The Empire of Dreams

    • The Empire of Dreams

      Also, das hier ist meine erste ernsthafte Zelda Fanfiction.
      Ich hab damit vor mehr als einem Jahr angefangen, deshalb ist sie anfangs auch nicht sooo gut...

      Aba jetzt erstmal der Prolog und das erste Kapitel.
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      The Legend of Zelda
      The Empire of Dreams


      Einst gab es viele Legenden, die von dem Helden der Zeit erzählten. Dies ist eine davon. Doch bevor sein Abenteuer überhaupt zur Erinnerung werden konnte, war es bereits in Vergessenheit geraten. Nur in den Träumen der Menschen existierte es noch. Als Teil einer unsterblichen Legende.

      Eine Illusion... fernab der Wahrheit...
      Versunken im endlosen Vergessen... für alle Zeiten...

      Die Einwohner des Landes Hyrule wurden von schrecklichen Alpträumen geplagt, die ihnen fast den Verstand raubten. Die Träume waren so real, dass sie wie die Wirklichkeit erschienen. Doch die Wirklichkeit wurde so unbegreiflich, dass sie wie ein Traum erschien. Durch jene Wirren wurden die Menschen leicht beeinflussbar, was den Geschehnissen ihren Lauf gab.
      Alle Völker waren betroffen. Die edlen, halb Mensch, halb Fisch ähnlichen Zoras im Wasser der Quelle Zoras, die Goronen, Wesen mit unglaublicher Stärke, am einzigen Vulkan, dem Todesberg, das kriegerische, nur aus Frauen bestehende, rothaarige Volk der Gerudos im Tal nahe der unergründlichen Geister-Wüste, die ewig kindlichen Kokiris unter dem Schutz des jungen Deku-Baumes in den Verlorenen Wälder, und die stolzen, herrschenden Hylianer im wichtigen Zentrum des Landes. Selbst der mutige Held der Zeit und die Sieben Weisen blieben nicht verschont.

      Nur eine einzige Person entging den Träumen...

      Schicksal... Bestimmung...
      Auserwählt...


      Kapitel 1
      ~Die letzte Erinnerung~


      Ein neuer angenehmer Frühlingsmorgen brach im Land Hyrule an. Zu jener Zeit lief ein junger Hylianer an einer Klippe am Hylianischen See entlang. Der Held der Zeit, Link. Seine treue Fuchsstute Epona graste derweil friedlich in der Nähe. Vögel begrüßten den neuen Tag mit frohem Gezwitscher. Grillen zirpten beharrlich ihr Lied. Ein leichter Luftzug ließ das lange Gras in der Umgebung des Sees tanzen. Unerwartet verdunkelte sich jedoch der Himmel mit jedem Atemzug. Dunkle Wolken bedeckten rasch das blaue Firmament. Die Idylle wurde von einem plötzlich aufgezogenen Regenschauer, der sich heftig über dem See ergoss, gebrochen. Eiskalt und beunruhigend prasselte der Regen nieder. Jeder Tropfen, der Links grüne Tunika und die weiße Unterkleidung durchweichte, ließ ihn frösteln. Die Kälte durchdrang sogar seine Lederstiefel und kroch tief in seinen Körper. Ein eisiger Windstoß zerzauste ihm die strohblonden Haare. Er hielt inne und blickte auf den See hinaus. Die große, sonst glatte, Oberfläche wurde von den Tropfen zerteilt. Schwarze Raben zogen ihre Kreise über dem See und krächzten unheilverkündend.

      Etwas anderes ließ ihn erneut zittern. Doch es war nicht die Kälte, die mit dem Regen aufgezogen war. Nein, etwas anderes, etwas böses. Er war nicht mehr allein. Eine eiskalte dunkle Aura hatte sich über den See gelegt. Hinter ihm schien dass Böse am stärksten zu sein. Nahe bei ihm. Zu nah. Ein unbehagliches Gefühl des Bösen kroch auf ihn zu. Langsam aber stetig. Link zog sein gewöhnliches hylianisches Schwert, nahm den Hylia-Schild vom Rücken und drehte sich um. Ein eisiger Wind pfiff ihm sogleich ins Gesicht. Kurz war er gezwungen die Augen zu schließen. Dann erkannte er jedoch den Ausgangspunkt der Aura. Vor ihm schwebte oder stand, das konnte der junge Hylianer nicht erkennen, eine seltsame Silhouette wie aus undurchdringbarem weißem Nebel. Ohne Gesicht oder Gliedmaßen. Auch die Form war nicht zu erkennen, da es schien als würde sie sich immer wieder neu bilden. Langsam und lautlos kam das Wesen auf ihn zu. Es schien durch und durch böse zu sein, was auch immer es war, das spürte Link. Er holte aus und schlug mit dem Schwert auf die Gestalt. Die Waffe hätte das Wesen halbieren müssen, stattdessen setzte es sich wieder zusammen, als wäre nichts geschehen. Unaufhaltsam näherte es sich ihm.

      „Verdammt! Das... das kann doch nicht sein!“, fluchte Link, denn so sehr er auch auf das Wesen einschlug, konnte der Hylianer ihm doch nichts anhaben. Die Klinge glitt immer wieder hindurch ohne Wunden zu hinterlassen. Als es sich kurz vor dem Helden befand, veränderte es seine Geschwindigkeit und stürzte sich blitzschnell auf ihn. Von der seltsamen Aktion etwas überrascht verschwand er lautlos unter der Nebelschwade. Es fühlte sich an als würden seine Adern sehr langsam gefrieren und seine Gliedmaßen erstarren. Er sah nichts mehr, keine Dunkelheit, kein Licht. Nichts. Bevor der junge Mann sich richtig wehren konnte, schwanden ihm die Sinne. Link verlor das Bewusstsein.

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      Tja, die nächsten Kapitel sind schon ein bisschen länger.

      Und konstruktive Kritik ist sehr erwünscht^^

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von Naboru ()

    • Joa ich finde, dass das schon sehr viel Potenzial hat, is schön geschrieben und lässt sich auch gut lesen ^^

      Aber ein paar kleine Kritiken habe ich dennoch:
      1. Ein paar Wortwiederholungen wie z.B. am Anfang "Träume" oder später zu oft "Link" stören den Lesefluss etwas, aber das lässt sich ja leicht machen.

      2. Der Regenschauer kommt mir doch etwas zu plötzlich. Du kannst ja erstmal beschreiben, wie die Idylle durch heranziehende, schwarze Wolken gestört wird, Epona unruhig wird (Tiere spüren gewisse Dinge ja früher als wir Menschen), und der Wind langsam von warm auf kalt umschlägt z.B.

      Ansonsten find ich es toll und würde gerne mehr lesen ^^

      Au revoir
      Taya

      Always
      I wanne be with you
      And make believe with you

      [Blockierte Grafik: http://img408.imageshack.us/img408/4391/robotunicornattack238ks.jpg]
      And live in
      HARMONY HARMONY
      OH LOVE



    • Danke und gut zu wissen, mir fallen diese verdammten Wiederholungen nie auf... :mpf:

      Na ja, ich stell mal das nächste Kapitel on^^
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      Kapitel 2
      ~Eine neugierige Träumerin~


      Zur gleichen Zeit ritt in der Hylianischen Steppe eine junge Gerudo auf ihrem schwarzen Hengst in die Richtung des Sees. Ihr Name war Semiramis, von den Gerudos wurde sie Semi genannt. Ihre Haut war braun gebrannt. Ihre für Gerudos seltenen verträumten eisblauen Augen leuchteten abenteuerlustig. Das feuerrote lange Haar hatte sie zu einem festen Pferdeschwanz gebunden, sie trug eine rote weite Hose und ein ebenfalls bauchfreies rotes Oberteil, was sie als eine der speziell ausgebildeten Säbelkriegerin ausweißte. Allerdings fehlte ihr der Edelstein, den jede erwachsene Gerudo auf der Brust trug. Ihr Alter betrug auch erst sechzehn Jahre.

      Normalerweise dürfte sie das Gerudo-Tal noch nicht verlassen, nur als ausgewachsene Gerudo im achtzehnten Lebensjahr wäre sie berechtigt dazu. Doch ihre Neugier hatte gesiegt. Semi schlich sich einfach aus dem Tal. Mit einem einfachen Trick konnte sie die Wächterin an der Schlucht überlisten. Mehr war an diesem Tag nicht nötig gewesen, denn bis auf einige Wächterinnen und unausgewachsene Gerudos befand sich niemand im Tal oder der Festung. Die anderen hatten sich im Wüstenkoloss, auch als Geistertempel bekannt, in der Geister-Wüste versammelt um mit der Führerin Naboru über eine, für Semi unbekannte Sache, Rat zu halten. Semiramis kannte sich in der Steppe sehr gut aus, auch wenn sie vorher nie hier war. Nicht von Erzählungen, davon hielt dass Kriegerinnen Volk nicht viel, sondern von ihren Träumen.

      Alles war genauso wie in ihren Träumen. Eigentlich war sie zuerst nicht erfreut über ihre visionären Träume, besonders da es sich unter den Gerudos herum gesprochen hatte. Seither wurde Semi auch eine Träumerin genannt. Mittlerweile aber hatte die junge Gerudo sich damit abgefunden und fand ihre Visionen sehr amüsant. Besonders da sie so mehr wusste als andere Gleichaltrige. Der andere Nachteil jedoch war, dass einige misstrauische Kriegerinnen schon versucht hatten, ihr die Schuld für die Alpträume des Volkes anzuhängen, da Semiramis als einzige ihres Volkes nicht von der Plage betroffen war. Glücklicherweise aber glaubte ihr Naboru, die folglich nichts von den Anschuldigungen hielt.

      Trotzdem waren noch immer einige Gerudos ihr nicht wohl gesonnen. Insbesondere nicht ihre Meisterin, die sie und noch andere Jungkriegerinnen im Säbelkampf unterrichtete. Zwar war Semiramis sicherlich eine der Besten im Umgang mit dem Säbel, doch wollte das ihre Meisterin nicht wahr haben und machte sie immer wieder vor allen nieder. „Du solltest nie einen Säbel bekommen, du Träumerin. Beim Kampf mit den Gedanken immer woanders, so was ist mir bis jetzt noch nie untergekommen!“, mindestens einmal am Tag musste sie diesen Satz hören. Am Tag hallten die Wörter zwar immer wieder in ihrem Kopf nach, in der Nacht aber träumte sie von angenehmeren Dingen wie von Hyrule. Wieder an ihre Meisterin denkend sah sie auf ihren Säbel, der an einem Gürtel befestigt um ihre Hüfte hing. Es war ihr Säbel, er gehörte nur ihr, da konnte ihre Meisterin sagen was sie wollte. Jede Gerudo bekam am Beginn ihres fünfzehnten Lebensjahres einen Säbel, ob sie gut damit umgehen konnte oder nicht, ob sie immer hoch konzentriert war oder verträumt.

      Mit einem verschmitzten Lächeln dachte sie wieder an ihren Ausflug. Erwischen lassen durfte sie sich nicht, bis zur Dämmerung müsste sie spätestens wieder im Tal sein. Sie trieb ihren schwarzen Hengst an. Heute wollte Semi den Hylianischen See betrachten. Bald müsste sie ihrer Meinung zufolge ankommen. Mittlerweile fror die junge Gerudo, denn es hatte begonnen zu regnen. Doch es erfreute sie ein wenig, in der Wüste gab es so gut wie nie Regen. Und an Kälte tagsüber war erst gar nicht zu denken. Trotzdem kam es ihr ein wenig seltsam vor, dass die dichten grauen Wolken allem Anschein nach nur über dem Gewässer hingen und sich mit dem Wind und der Kälte verbündet hatten. Doch sie verschwendete keine weiteren Gedanken daran. Sie erreichte endlich den See. Ihre Träume entsprachen tatsächlich der Wahrheit. In der Nähe des Wasserfalls, der von der Schlucht vor dem Gerudo-Tal herkam, stoppte sie ihr Pferd und stieg aus dem Sattel.

      Semi bemerkte, dass auch ein anderes Pferd in der Nähe graste, ein fuchsfarbenes mit weißem Schweif, Mähne und auch weißen Fesseln, augenscheinlich der Statur eine Stute. Semi vermutete, dass sich wahrscheinlich eine weitere Person am See aufhielt. Aber das störte sie nicht. Nur ein leichter Drang der Neugier in ihr fragte sich, wer es sein könnte. Das Mädchen lief zum See weiter und entdeckte sofort die andere Person. Es war ein Mann in einer grünen Tunika. Soviel konnte sie erkennen, trotz seiner seltsamen Haltung. Ihre Neugier war sofort geweckt und so ging sie zu ihm hin, weil sie glaubte ihn zu kennen. Als sie sich ihm näherte fiel es ihr wieder ein, woher sie ihn kannte. Er war der Held der Zeit. Eine lebende Legende. Selbst die sonst schweigsamen Gerudos hatten schon viele Geschichten über ihn erzählt, noch dazu hatte sie schon einige Male von einem Kampf geträumt in dem dieser elende Ganondorf von einem Hylianer mit grüner Kleidung besiegt wurde.

      „Wenn ich mich nicht irre heißt er Link, ist zwanzig und mit Prinzessin Zelda verlobt.“, überlegte Semiramis und musste leise kichern, da sie dabei an einige eifersüchtige Gerudos dachte. Allmählich stutzte Semi aber, eigentlich hätte er sie längst bemerken müssen, doch dies war nicht der Fall. Seine Haltung schien auch nicht sehr bequem, aber seit sie hier ankam hatte er sich nicht gerührt. Kein bisschen. Momentan stand Semi hinter ihm, trotzdem erkannte sie, dass Link kniete und die Hände auf das leicht im Boden steckende Schwert stützte. Seinen Kopf hielt er gesenkt. „Vielleicht... schläft er?“, dachte sich Semi verdutzt. Die Gerudo zog ihre Augenbrauen nachdenklich hoch und trat vor den vermeintlich Schlafenden. Sie betrachtete ihn eine Zeit lang von vorne und erschrak. Sie wich einige Schritte zurück, spürte mit einem Fuß dann aber das Ende der Klippe, auf der sich beide befanden, hinter sich und stoppte gerade noch rechtzeitig. Beinahe wäre sie hinab in den See gestürzt.

      Tief atmete Semi durch und näherte sich abermals Link. Langsam ging sie in die Hocke und hoffte, dass sie sich getäuscht hatte. Doch das hatte sie nicht. Das junge Mädchen hielt ihre rechte Hand ganz nah vor seinen Mund, direkt unter seine Nase. Nichts. Kein Atemzug. Auch kein Heben und Senken des Brustkorbes. Kein erhofftes Lebenszeichen. Mit zitternden Händen packte sie den Hylianer an den Schultern und wollte an ihm rütteln. Sie schauderte, sein Körper war vom Regen durchweicht, und kalt. Vorsichtig schüttelte sie ihn an seinen Schultern. Ergebnislos. Er verharrte immer noch in der selben Position. Nicht einmal die Hände hatten sich vom Schwert gelöst. „Bei den Göttinnen! Er wird doch nicht... lieber nicht daran denken!“, meinte Semi und rüttelte fester am regungslosen Link. Erfolglos. Sie erhob sich wieder. „Ich brauche Hilfe, und zwar dringend!“, sagte sie zu sich selbst und blickte nervös umher.

