Das Chaos

    • Original von dark-linky
      PS: Ist Lucifer nicht irgendwie ein klein wenig Shizophren? ich warte auf eine Szene wo sich Lucien,Lucretia und Lucifer streiten xD

      EDIT:
      Wo bleibt eigentlich Ferry? xD war der nur ein sidekick oder hat der eine wirkliche Rolle? *ihn mag*

      @PS: Um mal Lucifer selbst zu zitieren... xD;
      Priumum. Schizophren bedeutet, dass man Stimmen hört. Und das tut er definitiv nicht.
      (Es sei denn... Solange die Erloschenen um einen herum sind, tut man das eigentlich immer, aber das hat nichts mit der eigentlichen Frage zu tun. xD)
      Secundum... Ich nehme an, du meinst das umgangssprachliche "schizophren"... also dass er multiple Persönlichkeiten hat. Und nein, das ist er nicht.
      Wie jeder der Sterne/Planeten hat er sich eine menschliche Erscheinung zugelegt (die hat Sirius auch, wie im vorletzten Absatz deutlich gemacht wurde, selbst Tuomas hat eine, aber dazu komme ich in der STory noch). Nur Lucifer ist zusätzlich Metamorph und kann seine Gestalt nach Belieben verändern. Und seiner Meinung nach kommt man in einem weiblichen Körper in der Gesellschaft weiter als mit einem männlichen, deswegen die Unterscheidung zwischen Lucien und Lucretia. Aber das wird später auch noch mal erklärt werden. Das Kapitel gehört ja mehr oder weniger ganz ihm.

      @ Edit:
      Wenn du ein bisschen besser aufgepsst hättest, wüsstest du, dass Ferry kein Sidekick war und noch mal wichtig wird. |D Er wird in dem absatz nämlich einmal namentlich erwähnt. |D *fies sei*
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    • Doppelpost, yay!
      Es ist nicht viel... aber bitte. ^^
      Ich habe mir eben meine notizen für die kommenden kapitel zusammengesucht. Irgendwie ist auch diese Geschichte zu schnell zu Ende. Bis Ende des jahres möchte ich fertig sein. :3


      Kapitel 6:
      Mane

      Tuomas stand rauchend am Herd und starrte in die blubbernde Tomatensoße hinab, während er auf dem Stummel herumkaute, der noch von seiner letzten Zigarette übrig geblieben war.
      Vanessa saß im Wohnzimmer auf dem Sofa, Tuomas’ Kopfhörer auf dem Kopf und wippte zu der Musik mit, die trotz Kopfhörern noch in der Küche vernehmbar war.
      Als Tuomas ein erster Spritzer Tomatensoße auf der Wange landete, stellte er den Deckel auf den Topf und machte auf der Hacke kehrt.
      Vanessa versuchte sich gerade daran, lauthals mitzusingen, was daran scheiterte, dass sie weder Text noch Melodie besonders beherrschte. Sie hatte die Augen geschlossen und bemerkte ihn nicht, als er sich vor sie stellte. Er zog ihr die Kopfhörer nach oben hin weg, und einen Augenblick lang sah sie erschrocken aus ob der plötzlichen Stille um sie herum. Die Musik klang blechern und unwirklich aus den Kopfhörern.
      „Fertig“, sagte Tuomas und drückte seine Zigarette im selben Augenblick in einem Aschenbecher auf dem Beistelltisch neben der Couch aus.
      Sie sah ihn an, als sei ihm ein zweiter Kopf gewachsen. „Was?“
      „Die Soße“, sagte er. „Guck nach den Nudeln. Du kochst, nicht ich.“
      „Ach so, ja.“ Vanessa stand auf und fuhr sich durch die schwarzen Locken, als sie in der Küche verschwand. Tuomas kniete sich neben seine Anlage und stoppte die CD. Vanessa hatte bald seine ganze Sammlung durchgehört. Er legte die Kopfhörer wieder ordentlich in das kleine Regal, in dem die breite, schwarze Anlage stand.
      „Das Essen ist fertig. Ist Jack noch immer am duschen?“, fragte Vanessa aus der Küche.
      Tuomas brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, dass Sirius durchaus einen menschlichen Namen hatte – wenn auch den klischeehaftesten überhaupt. Wer hieß schon Jack Smith? Er schien wirklich keine Ahnung zu haben. „Ich werde ihm mal Bescheid sagen“, sagte Tuomas und erhob sich träge. Er schlurfte zur Badezimmertür. „He“, rief er und klopfte. „Hau rein. Essen ist fertig. Wenn du nicht kommst, kriegst du nix ab.“
      „Überschlag dich nicht in Freundlichkeit“, tönte Sirius’ Stimme über das Rauschen des Wassers.
      „Er kommt jetzt“, meldete Tuomas Vanessa, als er die Küche betrat. Vanessa hatte mittlerweile den Tisch gedeckt und irgendwo hatte sie drei Teelichter aufgetrieben und auf dem Tisch platziert. Selbst zu zweit war es eng in der kleinen Küche; man stand sich auf irgendeine Art und Weise immer auf den Füßen. „Wahrscheinlich sollte er sich doch etwas zeit lassen, sonst zerquetschen wir uns gegenseitig“, bemerkte Tuomas nüchtern.
      „Warum, sagtest du noch mal, bleibt er für eine Weile?“, fragte Vanessa und lud Spaghetti auf die drei Teller.
      „Er ist mir zugelaufen“, sagte Tuomas und ließ sich auf einen der weißen Klappstühle fallen, der bedrohlich knackte. „Genau wie du.“
      „Hat er dir auch das Klo vollgekotzt?“, grinste Vanessa und reichte ihm einen Teller.
      „Nein, darin bleibst du bis jetzt ungeschlagen“, sagte Tuomas ohne eine Miene zu verziehen. Vanessa grinste nur weiter und setzte sich ihm gegenüber. Tuomas hatte schon angefangen zu essen, aber Vanessa betrachtete ihn eine Weile. Er hielt die Gabel mit der linken Hand.
      „Bist du Linkshänder?“, fragte sie überrascht.
      „Beidhändig“, murmelte Tuomas, dem Spaghetti aus dem Mund hingen.
      „Cool“, sagte Vanessa verblüfft. „Mit welcher Hand schreibst du?”
      „Rechts“, brummte Tuomas und fasste sich mit ebenjener Hand in die Haare, die ihm fast in der Soße hingen.
      „Und mit welcher holst du dir einen runter?“, fragte sie ungeniert, wie sie nun mal war, und lehnte sich über den Tisch.
      Tuomas klappte den Mund auf, kam aber nie dazu, die Frage zu beantworten, denn im selben Augenblick öffnete sich die Küchentüre und Sirius trat ein. Einen Augenblick war alles still, dann begann Vanessa lauthals zu lachen und selbst um Tuomas’ Mundwinkel zuckte es für einen Augenblick.
      Sirius stand da, mit nassen Haaren, in Tuomas’ grauen Jeans und schwarzem Kapuzenpullover mit weißem Schriftzug auf der Brust. Tuomas war größer und dürrer als Sirius, dementsprechend schief saß jetzt auch die Kleidung. Wenn Sirius in seinem malvefarbenen Anzug noch wirkte wie ein besserer Beau, so sah er in Tuomas’ Kleidung nur noch fehl am Platze und hilflos aus. Und genau so sah er jetzt auch Vanessa an, die einfach nicht zu Lachen aufhören wollte. Tuomas’ Schultern zuckten ein wenig, als er sich wieder umwandte und weiteraß, als sei nichts geschehen.
      „Er hat nun mal nichts anderes im Schrank!“, verteidigte Sirius sich und zog die zu langen Ärmel ein bisschen hoch.
      Vanessa wischte sich über ihre Augen und deutete grinsend auf den freien Stuhl. „Du könntest sein Bruder sein“, sagte sie. „Der im Schrank seines großen Bruders gekramt hat, um sich so toll zu fühlen wie er.“ Sie begann wieder zu lachen, und Sirius verzog das Gesicht, als er sich zu ihnen setzte.
      „Es ist auch überhaupt nicht mein Stil“, murrte er und stocherte mit der Gabel in den Nudeln herum. „Aber es geht nun mal nicht anders.“
      „Du hättest dir ja Klamotten mitbringen können, Jack“, sagte Tuomas.
      „Ja, Jack, so wie ich“, schnurrte Vanessa und kicherte wieder.
      „Sagst du, und sitzt selbst in einem seiner Pullover da?“, schnappte Sirius beleidigt.
      „Bei mir ist das was anderes“, sagte Vanessa im Brustton der Überzeugung. „So was tun Freundinnen; sie tragen die Pullover ihrer Freunde!“
      „Seit wann bist du denn meine Freundin?“ Tuomas war ein zügiger Esser und schob schon seinen leeren Teller von sich, wo Sirius die Gabel erst in die Nudeln gesenkt hatte.
      „Schon die ganze Zeit, du ignorierst es nur hartnäckig“, sagte Vanessa zuckersüß.
      Sirius grinste. „Ich verstehe überhaupt nicht, was du mit diesem Griesgram wolltest“, meinte er kopfschüttelnd. „Es gibt so viele bessere Männer da draußen.“
      „So wie dich, nehme ich an?“, fragte Vanessa amüsiert.
      Sirius kratzte sich mit dem Ende der Gabel am Kinn und nickte. „Zum Beispiel, ja.“
      „Ist das eine Anmache?“
      „Ganz ehrlich? Ja.“
      Tuomas verengte die Augen ein wenig und stand kommentarlos auf und verließ den Raum. Sirius und Vanessa sahen ihm überrascht nach.
      „Hätte ich das jetzt nicht sagen sollen?“, fragte Sirius verblüfft, als er sich wieder zu Vanessa wandte.
      „Wie du sagtest.. Ein Griesgram.“ Vanessa zuckte die Schultern und nahm sich Spaghetti nach. Tuomas unterdessen schloss die Tür seines Schlafzimmers hinter sich.

