Blutsand - Der Reiter des Bardomashue

    • Blutsand - Der Reiter des Bardomashue

      Sodele, hier meine neueste "Kreation"... Im Prinzip ist es eine Kurzgeschichte, die Idee stammt aus einem Traum von mir. Ich habe nichts weggelassen oder hinzuerfunden, eigentlich ist es eine getreue Nacherzählung des Traumes *smile* Ich trage die Erinnerung an den Traum schon seit Ewigkeiten mit mir rum und irgendwie musste das mal raus. *g* Die Namen habe ich so genau wie möglich wiedergegeben, die Schreibweisen so gewählt, wie es sich "richtig" anfühlt. Würd mich über Kommentare sehr freuen :)

      Besides, bevor sich jemand beschwert: Ich weiß, dass die Bardomashue aussehen wie die Kreaturen aus dem Video zu "Linkin Park - Somewhere I Belong". Ich hatte den Traum allerdings Monate bevor das Video herauskam.



      BLUTSAND

      Die Luft war kalt. Der Morgen war kalt.
      Tief sog ich die klare Luft in meine Lungen. Die schwache Sonne brannte durch meine geschlossenen Augenlider und ich fühlte, wie der Wind durch meine Haare zauste. Ich fröstelte. Es war ein kalter Morgen, aber ich musste los. Es gab viel zu tun und außer mir niemanden, der es tun könnte. Ich ließ meine Blicke über die sandfarbenen Mauern vor dem Aufgang schweifen. Um mich herum glitzerte das Haupttor in kupferfarbenen und goldbraunen Tönen in der schwachen Morgensonne, die wie ein verschwommenes Oval über der rotbraunen Steinwüste schimmerte. Unwirklich. Der dunkelblaue Himmel würde nicht heller werden, das wusste ich gut. Dennoch würde es heiß werden.
      Ein Duft von Staub und Gestein stieg mir in die Nase, als ein schwacher Wind eine Sandbö aus der Steinwüste zu mir herübertrug. Staub und Gestein – genau das gab es dort und nichts weiter würde mich die nächsten vierhundert Kilometer erwarten, von gelegentlichen Oasen und Nomadenstämmen abgesehen. Das war das Antlitz Marduks.
      Mit einer geübten Bewegung zog ich meinen Schulterpanzer fester, als ich bemerkte, dass er begann, mir über die Schlüsselbeine zu rutschen. Das dicke, speckige, aber trotzdem angenehm kühle Material schmiegte sich an meine Schultern, das raue Hemd, das ich darunter trug, scheuerte etwas auf der Haut. Ich würde es ausbessern lassen müssen.
      Aber nicht heute.
      Einen letzten Zug der angenehm kühlen Morgenluft, dann ging ich mit festen Schritten fast schlafwandlerisch die Treppe aus weißlich kühl glitzerndem Marmorit hinunter und steuerte nach rechts, zwischen den sandsteinernen, abweisenden Mauern hindurch. Von Zeit zu Zeit ragte eine Dorndistel zwischen den Blöcken heraus, ansonsten war alles leblos. Tot. Das Antlitz Marduks. Leben gedieh nur dort, wo es bewies, dass es verdiente, zu gedeihen.
      Ich hörte den leisen, gespenstischen Wind um die kahlen Mauern und die leeren Sandsteintürme pfeifen. Der Gesteinstaub knirschte unter meinen festen Schuhen. Ich wusste, wo ich hin musste, denn ich war dort oft schon gewesen.

      Bald kam ich an. Die Sandsteinmauer öffnete sich zu meiner Linken und die kahle Ebene Marduks eröffnete sich in seiner ganzen, brutalen Schönheit. Rotbraun, wie getrocknetes Blut, erstreckte sich Marduk bis zum Horizont – die Erleinta-Ebene. Die Gesteinwüste. Zermahlene Gebirge, zu tausenden und abertausenden niedergestreckt von Zeit, Wind und Wetter und zerschmettert zu meinen Füßen. Ein grimmiges Lächeln huschte um meine Lippen, als ich die Bedeutungslosigkeit erfasste, die in diesem Gedanken zugange war. Die Gebirge waren besiegt, aber sie hatten den ganzen Planeten mit sich genommen. Marduk war tot. Und wer sich nicht vorsah, würde es auch bald sein.
      Ich spürte, wie SIE zu mir trat, obwohl sie kein Geräusch machte. Mehrere Minuten stand SIE schräg hinter mir, während ich auf die Ebene hinaussah. Dann hörte ich leise IHRE sanfte Stimme. „Lass uns gehen.“
      Ich drehte den Kopf und nickte. IHR Anblick war mir wohlbekannt, ich hatte SIE so viel tausend Male gesehen und verehrt – und doch nie erobern können. IHRE blonden Haare, die unter der blutroten Sonne immer einen Kupferstich hatten, die großen, leicht spöttisch blitzenden Augen, der sanfte Mund, von dem ich wusste, dass er Wunden schlagen konnte, die nie verheilten. Ich kannte SIE, ja. Auch SIE trug einen maßgefertigten Reiteranzug, IHRER aus leichtem Leder. Warrtak-Leder. Das Beste. Wie immer. Für SIE nur das Beste.

