Goodbye Deutschland? - Das Glück im Ausland

    • Goodbye Deutschland? - Das Glück im Ausland

      Gedanklich angestoßen durch das VLuN geht es nun um das Leben in einem fremden Land, bis hin zum endgültigen Auswandern.

      Welche Faktoren spielen bei dieser Entscheidung also eine Rolle und inwiefern geben Auswanderer sich einem leeren Schein hin?


      1. Das Gras auf der anderen Seite...
      Gefühlt immer wird gemeckert und gelästert über Deutschland von Seiten der Deutschen. Dem Volksmund nach wird in Deutschland ständig alles falsch gemacht - "Schaut doch nur, wie es in [Land] gemacht wird - es funktioniert! Was hält mich noch hier?"

      Woanders ist also vieles besser?

      Die Züge sind natürlich immer zu spät...
      Schon bei der Ankündigung, dass der Zug 10 Minuten Verspätung haben wird, werden krampfhaft die Augen verdreht. Beim Flugzeug oder der Autofahrt kräht doch kein Hahn nach ein paar Minuten. In England maßen Züge sich eh nicht an, auf die Minute pünktlich zu sein. In Russland kommt der Zug vielleicht mal gar nicht. In der USA gibt es kaum öffentlichen Nahverkehr.
      Nichtsdestotrotz wird ein enorm leistungsfähiges Verkehrssystem wie Deutschland es hat ständig als katastrophal betitelt.

      Die Politiker sind alle inkompetent...
      Bis eine Partei überhaupt eine Machtposition besitzt, müssen so viele Kompromisse geschlossen werden, um überhaupt genug Wähler anzusprechen. Da verlaufen sich idealistische Vorsätze schon mal im Sand. Und die Umsetzung ist nun mal auch nicht so einfach, wie manche Bürger es gerne hätten. Es verlaufen so viele Mächte gegeneinander bis überhaupt irgendwas beschlossen werden kann, was dann auch noch perfekt durchdacht und zukunftsweisend sein soll.
      Bei einfacher Betrachtungsweise wird aber einfach ein Spitzenpolitiker schnell als Vollhorst abgestempelt. Dabei ist Deutschland noch ziemlich unkorrupt und im Parlament finden keine Schlägereien statt.

      Die Mentalität am Mittelmeer ist einfach viel entspannter...
      Zu Verabredungen taucht jeder auf, wann ihm danach ist oder auch mal gar nicht. Sämtliche Angelegenheiten werden lautstark und sofort ausdiskutiert. Schnell gesprochenen Worten darf man nicht viel Ehrlichkeit beimessen - wer am Abend noch lautstark als Freund deklariert wird, wird am nächsten Tag nicht mehr erkannt.

      Man möge mir verzeihen, falls ich Dinge hier über den Kamm schere. Die Absicht kommt aber hoffentlich rüber.


      Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen.

      Vielleicht ist aber hierzulande nicht alles so schlecht, wie es schlecht gemacht wird? Man glaubt es kaum, in anderen Ländern - auch in den hochgelobten skandinavischen - wird Deutschland um vieles beneidet.


      2. Familie, Freunde, "Zuhause"
      Wer einmal seinen Platz gefunden hat, wird sich vermutlich kaum noch von diesem Ort trennen können. Natürlich kann man sich im Ausland einen neuen Freundeskreis aufbauen. Nicht jeder hat aber das Geschick und möchte alte Anstrengungen umsonst gewesen sein lassen.
      Und nicht zuletzt ziehen Familie und alte Freundschaften einen doch immer wieder zurück an den Ursprungsort. Kann man also wirklich alles zurück lassen und sich komplett vom Heimatland treffen? Oder sind es nur einige rastlose Seelen, die sich komplett auf eine neue Heimat einlassen können?

      3. Die Faszination der Andersartigkeit
      Ganz offensichtlich bringt ein neues Land viel Unbekanntes mit sich. Gerade für junge Menschen kann es aufregend sein, einfach mal etwas "Anderes" zu erleben, eine neue Welt zu erkunden.

      Je weiter man im Leben fortgeschritten ist, desto eher tritt jedoch Ermüdung ein. Durch die Lebenszeit alleine hat man sich Wissen und Kenntnisse angeeignet, auf die man auch stolz sein kann.

      Es können schon die kleinen Dinge sein - Wird im Restaurant Trinkgeld erwartet? Muss der Bus durch Winken angehalten werden? Wird beim Arzt eine Praxisgebühr fällig?
      Oder auch kulturelle Eigenschaften, die für selbstverständlich gehalten wurden - Bedeutet punkt 5 Uhr auch wirklich punkt 5 Uhr? Ist "vielleicht" nur ein höfliches Nein? Wird ein gut gemeinter Rat sogar als Unhöflichkeit angesehen?

      Wird es also nicht immer schwieriger, mit dem Fremdem umzugehen? Ist es irgendwann einfach „zu spät“, um neu anzufangen?


      4. Der ewige Außenseiter
      Man kann jahrelang in einem fremden Land leben und arbeiten. Aber wird man jemals dazugehören? Lebt man nicht nur in einer Blase?

      Der wichtigste Faktor dabei: die Sprache

      Zur Dazugehörigkeit gehört ein gewisses Sprachniveau, das über Wegbeschreibungen hinaus geht. Und eben dieses werden die meisten von uns wohl allerhöchstens im Englischen erreichen.

      Das lässt 2 Möglichkeiten zu:
      a) englischsprachige Länder
      b) Länder mit einer sehr starken Englischverbreitung, z.B. Skandinavien

      Trotzdem ist man bei b) ständig auf die "Gnade" der Einheimischen angewiesen, Englisch zu sprechen. Andere Gespräche werden nicht verstanden und auch politisches Geschehen und pop-culture dieses Landes bleiben für immer ein Rätsel. Auch hier ist die ewige Außenseiterrolle wahrscheinlich.

      Alleine durch die Sprachbarriere bleiben die Möglichkeiten des Auswanderns also stark beschränkt.


      5. Spielt das Land überhaupt eine Rolle?
      Macht es wirklich einen Unterschied, wo auf der Welt [in der westlichen Welt?] man lebt? Sind Wohlfahrtsstaat, politische Kultur usw. ein Garant für Glück?
      Kann das persönliche Glück, z.B. in der Familie, nicht überall auf der Welt gefunden werden? Ist das Glück in der Ferne nicht nur eine Illusion?

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      Im ZFB gibt es ja einige User, die ein Auge auf bestimmte Länder geworfen haben. Ist es stille Bewunderung aus der Ferne? Würdet ihr gerne mal oder plant ihr sogar einen längeren Aufenthalt in einem fremden Land? Oder ist sogar Auswandern eine Option für euch?
    • Also ich spiele im Moment schon mit dem Gedanken in ein fremdes Land zu gehen und mich sogar später für eine Arbeit dort zu bewerben. Wenn jetzt alle Länder erwarten die in weiter Ferne liegen, dann muss ich euch leider enttäuschen. Das Land mein Träume ist die Schweiz.