      Wird fortgesetzt.

      Wegen allgemeinen Amusements seitens Tayalein und mir gibt es eine nicht ganz ernst gemeinte Illustration hierzu. 8D
      Tuomas versus Topf
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    • Aua, Schmerzen - eine Runde Beileid für Tuomas, immerhin... agh, jetzt muss ich aufpassen, nicht zu spoilern. oo" Darum halt ich jetzt vielleicht besser meine vorlaute Klappe.

      Sirius in Toumas' Klamotten.. das stell ich mir allerdings geil vor - das Welthasseroutfit und darüber das breit grinsende Was-hab-ich-verpasst-Grinsen von Sirius. *lol*

      Ja, äh... bei Dialogen gibt's eh nie was zu meckern. Weiter so. Unso. *robbt davon*


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Es ist sehr kurz, aber voller Infos und einer meiner liebsten Abschnitte bisher. ^^

      [...]
      Als er sich auch nach einer halben Stunde noch immer nicht zeigte, fand Vanessa, die mit Sirius im Wohnzimmer gesessen hatte, mal mit ihm reden zu müssen.
      Sie klopfte höflich an Tuomas’ Schlafzimmertür. „Tuomas?“, fragte sie, als sie keine Antwort bekam. „Ich bin’s. Kann ich reinkommen?“ Noch immer antwortete er ihr nicht. Sie öffnete vorsichtig die Tür einen Spalt breit. Tuomas lag auf seinem Bett, ein Buch aufgeschlagen über das Gesicht gelegt. Der Titel kam Vanessa nicht bekannt vor, aber sie meinte, vom Autor mal was gehört zu haben, als sie noch zur Schule gegangen war – und das war ewig lange her.
      „Tuomas?“ Vorsichtig hob sie das offenbar oft gelesene Taschenbuch an. Tuomas schlief tief und fest. Vanessa erinnerte sich daran, dass er heute Nacht wahrscheinlich nicht eine Minute geschlafen hatte – er musste todmüde gewesen sein. Sie lächelte, als sie ein Lesezeichen zwischen die Seiten schob und das Buch vorsichtig auf den Stapel neben Tuomas’ Bett legte. Dann strich sie ihm sanft eine lange, rote Haarsträhne aus der Stirn. Wieder fühlte sie sich daran erinnert, wie sehr er ihr gefiel, und es war eine willkommene Abwechslung, ihm mal so nahe sein zu können, ohne dass er sie wegscheuchte oder ihr auswich.
      Sie bliebe eine Weile so neben seinem Bett stehen und strich ihm sanft durch die Haare, bis sie merkte, dass Sirius in der Tür stand und sie beobachtete.
      „Er schläft“, sagte Vanessa leise und war sich bewusst, wie überflüssig das war. Sie wandte sich wieder Tuomas zu und deckte ihn dann vorsichtig zu, damit er nicht auskühlte. Tuomas atmete leise im Schlaf und drehte sich auf die Seite, mit dem Rücken zu ihr.
      „Das sehe ich“, sagte Sirius leise. „Lass ihn schlafen; er hat’s dringend nötig.“
      „Ja.“ Einen Moment lang fühlte Vanessa einen kleinen Stich im Herzen, dann wandte sie sich um und verließ Tuomas’ Zimmer. Sie sah Sirius an, als sie die Zimmertüre hinter sich schloss. Ein wunderschöner Mann, dazu noch nett, charmant und humorvoll. Von Kopf bis Fuß ganz anders als Tuomas – und doch verband diese zwei Männer etwas, das spürte sie. Es war schwer, zu sagen, wen sie mehr mochte. Sie holte einmal tief Luft und hatte sofort wieder ihr Lächeln aufgesetzt. „Weißt du was, lass uns ein paar seiner Filme angucken. Ich weiß ja nicht, wo der die alle auftreibt, aber ein Drittel der Titel hab ich noch nicht einmal gehört.“ Sie fasste ihn an der Hand. Die Wärme von Sirius’ Körper spendete ihr Trost, ohne dass sie sagen konnte, warum sie auf einmal betrübt war.

      Tuomas erwachte, weil irgendwo etwas explodierte. Er starrte gegen die Zimmerwand und brauchte einen Moment, um zuordnen zu können, dass die Geräusche, die er hörte, aus dem Fernseher im Wohnzimmer stammten.
      Stöhnend richtete er sich auf und legte den Kopf zur Seite, bis es einmal knackte, dann sah er auf seinen Wecker. Er konnte sich nicht erinnern, eingeschlafen zu sein, aber mittlerweile war es Abend und dämmerte draußen. Und wie fast immer regnete es.
      Er zog sich mit spitzen Fingern einige Haarsträhnen aus den verklebten Augen und gähnte, als er sich erhob, seine Kleidung glättete und dann sein dunkles Zimmer verließ. Es war kühl außerhalb des Bettes. Die Tür zum Wohnzimmer war nur angelehnt, aber Tuomas konnte trotzdem sehen, dass Sirius und Vanessa auf der Couch saßen, aneinandergelehnt, und sich zusammen seine Filmsammlung ansahen. Sirius hatte sich ausgestreckt, Vanessa neben ihm saß im Schneidersitz, die Hände im Schoß. Er hatte seinen Arm auf der Sofalehne, auffällig nah an ihrem Körper. Es schien sie nicht zu stören.
      Tuomas machte sich nicht die Mühe, auf sich aufmerksam zu machen. Ohne ein Geräusch zog er sich seine Schuhe an, nahm sich einen seiner Pullover aus dem Schrank und verließ ungesehen die Wohnung.
      Er kam nicht bis zum Ende der Straße, bis er komplett durchnässt war. Das Wasser troff ihm von Kinn und Nase, sammelte sich in seinen Schuhen und klebte ihm die Haare ans Gesicht.
      Irgendwann blieb er stehen und lehnte sich an den nächstbesten Laternenpfahl. Seine Brust fühlte sich zugeschnürt an und sein Herz stach. Einen Moment lang hatte Tuomas Angst.
      Er hockte sich auf den Boden und griff aus Gewohnheit in seine Gesäßtasche, aber er hatte keine Zigaretten bei sich. Resignierend senkte er den Kopf, schloss die Augen und dachte an nichts. Nur das Prasseln des Regens war zu hören und von irgendwo auch Schritte von harten Schuhsohlen auf dem nassen Boden. Tuomas achtete nicht darauf.
      Er hob erst den Kopf, als das Prasseln des Regens lauter wurde, ohne, dass er nass wurde.
      Ein Junge hielt ihm einen Regenschirm über. „Du wirst dich erkälten.“
      „Schon in Ordnung“, murmelte Tuomas, wischte sich ein paar Haarsträhnen aus den Augen und sah auf. Der Fremde vor ihm konnte keine zwanzig sein. Dennoch wirkte er, als sei er aus vergangenen Zeiten. Er trug einen ziemlich altmodisch anmaßenden Anzug, wie aus dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts, dessen blaue Farbe schon ziemlich ausgewaschen war. Sein blütenweißes Hemd mit der silbernen Kragenklammer mit einem kleinen, eingefassten Edelstein ließ ihn trotz allem vornehm und gut erzogen erscheinen. Ein ordentlich eingestecktes Seidentuch in der Brusttasche und die langen, dunklen Haare, die zu einem lockeren Zopf gebunden waren, rundeten das ganze noch ab. Der Junge war relativ groß gewachsen, sein Sakko war tailliert und wies Spuren eines Schnürgürtels auf.
      Tuomas starrte ihn an und rette sich an der Vorstellung, dass er es mit einem Schauspieler zu tun hatte.
      Stumm hielt der Junge ihnen den großen, schwarzen Schirm über. Er blinzelte sehr langsam aus unglaublich dunklen, kleinen Augen mit schwarzen Wimpern und zeigte keine Regung. Sein Haar lockte sich stark unter der Feuchtigkeit.
      Irgendwann stand Tuomas auf. Er war gewöhnt, größer zu sein als andere Menschen, aber dieser Junge hier war ihm fast auf Augenhöhe. Und starrte ihm unbeweglich entgegen. Das hübsche, fast androgyn wirkende Gesicht des Jungen blitzte schwach in der Schwärze von Tuomas’ Erinnerungen auf. Es war fast, als würde Tuomas in einen Spiegel schauen; so vertraut wirkten seine Züge.
      „Ich kenne dich“, sagte er leise.
      Der Junge nickte und blinzelte wieder auf seine unglaublich langsame Weise. „Es ist sehr lange her, Sol“, sagte er und neigte den Kopf ein wenig. Schwarze Locken rutschten ihm ins Gesicht.
      Tuomas schüttelte den Kopf. „Mich wundert gar nichts mehr“, sagte er. „Aber erinnern kann ich mich trotzdem nicht. Wer bist du?“
      „Ich bin Mane“, sagte der Junge. „Gäas Beschützer. Und dein Bruder. Du wirst dich erkälten, wenn du weiterhin im Regen bleibst“, sagte er dann ein weiteres Mal, ohne Tuomas Zeit für eine Reaktion zu lassen. „Ich lade dich zu mir ein. Komm.“
      Damit drehte er sich um. Tuomas gab sich einem Ruck und folgte ihm. Mane sagte nichts mehr, und Tuomas hätte auch nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Also schwiegen sie.