      Ohne ein weiteres Wort zu wechseln gingen wir hinüber zu den Treiberdünen. Schon hunderte Meter, bevor ich sie sah, spürte ich sie. Ihre majestätische Anwesenheit. Die Präsenz dieser Entitäten, ihr leicht würziger Geruch. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, als ich daran dachte, dass ich sie bald wieder reiten würde.
      Als wir eine weitere, blutrote Düne umrundeten, sahen wir sie. Wie jedes Mal stellten sich meine Nackenhaare vor Faszination auf. Auf ihren sechs schlanken, ja, spindeldürren Beinen, vielleicht einen Arm dick, aber mehr als fünfzehn Männer hoch, thronten sie. Ihr braunes, struppiges Fell, das ihre länglichen Körper ebenso wie die langen Beine mit den je vier Kniegelenken überzog und ihre gewaltigen Stoßzähne. Die Bardomashue. Die Erdschreiter.
      Wortlos, mit einem beiläufigen Winken meiner Hand, begrüßte ich die Treiber, die zu Füßen der Tiere saßen und auf einem schachbrettartigen Gebilde blutrote Steine hin- und herschoben. Ich konnte meine Augen nicht von den Bardomashue wenden. Ich hatte sie so oft geritten, beherrscht, ich habe viele von ihnen sterben sehen, aber ihre majestätische Erscheinung ließ sich durch so etwas Banales wie den Tod nicht einschränken. Die Bardomashue waren für mich nicht nur Transportmittel, nicht nur Nutztiere, wie für die meisten anderen Überlebenden – nein, für mich waren sie die wahren Herrscher von Marduk.
      Ohne weitere Zeit zu verlieren, ging ich rasch zu meinem Bardomashue hinüber und umarmte sein mittleres, linkes Bein. Ich schmiegte mein Gesicht in sein raues Fell und sog begierig sein würziges, wildes Aroma in meine Nasenlöcher. Ich hatte es vermisst, diesen Geruch zu spüren. Und ich war glücklich, diesen Geruch für die nächsten Wochen andauernd um mich zu haben. Fast widerwillig löste ich mich von dem borstigen Bein und drehte mich zu IHR um. Zeitgleich nickten wir uns zu. SIE wusste, was ich zu tun hatte und umgekehrt. Mit raschen Bewegungen kletterten wir auf die Bardomashue, meine Finger gruben sich in das feste, struppig-borstige Fell, ich kletterte über die vier Gelenke des Beins – und dann schwang ich mich über das Schulterblatt, setzte mich ins sattelartige Genick des Bardomashue – und war oben.

      Der Ausblick war unglaublich. Ich sah, wie sich die blutrote Sonne am Horizont über die ebenso blutrote Steinwüste erhob, wie sie sich aus den Nebelfetzen schälte, die die fernen Berge umgaben. Abermals schloss ich die Augen und genoss den Augenblick. Für diese Momente lebte ich. Mit geschlossenen Augen strich ich sanft über das Schulterfell des Bardomashue und stimmte langsam das rhythmische Summen an, das mich mit dem Geist des Tieres verband. Kurz darauf setzte auch der Bardomashue an, ein kehliges, summendes Geräusch von sich zu geben und ich spürte, wie sich unsere Geister miteinander verwoben, sich verschränkten, zu einer Entität wurden – zumindest für die nächsten paar Stunden. Ich spürte wieder einmal die majestätische Daseinsform der Bardomashue und meine Sinne wurden aufs Unendliche geschärft. Matt spürte ich sogar den Bardomashue neben mir – und mit ihm auch seine Reiterin, SIE.
      Ohne ein Wort zu wechseln, setzten wir uns gleichzeitig in Bewegung.


      Langsam trabten wir durch die Wüste. Zwischen unseren Bardomashue trabten die anderen Teile der Karawane, die nach und nach dazugestoßen waren – die grobschlächtigen, vielleicht einen Mann hohen Warrtaks, die vogelartigen, hochgewachsenen Kreetah, die geduldigen, gehörnten Darrokkthu, die immer weiter liefen, bis sie zusammenbrachen. Und über ihnen wir, die Bardomashue und ihre Reiter, ihre Partner, der zweite Teil ihrer Seele. Der heiße Wüstenwind blies uns entgegen, aber langsam, Schritt für Schritt trabten wir vorwärts, immer vier der sechs Beine auf der Erde. Langsam, aber beständig. Im festen Bewusstsein, anzukommen, wo auch immer. Schritt für Schritt, Düne für Düne, Stunde für Stunde. Das grobe Fell des Bardomashue schützte mich vor dem gröbsten Staub und wenn er etwas in die Augen bekam, kletterte ich geschickt über seinen Kopf nach vorne und entfernte den Fremdkörper. Denn wir waren eins, wir waren Reiter und Erdschreiter.

