Das Ertrinken habe ich absichtlich so kanpp gehalten, weil ich es irgendwie lustig fand, dass so etwas ...Lebensbedrohliches so knapp gehalten werden kann. Normalerweise wird Spannung aufgebaut, indem die Zeit verlangsamt wird, damit wollte ich den Leser verwirren...
ich weiß , ich find mich toll
Zurück zum nächsten "Kapitel". Es wird das letzte dieser Welt sein, und da Welt Zwei durch unglückliche Ereignisse komplett verloren ging, muss ich da wohl wieder von vorne beginnen. Ich werde jetzt auch erst mal wieder im Urlaub sein (so wie die letzten drei Wochen auch, falls mich jemand vermissen haben sollte(was wohl eher nicht der Fall gewesen ist)) und kann da anscheinend erst nach den Ferien (Mitte August) wieder damit anfangen... sry. ABer hier erst mal das Zeugs, dass ich noch hab:
Welt 1 (Viel zu Heiß)
Fortsetzung
Um die folgende Lage genauer zu beschreiben, sollte ich vielleicht noch einmal explizit auf unsere Wüstenfreunde eingehen, bisher habe ich das Thema Jäger ja lediglich gestreift. Um es kurz zu machen, zehn Fakten, die man bei feindlichen Bandenmitglieder beachten sollte:
- Sie sind nicht sehr gesprächig.
- Und verhandlungswillig erst recht nicht.
- Sie sind aggressiv.
- Darf ich das noch mal sagen? Sie sind aggressiv.
- Sie haben meist ein geheimes Bandenversteck.
- Wer das Bandenversteck betritt... okay, betretet es am besten gar nicht erst.
- Sie haben riesige Schlagstöcke aus Eisen.
- Und Schusswaffen. Mit was auch immer geladen.
- Und sie starren dich alle an, sobald du den Raum betrittst.
- Hab ich erwähnt, dass sie aggressiv sind?
…Oh ja stimmt.
Als die Tür hinter uns den Regen ausschloss und wir all diese Jäger sahen, die mit samt Hab und Gut in Aufbruchstimmung waren, erstarrten wir zur Salzsäule.
Beziehungsweise ich, Rikks kann ich mir in so einem Schockzustand gar nicht vorstellen. Der Vogelmann ging lustig fröhlich weiter und begrüßte die versammelte Meute auf seine Art.
„Ich wünsche einen Guten Abend“, sagte Rikks.
Die Jäger starrten uns an.
Erst viel später stellte sich mir die Frage, wie die Jäger so schnell die Kneipe füllen konnten, wo ich den Raum doch vor wenigen Minuten leer vorgefunden hatte. Vielleicht, oder ziemlich wahrscheinlich, waren sie durch unterirdische Gänge hierher gewuselt, ein unruhiger Ameisenhaufen, der bei den allerersten Zeichen der Gefahr zum Knotenpunkt seiner Welt zurückkehrt, um ihn in Sicherheit zu wissen. In diesem einem Moment jedoch war ich einfach perplex, so perplex tatsächlich, dass mich erst ein paar Minuten später meine übliche Panikattacke überfiel.
„Wir sind auf der... Durchreise“, sprang ich ein, der Trick von Rikks, wie mir einfiel - der Trick von Rikks, der nicht funktioniert hatte, wie mir zu spät einfiel.
Wie auf ein geheimes Kommando hin – und ich hatte das ungute Gefühl, dass es meine Worte waren - hatten alle plötzlich oben genannte Waffen in der Hand, also Pistolen - oder Dinger, die aussahen wie welche - und Stöcke, die mir viel zu lang und schlagfest schienen, um noch als ungefährlich zu gelten. Im Vergleich zu unserer ersten Bekanntmachung ließen sie das drohend auf einem Zukommen gleich weg und kamen gleich zum Angriff.
Erheiternd für euch Leser, schlecht für mich.
Ich schreibe mit Absicht mich und nicht „wir“, einfach weil Rikks offensichtlich kämpfen konnte und ich nicht. Ich konnte mich nicht mal verteidigen. Nein, ich hatte nicht rein zufällig in meiner Kindheit einen Judokurs belegt, nein, ich hatte während meinem Aufenthalt auf Planet Dubios keine magischen Superninja Kampkünste bekommen und nein, unsere Gegner hatten keine Skrupel auf kleine, unschuldige beziehungsweise große unschuldige Jungs einzudreschen, bis uns das Hirn aus der Nase lief.
Rikks jedoch hatte eine für mich erprobt erscheinende Verteidigungsstellung eingenommen, die Hände vor sie Brust erhoben, den Körper seitlich geschoben, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Eigentlich sah das ganze gar nicht so schwer aus und ich konnte mir auch gut vorstellen, dass es nicht allzu kompliziert sein kann, möglichst nicht getroffen zu werden und im antiproportionalen Gegenzug möglichst viel drauf loszupreschen. Sind ja schließlich nur zwei Sachen die man sich merken muss. Aber mir schien es etwas ungünstig, diese Situation für einen Probedurchlauf in puncto Kampfkunst zu nutzen.
„Ich mach das schon, Kumpel, lauf schon mal vor Wir treffen uns auf dem Dach.“
Danke, Rikks. Du hast mir einen peinlichen Tod erspart.
Ich hatte die Beine eh schon in die Hand genommen und war im vollen Galopp Richtung „Aus der Gefahrenzone“ unterwegs, das hätte Rikks mir nicht erst sagen brauchen - aber warum hoch? Auf dem Dach war bestimmt der letzte Ort, an der eine Kapsel abfahrbereit stand, auf dem Dach würden wir wohl viel eher von den Regenmassen erschlagen werden.
Ich rannte auf gut Glück los, stolperte aber natürlich sofort einem bewaffnetem Feind vor die Füße. Er trug seine bunt zusammen gewürfelten Kleidungsstücken in staubigen Fetzen, ähnelte also so ziemlich jeden anderem Xandrianer auch. Aber Herr Ganove hatte eine Waffe und wer eine Waffe hat, steht auf der Liste meiner Lieblingsbegegnungen ziemlich weit unten. Und weil mir nichts Besseres einfiel und die Situation uns wohl beide überforderte, klappte ich erst mal den Mund auf.
„Hallo“.
Mein lieber Mann, da stand ich einem Feind gegenüber, musste ihm nicht mal kämpferisch entgegen treten, weil sich ja mein Vogelfreund freundlicherweise schon dazu bereit erklärt hatte, und ich schaffte nicht mal vernünftig zu fliehen, geschweige denn etwas sinnvolleres als ein gottverdammtes Hallo über die Lippen zu bringen. Glücklicherweise war mein Gegenüber von meiner dämlichen Reaktion anscheinend genauso verwirrt. Er starrte mich an und klappte den Mund auf, wahrscheinlich kurz davor meine Begrüßung auch noch zu erwidern… das gab mir Zeit, mich auf mein Ziel zu besinnen (die Tür auf der gegenüberliegenden Seite) und als er sich endlich gefangen hatte, war ich über alle Berge.
