Wie man ein Loch gräbt [Welt 1]

    • Wie man ein Loch gräbt [Welt 1]

      So dann bin ich wieder. Mit einer neuen Geschichte im Gepäck. So wie geplant und so wie versprochen. Wenn ihr euch fragt was ich in den letzten Wochen (Monaten) getrieben habe... tja. Das frage ich mich manchmal auch.
      Fest steht, das ich jetzt irgendwas habe, was definitiv über die 30-Seiten Marke hinaus ist; ob ich es dann fertig stelle, ist eine andere Sache, und ob es überhaupt brauchbar ist, werden wir dann auch sehen.
      Zur Geschichte selbst: Sie hat nichts mit Zelda zu tun. Sie ist mir spontan in den Kopf gesprungen und ich habe mehrere dutzend Stunden in meiner Hängematte verbracht, um sie näher auszuarbeiten. Stylistisch nicht sonderlich stark, hat aber etwas mit dem Erzähler zu tun, und (hoffentlich) nicht mit mir. Worum es geht? Voila; Vorwort und sowas wie ein Prolog;
      Ach ja, Titel ist zunächst nur provisorisch. Mal sehen, ob ich ihn so beibehalte.


      Wie man ein Loch gräbt

      Ein Loch

      Ich falle.
      Ich bin Jack Conner und ich falle in diesem Moment durch eine verdammte Schwärze, die ich mit meinem beschränkten Wortschatz nicht beschreiben kann. Ehrlich gesagt, habe ich auch keine große Lust, meine Umgebung in diesem Moment näher zu beschreiben; ich habe wichtigere Sorgen. Coco zum Beispiel. Oder bei all diesem Wahnsinn bei klarem Verstand zu bleiben, zum Beispiel.
      Rikks hat gesagt, ich soll Tagebuch führen, damit ich nicht anfangen kann, Dinge zu vergessen. Was er damit sagen will, weiß er glaub’ ich selbst nicht so genau. So ist Rikks nun mal - er scheint über alles bescheid zu wissen, ohne wirklich Ahnung zu haben.
      Aber das macht nichts – er ist ein guter Kumpel. Hilfreich ist er nicht besonders und wenn es ums Erklären geht, ist reden auch nicht seine Stärke, aber er hat sein Herz am rechten Fleck. Manchmal wünsche ich ihm selbst bei seiner schrecklich gleichgültigen Art, dass er zurück findet.
      Ich falle also durch dieses - moment, fallen ist wohl das falsche Wort. Man fällt nicht durch undurchdringliche Schwärze und schreibt dabei seinen ersten Eintrag in sein Tagebuch, man fällt nicht eine scheinbare Endlosigkeit durch... durch Nichts. Das macht keinen Sinn. Schließlich bin ich irgendwo reingefallen, aber werde nicht unten ankommen. Ich werde irgendwo ankommen, aber bestimmt nicht unten.
      Das wäre übrigens ziemlich schmerzvoll.
      Vielleicht sollte man das mit einer Zugfahrt vergleichen... ja, das ist gut. Es ist wie eine Fahrt in einem verdammten Zug, nur dass du nicht weißt, wo du landen wirst. Das Ankommen ist so wie Lottospielen; dass du dort bist, wo du sein willst ist dann so unwahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto, der ganze Spaß ist wie ein urkomisches Glücksspiel, bei dem ich den Witz der ganzen Sache noch nicht kapiert habe.
      Rikks hat gesagt, irgendwann wirst du es begreifen oder wird es dir zumindest so weit egal sein, dass du dir darüber nicht mehr den Kopf zerbrichst. Wunderbar. Ich hab aber keine Lust, auf ein Irgendwann zu warten, ich habe keine Lust mein ganzes Leben lang von einer verrückten Welt zur nächsten zu reisen und ich habe definitiv keine Lust, meinen Verstand so weit verloren zu haben, dass mir das ganze hier gleichgültig sein wird.
      Aber ich glaube, ich verliere den berühmten roten Faden. Ich versuche mal, meine Situation in einem Satz zusammenzufassen: Ich stecke in Schwierigkeiten. Und Coco vermutlich auch; aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir beide heil aus der Sache herauskommen, ist ziemlich gering; und die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie bei diesem Irrsinn überhaupt finde, liegt bei gleich null.
      Nein, nein... vielleicht sollte ich weiter vorne anfangen, sonst hört ihr womöglich auf hier zu lesen, weil euch das ganze zu bunt wird.
      Also, ich bin Jack Conner und ich falle.