      Plötzlich spürte ich von der Seite eine Gefühlsaufwallung. Ich konnte sie nicht einordnen, bis – SIE? Es kam eindeutig von IHR und ihrem Bardomashue. Neugier, Verspieltheit – was was los? Ich drehte mühsam den Kopf und sah, wie SIE sich mit ihrem Tier vom Ende der Kolonne löste und zu mir nach vorne trabte. Ich blieb an meinem Platz. Ein Kreetah wuselte zwischen unseren Beinen hindurch und suchte seinen Führer. Beiläufig stupsten wir ihn in die richtige Richtung.
      Ohne ein Wort zu sprechen, nur über die Entität meines Bardomashue fragte ich SIE, was los war. SIE hatte ihren Platz verlassen und damit die Kolonne gefährdet. Marduks Überleben hing von dieser Kolonne ab. Doch alles, was SIE antwortete, war eine Gefühlsaufwallung aus Übermut und Verspieltheit. Dann beschleunigte IHR Reittier weiter und verließ die Kolonne nach vorne. Verwirrt blickten die Treiber und Reiter der kleinen Packtiere IHR hinterher. SIE verließ die Kolonne. Wut brannte in mir auf. Was dachte SIE sich? Wollte sie Fangen spielen? Ein Wettrennen? Ohne Nachzudenken trieb ich meinen Bardomashue an, ihr zu folgen. Die Treiber würden auch alleine klar kommen. Der Bardomashue beschleunigte, stakste über Dünen und Sandhügel, immer IHR hinterher. Was war los?
      Ich sah, dass ich SIE so nicht einholen konnte, doch ich blieb an IHR dran. SIE hatte falsch gehandelt, und es war an mir, SIE zurechtzuweisen. Nun konnte ich mich rächen, für all die Demütigungen, Zurückweisungen und…
      SIE beschleunigte abermals. Wut und Zorn schwallten in mir auf wie in einem Geysir und mein Bardomashue schauderte leicht, als er es vernahm. Aber er verstand das nicht! Wir mussten auch beschleunigen! Ich spürte zwar, wie mein Bardomashue Mühe hatte, das Tempo zu halten, obgleich wir noch nicht allzu schnell waren, aber ich trieb es weiter an. Kein Gedanke mehr an die Karawane, ich musste SIE einholen!

      Plötzlich hörte ich weit unter mir ein trockenes Knacken und spürte gleichzeitig in meinem Geist das unangenehme Reißen, als das linke Vorderbein des Bardomashue brach. Wortfetzen wirbelten in meinem Kopf herum. „Treib die Bardomashue nicht zu schnell an, sonst brechen ihre Beine!“ – „Die Beine sind die Schwachstellen unserer Wüstenschreiter. Sie brechen leicht und dann fällt man tief.“ – „Läuft ein Bardomashue zu schnell, bricht sein Bein und du fällst. Deswegen nutzen wir sie nicht für Kriegszwecke.“
      Und ich fiel. Verzweifelt versuchte ich die Seelenbindung mit meinem Bardomashue zu trennen, doch es gelang mir nicht. Es warf mir nichts vor. Nur eine leise, unendlich tiefe Trauer streifte mein Herz.
      Ich sah, wie ein Stein auf mich zukam. Dann wurde alles schwarz.


      Als ich erwachte, war alles dunkel. Nicht einmal der übliche, blutrote Schimmer umgab mich. War ich tot? Oder war ich… Mein Kopf pochte schmerzhaft und als ich vorsichtig nach der Quelle der Schmerzen tastete, fasste ich in ein blutgetränktes Tuch. Wo war ich?
      Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Finsternis. Ich war in einem Zelt, spärlich ausgestattet. Ich lag auf einer tiefen Liege. Teppiche im Zelt, Teppiche und seltsame Apparaturen, niedrige Tische und Flaschen. Wieso dachte ich, es wäre spärlich? Irgendwoher hatte sich das Wort in meinen Kopf geschlichen, ich wusste nicht, warum. Die Luft roch muffig und abgestanden. Es war still, so still, dass es in den Ohren wehtat. Ich wollte mich aufrichten, aufstehen, aber mein Bein tat weh. Mein linkes Bein. Bardomashue.
      Vorsichtig tastete ich nach meinem Warkzzif an meiner linken Seite, meine treue Klinge, die mich seit meinem siebten Geburtstag nicht verlassen hat. Sie war noch da. Ein beruhigendes Gefühl strömte durch meinen Körper. Also keine Banditen. Nomaden.

      In diesem Moment hörte ich ein metallisches Klirren von draußen und einen dumpfen Aufschrei. Dann ein zweites Klirren. Ein drittes. Ein viertes. Ein zweiter Aufschrei. In kürzester Zeit war die Luft erfüllt von Schreien, von gebrüllten Befehlen und vom metallischen Klirren von aufeinander treffenden Waffen. Ich hörte das nervöse Schnauben der Darrokkthu. Was passierte?
      Plötzlich wurde der Eingang des Zelts beiseite geschlagen. Ein Strahl des blutroten Mondes fiel ins Zelt und erlaubte mir, nach draußen zu sehen. Vor dem Zelt lag ein Mann mit einem Kurzschwert, seine Kehle war durchgeschnitten. Frisches Blut floss aus seinem Hals, aber sobald es getrocknet war, würde man es nicht vom übrigen Sand unterscheiden können.
      Das schoss mir durch den Kopf, bis ich die vermummte Gestalt ins Bewusstsein brachte, die leise, vorsichtig das Zelt betrat. Ich bewegte mich nicht. Was war los?
      Mit einem leisen Rascheln schloss sich die Zeltplane wieder. Ich war alleine mit der Gestalt. Schwarz verhüllt. Die Farbe der Meuchelmörder. Was war los?
      Langsam schritt die Gestalt auf mich zu. Ein metallisches Glitzern in ihrer Hand verriet das scharfe Schwert, das sich darin befand. Meine Hand schloss sich fest um mein Warkzzif.
      Dann sprang die Gestalt los. Mit einer fließenden Bewegung riss ich meine Klinge los und blockte den Schlag, der auf meine Kehle gezielt hatte ab. Mit einem unangenehmen Geräusch glitten die Klingen voneinander ab. Mein Kopf stellte sich an, als sollte er explodieren und mein Bein fühlte sich an wie frisch gebrochen. Trotzdem umtänzelte ich den Angreifer geschickt, wie ich es gelernt hatte. Er umtänzelte mich auch. Irgendetwas war vertraut, aber was? Was war los?
      Mit rascher Bewegung fielen unsere Klingen aufeinander. Und wieder. Und wieder. Ein grausamer Tanz des Todes, in dem unsere Körper und unsere Klingen einander umspielten und zueinander strebten, sich aber nicht fanden. Wieder. Und wieder. Plötzlich spürte ich, wie ein scharfer Riss über meine Wange jagte. Die Gestalt hatte mich verwundet. Ich taumelte zurück, die Gestalt setzte nach. In diesem Moment wusste ich, dass sie unaufmerksam geworden war. Ich warf mich nach vorne, riss mein Warkzzif nach oben.