      Warum die Schweiz?

      Ich bin jemand, der nicht im Flachland leben kann, im Harz geboren bin ich an Erhebungen, Berge, Gebirge gewohnt und brauche das auch auf Dauer um glücklich zu sein, genauso wie der Wald um mich herum.

      Da ist die Schweiz für mich das ideale Land, zum einen ist wie in Deutschland auch 30% der Landesfläche mit Wald bedeckt und zum anderen haben die Schweizer ebenso wie wir, eine geregelte Forstwirtschaft. Desweiteren eine wunderschöne Flora und Fauna in die man sich verlieben kann. Ein Landschaftsbild was mich fasziniert hat, auch wenn ich glaube bis jetzt nur einmal Skifahren dort war ^^, aber die anderen Medien tuen den Rest.

      Es gibt aber eben auch Unterschiede und genau diese, vor allem im Berufsleben kennenzulernen und zu erlernen, würden einen selbst im Leben weiterbringen. Und wenn ich mal Sehnsucht nach der Familie habe, dann sollte es ja nicht das Problem sein, schnell mal nach Deutschland zurückzufahren.

      Aber warum aus Deutschland heraus?

      Im Moment regt mich zwar vieles auf, was in meinem Heimatland passiert, doch gänzlich unzufrieden bin ich nicht. Vorerst steht mein Studium im Vordergrund und sobald der Abschluss in der Tasche ist sollte ich hoffentlich mit dem Ruf meiner Uni auch in fremden Landen willkommen sein. Also falls es hier nicht klappt mit einer Einstellung, dann muss ich es wohl auch woanders probieren und wenn es dann im Schweizer Raum klappen würde, dann sollte ich die Herausforderung wohl annehmen.

      Sicher wird es nicht leicht, weil selbst in der Schweiz ticken die Uhren anders, andere Arbeitsmentalität, andere Kosten, gewisser Lebensstandart usw., aber wozu sind wir jung? Damit wir uns anpassen können.

      Ich sehe da aber nicht so die Hindernisse, wie wenn ich in ein anderes Land gehe, ich bin kein Mensch dem es schwer fällt, schnell neue Kontakte zu knüpfen und Freunde zu finden. Auch glaube ich, dass die sprachliche Barriere nicht das Problem sein sollte, wobei man eine "Fremdsprache" eh erst dann lernt wenn man im fremden Land mit ihr in Kontakt tritt. Das ist im Fall der Schweiz aber eher nicht so problematisch, eher der Dialekt.

      Eine wichtige Frage ist jedoch, läuft es in dem anderen Land wirklich besser, als in Deutschland? Ich glaube das kann man erst dann beurteilen, wenn man einige Zeit im Ausland gelebt hat und die dortige Situation verstanden hat und weiß damit umzugehen.

      Ein noch größeres Problem ist der berufliche Einstieg, viele Auswanderer kommen zurück, weil sie einfach keine berufliche Perspektive mehr gesehen haben und obwohl sie meist genau aus dem Grund good old Germany verlassen haben.

      Mal schauen wo ich am Ende landen werde, eins steht jedoch fest. Mein Wunsch auszuwandern wird stark von meiner beruflichen Perspektive gelenkt, sowie der Natur die mich fasziniert.
      "Die Feder ist mächtiger als das Schwert
      Der Verstand schärfer als jede Klinge
      Und das Wort tödlicher als jeder Hieb"

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    • Witzig, den Thread hätte ich früher entdecken müssen, dann hätte ich nicht den "Was denkt ihr grad" zugespammt. xD


      Hmm, du wirfst ein paar gute Anregungen in den Raum, Lüffel.
      Tatsächlich ist es -- rein theoretisch gesehen -- aber wohl nur natürlich, dass man das Gras auf der anderen Seite immer als grüner betrachtet: Denn es ist fremd. Fremdes erscheint immer spannender und wir lecken uns eher die Finger danach als nach Altbewährtem (auch, wenn eben das genauso einen Reiz haben kann, zumal man ja auch Gewohnheitstier ist). Vielleicht ist es hier genauso.
      Immerhin kann Deutschland auf eine mehr oder minder erfolgreiche Sozialpolitik herabblicken, bei der allein die Umsetzung problematisch ist und sie durchaus auch ausgenutzt wird. Auf der anderen Seite ist es vielleicht gar keine so gute Idee, so "nett" an die Sache heranzugehen und es wäre besser, eine Arbeitspflicht einzuführen oder was auch immer…
      Aber diese Diskussion gehört wohl mehr in die politische Schiene (von der ich zugegebenermaßen keine Ahnung habe) und wäre ziemlich kontrovers.

      Ich habe mich vor einigen Wochen mit einer Freundin über dieses Thema unterhalten, über Staaten und warum man den Drang verspürt, seinen zu verlassen. Wir kamen zu dem Schluss, dass es der Weg ist, den der jeweilige Staat eingeschlagen hat. Sei es grundsätzlich liberaler (Großbritannien) oder eher auf Soziales ausgerichtet (Deutschland), dabei kann das erfolgreich sein oder auch nicht.
      Das Ding ist ja, dass ein einmal eingeschlagener Weg kaum revidiert werden kann, es ist schwer, die Strukturen aufzulösen, die sich über Jahrhunderte eingebürgert haben, zumal in dem Wort "einbürgern" selbst ja schon steckt, dass es von den Menschen kommt, nicht etwa von oben. Mentalität und so weiter.

      Wenn die Politik schiefläuft, dann in jedem Land. Dann aber vor allem auffällig, wenn einem die Mentalität des eigenen Landes nicht liegt? Vielleicht ist es das, zumindest würde ich mich direkt in die Sparte einordnen. Der "pünktliche" und "pflichtbewusste" Deutsche kann mich -- auf Deutsch gesagt -- mal am Arsch lecken. Natürlich spiele auch ich mit dem Gedanken, dass es schön wäre, dieses Land zu verlassen, aber auf keinen Fall zielgerichtet in irgendeiner Weise. Da ist nichts, was ich im Auge hätte, das wirklich in allen Punkten meinen Vorstellungen entspricht. Die rudimentären Vorstellungen, die ich von dänischer und norwegischer Politik habe, machen den Kohl nämlich noch lange nicht fett, obgleich ich mir schon ein Ferienhaus an einem norwegischen Fjord vorstelle und das, seit ich den "Schwarm" gelesen habe (fragt nicht, warum das gerade dadurch kam, Johanson hat mich wohl nachhaltig beeindruckt ^^). Aber das sind eher Wunschträume, die nie lange Gehalt haben. Ich hatte auch schon den Gedanken, nach Neuseeland auszuwandern, ja wo kommen wir denn hin, wenn jetzt jeder aus einer Laune heraus mal hier, mal da ist? Wobei eigentlich genau das etwas wäre, das mir liegen könnte. Gar kein "Land" als Heimat haben, sondern die Stadt, in der ich geboren wurde und nebenbei die Möglichkeit haben (ob beruflich oder in der Freizeit), fremde Länder zu durchreisen, zu besuchen, zu was-auch-immer.

