Bayern und NRW stoppen Rechtschreibreform

    • Bayern und NRW stoppen Rechtschreibreform

      Bayern und NRW führen die Rechtschreibreform erst mal nicht ein. Alle anderen Länder allerdings schon am 1.8! Was haltet ihr davon?

      spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,365678,00.html

      RECHTSCHREIBDEBATTE

      Heftige Kritik an Bayern und NRW

      Zum 1. August sollte die neue Rechtschreibung verbindlich sein, doch Bayern und Nordrhein-Westfalen scheren aus. Die Abweichler wurden umgehend scharf kritisiert. Tenor der Vorwürfe: Ein Sonderweg Einzelner führe zu noch mehr Durcheinander.



      DDP
      Beschluss-Puzzle Rechtschreibreform: Gerangel ohne Punkt und Komma
      Erst vor drei Wochen hatte sie erneut eine schwere Belastungsprobe gemeistert, die neue Rechtschreibreform, die seit Jahren für aufgeregte Debatten sorgt. Ende Juni hatten die Ministerpräsidenten der CDU-geführten Länder erklärt, man wolle die verbindliche Einführung der reformierten Rechschreibung für unbestimmte Zeit aussetzen. Der Grund: Der Rat für deutsche Rechtschreibung solle mehr Zeit bekommen, um die bislang nur für Getrennt- und Zusammenschreibung erarbeitete Revision der Reform fortzusetzen. Der Plan scheiterte schließlich am Veto der SPD-geführten Länder: Eine Verschiebung kann nur einstimmig beschlossen werden.

      Jetzt ist das nächste Kapitel im Drama Rechtschreibreform eröffnet: Bayern und Nordrhein-Westfalen scheren aus und wollen warten, bis der Rechtschreibrat seine Korrekturempfehlungen - sozusagen die Reform der Reform - vorgelegt hat. Bis dahin will man an den bisherigen Übergangsregelungen festhalten, das heißt, neben der neuen ist vorerst auch die alte Rechtschreibung erlaubt.

      Die CDU-geführten Bundesländer stimmen morgen ihr weiteres Vorgehen in Sachen Rechtschreibreform ab. Wie ein Sprecher der baden-württembergischen Landesregierung heute in Stuttgart mitteilte, ist eine Telefonkonferenz auf Staatssekretärsebene vorgesehen.

      Schelte von Gewerkschaft und Lehrerverband

      Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) findet den Alleingang indiskutabel: Die Aktion des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) und seines nordrhein-westfälischen Kollegen Jürgen Rüttgers (CDU) führe "zu einem einzigen Durcheinander", erklärte die stellvertretende GEW-Vorsitzende Marianne Demmer heute der Nachrichtenagentur AP. "Schülerinnen und Schüler werden erneut verunsichert und wissen bald überhaupt nicht mehr, wie sie schreiben sollen", kritisierte Demmer. "So erreicht man, dass Rechtschreibung nicht mehr ernst genommen wird."

      Auch Sachsens Lehrerverband kritisiert das abweichende Vorgehen Bayerns und Nordrhein-Westfalens scharf. "Den Schülern ist es nicht zu vermitteln, jetzt zu den alten Regeln zurückzukehren", sagte Verbandschefin Ingrid Schwaar der Nachrichtenagentur ddp heute in Radebeul. Die Haltung der beiden Bundesländer sei unverständlich und nicht die Lösung des Problems.

      Der stellvertretende Vorsitzende des Landeselternrates, Hartmut Zabel, äußerte sich ebenfalls kritisch zu der uneinheitlichen Umsetzung der Reform. Wenn sie eingeführt werde, müsse das konsequent geschehen. "Die Reformarbeit sollte nicht auf den Rücken von Lehrern und Schülern abgeladen werden", warnte Zabel. Föderalismus dürfe es nicht auch noch in der deutschen Rechtschreibung geben. Wie Zabel sieht indes auch Schwaar bei der Reform weiteren Handlungsbedarf. Seiner Ansicht nach müssen die Regeln vereinfacht werden.