      Mit einem dumpfen Klatschen fiel der abgeschlagene Kopf der Gestalt vor mir auf den Boden. Es war so unwirklich, dass ich mich fühlte, wie in einer der alten Marto-Krrak-Geschichten, die mir immer erzählt wurden, als ich noch klein war. Kurz stand der Körper noch aufrecht. Das Schwert fiel aus der toten Hand zu Boden. Dann fiel der Körper in sich zusammen. Keuchend klammerte ich mich an meine treue Klinge. Ich hatte gesiegt. Ich lebte. Marduk bot nur dem Sieger Lebensraum. Ich durfte leben.
      Aber wer war die Gestalt? Plötzlich überfiel mich eine dumpfe Vorahnung, die in Sekundenbruchteilen zu einer grausamen, alles auffressenden Angst wucherte. Sollte es… Sollte ich…
      Das Grauen packte mich, als ich mich langsam niederbeugte, die Knie in den blutbefleckten, feinen Felsstaub, und den Schleier des abgeschlagenen Kopfes zurückschlug. SIE blickte mich an. SIE, mit ihren großen, traurigen Augen, SIE mit ihrem zarten Mund, um dessen Mundwinkel etwas wie Bedauern spielte. Wie eine Entschuldigung. Ihre blonden, zarten Haare waren auf Kinnhöhe abgetrennt. Wie hypnotisiert sah ich mein Schwert an. An der blutverklebten Kante klebten ein paar blonde Haarstücke.
      Ich schrie.

      Wie taub lief ich durch die kämpfenden Massen. Neben mir erschlug ein Mann einen zweiten, es interessierte mich nicht. Die provisorischen Pechfackeln erhellten die blutrote Nacht nur dürftig, aber ich sah genug mit meinem zweiten Gesicht. Blut, Tod und Zerstörung. Das Antlitz Marduks. Wie durch ein Wunder beachtete mich niemand. Ich lief zügig durch die Reihen der Kämpfenden, mein Warkzzif klebte mit den blonden Haaren und dem Blut in der Halterung an meinem Gürtel. Da vorne stand er. IHR Bardomashue.
      Mit raschen Schritten lief ich zu ihm, kletterte an ihm herauf. Riss ein paar der borstigen Haare aus. Ich spürte, wie er zuckte, sich aber nicht wehrte. Setzte mich in den „Sattel“.
      Erschöpft summte ich fahrig das Lied der Seelenverschmelzung. Unsere Geister wurden eins, doch mein Geist war schwach. Sein Geist überschwemmte mich. Nah der Bewusstlosigkeit gab ich einen Befehl. „Los. Schnell.“

      Mit raschen Schritten lief der Bardomashue durch die einsame, blutrote Wüste. Das Lager der Nomaden mit IHR hatten wir länger hinter uns gelassen, doch ich wollte immer noch weiter. Der Bardomashue war müde, ich war ebenfalls erschöpft, aber ich wollte meinen Geist nicht von dem des Wesens trennen. Ich brauchte ihn. Halbherzig brummte ich im Geist ein weiteres „Schneller!“ Der Bardomashue ging schneller. Plötzlich spürte ich ein Reißen. Sah nach unten. Eine Reißwurzel hatte sich um sein – unser Bein geschlungen und hielt uns fest. Wir strauchelten, stolperten –
      Ich hörte ein trockenes Knacken und spürte gleichzeitig in meinem Geist das unangenehme Reißen, als das linke Vorderbein des Bardomashue brach. Diesmal war es dunkel, doch wieder raste ich auf den blutroten Boden zu.
      Ich sah, wie ein Stein auf mich zukam. Dann wurde alles schwarz.
    • Whee. Gefällt mir gut. oO

      ~
      Und um diese Aussage mal etwas zu vertiefen...