      Wird fortgesetzt.

      Meinungen dringenst erwünscht! ^^
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    • Also ich find das Kapitel toll ^^
      Eines imho der besten bis jetzt.
      Von der Szene an wo Vanessa bemerkt das Tuomas schläft bis zum Treffen mit Mane hast du alle toll geschrieben.Und es regnet die ganze Zeit,noch besser xD

      Mane ist ja auch sehr geheimnisvoll. Ich freu mich schon auf das nächste kapitel,wenn die beiden mit einander reden. Das er Gäas Beschützer ist wusste ich auch noch nicht.

      Er kam nicht bis zum Ende der Straße, bis er komplett durchnässt war.

      Du willst damit sagen das er nicht mal bis zum Ende der Straße gekommen ist,bevor er ganz durchnässt war,oder? Oo nur damit ich das richtig verstehe.

      *aufs nächste wart*
    • Original von dark-linky
      Das er Gäas Beschützer ist wusste ich auch noch nicht.
      [...]
      Du willst damit sagen das er nicht mal bis zum Ende der Straße gekommen ist,bevor er ganz durchnässt war,oder? Oo nur damit ich das richtig verstehe.

      1.) Das wurde schon erwähnt. xD Du scheinst einige Dinge zu überlesen, wenn ich mich daran erinnere, dass du auch nicht mitbekommen hattest, dass Lucifer und Acrux von Ferry/Alpheraz geredet haben. x3
      2.) Ja, genau, das soll es heißen.
      Und übrigens: Es sind keine Kapitel. ^^;; Es sind Absätze. Die Kapitel sind die Großen Sinnabschnitte mit den Überschriften. xD Wir befinden uns momentan in Kapitel sechs, Mane..
      Nur, weil du den Fehler häufiger machst ^^
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    • Sehr schöner Teil. Du hast immer so schön kurze Abstände zwischen deinen Absätzen, das mag ich. ^^b

      N paar Fehler gefunden.
      Vorsichtig hob sie das offenbar oft gelesene Taschenbuch[...]

      Meiner Meinung nach wäre "scheinbar" passender, da es sich sonst komisch anhört. Offenbar und oft hören sich anfangs ja sehr gleich an ;).

      Es war schwer, zu sagen, wen sie mehr mochte.

      Das dicke Komma kann weg.

      Das Wasser troff ihm von Kinn und Nase[...]

      Entweder tropfte oder triefte...aber troff ist mir völlig fremd. oô

      Aber dennoch schöner Teil. ^^v
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

      ~ Bye folks. I enjoyed these past years within this community. 9 years ♥ ~
    • Original von FoWo
      Original von dark-linky
      Das er Gäas Beschützer ist wusste ich auch noch nicht.
      [...]
      Du willst damit sagen das er nicht mal bis zum Ende der Straße gekommen ist,bevor er ganz durchnässt war,oder? Oo nur damit ich das richtig verstehe.

      1.) Das wurde schon erwähnt. xD Du scheinst einige Dinge zu überlesen, wenn ich mich daran erinnere, dass du auch nicht mitbekommen hattest, dass Lucifer und Acrux von Ferry/Alpheraz geredet haben. x3
      2.) Ja, genau, das soll es heißen.
      Und übrigens: Es sind keine Kapitel. ^^;; Es sind Absätze. Die Kapitel sind die Großen Sinnabschnitte mit den Überschriften. xD Wir befinden uns momentan in Kapitel sechs, Mane..
      Nur, weil du den Fehler häufiger machst ^^

      Absätze,Kapitel ;) Okay,werd ich berücksichtigen.
      Ja,kann sein das ich abends manchmal sachen überlese. Muss mir die Absätze immer mehrmals durchlesen.
    • troff ist das Präteritum von triefen. ^^"
      Ich triefe, du triefst, er trieft...
      triefen, troff, getroffen... Er wird triefen, er wird getroffen haben.
      ...
      Ja, und so wieter. xD

      ... Ich räume ein, dass das Wort eventuell veraltet sein kann. Ich schreibe schließlich auch Telephon mit PH. Aber mir ist es durchaus geläufig.
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    • Doppelpost ftw! xD;

      Egal. Sie sehen hier: Ein sehr, sehr, sehr stolzes Fo.
      Habe ich schon mal bemerkt, wie dankbar ich für die Gabe bin, schreiben zu können? :3

