The Legend of Zelda -- Portals of Light

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    • The Legend of Zelda -- Portals of Light

      Neuer Thread, neues Glück, diesmal zu zweit. o/
      Inspiriert von Falconers Portals of Light entsteht gerade in Zusammenarbeit von FoWo und bereth eine neue Fanfiction!
      Daher auch der englische Titel, als Info für alle, die sich daran gerne stören. :3

      Fleißig, wie wir sind, haben wir das erste Kapitel fertig und der Rest steht -- mehr oder weniger -- in den Startlöchern. ^^
      Ich halte mich mit inhaltlichen Angaben einfach mal zurück; nur so viel: Man halte sich dieses WIP - I sit here by your side von FoWo vor Augen. ;3

      Nun aber los!



      The Legend of
      Zelda
      Portals of Light

      bereth & FoWo 2010


      I sit here by your side and weep you good-bye
      I’m singing songs of sorrow for you, true gentle rose of mine
      Upon my arm I’ve tied a ribbon in black
      Although I know too well that this will not ever bring you back

      (Falconer, Portals of Light)



      Er schleuderte das Schwert von sich…
      Er schleuderte das Schwert von sich, ohne darauf zu achten, wohin es flog. Es schlitterte über den Boden und blieb, mit Kerben und Blut übersät, unbeachtet etwas abseits liegen, während er sich schon umgedreht hatte und rannte, als hinge sein Leben davon ab.
      Er hatte sich nur umdrehen wollen, erleichtert, zwar zu Tode erschöpft, aber siegreich, hatte sie anlächeln wollen und in den Arm nehmen und küssen—aber sie war zu Boden gesunken, lag leblos da.
      Er ließ sich neben ihr auf die Knie fallen, nahm ihren Körper vorsichtig hoch, drehte sie ein wenig um, sodass er ihr Gesicht sah. Es war wächsern und bleich, die rosige Farbe war aus ihren Wangen und Lippen verschwunden, selbst das Haar schien seinen goldenen Glanz verloren zu haben.
      „Nein, nein“, würgte er atemlos hervor, strich ihr fahrig ein paar feuchte Haarsträhnen aus der mit Schweiß benetzten Stirn. Er legte einen Arm unter ihren Nacken um ihren leblosen Körper zu stützen, berührte ihre Wangen. „Wach auf“, betete er, beugte sich über ihren Mund, hörte keinen Atem. Tränen stiegen ihm in die Augen, während er, ohne sie loszulassen, in einer seiner Gürteltaschen nach einer der kleinen Phiolen suchte, die er immer mit sich führte. Einige waren im Kampf zerbrochen, aber er fand noch eine, in der eine blutrote Flüssigkeit schimmerte. Eine Fee hatte er nicht. Aber es war einen Versuch wert.
      „Oh bei allen Göttinnen, bitte—“, flehte er, entkorkte die Phiole mit den Zähnen, öffnete vorsichtig ihren Mund mit zwei Fingern und flößte ihr den Trank ein, massierte ihren Kehlkopf, damit sie schluckte. Aber ihr Körper blieb leblos, und die Arznei floss ihr in einem dünnen Rinnsal wie Blut zwischen den leicht geöffneten Lippen wieder hervor.
      „Das darf nicht sein!“, drängte er, merkte, wie ihm die Sicht vor Tränen verschwamm, wischte sich ärgerlich über die Augen. Blut tropfe aus einer Kopfwunde an seiner Schläfe auf ihr totenstarres Gesicht, er wischte es weg, brachte ein bisschen Farbe zurück in ihre Haut. „Bitte!“, rief er dann in Richtung Himmel, wusste nicht mehr, was er noch tun sollte, hielt einfach nur ihren toten Körper im Arm. „Das dürft ihr nicht zulassen! Bitte, lasst sie nicht sterben, bringt sie zurück!“
      Sein Rufen verhallte. Er wartete einen Moment, aber bis auf sein erticktes Atmen war nichts zu hören. Der Wind strich sanft über das grüne Gras, der Abend brach an.
      Er saß dort, den Leichnam der schönen Prinzessin in den Armen und weinte, rief die Göttinnen wieder und wieder an, aber er war allein.

      In Zeldas Denken herrschte Leere, nur abgelöst von Verwirrung. Sie war in Hyrule, es war ja um sie herum, die Steppe, das Gras…
      Doch hatte es seine Farbe verloren; statt des fruchtbaren Grüns war Zelda von leblosem Grau umgeben, in den verschiedensten Abstufungen. Während der Himmel fast weiß war und wie in gleißendes Licht getaucht wirkte, bildeten die wenigen Wolken einen unwirklichen Kontrast, waren nahezu schwarz. In weiter Ferne – es mochte hinter dem Todesberg sein, doch wirkten die Umrisse verschwommen – zogen sich noch düsterere Wolken zusammen, ließen nur verästelte Blitze ihre dicke Decke durchschlagen; und Zelda spürte ein Vibrieren um sich. Sie konzentrierte ihre Wahrnehmung nun auf die nähere Umgebung, auf die nahestehenden Bäume, die von starkem Wind geschüttelt wurden. Und ihre Verwirrung nahm zu. Sie wusste, dass es stürmen musste, doch spürte sie nichts davon. Kein Hauch auf der Haut, kein wehendes Haar um ihr Gesicht, kein Frösteln, weil der dünne Stoff ihres Kleides die Kälte nicht abwehren konnte. Nichts davon war überhaupt Teil von ihr. Da war nur Zelda, umgeben von einem Hyrule, dass nicht gefühlt werden, noch dessen Gerüche wahrgenommen werden konnten. Nur Grau.
      Ihr nächster Gedanke galt ihm; sie wollte nach ihm fragen, seinen Namen rufen, wissen, wo er war. Ihr war nicht klar, dass er noch immer an ihrer Seite war. Dass Link sie noch immer im Arm hielt; sie spürte seine Wärme nicht. Und sie konnte seinen Namen nicht aussprechen, war ihrer Stimme beraubt.
      Ihre Verwirrung wurde von Verzweiflung ersetzt, doch nicht einmal das Weinen war ihr möglich. Was geschah nur mit ihr? Sie war nicht mehr dieselbe.
      Und mit diesem Gedanken kam die Erkenntnis. Aber das durfte nicht sein! Sie hatte schon die Zukunft vor sich gesehen; mit einem friedlichen Hyrule, sorglose Zeiten hatte sie sich ausgemalt, Zeiten des Überflusses und der Freiheit. War das alles naive Hoffnung gewesen? Und auch nur eine naive Hoffnung, dass sie sich ihn an ihrer Seite vorgestellt hatte, immer in der Nähe, wenn sie ihn brauchte?
      Jetzt war sie allein.

