Eine Geschichte von mir.

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Die Komplizierte Sache mit der Liebe.

      Kapitel 1 Die Diskussion

      „Aber Mama, du kannst doch nicht einfach beschließen, zu deinen blöden Freund in den Norden zu ziehen! Ich bleibe jedenfalls hier bei meinen Freunden!“ „Ach ja? Und wo willst du wohnen?“ „Bei Papa!!!“ Da verschlug es meiner Mutter plötzlich die Sprache. Ich sah Tränen in ihren Augen funkeln. Wutentbrannt rannte sie aus meinem Zimmer. Irgendwie tat sie mir jetzt furchtbar leid. Sie hatte sich von meinem Vater vor einem Jahr scheiden lassen, weil er sie schlug, jedoch nie vor meinen Augen. Jedes zweite Wochenende durfte ich meinen Vater sehen, wenn ich mochte. Es muss Mama sehr weh getan haben, was ich eben zu ihr sagte. Schließlich hatte sie ja auch Angst, dass er mir was antun könnte. Ich lief ihr hinterher ins dunkle Wohnzimmer. Immer wieder hörte ich sie schluchzen. Ich machte das Licht an und setzte mich zu ihr auf das Sofa. Ohne etwas zu sagen, nahm ich meine Mutter in den Arm. Als sie sich etwas beruhigt hatte, entschuldigte ich mich bei ihr: „Sorry Mama, ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Aber ich möchte das alles hier einfach nicht aufgeben. Wieso willst du eigentlich so plötzlich zu Gregor ziehen?“ „Weil ich ihn liebe und weil ich es hier einfach nicht mehr aushalte. Mittlerweile weiß aus irgendeinem Grund plötzlich jeder aus dem Dorf warum ich mich scheiden lies und ich kann die mitleidenden Blicke der Nachbarn einfach nicht mehr ertragen. Ich muss hier weg.“, erklärte sie mir. Das klang logisch. „Aber du kannst mich doch nicht zwingen mitzugehen. Ich bin 15 Jahre alt.“ „Ach Jessi, mein Liebling. Ich kann dich doch hier nicht allein lassen.“ „Und wenn ich bei Tammy wohne?“ Tammy war meine große Schwester. Da sie schon 22 Jahre alt war, wohnte sie hier im Dorf in einer eigenen Wohnung. „Also ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass Tamara davon begeistert wäre, aber du kannst sie gern anrufen.“ Sofort sprang ich auf und ging zum Telefon.
      „Tuuut, tuuut... Ja, hier Müller Tamara.“
      „Hi Tammy, ich bins Jessi.“
      „Hi Jessi, schön dass du anrufst, was ist denn?“
      „Ich muss dich was fragen, wegen Mama.“
      „Ja...?“
      „Kann ich bei dir wohnen, wenn Mama zu Gregor zieht?“
      „Was? Mama will zu Gregor ziehen?“
      „Mhm und sie will mich hier nicht alleine lassen.“
      „Gib sie mir mal bitte.“
      „Ok.“
      Ich gab meiner Mama das Telefon. Dann machte sie die Handbewegung, dass ich das Zimmer verlassen sollte. Da ich sehr neugierig war, tat ich so als ginge ich in mein Zimmer, blieb in Wahrheit aber hinter der Tür stehen. Ich lauschte, es brachte mir jedoch nicht viel, denn alles was meine Mutter von sich gab war: „Ja... Mhm... Na Gut, du hast ja Recht. ... Nein... Ok, ich sag es ihr, bis dann.“ Sie legte auf. „Jessi!“, klang es laut aus dem Wohnzimmer. Bevor ich hinein ging wartete ich ein paar Sekunden. Sie sollte ja denken, dass ich in meinem Zimmer war. „Ja?“, fragte ich scheinheilig, als ich ins Wohnzimmer trat. Sie erklärte mir, dass Tammy zum Abendessen kommen würde und bat mich, den Tisch zu decken. Nachdem ich das Brot geschnitten und auf den Tisch gelegt hatten, kam meine große Schwester auch schon zur Tür herein. Da es draußen herbstlich kalt war, hatte sie ganz rote Wangen. „Hallo, ihr Beiden.“, rief sie während sie sich die Schuhe auszog. Nachdem sie ihre Jacke aufgehangen hatte, setzte sie sich an den Esstisch. Nun saßen wir zu dritt am Esstisch, aßen und schwiegen uns an. Die Stimmung war mehr als nur gedrückt. Bis endlich Tamara ihren Mund aufmachte: „Hör mal Mama, ich kann Jessi total gut verstehen. Du hast sie weder vorgewarnt, noch gefragt. Alles urplötzlich. Gibt es für dich denn keine andere Lösung?“ Angestrengt fing meine Mutter an zu überlegen. Bis sie schließlich den Kopf schüttelte und erneut zu weinen begann. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Mama, beruhige dich. Wenn es nicht anders geht, dann musst du eben zu Gregor ziehen. Ich kann Jessi aufnehmen, bis das Schuljahr zu Ende ist.“ Da hörte meine Mutter auf zu weinen. Traurig lächelte sie uns an. „Das ist wirklich sehr nett von dir Tamara. Bist du sicher, dass du das hinbekommst? Der Umzugswagen ist für den 13. November bestellt. In dieser Woche wird Gregor kommen und uns helfen.“ „Was? Der 13. November ist doch schon in 2 Wochen! Also werden wir dieses Jahr nicht gemeinsam Weihnachten feiern? Na Super, echt!“, schrie ich, und knallte die Küchentür zu als ich hinausging. Wie konnte sie mir das nur antun. Letztes Jahr musste ich schon ohne meinen Vater feiern, und dieses Jahr auch noch ohne meine Mutter. Ich schmiss mich tränenüberströmt auf mein Bett. Nach einer Weile schlief ich vor Erschöpfung ein.
