Jau, also. Meine ZeldaFanfic stockt, weil ich in mehreren Richtungen nicht weiterkomme. Aber ich blogge ja ganz fleißig, und das hier sind zwei Beiträge daraus, da die Freunde, die das dort so lesen, nicht besonders kritikfreudig sind. Also hab ich da an euch gedacht. <3 :> Ist keine große Literatur, eher nur Momentaufnahme / Gedankenschnipselei, wie der Titel schon sagt. Aber da man ohne Kritik nicht weiterkommt... Wäre diese natürlich wünschenswert.
Werd dann bestimmt wohl hoffentlich vielleicht möglicherweise oder auch nicht das hier um weitere kürzere Sachen erweitern, wenn solche mal wieder zustande kommen.
Nun. Nicht besonders heiter, aber was solls.
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Er reist mit mir
Er reist mit mir
Die Wiesen und Wälder rauschen vorbei, während ich aus dem Fenster starre. Der Himmel ist trüb, nur selten sticht mal ein Sonnenstrahl hervor. Meiner Mutter sagte ich gerade noch, dass es mir gewiss guttäte, verträumt aus dem Fenster zu schauen und die Seele baumeln zu lassen. Das dachte ich auch wirklich. Aber ich hatte auch nicht erwartet, dass er mir auf der Fahrt mal wieder Gesellschaft leistet. Er macht mir Angst. Er sitzt nicht weit von mir entfernt stumm da und stiert mich aus seinen grimmig grinsenden Augenschlitzen an, sein lüsterner Blick dringt mir durch Mark und Bein. Doch wenn ich mich seinem Blick stellen will, versteckt er sich, meist mit höhnischem Kichern.
Unangenehm berührt wende ich mich wieder der Landschaft zu, die so sorglos, so idyllisch provinziell vorüberzieht. Ich weiß nicht, ob die Destination gut für mich ist. Der Menschenfeind wartet auf mich, der zu größter Freiheit, aber auch zu größter Einsamkeit führen kann. Bin ich davor gefeit? Ich will weglaufen. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn. Seine Anwesenheit verursacht mir Übelkeit, macht mich mürbe.
Mein Herz pocht schneller, jetzt spüre ich einen schwachen Hauch am Ohr. Er hält meinen Kopf starr, flüchtend blicke ich aus dem Fenster, während er sich bereits neben mich gesetzt hat und mir Dinge ins Ohr flüstert. Er sei gestern schon da gewesen und vorgestern sowieso, er habe mich beobachtet, ganz genau. Die ganze Woche schon und darüber hinaus, doch die letzten zehn Tage ganz besonders. Er hält inne. Steckt er sich 'ne Zigarette an? Zumindest atmet er tief ein und langsam, mit großer Zufriedenheit wieder aus. Die schöne Landschaft nehme ich vor Panik kaum noch wahr. Nun flüstert er wieder unablässig mit seinem stinkenden Atem in mein Ohr. Dass er alles wüsste. Wie ich das Mädchen, das ich so mag, im Stich gelassen hätte. Wie er mein unehrliches Verhalten entschlüsselt hätte. Wie ich volltrunken wehrlose Mädchen drangsalieren und meinen Freunden sowieso nicht gerecht würde. Er habe es gesehen, dies, und noch viel mehr!
Stumm starre ich weiter aus dem Fenster und versuche, nicht darauf einzugehen, doch ich komme nicht umhin, ihm zu glauben. Innerlich will ich mich rechtfertigen, Dinge richtig- und klarstellen, will laut herausschreien! Aber ich schaffe es nicht. Mal wieder. Bei den Gedanken daran dreht sich mir der Magen um, ich fange an zu zittern, doch er lässt nicht von mir ab. Mein ganzes Leben sei eine Lüge, sagt er. Ein großer Widerspruch vom Schein und Sein. Dass es eigentlich besser wäre, würde ich mich im Kämmerchen einschließen und nie wieder hervortreten, um die Welt nicht mehr mit einfältigen Moralvorstellungen und der klaffenden Wunde zu besudeln. Durch meine Augen sähe er es, alles. Zu schwach sei ich.
Betäubt starre ich weiter aus dem Fenster. Er schnuppert, riecht an meinem Haar und lacht leise. Ich kriege eine Gänsehaut. Sanft streichelt er mir mit seinen alten, eingerissenen Fingernägeln über meinen Nacken, während er mir zärtlich ins Ohr flüstert: "Ich hasse dich." Langsam weicht er zurück, hält inne und fixiert mich, bis er schließlich aufsteht und sich wieder in einen Vierer ein paar Plätze entfernt von mir setzt. Ich entspanne mich ein wenig, aber trotzdem wage ich es nicht, mich umzudrehen, ich spüre weiterhin seinen kalten Blick auf mir ruhen. Musternd. Lauernd. Ich schließe die Augen, atme ein paar Mal tief durch und betrachte wieder den Himmel, die Bäume und die gottverdammten Vögel und versuche, meine Gedanken von ihm zu lösen...
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austrinken und gehen
austrinken und gehen
Piet schaute auf, war verdutzt ob der vielen Augenpaare, die ihn anstarrten. So eine Szene war das doch gar nicht, dachte er und kehrte zu seinem Elefanten zurück. Sein Elefant war kein richtiger Elefant mit Rüssel und Schwanz und mehrtonnigem Gewicht, nein. Sein Elefant war eine Wahnvorstellung, würden die Skeptiker sagen, eine verrückte Phantasie, dazu tendierten die Mitfühlenden. Doch das alles war Humbug, sein Elefant war nämlich real! Und einer der wenigen Freunde, die er noch hatte. So kehrte er also zurück zu Lono (seit einer ganzen Weile schon waren sie Gesprächspartner) und versuchte, sein letztes Argument neutral nachzuvollziehen, ohne wieder in einen Wutanfall auszubrechen, so wie eben.
