Egoismus - gut/böse-richtig/falsch

Grundsätzlich böse oder gut kann man nicht sagen.
Manchmal MUSS man egoistisch sein, sonst wird man überrannt oder vergessen.
Ich mein, wenn du UNBEDINGT ein Praktikum bei X haben willst, dann darf man kein Mitleid mit den Kandidaten haben, die den Platz wegen dir nicht bekommen werden. Denn sonst hast du nie einen.

Bei anderen Dingen dagegen zeigt man, dass man charakterlich stärker und reifer ist, indem man schlicht das trotzige "Ich, Ich, Ich" weglässt.

Wobei man natürlich immer auf die eigene Gesundheit achten sollte, sowas wie die Aktion von Sirius hätte ich als Frau doch etwas riskant gefunden (ich mein, ich kenn dich ja, Sirius. Du bist nicht grade klein, siehst recht muskulös und so aus, da macht man mehr Eindruck wie als normal gewachsene, nicht sonderlich muskulöse Frau).
Aber in solchen Fällen kann man immer indirekt was machen. Man kann den Schaffner rufen und ihn informieren. Ist ja schließlich ähnlich wie die Leute, die mutwillig öffentliches Eigentum zerstören oder Andere zusammen schlagen. Niemand spricht einem den gesunden Egoismus ab, sich da körperlich raushalten zu wollen, um nicht selbst Opfer zu werden. ABER man sollte die Polizei, einen Krankenwagen, einen Schaffner, was auch immer rufen und sich dann NICHT raushalten.

Ich mein, als ich mal gesehen hatte, wie eine Frau dreist vier Sitze im Zug belegte und selbst nicht Platz machte als der Zug erstickend voll war und zwei Mädchen mit vollbepackten, unendlich schwer wirkenden Reiserucksäcken immer noch nicht sitzen durften, da habe ich den Schaffner gerufen.
Ich hab mich nicht auf eine Diskussion mit der Frau eingelassen (die war sehr bullig und ich fürchtete, dass ich mich verletzen könnte, sollte diese mich schubsen), sondern wen geholt, der eine Autoritätsperson war.
Und tada, schon wurde Platz gemacht.

Original von MangaEngel
(ich mein, ich kenn dich ja, Sirius. Du bist nicht grade klein, siehst recht muskulös und so aus, da macht man mehr Eindruck wie als normal gewachsene, nicht sonderlich muskulöse Frau).

In Relation zu zu besagtem Zeitgenossen kam ich mir sehr klein und zerbrechlich vor.

Ich bin persönlich der Meinung, dass Egoismus im Grunde eine gute - und vor allem notwendige - Eigenschaft ist, aber zu oft übertrieben wird, wie z.B. in vielen Beispielen die schon genannt wurden. Wäre man wirklich zu 100% selbstlos, ohne den kleinsten Funken Egoismus, würde mein sein komplettes Geld und sämtliche Organe spenden - Man kümmert sich ja dann nicht darum, dass man selbst das noch braucht, man will ja anderen helfen. Gut, ein sehr krasses Beispiel, aber ich denke man versteht, was ich meine, oder?^^

Ansonsten habe ich vieles von den hier genannten Situationen noch nie(oder wenigstens selten) mitbekommen; am Schulkiosk stehen alle in einer halbwegs ordentlichen Reihe(hin und wieder gibt's Vordrängler, aber eher selten), in den Bussen stehen recht viele für Ältere auf(Da allerdings manchmal erst nach Anweisung des Fahrers)...
Ich selbst würde jederzeit für eine ältere Person aufstehen, aber nicht, wenn diese Person wirklich rummotzt nach dem Motto "Mach doch mal jemand einen Platz frei, diese Jugend von heute, es ist auch noch immer so laut im Bus" usw. Wenn es der zu laut ist, soll sie halt nicht mit dem Bus fahren, in dem der Großteil der Schüler fährt, sondern eine Stunde früher/später. Dann sind die Busse ohnehin viel leerer.
Ich würde aber auch für Jüngere aufstehen, wenn es dafür einen Grund gibt. z.B. hat mich mal während der Fahrt ein Mädchen angesprochen, ob sie vielleicht meinen Platz haben könne, weil ihr total sclecht sei. Da hab ich dann auch gerne den Platz frei gemacht. Hätte sie dagegen rumgemotzt, wäre ich wohl sitzen geblieben.
Ein echtes Gedrängel gibt's beim Bus leider auch oft, wenn gerade die Türen geöffnet werden... Da wird dann von allen Seiten gedrückt was das Zeug hält, jeder will als erstes rein. Ich versuche dann immer, miche rstens nicht wegdrücken zu lassen, und, wenn neben mir z.B. ein Fünftklässler ist, dem den Weg zur Tür kurz "freizuhalten", damit der überhaupt reinkommt.
Raucher gibt's bei mir an der Bushaltestellte leider auch viele, ich versuch mich dann meistens so hinzustellen/setzen, dass ich den Rauch nicht abkriege Eine Frau war allerdings wirklich so nett zu fragen, ob wir Plätze tauschen sollten, damit ich den Rauch nicht abbekomme^^

