Probleme mit eigener Kreativität

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    • Probleme mit eigener Kreativität

      oder auch: Mist das ist alles irgendwie alles das selbe...

      ich habe ein gewisses schaffensproblem, zumidest wenns um eigene kreativität geht. da ich mich ja momentan sehr viel mit meiner gitarre beschäftige und schon seit längerem den gedanken hege, selber songs zu schreiben und diese auch umzusetzen, hier meine probleme:

      - ich kann mir im großen und ganzen keine eigene melodie vorstellen, die es in irgendeiner weise nicht schon gibt, d.h. ich lasse mich viel zu sehr von anderen künstlern lenken.

      - ich habe diesbezüglich auch derbe schwierigkeiten, mich voll und ganz darauf zu konzentrieren, ich fange etwas an, und nach ein paar tagen hört es sich wieder schlecht für mich an und ich verwerfe es wieder.

      - mach ich mir druck, weil ich für mich passende lieder im kopf habe, aber immer nur bruchstücke davon und ich will diese sofort umsetzen, klappt aber nich, da zu viel innerer druck. und ich nicht weiß, wie diese lieder anfangen und enden sollen.

      letzendlich war es bei mir sogar schon soweit, dass ich die gitarre mal für 3 tage nicht angerührt habe, weil es für mich alles gleich klang, ich quasi richtig übersättigt von allem war, nachdem ich wieder angefangen habe, klang nach einer zeit wirklich alles gleich. in meinen ohren.

      darum mal einen rat an alle künstler hier im board (ob zeichner, musiker, schreiber, etc...) wie kirege ich es einigermaßen hin, gute sachen abzuliefern, die mich zufrieden stellen? wie kann ich mich besser motivieren, um mal was zuende zu bringen? und vorallem: was mache ich bei kreativen problemen? wie geht ihr da so ran? wo bekommt ihr eure ideen denn her?

      (manchmal wünschte ich schon, ich könnte zeichnen, weil da hätte ich ideen genug, kann aber nur bissl gitarre spielen, und das wollte ich auch immer, habs jetz in angriff genommen und jetz kommen schon die ersten probleme...sucks !!! bin aber froh, das ich das wenigstens mache)
    • Was den inneren Druck angeht: Lass dich von ihm nicht in die Ecke drängen. Wenn man mit etwas anfängt und sich denkt 'Boah, noch soooo viel Arbeit bis zum fertigen Endprodukt', dann ist man natürlich erstmal etwas demotiviert. Da darf man dann aber eben ums Verrecken nicht locker lassen, sondern muss dran bleiben. Einfach dran bleiben. Es zählt vor allem, dass du weiter machst. Wie du schon schriebest: Dass du es wirklich machst und in Angriff nimmst, ist für sich genommen schon ein großer erster Schritt.

      Das Problem, sich stilistisch zu schnell vom Schaffen anderer lenken zu lassen, ist vollkommen normal, wenn man zum ersten Mal versucht, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.
      Dazu sei noch gesagt: Die Möglichkeiten im Bereich der Musik sind begrenzt (das würde Lang Lang anders sehen, aber was soll's). Wenn man (auch genreübergreifend) vergleicht, ähneln sich Notenabfolgen bisweilen, einfach weil man mit dem vorhandenen Grundstock eben was machen muss. Die Kunst liegt dann darin, die Melodie so zu konstruieren, dass sie originell bzw. gut klingt bzw. Wiedererkennungswert hat. Ständig wahnsinnig coole neue Meldoiebögen aus dem Ärmel zu schütteln bedarf allerdings schon einer Menge an Können, weswegen sich viele Künstler eben auf ein gewisses Standardrepertoire verlassen, das man leicht variiert immer und immer wieder verwenden kann, ohne dass es dem unaufmerksamen Zuhörer auffällt (so entstehen ja auch die meisten, eh, 'Hits'). Das ist bis zu einem gewissen Grad auch gar nicht beschämend, denn so bestreitet der Großteil der Musiker ihr Schaffen.
      Im Singer-/Songwriter- bzw. Liedermacher-Bereich z.B., in dem der Schwerpunkt ja sowieso auf den Texten liegt, dient die Gitarre lediglich als Begleitung, deswegen werden vor allem dort auch oft recht einfache, bisweilen ähnlich klingende Melodien verwendet.

