Nachteule

    • Original von Irrlicht
      Och nee... wie Schade, dass du das Glück der Beiden in Stücke schlägst wie man es bei einem Sparschwein macht...*seufz*


      Ich gebe zu, ich bin meistens sehr gemein zu meinen Charakteren... Aber das war von vorneherein meine Absicht gewesen, den Erics Tod ist das zentrale Element in dieser Geschichte gewesen. Ich habe ihn deswegen so früh angesetzt, weil ich glaube, die Lesergemeinschaft hätte mich zerfetzt, wenn ich erst in den schönsten Farben eine ideale Beziehung geschildert hätte und dann Eric sterben lassen. Daher habe ich das vorgezogen...
      Aber gut, wenn man zu dem Zeitpunkt wenigstens ansatzweise traurig darüber ist, wenn er stirbt...

      Aber ich wäre versönlich, wenn Artemis wenigstens ein paar schöne Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit hätte, sie waren doch bestimmt mal einfach so im Park ein Eis essen oder irgendwo spazieren im Herbst, oder tanzen vielleicht xD
      Das man eben vielleicht doch etwas mehr Tiefe in ihrer kurzen Beziehung zueinander herauslesen könnte, das fehlt mir fast etwas.
      Wie dem auch sei, ich bleib dran, das Bild find ich übrigens sehr gelungen, es passt auch gut zu der Figur Artemis Henning!


      Das kann ich dir mit ziemlicher Sicherheit versprechen. Szenen aus dieser Beziehung liefere ich noch nach, in Rückblenden und so, weil ich auch finde, dass es da noch an Tiefe fehlt. Hab auch ein, zwei hübsche Ideen, aber wie gesagt, da es ja eigentlich um Erics Tod von vornherein geht, wäre es anders herum glaube ich, zu hart gewesen.
      Freut mich, dass dir das Bild gefällt... ^^ Ich liebe es auch...

      So, jetzt erstmal weiter im Konzept...
      Ähm, ja mit diesem Absatz ist die Katze endgültig aus dem Sack, auch worum es letztendlich gehen wird. Aber keine Sorge, die Story wird nicht vorhersehbar und es gibt auch noch einige Szenen mit einem lebendigen Eric... Naja und er ist etwas kurz, der Absatz, das muss ich leider zugeben...

      Ich muss zugeben, dass dieser kurze Abriss nicht im Geringsten das zusammenfassen kann, was zwischen Eric und mir gewesen war. Es war ihm gelungen, mein Leben so unmerklich und doch radikal zu verändern und trotzdem gab er mir nie das Gefühl, etwas aufgegeben zu haben. Er ließ mir meine Freiheit, die Freiheit meinem Beruf nachzugehen, die Freiheit für mich zu sein, wenn ich es brauchte...
      Ich hatte daher nie das Gefühl, meine Arbeit zu vernachlässigen, obwohl es sowohl für ihn als auch mich bedeuten konnte, dass wir manchmal nur sehr wenig Zeit füreinander hatten.
      Zunächst war ich vorsichtig gewesen, nicht sicher, dass das was zwischen uns entstand nicht nur Illusion war – eine Illusion die bei der kleinsten Störung zerplatzen würde. Aber dem war nicht so, spätestens als wir beide unsere alten Wohnungen aufgaben, um zusammen etwas Neues aufzubauen, war ich mir fast sicher, dass wir uns so schnell nicht trennen würden, obwohl so etwas nie vorhersehbar ist.
      Ich lernte ihn zu lieben, auf eine Weise, die ich nie zuvor empfunden hatte und ich denke, er erwiderte meine Gefühle, immerhin war er es gewesen, der mich aufgesucht hatte, um einen Neuanfang zu wagen.
      In der Zeit nach seinem Tod dachte ich immer öfter über diese Dinge nach, darüber ob ich ihn vielleicht besser nie kennen gelernt hätte, denn der Schmerz, den ich nun empfand war unerträglich. Eine Leere, die ich vorher nicht gekannt hatte, war in mein Leben getreten und auch meine Freunde bekamen nun eine ganz andere Artemis zu sehen.
      In den ersten Tagen war ich nur am Weinen. Da gerade vorlesungsfreie Zeit war, stand ich zumindest nicht unter dem Druck zur Arbeit gehen zu müssen und die volle Wucht der Erinnerungen zu spüren zu bekommen, aber ich wusste, dass dies auf Dauer kein Zustand war. Und so stürzte ich mich auch bei der nächstbesten Gelegenheit wieder sosehr in die Arbeit, dass mir überhaupt keine Möglichkeit blieb, den Schmerz zu spüren – ich betäubte ihn, nur damit er Abend für Abend immer stärker zurückkehren konnte.
      Judith war extra angereist, um mich zu trösten und auch Simon, Erics bester Freund stand mir bei, so gut er konnte.
      Ich müsste jetzt eigentlich an dieser Stelle einige Worte über Simon verlieren, doch dazu möchte ich später kommen, immerhin spielte er eine sehr zentrale Rolle in den Ereignissen, die bald auf Erics Tod folgten, sodass einige wenige Sätze dem nicht gerecht werden würden.
      Statt dessen würde ich es vorziehen, noch einmal ganz von vorne zu beginnen, auch wenn es bedeutet, all die schrecklichen Dinge noch einmal zu durchleben.
      Die letzten Monate haben mich zwei Dinge gelehrt.
      Erstens: Es gibt keine Wahrheit, außer derjenigen die man sich selbst erschafft.
      Zweitens: Das menschliche Leben ist unendlich kostbar.
      Der eigentliche Teil meiner Geschichte beginnt ungefähr vor drei Jahren, also zweieinhalb Jahre vor jenem schrecklichen Tag und dort möchte ich auch beginnen.
      Schließlich waren damals schon Anzeichen für die Tragödie zu erkennen gewesen und wenn ich gewusst hätte, worauf ich zu achten gehabt hätte, dann wäre Eric vielleicht noch am Leben.
      Jener Autounfall war kein Unfall, es war Mord gewesen.
    • @ Irrlicht:
      Sorry, ich konnte nicht anders. Cliffhanger sind ebenfalls ein Überbleibsel aus meiner Fanfictionzeit.
      Aber eigentlich dreht sich die Geschichte ja um den Mord und fängt jetzt richtig an.

      So und weiter geht es...
      Aja, der letzte Teil ist nicht so ganz jugendfrei, auch wenn ich mich zurückgehalten habe. Ich verstecke ihn daher besser unterm Spoilerbutton....

      Ich möchte nun also genau von jenem Wochenende erzählen, an dem die Ereignisse so langsam ins Rollen kamen, auch wenn ich damals noch keine Ahnung davon hatte.
      Wie gesagt: die ganze Geschichte ist ein wenig komplizierter und verschachtelter, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag, daher bin ich gezwungen, etwas weiter auszuholen.
      Es war ein Freitagabend im Spätsommer, daran erinnere ich mich noch ganz genau. Es war jetzt ungefähr ein halbes Jahr her, dass Eric und ich zusammengezogen waren.
      Es war recht warm und so hatte ich die Fenster in meinem Arbeitszimmer geöffnet um wenigstens noch ein wenig Durchzug zu bekommen, zumal ich an meinem Laptop arbeitete, der ja Wärme aussendete. Neben mir auf dem Schreibtisch stapelten sich wieder einige Bücher, die ich für das Schreiben benötigte. Ich hatte schon lange keinen Aufsatz mehr verfasst und so sah ich mich gezwungen, dies nachzuholen. Durch den Umzug und Ähnliches in Verzug geraten, hatte ich daher einiges aufzuholen. Die goldenen Strahlen der Abendsonne fielen durch das Fenster und tauchten das Zimmer in ein Dämmerlicht. Ich war jedoch zu faul, irgend eine Lampe einzuschalten und genoss stattdessen die Atmosphäre. Ich ertappte mich dabei, abwesend hinauszublicken und den rosagefärbten Abendhimmel mit den dunklen Wolken über der schwarzen Silhouette der Stadt zu betrachten.
      Man konnte von hier aus den Campus sehen, jedoch nicht die Unikliniken, wo Eric sich zur Zeit befand. Er war noch nicht nach Hause gekommen, hatte allerdings etwas von einer Besprechung gemurmelt, sodass ich erahnen konnte, dass es etwas später werden würde. Mit einem Seufzen ergriff ich eines der Bücher neben mir und überflog erneut die Absätze, die ich mir angestrichen hatte. Vor lauter Querlesen fiel es mir manchmal regelrecht schwer, einen Text von vorne bis hinten durchzuarbeiten. Auch wenn Eric mich dafür gerne auslachte, versuchte ich ihm oft zu erklären, dass es mir anders gar nicht möglich wäre, all die Literatur die jemals zu meinem Fachgebiet geschrieben wurde, zu erfassen.
      Es war ja nicht so, dass er nicht auch wissenschaftliche Artikel und Aufsätze verfasste, aber diese stützen sich einfach weniger auf Literatur, als meine es taten.
      Die Sonne war gerade untergegangen, als ich das Klicken des Schlüssels im Schloss vernahm. Ein Blick auf die Uhr rechts unten auf meinem Bildschirm verriet mir, dass es kurz vor zehn Uhr war. Armer Eric! In letzter Zeit häufte es sich wirklich, dass er erst spät nach Hause kam. Anscheinend forderte der geplante Umbau des Klinikums seinen Tribut. Zumindest hatte er mir vor einiger Zeit erzählt, dass man ihnen mehr Forschungsgelder bewilligen wollte und jetzt diskutiert wurde, wofür diese eingesetzt werden sollen.
      Ich hörte ihn seine Tasche abstellen und dann Schritte in Richtung meines Arbeitszimmers, bevor er den Kopf zur Tür hineinstreckte.
      „Guten Abend, Frau Professor!“ Aus irgendeinem Grund hatte er beschlossen, meinen Titel als Kosenamen zu benutzen und all meine Versuche ihm dies abzugewöhnen, hatten bisher nicht gefruchtet.
      Er lehnte sich an den Türrahmen. „Wie ich sehe, bist du auch noch bei der Arbeit.“
      „Natürlich. Ich musste doch die Zeit, die ich auf dich gewartet habe, ausfüllen.“
      „Ich hoffe, du hast zumindest das ein oder andere erledigen können...“
      „Durchaus... Ich schreibe wieder an einem höchst überfälligen Aufsatz. Bevor mich meine Kollegen schief ansehen. Aber genug davon. Wie war dein Tag?“
      „Darüber möchte ich mit dir reden...“
      Er kam zu mir und setzte sich auf die Kante meines Schreibtischs. „Darf ich?“ Er wies mit dem Gesicht zu meinem Laptop und als ich nickte, klappte er das Gerät zu.
      „Ich möchte dich nicht mit den langweiligen Details nerven, die wir heute wieder besprochen haben. Aber ich habe eine Bitte an dich.“
      Ich lächelte. „Ich höre...“
      „Ich habe dir doch von dem Medizinerkongress erzählt, der dieses Wochenende in Heidelberg ist?“
      „Ja, soweit ich weiß wollten doch Simon und Professor Weingart dort hinfahren?“
      „Genau das war der Plan. Allerdings wurde Professor Weingart heute morgen bei uns mit einem Herzinfarkt eingeliefert und fällt daher aus. Man hat stattdessen mich gebeten, an seiner Stelle zu gehen, weil wir beide ja ähnliche Forschungsgebiete haben.“
      „Ist das nicht ein wenig kurzfristig?“
      „Doch, das ist ja das Problem. Immerhin soll ich ja auch seine Rede übernehmen. Ich war zwar eben noch kurz bei ihm, und habe mit ihm alles abgesprochen. Zudem hat mir seine Sekretärin alle erforderlichen Unterlagen gegeben und Simon hat ebenfalls versprochen, mir zu helfen, aber irgendwie bin ich trotz allem ein wenig unsicher. Darum wollte ich dich fragen, ob du vielleicht mit mir gehen könntest, wenn du keine anderweitigen Verpflichtungen hast.“
      „Ich wollte zwar noch ein wenig weiterschreiben und mal wieder in Ruhe die einschlägigen Fachzeitschriften durchblättern, aber das ist nichts, was ich nicht aufschieben könnte. Wenn ich dir damit helfen kann, komme ich gerne mit. Auch wenn ich fürchte, nicht wirklich dazuzugehören.“
      Er gab mir einen sanften Kuss auf die Wange.
      „Ich danke dir. Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet...“
      „Ich habe eine ungefähre Ahnung...“ sagte ich lächelnd.
      Er strich mir über die Haare und sah mir in die Augen.
      „Ich bin so froh, wieder daheim zu sein. Den ganzen Tag musste ich an dich denken.“
      „Mir ging es ähnlich.“
      Ich stand von meinem Schreibtischstuhl auf und stellte mich vor ihn, bevor ich die Arme um seinen Hals schlang und ihn hingebungsvoll küsste. Als wir uns voneinander lösten flüsterte ich leise: „Ich liebe dich.“
      „Ich dich auch...“