      Er wusste nicht, wie lange er hier gesessen hatte, seine Stirn auf die ihre gelegt, die Arme um ihren schon erkalteten Körper geschlungen. Er spürte seinen Körper leben: Da war das Herzklopfen, das sich mit jedem Pochen anfühlte als wolle es seinen Körper in Stücke reißen und sein ersticktes Schluchzen, wenn der Atemreflex seine zugeschnürte Kehle überwand. Ansonsten war da nur ihre Stille. Da war nichts, kein Atem, kein Herzschlag. Sie war tot und er würde sie nicht zurückbringen können. Dennoch konnte er den wahnwitzigen Gedanken nicht abschütteln, dass sie einfach die Augen öffnen und sich über seinen Kummer wundern würde und alles wäre, wie er es sich immer erträumt hatte: Sie beide, zusammen, in einem Land, in dem der Friede herrschte.
      Mittlerweile standen die Sterne am Himmel. Wie perfekte silberne kleine Kügelchen steckten sie im nachtschwarzen Samt, das die Welt umspannte und der volle Mond bettete die Wiese, auf der er noch immer mit ihrem Leichnam saß, in milchiges Licht.
      Seine Tränen brachen erneut aus ihm hervor, als er sich ein wenig bewegte, über ihre fahle Stirn strich um ein paar goldene Locken aus ihrem Gesicht zu streichen. Sie sah so schön aus, selbst jetzt. Der perfekte, schwarze Wimpernkranz, die leicht geschwungenen Lippen, der weiße, feine Hals...
      Er wischte sich mit dem Handrücken über die nassen Augen, erwischte eine Träne, die ihm vom Kinn tropfte, noch, ehe sie ihren Körper berührte. „Wie soll ich ohne dich weitermachen?“, fragte er sie, konnte nicht aufhören, ihr zartes Gesicht zu streicheln, versuchte, die Kälte ihrer Haut zu ignorieren, die Blässe, die nichts aristokratisches mehr an sich hatte. „Was soll ich in diesem Land, ohne dich?“
      Er beugte sich wieder zu ihr, küsste wieder ihre Stirn, während er einen Entschluss fasste. Er konnte nicht ewig mit ihr hier auf dieser Wiese bleiben und trotz all seines Kummers hatte er doch begonnen zu merken, wie die Kälte immer mehr von ihm selbst Besitz ergriff.
      Er holte tief Luft, atmete durch, versuchte sich zu sammeln und zusammen zu raffen. Schließlich erhob er sich. Er blickte sich kurz um, aber weit reichte seine Sicht nicht, sodass er schließlich zwei Finger in den Mund steckte und mit drei kurzen Tönen sein Pferd zu sich rief. Er musste nicht lange warten, bis er das vertraute Wiehern seiner Stute hörte und ihr Hufgetrappel und nur wenige Augenblicke später erschien sie aus dem Dunkeln und kam langsam auf ihn zu. Sie schien zu merken, dass etwas nicht stimmte, hielt an, senkte den Kopf und blickte aus ihren großen, schwarzen Augen zu dem leblosen Körper vor Links Füßen. Link schluckte, musste sich beherrschen, nicht wieder in Tränen auszubrechen und senkte den Kopf.
      Mit einem leichten Schnauben drückte Epona ihren Kopf gegen seinen Arm, und er vergrub die klammen Finger in ihrer warmen Mähne, spürte, wie in ihr das Blut floss und wie ihre Muskeln sich bewegten. „Wir müssen jetzt stark sein, Epona“, sagte er, versuchte, sich selber Mut zuzusprechen. „Wir sind jetzt wieder allein.“
      Sie scharrte leicht mit den Hufen in der weichen Erde und nach noch einem Moment löste er sich von ihr, um Zeldas leblosen Körper sacht aufzuheben und mit ihm im Arm auf Epona aufzusitzen. Er drückte ihr leicht die Fersen in die Flanke, und das Pferd setzte sich langsam in Bewegung. Link brauchte ihr nicht zu sagen, wohin sie gehen musste, sie schien von allein verstanden zu haben.
      Sie kamen ungesehen zur Zitadelle. Mitten in der Nacht war niemand mehr auf den Straßen. Auf der Schwelle hielt Link Epona an, rutschte von ihrem Rücken und legte all seine Ausrüstung ab, Schwert und Schild und Bogen und selbst seine Stiefel. Die Marmorfliesen waren kalt und betäubend unter seinen müden Füßen, als er Epona am Zügel nahm und in den Dom führte, durch dessen Fiberglasfenster kein einziger Lichtstrahl von draußen drang. Es war perfekt dunkel, Links nackte Füße machten kein Geräusch und nur Eponas Hufe klackerten leise.
      Vor dem Altar angekommen, nahm Link Zeldas leblosen Körper von Eponas Rücken und legte ihn vorsichtig auf die schwarze Marmorplatte, faltete ihre Hände leicht auf ihrem Bauch und strich ihr wieder fürsorglich das Haar aus dem Gesicht. Einen Moment blieb er stehen, musste sich wieder ermahnen, die Hand von ihr zu nehmen, ehe er einen Schritt zurücktrat. Seine Augen hatten sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt und in dem wenigen Licht, das durch das geöffnete Portal bis zum Altar vordrang, konnte er Abbilder der Göttinnen erkennen, aus grünem, roten und blauen Stein gehauen. Ihre Augen blickten leer und steinern auf ihn hinab, und er sah ihnen entgegen, ehe er die Lider senkte und dann langsam in die Knie ging, bis seine Stirn und seine Hände den kalten Boden berührten.
      So betete er.