      Erst einmal das Wüstenszenario. Sehr überzeugend und glaubhaft beschrieben/dargestellt, man kann sich als Leser wirklich vorstellen, sich dort zu befinden und das zu sehen, was der Mainchara sieht. Dafür gibt es schon mal einen dicken Pluspunkt, denn eine gut beschriebene und glaubwürdige Umgebung ist die erste Voraussetzung für einen gelungen Plot.
      Jetzt zur Handlung an sich: wenn ich mich nicht völlig versehen habe, gehört der Charakter zu einer Art Karawane, ist vielleicht sogar ihr Anführer - da er ja vorne reitet. Welche Aufgabe dieser Zug durch die Wüste erfüllt, wird nicht nicht eindeutig gesagt (es sei denn, ich habe etwas Essenzielles überlesen ôo), doch das lässt einige Interpretationsmöglichkeiten zu; wobei ich hier am ehesten zu einer Handelskarawane tendiere, die dazu dient, den Handel und Wandel mit anderen Völkern bzw. Stämmen in dieser lebensfeindlichen Gegend zu ermöglichen. Somit ein gutes Motiv, um loszuziehen.
      Zwar war ich von der Seelenverschmelzungsnummer, gemessen am Szenario, nicht sonderlich begeistert, doch sie ist wichtig für den wirklich wichtigen Teil.
      Nämlich die Verbindung zwischen ihm und IHR.
      Dieser geheimnisvolle weibliche Charakter ist in Sachen Plot, trotz der Ich-Perspektive und der vielen Empfindungen des männlichen Charas, die eigentliche Hauptfigur. Ohne SIE wäre es zu all diesen Ereignissen gar nicht gekommen, doch obwohl sie so wichtig ist, erfährt man so gut wie gar nichts über sie, ihre Identität bleibt ungreifbar. Wiederum etwas, was Raum für Interpretation lässt. Ich tendiere ja dazu, dass sie ihm in der Hierarchie ihrer Gemeinschaft unterlegen war und ihn um seinen Rang beneidete, er allerdings so etwas wie Liebe für sie empfand. Ob das auf Gegenseitigkeit beruht, ist aufgrund des versuchten Attentates eher fraglich. Es scheint also eine aus seiner Sicht unerfüllte Liebe zu sein, da er sich um sie sorgt (er reitet ihr ja nach) und dann die Unmöglichkeit des Zusammenseins unbewusst dadurch besiegelt, dass er sie tötet, als sie sich seiner entledigen wollte. Und dass er selbst nach diesem Mordversuch noch Tränen in den Augen hat wegen ihr und seine Flucht vor der Verantwortlichkeit, die er für ihren Tod trägt [unabhängig von den Umständen, unter denen sie starb], mit seinem Tod zu enden scheint, macht deutlich, dass er entweder nicht wusste, dass sie ihn hasst [was ich eher für unwahrscheinlich halte, als Führungsperson wird er schon einen Überblick über jene haben, die ihm folgen] oder - was charakterlich wesentlich interessanter ist - er von ihr besessen ist, quasi (un-)sterblich verliebt. Was die Interpretation zulässt, dass man unerreichbaren Dingen nicht hinterherjagen soll, da man am Ende sowieso nur draufzahlt und der eigene, lang gehegte Traum verschwindet wie Sand, der vom Wind weggetragen wird.
      Insgesamt eine sehr interessante Geschichte - zwar kann man sich darüber beschweren, dass an einigen Stellen womöglich Informationen fehlen, die der Story mehr Durchschaubarkeit und Spielraum gegeben hätten. Doch das ist bei dem Versuch, einen Traum schriftstellerisch und möglichst originalgetreu umzusetzen, wohl eher unangebracht. Im Gegenteil, die vagen Informationen lassen viele mögliche Schlüsse zu und daher wird das Nachdenken über die Hintergründe dieser Geschehnisse fast schon zu einer Art Traumdeutung. ^^

      Naja, das war's von mir. Ich würde gern mal wieder so etwas lesen. Sieht man hier ja nicht allzu häufig. xD~

      dead girls dry each others eyes
      and pretend for a while
      that we're still alive.


      ________

      Twitter | DIE BASIS
    • el~
      endlich konnte ich mir deine geschichte durchlesen. entschuldigung, dass es so lange gedauert hat. aber ich wollte mich nicht halbherzig dran setzen ^_~

      hmm, also ich muss zugeben, im ersten moment hat mich die geschichte fast "überfordert"... in dem sinne, dass ich anfang nicht allzu viel verstanden habe xD alleridings hat es sich dann gelegt.
      schon allein deine einleitung mit der charakterisierung und schilderung der umgebung, in der man sich anfangs befindet, ist dir sehr gelungen. während der ganzen kg hatte ich bildlich eine wüste vor augen und habe mich geradezu in deinen "traum" versetzt gefühlt.
      die weibliche hauptperson. sie lässt doch einige fragen offen. ich selbst würde das ganze so interpretieren, dass sie die unerreichbarkeit und anmut verkörpert. der hauptchara (der männliche^^) hat gefühle für sie... vielleicht sogar sehr starke gefühle, aber ich bilde mir ein, dass sich dieser charaktär innerlich eingestehen muss, dass eine verbindung mit dieser person unwahrscheinlich und irgendwie sogar "verboten" ist...
      hmm, und diese SIE. weiß sie, was für eine macht sie ausübt? ich fürchte, sie ahnt es. jedoch spielt sie mit ihm- unbewusst. vielleich auch etwas provozierend aber nicht darauf hinzielend, jemanden zu verletzen...
      das ende. ich finde es sehr gut. in der ersten sekunde hat es mich an ein deja vú (omg, ka wie man das schreibt Oo) erinnert. sehr gut, dass am ende teile einer vorigen szene aufgegriffen wurden...

      ich mag deine geschichte~
      momentan denk ich noch darüber nach. und später darfst du mir dann (wenn du willst^^) noch mal ein bisschen beim interpretieren helfen, ya?
      aber alles in allem ist sie sehr gut <3 sie hat was... besonderes. schon allein durch die vielen ungeklärten fragen, die man jeder für sich beantworten muss...