      Möglicherweise nicht jugendfrei
      Er legte eine Hand an meinen Hinterkopf und zog mich näher zu sich heran. Die andere Hand schob er unter mein Hemd, während sein Mund meinen Hals zu meinem Ausschnitt hinunterglitt. Ich keuchte kurz auf, als seine kühle Hand meine nackte Haut unter meinem Oberteil berührte, genoss aber ansonsten jede seiner Berührung. Ich atmete tief ein, seine Wärme und seinen Geruch in mich aufnehmend. Darauf hatte ich den ganzen Tag gewartet. „Eric....“ Er sah mir erneut in die Augen und als er dort die nötige Bestätigung fand, befreite er mich von dem lästigen Hemd. „Du bist so wunderschön, Artemis...“ Als Antwort küsste ich ihn zweites Mal auf den Mund und begann ebenfalls damit, ihn von seinem Oberteil zu erlösen. Ein wohlbekanntes, warmes Gefühl stieg ihn mir hoch. Innig schmiegte ich mich an ihn und fühlte mich geborgen, als er die Arme um mich legte. Wenn er mich doch niemals wieder loslassen könnte. Er ging so behutsam und vorsichtig mit mir um, als wäre ich eine zerbrechliche Kostbarkeit, die es zu beschützen galt. Erneut strich er mir über die Haare. Ich schloss die Augen und verlor mich ganz in seiner Nähe. Ich spürte seine Hände auf mir nun viel intensiver und ließ das Prickeln, das sie auf meiner Haut hinterließen auf mich wirken. Mit viel Geschick befreite er mich schließlich von meinen restlichen Kleidungsstücken, derer es aufgrund der Wärme nicht mehr allzu viele waren. Ich tat es ihm gleich und so landeten wir schließlich, in enger Umarmung auf dem Bett im Schlafzimmer wo wir uns nicht zum ersten Mal leidenschaftlich liebten. Seine Hände schienen wirklich überall gleichzeitig zu sein und ich wusste jetzt schon, dass ich sie bald schmerzlich vermissen würde. Ich bedeckte sein Gesicht im Gegenzug mit Küssen. Unsere Körper waren wieder einmal vereint, der aufgestaute Hunger aufeinander wurde endlich gestillt. Bald darauf verloren wir uns beide in dem wohlbekannten und doch so süßen Wirbel aus Leidenschaft, Liebe und Nähe...
    • Jaaaaaaaaaa, neue Kaps^^

      Mir machen diese Cliffhanger nichts aus, durch sie bekomme ich erst ichtig lust auf ein neues Kapitel, also benutz sie rujhig weiter ;)

      Tja, was soll ich sonst sagen? Lies dir einfach nochmal meinen ersten Post in diesem thema durch, denn meine Meinung hat sich nicht geändert^^

      Ich braaauuuuucheeee meeeehr Lesestoff!!! xDDDD

      mfg TL
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      "Was aber aus dem Mund herauskommt, kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein."

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    • @ Twilight Link:
      Natürlich neue Kaps, neben Hausarbeiten, 1000 Seiten Reclamheften und anderem Kram, den die Uni braucht, kann ich doch meine geneigten Leser nicht im Stich lassen.
      Es werden wohl wirklich noch einige Cliffhanger folgen. ^^ Tja und freut mich, dass du es immer noch magst.

      @ Irrlicht: Genauso habe ich mir das auch vorgestellt. Beim Klimawandel zirpen die bestimmt noch im Sptätsommer - hab wegen dir extra den Hinweis noch eingebaut. ^^
      Ich war einfach der Meinung, ich war diese Szene meinen Lesern schuldig, da habt ihr doch alle drauf gewartet...
      Sooooo und weiiiterrr....

