Laharia

    • Auch wenn niemand was dazu geschrieben hat, hab ich doch irgendwie Feedback gekriegt.
      Sagt ja schliesslich auch was aus, wenn Laharia Höds Lieblingsstory Mai ist ...
      Aber jetzt will ich Kommentare!!!

      Den Tag verbrachte sie mit Lanem im Sitzungszimmer. Sie schrieb endlose Tabellen und sortierte Berichte und Inventurlisten. Ab und zu kam Suriu vorbei und brachte einen neuen Stapel Papier, aber er sagte nie ein Wort.
      Als Suriu wieder einmal gerade gegangen war, ergriff Keva das Wort. "Lanem!" sagte sie: "Ist es wahr, dass Suriu Yanatu geliebt hat?" Lanem sah sie verblüfft an.
      "Ja, das ist wahr!" sagte er: "Aber sie musste das Amulett bewachen!" Keva nickte und las wieder einen Satz in einem Bericht.
      "Lanem?" murmelte sie dann: "Hat er jemals eine andere als Yanatu geliebt?" Lanem schüttelte den Kopf.
      "Sie war seine Heldin! Da war kein Platz für eine andere!" Keva wandte sich wieder dem Bericht zu, aber sie kam wieder nicht weit.
      "Hat sie ihn denn geliebt?" fragte sie. Lanem seufzte.
      "Das weiss ich nicht!" murmelte er: "Wenn sie ihn geliebt hat, hat sie es gut versteckt! Aber sie konnte jeden täuschen, wenn sie wollte!" Er stellte energisch einen Stapel Papier zur Seite und sah Keva an. "Was ist mit Euch los?" fragte er: "Seit heute morgen sitzt Ihr hier und arbeitet an der Bilanz! Ihr habt nicht zu Mittag gegessen und Ihr habt nicht zu Abend gegessen! Auch jetzt sitzt Ihr noch hier, wo die meisten schon im Bett liegen!" Keva seufzte leise.
      "Ich denke nach!" meinte sie: "Ich denke und ich denke und ich komme zu keinem Ergebnis!"
      "Vielleicht solltet Ihr Euch mit Eurem Problem beschäftigen und nicht mit Papier!" sagte Lanem: "Geht in den Garten! Seht den Mond an!" Keva nickte und stand auf.
      "Ich danke Euch, Lanem!" sagte sie, dann verliess sie das Sitzungszimmer und lief in den Garten. Sie lehnte sich an einen dicken Baumstamm und blickte in den Himmel. Der zunehmende Mond schien hell. Vor dem Mond zog ein dünner Wolkenfetzen vorbei, der ihm den Anschein gab, in zwei Teile zerbrochen zu sein. "Wie soll ich das verstehen?" murmelte Keva: "Sind Suriu und ich eine zerbrochene Einheit, die zusammengehört, oder sollten wir getrennt bleiben?" Wolken und Mond blieben, wie sie waren. "Wer will aus dem Himmel die Zukunft lesen!" seufzte Keva: "Es funktioniert nicht!" Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie Suriu sie umarmte. Es fühlte sich real an, auch wenn sie wusste, dass er nicht bei ihr war. Als sie die Augen wieder öffnete, vermisste sie ihn. Sie blickte noch einmal kurz zum Mond und lief dann wieder in den Palast. Die beiden Stockwerke flog sie beinahe nach oben, dann betrat sie Surius Gemach. Sie marschierte links in sein Schlafgemach und ging langsam zum Bett. Suriu war wach. Er setzte sich auf und sah sie an.
      "Keva?" murmelte er. Keva setzte sich auf die Bettkante.
      "Ich sagte, morgen wüsstest du es!" sagte sie: "Ist es schlimm, wenn du es jetzt schon erfährst?" Dann lehnte sie sich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. Suriu legte eine Hand um ihre Taille und zog sie zu sich. Dann berührte er mit der anderen Hand ihre Wange.
      "Danke!" flüsterte er. Keva schlang ihre Arme um ihn und schmiegte sich an ihn. Suriu streichelte sanft ihren Rücken und löste den Knoten an ihrem Nacken, der ihr Kleid hielt. Keva schlüpfte zu ihm unter die Decke und begann, sein Hemd aufzuknöpfen. "Keva!" murmelte Suriu. Keva sah ihn an. "Du bist schön!" flüsterte Suriu. Keva legte ihm einen Finger auf die Lippen.
      "Sprich nicht! Ich verstehe dich!" flüsterte sie und fuhr durch seine Haare. Dann drückte sie ihn ins Kissen und liebkoste sein Gesicht. Suriu fasste ihre Schultern und zog sie sanft ganz zu sich hin. In einem innigen Kuss verloren sie die Kontrolle und erkundeten erst vorsichtig und dann sehr leidenschaftlich die Möglichkeiten der Liebe. Sie sprachen kein einziges Wort, spürten sie doch die Gefühle des anderen, als ob es ihre eigenen wären. Sie waren eins, sie gehörten zusammen, das war Keva klar. Schliesslich lösten sie sich aus ihrer innigen Umarmung. Keva streichelte Surius Brust, während sie ihn an der Schläfe küsste. Suriu fuhr eine der Flossensehnen ihrer verletzten Flosse zärtlich mit zwei Fingern nach. Keva legte ihren Kopf auf seine Brust, schloss die Augen und schlief in seinen Armen schliesslich ein.

      Veria
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.
    • 1. Teil Umgebastel