      [...]
      Manes Wohnung bestand aus nichts als einem einzigen, kleinem Zimmer in einem Haus in der Altstadt. Links neben der Eingangstür war eine kleine Kochecke, die aus einem alten Ofen bestand, der offenbar auch als Heizung diente, denn es prasselte ein warmes Feuer darin. Neben dem Ofen stand ein großes Bett aus schwarzem Gusseisen; das Bettzeug war aus dunkelroter Seide. Nur ein paar Schritt weiter endete der dunkle Holzboden und mündete in weißen Fliesen mit dezentem Pflanzenmuster. Das Badezimmer, wenn man es denn so nennen konnte, war durch nichts als zwei lockere Schiebetüren mit Glasscheiben mit weiterem Pflanzenmuster vom Wohnraum abgetrennt und bestand aus nichts außer einer Badewanne, einer Toilette und einem Waschbecken, das offenbar auch als Spüle diente.
      Doch so klein das Zimmer auch sein mochte, seine Einrichtung war prachtvoll und ganz offensichtlich kostspielig – als ob Mane sein Geld lieber für Möbel als Miete ausgab.
      Mane stellte den schwarzen Regenschirm beiseite, zog sein Sakko aber nicht aus, als er zum Ofen ging und eine Teekanne aufsetzte. Tuomas stand etwas unschlüssig und noch immer vor Nässe tropfend im Türrahmen. Er fühlte sich in diesem Ambiente, mit diesem Jungen – seinem Bruder – wie ein paar Jahrhunderte in der Zeit zurückgeworfen. Es schien alles seltsam unwirklich, als er Mane dabei beobachtete, wie er sich am Ofen zu schaffen machte. Da der ihn vergessen zu haben schien, blieb Tuomas stehen und lies seinen Blick wieder über das Zimmer schweifen, das wirkte, als sei es eine ausgediente Theaterbühne.
      Der Boden war mit dunklen Holztruhen vollgestellt, da es außer einem Schrank keine Regale gab. An den Truhen waren schwere Scharniere, das Holz war eingestaubt und lies sie wirken, als hätte man sie gerade aus dem Dachboden herausgeholt. Mehrere Bücherstapel standen in den Ecken und sahen auch nicht sehr viel jünger aus. Die einzige wirkliche Einrichtung neben dem Schrank und dem Bett war ein kleiner Tisch, der wohl eher für den Wintergarten oder die Terrasse gedacht war, und zwei Stühle, die mit grünem Chiffonpolster bezogen waren. Die Tapete war vielleicht irgendwann mal weiß gewesen und hatte eine hohe Borde, ebenfalls ein Pflanzenmuster.
      Tuomas schloss langsam die Türe, als Mane ihn mit einer Handbewegung wortlos anwies, sich zu setzen, und ging hinüber zu der Sitzecke. Der Stuhl knarrte bedenklich, als er sich darauf niederließ.
      Mane beachtete ihn nicht weiter, bis er ein altes Teeservice aus dünnem Porzellan aufdeckte und Tuomas dampfenden Tee eingoss. Er sah ohne Regung zu, als Tuomas mehrere Zuckerstücke hineinfallen ließ.
      Sie schwiegen.
      Tuomas merkte bald, dass er keine Informationen aus Mane herausbekommen würde, würde er nicht nachfragen, also gab er sich einen Ruck. Mane saß nur stumm da, ein wenig steif, und trank seinen Tee, ohne eine Miene zu verziehen. Der Blick aus seinen schmalen, kleinen, regungslosen Augen ruhte auf Tuomas.
      „Sirius hat mir einen Großteil von dem erzählt, was ich wissen muss“, sagte Tuomas irgendwann. „Aber noch lange nicht alles, wie mir scheint. Auf wessen Seite bist du; seiner oder Lucifers?“
      „Seiner? Nicht vielmehr ‚unserer’?“ Manes Stimme war ruhig und melodisch, aber klang gleichzeitig auch sehr wachsam. „Auf welcher Seite stehst du dann?“
      „Ich weiß es noch nicht, und ich denke mir, es wäre nicht schlecht, erst alle Parteien richtig zu kennen.“ Tuomas lehnte sich etwas zurück und fixierte Mane nun seinerseits, weil er hoffe, so etwas mehr Sicherheit zu bekommen. Mane machte ihn mit seiner wortkargen, regungslosen Art nervös. „Du bist also mein Bruder und Gäas Beschützer. Also nehme ich an, dass du einer von den Guten bist.“
      „Gut und böse sind auch nur Wörter, nach denen sich Menschen richten, um zu wissen, was sie tun“, sagte Mane einfach ohne eine Miene zu verziehen.
      „Okay, du bist einer von den ganz tiefgründigen Typen, schon verstanden.“ Tuomas rieb sich mit dem Handrücken die Stirn. „Gäas Beschützer also... Nachdem Sirius mir nichts Näheres über sie erzählen konnte, vielleicht kannst du das dann erledigen.“
      „Über Gäa könnte man Romane schreiben.“ Mit ruhigen Fingern goss sich Mane Tee nach. Tuomas fiel auf, dass seine Fingernägel manikürt zu sein schienen. Generell hatte er Finger wie die eines Klavierspielers. Es waren Finger, die noch nie hatten arbeiten müssen.
      „Sirius sagte, sie wäre meine Geliebte gewesen. Beziehungsweise Sols... ich bin noch nicht so weit, mich als ihn zu sehen.“ Tuomas ließ Mane nicht aus den Augen, doch der zeigte noch immer nicht den Hauch einer Regung. Langsam fragte Tuomas sich, ob Mane überhaupt wusste, was Mimik war. „Und du bist ihr Beschützer. Wie passt das zusammen?“
      Es war still. Holz knackte im Ofen und Regen prasselte gegen das einzige Fenster des kleinen Raumes. Mane trank schweigend seinen Tee und Tuomas starrte ihn unentwegt an.
      „Sie hat mich dazu gemacht“, sagte Mane irgendwann. „Seitdem darf ich nicht von ihrer Seite weichen.“
      Tuomas merkte auf. Mit diesem Satz begann sein Herz wild zu klopfen. „Wo ist sie dann?“
      Das erste mal glaubte Tuomas, so etwas wie Missfallen in Manes dunklen Augen aufblitzen zu sehen. Aber dieser Moment war schnell vorbei und wieder immer schien alles an ihm seltsam unberührbar, als sei er nichts weiter als eine Person hinter einer stark spiegelnden Glasscheibe. „Das werde und kann ich dir nicht sagen.“
      „Was?!“ Tuomas hatte die Stimme erhoben und atmete sofort tief aus, um sich zu ernüchtern. Gefühlsausbrüche jedweder Art missfielen ihm, ganz besonders bei sich selbst. „Wieso nicht?“, hakte er nach.
      „Weil ich versprochen habe, sie zu beschützen. Und ich werde sie beschützen.“
      „Vor was? Oder wem?“, fragte Tuomas und wollte die Antwort eigentlich gar nicht hören.
      „Vor dir.“ Mane trank seine Teetasse leer und stellte sie auf die Unterasse auf den kleinen Tisch. Tuomas verkrampfte die Finger um die Stuhllehne und rief sich innerlich immer wieder zur Ruhe. Sein Brustkorb hatte sich zusammengekrampft und es fiel ihm schwer, leise zu atmen. Sein Bruder wusste, wo Gäa war und weigerte sich, ihn zu ihr zu bringen. Und dann sah er ihn auch noch mit diesem unglaublich distanzierten Blick aus seinen bodenlosen, schwarzen Augen an. Sie schienen nicht zu leben, und alles, was Tuomas in diesen Augen sah, war sein eigenes, verkrampftes Gesicht.
      Als er spürte, dass Feuer in seinem Haar knisterte, erschrak er für einen Moment. Er merkte erst jetzt, dass er aufgesprungen war. Mit zitternden Knien stützte er sich auf den Lehnen des Stuhls ab und setzte sich langsam und schwerfällig. Das Feuer verlosch so schnell, wie es gekommen war.
      „Genau das meine ich“, sagte Mane schlicht. „Ich weiß, wo Gäa ist. Aber sie ist glücklich ohne dich. Du warst zu lange fort von ihr – sie braucht dich nicht mehr, so wie früher. Ich würde sie nicht in deiner Nähe sehen wollen, denn alles, was du ihr bringst, ist Unglück und Verderben.“
      „Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, über meine Beziehung zu Gäa zu urteilen.“ Tuomas fühlte sich unglaublich schwach von einem Moment auf den anderen.
      „Du hasst alle außer dir selbst, Sol.“ Mane stand auf und nahm die leere Teekanne und das Service. „Jemanden wie dich zu lieben ist nichts außer ewiger Qual.“ Er stellte das Geschirr in das kleine Waschbecken und drehte sich nicht um, als er fortfuhr. „Gäa hat unvorstellbar lange gebraucht, um über dich hinwegzukommen. Und ich werde mich hüten, ihr diese frische Narbe gewaltsam aufzureißen, indem ich dich zu ihr bringe oder ihr sage, wo du bist. Es ist gut, so wie es ist. Du kannst deinen Streit mit Lucifer unabhängig davon austragen, was Gäa tut.“
      „Sollte ich mich auf Lucifers Seite stellen, wäre auch deine geliebte Gäa in Gefahr!“ Tuomas schnellte wieder hoch, machte ein paar große Sätze hinüber bis zu seinem Bruder, packte ihn am Kragen seines Sakkos und presste ihn gewaltsam gegen die Wand. Mane zeigte keine Regung. Tuomas zog einen Augenblick lang in Erwägung, ihn zu schlagen, aber stattdessen schleuderte er ihn wütend von sich. Mane fiel halb in seine Badewanne, konnte sich aber vorher fangen. Ohne ein Wort zu sagen richtete er sich auf und strich sich das Sakko glatt.
      Tuomas starrte ihn hasserfüllt an. Mane strich noch einmal über den ausgewaschenen Stoff und sagte dann kühl: „Im Übrigen hast du Unrecht. Gäa ist stärker als du und Lucifer zusammen. Sie würde alles überleben.“
      „Du bist genau so ein Arschkriecher wie Sirius, nur tausend mal schlimmer“, zischte Tuomas. „Mit dir verwand zu sein ist eine Schande, du kleiner Mistkerl.“
      Mane blinzelte langsam. Tuomas schnaubte nur noch einmal, dann verließ er die Wohnung und knallte die Tür hinter sich zu.