      Was ich damit sagen will: Es ist nicht schlimm, wenn sich eine Melodie, die du erdacht hast, ein bisschen anhört wie etwas, was es schon mal gab. Dieses 'Alles schon mal dagewesen'-Problem hat mittlerweile sowieo jeder Künstler. Und gerade, wenn du im Anfangsstadium bist, ist das nichts, wofür du dich schämen (oder dich für unkreativ halten) müsstet, man emanzipiert sich irgendwann automatisch von dem Stil, der einen inspiriert hat und findet dann zu etwas eigenem, wenn man einfach nur konsequent weitermacht.

      Wenn man ein Ideen-Bruchstück hat und noch etwas zum Gesamten fehlt, hilft es natürlich auch, dass man sich eine eigene Sammelkliste anlegt für solche Fragmente. Da kann man immer mal wieder reinschauen und vielleicht ergibt sich aus ein paar Einzelstücken, die man da irgendwann mal reingeworfen hat, irgendwann mal unerwartet ein neues Ganzes.
      Falls nicht, hat man sich immerhin die Nerven gespart, sich ewig lange an einer halbgaren Idee abzuarbeiten, aus der nichts Anständiges werden will. So oder so also von Vorteil.

      Wenn man das Gefühl hat, dass alles, was man da macht, völliger Käse ist und man sein eigenes Zeug nicht mehr sehen kann, sollte man auf jeden Fall eine Pause machen und sich erstmal ein paar Tage oder eine Woche lang überhaupt nicht damit beschäftigen. Sich zu Kreativität zu zwingen bringt gar nichts. Man muss dann warten, bis die Ideen wieder von allein zu fließen beginnen und dann geht es auch wieder leichter von der Hand.

      Der Weg zum eigenen Werk ist auf jeden Fall ein steiniger und es ist die absolute Ausnahme, dass der Künstler selbst mit dem vorliegenden Werk wirklich rundum zufrieden ist. Das liegt vor allem auch daran, dass man sich im Schaffensprozess so instensiv damit beschäftigt hat, dass es einen früher oder später nur noch ankotzt und man darüber vergisst, dass das ja später an Leute rausgehen soll, die das noch nie gesehen oder gehört haben. Das kann im weiteren Verlauf zu einem großen Frusmoment werden, aber lass dich davon nicht aus der Bahn werfen.


      (...ich hoffe, die Antwort entsprach jetzt ungefähr deiner Fragestellung. Ich kann da jetzt 'nur' aus der Perspektive des Schreibers Beistand leisten, aber vielleicht ist ja irgendwas darunter, womit du was anfangen kannst.)

      dead girls dry each others eyes
      and pretend for a while
      that we're still alive.


      ________

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    • Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich NIE hunderprozentig zufrieden mit dem bin, was ich zeichne. Und wenn ich mal mit etwas wirklich zufrieden bin, dann hält dieser Zustand nicht lange an. Das ist normal. Legt man das Werk mehrere Stunden/Tage zur Seite, entwickelt man beim nächsten Hören/Ansehen oft eine neue Sicht auf die Dinge.
      Aber das ist auch etwas sehr sehr gutes! Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man bei seinen eigenen Werken keine Fehler oder verbesserungswürdigen Stellen findet. Wenn dir z.B. ein Song den du schreibst plötzlich nicht mehr gefällt, versuch rauszufinden was es ist.
      Schraube solang dran rum, bis es dir gefällt oder leg die Idee zur Seite. Sammle deine angefangenen Sachen. Wenn du später mal Ideen suchst oder nichts zu tun hast, dann findest du diese Ideen in deiner Schublade und denkst dir vllt bei manchen Sachen: "Hey, das war doch gar nicht so scheisse... wenn ich da und da was ändere..."

      Projekte schnell beenden zu wollen ist nachvollziehbar, aber oft unrealistisch. Ich wollte meinen Zeldadoujin eigentlich nur kurz machen und letztes Jahr abschließen. (hahaha)... Jetzt hab ich immernoch 13 Kapitel zu zeichnen. :ugly:
      Was auch helfen kann, ist dir irgendeinen Antrieb zu schaffen. "Warum mache ich mir die Arbeit?" Die Antwort darauf, sollte dir genug Motivation verschaffen. (ist zumindest bei mir so)
    • @ sirius

      ich denke, dass du meinen beitrag relativ genau auf den punkt gebracht hast, richtig analysiert und mir komischer weise so geantwortet hast, wie die botschaft meines posts auch ankommen sollte. (was hast du studiert? :) )

      ich weiß das die musik an sich ja schon komplett erforscht ist, mit alles tonleitern, kadenzen usw... dennoch geht mir immer durch den kopf "so, jetz hast du gerade das gewisse gefühl für etwas, mach ein lied draus!"

      jedenfalls geht das auch immer mit dem punkt einher, dass ich denke ich sei kreativ, gerade weil ich ein bisschen gitarre spielen kann. ich meine, ich kann auch schreiben, hab ich auch schon getan, aber songs schreiben ist dann da noch eine ganz andere sache. hoffe mal, dass ich wieder ideen bekomme...

