Ja, wieder was neues von mir.
geht weg, ich bin mir keiner Schuld bewusst, Inspiration lässt sich nicht aufhalten xD'''
Ähm... ja...
Was ich zum folgenden noch sagen wollte - es mag sein, dass der ein oder andere den Charakter überzogen findet oder sich nicht mit der Einleitung anfreunden kann, aber naja.
Es ist Ich-Perspektive und ich schreibe so, wie es der Char selbst tun würde ^^'' Und es gibt Gründe dafür, wie er ist. Die werden noch erklärt xD'
Keine Angst. *rechtfertigt sich, bevor er postet* xD
Fading Reflections : E.R.W.Y
Kapitel 1 – Meeting
Mein Name ist Iason – nicht, dass es einen von euch tatsächlich interessieren würde, oder? Keine Sorge – ich bin gewohnt, dass man mich für weniger wert als andere hält. Ist mir ehrlich gesagt auch egal. So hab ich meine Ruhe.
Aber nur der Förmlichkeit halber – ich heiße Iason Hayden. Normalerweise stelle ich mich nur als 'Iason' vor. Meinen Familiennamen kann ich nicht ausstehen – und meinen Vornamen übrigens auch nicht. Es kotzt mich einfach an, dass meine sogenannte Mutter sich dreist der griechischen Mythologie bedienen musste, weil ihr nichts Besseres einfiel.
Wahrscheinlich fragt ihr euch mittlerweile, warum ich das hier überhaupt alles erzähle, wenn ich es scheinbar nicht will – nun, darauf habe ich eine Antwort: Irgendwer muss hier ja die tragische Geschichte vom nahenden Ende der Menschheit erzählen. Oder? Jetzt denkt ihr sicher, schon wieder eine Weltuntergangsgeschichte, kann man nicht mal was anderes schreiben?
Tja, tut mir ja Leid, legt das Buch weg, wenn es euch nicht passt, aber ich hab mir mein Leben nicht ausgesucht – mich hat keiner gefragt, ob ich irgendwie am Ende der Welt beteiligt sein will, man hat das einfach vorausgesetzt, scheint mir.
Ja, schön, ich erzähl sozusagen das Ende vorm Anfang, na und? Ich erzähl das hier, so wie ich will – und ich pfeife auf Chronologie! Wenn ich vorgreife oder zurückdenke, tue ich das, und es schert mich überhaupt nicht, ob das verwirrend ist oder nicht. Na gut. Genug geschwatzt, ich fange jetzt einfach an, und ihr solltet besser gut aufpassen, ich werde es nicht zweimal erzählen!
Wie man dem Anfang entnehmen konnte, habe ich Familie. Eine Mutter, einen Vater und eine Schwester. Im Verlauf meiner Erzählung werden sie noch oft genug auftreten und ich bin sicher, dass man schnell meinen Hass verstehen kann. Ja, nicht Abneigung, schierer Hass. Nun gut. Ich saß, wie eigentlich immer, in meinem eigenen Zimmer – ich erinnere mich noch, dass Jennifer und ich früher ein gemeinsames Zimmer hatten, aber irgendwann beschlossen 'Mum' und 'Dad', dass es besser sei, wenn ich ein eigenes hätte...
Um genau zu sein, saß ich am Schreibtisch, vor mir einen leeren Block, liniertes Papier und ich hatte einen Stift in der Hand. Ich war eigentlich dabei gewesen, zu schreiben, wollte festhalten, was am Tag passiert war... Aber meine Schwester machte mir einen Strich durch die Rechnung, weil sie in meinem Zimmer umherschwirrte und mich zuquatschte. Ich versuchte sie zu ignorieren, was nicht sonderlich gut funktionierte. Nachdem ich eine ganze Zeit nicht reagierte, stand sie direkt hinter mir, packte den Rücken meines Bürostuhls und drehte ihn mit einem Schwung, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Als ich dazu gezwungen war, sie anzusehen, verfinsterte sich meine Miene.
Sie verschränkte die Arme, schürzte die Lippen – ein Schmollmund, der wohl dazu dienen sollte, Schuld in mir hervorzurufen – und sah aus ihren grau-grünen Augen auf mich herab.
"Hey, was bist du schon wieder so miesepetrig, Iason? Komm schon, lächele doch mal!"