      Zuhause angekommen schloss Tuomas nicht einmal die Tür hinter sich. Er stob ins Wohnzimmer, wo noch immer Sirius und Vanessa saßen, und ignorierte, dass die zwei überrascht aufsahen. Vanessa kam nicht mal dazu zu sagen, dass sie sich Sorgen gemacht hatte, als er so plötzlich verschwunden war. Tuomas packte sie am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her. Er warf sie vor die Tür, knallte diese ins Schloss und drehte sich wutentbrannt zu Sirius um, der im Flur stand und ihn fassungslos anstarrte.
      Von draußen hämmerte Vanessa an die Tür. Tuomas Schultern bebten vor Wut und Sirius machte vorsichtig einen Schritt zurück.
      „Was... in aller Welt ist mit dir passiert?“, fragte er leise.
      „Mane weiß, wo Gäa ist“, sagte Tuomas mit zusammengebissenen Zähnen. Seine Kiefer mahlten, in seines gelben Augen schienen kleine Feuerzungen zu brennen. Sirius’ Stirn runzelte sich etwas. „Und er rückt sie nicht raus. Er rückt sie nicht raus! Er weiß, wo sie ist und enthält sie mir vor. Ich hätte ihm am liebsten...“ Tuomas ballte die Fäuste und ging dann auf Sirius zu. Der stolperte erschrocken rückwärts, aber Tuomas hatte es nicht auf ihn abgesehen. Er ging in die Küche, suchte sich eine Zigarette und steckte sie an, inhalierte tief und starrte nichtssehend aus dem Fenster in die Dunkelheit. Draußen war Vanessas Klopfen verstummt. Sirius näherte sich vorsichtig wieder, blieb aber mit Sicherheitsabstand im Türrahmen stehen. Tuomas blies den Rauch der Zigarette durch die Nase. Seine Fingernägel gruben sich schmerzhaft in das Fleisch seiner Hände. Noch nie war er so beleidigt worden wie von Mane. Verletzter Stolz und die unglaubliche Enttäuschung, nichts über Gäa in Erfahrung gebracht zu haben, brannten in Tuomas und machten ihn fast blind.
      Er steckte sich eine weitere Zigarette an und drückte die erste mit der anderen Hand zeitgleich aus. Er musste sich dringend beruhigen, und das konnte er nicht, wenn er andauernd Vanessa und Sirius vor Augen hatte. Er musste allein sein.
      Er fuhr herum. Sirius hatte ihn gerade erst ansprechen wollen und zuckte wieder zurück.
      „Ich werde noch eine Weile ausgehen“, sagte Tuomas und bemühte sich darum, nicht zu schreien, denn danach war ihm wirklich zumute. „Fass das Mädchen an, und du stirbst. Ich habe gesehen, wie du sie ansiehst.“
      Damit ging er an Sirius vorbei, öffnete die Türe wieder, ignorierte Vanessas giftige und verwirrte Kommentare und hatte einmal mehr seine Wohnung verlassen.
      „Was ist denn in den gefahren!“, motzte Vanessa, als Sirius in der Tür erschien und sie wieder einließ.
      „Ihm ist jemand begegnet, auf den er hätte verzichten können, vermute ich“, murmelte Sirius matt, zog die Tür wieder zu und ging zurück ins Wohnzimmer. Vanessa folgte ihm überrascht und sagte: „Gehst du ihm nicht nach?“
      Sirius blickte auf, als er wieder auf dem Sofa saß. „Nein. Wozu? Er muss sich abreagieren. Das wird er sicherlich nicht können, wenn ich ihm am Bein hänge.“
      Vanessa sah ihn voll Unverständnis an. „Aber er wird bestimmt mit jemandem reden wollen!“
      Der? Pff. Nein, glaub mir. Der ist froh, wenn er allein ist...“ Sirius rieb sich die Nasenflügel und schloss die Augen. Er wollte nachdenken. Dass jetzt auch noch Mane aufgetaucht war, konnte nur heißen, dass es bald wirklich ernst wurde.
      Vanessa starrte ihn an und glaubte nicht, was sie da hören musste. Dann plusterte sie sich förmlich auf und keifte Sirius an. „Also... ehrlich! Männer! Ihr unsensiblen, störrischen, schwachköpfigen...“ Sie rang um Fassung. „Argh! Ich gehe ihm hinterher. Das gibt’s doch nicht!“ Sie wandte sich um, zog sich im Flur ihre Stiefel an und war schon aus dem Haus. Mittlerweile war es draußen stockdunkel und regnete noch immer, aber schon lange nicht mehr so stark wie noch vor ein paar Stunden. Ohne wirklich zu wissen, wohin sie rannte, machte sie sich auf, um Tuomas zu suchen.
      Besonders weit kam sie nicht. Bei der Mündung der Straße in eine kleine Gasse rempelte sie jemanden an und stolperte zurück. „Entschuldigung!“, sagte sie hastig. Der Junge, den sie angestoßen hatte, schien sich ehrlich erschrocken zu haben. In seinen dunklen Augen spielte sich aufrichtige Furcht wieder. Wasser troff von seinen struppigen, weißblonden Haaren und er hielt sich den zu klein aussehenden Trenchcoat eng vor die Brust.
      „Schon in Ordnung“, sagte er und wollte schon weitergehen, aber Vanessa hielt ihn zurück. „Hey, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie stirnrunzelnd. „Du siehst krank aus.“ Sie nahm den Jungen sanft am Arm und zog ihn ins Licht einer Nahen Straßenlaterne – und bemerkte erst dann die roten Flecken auf seinem Trenchcoat. Vanessa erschrak. „Das ist Blut! Bist du verl-...“ Weiter kam sie nicht. Im selben Augenblick sah sie die Leiche, die offenbar niedergestochen in der Gasse lag, aus der der Junge mit den weißen Haaren gekommen war. Blut war an die Wände geschmiert und bildete in Spiegelschrift einen Namen.
      Vanessa wollte schreien, aber Ferry war schneller. Er packte sie am Hals und zog sie zurück in die Gasse, wo er sie an die blutüberströmte Backsteinmauer presste, die Hände um ihren zarten Hals gelegt. Vanessa war weder besonders groß noch besonders kräftig und hatte ihm absolut nichts entgegenzusetzen. Er konnte sie mühelos hochheben und ihr den Boden unter den Füßen nehmen. Vanessa strampelte und kratzte, aber Ferry schien das nicht einmal zu spüren.
      Vanessas letzte Gedanken waren, dass ihr Vater doch recht gehabt hatte, als er geschimpft hatte, sie würde eines Tages in einer Gasse auf der Straße verrecken. Vielleicht freute er sich, dass er recht behalten hatte...
      Ein Stoß in die Kniekehlen riss Ferry vom den Füßen. Vanessas Körper fiel plump zu Boden und blieb reglos liegen.
      „Was“, keuchte Tuomas, vor dessen Blick noch immer wilde Farben tanzten, „hast du ihr angetan.“
      Ferry kam wieder auf die Beine und rieb sich den rechten Ellbogen. „Das tat weh, weißt du!“
      Tuomas beachtete ihn nicht weiter. Er wollte sich zu Vanessa knien, aber er kam nicht an Ferry vorbei. Der packte einfach nach seinen langen Haaren und riss Tuomas in die Höhe. „Ich tu so was ja nicht gern“, sagte er entschuldigend. „Aber Augenzeugen sind so ’ne Sache, ist immer schwierig mit euch. Aber du darfst der jungen Dame hier jetzt folgen, wenn du willst.“
      Er wollte Tuomas’ Schädel gegen die Mauer rammen, aber Tuomas war schneller. Er stützte sich mit beiden Händen an der Wand ab, stieß sich in die Höhe und landete mit den Füßen auf der Mauer.
      Ferry starrte ungläubig zu ihm hoch. „Was... zum...“ Dann grinste er. „Du bist einer von uns? Wie ulkig! Sag nicht, sie war auch einer!“ Er stieß Vanessas Körper mit dem Fuß an. „Das wär ja peinlich. Aber jetzt ist sowieso bald alles vorbei.“
      Tuomas hätte dem Jungen am liebsten den Hals umgedreht. Stattdessen grub er nur die Finger tief ins Fleisch seiner Handflächen und fragte, vor Wut zitternd: „Auf wessen Seite stehst du?!“
      „Ah, du weißt Bescheid?“ Ferry strich sich durch die schlohweißen Haare. „Hah. Das heißt ja, dass du Lucifer persönlich kennst.“
      „Auf welcher Seite stehst du!“, schrie Tuomas und ging in Flammen auf. Einen Moment lang war alles von Feuer überzogen, bis Tuomas sich wieder zur Ruhe gezwungen hatte. Ferry klopfte ein paar Flammen auf seinem Trenchcoat ab und warf diesen dann, weil er voller Brandlöcher war, dann einfach beiseite. Die langen Ärmel seiner Zwangsjacke, die er noch immer trug, baumelten herunter. Nur kurz wich Tuomas’ Blick zu der auffällig schlechten Schlangenzeichnung auf dem rechten, zerrissenen Ärmel, während er mit einem nur angedeuteten Wink die Flammen auf Vanessas Kleidung löschte. Zum Glück war sein Gefühlsausbruch gerade nicht schwerwiegend ausgefallen. Die Flammen waren über alles hinweg gerollt, ohne etwas ernsthaft zu verbrennen.
      „Auf welcher Seite ich stehe“, meinte Ferry. „Jetzt? Auf deiner bestimmt nicht mehr. Freunde behandelt man nicht so.“
      „Um so besser. Für das, was du ihr angetan hast, muss ich dich umbringen“, sagte Tuomas, der noch immer an der Wand stand.
      „Meinst du? Ich aber nicht.“ Ferry grinste ein breites Grinsen – und stand im nächsten Augenblick neben Tuomas, der erschrocken einen Satz zur Seite machte. Ferry bekam noch Tuomas’ Haare zu fassen und riss ihn herum. In dem kurzen Moment, in dem er durch die Luft wirbelte, schaffte Tuomas es, seine Kraft auf einen Punkt zu konzentrieren, und jagte Ferrys Füße mit einem Luftstoß von der Wand.
      Zusammen landeten sie ungepolstert auf dem Boden, aber Tuomas’ Angriff hatte Ferry nicht beeindruckt, im Gegenteil. Er landete auf Tuomas und hatte sofort einen Vorteil.
      Seine Hände griffen wie ein Schraubstock um Tuomas’ Gesicht, die Kraft seiner bloßen Finger schien Tuomas’ Schädel zerdrücken zu können.
      „Ich kenne diese Kräfte“, sagte Ferry. „Es ist sehr lange her, dass ich sie das letzte Mal gesehen habe. Lucifer ist hinter dir her, nicht wahr, Sol? Weil du der einzige bist, der ihn aufhalten kann.“ Seine Stirn war ganz nahe an Tuomas’, der die Hände um Ferrys Arme geklammert hatte, um sich irgendwie zu befreien. Brandbasen platzten auf Ferrys weißer Haut auf, aber das schien ihn gar nicht zu interessieren. „Ich konnte dich persönlich ja noch nie ausstehen“, sagte Ferry fröhlich, ohne sich von Tuomas’ Befreiungsversuchen beeindrucken zu lassen. „Aber dafür hab ich dich immer um deine Haarfarbe beneidet. Ich mag rot nämlich. Schade nur, dass man dir eine Kopfwunde gar nicht ansähe.“ Sein Daumen streichelte über Tuomas’ Wange, während der seine Hände um Ferrys Finger krallte, und versuchte, sie von sich zu drücken. Aber es brachte nichts. Dieser schlaksige junge Kerl war unglaublich stark, viel stärker als jeder Mensch. „Wenn man das Blut auf deinem Körper nicht sieht, Rotschopf“, summte Ferry und strich mit seinem linken Daumen über Tuomas’ rechtes Lid, „werden wir dir wohl ein anderes Stigma setzen müssen.“
      Tuomas schrie auf, als der Schmerz kam. Ferry drückte seinen Daumen gegen Tuomas’ Auge, anfangs noch sachte, dann immer stärker. Immer mehr Brandbasen platzten auf Ferrys Armen auf, aber er ließ nicht los, auch nicht, als die ersten Flammen über Tuomas’ Körper zucken; ein verzweifelter Versuch, sich zu wehren.
      Tuomas’ Welt bestand nur noch aus bunten, schrillen Farben und unsagbarem Schmerz. Vielleicht hatte er irgendwann aufgehört zu schreien, er wusste es nicht. Aber als Ferrys Daumen die Hornhaut seines Augapfels durchstoßen hatte, ließ er ihn endlich los, und Tuomas fiel, beide Hände gegen seine Augenhöhle gepresst, zurück. Blut und Gallert sickerte durch seine Hände und tropfte zu Boden. Halb besinnungslos versuchte er, von Ferry wegzurücken, auch wenn das im Zweifelsfall überhaupt nichts gebracht hätte.
      Der Junge kniete sich zu ihm. „Tut’s weh?“, fragte er bedauernd und strich Tuomas über die langen Haare. „Oh Scheiße, sorry. War echt nicht so gemeint.”
      Tuomas gab ein unartikuliertes Geräusch von sich, ein Heulen aus Wut und Schmerz. Er sah Ferry aus seinem intakten Auge als einen vagen, weißen Fleck inmitten einer großen, bunten, dunklen Masse. Aber das reichte.
      Seine Hand schoss nach vorne, kurz ging er in Flammen auf, und er ließ Ferry mit verkohltem Gesicht zurück, ehe er irgendwie auf die Beine kam und blind und vor Schmerzen wie irre davon taumelte, beide Hände über seine blutende Augenhöhle gepresst.
      Es war nicht weit bis zu seiner Wohnung. Aber ob er es noch bis dahin schaffen würde, wusste er nicht. Der Schmerz wurde immer größer und immer noch troff heiße Flüssigkeit aus seinem durchbohrten Auge. Tuomas konnte nichts sehen, alles war nur noch Schmerz, irgendwo in seinem Bewusstsein wusste er, dass Vanessas Körper noch in der Gasse lag, aber er konnte nichts tun. Er wusste nicht, wie stark er Ferry verletzt hatte, wenn überhaupt. Seine Beine gehorchten ihm nicht mehr, das Blut tropfte weiter, es regnete wieder, irgendwo war Licht einer Straßenlaterne. Schließlich vermischte sich alles, der Schmerz, das Licht, die Farben, die Angst und die Wut.
      Dann brach er zusammen.