      Auch Zelda rief die Göttinnen an. Sie konzentrierte ihr ganzes Denken auf alles, was ihr noch geblieben war: den Wunsch, ihn wiedersehen zu dürfen. Sie wollte nicht in die Reihe ihrer Ahnen eintreten ohne Möglichkeit auf Widerruf. Sie wollte, dass ihre – wenngleich kindischen – Hoffnungen wahr würden oder sie wenigstens die Möglichkeit hätte, sie wahr zu machen. Dazu gehörte ein Leben.
      Dafür betete sie.
      Das erste, was sie spürte, war der Blick. Ohne dass sie es hätte zuordnen können, fühlte sie sich beobachtet. Ihre Körperlichkeit völlig beiseite schiebend war da etwas im Nichts, das sie beobachtete.
      Und dann ein warmes Gefühl, etwas Trostspendendes – wie ein Licht, das man in der Dunkelheit entzündet, nur um zu sehen, dass keine Monster um einen lauern. Sie fühlte sich auf einmal entspannt, sorgenlos, der Kummer verließ sie. Sie wusste nicht, was mit ihr geschah, aber wenn sie sich weiter so wohl fühlen durfte, dachte sie, sollte es ihr egal sein.
      Schließlich fing sie an, wahrzunehmen. Das Grau Hyrules verblasste, langsam wurde um sie alles weiß und weich, sie fühlte sich, als würde sie in Milch baden.
      Befreit sank sie zurück.
      Und da hörte sie eine Stimme: „Dies ist das Heilige Reich, in das Wir sie aufnehmen, Prinzessin Zelda von Hyrule.“
      Zelda richtete sich auf – und erst da merkte sie, dass sie wieder einen Körper besaß – und sah vor sich drei Schemen aus dem Nichts auftauchen, drei Frauen, deren Haut glatt wie Kristall war und strahlte wie die Sonne. Ihre Augen waren leer und dennoch so voller Weisheit, dass Zelda sofort die Lider niederschlug und nicht wagte, aufzusehen.
      Die Göttinnen ihr gegenüber sahen ernst und würdig aus, aber doch wohlgesonnen und milde. Und Nayru sprach:
      „Wisse! Hier gibt es kein Leid. Keinen Hunger, keinen Streit. Du wirst für immerfort glücklich bestehen.“
      Ein zufriedenes Lächeln bildete sich auf Zeldas Lippen; sie war versucht, sich einfach fallen zu lassen und zu vergessen. Doch der Gedanke an das, wofür sie noch Sekunden zuvor gebetet hatte, hielt sie fest. Zelda riss ihre Augen auf, schaute einer der Drei so unvermeidbar mitten ins Gesicht; diesmal senkte sie nicht den Blick. Nervös schluckte sie, fasste sich aber ein Herz und richtete endlich das Wort an die goldene Frau vor sich: „Das kann ich nicht. Ich kann nicht so einfach gehen.“ 
      „Ist sie bereits“, war die ernst gesprochene Antwort Nayrus. „Sie ist verstorben und Wir haben sie in Unser Reich aufgenommen. Hier soll sie ruhen bis in alle Ewigkeit – in dem Frieden, den sie sich immer gewünscht hat.“ Der Blick auf ihren leeren irislosen Augen schien Zelda zu prüfen und sie wirkte zufrieden, als Zelda den Blick nicht abwandte.
      Zelda wurde panisch. Sie schüttelte den Kopf, rang nach Luft.
      „Nein“, hauchte sie. „Nein, das dürft Ihr nicht!“ Im nächsten Moment kniff sie die Augen zusammen, wurde sich bewusst, wen sie vor sich hatte. Und versuchte es erneut. „Ich kann nicht… Ich bitte Euch… Gewährt mir einen einzigen Wunsch und gebt mir eine zweite Chance! Ich kann nicht einfach so… verschwinden.“ Dass sie gestorben war, formte sie bewusst nicht mit Worten, wenngleich es doch offensichtlich war. „Es gibt noch einen Weg, habe ich Recht?“
      Nayru wiegte leicht den Kopf. „Es ist ihr vorbestimmt, in Unser Heiliges Reich einzukehren und ihren Frieden zu finden“, sagte sie sanft. „Sie sollte ihr Schicksal akzeptieren.“
      „Nein. Es gibt einen Weg!“, mischte sich Farore, erkennbar an dem grünen Glänzen in ihren Augen, ein. Sie sprach mit kräftiger Stimme und trat an Nayrus Seite.
      „Aber er ist ihrer nicht würdig, Trägerin des Fragments der Weisheit!“ Nayru wirkte verärgert.
      „Sollte sie, Herrscherin, auserkorene Trägerin, nicht das Recht haben zu wählen?“, herrschte Farore sie an, ehe sie sich an Zelda wandte. Ihr Blick war nicht so milde wie Nayrus, ihre Augen schienen zu brennen. Auf eine verrückte Art und Weise ähnelte ihr Blick Links – oder ähnelte Links Blick eher dem seiner Göttin?
      „Es gibt einen Weg!“, wiederholte Farore, noch bestimmter diesmal. „Und es ist ein Weg der Verzweiflung und der Pein. Kein würdiger Mensch wie sie sollte diesen Weg jemals gehen müssen. Sie kann ihn gehen, wenn sie wirklich will – und den Mut dazu hat.“ Und mit etwas, was fast Schalk war, fügte sie hinzu: „Weise ist es jedoch nicht.“