    • Kapitel 2 Kai

      Schweißgebadet wachte ich am nächsten Morgen auf. Ich hatte geträumt, dass Gregor in Wirklichkeit ein Frauenmörder ist und er nur deshalb wollte, dass meine Mutter zu ihm zieht. Ich stellte mich gegen ihn und schützte meine Mama. Bevor Gregor uns erreichte, wurde ich wach.
      Ich blickte auf den Wecker. Mit großer Bemühung konnte ich erkennen, dass es erst 5:38 Uhr war. Da der Versuch wieder einzuschlafen scheiterte, stand ich gleich auf. Nachdem ich fertig geduscht hatte, deckte ich den Tisch für das Frühstück. Während die Eier kochten, weckte ich meine Mutter. Diese stand auch gleich auf und frühstückte mit mir. Nach dem Essen spülte ich das Geschirr und verräumte es. Um einem Gespräch mit meiner Mama aus dem Weg zu gehen beschloss ich, ein bisschen raus zu gehen und zu malen. „Tschüss Mama, ich bin draußen.“, rief ich, als ich aus dem Haus ging. Mit dem Fahrrad fuhr ich an meinen Lieblingsort. Er lag in der Nähe von den Bergen. Ein See schimmerte in der Sonne. In einer Stunde war ich da. Um zu den See zu gelangen, musste man durch ein Gebüsch klettern. Ich setzte mich auf den Boden und malte die Landschaft.

      Plötzlich knackste es hinter mir. Vor lauter Schreck zog ich mit dem Bleistift einen Riesenstrich durch mein Bild. Ich drehte mich um und blickte in ein paar wunderschöner kristallklarer blauer Augen, die mich ansahen. Es war ein Junge. „Oh, entschuldige. Hab ich dich sehr erschreckt? Es ist schön hier nicht wahr?“ Seine Stimme war sehr beruhigend. Langsam sammelte ich mich wieder und antwortete: „Nein, es ging schon. Ja, ich liebe diesen Ort. Im Sommer bin ich fast jeden Tag hier. Ich dachte immer, dass niemand außer mir diesen Ort kennt. Wie heißt du eigentlich?“ Er stellte sich mit dem Namen Kai vor und erzählte mir, wie er diesen See entdeckt hatte. Sein Vater war Hobbypilot und nahm ihn einmal mit. Sie flogen über den See und Kai fand ihn so faszinierend, dass er noch am gleichen Tag loslief und ihn suchte. Während er erzählte, sah ich ihn an. Er hatte ein hübsches Gesicht mit Sommersprossen. Tolle blaue Augen und etwas längere, hellbraune Haare. Er war etwa 1,75 m groß und hatte einen athletischen Körper. Da entdeckte er meine Skizze. „Wow, hast du das skizziert? Was ist der große Strich da?“ Ich erklärte ihn darüber auf, dass der Strich seinetwegen war und dass ich das Bild zu Hause mit Farbe fertig malen würde. Als wir uns unterhielten, fiel uns gar nicht auf, wie schnell die Zeit verging. Die Dämmerung trat langsam ein. Kai und ich kletterten zurück durch das Gebüsch zu meinem Fahrrad. Kai war zu Fuß hergekommen. Da ich nicht allzuspät nach Hause kommen wollte, stieg ich sofort auf mein Fahrrad und wollte losfahren, doch Kai hielt den Gepäckträger fest. „Wo möchtest du denn so schnell hin? Wann kommst du wieder her?“ „Ich weiß nicht. Hab zu Hause ziemlichen Stress. Ich muss jetzt wirklich los. Sorry. Muss ne Stunde fahren, bis ich Daheim bin. Tschau!“ Mit Vollgas fuhr ich los. Weil ich sehr schnell war, war ich nach zehn Minuten schon sehr weit gekommen. Auf einmal kam ein Auto vorbei, hupte und hielt an. Vor lauter Schreck fiel ich fast um, konnte mich aber noch halten. Aus dem Auto stieg ein Mann aus. Erst als er im Scheinwerferlicht des Autos stand, erkannte ich ihn. Es war Kai. „Hi... ich wollte dich im Dunkeln nicht mit dem Fahrrad Heim fahren lassen. Das ist zu gefährlich. Es ist nun doch recht schnell dunkel geworden.“ Er machte den Kofferraum auf. Da die Hintersitze umgeklappt waren, passte mein Fahrrad problemlos ins Auto. Wir stiegen ein und fuhren los. „Wie alt bist du eigentlich, wenn du schon Auto fahren darfst?“, wollte ich wissen. „18. Und du?“ Sollte ich ihm mein wahres Alter sagen? Vielleicht fände er mich dann zu kindisch. „15.“, sagte ich ehrlich. „Möchtest du morgen um 16 Uhr zu meinem Fußballtraining kommen? Das würde mich sehr freuen.“ Erwartungsvoll sah er mich an. Aus Reflex nickte ich. „Cool. Sag mal, wo muss ich dich eigentlich genau absetzen?“ Ich zeigte ihm den Weg. Vor meiner Haustür stand ein Polizeiwagen. Aus Angst um meine Mutter sprang ich aus dem Auto und stürmte ins Haus. Kaum war ich auf der Türschwelle des Wohnzimmers, fiel meine Mutter mir um den Hals. „Jessi, da bist du ja. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Wo warst du nur so lange?“ Da wurde mir klar, dass die Polizei nicht wegen Mama hier war, sonder wegen mir. „Ich hab doch gesagt, ich bin draußen beim Malen. Es ist nur ein bisschen später geworden.“ „Ja, das war wohl meine Schuld. Ich hab sie aufgehalten.“ Kai stand mit meinem Block und den Stiften hinter mir. Ich war froh, dass er mir zur Seite stand. „Gut, da sich die Sache mit der Vermisstenanzeige nun ja erledigt hat, machen wir uns wieder auf den Weg. Schönen Abend noch.“ Zwei Polizisten verließen das Haus. „Ich hab dein Fahrrad vor die Tür gestellt. Ist das in Ordnung?“ Bevor ich Kai antworten konnte, schrie meine Mutter ihn an: „Ja, das passt! Könnten Sie nun meine Wohnung verlassen? Schönen Abend noch junger Mann!“ Kai drehte sich beleidigt um und ging. Ich hörte noch den Motor als er losfuhr. „ICH HASSE DICH!“, schrie ich meine Mutter an und stampfte zornig in mein Zimmer. Zur Beruhigung malte ich an meinem Bild weiter.