      EDIT: omg, mein post ist wohl etwas verwirrend xDD aber ich habe einfach mal versucht, die hauptgedanken von mir für dich dich zusammenzufassen *verneig*
      »Denn wir können, wenn wir nur die Entschlossenheit besitzen,
      die Hure Erinnerung und ihr ganzes Gelumpe und Gesindel aus dem Haus weisen.«

      - Virginia Woolf -
    • Lang, lang ists her, doch gibts jetzt mal ne Fortsetzung - beziehungsweise eine "Episode 1". Dieser Teil spielt chronologisch vor dem zuerst geposteten Teil. Vielleicht folgen auch noch weitere - wer weiß.
      Jedenfalls freu ich mich auf eure Kommentare... alle beide ;P



      FEUERSTADT

      Dunkle Erinnerungen... SIE und ich... unzertrennlich, doch zertrennt vom Schicksal... ich, der Soldat... SIE, die Diplomatin...
      Ich, Mirron, Gardehauptmann der Hauptstadt des Kaiserreichs. SIE, Saleph, Thronfolgerin und Kaiserin der Zukunft. Wir, getrennt vom Schicksal.

      Die Bardomashue traten langsam hinter der Felskuppel hervor. Mein Körper spannte sich an und machte sich bereit, Alarm zu schlagen. Auch die Soldaten um mich herum verfielen in nervöses Warten, als der Trupp hinter dem Gebirge hervortrat und im Abstand von wenigen hundert Fuß parallel zur Stadtmauer entlangtrottete. Doch kein Angriff erfolgte, kein Trompetensignal, kein feindliches Geschoss.
      Nie zuvor hatte ich solche Bardomashue gesehen. Sie waren etwas größer und gedrungener als die, die wir kannten, doch das war nicht das eigentliche Erschreckende an ihnen; nein, die edlen Tiere waren behängt mit Metall und Panzerplatten, seltsame Aufbauten thronten hinter ihren Reitern. Sogar ihre majestätischen Stoßzähne waren mit Metallspitzen verstärkt worden. Wie konnte man diesen Wesen nur so etwas zumuten?
      Ich sollte keine Antwort erhalten. Die Bardomashue verschwanden im rötlichen Staubsturm der Wüste und die Weisen schenkten dem Bericht keine Beachtung.

      Ich erwachte. Ein grelles Licht stach mich in die Augen, ein rundes, weißes... Ich sprang auf und war sofort hellwach, Ergebnis meines jahrelangen Trainings. Hastig stürzte ich aus der groben Lehmhütte, die auf der drittobersten Stufe der treppenartig angelegten Stadt stand. Und ich sah sie sofort.
      Die fremden Bardomashue waren in der Stadt. Aus irgendeinem Grund war kein Alarm geschlagen worden und die Bardomashue waren einfach über die Stadtmauern und die Verteidigungsanlagen hinweggeschritten. Und ich hörte die Schreie. Die Schreie von Sterbenden und die von denen, die den bereits Toten nahe standen. Die Bardomashue waren vor dem dunklen Nachthimmel kaum zu erkennen, aber viel weniger noch durch die grellen, kreisförmigen Lichtstrahlen, die von den Aufbauten auf ihrem Rücken ausgingen. Sie leuchteten damit die Stadt aus. Sie suchten etwas.
      In dem Moment hörte ich das Knacken. Ein flackerndes Knistern, ähnlich dem Knistern von Feuer, nur schärfer und bösartiger. Und dann hagelten die Geschosse auf mich herab, knisternd aufgeladene Metallspitzen, die zu Dutzenden auf mich herabsausten. Ich brachte mich mit einer raschen Drehung in Sicherheit, doch der Bauer neben mir hatte weniger Glück - ein Geschoss traf ihn in die Schulter, er schrie auf und zerfiel in wenigen Sekunden zu Asche.

      Ich rannte los. Ich wusste, es war meine Pflicht, die Stadt zu beschützen, aber noch mehr musste ich Saleph retten. In diesem Tempo hätten die Bardomashue sie in wenigen Minuten gefunden und ohne Kaiserin wäre unser Reich dem Untergang preisgegeben.
      Wie ein Besessener raste ich durch die gewundenen, engen Gassen, zwischen den unorganisiert auf den Felsboden gepflasterten Häusern hindurch, während um mich herum die Menschen im Geschosshagel starben. Ich schlug einen engen Haken, als ein feindlicher Reiter mir den Weg versperren wollte und nahm eine enge Treppe, die von hohen Häusern flankiert war, sodass ich nicht getroffen werden konnte - und stand vor dem Palast. Mit einer raschen Bewegung trat ich die Tür ein und nahm den mir gut bekannten Weg durch die martialisch verzierten Hallen aus Sandstein, durch einen engen Gang, dann durch das kleine Zimmer dahinter, auf den Wandteppich zu - mit einem kräftigen Hieb meines Warkzzif zerteilte ich den Stoff und trat entschlossen in die Runde, die sich dahinter versammelt hatte.
      Sie waren alle da. Die sieben Weisen, der Ältestenrat, Saleph und ihr Vater, ihr Bruder... Alle Blicke richteten sich auf mich, und keiner davon war freundlich.
      "Was soll das, Hauptmann?" Der oberste Weise trat einen Schritt auf mich zu, um mich zurechtzuweisen. "Euer Platz ist auf der Hauptmauer, um die Stadt zu verteidigen, nicht hier bei..."