      Denn Familie, Freunde, Zuhause -- was ich eher Heimat nennen würde, denn da besteht ein Unterschied, meine ich -- sind wichtig! Ich kann das nicht völlig hinter mir lassen, das merke ich jedes Mal aufs Neue, gerade jetzt, da ich allein in einer anderen Stadt bin, packt mich oft genug die Wehmut und der Drang, die alte Heimat wieder zu sehen.
      Also Faszination gerne, aber Faszination auf Dauer wird auch zum Alltag und dann wird auch nur wieder gemeckert, weil's vorhersehbar ist. Vielleicht stören wir uns nur alle an der Vorhersehbarkeit von Verspätungen der Deutschen Bahn? Vielleicht wäre es aufregender, die Züge kämen auch mal ein paar Stunden später? :D

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression
    • Naja, die Sprachbarriere kann man ja letztlich auch damit überbrücken, dass man die Sprache erlernt xD

      Ich selbst habe für mich schon festgelegt, mal auszuwandern.
      Allerdings nicht unter dem Aspekt "Boah, will woanders hin, hier alles scheiße!", sondern um den Leuten in anderen Ländern zu zeigen, das Deutschland mehr ist als Sauerkraut, Nazis und Angela Merkel :3
      Deshalb, ich will ja später Deutsch und Kunst/Musik unterrichten und das zu 100% an einer Schule im Ausland. Hab mich dazu auch schon mit dem Amt für Lehrerbildung zusammengesetzt, die mir ne Liste mit möglichen Orten gezeigt hatten.
      Ganz oben auf meiner Wunschliste sind da Japan, Australien und Belgien (auch, weil ich die Sprachen dieser Länder kann oder aktuell erlerne).

      Mit Familie und Freunden, ernsthaft, ich wohne jetzt schon sehr weit weg, wenn man sich ansieht, wie sehr Familien auseinanderziehen. Die meisten Leute bleiben in der Nähe ihres Geburtsortes, heißt, nach mind. einer Stunde fahren stehen sie doch wieder bei Mama vor der Tür. Internet, Telefon, Post stehen einem jederzeit zur Verfügung, man kann insofern regelmäßig mit den Lieben in Kontakt treten. Und natürlich auch regelmäßig zu Besuch kommen. Klar, wenn es nicht mehr 2-4 Stunden, sondern 16 Stunden dauert bis zum Anderen, dann ist es schon etwas anstrengender, aber an sich ist es möglich.

      Das es woanders besser ist, bezweifel ich. Ich kenne die Situation in Belgien durch meinen Vater und die in Japan durch meinen langjährigen E-Mail-Freund. Jedes Land hat nunmal letztlich Macken. In Belgien ist aktuell riesiges Rumgebitche, weil Vlandern gern ein eigenes Land sein will, da es der reiche Teil von Belgien ist, der den Süden tragen muss. Und in Japan geht derzeit die Rezession los, da ist auch nicht mehr alles Backe Backe Kuchen. Und Australien wird wohl auch kaum der perfekte Ort sein.

      Die Andersartigkeit ist auch weniger so ne Sache. Klar, Mentalitäten und Landschaft sind anders, aber das fiel mir schon bei meinem aktuellen Umzug auf. Hier in Ostwestphalen sind die Leute schon total anders als im Ruhrpott, die Landschaft ist hügeliger, hier liegt im Winter mehr und länger Schnee und sogar preislich ist hier einiges anders. Man muss nicht um die halbe Welt fliegen, um Dinge zu sehen, die man so vorher noch nicht erlebt hat.

      Aussenseiter sein...
      In jedem dieser Länder ist eine nicht unbeträchtliche Zahl an Deutschen beheimatet. In Japan sind es 4000 Deutsche, in Belgien sogar etwa viermal so viele. Und ich sehe es ja schon bei den Erasmusstudenten hier (das sind Auslandsstudenten), das es zwei Gruppen gibt: Die, die sich Leute aus dem eigenen Land suchen und sich so abkapseln und die, die den Kontakt suchen. und die, die den Kontakt suchen, werden herzlich aufgenommen, man hilft ihnen, lacht, geht mit ihnen aus. Man ist kein Aussenseiter, man macht sich nur zu einem. Zuletzt ist es eh so, dass man sich als Ausgewanderter irgendwann auch die Gewohnheiten des Landes aneignet und somit auch nicht mehr durch dezente, kleine Missgeschicke auffällt.

      Und das Land spielt denke ich zumindest für viele eine Rolle.
      Letztlich ist Deutschland nunmal leider ein Land, dem noch heute oft der zweite Weltkrieg übel genommen wird. Wenn man regelmäßig evtl. damit beschossen wird, wird man unzufrieden mit der eigenen Nationalität. Aber ich glaube weniger, dass es die Ferne ist. Meines Wissens nach zieht es die meisten deutschen Auswanderer in ein Nachbarland. Heißt die Niederlande, die skandinavischen Länder oder halt südliche Länder wie Spanien, Griechenland und Italien. Ab und zu auch Ostländer wie Polen und Ungarn.
      WIRKLICH weit weg (Amerika, Asien, Afrika, Australien) gehen die Wenigsten, das sind halt Urlaubsländer, vielleicht auch Anlaufstellen, wo man mal für ein Jahr hingeht als Auslandsstudent, Au Pair, mit Work&Travel oder Ähnlichem. Dauerhaft bleiben die wenigsten da, auch gerade, weil man die dortige Andersartigkeit meistens nicht mag (ne Freundin von mir war z.B. mal in Kalifornien und war von deren Umgang mit Krediten maßlos entsetzt).
      Aber ob man jetzt Deutschland oder Österreich ist, ist vielen vermutlich egal. Man will schnell die Familie besuchen können und doch evtl. woanders sein.
    • Ich habe auch, vor Jahren schon, mit dem Gedanken gespielt auszuwandern, aber auch nicht, weil ich mit Deutschland unzufrieden war (ich liebe Deutschland mehr oder weniger schon; bin ja eigtl. Ausländer, aber Deutschland ist über die Jahre einfach meine Heimat geworden), sondern weil ich andere Kulturen kennenlernen wollte und wie MangaEngel zeigen wollte, dass Deutsche (auch wenn ich streng genommen keine bin... egal!) nicht nur lauter Nazis sind, die in Lederhosen rumrennen und sich mit Sauerkraut & Bratwurst vollstopfen xD
      Die Länder meiner Wahl waren dabei Griechenland oder USA. Ich liebe die Sprache und die Kultur, vor allem die antike Geschichte, Griechenlands und deshalb wollte ich unbedingt in mein "Traumland" ziehen. Das hat sich jetzt natürlich erledigt, man siehe sich nur einmal die Zustände dort an. Außerdem (ich spreche nicht aus persönlicher Erfahrung, sondern nur aus dem, was ich so gehört habe) soll die medizinische Regelung dort auch nicht unbedingt die beste sein.
      Bei der USA war es L.A., aber da dürfte so etwas wie staatliche Krankenkassen auch noch nicht angekommen sein (und mit mir als Dauerkranken kann ich es mir nicht erlauben, in ein Land zu ziehen, das medizinisch nicht auf dem neuesten Stand ist.)