Alles in allem, ich versuche, nicht allzu egoistisch zu sein, lebe aber anscheinend auch in einer Gegend, in der zumindest einige auch so denken^^

Irgendwer hat mal gesagt (keine Ahnung mehr, wer das war): Wenn man schon ein Egoist ist, sollte man zumindest ein schlauer Egoist sein und sich gegenüber seinen Mitmenschen freundlich und zuvorkommend verhalten, damit diese das gleiche zu einem tun.

Stimmt ja eigentlich auch, wenn man sich nicht benimmt als würde einem die Welt gehören, dann gibts viel weniger Konfliktpotential.

Ein sehr schönes Video, passend zum Thema:

youtube.com/watch?v=G4j6ZphjQc0

(jap, ich schaue viel auf 9gag xDD)

Also hier in Wien scheint mir alles sehr viel rücksichtsvoller zu sein, als du es beschreibst, Sera.

In der Bahn möchte natürlich jeder einen Platz haben, aber wenn eine ältere Person, ein Kinderwagenfahrer oder sogar ein Elternteil ohne Kind einsteigt, dann steht immer jemand unaufgefordert auf. Es gibt sogar extra Sitzplätze für diese Personengruppen. Oft werden die plätze sogar freigelassen obwohl sich mehrere Stehende hinsetzen könnten.

Beim Rolltreppe fahren, wird immer rechts gestanden, sodass die Leute die es eilig haben, links vorbei können.
Wenn sich jemand mit zwei Produkten an der Kasse anstellt, wird auch oft gefragt, ob er vielleicht vor möchte.
Im Falle eines anrempelns, wird sich eigentlich sehr oft entschuldigt, oder ein entschuldigender Blick zugeworfen.

Klar, es gibt immer außnahmen. Letztens hat eine Frau einer anderen mit Kinderwagen ihren sitz freigemacht. Bevor die Mutter sich jedoch setzen konnte, setze sich eine andere Dame auf den Platz. Die Frau die aufgestanden war, entschuldigte sich zweimal dafür, dass die andere Frau den sitz "gestohlen" hat. Sowas passiert aber wirklich sehr selten und ist eher die Außnahme.

Ich für meinen Teil, mache auch ohne Aufforderung platz für Menschen, die den Sitz dringender brauchen als ich. Oft frage ich ältere Leute, ob sie sich hinsetzten möchten und oft sagen sie dann "Ich steige eh gleich wieder aus" oder ähnliches. Aber man sieht den Leuten an, dass sie sich freuen, wenn sie sowas gefragt werden.
Solcherlei Sachen sind für mich selbstverständlich und selbst wenn ich mal außversehn der Grobian bin, werd ich nicht angepöbelt.

Ob man nun positives oder negatives Feedback, bei solchen Alltagssituationen bekommt, liegt sicherlich auch daran, wie man der Sache gegenübersteht.
Wenn man angerempelt wird und mit einem verärgerten Gesicht reagiert oder irgendwas böses hinterhergrummelt, wird der Gegenüber wahrscheinlich genauso reagieren.

Wien wirbt sogar mit diversen Aktionen für mehr Toleranz im Verkehr:
[url=http://www.heute.at/news/oesterreich/wien/art23652,667093]Diese Jugend von heute![/url]
Tschuldigung

Original von Sera Masumi
Allgemein ist mein Gutmut erschöpft(...)

Resultat, ich muß mich wohl agressiv verhalten damit ich nicht eins auf Nase bekomme.

Da ist was Wahres dran. So wie Sirius schon bewiesen hat, Konfrontation ist auf jeden Fall ein guter Weg. Natürlich muss man dabei immer mit Vorsicht handeln und vor allem ist es wichtig, sich diese Konfrontation NICHT aus seiner allgemeinen Aggression (erschöpfter Gutmut) herauszunehmen. Vielmehr Sinn bekommt es, wenn man die Konfrontation gezielt und rational sucht. Das ist nicht immer leicht, ich habe viele Probleme damit.