      Mehrere Stunden später ging eine hochgewachsene Gestalt im ausgewaschenen, blauen Anzug durch einen verregneten Park. Es war eine Zeit, die noch nicht Morgen, aber auch nicht mehr Nacht war. Niemand war auf den Straßen, weil die ersten Jogger noch nicht wach und die letzten Betrunkenen schon verschwunden waren.
      Der junge Mann hatte einen Geigenkasten bei sich, der Kies knirschte unter den harten Sohlen seiner alten, abgetragenen Halbschuhe und der morgendliche Wind spielte mit seinem gelocktem Haar.
      Als Mane bei einer Parkbank ankam, blieb er stehen. Er stellte seinen Geigenkasten auf der Bank ab, holte eine gut gepflegte, aber offenbar sehr alte Geige hervor und legte sie so sanft an, als handle es sich um einen alten Freund. Mane schloss die Augen und spielte einen einzigen hohen Ton, die simpelste Prelude, die es gab. Doch dieser Ton reichte, um jeden etwaigen Zuhörer weinen zu lassen.
      Als der Klang verhallt war, hielt Mane einen Moment lang wieder inne und betrachtete den Weiher vor ihm. Ein Blatt segelte von einer Linde und fiel lautlos ins Wasser. Alles war still. In diesem Moment, auf diesem Fleck der Erde, gab es keine Geräusche; keinen Autolärm, kein Vogelzwitschern und nicht einmal das Rascheln der Bäume. Die Landschaft war wie ein Photo, wunderschön und voll Farbe, aber gänzlich schweigend.
      Dann begann Mane sein ungehörtes Stück, eine langsame, traurige Melodie – in der Hoffnung, dass die Frau, der er jene Weise vor Ewigkeiten gewidmet hatte, ihn irgendwann hören mochte und der Stimme seiner Geige folgte.

      Ende...
      ... des sechsten Kapitels. xD
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      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
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    • Ich liebe die Szene mit Mane, das hat man alles so schön im Kopf, wenn man es liest. x3~
      Und überhaupt... Violine <3!
      Und als Tuomas das Auge rausgedrückt wird... es ist.. Gewalt und Blut und Schmerzen und alles so toll geschrieben 8D - Ma's Welt sozusagen xD
      Das einzige Wort, das mich gestört hat, war "ungepolstert"... irgendwie.. in einer Gasse ist es doch klar, dass man kaum was hat, auf dem man weich(er) landen könnte als auf dem Boden xD;

      Nein wirklich, der Stolz kommt zurecht, der Teil ist viel Liebe :3 Hasse jut jemacht, Kleene |D *keks geb*

      Au revoir
      Taya

      Always
      I wanne be with you
      And make believe with you

      [Blockierte Grafik: http://img408.imageshack.us/img408/4391/robotunicornattack238ks.jpg]
      And live in
      HARMONY HARMONY
      OH LOVE



    • Yay for Ferry x3

      Nur kurz wich Tuomas’ Blick zu der auffällig schlechten Schlangenzeichnung auf dem rechten, zerrissenen Ärmel, während er mit einem nur angedeuteten Wink die Flammen auf Vanessas Kleidung löschte.

      und yay for Herr Schlange xD

      Ich fand das lange kapitel gut,vor allem die Szene als Ferry Tuomas das auge durchsticht war wirklich gut.
      Nur die Szene mit Mane hätte ich mir anders vorgestellt.