      Als wir endlich voneinander abließen, war es draußen ganz dunkel geworden. Noch immer lagen wir in zärtlicher Umarmung beieinander und lauschten beide den Geräuschen, die von draußen durch die geöffneten Fenster hereindrangen. Die Grillen zirpten noch immer und einige Vögel, vermutlich Krähen machten durch ihre Rufe auf sich aufmerksam. Auf meinem Nachttisch tickte unaufhörlich mein Wecker und neben mir hörte ich Erics ruhige Atmung. Ich starrte an die Decke und dachte noch über das Geschehene nach.
      Ich hatte Eric zugesagt, mit auf seinen Medizinerkongress zu kommen, aber ganz wohl war mir dabei nicht. Ich war keine Medizinerin, ich war eine Linguistin und war mir daher nicht sicher, überhaupt dazu zu passen. Bei den Tagungen selbst durfte ich sowieso nicht dabei sein, also war ich von vornherein ausgeschlossen. Ich verstand natürlich Erics Nervosität, obgleich er immer so ruhig tat, so hatte er dennoch große Probleme dabei, eine Rede vor sozusagen gleichgestellten Medizinern zu halten. Studenten machten ihm weniger aus, aber vor Kongressen graute es ihm jedes Mal.
      Und nun kam auch noch erschwerend hinzu, dass er gar nicht vornherein vorgesehen war, sondern für jemand anderes einspringen musste und sich daher noch kurzfristig vorbereiten. Wahrscheinlich würde er mich früher oder später bitten, ihm bei der Rede zu helfen, deswegen sollte ich auch mit ihm kommen, da war ich mir ganz sicher. Ich liebte ihn und daher war es für mich keine Frage, dass ich ihm den Gefallen tat, aber, auch wenn ich ihm das nicht gesagt hatte, geriet ich dadurch mit meiner eigenen Arbeit in Verzug. Ich war jetzt schon am Planen, wie ich das Versäumte möglichst schnell nachholen könnte, sodass er es so wenig wie möglich bemerkte – er sollte sich dafür nicht die Schuld geben. Wahrscheinlich würde ich meinen Laptop und ein paar Bücher mitnehmen und die Zeit nutzen, die er tagte. Trotzdem gab es noch einige Fragen, die offen geblieben waren.
      Ich strich ihm seine verschwitzten Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste ihn auf die Wange, bevor ich mich soweit aufsetzte, dass ich ihm in die Augen sehen konnte.
      „Eric?“
      „Hmmmmm?“
      „Wann genau beginnt eigentlich dein Kongress?“
      „Morgen Nachmittag...“
      „Und wie kommen wir überhaupt dorthin? Heidelberg ist schließlicht nicht gerade um die Ecke?“
      „Dafür ist gesorgt. Morgen früh um 8.10 geht unser Zug, die Tickets habe ich heute noch gekauft.“
      „Auch eines für mich?“
      „Auch eines für dich. Ich war mir fast sicher, dass du mitkommen würdest.“
      Ich schubste ihn kurz.
      „Du scheinst mich offenbar gut zu kennen.“
      „Aber natürlich. Das sollte ich wohl, immerhin leben wir zusammen.“
      „Vermutlich hast du recht. Ich hoffe, meine Studenten finden mich nicht ebenfalls unglaublich vorhersehbar.“
      „Bestimmt nicht...“
      Behutsam befreite ich mich aus seiner Umarmung.
      „Du weißt, dass wir noch packen müssen...“
      „Ach Artemis..., musst du immer so praktisch sein?“
      „Es ist dein Kongress, nicht meiner.“
      „Ich weiß... Aber mit dir zusammen im Bett fällt es mir leicht, all das zu vergessen.“
      „Genau so etwas habe ich mir fast gedacht! Darum sage ich dir es ja!“
      Verträumt richtete er sich ebenfalls auf.
      „Bringen wir es hinter uns, wir müssen morgen früh aufstehen!“ murmelte er schließlich.
      Und so machten wir uns getrennt voneinander ans Packen.
      Nachdem ich mich um all die notwendigen Dinge, wie Kleidung und Toilettenartikel gekümmert hatte, führte mein Weg mich und meine Tasche in mein Arbeitszimmer.
      Ich schaltete meinen Laptop, der immer noch lief, aus und begann einige der Bücher, die neben ihm lagen in die Tasche zu laden. Den tragbaren Computer würde ich separat nehmen.
      Nach einiger Zeit hörte ich Erics Schritte hinter mir. Ich drehte mich um und sah ihn an. Er wirkte mitleidig.
      „Du könntest dir stattdessen die Stadt ansehen. Ich habe mir sagen lassen, die Universitätsbibliothek beherbergt einige mittelalterliche Handschriften. Würden die dich nicht interessieren?“
      „Du meinst die manessische Liederhandschrift? Interessieren würde mich das schon, aber einige Dinge muss auch ich noch erledigen.“
      „Aber du musst ja auch nicht den ganzen Tag im Hotel an deinem Laptop vertrödeln... So schnell kommst du nicht wieder dorthin.“
      „Ich fürchte ich muss meinen Aufsatz und meine Notizen mitnehmen...“
      „Und die vielen Bücher?“
      „Naja, die auch. Wie soll ich denn sonst arbeiten? Du arbeitest schließlich auch.“ Ich lächelte.
      „Artemis, es tut mir wirklich leid.“
      Er umarmte mich von hinten.
      „Das muss dir nicht leidtun. Ich tue es für dich.“
      „Ja ich weiß...“
      „Also mach dir bitte keine Vorwürfe, ich komme schon zurecht.“
      Er küsste mich auf die Wange und löste dann die Umarmung.
      „Daran habe ich nicht gezweifelt.“
      „Gut. Ich bin auch gleich soweit.“
      Ich verschloss meine Reisetasche und packte den Laptop in einen dafür vorgesehenen Rucksack, dann stellte ich beides in den Flur und kehrte zu ihm zurück.
      „So geschafft, jetzt dürfte nichts mehr schief gehen.“
      Ich konnte schwören, ein spitzbübisches Blitzen in seinen Augen gesehen zu haben, als er mich zu sich heran zog.
      „Gut, dann lass uns wieder ins Bett gehen.“
      In dieser Nacht hatte ich nicht mehr viel Schlaf.
    • Hm... irgendwie bin ich jetzt etwas verwirrt, entweder hast du diesen Grillen-Part eingefügt weil du ihn auch gut fandest, oder aber damit ich Penner endlich Ruhe gebe... :ugly:

      Da aber tendenziell gegen mich sprechende Annahmen von mir grundsätzlich völlig verdrängt werden bleibt aber nur der erste Fall übrig, ich kann mich also geehrt fühlen xD

      Dann fällt mir an dem Thread noch auf, dass man meine Kritiken in letzter Zeit nicht grade als konstruktiv bezeichnen kann. Aber es finden sich nunmal in der Story weder langatmige oder unnachvollziehbare Passagen noch sonstige Widersprüchlichkeiten und für eventuell vorhandene leichte Unebenheiten ist mein Kritikradar, genauso wie ich selbst, einfach nicht sensibel genug, deshalb kann ich auch nicht mehr sagen als: weiter so! xD

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    • Tja, ich hab das selbe Problem wie Irrlicht :ugly:

      Was soll ich an deiner story denn kritisieren?
      Icjh hoff mal, das ist kein Spam, wenn ich in denb nächsten 50 Beiträgen meinerseits immer nur sagen kann, dass ie wirklich gut ist xDDD

      mfg TL
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    • Sodele, nach langer Zeit kam meiner Wenigkeit wieder zum Schreiben - durfte die Woche an der Uni mit Hausarbeit verfassen.
      @ Irrlicht: Nee, ich fand den auch gut. Grillen haben sowas sommerliches für mich, ich höre den gerne zu... ^^ Hab nur nicht dran gedacht, ausnahmsweise mal...
      Och, ich freue mich immer über Kommis - deine Kritiken haben ich genug Zeit, konstruktiv zu werden wenn die richtige "Thrillerhandlung" beginnt. Ich bin einfach noch zu unvertraut mit den jeweiligen Arbeitsmechanismen...

      @ Twilight Link:
      Ich freu mich trotzdem über Kommis... ^^

      Vergebt, wenn der Abschnitt gegen Ende etwas seltsamer wird, eine Müdigkeit überfiel mich grade... *schnirch*

      Das gnadenlose Piepen meines Funkweckers beendete am frühen Morgen unser beider Schlaf. Es dämmerte zwar bereits, aber dennoch war die Umgebung des Zimmers nur schemenhaft zu erkennen. Ich wälzte mich grunzend und schlaftrunken um, und ergriff das sture Gerät um es zum Schweigen zu bringen. Neben mir begann sich nun auch Eric zu regen und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er wirkte noch unwilliger aufzustehen, als ich es war.
      „Ist es schon so soweit?“ nuschelte er.
      „Sieht so aus...“
      „Warum habe ich nur zugesagt?“ hörte ich ihn vor sich hin murmeln. „Schönes Wochenende...“
      Ich ließ ihn noch ein bisschen in seiner Gedankenwelt und stand auf, um mich anzuziehen. Als ich das Schlafzimmer verließ, spürte ich noch seine Blicke auf meinem Körper.
      Eine Stunde später standen wir beide, noch immer ziemlich übermüdet, aber dafür komplett angezogen und vorbereitet auf dem Bahnsteig. Ich hatte eine freie Bank gefunden und passte dort auf die Gepäckstücke auf, während Eric nervös auf und ab ging. Er wartete wohl immer noch auf Simon.
      Ich kannte Erics besten Freund zwar noch nicht besonders gut, glaubte aber zu wissen, dass Unpünktlichkeit nicht zu seinen Charaktereigenschaften gehörte. Allerdings hatte er nach Fahrplan auch noch ein wenig Zeit – der Zug sollte erst in zehn Minuten abfahren.
      „Warum bist du so unruhig?“ rief ich Eric deswegen zu.
      „Ich weiß nicht...“ Er blieb stehen.
      „Wegen Simon?“
      „Der taucht bestimmt gleich auf. Nein, das ist es nicht... Ich glaube ich habe einfach kein gutes Gefühl. Ich fühle mich nicht einmal besonders gut vorbereitet.“
      „Du hast ja im Zug nochmals Gelegenheit alles durchzusehen und ich bin ja auch noch da.“
      Ich widerstand der Versuchung, zu ihm hinzugehen und ihn zu küssen, denn ich hielt selbst nichts von Paaren, die in aller Öffentlichkeit die Finger nicht voneinander lassen konnten. Für gestandene Akademiker ziemte sich ein solches Verhalten erst recht nicht. Stattdessen versuchte ich überzeugend zu lächeln und auf den freien Platz neben mir zu deuten.
      Er nickte und setzte sich neben mich.
      „Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich täte, Artemis.“
      „Wahrscheinlich alleine fahren...“
      „Ich meine es ernst!“
      „Ich auch...“
      Er sah mich kurz an, aber kein Grinsen wollte auf seinem Mund erscheinen. Wie es aussah, war er doch aufgewühlter, als er sich eingestehen wollte. Ich legte meine Hand auf seinen Oberarm und streichelte ihn vorsichtig.
      „Es wird schon alles gut ausgehen...“
      „Ich hoffe es...“
      Zugegebenermaßen hatte ich ihn noch niemals in einer solchen Verfassung erlebt, aber bisher hatte ich ihn auch noch nie begleitet. Daher fiel es mir schwer, ein Bild zu machen, ob sein Verhalten typisch war, oder nicht. Ich überlegte mir gerade, wie ich ihn am besten ablenken könnte, als Simon auf dem Bahnsteig erschien. Zugegebenermaßen sah ich ihn an diesem Tag zum zweiten oder dritten Mal. Eric unternahm zwar einiges mit ihm, aber irgendwie hatte ich es bisher nicht geschafft, ihn nach dem Umzug einmal einzuladen, genau wie Eric noch immer wenig von Judith wusste – eine Tatsache die ich ebenfalls zu ändern gedachte.
      Ich muss gestehen, ich hatte ihn kleiner in Erinnerung, aber wie er auf Eric entgegenlief, reichte er beinahe an ihn heran. Er war ungefähr so groß wie ich und war fast gutaussehend zu nennen, hätte ihm nicht eine schlaksige Tollpatschigkeit angehaftet, die ihm einen so unschuldigen Charme gab. Seine blonden Haare waren kürzer geschnitten, als das letzte Mal, an dem ich ihn gesehen hatte und auch die Brille in seinem Gesicht war mir bisher nicht aufgefallen. Nachdem er Eric ausgiebig begrüßt hatte, fiel sein Blick auf mich und er lächelte.
      „Wie ich sehe, begleiten Sie dieses Mal meinen Freund?“
      Ich stand auf und zuckte mit den Achseln.
      „Er hat mich darum gebeten und ich sah keinen Grund es ihm abzuschlagen.“
      „Natürlich nicht. Ich freue mich ehrlich gesagt über Ihre Gegenwart. Vielleicht hält es uns Mediziner vom Fachsimpeln ab oder liefert uns neue Sichtweisen...“
      „Wer weiß... Auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass niemand auf mich Rücksicht nehmen muss – ich weiß mich zu beschäftigen.“
      „Daran zweifle ich nicht... Trotzdem wäre es doch schade... Zumal ich die Gelegenheit nutzen muss, mich davon zu überzeugen, dass Eric mit dem was er mir über Sie erzählt hat, auch Recht hat.“
      Er zwinkerte und ich musste grinsen, weil hinter Simon ein ganz gewisser Mediziner rot anlief. Armer Eric – ich gelobte mir, es heute Abend wieder gutzumachen.
      Die angekündigte Einfahrt des Zuges hinderte mich, eine Antwort zu geben. Stattdessen ergriff ich mein Gepäck, sowie die beiden Männer das Ihrige ergriffen, um auf das Einsteigen vorbereitet zu sein. Es gab gewisse Routinen, die sich einfach bei jeder Bahnfahrt wiederholen mussten und die grundsätzlich vollen Züge taten ihr Übriges, diese Routinen nicht verkümmern zu lassen. Glücklicherweise jedoch hatten wir dieses Mal Platzreservierungen und ersparen uns daher das Kämpfen um einen Platz. Die weitere Zugfahrt verlief ereignislos außerdem ereignislos, bis auf die Tatsache, dass wir uns bestens unterhielten.
      Ich konnte nun verstehen, warum die beiden Männer befreundet waren – Simon war Eric sehr ähnlich, auch wenn er etwas lebhafter und weniger draufgängerisch war. Ich verstand mich prächtig mit ihm.
    • @ Irrlicht: Kurz? xD... Dabei gebe ich mir doch solche Mühe, dass sie ungefähr gleichlang sind... Mir sind noch ein paar sprachliche Patzer im vorhergehenden Teil aufgefallen - ich war wirklich müde... :rolleyes:
      Nunja, hier kommt jedenfalls erstmal die hoffentlich längere Fortsetzung und dann muss ich erst einmal sagen, dass es danach ne Woche nicht weitergeht: Bin in Urlaub. ^^