      Am nächsten Morgen verkündete Suriu seinem Onkel, den Palastmagiern und seiner Pflegefamilie die Verlobung mit Keva. Lanem sah sehr glücklich aus, erklärte Suriu aber, dass Keva sich verwandeln müsste. Suriu beharrte darauf, Keva auch als Santen heiraten zu wollen, doch Keva selbst gab nach, denn eine Verwandlung war niemals endgültig.
      Suriu und Keva wanderten gemeinsam mit seiner Pflegefamilie ein Stück auf die kleine Schwester. Seine Pflegeeltern Marto und Elenna und deren Kinder Kelis, Ligon und Larisse hatten Keva sofort ins Herz geschlossen. Kelis kannte Keva ja schon.
      "Prinzessin Keva!" sagte Elenna, als sie ihr Ziel, eine ebene Grasfläche vor einer Felswand, erreichten: "Von hier aus seht Ihr bei guter Sicht bis in die Wüste Imarai! Leider liegt der Nebel über der Ivene!"
      "Ich möchte an so einem schönen Tag nicht bis in die Wüste Imarai sehen!" seufzte Keva. Sie liess sich neben Larisse ins Gras fallen und schloss die Augen.
      "Ist es nicht seltsam, mit Flossen so weit über der Ivene zu sein?" fragte Larisse. Keva blickte zu ihr.
      "Viele sagen, dass Flossen nicht an Land gehören!" sagte sie: "Mir ist es gleich, was andere sagen! Ich fühle mich wohl, wie ich bin, und vor allem, weil ich hier an Land bin!" Sie spreizte ihre Flossen und streckte sie nach oben. "Aber ich werde mich verwandeln, wie Lanem es verlangt!" Suriu setzte sich zu den beiden Frauen und packte das Brot aus.
      "Ligon macht sich Sorgen!" sagte er.
      "Worüber?" murmelte Larisse. Suriu seufzte leise.
      "Selcai!" flüsterte er und blickte Larisse durchdringend an. "Ihr seid in Gefahr!" sagte er: "Ihr seid meine Familie!"
      "Und Ligon macht sich auch Sorgen um seine Frau!" fügte Larisse hinzu: "Ist es nicht so?" Suriu nickte.
      "Er möchte kein Soldat mehr sein!" sagte er: "Aber wer soll seinen Posten übernehmen?"
      "Du kannst doch allen Soldaten vertrauen!" sagte Larisse: "Du wirst einen finden!"
      "Satro!" murmelte Suriu. Larisse nickte.
      "Wir sind deine Familie!" sagte sie dann: "Und wir sind gern deine Familie!" Suriu lächelte und reichte ihr ein Stück Brot.
      Nach der Rast kehrten sie in die Kaiserstadt zurück. Kelis begleitete Keva zum Lager der Perlentaucher, wo sie ihre Verlobung mit Suriu bekanntgab. Koré schenkte ihr eine riesige Perle, die er am Tag zuvor gefunden hatte, Kelías und Zayadra führten einen marcoovischen Tanz vor und Mariás sang ein kurzes Lied, leider traf er keinen einzigen Ton. Keva bedankte sich und kehrte mit Kelis in den Palast zurück. Die Palastmagier waren schon emsig mit den Vorbereitungen für die Hochzeit beschäftigt und Suriu blickte der Schneiderin über die Schulter, die ein Kleid für Keva nähte. Kelis stiess seine Lanze laut auf den Boden und Suriu drehte sich um.
      "Da sind wir wieder!" sagte Keva: "Sei froh, dass du nicht dabei warst! Mariás hat sehr falsch gesungen!" Kelis grinste.
      "Lanem möchte mit dir reden, Keva!" sagte Suriu. Keva nickte und blickte nun ebenfalls der Schneiderin über die Schulter.
      "Ich soll mich doch verwandeln?" murmelte sie dann: "Dieses Kleid hat Schlitze für die Flossen!"
      "Und doch wirst du dich manchmal zurückverwandeln wollen!" sagte Suriu. Keva nickte.
      "Ich gehe zu Lanem!" sagte sie dann.
      "Ich komme mit!" murmelte Suriu. Er legte einen Arm um sie und führte sie in eines der kaiserlichen Gemächer.
      "Ich habe auf euch gewartet!" sagte Lanem. Er reichte Keva einen Becher mit einer bräunlichen, zähen Masse.
      "Engelstrank?" murmelte Keva. Lanem schüttelte den Kopf.
      "Er ist noch nicht fertig!" sagte er: "Es fehlt noch das Blut!" Dann reichte er Suriu ein kleines, scharfes Messer. "Ich werde euch allein lassen!" erklärte Lanem, dann hinkte er davon.
      "Willst du dich wirklich verwandeln?" fragte Suriu. Keva nickte. Suriu hielt seine linke Hand über den Becher und schnitt in den Handballen. Das Blut quoll hervor und tropfte in den Engelstrank. Suriu legte das Messer auf einen Tisch. Keva berührte sanft seine linke Hand.
      "Valeker haben rotes Blut!" murmelte sie. Suriu nickte. Keva blickte in den Becher mit Engelstrank. Die zähe, braune Masse hatte sich in eine hellrote, durchsichtige Flüssigkeit verwandelt, die auch sehr gut roch. Suriu strich über Kevas Kopf.
      "Ein Kuss, bevor du dich verwandelst!" flüsterte er. Keva nickte und legte ihre Lippen auf seine. Suriu küsste sie zärtlich und sah dann in ihre Augen. "Ich liebe dich!" sagte er.
      Keva führte den Becher an ihre Lippen und leerte ihn in einem Zug. Zuerst geschah gar nichts, doch dann wurde ihr ganz heiss. Sie blickte ihre Armflossen an, die langsam kürzer wurden. Schliesslich spürte sie auch, wie auf ihrem Kopf Haare wuchsen. Sie sah, wie ihre blaugrün gefleckte Haut sich hellrosa färbte und die Flossen ganz verschwanden.
      "Wunderschön!" flüsterte Suriu: "Du bist als Valekerin genauso schön, wie als Santen!" Er nahm sie am Arm und führte sie vor einen Spiegel. Keva betrachtete ihr Spiegelbild genau. Sie hatte schwarze Haare, die in sanften Wellen über ihren Rücken und ihre Brust fielen. Das blaue Zeichen der Santen auf ihrer Stirn hatte die Form eines kleinen Fisches und schimmerte leicht. Von ihrer Santengestalt hatte sie nur die blauen Augen und leicht bläuliche Lippen behalten. Allerdings trug sie immer noch die Kleidung der Santen, in der sie als Valekerin fast nackt wirkte. Suriu nahm ihr den Becher aus der Hand und stellte ihn auf einen Tisch.
      "Seltsam!" murmelte Keva: "Es passt zu mir!" Suriu nickte.
      "Bist du bereit für die Hochzeit?" fragte er. Keva zückte ihren Zauberstab und folgte mit seiner Spitze dem Schnitt in Surius Hand, der sofort aufhörte zu bluten. Dann nickte sie.
      "Ich bin bereit!" sagte sie. Suriu öffnete einen schmalen Holzschrank und holte ein bodenlanges, silbergraues Kleid, das mit silbernen, weissen und schwarzen Stickereien verziert war, heraus.
      "Das ist für dich!" erklärte er. Keva löste die Knoten am Hals und am Rücken, die ihr grünes Santenkleid hielten. Nun trug sie nur mehr ihre Unterwäsche. Suriu holte aus dem Schrank noch einen weissen Umhang und die Kaiserkrone. Keva zog das bestickte Kleid an und betrachtete sich im Spiegel. Suriu legte ihr den Umhang um und setzte sich selbst die Krone auf. "Komm!" flüsterte er und nahm Keva an der Hand.
      Die Hochzeit fand im Thronsaal statt. Nivesti und ein zweiter Magier, Litin, sprachen die Verbindungsformeln. Danach erklärte Lanem Keva offiziell zu einem Mitglied der kaiserlichen Familie. Er schrieb auch die Urkunde und stempelte sie ab. Schliesslich trat Nivesti hinter Keva und packte sie an den Schultern. Litin tat dasselbe bei Suriu. Die beiden Magier schoben Keva und Suriu aufeinander zu.
      Suriu hob seine Arme und streckte sie Keva entgegen. Keva nahm seine Hände und sah ihn an. Plötzlich spürte sie eine unvorstellbare Hitze in sich und sah nichts mehr. Ebenso plötzlich war es wieder vorbei, sie konnte wieder sehen und fühlte eine angenehme Wärme in sich.
      "Jetzt seid ihr verheiratet!" sagte Nivesti: "Kaiser Suriu, Kaiserin Keva!" Litin setzte Keva das silberne Diadem auf die schwarzen Haare. Suriu zog Keva zu sich und küsste sie.
      Von den Feierlichkeiten bemerkte Keva fast nichts, denn sie war nur auf Suriu fixiert. Sie ass und trank nichts, aber sie lächelte selig. Suriu schien ebenfalls nur Keva zu sehen, jedoch machte er kein so glückliches Gesicht wie sie.
      "Was ist mit dir?" fragte Keva leise, als sie es bemerkte. Suriu seufzte und lächelte sie an.
      "Wir sind nicht allein!" sagte er. Keva nickte und lehnte sich näher zu ihm.
      "Bald, Suriu, bald sind wir allein!" flüsterte sie: "Dann können wir richtig feiern!" Suriu nickte und schöpfte seinen Teller mit grünen Nudeln voll. Keva verbrachte die Zeit mit verliebten Träumereien und gelegentlichem Stibitzen von Surius Teller. Nach Sonnenuntergang schliesslich schickte Lanem die feiernden Palastmagier und die Diener fort. Nur er, Surius Pflegefamilie, Suriu und Keva blieben zurück.
      "Ich wünsche euch alles Gute!" sagte Lanem. Er umarmte erst Suriu und dann Keva. Kelis lächelte und kniff Suriu in die Schulter. Keva liess die Glückwünsche über sich ergehen und verschwand dann mit Suriu im neuen, gemeinsamen Schlafgemach.

      Am Morgen nach der Hochzeitsnacht wachte Keva erst spät auf. Suriu schlief noch. Keva zog ein weisses Kleid ohne Ärmel an und trat auf den Balkon. Nach dem Stand der Sonne war es schon nach Mittag. Keva beschloss, Suriu zu wecken, setzte sich aufs Bett und schüttelte ihn sanft.
      "Guten Morgen!" flüsterte Suriu. Keva lächelte und küsste ihn. Doch plötzlich lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken und obwohl sie als verwandelte Santen diese Empfindung nicht kannte, verstand sie sofort.
      "Ich kann ihn spüren!" murmelte sie. Suriu nickte.
      "Ich ebenfalls!" sagte er: "Er muss ganz nahe am Palast sein!" Dann stand er auf und zog sich an.
      "Er zieht in die Kaiserstadt ein!" rief Nivesti von der Türe: "Das sind mindestens drei Stämme der Marcoova! Und vorne dran Selcai!"
      "Die Geschichte ... die Geschichte wiederholt sich!" flüsterte Suriu. Keva legte ihre Hand auf seine Schulter.
      "Du musst fliehen, Suriu!" sagte sie: "Er wird wieder versuchen, Kaiser zu werden!"
      "Diesmal würde es ihm gelingen!" hauchte Suriu: "Zu Kindern sind wir noch nicht gekommen!"
      "Wir haben gerade geheiratet! Erwartest du Wunder von mir?" sagte Keva lächelnd: "Flieh jetzt! Ich werde zurecht kommen!" Sie strich durch seine Haare. "Vermutlich wird er dich einfach für tot erklären, wenn er dich nicht findet!" sagte sie. Nivesti klopfte an den Türrahmen und trat ein.
      "Hat er damals auch nicht getan!" seufzte Suriu: "Er wird mich suchen!"
      "Hoffen wir, dass er es nicht tut!" sagte Keva: "Er wird dich also für tot erklären und ... und ... mich heiraten!" Sie kratzte sich an der Nase.
      "Auf jeden Fall wird es für ihn schwerer, Euch zu erkennen, Keva, seit Ihr keine Santen mehr seid!" erklärte Nivesti.
      "Suriu, flieh jetzt!" rief Keva und sprang auf: "Nivesti, habt Ihr Schminksachen? Ich muss meine blauen Lippen und das Santenzeichen verbergen!" Suriu riss sie am Arm herum und drückte sie an sich. Ihre Lippen berührten sich und die Welt um sie verschwamm. Es existierte nur mehr ihre Liebe. Langsam lösten sie sich wieder voneinander.
      "Ich werde dich vermissen!" sagte Suriu, dann lief er aus dem Schlafgemach. Nivesti nahm Keva am Arm und teleportierte sie und sich in ihr Zimmer.
      "Puder!" murmelte sie. Sie strich die Haare aus Kevas Stirn und testete einige Farbnuancen. "Das ist es!" murmelte sie schliesslich.
      "Und die Lippen?" fragte Keva. Nivesti grub nach Lippenstiften.
      "Zu den schwarzen Haaren und dem hellen Gesicht passt am besten Pink!" murmelte sie: "Versuchen wir mal das!" Sie bemalte Kevas Lippen bis an den Rand.
      "Ja!" murmelte Keva, als sie sich im Spiegel sah: "Aber das dauert doch sehr lange! Ob ich vor Selcai wirklich verbergen kann, dass ich eine Santen bin?" Sie packte den Lippenstift und das Puder in ihre kleine Tasche. "Und wenn er mich verzaubern will, dass ich ihm sage, wo Suriu ist?"
      "Ihr wisst ja gar nicht, wo er ist! Ausserdem seid Ihr eine Magierin! Ihr könnt Euch eine Zeit lang wehren!" meinte Nivesti: "Aber nicht sehr lange! Ihr braucht magische Energie!"
      "Aber wie?" rief Keva: "Magier können andere Magier mit magischer Energie spüren!" Nivesti runzelte die Stirn.
      "Vielleicht finde ich eine Möglichkeit!" murmelte sie und bewegte ihre beiden Hände knapp über Kevas Haut und Kleidung. Gelbes Licht strömte von ihren Händen auf Keva ein. "Irgendetwas an Euch nimmt die magische Energie auf!" murmelte Nivesti: "Aber Ihr seid es nicht!"
      "Ist es nicht so, dass nur lebende Personen und schwarze Perlen magische Energie aufnehmen können?" fragte Keva: "Aber ich habe keine schwarze ... oh!" Sie liess sich auf den Stuhl vor Nivestis Schminktisch fallen. "Dann trage ich ein Kind in mir?" Nivesti nickte.
      "Vermutlich!" sagte sie. Keva nickte matt. "Ich gebe Eurem Kind soviel magische Energie, wie ich kann!" meinte Nivesti: "Ihr wisst, wie Ihr sie benutzen könnt?" Keva nickte wieder.
      "Aber ich schade ihm dadurch nicht?" fragte sie. Nivesti seufzte und zuckte die Schultern.
      "Selcai steht vor dem Nordtor!" schrie ein Diener zur Türe herein: "Er verlangt, mit dem Kaiser zu sprechen!"
      "Bereit?" fragte Nivesti Keva.
      "Nein!" seufzte Keva: "Aber gehen wir trotzdem! Und ich heisse Dilta! Sagt es allen!" Nivesti nahm sie wieder am Arm und teleportierte sie und sich in den Thronsaal. Keva schlüpfte in den weissen Umhang der Kaiserin und setzte das kaiserliche Diadem auf.
      "Die Stirn ist gut!" sagte Nivesti: "Man sieht nichts vom Zeichen der Santen!" Keva atmete tief durch und marschierte dann in den Garten. Sie winkte den Soldaten Kelis und Satro, ihr zu folgen. Nivesti blieb im Thronsaal.
      "Mein Name ist Dilta!" sagte Keva.
      "Wie bitte?" fragte Satro.
      "Selcai kennt den Namen Keva!" erklärte Keva: "Er darf mich nicht erkennen!"
      "Natürlich, Kaiserin Dilta!" sagte Kelis grinsend. Dann öffneten er und Satro das Nordtor und Keva stand Selcai gegenüber.