      Eine Weile später klopfte es an meiner Tür. Ich sagte nichts und malte weiter. „Jessi? Ich bins Tamara. Darf ich reinkommen?“ Ich legte meinen Pinsel zur Seite und öffnete die Tür. Wir setzten uns auf mein Bett. „Wieso hast du gesagt, dass du Mama hasst? Was hat sie denn getan?“, fragte Tammy mich besorgt.
      „ Also... ich kam nach Hause und dann gingen die Polizisten. Dann kam Kai und brachte meinen Block und die Stifte und räumte das Fahrrad auf. Und schließlich schmiss Mama ihn raus und ich wurde richtig sauer.“
      „Aha, die Geschichte mit der Polizei kenne ich, aber wer ist denn Kai?“
      „Oh, den hab ich heute kennen gelernt. Wir haben uns unterhalten und deswegen ist es so spät geworden. Dafür hat er mich ja mit dem Auto Heim gefahren.“
      „Wie süß... Jessi du bist ja verliebt.“
      „Gar nicht wahr. Ich finde ihn NUR sehr nett.“
      „Wenn du meinst. Wann seht ihr euch denn wieder?“
      „Eigentlich morgen um 16 Uhr am Fußballplatz in Dreschenhofen. Aber ich weiß nicht, ob Mama mich hinlässt. Anscheinend hat sie ja was gegen ihn.“
      „Ach Jessi, sie hat sich doch nur Sorgen um dich gemacht und gab ihm die Schuld. Ich rede mal mit ihr. Bis gleich.“
      Und schwupp ging sie auch schon aus dem Zimmer. Ich malte derweil mein Bild zu Ende. Danach legte ich mich auf mein Bett und dachte nach. „Verliebt... ICH und verliebt? Kann doch gar nicht sein. Ich war noch nie verliebt. Ich weiß doch gar nicht wie das geht...“ Mit einem Mal wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „JESSICA!“, rief meine Mutter aus dem Wohnzimmer. Langsam schlenderte ich hinüber. „Tut mir leid, ich hab vorhin wohl ein wenig überreagiert.“, entschuldigte sie sich. Dann wollte sie wissen, wo ich eigentlich war. „Ich war in Dreschenhofen. Dort saß ich auf einer Wiese und malte. Dann habe ich Kai kennen gelernt. Der hat mich dann auch hierher gefahren, weil es schon dunkel war.“ „Oh... das war aber nett von ihm, extra von Dreschenhofen nach Alos zu fahren.“ Ich nutzte die Dankbarkeit an Kai von meiner Mutter um zu fragen, ob ich morgen zu dem Training gehen durfte. „Natürlich. Ich muss morgen sowieso zu Tante Greta nach Dreschenhofen. Da kann ich dich mitnehmen. Ich stelle jedoch eine Bedingung. Bis um 19 Uhr bist du wieder bei Tante Greta damit wir nach Hause fahren können.“ Ich nickte und freute mich total. Zufrieden ging ich ins Bett.
    • Kapitel 3 Das Treffen

      „Piep, piep, piep, piep. Piep, piep, piep, piep.” Schlaftrunken stellte ich den Wecker aus und hüpfte unter die Dusche. Danach richtete ich mich für die Schule und ging frühstücken. Es war der Montag in der letzten Schulwoche vor den Herbstferien. Nächste Woche würde der Umzug beginnen. Als ich gegessen hatte, ging ich zur Bushaltestelle. Wie immer war im Bus kein Platz mehr frei. Meine Schule lag in Dreschenhofen. Das St. Anna Gymnasium. Dort besuchte ich die 10. Klasse. Ich setzte mich neben Katarina auf meinen Platz. „Guten Morgen.“, grüßte ich sie freundlich. „Na, hast heute wohl einen guten Tag? Das wird sich aber schnell ändern, wir bekommen heute die Englisch Schulaufgabe raus und du hast sowieso wieder eine Fünf.“ Das war Peter, der Anführer Clique, die aus irgendeinem Grund etwas gegen mich hatte. Dominik und Steffen waren seine besten Freunde, die ihm immer hinterherliefen. Da beide etwas kräftiger waren, traute ich mich nie etwas zu sagen. Ganz anders jedoch meine beste Freundin Viola, die eben ins Klassenzimmer kam. „Hey Peter. Sei doch einfach mal still du Obernull. Jessi ist in der Schule auf jeden Fall besser als du, denn du hast ja nix im Hirn. Zur Information, sie steht in fast jedem Fach auf einer zwei oder noch besser. Also hast du hier gar nichts zu melden.“ Sie setzte sich hinter mich. Kurz darauf kam auch schon unsere Klassenlehrerin Fr. Palme herein. Der Name passte zu ihr, denn sie hatte ihr Pony immer mit einem Haargummi zusammengemacht, dass sie hoch nach oben standen.
      „Guten Morgen liebe Klasse 10 b. Legt bitte eure Unterlagen beiseite, wir schreiben eine Extemporale in Mathematik. Dieses mal sind keine Formelsammlungen und Taschenrechner erlaubt. Viel Erfolg.“ Die Aufgaben waren total einfach. Innerhalb kürzester Zeit war ich fertig und gab mein Blatt ab. Auf dem Rückweg zu meinem Platz streckte ich Peter frech die Zunge raus. Nachdem alle abgegeben hatten verbesserten wir die Aufgaben gemeinsam. Wow, meine Lösungen waren alle richtig.
