Heftigeres. (Bitte Warnungen beachten!)

    • Heftigeres. (Bitte Warnungen beachten!)

      Ich poste das hier mit gemischten Gefühlen und fürchte ehrlich gesagt, dass es gelöscht wird. Trotzdem, gebt ihm bitte eine Chance und sagt mir, was ihr davon haltet, mich interessiert, ob man die Aussage hinter der Geschichte versteht.


      Warnung: Selbstverletzung, Blut.


      Geschichte

      Ich bleibe bei Weiß


      Mit der Faust schlug er gegen die weißen Wandfliesen, die keinen Centimeter darunter nachgaben. Einen Scheiß interessierte es sie, völlig taub waren sie und gefühllos. Das Blut spritzte von seinen zertrümmerten Fingerknöcheln auf die fein gefugten Fliesen, der rote Saft ergoss sich darüber wie zu viel Ketchup über den Rand eines Tellers. Er lachte und konnte sich den entgeisterten Gesichtsausdruck der Klofrau vorstellen, wie sie das alles später mit pedantischer Reinlichkeit wieder säubern würde.
      Sein Arm knallte gegen das Metallgestänge, eins, zwei, drei, Brei.
      Alles wegwischen, bloß nichts übriglassen, sowas war ja eine Gefahr für andere Leute und ach! die schönen weißen Fliesen. Nein nein, immer schön hinfort damit.
      Ein letzter Tritt gegen den Heizkörper und er sackte zusammen, der Arm hing verdreht und wie falsch zusammengeklebt an seinem Körper, die blassen Finger zuckten noch eine Minute oder zwei.
      Ach, ganz nette Vorstellung eigentlich, meinte eine Fliese. Schon, sagte eine andere, nur das Rot ist nicht so mein Fall. Ich denke, ich bleibe bei Weiß. Ja ja, sagte die erste, vernünftig.
    • Über die Aussage kann ich nur Mutmaßen und in Sachen Interpretation war ich nie gut...
      Allerdings erinnert mich das ganze an Max Frischs Andorra, das mit "Barblin weißelt" anfängt und endet - sozusagen um die Schuld/Geschehnisse zu übertünchen. Also könnte man vielleicht sagen es geht um die Ignoranz der "Mitlebewesen"(?), die um jeden Preis die Farbe der Unschuld tragen möchten.

      Centimeter

      Das hat mich so dermaßen an FoWo erinnert, dass ich die Geschichte überhaupt gelesen habe ^^'


      Und bei den Fließen am Anfang wär ich vorsichtiger, ich hab den Bezug nicht gleich gerafft und bekam den Eindruck der Protagonist sei weiblich.
      Einen Scheiß interessierte es sie, völlig taub waren sie und gefühllos.

      Personifikation in dem Fall finde ich sehr gut, aber taub passt meiner Meinung nach nicht, denn das beschreibt ja dass man tatsächlich noch etwas spürt.
      [Blockierte Grafik: http://img829.imageshack.us/img829/698/mgscomic14.jpg]
      ...in that case, can we just skip the talking and fight already? - NO!
    • Wow, so flott hab ich bisher noch nie einen Kommentar bekommen *freu* ^^

      Ja, du hast Recht mit deiner Auslegung: es geht um die Ignoranz der Mitmenschen, die hier mehr oder weniger durch die Fliesen repräsentiert werden. Eigentlich wollte ich das ganze noch etwas länger machen und diesen Aspekt deutlicher herausstellen, aber es wollte mir nicht gelingen, darum bin ich auch nicht so ganz zufrieden mit der Geschichte... :/


      Original von Rayne
      Einen Scheiß interessierte es sie, völlig taub waren sie und gefühllos.

      Personifikation in dem Fall finde ich sehr gut, aber taub passt meiner Meinung nach nicht, denn das beschreibt ja dass man tatsächlich noch etwas spürt.

      Mist, das Wort ist zweideutig, das ist mir nicht aufgefallen.
      Mit taub meine ich nicht gefühllos wie eine taube Stelle auf der Haut, sondern unempfänglich für Geräusche. Hm, da lässt sich nur nicht wirklich was dran machen, ich kann ja schlecht "gehörlos" oder so schreiben ^^"


      Original von Rayne
      Centimeter

      Das hat mich so dermaßen an FoWo erinnert, dass ich die Geschichte überhaupt gelesen habe ^^'

      Hey, ich hätte nicht gedacht, dass ein einfaches Wort dazu führt, dass ich mich mit in FoWos Glanz sonnen kann xD
    • Original von Kaktustussi
      Original von Rayne
      Centimeter

      Das hat mich so dermaßen an FoWo erinnert, dass ich die Geschichte überhaupt gelesen habe ^^'

      Hey, ich hätte nicht gedacht, dass ein einfaches Wort dazu führt, dass ich mich mit in FoWos Glanz sonnen kann xD