      @ Lady Malon

      das ist ja cool. ein kleines (blaues...^^ ) notizbuch anschaffen, um meine ideen festzuhalten und aus diesen schnipseln was basteln...danke dir, und auch dir sirius.

      aber: wo bekommt man gute ideen denn her? ich denke aus meinem alltag, aber ich bin nicht so der typ, der sich die einzelheiten in seinem alltag anguckt...und ich habe momentan auch nicht soooo das tolle leben in meinen augen...anyone help me?
    • Wo man gute Ideen herbekommt?

      Also, ich habe gerade bei Comedysachen immer so zufällige Geistesblitze. Oft mitten auf der Straße oder im Bus. Im Auto, beim Einschlafen, auf dem Klo... überall. Nicht immer, manchmal häufiger manchmal weniger.
      Im Prinzip hast du nie eine hundertprozentige Gewissheit ob eine Idee / ein Gag gut ist, solange er unveröffentlicht ist. Wenn ich das Skript für meinen Comic schreibe, dann gilt oft: Wenn ich mehrmals drüber lachen kann, dann ist er höchstwahrscheinlich gut. Da man aber häufig nach wiederholtem Durchlesen nicht mehr weiß, was lustig ist oder nicht, muss man sich darauf verlassen, dass es einen Grund hatte, warum einem der Witz / die Idee im ersten Moment gefiel.

      Natürlich kann es auch passieren, dass du vollkommen daneben liegst, es ist ein bisschen Glücksspiel. Aber es ist ja wie mit einem Lieblingslied. Wenn du eine Melodie, eine Songzeile etc. mehrmals gehört hast, hast du nur selten den gleichen Begeisterungseffekt, wie beim ersten Mal hören.
      Deswegen verlass dich einfach ein bisschen mehr darauf, dass es einen Grund hatte, dass dir etwas zu Beginn gut gefallen hatte. Das kann auch helfen.

      Ich denke gute Ideen kommen nicht nur random, sondern auch, wenn man seine bisherigen Dinge analysiert und auswertet. Aber meistens basiert eine Idee bei mir auf einem zufälligen Gedanken. eigentlich denke ich nicht, dass es ein Basisrezept für Inspiration oder gute Ideen gibt. Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Bei mir ist es Musik und die Analyse dessen, was ich schon habe.
      Oder ich schaue mir die Concept Arts von Filmen / Spielen an, die ich sehr mag.
      Manchmal habe ich aber auch eine totale Kreativflaute. Dann mache ich etwas ganz anderes und lege mal den Stift für ein paar Tage zur Seite.
    • Ich schließe mich mal so grob an. Ich kann's nur so wie Sirius halten, ich bin eher der Schreibetyp. Ich habe absolut keine Ahnung, wie man auf Ideen musikalischen Schaffens kommen mag. Dahingehend bin ich künstlerisch über-unterbelichtet.

      Ansonsten: Kreativität kommt, Kreativität geht, Kreativität kommt wieder. Aber man sollte am Ball bleiben, wie Sirius schon sagte. Und wenn's mit einem Projekt gerade nicht hinhaut, dann kann man's ja, wie Lady Malon auch sagte, erstmal wieder für 'ne Woche in der Schublade verstauen, ehe man sich dem mit Verve wieder widmen kann. Wichtig ist [für mich], dass man mit einer gewissen Grundbegeisterung an irgendetwas gehen kann - auch wenn's in der Ausführung in manchen Situationen frustrierend sein mag.
      Außerdem darf man wohl die Erwartungen an sich nicht zu hoch stecken. Beim Rumexperimentieren muss man sich an niemandem messen. Sowieso, generell, muss man das sowieso nicht. Die Musiker, die ich am allerstärksten favorisiere, sind keine Genies an ihren Instrumenten, aber sie brennen für etwas. Sie tragen eine Einstellung in sich, eine Grundidee, haben ein Mitteilungsbedürfnis.

