Als sie sah, dass er sich näherte, blickte sie hoch.
      „Möchtest du unter freiem Himmel schlafen?“
      „Nicht wenn ich es verhindern kann...“
      „In Ordnung. Dann baue ich das Zelt auf!“
      „Das Zelt?“ In diesem Moment begriff er, was er mit seiner Aussage angerichtet hatte.
      „Die Stoffplane, die verhindert, dass wir nass werden, sollte es regnen!“
      „Aber wir haben nur eines davon...“
      „Was du nicht sagst!“ Sie lächelte wurde dann aber wieder ernst. „Wo liegt dein Problem? Es wäre nicht das erste Mal, dass wir uns ein Zelt oder gar ein Bett teilen.“
      „Nein, nein natürlich nicht. Ich schlafe nur so unruhig und will dich nicht ständig wecken...“ Eine bessere Lüge war ihm nicht eingefallen, aber sie schien es zu schlucken. Erneut lächelte sie.
      „Ich denke ich werde es überleben. Wenn alles gut geht, sind wir morgen wieder daheim!“
      „Ja...“
      Er kauerte sich neben sie und war ihr behilflich das Lager aufzuschlagen. Als alles zu ihrer beider Zufriedenheit stand, war die Sonne schon fast untergegangen. Während er sich um die Entfachung des Feuers und der damit verbundenen Nahrungszubereitung kümmerte, ging Amaryll noch einmal zu den Pferden. Sie schien unbekümmert, wie eh und je.
      Iain seufzte. Wem machte er etwas vor? Eine höhere Macht hatte sie zusammengebracht, aber ihre Verbindung wurde nur durch ihre Pflichten gerechtfertigt. Amaryll traf sich häufiger mit jungen Männern und auch er selbst hatte schon das eine oder andere Mädchen gehabt.
      Trotzdem, so abgedroschen das klingen mochte – Amaryll war anders. Sie war eine Seelenverwandte. Niemand kannte ihn so gut, wie sie und ihre Verbindung brachte sie noch einen Deut näher. Lustlos seufzte er und kehrte mit den Gedanken zur Essensvorbereitung zurück.
    • Blahblahblubb usw.

      Er öffnete eine Tasche und sah nach, was sie noch an Vorräten hatten: es beschränkte sich auf einen angeschnittenen Laib Brot, getrocknetes Fleisch und ein wenig Gemüse.
      „Bist du sicher, dass wir morgen wieder eine Siedlung erreichen?“ rief er Amaryll zu.
      Sie drehte sich um.
      „Aber Iain! Ich wusste gar nicht, dass du sosehr die Orientierung verloren hast... Natürlich sind wir morgen wieder daheim!“
      Er seufzte und kam sich ertappt vor. Nein, er hatte es nicht gewusst – er war ihr brav gefolgt, seine Gedanken hingegen woanders und weniger brav.
      „Dann kann ich ja aus unseren Rest einen Eintopf kochen, wenn dir das Recht ist?“
      „Wunderbar!“
      So geschah es und wenige Zeit später, inzwischen war es Nacht geworden, saßen sie beide am Lagerfeuer und teilten ihr Mahl schweigsam miteinander. Wenn Iain glaubte, sie würde nicht hinsehen, warf er ihr verstohlene Blicke zu. Einmal sah auch sie ihn an, lächelte dann und stellte ihre Schüssel ab.
      „Das war sehr gut. Ich bin jedes Mal überrascht, was du aus den Resten noch zaubern kannst.“
      „Die einzige die hier zaubern kann, bist du. Ich habe nur während meiner Ausbildung gut aufgepasst – schlechtes Essen senkt die Moral.“
      „Ich weiß...“ Sie schubste ihn. „Ich höre es nur jedes Mal wieder gerne.“
      „Und ich erzähle es dir jedes Mal wieder gerne.“
      Sie nickte und stand auf.
      „Dann werde ich mich aber langsam zu Bett begeben. Den ganzen Tag Reiten zehrt an den Kräften.“
      „Wem sagst du das...“
      Sie nahm eine Kerze aus der Tasche, entzündete sie am Lagerfeuer und trug sie ins Zelt, dann zog sie sich um.
      Iain hatte sich geschworen, nicht hinzusehen, aber wie immer waren die Dämonen in ihm stärker. Hinter der beigen Zeltplane hoben sich ihre Konturen ab und trotz der Tatsache, dass es sich nur um ihre Silhouette handelte, konnte man genug sehen.
      Iain spürte, wie sich zwischen seinen Beinen etwas regte.
      „Verdammt!“ zischte er und sprang auf. So konnte er sich nie im Leben neben sie legen!
      „Geht es dir gut?“ ertönte es aus dem Zelt.
      „Ja... jaja, alles bestens,“ stammelte er. „Ich habe mich nur am Lagerfeuer verbrannt!“
      Er hörte Stoff rascheln, dann stand sie wieder vor ihm, im weitaus dünneren Schlafgewand.
      „Lass mich sehen!“
      „Was?!“
      „Lass mich die Verbrennung sehen! Ich will sie heilen. Verdammt Iain, was ist denn los mit dir? Du benimmst dich in letzter Zeit wie ein Kleinkind.“
      Er errötete und wandte sich ab.
      „Tut mir leid, Amaryll.“
      „Bitte...,“ ihre Stimme wurde weicher, „bitte zeig mir die Wunde.“
      „Es... es gibt keine Wunde.“
      Einen kurzen Augenblick schien sie entgeistert, nahm sogar Atem um etwas zu antworten, ließ ihn dann aber wieder entweichen.
      „Verstehe...“ sagte sie schließlich und lächelte.
      Iain zitterte. „Amaryll...“
      Sie legte ihm sanft einen Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. „Schhh...“ Dann setzte sie leise hinzu: „Ich hätte es ahnen müssen...“
      „Ich...“
      Bevor er dazu kam, etwas zu antworten, hatte sie die Arme um seinen Hals geschlungen und ihn hingebungsvoll geküsst. Die Überraschung die er im ersten Augenblick verspürte, legte sich recht schnell wieder. So schlang er ebenfalls die Arme um ihren warmen Körper und erwiderte den Kuss mit aller Liebe und Leidenschaft, die er in den letzten Tagen zunehmend hatte zurückhalten müssen.
      Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bevor sie sich voneinander lösten. Er blickte noch immer überrascht in ihre braunen Augen, in denen sich das Licht des Feuers widerspiegelte.
      „Ich liebe dich, Amaryll...“
      Sie schmiegte sich an seine Brust und lächelte. Sie schwieg, aber für Iain ging das in Ordnung. Sie sprach nicht gerne über ihre Gefühle und ihre Taten sagten ihm mehr, als tausend Worte es jemals konnten.
      Behutsam nahm sie ihn an der Hand und zog ihn in Richtung Zelt. Ihr musste kalt sein in der nordischen Nachtluft. Willig folgte er ihr und verschloss den Eingang hinter sich, so gut er es vermochte. Ganz konnte er die Kälte damit nicht aussperren, aber immerhin zum Teil.
      Als er sich umwandte kniete Amaryll auf ihrer ausgebreiteten Bettrolle und sah ihn liebevoll an. Sofort kroch er zu ihr und nahm sie fest in den Arm, bevor er sie erneut zärtlich küsste.
      Diese Berührungen waren anderes, als bei jedem Mädchen, die er vor Amaryll gehabt hatte, denn alles was sie empfand, konnte auch er zumindest teilweise spüren. Er konnte sein Glück noch immer nicht fassen und befürchtete jede Sekunde aus diesem Traum aufzuwachen.

      Er wachte auf.