      Doch meine Freude wurde schnell wieder zerstört, denn wir bekamen die Englisch Schulaufgabe heraus. Und wie Peter es schon vermutet hatte, war meine Note nicht sehr gut. Mal wieder eine Fünf, doch dieses mal mit einem Plus dahinter. Ich war den Tränen nahe. Wie auf Kommando klopfte es an der Tür und vier Jungs kamen herein. Der letzte von ihnen war Kai. Er sah mich an, doch als ich ihn anlächelte sah er absichtlich in die andere Richtung. Wie ich es mir bereits dachte, war er sauer auf mich. „Guten Morgen. Ich möchte uns kurz vorstellen. Wir sind Klaus, Jonathan, Simon und Kai. Wir bieten ab dieser Woche ein Tutorenprogramm für die Hauptfächer Mathe, Deutsch und auch Englisch für die 10. und 11. Klassen an. Ich selbst werde euch in Mathe helfen, wie auch Jonathan und ein paar andere Schüler. Simon macht Deutsch und Kai Englisch. In die Liste, die wir gleich herumreichen könnt ihr euch eintragen, wenn ihr Hilfe braucht. Das ganze wird nichts kosten.“ Während die Liste herum ging, beantworteten die Vier unsere Fragen, die wir zum Programm hatten. Ich trug mich für Englisch ein. Als sie die Liste wieder hatten, verließen sie das Klassenzimmer. Kai würdigte mich keines Blickes, als er an meinem Platz vorbei lief. Das wollte ich so nicht. Kaum war die Tür zu, stand ich auf und wollte den Schülern hinterher. Ich wollte ihn fragen, was das soll. „Wo möchtest du denn hin Jessica?“, fragte Frau Palme. „Ääh... Zur Toilette bitte.“ Ich bekam die Erlaubnis. Ich rannte den vier Schülern nach und zog Kai an seinem Arm ein wenig zurück. „Kann ich dich kurz sprechen?“, fragte ich ernst. Die anderen Drei ließen uns allein. Doch dann fiel mir plötzlich nicht mehr ein, was ich sagen könnte. Stumm sah ich ihn an. „Oh man, was ist denn? Ich hab noch besseres zu tun, als hier mit dir blöd rumzustehen.“ Ich war schockiert. Das war nicht der nette Kai, den ich gestern kennen lernte. Ich musste jetzt irgendetwas sagen. „Du gehst auch auf diese Schule?“ „Ja..., sonst noch was?“ „Ja, das mit gestern ist verdammt blöd gelaufen.“ Er nickte, doch ohne sonst etwas zu sagen, lies er mich stehen und ging in seinen Klassenraum. Verwirrt ging auch ich zurück in den Unterricht.
      Nach der Schule fuhr ich normal nach Hause und aß zu Mittag. Die Hausaufgaben erledigte ich ohne Probleme. Nun fuhren meine Mutter und ich zu Tante Greta. Mit Kaffee und Kuchen empfang diese uns. Ich erzählte von der Englisch Schulaufgabe und dem Tutorenprogramm, erwähnte Kai jedoch lieber nicht. Ungeduldig blickte ich alle zwei Minuten auf die Uhr, während die beiden Erwachsenen sich angeregt unterhielten.
      Um halb vier hielt ich es nicht mehr aus. Ich verabschiedete mich von den Beiden und schlenderte zum Sportplatz. Dort angekommen kaufte ich mir aus dem Automaten einen heißen Tee, um mich aufzuwärmen. Ich wollte einen Schluck trinken, doch der Tee war zu heiß und ich verbrannte mir meine Zunge. Um sie abzukühlen, ging ich aufs Mädchenklo und trank einen Schluck kaltes Leitungswasser. Meine Zunge fühlte sich jetzt rau an, ein sehr unangenehmes Gefühl. Als ich wieder nach draußen ging, hatte das Training schon angefangen. Ich stellte mich ans Geländer und schaute zu. Da entdeckte ich Kai. Er war gerade dabei sich aufzuwärmen. Als er mich sah, winkte ich ihm. Er winkte zurück. Das war Toll, er hatte mir verziehen. Ich setzte mich auf das Geländer. Der Trainer lies seine Fußballer nun zehn Minuten ums Spielfeld rennen. Anders als bei uns im Schulsport, rannten sogar die, die der Trainer gerade nicht in seinem Blick hatte. Kai war einer der Schnelleren. Ich lies ihn nicht aus den Augen. Als er an meiner Seite entlang lief, grüßte er mich: „Hallo Hübsche.“ „Hi...“ So etwas hatte noch nie jemand zu mir gesagt. Außer vielleicht meine Mutter. Ich spürte wie ich rot anlief und drehte mich zur Seite. Ein seltsames Gefühl tat sich in mir auf, immer wenn Kai mich ansah. Mir wurde ganz warm und in meinem Bauch kribbelte es. Außer ihm nahm ich von meiner Umwelt nichts wahr. „Ich glaube, ich bin wirklich verliebt.“, dachte ich mir im Stillen. Die Pfeife des Trainers erklang schrill. Nun begannen sie ein Spiel. Die Mannschaft wurde aufgeteilt. Kai war Ersatzspieler. Statt sich zu den anderen Spielern auf die Bank zu setzen, kam er zu mir. „Hey, na wie geht’s? Dieses mal ohne Fahrrad?“ „Ja, meine Tante wohnt in Dreschenhofen und meine Mama hat mich mitgenommen, weil sie heute bei ihr ist.“ „Aha. Und du brauchst also Hilfe in Englisch? Ich habe deinen Namen gelesen und dich bei mir eingetragen.“ „Wirklich... Cool. Dich kenne ich wenigstens. Ich freue mich schon...“ Mir war es sehr unangenehm über meine Schwachstelle zu reden. Schnell wechselte ich das Thema. „Ist dir nicht kalt in T-Shirt und kurzer Hose?“ „Nein, das geht schon wenn man Sport treibt.