      Freudig entdeckte sie zwei alte Fachwerkhäuser. Sofort rannte sie zum näherliegenden hin. Allerdings war die Tür verschlossen und niemand reagierte auf ihr heftiges Klopfen gegen das Holz. Hastig ließ sie davon ab und stürmte zum nächsten. Um dieses zu erreichen, musste sie eine wacklige, morsche Hängebrücke überqueren. Doch auch dort konnte sie weder so, noch nach lautem Pochen eintreten. Nachdenklich sprintete sie wieder zum Hylianer zurück. „Was jetzt?“, Sie schritt unruhig hinter ihm auf und ab. „Natürlich! Die Prinzessin Hyrules! Sie weiß bestimmt Rat! Aber sie ist auch seine Verlobte... ich glaube aber, mir bleibt nichts anderes übrig als nach ihr zu suchen.“, stellte sie entschlossen fest. Sie holte daraufhin tief Luft und stieß einen schrillen Pfiff aus. Sofort rannte ihr Rappe auf sie zu. Geschickt schwang sie sich mit einem gekonnten Sprung in den verzierten Ledersattel und trieb den Hengst an. Wie sie hoffte und ein wenig wusste zur Stadt Hyrule, wo sich vermutlich auch das Schloss und somit Zelda befand. Den regungslosen Link ließ sie allein am Hylianischen See zurück.

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      Hm... je öfter ich mir das durchlese, umso schlechter kommt mir alles vor... is' aber auch schon 'n Jahr alt...

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    • Original von Melee-Master
      Also mir gefällts :) Ich kenne das aber zum Teil schon, irgendwo hab ich das schonmal gelesen, da war die Story aber schon wesentlich weiter ;)


      Ja, kommt mir auch irgendwie bekannt vor... aber auch egal, auf jeden Fall super! :))
      Wann geht es weiter?! :D
    • Hm... ich hab's auch auf anderen Seiten, das ist aba meistens noch 'ne ältere Version.

      Und weida geht's...
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      Kapitel 3
      ~Verborgenes Wissen~


      Einige Stunden später erreichte Semi endlich voller Erleichterung eine weitläufige Mauer, umgeben von einem Wassergraben und mit einer geöffneten Zugbrücke. Es musste die Stadtmauer sein. Nun hatte auch der Regen aufgehört, die Wolken lagen hinter ihr, das Wasser im Graben spiegelte die Sonne. Sie stieg von ihrem Pferd und ließ es vor der Zugbrücke stehen. Ohne sich über mögliche Folgen den Kopf zu zerbrechen. Bei jedem ihrer Schritte krächzte das Holz der Brücke unter ihren Schuhen, ein verratendes Geräusch, das ihr Kommen ankündigte. Sie betrat, nachdem sie eine längere Straße durchschritten hatte, die Stadt und fand sich auf einem belebten Marktplatz wieder. Großes Gedränge herrschte und Semi musste sich mit viel Mühe einen Weg bahnen. Stimmen riefen durcheinander und boten billige Waren an. Auch in einigen der Fachwerkhäuser befanden sich interessante Läden. An einem schönen Brunnen in der Mitte des Platzes trafen kleine Gruppen zusammen, die Gespräche führten. Viele Gassen führten vom Marktplatz weg, durch die gesamte, entsprechend große, Stadt. Gerne hätte sie hier einige Stunden verbracht und vielerlei ausprobiert. Aber dazu hatte sie jetzt keine Zeit, sie musste sehr schnell zu Zelda. Deshalb lief sie unbeirrt weiter zum Schloss, das man schon vom Marktplatz aus sehen konnte.

      Nach einer Weile verließ sie die Stadt und betrat nun einen ungepflasterten Weg, der wie eine Schlucht zwischen kleinen felsigen Anhöhen hindurch ansteigend verlief. Staub wirbelte auf, als sie den Weg entlang schlenderte. Vor ihr ragten erhaben spitze Türme in den blauen Himmel. Mauern erstreckten sich, durch Zinnen verschönert. Auch das Schloss war auf einer kleinen Anhöhe erbaut. Verträumt und romantisch wirkte es. Semi stellte sich das Leben dort wundervoll vor. Sie lief wie in Trance um eine Biegung. Vor Bewunderung konnte sie den Blick kaum abwenden. Es war noch beeindruckender als in ihren Träumen. Wie es von innen aussah wusste sie ausnahmsweise nicht, dies wurde ihr nie offenbart. Einen Nachteil den sie nun bitter bereute, weil sie daher nicht einmal wusste, wo sie ihre Suche beginnen sollte.

      Das große steinerne Portal des Schlosses mit den Holztürflügeln und dem Fallgitter war jedoch, zu Semis Verwunderung, geöffnet. Eine breite Zugbrücke führte über einen klaren Wassergraben, der nur das Schloss umgab, zum Portal. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, vielleicht würde es doch nicht so schwer werden Zelda zu finden. Doch da irrte sie. „Halt! Du darfst nicht ins Schloss! Unbefugten ist der Zutritt verwehrt!“ rief ein Wachmann und Semi erschrak über die laute Stimme. Sie hatte ihn vorher nicht bemerkt, genauso wie sie auch das große Eisentor, vor dem er stand, einfach übersehen hatte. Seine Lanze war auf sie gerichtet. Der Brustpanzer glänzte in der Sonne, besonders das Triforce-Zeichen auf seiner Brust reflektierte das Licht. Sein großer Helm verdeckte fast die Augen und die Hälfte seines kantigen Gesichtes.

      „Ich... ich habe eine Nachricht für die Prinzessin.“, antwortete Semi ernst. „Ach ja, das kann jeder behaupten. Zeige mir lieber die Berechtigung deiner Führerin, Gerudo! Oder hast du irgendetwas gemeines vor?“, bellte sie der Wachmann unfreundlich an. „Ich habe keine Berechtigung, und Böses habe ich auch nicht im Sinn, aber eine sehr wichtige Nachricht!“ „Ohne eine Berechtigung, Antrag oder Einladung darfst du nicht eintreten, ich habe meine Anordnungen. Und einer Gerudo glaube ich sowieso nicht. Kehre lieber wieder schnell um, bevor meine Geduld zu Ende ist, Gerudo!“, drohte ihr der Wachmann mit entzürnter Stimme. Semi grummelte leise etwas vor sich hin und kehrte wieder um. Hinter der Biegung lehnte sie sich gegen die Felswand.

      Die Hylianer verübelten den Gerudos allem Anschein nach noch immer ihre Taten wie das Werk ihres letzten Königs, Ganondorf. Noch dazu beeinflussten wahrscheinlich auch die wenigen Aufstände der Gerudos ihre Meinung. Verzweifelt überlegte sie, suchend nach einer Möglichkeit, um ins Schloss hinein zu kommen. Am einfachsten wäre es die ganze Geschichte zu erzählen, doch wer würde einer Gerudo schon glauben? Wenn der Wachmann sie überhaupt zu Wort kommen ließe. Womöglich würde er auch sie für Links Zustand beschuldigen. Also fiel diese Möglichkeit aus. Etwas zog an ihren Haaren. Sie bemerkte hinter sich Kletterpflanzen die an den Felsen hinaufwuchsen. Sie befreite ihre Haare aus den Schlingen und warf dabei einen Blick hoch zum Ende der Felswand.

      Vielleicht hätte sie von dort oben einen besseren Überblick und könnte auch einen anderen Weg ins Schloss finden. Oder sie würde womöglich den Wachen direkt in die Arme laufen. Einen Versuch war es Semi dennoch wert. Ihre Hände fassten die Pflanzen. Mit viel Anstrengung kletterte sie hinauf, beinahe wären dabei einige der Gewächse gerissen. Erschöpft kam sie oben an. Ihre Sicht verbesserte sich wirklich, doch musste sie erkennen, dass es noch viele andere Wachen gab, die jeden Winkel des Weges überwachten. Keine Chance unbemerkt hinein zu kommen. Wenigstens war ihr Aufenthaltsort unbewacht und nicht im Blickfeld der Wachen. Entmutigt setzte sich Semi am Rand der Anhöhe im Schneidersitz hin, ihren Kopf stützte sie in die Hände. Direkt unter ihr lag der Weg und das Tor. So würde wohl niemand jemals erfahren, dass der Held der Zeit regungslos am Hylianischen See war.

      Plötzlich hörte sie ein Rattern. Wahrscheinlich ein Karren der von einem Pferd oder Esel gezogen wurde. Sie blickte hinunter und erkannte, dass sie Recht hatte. Ein alter klappriger Wagen, von einem Pferd gezogen, hielt vor dem Tor. Der Karren war mit Holzkisten beladen, in der Mitte war jedoch eine Lücke ohne Ladung. Gerade groß genug, damit eine kleinere Person hineinpassen könnte. Eine verrückte Idee kam ihr in den Sinn. Sogleich breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Ihre Mitfahrgelegenheit. Leise rannte sie zu den Gewächsen und kletterte hinunter. Unten angekommen, spähte sie um die Biegung. „Ich liefere die Milch für die Königliche Familie.“, sprach der Wagenführer, dem zu urteilen ein Bauer, zum Wachmann. „Einen Augenblick! Ich prüfe ob die Ladung bestellt ist!“, rief der Wachmann, ging durch das Tor, schloss es hinter sich und lief mit klappernder Rüstung zum breiten Steinrahmen des Durchgangs und betrat dort vermutlich einen kleinen Raum auf der rechten Seite des Torbogens. „Hier kommt wirklich niemand unbemerkt rein.“, meinte Semi still, war aber um die gewonnene Zeit durch die Anweisungen froh.

      Der Bauer schien gelangweilt. Eine gute Chance. Leise schlich sie zum Wagen. Lautlos, wie es ihr gelehrt wurde. Sie schwang sich geschickt auf die Kisten im Karren. Vorsichtig krabbelte die Gerudo zur Lücke. Kopfüber rutschte sie hinein, und wälzte sich erst im Zwischenraum wieder in die richtige Haltung. Semi lugte leicht über den Rand der vorderen Kiste, hoffend, dass ihre Aktion nicht zuviel Lärm gemacht hatte. Sie hielt die Luft an. Der dicke Bauer mit dem Schnauzbart blickte sich zwar um, konnte aber nichts seltsames entdecken. Sein Blick richtete sich dann mit einem Schulterzucken wieder nach vorne. „Puh! Das war knapp!“, dachte Semi, dabei seufzte sie leise. Zusammengekauert wartete sie ab. Kurz darauf hörte sie wieder dass Klappern einer Rüstung. „Du kannst durchfahren! Melde dich dann im Schloss.“, rief der Wachmann und öffnete das Tor. Mit einem Ruck setzte sich der Karren wieder in Bewegung. Die junge Gerudo wurde ziemlich durchgeschüttelt und stieß sich einige Male den Kopf an einer der Kisten.

      Nach für Semi sehr langer Zeit stoppte der Wagen so plötzlich wie er losgefahren war. Wieder prallte ihr Kopf gegen die Ladung. „Autsch!“, fluchte sie leise vor sich hin. Der Bauer sprang vom Wagen, das hörte sie ganz genau. Seine Schritte verhalten langsam, als er sich, wie Semi hoffte, vom Wagen entfernte. Eine Tür wurde geöffnet und wieder zugeschlagen. Ihre Anspannung stieg. Sie blickte über den Rand der Kisten. Niemand war zu sehen. Kein Bauer. Keine Wachen. Keiner der sie erwischen könnte. Vorsichtig sprang sie aus dem Wagen. Leise schlich sie davon. Das Pferd, welches vor den Wagen gespannte war, wieherte gedämpft und scharrte mit dem rechten Vorderhuf, als Semi vorbeihuschte. „Psst!“ , hauchte sie flüchtig über ihre Schulter. Jetzt galt nur noch Prinzessin Zelda zu finden, und vor allem den Wachen nicht in die Hände zu fallen.

      Sie stoppte. Einen wichtigen Punkt hatte sie vergessen. Ihr einziges Problem war, dass sie keine Ahnung hatte, wo sich Zelda befand, noch dazu wusste sie momentan nicht, wo auch sie selbst war. Semi schaute umher und erspähte durch ein geöffnetes Portal hinter sich den Weg zurück zur Stadt, kurz zuvor das andere Tor. Sie stand in der mit Steinen gepflasterten Torhalle des Schlosses, denn der Raum war überdacht. Zu ihrer Linken war eine Tür durch die womöglich der Bauer verschwunden war. Diese Tür schloss Semi als Weg aus. Sie wusste nicht, wann der Bauer zurück kommen würde. Ob in einigen Stunden oder schon in wenigen Augenblicken, war nicht gewiss. Zur Rechten stand der Karren. Vor ihr aber tat sich ein Weg auf.

      Sie schlich weiter geradeaus, so leise sie nur konnte. Ein kurzes Stück des Weges war nicht überdacht, wurde aber weiterhin von Mauern eingeschlossen. Plötzlich hörte sie ein leises Harfenspiel. Sie blickte nach rechts und sah einen kleinen, mit Efeu überwachsenen, Torbogen. Einladend lockte die Öffnung zu einem neuen Weg, und zu einer gefährlichen Runde Wachen ärgern. Warum sie überhaupt dort hineinging, wusste Semi selbst nicht recht, doch eine starke innere Stimme sagte ihr, dies sei der Weg zur Prinzessin, die sich im Schlossgarten aufhielt. So behauptete es Semis Eingebung jedenfalls. Der Boden war nun nicht mehr mit Steinen gepflastert, sondern kräftig mit Gras bewachsen. Nach einigen Metern stand eine Hecke, die in der Mitte geöffnet war. Die Gerudo stellte sich dahinter und spitzte um die Ecke, zog den Kopf aber schnell wieder zurück. Ein Wachmann machte seine Runde. Er trug eine spitze, gefährliche Lanze in der Hand. Semi atmete tief ein, wartete bis der Wachmann um die nächste Hecke bog und rannte los. So leise sie konnte. So schnell sie konnte.

      Hinter der nächsten Hecke versteckte sie sich wieder, wartete dort bis auch der nächste Wachmann außer Sicht war. Sie war in eine Art Labyrinth geraten. Deshalb war es immer das gleiche. Rennen, hinter Hecken manchmal auch Brunnen verstecken und nicht erwischen lassen. Das Harfenspiel wurde von Schritt zu Schritt lauter. Ihr Atmen wurde immer mehr zum Keuchen. Nach längerer Zeit bog sie erschöpft um eine Ecke und stand einige Meter von einer Sackgasse entfernt, unter einer Überdachung. In ihrem Augenwinkel erkannte sie eine Tür auf der rechten Seite. Sie musste wirklich den Schlossgarten erreicht haben. Endlich. Nun war die Harfe nicht mehr zu überhören.

      Am anderen Ende des Gartens saß auf der Mauer einer Steinplatte vor einem Fenster eine junge Frau in einem zartrosa Gewand. Darüber trug sie ein etwas dunkleres kurzes Oberteil. Gleichfarbene Handschuhe kleideten ihre Arme bis zu ihren Oberarmen. Ihre Schultern waren mit je zwei goldenen Platten geschützt, die mit einem goldenen Dreieck auf Brust und Rücken verbunden waren. Das rückenlange blonde Haar glänzte im Sonnenschein der mittägigen Sonne. Sie war vertieft in das Lied, welches sie spielte, und wandte Semi den Rücken zu. Zelda. Die Prinzessin Hyrules und Verlobte des Helden der Zeit. Auch sie war zwanzig Jahre, nur etwas jünger als Link. Die Gerudo hatte es geschafft. Semiramis trat in den Schlossgarten ein. Auf beiden Seiten des Gartens plätscherte ein Wasserlauf. In der Mitte wuchsen im Gras einige seltene, schöne Blumen. Das Mädchen näherte sich Prinzessin Zelda. Sie war nervös und hoffte inständig, dass Zelda nicht die Wachen rufen würde.