Naja, über alle Berge ist etwas übertrieben.
Die nächsten Begegnungen überlebte ich wenigstens etwas intelligenter - so hielt ich nur an um mehr oder weniger geschickt einen Fausthieb oder den Schlag mit dem Stock auszuweichen und danach weiter zu eilen. Erstaunlicherweise und trotz meiner schieren Unfähigkeit schaffte ich es tatsächlich zu der angestrebten Tür zu hechten, in einer, Situationsbedingt natürlich, Rekordzeit. Wahrscheinlich habe ich meine bis jetzt geglückte Flucht Rikks zu verdanken, so wie ich alles (so wie Positives wie Negatives) Rikks zu verdanken habe – ich war mir jedenfalls ziemlich sicher, dass er hinter mir im Zentrum des kämpfenden Mobs ordentlich Arbeit leistete, mir die Jäger vom Kopf zu halten, auch wenn ich mich im Moment nicht umdrehen wollte, um nachzuschauen.
Ich eilte durch die Tür, durchschritt den Besprechungsraum (oder was auch immer er darstellen sollte) und gelangte daraufhin in ein Treppenhaus. Gedrungene Treppenstufen führten in Dunkelheit; einmal nach oben, einmal nach unten. Das einzige Licht flutete durch die Tür, mit der ich soeben den Treppenaufsatz betreten hatte.
Hier blieb ich ein paar keuchende Atemzüge stehen und lauschte dem Kampfeslärm aus dem Schenkraum. Den Bruchteil einer Sekunde - ehrlich, nicht mehr - fragte ich mich ernsthaft, wie Rikks das alleine schaffen sollte, aber dann war der Moment vergangen und mein rationaler Verstand bläute mir ein, dass ich nur überleben würde, wenn ich auf dem schnellsten Weg hier verschwinden würde - eben mit einer Kapsel. So eilte ich bedenkenlos weiter.
Nach unten, versteht sich.
Schließlich hatte ich zumindest so viel von dem System hier begriffen: Unten war der Schatten, die Kühle, die Zuflucht, die die Wüste nicht bot, unten waren die Schächte für Rennen und die Heimat der Obdachlosen, unten waren die Kapseln, die Notausgänge, der Weg in die Freiheit und-
Wasser.
Während ich kopflos weiter gerannt war, stand ich plötzlich hüfttief im schlammigen Kanal-Regenwasser und kämpfte mit der Strömung, die mich in Richtung ungewisse Ufer zerren wollte. Die Kanalisation musste hier höher liegen, denn sie war nur halb geflutet. Was nicht heißt, dass mich die Fluten nicht genauso gut weiter reißen konnten. Dennoch gewann ich knapp mein Gleichgewicht wieder und schaffte es zurück auf die ersten nicht gefluteten Stufen, aber nur um einem weiteren Hindernis gegenüber zu stehen.
Der Jäger vor mir war grade im Treppenhaus über mir erschienen, und kämpfte seinen eigenen Krieg gegen die Verblüffung - erholte sich aber erstaunlich schnell.
Bevor ich es mir versah, lag plötzlich sein Pistolenähnliches in der Hand und hatte mit kühler Präzision auf mich geschossen. Dass ich noch ganz und überhaupt am Leben bin, ist gänzlich meiner Unfähigkeit, nicht auf einer Bordkante balancieren zu können, zuzuschreiben. Der ohrenbetäubende Knall aus der Mündung schreckte mich so zusammen, dass ich nach hinten stolperte und mit einem hübschen PLATSCH in den Kanal gerissen wurde - und dass ich doch nicht hilflos davon trieb und mich für meine Sturköpfigkeit und Uneinsichtigkeit entgegen Rikks Befehlen verfluchte, habe ich wiederum der Kollision der Granate zu verdanken. Beziehungsweise dem Geschoss aus dem Pistolendingsda des Mannes. Offenbar war das Geschütz so prall mit Dynna gefüllt, dass es eine komplette Wand hätte wegsprengen können. Ich wurde wieder durch die Luft geschleudert, kam durch ein unverschämtes Wunder bei meinem Ausgangspunkt an und wurde durch den Nachhall so ordentlich durchgedröhnt, dass mir sogar einige Minuten danach noch die Ohren klingelten.
Atemlos stolperte ich auf die Füße und schaute mich um; Von Herr Schusswaffe war keine Spur zu sehen, der Rückdrall seiner Waffe hatte ihn wohl in die Fluten befördert. Ein Nebeneffekt, der mir ganz entgegen kam, mir aber für eine Waffe eher unpraktisch erschien. Ansonsten hatte die Szene sich kaum verändert, immer noch schloss die hinunterführende Kellertreppe an einen angrenzenden Kanal, der wohl als einer Art Notausgang so dingfest gemacht worden war, dass er noch nicht gänzlich geflutet war. Trotzdem - ein sonderlich intelligenter Fluchtweg war es nicht, spätestens wenn des Wasser in die Tanks gestiegen war, würden die hier aufgereihten Kapseln wohl von wenig Nutzen sein. Zumal der steigende Wasserspiegel irgendwann alle Ausgänge blockieren würde - zumal mir genau in diesem Moment fünf weitere Feinde mit gemeingefährlichen Schusswaffen auf mich zukamen.
Nichts wie weg.
Nach oben, viel blieb mir ja nicht übrig. Während ich also an den perplexen Feinden vorbeilief, und die Stufen wieder hoch hetzte, mich für meine Sturköpfigkeit und Uneinsichtigkeit entgegen Rikks Befehlen verfluchte, während ich weitere zwei Jägern umkurvte, indem ich den berüchtigten Überraschungseffekt nutzte - fragte ich mich ernsthaft wie Rikks das hatte wissen können. Das mit dem gefluteten Kanal, den Jägern, den Kapseln... überhaupt. Er war schließlich nie zuvor hier gewesen... oder?
Ich hetzte weiter und weiter und weiter und weiter... und plötzlich war ich da. Eine schäbige Tür, die ich mit meiner Schulter auframmte und ich stand wieder im ewigen Niederschlag der Verdammnis (um wieder eine metaphorische Veranschaulichung beizutragen).
Wie ich ihn vermisst hatte.
Plötzlich, mit einem leichten Schock, wurde mir der Ernst der Lage klar; also nicht meiner Lage, der war es schon von vornherein gewesen - sondern der Xandrias. Es war einfach unglaublich paradox, aber die Wüste ersoff gerade in einem Regen, der niemals existieren dürfte. Xandria war dem Untergang geweiht.
Ich hab doch gesagt, dass ist paradox.
Ich war gerade dabei, die Tür soweit mit irgendwelchen Kisten zu verrammeln, als ich es sah.