      So gesehen ist Deutschland eigentlich schon eine gute Wahl. Die Bahnverspätungen sind kein Weltuntergang und lassen sich verschmerzen, wir haben seit Jahren schon die Trennung in Haupt-, Realschule und Gymnasium (in Tschechien gab es das lange Zeit nicht und ich weiß auch nicht, ob es das mittlerweile gibt. Meine Mutter meinte nur, wenn ein Kind wie mein Bruder (musste zur Förderschule gehen) in Tschechien gelebt hätte, wäre er in keine Förderschule, sondern auf etwas, das schlechter ist als hier die Hauptschule gekommen. Die Infrastruktur und medizinische Versorgung in den Dörfern ist auch eine Katastrophe; ich meine es völlig ernst, wenn ich sage, dass ich längst unter der Erde liegen würde, wenn wir in Tschechien geblieben wären), was ich deshalb als gut ansehe, es gibt hier in Erlangen hochentwickelte medizinische Universitäten und und und... Deutschland ist gar nicht so schlecht wie alle tun. Vielleicht sage ich das auch nur, weil ich ein Einwandererkind bin und mein Herkunftsland nicht wirklich rosig ist, aber was soll's.

      1. Das Gras auf der anderen Seite... & 3. Die Faszination der Andersartigkeit
      Das Gras ist eben immer grüner und wird es auch immer bleiben. Wir werden fasziniert vom Unbekannten, von Neuem, eben von allem, was uns fremd ist und möchten diesen Umstand vielleicht ändern, auch wenn die Dinge danach natürlich lange nicht mehr so spannend sind wie vorher.

      2. Familie, Freunde, "Zuhause"
      Aufgrund des Threadtitels fiel mir natürlich sofort die zugehörige Sendung ein und da sieht man ja, dass viele der älteren Familien (also keine Einzelpersonen eben) auch als ganze Familie auswandern. Einmal haben die sogar ihre fast völlig taube Oma mitgeschleppt (für die es nicht so leicht sein dürfte im neuen Land, aber naja... ) Bei ihnen entfallen "Familie" und "Zuhause" also schonmal, weil die ganze Familie auswandert und sich im Ausland ein neues Zuhause aufbaut. Viele der Auswanderer in der Sendung ziehen auch in Städte, in denen ohnehin schon viele Deutsche sind, daher ist das knüpfen von sozialen Kontakten auch nicht schwer.
      Ansonsten - man braucht die Entschlossenheit und muss sich im Klaren darüber sein, dass es lange Zeitabstände geben wird, in denen man die eigene Familie und die alten Freunde nicht sieht, wenn man als Einzelperson auszieht. Das sollte einen aber nicht vom Auszug abhalten, vor allem, wenn man es wirklich will, und auch wenn ich weiß, dass es kein Ersatz für die Nähe der Familie und Freunde ist, gibt es mittlerweile genug Videochatprogramme, mit denen man die geliebten Personen wenigstens sehen kann, wenn das Heimweh mal besonders groß ist und man sich nicht einfach mal so einen Flug ins Heimatland leisten kann.

      Was die Rolle des ewigen Außenseiters angeht - ich weiß leider aus zweiter Hand wie das ist und es ist echt beschissen, direkt gesagt. Deshalb sollte man auf jeden Fall etwas von der Sprache können, bevor man auszieht, wenigstens auf diesem Schul- oder Kursniveau. Sobald man im Wunschland lebt, kann man ja immer noch die "richtige" Sprache vor Ort lernen, aber völlig unvorbereitet oder mit nur wenig Kenntnissen sollte man natürlich nicht auswandern, sonst vergeht einem schneller die Lust am fremden Land als einem lieb ist. Ich weiß noch wie es mich genervt hat, als mich damals immer alle auf Deutsch angequatscht haben und ich wirklich KEIN Wort verstanden hatte. Das ist schon hart.

      ---

      Ich denke also, wenn es ums Auswandern geht, spielt größtenteils die eigene Vorliebe eine Rolle und nicht unbedingt der Zustand des Landes (klar sollte man nicht in eine völlig rückständige Gegend ziehen, nur weil man das Land mag, aber darüber informiert man sich ja hoffentlich vorher.) Und wenn man es will, dann lernt man auch die Sprache und zieht das durch.
      Mein Traum vom Auswandern ist gestorben, als der Dreck mit den Krankheiten losging, denn ich werde es mit meiner angeknacksten Gesundheit sicher nicht riskieren, in den USA oder, bloß nicht, Griechenland Fuß zu fassen.
      Ich finde mich also damit ab, dass ich in Deutschland sterben werde. So schlimm ist das Land ja schließlich auch nicht.
      Do you fear death, pup?
    • RE: Goodbye Deutschland? - Das Glück im Ausland

      Himmel. xD; Ähm--

      1. Das Gras auf der anderen Seite...
      Klar ist das Gras auf der anderen Seite grüner. Besonders, wenn man oft irgendwo hinfährt und den Alltag ein bisschen vergleichen kann: Ich liebe zum Beispiel dänisches Plundergebäck. Etwas Vergleichbares gibt es hier nicht. Und ich liebe das Klima und die Landschadt (die man in Deutschland versteht sich auch teilweise hat, aber dann eben wirklich erst so ab Hamburg bis Flensburg) und die Leute und, und, und.
      Trotzdem liebe ich Deutschland. Ich bin gern Deutsche. Ich würde das auch nie verleugnen wollen. Ich liebe die Sprache und selbst die Leute kann man liebgewinnen, obwohl wir Deutschen als humorlos und langweilig gelten. Auch im Ausland würde ich darauf bestehen, dass meine Kinder deutsch lernen und gg.f einen deutschen Pass bekommen können, sollte ich z.B. einen Dänen heiraten oder so.
      Und gleichermaßen gibt es Dinge an Dänemark/den Dänen, die mich in den wahnsinn treiben: Während ich den latenten Rassismus und die politische Unkorrektheit als Deutsche, bei der auf sowas gepocht wird, immer sehr lustig finde, bringt mich diese furchtbare Unhöflichkeit schon mal in den Wahnsinn. Und die Unpünktlichkeit! Da merkt man, dass man eben DOCH deutsch ist. Wenn auf dem Flyer steht, das Konzert geht um acht los, dann geht es um acht los! Und wenn nicht, wird das mit Entschuldigung angekündigt. In Dänemark lassen die sich auch schon mal ein paar Stunden zeit, ohne, dass einem was gesagt wird. Argh!