Aber ihm vorzuschlagen, er solle fremdgehen, das konnte doch wohl nicht Lonos Ernst sein. Hatte dieser dumme Elefant gar keine Triebe? Instinkte? Gedanken der Selbsterhaltung? Er konnte und wollte nicht der Vernunft erliegen, nicht dem spießig bornierten Streben nach Status nachgeben, für nichts und wieder nichts. Nein, da war er, trank gemütlich sein Bier in seiner Lieblingskneipe und tauschte mit Lono Gedanken über das Leben aus, wichtige Gedanken, Gedanken von Welt. Er war zufrieden, dachte genügsam. Wieso also diesen Stand ändern? Das führte doch nur unweigerlich zur Katastrophe. Und wie er so Lono ignorierte und seinen Gedanken nachhing, schenkte ihm der Mann hinter dem Tresen sein letztes Bier für heute ein.
Er dachte noch, was für 'ne armselige Gestalt dieser Piet sei, sich jedes mal aufs Neue hier die Hucke vollzusaufen, ohne auch nur mit einem Menschen mal in Kontakt zu kommen. Aber er hatte ja Lono. Der Wirt schüttelte mitleidig den Kopf und begann, Gläser auszuwaschen. Aus dem Radio im Hintergrund tönte blechern "Ein bisschen Frieden" von Nicole.
Fremdgehen... Mit wem? Der Ollen dort hinten? Nein. Dem alten Sack hier vorn? Puh. Der Wirt schien ja nett, aber so einfältig. Worüber sollten sie reden? Hatte der eine Ahnung von Altruismus? Wahrscheinlich nicht, Kleingeist, dieser. Nein, Lono begleitete ihn in jedem schweren Gang, er würde auf Lono nicht verzichten. Er vertraute ihm.
Und so vergingen weitere Tage und Wochen, bis eines Abends in der Kneipe, Lono und Piet hatten sich gerade über Vaginalverjüngungen im Angesicht der modernen Medienkultur unterhalten, Lono aufsah, Piet anlächelte und platzte. Geblendet schaute Piet verwundert auf, der Wirt war im Keller, sonst niemand da. Es war halb drei Uhr nachts. Stumm besah er seine Hände, schaute noch einmal teilnahmslos auf und kratzte sich am Kinn.
Was blieb? Sollte er seine Gedanken fortsetzen oder Ratschläge annehmen? Diese Überlegung stand noch aus. Für den Moment jedoch verblieb ihm nur wenig. Für den Moment konnte er nur austrinken und gehen.
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Der Heilige Gral
Der Heilige Gral
Sein Herz raste, als er sich umsah, bunte Farben wirbelten wild um ihn herum. Keuchend und schweißüberströmt versuchte er sich aus der Beinfessel, die sich um seine Beine geschlungen hatte, zu befreien, verlor aber das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Mit einem dumpfen Krachen stieß er sich den Kopf an und jaulte auf. Bunte, flackernde Lichtlein tanzten vor seinen Augen, als er sachte seinen Kopf hielt, um das Wummern zu unterdrücken. Wirren Blickes richtete er sich auf, blinzelte, konnte seine Umgebung jedoch nur schemenhaft wahrnehmen. Die Welt drehte sich, mit einem Affenzahn rauschte sie an ihm vorbei, dutzende Sinneswahrnehmungen brachen auf ihn ein – er roch den Himmel und schmeckte die Hölle, seine Augen brannten, überall auf seiner Haut spürte er tausende Spinnenbeinchen, Raben krähten und Hirsche röhrten dumpf aus dem Dickicht von draußen her, sein Magen schlug Purzelbäume. Verzweifelt schlug er einen Moskito tot, der sich an seinem Blut labte. Wie war er nur nach all den Abenteuern, die ihm immer noch die Lider schwer machten, hierher geraten? Die Höhle versprach Unheilvolles. Langsam tastete er sich vor.
Mit einem lauten Knall barst plötzlich die Seitenwand und ein Kobold brach hindurch. Er fuchtelte wild mit seinen Armen und stieß unverständliche Laute aus, aufgeregt gestikulierte er zu einer staubigen Anhöhe hin. Nach einer kurzen Schockstarre folgte er dem Blick des Kobolds und keuchte. In mattem Schein stand dort genau das, was er fortwährend suchte! Er blinzelte ein paar Mal, bis er erregt erkannte, dass Zweifel ausgeschlossen waren: es war der Heilige Gral. Dieser Anblick gab ihm die Kraft für einen erneuten Versuch, sich zu befreien. Er riss sich mit seinen Beinen los, schmiss die Fessel fort, rappelte sich auf, näherte sich der Anhöhe und – ergriff ihn. Mit zittrigem Leib, doch festem Griff hielt er ihn sicher umschlossen und drückte ihn an sich. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Eine wohlige Wärme breitete sich langsam in ihm aus, erleichtert seufzte er auf und dankte Gott dafür.
Dann trank er seinen Kaffee aus, wünschte seiner Schwester einen schönen Tag und fuhr zur Uni.