      Rückendeckung aus NRW

      Der Elternverein Nordrhein-Westfalen hingegen begrüßt die Entscheidung der Landesregierung, die Rechtschreibreform nicht wie geplant zum 1. August einzuführen. Der Verein rechne damit, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung noch "etliche" Veränderungen vorschlagen werde, sagte Regine Schwarzhoff, die stellvertretende Landesvorsitzende und Vizechefin des Deutschen Elternvereins, heute. Die Reform dennoch zum 1. August in Kraft treten zu lassen, bedeute ein "weiteres Hin und Her" für die Schüler.

      Das Thema Rechtschreibreform wird am Donnerstag auch Thema der letzten Kabinettssitzung vor der Sommerpause sein, wie ein Sprecher der Düsseldorfer Staatskanzlei bekannt gab. Die Entscheidung, die verbindliche Neuregelung aufzuschieben, gelte bis auf Weiteres. Zur scharfen Kritik an diesem Schritt wollte sich die Staatskanzlei nicht äußern.

      Schwarzhoff sagte, der Elternverein lehne die Rechtschreibreform insgesamt ab. So hätten die neuen Regeln zur Getrenntschreibung eine "Verarmung" der Sprache zur Folge. Auch werde das Ziel, Schülern das Erlernen der Sprache zu erleichtern, mit der Reform nicht erreicht. Vielmehr müssten sie verschiedene Schreibvarianten von Wörtern erlernen. Schwarzhoff hofft daher, dass der Expertenrat "viele substantielle Änderungen" an der Reform vorschlagen werde.

      Brandenburg refomiert, Niedersachsen tagt

      Die SPD/CDU-Koalition in Brandenburg hält an der termingerechten Einführung der neuen Schreibregeln fest. "Es bleibt dabei", sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums am Montag in Potsdam. Brandenburg wolle sich an die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz halten.

      Niedersachsen will morgen entscheiden, ob es dem Beispiel von Bayern und Nordrhein-Westfalen folgt. Die CDU/FDP-Landesregierung halte sich eine Entscheidung noch offen, hieß es aus dem Kultusministerium heute in Hannover.
      Skepsis ist keine Arroganz.
    • Ich halte das für eine wahnsinnig kluge Entscheidung. Abesehen davon, daß ich sowieso ein Freund der alten Rechtschreibung bin, hat es ganz praktische Vorteile:

      Es gibt zur Zeit faktisch keine einheitliche Rechtschreibung. Was soll denn ab 01. August bewertet werden? Wenn ab August ein Schüler "daß" schreibt, wäre das ein Fehler, schreibt er aber nach alter Rechtschreibung "kennenlernen" wäre dies noch keiner, weil die Getrennt- und Zusammenschreibung ab 01. August noch nicht zählt. Es wäre unverantwortlich, Teile der Reform in Kraft zu setzen, andere aber nicht.
      Es ist besser so, wie es Bayern macht: Abwarten, bis die letzten Änderungen durch sind, und dann die ganze Reform einführen.

      Des weiteren werden noch ALLE Punkte im Rat für Rechtschreibung behandelt. Das könnte bedeuten, daß bei vielen, wahnsinnig vielen Schreibungen die alten Regeln wiedereingeführt werden. Das würde zu neuem Chaos führen, weil dann die Schüler gezwungen würden, in der Schule verbindlich "im Großen und Ganzen" zu schreiben, der Rat beschließt aber, in zwei Monaten wieder "im großen und ganzen" zu schreiben.

      Im Moment befindet sich die deutsche Rechtschreibung in einem Kampf, auf dessen Ende man warten sollte, bevor man uns Schülern eine unfertige Reform vorlegt.


      Des weitern, das muß ich hier mal loswerden: Es gibt KEINE RechtschreibREFORM mehr. Es gibt KEINE NEUE Rechtschreibung mehr. Es gibt nur noch eine alte Rechtschreibung, die modifiziert wurde. 1996, ja, da war das noch eine Reform, eine neue Rechtschreibung. Da wurde statt "kennenlernen" "kennen lernen" geschrieben, statt "eislaufen" "Eis laufen", statt "daß" "dass" usw.

