Das kranke Schönheitsideal und seine Folgen

Original von Keaton-Fuchs
@Tayalein
Du musst mich jetzt nicht falsch verstehen! Ich will damit nicht sagen, dass ich magersüchtig sein will! So krank bin ich nich! Ich wollte damit eher sagen, dass viel mehr Leute es o.k. finden,wenn man zu dünn ist, als wenn man zu dick ist. Und ich bemühe mich, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen.Ich selbst ärgere mich zwar sehr oft über meine Einstellung, aber ich bin seit ich 10 bin der totale Außenseiter in meiner Kasse und habe es so geschafft, das die Anderen mich größtenteils in Ruhe lassen. Da bin ich nicht stolz drauf, aber das macht mir die Schule erträglich.Ich hoffe du verstehst, das ich zwar abnehmen will, aber die Magersucht definitiv nicht mein Ziel ist! Davon würden meine drei Freunde mich auch abhalten. Ich habe zwar nur drei Fraunde, aber denen kann ich 100%ig vertrauen, denn sie akzeptieren mich so wie ich bin! Ach ja, ich hoffe die Frage ist nicht zu persönlich, wenn doch, dann beantworte sie einfach nicht! Warum wurdest du wegen deines Aussehens beschimpft?

@lupina
Ich würde mich sehr viel wohler fühlen, wenn ich etwas weniger wiegen würde. Ich bin mir sicher, das würde mir auch etwas mehr Selbstvertrauen bringen. Denn es tut einfach gut, sich mal im Spiegel anzuschauen und zu denken: Wow, du siehst ja richtig gut aus! Oder?
Ich glaube, dass jeder, der keine Esstörungen hat, ein Gewicht hat, bei dem er sich persönlich am wohlsten fühlt. Und dafür möchte ich noch ein bisschen abnehmen!Und auch noch einmal für dich: Ich WILL nicht magersüchtig werden!

Ich kann die Aussage nachvollziehen, dass eher untergewichtige Menschen weniger wegen ihrer Figur gehänselt und somit auch logischerweise weniger Probleme haben müssten. Das ist das einleuchtende Denkschema, wenn man aufgrund seiner Figur aufgezogen wird, denn Spott dieser Art tut weh und wie man sieht, verfehlen die Lästermäuler ihr Ziel damit auch nicht.
Wenn man hingegen gewichtsmäßig im unteren Bereich ist, kann alles tragen und hat zwei Boni: 1. ist er selbst mindestens genauso schlank oder sogar schlanker als die Lästermäuler und 2. müsste er den Lästerern ja den Boden zum Lästern entziehen, denn Dünne werden seltener wegen ihrer Figur gemobbt.
In Wahrheit ist es aber so, dass die Bankrotterklärung an das Selbstbewusstsein da anfängt, wo einen solche Aussagen überhaupt treffen. Wenn man sich hingegen selbst annimmt, können eine Lästereien nicht treffen - und das wäre ein erster Schritt, aus dem Teufelskreis auszutreten, denn wenn sie sehen, dass ihre Arbeit nicht fruchtet, machen sich die Mobber auch nicht mehr die Mühe, dich vom Gegenteil überzeugen zu wollen.

Tatsächlich ist es auch nur ein Vorwand, wegen der Figur geärgert zu werden. Es hat noch nie vom Gewicht abgehangen, wie beliebt und anerkannt man ist - es geht nur darum, dass es als Waffe gegen einen eingesetzt wird, die Ursache liegt woanders. Wer anders ist, als andere, der wird ausgestoßen aus der Gemeinschaft. Um jemanden auszustoßen, reicht es nicht immer, ihn einfach zu ignorieren. Also muss man sich Merkmale suchen, mit denen man kränken kann, und mit der Figurbeleidigung kann man sicherlich 80% aller Frauen auf dem Erdball aus dem Konzept bringen.
Wenn du nun aber dünn wärst, würdest du mit Sicherheit ebenfalls keine Anerkennung bekommen - im Gegenteil nährt man damit wieder die Lästermäuler, weil sie sehen, dass sie dich mit ihren Argumenten unter Kontrolle kriegen können. Sie haben ja kein authentisches Interesse daran, dass du superschlank bist. Da würden viele eher mit Neid reagieren.
Wenn du ihnen das Figur-Argument entziehst, weil du dünner bist, erreichst du nur, dass sie sich andere Defizite an dir suchen: Dann ist man auf einmal "hässlich", "doof", "die mit der schiefen Nase", "die, mit dem schiefen Gang", "die, die die Zähne nicht auseinander kriegt", "das Mauerblümchen" etc. Wer einen Menschen psychisch runterziehen will, findet immer etwas, was er kritisieren kann. Wenn man sich völlig verdreht für diese Leute, erreicht man keine Eingliederung.
Ein weiterer Trugschluß ist das Denken, dass sich mit der besseren Figur das Selbstbewusstsein bessert. Eine gute Figur macht einen nicht automatisch hübscher oder attraktiver, es kann auch im Gegenteil enden und wenn man vom Selbstbewusstsein her eh nicht im Grünen Bereich ist, findet man (wie die Mobber) an sich selbst ständig wieder andere Dinge, die man kritisiert. Dann gefällt einem auf einmal die Haarfarbe nicht mehr, die Beinlänge, die Zähne, die Stimme oder vieles anderes. Von sich selbst zu sagen, dass man gut aussieht, das kriegen nur ganz wenige hin, selbst sehr schlanke und gutaussehende Menschen haben damit Probleme, sich selbst anzunehmen. Wie man bei magersüchtigen Menschen sieht, haben sich ihre Probleme doch auch nicht in Luft aufgelöst, weil sie schlanker wurden :). Es wurden im Gegenteil nur immer mehr davon.

Würde man _wirklich_ _für sich_ (und nicht für andere, wie ich in deinem Fall vermute) abnehmen wollte, würde man den Startschuß nicht deshalb setzen, weil man in der Klasse damit genervt wird. Auch wenn ich es verstehen kann. Aber zum Abnehmen und vor allem dauerhaft Schlankbleiben (wenn man das nicht von Natur aus ist) gehört ein absolut eiserner Wille, eine sehr gute Kenntnis über alternative, kalorienarme aber zugleich nahrhafte Nahrung und Sportinteresse, das einem Spaß macht (Sport alleine reicht zum Abnehmen nämlich nicht. Man muß mehr verbrauchen, als man einnimmt!). Man kann nicht mehr zu seinen alten Essgewohnheiten zurückkehren. Und ich denke, mit mangelndem Selbstbewusstsein ist es nicht möglich, so einen Plan konsequent durchzuziehen. Man muss oft genug zu sich stehen wie ein guter Freund und sich selbst animieren und damit leben, dass man dafür keine Anerkennung bekommt, denn andere Menschen interessieren sich in der Regel nicht für die Figuren anderer.

LG