      Da sind wir bei den Ideen.
      aber: wo bekommt man gute ideen denn her? ich denke aus meinem alltag, aber ich bin nicht so der typ, der sich die einzelheiten in seinem alltag anguckt...und ich habe momentan auch nicht soooo das tolle leben in meinen augen...anyone help me?


      Na ja, so richtig helfen kann man da nur sich selbst. Ist ja auch letztlich irgendwo die Frage, wie man das Leben sieht. Bist du zufrieden mit deinem Leben? Wenn nicht, weshalb? Ärgerst du dich über etwas? Seien's Freunde, Familie, Politiker. Was beschäftigt dich? Hast du Vorlieben, Interessen? Stoßen sich Werte, die du hast, vielleicht an der Realität? Vorstellungen, Utopien, Dystopien? Ideen speisen sich aus allem. Es mag ja banal klingen, aber eigentlich muss man nur in sich hineinhorchen und erhören, was man so fühlt, um schon mal ein Thema zu haben. Muss ja erstmal kein gutes sein. >Gut< ist sowieso ne Wertung, die oft von zweifelhaften Beurteilungsfaktoren abhängt.
      Der einzige Tipp, den ich so geben würde, wäre in etwa: Sei aktiv bei dem, was du tust. Stichwort bewusste Wahrnehmung. Man kann entscheiden, ob man bei der Arbeit gedanklich schon beim Abendessen und in gemütlicher Vorfreude auf den Fernsehabend ist oder ob man sich aktiv mit der Tätigkeit, die man so ausübt, beschäftigt. Das geht bei allem, auch bei sowas wie Kassieren oder was auch immer. Wenn man nur in seiner eigenen lethargischen Scheiße versackt, einem alles scheißegal ist, stumpft man für die Außenwelt ab. Ich persönlich kann mir da nur schwer vorstellen, dass man da künstlerisches Feingefühl entwickeln kann. Aber das gilt natürlich vor allem für mich. Andere Leute mögen das anders sehen und dementsprechend auch anders formulieren.

      Und ist so ein Thema erst einmal da, kann man damit herumspielen. Da hat wohl jeder seine eigene Art. Ich zum Beispiel bin einer von den Langweilern, die so'n Blog führen. Für einen solchen Eintrag oder auch für alleinstehende Kurzgeschichten aller Art gestaltet sich's dann so, dass ich irgendwann meist eine bestimmte Phrase im Kopf habe, die das Grundgefühl, das ich dem überlegten Thema entgegenbringe, ganz gut ausdrückt. Das wird dann meistens die Überschrift, der letzte Satz einer Kurzgeschichte oder der zentrale Teil/Botschaft. (Unterwegs habe ich da auch immer n Notizheftchen dabei ist, wo ich so allerlei reinschreibe, sei's auch der größte Kitsch.) Ich denke da zB viel in Bildern, die ich auf irgendeine Art und Weise schön finde. Und dann schreibe ich, wenn ich diesem Überlegten etwas Potenzial beimesse, so darauf hin, alles andere ergibt sich dann im Prozess. Wie man das künstlerisch machen kann etc pp. Ob das dann hinterher scheiße ist oder irgendwie annehmbar, sieht man ja dann.

      Für die Anschaulichkeit: >Hier< siehst du n paar Sachen, die ich mal geschrieben habe. Bei "austrinken und gehen" hatte ich einfach nur die drei Worte im Kopf, als alle Freunde schon schlafen waren und ich noch glasig mein letztes Bier anstarrte. Verbunden mit dem Gefühl melancholischer Einsamkeit und Unverstandenheit, das ich irgendwie ausdrücken wollte, verbunden noch mit diesem und jenem. Was daraus entstanden ist, kann man als Metapher dafür verstehen.
      Soll jetzt auch nicht hochgestochen klingen; ich find einiges von der Seite da selbst scheiße mittlerweile. Aber konkrete Beispiele bringen ein Stück weit Klarheit, finde ich. Bei "Wenn das alle machen würden" (das finde ich persönlich immer noch ganz gut) existierte erst auch nur der Titel, verbunden mit meiner Unzufriedenheit über Ungerechtigkeiten in der Welt und der Gleichgültigkeit vieler Menschen darüber. Was daraus entstand, kannst du ja lesen, sofern es dich interessiert.