      Davor

      Es regnet.
      Den ganzen Tag lang ist der Himmel schon bedeckt gewesen, aber vor ein paar Minuten hat es angefangen, wie aus Kübeln zu gießen.
      „Scheiße, wie es pisst. Lass uns morgen wieder kommen, Coco. Das hier ist Wahnsinn.“
      In einer mittelgroßen Stadt, die wiederum klein genug ist, um keinen relevanten Namen zu haben, beginnt unsere kleine Geschichte auf einem Friedhof. Trotz Regen und Wind hat sich unser Held - ein durchschnittlicher Oberstufenschüler der namenlosen Stadt, ein Jugendlicher, der theoretisch mit jedem der hier lebenden seinen Platz hätte tauschen können, so normal ist er - …hat sich unser Held zusammen mit seiner Freundin in die Hände des peitschenden Herbststurms begeben, nicht ahnend, was der Tag ihnen bringen wird.
      „Heute ist sein Todestag, Jack“, erwidert das Mädchen anklagend. „Dann kann ich nicht einfach morgen kommen.“
      Die beiden Freunde laufen dicht zusammen gedrängt unter dem im Wind tanzenden Regenschirm, der bei diesem Sturm fast einer Beleidigung gleicht, so nutzlos ist sein Streben, dem Regen zu trotzen. Ein Schwall Wasser ergießt sich über den Rücken des Jungen und er drückt sich fluchend näher an seine Freundin.
      „Das ist absurd. Es kann ihm doch egal sein, wann du kommst.“
      „Dir doch auch.“
      „Es regnet!“.
      „Passend zu meiner melancholischen Stimmung. An statt zu meckern, könntest du meiner zutiefst erschütterten Seele Trost spenden.“
      Jacks Arm presst sie fest an sich, dann beugt er sich über sie und küsste sie lang und intensiv.
      „Besser?“, murmelt er zwischen ihrem keuchenden Atem und den langenden Lippen.
      „Viel“, grinst sie. Als sie ihre Hände wieder in seine nassen Strähnen graben will, entreißt der Wind ihr den Schirm aus der Armbeuge und zerrt das bockende Drahtgestell in den tobenden Himmel.
      „Oh, der Schirm“, sagt sie.
      „Macht nichts. Hauptsache du wirst mir nicht entrissen.“
      Sie streckt ihm die Zunge entgegen. „Scherzkeks.“
      „Selber.“
      So schlendern sie weiter auf dem matschigen Gehweg, links und rechts stehen verstreut die Grabmäler und betrachten sie stumm und ernst, als würde der verwitterte Stein ihnen bei einer Prozession zuschauen.
      Als sie bei dem Grab ankommen, sind sie endgültig bis auf die Knochen durchnässt, aber wenn man keine trockene Stelle am Körper hat, scheint man sie auch nicht mehr zu vermissen. Gleichgültig dem Regen gegenüber und in ein bedächtiges Schweigen verfallen, stehen die beiden am schiefen Kreuz, den überschwemmten Überresten von ehemaligen Blumen, den Pfützen, den vom Wind niedergerissenen Kerzen.
      Jack spürt, wie Coco in seinen Arm kaum merklich zusammensackt und er fasst nach ihrer Hand, um der erschütterten Seele Trost zu spenden.
      „Ich vermisse ihn“, sagt sie nach einer Weile.
      „Ich auch“, antwortet er, obwohl er ihren Bruder nie gekannt hat. Sie schenkt ihm ein leises Lächeln mit großen, trauernden Augen. Sie weiß seine Aufmerksamkeit zu schätzen, ist ihm dankbar dafür, dass er sie begleitet hat, dass er immer für sie da ist.
      Das Mädchen kniet sich nieder und greift nach einer der Kerzen. Ihre Hände sind nass und beben vor Kälte, deshalb findet sie ihr Feuerzeug nicht auf Anhieb und auch als sie es schafft, einen Funken zum Brennen zu bringen, wollen ihre Finger ihr nicht gehorchen.
      „Moment“. Er nimmt ihr das Feuerzeug aus der Hand, holt ein Taschentuch heraus, das im Regen sofort durchweicht, und wischt die Kerze ab. Wieder flackert eine Flamme aus der Öffnung, doch als er sie an den Docht hält, verlischt sie.
      „Die Kerze ist nass“, stellt er überflüssigerweise fest, als er nach einigen Versuchen noch immer keinen Erfolg hat.
      „Macht nichts. Geht auch so.“
      Sie starrt auf den Grabstein und ist eine ganze Weile still. Dann:
      „Was soll ich sagen?“.
      „Keine Ahnung. Vielleicht irgendwas Nettes.“
      „Hmmm.“ Sie runzelt die Stirn. „Er war... er war einfach er. Da gibt es nichts zu sagen.“
      „Dann sag halt nichts.“
      Wieder starrt sie auf den Stein, als müsse sie immer und immer wieder den Namen lesen, der damals mit ihrem Bruder für sie gestorben war.
      „Schau mal“. Ihre gerunzelten Augen sind auf dem Namenszug fixiert. „Das ist seltsam.“
      Jack braucht ein paar Sekunden mehr, um den Widerspruch zu sehen. „Seine Daten sind vertauscht“, sagt er erstaunt.

      Lennard Jockey
      17. September 2005 - 23. August 1982
      Du wirst für immer in unserem Herzen bleiben.

      „Seltsam“, wiederholt sie. „Gestern war es richtig rum.“
      In der Ferne grollt ein Donner heran und explodiert über ihren Köpfen; wie eine Welle, die erst heran rollte und dann bricht.
      Jack fährt sich mit der Zunge über die tropfende Unterlippe und schmeckte bitterkaltes Regenwasser.
      „Sicher?“.
      Seine Freundin antwortet nicht; zögernd suchte sie sich einen Weg zwischen dem Unkraut auf dem Grab und den verdörrten Blumen des Vortages. Um im Zwielicht des grollenden Himmels etwas erkennen zu können, holt sie noch mal das Feuerzeug heraus und geht mit dem flackernden Licht an die eingravierte Schrift.
      Jack, der zitternd zurück geblieben ist, schaut ihr zu. Vielleicht ist es die Kälte und die Nässe, vielleicht das Gewitter über ihren Köpfen, vielleicht auch ein viel unbegreiflicher Grund; jedenfalls wird ihm plötzlich schrecklich unwohl bei der Sache und ein Schauder läuft ihm über den Rücken.
      „Coco?“. Sie antwortet nicht. „Komm, lass uns gehen. Es ist verdammt kalt hier. Und nass.“
      Immer noch keine Antwort.
      „Ich will nach Hause... ziehen wir uns einen Film rein, ja?“.
      Im strömenden Regen ist sie kaum mehr auszumachen, die schlanke Gestalt mit den weißen, fransigen Haaren. Jack kneift die Augen zusammen und reckt den Hals. „Coco?“.
      Es blitzt.
      Dann ist sie verschwunden.
      Jack blinzelt, schließlich klappt der Mund im wortlosen Erstaunen auf. Ein Laut, der unmöglich der menschlichen Sprache zugeordnet werden kann, entweicht seinen Lippen, dann hat er seine Starre überwunden und stolpert auf den verdammten Stein zu.
      „Hey...! Wo bist du...?!“. Sein Herz klopft. „Coco?“.
      In der Eile, rutscht er einmal im Schlamm aus, zweimal bleibt er an den umliegenden Büschen hängen und stößt sich mehrmals am Stein; er schaut hinter dem Grab, im Gestrüpp, zurück auf dem Weg, ja, er schaut sogar, den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen vor dem Tropfenregen blinzelnd, in den Himmel und sucht verzweifelt nach dem UFO, dass sie womöglich entführt hat.
      Schließlich schleppt er sich mit dröhnendem Kopf zurück zum Grabmal und starrt auf die vertauschten Daten.
      „Scheiße.“ Wütend tritt er gegen den Stein. Es tut weh.
      „Was ist hier verdammt noch mal los?!“.
      Bevor er überhaupt klare Gedanken fassen kann, streckt er sich nach den Eingravierungen aus und hämmert gegen den Stein, als ob er Schuld an Cocos Verschwinden hätte.
      Beziehungsweise, er hat vor, dies zu tun, aber sobald seine Fingerspitzen den Granitpfeiler berühren, wird es plötzlich schwarz.
      Dunkelheit umschlingt ihn und die Szene des tropfenden Friedhofs mit den drohenden Grabmälern bleibt verlassen zurück.