Ein Geschenk der Götter.
Das Paradies auf Erden.
Die geballte Macht an Paradoxen.
...
Eine Kapsel.
Dort im strömenden Regen, unter einem Strohdach, das seltsamerweise bis jetzt das Wasser abgehalten hatte, aufrecht gestellt, dass die stromlinienförmige Nase in den Wolkenhimmel zeigte, und wie ein nicht definierbares, völlig abstraktes Wunder - stand dort tatsächlich eine Düsenkapsel.
Erste Frage; Woher hat Rikks das gewusst?
Die restlichen Fragen: An diesem Tag erfand ich zum zweiten Mal das Fragezeichen. Mir schwirrten so viele Fragen durch den Kopf, dass meine Stirn vor Fragezeichen überquellen zu schien, mein Kopf explodierte förmlich vor Fassungslosigkeit, Erstaunen, verzweifeltem Wunder.
Mir blieb überhaupt keine Zeit, um all diesen Fragen nachzugehen - unterbrochen wurde ich nämlich nur zu schnell von einem emsigen Getrommel und Gebrülle aus Richtung Tür.
Weiter.
Zur Kapsel.
Bitte jetzt keine Fragen. Ich hab immer noch keine Ahnung
- warum die Kapsel dort stand
- warum sie Raketen gleich in den Himmel reckte, als hätte sie meine Absichten geahnt,
- woher Rikks das gewusst hatte
- warum es bei all diesem unverschämten Glück doch nur eine Transportkapsel mit Notsitz besaß, in der unmöglich jemand reinpassen konnte...
Ich machte das Beste draus. Aber der Innenraum war tatsächlich minimal, minimaler ging es kaum. Außerdem erleichterte es die Sache nicht unbedingt, dass sie senkrecht stand. Trotzdem stellte ich mich erste auf die Zehenspitzen, reckte mich hoch und umgriff den Lukendeckel, um den Bauch meines Fluchtgeräts zu öffnen. Besagte Tür knallte mir fast gegen den Kopf, aber bei all diesem Stress, bei all dieser verdammten Nässe und bei all meinen sonstigen Problemen, wäre es mir auch egal gewesen, wenn es ganz drauf geknallt wäre. Ich stemmte mich hoch und schaffte es relativ unbeschadet, meine Beine im Hinterbereich zu verstauen. Etwas verkrampft vom vielen Regen duckte ich mich und zwängte auch den Rest des Körpers in den viel zu kleinen Sitz - doch schließlich saß ich da, der Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt und kaum am Atmen, aber ich war drinnen und hinter mir konnte ich sogar die Luke schließen.
Stille umgab mich, Stille und Dunkelheit. Im Gegensatz zu dem regelrechten Orkan, der draußen gewütet hatte, war diese Sticke unheimlich und beängstigend. Wenn ich früher nicht an Klaustrophobie gelitten hatte, so begann ich jetzt damit. Meine verkrampfte Hand suchte sich einen Weg durch den Salat aus Gliedern und fand schließlich den Sehschlitz, den ich nach einigen Bemühungen auch aufbekam.
Sofort empfing mich ein ohrenbetäubendes Stürmen, begleitet von einer eiskalten Dusche Wasser und einer Portion Wind.
Ich nehme das mit der „unheimlichen Stille“ zurück.
Ich bin ein Freund von unheimlicher Stille, ehrlich.
Klappe zu und herzlich Willkommen, unheimliche Stille.
Ich brauchte eine Weile, bis ich mich zu recht fand, aber nach nicht allzu langer Zeit hatte ich mich soweit geordnet, dass meine Hände bequem am Armaturenbrett hantieren konnten und meine Beine eine einigermaßen entkrampfende Lage gefunden hatten.
Gerade wollte ich den Motor starten, als mir mit einem Anflug schlechten Gewissens Rikks wieder einfiel. Ich war mir sicher, dass er das Chaos da unten unmöglich überlebt haben konnte, besonders nachdem ich die beträchtliche Auswirkung dieser Schusswaffen miterlebt hatte, trotzdem erschien es mir falsch sofort los zu fliegen. Okay, zugegeben, erst dachte ich an mein Ziel, dann an das Kompass-Ding, dass ich auf den Weg dorthin wohl unweigerlich brauchen würde - und dann erst dachte ich an meinen schrulligen Freund. Das mag etwas selbstverliebt klingen, aber hey, immerhin fuhr ich nicht ohne ihn los, immerhin wartete ich auf ihn, obwohl es offensichtlich war, dass der hochgeschossene Vogelmann hier nicht rein passen würde, obwohl es offensichtlich war, dass der Gute unten gestorben war, so traurig und herzzerreißend das sein mag.
Gott, jetzt hör ich mich schon so an wie Rikks.
So wartete ich mit der Hand auf der Zündung und der unheimlichen Stille als geheimer Freund einige harte Herzschläge darauf, dass er endlich aufkreuzen würde, nur um ihm zu sagen, tut mir Leid Kumpel, hier ist kein Platz mehr für dich - dass kam mir treulos vor, aber was besseres fiel mir nicht ein und los fliegen konnte ich jetzt, wo ich mir näher Gedanken gemacht hatte, erst recht nicht.
Eine Frage, die mich bis heute noch beschäftigt: Wenn er gewusst hat, dass hier eine Kapsel steht, und gleichzeitig wusste, dass er unmöglich hier reinpassen würde - warum hatte er sich hier mit mir verabredet? Gerade wollte ich mein Gehirn damit martern, als mir die Kisten einfielen, die ich zu meiner Sicherheit vor die Tür aufgebaut hatte. Und noch während ich das dachte, hallte ein schepperndes Krachen zu mir in die Kapsel.
Ich blinzelte und bevor ich wusste, das mir geschah, klopfte es plötzlich gegen mein Düsenfährzeug.
„Ich würde gern rein kommen“, meldete sich eine gedämpfte Stimme zu Wort. Rikks! Er hatte überlebt! Mein Gesicht wurde glühend heiß bei dem Gedanken, dass ich ihn fast zurück gelassen hatte.
Fast, wohlgemerkt.
„Ich hab’s sozusagen eilig“, drängte die Stimme und ich bediente den Hebel für den Türöffner.
Ein Schwall Regen ergoss sich in meine Kabine, begleitet vom Schreien der näher kommenden Angreifer und ein paar nasse Hände, die versuchten, sich in das Kapselinnere zu stopfen.
„Es ist zu eng“, wollte ich grade sagen, aber dann saß Rikks plötzlich neben mir, zusammen gekrümmt, in einer Haltung, die ich dem schlaksigen Mann niemals zugetraut hätte.
„Vollgas, mein Freund.“
Ich langte nach der Klappe, verschloss die Luke und suchte atemlos im Gewirr aus Armen und Beinen nach der Zündung. Tatsächlich fand ich sie, drückte jedoch gleichzeitig die Bremse, während der Motor aufröhrte. Wir lauschten einer Weile der dröhnenden Maschine, bis Rikks sich verlegen räusperte.