      Wenn du selbst sagst, dass du dein Leben momentan nicht "soooo toll" findest, frage ich mich persönlich, woran das liegt. Das kann man für sich ergründen, daraus resultierend kann man Entscheidungen treffen, um Änderungen herbeizuführen. Klar, es gibt viele Stolpersteine, aber in der grundsätzlichen Überlegung könnte eigentlich alles so einfach sein. :) Man muss nur den Mut, die Lust und die Bereitschaft dafür haben.


      ---
      tl;dr: Such dir was, was ein Feuer in dir entfacht, und schränk dich nicht in deinem kreativen Schaffen ein, in keiner Richtung. "gut" oder "schlecht" gibt es erstmal nicht.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von pondo ()

    • Mh, Kreativität ist in den meisten Fällen ohnehin eine blöde Schlampe, mit der man nicht viel anfangen kann – entweder, man hat zu viele Ideen und es blockiert einen, weil man nicht weiß, wo man anfangen soll, oder man weiß nicht, wo man anfangen soll, weil die Ideen fehlen. Super Sache. Daher kann ich, wie auch meine Vorredner, ganz gut nachempfinden, wie's dir mit deiner eigenen Kreativität gerade gehen muss. Auch wenn ich musikalisch nicht sonderlich bewandert bin, möchte ich behaupten. ^^

      Wenn man nur in seiner eigenen lethargischen Scheiße versackt, einem alles scheißegal ist, stumpft man für die Außenwelt ab. Ich persönlich kann mir da nur schwer vorstellen, dass man da künstlerisches Feingefühl entwickeln kann. Aber das gilt natürlich vor allem für mich. Andere Leute mögen das anders sehen und dementsprechend auch anders formulieren.

      Das ist allerdings, so denke ich, wirklich sehr subjektiv. Ich kann hier nur für mich sprechen, doch bin ich am kreativsten, wenn mir meine Außenwelt nicht auf die Nerven geht mit ihren Belanglosigkeiten.
      Aber das nur am Rande. :>

      Wie du nun einen Weg finden sollst, einfach weiter zu machen und dich nicht von selbst auferlegtem Druck (sehr ungesund, das) unterbuttern zu lassen, ist nur wohl tatsächlich eine sehr persönliche Sache, immerhin geht ja jeder anders an sein Schaffen heran. Welchen Weg gehst du denn normalerweise, um dich inspirieren zu lassen? Suchst du im Alltag, in dir selbst? Ich hab' die Erfahrung gemacht, dass die Dinge sehr gut fließen, wenn ich sie als selbstständig betrachte. Wieder sind wir beim Schreiben, aber es mag ja angehen, dass es dir hilft, deine Musik nicht lediglich als dein Werk anzusehen, sondern als etwas, das "von selbst" kommt (auch wenn es das, logisch betrachtet, natürlich nicht tut).
      Schreibe ich, so bilde ich mir immer ein, meine Charaktere seien tatsächlich lebende und denkende Individuen, denen ich nur als Mittler diene. Ich weiß nicht, wie man das auf Musik übertragen kann, aber vielleicht kannst du dir mit einer ähnlichen Herangehensweise ja ein paar Wege öffnen? Den Druck würde es sicherlich erst mal mildern.

      Letztendlich bleibt es aber freilich bei dir; und solange hier kein anderer Musiker schreibt, weiß ich nicht, ob wir Schreiberlinge und Zeichner so eine große Hilfe sind. *kratz*

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    • Ich weiß, dass ich jetzt vielleicht nicht in die selbe Kerbe schlage, wie die Meisten aber: Kreativität darf nicht deine einzig Quelle für Produktivität (die leider etwas vollkommen anderes ist) sein. Zumindest gilt das, wenn du dich in irgendeiner Weise professionalisieren möchtest.
      Sinnvoller für die langen Phasen ohne Kreativität: Handwerk lernen, Macharten durchschauen. Nimm dir Zeit, Zugänge von Liedern, die dir gefallen, zu erarbeiten, indem du sie zerlegst und vollkommen unemotional ihre Besonderheiten ansiehst: Was sind die Akkordfolgen? Welche Idee steckt hinter dem Text? Was erzeugt den Effekt (z.B. Wiederholungen? Crescendi? Interessante Kadenzen? An welcher systematischen Stelle?)?

      Solche Fragestellungen sind weitaus effizienter als auf eine flatterhafte Intuition zu warten, die eigentlich nur ein hohes Maß an Know-How darstellt, das schlgartig ausbricht. Dann kannst du nämlich auch mit einer formellen Idee beginnen, z.B. einem Wort, das in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder in den selben Intervallsprüngen vorkommt etc.
      when in doubt, do it.