"Hau ab, Jen. Lass mich in Ruhe", murrte ich. Ich war nicht miesepetrig. Noch nicht! Ein leicht genervter Blick gehörte zu meinem Standardaussehen, nach 15 Jahren müsste sie das eigentlich verstanden haben! Aber was rege ich mich überhaupt auf? Sie war es eh nicht wert. Sie war ein kleines Blondchen, zwei Jahre jünger als ich und nervig wie eine Mücke, die jedem Schlag ausweicht. Ständig schwirrte sie um einen herum, und ihr ununterbrochenes Gequassel war das Surren dieser Mücke.
Meine Schwester verstummte und schien mein Bücherregal zu mustern. Ich spielte währenddessen mit dem Kugelschreiber. Mine ausfahren. Mine einfahren. Was hing sie solange an den Büchern? Die meisten Titel verstand sie eh nicht, sie konnte nur zwei Sprachen, ich konnte fünf. Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Latein.
"Hey, was ist das?"
Irritiert blickte ich mich um. Und bei dem Anblick versteifte ich mich sofort. Sie hatte eins der Bücher herausgezogen, in denen ich so gewissenhaft die Geschehnisse der Tage niederschrieb. Jennifer wusste nichts von ihnen.
"Ne, nicht wirklich, oder?", lachte sie, als sie die erste Seite aufschlug, die oben mit "Erster Januar" betitelt war. Das Jahr erkannte ich an der Farbe des Bucheinbandes. Ich stand auf, schmiss dabei beinahe den Stuhl um und griff blind auf meinen Schreibtisch, um nach dem Taschenmesser zu tasten. Ich nahm es und richtete die ausgefahrene Klinge auf meine Schwester.
"Leg das zurück. Sofort!", zischte ich.
"Iason. Tu das Messer weg", forderte sie mich auf und der angstvolle Ausdruck in ihren Augen beschwor ein unheilvolles Lächeln auf meinem Gesicht herauf, ebenso wie eine tiefe unerklärliche Freude in mir. Ich war kein Sadist, aber ich genoss es, wenn Leute Angst vor mir hatten. Todesangst. Unkontrollierbare Panik. Das gefiel mir.
"Tu es weg", wiederholte sie, leiser, ängstlicher... Ihre Unterlippe zitterte und ihre Augen glänzten. Ihre Körperhaltung verkündete mit jeder Faser das Wort "Panik". Jede Sekunde, die gerade verstrich, versuchte ich gedanklich festzuhalten.
"Leg es zurück." Meine Stimme war ruhig, aber finster. Bedrohlich.
Sie zitterte am ganzen Körper, als ihr das Buch wegfiel, was mich leicht nach vorne zucken ließ. Ihrer Kehle entrang sich ein panisches Quieken, dass warme Schauer auf meinem Rücken hervorrief. Dann ging sie vorsichtig einen Schritt zur Seite, und noch einen und schließlich an mir vorbei, als ich mich nicht rührte. Bevor sie die Tür hinter sich zuschlug, drohte sie noch: "Das erzähl' ich Mum!", was mein Grinsen nur breiter werden ließ.
Nachdem die Tür zu und ich sicher war, dass sie nicht wieder kam, nahm ich mir das aktuelle Buch, schlug die Seite mit dem Titel "Achtzehnter August" auf, ging zum Schreibtisch und griff nach meinem Kugelschreiber und ließ die Mine ausfahren. Dann schrieb ich einige Worte und steckte anschließend das Messer – mit eingefahrener Klinge – in die Hosentasche.
Als ich anschließend das Zimmer verließ und noch einen Blick auf das Buch zurückwarf, lächelte ich bei dem leichten feuchten Schimmern der blutroten Tinte. Es sah beeindruckend aus, wie die Worte zu leuchten schienen. Ein böses Lächeln zog sich über mein Gesicht, als ich die Tür hinter mir zuzog und mein Zimmer abschloss. In der Erinnerung leuchteten die Worte genauso hell wie in der Form von roter Tinte.
Ich wusste nicht genau warum, aber allgemein fühlte ich mich außerhalb meines Zimmers unwohl – besonders dann, wenn ich unbewaffnet bin. Deshalb trug ich das Taschenmesser immer bei mir. Man kann sich denken, dass ich nicht besonders viele Freunde hatte. Das störte mich nicht sonderlich, ich war eher der einzelgängerische Typ.