      „Prin... Prinzessin, ich muss Euch etwas wichtiges mitteilen.“, begann sie und verbeugte sich dabei aus Höflichkeit. „Nanu, wer bist du?“, fragte Zelda erschrocken und brach das Harfenspiel ab, dabei stand sie auf und wandte sich Semi zu. Die Gerudo staunte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Nur wichtiges hatten die Gerudos über die Prinzessin und Link erzählt, doch dies war nie erwähnt worden. Niemals. Mit keinem einzigen Wort. Mit keiner Silbe. Semi schluckte. Auf so etwas war sie nicht vorbereitet. Überhaupt nicht. Zelda blickte sie durchdringend mit ihren tiefblauen Augen an. Ihre für Hylianer typisch langen, spitzen Ohren wurden durch goldene Ohrringe in der Form des heiligen Triforces geschmückt. Der rote Diamant in ihrem goldenen Diadem funkelte. Ihr wunderschönes Gesicht wirkte sehr ernst. Doch eine ihrer Hände ruhte auf ihrem gewölbten Bauch. Sie erwartete ein Kind. Semi wusste wer der Vater war, dies lag auf der Hand, dabei bereute die Jungkriegerin allerdings, dass sie die Entdeckung am See machen musste. Ihre Gedanken schwirrten durch ihren Kopf und fanden kaum Halt. Sie schluckte schwer.

      „Ich bin Semiramis eine der Gerudos. Ich komme in guten Absichten. Doch ich habe eine schreckliche Nachricht für Euch!“, fuhr sie fort. „ Auch wenn du nichts böses vorhast, bist du dennoch hier reingeschlichen, oder? Aber trotzdem, wenn es wichtig ist, fahr mit deiner Erzählung fort.“, sagte Zelda nun mit einem beruhigten, leichten Lächeln. Auch blickte sie Semi nicht mehr durchdringend an. „Ja, aber gestattet mir vorher eine Frage: Ist der Vater Eures Kindes, Link, der Held der Zeit?“, fragte sie vorsichtig, fand diese Frage, nachdem sie es ausgesprochen hatte, aber selbst nicht sehr sinnvoll. „Er ist mein Verlobter und der Vater meines Kindes. Diese Frage hättest du dir wohl sparen können.“, meinte die Prinzessin freundlich und lächelte wieder, „Doch jetzt erzähle mir die Nachricht. Wenn du dich deshalb ins Schloss schleichst und somit viel riskierst muss es wohl wichtig sein.“, Zelda wurde wieder etwas ernster.

      „Ich bin zum Hylianischen See geritten, als ich dann dort ankam, sah ich den Helden der Zeit an einer Klippe. Da ich ihn von Erzählungen kannte, war ich neugierig und ging zu ihm hin. Doch er war nicht mehr ansprechbar, ich habe an ihm gerüttelt, aber er kniete da. Seine Hände auf das Schwert gestützt, den Kopf zum Boden gesenkt. Schließlich habe ich gemerkt, dass er nicht mehr atmete.“, endete Semi bedrückt. „Du musst scherzen! Oder sagst du wirklich die Wahrheit?“, äußerte Zelda nun argwöhnisch. Sie wusste, dass Link schon früh am Morgen losgezogen war. Aber sollte diese Gerudo tatsächlich Recht haben? „Ich schwöre, dass ich nicht lüge! Wenn doch, so sollen die Götter mich für diesen Frevel bestrafen!“, schwor Semiramis mutig. Einen kurzen Moment zögerte Zelda. „Mir scheint, du meinst es wirklich ernst, dass Link leblos am Hylianischen See ist. Wenn es der Wahrheit entspricht so müssen sofort die Weisen verständigt werden.“, erwiderte Zelda letztlich und legte ihre Harfe auf die Mauer, „Und falls sie doch lügt, so wäre eine riesige Schwindlerin überführt.“, fügte sie in Gedanken hinzu.

      „Ihr wollt die Weisen verständigen? Aber was ist mit den Wachen? Wie wollt Ihr an ihnen vorbei, die...“ „Warte nur ab.“, fiel die Prinzessin Semi ins Wort. Sie kam auf die Gerudo zu und umfasste ihren Arm. Semi starrte sie verwundert an. Zelda schloss die Augen, murmelte kurz etwas, dann wurden beide schon von einem hellen Licht geblendet. Semi fühlte sich als würde sie schweben. Dieses Gefühl hielt jedoch nicht lange, denn nach einigen Sekunden spürte sie wieder festen Boden unter den Füßen. Steinboden. Auch das blendende Licht war verblasst. Die Gerudo konnte wieder normal sehen.

      Sie standen in einer großen steinernen Halle. Durch schmale, lange Fenster an den Wänden fielen Sonnenstrahlen herein. Auf dem Schachfeld ähnlichen Marmorboden war in der Mitte ein roter Teppich. Die zwei jungen Frauen befanden sich dagegen auf einer erhöhten Platte aus Stein, auf die ein Triforce eingemeißelt war. Jene Dreiheit aus Kraft, Mut und Weisheit. An einem Ende der Halle weilte ein riesiges Portal, am anderen ein Altar mit Hylianischen Schriftzeichen, über dem drei Steine schwebten. Ein grüner, ein roter, und ein blauer Stein jeweils in verschiedenen, goldenen Fassungen. Die drei heiligen Steine. Dahinter war ein verschlossener Zugang, wieder mit einem Triforce versehen. Sie hielten sich in der Zitadelle der Zeit auf. Dem Gebäude, das den Zugang zum Heiligen Reich, zu aller Macht, zur Ruhestätte des Triforces, schützte. Das Gebäude in dem die heilige Waffe, das Masterschwert, im Zeitenfelsen ruhte. Dies wusste auch Semi. Plötzlich hörte sie ein heftiges Atmen neben sich, was sie aus ihren Gedanken riss. Zelda. Die Prinzessin schien ziemlich erschöpft. Die Aktion hatte ihr viel magische Kraft gekostet, besonders in ihrem jetzigen Zustand.

      Trotzdem holte sie tief Luft. „Ich Zelda, die Prinzessin Hyrules und siebte Weise, rufe euch, die sechs Weisen. Eure Hilfe wird gebraucht!“, rief sie so laut es ihr in ihrer Erschöpfung möglich war. Danach blickte sie zu Semi. Hätte sie gelogen, würde sie sicherlich bald die Flucht ergreifen. Die junge Gerudo blieb. Einige Augenblicke später erstrahlten sechs verschiedenfarbige Lichter, aus denen die Weisen traten. Sie standen in einer Linie vor der Steinplatte. Rauru, ein uralter Hylianer und Weiser des Lichts. Er trug eine lange weite orange Kutte, die mit roten Ornamenten verziert war, seine Hände wurden von langen Ärmeln verdeckt. Salia, Links beste Freundin seit seiner Kindheit, ein Mädchen von den immer kindlichen Kokiris und Weise des Waldes. Sie hatte kurze grüne Haare und trug eine kleine grüne Tunika, ihre blauen Augen spiegelten kindliche Unschuld wieder, sie war die Kleinste der Weisen. Darunia, Anführer der Goronen, Links Blutsbruder und Weiser des Feuers. Sein Blick war erhaben und seine riesigen Muskeln pulsierten unter seiner gelblichen Haut. Ruto, Links ewige Verehrerin, Prinzessin der Zoras und Weise des Wassers. Ihre Figur war perfekt und ihre blaue Haut schimmerte geschmeidig. Trotz ihrer Schönheit, wirkte sie aber leicht eingebildet und hochnäsig. Impa, Zeldas ehemaliges Kindermädchen und nun Vertraute, letzte Shiekah Hyrules und Weise des Schatten. Stolz hatte sie die Arme verschränkt, ihre Kleidung war im Stil der Shiekahs, der einstmaligen Leibwächter der Königlichen Familie. Auf ihrer Brust prangte das Shiekah - Auge, an ihrer Hüfte hing ein Dolch. Naboru, die Führerin der Gerudos und Weise der Geister. Ihre Hände ruhten in ihrer Hüfte, die weite Hose schimmerte leicht rötlich, ihr bauchfreies und ärmelloses Oberteil war mit den blauen und roten Gerudo Verzierungen geschmückt. Semi sah die Wiederspiegelung ihres Gesichtes, in dem orangen Edelstein auf der Stirn Naborus. Semi schluckte, nun wusste Naboru von ihrem kleinen Ausflug. Dass die Gerudo auch eine der Weisen war, hatte sie vergessen.

      „Was ist geschehen, dass Ihr uns ruft, Prinzessin?“, fragte Rauru. „Was machst du denn hier Semiramis?“, fügte Naboru erstaunt hinzu als sie Semiramis neben der Prinzessin erspähte. Semi grinste etwas verlegen. „Semiramis kam in den Schlossgarten und erzählte mir, dass Link leblos am Hylianischen See ist. Ich bin mir nicht so sicher ob sie die Wahrheit spricht. Doch soll sie es selbst erzählen.“, äußerte Zelda und richtete sich zu Semi. „Sag uns erst einmal wer du bist und dann erzähl.“, meinte Rauru zur jungen Gerudo. Sie begann zuerst mit erklären, danach schilderte sie ihren Fund. Als sie geendet hatte, waren die Weisen, genau wie auch Zelda, noch immer ein wenig misstrauisch. Alle, außer Naboru. „Wir können ihr glauben! Semi lügt nie. Das weiß ich aus Erfahrung.“, versuchte sie die Weisen zu überzeugen. „Wenn dem so ist. Ich halte sie, auch wegen Naborus Bestätigung, für soweit glaubhaft, dass ich der Sache zumindest nachgehen werde.“, entgegnete der Weise des Lichts und wandte sich an Darunia. Dieser verstand den Blick und verschwand zeitgleich mit Rauru in einem hellen Licht.

      In der Zitadelle der Zeit herrschte unter den Weisen, Zelda und Semi derweil Stille. Semi bemerkte wie die ernsten Blicke der Weisen auf ihr ruhten. Ein unbehagliches Gefühl überfiel sie. Vor allem Naborus Antlitz flößte ihr Angst ein. Die junge Gerudo hatte etwas Unerlaubtes getan. Dafür würde man sie bestrafen. Sie konnte es in den Augen ihrer Führerin lesen. Nach einigen Minuten kamen die zwei Weisen wieder, doch nun befand sich eine dritte Gestalt in ihrer Mitte. Link. Als das Leuchten verblasst war, konnte man erkennen, dass Link noch immer in derselben Haltung verharrte wie ihn Semi fand und es denn Weisen geschildert hatte. „Wir haben ihn schon angesprochen, doch er reagiert nicht. Semiramis behält leider Recht mit ihrer Nachricht.“, sagte Rauru betreten. „Wie...?“, wisperte Zelda geschockt, dabei ging sie auf den gebeugten Link zu. Seine Hände waren am Griff des Schwertes, auch hielt er noch immer den Kopf zu Boden gesenkt. Die Augen waren geschlossen. Zelda beugte sich zu ihm hinab und packte seine Schultern. Sein Körper war eiskalt.

      Trotzdem rüttelte sie an seinen Schultern. Keine Reaktion. Sie kniete nieder und rüttelte weiter an ihm, sagte dabei seinen Namen, immer und immer wieder. Ohne Erfolg. Er rührte sich nicht. Langsam benetzten Tränen ihre Wangen, tropften an ihrem Kinn hinunter und prallten auf den Boden. „Es hat keinen Sinn Prinzessin. Er wird nicht erwachen. Auch nicht durch Eure Tränen.“, sprach Rauru vorsichtig auf die Prinzessin ein. „Nein, das... das... darf nicht wahr... wahr sein!“, stotterte Zelda mit tränenerstickter Stimme. Impa ging zu Zelda und half ihr auf. Tröstend nahm sie die Prinzessin in die Arme. Jedoch wäre sie jetzt lieber in den Armen ihres Verlobten gewesen. Auch Semi hatte mit der Prinzessin Mitleid und hätte gerne etwas getan.

      „Was ist mit ihm?“, fragte Zelda Rauru, während sie sich aus den Armen ihrer Vertrauten wand, „Ich möchte die Wahrheit wissen.“ „Es tut mir Leid, Prinzessin, die Wahrheit weiß auch ich nicht. Aber eines kann ich Euch jedenfalls versichern, er ist nicht tot. Wir Weisen sollten uns jedoch erst beraten, um dann eine Endscheidung über unser weiteres Vorgehen zu treffen. Doch Ihr, Prinzessin, müsst euch schonen. Ich werde Euch zurück in den Schlossgarten bringen. Aber Ihr solltet nicht allein bleiben. Die momentane Lage ist bisher rätselhaft und könnte gefährlich sein. Semiramis sollte Euch deshalb begleiten, und wenn es sein muss auch schützen. Sie genießt nun unser volles Vertrauen. Eine Lösung lässt sich bestimmt finden. Es ist besser für Euch, glaubt mir.“, richtete sich Rauru an Zelda. „Aber...“, wollte sie wiedersprechen, als Impa sie unterbrach. „Es ist wirklich besser, wenn ihr Euch schont, Prinzessin. Denkt an Euer Kind.“ Zelda legte ihre Hände auf ihren Bauch, und senkte traurig den Kopf. Dann nickte sie.

      „Semiramis ich bitte dich, dass du die Prinzessin begleitest und möglicherweise auch schützt. Denn die Wachen im Schloss sind wie du sicher gemerkt hast nicht sehr zuverlässig. Wirst du die Aufgabe annehmen?“, fragte Rauru nun Semi. „Ja, nur Naboru, könntet Ihr...“, antwortete sie wurde aber von der Weisen der Geister unterbrochen. „Ich werde es den anderen Gerudos erklären, da sei dir sicher Semi. An deiner Strafe, weil du dich unerlaubt aus dem Tal geschlichen hast, wird es auch ziemlich viel ändern.“, erwiderte sie. Die junge Gerudo bejahte erfreut. „Ich werde euch jetzt wieder in den Schlossgarten teleportieren. Wir werden uns beraten.“, waren Raurus letzte Worte, danach wurden die beiden jungen Frauen erneut von einem Licht geblendet und fanden sich im Schlossgarten wieder. Die Weisen zogen sich in die Halle der Weisen im Tempel des Lichts zurück und begannen zu diskutieren.

      Jeder der Weisen stand auf einer Plattform mit dem Zeichen der jeweiligen Macht versehen. Wasser plätscherte mit anderen Platten in der Halle als Quelle in die Tiefe. Alle Steinplatten der Weisen waren um eine große Steinplatte, mit einem Triforce im Mittelpunkt, im Kreis angeordnet. Auf dieser Platte kauerte Link. Alles schwebte in der Luft, einen Grund der Halle gab es nicht, ebenso keine Wände und keine Decke. Der Raum schien unendlich in einem Schwarz zu erstrahlen. „Warum nur Link?“, schluchzte Ruto so leise, dass niemand anderes es hören konnte. Salia schwieg traurig. „Ihr habt Zelda etwas verschwiegen, Rauru. Was ist wirklich mit Link.“, fragte Impa. „Ich wollte die Prinzessin nicht noch mehr ängstigen, aber ich habe keine Hoffnung, das Link zurückkehren wird. Auch wenn wir unsere gesamte Kraft bündeln würden, und auch mit Zeldas Kraft vereinen, so wissen wir doch nicht wie wir sie einsetzen sollten.“, erwiderte Rauru. „Dann ist er...tot?“, überlegte Naboru. „Vielleicht, aber vielleicht auch nicht. Er hat keine Verletzungen, die für einen Kampf sprechen. Auch ist seine Haltung dafür viel zu ungewöhnlich. Aber es gibt mehrere Möglichkeiten. Ich ziehe in Betracht, dass er seiner Seele beraubt wurde, vieles spricht dafür. Doch ich bin mir nicht sicher. Als zuletzt jemand seiner Seele beraubt wurde, war ich noch ein junger Hylianer und kein Weiser. Es könnte sein, dass Link nicht das einzige Opfer bleibt. Die Lage ist wirklich ernst zu nehmen. Doch mehr weiß auch ich nicht.“, endete Rauru zum erstenmal ratlos.