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    • Na, das sollte dann aber wirklich als Grundlage des Schaffens dienen. Ich habe noch nie gehört, dass jemand bei Musik (oder Kunst allgemein) derart systematisch vorgeht, ohne auch nur einen Hauch von persönlicher Note zu suchen bzw. reinzulegen. Ich weiß gut, was du meinst mit dem "Handwerk", Titania, aber man sollte über dem Handwerk nie vergessen, womit man mal angefangen hat – und dieses Handwerk dann entsprechend umsetzen. Wenn man das intus hat, kommt's meist aber eh "aus dem Handgelenk". Ist natürlich Nerus Sache, ob er den Tipp als fruchtbar für sich annehmen kann, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein passionierter (!) Künstler alles lediglich in ein Schema presst. Die Kunst ist es ja, aus Emotionalem etwas zu zaubern, das andere auch als ansprechend empfinden, in welcher Art auch immer (auch wenn ich selbst "die anderen" nie zum Hauptzweck erhebe, aber das ist was anderes).

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      Fantasy, Psychological, Depression
    • Original von bereth
      Na, das sollte dann aber wirklich als Grundlage des Schaffens dienen. Ich habe noch nie gehört, dass jemand bei Musik (oder Kunst allgemein) derart systematisch vorgeht, ohne auch nur einen Hauch von persönlicher Note zu suchen bzw. reinzulegen. Ich weiß gut, was du meinst mit dem "Handwerk", Titania, aber man sollte über dem Handwerk nie vergessen, womit man mal angefangen hat – und dieses Handwerk dann entsprechend umsetzen. Wenn man das intus hat, kommt's meist aber eh "aus dem Handgelenk". Ist natürlich Nerus Sache, ob er den Tipp als fruchtbar für sich annehmen kann, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein passionierter (!) Künstler alles lediglich in ein Schema presst. Die Kunst ist es ja, aus Emotionalem etwas zu zaubern, das andere auch als ansprechend empfinden, in welcher Art auch immer (auch wenn ich selbst "die anderen" nie zum Hauptzweck erhebe, aber das ist was anderes).


      Das sehe ich anders. ;) Ich traue mich zu sagen: Wenige interessiert es, was der Herr Hans Mustermann zu seiner verflossenen Liebe zu sagen hat, sofern wir ihn nicht persönlich kennen. ;) Uns interessiert es tendenziell mehr, welche Form er dafür gewählt hat. Aus genau diesem Grund werden selten die hochemotionalen, autobiographischen Romane von Deutschlehrern gedruckt, die im Kreativurlaub auf Zagynthos entstehen...ohne jemanden beleidigen zu wollen. Aber aus gutem Grund kann man nicht von der reinen, starken Empfindung alleine ausgehen, denn reine, starke Empfindungen hat jeder. Die Frage ist: Wo ist dabei allein dann die Relevanz?

      Für mich ist der Sinn von Kunst, die Grundbedingungen der menschlichen Existenz zu untersuchen - nur so kann sie als "Conditia Humana" auch im nächsten sichtbar werden. Denn, was mich an einem Lied über Liebe (z.B) anspricht ist ja nicht die Sicht des Künstlers, es ist, etwas Allgemein-Menschliches und damit mich selbst darin zu entdecken. Dass das aus Überzeugung und Passion entsteht, muss ohne Frage der Fall sein.

      Aber wenn ich das Rad neu erfinde (und mich nicht mit dem beschäftigen will, was andere bereits geleistet haben resp. Grundtechniken lerne), verliere ich bloß Zeit. Und: Es ist auch respektlos gegenüber der Musik so zu schöpfen, als könne das jeder, ohne sich mit dem Handwerk auseinanderzusetzen. Zum Thema "große Künstler": Ich wage zu behaupten, dass JEDER der Künstler, die uns über hundert Jahre in Erinnerung bleiben, eher formal gearbeitet haben, was übrigens nicht das Gegenteil von emotional ist - sondern das Gegenteil von irgendwas-in-den-Raum-werfen. Man presst nicht in ein Schema, sondern erschafft im Optimalfall etwas, das sich Schemata entzieht.