      Als unser Zug in Heidelberg einfuhr, war es bereits früher Nachmittag, aber sowohl Eric als auch Simon beruhigten mich, dass sie vollkommen rechtzeitig waren, der Kongress fange erst in einer Stunde wirklich an. Es regnete in Strömen, als wir ausstiegen, aber wenigstens war der Hauptbahnhof größtenteils überdacht und so wurden weder wir noch unsere Gepäckstücke nass.
      Ein Taxi brachte uns schließlich in das etwas außerhalb gelegene Hotel, das auch die Tagung selbst ausrichtete und ich ertappte mich dabei, die ganze Fahrt verträumt aus dem Fenster zu sehen. Die beiden Männer führten ein angeregtes Gespräch, aber ich hörte ihnen nicht zu, stattdessen genoss ich die Berge, und das Neckartal, in das die Stadt gebaut wurde. Die Regentropen prasselten an die Scheiben und verzerrten so die Sicht ein wenig, aber irgendwie machte das auch den Reiz der Umgebung aus. Gelegentlich sah man eilige Menschen in Regenjacken vorbeihuschen und ich musste schmunzeln. Man sah einer Stadt einfach an, ob sie eine Universität beherbergte oder nicht. Auch wenn die von Heidelberg wohl um einiges älter war, als unsere. Eric hatte wahrscheinlich sogar recht, ich sollte mir die Manessische Liederhandschrift ansehen, wenn ich nun schon einmal hier war – aber in meinem Hinterkopf stapelten sich Vorbereitungen, Aufsätze und Ähnliches... Ich hatte ja noch etwas Zeit mir das Ganze zu durchdenken.
      Als das Taxi schließlich vor dem Hotel einfuhr, wurde ich aus meinen Träumereien gerissen. Transparente kündigten den Kongress bereits an und es waren sehr viele Menschen anwesend, die mir alle sehr nach Medizinern aussahen. Ich seufzte leise und schüttelte leicht den Kopf. Das Gefühl, nicht dazuzugehören, kehrte erneut zurück. Ich versuchte es zu ignorieren und Alle freundlich zu begrüßen, die uns auf dem Weg an die Rezeption begegneten. Ich war erstaunt, wie viele davon Eric offensichtlich kannten und mir dementsprechend verwunderte Blicke nachwarfen.
      Sobald wir unsere Zimmer endlich hatten warf ich mich erschöpft auf das Bett und streckte alle Gliedmaßen von mir. Eine notorische Unlust, etwas zu arbeiten, überkam mich und ich wäre am liebsten für immer so liegengeblieben. Eric setzte sich neben mich auf das Bett und strich über meinen Bauch.
      „Alles in Ordnung bei dir?“
      „Diese Frage müsste ich eigentlich zurückgeben...“
      „Mir geht es jetzt wieder besser, danke. Simon hat meine Rede mitgenommen und prüft sie kurz auf inhaltliche Schwächen, wenn du dann noch die sprachlichen abdeckst, kann mir nicht mehr allzu viel passieren...“
      „Dafür bin ich doch mitgekommen, oder nicht?“ Ich setzte mich auf und gab ihm einen Kuss. Endlich konnte ich ihn wieder berühren ohne mich in der Öffentlichkeit lächerlich zu machen.
      Er legte den Arm um mich und erwiderte den Kuss ohne zu Zögern. Als wir uns lösten sah er mich zärtlich an.
      „Welch ein Jammer, dass ich gleich wegmuss...“
      „Eric!“ Mit gespielter Empörung sah ich ihn an. „Kannst du noch an etwas anderes denken?“
      „Es fällt mir schwer!“
      „Benimm dich doch bitte wie ein erwachsener Mann! Und schau dich erst einmal an, so kannst du doch niemals unter die Leute!“
      Seine Haare waren komplett zerzaust und sein Hemd war auch nicht mehr ansehnlich.
      Er drehte sich um und warf einen Blick in den Spiegel, der gegenüber dem Bett hing, dann sah er an sich herab.
      „Ich fürchte du hast recht, Artemis. Ich sollte mich vielleicht langsam umziehen.“
      „Das wäre eine gute Idee...“
      Ich sah ihm nach, wie er im Bad verschwand und machte mich ans Auspacken meiner Tasche. Gerade als ich den Laptop auf den Schreibtisch gelegt hatte, klopfte es an der Tür.
      Auch wenn ich mir denken konnte, um wen es sich handelte, rief ich doch: „Wer ist da?“
      „Ich bin es, Simon Henrich!“ kam eine gedämpfte Stimme von draußen.
      Ich öffnete die Tür.
      Im Gegensatz zu Eric, sah dessen bester Freund schon richtig gepflegt und ausgehfertig aus. Er lächelte mich an.
      „Ist Eric soweit?“
      „Nein, er ist gerade im Bad. Kommen Sie doch herein.“ Ich bemerkte die Papierzettel in seiner Hand und deutete darauf.
      „Irgendwelche Fehler gefunden?“
      „Nein, alles in Ordnung, jetzt sind Sie an der Reihe.“ Er reichte mir das Manuskript und ich nickte.
      „Worum geht es eigentlich?“
      „Bei dem Kongress oder bei der Rede?“
      „Bei beidem, ich bin nicht so besonders gut informiert...“
      „Naja, die Tagung an sich ist ein Treffen von Internisten. Ich muss Ihnen ja nicht erzählen, wie so etwas abläuft, Sie kennen das ja.“
      Oh ja, das tat ich in der Tat...
      „Also ein Austausch der neusten Forschungsergebnisse...“
      „Ganz recht.“
      „Manche Dinge sind anscheinend überall gleich.“ Ich grinste. „Und was ist Erics Aufgabe?“
      Die Badezimmertür öffnete sich und ich hörte hinter mir eine Stimme.
      „Die Forschungsergebnisse unserer Uniklinik präsentieren!“
      „Eric!“
      Er hatte es tatsächlich geschafft, sich in der kurzen Zeit zurechtzumachen und sah nun gleich viel ernsthafter und seriöser aus, auch wenn es mir natürlich inzwischen schwerfiel, ein objektives Bild von ihm zu haben.
      „Du siehst gut aus!“ rief ich ihm zu und das war durchaus ehrlich gemeint.
      „Danke!“ Er wandte sich Simon zu. „Hast du inzwischen herausfinden können, wann wir an der Reihe sind?“
      „In zwei Stunden!“
      „Das gibt uns ja noch genügend Zeit.“ Nun sah er wieder mich an. „Wie ich sehe, hat dir Simon meine Rede schon gegeben.“
      „Ja, das hat er...“
      „Würde es dir etwas ausmachen, sie dir anzusehen, während wir herausfinden, wie alles abläuft?“
      „Nein, durchaus nicht...“
      „Vielen Dank!“
      Er gab mir noch einen Kuss auf die Wange und war kurz darauf mit Simon entschwunden.
      Ich blickte auf die Blätter in meiner Hand und seufzte auf. Dann setzte ich mich auf das Bett und begann zu lesen...

      EDIT: ^^ Ähm, ab jetzt rate ich... ich habe keine Ahnung wie solche Kongresse wirklich ablaufen, also schreibe ich es so, wie ich es mir denke, werde aber noch Infos einholen...

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    • Ich habe mir deine Geschichte auch durchgelesen, und finde sie bis jetzt sehr gut. Mir machen die -der Meinung von Irrlicht nach- auch etwas kürzeren Kapitel nichts aus, das ist gut, um es mal zwischendurch zu lesen.
      Ist dir eigentlich auch aufgefallen, dass bisher nur Männer bzw. Jungs bzw. maskuline Wesen hier Kommentare reinschreiben? Naja, was solls^^
      Jedenfalls ist es schade, das für eine Woche keine Kapitel mehr kommen, weil genau die Woche danach bin ich dann im Urlaub, aber wenn ich dann wieder zu Hause bin, hab ich wenigstens was zu lesen.
      Die Kurzgeschichte war auch gut, allerdings kam -wie von den andern auch schon gesagt- die Pointe etwas spät. Aber auch die war schön^^

      Ich jedenfalls freue mich auf neue Kapitel und habe nichts zu kritsiueren, weiter so!

      gez. Salia
    • Original von CAMIR
      @ Irrlicht: Kurz? xD... Dabei gebe ich mir doch solche Mühe, dass sie ungefähr gleichlang sind...