      Einige Zeit schwiegen die Weisen bis Naboru wieder eine ihrer Überlegungen laut aussprach. „Vielleicht war es tatsächlich eine gute Fügung des Schicksals, das ausgerechnet Semiramis Link fand.“ „Warum? Was ist besonderes an ihr? Willst du wohl sagen, dass nicht alle Gerudos so ehrlich sind?“, hakte Salia etwas frech nach, um ihre Traurigkeit zu überspielen. „Nun ja, dass könnte in geringem Maße stimmen... aber nun zu Semi. Sie ist nämlich eine richtige Träumerin und manchmal viel zu neugierig. Es ist nicht verwunderlich, dass sie sich aus dem Tal geschlichen hat. Sie ist noch dazu ein Waisenkind, ihre Mutter starb als sie erst ein kleines Kind war. Ihre Ziehmutter ist, nebenbei gesagt, eine sehr zuverlässige Wächterin. Semiramis ist jedenfalls eine ausgezeichnete Säbelkämpferin, vielleicht eine der Besten. Nur viel zu verträumt, auch im Kampf. Doch das ganz besondere an ihr ist, dass sie als einzige Gerudo keine Alpträume hat. Wobei sie sehr verschlafen ist und trotzdem verschont bleibt. Folglich nicht gerade eine normale Gerudo.“, erklärte Naboru mit anfangs gelegentlich schmunzelnden Blicken zu Salia. „Dann ist sie möglicherweise die einzige Person in Hyrule die keine Alpträume hat.“, meinte Darunia, wie fast immer mürrisch, dazu. Die Unterhaltung der Weisen ging noch lange weiter, trotzdem kamen sie auf kein Ergebnis wie sie Link helfen könnten. Zelda und Semiramis saßen derweil im Schlossgarten.

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      Ich hasse diese Dialoge, sorry falls sich das alles so geschwollen und komisch anhört -.-

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    • Wirklich? Na, dann^^
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      Kapitel 4
      ~Gefangen im Nebel~


      Link blinzelte und öffnete die saphirblauen Augen. Er spürte, dass er in hohem Gras lag, denn die Spitzen der Halme kitzelten an seinen Wangen. Langsam richtete er sich auf und blickte in seine Umgebung. Doch weit reichte sein Blick nicht, da ein dichter Nebelschleier in der Luft hing. Wenigstens sah er noch die eigene Hand vor Augen. Ziemlich verwirrt stand Link auf, taumelte kurz, hatte aber sogleich wieder festen Stand. Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war dieses seltsame Wesen. Was war es gewesen? Wo war er? Und wie war er überhaupt hierher gekommen? Das Land, oder was auch immer es war, verlief flach, soviel erkannte der Hylianer, in seiner Nähe befand sich keine Pflanze, außer das Gras. Mehr ließ der Nebel jedoch nicht durchblicken. Es war hell, etwa Mittag. Doch eine Sonne konnte er, vielleicht des Nebels wegen, nicht sehen. Er prüfte ob er noch sein Schwert und den Schild hatte, aber er besaß noch immer beide Waffen.

      „Bin ich... tot?“, fragte er sich und blickte auf seine Hände. Sie waren jedoch nicht durchscheinend, wie es, das glaubte Link jedenfalls, bei einem Geist der Fall gewesen wäre. Dennoch hatte der Hylianer ein ungutes Gefühl. Zweifelnd blickte er wieder nach vorne und im ersten Moment stockte ihm der Atem. Im Nebel befand sich eine Gestalt. Zu weit entfernt als das er etwas genaueres erkannte. Nur eine schwarze Silhouette, gnädig vom Nebel verdeckt. Die Gestalt stand wie versteinert da, regungslos verharrte sie im dichten Schleier des unheimlichen Nebels. Undefinierbar in der Form. Einen kleinen Moment blinzelte Link, als er aber wieder zur Gestalt blickte, war diese verschwunden. Link staunte. Was hatte das zu bedeuten? Hatte er sich alles nur eingebildet? Oder war es real? Der Hylianer wusste es nicht. Er hielt es schließlich aber für besser, nicht mehr über scheinbar unerklärbare Dinge nachzudenken, sondern zuerst einen Weg aus dem Nebel zu finden. Er lief los, einfach geradeaus. Irgendwann würde dieser Nebel schon enden, dann könnte er sich orientieren. So erhoffte es Link.

      Seine Schritte waren schnell und gleichmäßig. Bei jedem Schritt traf das Eisen seines Schildes auf das Eisen der Schwertscheide. Das Klirren klang in der gesamten Gegend nach. Würde es hier Feinde geben, hätten sie ihn schon längst bemerkt, bis jetzt war aber niemand aufgetaucht. Eigentlich war es ihm auch egal. Er suchte nur nach einem Ende des Nebels. Hoffnungslos. Er lief und lief.

      Nach etwa drei langen, rastlosen Stunden blieb er stehen und setzte sich ins Gras. Nichts. Nichts außer Nebel und Gras. Endlos. Keinen Baum, keinen Strauch hatte er gesehen. Nur das gleiche Grün des Grases und der gleiche schier unendlich dichte Nebel. Er atmete tief ein und überlegte. Erst jetzt bemerkte Link die Stille. Kein Vogelgezwitscher. Kein Windhauch. Kein Zirpen von Grillen oder andere Geräusche, die es in der Hylianischen Steppe oder in Hyrule gab. Nur sein Atemzug. Doch sonst. Stille. Erdrückende unheimliche Stille. „Stille, Gras und Nebel, mehr gibt es hier nicht!“, stellte Link bedrückt fest.

      Seine Gedanken wanderten weiter, nach Hyrule, zu Zelda, seiner Verlobten, aber bei diesem Gedanken wurde ihm das Herz schwer. Er liebte und schützte Zelda. Nun war er hier und konnte nur hoffen, dass nichts geschehen würde. Doch dass Böse rastet nie, diese Erfahrung musste er schon oft machen. Außerdem dachte Link, wie er sich eingestand, an ihre wohlgeformten Lippen, die wunderschönen tiefblauen Augen, in die er sich schon bei ihrem ersten Treffen verliebt hatte, den angenehmen Duft ihrer langen, glänzend blonden Haaren und den sanften Klang ihrer klaren Stimme. Noch dazu erwartete sie ein Kind. Sein Nachkomme ruhte unter ihrem Herzen. Lange hatte es gedauert, bis er begriffen hatte was Liebe bedeutet. Acht Jahre zog er umher, hatte Sehnsucht nach der Prinzessin. Lange hatte es gedauert bis er diese Gefühle erkannt hatte. Acht Jahre. Acht Jahre der Hoffnung. Acht Jahre dachte er immer wieder an sie. Mehr als Freundschaft. Das hatte er schon damals, als er gegen Ganondorf siegte, gespürt. Tief in seinem Herzen. Acht Jahre hoffte er wieder ihre Nähe zu spüren, bei ihr zu sein, ihr Lächeln zu sehen. Vor einem Jahr hatten sich diese Sehnsüchte erfüllt. Für Zelda gab Link sein Leben als Abenteurer auf. Nie mehr wollte er Hyrule und somit sie verlassen. Dennoch nie seine Freiheit verlieren.

      Trotzdem hatte er nun ungewollt das Land erneut verlassen, dem war er sich sicher. Schicksal? Bestimmung? Sollte er immer wieder in neue Abenteuer geraten? Nie seine Ruhe finden? Vielleicht war es seine Bestimmung. Helfen, wo Hilfe gebraucht wurde. Zu kämpfen, wo es nötig war. Schutz zu geben, denen, die Schutz suchten. Einen Helden suchten. Einen Retter. Einen Auserwählten der Götter. Benutzt und Ausgenutzt, fühlte sich Link sehr oft. Einer höheren Macht ausgeliefert. Schutzlos. Damit musste er sich jedoch abfinden, ob es Schicksal oder Bestimmung war. Sofern es dazwischen einen Unterschied gab. Nur Zelda gab seinem Leben wirklich einen Sinn. Doch jetzt? Link saß in irgendeiner ihm unbekannter Gegend fest und hoffte. „Es wird mir nichts nutzen, hier nur untätig herumzusitzen. Ich muss einen Weg finden, um wieder nach Hyrule zu kommen.“, meinte er entschlossen zu sich selbst und richtete sich auf. Der Hylianer nahm seine letzte Hoffnung zusammen und atmete tief ein.

      Er eilte los. Stoppte aber sogleich wieder. Erneut stand ein Schatten im Nebel. Wieder wurde die Silhouette gnädig vom Nebel verborgen. Dieses mal handelte Link anders. Er zog sein Schwert und rannte los, genau auf die Gestalt zu. Je mehr er sich näherte, um so entfernter schien der Schatten. Von einem Augenblick auf dem nächsten war er auch wieder komplett verschwunden. Spurlos, im unendlichen Nebel. Link blickte sich um. Nirgends sah er etwas anderes als Nebel und Gras. Nur Nebel und Gras, Nebel und Gras, unendlich. Langsam begann Link an seinem Verstand zu zweifeln. Der Hylianer war völlig durcheinander. Hatte er wieder eine Illusion? Und was hatte alles hier überhaupt zu bedeuten? Waren dieses Gras und der Nebel überhaupt real? Oder war alles nur eine Illusion? Träumte er womöglich?

      Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Link schreckte auf. Jemand hatte seinen Namen gerufen. „Link, Held der Zeit!“, ertönte es nochmals. Eine verträumte, unheimliche Frauenstimme rief ihn. Er kannte sie nicht. Sie schien aus weiter Ferne zu erklingen. „Link, Held der Zeit!“, wurde er auch zum dritten mal gerufen. Der Hylianer wandte sich um, da er von dort die Stimme vermutete. Der Held behielt Recht. An einer Stelle hatte sich der Nebel gelöst. Ein helles Licht erstrahlte in allen Farben. Das Licht formte sich zu einem Körper. Dann verblasste der Schein und wurde zu fester Materie. Vor ihm stand eine Frau. Nein, er hatte sich getäuscht, sie stand nicht, sondern schwebte kurz über dem Boden.

      Eine Shiekah, das erkannte Link sofort an den orangefarbenen Augen, den weißen Shiekah - Malen darunter und den ebenso weißen Haaren. Noch dazu hing, wie der Hylianer feststellte, ein Dolch wie ihn Impa und einst Zelda in ihrer Tarnung als Shiek besaß, an einem braunen Gürtel um ihre Hüfte. Ihr Alter konnte er nicht schätzen. Die Kleidung der Shiekah war seltsam, denn sie trug eine weite glänzend dunkelblaue Hose, durchzogen von dem besagten Gürtel an dem der Dolch hing. Um ihre Waden waren je drei goldene Ringe die das Kleidungsstück hielten. Die Hose wurde halb von einem dunkelblauen Überwurf mit rotem Rahmen verdeckt. Dazu ein ebenfalls dunkelblaues Oberteil das ihren Bauch und die Schultern nicht bedeckte. Ihre Unterarme wurden von breiten, goldenen, mit Fragmenten verzierten Armreifen geschützt. Auch ihre Schuhe waren dunkelblau und liefen, wie bei den Gerudos, spitz zu. Auf der Stirn prangte ein in Gold gefasster Edelstein, der violett schimmerte. Erhaben blickte sie auf Link herab.

      „Ich bin Nimue, vor kurzen war ich noch die Hüterin der Träume.“, begann sie. Es war die selbe Stimme die ihn vorhin gerufen hatte. Link war etwas verdutzt. Wieder eine Illusion? Doch dafür schien nun alles viel zu real, deshalb hörte er weiterhin zu. „Ich hoffe du verstehst, wenn ich mich dir nicht vorher zeigen konnte, es tut mir auch Leid, aber es kostete mich viel Kraft deine Seele ins Reich der Träume zu holen. Hätte ich es nicht getan würde deine Seele jetzt auf ewig schlafen.“, nun hielt sie kurz inne und wartete auf seine Reaktion. Im ersten Moment war Link etwas verwundert, antwortete dann jedoch. „Weshalb sollte meine Seele auf ewig schlafen und wer ist dafür überhaupt verantwortlich? Was meint ihr mit Reich der Träume, indem ich mich eurer Aussage nach, befinde? Außerdem habe ich eure Aufgabe nicht verstanden.“ Skepsis begleitete seine Worten.

      „Wie ich mir dachte, liegen dir viele Fragen am Herzen. Um dir alles erklären zu können, muss ich wohl weiter ausholen.“ ,erwiderte Nimue. Link nickte, er hatte keine andere Wahl. Es war seine allerletzte Hoffnung. Er steckte sein Schwert wieder zurück.

      Nimue fuhr fort: „Ich gehöre zu dem Stamm, der Shiekahs, ein uraltes Volk. Als wir noch nicht lange existierten, kam ich zur Welt. Meine Bestimmung war es über die Träume der Völker zu wachen. Schon damals dürstete es dunkle Mächte die Träume zu trüben und die Menschen zu beeinflussen. Durch einen mächtigen Zauber wurde ich mit sechzehn Jahren zur Hüterin der Träume und somit unsterblich, beinahe unsterblich. Ich alterte nur noch eine Dekade, dann war mein Körper zeitlos. Lange, sehr lange wachte ich über die Träume im dafür errichteten, eigentlich unauffindbaren Tempel. Mit Hilfe des heiligen Relikts, dem Stab der Träume. Ein Stab durch den man die Träume kontrolliert und schützt, aber nicht richtig bestimmen kann, auch erfüllt er die sehnlichsten Träume. Meine Aufgabe war nicht leicht, doch ich hielt durch. Mit der Zeit aber geriet ich in Vergessenheit und als die Shiekahs fast ausstarben, wusste niemand mehr von mir. Fast niemand, vielleicht berichten noch wenige, sehr alte Aufzeichnungen von meiner Existenz, sonst nichts.

      Aber vor wenigen Jahren bekam ich von einer höheren Macht die Botschaft, dass eine Nachfolgerin geboren wurde und auch ich somit bald meinen Frieden finden könnte. Ich sollte nur noch einige Jahre warten, um dann nach ihr zu suchen und sie zu finden. Doch nicht vor allzu langer Zeit und kurz bevor es soweit war...“, sie stoppte kurz und ihr Blick verfinsterte sich. Link hörte ihr aufmerksam zu. „Tauchte ein Hylianer im Tempel auf. Er war jung und hieß Mion. Sein Ziel war die Macht über die Träume zu erlangen. Ich war erstaunt, dass er in den Tempel gelangen konnte, trotzdem erklärte ich ihm, dass eine Nachfolgerin schon bestimmt und er nicht für die Aufgabe erwählt sei. Er wurde wütend... und... erstach mich mit meinem eigenen Dolch. Die einzige Waffe die mich töten konnte. Ich weiß nicht, wie er es herausfinden konnte. Doch mit letzter Kraft schleuderte ich den Stab der Träume hierher, in das seit ewigen Zeiten geschaffene Reich der Träume, der Ort an dem die Träume keine Illusionen mehr sind. Durch den Stab hätte Mion die gesamte Macht der Träume erlangt. Auch meine sonst ruhelose Seele rettete ich hierher.