Allerdings schien das meine Beschäftigungsmöglichkeiten in der Tat leicht einzuschränken.
Ich ging die Treppe hinunter und um die Ecke, um mich ins Bad zu verkriechen. Unser Haus hatte die Form eines 'L's. Unten befanden sich Küche, Wohnzimmer, Elternschlafzimmer und Bad, oben mein Zimmer und das von Jennifer. Es war allgemein nicht besonders groß, aber Platz wird überbewertet. Je mehr Platz man hat, desto mehr sinnloses Zeug schafft man sich an. Hat man weniger Platz, ist man sich dessen bewusst und es ist leichter, Ordnung zu halten.
Ich bin krankhaft ordentlich, glaube ich. Der Fakt, dass ich 'Tagebuch' schreibe, obwohl ich es lieber Erinnerungen nennen möchte; und für jedes Jahr ein eigenes Buch mit exakt 365 Seiten besitze, die farblich unterschiedene Einbände haben, damit ich auf den ersten Blick erkennen kann, um welches Jahr es sich handelt, ist nicht sonderlich außergewöhnlich. Diese Idee stammt nicht einmal von mir, ich habe sie irgendwo gelesen.
Die Tatsache allerdings, dass ich für diese Bücher ein eigenes Regal besitze und die Einbände farblich passend zueinander sind, fand ich für eine kurze Zeit beängstigend. Es ist ein innerer Zwang, ich kann keine Unordnung sehen. Benutze ich etwas, lege ich es anschließend an seinen Ursprungsort zurück, ebenso hat jede Kleinigkeit in meinem Zimmer ihren festen Platz.
Der Kugelschreiber beispielsweise liegt immer links neben dem Karteikartenhalter auf meinem Schreibtisch.
Im Badezimmer wusch ich mir nur kurz das Gesicht, ich wollte das Bad gerade wieder verlassen, als ich mich zufällig noch einmal umdrehte.
Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte ich zu sehen, wie mein Spiegelbild mich direkt ansah, obwohl ich dem Spiegel das Profil zugewandt hatte. Als ich mich genauer darauf konzentrieren wollte, war alles beim Alten. Ich war anscheinend mal wieder übernächtigt, ich bekam teilweise nur wenig Schlaf, weil ich zum einen unruhig schlief und wegen eines Albtraumes ständig wieder aufwachte.
Es war übrigens immer derselbe. Ich glaubte dann, in einem Raum zu stehen. Ich wusste, dass es ein Raum war, obwohl alles dunkel war. Direkt vor mir stand ein Spiegel, und meine Reflektion darin winkte mir, ihr zu folgen. Dann drehte sie sich um und ging langsam davon. Wenn ich versuchte, zu folgen, zersplitterte das Glas in Myriaden von Scherben, sobald ich es berührte. Anschließend blutete ich an unzähligen Stellen, obwohl ich nicht verletzt wurde, ich fühlte keinen Schmerz und langsam verblutete ich...
Es gab noch eine zweite Version, in der ich nicht folge und der Spiegel zersplitterte, sobald meine Reflektion verschwand. Das Ende war dasselbe.
Dieser Albtraum war auch der Grund, warum es in meinem Zimmer keine spiegelnden Flächen gab. Ich hatte sogar eine Armbanduhr und einen Wecker mit entspiegeltem Display.
Es war nicht so, dass ich Angst vor meinem eigenen Spiegelbild gehabt hätte, aber was ich nach diesem Albtraum am wenigsten gebrauchen konnte, war mein Spiegelbild, das mich schockiert anstarrt. Als ich noch einen Spiegel im Zimmer stehen hatte, war es einmal vorgekommen, dass mein Blick nach diesem Albtraum – es war Vollmond gewesen und verhältnismäßig hell im Zimmer – direkt auf den Spiegel fiel.
Der kurze Moment hatte gereicht. Ich hatte einen markerschütternden Schrei ausgestoßen, das ganze Haus und die Nachbarn aufgeweckt und den Rest der Nacht nicht mehr geschlafen. Das dürfte schon über acht Jahre her sein, ich war damals wohl elf oder zwölf Jahre alt. Direkt danach hatte ich dafür gesorgt, dass es keine spiegelnden Flächen mehr in meinem Zimmer gab.
geht weg, ich bin mir keiner Schuld bewusst, Inspiration lässt sich nicht aufhalten xD'''
Ähm... ja...