      Kapitel 3

      Seit Keva sich in eine Valekerin verwandelt hatte, fühlte sie sich in der Kaiserstadt so wohl, wie sie sich als Santen nie gefühlt hatte. Bis jetzt jedenfalls. Die schwer bewaffneten marcoovischen Truppen mitten in der Kaiserstadt zu haben, behagte ihr überhaupt nicht. Und Selcai ... Sein Aussehen entsprach zwar nicht der Vorstellung, die Keva von einem Bösewicht hatte, doch hatte sie von allen Seiten erfahren, wie er aussah und was er getan hatte, dass sich das Bild, das sie jetzt sah, als Urahn aller Bösewichte tief in ihr Gedächtnis eingrub.
      Knapp vor dem Nordtor standen zwölf marcoovische Kämpfer und zwei Magierinnen. Noch einen Schritt näher stand Selcai, gut gebaut, muskulös und mit einem kantigen Gesicht unter den türkisgrünen Haaren. Er trug einen aus daumennagelgrossen Goldplatten gefertigten Kopfschmuck, verziert mit einem türkisgrünen Edelstein in der Mitte über der gemusterten Stirn, eine schwarze Hose, ein weisses Hemd und darüber einen türkisgrünen Umhang, der mit schwarzen Schnallen an den Schultern befestigt war.
      "Ich grüsse Euch, Kaiserin!" sagte er: "Ich hatte den Kaiser erwartet!"
      Keva schloss kurz die Augen und sagte dann: "Ich bedaure nicht, dass er keine Zeit für Euch gefunden hat, bevor er die Stadt verlassen hat!" Selcai schmunzelte und trat auf Keva zu. Als er durch das Tor trat, blitzte und knisterte es, aber er durchbrach den magischen Schild ohne ein sichtbares Zeichen von Anstrengung. Keva blieb ruhig. Kelis und Satro richteten vorschriftsgemäss ihre Lanzen auf den Eindringling. Keva winkte ab.
      "Die Beschreibung wird Euch nicht gerecht!" sagte Selcai: "Ihr seid schön, das sehe ich jetzt selbst, und keine Beschreibung würde Euch gerecht! Und Ihr seid auch klug!" Er trat einen weiteren Schritt auf Keva zu. "Es fehlt nur noch Euer Name!" sagte er.
      "Dilta!" sagte Keva.
      "Wo hat Kaiser Suriu nur Euch gefunden!" murmelte Selcai: "Ich habe in meinem Leben noch nie eine so schöne Frau gesehen!"
      "Hört auf, mir zu schmeicheln!" sagte Keva: "Sprecht aus, was Ihr wollt!"
      "Nun, ich wollte das mit dem Kaiser besprechen!" bemerkte Selcai: "Aber da er verhindert ist, werde ich Euch meine Bitte kundtun!" Er drehte sich zum Tor und streckte seine linke Hand aus. Das Tor schloss sich. Selcai drehte sich wieder zu Keva. "Ihr kennt die Geschichte des Landes?" fragte er. Keva nickte. "Bedauerlich, dass Euer Gemahl geflohen ist, aber ich werde ihn ersetzen!" sagte Selcai: "Und ich werde ihn töten!" Keva blieb ruhig. "Er wusste es, deshalb ist er geflohen!" flüsterte Selcai: "Und er hat Euch im Stich gelassen!"
      "Zu fliehen war für ihn die einzige Möglichkeit, zu verhindern, dass Ihr Kaiser werdet!" sagte Keva.
      "Eine Verzweiflungstat, nutzlos und dumm!" knurrte Selcai: "Lanem wird dem Zauber der Macht wieder nicht widerstehen können! Er wird Suriu für tot erklären, ohne seinen Leichnam gesehen zu haben!"
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Veria ()

    • Echt wieder mal spitze!
      Wie du das Essen beschreibst, finde ich toll. Mann kann es sich richtig vorstellen.

      Nur eines verstehe ich nicht: Warum reagieren alle so gelassen auf Selcai? Die Soldaten könnten ihn doch sicher gemeinsam töten!

      Ich finds spannend und will sofort weiterlesen.
      außerdem, wie Selcais Familie von den eroberungen spricht, finde ich richtig gut. Sie wollen also ganz Laharia einnehmen? Naja, sie scheinen auf dem richtigen weg zu sein.

      Ja, zu Selcai hab ich dir eh noch was per ICQ gesagt :D


      Soweit , sogut - poste bald den nächsten Teil!
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • 2. Teil Umgebastel