      Ja, das soll erst mal reichen.
      Ich werde die ganze nächste Woche nicht posten können, weil ich zum verlängerten WE weg bin (ab Dienstag ^^), aber ich freue mich auf jegliche Kommentare.
      LG
      Nayleen

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      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Nayleen ()

    • Alsooo...ich muss hier eindeutig nen Kommentar abgeben. Bzw. mehrere Kommentare. Ich sortiere sie Mal der Relevanz nach. Absteigend, versteht sich. Oder vielleicht doch aufsteigend? Egal, jedenfalls sind da KOmmentare...mit Zahlen.

      1. What the hell? Dieser Grabstein macht mir Angst...und Jack...irgendwie kommt mir bei ihm Stark aus Bleach in den Kopf. Bestimmt hast du ihn dir nicht so ausgemalt, aber Jack ist für mich Stark...
      2. Ich krieg Minderwertigkeitskomplexe, wenn ich diesen Text lese. Ich habs dir ja schon öfter gesagt, aber ich wiederhole mich gerne: Du schreibst in einem Stil, mit dem ich nie mithalten könnte. Klar, verständlich, keck und ungeschwollen. Einfach herrlich. Aber das ändert nichts daran, dass ich mich jetzt schlecht fühle XD
      3. Ich trinke nicht mit jedem...äh, Moment. Ich sollte nicht so viel Lastfm hören, das wirkt sich besonders um diese Uhrzeit stark auf mein Denken und Schreiben aus. Tatsache ist, dass die Story verdammt schnell ist. Aber im Gegensatz zu anderen Geschichten, die so schnell sind, stört das nicht. Grabsteindaten falsch, Frau weg, Mann weg. Reicht vollkommen. Keine Hinausgezögere der Handlung...ähähä...im Gegensatz zu meinen Schreibversuchen. Noch mehr Komplexe!
      4. Ich bin zwar nicht gerade der Rechtschreibexperte, aber du machst einige Sachen, die ich anders schreiben würde. Da du aber bestimmt besser in deutscher Rechtschreibung bist, sehe ich das eher als Belehrung an, bis ein anderer User dich korregiert...oder sowas.
      5. Nun, sehr geehrtes Nichtmetall, wieder einmal hast du es lieber, Elektronen aufzunehmen, anstatt sie abzugeben. Also hier ist nun wirklich noch garnichts, was ich mir zusammenreimen kann. Wer ist Jack? Wer ist Coco? Was in aller Welt ist mit ihrem Bruder? Hast du Exdeath für dich entdeckt und hast die Leere heraufbeschwören lassen? So viele FRagen, und du lieferst mir armen Metall keine Antwort...

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von UnSubigitatrix ()

    • :dance: :dance: :dance:Yipee :dance: :dance: :dance: Eine neue geschichte von Nayleen.
      Also, ich hatte es selten, dass eine Geschichte mich gleich zu Beginn so fasziniert :thumbs_up:.
      Naya, schon schade, dass du nächste Woche nichts posten kannst, aber damit werde ich wohl leben müssen :(.

      also, zur Geschichte: Ich muss sagen, dass mir der Stil sehr gefällt. Dieses Ich-bezogene Schreiben aus dem tagebuch sagt mir wirklich zu. Finde ich zumindest besser als hochgestochene 3rd Person Erzähler (Ja, ich bin Videospielgschädigt :ugly: xD)

      Nur weiter, mit mir hast du einen treuen Leser für diese Story gefunden


      LG Luciotion
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • So, da bin ich wieder. Die ganze Woche hatte ich keine Zeit für kreative Betätigungen und auch die Abendstunden am PC blieben aus - dafür jetzt gleich ein Dazwischen und das erste "Kapitel"
      Have fun.


      Dazwischen

      Jack Conner steht in gähnender Leere. Es ist dunkel, dort wo er ist, und einen Moment erwägt er angestrengt, ob er sein Augenlicht verloren hat. Aber während er noch in seinem Gesicht rumtastet, weiß er, dass etwas anderes geschehen sein muss. Die Luft riecht anders, sie ist stumpf und abgestanden, außerdem scheint es nicht mehr zu regnen. Zumindest ist es nicht mehr nass.
      „Hallo?“, fragte Jack geradeheraus in die Finsternis.
      „Hallo...“, antwortet die Finsternis.
      „Coco? Wo sind wir?“.
      „Wo sind wir... Coco, sind wir?“, antwortet die Finsternis, diesmal fast schelmisch.
      Jack flucht und tastet sich langsam voran. Seine suchenden Hände fahren fast panisch aus und suchen nach etwas, nur irgendetwas, was er ertasten könnte.
      Gähnende Leere.
      Er schluckt schwer. „Hallo?“, flüstert er wieder, diesmal leise, damit die Leere ihm nicht mit höhnischem Echo antworten kann.
      Plötzlich Schritte. Scharrende, rennende Schritte, die über den staubigen Fels eilen. Jack bleibt keuchend stehen wo er ist und versucht den anderen zu orten. Leider ist er keine Fledermaus.
      „Coco?“, fragt er wieder, diesmal hoffnungsvoll.
      Die Schritte hallten inne, die kurze Stille danach ist grauenhaft, aber nur eine Sekunde später durchreißt ein gellender Schrei das Schweigen und dieser sich entfernende Laut ist noch grauenhafter als die Gewissheit, wieder alleine zu sein.
      „Scheiße“, murmelt er und rennt ohne weiter nachzudenken los.
      Er stolpert - und dann ist da plötzlich nur noch bodenlose Leere unter ihm. Und während sein verblüfftes Gehirn versucht, das alles zu begreifen, fällt er, immer weiter, und seinen Lippen entweicht ein Schrei, der dem vorherigen nicht unähnlich ist.



      Welt Eins (Viel zu heiß)

      Gott, wo soll ich anfangen? Ich bin da in eine Sache reingerutscht die mir ganz und gar nicht gefällt. Im Moment sitze ich an einem Schreibtisch, der meinem Zuhause gleicht und doch wieder anders ist und um mich ist eine Welt voller verrückter Leute, die mir bekannt vorkommen, es aber doch nicht sind. Aber nun gut, dazu später.
      Meine erste Welt liegt einige Tage, vielleicht Wochen zurück. Das macht mir Sorgen, ich habe nämlich keine Vorstellung davon, wie lange ich schon unterwegs bin, wie lange ich schon von einem Irrsinn zum nächsten stolpere. Das beschäftigt mich erst seitdem ich hier bin, einer Welt, die meiner unglaublich ähnlich sieht, und trotzdem fremd genug ist, damit ich eine große Portion Heimweh bekomme; nett neben dem Stapel Sorgen und Problemen gehäuft sitzt die Sehnsucht da und grinst mich an. Rikks kann mir das jetzt auch nicht mehr erklären, denn Rikks ist weg. Scheiße, wie soll das weitergehen?
      Lasst mich erst einmal überlegen, wo ich beginnen kann.