      Ich bin mal gespannt wie das weitergeht und sich zusammenfügt :)

      *aufs nächste kapitel wart*
    • Original von dark-linky
      Nur die Szene mit Mane hätte ich mir anders vorgestellt.

      Hmm? Inwiefern? Im Sinne von... rein darstellerisch anders vorgestellt, doer vom Inhalt, oder was? ^^;
      (Ich nehme an due meinst seine lange Szene, die in der Wohnung.) (Wobei die kurze sowieso viel schöner ist.) (Ach, ich mag Mane ja so. xD)

      /post noctem Kommentieren der eigenen geschichte, während sie hausaufgaben machen sollte... laaalalala...
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    • Ich hab... zwei Abschnitte verpasst...? oO" Schockschwerenot! Peinigt und bestraft mich! ;___; (...im Namen des Mondes... xD)


      Ferry ist ja sooo geil. xD *lieb hat*
      Verdammich, es ist viel, es ist ausgezeichnet geschrieben und prinzipiell einfach ziemlich toll. oo/
      Mane ist auch kewl, auch wenn ich Tuomas' Ärger angesichts dieser stoischen Ruhe durchaus verstehe. xD
      Aber er spielt Violine. Das gleicht es wieder aus. ^^

      Jetzt hat Tuomas nur noch ein Auge. oo" Omg, der Arme. (Aber der Hinweis auf Tuomas' rote Haare war toll. X3 ("Ich bin ja so neidisch")

      ..äh ja. Uly mehr wollen!. Unso! oo Sie sind zu Recht stolz, Madame. Machen Sie weiter so.


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Original von Ulyaoth
      Jetzt hat Tuomas nur noch ein Auge. oo" Omg, der Arme. (Aber der Hinweis auf Tuomas' rote Haare war toll. X3 ("Ich bin ja so neidisch")


      Du vergisst: Es gibt ja immer noch Sirius, der kann dass sicher wieder heilen Oo

      Ja, ansonsten hat mir das Kapitel recht gut gefallen. Ich fands nur seltsam, das Herr Schlange die ganze Zeit über seine Klappe gehalten hat Oo


      Top 4™ Bruno
      Think original.

    • @Phael: Sirius könnte Tuomas heilen, wenn er sofort an Ort und Stelle gewesen wäre. So hat Tuomas zu viel Blut verloren, und das Auge ist ihm eh schon ausgelaufen.
      Da kann Si nix mehr machen. ^^;