      "Lanem!" murmelte Keva. Selcai ging einmal um sie herum und beäugte sie von allen Seiten.
      "Wir haben viel zu tun!" sagte er dann. Er nahm Keva am Arm und zog sie in den Thronsaal. Keva sah sich verwirrt um, denn der Thronsaal war voll. Hundertfünfzig Palastmagier standen mit ausgestreckten Armen um sie und Selcai. Aber Keva wusste, dass es über vierhundert Palastmagier gab. Plötzlich spürte sie, wie die magische Energie der über zweihundertfünfzig restlichen Magier auf sie einströmte.
      "Selcai, verschwindet, denn ich nehme Euch das Wasser, das Ihr zum Leben braucht!" schrie Nivesti und richtete ihren Zauberstab auf Selcai. Einen Augenblick lang wurde Selcai durchscheinend und silbrigweiss, doch dann wurde er wieder greifbar. Er stapfte auf Nivesti zu und durchbohrte sie mit seinem Blick.
      "Palastmagierin, verschwindet!" flüsterte er, aber jeder im Thronsaal konnte ihn verstehen. Nivesti wurde durchsichtig und sah hilflos ihre Kollegen an, die versuchten, sie mit einem Abwehrzauber zu schützen. Schliesslich wurde sie wieder sichtbar, aber ein gelbes Leuchten um sie verbarg sie vor den Blicken der anderen.
      "Mutter!" schrie Luti und sprang vom Kronleuchter. Er flog zu Nivesti, die schnell auf die Grösse einer Schmetterlingsfee schrumpfte. Als das Leuchten verschwand, bewegte Nivesti sich nicht mehr. Luti beugte sich über sie und begann zu weinen.
      "Wie rührend!" brummte Selcai. Er marschierte zu den zwei Schmetterlingsfeen und hob Luti auf. "Ihr könnt ihr gerne nachfolgen, kleines Schmetterlingsfeenmännchen!" sagte er.
      "Was verlangt Ihr von mir, Fürst Selcai?" fragte Luti leise.
      "Geleitet mich und Kaiserin Dilta zu Lanem!" sagte Selcai: "Und dann sorgt Ihr dafür, dass sich die Soldaten im Hof versammeln!" Luti nickte.
      "Ich werde alles tun, Fürst Selcai!" murmelte er. Selcai liess ihn los.
      "Fliegt voran!" sagte er. Keva trat zu Selcai und folgte Luti und ihm schweigend ins Sitzungszimmer, wo Lanem wie immer an der Bilanz arbeitete. "Ich grüsse Euch, Lanem!" sagte Selcai. Lanem blickte auf.
      "Ich kenne Euch noch, Fürst Selcai!" knurrte er.
      "Ihr könnt nicht mehr stehen!" sagte Selcai: "Und Ihr seid alt geworden!" Er trat zum Fenster und blickte in den Garten. Dann drehte er sich um. "Ich könnte Euch einen Gefallen tun und Euch verjüngen!" sagte er: "Wenn Ihr mir einen Gefallen tut!"
      "Der wäre?"
      "Wisst Ihr, Lanem, Dilta und ich, wir lieben uns sehr, aber sie ist noch gebunden und kann mich also nicht heiraten!" meinte Selcai. Er stützte sich mit den Händen auf dem Tisch auf und sah Lanem an. Keva schluckte. Wusste Lanem überhaupt, wie sie sich jetzt nannte?
      "Und wie kann ich Euch da helfen?"
      "Nun, Ihr könntet ihren Gemahl für tot erklären!" flüsterte Selcai und zog den Mund zu einem breiten Grinsen: "Dann wäre ich Euch zu ewigem Dank verpflichtet!"
      "Könnt Ihr beweisen, dass er tot ist?" fragte Lanem, ebenfalls grinsend: "Oder muss ich mich auf ... Euer Wort verlassen?" Er zwinkerte Selcai zu.
      "Sagen wir, ich gebe Euch vierzig Jahre Eures Lebens zurück und ernenne Euch zum Feldherrn der valekischen Armee, und Ihr fragt nicht nach dem Leichnam!" sagte Selcai leise. Lanem nickte.
      "Holt mir aus dem Schrank das Formular!" sagte er. Selcai rührte sich nicht. Keva schlenderte zum Schrank und öffnete die beiden Glastüren. Sie holte das Formular für Todesmeldungen aus dem dritten Fach von links ganz oben und gab es Lanem. "Ich danke Euch, Dilta!" sagte Lanem. Keva atmete auf und machte die Glastüren wieder zu.
      "Sprecht laut, was Ihr schreibt, Lanem!" sagte Selcai: "Wenn nötig, werde ich korrigieren!"
      "Der Name ist Suriu!" sagte Lanem. Selcai nickte. "Geboren am vierten Tag der Zeit des Windes des Jahres 8491 nach dem Feuerinferno!" fuhr Lanem fort: "Die Eltern sind Velan und Lanita, seine Frau Dilta!" Selcai nickte wieder. "Wann und wie starb er denn?" fragte Lanem. Selcai schmunzelte.
      "Er stürzte sich vom Balkon seines Gemachs, als er erfuhr, dass ich in die Stadt einmarschiere!" sagte er. Lanem schrieb Selcais Lüge auf und stempelte das Formular ab. "Kaiser Suriu ist jetzt offiziell tot!" flüsterte Selcai Keva zu. Dann kniete er vor ihr nieder. "Wollt Ihr mich heiraten, Kaiserin Dilta?" fragte er. Keva sah ihn regungslos an. Selcai hob seine linke Hand und zeichnete einen Kreis in die Luft, der sofort zu leuchten begann. "Wollt Ihr?" knurrte er.
      "Ich bin zu wichtig für Euch, Ihr werdet mich nicht töten!" sagte Keva: "Aber sobald ich Euch heirate, ist mein Leben nicht mehr sicher!" Selcai stand wieder auf.
      "Lanem, überspringen wir das! Stellt die Heiratsurkunde aus!" sagte er.
      "Ich muss mich schon wieder auf Euer Wort verlassen, dass Eure Verlobte einverstanden ist!" meinte Lanem grinsend.
      "Ich hätte da einige rassige Pferde!" flüsterte Selcai.
      "Was soll ich mit Pferden?" fragte Lanem: "Ich habe schon welche!"
      "Ich hätte auch sieben lavische Dienerinnen für Euch!" sagte Selcai schmunzelnd: "Sie werden Euch gefallen!"
      "Dilta, gebt mir doch bitte das Formular aus dem Fach mit der Nummer acht!" bat Lanem. Keva blieb stehen. Selcai nahm sie am Arm und bewegte sein Gesicht zu ihrem Ohr.
      "Ich würde Euch lieben!" flüsterte er: "Ich würde Euch lieben, dass Ihr Euch fragt, wie Ihr jemals an Suriu denken konntet! Heiratet mich!" Er bewegte sich wieder etwas von Keva weg und knurrte: "Freiwillig!" Keva machte zögernd einige Schritte auf den Schrank zu. Plötzlich drehte sie sich um.
      "Unter einer Bedingung!" sagte sie. Selcai lachte leise.
      "Sprecht sie aus, ich werde entscheiden!" sagte er.
      "Ihr werdet Suriu nicht verfolgen!" murmelte Keva: "Lasst ihn als einfachen Bürger leben, wo immer er sein mag!" Selcai lächelte.
      "Einverstanden!" sagte er. Keva senkte die Augenlider und atmete tief durch. Dann ging sie zum Schrank, öffnete ihn und gab Lanem das Formular.
      "Gemahl Selcai und Gemahlin Dilta!" sagte Lanem: "Eltern des Gemahls?"
      "Fürst Daimas und Miga Naari!" sagte Selcai. Ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen.
      "Eltern der Gemahlin?" fragte Lanem.
      "Kayas und Ira!" flüsterte Keva. Lanem schrieb auch Kevas Lüge ohne mit der Wimper zu zucken auf und stempelte das Formular ab.
      "Kaiser Selcai, Kaiserin Dilta, ihr seid jetzt offiziell verheiratet!" sagte er dann.
      "Sehr gut!" sagte Selcai: "Wo sind die Kaiserkrone und der Salcan?"
      "Im Thronsaal!" sagte Lanem: "Aber erst haben wir noch eine Rechnung zu begleichen!" Selcai trat zu ihm und packte ihn an den Schultern. Von seinen Händen strömte gleissend helles Licht auf Lanem ein, der zusehends jünger wurde. Keva verfolgte den Beweis für Selcais magische Fähigkeiten gebannt und kochte innerlich vor Wut gegen Lanem, aber dankte ihm gleichzeitig, dass er sie nicht verraten hatte.
      "Du meine Güte!" entfuhr es Keva, als Selcai seine Hände von Lanem löste: "Unglaublich!" Lanem streckte sich und stand auf. Er sah aus wie zwanzig. Selcai trat zu Keva und nahm sie am Arm. Er teleportierte sie und sich in den Thronsaal, wo er sich die Kaiserkrone aufsetzte, seinen türkisgrünen Umhang ablegte und den Salcan mit goldenen Schnallen an seinen Schultern befestigte. Dann trat er mit Keva in den Hof, wo Luti die Soldaten versammelt hatte.
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Veria ()

    • Du willst Kommentare von jedem, der hier reinguckt? Was soll ich denn großartiges schreiben, ich finde ja nicht einmal Fehler! 8o
      Darum bleibt mir nur noch die ausgelutschte Phrase "Weiterschreiben!" übrig. Und vielleicht noch ein "Super, mach weiter so!". Kritik kriegst du keine! Ätsch! :P