      Meinen ersten Höllenritt durch diese Schwärze legte ich erstaunlich unbeschadet zurück; nach der Mordsgeschwindigkeit, die ich gegen Ende drauf hatte, hätte ich mir beim Aufprall genauso gut alle Knochen brechen können. Ich bin entsetzlich froh, dass das letztendlich nicht passiert ist - abgesehen davon, dass ich das hier dann gar nicht aufschreiben könnte, wäre ich in diesem Fall dann wahrscheinlich auch tot.
      Glücklicherweise blieb das mit dem Todwerden weg und auch der Aufprall fiel relativ glatt aus; genauer gesagt, gab es überhaupt keinen Aufprall.
      Ich war nur plötzlich da.
      Was da ist oder war, konnte und kann ich immer noch nicht sagen, aber zumindest beschreiben vermag ich es:
      Es war heiß.
      Das war das allererste, was mir auffiel, und ich weiß es deshalb so genau, weil mir paradoxerweise genau in diesem Moment richtig klar wurde, dass es aufgehört hatte zu regnen. Und es war nicht nur heiß, es war richtig heiß. Also entledigte ich mich erstmal von Regenjacke und Sweatshirt; beides vor wenigen Minuten noch durchtränkt mit Wasser waren jetzt staub trocken und steif vor Hitze. Erst dann blinzelte ich meiner neuen Umgebung entgegen, einer Umgebung die mir absolut und in jeder Hinsicht fremd war.
      Eine Wüste, die mich mit ihrer flimmernden Hitze umgab, Sand, Sand und noch mehr Sand, keine Anzeichen von Leben oder gar Siedlungen - und ein riesiges, nein gigantisches Etwas, dass sich nach reichlicher Überlegung und einem leichten Schock der Erkenntnis als... als überdimensionale Sonnenscheibe am Horizont herausstellte. Selbst überdimensional ist nicht der richtige Ausdruck, um die Ausmaße dieses Etwas zu beschreiben – dieser pervers große Glutball nahm einfach den gesamten Himmel ein.
      Damit wäre also auch das Rätsel um diese mörderische Hitze geklärt.
      Bevor ich jedoch auch nur einen der tausend weiteren Rätsel meiner jetzigen Situation auf den Grund fühlen konnte, machte jemand auf sich aufmerksam.
      „Hey, da wollte ich grad durch.“
      Ich kniff die Augen zusammen, beziehungsweise, kniff sie noch mehr zusammen, als sie es durch das viele Licht eh schon waren - und erkannte die Silhouette eines hochgeschossenen Menschen, der mit schlendernden Schritten auf mich zukam.
      „Was?“, fragte ich etwas dümmlich und angesichts der Menge an Informationen, die mein Kopf grade verarbeiten musste, hätte man mir meinem Verstand keine intelligentere Frage zumuten können.
      „Da wollte ich grad durch, Jungchen“, wiederholte der Jemand.
      Endlich war die Gestalt nah genug dran, dass ich Einzelheiten erkennen konnte. Ein schwerer, abgewetzter Reisemantel, dessen unzählige Taschen scheinbar alle mit irgendwas voll gestopft waren; feingliedrige Hände in weißen Handschuhen; langes, sandfarbenes Haar, das ihm in krausen Locken in den Nacken fiel und von seinem geflickten Zylinder bedeckt wurden; runde, kluge Käferaugen, ein Wetter gegerbtes, in die Jahre gekommenes Gesicht mit einem leicht gebogenen, ins bläulich übergehenden Raubtierschnabel und einer Narbe, die sich dem schiefen Lächelns eines nicht vorhandenen Mundes gleich über die ganze Breite des Antlitzes zog und...
      Moment.
      Hatte ich grad Schnabel gesagt?
      „Sie haben da einen... einen Schnabel im Gesicht“, rutschte es mir unglücklich und völlig hemmungslos heraus, aber der schräge Mann vor mir schien sich nicht an dieser Bemerkung zu stören.
      „Das ist mir durchaus bewusst“, sagte er ruhig, seiner Stimme hatte einen leicht schnarrenden Akzent, aber ob das nun an oben genannter Mundart lag oder er einfach Sprachschwierigkeiten hatte, konnte ich leider nicht beurteilen.
      „Bedauerlicherweise hilft es uns auch nicht mit unserem Problem weiter.“
      „Was?“, fragte ich wieder und meinem auftauenden Gehirn kam ich mir immer dämlicher vor.
      „Na, das Loch.“ Er nickte mit dem Schnabelkopf in eine unbestimmte Richtung hinter mir, aber als ich mich danach umdrehte, erwartete mich nichts außer der überdimensionalen Sonnenscheibe und glühender Wüstensand.
      „Da... ist nichts“, sagte ich verständnislos.
      „Eben“, meinte er und wandte sich von der Sonne weg, um in seinen Manteltaschen zu kramen.
      Mit einer Verwirrung, die durchaus Potenzial zum Wahnsinn hat, schaute ich mich noch einmal um; wieder erwartete mich nur Sand, Sonne, Himmel und Schnabelmann.
      Inzwischen hatte sich meine Umgebung zu einem Schmiedeofen erhitzt; es war so verdammt heiß, dass ich nicht mal schwitzte, weil der Schweiß verdunstete, bevor er die Poren verließ. Mein Blut pochte und schon jetzt glich mein ausgedörrter Mund dem Sandboden unter mir mehr als sonst irgendwas. Die Haut fühlte sich gereizt an und ich war mir sicher, dass die Anzeichen der Rötung nicht der Blutwallungen zuzuschreiben waren, sondern dass ich mir tatsächlich zum ersten Mal in meinem Leben einen Sonnenbrand im September holte.
      Ich war keine zehn Minuten in diesem seltsamen Irgendwo und ich hasste es schon jetzt wie die Pest.
      Erste Feststellung des Tages: Wenn ich noch länger hier ungeschützt stehen blieb, würde ich elendig verbrutzeln.
      Zweite Feststellung des Tages: Ich war definitiv nicht dort, wo ich vor einer halben Stunde noch gewesen war (gesetzt dem Falle, dass ich nicht träumte).