“ Dann pfiff der Trainer wieder. Nun mussten Kai und die anderen Ersatzspieler ran. Ich dachte gerade an meine zukünftigen Englisch Stunden, als mich ein Junge von der Fußballmannschaft anstupste. „Tag, was machst du denn hier?“ „Na, zuschauen, siehst du doch.“ „Dem Spiel? Oder Kai?“ „Na dem Spiel natürlich.“, log ich. „Na gut, wie viel steht es denn gerade?“ Ich senkte den Kopf. Ich hatte keine Ahnung. „Ja, ok. Du hast ja recht. Ich sehe mehr ihm zu, als dem Spiel.“ War es so schlimm das zuzugeben?“, rief er, als er wieder zur Ersatzbank sprintete. Komischer Typ. „TOOOOOOOOOOT!!!“, riefen die Spieler aus Kais Mannschaft. Kai hatte mitten ins Tor getroffen. Lachend sah er zu mir. Ich streckte die Daumen in die Höhe. „Gut, Damit ist das Training für heute beendet. Die blaue Mannschaft siegt mit 3:1.“ Die Fußballer gingen sich wieder umziehen. Auf einer Bank vor den Kabinen wartete ich auf Kai. Er kam als Letzter heraus, erst, als die anderen schon gegangen waren. Vielleicht absichtlich. „Hey Jessi, hast du Lust noch irgendwas zu machen? Wann musst du denn zu Hause sein?“ „Um 19 Uhr. Könnten wir vielleicht irgendwo hingehen wo es warm ist? Mich friert es.“ Er rutschte ein wenig näher und legte seinen Arm um mich. „Du wirst sehen, gleich wird dir wärmer.“ Er hatte Recht, in nur kurzer Zeit war mir um einiges wärmer. „Was hältst du davon, wenn wir bei Charlie eine heiße Schokolade trinken gehen? Ich lade dich ein.“ Kai stand auf und nahm mich an der Hand. Er hielt sie, bis wir bei Charlie, einem Eis Café waren. Ich war das glücklichste Mädchen auf der großen weiten Welt. Als wir ins Café gingen, wurde Kai vom Wirt gleich freundlich gegrüßt. „Hallo Kai. Was kann ich dir denn heute bringen? Oh Verzeihung. Dir und deiner reizenden Begleitung.“ Ein beschämendes Gefühl überkam mich. „Zwei heiße Schokoladen, bitte. Wir setzten uns in eine hintere Ecke des Cafés an einen Zweiertisch. „Sag mal, stimmt es eigentlich, dass du mich heute beim Training regelrecht beschattet hast? Mein bester Freund David hat da beim Umziehen was erwähnt.“ David musste der Junge sein, mit dem ich mich unterhalten hatte, als Kai spielte. „Ähmmm... Naja, sagen wir mal, ich hab mich etwas mehr auf dich konzentriert.“ Ich merkte, wie ich erneut rot anlief. Da kam der Kellner und brachte uns die zwei Getränke. „Jessica?“ Zu meinem Verwundern musste ich feststellen, dass der Kellner Peter war. „Uhhh, hast du ein Date? Dass du um diese Uhrzeit überhaupt noch rausdarfst? Ich dachte immer, du musst um 6 ins Bett.“ „Oh man Peter. Gib uns einfach die Getränke und mach nen Abflug.“ Dadurch, dass Dominik und Steffen ihm dieses mal nicht den Rücken stärkten, wehrte ich mich gegen seine blöden Sprüche. Peter knallte uns die Gläser auf den Tisch und ging hinter die Theke. „Was war denn das für ein Vollidiot? Hab ich den nicht schon mal irgendwo gesehen?“ „Das kann sein, Er geht in meine Klasse. Dort ist er auch immer so gemein zu mir. Das geht mir mittlerweile so richtig auf die Nerven.“ „Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich glaube, ich rede mal ein Wörtchen mit dem.“ „Nein, lass. Das gibt nur noch mehr Ärger.“ Ich fasste Kai an seinem Arm. In Ruhe tranken wir unsere mittlerweile schon lauwarmen Schokoladen aus. Kai legte unfreundlich das Geld auf den Tisch und wir verließen das Eis Café. Wir machten uns auf den Weg zu Tante Gretas Haus. Als wir vor der Haustür standen, verabschiedeten wir uns. Ich fing damit an: „Danke für den tollen Nachmittag heute. War echt super schön.“ „Ja, fand ich auch. Ach, kein Thema. So einem hübschen Mädchen wie dir muss man doch eine Freude machen.“ Dann gab er mir einen Kuss auf meine Wange. Mein Bauch fühlte sich an, als explodiere er gleich vor lauter Schmetterlingen. Kai ging nach Hause. Ach war ich glücklich. Verträumt ging ich in Tante Gretas Haus und lief voll gegen meine Mutter. „Oh, Jessi. Hast du dir weg getan? Ich wollte gerade sehen, ob du schon kommst.“ „Ja, natürlich. Ich sagte doch, dass ich um Sieben hier bin.“ „Gut. Dann fahren wir doch gleich. Auf Wiedersehen Greta.“, rief meine Mutter. Auch ich verabschiedete mich von meiner Tante.
      Auf dem Heimweg sah ich aus dem Fenster. Ich konnte nur noch an Kai denken. Zu Hause verschwand ich gleich in mein Zimmer und umarmte mein Kopfkissen. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie Kai und ich Arm in Arm an einem Strand entlanglaufen, während die Sonne untergeht. Dann dreht er sich zu mir und sieht mich mit seinen kristallblauen Augen an. Wir schließen die Augen und dann..., ja dann erwachte ich aus meinen Träumen und überlegte zweifelhaft, wie das mit dem Küssen wohl funktioniert. Ich wusste gar nichts darüber, deswegen beschloss ich Viola anzurufen. Sie hatte schon mehrere Freunde und mehr Erfahrung als ich.
      „Tuuut, tuuut, tuu... Ja, Sandon.”