      (Ja, man kann draufklicken)
    • 3. Teil Umgebastel

      "Ich grüsse Euch, Soldaten!" rief Selcai: "Ich bin Selcai, Kaiser von Valeca und Fürst der Marcoovastämme Neltane, Schagon und Anzaath!" Die Soldaten raunten und von einigen waren sogar unterdrückte Aufschreie zu hören. "Ihr steht ab jetzt unter dem Kommando von Lanem!" erklärte Selcai. Hinter ihm trat Lanem aus dem Thronsaal in den Hof. Die Soldaten raunten wieder. Keva meinte, das Wort Verrat herauszuhören. Kelis trat vor.
      "Wir werden für Euch kämpfen, Selcai, Kaiser und Fürst!" rief er und hob seine Lanze in die Höhe. Satro und einige andere Soldaten folgten seinem Beispiel.
      "Selcai!" schrien sie: "Selcai!" Nach und nach hoben immer mehr Soldaten ihre Lanzen und stimmten mit ein. Keva wandte sich ab und trat zu Lanem.
      "Ich gratuliere!" brummte sie: "Aber ich hätte von Euch mehr Loyalität erwartet!"
      "Und Ihr?" zischte Lanem: "Ihr habt ihn doch geheiratet!" Keva seufzte. "Und was Suriu betrifft, Selcai wird ihn leben lassen!" fügte Lanem hinzu.
      "Wie könnt Ihr da so sicher sein?" knurrte Keva: "Ihr könnt Euch nicht auf das Wort eines Mörders verlassen!" Lanem zuckte mit den Schultern und schob Keva zurück zu Selcai.
      "Ich möchte freudig kundtun, dass meine Gemahlin und ich meine marcoovische Familie herzlich in den Palast einladen!" rief Selcai. Einige Soldaten eilten davon. Selcai wandte sich Keva zu. "Und jetzt widme ich mich ganz dir, Dilta!" flüsterte er. Lanem verliess den Hof und die Soldaten folgten ihm. Selcai berührte Keva sanft an der Wange und legte einen Arm um sie. "Liebst du mich?" hauchte er.
      "Ich bedaure, dir mitteilen zu müssen, dass dem nicht so ist, mein Gemahl!" sagte Keva: "Aber ich bin mir sicher, dass du dich davon nicht stören lassen wirst!" Selcai lächelte sie charmant an.
      "Und ich bin mir sicher, dass du deine Meinung noch ändern wirst!" sagte er. Dann bewegte er sein Gesicht ganz nah zu ihrem. "Dafür werde ich sorgen!" flüsterte er kaum hörbar, bevor er sie küsste. Keva fühlte sich plötzlich, als würde sie im ewigen Eis begraben liegen und innerlich brennen. Ihre Lippen schmerzten, als ob sie platzen würden. Doch Selcais Hand an ihrer Wange fühlte sich beruhigend an und aus irgendeinem Grund wollte Keva trotz der Schmerzen nicht, dass er sie losliess. Nach einigen Augenblicken konnte sie wieder etwas klarer denken und bekam panische Angst. Selcai war ein mächtiger Magier, konnte er auch die Liebe zu besiegen? Keva spürte, wie Selcai sie an sich drückte und mit seiner Zunge ihre Lippen öffnete. Mit einem Mal fühlte sie sich so wohl, als würde sie gleichzeitig fliegen und schwimmen. Der wundervolle Gesang der Insel Laharia klang in ihren Ohren und sie sah die schönsten Orte, die sie selbst noch nie besucht hatte. Sie tanzte auf dem Wind und begegnete wunderschönen Geschöpfen der Fantasie.
      "Lasst Euch nicht verführen!"
      Keva riss die Augen auf und blickte in das Gesicht eines jungen Soldaten mit eisblauen, freundlichen Augen und braunen Haaren, die frech unter seinem Helm hervorguckten. "Was sagtet Ihr?" murmelte sie.
      "Lasst Euch nicht verführen, denn sonst seid Ihr für immer gefangen!" sagte der Soldat.
      "Gefangen?" fragte Keva.
      "Selcai!" sagte der Soldat: "Lasst Euch nicht verführen! Er versucht, Euch zu verzaubern!" Er rückte seinen Helm zurecht und lächelte. "Ihr müsst Euch wehren! Ihr müsst eine schönere Welt finden, als die, die er Euch schenkt! Lebt wohl!"
      Ein gewaltiger Strudel riss Keva zurück. Sie hörte wieder den Gesang der Insel und tanzte zwischen Wolken und Bergspitzen. Sie spürte auch wieder, wie Selcai sie fest, aber zärtlich umarmte. Dann rief sie sich ins Gedächtnis, was der Soldat gesagt hatte. Eine schönere Welt?
      Keva erinnerte sich wieder ganz genau an ihre ersten Tage an Land. Sie war unsicher gewesen und hatte Angst gehabt. Doch ihre Freunde hatten ihr geholfen.
      Freunde!
      Freunde konnte Selcai ihr nicht geben. Er war ein Meister der Täuschung und der Lüge und wusste gewiss nicht, was wahre Freundschaft bedeutete. Keva spürte wieder genauer, was Selcai tat. Er liess sie los. Keva hob ihre Arme und legte sie um ihn. Aber sie tat es nicht, weil sie es wirklich wollte, sondern weil sie wusste, dass er es von ihr erwartete. Der Nebel, der ihren Verstand von der Wirklichkeit trennte, verschwand. Keva öffnete ihre Augen und sah Selcai an.
      "Liebst du mich?" fragte er.
      "Küss mich, bitte!" sagte Keva.
      "Liebst du mich?" wiederholte Selcai.
      "Küss mich, bitte, bitte!" bettelte Keva. Selcai grinste.
      "Wie ich es dir sagte, Dilta!" flüsterte er: "Ich habe dafür gesorgt! Denkst du noch an Suriu?"
      "Wer?" murmelte Keva. Sie tat, als würde sie angestrengt nachdenken. "Ah! Den meinst du! Was soll ich mit ihm?"
      "Weisst du, wo er ist?" fragte Selcai. Keva schüttelte den Kopf und schmiegte sich an ihn. Selcai schob sie weg. "Ich habe dich auf meiner Seite!" flüsterte er: "Aber jetzt habe ich anderes zu tun!"
      "Was denn?" fragte Keva. Selcai grinste sie an und deutete auf den marcoovischen Kämpfer, der auf ihn zu kam.
      "Meine Familie ist angekommen!" sagte er: "Komm mit!" Keva folgte ihm in den Thronsaal und von dort über die geschwungene Treppe nach oben. Selcai trat in den Speisesaal und setzte sich auf den Platz des Kaisers am Kopfende des Tisches. Keva setzte sich links neben ihn. Sofort liefen sieben Diener der Reihe nach am Tisch vorbei und stellten verschiedene Speisen in goldenen und silbernen Schüsseln in die Mitte. Selcai streckte seine linke Hand auf das breite Tor ihm gegenüber zu und bewegte sie ruckartig zur Seite, worauf sich die beiden Torhälften öffneten. Eine junge Frau betrat den Speisesaal, gekleidet in prächtige, marcoovische Kleidung. Ihr violettes Kleid war dicht mit silbernen Fäden bestickt, um ihre Hüfte hatte sie ein weites blaues Seidentuch befestigt, das hinter ihr von zwei lavischen Dienern gehalten wurde, darüber trug sie einen durchsichtigen, seidenen Umhang, der ebenfalls von den Dienern gehalten wurde. Auf ihrem Kopf trug sie eine violett und hellblau gemusterte Krone, die sie als Fürstin eines Marcoovastammes auswies. Hinter ihr und ihren Dienern traten, ebenfalls prächtig gekleidet, eine nicht mehr ganz so junge Frau und ein junger Mann ein. Allen dreien sah man an, dass sie Santen zu ihren Vorfahren zählten. Die Fürstin setzte sich Selcai und Keva gegenüber, die beiden anderen nahmen an der Seite des Tisches Platz.
      "Ich grüsse dich, Vater!" sagte die Fürstin: "Und auch meine Mutter und mein Bruder grüssen dich!"
      "Dilta, ich stelle dir meine erste Gemahlin Metes und unsere Kinder Selina und Direlcai vor!" sagte Selcai. Keva nickte zum Gruss. "Selina, dies ist Kaiserin Dilta!" Selina nickte und ergriff dann das Wort in einer fremden Sprache. Keva erkannte sie zwar, es war jene von Selcais Stamm, der Neltane, aber sie konnte den Worten nicht folgen. Als Selina schloss, nickte Metes zustimmend. "Ich bin einverstanden!" sagte Selcai: "Ich werde Dilta nicht in einer marcoovischen Zeremonie zu meiner Gemahlin nehmen!" Keva hob verwundert die Augenbrauen, war Metes etwa eifersüchtig?
      "Ich danke dir, Vater!" sagte Selina. Selcai schöpfte sich Fleischknödel und Grünspitzchen. Keva nahm mit den Pilzen vorlieb.
      "Du hast die Drari schnell besiegt, dass du jetzt schon hier bist!" sagte Selcai. Selina vermischte in ihrem Teller die Bratensauce mit der Salatsauce und nickte.
      "Wir haben sie praktisch überrannt!" meinte sie: "Fürst Meriem hat mich fast angefleht, statt ihm Fürstin zu werden, nur damit ich ihm seine Frau lasse!" Selcai schmunzelte. "Jetzt sind sie für immer und ewig zusammen!" kicherte Selina: "Nur nicht auf der Insel!" Sie schnitt einige dünne Scheiben Weissbrot ab und wendete sie in der gemischten Sauce.
      "Und was hast du sonst erlebt?" fragte Selcai, während er die Fleischknödel sorgfältig mit den Grünspitzchen panierte.
      "Wir sind den Melva begegnet!" murmelte Selina. Sie schöpfte sich Nudeln und Pilze und verteilte sie auf ihren eingeweichten Brotscheiben. "Seitdem bin ich praktisch ihre Fürstin!"
      "Die Melva haben doch ein strengeres Nachfolgesystem!" murmelte Selcai: "Der Fürst kann nicht einfach einen Nachfolger benennen!"
      "Ich habe seinen Sohn geheiratet!" meinte Selina: "Der alte Fürst ist tot und sein Sohn ist richtig süss, wenn er verzaubert ist!"
      "Klug von dir!" sagte Selcai anerkennend. Keva stocherte lustlos in ihrem Essen herum. "Hast du keinen Hunger, Dilta?" fragte Selcai. Keva schüttelte den Kopf. "Morgen wird ein anstrengender Tag!" sagte Selcai dann: "Wir werden Volksnähe beweisen! Iss etwas! Und dann gehen wir früh schlafen!" Keva nickte und begann, die Pilze in sich hineinzustopfen, ohne sie überhaupt zu schmecken.
      "Du besuchst die Händler, Bauern, Handwerker und Fischer?" fragte Selina.
      "Die Perlentaucher auch!" sagte Selcai: "Mit einer Perlentaucherin habe ich noch eine offene Rechnung! Ohne sie hätte ich die Santen auch schon!" Keva ergriff das Wort.
      "Ist diese Perlentaucherin eine Santen?" fragte sie. Selcai nickte. "Ich kann mich erinnern, dass einmal eine Santen wegen irgendeiner besonderen Perle da war!" murmelte Keva: "Ich kann nachschauen, wo sie wohnt, falls sie Bürgerin geworden ist!"
      "Tu das, Dilta!" sagte Selcai. Keva stand auf und marschierte aufrecht aus dem Speisesaal. Dann lief sie ins Archiv.
      "Ich wusste, dass Ihr hierherkommen würdet!" Keva blieb ruckartig stehen.
      "Wer ist da?" fragte sie leise.
      "Ich bin es, Nivesti!" Die Schmetterlingsfee flatterte hinter einem Kerzenständer hervor.
      "Aber Selcai hat Euch doch getötet!" fuhr Keva auf.
      "Netter Plan, nicht?" meinte Nivesti: "Er sollte es glauben! Luti als Spiegelwesen hat mich mit der Macht der goldenen Sonne und der blauen Perle gerettet! Jetzt bin ich ein Teil der Insel, den Selcai nicht kennt, und ausserdem wieder ganz schön klein!" In der Kristallstadt hatte Keva ihren Vater auf ähnliche Weise gerettet. Nivesti setzte sich auf ihre Schulter. "Ich kann Euch helfen!" sagte sie dann. Keva ging weiter.
      "Ich bin unterwegs ins Archiv!" erklärte sie leise: "Ich suche alles über Keva und bringe es mit der Geschichte von Dilta in Einklang!" Nivesti verkroch sich unter Kevas langen, schwarzen Haaren und kam wieder hervor, als sie ausser Sichtweite des Soldaten waren. Keva öffnete einen der 40 riesigen Schränke und suchte die Zeit der Sonne des Jahres 8521 nach dem Feuerinferno, damals war sie Bürgerin geworden.
      "Ich hole die Formulare und die Stempel aus dem Sitzungsraum!" sagte Nivesti, dann verschwand sie.
      "Nivesti?" murmelte Keva. Kaum später tauchte die Schmetterlingsfee wieder auf.
      "Ich schreibe das Bürgerblatt und die Wohnungsblätter für Dilta und die Heiratsurkunde für Dilta und Suriu!" sagte sie: "Und Ihr sucht Eure Heiratsurkunde und Eure Wohnungsblätter heraus und lasst sie verschwinden!"
      "Schreibt auch eine Geburtsurkunde für Dilta!" flüsterte Keva: "Eltern Kayas und Ira!"
      "Gibt es die beiden wirklich?" fragte Nivesti verdutzt. Keva nickte.
      "Aber sie sind tot!" murmelte sie: "Und sie haben keine anderen Verwandten! Keiner, den Selcai fragen könnte!"
      "Na gut!" murmelte Nivesti, verschwand wieder kurz und kam mit einer leeren Geburtsurkunde wieder. "Wann seid Ihr also geboren, Dilta?" fragte sie.
      "Am achtzehnten Tag der Zeit des Herdfeuers des Jahres 8495 nach dem Feuerinferno!" sagte Keva. Nivesti schrieb alles auf und stempelte die Urkunde dann ab. Dann zog sie mühsam eine grosse Schranktür auf.
      "Keva, könnt Ihr mir helfen?" bat sie: "Legt bitte die Mappe für Herdfeuer 8495 auf den Tisch!" Keva tat es. "Danke!" sagte Nivesti leise, dann sortierte sie die neue Geburtsurkunde am richtigen Ort ein. Keva sortierte die neue Heiratsurkunde und die von Nivesti geschriebenen neuen Wohnungsblätter und das Bürgerblatt ein, verstaute die Mappe wieder im Schrank und schloss dessen Türe. Nivesti schulterte die beiden Federn und den Stempel und teleportierte sich ins Sitzungszimmer. Als sie wieder zurückgekehrt war, lief Keva los. Nivesti versteckte sich hinten in Kevas Kragen unter ihren Haaren.
      "Euer toter Gemahl ist angekommen!" sagte Selcai, als Keva sich neben ihn gesetzt hatte: "Ich werde morgen überlegen, was ich mit ihm tun soll!" Keva blinzelte verblüfft. "Hast du herausgefunden, wo diese Santen wohnt?" fragte Selcai dann. Keva schüttelte den Kopf.
      "Sie wurde zwar einmal Bürgerin, aber es liegen keine Wohnungsblätter unter ihrem Namen vor!" sagte sie.
      "Wie heisst sie?" fragte Selina.
      "Keva!" sagte Keva. Selina nickte und widmete sich ihrem Teller mit gemischten Früchten. Keva schob den Teller mit den Pilzen beiseite und schöpfte sich ebenfalls einige Früchte. Als sie den Teller leergegessen hatte, stand sie auf. "Ich bin müde!" sagte sie.
      "Ich ebenfalls!" sagte Selcai. Er liess einen halbvollen Teller Nusskaramellen stehen, legte einen Arm um Kevas Hüfte und verliess mit ihr den Speisesaal. Keva bemerkte, wie Metes Selcai wütend nachsah. Nivesti zappelte in Kevas Kragen.
      Das Schlafgemach war von hunderten Kerzen hellerleuchtet. Auf den beiden riesigen Betten lagen etliche feine Wolldecken und Seidentücher, Trennwände hinderten die an den Wänden sitzenden Diener daran, alles zu sehen. Keva hob beeindruckt die Augenbrauen, Selcai liess sich wirklich verwöhnen. Sie ging durch eine helle Holztüre in den angrenzenden Waschraum und schloss die Türe ab. Nivesti krabbelte aus Kevas Kragen und entfernte Kevas Schminke. Dann überpuderte sie das Santenzeichen wieder und bemalte die Lippen so, dass sie für Valeker möglichst natürlich aussahen.
      "Danke!" flüsterte Keva: "Fliegt bitte zu den Perlentauchern und sagt ihnen, dass ich Dilta heisse und dass Keva in die Ivene zurückgekehrt ist, ohne es im Palast zu melden!" Nivesti landete auf dem Schminktisch und teleportierte sich fort. Keva atmete auf und marschierte zurück ins Schlafgemach. Selcai lag schon im Bett und schlummerte selig wie ein kleines Kind. Keva legte ihr Diadem auf ein Tischchen, zog ihren Umhang und ihr Kleid aus und streifte ihr Nachthemd über. Dann legte sie sich ins Bett und schloss die Augen. Um die Betten herum huschten einige Diener, die alle Kerzen bis auf fünf löschten.
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Veria ()