      Dritte Feststellung des Tages: Aus irgendeinem, nicht auffindbaren Grund waren Coco und ich aus dem Friedhof und genau hierher gewarpt worden. Ich war jetzt in einer Wüstenwelt mit einer verdammten Sonnenscheibe so groß wie hundert Wolkenkratzer zusammen und einen verrückten Kauz, der sich dem Anschein weigerte, mir eine halbwegs plausible Erklärung zu all dem zu geben - und ich war alleine hier; wenn ich Coco finden wollte, war es sicherlich nicht hilfreich a) zu verbruzeln b) dumm rum zu stehen und nichts zu tun oder c) diese Welt so abgrundtief zu hassen, dass ich vor lauter Hass nicht zur Potte kam.
      Mit diesem festen Grundsatz - nämlich Coco zu finden und irgendwie wieder nach Hause zu kommen - trottete (mehr brachte ich bei dieser Höllenhitze nicht zustande) ich zu Mr. Vogelmann.
      Dieser hatte aus den tiefen seiner Manteltaschen ein rundes, Handtellergroßes Etwas gezogen, an dessen Seite mehrere kleine Knubbel zum Drehen waren; die Oberfläche des Gerätes war verglast und darunter schwirrten, einer Uhr nicht unähnlich, mehrere Zeiger über eine Art Zifferblatt, während die behandschuhten Finger des Mannes eifrig an den Rädchen fummelten.
      Ich beugte mich noch näher über das Ding, konnte mir allerdings immer noch kein Reim drauf machen - eher noch verwirrten die seltsamen Zeichen und Formeln auf der verspiegelten Innenseite mich nur noch mehr.
      „Was ist das?“, wollte ich neugierig wissen.
      „Ein Wegweiser, ein ganz besonderer Wegweiser“, antwortete er, ohne von seinem Tun aufzublicken.
      „So was wie ein Kompass?“. Obwohl es mir in dieser gottverlassenen Wüste relativ geisteskrank erschien, auch nur irgendwas anpeilen zu wollen. Vielleicht lag das daran, dass es nichts zum Anpeilen gab.
      „Was ist ein Kompass?“.
      Okay, das hatte sich wohl auch erledigt.
      Andere Frage: „Wohin weist Ihr Wegweiser denn?“.
      „Zum nächsten Loch natürlich, du Dummerchen.“
      Ich starrte ihn an. „Welches Loch?!“.
      Endlich hielt er inne, hob den Kopf und unterzog mich zum ersten Mal einer intensiven Musterung.
      „Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass du zum ersten Mal gegraben hast...?“.
      „Bitte-Was?“.
      Er kratzte sich nachdenklich das Kinn, so wie jemand, der an dieser Stelle ein Bart haben würde. „Das erklärt natürlich einiges.“
      Er seufzte und fuhr mit seiner Arbeit fort; überprüfte die kleinen Zeiger und verstellte sie wieder an den Rädchen, wenn er unzufrieden damit war; las die eingravierten Symbole und wischte immer wieder über die eingesetzte Scheibe, als ob etwas Unsichtbares sie immer wieder beschlagen würde. Schließlich brummte der Vogelmann zufrieden und es sah danach aus, als hätte er tatsächlich eines seiner rätselhaften Löcher geortet. Mir war es nach wie vor schleierhaft, wie er aus diesen Hieroglyphen auch nur irgendwas hatte herauslesen können.
      „Entschuldigen Sie“, begann ich wieder, weil es ihm anscheinend immer noch nicht klar war, dass sich für mich rein gar nichts erklärt hatte. „Ich verstehe, immer noch nicht ganz, was Sie meinen.“
      Der Mann, mich immer noch ignorierend, überprüfte das Gerät nach irgendwas, ließ es dann einschnappen und steckte es wieder in einer seiner unzähligen Taschen.
      „Nun“, antwortete er dann doch. „Ich schätze, auch du wirst es irgendwann begreifen - jetzt wo du praktisch zwischendrin steckst“. Er lachte, scheinbar über einen Witz, dessen Pointe mir nicht ganz klar war. „Und wenn du es nicht tust - irgendwann wird es dir auch egal sein.“
      Ich klappte den Mund auf, doch er war schon losgegangen, in eine scheinbar willkürliche Richtung, denn vieles, an das man sich richten könnte, gab es hier schließlich nicht gerade.
      Ich stolperte hinter ihm her (wieder war mir aufgrund der mörderischen Hitze nicht mehr möglich) und wollte ihm grad ärgerlich ein paar Antworten hinter brüllen, als der Mann erneut stehen blieb.
      „Hörst du das auch?“, fragte er unvermittelt.
      „Was?“.
      „Brummen.“
      Ich lauschte angestrengt. „Nein.“
      „Das ist das Brummen von Düsenkapseln.“
      Ich blinzelte. Was?
      „Das sind die Fahrzeuge der hier lebenden Menschen.“
      „Hier gibt es Fahrzeuge...?“, wollte ich verblüfft wissen. Dann, noch verblüffter: „Hier gibt es Menschen?!“.
      „Selbstverständlich.“
      Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich angenommen, dass diese Dimension, was oder wo auch immer sie war, überall so verlassen und desolat war wie dieser Fleck verlassener Scheiße. Selbst der Fakt, dass Mr. Vogelmann zwar nicht menschlich, aber zumindest menschenähnliche Züge aufwies, hatte mir nicht einleuchten wollen, dass auf Planet Dubios auch eine Art Zivilisation existierte. Ein Irrglaube, der sich mit der jetzt auch mir hörbaren Geräuschkulisse und der sich nähernden Staubwolke von selbst zu Nichte machte - was nicht hieß, dass ich sonderlich erpicht darauf war, diese Ureinwohner kennen zu lernen.
      Wer wusste schon was sie waren - Halbaffen mit Wurfgranaten vielleicht, oder eine Horde animalischer Bestien, die sich die Maschinen von ihren Sklaventreibern einverleibt hatten. Verrückte Wissenschaftler mit Bahn brechenden Gehirnleistungen. Vielarmige Ungetüme mit was-weiß-ich für Fähigkeiten. Riesen, womöglich, oder kleine, Axt schwingende Zwerge.
      Keine Ahnung - all das kuriose Zeug, das man eben aus Horrorfilmen so kennt.
      „Was heißt das?“, fragte ich. „Für uns, meine ich...?“
      „Sie kommen.“
      „Wer sind sie?“
      „Die Jäger.“ Diesmal war seine Stimme mit ernster Sorge gezeichnet - oder zumindest die Anzeichen davon. Nicht sehr beruhigend.