      Aber den Stab der Träume habe ich noch nicht finden können. Ich wartete hier auf Hilfe, denn ich konnte sicher sein, dass Mion Personen, die ihm vielleicht im Wege stehen könnten, vernichtet. Wie ich mit Hilfe meines dritten Auges in seinen Tagträumen lesen konnte, durch ewigen Schlaf. Gleichbedeutend wie der Tod, für die Seele aber um einiges schlimmer. Und wie du nun selbst spürst, hat er es auch getan, doch du wirst nicht der einzige bleiben, Link. Die Träume die das gesamte Land quälen sind das Werk von Mion. Im Tempel der Träume ist es im möglich die Träume zu trüben, doch ohne dem Stab besitzt er nicht die gesamte Macht. Link, Held der Zeit, ich bitte dich, finde den Stab der Träume und die neue Hüterin. Mion darf die Macht nicht erlangen, sonst ist ganz Hyrule in Gefahr, wenn dies nicht schon der Fall ist. Er wird sicher schon seine Handlanger hierher geschickt haben. Vorsicht ist geboten. Obwohl hier nur deine Seele existiert, kannst du verwundet und sogar getötet werden. Sobald dies passiert, fällst du in den ewigen Schlaf und somit wäre auch die vielleicht letzte Hoffnung verloren.

      Meine Macht schwindet dahin, deshalb kann ich dir bei der Suche nicht helfen. Es ist schwer zwei Seelen gleichzeitig im Reich zu halten. Außerdem ist es deine einzige Chance nach Hyrule und vor allem zu deiner Verlobten zurück zukehren. Nur durch die Macht des Stabes kann es dir gelingen. Wenn du denn Stab aber nicht findest, wirst du solange hier bleiben müssen bis meine Macht endet und du in den ewigen Schlaf fällst. Mit Hilfe des Stabes kann auch der Zauber von dir genommen werden. Trotz dass du, wie scheint, keine andere Möglichkeit hast, bitte ich dich um deine Mitarbeit.“, endete sie traurig und blickte nun flehend zu Link.

      „Ich werde die Aufgabe übernehmen!“, antwortete dieser entschlossen. „Es ist wohl meine Bestimmung...“, fügte er in Gedanken hinzu. „Aber wo soll ich die Suche nach dem Stab der Träume beginnen? Es gibt hier nichts außer Gras und Nebel, die sich schier unendlich erstrecken. Das wird wohl eine ziemlich langwierige Aufgabe.“, zweifelte Link. „Es gibt auch mehr als Nebel und Gras, dir blieb es bis jetzt nur enthalten da du davon nichts wusstest. Die Shiekahs, zum Beispiel, sind in Hyrule fast ausgestorben, doch im Reich der Träume leben sie weiter. In den Träumen. Wenn du sie suchst, wirst du sie finden. Dies solltest du auch tun, sie helfen dir sicherlich.“, erklärte Nimue mit einem Lächeln. Link verstand die Bedeutung ihrer Worte nicht richtig, doch blieb ihm wieder keine andere Wahl als ihr zu glauben.

      „Ich wüsste gerne noch einige andere Antworten von euch...“, wollte er weiter reden, erschrak dann aber. Nimue erstrahlte in dem selben Licht, mit dem sie auch erschienen war. „Meine Macht schwindet, deshalb kann ich meine Gestalt nicht mehr halten. Finde den Stab der Träume! Die Shiekahs...“, waren ihre letzten Worte, dann brach sie ab, denn der Schein wurde kleiner und kleiner und war schließlich ganz im dichten Nebel verschwunden. „Wartet!“, rief Link verzweifelt, wusste jedoch, dass es keinen Sinn mehr hatte. Er atmete tief durch und schluckte die Fragen, die ihm auf der Zunge gelegen hatten, hinunter. Jene Fragen müssten warten. Etwas missmutig lief er wieder los. Wie er hoffte, und ein wenig glaubte zu den Shiekahs. Wie Nimue gesagt hatte, würde er dort Rat finden. Hoffentlich.

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    • *rotwerd* also, das es jemanden so gut gefällt hätte ich nicht gedacht. Danke!

      Und weida!
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      Kapitel 5
      ~Seltsame Träume~


      Zelda und Semiramis saßen im Schlossgarten auf jener kleinen Mauer. Traurig spielte Zelda ihre Harfe, welche hellblau war und der Form eines Hufeisens ähnelte. Die Saiten waren zwischen einem Balken, der die auseinanderlaufenden Enden, kurz vor deren Schluss verband, und dem ebenen untersten Teil, gespannt. Entspannt und zugleich betrübt lauschte Semi der wohlklingenden Melodie, noch nie zuvor hatte sie diese gehört. Es war ihre Idee gewesen das Zelda das Instrument spielen sollte. Semi wollte sie somit etwas ablenken. Doch richtig war es ihr nicht gelungen. Noch immer dachte die Prinzessin an ihren Verlobten Link, denn ab und an lief ihr eine Träne über die Wange und tropfte an ihrem Kinn hinunter. Plötzlich brach sie das Harfenspiel ab. „Warum spielt ihr nicht weiter? Die Melodie ist wunderschön.“, meinte Semi vorsichtig. „Ja, nur mir ist ein seltsamer Zusammenhang in den Sinn gekommen. Diese Träume haben sicherlich etwas zu bedeuten. Vielleicht hängt auch der Zustand von Link damit zusammen. Es schien als würde er sehr tief schlafen.“, erklärte sie und wieder lief ihr eine Träne übers Gesicht. Sie schloss ihre verweinten Augen.

      „Habt ihr denn auch solche Träume?“, fragte die Gerudo nach. „Ja auch wir Weisen und der Held der Zeit sind nicht verschont geblieben. Doch ich habe jede Nacht den selben Traum. Keine Nacht schlafe ich mehr ruhig.“ „Wenn ich fragen darf, um was geht es in eurem Traum?“, erkundigte sich Semi mit versteckter Neugier. „Na ja... Ich stehe inmitten von heruntergebrannten Ruinen. Ich erkenne, dass es die Ruinen der Stadt Hyrule sind. Verwirrt schaue ich umher und erspähe in der ganzen Zerstörung unzählige Leichen. Männer, sogar Alte, Frauen und Kinder, niemand wurde verschont. Manche der Toten sind verbrannt, vielen ist die Kehle aufgeschlitzt oder eine tiefe Wunde klafft in ihren Körpern. Dazu steigt mir der Geruch von verwesendem und verbrannten Fleisch in die Nase. Ich laufe los, verstört und nervös, um den schrecklichen Anblick hinter mir zu lassen. Aber es nimmt kein Ende. Nach einiger Zeit höre ich dann einen Schrei. Ich kenne die Stimme sehr gut. Panisch gehe ich in die Richtung des Geräusches. Hinter einer Mauer sehe ich...“, sie zögerte kurz, „Sehe ich Link auf dem Bauch in seinem eigenen Blut liegen. Eine Wunde klafft in seiner linken Rückenhälfte. Seine sonst grüne Tunika hat sich um die Wunde rot gefärbt. Sein Gesicht kann ich nicht sehen. Neben ihm liegt ein großes blutverschmiertes Schwert. Ich weiche fassungslos einige Schritte zurück und stoße gegen jemanden.

      Die Person hinter mir packt mich an den Armen und dreht mich um. Ich blicke in das Gesicht Ganondorfs. Ich bin wie gelähmt vor Schreck. Er beginnt gehässig zu lachen. Seine linke Hand packt meinen Hals. Mit der rechten Hand streicht er über mein Gesicht. Seine Augen mustern mich. Der Druck um meinen Hals wird fester, ich kann mich fast nicht mehr rühren, das Atmen fällt mir schwerer. Verzweifelt versuche ich seine Hand von meinem Hals zu reißen. Ich sehe, dass er in seiner rechten Hand eine schwarze Energie-Kugel formt und rufe ein verzweifeltes ‚Nein’. Danach wache ich auf. Jede Nacht ist es der gleiche Traum. Egal wie sehr ich mich auch bemühe, immer handle ich gleich. Ich weiß nicht, was es bedeuten soll, eine Vision kann es jedenfalls nicht sein, da bin ich mir wiederum sicher. Auch Link hat einen solchen Alptraum, doch geht sein Traum jede Nacht ein Stück weiter, so erzählte er es mir. Aber jetzt...“, endete sie und schluchzte leise. „Die Weisen werden ihm schon helfen können.“, versuchte Semi die Prinzessin zu trösten.

      „Ich glaube nicht, dass sie es schaffen können. Da ich ein Kind erwarte, darf ich meine Zauberkräfte nicht vollkommen einsetzen, aber ich bin die mächtigste der sieben Weisen. Ihnen fehlt meine Kraft. Noch dazu hat Rauru mir nicht alles erzählt, das spüre ich. Link...“, sie stoppte, ihre Stimme versagte fast. „Ich bin mir trotzdem sicher, dass die Weisen eine Lösung finden.“, meinte Semi bestimmt. Die Prinzessin blickte sie mit verweinten Augen an. „Hoffentlich...“, murmelte Zelda leise. „Spielt doch wieder eure Harfe, ihr spielt wunderbar, Prinzessin.“, bemerkte Semi, um die junge Frau auf andere Gedanken zubringen. Erneut nahm Zelda ihre Harfe und begann zu spielen. Was Semi nicht wissen konnte war, dass eben diese Harfe sie noch mehr an Link erinnerte.

      Oft war Link zusammen mit ihr im Schlossgarten gesessen und hatte der wohlklingenden Melodie gelauscht. Oft hatte er ihr hier gesagt wie sehr er sie liebe, und wie sehr er sich auf das Kind freue. Aber jetzt? Sollte alles aus sein? Gewährte das Schicksal ihnen nicht einmal jetzt Gnade? Sollte sie nie wieder seine zärtliche Umarmung spüren dürfen? Musste sie in der Einsamkeit gefangen bleiben? Jedoch war sie es nicht. Links Kind ruhte unter ihrem Herzen. Der größte Beweis seiner Liebe. Schon deshalb durfte sie nicht aufgeben. Sie musste durchhalten, so unerträglich auch die Situation erschien. Das Schicksal war ihr nicht wohlgesonnen. Wie allezeit. Doch ihr Wille war stark. Sie hatte auch sieben Jahre der Einsamkeit ertragen. Sieben Jahre ewiges Versteckspiel. Sieben Jahre in der Verkleidung eines Mannes. Auch bis zuletzt durfte sie selbst Link nicht sagen, wer sich unter der Verkleidung verbarg. Gekämpft hatte sie wie ein Krieger. Als scheinbar ergebener Diener Ganondorfs. Nur so konnte sie dem Großmeister des Bösen entgehen. Mitansehen musste sie wie das wunderschöne Hyrule ein Land der Angst und Schrecken wurde. Mitansehen musste sie wie Link sich einsetzte um Hyrule zu retten, um sie zu finden, wie er sieben Jahre seines Lebens opferte. Kämpfe auf Leben und Tod hatte er ausgetragen. Nur für seine Prinzessin. Seine Geliebte. Seine Verlobte. Viele Hindernisse musste ihre Liebe schon damals überwinden. Selbst das Schicksal. Alles umsonst? Nein, sie würde nicht aufgeben. Niemals. Bekümmert ließ sie ihre Gedanken weiter in Erinnerungen träumen.

      „Sie spielt die Harfe wunderschön.“, dachte sich Semi und schloss einen kurzen Augenblick die Augen. Ihre Gedanken kreisten umher. Warum eigentlich sie? Sie hatte keine Alpträume und nun der Fund am See. Warum träumte sie von Dingen, die sie nicht kannte, oder gar nicht von deren Existenz wusste. Und ihre Träume entsprachen trotz allem immer wieder der Wahrheit? Die junge Gerudo hatte einfach keine Antwort darauf.

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      Ach, und Zelda soll kein Naivchen oder so was sein... falls es so rüberkommt...

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    • Ja, auch wieder ein sehr schöner Teil *g*

      Nur, ich glaub' ich lese diese FF hier viel zu oft, jetzt beginne ich auch schon unter Albträumen zu leiden :ugly: ... Nur, dass ich nicht von Nebel und einem toten Link träume :ugly:
      Aber, ich lenke schon wieder vom Thema ab, sorry, also, wirklich ein wunderschöner Teil ohne merkliche Fehler, nur eine äh, nein, zwei Fragen stellt sich mir:
      Spielt Zelda einfach irgendwas oder speilt sie ein ganz bestimmtes Lied auf ihrer Harfe? Und wie sieht die Harfe eigentlich aus?

      Und noch zum krönenden Abschluss: WEITER!!! Ich will mehr davon! :))
    • Sorry für den Doppelpost^^'

      Aber es geht schon weiter...
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      Kapitel 6 (1)
      ~Verloren im Labyrinth~


      Link war verwirrt, seine Augen mussten ihm einen üblen Streich spielen. Erstaunt stoppte er und blinzelte kurz. Keine Veränderung. Der Nebel hatte sich nun beinahe restlos gelöst. Endlich freie Sicht. Nur hinter dem Hylianer weilte noch immer die Wand des geheimnisvollen Dunstes. Jedoch vor ihm erhob sich ein Weg, einen Hang hinauf, zwischen Felsenanhöhen hindurch.

      Ungläubig wanderte er den Pfad entlang. Seine Augen musterten die Gegend. Dieses Gebiet wirkte auf ihn sehr vertraut, weshalb, wusste er nicht. Das Gefühl, schon öfters hier gewesen zu sein, trat ihm in den Sinn. Link überlegte. Doch der Hylianer fand keine sinnvolle Antwort, wieso ihm alles bekannt vorkam. Er ahnte es nicht im geringsten. Nach einem kurzem Marsch erreichte Link eine Hochebene, darauf schützte ein hölzernes Stadttor, das in einen Palisaden-Wall überging, eine Stadt. Ein Wachmann stand vor dem Durchgang, sein Helm warf einen Schatten über sein Gesicht, er stützte sich an einer Lanze ab. Das Schild über dem Tor verkündete den Namen der befestigten Stadt. Mit großen Augen las er es. Einmal, zweimal, auch ein drittes Mal.

      Kakariko. Unmöglich. Wie konnte er vom Reich der Träume nach Kakariko kommen? Hatte Nimue ihn belogen? Allerdings würde es erklären, warum ihm alles geläufig erschien. Sprachlos betrat er die Stadt. Der Wachmann nickte Link, als dieser vorbei lief, zu. Aber es gab keine Zweifel. Diese Stadt war Kakariko. Die alte, untergegangene Stadt. Das Kakariko der Shiekahs. Die Hüterin der Träume hatte die Wahrheit gesagt. Der Himmel war in ein wolkenverhangenes grau getaucht. In der Ferne zeichnete sich der Todesberg dunkel vom Horizont ab, der Gipfel mit dem Krater wurde von Wolken verdeckt. Allerdings befand sich nirgends auch nur noch das kleinste Anzeichen des ewigen Nebels. Sein Blick schweifte über einen weitläufigen Platz. Dort bot sich ihm ein außergewöhnlicher Anblick.