      „Dann bin ich gerne dumm“, sagte Zelda energisch. „Wenn es einen anderen Weg gibt, dann lasst mich ihn gehen; ich bin bereit, egal, was mich erwartet.“ Sie sah direkt zu Farore und deren Art sie anzusehen bestärkte Zelda nur in ihrem Vorhaben. „Ich flehe Euch an“, setzte sie noch nach und schluckte trocken.
      „Aber sie kann diese Aufgabe nicht bewältigen“, sagte Nayru fast ungeduldig. „Es ist kein Weg, der dafür gedacht ist, beschritten zu werden.“
      „Es ist wahr, dass noch kein Mensch das Reich der Mahre jemals durchquert hat um dessen Ausgang zu erblicken“, räumte Farore ein, blickte von Nayru zu Zelda und streckte die Hand aus, berührte die Prinzessin sanft an der Wange, am Kinn, sah ihr prüfend in die Augen. Ihre Berührung war heiß, aber nicht unangenehm, ihr Blick durchdringend. „Doch diese Beiden haben schon schwerere Aufgaben gemeistert.“ Da war etwas wie ein kurzer Seitenblick zu Din, die abseits stand und sich aus der Unterhaltung heraushielt. Farore sah wieder zu Nayru. „Wir wissen, dass sie Hilfe erhalten wird.“
      Nayru gab etwas wie ein abfälliges Schnauben von sich, aber Farore öffnete ihre Hand und in einer kleinen, verzerrten Spiegelung in ihrer Handfläche konnte Zelda Link erkennen, wie er an Zeldas Leichnam die Totenwache hielt, von nichts als ein paar schwachen Kerzen erleuchtet. Er sah erschöpft und taub aus.
      „Er betet selbst jetzt für sie“, hauchte Farore leise. „Ich kann ihn hören, wie er ihren Namen weint.“
      Zelda streckte ihre Hand aus, hielt jedoch über der Farores inne. Sie zitterte. Es war so absurd! Da war Link, weinte um sie, während Zelda doch hier war. Sie fühlte sich lebendig und doch…
      Sie schüttelte den Kopf und zog ihre Hand zurück. Nur mühsam wandte sie sich von Link ab, um stattdessen Farore anzusehen. Sein Anblick hatte ihren Entschluss gefestigt.
      „Bitte…“ Zeldas Stimme war schwach.
      „Das Menschenkind weiß nicht, worauf es sich einlässt!“, versuchte Nayru es ein letztes Mal. „Sie wird es niemals schaffen, das Reich der Mahre zu durchschreiten. Es ist ein Ort der Verdammnis, nur für jene bestimmt, die nicht würdig sind, Unser Heiliges Reich zu betreten.“
      „Nur Mut“, sagte Farore und griff nach Zeldas Hand. Durch ihre feinen seidenen Handschuhe schimmerte sofort leicht das Triforce auf ihrer Hand auf. „Wir gestatten ihr den Versuch. Aber Wir können nicht versichern, dass sie ihn beschreiten kann. Scheitert sie, wird sie für immer im Reich der Mahre gefangen sein. Gelingt es ihr, soll sie ihr Leben wiederhaben. Sie soll sich des Preises bewusst sein.“
      „Das Reich der Mahre…“, sinnierte Zelda mit Blick auf ihr Fragment. Der Begriff war ihr bekannt; sie atmete tief und zittrig ein, ehe sie ihre Augen schloss, um einfach nur Farores beruhigende Wärme wahrzunehmen. Als sie ihre Augen öffnete, war die Angst gewichen. Sie lächelte schwach. „Das Risiko gehe ich ein.“
      Farore lächelte, als hätte sie nichts anderes erwartet. Nayru jedoch war alles andere als einverstanden. „Törichtes Menschenkind“, tadelte sie. „Ihr scheint nicht bewusst zu sein, was sie tut. Aus dem Reich der Mahre gibt es kein Entkommen. Sie wird nicht wissen, wo sie ist, vielleicht nicht einmal, wer sie ist.“
      „Gemach“, sagte auf einmal Din hinter den beiden Göttinnen mit erstaunlich ruhiger Stimme. „Lasst dem Menschenkind seinen Willen. Sollte sie scheitern, ist es ihre gerechte Strafe, Unsere Entscheidung, sie in Unser heiliges Reich einzulassen, anzuzweifeln. Wenn sie leiden will, lasst sie leiden. Sie wird wissen, was sie tut.“
      „Wir haben keine Macht über sie im Reich der Mahre, das soll sie wissen. Sie ist auf sich gestellt, ohne Unsere Hilfe, allein“, sagte Nayru nachdrücklich.
      „Nein, nicht allein.“ Farore sah die beiden anderen Göttinnen an. „Schenken wir ihm einen Traum, damit er helfen kann.“
      Din sah nicht begeistert aus, Zelda noch zu helfen, Nayru nickte aber. „Ein letzter guter Traum. Einverstanden.“
      Damit wandte sie sich zu Zelda, streckte die Hand aus und fuhr ihr über das Gesicht und Zeldas Augen schlossen sich von ganz alleine.