      Splitternd brach ein Huf eines Bardomashue durch die Decke, zertrat eine Öllampe und unterbrach die Rüge des Weisen. Ein Teil der Decke brach ein und gab den Blick auf das Reittier frei, auf das metallische Glitzern, das es umgab... und die Lichter, die grauenvollen Lichter, die nach mir tasteten, sich in meine Seele zu brennen schienen und...
      "Er hat recht, Mirron... Geh jetzt! Geh!" Salephs entschlossene Stimme durchschnitt meine Paralyse und ich schüttelte die lähmende Starre ab. Ich musste handeln. "Geh!"
      Über uns leuchtete ein bläuliches Licht auf, das immer stärker wurde.
      "Geh!"
      Ich nickte. "Wie ihr befehlt... Kaiserin."
      Mit einer raschen Bewegung umfasste ich ihre Hüfte und warf mich mit ihr aus dem Fenster. Das hölzerne Fensterkreuz zerbrach krachend, und wir stürzten in die Tiefe. Instinktiv drehte ich mich, sodass ich ihren Aufprall mindern konnte, wenn wir nicht durch Zufall weich landen sollten und...
      Über uns explodierte das Palastgebäude in einem grellen Feuerball. Dann prallten wir auf die Erde, einen harten Sandhaufen.
      Salephs Aufprall trieb mir die Luft aus den Lungen und ich spürte, wie mein linker Arm, ein Bein und mehrere Rippen brachen. Keuchend lag ich einige Herzschläge nur da und versuchte mich dann aufzurappeln. Saleph hatte sich bereits aufgerichtet und starrte mich nur hasserfüllt an. Ich richtete mich auf und sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich ließ sie nicht dazu kommen. "Spar dir dein Kommentar, das bringt uns jetzt nicht weiter! Du musst überleben, nur dann geht es weiter! Wenn wir hier sterben, können wir auch nichts tun!" Sie schloss ihren Mund wieder. Sie wusste, ich hatte Recht.
      Ohne Kommentar schleppte ich mich an ihr vorbei, ihren Blick ignorierend, die Straße entlang. Ich wusste, zwei Häuser weiter war ein Charr'Zhu-Züchter. Charr'Zhu, aggressive und kämpferische Verwandte der Kreetah waren genau das, was wir brauchten. Saleph schwang sich elegant auf eines der Vogelwesen und ritt los, ohne auf mich zu warten. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Die Schmerzen, die mich durchfluteten, ignorierend, wuchtete ich meinen Körper auf einen zweiten Charr'Zhu und gab ihm heiser den Befehl zum Losreiten. Sie wussten, wo ihr Heimatgehege war und dort würden sie hinfinden. Weg von dieser Stadt.
      Während wir den tastenden Lichtfingern auswichen und schließlich durch ein Stadttor in die Wüste hinausritten, blickte ich zurück. Auf das gute Dutzend Bardomashue, das die Stadt mit Lichtkegeln absuchte, die Stadt mit Feuerbällen und Silbergeschossen bombardierte. Ich hörte die Schreie der Sterbenden.
      Was hatte ich getan?

      Müde hing ich über dem Hals meines Reittiers, Blut tropfte aus meinem schlaffen Mundwinkel in den Sand. Was hatte ich getan? Meine Aufgabe war gewesen, die Stadt zu verteidigen, den Widerstand zu organisieren. Aber stattdessen war ich feige weggerannt. Ich hatte versagt, ich hatte diese Menschen zum Tode verurteilt... Ich hatte das Kaiserreich zum Tode verurteilt. Und ich hatte Saleph alles genommen, was ihr etwas bedeutete.
      Sie ritt ein paar Meter vor mir und machte keine Anstalten, mich zur Kenntnis zu nehmen, ein paar hasserfüllte Blicke ausgenommen. Ich hatte ihr die Möglichkeit genommen, für ihr Volk zu sterben und ich hatte mich selbst verletzt, sodass ich den Kampf nicht weiterführen konnte. Ich hatte meine Soldaten ohne Führung dem Tod überlassen... Ich hatte meinen Bardomashue dem Tod überlassen.
      Was hatte ich getan? Dunkelheit umfing mich.
      Was hatte ich getan? Vorhin hatte doch alles so logisch geklungen...
      Was hatte ich getan?