      Ach, du darfst mich nicht so ernst nehmen, ich zähl ja nicht die Zeilen oder so, aber wenn sich ne Passage fliessend lesen lässt und keine überraschenden Wendungen oder völlig neue Aspekte beiinhaltet wirkt sie für mich halt eben kürzer, obwohl es vielleicht gar nicht mal so ist xD

      [Blockierte Grafik: http://i40.tinypic.com/2hdtmhc.jpg]

    • @ Salia: Vielen Dank für das Review - zumal es dein erster Post ist. ^^
      Ja, irgendwie kritisieren hier nur männliche Wesen. Seltsam, ich dachte immer, das wäre eine "Frauengeschichte"... Hmmm...
      Freut mich aber wenn du es magst... :)

      @ Irrlicht: Ich verstehe aber was du meinst... ^^ Nur mir als Schreiber kommt es halt irgendwie nicht so vor... ich sollte die Passage wohl öfter nochmal Korrektur lesen...

      Ähm egal. Jetzt geht es erstmal weiter. Bitte entschuldigt wenn der Schluss komisch wirkt, aber ich brauchte einen Aufreger für Artemis. Wenn ihr einen besseren wisst - her damit.

      Es kostete mich einige Mühe nicht wieder in das angewöhnte Querlesen zu verfallen, doch es gelang mir und so prüfte ich sorgfältig Wort für Wort – sofern es mir möglich war. Auch wenn die Rede im Großen und Ganzen angenehm und verständlich formuliert war und ich kaum Ausbesserungen vornehmen musste, wurde ich von einer ganzen Reihe Fachbegriffen schier erschlagen. Auf die meisten davon konnte ich mir noch irgendeinen Reim machen, aber bei manchen wusste ich mir einfach nicht zu helfen. Diese Passagen blieben dann weitgehend von meinen Korrekturen verschont, denn was ich nicht verstand, konnte ich kaum verbessern. Soweit ich verstand, stellte Eric, stellvertretend für das gesamte Kollegium am Klinikum, die neuesten Errungenschaften vor, die sie in Sachen Organtransplantation erforscht hatten. Nicht nur, dass sie erfolgreich bei der Entwicklung einer bundesweiten Transplantationsdatenbank waren, sie waren auch dabei ein neues Verfahren zu entwickeln, das noch besser auf die Abstoßungsreaktionen des Körpers nach einem erfolgreichen Eingriff eingestimmt war. Offensichtlich war unser Klinikum in dieser Hinsicht federführend, eine Tatsache die ich mir bisher nie so vor Augen geführt hatte und das obwohl Eric mir immer von seiner Arbeit berichtete.
      Nach einer guten Dreiviertelstunde konnte ich das Manuskript endlich mit einem guten Gewissen aus der Hand legen und mich meiner eigenen Arbeit widmen. Ich schloss den Laptop an das Stromnetz an, schaltete ihn ein und begann, während er hochfuhr schon wieder nach passenden Textstellen in den mitgebrachten Büchern zu suchen.
      Ich brauchte immer eine gewisse Anlaufzeit beim Verfassen eines Textes, um mich erneut in die Materie einzuarbeiten, bevor ich dort weitermachen konnte wo ich aufgehört hatte. Dies führte dazu, dass ich in dieser Phase am liebsten ungestört war, auch wenn Eric das besondere Talent hatte, genau dann mit einer Bitte zu mir zu kommen. Kaum war es mir geglückt, eine halbwegs vernünftige Arbeitsumgebung zu kreieren, hörte ich das Klicken des Türschlosses. Entnervt seufzte ich auf.
      Entgegen meiner Erwartungen stand jedoch nicht Eric sondern Simon vor mir, der mich mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck bedachte, als er sah, dass auch ich am Arbeiten war.
      „Entschuldigen Sie die Störung. Eric schickt mich, sein Manuskript zu holen. Haben Sie es gelesen?“
      „Ja, auch wenn ich fürchte, ihm nicht ganz so von Nutzen gewesen zu sein, wie er sich das vorgestellt hatte.“
      Ich stand auf, um die Blätter vom Bett aufzuheben und Simon zu übergeben.
      „Das Meiste musste ich wohl oder übel so stehen lassen, wie es war, da ich dem Fachchinesisch zu wenig mächtig bin, um es zu verändern...“
      „Fachchinesisch, hm?“ Er trat einen Schritt auf mich zu und schielte zu meinen Büchern, die auf dem Schreibtisch ausgebreitet lagen. Einen Moment lang betrachtete er sie und grinste dann breit.
      „Das Kompliment kann ich geradewegs zurückgeben, wenn ich mir diese Titel hier so betrachte...“
      Ich reichte ihm das Manuskript und erwiderte sein Lächeln.
      „Ich glaube das liegt in der Natur der Sache.“
      „Vermutlich.“
      Er drehte sich um und ging wieder zur Tür.
      „Ich danke Ihnen in Erics Namen für Ihre Mühe.“
      „Das war ich ihm schuldig.“
      „Oh, bevor ich es vergesse – heute Abend ist ein kleiner Umtrunk mit Büfett. Sie sind herzlich eingeladen, aber ich glaube das wird Eric auch noch einmal persönlich durchblicken lassen.“
      Ich verzog das Gesicht.
      „Da freue ich mich aber.“
      Er lachte kurz auf und verließ mich dann. Als die Tür ins Schloss fiel, holte ich tief Luft und machte mich dann wieder an die Arbeit, in die mich jetzt von Neuem hineinfinden musste.
      Die Stunden vergingen und draußen wurde es dunkler. Ich fand ich machte gute Fortschritte und war sehr zufrieden mit mir.
      Nicht nur, dass es mir gelungen war, meinen Aufsatz um ein paar Thesen zu ergänzen, ich hatte ebenfalls einen Teil meiner Lehrveranstaltungen der kommenden Woche vorbereitet.
      Gerade als ich aufstehen wollte, um meine eingerosteten Glieder ein wenig aufzulockern, öffnete sich die Zimmertür erneut.
      Dieses Mal war es Eric höchst persönlich. Er sah abgespannt, aber nicht unzufrieden aus.
      „Es ist alles prima verlaufen,“ brachte er hervor, bevor er sich auf das Bett fallen ließ.
      „Meine Rede ist gut angekommen und viele waren begeistert. Vielen Dank. Du hast mitgeholfen uns vor einer Blamage zu bewahren.“
      Ich setzte mich neben ihn.
      „Mein Beitrag war nur sehr gering. Hat es dir Simon nicht gesagt? Ich konnte kaum noch etwas verändern. Es war alleine euer beider und Professor Weingarts Verdienst.“
      Er legte einen Arm um meine Taille.
      „Das spielt keine Rolle. Du hast ebenfalls mitgeholfen...“
      Ich wollte gleichgültig mit den Schultern zucken, aber sein Gesichtsausdruck hielt mich davon ab. Er meinte es so, wie er es sagte. „Das habe ich doch gern gemacht,“ sagte ich stattdessen.
      Er schwieg eine Weile und strich mir lediglich über den Rücken.
      Ich unterbrach die Stille irgendwann: „Simon erzählte mir etwas von einem Umtrunk.“
      „Ja. Davon wollte ich dich auch noch in Kenntnis setzen. Sie bauen unten gerade alles auf... Und da ich bisher so miserabel für dein leibliches Wohl gesorgt hatte, wollte ich fragen, ob es in Ordnung für dich ist, dort mit uns zu Abend zu essen?“
      „Ich fürchte, ich habe keine großartige Wahl, oder?“
      „Natürlich. Wenn du dort nicht essen möchtest, würde ich mir in der Stadt ein Restaurant suchen...“
      „Nein... ist schon gut. Die Mühe musst du dir nicht machen, ich komme mit herunter... Etwas zu essen finde ich sicherlich...“ Ich lächelte und stand dann auf, um mich etwas frisch zu machen.
      Kurze Zeit später verließen wir das Zimmer und tatsächlich machte sich langsam ein Hungergefühl in mir bemerkbar. Ich hatte tatsächlich den ganzen Tag noch nicht viel zwischen die Zähne bekommen und freute fast, unter den Augen misstrauisch schauender Internisten das Büfett plündern zu können. Eric, der neben mir lief, sah immer wieder einmal zu mir herüber.
      Als wir unten im Erdgeschoss angekommen waren, traf mich beinahe der Schlag. Ich hatte weiß Gott nicht mit so vielen Menschen gerechnet. Überall standen kleinere Grüppchen zusammen und unterhielten sich, meistens mit einem Getränk in der Hand.
      Eric nahm mich am Arm und führte mich in den Speisesaal, um dem ganzen Trubel zu entgehen. Kaum war es uns gelungen, einen freien Tisch zu ergattern, wurde er von einem mir fremden Mann angesprochen und weggeholt. Ich blieb alleine sitzen und seufzte resigniert. „Einsam unter Menschen“ bekam eine ganz neue Bedeutung. Es war nur natürlich, dass mich niemand ansprach, aber angenehm war es irgendwie auch nicht. Gedankenverloren begann ich mit dem Besteck zu spielen, darauf wartend, dass Eric bald zurückkommen sollte. Irgendwie wollte ich nicht alleine essen, zudem hatte ich Angst, der Tisch wäre belegt, wenn ich ihn kurzzeitig verlassen würde.
      Stimmen, die ich inmitten des Trubels nicht allzu weit von mir entfernt hörte, erregten dann doch meine Aufmerksamkeit. Ich spitzte die Ohren ohne den Anschein erwecken zu wollen, dass ich gespannt zuhörte.
      „Weißt du zufällig, wer die Kleine ist, die hier so verloren herumsitzt?“
      „Wenn mich nicht alles täuscht, ist das die Neue von Theissen.“
      „Seit wann hat er denn wieder Eine?“
      „Weiß nicht... allzu lange scheint er sie noch nicht zu haben.“
      „Ich frage mich, was die hier macht? Was hat sie überhaupt hier zu suchen?“
      „Frag mich was Leichteres... Vielleicht musste sie Händchen halten?“
      „Wahrscheinlich. Aber eines muss man ihm lassen: sie sieht gar nicht mal übel aus...“
      „Das wird aber auch ihre einzige Qualität sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er an etwas anderem als einem Dummchen Gefallen fände.“
      Wütend ballte ich meine Hände zur Faust und drehte mich demonstrativ um. Ich meinte zwei etwas abseits stehende Männer mittleren Alters für diese Kommentare verantwortlich zu finden, konnte es aber nicht mit absoluter Sicherheit feststellen.
      Einen Moment lang überlegte ich mir, etwas zu sagen, entschied mich aber dagegen, da es irgendwie unter meiner Würde erschien. Dennoch, ich hatte es wahrhaftig nicht nötig mich auch noch beleidigen zu lassen.
      Überstürzt verließ ich den Saal und eilte nach draußen.