      In der Zitadelle herrschte unterdessen Stille, nur unterbrochen vom leisen Schnauben, das Epona von Zeit zu Zeit von sich gab. Link hatte lange auf dem Boden gekniet, hatte die Göttinnen angerufen und um Zeldas Wohl gebetet; doch schließlich hatte die Müdigkeit ihn übermannt.
      Nun lehnte er an dem schwarzen Altar, den Kopf nahe an Zeldas Bauch auf seinem Arm gebettet, und schlief endlich.
      Er träumte, nichts bestimmtes, träumte sich einfach nur seine Prinzessin zurück, die er nicht hatte beschützen können. Sie lag neben ihm, ihr goldenes Haar floss über das weiche, weiße Kissen und ihre Augen waren voller Glück und Freude. Er spielte mit einer ihrer Locken, küsste ihr Haar sanft und hatte allen Kummer vergessen. Sie war hier, sie lebte; in diesem Moment war alles perfekt.
      Als er sie ansah, spürte er, dass sie etwas sagen wollte, aber er hielt ihr sanft den Finger auf die rosigen Lippen. „Sprich nicht“, sagte er. „Wenn du jetzt sprichst, wird sich alles ändern. Ich weiß nicht, warum ich es weiß – aber ich weiß es. Bitte, schenk mir nur heut Nacht.“ Und mit ihrem Kuss auf ihre weiße Stirn legte er sich zu ihr.
      In der nachfolgenden Stille schmiegte Zelda sich eng an ihn; er hatte sein Kinn auf ihren Kopf gebettet und Zelda selbst malte Bilder ohne rechten Sinn auf seinem bloßen Arm.
      „Link“, hauchte sie. „Ich—“ Sie brach ab. Wie sollte man so etwas in Worte fassen? „Ich kann nicht lange bleiben."
      „Warum nicht?“ Er vergrub seine Nase in ihrem duftenden Haar und schloss die Arme um sie. „Wir bleiben einfach für immer hier liegen und nichts und niemand kann uns trennen.“
      Zelda unterdrückte ein Schluchzen. „Es ist nicht real.“ Doch umso enger drückte sie sich an ihn. „Ich muss gehen. Aber ich bin nicht lange weg“, redete sie ihm – und auch sich – Mut zu.  „Ich brauche dich, alleine schaffe ich es nicht.“
      Link hatte das ungute Gefühl, dass ihm die Kontrolle über das Geschehen genommen wurde, ohne, dass er wusste, warum. „Aber was—“, fing er an, strich Zelda über das goldene Haar, suchte ihren Blick. „Beruhige dich. Warum musst du gehen? Was musst du schaffen?“
      Doch ansehen konnte sie ihn nicht. Zelda sah nur starr auf seinen Hals, legte ihre Rechte darauf. „Du weißt, was geschehen ist“, begann sie trocken, streichelte Link über die Haut. Doch sie hielt inne und fuhr stattdessen fort: „Aber ich kann zurück. Die Göttinnen haben mir noch eine Chance gegeben. Ich kann mein Leben zurückgewinnen, Link. Verstehst du?“ Nun sah sie doch auf, fürchtete seine Reaktion.
      Link runzelte langsam die Stirn, sein Griff um Zeldas Körper wurde fester, als er begann, sich zu erinnern, wie sie gestorben war, wie er ihren toten Körper geborgen und beweint hatte – dass er träumte. „Nein“, flüsterte er, drückte ihre Hand. „Das darf nicht sein. Du bist doch... du bist doch hier.“ Er senkte den Blick, spürte kaltes Entsetzen seinen Nacken hinaufkriechen und er wusste, dass er sich selbst belog. Er holte tief Luft, zwang sich zu Ruhe und Vernunft, dann sah er sie ernst an. „Was kann ich tun?“
      Ein schwaches, trauriges Lächeln erhellte Zeldas Gesicht. „Ich danke dir.“ Doch schnell verfinsterte ihre Miene sich wieder. „Du musst mich durch das Reich der Mahre führen, es ist der einzige Weg; aber ohne dich werde ich völlig orientierungslos sein! Ich—“, begann sie, ehe sie ratlos nach Worten suchte.
      „Ich weiß nicht, wie“, erschrak sie schließlich und schaute Link aus großen Augen an.
      Er erwiderte ihren Blick, setzte sich auf und sah sich nachdenklich um. Sie waren in einer Laube, geschützt und verborgen, gebettet auf seidenen Kissen, es war warm und angenehm schummrig, er spürte ihre Wärme und ihre weiche Haut auf der seinen. Zu wissen, dass er träumte, brach ihm das Herz, und er musste sich erneut zu Tapferkeit ermahnen.
      „Das Reich der Mahre“, wiederholte er, um sich selbst zu erinnern, was auf dem Spiel stand. „Das ist furchtbar.“ Er fuhr sich durch die Haare, blickte auf seine Kleidung, Schwert und Schild, die neben ihrem Lager lagen. Er spürte, wie Zelda sich an seinen Körper schmiegte, aber er brachte es nicht über sich, sie anzusehen. Szenen wie diese hatte er so oft geträumt in der Hoffnung, sie würden bald Wirklichkeit werden, aber offenbar war ihm dieses Glück nicht gegönnt.
      Erst, als er spürte, dass Zelda an seiner Seite stumm weinte, wandte er sich zu ihr, strich ihr sanft mit dem Daumen die Tränen von den Wangen. „Weine nicht, bitte“, flüsterte er. „Ich werde einen Weg finden, dich zu befreien.“ Und mit einem brüchigen Lächeln fügte er hinzu: „Es wäre nicht das erste Mal. Bitte, sei stark.“
      Zelda erwiderte seinen Blick; langsam beruhigte sie sich wieder und schaffte sogar ihrerseits ein hoffnungsvolles Lächeln. „Du hast Recht.“ Sie ließ noch ein leises Schniefen hören, ehe sie die letzten Tränen selbst mit dem Handrücken wegwischte. „Du wirst sicher bald aufwachen…“
      „Ja..." Link drehte sich zu ihr, berührte sanft ihr Gesicht, strich von ihren warmen Wangen, die sich so real anfühlten, zu ihrem Hals, hinunter über die Schlüsselbeine und zum weichen Fleisch ihrer Brüste. Dann küsste er sie sanft auf die Lippen. "Bevor du mir genommen wirst, gehe ich freiwillig." Er lächelte sie noch einmal an, dann stand er auf, um sich anzuziehen. Als er Gürtel und Handschuhe festzurrte, sah er sie an, wie sie, schön und edel und sanftmütig, in den Laken saß und ihn betrachtete.
      „Ich hoffe, du weißt, was du tust“, überlegte Zelda. „Das werde ich nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht.“
      Link lächelte sie an und bewegte die Finger in den Handschuhen. "Ich bin noch nie großer Stratege gewesen, Prinzessin", sagte er. "Aber ich bin gut darin, mich ins Ungewisse zu stürzen." Er gürtete die Scheide und den Schild und verließ dann, ohne sie noch einmal anzusehen, die kleine Laube.