      Nun sind aber die Hälfte dieser Regeln wieder aufgehoben. Inzwischen wurde schon beschlossen, bald wieder "kennenlernen" schreiben zu können, ebenso muß man bald wieder "eislaufen" schreiben, bald werden Menschen auch wieder "zusammensein" anstatt "zusammen sein" usw. Die "ß"-Regel wird sich erstmal halten, aber wohl auch in den nächsten Jahren verschwinden, aber selbst wenn sie bleibt, war's das dann schon.

      Man kann also sagen: Von der 1996 beschlossenen Rechtschreibreform ist inzwischen kaum mehr etwas übriggeblieben. Zur Zeit wird an einer weiteren Revision gearbetet, die aber nicht die letzte sein wird.

      Man darf also nicht mehr von einer "neuen Rechtschreibung" sprechen, denn es ist ja auch kein neues Steuersystem, wenn Merkel die Umsatzsteuer auf 18% anhebt, oder?


      Zum Schluß ist noch hinzuzufügen, daß die "Reform" von Anfang an nicht DIE Reform war, denn ursprünglich waren drei Dinge geplant, von denen sich nicht ein einziger Punkt durchsetzen konnte:
      - Abschaffung des "ß" - dies konnte nicht erreicht werden, da es einen Unterschied gibt, ob man einer Frau etwas über ihre "Maße" oder über ihre "Masse" schreibt. Da das "ß" nicht komplett abgeschafft werden konnte, hat man zumindest die neue "ß"-Regel durchgeboxt, die weder leicht noch logischer ist, sie ist lediglich ein Kompromiß.
      - Abschaffung des Unterschieds "dass"/"das". Es hätte also geheißen: "Das Kind will, das ..."
      - Abschaffung der Großschreibung, Einführung der gemäßigten Kleinschreibung wie in England.

      Keiner dieser Punkte konnte sich - Gott sei Dank - durchsetzen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Hyrule ()

    • Deine Meinung in Ehren, Hyrule. Aber ich denke ich spreche für viele hier, wenn ich sage, dass uns deine andauernden Beiträge zur neuen Rechtschreibung gehörig auf die Nerven gehen.
      Was spielt es schon für eine Rolle, ob man jetzt Schifffahrt oder Schiffahrt schreibt?
      Lügenmärchen haben deine Legende genährt, Harry Potter!


      Nach der heutigen Nacht zweifelt nie wieder jemand meine Kräfte an.
      Nach der heutigen Nacht spricht man - falls man überhaupt noch von dir spricht - bloss noch über dein Betteln nach dem Tod, und wie ich ihn dir - barmherzig wie ich war - auch gewährte.
    • Der Topic handelt a) von Rechtschreibung und b) ist das eigentlich nicht meine Meinung, was ich geschrieben habe, sondern das, was Fakt ist, denn die Änderungen (wieder "kennenlernen" etc.) will ich nicht nur, die wurden formal beschlossen.

      Wer ist eigentlich in der Schweiz dafür zuständig? Wird das bei Euch zentral gemacht oder sind dort die Kantone verantwortlich?
    • Ich befinde es für sehr vernünftig, das diese 2 Bundesländer zur alten Rechtschreibung zurückkehren. Ich wünschte, ich würde in einem dieser Bundesländer leben, denn diese neue Reform geht mir mit ihren ach so tollen "neuen" Wörtern gehörig auf den nerv.
      Ich finde, es sieht schlecht aus, wenn man z.B. Schiffahrt mit drei anstatt mit 2 F schreibt^^ warum denn nicht gleich Fysik anstatt Physik? Es klingt doch wie F, also muss es auch so geschrieben werden (Ironie). Hugh, ich habe gesprochen!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Sauron ()

    • Erstens schreibt man Schifffahrt ganz ohne P. :rolleyes:

      Und die drei F müssen sein, weil der oberste Grundsatz der deutschen Rechtschreibung lautet: "Schreib, wie du sprichst!" Es treffen hier zwei Wörter aufeinander, zusammengesetzte Nomen werden grundsätzlich nicht verändert, außer es widerspricht der obigen Regel.