      Diese Geschichte ist wirklich eine spontane Idee meinerseits gewesen, das merkt man auch, schätze ich. Egal. Ich hatte und habe sehr viel Spaß damit, also versuche ich ihn mit euch zu teilen.
      Anmerkungen zur Sprache: Sehr Umgangssprachlich, das weiß ich und das ist Absicht. Ich bin darin noch nicht allzu geübt, also verzeiht einige flache Formulierungen.
      Schließlich noch zum Posten: Da die Geschichte voraussichtlcich aus mehreren (etwa ein dutzend) Teilen besteht, die miteinander nur nach und nach näher miteinander zu tun haben werden, intern aber ziemlich komplex sind (*nach luft schnapp*), werde ich immer erst einen Teil fertig schreiben, ihn innerhalb ein, zwei Wochen posten und dann warten, bis der nächste fertig ist.
      So, das solls erst mal gewesen sein.
      Gruß
      LG
      Nayleen

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      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
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    • ICh find die Geschichte einfach nur genial. Der Schreibstil gefällt mir sehr und die Handlung bis jetzt auch. Vorallem, dass er mehrere Teile geben wird, die sich erst später zueinanderfügen. Hoffe auf mehr.

      LG Luciotion
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • Okay...äh, ja. Wie soll ich diesen Abbschnitt der Story kommentieren? "Was zur zugefrorenen, von Essig getränkten und rosa gepunkteten Hölle?!" triffts wohl am besten...
      Ich finde, dass die Story ohne viel Worte verdammt viel über sich aussagt. Wie ein Mensch, mit dem man sich gut unterhalten kann.
      Ich bin zwar reichlich verwirrt, zu verwirrt, um zu analysieren, aber ich freue mich auf die lochige Fortsetzung.

      Beste Zeile, übrigens: "Was ist ein Kompass."
      Ich liebe solche Witze, die gar keine sind.
    • Man, ich komm nie zum Posten -.-
      Dabei poste ich so gerne...
      Ach ja, Kritik ist auch gewünscht, so ist das nicht. Aber wenn ja alles perfekt ist, ist ja schön... :rolleyes:
      Weiter weiter weiter...!