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50 Pfund Seelenschlampe
(Schon lustig zu sehen, wie man weinend feiert)
Gerta, die Seelenschlampe
Stürmisches Getöse vor dem Fenster. Piet wachte auf und rieb sich die Augen, er war direkt hellwach. Etwas benommen rieb er sich durchs Gesicht und schaute sich um.
"Guten Morgen Piet" erklang die erstickte Stimme von Gerta, Piets 50-Pfund-Seelenschlampe. Piet musste grinsen.
"Moin! Ich hoffe, du hast schlecht geschlafen, Gerta!"
Zufrieden stand er auf, außer einer Unterhose hatte er nichts an. Seine Muskeln zeichneten sich unter seiner Haut mittlerweile deutlich ab, nur am Bauch hatte er noch ein bisschen Fett. Das machte ihm zurzeit allerdings nichts, körperlich fühlte er sich (das erste Mal seit Jahren) einigermaßen fit und wohl. Er kratzte sich und besah sich dann Gerta, wie sie in ihrem schwebenden Sessel saß, dick und aufgedunsen, mit fettigem Haar und vor Schweiß glänzendem Gesicht. Mit ihren aufgeschlitzten Armen und Knien voll Wasser.
"Weißt du, ich wollte eigentlich, dass es dir gut ginge. Aber du machst es mir nicht gerade einfach", sagte Piet abschätzend.
"Und dir würde es wahrscheinlich am allerbesten gefallen, wenn ich verschwände. Aber so einfach geht das nicht", ächzte sie und räkelte sich. Aufstehen konnte sie nicht, doch ihr Sessel trug sie überall hin, wo sie auch hin wollte.
"Zugegeben, schon. Aber mir gefällt es auch, mir vor Augen zu halten, was für einen Einfluss mein Geist auf dich hat", erwiderte er, "aber was rede ich da...", murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr und ging zu seiner Kaffeemaschine.
Es war ein schöner Morgen. Der Herbstwind blies durch die Straßen, es war bewölkt und von äußerst angenehmer Pullover-Temperatur. Piet freute sich stets über solches Wetter. Einen Moment stand er gedankenverloren mit seiner leeren Kaffeetasse in der Hand am Fenster und ließ sie Seele baumeln, bis Gerta mit einem Ploppen neben ihm erschien.
Sie musterte ihn mit einem Stirnrunzeln und sagte dann: "Na, denkst du mal wieder über dein Leben nach? Rationalität um Spiritualität, aiaiai, vergiss mal den Hedonismus nicht, Schätzchen, ich weiß doch, dass du willst."
Piet drehte sich um. "Du kennst mich nicht. Maß dir also sowas nicht an, es steht dir nicht gut." Da grinste er wieder. "Aber was steht dir schon?"
Gerta verkörperte für ihn alles, wogegen er vor allem im letzten Jahr gekämpft hatte, doch als lethargische Schlampe war sie immer noch überraschend wendig und hartnäckig. Und, auch wenn Piet ihr das eigentlich nicht zugestehen wollte, ziemlich clever. Das Telefon klingelte. Piet hob den Hörer und sagte: "Hier P. am Apparat? - Ach, hallo Gilbert!"
Gilbert, der Spastiker
Gerta verdrehte die Augen und stöhnte. Gilbert, der Spastiker, wieder einmal dieser naive, weltfremde Trottel. Er traf sich in letzter Zeit erstaunlich oft mit ihrem Piet, und das missfiel ihr. Ihr Einfluss auf ihn war gesunken, seitdem Piet Gilbert zufällig wiedergetroffen hatte. Er war ein Freund aus Grundschulzeiten. Und nun würde Piet wieder mit ihm bummeln gehen, von früher schwärmen, dem Idealismus zureden, all das weinerliche Gewäsch.
"Ja, klar, in zehn Minuten?!", ertönte Piets fröhliche Stimme. Sie hatte also mal wieder Recht gehabt; sie seufzte auf und fragte: "Na, ist deinem alten Spastikerkumpel mal wieder langweilig?"
Piet schaute sie traurig an. "Weißt du, irgendwann wirst du dich überfressen haben und platzen, und ich werde deine Überreste nicht vom Boden wischen, ich werde einfach umziehen oder vielleicht shcon umgezogen sein, und dann bleibt dein Restspeck bloß den Maden."
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging duschen. Gerta kannte dieses Gesülze schon und kümmerte sich nicht weiter drum. Sollte er doch mit Gilbert gehen. Sie wusste, es würde der Tag kommen, an dem Piet wieder winselnd und weinend zu ihr zurückflüchtete, weil er der fadenscheinigen Scheiße von Gilbert, Tess und all seinen neuen alten Freunden nicht mehr standhalten konnte. So wie früher. Entspannt grinsend lehnte sie sich zurück.
Als zehn Minuten vergangen waren, klingelte es an der Tür, es war tatsächlich Gilbert. Gerta blickte gelangweilt um die Ecke. Er sah einfach zum Schießen aus mit seinen zwei verschieden langen Beinen, seinem pinken Kleinmädchenrucksack, seinem Zylinder, seiner verschmutzten Latzhose und seinem widerwärtig freundlichen glucksenden Grinsen, das er stets zur Schau trug.
"Ach, hallo Gerta, du bist auch noch da, mit Frack und Schuh! Gegrüßt seien dein gemütlicher Sessel und du! Kommst du mit zu Onkel Opas Grab? Wir gehen gleich, Piet holt nur noch seinen Stab!"