    • Gefällt mir sehr gut. Nur woher sollte Selcai wissen, ob Suriu gut küssen kann? Und warum sollte Dilta als seine ehemalige Gemahlin (!) das nicht wissen?
      Ich glaube, darüber sollte ich lieber nicht zu lange nachdenken :D
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Woher soll Selcai das wissen? Steht irgendwo, dass er es weiss? Keva sagt das doch bloss, um eine überzeugende Demütigung hinzukriegen.

      4. Teil Umgebastel

      Am nächsten Morgen begriff Keva zuerst nicht, dass sie gemeint war, als Selcai sie weckte. "Dilta, wach auf!" sagte er und berührte sie sanft an der Schulter. Keva öffnete die Augen einen Spalt und die Erinnerung kam zurück.
      "Nur noch ein bisschen!" murmelte sie. Selcai packte sie am Arm und zog sie hoch.
      "Wir haben viel zu tun!" sagte er: "Zieh dich an!" Keva schälte sich aus den vielen Decken und Tüchern und stand auf. Selcai stand mit nacktem Oberkörper neben ihrem Bett. Seine Haare standen ungezähmt in alle Richtungen und seine türkisgrüne Hose war reichlich zerknittert. An seinen nackten Füssen waren die Zehennägel sorgfältig geschnitten und abgefeilt und türkisgrün lackiert. Keva schlurfte mit noch halb geschlossenen Augen in den Waschraum und schloss die Türe ab. Sie entfernte nur den Lippenstift und bemalte die Lippen pink. Das Puder über dem Santenzeichen liess sie, wie es war. Dann erledigte sie den Rest der Morgentoilette. Als sie wieder ins Schlafgemach trat, war Selcai schon fertig angezogen. Wie am Vortag trug er eine schwarze Hose, ein weisses Hemd, den Salcan und die Kaiserkrone. Keva verschwand im begehbaren Schrank und kam erst angezogen wieder heraus. Sie trug ein blauviolettes, hochgeschlossenes Kleid mit Ärmeln, die unterhalb der Ellenbogen einen Schlitz hatten, geschneidert für eine Santen. Keva zog ihren Umhang an und setzte ihr Diadem auf. "Ich gratuliere!" sagte Selcai.
      "Wieso?" murmelte Keva verwundert.
      "Lanita hat immer doppelt so lange gebraucht!" erklärte Selcai. Er trat auf den Korridor, Keva folgte ihm. "Ich beaufsichtige die Diener beim Satteln der Pferde!" sagte Selcai: "Du gehst zu deinem toten Gemahl!"
      "Kein Frühstück?" murmelte Keva. Selcai schüttelte den Kopf und eilte fort. Keva sah ihm verblüfft hinterher. Plötzlich spürte sie einen Luftzug an ihrem Hals.
      "Keva, ich bin wieder da!" flüsterte Nivesti. Keva atmete auf. Nivesti verkroch sich wieder in Kevas Kragen.
      "Nivesti, Ihr müsst den Wächter erstarren lassen!" flüsterte Keva: "Aber er darf es nicht merken! Während Ihr ihn erstarren lasst, darf er weder uns noch Suriu sehen!"
      "Verstanden!" murmelte Nivesti. Keva eilte zu den Verliesen.
      "Öffnet!" befahl sie dem einzigen Wächter im ganzen Keller. Der Wächter wandte sich der ersten Tür zu und öffnete sie.
      "Erstarre zu Stein, Marcoova!" hauchte Nivesti. Der Wächter bewegte sich nicht mehr. Keva huschte an ihm vorbei und schlüpfte durch den Spalt in der Türe. Nivesti beschwor Licht. Keva stockte der Atem und sie stützte sich matt an der halbverfaulten Holzpritsche ab. Suriu schlief unruhig, sein Gesicht und seine Arme waren von unzähligen Kratzern und Schnitten bedeckt, er hatte ein blaues Auge und eine seltsam schiefe Nase. Seine schwarze Hose war zerfetzt und blutig, sein rotes Hemd schon fast nicht mehr vorhanden. Keva hockte sich neben ihm nieder und schüttelte ihn sanft.
      "Suriu!" flüsterte sie. Suriu schreckte auf.
      "Keva!" krächzte er.
      "Schsch!" flüsterte Keva und legte ihm den Finger auf die Lippen: "Es geht mir gut!"
      "Was ist passiert?" fragte Suriu. Keva berichtete ihm alles, was geschehen war. "Nivesti!" murmelte Suriu dann: "Könnt Ihr mir bitte meine Nase geradebiegen!"
      "Tut mir leid, das würde auffallen!" seufzte Nivesti.
      "Ich habe eine Idee!" sagte Keva: "Ich habe die halbe Nacht darüber gegrübelt!"
      "Eine Idee?" fragte Nivesti.
      "Selcai will dich töten, Suriu!" sagte Keva: "Aber vielleicht kann ich ihn davon abhalten, wenn ich ihm sage, dass ich dich demütigen will!"
      "Wird er dir glauben, dass du es wirklich so meinst?" fragte Suriu.
      "Ich sagte doch, er glaubt, dass er mich verzaubert hat!" erklärte Keva: "Dass die magische Energie mir soviel genützt hat, kann er nicht wissen!"
      "Er kann doch spüren, wenn ein Magier magische Energie hat!" murmelte Suriu. Keva lächelte.
      "Ich hatte keine magische Energie!" flüsterte sie: "Nur unser Kind!"
      "Unser Kind!" murmelte Suriu.
      "Und meine Idee ..." sagte Keva: "Du wirst in den Speisesaal gebracht, wo du auf Selcai und mich treffen wirst!"
      "Demütigend!" murmelte Suriu. Keva stand auf und strich ihr Kleid glatt.
      "Ich komme gleich wieder!" sagte sie: "Aber der Wächter darf nicht wissen, dass ich schon hier war! Und ich heisse Dilta!" Suriu nickte und legte sich wieder auf die Pritsche. Nivesti liess das Licht verschwinden. Keva schlüpfte wieder durch die Tür und stellte sich hinter den Wächter.
      "Beweg dich!" flüsterte Nivesti. Der Wächter öffnete die Türe ganz und betrat das Verlies. Keva stellte sich neben ihn und stiess Suriu mit dem Fuss an.
      "Dilta!" rief Suriu. Er sprang auf. Keva ging zu ihm, packte ihn an den Schultern und küsste ihn.
      "Selcai hatte recht!" sagte sie: "Du kannst nicht küssen!" Dann drehte sie sich um und marschierte aus dem Verlies.
      "Dilta!" schrie Suriu: "Tu mir das nicht an!" Der marcoovische Wächter verschloss die Türe und lachte ihn aus.