      „Guten Abend Frau Sandon, ist Viola da?“
      „Einen Moment, ich geb sie dir... Hallo?“
      „Hi Viola, Jessi am Apparat. Ich brauche dringend deine Hilfe. Kannst du irgendwohin gehen, wo dich niemand hört?“
      „Ja klar... So jetzt. Was ist denn?“
      „Naja, also... Ich weiß nicht wie ich es sagen soll.“
      „Los, raus mit der Sprache.“
      „Na gut. Ich bin total verliebt und... das hört sich jetzt wahrscheinlich total blöd an, aber ich weiß gar nicht wie man küsst.“
      „Ah... Und du willst jetzt, dass ich es dir erkläre?“
      „Genau.“
      „Aber Jessi, das kann ich nicht. Das kann man nicht erklären, das geht einfach irgendwie.“
      „Ja, aber wie?“
      „Keine Ahnung. Du weißt dann schon wie, glaube mir. Wer ist es überhaupt?“
      Ich erzählte ihr die ganze Geschichte von Kai und mir in allen Einzelheiten. Wir telefonierten fast 1 ½ Stunden, bis ich auflegte. Ich wünschte meiner Mutter noch eine gute Nacht und ging ins Bett.
    • Kapitel 4 Das Picknick

      Am nächsten Morgen wurde ich wieder vom Klingeln des Weckers geweckt. Wie gewohnt ging ich zur Schule. Auf meinem Tisch lag ein Umschlag. Verwirrt setzte ich mich. „Was ist das?“, fragte ich Katarina. „Keine Ahnung, das lag schon heute Morgen dort. Machs doch einfach auf.“ Sie hatte Recht. Ich öffnete den Umschlag. Mhmm, er roch nach Kais Perfum.
      „Hallo meine Hübsche,
      Heute Abend hole ich dich um 18 Uhr ab. Ich habe eine Überraschung für dich.
      Kai xxx“
      „Oh, das ist ja süß, ich freu mich für dich.“ Viola stand hinter mir und hatte mitgelesen. „Ja, ich weiß. Ist das nicht toll.“, antwortete ich. Da kam Peter mit seinen „Bodyguards“ und riss mir den Brief aus der Hand. Leise las er ihn. „Ohhh, wie süß. Unsere kleine Jessi hat einen Freund.“ Blöd gab er Küsse in die Luft. Viola nahm ihm den Brief weg und schubste Peter zur Seite. „Man, musst du sie eigentlich immer ärgern? Du bist ja nur neidisch, dass sich für dich keine interessiert. Aber bei deinem Verhalten muss dich das ja nicht wundern.“ Da bäumte sich Dominik vor ihr auf und packte sie grob am Oberarm. Zum Glück kam genau in diesem Moment Fr. Palme ins Klassenzimmer. Sie schickte Dominik mit einer Nachricht, die sie kurz schrieb, zum Direktor. Viola setzte sich stumm an ihren Platz.
      Schon heute bekamen wir die Mathe ex zurück. Ich hatte eine 1 und Viola eine 2. Sie hatte sich verrechnet. 15 min. durften wir uns die Arbeit ansehen, dann mussten wir sie wieder abgeben. In der zweiten Stunde kam Kai zu uns und gab uns die Termine für das Tutorenprogramm. Englisch würde immer Mittwochs nach der Schule stattfinden. Der restliche Schultag verlief harmlos. Zu Hause gab es Lachsfilet mit Beilagen. Total Lecker. Zum Glück hatte ich heute keine Hausaufgabe auf, denn meine Mutter hatte schon angefangen Kartons zu packen. Und natürlich zwang sie mich, ihr beim Sortieren und Packen zu helfen. Um Fünf ging ich ins Badezimmer, duschte mich, föhnte meine Haare zurecht und schminkte mich. Leicht und dezent. Dann ging ich in mein Zimmer und durchwühlte meinen Kleiderschrank etwa drei mal und fand trotzdem nicht das Richtige. In Unterwäsche stand ich vor dem Spiegel. Plötzlich hörte ich es an der Tür klingeln. Panisch blickte ich auf meine Uhr. 17:55 Uhr. Oh Nein, das war bestimmt Kai. Schnell zog ich mir eine Jeans und einen türkisen Pullover an. Da klopfte es auch schon an der Tür. Ich warf noch einen prüfenden Blick in den Spiegel, dann machte ich auf. Meine Mutter und Kai standen dahinter. „Hi, Kai. Ähh Mama, ich komme später wieder. Bye, bye.“ Schnell zog ich Kai aus dem Haus, nachdem ich meine Schuhe anhatte. Vor lauter Hektik vergaß ich meine Jacke anzuziehen. Zum Glück war es in Kais Auto warm. „Wo fahren wir hin?“ „Das verrate ich dir nicht, das wird eine Überraschung. Aber eins verspreche ich dir, es wird dir gefallen.“ Wir fuhren in Richtung Dreschenhofen, doch bevor wir da waren, verband mir Kai die Augen. Wir fuhren noch ein kleines Stückchen, bevor wir ausstiegen. Vorsichtig führte er mich irgendwohin. Ich hatte keine Ahnung wo wir waren, aber der Widerstand des Bodens zeigte mir, dass es keine Straße war. Langsam nahm Kai mir die Augenbinde ab. Was ich da sah, das raubte mir den Atem. Vor mir war ein Picknick ausgebreitet, mit allem drum und dran. Mit allen möglichen Sorten von Obst, drei Schälchen Schlagsahne und verschiedenen Wurst und Käseplatten. Die Lichter, die um den Picknickplatz gestellt waren, warfen alles in ein romantisches Licht. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. „Gefällt es dir?