Was ich zum folgenden noch sagen wollte - es mag sein, dass der ein oder andere den Charakter überzogen findet oder sich nicht mit der Einleitung anfreunden kann, aber naja.
Es ist Ich-Perspektive und ich schreibe so, wie es der Char selbst tun würde ^^'' Und es gibt Gründe dafür, wie er ist. Die werden noch erklärt xD'
Keine Angst. *rechtfertigt sich, bevor er postet* xD
Fading Reflections : E.R.W.Y
Kapitel 1 – Meeting
Mein Name ist Iason – nicht, dass es einen von euch tatsächlich interessieren würde, oder? Keine Sorge – ich bin gewohnt, dass man mich für weniger wert als andere hält. Ist mir ehrlich gesagt auch egal. So hab ich meine Ruhe.
Aber nur der Förmlichkeit halber – ich heiße Iason Hayden. Normalerweise stelle ich mich nur als 'Iason' vor. Meinen Familiennamen kann ich nicht ausstehen – und meinen Vornamen übrigens auch nicht. Es kotzt mich einfach an, dass meine sogenannte Mutter sich dreist der griechischen Mythologie bedienen musste, weil ihr nichts Besseres einfiel.
Wahrscheinlich fragt ihr euch mittlerweile, warum ich das hier überhaupt alles erzähle, wenn ich es scheinbar nicht will – nun, darauf habe ich eine Antwort: Irgendwer muss hier ja die tragische Geschichte vom nahenden Ende der Menschheit erzählen. Oder? Jetzt denkt ihr sicher, schon wieder eine Weltuntergangsgeschichte, kann man nicht mal was anderes schreiben?
Tja, tut mir ja Leid, legt das Buch weg, wenn es euch nicht passt, aber ich hab mir mein Leben nicht ausgesucht – mich hat keiner gefragt, ob ich irgendwie am Ende der Welt beteiligt sein will, man hat das einfach vorausgesetzt, scheint mir.
Ja, schön, ich erzähl sozusagen das Ende vorm Anfang, na und? Ich erzähl das hier, so wie ich will – und ich pfeife auf Chronologie! Wenn ich vorgreife oder zurückdenke, tue ich das, und es schert mich überhaupt nicht, ob das verwirrend ist oder nicht. Na gut. Genug geschwatzt, ich fange jetzt einfach an, und ihr solltet besser gut aufpassen, ich werde es nicht zweimal erzählen!
Wie man dem Anfang entnehmen konnte, habe ich Familie. Eine Mutter, einen Vater und eine Schwester. Im Verlauf meiner Erzählung werden sie noch oft genug auftreten und ich bin sicher, dass man schnell meinen Hass verstehen kann. Ja, nicht Abneigung, schierer Hass. Nun gut. Ich saß, wie eigentlich immer, in meinem eigenen Zimmer – ich erinnere mich noch, dass Jennifer und ich früher ein gemeinsames Zimmer hatten, aber irgendwann beschlossen 'Mum' und 'Dad', dass es besser sei, wenn ich ein eigenes hätte...
Um genau zu sein, saß ich am Schreibtisch, vor mir einen leeren Block, liniertes Papier und ich hatte einen Stift in der Hand. Ich war eigentlich dabei gewesen, zu schreiben, wollte festhalten, was am Tag passiert war... Aber meine Schwester machte mir einen Strich durch die Rechnung, weil sie in meinem Zimmer umherschwirrte und mich zuquatschte. Ich versuchte sie zu ignorieren, was nicht sonderlich gut funktionierte. Nachdem ich eine ganze Zeit nicht reagierte, stand sie direkt hinter mir, packte den Rücken meines Bürostuhls und drehte ihn mit einem Schwung, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Als ich dazu gezwungen war, sie anzusehen, verfinsterte sich meine Miene.
Sie verschränkte die Arme, schürzte die Lippen – ein Schmollmund, der wohl dazu dienen sollte, Schuld in mir hervorzurufen – und sah aus ihren grau-grünen Augen auf mich herab.
"Hey, was bist du schon wieder so miesepetrig, Iason? Komm schon, lächele doch mal!"