      Damit wachte er auf und fand sich in der Zitadelle wieder. Die Kerzen waren runtergebrannt, durch die Fiberglasfenster schimmerte die Sonne.
      Er rieb sich die Augen und sah dann auf den Leichnam vor ihm hinab. Er berührte die kalte Haut; Zeldas Körper war noch steif, die Totenstarre löste sich noch nicht. Es kam Link ewig vor, dass er sie niedergesunken auf der Ebene gesehen hatte, aber länger als einen Tag war es noch nicht her.
      Er betrachtete sie einen Moment lang. Sie sah kühl und edel und weise aus, wie immer. Der Tod wusste ihre Schönheit auch nicht zu mildern.
      Link musste schlucken. „Entschuldigt, Hoheit“, sagte er leise, als er vorsichtig die Hand ausstreckte, um den linken Ohrring zu lösen, den Zelda trug. Er drückte einen kleinen Kuss darauf und verstaute ihn dann sicher in einer seiner Gürteltaschen.
      Mit einem Seufzen zwang er sich zum Aufbruch, wandte sich um, reckte die steifen Glieder und pfiff Epona zu sich, die aus dem Schatten treu zu ihm trottete. Er fasste sie am Halfter und führte sie in den Vorraum, wo seine Ausrüstung noch unangetastet lag. Er legte sie an, stieß dann die schweren Eichenportale der Zitadelle mit der Schulter auf und blinzelte draußen im strahlenden Sonnenschein.
      Und da erinnerte er sich erst daran, dass er trotz allem siegreich gewesen war – dass die Welt jetzt besser sein würde als zuvor, trotz Zeldas Tod. Die Bewohner Hyrules konnten wieder reine Luft atmen und ihre Häuser ohne Angst haben zu müssen verlassen. Das Licht erschien ihm heller, die Farben strahlender und obwohl es schon Herbst war, schien sich die ganze Welt zusammenzunehmen um einen letzten Sommertag hervorzubringen, um zu feiern, dass die Jahre der Tyrannei vorbei waren.
      Für einen kurzen Moment verspürte Link so etwas wie Erleichterung, und auch Stolz. Es war ein langer, steiniger Weg bis hierher gewesen.
      Aber er wünschte, er könnte mit Zelda an seiner Seite von nun an den Weg beschreiten, der nun kommen würde.
      Er zwang sich, die dunklen Gedanken abzuwerfen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und das war seine neue Aufgabe. Er musste herausbekommen, wie er es Zelda ermöglichen konnte, aus dem Reich der Mahre zu entkommen. War das überhaupt möglich? War das nicht der Sinn in einem Ort der Verdammnis, dass man nie wieder daraus entkam
      Aber Zelda hatte gesagt, die Göttinnen selbst hätten ihr noch eine Chance gegeben. Also musste es möglich sein.
      Er saß auf Epona auf, drückte ihr die Fersen in die Flanken und trieb sie zur Eile an, um in die Stadt zu kommen.
      Am Tor standen zwei Wachen, in eine heftige Diskussion vertieft, die aber zusammenfuhren und dann stramm standen, als sie Link auf Epona herangalloppieren sahen.
      „Herr!“, kam es von ihnen mit zackigem Salut.
      Link zog an Eponas Zügel und bremste sie etwas ab. „Sorgt dafür, dass die Zitadelle abgeriegelt wird und niemand sie ohne meine Erlaubnis betritt! Das gilt auch für euch.“
      Dieses mal war der Salut etwas unsicherer. „Herr, verzeiht, wenn ich spreche“, sagte eine der beiden Wachen und klappte den Gesichtschutz des Helmes auf. „Herr, sind die Gerüchte wahr?“
      Link zuckte leicht zusammen. Hatte sich das Fehlen der Prinzessin etwa so schnell schon herumgesprochen? Es würde ein Chaos geben – die Herrscherin tot und ohne Nachkommen. Hatte sie ein Testament hinterlegt? Link dämmerte, dass er, bevor er sich auf den Weg seines neuen Abenteuers machte, ein paar Sachen klären musste.
      „Welche Gerüchte?“, fragte er schließlich taub.
      „Dass Ihr den Großmeister bezwungen habt, Herr! Dass dieser Albtraum endlich vorbei ist, Herr! Die Monster aus der Stadt sind verschwunden und der Todesberg scheint sich erholt zu haben, da dachten wir...“
      Link sah zu den beiden Männern hinab, die ihre Speere umklammert hielten, als müssten sie sich daran festhalten. Dann wandte er den Blick gen Osten zum Todesberg, und die dunklen Wolken waren tatsächlich verschwunden.
      „Es ist wahr“, sagte er schließlich leise. „Der Albtraum ist vorbei.“ Und weil die Wachen sofort anfingen zu jubeln, hörten sie nicht, dass er leise hinzufügte: „Für uns jedenfalls.“
      Er erinnerte die Männer an seine Befehle, ehe er Epona wieder zur Eile antrieb und sie in Richtung des Schlosses leitete.
      Schloss Hyrule erhob sich majestätisch, weiß und golden über die Stadt und das gesamte Land. Die höchsten Türme sah man selbst in den Wüsten des Westens und den Wäldern des Ostens noch. Es war ein prächtiges Schloss, schon einige Jahrhunderte alt und doch extrem gut erhalten. Es ging das Gerücht um, dass die Göttinnen selbst es erbaut hatten als Wohnsitz für sich selbst. Was natürlich Schwachsinn war – Link kannte die Schöpfungsgeschichte des Landes gut und er wusste, dass die Göttinnen nur aus dem Heiligen Reich herabgestiegen waren, um Hyrule in all seiner Pracht zu erschaffen und dann wieder zu verschwinden, nichts hinterlassend als das Triforce, der einzige Weg, ins Heilige Reich zu gelangen.
      Die Wachen stoben auseinander, als Link mit Epona durch ihre Mitte preschte und erst vor dem großen Hauptportal absprang, eine Wache anwies, sie solle das Pferd für seine Abreise bereit halten und dann ins Schloss stürmte, ohne sich die Tore öffnen zu lassen. Egal, wer ihn ansprach, er ignorierte es, bis er in einem der Osttürme vor einem Gemach ankam. Er rief sich zu Ruhe und Ordnung, erinnerte sich daran, wem er gegenüber stehen würde, strich sich über Stirn und Haare und klopfte dann.
      Eine Weile geschah nichts, dann wurde er hereingerufen, öffnete die Türe und betrat das Zimmer.