“ „Soll das ein Witz sein? Es ist traumhaft! Dankeschön.“ Ich fiel ihm in die Arme und er drückte mich sanft. Wir setzten uns inmitten der Lichter auf eine kleine Decke. Als ich meine Sinne wieder beisammen hatte, wurde mir schnell kalt, ich hatte ja keine Jacke an. Ich lies mir jedoch nichts anmerken, da ich die Stimmung nicht trüben wollte. „Ich habe einen heißen Cappuccino dabei. Möchtest du einen?“ Ich nickte, das war perfekt um meine Hände aufzuwärmen. Während wir aßen, rückte Kai immer näher an mich heran. Da mir an diesem Novemberabend immer kälter wurde, setzte auch ich mich immer näher an Kai. Wir waren jetzt ganz eng beieinander. Er legte seinen Arm um mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Aber du bist ja ganz kalt Jessi. Du hast ja gar keine Jacke an. Komm, wir gehen zu mir, da ist es wärmer.“ „Nein, ich würde gern hier bleiben. Ich finde es so wunderschön.“ „Sei doch vernünftig. Du wirst nur krank.“ Er hatte leider recht. Ich stand auf und half ihm die Picknicksachen ins Auto zu packen. Ich hatte mir selbst den schönsten Moment meines Lebens versaut. Im Auto merkte ich, wie sich meine Augen mit Wasser füllten. Schnell blickte ich aus dem Fenster, sodass Kai nicht merkte, dass ich weinte. Nachdem der Motor des Autos brummte, legte Kai seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich sah ihn an. „Wieso weinst du, meine Hübsche? Es ist doch alles in Ordnung.“ „Ach, gar nicht wahr. Ich hab doch alles versemmelt.“ „Das stimmt doch überhaupt nicht. Möchtest du nach Hause?“ Ich nickte. Wir schwiegen die ganze Fahrt. Als wir da waren, sagte ich nur Tschüss und stieg aus. Sofort ging ich rein. „Hi Mama! Ich bin wieder daha.“ Ich zog meine Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch lag ein Zettel: „Hallo Jessica. Ich bin bei Tamara. Komme so um 21 Uhr nach Hause.“ Ich ging in mein Zimmer und lernte. Über meinem Biologiebuch schlief ich ein.
    • Kapitel 5 Der (fast) erste Kuss

      Etwas rüttelte grob an meiner Schulter. „JESSICA! AUFSTEHEN! Wir haben schon halb acht. Du musst in einer halben Stunde in der Schule sein. Ich fahre dich.“ Langsam stand ich auf. Mir tat alles weh. Ich nahm meine Schultasche und wusch mir mein Gesicht nur kurz, bevor ich zu meiner Mutter nach draußen ging. Auch das noch... Vergangene Nacht hat es angefangen zu schneien. Meine Mutter musste erst die Scheiben frei kratzen. Und das ausgerechnet heute am Mittwoch, wo nach der Schule Nachhilfe bei Kai anstand. Oh das wusste meine Mutter ja noch gar nicht. „Ach ja, Mama. Ich muss heute länger in der Schule bleiben. Ich nehme doch in Englisch jetzt Nachhilfe. Geht das?“ „Ungern zwar, wegen dem Umzug. Aber wenn es sein muss, dann ja.“ Ich nickte nur stumm. So wichtig war ihr also mein Leben...
      Ich kam eine halbe Stunde zu spät. Ich rannte zum Klassenzimmer und klopfte an. Vorsichtig trat ich nach einem „Herein“ ein. „Guten Morgen. Entschuldigen Sie meine Verspätung, ich hab verschlafen.“ Anscheinend hatte Fr. Palme heute einen schlechten Tag. „Junges Fräulein, so geht das ja wohl nicht, dass sie zu spät kommen und sich denken, das macht schon nichts. Sie machen sich jetzt sofort auf den Weg zum Direktor. Abmarsch.“ Ich drehte um und ging wieder aus dem Klassenzimmer raus. Auf dem Weg zum Direktorzimmer fing ich zu weinen an. Ich konnte ja nichts dafür, dass mein Wecker nicht geklingelt hatte. Mutlos klopfte ich an die Tür von Herrn Schlaffer, unserem Direktor. Ich trat ein und erzählte ihm was passiert war. „Oh je, Sie sind deswegen ja total fertig. Setzten Sie sich doch erst mal, Jessica.“ Ich setzte mich und trocknete mit dem Ärmel meine Tränen. „Das ist doch nicht so schlimm, dass Sie einmal zu spät gekommen sind. Was ich so von Ihnen weiß, sind Sie sonst eine gute Schülerin.“ Während er sprach, schrieb er irgendetwas auf einen Zettel. Er faltete ihn zusammen und gab ihn mir schließlich. „Wären Sie so nett, diese Nachricht Ihrer Klassenlehrerin zu überbringen. Sie dürfen die Nachricht allerdings nicht selbst lesen, das verstößt gegen die Regeln.“ Ich nickte lächelnd und verließ das Zimmer. Ich ging ein paar Gänge entlang, bis ich mich allein auf eine Bank setzte und heimlich die Nachricht las.
      „Sehr geehrte Frau Palme,
      Ich bin nicht frohen Mutes darüber, was man so von Ihnen hört. Das arme Mädchen hat geweint, als sie zu mir kam. Sie sollten sich über Ihr Verhalten gegenüber manchen Schülern ein paar Gedanken machen. In letzter Zeit kamen mir häufig schlechte Informationen über Sie zu Ohren. Das Mädchen bekommt keine Strafe.