      Aber du sagst ja nicht "Schif-Fahrt" (was man dann wie "Schief-Fahrt" aussprechen müsste), sondern du sagst "Schiff-Fahrt". Wenn man diese Wörter zusammenzieht, kommt man - Überraschung - auf Schifffahrt mit drei F!


      @ Topic

      Schade, dass alles neue von vornherein bekämpft wird. Die neue RS hätte endlich klare Regeln und Linien in die ganze Schrift gebracht. Natürlich ist auch die neue RS noch nicht der perfekte Kompromiss, aber ich finde, sie ist wesentlich sinnvoller und klarer an den Regeln orientiert als die alte.

      Noch trauriger finde ich es allerdings, dass sich ein paar Bundesländer befähigt sehen, einfach zu tun, was sie für richtig halten, ohne den Dialog mit den anderen zu suchen. Das gibt mir doch, auch abseits aller Rechtschreibung, zu denken.


      EDIT: Hab' noch einen schönen Link zu "7 Lügen über die Rechtschreibreform" gefunden. Sollten sich besonders die Gegner mal zu Gemüt führen:
      Klick
      Aufsteigt der Strahl, und fallend gießt
      Er voll der Marmorschale Rund,
      Die, sich verschleiernd, überfließt
      In einer zweiten Schale Grund;
      Die zweite gibt, sie wird zu reich,
      Der dritten wallend ihre Flut,
      Und jede nimmt und gibt zugleich
      Und strömt und ruht.

      "Der Römische Brunnen", Conrad Ferdinand Meyer (1882)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Mystic ()

    • *drop*
      Also, wir haben jetzt die neue rechtschreibung, ich hab mich auch umstellen müssen, ganze Schulklassen wurden nur mit der neuen ausgebildet, ich hätte echt keinen Bock mehr, mich umzustellen. Die neue ist da, dass wars. Es ist Quatsch, wir können nicht mehr umstellen, dass würde nur noch mehr verwirrung auslösen!
      The Night is dark, but the real darkness is in me!
    • Original von Mystic
      Und die drei F müssen sein, weil der oberste Grundsatz der deutschen Rechtschreibung lautet: "Schreib, wie du sprichst!" Es treffen hier zwei Wörter aufeinander, zusammengesetzte Nomen werden grundsätzlich nicht verändert, außer es widerspricht der obigen Regel.

      Aber du sagst ja nicht "Schif-Fahrt" (was man dann wie "Schief-Fahrt" aussprechen müsste), sondern du sagst "Schiff-Fahrt". Wenn man diese Wörter zusammenzieht, kommt man - Überraschung - auf Schifffahrt mit drei F!

      Dann musst du aber auch für die ck -> k-k-Trennung stimmen!

      Wenn das so weitergeht, zerfällt Deutschland noch in 16 Teile...
    • Original von Mystic
      Schade, dass alles neue von vornherein bekämpft wird. Die neue RS hätte endlich klare Regeln und Linien in die ganze Schrift gebracht. Natürlich ist auch die neue RS noch nicht der perfekte Kompromiss, aber ich finde, sie ist wesentlich sinnvoller und klarer an den Regeln orientiert als die alte.