      Das Zimmer war weniger prunkvoll als man es von Gemächern im Schloss erwarten sollte. Waffen hingen an den blanken Steinwänden. An einem Schreibtisch am Fenster saß eine Frau, das lange, weiße Haar in einem komplizierten, mehrsträngigen Zopf geflochten. Sie trug leichte Rüstung und mehrere Waffen – Link zählte sichtbar drei und wusste, sie hatte viele an sich, die er nicht mit bloßem Auge sah.
      Er verbeugte sich kurz, aber tief. Er hatte großen Respekt vor Impa, Zeldas Leibgarde und Amme.
      Sie lächelte ihn freundlich an, was ein paar Fältchen um ihre Lippen sichtbar machte; das einzige Anzeichen ihres Alters. „Ich grüße dich, junger Held. Es geht das Gerücht um, dass deine Reise eine erfolgreiche war.“
      Link richtete sich auf und sah Impa ernst an. „Wie man es nimmt“, sagte er und machte eine kurze Pause, in der er den Blick abwandte um den Mut finden, zu sagen, was er sagen musste. „Die Prinzessin ist tot.“
      Impa sah ihn an und sagte nichts. Schließlich legte sie das Schreibzeug, das sie gehalten hatte, beiseite, stand auf und ging an das Fenster, lehnte sich auf die Fensterbank und sah hinab auf das fruchtbare, wundervolle Land, das vor ihr lag.
      „Das sind schlimme Nachrichten“, sagte sie schließlich. Link konnte nur nicken. „Wir müssen das öffentlich machen“, sagte Impa schließlich. „Wo ist der Leichnam der Prinzessin?“
      „In der Zitadelle aufgebahrt“, sagte Link. „Aber bitte halte ihren Tod vorerst geheim.“ Impa zog die dünnen, weißen Augenbrauen hoch und wies Link mit einer Handbewegung an, weiterzusprechen. Er fing an, nervös hin und her zu gehen. „Sie ist mir im Traum erschienen. Sie hat gesagt, sie hat eine Chance zurück zu kommen, sie hat gesagt, ich muss sie führen, aber ich weiß nicht wie und ich werde jetzt—“
      Impa hob die Hand und stoppte den Redefluss, der aus Link herauszubrechen drohte. „Wer gestorben ist und wer nicht von einer Fee gerettet wird, kann nicht zurückkommen“, sagte sie streng.
      Link sah sie verzweifelt an. „Das weiß ich“, sagte er. „Aber sie hat es selbst gesagt...“
      „Du hast geträumt, Link“, seufzte Impa. „Ich kann verstehen, dass du ihren Tod nicht akzeptieren willst, aber ich befürchte, etwas anderes bleibt dir nicht übrig.“
      Link sah sie an und spürte Wut in sich aufkommen. Dass ausgerechnet Impa, die er immer für ihren Mut und ihre kämpferischen Fähigkeiten bewundert hatte, einfach so aufgeben wollte, störte ihn enorm.
      „Es war ein Traum, ja, aber sie war da, mit ihren eigenen Gedanken. Ich habe mir... ich habe ihre Reaktion nicht geträumt, ich habe mir das nicht ausgedacht, sie war da...“ er sah auf seine Hände, mit denen er ihre Tränen fortgewischt hatte, er erinnerte sich an den Duft ihrer Haut und ihres Haars, es war so real gewesen... „Ich würde mir nicht ausdenken, dass jemand wie sie das Reich der Mahre erdulden muss!“, sagte er schließlich und sah Impa wieder an. „Jemand wie sie käme ins Heilige Reich und nirgendwo anders hin, Impa, das war die Realität, ich schwöre es bei ihrem Namen.“
      Sie starrten sich eine Weile an und Impa merkte, dass es Link ernst war. Sie seufzte schließlich. „Das Reich der Mahre also“, sagte sie und legte die Stirn in tiefe Furchen. Sie sah kurz in die Luft und überlegte, ehe sie zu einem kleinen Bücherregal ging und ein bestimmtes Buch heraussuchte. Auf den ledernen Buchdeckel war ein Symbol geprägt, das Link wohlbekannt war: Das weinende Auge mit den drei Dreiecken darüber. Die Sprache, in die der Titel geschrieben war, kannte er nicht.
      Impa schien zu wissen, was sie suchte, denn sie blätterte sehr energisch in dem alten, vergilbten Buch herum, das allem Anschein nach noch handgeschrieben und nicht gedruckt war, wie es heutzutage üblich war, zumindest wenn man das nötige Geld hatte.
      „Hier“, sagte sie schließlich und hielt an einer Stelle inne. „Das Reich der Mahre oder auch das Verdammte Land“, zitierte sie die alte Schrift, „ist ein spiritueller Ort, der von lebendigen Lebewesen nicht aufgesucht werden kann.“ Mit dem Finger auf den Zeilen suchte sie eine weitere wichtige Stelle. „Die dort gefangene Seele erleidet die für sie schlimmsten Erlebnisse, geschehene wie fiktive, immer und immer wieder, das Gedächtnis wird hierbei aber nach jedem Szenario gelöscht, sodass es der Seele unmöglich ist, zu verstehen, wo sie gefangen ist...“ Impa verstummte, las schweigend und runzelte dabei immer mehr die Stirn. Link beobachtete sie besorgt und fragte sich, ob er wissen wollte, was sie gerade erfuhr.
      Schließlich klappte sie das Buch zu. „Du hast dir eine schwere Aufgabe ausgesucht, junger Held“, sagte sie schließlich. „Aber ich werde dir mit allen Mitteln, die mir zur Verfügung stehen, helfen.“
      Link lächelte leicht. „Ich danke dir, Impa.“
      Sie winkte ab. „Ich rate dir, zu König Zora zu gehen und ihn um Rat zu bitten. Ihm solltest du auch anvertrauen, dass die Prinzessin tot ist. Aber er ist alt, älter als viele andere Lebewesen in Hyrule, er wird möglicherweise mehr wissen als ich.“
      Link nickte. Er hatte König Zora auf seinen Reisen getroffen und ihn als einen stolzen und sehr weisen Mann kennengelernt. Er würde ihm sicher wieder helfen. „Es ist auf jeden Fall ein erster Schritt“, sagte er.
      „Ich werde mich um die anfallenden Formalitäten kümmern und sehen, ob ich in der Königlichen Bibliothek mehr Quellen finde, die dir helfen könnten.“ Impa legte das Buch auf das Regal und kam zu Link hinüber. Sie überragte ihn, der er kein schmächtiger Mann war, um fast zwei Stirnen, als sie ihm die Hand auf die Schulter legte und anlächelte. Sie musste nichts sagen, Link wusste auch so, dass er immer auf sie zählen konnte. Ihre Berührung tat gut und erleichterte ihn.
      Er erwiderte das Lächeln, verbeugte sich noch einmal vor ihr und machte sich auf den Weg zum Reich der Zora.