      Welt Eins (Viel zu Heiß)
      -Fortsetzung-


      Das Geräusch der Düsenantriebe schwoll an, inzwischen hätte auch eine schwerhöriger Blindschleiche (können solche Tiere überhaupt hören?) etwas davon mitbekommen müssen. Mein Gefährte hatte nichts von seiner Gelassenheit verloren; nach wie vor waren seine verhältnismäßig großen Hände im Mantel verstaut, der einsame Zylinder auf seinem Kopf lag ihm schräg in die Stirn gezogen, die Narbe unter seinem Schnabel grinste mich an.
      Ich derweilen glich einem einzigen Nervenbündel. Es war heiß, ich wusste weder wo ich war oder was das alles sollte, litt unter psychischen Wahnvorstellungen und hatte absolut keine Ahnung, wie man sich in solchen Situationen überhaupt verhielt.
      „Was machen wir jetzt?“. Ich glaube, meine einzige Gesprächsbeteiligung dieses Tages bestand grundsätzlich aus Fragen. Ziemlich dämliche Fragen, nebenbei bemerkt. Bis jetzt hatte ich auf keiner davon eine Antwort erhalten.
      „Warten. Vielleicht übersehen sie uns.“
      Lustig. Wir befanden uns in einer Kilometer großen Wüste, einer flachen, Kilometer großen Wüste aus hellem Sand; wie sollten wir da nicht auffallen - nicht im Umkreis von mehreren dutzend Meilen…? Das war mir ein Rätsel. Vor allem weil unsere lieben Freunde immer näher kamen. Ich machte mich auf alles gefasst - auch auf die Axtschwingenden Zwerge - bis ich im glimmenden Wüstensand die rasch nähernden Konturen der Fahrzeuge erkennen konnte.
      Es waren mehr Schatten - Ahnungen von Schatten, so schnell düsten die Dinger über den Boden. Schmale Kapseln, der vergrößerten Variante einer MG-Patrone nicht ganz unähnlich, mehrere Handbreit über den heißen Wüstensand, flogen sie hoch genug, um die Reibung aufs Minimalste zu reduzieren, aber trotzdem so tief, dass die Staubproduktion Weltrekord verdächtig war. Trotzdem - fliegen konnte man es nicht nennen. Meine persönliche Definition für Fliegen - sowieso schon von gewissen, prägenden Erfahrungen runter gesetzt - beinhaltet das Vorhandensein von Flügeln, was bei diesen Dingern bestimmt nicht der Fall war. Ein fast doppelt so langer Feuerschweif verfolgte die Fahrzeuge, wie bei einer Rakete züngelten die blauen Flammen aus der Düse der Brennkammer und schossen die Patronen wie ihre kleinen Namensvettern durch die kreischende Luft.
      Gott, und diese Dinger kamen direkt auf uns zu.
      Die Staubwolke verdichtete sich, bald sah ich gar nichts mehr außer flirrende Kleinstgesteinkörner, begleitet von einem Orchester der donnernden Energiemassen, die hier zusammen prallten. So, genau so, stelle ich es mir vor, als Ameise in einem defekten Fernsehen zu leben. Vielleicht war das Rauschen dort nicht ganz so wild, nicht ganz so brausend, aggressiv und überlebensfeindlich. Aber das trifft das wohl am ehesten. Nur dass hier irgendwo noch die Düsenfahrer auf Jack-Brei scharf waren, denn dass würde zweifelsohne von mir übrig bleiben, wenn ich gegen einer ihrer Frontscheiben klatschte.
      Unwillkürlich stolperte ich zurück und stieß auf Mr. Vogelmann, der immer noch an Ort und Stelle stand.
      „Überlass mir das Reden, Junge“, sagte er ruhig. So ruhig wie man inmitten eines Sandsturms eben sein kann.
      „Reden?!“, japste ich, und meine Zweifel, dass wir das bald nicht mehr können würden, waren gar nicht mal so irrelevant.
      Aber tatsächlich schienen die Monster-Patronen auch Bremsen zu haben, denn nach nicht allzu langer Zeit hörte das Orchester mit einer abschließenden Explosionseinlage auf und ein paar knirschende Schleifgeräusche später senkte sich auch der Geräuschpegel in punkto Sandsturm. Der Staubdunst legte sich, die Düsen kamen zum Stillstand und ich war noch am Leben.
      Glück gehabt.
      Wie ich bereits zu beschreiben versucht habe, glichen die Düsenfahrzeuge den Patronen eines Maschinengewehrs; das gesamte Gerät war auf Schnelligkeit ausgelegt und hatte somit diese aerodynamischste Form angenommen; am Heck der ganzen Geschichte war ein schmaler, unverglaster Sehschlitz und es war mir schleierhaft, wie man 1. den enormen Gegenwind, der durch diese unbeschreibliche Geschwindigkeit unweigerlich entstehen musste, ohne Verglasung aushalten konnte, 2. wie man durch so eine Beleidigung der Sehfreiheit überhaupt etwas erkennen konnte, und zuletzt, 3. wer bei Gottes Namen überhaupt so schnell fahren wollen musste, denn bei unweigerlichen Steuerungsschwierigkeiten und mittelkleinen Staubstürmen war diese Angelegenheit bestenfalls unpraktisch.
      An den Seiten der Hülsen schoben sich aus kaum erkenntlichen Schlitzen Luken auf, Gestalten, die uns aufgrund der Sonnenscheibe nur wie schemenlose Konturen begegneten, sprangen leichtfüßig aus dem Wageninnere, je zwei pro Monsterdüse, und kamen mit schlendernd-drohenden Schritten auf uns zu.
      „Na, wo habt ihr euch denn verlaufen?“, rief einer der Gestalten, eine Spur höhnisch, wie mir auffiel. Ich kniff die Augen zu und erkannte mit gutem Willen einen braun gebrannten Kopf, der auf komplett verhüllten Schultern und Torsos saß. Die Kleidung des Mannes war sämtlich aus Fetzen, die bunt zusammen geflickt nur schwerlich als solche zu erkennen war.
      „Was wollt ihr?“, blaffte ich großspurig, bis mir einfiel, dass mein Gefährte das Reden eigentlich hatte übernehmen wollen.
      Der Sprecher kam langsam auf mich zu und unterzog mich einer abfälligen Musterung, ich erwiderte seinen Blick mit trotzig erhobenem Kinn. Der Mann - offensichtlich menschlich - trug über dem jetzt entblößtem Gesicht wohl normalerweise eine Haube, denn abgesehen von einer hoch geschobenen Sturmbrille, war sein Wetter gegerbtes Gesicht unbeschützt; selbst Haare, oder nur flaumige Anzeichen davon, besaß er nicht.
      „Nichts“, antwortete er schließlich. „Wir wundern uns nur, was solche...“ Er überlegte kurz nach einer treffenden Bezeichnung, „…Verwirrte in der Wüste zu suchen haben.“
      Ich schluckte.
      „Wir sind nur auf der Durchreise“, sprang mein Freund für mich ein und zum ersten Mal fiel mir ein, dass er womöglich ebenfalls nicht von dieser Welt stammen konnte. So vertraut sie ihm schien, gehörte sein eigenartiges Vogelgesicht bestimmt nicht hier her. Aber wenn er nicht von hier war - und offensichtlich auch nicht von meiner Welt - woher dann? Einem weiteren Planeten Dubios - diesem Wahnsinn vielleicht nicht unähnlich...?
      „Interessant. Durchreise kostet aber was. Jungs“, er nickte den anderen zu und sie umkreisten uns, der Mann vor mir, anscheinend ihr Anführer, gab ihnen ein müdes Zeichen und zwei der anderen, beide vollkommen bis ins Unerkenntliche vermummt, packten mich an den Schultern, meinem Freund wurde das gleiche Schicksal erteilt.
      „Durchsucht sie.“
      Mr. Anführer wandte sich zu seinem Fahrzeug, das wie alle anderen jetzt halb im Sand vergraben da lag, als hätte ein nicht vorhandener Fluss sie an sein ebenfall nicht vorhandenes Ufer gespült - metaphorisch gesehen, natürlich.
      Meine Bewacher begannen mich zu begrabschten, durchsuchten meine Taschen und, als sie fast an den Reißverschlüssen meiner Jacke verzweifelten, rissen sie sie mir fast gänzlich vom Leib. Erbost und bis an die Knochen entwürdigt, begann ich mich zu wehren; zu anfangs ein unruhiges Zappeln, dann ein harmloser Tritt, der sich bald in einen ganzen Hagel aus Fausthieben und Tritten in die - womöglich vorhandenen - Weichteile. Die Beduinen-Heinis zeigten sich jedenfalls nicht sonderlich beeindruckt von meinen verzweifelten Bemühungen; warum auch. Ein paar gezielte Schläge, noch ein müdes Aufbegehren meinerseits und als Antwort darauf ein ganzer Sturm an Tritten, die mich zu Boden rangen, wo ich zunächst verwirrt über diese heftige Erwiderung liegen blieb. Ein Schlag ins Gesicht. Dann – ich weiß es nicht mehr.
      Sie mussten auf mich eingeprügelt haben, mit Stöcken oder auch nur mit der bloßen Hand, jedenfalls fand ich mich ein paar benommene Minuten später wimmernd und blutend am Boden, überall klebte der widerliche Sand. Ich selbst brabbelte etwas Unsinniges; ich bin mir sicher, es war mein Gehirn, das nach dem stundenlangen Weichkochen in der brütenden Hitze jetzt endgültig kapitulierte - und dann wurde ich Idiot ohnmächtig.