„Was machst du da, Kumpel?“.
„Ich drück die Bremse durch. Wenn wir genug Sachen drauf haben, könnte die Kapsel schnell genug sein, um uns bis zu deinem Loch zu fliegen; wie bei einer Rakete.“
Ich war eigentlich ziemlich stolz auf meinen Plan, dafür dass ich mich mit diesen Düsenfahrzeugen kein bisschen auskannte. Aber ich hatte dieses Manöver oft genug in Filmen gesehen, bei Autos zumindest. Naiv wie ich war und bin, war ich der Meinung, es würde auch mit diesen komischen Kapseln bei strömendem Regen funktionieren. Eine recht logische Schlussfolgerung, wie ich finde.
„Nun ja, ich weiß nicht, was eine Rakete sein soll, aber wenn du die Bremse beim Losfahren drückst, könnte es gut sein, dass gar nichts passiert. Wenn du Glück hast. Aber, sei so freundlich, und fordere unser Glück nicht heraus.“
„Oh“.
Mir war, wie üblich, nicht ganz klar, was er mir damit hatte sagen wollen, aber die Worte waren beunruhigend genug, dass ich die Bremsschaltung losließ und das Pedal durchdrückte.
In diesem Augenblick explodierte die Welt in einem grauenvollen Donnern, wir wurden im Inneren der Kapsel so heftig durchgeschüttelt, dass ich noch mehr Orientierung verlor, als ich es eh schon getan hatte… das ganze Fahrzeug begehrte auf, vibrierte wie ein los geschnelltes Holzbrett und veranstaltete einen Heidenlärm - ich brauchte unsäglich fünf Atemzüge, bis ich begriff, dass wir abgehoben hatten, dass wir den Boden hinter uns gelassen hatten und jetzt orientierungslos und in einer Geschwindigkeit, die nicht mal einem Rennfahrer auf der Zielstrecke zuzumuten ist - in den Himmeln hinein katapultiert wurden.
Panisch versuchte ich mich daran zu erinnern, wie man dieses verdammte Ding steuerte, aber entweder ich zog wie toll an den falschen Hebeln, oder die Mechanismen funktionierten im Flug überhaupt erst nicht.
„Könntest du dich bitte nach rechts wenden - wir kommen etwas vom Kurs ab.“
Rikks hatte in diesem Durcheinander seinen Kompass gefunden und hantierte damit rum; ich zweifelte nicht im Geringsten an seiner Aussage, hatte er aber grade den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt gewählt, um Navigator zu spielen. Ich hatte eine ganze Reihe Besseres zu tun, als mich auf den richtigen Kurs zu bringen.
Die Kapsel vom Abstürzen zu bewahren, zum Beispiel, oder sie wieder unter Kontrolle zu bringen, zum Beispiel. Und dabei weder zu hyperventilieren noch in einem hysterischen Anfall den Verstand zu verlieren, zum Beispiel.
„Kumpel, wir müssen uns nach...“.
Gott, dieser Typ hatte Nerven.
„Die Bremsventile! Betätige die Bremsventile zu deiner Rechten!“.
Genau in diesem Moment beschloss unser Gefährt ins Schleudern zu geraten, haltlos und völlig unkontrolliert trudelten wir durch die Luft, der Regen klatschte gegen die Ummantlung, der Wind begehrte auf, ich fühlte mich wie die berühmte Nussschale im Sturm, wenn sie in eine Windhose gerät.
„Jackconna...“.
„Verdammt! Wenn du weißt wie man dieses Scheißding fährt, wie man zu deinem behinderten Loch kommt und gleichzeitig den Sturm überlebt, DANN ÜBERNIMM BEI GOTTES NAMEN DOCH DAS STEUER!“, brauste ich auf, von der Allgemeinsituation total überfordert.
„Das ist momentan etwas ungünstig.“, bemerkte Rikks etwas trocken und mir fiel ein, dass er ja irgendwo neben mir zwischen Sitz und Erste-Hilfe-Set eingeklemmt war.
„Okay. Wir schaffen das...“.Ich nahm tief Luft und griff nach dem rechten Steuerelement, riss daran... und hatte plötzlich den gesamten Hebel in der Hand.
„Oh“, machte ich wieder, diesmal vollkommen aus der Spur gebracht, so absurd schien mir dieses Klischee. Ich hatte es oft genug in Trickfilmen gesehen, die Idioten am Steuer ausgelacht - aber jetzt kam es, in der Tat, etwas... ungünstig. Vor allem; Cartoon-Katzen im Düsenjet waren offensichtlich unsterblich, sooft wie sie vom Himmel stürzten; ich, Überraschung, war das nicht.
„Macht nichts, wir fliegen direkt darauf zu.“
Worauf denn, wollte ich kreischen, verdammt noch mal, erklär mir endlich, was das ist, wofür ich mir bei all diesem Wahnsinn den Arsch aufgerissen habe...!, wollte ich schreien.
Ich fürchte jedoch, dass mein hübscher Satz zu lang war, zu lang, als dass ich ihn Rikks entgegen schreien konnte, bevor wir von der undurchdringlichen Schwärze verschluckt wurden.
Einen Moment trudelten wir noch haltlos mitten durch einen Orkan, im nächsten waren wir verschwunden, verschlugen vom Loch.
Hinter uns, im ertrinkenden Xandria, hörte der Regen so urplötzlich auf, wie er begonnen hatte und aus der nun schwindenden Wolkendecke brache die alt gewohnte Sonnenscheibe aus ihrem Gefängnis, um die Welt weitere tausend Jahre gnadenlos auszukochen.
Hiermit möchte ich den Bericht über den Besuch in meiner ersten Welt beenden. Ich habe den ganzen verdammten Tag damit verbracht, das hier aufzuschreiben und glaub mir, auch wenn ich bis jetzt überlebt habe - ich habe nach wie vor meinen Kopf in einer endlosen Reihe von Schwierigkeiten. Die Löcher und ihre Gräber, die Welten - die Morphen. Was hat das zu bedeuten? Ich weiß nur, dass das alles etwas mit Coco zu tun hat, dass, wenn ich sie finde, auch das Rätsel um all diese Dinge klären werde. Das hoffe ich zumindest.
Hört sich viel versprechend an, nicht?
An manchen Stellen noch etwas arg... unwahrscheinlich (die Stelle am Kanal...wtf????) und an anderen merkt man eindeutig, dass das nicht so mein Fachgebiet ist (Kapseln -.-), aber ich lass das erst mal so. Ich hoffe ihr verzeiht mir.