"Nein danke, Gilbert..." Gerta verdrehte die Augen, Gilberts schwachsinnige Reimerei nervte sie. Sie war ja meist noch nicht mal gut.
Da kam dann Piet auch schon mit Hut und Stab und nickte ihr noch zu und verließ die Wohnung.
Zusammen mit Gilbert ging er nun seinen toten Opa besuchen.
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Der Ernst des Strebens
Der Ernst des Strebens
Ach, Massenwahn! Ach Eitelkeit! Ach Eigenart, die nach Geltung schreit!
Weh wird mir, wenn, den Konsens im zeitgeistlichen Angesicht beachtet, ich die Rennerei der Zeit und ihrer Genossen mir betrachte. Es ist ja so eminent gewichtig, sirrend schnell durchs Studium zu kommen, seinen Abschluss gut zu machen, viele Praktika zu absolvieren, ein schönes Bewerbungsfoto zu haben und ein gut gepflegtes sauberprima VZ-Profil, bereinigt um all die wirklich erlebnisreichen Tage, damit wir geistesbehellt vorrangig in der Zunft der Zeit stehen. Aber ist's nicht so, dass man schnell vergisst, was wahrlich von gesellschaftlichem Nutzen ist? Und was macht das Herzblut dabei. Lehnte ich mich zu weit aus dem Fenster, dann schriee ich hinaus: Nieder mit dem Karrierezwang! Nieder mit der Fertigung des Kompaktstudenten! Aber ich bin müßig, und mir ist just auch ganz wohl dabei. Denn wenn der Wind so über meinen Rücken streicht, die Vögel so lieb von den Bäumen her zwitschern und die Sonne so lustig lacht, ist es leicht, dem Idealismus zu frönen. Keinem Tiere will ich mehr zu Leibe rücken, jedem Obdachlosen mein Erspartes geben, dreizehn Kinder adoptieren! Doch wird mir doch ganz schwer ums kleine Herz, wenn ich das krude Treiben dann betrachte und die Menschen dafür verachte, bis ich selbst dann merke, dass ich freilich nicht so anders bin. Doch entspanne ich dann, wie das Gras so freundlich unkt, und lasse die Kunst im Kopfe mich besänftigen. Und wenn mein Geist dann durch die Welten fliegt, sind die Schrecken weit und das Glück fast nah. Und dann seh' ich wieder hüben und drüben die Herrschaftskinder, und ich will hinüberrufen: Versuchet nur den Spagat und träumet, wie es sein könnte und wie es sollte! Macht ihr euch frei von den Sünden, denn irgendwann werden sie euch binden! Und wenn ich so den Winden lausche und mich mit dem Rücken auf die Wies' dort schmiege, scheint alles eigentlich ganz einfach...
Für dich, Taugenichts!
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Update. Eine weitere kleine Fingerübung, zu der mich Meinungen interessieren. Aber ob hier noch jemals Kommentare folgen werden, scheint ja doch sehr ungewiss. :D
edit: Das war sehr spontan hingeschmiert und bei näherer Betrachtung längst nicht akzentuiert genug. Nicht, dass es nun einen Anspruch auf Endgültigkeit hätte, aber ich habe ein paar wenige kleine Änderungen genacht, die schon ehe rin die richtige Richtung gehen, glaub ich.
baden gehen
baden gehen
Es war ein herrlicher Tag und der Himmel wolkenlos blau über dem von Bergen umschlossenen See, als sie genüsslich in das von der Sonne erwärmte Wasser stieg und ihr ein angenehm kalter Schauer über den Rücken jagte. Sie war ganz nackt, aber das störte in dieser Idylle niemanden, weil außer ihr niemand hier war. Sie genoss die Ruhe und schwamm ein paar Runden, bis sie Motorengeräusche hörte, die vom Ufer zu ihr her drangen. Sie blickte sich um und sah mit einem Lächeln ein paar Menschen die Böschung hinabsteigen. Es waren ihre Freunde, Wlad, Klaus, Tommy, Jack, Ming und noch ein paar andere, die sie nicht identifizieren konnte. Sie winkte ihnen, denn sie spielten häufiger zusammen hier im Wasser, warfen sich Bälle zu und tollten umeinander. Sie mochte sie gerne und sie mochten sie, da war sie sich ganz sicher. Schließlich hatten sie ihr dieses wunderschöne Plätzchen einst gezeigt, an der keine Menschenseele sonst verweilte und sie ganz alleine die Ruhe und Besinnlichkeit genießen, ja sogar ihren Frieden finden konnte. Das gelang ihr sonst kaum, denn sie führte ein aufwühlendes Leben.
Erwartungsvoll sah sie zu ihren Freunden, die gerade am Ufer standen und diskutierten. Da schubste Jack Ming auf einmal, Ming schrie auf und schubste ihn zurück. Das Gerangel ging noch ein Weilchen so weiter, aber das kannte sie ja schon und planschte belustigt herum. Das passiert halt, dachte sie, in so großer Runde kommen wir ja sonst schon kaum zusammen. Irgendwann, Ming und Klaus mussten bereits gegangen sein, was sie als schade empfand, kamen Jack und Tommy ins Wasser und lachten, während Wlad noch am Ufer lag und sich sonnte. Sie spielten ein bisschen miteinander, doch bald schon neigte sich der Tag dem Abend zu, so dass sie alle nach Hause mussten. Weil sie ja nackt war, wartete sie, bis die anderen gegangen waren.