      Keva und Selcai ritten in Begleitung von sieben lavischen Dienern, sieben marcoovischen Kämpfern und sieben valekischen Soldaten durch die Kaiserstadt. Selcai verschenkte sehr viel Geld an Bauern, Fischer, Händler und Handwerker, hörte sich Geschichten an und gab einem kleinen, blinden Jungen das Augenlicht zurück. Schliesslich kamen sie auch im Lager der Perlentaucher an.
      Koré war als einziger an Land und eichte die Waage. "Perlentaucher! Eure Kollegen tauchen noch?" rief Selcai. Koré drehte sich zu ihm und nickte.
      "Aber die meisten sind schon lange unten und werden sicher bald wieder kommen!" sagte er. Selcai stieg ab und hob Keva vom Pferd. Mariás und Bendri tauchten auf und liefen an Land.
      "Zwanzig Züge hinter dem verkeilten Baumstamm ist ein richtiges Nest!" rief Mariás atemlos.
      "Hast du es für dich markiert?" fragte Koré.
      "Nein, es war schon eine Markierung dran!" erklärte Mariás: "Von Niban!"
      "Niban?" keuchte Bendri und blinzelte zu der Stelle, an der sie damals Niban gefunden hatten. Im Sand steckte ein langer Ast, an dem oben ein schwarzes Säckchen befestigt war.
      "Niban!" murmelte Koré und schielte zu Selcai.
      "Ich spare mir die Höflichkeiten!" sagte Selcai: "Wie ich sehe, habt Ihr alles begriffen, Koré! Ihr seid doch Koré?" Koré nickte. "Bei Euren Perlentauchern ist doch auch eine Santen, nicht wahr?"
      "Nicht mehr!" sagte Koré: "Sie ist in die Ivene zurückgekehrt!"
      "Warum?"
      "Angst!" sagte Koré: "Sie ist ein Spiegelwesen!"
      "Aber Spiegelwesen lassen ihre Freunde nicht im Stich!" zischte Selcai. Koré zuckte die Schultern.
      "Vielleicht hat sie dort unten mehr Freunde!" meinte er. Selcai gab sich zufrieden, als Kelías, Raico und Liro auftauchten.
      "Kelías, treuer Diener!" rief er: "Sagst du mir, wo die Santen ist?" Kelías holte einige Male tief Luft.
      "Keva wollte die Santenmagier holen!" sagte er dann. Selcai grinste selbstgefällig.
      "Wann kommt sie zurück?" fragte er. Kelías zuckte die Schultern. Selcai grinste noch breiter. "Tief Luft holen!" sagte er: "Eine Achtelstunde!" Dann schleuderte er eine Energiekugel auf Kelías und umhüllte ihn mit einer Schicht aus Wasser. Keva schluckte und sah sich besorgt um. Aber sie wusste, dass Kelías so lange aushielt. Trotzdem kratzte sie sich am Nacken und bat so Nivesti, einzugreifen. Die Schmetterlingsfee teleportierte sich hinter die Waage.
      Selcai wartete eine Achtelstunde lang, während der Zayadra, Meto und Levar auftauchten, und lachte dann laut auf. "Verlasst Euch nicht auf ein Wort!" rief er. Kelías sah ihn wütend an. Nivesti kletterte unbemerkt auf Korés Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann schwang sie ihren winzigen Zauberstab, während sie sich fast völlig hinter Korés strohblonder Mähne versteckte. Koré streckte seine Hand aus und schwang sie durch die Luft. Die Wasserhülle floss zu Boden und Kelías atmete auf. "Weisst du jetzt, wann sie zurückkommt?" fragte Selcai. Kelías nickte.
      "In zwölf Tagen!" murmelte er. Selcai hob Keva auf ihr Pferd und stieg selbst auf seines auf. Keva hob ihre Haare etwas von ihrem Nacken an, worauf Nivesti sich wieder in ihr Versteck teleportierte.
      "Miga Koré!" sagte Selcai: "Beeindruckend!" Koré zuckte die Schultern und wandte sich wieder der Waage zu. Selcai lenkte sein Pferd zu Koré und beugte sich zu ihm nieder. "Ich werde auf Euch achten!" flüsterte er. Dann ritt er zurück zu Keva. "Ich will gerecht sein!" sagte er und warf einen dicken Beutel mit Geld vor Korés Füsse.
      "Wir brauchen es nicht!" sagte Bendri. Lange nahm keiner den Beutel auf. Doch schliesslich bückte sich Zayadra und warf das Geld Selcai zurück. Selcai fing den Beutel auf und warf ihn ins Wasser. Dann ritt er aus dem Lager. Keva, die Diener, die Soldaten und die Kämpfer folgten ihm.
      "Wieso nehmen die Perlentaucher das Geld nicht an?" fragte Keva.
      "Sie sind zu stolz!" sagte Selcai: "Ausserdem haben sie mich belogen!"
      "Belogen?"
      "Die Santen ist an Land!" meinte Selcai: "Ich werde sie finden! Jeder Hinweis auf Santen muss mir gemeldet werden! Und die Perlentaucher werden bestraft!"
      "Wie?" fragte Keva.
      "Du wirst es sehen!" lachte Selcai. Dann trieb er sein Pferd in den Galopp. Keva und die Begleiter sprengten ihm hinterher.
      Das Mittagessen schmeckte Keva sehr gut. Sie liess das, was sie als Fleischbällchen erkannt hatte, einfach liegen und stillte den Hunger mit Salat und Gemüse. Selcais Tischmanieren waren sehr vornehm. Er ass langsam, führte ein unterhaltsames Tischgespräch mit Selina und ihrem Bruder Direlcai und nahm niemals zu grosse Bissen. Allerdings schien er vergessen zu haben, dass Keva neben ihm sass. Und auch Metes ignorierte er völlig. Nach einer Weile meldete ein Diener, dass die drei Feldherren der Armee Meldung erstatten wollten. Selcai liess das Tor des Speisesaals öffnen. Zwei Männer und eine Frau traten ein.
      Die beiden Männer erkannte Keva zumindest auf den ersten Blick nicht, aber die Frau war Sita. Keva hoffte nur, dass sie sie nicht erkannte.
      "Dilta, ich möchte dir die Anführer meiner Truppen vorstellen!" sagte Selcai. Keva drehte den Kopf zu ihm und lächelte ihn an. "Das sind Lanem, du kennst ihn, Feldherr der valekischen Armee, Digolán, Anführer der marcoovischen ersten Kämpfer, und Sita, Anführerin der Kampfmagier! Selina ist die Anführerin der marcoovischen zweiten Kämpfer!"
      Lanem hatte sich also gepflegt und aufgeputzt, dass es schwer war, in ihm den alten Mann zu erkennen. Nun musterte Keva Digolán. Er war blond und das marcoovische Muster auf seiner Stirn war kaum zu sehen. Seine Kleidung bestand aus einem schwarzen Kettenhemd, einer ebenso schwarzen Hose und einem roten Umhang. Unter dem Kettenhemd blickten zwei kurze, weisse Ärmel hervor. Waffen trug er keine und den glänzenden Helm hatte er sich unter den Arm geklemmt.
      "Ich grüsse Euch, Kaiserin Dilta!" sagte Sita. Sie trug dieselbe Uniform wie Digolán. Keva lächelte sie freundlich an. Nivesti verkroch sich noch tiefer in Kevas Kragen.
      "Sind die Truppen bereit?" fragte Selcai. Sita nickte.
      "Stets bereit, Selcai! Die Magier, die Kämpfer, die Soldaten!" sagte Lanem: "Was ist das nächste Ziel?"
      "Kalarien!" sagte Selcai.
      "Wäre es nicht klüger, die Grenzlinien so kurz wie möglich zu halten?" fragte Keva: "Zuerst Lavien und Mischann'ato?"
      "Wenn wir Kalarien haben, läuft Lavien gleich über!" erklärte Sita: "Das war das letzte Mal auch so! Und Mischann'ato war noch nie ein Problem!" Sie lächelte Keva zuckersüss, aber abschätzig an.
      "Kalarien!" bestimmte Selcai. Dann winkte er Sita, Lanem und Digolán aus dem Raum. "Dilta, was soll mit deinem toten Gemahl geschehen?" fragte er dann. Keva kratzte sich am Kinn.
      "Es stört schon sehr, einen nicht eingetragenen Bürger durchfüttern zu müssen!" meinte sie: "Aber ihn leiden zu lassen, ist eine Entschädigung dafür!"
      "Wie soll er leiden?" fragte Selcai: "Hungern lassen, auspeitschen, verprügeln, in der Wüste oder im Schnee anketten?"
      "Ich dachte eher an etwas ... weniger Körperliches!" meinte Keva: "Eher eine seelische Qual!"
      "Oh, ich beginne zu verstehen!" lachte Selcai: "Er liebt dich schliesslich!" Keva nickte bedeutsam.
      "Lass ihn waschen und einkleiden!" sagte sie: "Er soll mit uns speisen!" Selcai winkte einem der sieben lavischen Diener, die an den Wänden sassen, der dann unterwürfig zu ihm kam, und befahl ihm leise, Suriu zu bringen.
      "Wir werden auf deinen toten Gemahl warten!" sagte er dann. Keva lud ihren Teller wieder voll und zerkleinerte sorgfältig die Salatblätter.
      "Wir haben Zeit!" murmelte sie. Selcai widmete sich seinen Fleischbällchen. Selina grinste Keva an. Einige Zeit später öffneten einige Diener das grosse Tor und führten Suriu an den Tisch. Keva blickte nur kurz auf. Suriu trug ein neues rotes Hemd und eine neue schwarze Hose, die von einem silbernen Gürtel gehalten wurde. Seine Nase war wieder gerade, aber das blaue Auge hatte er immer noch.
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Veria ()