Gruß
Nayleen
ich weiß , ich find mich toll

Zurück zum nächsten "Kapitel". Es wird das letzte dieser Welt sein, und da Welt Zwei durch unglückliche Ereignisse komplett verloren ging, muss ich da wohl wieder von vorne beginnen. Ich werde jetzt auch erst mal wieder im Urlaub sein (so wie die letzten drei Wochen auch, falls mich jemand vermissen haben sollte(was wohl eher nicht der Fall gewesen ist)) und kann da anscheinend erst nach den Ferien (Mitte August) wieder damit anfangen... sry. ABer hier erst mal das Zeugs, dass ich noch hab:
Welt 1 (Viel zu Heiß)
Fortsetzung
Um die folgende Lage genauer zu beschreiben, sollte ich vielleicht noch einmal explizit auf unsere Wüstenfreunde eingehen, bisher habe ich das Thema Jäger ja lediglich gestreift. Um es kurz zu machen, zehn Fakten, die man bei feindlichen Bandenmitglieder beachten sollte:
- Sie sind nicht sehr gesprächig.
- Und verhandlungswillig erst recht nicht.
- Sie sind aggressiv.
- Darf ich das noch mal sagen? Sie sind aggressiv.
- Sie haben meist ein geheimes Bandenversteck.
- Wer das Bandenversteck betritt... okay, betretet es am besten gar nicht erst.
- Sie haben riesige Schlagstöcke aus Eisen.
- Und Schusswaffen. Mit was auch immer geladen.
- Und sie starren dich alle an, sobald du den Raum betrittst.
- Hab ich erwähnt, dass sie aggressiv sind?
…Oh ja stimmt.
Als die Tür hinter uns den Regen ausschloss und wir all diese Jäger sahen, die mit samt Hab und Gut in Aufbruchstimmung waren, erstarrten wir zur Salzsäule.
Beziehungsweise ich, Rikks kann ich mir in so einem Schockzustand gar nicht vorstellen. Der Vogelmann ging lustig fröhlich weiter und begrüßte die versammelte Meute auf seine Art.
„Ich wünsche einen Guten Abend“, sagte Rikks.
Die Jäger starrten uns an.
Erst viel später stellte sich mir die Frage, wie die Jäger so schnell die Kneipe füllen konnten, wo ich den Raum doch vor wenigen Minuten leer vorgefunden hatte. Vielleicht, oder ziemlich wahrscheinlich, waren sie durch unterirdische Gänge hierher gewuselt, ein unruhiger Ameisenhaufen, der bei den allerersten Zeichen der Gefahr zum Knotenpunkt seiner Welt zurückkehrt, um ihn in Sicherheit zu wissen. In diesem einem Moment jedoch war ich einfach perplex, so perplex tatsächlich, dass mich erst ein paar Minuten später meine übliche Panikattacke überfiel.
„Wir sind auf der... Durchreise“, sprang ich ein, der Trick von Rikks, wie mir einfiel - der Trick von Rikks, der nicht funktioniert hatte, wie mir zu spät einfiel.
Wie auf ein geheimes Kommando hin – und ich hatte das ungute Gefühl, dass es meine Worte waren - hatten alle plötzlich oben genannte Waffen in der Hand, also Pistolen - oder Dinger, die aussahen wie welche - und Stöcke, die mir viel zu lang und schlagfest schienen, um noch als ungefährlich zu gelten. Im Vergleich zu unserer ersten Bekanntmachung ließen sie das drohend auf einem Zukommen gleich weg und kamen gleich zum Angriff.
Erheiternd für euch Leser, schlecht für mich.
Ich schreibe mit Absicht mich und nicht „wir“, einfach weil Rikks offensichtlich kämpfen konnte und ich nicht. Ich konnte mich nicht mal verteidigen. Nein, ich hatte nicht rein zufällig in meiner Kindheit einen Judokurs belegt, nein, ich hatte während meinem Aufenthalt auf Planet Dubios keine magischen Superninja Kampkünste bekommen und nein, unsere Gegner hatten keine Skrupel auf kleine, unschuldige beziehungsweise große unschuldige Jungs einzudreschen, bis uns das Hirn aus der Nase lief.
Rikks jedoch hatte eine für mich erprobt erscheinende Verteidigungsstellung eingenommen, die Hände vor sie Brust erhoben, den Körper seitlich geschoben, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Eigentlich sah das ganze gar nicht so schwer aus und ich konnte mir auch gut vorstellen, dass es nicht allzu kompliziert sein kann, möglichst nicht getroffen zu werden und im antiproportionalen Gegenzug möglichst viel drauf loszupreschen. Sind ja schließlich nur zwei Sachen die man sich merken muss. Aber mir schien es etwas ungünstig, diese Situation für einen Probedurchlauf in puncto Kampfkunst zu nutzen.
„Ich mach das schon, Kumpel, lauf schon mal vor Wir treffen uns auf dem Dach.“
Danke, Rikks. Du hast mir einen peinlichen Tod erspart.
Ich hatte die Beine eh schon in die Hand genommen und war im vollen Galopp Richtung „Aus der Gefahrenzone“ unterwegs, das hätte Rikks mir nicht erst sagen brauchen - aber warum hoch? Auf dem Dach war bestimmt der letzte Ort, an der eine Kapsel abfahrbereit stand, auf dem Dach würden wir wohl viel eher von den Regenmassen erschlagen werden.
Ich rannte auf gut Glück los, stolperte aber natürlich sofort einem bewaffnetem Feind vor die Füße. Er trug seine bunt zusammen gewürfelten Kleidungsstücken in staubigen Fetzen, ähnelte also so ziemlich jeden anderem Xandrianer auch. Aber Herr Ganove hatte eine Waffe und wer eine Waffe hat, steht auf der Liste meiner Lieblingsbegegnungen ziemlich weit unten. Und weil mir nichts Besseres einfiel und die Situation uns wohl beide überforderte, klappte ich erst mal den Mund auf.
„Hallo“.
Mein lieber Mann, da stand ich einem Feind gegenüber, musste ihm nicht mal kämpferisch entgegen treten, weil sich ja mein Vogelfreund freundlicherweise schon dazu bereit erklärt hatte, und ich schaffte nicht mal vernünftig zu fliehen, geschweige denn etwas sinnvolleres als ein gottverdammtes Hallo über die Lippen zu bringen. Glücklicherweise war mein Gegenüber von meiner dämlichen Reaktion anscheinend genauso verwirrt. Er starrte mich an und klappte den Mund auf, wahrscheinlich kurz davor meine Begrüßung auch noch zu erwidern… das gab mir Zeit, mich auf mein Ziel zu besinnen (die Tür auf der gegenüberliegenden Seite) und als er sich endlich gefangen hatte, war ich über alle Berge.
Naja, über alle Berge ist etwas übertrieben.