Ich selbst komme auch aus Frankfurt und weiß genau wovon du sprichst. Die Stadt ist in der Tat rough und es gibt allerdings auffallende Unterschiede zu anderen Städten. Andererseits hat mich Frankfurt auch geformt, kleines Beispiel:

Momentan wohne ich in Wien. Letztens war ich aus, die Szene spielt an der Garderobe. Zwei Burschen, beide einen Tick größer und kräftiger als ich, soweit ich das in Erinnerung habe, fetzen sich fast, wegen irgend einer Kleinigkeit, es ging um's Vordrängeln. Hat sich ganz schön hochgeschaukelt und wurde auch für die Umstehenden zunehmend ungemütlich. Ich hab mich umgedreht, beide im übertragenen Sinne am Kragen gepackt und ihnen gesagt, sie sollen sich benehmen. Dann waren nicht nur die beiden still (was zeigt, dass es in der Tat selten vorkommt, dass sich wer einmischt). Man muss auch sagen, ich hatte ziemlich Druck auf der Stimme, bin ich halt von Frankfurt gewöhnt.

Im Grunde ist es ein Statusspiel.

Kann man gut auf der Zeil oder Kärtnerstraße ausprobieren. Entweder man weicht aus, oder die anderen weichen aus. Verblüffend.

Ansonsten ist Wien um einiges ruhiger als Frankfurt. Egoismus, oder vielmehr Unaufmerksamkeit begegnet mir aber überall.

Original von HeyDay
Ob man nun positives oder negatives Feedback, bei solchen Alltagssituationen bekommt, liegt sicherlich auch daran, wie man der Sache gegenübersteht.
Wenn man angerempelt wird und mit einem verärgerten Gesicht reagiert oder irgendwas böses hinterhergrummelt, wird der Gegenüber wahrscheinlich genauso reagieren.

Vollkommen richtig. Viele Situationen lösen sich mit (wahrer, nicht geheuchelter) Freundlichkeit, auch wenn's etwas brauch, um mit manchen warm zu werden.
Es gibt aber auch Menschen, die legen's drauf an. Die suchen selbst die Konfrontation, und da muss man dann grob gesagt, die dickeren Eier beweisen.
Ansonsten kann ich deine Beobachtungen in Wien unterschreiben. Ich achte allerdings auch sehr darauf, deswegen fallen mir schon viele Ausnahmen auf.

Die Frage ist, ob das dann überhaupt noch als "Egoismus" zählt oder einfach vielmehr als "Selbstschutz".

Ich meinte eher den Umgang mit Egoismus oder im weiteren Sinne Unachtsamkeit. Ich würde es wirklich eher mit Aufmerksamkeit für Mitmenschen vergleichen - egoistisch sein, klingt immer so gewollt, dabei ist es oft einfach nur Ignoranz.

Selbstschutz, ist ja auch irgerndwo eine Form von Egoismus, nur halt gesunder Natur, ist natürlich fast immer die Vorraussetzung, wenn ich mich einmische. Aber meistens geht's ja um die kleinen Sachen, die altäglichen Missachtungen von Mitmenschen, wo man sich problemlos mal kurz einklinken kann.


Edit: Und ein gesunder Egoismus / Selbstschutz ist meiner Meinung nach sehr wichtig, um sich überhaupt im Leben durchzusetzen. Sowie im Beruf, in der Beziehung oder in der Straßenbahn
Solang sich das die Waage hält mit Nachgiebigkeit und Aufmerksamkeit. Gerade auf der Einkaufsstraße rennen alle mit einer Engstirnigkeit rum...

Original von Sera Masumi
Ja ich weiß ich bin ein böser,unerträglicher Mensch.. mir geschiets nicht anders

Das meinst du ja wohl nicht ernst. Du scheinst mir ein sehr aufmerksamer und mitfühlender Mensch zu sein.

Ich komm oft in Situationen, wo ich wem den Kopf abreissen könnte und muss ehrlich zugeben:
Ich bin seeeehr froh, dass mir zu solchen Zeitpunkten niemand die Möglichkeit gibt. Sonst hätte ich vielleicht schon manches bereut.
Edit: Damit meine ich, dass ich an schlechten Tagen, nicht in die Situation komme, mich handgreiflich einmischen zu müssen. Oder meinen Rationalismus ganz gut im Griff habe.

Original von Maybe
dann frage ich mich ernsthaft, wo du wohnst, dass leuten die zigarette aus dem mund geschlagen wird~ sowas hab ich noch nie erlebt, gesehen oder gar gehoert und es schockt mich ein bisschen.

München

Berlin


Sowas in der Art passiert doch ständig in jeder größeren Stadt?!

Original von Mickey Green Eyes
Sowas in der Art passiert doch ständig in jeder größeren Stadt?!

Und obendrauf kommt noch, sie suchen genau diese Konfrontation. Ich wollen stören, sie wollen, dass man sie darauf anspricht (zumindest einige), und sie wollen die Person, die es wagt, dann auch fertig machen.