      Zwei Shiekah Kinder spielten Fangen, oder dergleichen. Einige Frauen, mit geflochtenen Körben in den Händen, standen im Kreis und unterhielten sich angeregt. Alle verfügten über orangefarbene Augen und das Shiekah - Mal darunter. Sie pflegten es dennoch sich wie Hylianer zu kleiden. Nur bedeutende, oder im Dienste der Königsfamilie stehende, Shiekahs trugen damals schon, die wahren Gewänder der Shiekahs. Er schenkte den Gebäuden seine Aufmerksamkeit. Die große Windmühle überragte auch hier alles, der Wind trieb sie kräftig an. Dass Knarren der alten Holzbalken im inneren, drang bis an Links Ohr. Manche der Fachwerkhäuser gab es auch im neuen Kakariko. Ebenso der Brunnen, wie er vor einer Dekade, erfahren musste, ein gefährlicher Ort. Diese Stadt wirkte dennoch edler und alt. Jedoch seit langem war jene Ausstrahlung verloren. Er besann sich wieder seiner Mission. Mit dem einfachen Beobachten der Stadt würde er nicht weiterkommen. Der Hylianer musste jemanden um Informationen fragen.

      „Am besten ich erkundige mich bei dem Anführer der Shiekahs...“, überlegte Link. Doch wo konnte er diesen finden? Geschwind lief er zurück zum Wachmann. „Wer ist euer Anführer und wo kann ich ihn antreffen?“, fragte er direkt. Der Wachmann hob seinen Helm an. Orange Augen, mit den Shiekah – Malen, schauten auf Link herab. „Unsere Anführerin? Das ist Audacia. Sie hält mit anderen Shiekahs Rat, dort in diesem Haus.“, Er deutete mit dem Finger auf ein großes Fachwerkhaus, das ganz in der Nähe von Impas früherer Unterkunft stand, „Sie hat im Moment aber keine Zeit für andere Anliegen, deshalb solltest du später wieder kommen.“, erklärte der Shiekah. Als er wieder zum Hylianer schaute, stand dieser sogleich nicht mehr an seinem vorherigen Platz.

      Der Shiekah sah durch das Stadttor. „Vielen Dank!“, rief Link über seine Schulter hinweg, denn er eilte bereits davon. Zu jenem Haus. Der Wachmann blickte ihm misstrauisch nach, als er endlich bemerkte welches Ziel Link anstrebte, rannte er hinterher. „He! Halt! Audacia wünscht keine Störungen!”, rief er außer Atem. Wegen seinem schweren Brustpanzer, dem Kettenhemd und der Lanze, hatte er Mühe zu rennen. Auch die Frauen auf dem Platz bemerkten den Vorfall, und beobachteten das Geschehen verwundert. Der Wachmann holte äußerst langsam, unter Anwendung seiner gesamten Kraft, auf. Aber es war trotzdem schon zu spät.

      Link riss die schwere Holztür auf. Sein Blick durchstreifte die Räumlichkeit. In der Mitte des Raumes befand sich ein länglicher Tisch. Fünf Shiekahs saßen schweigend auf edel gearbeiteten Stühlen um den Tisch. Zwei fast heruntergebrannte Kerzen darauf, erleuchteten flackernd die Runde. Ihre strengen Blicke galten Link. An den Wänden lehnten große Regale voller alter Bücher. Eine Holztreppe am Ende des Raumes, führte wahrscheinlich in das Dachgeschoss. Durch quadratische Fenster, mit Fensterkreuzen aus Holz, an den Wänden, fiel trübes Licht in das Zimmer.

      Unter den Shiekahs war eine einzige Frau, sie saß an der Spitze des Tisches. Dies musste Audacia sein. Ihr mittellanges, hellblondes Haar wellte sich locker über ihre Schultern. Ihre Lebensjahre konnten nicht mehr als fünfundzwanzig zählen. Sie trug ein ähnliches Gewand wie Impa. Streng und empört sah sie zu Link. „Verzeiht, falls ich störe, aber ich habe eine sehr wichtige Frage an euch, Audacia...“, begann er und machte einige Schritte in den Raum.

      „Hab ich dich!“, rief plötzlich eine entkräftete Stimme. Der Wachmann stand keuchend im Türrahmen. „Wie kannst du es wagen die Obersten, weisesten Shiekahs bei einer Versammlung zu stören!“, fuhr er fort, schnappte nach Luft, schob den Helm weiter hoch, und kam auf Link zu. Seine Augen funkelten, triumphierend richtete er die Lanze auf ihn. „Du hast wirklich kein Benehmen! Ich denke nicht, das dein Anliegen von großer Bedeutung ist, um uns nun damit zu stören. Wir haben eine sehr wichtige Sache zu besprechen. Komm später wieder. Entferne ihn nun, Wachmann.“, erklärte Audacia unmissverständlich und kühl. „Wie ist eigentlich dein Name?“, fügte sie mit einem Seitenblick hinzu.

      „Ich heiße Link, und habe eine wichtige Mission zu erledigen.“, erwiderte er. So leicht würde er sich nicht aufhalten lassen. „Ach, ja? Ich denke nicht das deine Mission, auch nur halb, so wichtig ist, wie der uns bevorstehende Krieg. Deshalb, lass uns nun wieder in Ruhe diskutieren.“, wandte sie ruhig ein. Link fehlten augenblicklich die Argumente. Er dachte zurück. Nur ein einziger Krieg hatte im vergangenen Jahrhundert im Land gewütet. Eine einzige verheerende Auseinandersetzung der Völker. Todbringend. Schicksalhaft. Die Shiekahs mussten über jenen Krieg diskutieren, der vor zwanzig Jahren über Hyrule hereinbrach, und eine halbe Dekade andauerte. Der Krieg, indem die Shiekahs fast gesamt vernichtet wurden. Der Krieg, den die Gerudos verantworteten. Der Krieg, welcher auch sein Schicksal entschied. Vor zwanzig Jahren, und nun sprachen die Shiekahs darüber, was sie tun werden. Zwei Dekaden später. Zu spät.

      „Wisst ihr, das der Krieg bereits...“, rief er, beendete den Satz aber nicht. Eine überstürmte Feststellung. „Nein...“, murmelte Link unhörbar. Er begriff warum. Dieser Krieg tötete alle. Sie wussten nicht wer gewann oder verlor. Sie wussten nicht wie lange der Krieg dauerte. Sie konnten es nicht wissen. Ihr Leben endete, bevor sie es erfuhren. Bevor der Frieden wieder kehrte.

      Sie wussten nicht was danach mit Hyrule geschah. Sie wussten nicht was aus der Königsfamilie, die viele Shiekahs so erbittert geschützt hatten, wurde. Sie wussten auch nichts von ihm, vom Helden der Zeit, und von Ganondorf, der das Land erneut ins Unglück stürzte. Nur Impa wusste es. Die letzte ihres Volkes, in Hyrule. Alle anderen starben. Entweder bei dem Versuch, das Land sowie die Königsfamilie, aus deren Kreisen sie dennoch verraten wurden, zu schützen, oder als Rebellen Kakariko stürmten. Nicht einmal Kinder, Alte und Frauen wurden verschont. Ein uraltes und weises Volk musste bei einem sinnlosen Krieg vernichtet werden. Nun lebten sie hier weiter, ohne über ihr Schicksal zu wissen. Als wäre dieser Krieg noch nicht geschehen. Als würden sie bestehen, in Hyrule, aber nicht im Reich der Träume. Nicht als Illusionen die Gestalt angenommen haben.

      „Entschuldigt mein Verhalten... ich verstehe, das der Krieg wichtiger ist, aber trotz allem, Audacia, hört mir nur einen Augenblick zu und sagt, ob ihr mir weiterhelfen könnt. Ich bitte euch...“, flehte Link nun. Er hatte eingesehen, das er anders nicht weiter kam. Außerdem war seine Zeit vermutlich knapp bemessen. Sehr knapp. „Wirklich ein sehr schneller Sinneswandel, aber, da du nun sowieso unser Gespräch unterbrochen, und deine Fehler eingesehen, hast... meinetwegen. Doch, fasse dich kurz.“ antwortete Audacia und seufzte leise. „Wartet nicht auf mich, besprecht euch einfach weiter.“ , wandte sie sich an die Shiekahs. Einer von ihnen nickte. Darauf nahmen sie ihr Gespräch sofort wieder auf. „Und du, Wachmann,“, knüpfte sie hinzu, „Geh wieder an deinen Posten. Du hast deine Aufgabe hier, mehr oder weniger, erfüllt.“ Der Wachmann zog ein wenig gekränkt ab. Sie erhob sich von ihrem Platz, und richtete sich auf. Audacia überragte Link, der zwar von normaler und schlanker Statur war, um mindestens eine halbe Kopflänge. Sie schritt elegant zu einem Fenster am Ende des Raumes. Mit einer Geste deutete sie ihm nach zukommen. Der Hylianer folgte der Auforderung.

      „Vielen Dank...“, meinte Link. „Ja, ja, aber jetzt erzähl endlich.“, entgegnete sie abwesend. Ihr Blick schweifte zum Fenster hinaus. Ein kleines Mädchen saß im Gras vor einem Haus und spielte vergnügt mit einer abgenutzten Stoffpuppe. Hellrote Haarsträhnen flatterten ihr ins Gesicht. Ihre Augen leuchteten fröhlich. „Die Unschuldigen ahnen nichts von der Gefahr. Doch sie wird es am meisten treffen.“, murmelte Audacia entfernt vor sich hin. Ihr Blick war traurig und mitleidig. Aus der Nähe erklang das, vom Fenster aus, unverständliche, Gespräch der Shiekahs. „Ich verstehe eure Sorge um alle anderen, doch hört mir nur einen Moment zu.“, äußerte Link. Sie wand wiederwillig den Blick ab, und sammelte ihre Aufmerksamkeit. „Ich bin auf der Suche nach einem Relikt. Einen Stab. Er, könnte vermutlich vom Himmel gefallen sein, oder er ist einfach plötzlich aufgetaucht. Man sagte mir, die Shiekahs könnten mir vielleicht weiterhelfen.“

      „Ja, wir können dir wahrscheinlich helfen. Vor einiger Zeit fiel etwas vom Himmel. Mehrere Shiekahs verfolgten das Geschehen. Sie konnten jedoch nicht feststellen was es genau war, weil es in einem hellen Licht erstrahlte.“, meinte Audacia. „Ist auch bekannt, an welchem Ort es eingeschlagen ist?“, erkundigte sich Link. „Ja, schon, nur... es fiel und fiel, bis es am Friedhof von Kakariko angelangte. Dort hätte dieser Gegenstand, wie du sagtest, im Boden einschlagen müssen. Aber dies war nicht der Fall. Es fiel durch den Boden hindurch, ohne eine einzige Spur zu hinterlassen. So als würde es selbst den Weg bestimmen, und sich durch nichts aufhalten lassen.

      Schließlich kam es an einen Ort, der seit Jahrhunderten nicht mehr betreten wurde. Ein geheimnisvoller Ort. Ein Irrgarten, erbaut unter dem Friedhof Kakarikos. Es trägt den treffenden Namen, Labyrinth der vergessenen Seelen. Erschaffen für ruhelose Seelen. Einst weilte dort im Kern, ein Schatz der Shiekahs, doch das ist schon sehr lange her. Dieser Gegenstand jedoch schien nach jenem Ort zu suchen. Aber, nun gut, freiwillig würde es niemand betreten, den wer es einmal betritt, kehrt nie mehr zurück. Außerdem streift seit einiger Zeit ein Schatten in Kakariko umher. Entweder dieses Wesen erschien von dort, oder es ersucht dorthin zu kommen. Wenn deine Mission nicht von größter Wichtigkeit ist, solltest du kurzerhand aufgeben.“, erläuterte Audacia mit nachdenklichem Blick.

      „Aufgeben? Niemals!“, dachte Link. Doch alles überstürzen und unbedacht in sein Unglück rennen, hatte selbst er nicht geplant. „Seid ihr euch sicher, das dieser gefallene Gegenstand, das von mir gesuchte, Relikt ist?“, fragte er. „Etwas anderes fiel nicht vom Himmel, oder tauchte unerwartet auf. Die einzige, zutreffende Beobachtung.“, versicherte Audacia. Links Entschluss stand fest. Seine einzige Chance. Er durfte nicht lange zögern. Wenn er Nimue Glauben schenkte, war er sowieso beinahe tot. Link konnte nicht mehr viel verlieren. Jedenfalls nicht hier. Nicht im Reich der Träume. „Wie gelange ich zum Labyrinth?“, erwiderte er selbstbewusst.

      Audacia starrte ihn mit großen Augen an. „Wie du meinst, ich habe dich gewarnt. Du kommst durch eine unbenutzte Gruft hinein. Gehe auf den Friedhof, er liegt dem Todesberg am nächsten, hinter der Windmühle, laufe zum ersten Grab auf der linken Seite. Dort musst du die Grabplatte zur Seite schieben. Eine Treppe wird sich dir offenbaren. Diese führt hinab in einen Vorraum. Falls du deine Meinung dort änderst kannst du noch immer Umkehren. Trittst du aber durch das Portal am Ende des Raumes, ist es zu spät, denn dieses führt ins Labyrinth. Einige Inschriften werden vor der Gefahr warnen.“, erklärte Audacia, „Bist du dir vollkommen sicher?“ „Mein Entschluss steht fest.“, meinte Link mit unbeirrter Stimme. Es gab für ihn wohl keine andere Möglichkeit. „Na, dann, viel Glück.“, sagte Audacia trocken, „Das wirst du dringend brauchen.“

      „Nochmals vielen Dank für die Hilfe.“, verabschiedete sich Link. Audacia sah ihm nach. Sie schüttelte den Kopf. „Verrückt. Vollkommen verrückt.“, überlegte sie. Link schloss die Tür hinter sich. „Könnt ihr, unserer Unterhaltung nun wieder beiwohnen, Audacia?“, richtete sich ein Shiekah an sie. „Ja, natürlich.“, erwiderte sie und ging zu ihrem Platz zurück, dabei verwarf sie das aufkommende Gefühl von Mitleid für Link. Es war seine Endscheidung. Seine eigene Schuld. Nicht ihre. Sie hatte andere Sorgen. Ihre Endscheidung konnte über das Schicksal aller Shiekahs entscheiden. Ihre Endscheidung. Auch ihre Schuld, sofern sie etwas falsches tat. Falls auch nur ein Unschuldiger sterben müsste, würde sie es sich nie verzeihen. Niemals. Ihr Gewissen könnte es nicht ertragen. Doch noch war dies nicht geschehen. Audacia schüttelte den Kopf, versuchte diese beunruhigenden Gedanken zu bannen, und nahm das Gespräch mit den anderen Shiekahs wieder auf.

      Um später zu entscheiden. Unwissend falsch zu entscheiden. Ein Verrat stürzte vor langer Zeit alle ins Verderben. Hier, im Reich der Träume, würde es jedoch nie soweit kommen. Die Shiekahs führten eine ewige Diskussion. Eine Diskussion, von der Impa oft träumte, deren Ausgang die vermutlich letzte Shiekah gerne ändern würde.

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      Der zweite Teil kommt bald nach!