Die nächsten Begegnungen überlebte ich wenigstens etwas intelligenter - so hielt ich nur an um mehr oder weniger geschickt einen Fausthieb oder den Schlag mit dem Stock auszuweichen und danach weiter zu eilen. Erstaunlicherweise und trotz meiner schieren Unfähigkeit schaffte ich es tatsächlich zu der angestrebten Tür zu hechten, in einer, Situationsbedingt natürlich, Rekordzeit. Wahrscheinlich habe ich meine bis jetzt geglückte Flucht Rikks zu verdanken, so wie ich alles (so wie Positives wie Negatives) Rikks zu verdanken habe – ich war mir jedenfalls ziemlich sicher, dass er hinter mir im Zentrum des kämpfenden Mobs ordentlich Arbeit leistete, mir die Jäger vom Kopf zu halten, auch wenn ich mich im Moment nicht umdrehen wollte, um nachzuschauen.
Ich eilte durch die Tür, durchschritt den Besprechungsraum (oder was auch immer er darstellen sollte) und gelangte daraufhin in ein Treppenhaus. Gedrungene Treppenstufen führten in Dunkelheit; einmal nach oben, einmal nach unten. Das einzige Licht flutete durch die Tür, mit der ich soeben den Treppenaufsatz betreten hatte.
Hier blieb ich ein paar keuchende Atemzüge stehen und lauschte dem Kampfeslärm aus dem Schenkraum. Den Bruchteil einer Sekunde - ehrlich, nicht mehr - fragte ich mich ernsthaft, wie Rikks das alleine schaffen sollte, aber dann war der Moment vergangen und mein rationaler Verstand bläute mir ein, dass ich nur überleben würde, wenn ich auf dem schnellsten Weg hier verschwinden würde - eben mit einer Kapsel. So eilte ich bedenkenlos weiter.
Nach unten, versteht sich.
Schließlich hatte ich zumindest so viel von dem System hier begriffen: Unten war der Schatten, die Kühle, die Zuflucht, die die Wüste nicht bot, unten waren die Schächte für Rennen und die Heimat der Obdachlosen, unten waren die Kapseln, die Notausgänge, der Weg in die Freiheit und-
Wasser.
Während ich kopflos weiter gerannt war, stand ich plötzlich hüfttief im schlammigen Kanal-Regenwasser und kämpfte mit der Strömung, die mich in Richtung ungewisse Ufer zerren wollte. Die Kanalisation musste hier höher liegen, denn sie war nur halb geflutet. Was nicht heißt, dass mich die Fluten nicht genauso gut weiter reißen konnten. Dennoch gewann ich knapp mein Gleichgewicht wieder und schaffte es zurück auf die ersten nicht gefluteten Stufen, aber nur um einem weiteren Hindernis gegenüber zu stehen.
Der Jäger vor mir war grade im Treppenhaus über mir erschienen, und kämpfte seinen eigenen Krieg gegen die Verblüffung - erholte sich aber erstaunlich schnell.
Bevor ich es mir versah, lag plötzlich sein Pistolenähnliches in der Hand und hatte mit kühler Präzision auf mich geschossen. Dass ich noch ganz und überhaupt am Leben bin, ist gänzlich meiner Unfähigkeit, nicht auf einer Bordkante balancieren zu können, zuzuschreiben. Der ohrenbetäubende Knall aus der Mündung schreckte mich so zusammen, dass ich nach hinten stolperte und mit einem hübschen PLATSCH in den Kanal gerissen wurde - und dass ich doch nicht hilflos davon trieb und mich für meine Sturköpfigkeit und Uneinsichtigkeit entgegen Rikks Befehlen verfluchte, habe ich wiederum der Kollision der Granate zu verdanken. Beziehungsweise dem Geschoss aus dem Pistolendingsda des Mannes. Offenbar war das Geschütz so prall mit Dynna gefüllt, dass es eine komplette Wand hätte wegsprengen können. Ich wurde wieder durch die Luft geschleudert, kam durch ein unverschämtes Wunder bei meinem Ausgangspunkt an und wurde durch den Nachhall so ordentlich durchgedröhnt, dass mir sogar einige Minuten danach noch die Ohren klingelten.
Atemlos stolperte ich auf die Füße und schaute mich um; Von Herr Schusswaffe war keine Spur zu sehen, der Rückdrall seiner Waffe hatte ihn wohl in die Fluten befördert. Ein Nebeneffekt, der mir ganz entgegen kam, mir aber für eine Waffe eher unpraktisch erschien. Ansonsten hatte die Szene sich kaum verändert, immer noch schloss die hinunterführende Kellertreppe an einen angrenzenden Kanal, der wohl als einer Art Notausgang so dingfest gemacht worden war, dass er noch nicht gänzlich geflutet war. Trotzdem - ein sonderlich intelligenter Fluchtweg war es nicht, spätestens wenn des Wasser in die Tanks gestiegen war, würden die hier aufgereihten Kapseln wohl von wenig Nutzen sein. Zumal der steigende Wasserspiegel irgendwann alle Ausgänge blockieren würde - zumal mir genau in diesem Moment fünf weitere Feinde mit gemeingefährlichen Schusswaffen auf mich zukamen.
Nichts wie weg.
Nach oben, viel blieb mir ja nicht übrig. Während ich also an den perplexen Feinden vorbeilief, und die Stufen wieder hoch hetzte, mich für meine Sturköpfigkeit und Uneinsichtigkeit entgegen Rikks Befehlen verfluchte, während ich weitere zwei Jägern umkurvte, indem ich den berüchtigten Überraschungseffekt nutzte - fragte ich mich ernsthaft wie Rikks das hatte wissen können. Das mit dem gefluteten Kanal, den Jägern, den Kapseln... überhaupt. Er war schließlich nie zuvor hier gewesen... oder?
Ich hetzte weiter und weiter und weiter und weiter... und plötzlich war ich da. Eine schäbige Tür, die ich mit meiner Schulter auframmte und ich stand wieder im ewigen Niederschlag der Verdammnis (um wieder eine metaphorische Veranschaulichung beizutragen).
Wie ich ihn vermisst hatte.
Plötzlich, mit einem leichten Schock, wurde mir der Ernst der Lage klar; also nicht meiner Lage, der war es schon von vornherein gewesen - sondern der Xandrias. Es war einfach unglaublich paradox, aber die Wüste ersoff gerade in einem Regen, der niemals existieren dürfte. Xandria war dem Untergang geweiht.
Ich hab doch gesagt, dass ist paradox.
Ich war gerade dabei, die Tür soweit mit irgendwelchen Kisten zu verrammeln, als ich es sah.
Ein Geschenk der Götter.
Das Paradies auf Erden.
Die geballte Macht an Paradoxen.
...
Eine Kapsel.
Dort im strömenden Regen, unter einem Strohdach, das seltsamerweise bis jetzt das Wasser abgehalten hatte, aufrecht gestellt, dass die stromlinienförmige Nase in den Wolkenhimmel zeigte, und wie ein nicht definierbares, völlig abstraktes Wunder - stand dort tatsächlich eine Düsenkapsel.