      Noch trauriger finde ich es allerdings, dass sich ein paar Bundesländer befähigt sehen, einfach zu tun, was sie für richtig halten, ohne den Dialog mit den anderen zu suchen. Das gibt mir doch, auch abseits aller Rechtschreibung, zu denken.


      hm... hat eigentlich wenig sinn, meine meinung auszuführen, weil mystic genau dieselben ansichten hat. ^^

      erstens war ich ohnehin von anfang an befürworterin der neuen rechtschreibung (sämtliche beispiele erspar ich mri jetzt, sonst kommt voldemort und sagt mir ebenso wie hyrule, dass das keinen interessiert. ^^ [wobei du recht haben könntest voldi *grmpf*] ), aber das sei nur hingestellt.
      worum es mir wirklich geht (und da wäre ich auch bereit, zur alten RS zurückzukehren!), ist eine vereinheitlichung der deutschen schriftsprache. das ist doch mehr als lächerlich. natürlich gibt es austriazismen (und eine diskussion zum österreichischen standard des deutschen erspar ich euch auch, das hatten wir alles schon ^^), etc., aber der generelle standard sollte schon überall beibehalten werden.
      deutsch ist eine sprache, die von den wurzeln her _einen_ ursprung hat, der eben nicht nur bis ins indogermanische zurückgeht. ursprache hin und her, aber deutsch ist eine junge errungenschaft, die man nicht schon wieder in den sand setzen soll.
      ich mag es nicht, wenn eine sprache wegen ein paar deppen, die sich nun mal nicht fügen wollen, zerstört wird. schade drum. -__-

      ~und wie auch mystic gesagt hat: es ist mehr als bedenklich, wenn bundesländer einfach keine kommunikation suchen, sondern einfach stur auf ihrer meinung beharren und dies durchführen.
      traurig, wirklich.
    • @ Mystic:
      Nein, die neue hat sicher keine klareren Regeln.

      Sie ist teilweise leichter, ja, aber Du mußt Dir mal anschauen, warum. Natürlich ist es einfacher, "allein stehend" immer getrennt zu schreiben, egal was es bedeutet. Natürlich ist es einfacher, immer von "gräulich" zu sprechen, unbeachtet der Bedeutung. Ja, es ist auch leichter, "selbst gemacht", egal welcher Bedeutung, getrennt zu schreiben. Doch diese Erleichterung empfinde ich als falsch, denn die Sprache verarmt dadurch. Wenn ich "greulich" von "gräulich" nicht mehr unterscheiden muß, ist das Schreiben dadurch leichter - ich muß ja nicht mehr denken -, aber der Sinn des Gemeinten ist nicht mehr festzustellen.

      Andere Änderungen wie die neue "ß"-Regel sind mehr als unsinnig. Daß ich "dass" jetzt mit "ss" schreibe, ist weder leichter, noch leichter lesbar oder sonst etwas. Statt dessen hat diese neue Schreibung sogar "Monster" wie "Missstand" und "Messergebnis" hervorgebracht.

      Bei anderen Sachen ist die Reform überhaupt komisch. Zum Beispiel bei der Worteindeutschung:
      Vor der Reform konnte man "Communiqué" und "Kommuniqué" schreiben. Seit der Reform kann man "Kommunikee" und "Kommuniqué" schreiben, die "C-"Schreibung fiel aber weg - warum?

      Vor 1901 wurde "placiren" geschrieben, dann "placieren", zusätzlich dazu, wesentlich eingedeutschter, "plazieren". Seit der Reform kann man aber nur noch "platzieren" schreiben, warum sind hier die alten Schreibungen auch nicht mehr erlaubt, bei "Bouclé"/"Buklee", "Portemonnaie"/"Portmonee" usw. aber schon?

      Weshalb wurde "Orthographie" teileingedeutscht, aber nicht ganz? Man schreibt zwar nun statt dem "ph" ein deutsches "f", das "th" aber bleibt.

      Weshalb wurde die Reform von 1901 in bezug auf die "th"-Schreibung nicht weiter fortgeführt? Man spricht noch immer vom "Thron" anstatt vom sinnvolleren "Tron". Schon 1901 hätte dieses Wort sein "h" verlieren sollen, behielt es aber, weil der Kaiser es wünschte.


      Weshalb heißt es nun anstatt "rauh" "rau", aber weiterhin "roh"?

      Wieso wurde aus der "Roheit" die "Rohheit", die "Hoheit" blieb aber unverändert?