      Dass das gerade wenn man unsystematisch-emotional arbeitet, meistens nicht der Fall ist, hören wir am uniformen Popgedudel, das dabei oft entsteht. Wer die Form seiner Wahrnehmung nicht hinterfragt, ist nämlich erst recht Opfer einer Gleichschaltung - was uns unbewusst an Formen "in die Wiege gelegt" wird, ist schaurig...
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    • Du missverstehst mich, ich hab' mit keinem Wort gesagt, dass man die Theorie völlig ad acta legen soll – sonderlich lediglich, dass pure Schemata die Kunst töten. Unsere Standpunkte sind gar nicht so furchtbar weit voneinander entfernt, nur gehe ich von der Emotion aus und du anscheinend von der Theorie. Dass man letztlich beides braucht, um etwas zu schaffen, das halbwegs individuell ist, sollte wohl jedem klar sein.


      Für mich ist der Sinn von Kunst, die Grundbedingungen der menschlichen Existenz zu untersuchen - nur so kann sie als "Conditia Humana" auch im nächsten sichtbar werden. Denn, was mich an einem Lied über Liebe (z.B) anspricht ist ja nicht die Sicht des Künstlers, es ist, etwas Allgemein-Menschliches und damit mich selbst darin zu entdecken. Dass das aus Überzeugung und Passion entsteht, muss ohne Frage der Fall sein.

      Daher auch: signed. ;)

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    • erstmal: sicher ists schon, wenn man da mit schemata's arbeitet, mit mustern, die einiges vereinfachen. jedoc sollte die eigene persöhnliche note dafür nicht zu kurz kommen. ich muss mich nicht strikt an ein muster halten (oder mehrere). viel mehr kann ich doch das wissen daraus nutzen um was anderes zu kreeiren. es gibt ja auch beim schreiben und malen techniken, die bestimmte sichtweisen ermöglichen auf ein thema.

      soll heissen, man kann zumindest was das die musik angeht, rational rangehen...der text wird in meinen augen das wichtigste rüberbringen. sicherlich muss man nicht alles nach plan machen, sondern auch bissl nach intuition. nur das kombinieren fällt mir schwer, weil wegen vllt schaff ich das einfach nicht, oder ich traus mir nicht zu.

      @ Pondo

      jetzt sag bloß nicht, dass ich eventuell probleme haben KÖNNTE. ich denke, ja, ich habe genug, welche entweder welche sind, oder die sich nur in meinem kopf abspielen. die ich mir selber schlimm rede. wahrscheinlich hindern die, und meine sichtweise auf das leben solche sachen wie das ausleben innerer gedanken in der musik
      ...
    • Original von Neru
      @ Pondo

      jetzt sag bloß nicht, dass ich eventuell probleme haben KÖNNTE. ich denke, ja, ich habe genug, welche entweder welche sind, oder die sich nur in meinem kopf abspielen. die ich mir selber schlimm rede. wahrscheinlich hindern die, und meine sichtweise auf das leben solche sachen wie das ausleben innerer gedanken in der musik
      ...


      Erm, ich glaube, du hast da etwas in den falschen Hals bekommen. Ich fragte nach der Zufriedenheit in deinem Leben in der Intention, auf Ideenfelder aufmerksam zu machen. Unabhängig davon, ob man >glücklich< ist oder nicht, liefert das eigene Seelenleben ja schon viel Potenzial für Ideen und Anregungen für künstlerische Projekte. Künstler_innen gelten ja gemeinhin eher als unzufriedene Wesen, die ihre Probleme dann künstlerisch verarbeiten. Ich wollte dir keineswegs etwas vorwerfen oder unterstellen. Ich kann das ja alles letztlich doch nur aus meiner Perspektive betrachten (auch wenn ich mich um Objektivität bemühe) und aus meiner Erfahrung sprechen; solche Fragen, wie ich sie an dich wandte, stelle ich mri selbst oft. Das sollte nur anregend gemeint sein - schließlich kenne ich dich ja überhaupt nicht.

      Und wenn ich von "lethargischer Scheiße" rede, resultiert das auch nur aus eigener Erfahrung. Du hast nach Tipps gefragt und die von mir erfahrene Quintessenz ist, dass es hilfreich ist, sich eben aktiv um Dinge zu bemühen, schon bei der reinen Wahrnehmung.
      Genauso eben auch, wenn du sagst, dass du dein Leben nicht so toll fändest. Sich damit auseinanderzusetzen, birgt auch Unmengen an Themenfeldern für künstlerische Auseinandersetzung. Klar. Machen ja Unmengen an Künstler_innen auch. Manches wird vor Pathos triefender Kitsch bei den Menschen, manches wiederum in meinen Augen gelungene Kunst.
      Guck zum Beispiel den Typen von Samsas Traum an, der hatte und hat vermutlich auch noch riesige Probleme mit sich selbst, die er mittels Musik zu verarbeiten suchte. Seine Sachen polarisieren, klar, aber in meinen Augen sind dabei schlicht großartige Sachen entstanden.