      Aaah, Schreibphase!!! 8D~~~


      Kapitel 7:
      Acrux


      Das zweite Mal in seinem Leben erwachte Tuomas in einem Krankenhaus. Der große Unterschied war, dass er diesmal keine weißgetünchte Decke sah, keine grellen Neonlampen, keinen Arzt, keine Schwester.
      Er sah nichts.
      Er fuhr augenblicklich in die Höhe. Alles war schwarz. Er blinzelte, aber nichts tat sich, abgesehen von einem dumpfen, unwirklichen Schmerz am rechten Auge.
      Und dann drehte sich alles. Es war ein komisches Gefühl, nichts zu sehen und trotzdem das Gefühl zu haben, dass die Welt kippte.
      „Leg dich lieber wieder hin, du stehst noch unter starker Narkose.“ Eine heisere, schwache Stimme, die genauso seltsam dumpf wie seine Schmerzen war, erklang irgendwo neben ihm.
      Tuomas gehorchte ohne Widerspruch und sank zurück auf die harte, dünne Krankenhausmatratze. „Ich sehe nichts“, sagte er matt und fragte sich, ob er überhaupt die Augen geöffnet hatte. Sein ganzes Gesicht fühlte sich taub an, selbst das Sprechen fiel ihm schwer. Außerdem zitterte er am ganzen Körper.
      „Sie haben versucht, dein Auge zu retten, aber da kam wohl wirklich jede Hilfe zu spät.“ Die Person, die offenbar zu seiner Linken neben dem Krankenhausbett saß, bewegte sich. Ein bekannter Geruch stieg Tuomas in die Nase; ein Gemisch aus immer anhaftendem Zigarettengestank, dem typischen Duft von warmer Milch einer Frau und der ihm wohlvertraute Geruch seines eigenen Shampoos; Walnuss-Pfirsichblatt für glattes Haar.
      „Vanessa?“, fragte er schwach in die Dunkelheit hinein.
      „Wer denn sonst, die Mona Lisa?“, antwortete Vanessa aus der Schwärze hinaus. Sie hustete. „Ich hab keine Ahnung, wer den Krankenwagen gerufen hat, aber ich nehme an, dass eine Leiche, zwei Verletzte und eine mit Blut bemalte Wand früher oder später Aufsehen erregen.“
      „Ich dachte, du wärst tot.“ Auch wenn dem nicht so war, es auszusprechen versetzte Tuomas einen Stich. „Ich dachte, dieser Kerl hätte dich umgebracht.“ Er wandte sehr langsam den Kopf ein wenig in die Richtung, aus der Vanessas Stimme kam.
      „Einen Moment lang dachte ich das auch“, meinte Vanessa und hustete wieder. „Ich nehme an, du hast mir das Leben gerettet. Danke.“ Er hörte Stoff rascheln und dann sank die Matratze an einer Seite etwas nach unten. Sie hatte sich zu ihm gesetzt, Tuomas konnte ihre Körperwärme fühlen. Sie griff sanft nach seiner Hand, strich über den Handrücken, was ein leichtes Ziepen hervorrief. Tuomas nahm an, an eine Infusion angeschlossen zu sein. Er wollte nicht wissen, wie viel Blut er verloren hatte.
      „Danke“, sagte Vanessa wieder leise neben ihm. „Ohne dich wäre ich tot.“
      Tuomas verzog ein wenig das Gesicht, sofern das unter den Nachwirkungen der Narkose ging. „Glaubst du allen Ernstes, ich würd-...“
      Sie schnitt ihm das Wort ab, als sie ihn küsste. Ganz sacht, mitten auf die noch halb geöffneten Lippen.
      Einen Moment lang fiel Tuomas aus allen Wolken.
      Und ehe er sich wieder gesammelt hatte, war sie schon wieder von ihm gewichen. „Danke“, sagte sie noch einmal und strich ihm flüchtig über die Haare.
      „Ziemlich rücksichtslos, über einen narkotisierten Patienten herzufallen“, sagte Tuomas trocken. Kurzfristig war er froh, sie nicht ansehen zu müssen.
      „Das war es mir wert“, sagte Vanessa leise. „Ich stehe in deiner Schuld.“
      „Das hast du vorher auch schon getan.“ Tuomas fing wieder an zu zittern und zog die Decke mit der rechten Hand, in der keine Nadel gestochen war, etwas höher. „Ich hatte vergessen, wie unangenehm es ist, aus Vollnarkose zu erwachen. Keine Erinnerung, die die Auffrischung wert wäre...“
      „Warum warst du denn schon mal unter Vollnarkose?“, fragte Vanessa verwundert.
      „Früher war ich das oft, nachdem man mich aus der Gosse gefischt hat“, brummte Tuomas und hob vorsichtig die rechte Hand noch etwas weiter. Seine Finger berührten vorsichtig sein Gesicht. Aber er spürte keine Haut, nur Mullbinden. Erst ab den Nasenbein war sein Gesicht frei.
      „Deine Augen sind verbunden“, erklärte Vanessa. „Hast du Schmerzen?“
      „Nein, alles taub“, murmelte Tuomas. Es war einen Moment lang still. Von draußen drangen typische Krankenhausgeräusche herein, herumlaufende und redende Menschen, geschobene Wagen, Husten, Weinen. Das Martinshorn eines Krankenwagens, der davonfuhr. „Bin ich blind?“ So sehr Tuomas die Bewahrheitung dieser Vermutung auch fürchtete, es auszusprechen fiel ihm erstaunlich leicht.
      Vanessa lächelte, obwohl es weder angebracht noch nötig war, da Tuomas es eh nicht sah. „Nein“, sagte sie und ließ eine ganze Backsteinmauer von Tuomas’ Herz fallen. „Zumindest nicht ganz.“
      „Er hat mir das Auge eingedrückt“, sagte Tuomas langsam, als die Erinnerung düster wiederkam und ihn zittern lies, aber vielleicht waren das auch nur die Nachwirkungen der Vollnarkose. „Wer war der Freak eigentlich?“
      In dem Moment öffnete sich die Türe geräuschlos, aber Tuomas konnte gut die Schritte von Halbstiefeln mit hartem Absatz vernehmen. Schwarze Lederhalbstiefel mit einem Reißverschluss in der Innenseite und einer Schnalle an der Außenseite. Darüber eine lockere, malvefarbene Anzugshose, dazu ein nicht ganz zugeknöpftes, weißes Hemd ohne Krawatte. Und das passende Sakko war wie immer ungeknüpft. Wahrscheinlich hatte Sirius seine schmale, dunkle Sonnenbrille auf und die Händen in den Hosentaschen. Tuomas musste ihn nicht sehen, um ihn bildlich vor sich zu haben.
      „Er heißt Ferry Milledeau“, sagte Sirius und schloss die Türe wieder hinter sich. „Ein psychisch offenbar ziemlich gestörter, wenn auch sehr intelligenter junger Mann, der Menschen ermordet, um mit ihrem Blut zu malen. Man hält ihn für äußerst gewalttätig, wenn etwas nicht nach seinen Wünschen verläuft.“
      „Warum läuft so was frei herum?“, knurrte Tuomas.
      „Er ist vor ein paar Tagen aus seiner Anstalt ausgebrochen“, sagte Sirius und zog sich den Stuhl heran, auf dem eben noch Vanessa gesessen hatte. „Er hat dabei im Alleingang fast zwanzig Menschen getötet, darunter nicht nur Wachpersonal, sondern auch einige Pfleger und zwei Sekretäre. Alles ohne Waffen. Ihr könnt von Glück reden, das überlebt zu haben, alle beide.“ Ohne eine Pause einzulegen, wandte er sich an Vanessa. „Kann ich Tuomas eben allein sprechen?“, fragte er. „Du kommst doch sicherlich klar, oder?“
      „Wird schon“, sagte Vanessa und lächelte. Sie erhob sich von Tuomas Bett und verzog etwas das Gesicht – ihr linker Arm war gebrochen und eingegipst. Sie hatte sich eine Gelenkfraktur zugezogen, als Ferry sie einfach auf den Boden hatte fallen lassen. Ihr Hals war blau geschwollen und es fiel ihr schwer zu atmen, aber sie war besser dran als Tuomas.
      Als sie allein waren, seufzte Sirius. „Du bist in einen der Erloschenen hineingelaufen“, sagte er.
      „Und das ganze bitte jetzt noch mal in einer Sprache, die ich verstehen kann“, knurrte Tuomas und hatte starkes Bedürfnis nach einer Tasse Kaffee. Oder auch zwanzig.
      „Ferry Milledeau, oder auch Alpheraz mit Namen“, erläuterte Sirius geduldig. „Ein kleiner, unbedeutender Gammastern. Er ist fast ganz verloschen.“
      „Und?“
      „Wir können nicht auf gewöhnliche Art und Wiese sterben“, seufzte Sirius, „und das hab ich dir jetzt schon zigmal erzählt. Für uns gelten die Regeln der Menschen nicht, das solltest du begriffen haben.“
      Tuomas zuckte ein wenig die Schultern und startete noch einmal einen Versuch, sich aufzusetzen. Diesmal klappte es. Zwar fühlte er sich nicht besonders, aber die Welt geriet nicht wieder ins Schwanken. Er tastete mit der rechten Hand seinen fast komplett verbundenen Kopf ab, während Sirius einfach weiterredete.
      „Es gibt unzählige dieser kleinen, erlöschenden Sterne. Die meisten nimmt niemand zur Kenntnis. Und noch weniger davon sind irgendwann während ihrer Existenz auf die Idee gekommen, sich hier auf der Erde niederzulassen und so zu tun, als seien sie Menschen. Alpheraz war einer davon. Er hatte schon immer Spaß an solchen Spielereien. Leider weiß er Spaß nicht von Ernst zu unterscheiden... Und so fällt er aus der Reihe. Die meisten, so wie du und ich, versuchen mit aller Kraft, unauffällig zu bleiben und die Kräfte bloß nicht in der Öffentlichkeit zu präsentieren, aber Ferry mordet herum, als würde es nichts ausmachen.“
      „Hab ich die Pointe schon verpasst? Dann mach mich bitte darauf aufmerksam.“ Tuomas hatte den Verschluss des Verbandes gefunden und spielte mit dem Gedanken, ihn einfach zu öffnen und die Mullbinde abzunehmen. Er entschied sich dagegen.
      „Ich nehme an, dass Alpheraz keine Lust aufs Verlöschen hat“, sagte Sirius und überging Tuomas’ Kommentar gänzlich. „Was nachvollziehbar ist. Nun, und wenn uns das ganze schon keine Vorteile bringt, können wir wenigstens davon ausgehen, dass er sich nicht auf Lucifers Seite stellen wird, denn wenn Lucifer gewinnt, werden wir alle draufgehen, ob nun schon halb erloschen oder noch in vollem Glanz.“
      „Ich würde eine zweite Begegnung mit ihm vermeiden wollen“, sagte Tuomas und fragte sich zum ersten Mal, wie bescheuert er mit dem verbundenen Kopf wahrscheinlich aussah. „Der Kerl war unglaublich stark.“
      Sirius schwieg eine Weile und betrachtete Tuomas eingehend. Tuomas merkte das auch ohne sehen zu können, und meinte nach einer Weile: „Was?“
      „Genau das macht mir ja Sorgen“, sagte Sirius ernst. „Du solltest stärker sein als er. Einen verlöschenden Stern zu besiegen oder wenigstens aufhalten zu können... das steht sogar in meiner Kraft. Und deine und meine Kräfte sind auf der Richterskala Lichtjahre voneinander entfernt.“
      „Und das heißt im Klartext?“, fragte Tuomas widerstrebend.
      „Wahrscheinlich...“ Sirius machte eine Pause und lehnte sich zu Tuomas vor. „Wahrscheinlich, Tuomas, bist du doch nicht Sol“, sagte er leise.


      CLIFFHANGER-ALARM!!! 8D~~~
      Niveauvoller: Wird fortgesetzt. :3
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    • Böses Ende... GANZ böses Ende. xD"

      Und passend zum Cliffhanger einen kurzen Kommentar dazu: Vanessa ist süß. <3
      Negatives ist mir nicht aufgefallen, außer einem Satz, über den ich etwas gestolpert bin.

      "[...]aber ich nehme an, dass eine Leiche, zwei Verletzte und eine mit Blut bemalte Wand früher oder später Aufsehen erregen."

      Ich kann mir nicht helfen, aber mein Hirn sagt mir "Aufsehen erregt haben". oO (Okay, kann auch nur Einbildung sein, das schaffst du bei mir ja recht häufig. xD")

      Jo... weiter so. [/unkreativer Schlussatz]


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Erwähnte ich bereits, dass ich Cliffhanger dieser Art, in denen ein Charakter plötzlich an einem anderen zweifelt/ihm nicht mehr traut, alle womöglich auseinandergehen und trotz drohendem Weltzersörungs-Gedöns, wenn überhaupt erst ganz am Ende und mit viel Glück wieder zusammenfinden, ganz und gar nicht nett finde? Das gibt es in derart vielen Filmen/Büchern/Spielen und in jedem dachte ich immer nur "Nein, jetzt streiten sie sich im Angesicht der Gefahr auch noch, aaah!" und hätte am liebsten aufgehört, wenn ich es nicht gut gefunden hätte.
      Bösester Cliffhanger ever, schreib bloß schnell weiter. xD;

      Eh... ja, ich schweife schon wieder etwas ab. Große Mängel sind da eigentlich nicht zu finden - denn wie gesagt, deine Stärke sind definitiv Dialoge bzw. Gespräche allgemein. Und die sind dort ja haufenweise enthalten.

      Auf jeden Fall freue ich mich jetzt schon auf das nächste Kapitel. xD; Ach ja, und auf das große Finale ebenfalls. Du weißt ja, Si und die großen letzten Kämpfe. *gespannt wart*

      PS: Vanessa rockte mal wieder sehr.

      dead girls dry each others eyes
      and pretend for a while
      that we're still alive.


      ________

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