      Meinungen und Kritik sind wie immer gern gesehen und angenommen. :3

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Bereth ()

    • In der Kritik bin ich nicht sonderlich gut, kennst mich ja^^

      Aber die Geschichte ist wahrlich großartig. Hat mich wirklich an die großen Romane erinnert, die ich gelesen habe. Die 3 Göttinnen hätten vielleicht etwas markanter abgetrennt und eingehender beschrieben werden können. Das wäre das Einzige.
      Ansonsten finde ich die Idee wirklich gut. Allein der Anfang, Zelda ist tot, hat mich schon etwas mitgenommen, auch dass Link, der starke Held der Geschichte, so tief getroffen ist und bewegende Gefühle zeigt. Generell kommen die verzweifelten Gedanken der beiden gut zum Ausdruck.



      Jedoch fehlts mir noch etwas an Details. Umgebungsbeschreibung beispielsweise. Argh... Ich hab mal ein Buch gelesen, in dem der Autor an die 15 Seiten verbrauchte, um eine Tür zu beschreiben. Mist, mir fällt weder der Titel, der Name des Autors, noch der sontige Inhalt ein. Jedenfalls so tiefgreifend muss es natürlich nicht sein. Aber Beschreibungen sind auch essentiel um dem Leser ein Kopfkino großen Ausmaßes zu ermöglichen.

      Ein Beispiel aus eigenen Erfahrungen vielleicht. Wenn die Umgebung nur sehr grob umrissen wird, dann spielt sich die Situation oftmals in meinen Kopf in einem weißen Raum ab. Soll heißen, da fehlen Details, um die Vorstellungen zu vervollkommnen. Beziehungsweise annähernd zu vervollkommnen
    • Von wegen Beschreibungen: Thomas Manns Buddenbrocks? 30 Seiten für einen Schrank? Nein danke. xD
      Ich habe die Erfahung gemacht, dass es viel besser ist, wenig zu beschreiben und alles, was passiert, der Phantasie des Lesers zu überlassen. Außerdem sollte man alles weglassen, was man nicht wissen muss. "Show, don't tell" heißt die Devise -- und ich gebe zu, dass ich das erst noch lernen muss -- und da halte ich es einfach nicht für richtig, dem Leser vorzuschreiben, welche Farbe die Wände haben und ob Link beim Gehen zuerst den linken oder den rechten Fuß vorsetzt... xD

      Danke trotzdem -- und dass meine Göttinnen das letzte sind, weiß ich. Je öfter ich es lese, desto merh hasse ich es. xD;
      [SIZE=7]Und Link ist mir lange nicht zu verzweifelt und bitter genug...[/SIZE]
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Na, zu viele Details sind auch tödlich, das stimmt schon. Ich liebe bspw Tolkien und alles, was er zu den Sprachen ausführt; aber es gibt eben auch die Stellen, die mir zu detailiert sind. Andererseits gibt eben genau das zu 100% Aufschluss, was Sache ist.
      Ich denke, da ist es einfach die Kunst, das show don't tell anzuwenden und gleichzeitig klarzumachen, wie die Gegend aussieht. Dass es dabei nicht um die Farbe der Bettwäsche geht, ist doch klar. xD

      Aber die Beschreibung mit dem Samt, die später in der Szene folgt, gibt bspw gleichzeitig Aufschluss über die Situation, ohne dabei aber zu viel zu beschreiben.
      Das, finde ich, wäre wohl der Weg, den man einschlagen könnte. Beschreibungen in die Handlung und Situation einbinden.


      Näheres müssen wir dann absprechen, das ist ja auch Detailarbeit und nicht vorrangig wichtig.
      Mich würde interessieren, wie andere das so wahrnehmen; daher heißt's dahingehend wohl erst mal warten. ^^

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