      Warum soll ich nun anstatt "Ketchup" "Ketschup" und nicht gleich "Ketschap" schreiben?


      EDIT:
      deutschland-kehrt-zurueck.de/buecher.html
      Lest Euch mal Icklers Buch durch.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Hyrule ()

    • Zugegeben: Mir wird schon ein wenig schlecht, wenn ich einige der Wörter, die Hyrule genannt hat, ansehe.
      "Rohheit" ist ein sehr gutes Beispiel dafür.

      Jedoch muss ich die neue Schlechtschreibung an einem Punkt ein wenig verteidigen.
      Das Wort "Messergebnis" wirst du höchstwahrscheinlich nirgendwo zu lesen bekommen. Denk daran: In der Schweiz existiert dieses Doppel S nicht. Wir schreiben, um Missverständnisse ausschliessen zu können "Mess- Ergebnis". Weil man sonst das Wort "Messer" lesen könnte, was ein wenig verwirrend wäre.
      Lügenmärchen haben deine Legende genährt, Harry Potter!


      Nach der heutigen Nacht zweifelt nie wieder jemand meine Kräfte an.
      Nach der heutigen Nacht spricht man - falls man überhaupt noch von dir spricht - bloss noch über dein Betteln nach dem Tod, und wie ich ihn dir - barmherzig wie ich war - auch gewährte.
    • Ja, natürlich kann man "Mess-Ergebnis" schreiben, aber ich frage Dich, warum müssen wir - Bundesdeutsche und Österreicher - die leichtlesbare Form "Meßergebnis" abschaffen und durch die schwerlesbare Form "Messergebnis" ersetzen, nur um dann, mit Hilfe eines Bindestrichs, die Lesbarkeit wiederherzustellen? Da wäre es doch sinnvoller, wir kehrten gleich wieder zum "Meßergebnis" zurück.

      Außerdem habe ich in meinem oberen Beitrag einen Fehler:
      Die "neue" ß-Schreibung ist ja gar nicht neu. Sie wurde ja um 1880 in Österreich schon mal eingeführt, dann aber wieder abgeschafft, eben wegen solchen "Wortmonstern".
    • Ich muss auch zugeben,dass mir die alte Rechtschreibung auch besser gefällt,auch wenn sicher einiges besser in der Neuen ist.Aber vieles aber auch einfach unmöglich aussieht.Oft bin ich einfach verwirrt,wie ich was jetzt schreiben soll,doch zum größten Teil bin ich auch schon die neue Rechtschreibung sehr gewöhnt.Ich finde,man sollte endlich mal eine einheitliche Regel für Deutschland finden,egal ob in in neuer oder alten Rechtschreibung...
    • Uns gefällt die alte Rechtschreibung ja nur, weil viele damit aufgewachsen sind und es nicht anders kennen.

      Ich finde, man kann nicht einfach so die Rechtschreibung mal ändern. Die Wörter haben sich im Laufe von Jahrtausenden herausgebildet, deshalb muss man sie bewahren und man darf sie nicht nach Belieben verändern, nur weil man meint, die Bevölkerung kommt damit besser zurecht.

      Sprache ist die Identität einer Kultur, ihr Profil. Vernichtet man die Sprache oder verändert man sie, passiert dasselbe mit der Kultur - Das zumindestens ist meine These, an der Richtigkeit zweifele ich nicht.
    • Original von Hyrule
      Andere Änderungen wie die neue "ß"-Regel sind mehr als unsinnig. Daß ich "dass" jetzt mit "ss" schreibe, ist weder leichter, noch leichter lesbar oder sonst etwas.


      und schon wieder kommst du mit diesem punkt hyrule... -__-
      die ß-norm IST leichter, weil sie klaren regeln unterliegt. langer vokal - ß; kurzer vokal - ss.
      so einfach ist es. ich weiß, dass du es weißt ( :rolleyes: ), aber manche kennen diese regel eben nicht und argumentieren dann nur mit "früher war es besser".
      ~
      diese regelung ist sowohl für nicht-muttersprachler als auch für kinder leichter zu erlernen.
      ist halt so. das hat nichts damit zu tun, ob es dir andersrum besser gefällt. -.-

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kathy ()

    • @ Sauron:
      Ich bin damit nicht aufgewachsen, und mir gefällt sie trotzdem besser.