      Das leise Krächzen der Charr'Zhu weckte mich auf. Mein Mund war voll Blut und ich spuckte aus, das Blut war auf dem roten Wüstenboden praktisch nicht zu erkennen. Welch Ironie. Ich spürte, wie meine gebrochenen Rippen sich in irgend etwas in meinem Inneren bohrte und versuchte, mich umzulagern, aber mein gebrochener Arm versagte seinen Dienst. Mein Kopf hämmerte.
      Und in diesem Moment sah ich sie. Die Stadt der Züchter. Die Stadt all jener Viehbauern, die Marduk mit Reittieren, Nutzvieh und Kriegsgetier versorgten. Dort also lag ihr Heimatgehege... Ich hätte es ahnen können.
      Und in diesem Moment hörte ich etwas, was jegliche Hoffnung aus mir weichen ließ. Ich hörte das melancholische Rufen eines Bardomashue.
      Entsetzt sah ich mich trotz der Schmerzen um. Sie waren hinter uns. Sie waren uns gefolgt.
      Lichtkegel erwachten einer nach dem anderen zum Leben und tasteten hinter uns her. Wie konnten sie uns folgen, wie... wie?
      Ich überlegte nicht lange, als Saleph vor mir elegant vom Charr'Zhu absprang und sich elegant abrollte. Ich ließ mich fallen und schlug dumpf auf dem Wüstenboden auf. Zwei weitere Rippen brachen. Sie bohrten sich in meine Innereien. Ich schlug meinen Kopf an. Blut lief über mein Gesicht.
      Ich schleppte mich weiter, Richtung Wüste. Ich müsste überleben, musste... weiterkommen...
      Ich kauerte mich hinter eine Düne, ein kleiner Vorsprung hatte dort eine Art Höhle geschaffen. Der Schmerz tobte durch meine Adern, ich konnte kaum atmen, und doch zwang ich mich, mich aufzurichten, um zu den Bardomashue zu sehen.

      Sie trennten sich. Einige der Reiter drehten ab, um in der Wüste nach mir und Saleph zu suchen, die andere hielt unverändert auf die Stadt zu. Ich hatte sie hierhergelockt...
      Stumme Tränen rannen mein Gesicht herab, als ich mich in die Kuhle kauerte und versuchte, meine Ohren vor den Todesschreien zu verschließen.

      Als ich erwachte, war alles dunkel. Nicht einmal der übliche, blutrote Schimmer umgab mich. War ich tot? Oder war ich… Mein Kopf pochte schmerzhaft und als ich vorsichtig nach der Quelle der Schmerzen tastete, fasste ich in ein blutgetränktes Tuch. Wo war ich?
      Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Finsternis. Ich war in einem Zelt, spärlich ausgestattet. Ich lag auf einer tiefen Liege. Teppiche im Zelt, Teppiche und seltsame Apparaturen, niedrige Tische und Flaschen. Wieso dachte ich, es wäre spärlich? Irgendwoher hatte sich das Wort in meinen Kopf geschlichen, ich wusste nicht, warum. Die Luft roch muffig und abgestanden. Es war still, so still, dass es in den Ohren wehtat. Ich wollte mich aufrichten, aufstehen, aber mein Bein tat weh. Mein linkes Bein. Genau wie mein linker Arm und mein Brustkorb...
      Ich sah, dass jemand mich verarztet und verbunden hatte.
      Vorsichtig tastete ich nach meinem Warkzzif an meiner linken Seite, meine treue Klinge, die mich seit meinem siebten Geburtstag nicht verlassen hat. Sie war noch da. Ein beruhigendes Gefühl strömte durch meinen Körper. Also keine Banditen. Nomaden.

      Der Nomadenführer lächelte mir aufmunternd zu. "Keine Sorge, Kleiner, du hast gut auf die Heilkräuter angesprochen. Noch ein paar Tage, und du bist raus hier." Er blickte kurz zu Saleph, die wie immer am Rand der Oase stand und in die Wüste blickte. "Dein Mädchen ist immer noch sauer, hm? Na, das gibt sich wieder. So sind Frauen halt." Er lachte ein kehliges, rauhes, aber sympathisches Lachen. "Hey, du suchst doch jetzt was, wo du hin kannst, heh? Wenn du willst, kann ich dich bei einem Freund von mir unterbringen. Du kannst doch Bardomashue reiten, heh? Er sucht immer Bardomashue-Reiter, die Karawanen durch die Wüste leiten sollen." a
    • Dein Schreibstil ist unglaublich gut. Man möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Die Geschichten sind mitreißend und sehr emotional geprägt. Ich finde es wundervoll, dass du sie niedergeschrieben hast :)
      Auch wenn das Ende so hart ist, spürt man mit jedem Wort, wie viel Realität darin vorhanden ist...
      Der Schreibstil beschreibt sehr detailliert die Emotionen und die melancholische Atmosphäre auf Marduk... einfach schön und traurig zugleich.

      Original von Sirius
      Ich tendiere ja dazu, dass sie ihm in der Hierarchie ihrer Gemeinschaft unterlegen war und ihn um seinen Rang beneidete, er allerdings so etwas wie Liebe für sie empfand.

      Genau andersherum. SIE = Kaiserin, wie wir nun wissen :)

      Original von Sirius
      [...] er allerdings so etwas wie Liebe für sie empfand. Ob das auf Gegenseitigkeit beruht, ist aufgrund des versuchten Attentates eher fraglich.

      Sie liebte ihn auch. Daher traf sie sich stets im Geheimen mit ihm. Allerdings war sie wütend, dass er die Stadt nicht verteidigte, obwohl er der Hauptmann war und es seine Pflicht war, die Verteidiger zu unterstützen. Enormer Zorn muss sie erfasst haben, sodass sie sich an ihm rächen wollte.

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