      Deshalb nimm bitte nicht zu persönlich, was ich schreibe. Falls dir davon etwas als sinnvoll erscheint, nimm's mit, ansonsten vergiss einfach den Rest.


      Original von bereth
      Wenn man nur in seiner eigenen lethargischen Scheiße versackt, einem alles scheißegal ist, stumpft man für die Außenwelt ab. Ich persönlich kann mir da nur schwer vorstellen, dass man da künstlerisches Feingefühl entwickeln kann. Aber das gilt natürlich vor allem für mich. Andere Leute mögen das anders sehen und dementsprechend auch anders formulieren.

      Das ist allerdings, so denke ich, wirklich sehr subjektiv. Ich kann hier nur für mich sprechen, doch bin ich am kreativsten, wenn mir meine Außenwelt nicht auf die Nerven geht mit ihren Belanglosigkeiten.
      Aber das nur am Rande. :>


      Tihi, ich dachte mir hinterher schon, dass du da Einspruch erhebst. :> Aber ich meine das noch ein wenig anders. Ich meinte damit eher einen Zustand absoluter geistiger Lethargie, so nach dem Motto "wovon soll ich schreiben, wenn mich außer Schreiben nichts mehr bewegt?". Du hast ja trotzdem ein breit gefächertes Interesse. Für mich gilt das anders als für dich, unsere Interessen und Herangehensweisen sind anders gelagert. Und klar, ein Stück weit kann ich das deswegen bei dir auch nicht nachempfinden - dafür interessiert mich das, ich sag mal, Weltliche viel zu sehr, eben auch all jene "Belanglosigkeiten". Aber ich würde dir keineswegs unterstellen, dich geistig nicht mit Dingen zu beschäftigen (und das will ich auch Neru nicht unterstellen; so absolut gilt das hoffentlich ohnehin für die allerwenigsten Menschen). Das ist es aber, was ich meinte, wenn auch etwas auf die Spitze getrieben: So abgestumpft zu sein, dass man zu erledigende Dinge verrichtet, ohne über sie nachzudenken. Nur mit dem Ziel, abends Zerstreuung durch TV oder wasauchimmer zu haben, bevor der Kreislauf wieder von vorn beginnt. Das würde, glaube ich persönlich, so aufs Einfachste runtergebrochen, künstlerisch nicht so viele Früchte tragen. Das sollte einfach der Verdeutlichung dienen.
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    • hey, guten tag pondo!

      ich wollte weder dich noch deine ansichten mit meinem "problemgefasel" beleidigen, ganz im gegenteil, bei meine letzten post war ich nur etwas angenervt, warum es bei mir in sachen musik nicht weitergehen will, da ich mir ja schon so tolle vorbilder wie clueso, phillip poisel, gisbert zu knyphausen und thees uhlmann, ausgesucht habe (will ja sowas wie die machen, nur meinen eigenen stil finden.)

      hoffe du nimmst das nicht so für krumm. sorry, wollt ich nicht :/

      ich habe mir deine geschichten mal durchgelesen, und gemerkt, dass es eigentlich wenig braucht um gute sachen zu machen. dass du nur die 3 worte "austrinken und gehen" bei der geschichte hattest, welche für mich jenen tiefen sinn hat, welchen ich selber künstlerisch anstreben zu versuche.

      jedenfalls bin ich jetzt ziemlich angerührt gewesen von dem, was mir alle hier so geschrieben haben, da habe ich mir schon meine gedanken gemacht. die ansichten kann ich alle verstehen und habe sie teilweise auch bei mir wiedergefunden.

      ch denke auch, das mein problem einfach das ist, dass ich gleich denke, es wird scheisse (dabei habe ich meinem bruder vor kurzem mal was vorgespielt und der fands gut) und will deshalb erst gar nicht weitermachen. vielleicht hilft es mir ja, meine motivation einmal aufzuschreiben, damit ich weiss warum ich das mache und dass ich deshalb auch keine angst mehr haben brauch, auch vor fremden zu spielen, es ist wie du gesagt hast pondo, eine grundeinstellung, die man bei dem was man tut auch vertreten sollte.