      2. Familie, Freunde, "Zuhause"
      Ist für mich kein großes Problem, ehrlich gesagt. Die Leute, die mir lieb und teuer sind, sind es auch weiterhin, auch wenn ich woanders bin. man kann, besonders in zeiten des Internet, problemlos Kontakt halten. Und nur, weil man das Land verlässt, heißt das doch nicht, dass man nie wieder zurückkommt, um seine Familie zu sehen.
      Als bestes Beispiel sei hier mein Freund genannt, der seit fünfzehn Jahren in Kopenhagen lebt: Er sieht seine Familie in Deutschland alle ein, zwei Monate. Nun ist natürlich Dänemark ein Nachbarland, was es leichter macht als z.B. eine Verbindung nach Japan. Als mein bruder für ein jahr unten war zwecks Studium hab ich ihn dann auch wirklich ein Jahr nicht gesehen. trotzdem wurden eifrig maisl ausgetauscht und geskypt, wann immer es ging.
      Ich bin doch nach der Schule auch weggezogen und habe dadurch meine Schulkameraden "zurückgelassen". Und trotzdem hält man Kontakt und sieht sich ab und zu, im sich irl auszutauschen.
      Nie war in Kontakt bleiben so einfach wie heutzutage!

      3. Die Faszination der Andersartigkeit
      Also ehrlich... Dänemark ist jetzt nicht so der totale Kulturschock. Schlimmer ist es imho wenn man wirklich den Kontinent verlässt. Und selbst Amerika ist wohl noch eher verkraftbar als wenn man z.B. nach Asian geht. Ich denke, dass so grundlegende Dinge wie verschiedene Schriften viel schwerer wiegen als "nur" eine andere Sprache. So geht es mir zumindest... Mit einer anderen Sprache in lateinischen Buchstaben fühle ich mich doch entschieden wohler als mit griechisch, russisch oder japanisch! Da fühlt man sich viel verlorener.
      Oder wenn ich an die dutzenden Höflichkeitsrituale der japaner denke. Klar werden Fehler uns unwissenden gaijin schon vergeben werden, aber trotzdem sind das viel größere Differenzen, als "røde grøde med fløde" sagen zu können...

      4. Der ewige Außenseiter
      Ob ich in Deutschland oder Dänemakr Außenseiter bin macht für mich sowas von keinen Unterschied, ehrlich gesagt. xD;

      5. Spielt das Land überhaupt eine Rolle?
      Nö. Also, wenn man wirklich wegwill, geht man wohl auch, egal wo hin. Bei mir ist es ja auch nicht der "Ich will WEG aus Deutschland!"-Impuls, sondern der "Omg ich will HIN nach Dänemark!", falls das verständlich ist. Und das hat einfach mehrere Gründe. Meine Liebe zu Land, Leuten und Sprache zum einen, dann, dass ich mein Studium dort fortführen kann, dann meine Beziehung nach Kopenhagen... so würde halt aus dem "Auslandsjahr in Dänemark" sehr schnell "der komplette Master im Ausland" zu "so schnell wie möglich hin und dann mal gucken, wie weit ich komme". xD
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Ha, was für ein Thread, der ist voll für mich gemacht. :D
      Ich trage mich selbst mit dem Gedanken, aus Deutschland fortzugehen, ob für immer, weiß ich nicht. In der näheren Auswahl stehen dabei Norwegen und Island, also die berühmten skandinavischen Länder - und ich lerne auch schon fleißig die Sprachen, just in case.
      Moment bin ich, wie inzwischen vermutlich alle mitbekommen haben, für 9 Monate in Irland studieren, was schonmal einen guten Vorgeschmack darauf bietet, wie es ist im Ausland zu sein, dort zurecht zu kommen.
      Obwohl Irland natürlich nochmal eine andere Mentalität hat, als Skandinavien.

      1. Das Gras auf der anderen Seite...
      Das stimmt wohl. Kurz vor meiner Abreise war ich nur froh, aus Deutschland wegzukommen. Alles hat mich genervt. Die Bürokratie, die Busse, teilweise auch meine Freunde. Ich war wirklich froh, als ich endlich im Flieger saß.
      Diese Euphorie wurde teilweise getrübt, vor allem weil die Iren dazu neigen, einige Dinge so dermaßen ineffizient anzugehen, dass man weinen könnte, weil man weiß dass es besser geht. Die Busse sind teilweise eine Katastrophe, und man vermisst daheim, wo es luxuriöse Anzeigetafeln gab, wann er nächste kommt, Zettel, wo die Uhrzeiten für die spezielle Haltestelle gab und die Busse i.d.R. alle 10 Minuten kamen. Aber man gewöhnt sich dran und während ich 1-2 Wochen kulturgeschockt war, hatte ich nie Heimweh. Aber es stimmt schon - es ist nicht alles Gold, was glänzt.

      2. Familie, Freunde, "Zuhause"
      Kein großes Problem dank moderner Kommunikation. Man ist auch von Dublin schnell mal heim geflogen, wenn es gar zu arg käme. Das ist ja inzwischen bezahlbar. Ansonsten gibt es Internet und vor allem Skype und Besuche. Meine Eltern waren schon 1x da und das war dann schon wie daheim. Ich war schon traurig, als sie gingen, aber sie kommen ja wieder. Und man findet hier dann auch schnell neue Freunde.

      3. Die Faszination der Andersartigkeit
      Vielleicht bis zu einem gewissen Grad. Obwohl ich mich nie in Länder trauen würde, die so gaanz anders sind, wie Asien, Russland, Afrika, Indien oder Arbabien... Ich würd dann schon gerne in meinem westlichen Kulturkreis bleiben - da gibt es ja schon genug Stolpersteine. Lustigerweise habe ich sogar das Gefühl, dass mir die norwegische und noch mehr die isländische Mentalität mehr liegt, als die Deutsche. Aber das werde ich erst sehen, wenn ich auch länger dort war.

      4. Der ewige Außenseiter
      Siehe FoWo - genau das. :) Anders war ich schon immer. Ich frage mich sogar, ob ich dort nicht weniger Außenseiter wäre als hier.