Als selbst Wlad, der eingenickt gewesen war, als letzter verschwunden war, stieg also schließlich auch die Moral aus dem Wasser, sah sich noch einmal sich ihres Tagesglücks erfreuend um und ging sodann ihres Weges. Ob jemand sie wohl an diesem Tage vermisst hatte?
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Werd dann bestimmt wohl hoffentlich vielleicht möglicherweise oder auch nicht das hier um weitere kürzere Sachen erweitern, wenn solche mal wieder zustande kommen.
Nun. Nicht besonders heiter, aber was solls.
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Er reist mit mir
Die Wiesen und Wälder rauschen vorbei, während ich aus dem Fenster starre. Der Himmel ist trüb, nur selten sticht mal ein Sonnenstrahl hervor. Meiner Mutter sagte ich gerade noch, dass es mir gewiss guttäte, verträumt aus dem Fenster zu schauen und die Seele baumeln zu lassen. Das dachte ich auch wirklich. Aber ich hatte auch nicht erwartet, dass er mir auf der Fahrt mal wieder Gesellschaft leistet. Er macht mir Angst. Er sitzt nicht weit von mir entfernt stumm da und stiert mich aus seinen grimmig grinsenden Augenschlitzen an, sein lüsterner Blick dringt mir durch Mark und Bein. Doch wenn ich mich seinem Blick stellen will, versteckt er sich, meist mit höhnischem Kichern.
Unangenehm berührt wende ich mich wieder der Landschaft zu, die so sorglos, so idyllisch provinziell vorüberzieht. Ich weiß nicht, ob die Destination gut für mich ist. Der Menschenfeind wartet auf mich, der zu größter Freiheit, aber auch zu größter Einsamkeit führen kann. Bin ich davor gefeit? Ich will weglaufen. Schweißperlen bilden sich auf meiner Stirn. Seine Anwesenheit verursacht mir Übelkeit, macht mich mürbe.
Mein Herz pocht schneller, jetzt spüre ich einen schwachen Hauch am Ohr. Er hält meinen Kopf starr, flüchtend blicke ich aus dem Fenster, während er sich bereits neben mich gesetzt hat und mir Dinge ins Ohr flüstert. Er sei gestern schon da gewesen und vorgestern sowieso, er habe mich beobachtet, ganz genau. Die ganze Woche schon und darüber hinaus, doch die letzten zehn Tage ganz besonders. Er hält inne. Steckt er sich 'ne Zigarette an? Zumindest atmet er tief ein und langsam, mit großer Zufriedenheit wieder aus. Die schöne Landschaft nehme ich vor Panik kaum noch wahr. Nun flüstert er wieder unablässig mit seinem stinkenden Atem in mein Ohr. Dass er alles wüsste. Wie ich das Mädchen, das ich so mag, im Stich gelassen hätte. Wie er mein unehrliches Verhalten entschlüsselt hätte. Wie ich volltrunken wehrlose Mädchen drangsalieren und meinen Freunden sowieso nicht gerecht würde. Er habe es gesehen, dies, und noch viel mehr!
Stumm starre ich weiter aus dem Fenster und versuche, nicht darauf einzugehen, doch ich komme nicht umhin, ihm zu glauben. Innerlich will ich mich rechtfertigen, Dinge richtig- und klarstellen, will laut herausschreien! Aber ich schaffe es nicht. Mal wieder. Bei den Gedanken daran dreht sich mir der Magen um, ich fange an zu zittern, doch er lässt nicht von mir ab. Mein ganzes Leben sei eine Lüge, sagt er. Ein großer Widerspruch vom Schein und Sein. Dass es eigentlich besser wäre, würde ich mich im Kämmerchen einschließen und nie wieder hervortreten, um die Welt nicht mehr mit einfältigen Moralvorstellungen und der klaffenden Wunde zu besudeln. Durch meine Augen sähe er es, alles. Zu schwach sei ich.
Betäubt starre ich weiter aus dem Fenster. Er schnuppert, riecht an meinem Haar und lacht leise. Ich kriege eine Gänsehaut. Sanft streichelt er mir mit seinen alten, eingerissenen Fingernägeln über meinen Nacken, während er mir zärtlich ins Ohr flüstert: "Ich hasse dich." Langsam weicht er zurück, hält inne und fixiert mich, bis er schließlich aufsteht und sich wieder in einen Vierer ein paar Plätze entfernt von mir setzt. Ich entspanne mich ein wenig, aber trotzdem wage ich es nicht, mich umzudrehen, ich spüre weiterhin seinen kalten Blick auf mir ruhen. Musternd. Lauernd. Ich schließe die Augen, atme ein paar Mal tief durch und betrachte wieder den Himmel, die Bäume und die gottverdammten Vögel und versuche, meine Gedanken von ihm zu lösen...
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austrinken und gehen
Piet schaute auf, war verdutzt ob der vielen Augenpaare, die ihn anstarrten. So eine Szene war das doch gar nicht, dachte er und kehrte zu seinem Elefanten zurück. Sein Elefant war kein richtiger Elefant mit Rüssel und Schwanz und mehrtonnigem Gewicht, nein. Sein Elefant war eine Wahnvorstellung, würden die Skeptiker sagen, eine verrückte Phantasie, dazu tendierten die Mitfühlenden. Doch das alles war Humbug, sein Elefant war nämlich real! Und einer der wenigen Freunde, die er noch hatte. So kehrte er also zurück zu Lono (seit einer ganzen Weile schon waren sie Gesprächspartner) und versuchte, sein letztes Argument neutral nachzuvollziehen, ohne wieder in einen Wutanfall auszubrechen, so wie eben.