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    • @ Irrlicht: Vielen Dank. Ich hatte schon befürchtet, es ist etwas zu dick aufgetragen... Meine Freundin hat sich jedenfalls beschwert darüber und ich überlege es noch ein bisschen umzugestalten... ^^
      Naja, das hält mich erstmal nicht ab vooooon der Fortsetzung.

      P.S. Ich hab lange nicht gepostet, da das Semester wieder angefangen hat und ich da kein Internet unter der Woche habe.. (Noch!)

      Die kühle Nachtluft wehte mir ins Gesicht, als ich ins Freie stürmte. Ich atmete tief durch, um zum einen den Ärger abzuschütteln und zum anderen die Frische zu genießen. Die Einfahrt des Hotels war nur spärlich beleuchtet und so wie es aussah, war ich momentan der einzige Mensch – alle anderen waren Drinnen und feierten. Ich entdeckte etwas abseits eine Bank und steuerte darauf zu, um mich dann erneut hinzusetzen.
      Gedämpft konnte man von drinnen noch Stimmen hören, jedoch so leise dass es kaum weiter ins Gewicht fiel. Die Geräusche der Nacht um mich herum überwogen. Ich konnte auch hier Grillen vernehmen und das Rauschen des entfernten Neckars, sowie eine Reihe weiterer Dinge, die einfach zur nächtlichen Geräuschkulisse gehörten, über die man sich aber in der Regel wenig Gedanken machte.
      Ich winkelte die Beine an, sodass sie vor mir auf der Bank standen und schlang die Beine darum. Meine Umgebung sorgte dafür, dass ich mich langsam wieder beruhigte, dennoch, erneut hineingehen wollte ich nicht erst einmal nicht. Stattdessen genoss ich meine Umgebung, legte den Kopf auf die Knie und versuchte mich zu entspannen.
      Keine Ahnung, wie lang ich so dagesessen war, bis ich Schritte hörte, die sich mir zu nähern schienen. Aus dem Schatten kristallisierte sich eine Silhouette heraus, die langsam aber sicher die Formen von Simon annahm.
      „Frau Henning!“
      Ich hob den Kopf.
      „Guten Abend!“
      „Ich habe Sie hinausgehen sehen und mich gewundert, wo Sie bleiben... Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
      „Mir geht es gut.“
      „Sie wirken etwas durcheinander? Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
      „Bitte.“
      Er nahm neben mir Platz und sah mich an. Ich war mir nicht sicher, ob mir nach Konversation zumute war, aber ich wollte nicht unhöflich sein.
      „Sie sitzen doch nicht zum Spaß hier?“ Seine Stimme klang besorgt.
      „Mir wurde die Luft dort drinnen zu stickig,“ entgegnete ich höflich und ein wenig zurückhaltend.
      „Das haben Sie höflich gesagt, doch ich glaube nicht dass das der wahre Grund ist. Warum sonst würden Sie so überstürzt weggehen und Eric und auch mich in Sorge versetzen?“
      „Eric sorgt sich um mich?“
      „Bestimmt, wenn er erfährt, dass Sie nicht mehr dort sind, aber ich habe ihn auch nicht mehr gesehen.“
      „Ich verstehe...“
      Ich spürte Bitterkeit meine Kehle hochsteigen und schluckte. Ich wusste, dass ich mich gerade Eric gegenüber sehr ungerecht verhielt und versuchte dieses Gefühl zu verdrängen. Er tat nur seine Arbeit und dennoch fühlte ich mich von ihm alleine und im Stich gelassen.
      Simon legte mir eine Hand auf die Schulter, was mich dazu bewegte ihn anzusehen.
      „Eric hat Sie sehr, sehr gerne. Ich bin mir ziemlich sicher, er macht sich große Sorgen, wenn er Sie nicht mehr dort vorfindet...“
      Ich schalt mich selbst ein trotziges Kind und nickte. Dann nahm ich meine Füße von der Bank und setzte mich ordentlich hin.
      „Sie haben vollkommen recht, es ist nur so, dass ich mich gerade von einigen Ihrer Kollegen beleidigt fühlte. Und auch wenn es immer leicht ist, rational über so etwas zu stehen – emotional ist es leider nicht so einfach.“
      „Leider haben Sie damit vollkommen recht. Es tut mir wirklich leid für Sie.“
      „Schon in Ordnung. Es ist ja weder Ihre noch Erics Schuld.“
      „Aber dennoch sind Sie nun wütend auf ihn und das, obwohl Sie ihn wahrscheinlich genauso sehr lieben, wie umgekehrt. Ich finde es traurig, was ein paar böse Zungen anrichten können.“
      „Ich versuche gerade meine Wut herunterzuschlucken, weil ich weiß, wie ungerecht es ist...“
      „Machen Sie sich deswegen keine Gedanken, Sie sind auch nur ein Mensch. Und noch dazu ein ganz besonderer...“
      Ich winkte ab. „Ich tue was ich kann. Ob ich deswegen besonderer oder interessanter als Andere bin, weiß ich nicht.“
      „Ich möchte Ihnen etwas erzählen. An jenem Tag, als Sie Ihren ersten Zusammenstoß mit Eric hatten, kam er ganz aufgelöst ins Klinikum. Er war recht aufgewühlt und als wir in einer kurzen Pause Zeit für ein Gespräch hatten, sagte er zu mir, er hätte sich gerade wie ein kompletter Vollidiot benommen. Er erzählte mir, was vorgefallen war und fügte bedauernd hinzu, dass sein erster Eindruck auf Sie wohl nicht der Beste gewesen war. Noch Tage später beschäftigte ihn das Ganze, auch wenn ich ihn damals nicht besonders gut verstehen konnte. Ich dachte mir, wer wütend auf Eric war, der verdiene ihn auch nicht, warum also, war ihm das alles so wichtig? Schließlich rang er sich nach vielen Gesprächen mit mir und anderen Kollegen dazu durch, einen zweiten Anfang zu wagen und sich zu entschuldigen.
      Ich unterstützte ihn zwar, konnte mir aber nicht vorstellen, dass er Erfolg haben könnte.
      Dann entwickelte sich alles ein wenig anders, das wissen Sie wohl besser als ich, und als er mir davon berichtete, war ich erst einmal erstaunt. Ich hatte nicht damit gerechnet und wurde doch neugierig, wer diese Frau war, die Eric so faszinierte. Er berichtete mir zwar oft von Ihnen, aber es fiel mir doch schwer, mir ein Bild zu machen. Nunja, heute sitze ich hier und kann verstehen, warum Sie für Eric so wichtig sind.“
      Zum Glück war es dunkel, sodass er nicht sehen konnte, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Ich wischte sie schnell weg, bevor er etwas bemerken konnte.
      „Vielen Dank, dass Sie mir das erzählt haben,“ brachte ich schließlich hervor.
      Er nickte.
      „Keine Ursache. Nun sollten wir aber wirklich wieder hineingehen, es ist schon spät.“
      Er stand auf und ich folgte ihm.
      Noch immer waren meine Gedanken bei seiner Geschichte. Manchmal brauchte es einfach eine Erinnerungen, warum man einen Menschen liebte.
    • Ähhm.. Jaaa...
      Es tut mir echt leid, dass ich jetzt nur nochmal ein- zweimal die Woche posten kann, aber unter der Woche werde ich von Sekundärtexten zugeknallt.
      Gerade gestern hat mir die Dozentin noch 100 weitere Seiten aufgebrummt... *Gna*
      Aber ich gebe mir wirklich Mühe.

      An dieser Stelle noch ein Wort an den unbekannten Menschen, der diesen Thread offenbar mit einer Negativwertung versehen hat:
      Ich kann recht gut mit Kritik umgehen, daher hätte ich es nett gefunden, wenn er vielleicht den Mut oder die Zeit gefunden hätte, kurz zu posten, was ihm denn genau missfallen hat. Ich möchte mich gerne verbessern, daher stört mich begründete, oder zumindest argumentierte Kritk nicht.
      Aber jetzt erstmal weiter im Konzept...