      Mit freundlichen Grüßen
      Hr. Schlaffer“
      Beim Lesen musst ich lachen. Das habe ich nun wirklich nicht gewollt, aber das hat die alte Schrulle nun wirklich mal verdient. Ich ging zurück ins Klassenzimmer. Pünktlich zum Stundenwechsel. Ich gab Fr. Palme den Brief, als sie das Zimmer verließ. Ich setzte mich auf meinen Platz und räumte meine Schulsachen heraus. In der Geographiestunde, hörte ich kaum zu, sondern schrieb Viola einen Zettel, auf dem der Inhalt des Briefes für Frau Palme zusammengefasst war. Wir machten uns daraus einen Riesenspaß. Ungefähr drei mal ermahnte uns der Lehrer weil ich mich immer wieder zu ihr umdrehte. Es gongte zur Pause. Viola und ich gingen in die große Halle an den Pausenverkauf, um uns jeweils eine Butterbrezel zu kaufen. Nach der Pause war ganz normaler Unterricht. Nach der Schule lief ich mit Viola noch bis zum Ausgang und wir verabschiedeten uns, dann setzte ich mich auf eine Bank in der Aula, in der Hoffnung, Kai irgendwo zu entdecken. Wir hatten für Nachhilfe keinen Treffpunkt ausgemacht. Drei andere Schüler setzten sich zu mir, auch sie warteten auf Kai. Lässig mit seiner Jacke auf der Schulter, kam er nach langen zehn Minuten auch einmal zu uns. „Sorry Leute, ich hab euch nicht gefunden. Wisst ihr vielleicht ein leeres Klassenzimmer? Da könnten wir dann hingehen.“ Ein Schüler schlug sein Klassenzimmer vor. Als wir alle saßen, versuchten wir, Kai unsere Probleme zu schildern. Einerseits waren es die Zeiten und die unregelmäßigen Verben. Andererseits die If-Sätze, die wir alle nicht verstanden haben. „Nun gut, dann würde ich vorschlagen, wir machen zusammen ein Merkblatt für die Englischen Zeiten, bis ihr sie verstanden habt. Sie sind das wichtigste für die Schule. Ich möchte aber, dass ihr fragt, wenn ihr irgendwas nicht verstanden habt. Klar.“ Wir stimmten zu. Er malte uns einen Merkeintrag an die Tafel und wir anderen schrieben ab. Unsere Fragen beantwortete er ohne mit der Wimper zu zucken sofort so, dass wir es einigermaßen verstanden haben. Als er fertig war, ging er durch und sah sich unsere Einträge an. Mir flüsterte er etwas ins Ohr: „Bleibst du nach der Stunde noch kurz da? Ich muss dich was fragen.“ Ich nickte. Als alle ihre Einträge fertig hatten, war die erste Stunde zu Ende. Die anderen gingen nach Hause. „Hast du heute noch Zeit? Ich würde gern mit dir zum See gehen, einfach einen schönen Abend verbringen.“ „Ich weiß nicht, meine Mama packt gerade alles ein. Sie zieht um. Und heute kommt glaube ich ihr Freund Gregor. Aber wenn du mir deine Telefonnummer gibst, dann kann ich dich anrufen.“ Er nahm Zettel uns Stift und gab mir seine Nummer. Ich ging zum Bus. Gerade noch rechtzeitig erreichte ich ihn.
      Wie ich mir schon gedacht hatte, war Gregor bereits bei uns angekommen. Sein Auto stand auf dem Parkplatz. „Hi Mama, Hallo Gregor!“ rief ich, als ich zur Türe rein kam. Der Duft von leckeren Pfannenkuchen stieg mir in die Nase. Der Tisch in der Küche war schön gedeckt und die Pfannenkuchen standen schon bereit zum vernaschen auf dem Tisch. Wir aßen zusammen. Währrend dem Essen meinte meine Mutter plötzlich. „Jessica, was hältst du davon, wenn du heute ausnahmsweise mal bei Viola in Dreschenhofen übernachtest? Gregor und ich sind heute Abend nicht zu Hause. Ich würde dich bis um 16 Uhr ungefähr rüber fahren.“ „Na klar geht das, Mama. Ich ruf sie gleich nach dem Essen an.“ Als Gregor nach dem Essen für mich abspülte ging ich zum Telefon und rief Kais Nummer an.
      „Tuuut, tuu... Ja Guten Tag?“
      „Hallo. Ähh, hier ist Jessica, ist Kai da?“
      „Ja klar, am Telefon.“
      „Oh Entschuldigung, du hörst dich am Telefon so anders an. Ich komme so bis um 5 an den See ok? Kannst du mich danach zu meiner besten Freundin fahren?“
      „Ja klar. Ich freu mich schon. Bis dann, meine Hübsche.“
      „Bis dann.“
      Gleich danach rief ich Viola an und fragte wegen der Übernachtung. Ich lügte ihr vor, dass ich erst bis um 19 Uhr zu ihr gefahren werden kann.
      Bis es 16 Uhr war, ging ich in mein Zimmer und machte Hausaufgaben. Ich packte noch Schlafsachen und Zahnputzzeug für die Übernachtung ein und dann fuhren wir auch schon los. Meine Mutter parkte direkt vor Violas Haus. Ich tat so, als würde ich mir noch den Schuh binden, bevor ich ins Haus ging, bis ich Mamas Auto nicht mehr sah. Dann machte ich mich auf den Weg zum See. Ich war eine Viertelstunde zu früh, deswegen nahm ich meinen Mp3-Player und hörte laut Musik. Ich sang dazu, schließlich war ich am See immer allein. Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als plötzlich etwas an meine Schulter tippte. Es war Kai. Ich nahm die Kopfhörer aus den Ohren und begrüßte ihn. „Hi Kai.“ „Hi Jessi. Gibt es eigentlich was, das du nicht kannst? Du malst fantastische Bilder und singen kannst du auch noch. Ich war geschmeichelt.
      Verliebt sahen wir uns an. Wir kamen uns langsam näher und schlossen fast zeitgleich die Augen. WOW, gleich würde ich von meinem Märchenprinzen meinen ersten Kuss bekommen. Meine Nervosität stieg und stieg, als sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Auf einmal hörte ich ein lautes DONK!
    • Bevor du weitermachst -- damit du nicht so viele Doppelposts machst, poste die verschiedenen Kapitel doch bitte auf einmal, ja? :3
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Du kannst die kapitel ja trotzdem mit Überschriften kennzeichnen. :3 Im Eingabefeld kannst du den Text ja so formatieren, dass man erkennt, welches Kapitel man liest (Fettschrift, Kursiv etc.).
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.