    • Hört sich gut an... nur die Perlentaucher tun mir leid. Aber zumindest sind sie treu.
      Und ich finde es super, dass diese Geschichte endlich wider hier fortgesetzt wird! Sie ist einfach zu gut, um sie aus dem ZFB zu nehmen ^^
      Also bitte weiter so, Veria. Ich bin schon gespannt.
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • "Willkommen, ehemaliger Kaiser Suriu!" sagte Selcai und hob die Hand. Suriu wurde quer durch den Speisesaal geschleudert.
      "Das war jetzt schon sehr körperlich!" kicherte Keva, obwohl sie Surius Schmerzen förmlich selbst spürte: "Aber mach nur, er sollte es nur überleben!"
      "Dilta!" schrie Suriu.
      "Das genügt mir schon!" sagte Selcai. Er stand auf und trat zu Suriu. "Vielleicht später wieder!" Dann reichte er Suriu seine Hand und zog ihn hoch.
      "Mörder!" knurrte Suriu. Selcai lächelte ihn eisig an und schob ihn zu einem Stuhl zwischen Keva und Direlcai.
      "Setzt Euch!" sagte er: "Und lasst es Euch schmecken!" Zwei Diener legten Teller und Besteck auf den Tisch und Selcai nahm wieder neben Keva Platz. Suriu setzte sich zögernd.
      "Pilze?" fragte Keva. Suriu schob ihr schweigend den Teller hin und Keva schöpfte ihn voll.
      "Könnt Ihr mir einige Ratschläge geben?" fragte Selcai: "Wie wird man als Kaiser beliebt?"
      "Das ist ganz einfach!" sagte Suriu ruhig: "Man muss nur nach einem Tyrannen Kaiser werden!" Keva lehnte sich zu Selcai und streichelte seinen Hals. Metes zog die Augenbrauen zusammen und suchte den Blickkontakt zu Suriu, der wie hilfesuchend um sich sah. Keva lächelte leicht, als sie es bemerkte. Sie widmete sich wieder ihrem Salat.
      "Abräumen!" befahl Selcai, als auch Suriu seinen Teller leergegessen hatte. Die sieben Diener liefen mit den Schüsseln und Tellern aus dem Speisesaal. Selcai versteinerte Suriu und fragte Keva: "Und nun? Was tun wir jetzt mit ihm?"
      "Er bekommt ein Zimmer!" sagte Keva: "Er wird wie ein Gast behandelt! Nur ohne Wache sein Zimmer verlassen darf er nicht!"
      "Du hast ihn schon sehr leiden lassen!" sagte Selcai grinsend: "Ob er das noch lange aushält, ohne verrückt zu werden?"
      "Wir werden es herausfinden!" kicherte Keva. Selcai liess Suriu sich wieder bewegen. Dann stand er auf und verliess mit Keva im Arm den Speisesaal, Selina und Direlcai marschierten hinter ihnen her, und hinter Selina trugen wieder zwei Diener ihre Schleppe. Selcai winkte den beiden Wachen, die vor dem Tor zum Speisesaal im Korridor standen.
      "Geleitet den ehemaligen Kaiser Suriu in ein kaiserliches Gemach!" befahl er: "Behandelt ihn wie ein rohes Ei, schlagt und stosst ihn nicht! Er soll sich wie ein Gast fühlen! Doch lasst ihn niemals aus den Augen, es sei denn, er befindet sich in seinem Gemach!" Die Wachen marschierten in den Speisesaal.
      "Wer hält jetzt hier Wache?" fragte Keva. Selcai zuckte die Schultern.
      "Es kann ohnehin niemand ohne mein Wissen in den Palast eindringen!" meinte er. Keva grinste.
      Laute Schritte hallten aus dem Speisesaal der Palastmagier. Selcai und Keva drehten sich um. Neivas, Yanatus Sohn, stapfte auf Selcai zu.
      "Wer seid Ihr?" fragte Selcai. Es war klar, dass ihn ein nicht verwandelter Marcoova unter den Palastmagiern verwunderte.
      "Ich bin Fürst Neivas von den Anzaath!" rief Neivas: "Meinen Vater habt Ihr getötet, meine Mutter habt Ihr getötet, aber mich nicht! Ihr wusstet nicht, dass Fürst Malin schon ein Kind hatte!" Selcai brach in schallendes Gelächter aus.
      "Und Ihr kommt einfach so hierher?" rief er: "Ihr sagt mir, dass Ihr Fürst der Anzaath seid! Habt Ihr keine Angst vor mir?"
      "Besiege ich Euch, ist die Insel Laharia Euch los!" zischte Neivas: "Besiegt Ihr mich, bin ich bei meinen Eltern!" Keva schluckte. Neivas' Worte zeugten von grossem Hass, aber sie waren unüberlegt.
      "Ich bringe Euch gerne zu Euren Eltern!" hauchte Selcai und hob seine linke Hand. Dann ballte er sie langsam zur Faust. Neivas schnappte nach Luft und griff sich an den Hals. Selcai grinste dämonisch und zog seine Hand weiter zusammen, bis seine Knöchel weiss hervortraten. Neivas' Gesicht lief blau an und er brach zusammen. Mit letzter Kraft deutete er auf Selcai und schleuderte ihn zu Boden, dann erstickte er. Keva hatte alle Hände voll zu tun, Nivesti unter ihren Haaren festzuhalten. Sie konnten ihn nicht retten und würden auch auf jeden Fall selbst beim Versuch sterben. Selcai grinste und stiess Neivas mit dem Fuss an.
      "Ich bin nicht tot!" sagte Neivas leise. Selcai starrte den jungen Fürsten verwirrt an, doch dann lächelte er wieder.
      "Selina, bring ihn in den Kerker!" sagte er. Selina band ihre Schleppe von der Hüfte los, packte Neivas am Arm und zog ihn die Treppe hinunter.
      "Wieso konntest du ihn nicht töten?" fragte Keva.
      "Ich weiss es nicht!" murmelte Selcai und blickte seine Hände an: "Ist er unsterblich?"
      "Niemand ist unsterblich!" sagte Keva: "Nur langlebiger als andere! Aber nach dem Tod kann niemand so einfach aufstehen!" Selcai nickte. Er legte wieder einen Arm um Keva und führte sie in den Garten. Direlcai folgte ihnen.
      "Meine Mutter fühlt sich vernachlässigt!" sagte er. Selcai setzte sich auf ein niedriges Steinbänkchen und beobachtete die Fische im Teich. Keva setzte sich neben ihn.
      "Dann kümmere dich um sie!" sagte Selcai. Direlcai hob einen faustgrossen Stein auf und warf ihn in den Teich, dann ging er. "Die armen Fische!" murmelte Selcai: "Er hat sie erschreckt!"
      "Die Fische werden es überleben!" sagte Keva. Selcai strich durch ihre Haare. Nivesti teleportierte sich schnell unter das Bänkchen in Sicherheit.
      "Du hast etwas Besonderes an dir!" flüsterte Selcai. Keva blinzelte zu einem der Fenster im zweiten Stock, aus dem Suriu zu ihr sah. Plötzlich schlang Selcai seine Arme um sie und küsste sie. Keva spürte, wie Nivesti ihr magische Energie zufliessen liess, doch diesmal war es nicht nötig. Selcai versuchte nicht, sie zu verzaubern. Keva löste sich von ihm und nahm ihm die Krone vom Kopf. Dann küsste sie ihn auf die Stirn und legte seinen Kopf an ihre Brust.
      "Du hast auch etwas Besonderes an dir!" murmelte sie. Nivesti flatterte aufgeregt knapp über Selcais Kopf und fuchtelte mit den kleinen Armen herum. Keva deutete mit einem Finger zu Suriu und Nivesti flog los. Suriu winkte ihr zu. Keva winkte mit zwei Fingern zurück.
      "Irgendwie muss ich Metes loswerden!" murmelte Selcai: "Aber später!" Er grinste. "Vielleicht essen wir heute abend ohne meine marcoovische Familie!" sagte er. Keva lachte leise.
      "Im Speisesaal ist man niemals unbeobachtet!" meinte sie: "Wir müssten schon am Gipfel der Mutter essen!" Selcai schüttelte sich.
      "Dort ist es zu kalt!" seufzte er: "Wie wäre es mit einem Lokal in der Stadt?"
      "Natürlich!" rief Keva: "Das ist eine gute Idee! Aber wir müssten uns verkleiden, sonst redet gleich die ganze Stadt darüber!"
      "Das ist kein Problem!" sagte Selcai: "Soll ich mich in einen Valeker verwandeln, oder genügt es schon, wenn ich rote Haare habe?"
      "Und die Augen!" meinte Keva: "Die fallen sonst auf!"
      "Grüne Augen?" Keva nickte. "Und wie verkleidest du dich?" fragte Selcai. Keva dachte nach.
      "Ich glaube, es genügt schon, wenn ich nur einen Scheitel mache!" meinte sie dann: "Ich habe schliesslich kein so einprägsames Gesicht, wie du!" Selcai lächelte sie an. Keva lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Selcai war so freundlich und zärtlich, er schien eine ganz andere Person zu sein, aber sie würde sich von ihm nicht täuschen lassen.
      "Ich gehe in die Bibliothek der magischen Fakultät!" sagte Selcai dann.
      "Kannst du denn dorthin?" fragte Keva: "Sie ist doch noch stärker geschützt als der Palast!"
      "Ich kann!" sagte Selcai: "Obwohl es sehr anstrengend ist!" Dann stand er auf und teleportierte sich weg. Keva seufzte leise und blickte zu Suriu. Nivesti landete neben Keva, berührte sie am Knöchel und teleportierte sie und sich in Surius Zimmer.

      Veria
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.
    • Spannend, spannend... Aber wenn Selcai die Hauptstadt schon erobert hat, warum kann er dann nicht in die magische Fakultät? Und was mir jetzt schon länger unklar ist (kann aber aich sein dass ichs schon wieder vergessen hab bei der lengen Pause): Warum sind die Soldaten Selcai so treu ergeben? Irgendwelche Unruhen müsste es doch geben, oder? ... aber ich glaube, dafür gabs mal eine logische Erklärung... irgendwo weiter oben auf der Seite...
      Mach jedenfalls bald weiter!
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • schön geschrieben...ich bin nur stark verwirrt...erst schläft sie mit suriu und ihm nächsten tein ist sie die gemahlin selcais...nya, vllt kann mir das mal wer erklären ^^
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

      ~ Bye folks. I enjoyed these past years within this community. 9 years ♥ ~
    • Gnahaaaaa, da feeeeehlt ein Stück! *ärger*
      Muss wohl bei der Board-Umstellung damals passiert sein. Mal schauen, ob ich's irgendwie einbasteln kann.
      Veria
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Veria ()

    • ich war von anfang an verwirrt, da ich kein plan hatte, wer jetzt wer ist, welches volk wie aussieht, wie groß die sind etc....und dann vergisst du noch ein ganzes stück? schäm dich :P freu dich, dass ich erst jetzt die ff verfolge
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

      ~ Bye folks. I enjoyed these past years within this community. 9 years ♥ ~
    • Ne, in den Postnotizen stehen sie drin, und ich hab auch FBs dazu in meinen Dateien. Die gingen irgendwie verloren, es sind ganze drei Stückchen.
      Veria
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.
    • sogar ganze drei? oha, na dann poste die mal schnell ;) so kannst du wenigstens auch mal ne pause einlegen mit den anderen teilen.
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

      ~ Bye folks. I enjoyed these past years within this community. 9 years ♥ ~
    • mmh...ich habe nurgends gesehen, dass selcai suriu gefangen nahm, er war plötzlich im kerker. natürlich kann ich mich auch irren.

      aber fehlt da nicht noch was? eigentlich müsste suriu doch erst fliehen bevor keva selcai entgegentritt.
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

      ~ Bye folks. I enjoyed these past years within this community. 9 years ♥ ~