      Als wir durch die Tür wieder in die Eingangshalle traten, wallte mir die ganze Wärme und Helligkeit des Innenraums ins Gesicht. Ich musste blinzeln, um mich wieder daran zu gewöhnen.
      Niemand schien uns näher zu beachten und so konnten wir ungestört in den Speisesaal zurückkehren, wo ich Eric auf den ersten Blick erspähte. Er wirkte ziemlich aufgeregt.
      Als er unserer gewahr wurde, kam er direkt auf uns zu.
      „Hier seid ihr also! Ich habe mir bereits Sorgen gemacht.“
      Simon legte mir eine Hand auf die Schulter und lächelte seinen Freund beruhigend an.
      „Uns geht es gut. Die Atmosphäre wurde nur ein wenig unerträglich... zumindest für sie.“
      Eric erbleichte und sah mich noch sorgenvoller an.
      „Artemis? Alles in Ordnung mit dir?“
      Ich nickte und versuchte zu lächeln.
      „Ja, jetzt ist alles in Ordnung. Bitte mach dir keine Sorgen mehr wegen mir.“
      Sein Gesicht bekam einen fragenden Ausdruck, was mich dazu veranlasste, hinzuzufügen, ich würde es ihm später erklären. Er schien damit einverstanden zu sein und somit war das Thema erst einmal erledigt. Ich erinnere mich noch dunkel daran, dass wir danach noch eine Kleinigkeit gemeinsam aßen und dann recht schnell auf die Zimmer verschwanden.
      Kaum fiel unsere Tür ins Schloss, griff Eric das Ganze jedoch erneut auf. Er hielt mich am Arm fest und zwang mich dadurch, ihm in die Augen zu sehen.
      „Ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist, Artemis. Was ist genau geschehen?“
      „Als ich draußen war?“
      „Nein, davor. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du normal nicht impulsiv reagierst... Irgend etwas hat dich verletzt.“
      Ich senkte den Blick.
      „Das ist richtig, aber ich habe dennoch überreagiert. Es tut mir leid. Es tut mir so leid, dass du dir wegen mir Sorgen gemacht hast – ich habe mich wie ein Kleinkind verhalten.“
      Er strich mir zärtlich über die Haare.
      „Das beantwortet mir aber meine Frage nicht. Es ist mir wirklich wichtig, zu wissen dass es dir gut geht.“
      Ich löste mich aus seinem Griff und ging langsam ans Fenster. Er folgte mir und berührte meine Schulter. Ich drehte mich um und seufzte.
      „Das weiß ich doch, Eric. Und ich weiß, wie sehr du mich liebst. Aber gerade darum bin ich mir nicht sicher, ob ich es dir erzählen sollte. Ich bin hier nur ein Fremdling, jemand der nicht dazu gehört und es steht mir nicht zu, mich zwischen dich und deine Kollegen zu stellen.“
      Er legte den Kopf auf meine Schulter und umschloss mich beiden Händen. Dann gab er mir einen Kuss auf den Hals.
      „Du bist kein Fremdling...“
      „Sagst du...“
      „Sage ich... Aber meinst du nicht, ich könnte selbst entscheiden, ob du dich zwischen mich und meine Kollegen stellst?“
      „Nein. Man reagiert immer sehr subjektiv, wenn es Menschen betrifft, die einem nahe stehen.“
      „Das sagst ausgerechnet du!“
      „Wer sonst?“
      „Ja, wer sonst...“
      Er drückte mich an sich und schmiegte seinen Kopf an meinen. Irgendwie tat seine Wärme gut. Eine Weile schwiegen wir. Ich überlegte, ob ich ihm nicht doch besser erzählen sollte, was vorgefallen war. Ich wollte ihm ja nichts verheimlichen, wollte aber auch nicht der Grund sein, aus dem er wütend auf seine Kollegen war. Möglicherweise musste er eines Tages wieder mit ihnen zusammenarbeiten und dann durfte es keine Rolle spielen, was sie jemals gesagt oder getan hatten.
      „Eric?“
      „Ja?“
      „Reicht es dir, wenn ich, ohne Details zu nennen, einfach sage, ein paar deiner Kollegen haben unschöne Dinge gesagt? Es tut mir weh, dir etwas zu verheimlichen, aber ich will mich auch nicht in deine Arbeit mischen.“
      Er küsste mich erneut, wenn auch dieses Mal auf die Wange.
      „Ich denke, das reicht mir. Auch wenn ich diese ‚Kollegen’ dafür gerne eigenhändig erwürgen würde, dass sie dir wehgetan haben.“
      „Es braucht ein bisschen mehr als dass, um mir wehzutun. Ich war nur zu diesem Zeitpunkt in einer generell schlechten Verfassung. Simon hat mich aber wieder aufgebaut und an das erinnert, was wirklich zählt.“
      „Und was wäre das?“
      „Du!“
      Ich drehte mich um, um ihn zärtlich zu küssen. Er ließ es sofort geschehen und so konnte ich erneut in seinen Armen vergessen, was mich den ganzen Tag beschäftigt hatte.

      Mehr gibt es an dieser Stelle nicht zu dem Kongress zu sagen. Heute schäme ich mich noch viel mehr für mein damaliges Betragen, aber die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Wenigstens kann ich mich damit trösten, dass Eric und ich nicht im Streit auseinander gingen, als er sich aufmachte, um die letzte Autofahrt seines Lebens anzutreten. Der Kreis schließt sich, denn auch hier fuhr er zu einem Kongress, der aber um einiges kleiner war, als der in Heidelberg. Er fand nicht allzu weit von hier statt und außer den Ärzten aus Erics Abteilung waren nur noch Mediziner aus den umliegenden Kliniken beteiligt. Bis heute weiß ich nicht ganz genau, was der Inhalt der damaligen Besprechung war, auch wenn ich mir einiges dazu denken kann, doch klar ist, dass sein Todesurteil bereits viel früher gefällt worden war. Er war unbequem geworden und daher irgendjemandem im Wege. Wie immer ging es dabei um Geld, Ruhm um Macht, zumindest dachte ich dies am Anfang. Doch das war nicht alles gewesen, ging es doch noch um mehr. Meine Erkenntnis kam leider zu spät.
    • @ Irrlicht: Das war auch meine Absicht. Ich hoffe ich habe damit wirklich nicht zu sehr vorgegriffen, aber auf der anderen Seite, kann ich es mir auch nicht vorstellen.
      Ich gebe mir Mühe nicht zu stressen, nutze jetzt aber nochmal den Feiertag... ^^ Und weiter geht's...


      IV

      Ich denke, es ist nun an der Zeit, sich jenem Abend zu widmen, der mein Leben zerstört hat. Natürlich bin ich im engeren Sinne weiterhin am Leben, es gibt jedoch kaum noch etwas, was ich mir von meinem Dasein noch erhoffe. Selbst mein Beruf übt nicht mehr diesen Reiz aus, wie er es einst tat. Und ich glaube auch nicht, dass sich das in naher Zukunft ändern wird. Zuviel habe ich bereits verloren, zuviel wurde zerbrochen in mir. Es gibt ein Zitat von Friederich Nietzsche, das sagt: „Der Besitz der Wahrheit ist nicht schrecklich, sondern langweilig, wie jeder Besitz.“
      Ich kann ihm nur bedingt zustimmen, wünschte jedoch manchmal, diesen Besitz niemals erlangt zu haben. Natürlich müsste ich dann mit einer Lüge leben, hätte umgekehrt aber auch nicht das Gefühl, alles was mir einmal heilig war, wenn auch unwissentlich, verraten zu haben.