      5. Spielt das Land überhaupt eine Rolle?
      In gewisser Weise, wie oben ausgeführt. Aus "meinem" Kulturkreis wollte ich nicht raus. Zudem habe ich den OCD, die Sprache des Landes zu können, in das ich gehe. Ansonsten ist es eher, wie auch bei FoWo: Ich will hin nach Island/ Norwegen".
      Aber die 9 Monate Irland tun auf jeden Fall gut. :)
    • Hmm -- hat eigentlich jemand hier schon Erfahungen mit dem DAAD gemacht? Ich bin immer noch etwas erschlagen von der Größe der ganzen Auswanderei und weiß nie so wirklich, wo ich anfangen soll. xD;
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    • Original von bereth
      Der "pünktliche" und "pflichtbewusste" Deutsche kann mich -- auf Deutsch gesagt -- mal am Arsch lecken.

      Darf man fragen, wie es zu dieser Ablehnung kommt? Durch das Aufwachsen in diesem Land nimmt man die Mentalität ja auch bis zu einem gewissen Grad an. Sprich: das Pünktliche und Pflichtbewusste gelten als normal. Das fällt gerade dann auf, wenn es in einem fremden Land anders gehandhabt wird. Denkst du nicht, dass dir die gewohnten deutschen "Tugenden" dann nicht plötzlich fehlen würden?

      Original von MangaEngel
      Ich selbst habe für mich schon festgelegt, mal auszuwandern.
      Allerdings nicht unter dem Aspekt "Boah, will woanders hin, hier alles scheiße!", sondern um den Leuten in anderen Ländern zu zeigen, das Deutschland mehr ist als Sauerkraut, Nazis und Angela Merkel :3
      Deshalb, ich will ja später Deutsch und Kunst/Musik unterrichten und das zu 100% an einer Schule im Ausland. Hab mich dazu auch schon mit dem Amt für Lehrerbildung zusammengesetzt, die mir ne Liste mit möglichen Orten gezeigt hatten.
      Ganz oben auf meiner Wunschliste sind da Japan, Australien und Belgien (auch, weil ich die Sprachen dieser Länder kann oder aktuell erlerne).

      Sprichst du davon, auf unbegrenzte Zeit in diesen Ländern zu wohnen? Gerade bei Japan ist dies doch schon ein großer Schritt. Aber zeigt sich hier nicht wieder das Sprachenproblem? Es wird wohl nur schwer möglich, Japanisch zu meistern, von der Schrift ganz zu schweigen. Denkst du trotzdem, dass du dich in diese Gesellschaft einfügen kannst ohne ausreichende Sprachkenntnisse? Hier kann nicht mal Englisch als Stütze dienen.
      Die Kultur ist doch auch schon arg anders, als alles was wir gewohnt sind. Könntest du dir z.B. vorstellen, deine Kinder auf eine japanische Schule zu schicken? Gewissen kulturellen Vorstellungen wird man vermutlich nie entkommen können...

      Original von MangaEngel
      Letztlich ist Deutschland nunmal leider ein Land, dem noch heute oft der zweite Weltkrieg übel genommen wird. Wenn man regelmäßig evtl. damit beschossen wird, wird man unzufrieden mit der eigenen Nationalität.

      Ist das denn bei dir der Fall? Weder fühle ich mich schuldig für den 2. Weltkrieg, noch wurde ich jemals dafür dumm angemacht.

      Original von FoWo
      Ist für mich kein großes Problem, ehrlich gesagt. Die Leute, die mir lieb und teuer sind, sind es auch weiterhin, auch wenn ich woanders bin. man kann, besonders in zeiten des Internet, problemlos Kontakt halten. Und nur, weil man das Land verlässt, heißt das doch nicht, dass man nie wieder zurückkommt, um seine Familie zu sehen.
      Als bestes Beispiel sei hier mein Freund genannt, der seit fünfzehn Jahren in Kopenhagen lebt: Er sieht seine Familie in Deutschland alle ein, zwei Monate. Nun ist natürlich Dänemark ein Nachbarland, was es leichter macht als z.B. eine Verbindung nach Japan. Als mein bruder für ein jahr unten war zwecks Studium hab ich ihn dann auch wirklich ein Jahr nicht gesehen. trotzdem wurden eifrig maisl ausgetauscht und geskypt, wann immer es ging.
      Ich bin doch nach der Schule auch weggezogen und habe dadurch meine Schulkameraden "zurückgelassen". Und trotzdem hält man Kontakt und sieht sich ab und zu, im sich irl auszutauschen.
      Nie war in Kontakt bleiben so einfach wie heutzutage!

      Kontakt halten ist leicht, das ist richtig. Aber reicht es dir, mit deinen besten Freunden ab und zu über Skype/Chats zu plaudern? Willst du nicht viel mehr, dass diese Freunde auch Teil deines Alltags sind? Dass du mit ihnen etwas unternehmen kannst? Sicher ist es im Fall Dänemark relativ leicht möglich, nach Hause zu fahren. Aber bei weiteren Distanzen wird das dann doch eher zum Ausnahmefall. Und früher oder später wird sich zeigen: Die besten Freunde zuhause sind im Auslandsalltag einfach nicht mehr präsent. Man läuft sich 1x im Jahr über den Weg, aber trotzdem werden neue Freunde am Wohnort unverzichtbar.

      Original von FoWo
      Hmm -- hat eigentlich jemand hier schon Erfahungen mit dem DAAD gemacht? Ich bin immer noch etwas erschlagen von der Größe der ganzen Auswanderei und weiß nie so wirklich, wo ich anfangen soll. xD;

      Inwiefern benötigst du die Hilfe des DAADs? Wenn du ein reguläres Studium im Ausland aufnehmen willst, bewirbst du dich auch ganz normal an der Universität. Falls es ein internationaler Studiengang ist, gibt es oft noch zusätzliche Unterstützung, z.B. Tutorien.

      Original von CAMIR
      Moment bin ich, wie inzwischen vermutlich alle mitbekommen haben, für 9 Monate in Irland studieren, was schonmal einen guten Vorgeschmack darauf bietet, wie es ist im Ausland zu sein, dort zurecht zu kommen.