      Was. xD; Nur weil ich einen mutierten, zuckenden Hybriden aus alter und neuer Rechtschreibung aus meinen fruchtbaren Lenden unter Blut und Plazenta geboren habe? ;3

      Mir gefällt es. Und ich muss schon zustimmen; ich glaube, es klingt schon ein bisschen nach mir, falls ich das überhaupt sagen darf, ohne dermaßen arrogant zu klingen. xD; Ich hoffe, du verstehst, was ich meine. (Ich schreibe ja auch gern gesellschaftskritisch, wenn auch selten.) (Irgendwann mach icgh Home of Words auch mal weiter. *stöhn*)

      Aber zum eigentlichen! Was Rayne anprangerte, die problematik der Personifikation seh ich gar nicht. Ich persönlich hab geglaubt, mit "sie" seien die Mitmenschen gemeint, nicht die Fliesen. xD; Das soltest du also so oder so umschreiben.
      Das Ende mit der Unterhaltung der beiden Fliesen (und das weglassen der Satzzeichen!) find ich super, ist einfach klasse.
      Schade, dass es nur so kurz ist. Aber ich weiß ja, wie das ist, wenn man versucht, sich hochzuziehen. :/
      Weiter so. :3

      ("Zu lange sprachlos" lese ich auch sehr gern, bin aber noch nicht fertig und daher noch kein Kommentar, kommt aber noch... xD; )
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Ich persönlich muss ja sagen, dass mir so Selbstverstümmelungsstories kein bisschen gefallen.
      Ich finde die furchtbar pathetisch und selbstmitleidig. Buhuuu die böse Welt keiner hat mich lieb, jetzt muss ich mich selbst verletzen. Garnieren wir das ganze noch mit ekligen Details damit die Ungerechtigkeit und Gesellschaftskritik besonders gut rauskommen...
      Btw halte ich das auch nicht für eine geeignete Form von Gesellschaftskritik.

      Nicht falsch verstehen, deine Story ist zwar wirklich sauber formuliert und auch den Schluss mit den Fliesen fand ich witzig und originell.
      Aber aus o.g. Gründen ist das einfach nicht mein Genre.

      Mag sein, dass ich da ein wenig von den Emo-Teenie Fics geprägt (oder geplagt) bin, die ich an anderer Stelle schon auseinandernehmen durfte, aber das Thema ist halt doch ein wenig... naja... pathetisch trifft es immer noch am besten, auch wenn ich mich wiederhole. ;)

      EDIT:
      Persönliches...
      Hinzu kommt, dass ich selbst eine solche Phase hatte, in der ich das dringende Bedürfnis hatte mich selbst zu verletzen, weil der Hass Überhand nahm. Ich hab zwei kleine Narben an den Händen davon und bin wirklich froh diese unrühmliche Phase meines Lebens endlich hinter mir zu haben und gelernt zu haben, dass das der falsche Weg ist.
    • Original von Ulyaoth
      Na ja, wobei man hier sagen muss, dass nicht der Selbstverstümmler im Vordergrund steht, sondern die nicht sonderlich beeindruckten Fliesen. Zumindest erfährt man auch null über den einen Typen und was seine Motovation ist...


      Naja man erfährt doch aber einiges über seine Gedanken... und wie ich schrieb - die Fliesen fand ich originell. Aber trotzdem scheint mir die Geschichte keine Parodie zu sein. Es ist wie gesagt nicht die Schuld der Geschichte sondern meine, das geb ich zu.
    • Vielen Dank für eure Kommentare und Kritik, darüber freue ich mich sehr :3

      Der gesellschaftskritische Teil soll auf jeden Fall im Vordergrund stehen und sich nicht von den leicht ekligen Fornulierungen den Rang ablaufen lassen ^^“
      Dass die Fliesen so gut angekommen sind, macht mich besonders stolz 8D


      So, ich präsentiere hiermit eine weitere Geschichte. Diese entstand zeitlich vor der in diesem Thead zuerst geposteten Geschichte, ist um einiges länger, dafür geht es aber so ziemlich nur um SVV, allerdings eher subtil und nicht mit dem Vorschlaghammer wie in Geschichte Eins.
      Die Originalfassung der Geschichte ist in englischer Sprache und ich persönlich finde sie auf Englisch auch schöner, aber es gibt auch eine deutsche Übersetzung darunter.