      @ Kathy:
      Ja, Kathy, Du hast recht. Die alte Regel war wirklich um einiges schwerer, schließlich lautete sie: Am Wortende immer "ß", nie "ss".

      Natürlich, das stimmt, kann man keinem zutrauen, diese ach so schwere Regel zu lernen und zu beherrschen, denn niemandem kann man zumuten, während des Schreibvorganges darauf zu achten, wann das geschriebene Wort zu Ende ist.

      Nein, im Ernst. Du wirst doch nicht wirklich behaupten, daß die neue Regel leichter ist als die alte war?

      Du weißt schon, daß der einzige Unterschied darin besteht, daß man nach der alten am Wortende immer "ß" gemacht hat, nun nach kurzem Vokal, auch am Wortende, statt dessen immer "ss" schreibt. Wo ist denn da die Erleichterung, bitteschön?

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Hyrule ()

    • Original von Hyrule
      Ja, Kathy, Du hast recht. Die alte Regel war wirklich um einiges schwerer, schließlich lautete sie: Am Wortende immer "ß", nie "ss".

      Natürlich, das stimmt, kann man keinem zutrauen, diese ach so schwere Regel zu lernen und zu beherrschen, denn niemandem kann man zumuten, während des Schreibvorganges darauf zu achten, wann das geschriebene Wort zu Ende ist.

      Nein, im Ernst. Du wirst doch nicht wirklich behaupten, daß die neue Regel leichter ist als die alte war?

      Du weißt schon, daß der einzige Unterschied darin besteht, daß man nach der alten am Wortende immer "ß" gemacht hat, nun nach kurzem Vokal, auch am Wortende, statt dessen immer "ss" schreibt. Wo ist denn da die Erleichterung, bitteschön?


      naja, es ist eine erleichterung, trotz allem. jemand, der mit orthografie gewisse schwierigkeiten hat, kann schon mal durch diese "regel" in bedrängnis kommen, wenn er eine wörter-konstruktion vornehmen muss. dann ist das "ß/ss" plötzlich nicht mehr am ende usw.
      für mich ist jede regel, die "ausnahmen" erlaubt, nicht gut.

      hab grade ewig nachgedacht, um ein wort zu finden, das man mit "ß" geschrieben hat, das jedoch einen kurzen vokal beinhaltet und nicht am ende des wortes die "ß/ss"-sache aufweist.
      ich messe , aber du mißt . und meßbar . so. und jetzt? wie lautet da die regel? das weiß ich nämlich nicht... *-*
      wieso "ß"? das "ß" ist nicht am ende, es ist außerdem nach einem kurzen vokal. das war doch wirklich mehr als missverständlich... -.-

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kathy ()

    • @ Hyrule

      Die s-Regel ist (auch in Lehrerkreisen) einer der besten Punkte der Reform, weil folgendes Prinzip jetzt wirklich durchgezogen wird:

      stimmhaftes "s" (Stimmbänder vibrieren mit): s; "normales s" sonst nur nach dem Stammprinzip

      stimmloses "s" nach langem Vokal: ß

      stimmloses "s" nach kurzem Vokal: ss

      Eine alte Regel, die unsere ganze Schreibung prägt, lautet: "Ein Vokal wird kurz gesprochen, wenn ihm mindestens zwei Konsonanten folgen, sonst wird er lang gesprochen." Das sieht man z.B. an den Wörtern Lippe ("i" kurz, weil zwei "p" folgen), Affe ("a" kurz, weil zwei "f" folgen), hetzen ("e" kurz, weil "tz" folgt), deshalb auch z.B. dass ("a" kurz, deshalb müssen in der Schreibung zwei Konsonanten folgen), Messergebnis (erstes "e" kurz, daher müssen zwei Konsonanten folgen) etc.