Hab auch diese Situation schon miterlebt, eskaliert ist sie nicht.
Zwei Typen zünden sich im Aufzug (!) Zigaretten an, um mich dann vor meiner damaligen Freundin zu erniedrigen, mit der Frage "Stört's euch?". Ganz eindeutige Geschichte, und wenn ich nicht die Verantwortung gehabt hätte, mein Mädchen außer Gefahr zu bringen, bin ich der erste, der denen die Zigarette aus dem Mund schlägt.
Mit ihnen schlagen will ich mich nicht. Aber man kann einfach meistens nicht mit ihnen kommunizieren. In einer solchen Situation hat man entweder Glück, Pech oder man ist stärker.

EDIT!!!

Original von Sera Masumi
Also scheint es ein "Städteproblem in Deutschland zusein?

In österreich scheinen sie freuundlicher zusein.

Deutschen sind Egos?

Kultur und Lebensphiliosphie spielen sicher eine Rolle, einer der großen Einschnitte aber ist, denke ich, der Kapitalismus und Materialismus. Deswegen ist Frankfurt auch so pervers. Da stehen halt einfach mal die fettesten Banken und zwei Viertel weiter kämpft die türkische Familie mit ihren 4 Kinder um's Existenzminimum. Da ist verständlicherweise viel Wut und die braucht ein Ventil. So erklär ich's mir. Ich bin gut aufgewachsen und kann mich leider nicht ganz in diese Menschen hineinversetzen. Irgend eine Perspektive für's Leben fehlt da wohl vollkommen. Da ist nur Aggression. Ich wünschte, ich wüsste wie man auf diese Leute zu geht. Mir fällt dann auch nichts besseres ein... Sie werden von der Upperclass mit Füßen getreten. Sie treten zurück.
Das ist überall so, mehr oder weniger stark ausgeprägt. Davon ist man nirgends komplett verschont. Auch nicht in Österreich.

Original von Sleppi
Und obendrauf kommt noch, sie suchen genau diese Konfrontation. Sie wollen stören, sie wollen, dass man sie darauf anspricht (zumindest einige), und sie wollen die Person, die es wagt, dann auch fertig machen.

Ja, das ist so ein Punkt, der mir besonders aufgefallen ist. Ich frage mich, was das für arme Seelen sind, die in ihrem Leben keine andere Erfüllung finden als das Erregen von Ärgernissen.

Kommt ja gern auch bei Personengruppen vor, dass jeder sich vor seinen Begleitern 'beweisen' will (warum so viele Leute sich bewegen in Kreisen, in denen Randale und Rücksichtslosigkeit mit Coolness assoziiert werden, ist mir ohnehin ein Rätsel).

Original von Sirius

Original von Sleppi
Und obendrauf kommt noch, sie suchen genau diese Konfrontation. Sie wollen stören, sie wollen, dass man sie darauf anspricht (zumindest einige), und sie wollen die Person, die es wagt, dann auch fertig machen.

Ja, das ist so ein Punkt, der mir besonders aufgefallen ist. Ich frage mich, was das für arme Seelen sind, die in ihrem Leben keine andere Erfüllung finden als das Erregen von Ärgernissen.

Die Antwort weißt du sicher selbst, aber: Minderwertigkeitskomplexe.
Aber extremer Natur – wenn ich daran zurückdenke, was mir schon für "Powerfrauen" teilweise an Kommentaren an den Kopf geworfen haben, einfach weil sie konnten. Beleidigungen, die auf meine Schwester abzielten und völlig aus der Luft gegriffen waren, einfach, weil man einmal schief geguckt hat. Kommentare wie "was guckst'n mich so an" sind da ja noch harmlos, aber so fängt's an. Die Leute schreien in ihrem Alltag schlichtweg nach der Aufmerksamkeit, die ihnen im Elternhaus nicht geliefert wird. Das artet dann aus und wir haben den Salat. Normalerweise müsste man diese Leute alle zum Therapeuten schicken, aber die gestehen sich ja selbst nicht ein, dass sie diverse Komplexe haben, die sie allein nicht loswerden – sofern sie das denn überhaupt wollen. >_>


Interessante Diskussion ansonsten, auch wenn ich erstaunt bin, wie groß die Unterschiede je nach Umfeld doch sein können. Hier gibt's ja schon einige Ecken, wo ich mich wirklich nicht gerne aufhalte, weil sie einfach einen gewissen Ruf haben, aber Egoismus in der Form, wie er hier teilweise geschildert wird (ich schiel dich mal an, Sera Masumi), scheint ja wirklich eine Art Großstadt-Syndrom zu sein.

Öhm, ja. Entschuldigt, dass ich gerade nicht so furchtbar viel zum Thema Egoismus beitragen kann, aber hier wurde schon so viel gesagt, dass ich den Großteil wohl einfach nur wiederholen würde~ xD