Erste Frage; Woher hat Rikks das gewusst?
Die restlichen Fragen: An diesem Tag erfand ich zum zweiten Mal das Fragezeichen. Mir schwirrten so viele Fragen durch den Kopf, dass meine Stirn vor Fragezeichen überquellen zu schien, mein Kopf explodierte förmlich vor Fassungslosigkeit, Erstaunen, verzweifeltem Wunder.
Mir blieb überhaupt keine Zeit, um all diesen Fragen nachzugehen - unterbrochen wurde ich nämlich nur zu schnell von einem emsigen Getrommel und Gebrülle aus Richtung Tür.
Weiter.
Zur Kapsel.
Bitte jetzt keine Fragen. Ich hab immer noch keine Ahnung
- warum die Kapsel dort stand
- warum sie Raketen gleich in den Himmel reckte, als hätte sie meine Absichten geahnt,
- woher Rikks das gewusst hatte
- warum es bei all diesem unverschämten Glück doch nur eine Transportkapsel mit Notsitz besaß, in der unmöglich jemand reinpassen konnte...
Ich machte das Beste draus. Aber der Innenraum war tatsächlich minimal, minimaler ging es kaum. Außerdem erleichterte es die Sache nicht unbedingt, dass sie senkrecht stand. Trotzdem stellte ich mich erste auf die Zehenspitzen, reckte mich hoch und umgriff den Lukendeckel, um den Bauch meines Fluchtgeräts zu öffnen. Besagte Tür knallte mir fast gegen den Kopf, aber bei all diesem Stress, bei all dieser verdammten Nässe und bei all meinen sonstigen Problemen, wäre es mir auch egal gewesen, wenn es ganz drauf geknallt wäre. Ich stemmte mich hoch und schaffte es relativ unbeschadet, meine Beine im Hinterbereich zu verstauen. Etwas verkrampft vom vielen Regen duckte ich mich und zwängte auch den Rest des Körpers in den viel zu kleinen Sitz - doch schließlich saß ich da, der Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt und kaum am Atmen, aber ich war drinnen und hinter mir konnte ich sogar die Luke schließen.
Stille umgab mich, Stille und Dunkelheit. Im Gegensatz zu dem regelrechten Orkan, der draußen gewütet hatte, war diese Sticke unheimlich und beängstigend. Wenn ich früher nicht an Klaustrophobie gelitten hatte, so begann ich jetzt damit. Meine verkrampfte Hand suchte sich einen Weg durch den Salat aus Gliedern und fand schließlich den Sehschlitz, den ich nach einigen Bemühungen auch aufbekam.
Sofort empfing mich ein ohrenbetäubendes Stürmen, begleitet von einer eiskalten Dusche Wasser und einer Portion Wind.
Ich nehme das mit der „unheimlichen Stille“ zurück.
Ich bin ein Freund von unheimlicher Stille, ehrlich.
Klappe zu und herzlich Willkommen, unheimliche Stille.
Ich brauchte eine Weile, bis ich mich zu recht fand, aber nach nicht allzu langer Zeit hatte ich mich soweit geordnet, dass meine Hände bequem am Armaturenbrett hantieren konnten und meine Beine eine einigermaßen entkrampfende Lage gefunden hatten.
Gerade wollte ich den Motor starten, als mir mit einem Anflug schlechten Gewissens Rikks wieder einfiel. Ich war mir sicher, dass er das Chaos da unten unmöglich überlebt haben konnte, besonders nachdem ich die beträchtliche Auswirkung dieser Schusswaffen miterlebt hatte, trotzdem erschien es mir falsch sofort los zu fliegen. Okay, zugegeben, erst dachte ich an mein Ziel, dann an das Kompass-Ding, dass ich auf den Weg dorthin wohl unweigerlich brauchen würde - und dann erst dachte ich an meinen schrulligen Freund. Das mag etwas selbstverliebt klingen, aber hey, immerhin fuhr ich nicht ohne ihn los, immerhin wartete ich auf ihn, obwohl es offensichtlich war, dass der hochgeschossene Vogelmann hier nicht rein passen würde, obwohl es offensichtlich war, dass der Gute unten gestorben war, so traurig und herzzerreißend das sein mag.
Gott, jetzt hör ich mich schon so an wie Rikks.
So wartete ich mit der Hand auf der Zündung und der unheimlichen Stille als geheimer Freund einige harte Herzschläge darauf, dass er endlich aufkreuzen würde, nur um ihm zu sagen, tut mir Leid Kumpel, hier ist kein Platz mehr für dich - dass kam mir treulos vor, aber was besseres fiel mir nicht ein und los fliegen konnte ich jetzt, wo ich mir näher Gedanken gemacht hatte, erst recht nicht.
Eine Frage, die mich bis heute noch beschäftigt: Wenn er gewusst hat, dass hier eine Kapsel steht, und gleichzeitig wusste, dass er unmöglich hier reinpassen würde - warum hatte er sich hier mit mir verabredet? Gerade wollte ich mein Gehirn damit martern, als mir die Kisten einfielen, die ich zu meiner Sicherheit vor die Tür aufgebaut hatte. Und noch während ich das dachte, hallte ein schepperndes Krachen zu mir in die Kapsel.
Ich blinzelte und bevor ich wusste, das mir geschah, klopfte es plötzlich gegen mein Düsenfährzeug.
„Ich würde gern rein kommen“, meldete sich eine gedämpfte Stimme zu Wort. Rikks! Er hatte überlebt! Mein Gesicht wurde glühend heiß bei dem Gedanken, dass ich ihn fast zurück gelassen hatte.
Fast, wohlgemerkt.
„Ich hab’s sozusagen eilig“, drängte die Stimme und ich bediente den Hebel für den Türöffner.
Ein Schwall Regen ergoss sich in meine Kabine, begleitet vom Schreien der näher kommenden Angreifer und ein paar nasse Hände, die versuchten, sich in das Kapselinnere zu stopfen.
„Es ist zu eng“, wollte ich grade sagen, aber dann saß Rikks plötzlich neben mir, zusammen gekrümmt, in einer Haltung, die ich dem schlaksigen Mann niemals zugetraut hätte.
„Vollgas, mein Freund.“
Ich langte nach der Klappe, verschloss die Luke und suchte atemlos im Gewirr aus Armen und Beinen nach der Zündung. Tatsächlich fand ich sie, drückte jedoch gleichzeitig die Bremse, während der Motor aufröhrte. Wir lauschten einer Weile der dröhnenden Maschine, bis Rikks sich verlegen räusperte.
„Was machst du da, Kumpel?“.