Aber ihm vorzuschlagen, er solle fremdgehen, das konnte doch wohl nicht Lonos Ernst sein. Hatte dieser dumme Elefant gar keine Triebe? Instinkte? Gedanken der Selbsterhaltung? Er konnte und wollte nicht der Vernunft erliegen, nicht dem spießig bornierten Streben nach Status nachgeben, für nichts und wieder nichts. Nein, da war er, trank gemütlich sein Bier in seiner Lieblingskneipe und tauschte mit Lono Gedanken über das Leben aus, wichtige Gedanken, Gedanken von Welt. Er war zufrieden, dachte genügsam. Wieso also diesen Stand ändern? Das führte doch nur unweigerlich zur Katastrophe. Und wie er so Lono ignorierte und seinen Gedanken nachhing, schenkte ihm der Mann hinter dem Tresen sein letztes Bier für heute ein.
Er dachte noch, was für 'ne armselige Gestalt dieser Piet sei, sich jedes mal aufs Neue hier die Hucke vollzusaufen, ohne auch nur mit einem Menschen mal in Kontakt zu kommen. Aber er hatte ja Lono. Der Wirt schüttelte mitleidig den Kopf und begann, Gläser auszuwaschen. Aus dem Radio im Hintergrund tönte blechern "Ein bisschen Frieden" von Nicole.
Fremdgehen... Mit wem? Der Ollen dort hinten? Nein. Dem alten Sack hier vorn? Puh. Der Wirt schien ja nett, aber so einfältig. Worüber sollten sie reden? Hatte der eine Ahnung von Altruismus? Wahrscheinlich nicht, Kleingeist, dieser. Nein, Lono begleitete ihn in jedem schweren Gang, er würde auf Lono nicht verzichten. Er vertraute ihm.
Und so vergingen weitere Tage und Wochen, bis eines Abends in der Kneipe, Lono und Piet hatten sich gerade über Vaginalverjüngungen im Angesicht der modernen Medienkultur unterhalten, Lono aufsah, Piet anlächelte und platzte. Geblendet schaute Piet verwundert auf, der Wirt war im Keller, sonst niemand da. Es war halb drei Uhr nachts. Stumm besah er seine Hände, schaute noch einmal teilnahmslos auf und kratzte sich am Kinn.
Was blieb? Sollte er seine Gedanken fortsetzen oder Ratschläge annehmen? Diese Überlegung stand noch aus. Für den Moment jedoch verblieb ihm nur wenig. Für den Moment konnte er nur austrinken und gehen.
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Der Heilige Gral
Sein Herz raste, als er sich umsah, bunte Farben wirbelten wild um ihn herum. Keuchend und schweißüberströmt versuchte er sich aus der Beinfessel, die sich um seine Beine geschlungen hatte, zu befreien, verlor aber das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Mit einem dumpfen Krachen stieß er sich den Kopf an und jaulte auf. Bunte, flackernde Lichtlein tanzten vor seinen Augen, als er sachte seinen Kopf hielt, um das Wummern zu unterdrücken. Wirren Blickes richtete er sich auf, blinzelte, konnte seine Umgebung jedoch nur schemenhaft wahrnehmen. Die Welt drehte sich, mit einem Affenzahn rauschte sie an ihm vorbei, dutzende Sinneswahrnehmungen brachen auf ihn ein – er roch den Himmel und schmeckte die Hölle, seine Augen brannten, überall auf seiner Haut spürte er tausende Spinnenbeinchen, Raben krähten und Hirsche röhrten dumpf aus dem Dickicht von draußen her, sein Magen schlug Purzelbäume. Verzweifelt schlug er einen Moskito tot, der sich an seinem Blut labte. Wie war er nur nach all den Abenteuern, die ihm immer noch die Lider schwer machten, hierher geraten? Die Höhle versprach Unheilvolles. Langsam tastete er sich vor.
Mit einem lauten Knall barst plötzlich die Seitenwand und ein Kobold brach hindurch. Er fuchtelte wild mit seinen Armen und stieß unverständliche Laute aus, aufgeregt gestikulierte er zu einer staubigen Anhöhe hin. Nach einer kurzen Schockstarre folgte er dem Blick des Kobolds und keuchte. In mattem Schein stand dort genau das, was er fortwährend suchte! Er blinzelte ein paar Mal, bis er erregt erkannte, dass Zweifel ausgeschlossen waren: es war der Heilige Gral. Dieser Anblick gab ihm die Kraft für einen erneuten Versuch, sich zu befreien. Er riss sich mit seinen Beinen los, schmiss die Fessel fort, rappelte sich auf, näherte sich der Anhöhe und – ergriff ihn. Mit zittrigem Leib, doch festem Griff hielt er ihn sicher umschlossen und drückte ihn an sich. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Eine wohlige Wärme breitete sich langsam in ihm aus, erleichtert seufzte er auf und dankte Gott dafür.
Dann trank er seinen Kaffee aus, wünschte seiner Schwester einen schönen Tag und fuhr zur Uni.
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(Schon lustig zu sehen, wie man weinend feiert)
Gerta, die Seelenschlampe
Stürmisches Getöse vor dem Fenster. Piet wachte auf und rieb sich die Augen, er war direkt hellwach. Etwas benommen rieb er sich durchs Gesicht und schaute sich um.
"Guten Morgen Piet" erklang die erstickte Stimme von Gerta, Piets 50-Pfund-Seelenschlampe. Piet musste grinsen.