      Die Regel "ß am Wortende" hingegen ist eigentlich völlig an den Haaren herbeigezogen und du wirst auch keine logische Begründung dafür finden. Außer dass es vielleicht für den einen oder anderen schön aussieht, aber das ist Geschmacksache ;)


      Zu den Fremdwörterregelungen: Ich habe nie gesagt, dass ich die Reform für absolut perfekt halte, ich halte nur die neue RS sinnvoller als die alte. Aber die Reformer haben bei den Fremdwörtern einfach versucht, der Sprache wieder einen "deutscheren" Hauch zu geben. In einigen Wörtern ist das auch gar nicht so schlecht gelungen. Das Wort Soße ("o" lang gesprochen, daher folgt nur ein Konsonant - das "ß") finde ich z.B. wirklich schöner als Sauce (erlaubt ist übrigens beides). Auch die Geografie gefällt mir schon besser als die Geographie (ebenfalls beides erlaubt).

      Bei den Fremdwörtern gelten die alten und die neuen Formen übrigens, weil man sie nicht mehr als "neu" und "alt", sondern als "eingedeutscht" und "nicht eingedeutscht" bezeichnet.

      In Orthografie bleibt das "th" damit man es nicht ausspricht, wie das "to" in Tor oder toben. Das "o" hat ja auch einen leichten Hauch (du weißt, was ich meine). Ebenso der Thron. Oder sprichst du Thron ebenso aus, wie die Endung des (Fantasie-) Wortes "Zentron"? Nicht wirklich, oder?

      Du weißt auf was ich hinauswill. Natürlich sind deine Einwände auch berechtigt, aber hinter der neuen Rechtschreibung stecken einfach mehr Regeln und begründbare Tatsachen als hinter der alten.

      @ Sauron

      Also, ich denke es geht keine Kultur daran zu Grunde, ob man "Schluss" oder "Schluß" schreibt :rolleyes:

      Die Schrift bleibt ohnehin keine hundert Jahre dieselbe. Auch nicht die Sprache. Ein europäischer Kaiser hat niemals "Computer-Chip" oder "Road-Pricing" gesagt, auch nicht Wörter wie "Autobahn" oder "Kampfjet". Die deutsche Sprache erlebte drei Lautverschiebungen (stimmt die Zahl, Kathy?). Lies doch Walter von der Vogelweide. Er sprach unsere Sprache und doch nicht unsere Sprache. Sprache ist leben, Sprache ändert sich, von Generation zu Generation. Die Rechtschreibung hat der allgemeinen Veränderung der Sprache zu folgen und veränderten Bedürfnissen (Einfachheit und Klarheit vor Sentimentalität) standzuhalten.

      Außerdem zerstören wir uns unsere Kultur (auch unsere Sprache) schon ganz anders selber, indem wir uns Musik, Filme, Essen und Unterhaltung fast ausschließlich aus Usanischen Köpfen zukommen lassen. Das finde ich wesentlich trauriger.
      Aufsteigt der Strahl, und fallend gießt
      Er voll der Marmorschale Rund,
      Die, sich verschleiernd, überfließt
      In einer zweiten Schale Grund;
      Die zweite gibt, sie wird zu reich,
      Der dritten wallend ihre Flut,
      Und jede nimmt und gibt zugleich
      Und strömt und ruht.

      "Der Römische Brunnen", Conrad Ferdinand Meyer (1882)
    • Ich schreibe ja instinktiv richtig - nach der alten Rechtschreibung - und das, obwohl ich selbige nicht so eingetrichtert bekomme wie die neue, komisch...

      Original von Hyrule
      Sie wurde ja um 1880 in Österreich schon mal eingeführt, dann aber wieder abgeschafft, eben wegen solchen "Wortmonstern".

      Also eine Grammatikleuchte bist du ja nicht gerade, sonst hättest du "solcher 'Wortmonster'" geschrieben. :rolleyes: