Persönlichkeit - wie wichtig ist sie?

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    • Persönlichkeit - wie wichtig ist sie?

      Ich habe die letzten Tage mal nachgedacht...
      nachgedacht über den Wert von Persönlichkeit und Individualität und vor allem dem Wert eben dieser, in unserer Gesellschaft.

      Seit einigen Jahren beschleicht mich zunehmend das Gefühl, dass Persönlichkeit heutzutage immer wertloser wird. Immer mehr erscheint es mir als würde man nur noch dazu existieren um die Erwartungen anderer zu erfüllen.
      Wie viele müssen heutzutage Arbeiten annehmen welche ihnen nicht mal ansatzweise Interesse entlocken können aber dürfen diese individuelle Ansicht nicht vertreten da ihnen sonst im Regelfall nur Konsequenzen drohen.
      Es fängt ja schon bei den Bewerbungen zu solchen Arbeiten an. Man heuchelt Interesse und lässt sich im streben nach einem Platz in der Arbeitswelt auf das Niveau von Speichelleckern und Fußabtretern hinunter... nur um zu bestehen

      Man ist zunehmend darauf angewiesen "maskiert" durch das Leben zu gehen um letzteres überhaupt als ein solches bezeichnen zu dürfen.
      Emotionen, Ansichten und wasweisichwasnochalles werden im Verborgenen gehalten damit alles funktioniert... dabei erscheint es mir als wäre ein Kollektivdenken heutzutage eher erwünscht als jede noch so interessante und vielschichtige Persönlichkeit.

      Ich kann mir denken dass ich da Schwachsinn tippe aber wenn ich auf das bisherige Jahr 2013 zurückblicke und wie sich alles um meinen Freundes- und Bekanntenkreis entwickelt... tja, dann wirkt es doch in gewisser Hinsicht so, als wäre es heutzutage nicht wirklich anders.
      "I believe in a universe that doesn't care and people who do."
    • Auf die Arbeitswelt mag das vielleicht in gewissen Maßen zustimmen aber ich denke, dass im engeren und persönlicheren Kontakt die eigene Persönlichkeit einen höheren Stellenwert hat. Da ist es schon wichtig ne eigene Persönlichkeit zu haben (und das hat auch denke ich mal jeder). Ist sozusagen 50/50 (Persönlichkeit/Körper). Ohne ne eigene Persönlichkeit wären wir doch seelenlose Maschinen. :D
    • Du musst deine Persönlichkeit eigentlich nie anpassen. Du _willst_ aber etwas: Nämlich Geld - und wenn man etwas von jemanden will, dann muss man sich seinen Arbeitsbedingungen anpassen, was auch angebracht ist.
      Wenn du das Geld nicht durch solche Bedingungen von anderen kriegen willst, musst du selbst was produzieren oder auf die Beine stellen - dann bist du auch nicht von den Vorschriften (die diese zurecht stellen - ist ja schließlich ihr erwirtschaftetes Firmenpotenzial) anderer abhängig. Das ist natürlich aufwendiger. Aber man kann schlecht die Hand offen halten und erwarten, dass man ohne Verhaltensbedingungen Geld von einem kriegt. So lang dich keiner ausbeutet oder belästigt, verstößt ein Verhaltenscodex gegen nichts und eine Firma hat das Recht, Geld nur unter bestimmten Bedingungen zu zahlen. Eine Firma ist nicht verpflichtet, die Arbeit interessant zu gestalten. Du gehst ja hin, weil du was von ihr willst. Interessant kann man sich eine Arbeit auch selbst gestalten und sich anspornen, wenn das einem mehr zusagt. Eine Firma will natürlich auch Gegenleistung, aber idR gibt es genug Bewerber, die diese erbringen möchten. Von daher ist es eher ein Privileg, genommen zu werden.
      Wer auf die Arbeitsbedingungen einer Firma nicht klarkommt, kann ja auch seine eigene gründen und eigene Verhaltensregeln einführen. Außerdem ist es auch ein Zeichen von Respekt einem Unternehmen gegenüber, wenn man sich eben nicht einschleimt, sondern die Regeln aus Respekt umsetzt.
      Die Chefs haben sich idR mit einer Firmengründung, Millionen Paragraphen, Krediten, Wirtschaftseinschätzungen, Verantwortungspunkten usw. mehr Mühe gemacht als man selbst. Das sollte man schon anerkennen.

      Solch eine Sicht ändert sich schnell, wenn man sich vorstellt, wie es selbst wäre, ein Arbeitgeber zu sein.
      Viele Arbeitgeber sehen es so: Sie wollen, dass die Leute ihren Job machen und haben Wichtigeres zu tun als sich bei den Leuten, die von einem Geld wollen, auch noch einzuschleimen, damit diese den Job machen, für den sie bezahlt werden.
      Es gibt sicherlich familiärere Arbeitsatmosphären. Wenn man solche will, muss man sich bemühen, diese zu finden oder selbst versuchen, diese zu erschaffen. Das überträgt sich oft auch auf andere. Jemand muss immer den ersten Schritt machen statt auf Abwehr zu stellen, wenn man sich so eine Atmosphäre im Arbeitsklima erschaffen will. Manche Arbeitgeber bemühen sich drum, weil es die Zusammenarbeit bessert, andere haben dafür keine Notwendigkeit.
      Wenn du von "maskieren" sprichst, könntest du auch sagen "an sich will ich die Firma verarschen, um Geld zu kriegen". Denn dann versuchst du ihr was vorzugaukeln, damit sie glaubt, dass du zu ihr passt und dich nimmt - obwohl das nie der Fall war.
      Eine positive Persönlichkeit ist hingegen eigentlich in allerlei Firmen gerne gesehen, weil sie das Arbeitsklima verbessert.

      Es gibt nun mal viele Bewerber auf eine Stelle und Firmen können die Bewerber wählen, die am besten zu ihnen passen. Wäre es umgekehrt, wäre man doch genauso: Man würde sich auch pingelig die Firma raussuchen, die einem am positivsten und den eigenen Ansprüchen am angepasstesten nahekommt. Nicht rosige Firmen würde man bei einer großen Firmenauswahl doch ebenso eiskalt ignorieren.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Salev ()

    • Ich muß dem Verfasser dieses Themas grundsätzlich zustimmen.

      Seit gut geschätzt 2006 (vom Gefühl her) geht es in D-Land derart gräßlich zu: Man geht arbeiten... selbstverständlich für nen Hungerlohn sowie in Schichtsystem und "Rollende Woche". Allerdings darf man ja nicht krank werden.

      Gut daß ich im damaligen Alter von 24 noch in Ausbildung war und somit in einer Schule, nämlich Berufsschule ging. Dort im Sozialkundeunterricht hatten wir auch das Thema "Individuum". Ich möchte vielleicht lieber nicht wissen wie schlimm es Heutzutage ist, aber damals sagte uns die Lehrerin exakt lediglich das, was sie sagen mußte: sie hat nur kurz und sehr "leise" erwähnt daß jeder Mensch ein Individuum ist und genau das betont, daß man auf Arbeit nicht auf seine Rechte pochen sollte, um weiter dort arbeiten zu können.

      Damals hab ich mir gesagt, daß ich nur meine Ausbildung erfolgreich beende, damit ich nachher selber den anderen etwas "diktieren" kann, denn mit nem Facharbeiter geht das. Trotzdem habe ich stets in meinem Ausbildungsbetrieb auf meine Rechte gepocht, u.a. nur solange arbeiten wie ich wirklich mußte, und darauf bestehen, vom Lagerchef ge-Sie-zt zu werden, weil dieser bei uns ebenso drauf bestand etc.

      Scheinbar hat es gewisse Hauptverantwortliche überhaupt nicht geschmeckt, indem auf meinem Ausbildungszeugnis stand: "er ergriff von sich aus die Initiative"... ich finde es richtig so daß es draufsteht, denn immerhin konnten die mir keine "Geselligkeit" nachweisen (d.H. Alkohol).

      Was ich damit sagen wollte: mir gefällt es überhaupt nicht, daß sich die meisten jungen Leute grundlos derart schuldig fühlen. Jeder in Ausbildung, Studium oder sonstige Schule mit Möglichkeit auf BAföG-Bezug macht hier was anständiges, damit er in Arbeit kommt die anständig bezahlt wird. Und niemand kann etwas dafür, wenn derjenige arbeitslos ist. Als Arbeitsloser hat man moralisch gesehen nur die Pflicht, einen Job anzunehmen wo er anständig entlohnt wird, aber muß nie zu ner Drückerkolonne oder sonstiges.
      "Tain was head of the Obsidian Order for twenty years. If he can survive that, he can survive anything"

      Elim Garak

      Star Trek: Deep Space Nine: "In Purgatorys Shadow"
    • RE: Persönlichkeit - wie wichtig ist sie?

      Original von Dragynn999
      Ich habe die letzten Tage mal nachgedacht...
      nachgedacht über den Wert von Persönlichkeit und Individualität und vor allem dem Wert eben dieser, in unserer Gesellschaft.

      Seit einigen Jahren beschleicht mich zunehmend das Gefühl, dass Persönlichkeit heutzutage immer wertloser wird. Immer mehr erscheint es mir als würde man nur noch dazu existieren um die Erwartungen anderer zu erfüllen.
      Wie viele müssen heutzutage Arbeiten annehmen welche ihnen nicht mal ansatzweise Interesse entlocken können aber dürfen diese individuelle Ansicht nicht vertreten da ihnen sonst im Regelfall nur Konsequenzen drohen.
      Es fängt ja schon bei den Bewerbungen zu solchen Arbeiten an. Man heuchelt Interesse und lässt sich im streben nach einem Platz in der Arbeitswelt auf das Niveau von Speichelleckern und Fußabtretern hinunter... nur um zu bestehen

      Man ist zunehmend darauf angewiesen "maskiert" durch das Leben zu gehen um letzteres überhaupt als ein solches bezeichnen zu dürfen.
      Emotionen, Ansichten und wasweisichwasnochalles werden im Verborgenen gehalten damit alles funktioniert... dabei erscheint es mir als wäre ein Kollektivdenken heutzutage eher erwünscht als jede noch so interessante und vielschichtige Persönlichkeit.

      Ich kann mir denken dass ich da Schwachsinn tippe aber wenn ich auf das bisherige Jahr 2013 zurückblicke und wie sich alles um meinen Freundes- und Bekanntenkreis entwickelt... tja, dann wirkt es doch in gewisser Hinsicht so, als wäre es heutzutage nicht wirklich anders.


      Ich kann diesem Text in höchstem Maße zustimmen - 90% der Wirtschaft sowie die meisten sogenannten Funkltionen dienen allein der Machtausübung gegenüber anderen Menschen. Oder wie es der Vorsteher einer Fabrik einmal gegenüber mir auf den Punkt brachte:

      "Ihr tragt die Säcke, ich die Verantwortung." Den Zynismus dieses Statements festzuhalten, kann man sich, glaube ich, sparen...

      Wer nach oben kommt bestimmt, zumindest in großen Firmen, längst nicht mehr die Kompetenz sondern entweder das Geld der Eltern oder die eigene Fähigkeit zur Unterwerfung. Ich sehe da ehrlich gesagt auch einen Trend, der vor allem der Verfestigung der Machtstrukturen geschuldet scheint: Wer von den Eltern kein Geld bekommt, schafft in Bachelorzeiten kaum mehr ein Studium in Mindestzeit, kann sich keine unbezahlten Praktika (auch ein Phänomen unseres Jahrzehnts, oder?) und kommt kaum in Firmen unter, in denen die (österr. gesprochen) "Freunderlwirtschaft" eine Bewerbung auf normalem Wege fast unmöglich macht.

      Bereits in der Schule wird man vornehmlich gelehrt, sich der aalglatten Masse anzupassen, möglichst wenig mit seinen Talenten oder Vorlieben aus der Masse hervorzustechen. Auch in privaten Diskussionen sehe ich dir sehr starke Tendenz, neimals mit der Faust auf den Tisch zu hauen, niemals extreme Meinungen zu veretreten und stets in der Panik gefangen zu sein, ja niemanden zu verletzen. Dabei empfinde ich Auseinandersetzungen und Dikussionen als unendlich befreiend und ehrlich - warum also immer nur den Regenbogen schön ausmalen?
      when in doubt, do it.

      Homepage! / Youtube-Channel
    • Uhhh nettes Thema. Das kann man endlos ausdiskutieren :3

      Erstmal würde ich definieren wollen, was Individualität und Persönlichkeit ist.
      Gerade die Hipstergeneration (miss)braucht diesen Begriff leider bis ins unausstehliche.

      Man sollte dazu immer bedenken wie der Mensch an sich und in der Gruppe funktioniert.

      Zu letzterem, der Mensch ist sozial, alleine kann er nicht (lange) existieren. Im Gruppengefüge passt er sich an die anderen an, damit man sich als Gruppe identifizieren kann.
      Hier funktioniert Individualismus NICHT als Person. Würde jeder sich als was besonderes darstellen wollen kann die Gruppe nicht existieren, da dann jeder seinen eigenen Weg ginge.
      Daher definiert man sich selbst zwangsläufug durch die Gruppe ("Ich höhre gerne....; Ich bin Fan von....").

      Ich finde der 'typische' Aussenseiter ist ein gutes Beispiel, der der ausgegrenzt wird "weil er so anders ist".
      Man hat die Gruppe die ihn ausschließt (zB eine Klassengemeinschaft) und den Außenseiter selber.
      Der Außenseiter tut dies in meinem Fall mal mit Absicht. Er will keine kurzen blonden Haare haben sondern eben lange Schwarz gefärbte, da dass sonst keiner trägt. Dazu passende Musik die seine Gefühle gegenüber der Gesellschaft ausdrücken und zeigt seine musischen Interessen eben durch tragen von typischen Outfits und Stilmitteln (Piercings usw).
      Daneben ist der Außenseiter aber womöglich garnicht so verschieden wie die anderen, hat gleiche Hobbies, Geschmäcker, Interessen etc.
      Er selbst kann sich abheben durchs anders sein und geht so nicht in dem breiten Strom der Masse unter.

      Doch genau DAS macht ihn so unatraktiv für die Masse. Er hat vermutlich nicht die Führungseigenschaften die ihm seine eigene Gruppe entwerfen würde, aber auch nicht die EIgenschaften, die er bräuchte um bei der Masse mitzuspielen. Er ist quasi komplett Individuell, damit allerdings auch alleine, gegen die Menschliche Natur und ein Außenseiter für alle.
      Erst wenn er Leute findet denen er sich anschließen kann bzw andere sich Ihm anschließen und wieder ein Gruppengefüge da ist (da würde es schon reichen wenn er einfach ne Freundin findet die genauso ist wie er), ist er kein Außenseiter mehr.

      Doch da ist der Dreh und Angelpunkt. Findet er eine Gruppe mit der er sich identfiziert bzw umgekehrt ist man nichtmehr Individuell sonder ein Teil einer (wen nauch kleinen) Masse und damit nicht besser oder schlechter als alle Anderen.

      Das ist auch der Grund warum ich diesen *Pseudo* Individualismus so kritisch betrachte. Siehe die Hipsters. Man tut sich in einer Gruppe zusammen, tut so als sei man so toll Indivduell und lästert über den dummen, taubstummen Mainstream, dabei ist man selber nicht besser, wenn auch in einer anderen Gruppierung.

      Puren Individualismus gibt es daher kaum da er unnatürlich wäre. Ich finde das allerdings auch nicht so schlimm, da es ja auch Vorteile hat. Ist man in einer Gruppierung gut integriert findet man schnell viele gute Freunde und Kontakte, kann schneller neue Kontakte knüpfen und gemeinsame Interessen ausleben.

      So zu deiner Thematik in der Arbeitswelt. Da hat Indivudalismus kaum einen Sinn da er die Arbeit nicht zu beeinflussen hat. Wenn du zB deine Individualität durch lauten Gesang äußerst, wird das dich und dein Umfeld in einer Bibliothek vermutlich nicht allzu gut beeinflussen :D
      Auf der anderen Seite könntest du als begeisterter Leser in der Bibliothek arbeiten, bist dann aber nichtmehr individuell, da da vermutlich jeder gerne liest...
      Du merkst worauf das hinausläuft.
      Individuell ist man nur für sich selber, nicht zu anderen.
    • Eine Firma zahlt für das, woran sie Interesse hat. Dass das nicht unbedingt Persönlichkeit sein muss, ist doch klar.
      Der Konsument zahlt auch nur fürs Produkt - oder hat sich hier jemand mit der Persönlichkeit einer Kassiererin auseinandergesetzt? Oder vielleicht mit den Persönlichkeiten der Kundenberatungshotlines und den Personen in der Beschwerdeabteilung?
      Dem Konsumenten ist das doch in der Regel piepegal und man selbst ist idR auch nicht besser. Was will man da noch für Erwartungen stellen, wenn man selbst als Konsument den Arbeitern das Leben oft nicht einfach macht? Bei 'ner OP einen menschlichen Fehler gemacht? Bitte einmal kaputtklagen, bis man mit den Nerven ruiniert ist. Die meisten Konsumenten haben kein Mitleid.
      Das klingt für mich wie: Ich will das, das und das im eigenen Beruf - aber wehe ich krieg' ne verbrannte Pommes beim Lieferservice, dann brüll ich deren Kundenservice zu und reiße die Firma öffentlich auseinander. Dass die Arbeiter in den Hinterstübchen dadurch noch mehr Stress vom Chef kriegen, ist dann eine ganz andere Geschichte.
      Selbst erwartet man als Konsument immer das höchste Maß an emotionsfreier Professionalität, aber auf der anderen Seite beschweren sich viele, dass die Persönlichkeit im eigenen Job untergeht.
      Das trifft nicht automatisch auf jeden zu, aber ich sehe das dauernd und überall.

      Bezgl. Verantwortung: Säcke zu tragen ist nun mal finanziell weniger verantwortungshoch als eine Firma zu leiten, Paragraphen, Kredite, Arbeitsbedingungen, Marktgeschehen, Regeln und Risiken abzuwägen, sich um jeden Kram zu kümmern und abzuwägen als einfach nur Sachen von A nach B zu transportieren. Viele suchen sich solche Jobs ja gerade aus, weil sie wissen wie stressig ein hohes Maß an Verantwortung ist und wie viel Arbeit es ist, sich in all die Materie reinzuarbeiten. Ich sage nicht, dass immer alles rosig ist, aber dass viele hohe Positionen nicht mit dem tatsächlichen Arbeitsaufwand in Verbindung bringen, weil die Person einen schicken Anzug zur Repräsentation trägt statt Arbeiterhandschuhe. Fakt ist aber, dass die Anzugsperson enorm vielen Arbeiterpersonen einen Lebensunterhalt ermöglicht, den sie anders ggf. nie gekriegt hätten und zu dem viele nicht bereit wären, diesen selbst zu erschaffen.
      Die größten Firmen dieser Welt sind meist in Garagen mit kaum Budget entstanden und eben nicht automatisch durch die finanzielle Beihilfe der Eltern. Ein Kopf kann auf Dauer mehr für alle erwirtschaften als Hände.
    • Original von Salev
      Eine Firma zahlt für das, woran sie Interesse hat. Dass das nicht unbedingt Persönlichkeit sein muss, ist doch klar.
      Der Konsument zahlt auch nur fürs Produkt - oder hat sich hier jemand mit der Persönlichkeit einer Kassiererin auseinandergesetzt? Oder vielleicht mit den Persönlichkeiten der Kundenberatungshotlines und den Personen in der Beschwerdeabteilung?
      Dem Konsumenten ist das doch in der Regel piepegal und man selbst ist idR auch nicht besser. Was will man da noch für Erwartungen stellen, wenn man selbst als Konsument den Arbeitern das Leben oft nicht einfach macht? Bei 'ner OP einen menschlichen Fehler gemacht? Bitte einmal kaputtklagen, bis man mit den Nerven ruiniert ist. Die meisten Konsumenten haben kein Mitleid.
      Das klingt für mich wie: Ich will das, das und das im eigenen Beruf - aber wehe ich krieg' ne verbrannte Pommes beim Lieferservice, dann brüll ich deren Kundenservice zu und reiße die Firma öffentlich auseinander. Dass die Arbeiter in den Hinterstübchen dadurch noch mehr Stress vom Chef kriegen, ist dann eine ganz andere Geschichte.
      Selbst erwartet man als Konsument immer das höchste Maß an emotionsfreier Professionalität, aber auf der anderen Seite beschweren sich viele, dass die Persönlichkeit im eigenen Job untergeht.
      Das trifft nicht automatisch auf jeden zu, aber ich sehe das dauernd und überall.

      Ganz komme ich nicht mit. Also ich als Konsument habe gerne mit Menschen zu tun und nicht mit emotionslosen Maschinen. In meinen Stammsupermärkten gehe ich lieber zu der Kasse, an der die sympathischere Person sitzt. Mit manchen habe ich bereits Smalltalk geführt und spreche sie mit Du an. Ein kurzes, gegenseitiges Anlächeln und dann wünscht man sich noch einen schönen Abend oder ein schönes Wochenende. Es ist ein Austausch, der im möglichen Rahmen des kurzen Kontakts mit einem Kassierer stattfindet. Er löst etwas Positives in mir aus, das ich unzertrennlich mit der Person (und nicht mit einer Leistung) verbinde. Der Kassierer und ich haben in dem zehnsekündigem Intermezzo versucht, uns beiden das Leben einfacher zu gestalten. Der grantige Kassier auf der gegenüberliegenden Seite macht seine Arbeit vermutlich genauso gut, aber ihn unterscheidet seine Person, die ich weniger sympathisch finde.

      Wir sind zu einer Verklagungsgesellschaft verkommen, in der immer die anderen Schuld haben und Fehler nicht mehr erlaubt sind. Zum Beispiel ist es ein Ding der Unmöglichkeit geworden, Spielplätze zu planen und zu bauen, weil ein unüberschaubarer Normendschungel viele Planungswilligen einschüchtert. Wenn sich ein Kind auf dem Spielplatz verletzt, weil irgendein Holzstück einen Zentimeter zu viel von einem Objekt hervorragt, werden die Planer sofort zur Verantwortung gezogen. Ein ähnliches Beispiel, das mir in meiner Studienzeit untergekommen ist, sind Baumschnitte auf öffentlichen Gemeindeflächen. Die ersten Meter eines Baumstamms werden astfrei gehalten, damit keinem Kind die Möglichkeit gegeben wird, raufzuklettern. Stürzt es runter und verletzt sich, haftet die Gemeinde.
      Solche Strukturen begünstigen die Entmenschlichung und Fehler werden nicht mehr toleriert. Man orientiert sich an Normen, Paragraphen und an einem Leistungsverständnis, in dem es offensichtlich tabu ist, Mensch zu sein. Überspitzt formuliert.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Vas-y ()

    • Original von Salev
      Der Konsument zahlt auch nur fürs Produkt - oder hat sich hier jemand mit der Persönlichkeit einer Kassiererin auseinandergesetzt?

      Ja. Siehe erster Absatz bei Vas-y.

      Zum Thema:
      Ich erwarte keine absolute und ständige Professionalität. Nicht vom A-nach-B-Träger und nicht vom CEO. Das können Menschen eben nicht leisten. Arbeiten schön und gut, Deadlines etc. einhalten, auch okay, aber sein Leben komplett auf Leistung und Kompromiss ausrichten - nuh uh.
      Dazu möchte ich auch auf Konsumentenseite etwas tun. Indem ich ein freundlicher, höflicher und verständnisvoller Kunde bin, der nicht wegen jedem Kleinscheiß an die Decke geht. Viele Jobs gelten nur deshalb als scheiße, weil man in ihnen den Launen "des Kunden"™ ausgeliefert ist - und jeder, der seinen Mitmenschen respektvoll und reasonable (Englisch mitten im Satz, I know - aber das beschreibt es perfekt) gegenübertritt, arbeitet automatisch gegen dieses Hamsterrad aus Leistungs- und Emotionsdruck.
      Da möchte ich meinen Teil beitragen. Im Job und als Kunde gleichermaßen.

      Es gibt auch viele, die in Führungspositionen gute Arbeit leisten - quantitativ gemessen. Ist wirtschaftliches Handeln aber gleich ethisches Handeln? Längst nicht immer. Es geht letztlich um Profit. Einen überzeugten Karrieristen kann mit guten Worten und Idealismus nicht überzeugen - dann schon eher mit Status, Erfolg, Geld. Wie schon letztens ein Banker in einer (relativ guten) ARD-Doku zur Subprime-Krise sagte: "Wir tun alles, was nicht explizit verboten ist."
      Salevs Hurra-Patriotismus bezüglich der viel leistenden Anzugträger ist da doch recht einseitig. Natürlich beginnt alles mit einer guten Idee und Organisationstalent, aber ein guter Anteil von Führungskräften und Entscheidern ruht sich eben auf dem Prestige der Posten aus. Es ist selten, dass jemand nachhaltig etwas verändern kann - zum Besseren. Dafür rotiert das Personalkarussell aber auch einfach zu schnell; vor allem aufgrund von Job-Hoppern, die hauptsächlich auf Gehaltserhöhungen und Benefits aus sind.

      Das rutscht thematisch etwas hin und her, aber "Individuum" und "Arbeitswelt" sind eben, so erlebe ich das in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, sehr eng verknüpft. Ein Freund von mir ist ausgebildeter Fachlagerist - und unter welchen unsozialen, teils lebensgefährlich fahrlässigen Bedingungen bei ihm im Betrieb gearbeitet wird, da schlackern einem schon die Ohren.
      Grundsätzlich empfehle ich: Wer sich nicht traut, ein paar Ecken und Kanten zu zeigen, frisst das letztlich in sich hinein und detoniert früher oder später von innen. Besser, man hinterlässt überhaupt einen Eindruck als gar keinen - und dann doch auch bitte den ureigenen. Was Titania auch schon zu heftigeren Debatten sagte: sie wirken befreiend.