"Hau ab, Jen. Lass mich in Ruhe", murrte ich. Ich war nicht miesepetrig. Noch nicht! Ein leicht genervter Blick gehörte zu meinem Standardaussehen, nach 15 Jahren müsste sie das eigentlich verstanden haben! Aber was rege ich mich überhaupt auf? Sie war es eh nicht wert. Sie war ein kleines Blondchen, zwei Jahre jünger als ich und nervig wie eine Mücke, die jedem Schlag ausweicht. Ständig schwirrte sie um einen herum, und ihr ununterbrochenes Gequassel war das Surren dieser Mücke.
Meine Schwester verstummte und schien mein Bücherregal zu mustern. Ich spielte währenddessen mit dem Kugelschreiber. Mine ausfahren. Mine einfahren. Was hing sie solange an den Büchern? Die meisten Titel verstand sie eh nicht, sie konnte nur zwei Sprachen, ich konnte fünf. Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Latein.
"Hey, was ist das?"
Irritiert blickte ich mich um. Und bei dem Anblick versteifte ich mich sofort. Sie hatte eins der Bücher herausgezogen, in denen ich so gewissenhaft die Geschehnisse der Tage niederschrieb. Jennifer wusste nichts von ihnen.
"Ne, nicht wirklich, oder?", lachte sie, als sie die erste Seite aufschlug, die oben mit "Erster Januar" betitelt war. Das Jahr erkannte ich an der Farbe des Bucheinbandes. Ich stand auf, schmiss dabei beinahe den Stuhl um und griff blind auf meinen Schreibtisch, um nach dem Taschenmesser zu tasten. Ich nahm es und richtete die ausgefahrene Klinge auf meine Schwester.
"Leg das zurück. Sofort!", zischte ich.
"Iason. Tu das Messer weg", forderte sie mich auf und der angstvolle Ausdruck in ihren Augen beschwor ein unheilvolles Lächeln auf meinem Gesicht herauf, ebenso wie eine tiefe unerklärliche Freude in mir. Ich war kein Sadist, aber ich genoss es, wenn Leute Angst vor mir hatten. Todesangst. Unkontrollierbare Panik. Das gefiel mir.
"Tu es weg", wiederholte sie, leiser, ängstlicher... Ihre Unterlippe zitterte und ihre Augen glänzten. Ihre Körperhaltung verkündete mit jeder Faser das Wort "Panik". Jede Sekunde, die gerade verstrich, versuchte ich gedanklich festzuhalten.
"Leg es zurück." Meine Stimme war ruhig, aber finster. Bedrohlich.
Sie zitterte am ganzen Körper, als ihr das Buch wegfiel, was mich leicht nach vorne zucken ließ. Ihrer Kehle entrang sich ein panisches Quieken, dass warme Schauer auf meinem Rücken hervorrief. Dann ging sie vorsichtig einen Schritt zur Seite, und noch einen und schließlich an mir vorbei, als ich mich nicht rührte. Bevor sie die Tür hinter sich zuschlug, drohte sie noch: "Das erzähl' ich Mum!", was mein Grinsen nur breiter werden ließ.
Nachdem die Tür zu und ich sicher war, dass sie nicht wieder kam, nahm ich mir das aktuelle Buch, schlug die Seite mit dem Titel "Achtzehnter August" auf, ging zum Schreibtisch und griff nach meinem Kugelschreiber und ließ die Mine ausfahren. Dann schrieb ich einige Worte und steckte anschließend das Messer – mit eingefahrener Klinge – in die Hosentasche.
Als ich anschließend das Zimmer verließ und noch einen Blick auf das Buch zurückwarf, lächelte ich bei dem leichten feuchten Schimmern der blutroten Tinte. Es sah beeindruckend aus, wie die Worte zu leuchten schienen. Ein böses Lächeln zog sich über mein Gesicht, als ich die Tür hinter mir zuzog und mein Zimmer abschloss. In der Erinnerung leuchteten die Worte genauso hell wie in der Form von roter Tinte.
Jennifer mit Messer bedroht. Gutes Gefühl. Bei Gelegenheit wiederholen.
Ich wusste nicht genau warum, aber allgemein fühlte ich mich außerhalb meines Zimmers unwohl – besonders dann, wenn ich unbewaffnet bin. Deshalb trug ich das Taschenmesser immer bei mir. Man kann sich denken, dass ich nicht besonders viele Freunde hatte. Das störte mich nicht sonderlich, ich war eher der einzelgängerische Typ.