      Ach, und das mit der Harfe und dem Lied, werd ich auch gleich noch ergänzen^^

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    • Ok, und hier schon der zweite Teil vom Kapitel^^
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      (2)

      „Für Hyrule... und für Zelda.“, prägte sich Link immer wieder ein. Er eilte am Brunnen vorbei, den Weg zum Friedhof hinauf. Vereinzelt begegneten ihm Shiekahs. Kakariko war am unteren Hang des Todesberges, auf einer Hochebene erbaut. Der Friedhof lag dem Berg am nächsten. An der höchsten Stelle Kakarikos. Er ereichte die ziemlich große Gräberanlage. Der grau bewölkte Himmel betonte den ehrfürchtigen und unheimlichen Schein. Einige Bäume umringten den Friedhof. Das Gras auf dem gesamten Friedhof war niedergetreten, verdorrt. Ein Windstoß rauschte durch die nahen Baumwipfel. Es klang wie leises Gemurmel, das ihn mahnen wollte. Link, streifte sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er befolgte Audacias Anweisung und ging zum ersten Grab auf der linken Seite. Dem Hylianer fiel auf, das einige Gräber im neuen Kakariko fehlten, ebenso dieses. Auch existierten einige Ruhestätten noch nicht. Er betrachtete das Grab. Schon an der Bauweise erkannte er, das es sich wirklich um eine Gruft handelte. Auf einen höheren, etwa einen Meter langen und einen halben Meter breiten, Sockel lag die Grabplatte. Verwitterte Hylianische Schriftzeichen waren darauf eingemeißelt. Durch Wetter und Wind beinahe unkenntlich gestaltet. Mit Mühe entzifferte er den Text:

      „Ein Labyrinth, geschaffen für ruhelose Seelen. Sterblicher hüte dich es zu betreten, ohne den richtigen Weg zu kennen. Sonst wirst du in die Irre eilen. Todgeweiht. Verloren in der Ewigkeit. Nur ein Geheimnis kann dich retten.“

      Ein paar mal murmelte er denn Text vor sich hin, verstand aber dennoch nicht seine wahre Bedeutung. „Sehr poetisch, doch nicht gerade eindeutig. Wenn ich nicht den Weg kenne, werde ich mich natürlich verirren, das ist klar, nur der letzte Satz ist etwas verwirrend...“, grübelte Link. Welches Geheimnis? Wieso sollte es ihn retten können? Der Hylianer überlegte jedoch nicht mehr länger und hob die kalte, verwitterte graue Steinplatte an. Es verlangte ihm viel Anstrengung ab, die Platte zur Seite zu schieben. Endlich war die Öffnung so groß, das er hindurchsteigen konnte.

      Link ließ den Stein fallen. Staub wirbelte auf, als ein Teil der Platte auf den Sockel aufkam. Er spähte durch die Öffnung. Wie Audacia gesagt hatte, zeigte sich ihm eine Treppe. Der fahle Lichtschein reichte nicht, um auch das Ende der Treppe zu erleuchten. Nach einigen Stufen herrschte Schwärze. Dunkelheit die ihn verschlingen wollte. Link atmete tief ein, betrat die Treppe und schlich hinunter. Seine rechte Hand streifte dabei an der Wand entlang. Nach wenigen Schritten, führte sein Weg durch die Finsternis. „Hoffentlich sind die Lichtverhältnisse nicht im gesamten Labyrinth so wie hier...“, murmelte der Hylianer leise.

      Unerwartete musste er seine Augen, mit der Hand schützen. Ein helles Licht blendete ihn. Fackellicht. Als sich Link daran gewöhnt hatte, erkannte er einen kleinen, gleichmäßigen Raum, aus grauen, einheitlichen Steinen gemauert. Eine einzige Inschrift zierte die hintere Wand, genau über einem Portal in der Mitte, bewacht von zwei lodernden Fackeln, seltsame Konstruktionen, welche die Schalen mit den Flammen hielten, und auf dem Boden standen. Was dahinter lag, konnte er nicht einsehen, den trotz des Lichtes weilte dort abermals Dunkelheit. Undurchdringbar. Unheimlich. Wie ein Zauber, der das Labyrinth schützte. Oder es verschloss, sodass nichts daraus zu entfliehen vermochte. Er trat in den Raum ein. Rasch las Link die kurze Inschrift:

      „Derjenige, dessen Gier unermüdlich ist, wird vom Tod aufgehalten werden.“

      Ohne die Schriftzeichen erneut zu lesen verstand Link die Aussage des Satzes. Plünderer sollten über ihr Schicksal, falls sie nicht umkehrten, wissen. Der Hylianer war allerdings kein Dieb der nach dem Schatz, der einst dort lagerte, verlangte. Trotzdem könnte ihm vermutlich ähnliches zustoßen, wenn er unachtsam war. Er widmete sich flüchtig seiner Umgebung. Die Luft roch modrig und alt. Stille lag über jenem Ort. Verlassen. Keine Maus oder Ratte huschte über den Boden und quiekte dabei. Keine Spinne hatte ihre Netze in den Ecken gespannt. Wie es schien wagte kein Tier sich hier einzunisten. Vorausgesetzt es gab hier, im Reich der Träume überhaupt Tiere, fügte Link beiläufig an. Link zog sein Schwert, nahm den Hylia-Schild vom Rücken. Was dem Hylianer womöglich im Labyrinth auflauerte, wusste er nicht.

      Doch plötzlich überkam ihn das Gefühl einer anderen Präsenz. Einer bösegesinnten Anwesenheit. Wieder hinter ihm. Sein Blick verdunkelte sich. Der Hylianer sah nach hinten. Dort war niemand anderes. Kein seltsames Wesen aus Nebel, auch kein Shiekah, der ihm vielleicht gefolgt war. Noch immer stand er allein da. Er rannte nervös die Treppe hinauf. Seine Hände tasteten in der Dunkelheit an der Wand entlang. Niemand versperrte seinen Weg. Schließlich erhellte Licht wieder die Stufen, aber auch hier nichts. Link kehrte um, und ging zurück in den Raum. Zur Sicherheit hielt der Hylianer nochmals Ausschau. Nichts. Das Gefühl hielt dennoch weiter an. Nein, er, musste sich irren. Einsamkeit umgab ihn hier. Link begrub all diese Gedanken.

      Er marschierte auf das Portal zu. Kurz zuvor stoppte er nochmals, holte tief Luft. Seine Nasenspitze berührte fast die Schwärze. Die letzte Chance umzukehren. Er nutzte sie nicht. Der Hylianer setzte seinen Weg, entschlossen fort. Link betrat die Dunkelheit. Einen kurzen Augenblick spürte er eisige Kälte, die sich tief in seinen Körper fraß, fast lähmend. Aber er blieb nicht stehen, sondern hastete weiter. Seine Augen waren zusammengekniffen, für den Fall das unerwartet wieder eine Fackel brannte oder eine andere Lichtquelle leuchtete. Diese Maßnahme war nicht umsonst, denn schon nach wenigen Augenblicken erhellten knisternde Fackeln seine Sicht.

      Er spähte einen Gang entlang. Endlos. Jeder Stein ähnelte genau dem anderen. Entzündete Fackeln standen im selben Abstand abwechselnd auf jeder Seite und spendeten Licht. Alles sah gleich aus. Es gab keinen noch so kleinen Unterschied. Weder im weiteren Verlauf des Ganges, auch nicht in seiner Nähe. Endlos exakte Steine. Dadurch durfte er sich nicht beirren lassen. Etwas anderes war beunruhigender. Stimmen. Leises undeutliches Gemurmel. Wie aus der Ferne, zugleich trotzdem so nah. Unverständliches Gewirre aus fremden Worten. Manchmal ein Heulen, oder Schrei dazwischen. Eine Warnung? Auch falls es so war, seine Aufgabe war wichtig. Der Held der Zeit konnte nicht einfach umkehren, dem Schicksal entfliehen. Sein Gewissen würde ihn nicht ruhen lassen. Außerdem war es nun zu spät zur Umkehr. Link befand sich bereits im Labyrinth. Er eilte wieder weiter. Schnell. Zügig. Entschlossen. Dennoch mit dem unguten Gefühl verfolgt zu werden.

      Seine kalten, saphirblauen Augen waren geradeaus gerichtet. Den Griff des Schwertes umklammerte er fest. Jede Fackel flackerte, als der Hylianer vorbei spurtete. Seine Schritte hallten von den Wänden wieder. Manchmal wand sich der Weg um eine Ecke. Die Luft war auch hier alt und staubig. Nach kurzem brannte ihm die Kehle bei jedem Atemzug. Link lief und lief. Lange Zeit. Verfolgt von den Stimmen. Durch einen schier unendlichen Gang.

      Plötzlich stoppte der Hylianer seine Schritte. Er sah etwas vor sich. Weiß und leicht durchsichtig. Die Umrisse waren verschwommen. Es flog auf ihn zu, genau auf Kopfhöhe. Unaufhaltsam. Geist? Dämon? Er wollte das Schwert anheben um dieses Wesen möglicherweise zurückzuschlagen.

      Doch er hielt inne. Link starrte in ein geisterhaftes Gesicht. Leere, traurige Augen. In einem zerbrechlich, weißen Antlitz eines kleinen, Shiekah - Mädchens. Ergriffen von diesem Anblick, unfähig etwas zu unternehmen verharrte Link, das Schwert zum Schlag angehoben. Wie gebannt, nicht einmal in der Lage die Augen abzuwenden. Er wehrte sich dagegen. Vergeblich. Die traurigen Blicke fesselten ihn. Ließen den Hylianer nicht entkommen. Egal wie sehr Link geistig kämpfte. Das Mädchen hob seine knochige Hand, lächelte traurig, und schwebte ungewöhnlich schnell durch seinen Oberkörper und Kopf hindurch. Kurzzeitig war sein Blick weiß getrübt. Auch verspürte er ein unglaubliches Gefühl der Trauer in den Tiefen, seines Herzen. Unglücklicher als er sich jemals fühlte. Verlassen. Verstoßen. Sobald er jedoch wieder normal sah, und dieses Geschöpf hinter ihm war, verschwand die Trauer sowie der Bann. Link sah sich sofort um. Nichts. Verschwunden. Spurlos. Kein geisterhaftes Mädchen. Nur ein endloser Gang mit Fackeln. Er atmete noch immer ruckartig.

      „Was... was war das?“, überlegte der Hylianer, „und was wollte es überhaupt?“ Immerhin war er nun wieder er selbst, befreit von den Empfindungen eines anderen. Er senkte seine Schwerthand. Vor diesem Wesen hatte er momentan nichts zu Befürchten. Solange es bei diesen seltsamen Angriffen blieb. Link machte einen tiefen, langen Atemzug. Daraufhin bereute er es aber, denn die staubige Luft veränderte, das Luft holen zur Qual. Kurz war ihm diese Tatsache entfallen. Er fasste sich an den schmerzenden Hals. Wie gerne würde er jetzt einen erfrischenden Schluck Wasser nehmen. Doch als er seine Feldflasche hervorholte, stellte er missmutig fest, dass sie völlig leer war. Obwohl er erst an jenem Morgen frisches Wasser eingefüllt, und bisher noch keinen Schluck davon genommen hatte. Link wusste keine Erklärung dafür. Dies durfte ihn trotzdem nicht abhalten.

      Der Hylianer hastete schließlich weiter. Einige Minuten, dabei stieß er auf nichts seltsames. Nur das andauernde Gemurmel begleitet ihn. Link stoppte zum zweiten Mal. Bisher verlief der Gang ohne eine Weggabelung. Nun jedoch trennte sich der Weg in zwei Gänge. Zur seiner Rechten und Linken. Er blickte in jede Richtung. Beide sahen gleich aus. Kein Unterschied. Link zögerte kurz, dann nahm er den rechten Weg, und legte seine rechte Hand auf die Mauer. Von nun an, müsste er immer mit der Hand an dieser Wandseite bleiben. Eine Taktik die sich oft bewährte. Nur so hatte er überhaupt eine Chance den Kern des Labyrinthes zu finden, und, wie Audacia sagte, somit auch diesen Gegenstand. Den Stab der Träume, wie er glaubte und hoffte. Er eilte weiter, durch einen endlosen Gang hindurch, dabei streifte er mit seinen Fingerspitzen an der Wand entlang. Jäh hielt er nochmals an. Link stutzte. Ein weißer, verschwommener Körper, schwebte wieder durch den Gang. Direkt auf ihn zu. Umhegt von den Stimmen.

      Geschwind wich er aus, indem er sich eng an die Wand lehnte. Dennoch bereit sogleich einen Angriff zu blocken, oder diesen auch sofort zu vergelten. Link versuchte, der Gestalt nicht direkt in die Augen zu sehen. Das Wesen flog an ihm vorbei, ohne ihn auch nur im geringsten zu bemerken. Nicht einmal einen Seitenblick hatte es angedeutet. Es entfernte sich und schwebte infolge einfach durch die Wand. Nun war es jedoch nicht dieses geisterhafte Mädchen von vorhin. Es war ein anderes Wesen. Oder wahrscheinlicher eine andere Seele. Langsam verstand er den Namen dieses Labyrinths. Labyrinth der vergessenen Seelen. Die Seelen die hier umherirrten würden ihm nichts gefährliches antun. Nur dieser seltsame Vorgang vor einiger Zeit, könnte sich, falls er unachtsam war, wiederholen. Aber sonst stellten solche Seelen für ihn keine Gefahr da. Sie suchten hier die letzte Ruhe. Sie wollten nur Frieden. Ewigen Frieden. Auch wenn er nun eine von vielen Fragen geklärt hatte, verlies ihn doch nicht das Gefühl der Verfolgung. Vielleicht waren die Seelen oder das Gemurmel der Grund dafür. Vielleicht aber auch nicht.

      Er hastete weiter. Lange Zeit. Dabei kreuzten einige Schemen seinen Weg. Mit einem raschen Sprung zur Seite wich er jeder Gestalt aus. Diese glitten immer unbeirrt weiter. Schenkten ihm keine Beachtung. An unzähligen Wegverzweigungen schlug er den Weg, der an der rechten Wand verlief, ein. Schweißperlen rannen über sein Antlitz. Das Atmen fiel ihm immer schwerer. Nach einem längerem Marsch machte er eine kurze Rast und schnappte nach Luft, dabei stützte sich Link mit seiner rechten Hand an der kühlen Wand ab. Sein Schwert umklammerte er mit der linken. Nur einen kurzen Augenblick schaute der Hylianer zu Boden. Nur kurz waren seine Gedanken entfernt. Nur eine kleine Unachtsamkeit.

      Keuchend sah er wieder nach vorne und riss die Augen weit auf. Etwas rannte auf ihn zu. Lautlos, wie eine Katze auf samtenen Pfoten. Pfeilschnell. Ein schwarzer Schatten. Schmal, schlank und geschmeidig. Unaufhaltsam. Bevor er reagieren konnte, bevor er auch nur seine Waffe zur Verteidigung anhob, oder sein Hylia-Schild zur Abwehr, streifte die Gestalt an ihm vorbei. Dabei warfen ihm sonnengelbe Augen, mit schmalen Pupillen, einen abfälligen Seitenblick zu. Etwas langes, silbernes blitzte kurz auf. Plötzlich verspürte er einen stechend und brennenden Schmerz in seinem linken Oberarm. „Ah...“, stieß Link leise hervor. Der Schmerz fraß sich prompt durch seinen gesamten Arm. Reflexartig presste Link seine rechte Hand darauf, und warf sich mit dem Rücken gegen die Wand. Er sah, nur wenige Sekunden nach dieser Begegnung, in beide Richtungen des Ganges. Ausschauhaltend nach dem Schatten. Nichts. Spurlos verschwunden, im Gewirre des Labyrinths. Es hatte keinen Sinn mehr danach zu suchen, er würde sich bei dem Versuch nur verirren. Die Gestalt war vorerst entkommen.