      Interessantes Thema. Um weitere Meinungen wird gebeten.

      dead girls dry each others eyes
      and pretend for a while
      that we're still alive.


      ________

      Twitter | DIE BASIS
    • @Luffel & Infinite:
      Pardon, ich habe mich da missverständlich ausgedrückt. Ich hatte versucht zu betonen, dass es mir so vorkommt als würde es immer extremer werden, was auch tatsächlich nichts weiter sein kann als ein persönliches Empfinden.
      "I believe in a universe that doesn't care and people who do."
    • Persönlichkeit ist schon enorm wichtig.
      Aber manchmal könnte ich meine Persönlichkeit wirklich treten.
      Einige nutzen meine Güte aus. (z.B hier in meiner Gegend.)
      Da ist man mal freundlich und schon wird es ausgenutzt.
      Das ich so gütig geworden bin, liegt einfach daran, dass ich nicht sehen will, wie andere sauer auf mich sind oder sonstiges. Da bin ich schon echt weich geworden.
      Hoffe das gewöhne ich mir mal irgendwann ab. :/

      Habe in letzter Zeit auch sehr oft das gefühl, die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen. ,,Ach die Belze wird das schon machen."
      Und wenn ich das Nein sage gibt's wieder Ärger. Und wer ist dran Schuld? Ich. Immer Ich.
      (Wollen wohl versuchen mich so weich zu kriegen, wie mit meiner Güte.)

      Viele Menschen kennen meine ,,Problemzonen" in meiner Persönlichkeit und nutzen sie aus. Wirklich schade...

      Für die Freundschaft ist mir die Persönlichkeit auch sehr wichtig.
      Wenn die Persönlichkeit von Anfang an sehr abstoßend für mich wirkt..naja..dann habe ich auch keine Lust eine Freundschaft an zu gehen.
      Humor, Niveaulosigkeit etc. muss drin sein.
      Freunden kann ich auch nicht sehr lange böse sein.
      Außer es ist wirklich was dummes passiert, was mich richtig aufregt.
      Ah..und die gleichen Interessen teilen. xD
    • Original von BelzebubPrincess
      Persönlichkeit ist schon enorm wichtig.
      Aber manchmal könnte ich meine Persönlichkeit wirklich treten.
      Einige nutzen meine Güte aus. (z.B hier in meiner Gegend.)
      Da ist man mal freundlich und schon wird es ausgenutzt.
      Das ich so gütig geworden bin, liegt einfach daran, dass ich nicht sehen will, wie andere sauer auf mich sind oder sonstiges. Da bin ich schon echt weich geworden.
      Hoffe das gewöhne ich mir mal irgendwann ab. :/


      Nachvollziehbar... aber ich denke damit hat jeder schon mal die Erfahrung gemacht. Ich zum Beispiel nehme wirklich ALLES persönlich, selbst wenn es irgendwelche Idioten sind die keine Ahnung haben und was sagen... irgendwie dumm

      Original von BelzebubPrincess
      Habe in letzter Zeit auch sehr oft das gefühl, die Erwartungen anderer erfüllen zu müssen. ,,Ach die Belze wird das schon machen."
      Und wenn ich das Nein sage gibt's wieder Ärger. Und wer ist dran Schuld? Ich. Immer Ich.
      (Wollen wohl versuchen mich so weich zu kriegen, wie mit meiner Güte.)


      Ja... also ausgenutzt zu werden ist echt nicht gut. Vor Allem weil die Personen ja womöglich denken, dass man ja eh so nett ist und das tut. Find ich echt nich gut :<

      Original von BelzebubPrincess
      Viele Menschen kennen meine ,,Problemzonen" in meiner Persönlichkeit und nutzen sie aus. Wirklich schade...


      Oh ja... das kenne ich nur zu gut

      Original von BelzebubPrincess
      Humor, Niveaulosigkeit etc. muss drin sein.
      Ah..und die gleichen Interessen teilen. xD


      Yay wir sind Freunde \o/ *highfive*


      Also ich kann deinen Beitrag echt sehr gut nachvollziehen.... :<

      LG Patrick/ Link