„Ich drück die Bremse durch. Wenn wir genug Sachen drauf haben, könnte die Kapsel schnell genug sein, um uns bis zu deinem Loch zu fliegen; wie bei einer Rakete.“
Ich war eigentlich ziemlich stolz auf meinen Plan, dafür dass ich mich mit diesen Düsenfahrzeugen kein bisschen auskannte. Aber ich hatte dieses Manöver oft genug in Filmen gesehen, bei Autos zumindest. Naiv wie ich war und bin, war ich der Meinung, es würde auch mit diesen komischen Kapseln bei strömendem Regen funktionieren. Eine recht logische Schlussfolgerung, wie ich finde.
„Nun ja, ich weiß nicht, was eine Rakete sein soll, aber wenn du die Bremse beim Losfahren drückst, könnte es gut sein, dass gar nichts passiert. Wenn du Glück hast. Aber, sei so freundlich, und fordere unser Glück nicht heraus.“
„Oh“.
Mir war, wie üblich, nicht ganz klar, was er mir damit hatte sagen wollen, aber die Worte waren beunruhigend genug, dass ich die Bremsschaltung losließ und das Pedal durchdrückte.
In diesem Augenblick explodierte die Welt in einem grauenvollen Donnern, wir wurden im Inneren der Kapsel so heftig durchgeschüttelt, dass ich noch mehr Orientierung verlor, als ich es eh schon getan hatte… das ganze Fahrzeug begehrte auf, vibrierte wie ein los geschnelltes Holzbrett und veranstaltete einen Heidenlärm - ich brauchte unsäglich fünf Atemzüge, bis ich begriff, dass wir abgehoben hatten, dass wir den Boden hinter uns gelassen hatten und jetzt orientierungslos und in einer Geschwindigkeit, die nicht mal einem Rennfahrer auf der Zielstrecke zuzumuten ist - in den Himmeln hinein katapultiert wurden.
Panisch versuchte ich mich daran zu erinnern, wie man dieses verdammte Ding steuerte, aber entweder ich zog wie toll an den falschen Hebeln, oder die Mechanismen funktionierten im Flug überhaupt erst nicht.
„Könntest du dich bitte nach rechts wenden - wir kommen etwas vom Kurs ab.“
Rikks hatte in diesem Durcheinander seinen Kompass gefunden und hantierte damit rum; ich zweifelte nicht im Geringsten an seiner Aussage, hatte er aber grade den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt gewählt, um Navigator zu spielen. Ich hatte eine ganze Reihe Besseres zu tun, als mich auf den richtigen Kurs zu bringen.
Die Kapsel vom Abstürzen zu bewahren, zum Beispiel, oder sie wieder unter Kontrolle zu bringen, zum Beispiel. Und dabei weder zu hyperventilieren noch in einem hysterischen Anfall den Verstand zu verlieren, zum Beispiel.
„Kumpel, wir müssen uns nach...“.
Gott, dieser Typ hatte Nerven.
„Die Bremsventile! Betätige die Bremsventile zu deiner Rechten!“.
Genau in diesem Moment beschloss unser Gefährt ins Schleudern zu geraten, haltlos und völlig unkontrolliert trudelten wir durch die Luft, der Regen klatschte gegen die Ummantlung, der Wind begehrte auf, ich fühlte mich wie die berühmte Nussschale im Sturm, wenn sie in eine Windhose gerät.
„Jackconna...“.
„Verdammt! Wenn du weißt wie man dieses Scheißding fährt, wie man zu deinem behinderten Loch kommt und gleichzeitig den Sturm überlebt, DANN ÜBERNIMM BEI GOTTES NAMEN DOCH DAS STEUER!“, brauste ich auf, von der Allgemeinsituation total überfordert.
„Das ist momentan etwas ungünstig.“, bemerkte Rikks etwas trocken und mir fiel ein, dass er ja irgendwo neben mir zwischen Sitz und Erste-Hilfe-Set eingeklemmt war.
„Okay. Wir schaffen das...“.Ich nahm tief Luft und griff nach dem rechten Steuerelement, riss daran... und hatte plötzlich den gesamten Hebel in der Hand.
„Oh“, machte ich wieder, diesmal vollkommen aus der Spur gebracht, so absurd schien mir dieses Klischee. Ich hatte es oft genug in Trickfilmen gesehen, die Idioten am Steuer ausgelacht - aber jetzt kam es, in der Tat, etwas... ungünstig. Vor allem; Cartoon-Katzen im Düsenjet waren offensichtlich unsterblich, sooft wie sie vom Himmel stürzten; ich, Überraschung, war das nicht.
„Macht nichts, wir fliegen direkt darauf zu.“
Worauf denn, wollte ich kreischen, verdammt noch mal, erklär mir endlich, was das ist, wofür ich mir bei all diesem Wahnsinn den Arsch aufgerissen habe...!, wollte ich schreien.
Ich fürchte jedoch, dass mein hübscher Satz zu lang war, zu lang, als dass ich ihn Rikks entgegen schreien konnte, bevor wir von der undurchdringlichen Schwärze verschluckt wurden.
Einen Moment trudelten wir noch haltlos mitten durch einen Orkan, im nächsten waren wir verschwunden, verschlugen vom Loch.
Hinter uns, im ertrinkenden Xandria, hörte der Regen so urplötzlich auf, wie er begonnen hatte und aus der nun schwindenden Wolkendecke brache die alt gewohnte Sonnenscheibe aus ihrem Gefängnis, um die Welt weitere tausend Jahre gnadenlos auszukochen.
Hiermit möchte ich den Bericht über den Besuch in meiner ersten Welt beenden. Ich habe den ganzen verdammten Tag damit verbracht, das hier aufzuschreiben und glaub mir, auch wenn ich bis jetzt überlebt habe - ich habe nach wie vor meinen Kopf in einer endlosen Reihe von Schwierigkeiten. Die Löcher und ihre Gräber, die Welten - die Morphen. Was hat das zu bedeuten? Ich weiß nur, dass das alles etwas mit Coco zu tun hat, dass, wenn ich sie finde, auch das Rätsel um all diese Dinge klären werde. Das hoffe ich zumindest.
Hört sich viel versprechend an, nicht?
An manchen Stellen noch etwas arg... unwahrscheinlich (die Stelle am Kanal...wtf????) und an anderen merkt man eindeutig, dass das nicht so mein Fachgebiet ist (Kapseln -.-), aber ich lass das erst mal so. Ich hoffe ihr verzeiht mir.
Gruß
Nayleen
[Blockierte Grafik: http://img195.imageshack.us/img195/7793/freiheit.jpg]
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A brief candle; both ends burning
An endless mile; a bus wheel turning
A friend to share the lonesome times
A handshake and a sip of wine
So say it loud and let it ring
We are all a part of everything
The future, present and the past
Fly on, proud bird
You're free at last.
[/SIZE]An endless mile; a bus wheel turning
A friend to share the lonesome times
A handshake and a sip of wine
So say it loud and let it ring
We are all a part of everything
The future, present and the past
Fly on, proud bird
You're free at last.
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