      *hofft, dass Uly keine Fehler in der englischen Version findet*


      A good show (original version)

      A good show

      She was lying on her bed, eyes closed, her green scaly tail hanging limply down on one side. The sensitive end of it was glowing with an unnatural bright red colour, as if she had dipped it in a bucket filled with dye. Her mind was blank, she felt nothing except for the dull pain washing in waves all over her body.
      The distant rumble of her stomach slowly sent her back into the world where she had been trapped in far too many years now. She heaved her body up and dragged herself along into the next room where lunch was still in the pan on the stove, right where she had left it hours ago.
      She took the steak with unblinking eyes and wanted to sit down to eat when she accidentally hit her tail on the wall. The pain instantly sprang to life again and made her drop the steak to clutch the throbbing end of her tail with her claws, still no sound escaped her mouth. Regret for what she had done began to well up inside of her and she hated herself for it. She had to endure - it was the only way for her to atone for all her sins. She was not allowed to regret anything.
      But then... why did atonement make her feel so empty?
      Maybe it hadn't been enough this time... yes, this was the only explanation.
      She breathed in deeply, her tail firmly in her grasp, then exhaled a scorching flame. The pain shot through her body more relentlessly than ever before, she gave an earsplitting shriek and simply collapsed on the floor.
      The place fell back into the familiar silence. She lay there, the searing pain infecting every nerve in her body. This was better, this was what she had wanted, this was-
      She blew the air out through her nostrils. No, this was not at all better. What was she trying to make herself believe by letting herself fall to the floor so dramatically and hurting herself as if she was carrying all sins that were in this world? This was not real, the pain was not real, her emotions were not... This was all just a show that she was putting on, just a big stupid joke.
      She began to chuckle. So ridiculous. But then again it was supposed to be a good show, wasn't it? Yes, and a good show needed a good ending.
      She got up from the floor, flinching at the pain but otherwise suppressing it, and went over to the chamber where she kept the pieces of wood for fueling the stove. The chamber was filled to the brim with wood. She closed the door behind herself and made the curtains fall.


      Eine gute Show (deutsche Übersetzung)

      Eine gute Show

      Sie lag auf ihrem Bett, die Augen geschlossen, ihr grüner schuppiger Schwanz schlaff auf einer Seite herunterhängend. Das sensible Ende des Schwanzes leuchtete in einer unnatürlichen hellroten Farbe, als ob sie es in einen Eimer voll Farbe getaucht hätte. Ihr Verstand war blank, sie fühlte nichts außer dem dumpfen Schmerz, der sich in Wellen über ihren ganzen Körper ergoss.
      Das entfernte Grummeln ihres Magens sandte sie langsam zurück in die Welt, in der sie nun seit viel zu vielen Jahren gefangen war. Sie hievte ihren Körper hoch und schleppte sich in den nächsten Raum, wo sich das Mittagessen noch immer in der Pfanne auf dem Herd befand, genau da, wo sie es Stunden zuvor zurückgelassen hatte.
      Sie nahm das Steak mit unverwandten Augen und wollte sich hinsetzen, um zu essen, als sie versehentlich ihren Schwanz gegen die Wand schlug. Augenblicklich der Schmerz kehrte der Schmerz zurück und brachte sie dazu das Steak fallen lassen, um das pulsierende Ende ihres Schwanzes mit ihren Klauen zu fassen, dennoch entwich kein Laut ihrem Mund. Reue für das, was sie getan hatte, begann sich in ihr aufzubauen und sie hasste sich dafür. Sie musste es erdulden – es war die einzige Möglichkeit für sie für all ihre Sünden zu büßen. Es war ihr nicht gestattet irgendetwas zu bereuen.
      Doch... warum brachte die Sühne sie dann dazu, dass sie sich so leer fühlte?
      Vielleicht war es dieses Mal nicht genug gewesen... ja, das war die einzige Erklärung.
      Sie atmete tief ein, den Schwanz fest in ihrem Griff, und stieß dann eine sengende Flamme aus. Der Schmerz schoss durch ihren Körper, noch unbarmherziger als jemals zuvor, sie ließ einen ohrenbetäubenden Schrei aus und brach auf dem Boden zusammen.
      Der Ort fiel in die gewohnte Stille zurück. Sie lag da, der stechende Schmerz infizierte jeden Nerv in ihrem Körper. Das war besser, das war, was sie gewollt hatte, das war—
      Sie stieß die Luft durch ihre Nüstern aus. Nein, das war ganz und gar nicht besser. Was versuchte sie sich selbst glauben zu machen, indem sie sich so dramatisch auf den Boden fallen ließ und sich verletzte, als würde sie alle Sünden dieser Welt tragen? Das war nicht real, der Schmerz war nicht real, ihre Gefühle waren es nicht... Dies war alles bloß eine Show, die sie abzog, bloß ein großer dummer Scherz.
      Sie begann zu kichern. So lächerlich. Aber andererseits sollte es doch eine gute Show sein, oder nicht? Ja, und eine gute Show brauchte ein gutes Ende.
      Sie erhob sich vom Boden, zuckte bei dem Schmerz zusammen, doch unterdrückte ihn im Übrigen, und ging hinüber zu der Kammer, wo sie die Holzscheite zum Anfeuern des Herds aufbewahrte. Die Kammer war bis zum Bersten mit Holz gefüllt. Sie schloss die Tür hinter sich und ließ den Vorhang fallen.