      Ich wusste schon seit langem davon, dass Eric an diesem Abend wegfahren würde. Er hatte es rot in den Terminkalender geschrieben, der bei uns in der Küche hing und uns dabei half, unsere gemeinsame Zeit so effektiv wie möglich zu planen. Seit jenem Kongress in Heidelberg hatte er sich zusehends verändert. Er war stiller und verschlossener geworden und sprach nur noch ungern über seinen Beruf. Ich gewöhnte mir das anfängliche Fragen bald ab, weil ich ihn nicht in Bedrängnis bringen wollte, auch wenn er stets betonte, dass das nicht der Fall wäre. Er sagte, ihnen seien die Gelder zwar endgültig bewilligt worden und sie seien auch drauf und dran, etwas damit aufzubauen, aber solange das Projekt nicht abgeschlossen war, wolle er nicht darüber reden. Ich respektierte das, auch wenn ich diese Verhaltensweise bisher an ihm nicht gekannt hatte. Aber es würde schon seine Ordnung haben, sagte ich mir...
      Stattdessen gewöhnte ich mir an, ihm von dem zu erzählen was ich tat. Ich rettete zwar keine Leben, aber das machte die Forschung damals nicht weniger interessant.
      Ich stand an jenem Abend gerade in der Küche am Herd und versuchte verzweifelt, mir etwas Schmackhaftes zu erwärmen. Eric trat herein und konnte sich ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen. Er kannte meine kulinarischen Fähigkeiten.
      Da es ein regnerischer Herbsttag war, hatte er bereits seinen Mantel angezogen und einen Schal um den Hals geschlungen. In der Hand hielt er seine Aktentasche.
      „Ich muss dann gehen!“
      „Ja, ich weiß!“ Ich legte den Kochlöffel zur Seite, eilte zu ihm hin und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen.
      Er sah mich an und legte dann den Kopf schräg.
      „Das kannst du aber besser, oder?“
      Ich konnte es in der Tat besser und als wir uns trennten, lächelte er mich liebevoll an.
      „Artemis, du bist gefährlich. Ein Blick in deine Augen und ich vernachlässige all meine Pflichten. Am liebsten würde ich hier bleiben und den Abend mit dir verbringen.“
      „Dazu hast du morgen immer noch Gelegenheit. Jetzt geh schon, sonst kommst du noch zu spät.“
      Ich schob ihn in Richtung Tür.
      „Und trink nicht zu viel, du musst noch Autofahren,“ fügte ich scherzhaft hinzu.
      „Du weißt genau, dass ich Alkohol nicht mehr so gut vertrage und daher vorsichtiger geworden bin!“
      „Natürlich weiß ich das!“
      Er nickte mir zu, strich mir noch einmal über das Haar, griff dann nach den Autoschlüsseln und ehe ich mich versah, war er zur Tür hinaus.
      Ich starrte noch eine Weile auf die Tür und ging dann seufzend in die Küche zurück, um mein kulinarisches Machwerk zu beenden. Auf mich wartete ein unterhaltsamer Abend voller Sekundärliteratur, aber auf der anderen Seite, war ich dankbar, auch mal wieder zum Arbeiten zu kommen.
      Nachdem ich gegessen hatte und das Geschirr zunächst achtlos ins Spülbecken stellte, nahm ich mir eine Schale mit Obst und begab mich ins Wohnzimmer.
      Ich setzte mich bequem auf die Couch, stellte die Schale neben mich auf den Tisch und begann mir systematisch meine Literatur vorzunehmen. Ich genoss die Ruhe und die Tatsache, kein schlechtes Gewissen haben zu müssen, weil ich Eric eventuell vernachlässigte.
      Ich kam recht gut voran und bemerkte darum gar nicht, wie schnell die Zeit verging.
      Irgendwann jedoch begann meine Müdigkeit überhand zunehmen und ich legte die Lektüre beiseite.
      Erstaunte stellte ich fest, dass es bereits auf Mitternacht zuging, aber von Eric fehlte nach wie vor jede Spur.
      Dies war an sich ungewöhnlich, da er normalerweise niemals später als elf Uhr abends nach Hause kam, aber ich dachte mir noch nicht allzu viel dabei, hatte er doch erwähnt, dass es dieses Mal etwas später werden konnte.
      Ich hatte mich gerade im Bad bettfertig gemacht, als es an der Tür klingelte.
      Sollte Eric etwa seine Schlüssel vergessen haben? Aber nein, das war unmöglich. Misstrauisch ging ich die Sprechanlage.
      „Hallo?!“
      „Guten Abend, hier ist die Polizei. Bitte verzeihen Sie die späte Störung, aber wohnt hier ein Eric Theissen?“
      Ich spürte, wie sich auf meinen Handflächen kalter Schweiß sammelte und ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengrube breit.
      „Ja...“ entgegnete ich daher zögernd. „Worum handelt es sich?“
      „Können wir heraufkommen?“
      Mit klopfendem Herzen betätigte ich den Türdrücker, unschlüssig, ob ich überhaupt hören wollte, was man mir mitzuteilen hatte.
      Kurze Zeit später standen die Beamten in der Wohnung und noch einen Augenblick später war ich nur noch ein apathisches Häufchen Elend, dass zusammengesunken auf der Couch saß.
      Ich konnte im ersten Moment nicht weinen und auch nicht schreien, ich war nur gelähmt, spürte lediglich wie die Farbe aus meinem Gesicht wich und ich am ganzen Körper zitterte.
      Der Beamte sprach ruhig und sachlich und versuchte mich, so gut es ging, zu trösten. Aber es war klar dass er scheiten musste.
      Ich fühlte mich gefangen in einem schlechten Traum, darauf wartend, jeden Augenblick in Erics Armen aufzuwachen. Aber die Erlösung kam nicht und würde niemals kommen. Niemals, niemals wieder...
      Die Worte hallen jetzt noch im Inneren meines Schädels:
      „Es hat einen Autounfall gegeben. Ihr Verlobter war wohl sofort tot.“
      Alkohol? Ursache?
      „Das muss die Obduktion erst noch klären... Sie werden in den kommenden Tagen wieder von uns hören.“
      Ich nickte wohl stumm und bot ihnen automatisch etwas zu trinken, was sie ablehnten.
      Als sie gingen und die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, fühlte ich mich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder vollkommen alleine.
      Erst jetzt kamen die Tränen und ich begann zu weinen, so lange bis ich nicht mehr konnte und auf der Couch in einen traumlosen Schlaf versank.
    • Okay, bevor ich morgen zur Uni aufbreche, hier mein wöchentliches Schärflein...
      Ich weiß, der Absatz ist ein bisschen psycho und wenn er unglaubwürdig ist, bitte sagen. Ich kenne mich mit diesem Obduktionszeug nicht so ganz aus... muss mal wen fragen.. Egal..
      Have fun.. Und nicht wundern: Ab jetzt wird die Story richtig böse..

      Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien die Sonne und für einen kurzen Moment glaubte ich erneut, alles nur geträumt zu haben, doch dann kam die Erinnerung mit einer solchen Wucht zurück, dass ich keine Luft mehr bekam. Ich hatte Kopfschmerzen vom vielen Weinen und fühlte mich auch sonst, als wäre mein Kopf in Watte gepackt. Wie ich den Tag selbst verbrachte, weiß ich nur noch schemenhaft, kann mich aber erinnern, einige Telefonate geführt zu haben.
      Am Abend war ich nicht mehr alleine. Simon, den ich mit als ersten verständigte, war gekommen und kümmerte sich rührend um mich. Auch er schien noch völlig unter dem Schock des Geschehenen zu stehen.
      Es schien ihm genauso unerklärlich wie mir, doch was genau passiert war, konnte er mir nicht sagen. Er war schon früher gegangen und sagte, er hatte daher nicht mehr mitbekommen, als Eric aufbrach.
      Er legte mich zitterndes Nervenbündel erst einmal auf die Couch, deckte mich zu und sah dann zu, dass er mir etwas Anständiges zu essen machte. Dann ersparte er mir weitere Telefonate, indem er Anrufe entgegennahm, aber auch noch einige tätigte. Von denjenigen, die er als wichtig erachtete, berichtete er mir und so erfuhr ich, dass Judith auf dem Weg hierher war. Hatte ich sie überhaupt verständigt?
      Ich erinnere mich, all das apathisch hingenommen zu haben und nur leer vor mich hingestiert zu haben. Die Tränen kehrten erst gegen Abend zurück und dann setzte er sich zu mir und half sie trocknen. Mir war nicht nach Reden zumute und er respektierte das. So saßen wir den ganzen Abend stumm nebeneinander und ließen die Zeit vergehen. Neben mir stapelten sich Unmengen an Taschentüchern, die er in regelmäßigen Abständen entsorgte und mir neue brachte. Ich nahm das alles dankbar hin und gelobte mir, mich irgendwann dafür erkenntlich zu zeigen.
      Auch die kommenden Tage verliefen relativ ereignislos.
      Ich versuchte mich zusammenzureißen und all den verwaltungstechnischen Aufwand zu bewältigen, den Erics Unfall mit sich brachte und mich auch um eine Bestattung zu kümmern. Glücklicherweise hatte ich dabei Freunde die mich unterstützten und mir dann unter die Arme griffen, wenn ich das Gefühl hatte, der Sache nicht mehr gewachsen zu sein.
      Die Zusammenfassung des Obduktionsberichts und die Freigabe seines Körpers trudelte nach ungefähr einer Woche ein und ich war viel zu unkonzentriert und geistig abwesend, um näher darauf zu achten, was darin stand. Ich versuchte mich, sobald es ging, wieder dem Alltag zu widmen, doch als Erics Beisetzung anstand, löste sich dieser Plan wieder in Luft auf. Gerade frisch verschlossene Wunden öffneten sich und gleichzeitig war mir klar, dass ich das durchzuziehen hatte.
      Glücklicherweise waren die Beteiligten taktvoll genug, mich nicht auf die letzten Tage anzusprechen und so brachte ich das Ganze mit Würde über die Bühne.
      Die Wochen vergingen und ich gewöhnte mich langsam an die Einsamkeit. Noch immer gab es Momente, in denen ich verzweifelt zu Boden sank und anfing zu weinen, aber sie wurden immer seltener, auch wenn sie noch lange nicht ganz verschwanden.
      Ich hatte gehofft, etwas zur Ruhe zu kommen, erneut den Schmerz zu betäuben, doch solange ich um Erics Sachen einen großen Bogen machte, konnte das nicht gelingen.
      Seit die Nachricht von seinem Tod kam, hatte ich mich nicht getraut sie anzurühren, aber früher oder später musste ich mich damit befassen, zumal auch an der Klinik sein Büro geräumt werden musste.
      Wenigstens half mir Christian, als das Semester wieder begann, bei der Vorbereitung meiner Veranstaltungen, wenn ich mich alleine nicht in der Lage fühlte. Er leistete mir auch bisweilen abends Gesellschaft, um mich von der Melancholie abzubringen.
      Irgendwann ließ die Betäubung, die ich so sorgfältig aufrechterhalten hatte, nach und das große Nachdenken setzte ein. Ich war nun nicht mehr so gelähmt, doch rund um die Uhr quälte ich mich mit neuen Fragen. Ich dachte viel über den Tod als solchen nach und den Wert des Lebens. Was war überhaupt der Sinn unseres Daseins? Gibt es ein Jenseits? Die klassischen Fragen der Menschheit eben.
      Ich stellte mir religiöse Fragen und haderte mit dem Schicksal. Und zum ersten Mal seit langer Zeit fand ich keine Erfüllung mehr in meiner Linguistik. Alles schien mir öde und abgeschmackt, auch wenn ich versuchte, mir vor meinen Studenten nichts anmerken zu lassen. Einige höhere Semester spürten wohl etwas, weil sie mich länger kannten, aber im Großen und Ganzen, glaube ich, dass es mir ganz gut gelang.
      Ich verstand nun, was viele meine Kollegen meinten, wenn sie sagten, sobald sie unterrichteten, setzten sie eine Maske auf.
      Mit der Bereitschaft nachzudenken und zu hadern, kam auch die Neugierde oder besser gesagt der Drang wissen zu wollen, was passiert ist, zurück und ich versuchte Erics letzten Abend gedanklich so weit wie möglich zu rekonstruieren. Unweigerlich fiel mir dabei auch das Ergebnis des Obduktionsberichtes wieder in die Hände. Ich fragte mich, warum es mir nicht schon vorher aufgefallen war, was dort in unmissverständlichen Lettern schwarz auf weiß prangte: „Der Tote war stark alkoholisiert. Dies wird als Unfallsursache angenommen...“
      Irgendetwas stimmte nicht... ganz offensichtlich!