Allerdings schien das meine Beschäftigungsmöglichkeiten in der Tat leicht einzuschränken.
Ich ging die Treppe hinunter und um die Ecke, um mich ins Bad zu verkriechen. Unser Haus hatte die Form eines 'L's. Unten befanden sich Küche, Wohnzimmer, Elternschlafzimmer und Bad, oben mein Zimmer und das von Jennifer. Es war allgemein nicht besonders groß, aber Platz wird überbewertet. Je mehr Platz man hat, desto mehr sinnloses Zeug schafft man sich an. Hat man weniger Platz, ist man sich dessen bewusst und es ist leichter, Ordnung zu halten.
Ich bin krankhaft ordentlich, glaube ich. Der Fakt, dass ich 'Tagebuch' schreibe, obwohl ich es lieber Erinnerungen nennen möchte; und für jedes Jahr ein eigenes Buch mit exakt 365 Seiten besitze, die farblich unterschiedene Einbände haben, damit ich auf den ersten Blick erkennen kann, um welches Jahr es sich handelt, ist nicht sonderlich außergewöhnlich. Diese Idee stammt nicht einmal von mir, ich habe sie irgendwo gelesen.
Die Tatsache allerdings, dass ich für diese Bücher ein eigenes Regal besitze und die Einbände farblich passend zueinander sind, fand ich für eine kurze Zeit beängstigend. Es ist ein innerer Zwang, ich kann keine Unordnung sehen. Benutze ich etwas, lege ich es anschließend an seinen Ursprungsort zurück, ebenso hat jede Kleinigkeit in meinem Zimmer ihren festen Platz.
Der Kugelschreiber beispielsweise liegt immer links neben dem Karteikartenhalter auf meinem Schreibtisch.
Im Badezimmer wusch ich mir nur kurz das Gesicht, ich wollte das Bad gerade wieder verlassen, als ich mich zufällig noch einmal umdrehte.
Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte ich zu sehen, wie mein Spiegelbild mich direkt ansah, obwohl ich dem Spiegel das Profil zugewandt hatte. Als ich mich genauer darauf konzentrieren wollte, war alles beim Alten. Ich war anscheinend mal wieder übernächtigt, ich bekam teilweise nur wenig Schlaf, weil ich zum einen unruhig schlief und wegen eines Albtraumes ständig wieder aufwachte.
Es war übrigens immer derselbe. Ich glaubte dann, in einem Raum zu stehen. Ich wusste, dass es ein Raum war, obwohl alles dunkel war. Direkt vor mir stand ein Spiegel, und meine Reflektion darin winkte mir, ihr zu folgen. Dann drehte sie sich um und ging langsam davon. Wenn ich versuchte, zu folgen, zersplitterte das Glas in Myriaden von Scherben, sobald ich es berührte. Anschließend blutete ich an unzähligen Stellen, obwohl ich nicht verletzt wurde, ich fühlte keinen Schmerz und langsam verblutete ich...
Es gab noch eine zweite Version, in der ich nicht folge und der Spiegel zersplitterte, sobald meine Reflektion verschwand. Das Ende war dasselbe.
Dieser Albtraum war auch der Grund, warum es in meinem Zimmer keine spiegelnden Flächen gab. Ich hatte sogar eine Armbanduhr und einen Wecker mit entspiegeltem Display.
Es war nicht so, dass ich Angst vor meinem eigenen Spiegelbild gehabt hätte, aber was ich nach diesem Albtraum am wenigsten gebrauchen konnte, war mein Spiegelbild, das mich schockiert anstarrt. Als ich noch einen Spiegel im Zimmer stehen hatte, war es einmal vorgekommen, dass mein Blick nach diesem Albtraum – es war Vollmond gewesen und verhältnismäßig hell im Zimmer – direkt auf den Spiegel fiel.
Der kurze Moment hatte gereicht. Ich hatte einen markerschütternden Schrei ausgestoßen, das ganze Haus und die Nachbarn aufgeweckt und den Rest der Nacht nicht mehr geschlafen. Das dürfte schon über acht Jahre her sein, ich war damals wohl elf oder zwölf Jahre alt. Direkt danach hatte ich dafür gesorgt, dass es keine spiegelnden Flächen mehr in meinem Zimmer gab.