      Erasmus nehme ich an? Danke, dass du es ansprichst :) Ich möchte jedem Studenten nahe legen, zumindest ein Auslandssemester wahrzunehmen. Nie wieder wird es im Leben so einfach, in ein anderes Land reinzuschnuppern. Während die Jobsuche im Ausland sehr nervenaufreibend sein kann, kriegt man durch das Studium die Legitimation für den Auslandsaufenthalt quasi automatisch geliefert. Noch dazu gibt es Unterstützung bei der Studienplanung, bei Zurechtfinden im neuen Land, oft auch bei der Wohnungssuche und finanziell. Sprachpraxis und einen positiven Vermerk im Lebenslauf gibts gratis dazu :)
    • Original von Lüffel
      Sprichst du davon, auf unbegrenzte Zeit in diesen Ländern zu wohnen? Gerade bei Japan ist dies doch schon ein großer Schritt. Aber zeigt sich hier nicht wieder das Sprachenproblem? Es wird wohl nur schwer möglich, Japanisch zu meistern, von der Schrift ganz zu schweigen. Denkst du trotzdem, dass du dich in diese Gesellschaft einfügen kannst ohne ausreichende Sprachkenntnisse? Hier kann nicht mal Englisch als Stütze dienen.
      Die Kultur ist doch auch schon arg anders, als alles was wir gewohnt sind. Könntest du dir z.B. vorstellen, deine Kinder auf eine japanische Schule zu schicken? Gewissen kulturellen Vorstellungen wird man vermutlich nie entkommen können...

      Bei der Schrift kommt man durchaus mit ca. 300 Zeichen aus, die nunmal mit Übung und täglichem Umgang erlernt werden. Das Sprechen ist sogar noch simpler, wenn man sich reinarbeitet. Ein onkel von mir kann Mandarin, ist im Grunde das selbe Prinzip und er hat klar gesagt, dass man es nunmal z.B. schneller lernt, wenn man auch dort ist ;)
      Weiterhin denke ich durchaus, dass man sich dort gut einfügen kann. Ich habe im Zuge eines Interesses für Au-Pair mal mit zwei verschiedenen, dort lebenden Deutschen geschrieben und beide haben mir da gute Dinge erzählt. Wie gesagt: Menschen merken es, wenn man mit ihnen leben will und evtl. nur (noch) nicht dafür genug Kenntnisse hat oder Fehler macht und übersieht sie für jene.
      Ausserdem würde ich an einer Schule für Menschen unterrichten, deren Kinder Deutsch lernen sollen oder schon können (also auch Auswandererkinder), gerade am Arbeitsplatz wirds weniger Probleme geben.
      Aber vorher werd ich das eh abklären, ich plan übernächstes Semester eine Reise dahin, ob eine Sprachreise, Work&Travel oder im Zuge einer Teaching Education weiß ich noch nicht, aber ich werd eh schauen, wie mir die Mentalität, Kultur und Sprache so zusetzt.
      Wie gesagt, Australien und Belgien stehen bei mir auch hoch im Kurs.

      Original von MangaEngel
      Letztlich ist Deutschland nunmal leider ein Land, dem noch heute oft der zweite Weltkrieg übel genommen wird. Wenn man regelmäßig evtl. damit beschossen wird, wird man unzufrieden mit der eigenen Nationalität.

      Ist das denn bei dir der Fall? Weder fühle ich mich schuldig für den 2. Weltkrieg, noch wurde ich jemals dafür dumm angemacht.[/quote]
      Evtl. liegts daran, dass ich schon seit ich 3 bin immer wieder zu meinem Vater nach Belgien fuhr. Da spürte ich mehr als deutlich, dass man als Deutsche durchaus noch böse angeguckt wird. Wenn ich was anderes als flämisch und französisch sprach, wurd ich noch lieb gefragt, woher ich komme, sagte ich dann Deutschland, schauten sie mich meist mitleidig oder giftig an nach dem Motto "Ach deine Verwandten waren diese ****"
      Ich jedenfalls verbinde da eine Menge, da nunmal mein eines Heimatland die Taten früher begannen hat und mein anderes Heimatland ein direkt betroffenes Opfer war.
      Wobei die Gegend, wo mein Vater wohnt, auch nen recht hohen Anteil an älteren Leuten hat, die nunmal eher noch was damit verbinden als junge Leute, weil sie evtl. da Kind waren oder ihre Eltern mitten im Krieg gesteckt hatten. In ner Gegend mit mehr jungen Leuten hätte ich wohl auch wieder nen anderen Eindruck bekommen.
      Aber ist nunmal immer so, man kann sich den Lebensverlauf nicht vollständig aussuchen.
    • Original von Lüffel
      Kontakt halten ist leicht, das ist richtig. Aber reicht es dir, mit deinen besten Freunden ab und zu über Skype/Chats zu plaudern? Willst du nicht viel mehr, dass diese Freunde auch Teil deines Alltags sind? Dass du mit ihnen etwas unternehmen kannst? Sicher ist es im Fall Dänemark relativ leicht möglich, nach Hause zu fahren. Aber bei weiteren Distanzen wird das dann doch eher zum Ausnahmefall. Und früher oder später wird sich zeigen: Die besten Freunde zuhause sind im Auslandsalltag einfach nicht mehr präsent. Man läuft sich 1x im Jahr über den Weg, aber trotzdem werden neue Freunde am Wohnort unverzichtbar.

      Dafür bräuchte man Freunde am Wohnort. Die meisten leute, mit denen ich befreundet bin, wohnen eh in anderen Städten. Tut sich also nichtz viel.
      Und die wenigen Menschen hier vor Ort, an denen mir was liegt, werd ich auch weiterhin ab und zu zu sehen bekommen, wenn ich wegziehe. Jetzt meinten schon ganz viele, "Ohhh, Dänemark! Ich will dich unbedingt besuchen kommen!" x3


      Inwiefern benötigst du die Hilfe des DAADs? Wenn du ein reguläres Studium im Ausland aufnehmen willst, bewirbst du dich auch ganz normal an der Universität. Falls es ein internationaler Studiengang ist, gibt es oft noch zusätzliche Unterstützung, z.B. Tutorien.

      Na ja, der bietet verschiedene Sprachkurse usw. an, aber ehrlich gesagt blicke ich einfach nicht durch meine Möglichkeiten durch...
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Original von Lüffel
      Erasmus nehme ich an? Danke, dass du es ansprichst :) Ich möchte jedem Studenten nahe legen, zumindest ein Auslandssemester wahrzunehmen. Nie wieder wird es im Leben so einfach, in ein anderes Land reinzuschnuppern. Während die Jobsuche im Ausland sehr nervenaufreibend sein kann, kriegt man durch das Studium die Legitimation für den Auslandsaufenthalt quasi automatisch geliefert. Noch dazu gibt es Unterstützung bei der Studienplanung, bei Zurechtfinden im neuen Land, oft auch bei der Wohnungssuche und finanziell. Sprachpraxis und einen positiven Vermerk im Lebenslauf gibts gratis dazu :)


      Nein, Visiting Student. Meine Uni, oder besser gesagt mein Fachbereich bot kein Erasmus mit Dublin und schon garnicht mit dem Trinity College an, also hab ich mich auf eigene Faust angemeldet und das durchgezogen. Hat überraschend gut geklappt - ich habe eigentlich felsenfest mit einer Absage gerechnet. Immerhin ist es das verdammte Trinity!