"Moin! Ich hoffe, du hast schlecht geschlafen, Gerta!"
Zufrieden stand er auf, außer einer Unterhose hatte er nichts an. Seine Muskeln zeichneten sich unter seiner Haut mittlerweile deutlich ab, nur am Bauch hatte er noch ein bisschen Fett. Das machte ihm zurzeit allerdings nichts, körperlich fühlte er sich (das erste Mal seit Jahren) einigermaßen fit und wohl. Er kratzte sich und besah sich dann Gerta, wie sie in ihrem schwebenden Sessel saß, dick und aufgedunsen, mit fettigem Haar und vor Schweiß glänzendem Gesicht. Mit ihren aufgeschlitzten Armen und Knien voll Wasser.
"Weißt du, ich wollte eigentlich, dass es dir gut ginge. Aber du machst es mir nicht gerade einfach", sagte Piet abschätzend.
"Und dir würde es wahrscheinlich am allerbesten gefallen, wenn ich verschwände. Aber so einfach geht das nicht", ächzte sie und räkelte sich. Aufstehen konnte sie nicht, doch ihr Sessel trug sie überall hin, wo sie auch hin wollte.
"Zugegeben, schon. Aber mir gefällt es auch, mir vor Augen zu halten, was für einen Einfluss mein Geist auf dich hat", erwiderte er, "aber was rede ich da...", murmelte er mehr zu sich selbst als zu ihr und ging zu seiner Kaffeemaschine.
Es war ein schöner Morgen. Der Herbstwind blies durch die Straßen, es war bewölkt und von äußerst angenehmer Pullover-Temperatur. Piet freute sich stets über solches Wetter. Einen Moment stand er gedankenverloren mit seiner leeren Kaffeetasse in der Hand am Fenster und ließ sie Seele baumeln, bis Gerta mit einem Ploppen neben ihm erschien.
Sie musterte ihn mit einem Stirnrunzeln und sagte dann: "Na, denkst du mal wieder über dein Leben nach? Rationalität um Spiritualität, aiaiai, vergiss mal den Hedonismus nicht, Schätzchen, ich weiß doch, dass du willst."
Piet drehte sich um. "Du kennst mich nicht. Maß dir also sowas nicht an, es steht dir nicht gut." Da grinste er wieder. "Aber was steht dir schon?"
Gerta verkörperte für ihn alles, wogegen er vor allem im letzten Jahr gekämpft hatte, doch als lethargische Schlampe war sie immer noch überraschend wendig und hartnäckig. Und, auch wenn Piet ihr das eigentlich nicht zugestehen wollte, ziemlich clever. Das Telefon klingelte. Piet hob den Hörer und sagte: "Hier P. am Apparat? - Ach, hallo Gilbert!"
Gilbert, der Spastiker
Gerta verdrehte die Augen und stöhnte. Gilbert, der Spastiker, wieder einmal dieser naive, weltfremde Trottel. Er traf sich in letzter Zeit erstaunlich oft mit ihrem Piet, und das missfiel ihr. Ihr Einfluss auf ihn war gesunken, seitdem Piet Gilbert zufällig wiedergetroffen hatte. Er war ein Freund aus Grundschulzeiten. Und nun würde Piet wieder mit ihm bummeln gehen, von früher schwärmen, dem Idealismus zureden, all das weinerliche Gewäsch.
"Ja, klar, in zehn Minuten?!", ertönte Piets fröhliche Stimme. Sie hatte also mal wieder Recht gehabt; sie seufzte auf und fragte: "Na, ist deinem alten Spastikerkumpel mal wieder langweilig?"
Piet schaute sie traurig an. "Weißt du, irgendwann wirst du dich überfressen haben und platzen, und ich werde deine Überreste nicht vom Boden wischen, ich werde einfach umziehen oder vielleicht shcon umgezogen sein, und dann bleibt dein Restspeck bloß den Maden."
Mit diesen Worten drehte er sich um und ging duschen. Gerta kannte dieses Gesülze schon und kümmerte sich nicht weiter drum. Sollte er doch mit Gilbert gehen. Sie wusste, es würde der Tag kommen, an dem Piet wieder winselnd und weinend zu ihr zurückflüchtete, weil er der fadenscheinigen Scheiße von Gilbert, Tess und all seinen neuen alten Freunden nicht mehr standhalten konnte. So wie früher. Entspannt grinsend lehnte sie sich zurück.
Als zehn Minuten vergangen waren, klingelte es an der Tür, es war tatsächlich Gilbert. Gerta blickte gelangweilt um die Ecke. Er sah einfach zum Schießen aus mit seinen zwei verschieden langen Beinen, seinem pinken Kleinmädchenrucksack, seinem Zylinder, seiner verschmutzten Latzhose und seinem widerwärtig freundlichen glucksenden Grinsen, das er stets zur Schau trug.
"Ach, hallo Gerta, du bist auch noch da, mit Frack und Schuh! Gegrüßt seien dein gemütlicher Sessel und du! Kommst du mit zu Onkel Opas Grab? Wir gehen gleich, Piet holt nur noch seinen Stab!"
"Nein danke, Gilbert..." Gerta verdrehte die Augen, Gilberts schwachsinnige Reimerei nervte sie. Sie war ja meist noch nicht mal gut.
Da kam dann Piet auch schon mit Hut und Stab und nickte ihr noch zu und verließ die Wohnung.
Zusammen mit Gilbert ging er nun seinen toten Opa besuchen.