      Unter seiner rechten Hand fühlte er eine warme Flüssigkeit. Sein Blick wanderte auf seinen linken Arm. Ein Blutrinnsal sickerte seinen Arm hinunter, und tropfte an seinem Handgelenk hinunter zu Boden. Dort trockneten die Tropfen ein. Eine auffallende rote Spur bildete sich dazu im Gewebe seines weißen Hemdes, das er unter seiner Tunika trug. Vorsichtig, nahm er die Hand von seiner Verletzung und betrachtete sie. Das Blut strömte nun etwas stärker. Seine rechte Hand, gekleidet mit einem braunen Lederhandschuh, war rot verfärbt. Was auch immer der Schatten gewesen war, es hatte ihm fünf sehr tiefe Schnittwunden am Oberarm zugefügt. Durch die Wunden wurde es immer anstrengender das Schwert in der Hand zu halten. Link schulterte sein Schild, und presste seine rechte Hand wieder auf die Schnitte, um einen größeren Verlust von Blut zu vermeiden. Er biss die Zähne zusammen und lief los. Von einer Verletzung durfte er sich nicht aufhalten lassen. Der Hylianer würde nicht aufgeben. Niemals.
      Doch Link irrte ins Ungewisse.

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    • Ja ja, sowas kommt raus, wenn man zuviel SSBM gezockt hat, und in der Nacht dann davon träumt XD

      Und weida :D
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      Kapitel 7 (1)
      ~Die schwarze Katze~


      Link schlug mit der Faust gegen die kalte, graue Wand. Das durfte nicht wahr sein. Er war sehr lange durch die Gänge geeilt. Wie viel Zeit verstrichen war, wusste er nicht genau. Seit er sich hier, im Reich der Träume, befand, hatte Link sein Zeitgefühl verloren. Vielleicht irrte er schon seit Stunden umher. Aber das war unwichtig. Bedeutungslos. Nichts sagend. Er konnte es nicht begreifen. Seine Augen starrten in die Leere. Abwesend schüttelte er den Kopf. Das Labyrinth wirkte erdrückend klein. Ohne Ausweg. Wie ein Kerker, in dem er auf ewig gefangen war. Ohne Wiederkehr.

      Der Hylianer war im Kreis geirrt. Wahrscheinlich schon die gesamte Zeit. Eingetrocknete Blutflecken am Boden, hatten es ihm gezeigt. Es war sein Blut. Als ihn dieser Schatten verletzt hatte, gingen einige Tropfen zu Boden. Link stand der Verzweiflung gegenüber. Er war irgendwo mitten im Labyrinth. Orientierungslos. Hoffnungslos verloren. Doch noch gab Link nicht auf. Nicht jetzt. Noch war sein Wille stark genug, allen Ängsten zu trotzen. Er eilte wieder los, nahm an der nächsten Verzweigung jedoch einfach den linken Gang. Das wiederholte er bei jeder Weggabelung. Vielleicht würde der Hylianer auf diese Weise, den richtigen Weg finden. Die Zeit verstrich gnadenlos. Nach vielen mühsamen Schritten, stoppte der junge Hylianer keuchend.

      „Nein...“, murmelte er matt. Seine Augen blickten entsetzt zu Boden. Erneut waren Flecken seines Blutes am Boden. Verewigt im Stein. Es hatte ihm nichts genützt, nun die linken Gänge zu wählen. „Nein...“, wiederholte er. Unbeachtet glitt eine Seele an ihm vorbei. Jene unterdrückte Welle des Zorns und der Verzweiflung überkam ihn. Link hämmerte mit der rechten Hand auf die Wand ein, solange, bis ihm die Gelenke schmerzten. Dann drückte er die Hand erneut auf die pochenden Wunden, und lehnte sich, mit dem Rücken, gegen die kühle Wand. Er hatte wieder schier unzählige Gänge hinter sich gelassen, und war trotzdem im Kreis gelaufen. Sicherheitshalber hielt der Hylianer kurz in beide Richtungen des Ganges nach dem Schatten Ausschau. Niemand. Nur ewige Stimmen, Schreie die ihn bei jedem Schritt verfolgten, ihn langsam zermalmten, in die Irre führten.

      „Ruhe!“, rief Link wütend, doch mit dem Wissen, auch damit nichts ausrichten zu können. Er zügelte seine Verärgerung langsam. Zorn würde sein Handeln und Denken nur schlecht beeinflussen. Aber Tatsache war, das er sich verirrt hatte, verloren war. Gefangen im Labyrinth, wie Audacia es prophezeite, jener Satz voraussagte, und die Inschrift der Grabplatte verkündet hatte. Dennoch durfte er nicht aufgeben, nicht in einer solchen Situation. Er, musste seine Aufgabe erfüllen, um jeden Preis. Für Zelda. Für Hyrule. Für das Volk, welches schon immer an den Helden der Zeit glaubte. Das Schicksal in seine Hände legte. Ihm die Verantwortung übergab. Er durfte all diese nicht enttäuschen, besonders nicht Zelda.

      Der Gedanke an sie, hatte ihm schon oft neue Hoffnung gegeben. Egal wie aussichtslos alles schien. Es gab immer Hoffnung. Auch wenn sie nur sehr gering war. Doch nun? Sollte er hier für die Ewigkeit gefangen sein? Auf der Suche nach dem richtigen Weg? Langsam den Verstand verlieren? So weit könnte es nicht einmal kommen, vorher müsste er, jämmerlich verdursten und sterben. Aber ihm war keine andere Wahl, als dieses Labyrinth, gegeben. Die einzige Chance. Der einzige Weg. Sein Todesurteil. Doch er würde kämpfen. Auch bis zum bitteren Ende.

      „Folge den Stimmen, traue ihnen, sie werden dir den richtigen Weg zeigen! Dies ist eines der Geheimnisse des Labyrinths.“, ertönte unerwartet eine verträumte, unheimliche Frauenstimme in seinen Gedanken. Nimue. Diese Stimme, mit dem träumerischen Klang, war eindeutig ihre. In Link blitzte wieder die Zuversicht auf. „Nimue! Vielen Dank!“, äußerte Link in die Leere des Labyrinths. Keine Antwort. Schweigen in seinen Gedanken. Obwohl er auch nicht mit einer Antwort gerechnet hatte. Nimue war wieder verschwunden. Wohin, war ihm unbekannt, es war auch nicht von Bedeutung. Der Hylianer befolgte ihre Anweisung, ohne einen kurzen Moment zu zögern, und konzentrierte sich auf die Stimmen.

      Zuvor war es ihm entgangen, dass die Stimmen wahrhaftig aus einer bestimmten Richtung ertönten. Er achtete nur noch auf die fremden Worte. Eilends folgte er ihnen. Durch lange Gänge. Mal nahm er den linken, andermal den rechten Weg, oder umgekehrt, ohne eine bestimmte Methode einzuhalten. Immer nur dem Gemurmel folgend. Seine gesamte Aufmerksamkeit spendete er den Stimmen, um nicht auch nur die kleinste Veränderung zu überhören. Keinen Gedanken verschwendete er noch an diesen Schatten. Die Worte schienen lauter zu werden, je mehr Link ihnen nachkam. Sein Hals brannte, die Wunden lähmten seinen linken Arm. Doch er wollte nicht stoppen, nicht jetzt da die Hoffnung, wieder sein war. Getrieben von seiner Willensstärke, hastete der Hylianer wieder um eine Ecke.

      Augenblicklich hielt er inne. Sogar sein Atemzug stockte kurz. „Endlich...“, flüsterte er. Ein zufriedenes Lächeln streifte sein Gesicht. In seinen Augen spiegelte sich Erleichterung. Link hatte es geschafft. Nach langer, mühsamer Zeit. Vor ihm lag ein größerer, quadratischer Raum. Am hinteren Ende befand sich ein steinerner Altar. Darauf weilte horizontal ein leuchtender Gegenstand. Ein Stab aus purem Gold. An beiden Enden lief er spiralförmig zu. In einer Spirale schwebte jedoch eine violette Kugel, die schimmerte als würde Nebel darin tanzen. Die andere Windung war kleiner und ohne Inhalt. Der Stab der Träume. Er betrat schnellen Schrittes den Raum. Seine Aufgabe war bewältigt. Bald würde er wieder nach Hyrule, zu Zelda zurück kommen. Links sehnlichster Wunsch. Der Hylianer eilte zum Altar. Schon hob er den rechten Arm an, streckte seine Hand danach. Schon fühlte er sich der Aufgabe entbürdet, sicher, gerettet. Eine voreilige Folgerung. Übereifrig.

      „Ich danke dir wirklich vielmals, das du mich geführt hast! Jetzt bin ich aber an der Reihe!“, unterbrach ihn eine hohe Frauenstimme. Link stoppte verdutzt und wandte sich um. Im Portal des Raumes stand eine junge Frau mit verschränkten Armen. Sofort fielen Link ihre sonnengelben Augen, mit den schmalen Pupillen, auf. Die Augen des Schattens. Ihr hageres Gesicht besetzte ein siegessicheres Grinsen ausgehend von ihren ebenmäßigen Lippen. Sie war eine Hylianerin. Einige goldene Ohrringe schmückten ihre langen, spitzen Ohren. Ein schulterfreies, hautenges schwarzes Kleid betonte ihre schlanke Statur. Der goldene Saum reichte bis zum Boden. Ein breiter Gürtel aus Gold schlang sich um ihre Hüfte. Sie hatte rabenschwarze, kinnlange Haare, die von einem Diadem zurückgehalten wurden. Viele Armreife klirrten, als sie sich geschmeidig Link näherte.

      „Wer bist du?“, fragte dieser und hielt den Griff des Schwertes zum Kampf bereit umklammert. Die Hylianerin, war die Gestalt, der er seine Verletzungen zu verdanken hatte. Sie hatte ihn angegriffen. Geschwächt. Doch mit welcher Waffe? Wie hatte sie sich auch derartig schnell bewegen können? „Gestatten, ich bin Morgana, und wenn ich nicht irre, bist du Link, der Held der Zeit.“, erwiderte sie. Ihre Augen musterten ihn. „Du irrst nicht, man nennt mich so. Aber, in wessen Auftrag handelst du, und wieso bist du mir gefolgt?“, äußerte Link. „In wessen Auftrag?“, Sie kicherte übertrieben, „Ich handle für niemanden. Ich tue eigentlich alles für mich selbst. Nur zu meinem Nutzen, solltest du wissen. Nun muss ich aber etwas für einen Hylianer, namens Mion erledigen, damit es auch mir nützt.“, meinte sie mit einem abfälligen Blick, „Eine leichte Aufgabe, wie ich vermute. Ich muss dich töten, und diesen Stab der Träume besorgen, deshalb bin ich dir gefolgt! Doch... nebenbei gesagt, ich finde du bist ein wirklich hübscher Hylianer. Es ist schade das du schon bald sterben musst.“

      Link blickte sie misstrauisch an. „Da ich bekanntlich selbst über mein Tun bestimme, lasse ich dir, weil du mir gefällst, ausnahmsweise die Wahl. Willst du lieber im Labyrinth verrotten, vielleicht entdeckst du vorher auch den Ausgang, oder muss ich dich umbringen, es würde für mich kein Problem darstellen, nur du gefällst mir eben.“, fügte sie mit einem gespielt mitleidigen Blick dazu. „Nichts von beiden! Entweder du gibst auf, oder wir werden um den Stab der Träume kämpfen müssen.“, rief Link. Er ahnte ihre Antwort. Wieder ein Kampf. Obwohl dass Kämpfen eine unheilvolle Leidenschaft von ihm war, zweifelte er manchmal an der Richtigkeit seines Handelns. Auch wenn es eine so hinterhältige, aber menschliche, Gegnerin war. Besonders ihre Frechheit übertraf alles. Davon durfte er sich dennoch nicht ablenken lassen. Sie handelte durch die Befehle Mions. Sie war eine Dienerin des Bösen. Er, musste kämpfen. Für Zelda, für Hyrule, für das Gute. Ebenso um sein Leben. Er, musste sie töten. Link nahm den Schild vom Rücken, und konzentrierte sich auf den herannahenden Kampf. Der andauernde Schmerz von seinen Wunden wurde belanglos. Er sammelte seine letzten Kräfte.

      „Wie du willst. Ich kämpfe natürlich, wie du dir vielleicht schon gedacht hast.“, antwortete Morgana mit einem Schulterzucken, „Mach dich auf dein Ende gefasst!“ Die junge Frau hob ihre Arme an, kreuzte diese vor der Brust. Ein bösartiges Lächeln zog über ihre Gesichtszüge. Sie spreizte die Finger. Ein seltsames Geräusch, ähnlich eines Zischens erklang. Dabei verlängerten sich ihre Fingernägel auf eine übernatürliche Länge, annähernd so lang wie der Unterarm des Hylianers. Silbrig glänzend, wie tödlichscharfe Dolche. Nun wusste Link, weshalb es fünf Wunden an seinem Arm waren. Die Verletzungen stammten von Morganas Fingernägeln. Tückische Krallen. „Nun? Überrascht? Willst du womöglich aufgeben? Es wäre nun ein angenehmeres Ende für dich!“, hallte Morgana, „Vorhin, warst du mit deiner Verteidigung recht langsam.“ Sie senkte ihre Arme.

      Der erste Angriff folgte. Morganas Attacke. Blitzschnell huschte die Frau lautlos auf ihn zu. Dabei richtete sie ihren rechten Arm nach vorne, zielsicher auf das Herz des Hylianers. Link hielt abwehrend sein Schild vor sich. Mit dem Schwert holte er aus um einen Schlag vorzubereiten. Morgana änderte ihr Vorhaben nicht. Ihre Fingernägel berührten den Schild. Durchbohrten das Metall mühelos. Die Hylianerin zog wieder ihre Hand heraus. Risse bildeten sich. Tief. Zerstörerisch. Sein einst schützender Hylia-Schild zersprang, und fiel in vielen kleinen Stücken hinab auf den Steinboden. Kurz zögerte Link deshalb. Morgana nutzte die Chance und stach mit der linken Hand nach ihm. Im letzten Moment sprang er auf die Seite. Knapp verfehlten den Kämpfer jene tödlichen Krallen. Der Luftzug schnitt an ihm vorbei. Wie konnten ihre Nägel eine solch vernichtende Kraft besitzen?

      Doch der Hylianer hatte keinen Moment mehr zum Überlegen, schon stürmte sie wieder los. Unglaublich schnell. Drängte ihn zurück, indem sie mal mit der rechten, dann mit der linken Hand, Link attackierte. Mit schnellen Sprüngen nach hinten wich er aus. Er benötigte dringend eine gutüberlegte Taktik. Unerwartet spürte er jedoch die Wand hinter sich. Er saß in der Falle. Ihm musste rasch eine Idee einfallen. Sehr rasch. Morgana holte für einen endscheidenden Stich, länger aus als zuvor. Der Hylianer erkannte dies, sprang zur Seite. Sie konnte die Attacke nicht mehr stoppen. Ihre Nägel bohrten sich, statt durch Link, tief in die Wand. Kleine Steinbrocken bröselten hinunter. Sie wollte ihre Nägel sofort herausreißen. Die Krallen steckten allerdings sehr tief und fest im Stein. Morgana rüttelte wild mit der Hand. Versuchte ihre Nägel zu befreien. Kurz war sie unaufmerksam.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Naboru ()

    • Kurz war sie unaufmerksam... und kurz darauf tot, oder darf sie am Leben bleiben? Ich würde sagen, die Chancen stehen 50:50 Entweder Link bringt sie um oder Link bringt sie nicht um...
      aber Nimues kleiner Wink mit dem Zaunpfahl... was hätte Link blos ohne den getan?
      Also, schön weiterschreiben :))