      Zum Thema Freunde: Langsam denke ich, habe ich erste Personen gefunden, die ich als Freunde bezeichnen würde, aber es braucht wirklich Zeit. Das könnte problematisch werden.
      Letzten Endes ist eh nicht alles Gold was glänzt und so toll man es sich daheim ausmalt - die Realität ist dann doch eine andere und Rückschläge wird es immer geben.
    • Ein Auslandssemester muss nicht sein.
      Man kann Sprachreisen, Work&Travel ODER Auslandssemester machen.
      In manchen Ländern bieten sich Auslandssemester wegen gewalitgen Kosten z.B. nicht an.
      Hatte es halt mal für Japan nachgerechnet, da würde ich (ohne ein Stipendium der japanischen Bildungsministerien) bei gut 16.000 € für EIN Semester liegen. Dagegen ist eine Sprachreise (4 Wochen) nach Japan mit 1200€ abgetan mit ähnlichem Einblick und dazu noch dem Sprache lernen. Work&Travel zahlt man nur Flug (ca. 1000€ Normalpreis) und ca. 250€ für die Vermitlung durch gewisse vereinigungen, Firmen, etc, die einem dort nen Job besorgen.
      Gibt genug Möglichkeiten, das Land kennenzulernen. Ausserdem: in einem Land studieren ist wieder was anderes als in einem Land arbeiten. Ich will im Ausland später arbeiten, wär also für mich eher von Vorteil, die Arbeitsmentalität kennenzulernen als die der dort lernenden ^^

      Und zu Freunde: ich habe zwei Freunde bei meiner Mutter, eine Freundin bei mir in Bielefeld und knapp 12 Freunde in Deutschland und Östereich verteilt. Die bei meiner Mutter seh ichh meist alle 1-2 Monate, die Andere vielleicht 2-4 mal im Jahr. Ich bins gewohnt, über Internet und Telefon Kontakt zu halten.
      Und klar braucht man vor Ort Freunde. Aber auch ohne Sprachbarriere würds bei mir dauern, diese Freundin in Bielefeld hab ich erst seit nem Monat und ich leb schon seit März da :rolleyes:
      Manche gehen wohin und haben nach ner Woche acht Freunde, andere brauchen halt ein halbes Jahr. Und gerade in Japan und Australien wurd mir oft gesagt, dass dort Arbeitskollegen meist nach Feierabend gemeinsame Aktivitäten machen, heißt, man kriegt unter Anderem eher die Chance, mal ein privates Gespräch zu beginnen und so Freundschaften zu schließen ;)
      Und letztlich ist es wohl eh wie ich weiter oben schrieb: Wer sich selbst abkapselt, ist nunmal allein, wer aber die Mitmenschen offen anspricht, Probleme erklärt und Ähnliches, dem wird fast überall gern geholfen.
    • Ich fühle mich in Deutschland recht wohl, was vor allem daran liegt, dass ich die deutsche Sprache liebe und auch mit den Wetterverhältnissen hier mehr als zufrieden bin. Es wird nur selten richtig heiß, die Winter sind auch auszuhalten und größere Naturkatastrophen, bei denen man um sein Hab und Gut fürchten muss, kommen auch nur sehr selten vor. Und dass es woanders schöner ist, kann ich nicht behaupten, da ich noch nie über einen längeren Zeitraum inmitten der Kultur eines anderen Landes gelebt habe und bestimmt nicht auf das vertraue, was in den Medien so gezeigt und gesagt wird. Ob man sich irgendwo wohlfühlt oder nicht, ist ohnehin eine ziemlich subjektive Angelegenheit und wenn mir zum Beispiel ein Freund davon erzählt, wie schön oder doof das Leben in Land A doch ist, dann beeinflusst mich seine Meinung sicherlich, doch sie würde dies nie so weit tun, dass ich das Land plötzlich glorifizieren oder abschreiben würde. Wenn ich mich generell für etwas interessiere, dann ist es mir stets wichtig, mir selbst einen Eindruck zu verschaffen. Ich würd‘ ohnehin niemals in ein Land ziehen, in dem ich zuvor noch nie war.

      Wie oben erwähnt, bin ich mit dem Leben in Deutschland zufrieden, allerdings ist mir ein etwas längerer Auslandsaufenthalt enorm wichtig, denn ich möchte eigentlich nicht sterben, ohne andere Kulturen einmal intensiv erlebt zu haben. Vielleicht gibt es ja wirklich Länder, in denen ich mich ein ganzes Stück wohler fühle und die dafür sorgen, dass sich bei mir ein neues Lebensgefühl einfindet.
      Reizvoll finde ich vor allem diverse asiatische Länder wie etwa Japan, Südkorea, China oder Thailand, aber auch englischsprachige Länder wie England, Kanada, die USA oder Neuseeland würde ich gerne einmal näher kennenlernen. Für letztere bin ich sprachlich mittlerweile recht fit, doch bei ersteren käme aktuell nur Japan in Frage, da ich mich ohne halbwegs annehmbare Sprachkenntnisse der Landessprache in keinem fremden Land niederlassen möchte.

      Japan ist seit meiner Kindheit ohnehin mein Traumland, weil mich die dortige Gesellschaft mitsamt ihrer Kultur aufgrund ihrer Andersartigkeit am meisten fasziniert. Dort würde ich mich wegen meiner Vorlieben und Hobbies wohl auch mit dem Freundefinden nicht so schwer tun, denn ich konsumiere viel aus dem Bereich der japanischen Unterhaltungsmedien, egal ob Filme, Spiele, Anime, Musik oder Literatur und bin daher auch weitestgehend mit der dortigen Popkultur vertraut. So sehr mich das Land mitsamt seiner Kultur und Gesellschaft aber auch begeistert, ich kenne auch einige seiner Schattenseiten und stelle mir das Leben drüben generell weitaus stressiger vor als jenes hierzulande. Allen voran, wenn man nur für einen kurzen Zeitraum von 1-2 Jahren dort leben möchte und noch am Anfang seiner beruflichen Laufbahn steht, dürfte es schwer sein, in Japan beruflich fußzufassen, so dass man sich dann womöglich mit einem Beruf zufriedengeben muss, der einem nicht sehr behagt und bei dem die Bezahlung im Vergleich zu einem ähnlichen in Deutschland eher schlecht ausfällt. Das würde ich aber in Kauf nehmen, denn die Erfahrungen, die ich in Japan sammeln würde, wären für mich - da bin ich mir so gut wie sicher - von ziemlich hohem Wert.
      „Goodbye Deutschland“ wird es für mich also wahrscheinlich nur für einen Zeitraum von 1-2 Jahren heißen, aber man weiß ja nie, was soll alles kommt und wo man letztlich landet. Sicher ist, dass ich in jedem Fall einmal hier raus möchte, um mich auf andere Kulturen einzulassen.