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Der Ernst des Strebens
Ach, Massenwahn! Ach Eitelkeit! Ach Eigenart, die nach Geltung schreit!
Weh wird mir, wenn, den Konsens im zeitgeistlichen Angesicht beachtet, ich die Rennerei der Zeit und ihrer Genossen mir betrachte. Es ist ja so eminent gewichtig, sirrend schnell durchs Studium zu kommen, seinen Abschluss gut zu machen, viele Praktika zu absolvieren, ein schönes Bewerbungsfoto zu haben und ein gut gepflegtes sauberprima VZ-Profil, bereinigt um all die wirklich erlebnisreichen Tage, damit wir geistesbehellt vorrangig in der Zunft der Zeit stehen. Aber ist's nicht so, dass man schnell vergisst, was wahrlich von gesellschaftlichem Nutzen ist? Und was macht das Herzblut dabei. Lehnte ich mich zu weit aus dem Fenster, dann schriee ich hinaus: Nieder mit dem Karrierezwang! Nieder mit der Fertigung des Kompaktstudenten! Aber ich bin müßig, und mir ist just auch ganz wohl dabei. Denn wenn der Wind so über meinen Rücken streicht, die Vögel so lieb von den Bäumen her zwitschern und die Sonne so lustig lacht, ist es leicht, dem Idealismus zu frönen. Keinem Tiere will ich mehr zu Leibe rücken, jedem Obdachlosen mein Erspartes geben, dreizehn Kinder adoptieren! Doch wird mir doch ganz schwer ums kleine Herz, wenn ich das krude Treiben dann betrachte und die Menschen dafür verachte, bis ich selbst dann merke, dass ich freilich nicht so anders bin. Doch entspanne ich dann, wie das Gras so freundlich unkt, und lasse die Kunst im Kopfe mich besänftigen. Und wenn mein Geist dann durch die Welten fliegt, sind die Schrecken weit und das Glück fast nah. Und dann seh' ich wieder hüben und drüben die Herrschaftskinder, und ich will hinüberrufen: Versuchet nur den Spagat und träumet, wie es sein könnte und wie es sollte! Macht ihr euch frei von den Sünden, denn irgendwann werden sie euch binden! Und wenn ich so den Winden lausche und mich mit dem Rücken auf die Wies' dort schmiege, scheint alles eigentlich ganz einfach...
Für dich, Taugenichts!
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Update. Eine weitere kleine Fingerübung, zu der mich Meinungen interessieren. Aber ob hier noch jemals Kommentare folgen werden, scheint ja doch sehr ungewiss. :D
edit: Das war sehr spontan hingeschmiert und bei näherer Betrachtung längst nicht akzentuiert genug. Nicht, dass es nun einen Anspruch auf Endgültigkeit hätte, aber ich habe ein paar wenige kleine Änderungen genacht, die schon ehe rin die richtige Richtung gehen, glaub ich.
baden gehen
Es war ein herrlicher Tag und der Himmel wolkenlos blau über dem von Bergen umschlossenen See, als sie genüsslich in das von der Sonne erwärmte Wasser stieg und ihr ein angenehm kalter Schauer über den Rücken jagte. Sie war ganz nackt, aber das störte in dieser Idylle niemanden, weil außer ihr niemand hier war. Sie genoss die Ruhe und schwamm ein paar Runden, bis sie Motorengeräusche hörte, die vom Ufer zu ihr her drangen. Sie blickte sich um und sah mit einem Lächeln ein paar Menschen die Böschung hinabsteigen. Es waren ihre Freunde, Wlad, Klaus, Tommy, Jack, Ming und noch ein paar andere, die sie nicht identifizieren konnte. Sie winkte ihnen, denn sie spielten häufiger zusammen hier im Wasser, warfen sich Bälle zu und tollten umeinander. Sie mochte sie gerne und sie mochten sie, da war sie sich ganz sicher. Schließlich hatten sie ihr dieses wunderschöne Plätzchen einst gezeigt, an der keine Menschenseele sonst verweilte und sie ganz alleine die Ruhe und Besinnlichkeit genießen, ja sogar ihren Frieden finden konnte. Das gelang ihr sonst kaum, denn sie führte ein aufwühlendes Leben.
Erwartungsvoll sah sie zu ihren Freunden, die gerade am Ufer standen und diskutierten. Da schubste Jack Ming auf einmal, Ming schrie auf und schubste ihn zurück. Das Gerangel ging noch ein Weilchen so weiter, aber das kannte sie ja schon und planschte belustigt herum. Das passiert halt, dachte sie, in so großer Runde kommen wir ja sonst schon kaum zusammen. Irgendwann, Ming und Klaus mussten bereits gegangen sein, was sie als schade empfand, kamen Jack und Tommy ins Wasser und lachten, während Wlad noch am Ufer lag und sich sonnte. Sie spielten ein bisschen miteinander, doch bald schon neigte sich der Tag dem Abend zu, so dass sie alle nach Hause mussten. Weil sie ja nackt war, wartete sie, bis die anderen gegangen waren.
Als selbst Wlad, der eingenickt gewesen war, als letzter verschwunden war, stieg also schließlich auch die Moral aus dem Wasser, sah sich noch einmal sich ihres Tagesglücks erfreuend um und ging sodann ihres Weges. Ob jemand sie wohl an diesem Tage vermisst hatte?
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I wasn't playing baseball, no!
I wasn't playing football, no!
I wasn't playing basketball, noo!
I was playing Class War!
I wasn't playing football, no!
I wasn't playing basketball, noo!
I was playing Class War!
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