      Undefinierbares Brummen, höllische Kopfschmerzen und das Gefühl, dass mir meine Haut beim lebendigen Leibe abgezogen wird. Willkommen zurück im Höllenszenario meines schrecklichsten Albtraums.
      „Hey, meld dich mal, Kumpel.“ Irgendwas stupste mich sachte an und ich erwiderte mit einem unsteten Grummeln.
      Ich fühlte mich grauenvoll, wie nach einer schlaflosen Nacht ohne einen Schluck Kaffee. Nein, schlimmer. Dieses Mal ist mein Zustand überhaupt nicht mehr mit irgendwas vergleichbar. Es war einfach nur grauenvoll.
      Meine Lider flackerten, mein fiebernder Blick wurde etwas klarer - aber das Gefühl der Enthäutung blieb. Vielleicht wurde ich in diesem Moment auch gehäutet.
      Ich blinzelte und das Licht, das auf meinen geblendeten Augen fiel, war unerträglich. Die Hitze war, so weit möglich, noch unerträglicher wie zuvor, der Durst, der Hunger, die Schwäche waren unerträglich. Und meine höllischen Kopfschmerzen waren ebenfalls unerträglich - ja, meine kleine List an Unerträglichkeiten hatte sich inzwischen auf ein halbes Dutzend erweitert.
      Ich richtete mich auf, zumindest wollte ich es tun, denn offenbar waren meine Glieder in einer unglücklichen Stellung miteinander verschnürt. Mein gemartertes Hirn brauchte ein paar Momente, bis es begriff, dass ich tatsächlich gefesselt war - und noch mal fünf Atemzüge später, begriff ich, dass ich Rücken an Rücken mit Mr. Vogelmann gefesselt war.
      „Willkommen zurück unter den Lebenden.“, kommentierte er mein Stöhnen.
      Ich schaffte es, meinen Hals soweit zu verrenken, um mir einen groben Überblick zu verschaffen - aber abgesehen von Sand, Himmel und Sonnenscheibe erwartete mich nichts Außergewöhnliches. Von den Leuten, die uns überfallen hatten, war keine Spur zu sehen - hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert, so eilig hatten die das.
      „Was ist passiert?“.
      „Nun, offensichtlich wurden wir überfallen, dann nieder geschlagen, ausgeraubt und schließlich gefesselt.“
      Tolle Antwort, Herr Hilfreich. Das bringt uns leider auch nicht weiter - und deine verdammte Gleichgültigkeit kannst du dir sonst wo hinschmieren - sagte ich natürlich nicht laut, aber Recht hatte meine zerkochte Hirnmasse allerdings schon.
      „Wenn wir hier schon fest sitzen, können wir uns genauso gut vorstellen“, schlug der andere vor. „Ich bin Rikks.“
      „Jack Conner vom Planeten der Affen“, grummelte ich.
      Rikks gluckste. „Freut mich dich kennen zu lernen, Jackconna.“
      „Die Freude liegt ganz auf meiner Seite.“, erwiderte ich trocken.
      „Du hast Humor, Jackconna, das gefällt mir. Wir sollten uns zusammen tun.“
      „Vielleicht haben Sie es noch nicht gemerkt, aber wir sind schon zusammen. Zusammener als mir eigentlich lieb ist.“
      Rikks ruckelte an unseren Fesseln, als müsse er diese Aussage erst überprüfen, dann seufzte er. „Stimmt.“
      Wir schwiegen wieder eine Weile, einmal waren wir schon durstig genug, als dass wir noch länger unseren Atem verbrauchen wollten, dann hatte ich auch keine große Lust, mich mit den verwirrenden Antworten des Vogelmanns auseinanderzusetzen, wenn ich auch nur versuchte, meinen Fragensalat zu entwirren.
      So schweifte mein Blick über die ereignislose Umgebung und fiel schließlich auf mein eigenes Päckchen aus verschnürten Gliedern. Was ich sah, ließ mich trotz oben genannter Gründe lauthals fluchen.
      „Diese Mistkerle haben mir meine Kleider vom Leib geklaut...!“. Tatsächlich bestand meine Bekleidung momentan lediglich aus meiner Unterwäsche, der Rest hatte sich - samt Inhalt - mit unseren Freunden den Dieben verdünnisiert. Meiner Haut hatte das gar nicht gut getan, mehrere Stunden der Gnade der kochenden Sonnenscheibe ausgesetzt, war mein Fleisch außerhalb von Unterhemd und Boxershorts elendig verbrannt. Stellt euch den übelsten Sonnenbrand vor, denn ihr jemals auf Mallorca bekommen habt, zählt ein paar Schmerzgrade hinzu und lasst die Haut an entsprechenden Stellen aufplatzen und wieder schwarz vor Dreck verkrusten... dann habt ihr ungefähr das, was mir hier widerfahren war. Hiermit war auch das Rätsel um den unsäglichen Schmerz gelöst…hurra, eine Sorge weniger.
      Während ich so da lag, wurde mir plötzlich bewusst, dass ich, geistig abwesend wie ich war, angefangen hatte, an den Seilen rumzufummeln.
      „Uh-Oh, ich glaub ich hab da was“, sagte ich überrascht. „Aber es kann etwas dauern.“
      „Wir haben Zeit.“
      Genau genommen nicht, aber egal. So friemmelten meine tauben Finger eine Weile am Knoten herum, bis mein verwirrter Kopf das Schweigen nicht mehr aushielt.
      „Wo genau sind wir hier eigentlich...?“.
      „Keine Ahnung.“
      „Sie wissen nicht, wo wir sind?“. Vor Überraschung verloren meine arbeitenden Finger fast das Seil.
      „Nun, wie du vielleicht schon festgestellt hast, komme ich ebenfalls nicht aus dieser Welt.“
      „Okay, aber wie sind Sie dann hergekommen? Wie bin ich hergekommen? Was hat das ganze überhaupt auf sich...?“.
      „Das Graben?“. Er lachte leise und ich war erst recht verwirrt, weil ich nicht im Geringsten verstand, was daran so lustig sein sollte. Außerdem schien es ihn nicht zu bocken, mir eine befriedigende Antwort zu geben.
      „Hören Sie mal, meine Freundin ist da irgendwo. Sie braucht mich. Was weiß ich, was ihr gerade passiert - ich muss sie finden!“.
      Ich hatte inzwischen ganz vergessen, dass ich uns eigentlich hatte losbinden wollen, doch Rikks hatte den losen Knoten anscheinend erwischt und arbeitete eine Weile schweigend daran, bis er mir endlich antwortete.
      „Weißt du, mein Freund, die Wahrscheinlichkeit, dass ihr in derselben Welt gelandet seid, ist nicht sonderlich hoch. Dass ihr euch also jemals wieder seht, ist ungefähr so gewiss, wie als würden mir plötzlich Flügel wachsen.“
      Wieder lachte er mit seiner rauen Stimme und diesmal verkniff ich mir nur mühsam, ihm für seine dumme Bemerkung meinen Ellbogen in den Rücken zu rammen, hätte ich die Möglichkeit dazu gehabt. Schließlich hatte er schon einen Schnabel - viel fehlte für Flügel also nicht.
      Aber bevor ich mich doch noch dazu entschließen konnte, fielen unsere Fesseln zu Boden und wir waren endlich frei.
      Rikks stemmte sich erstaunlich galant auf die Füße und richtete seinen dämlichen Zylinder, als wäre ein schiefer Hut seine dringendste Sorge. Ich versuchte es ihm gleich zu tun - also das mit dem Aufstehen, denn einen Hut hatte ich bei dieser öffentlichen Grillanlage leider Gottes nicht - versagte jedoch schon in den Anfängen. Ich stolperte zu Boden und versengte mein Gesicht in eine Ladung Wüstensand.
      Rikks streckte mir die Hand entgegen und mit einem „Alle-Hop...!“ beförderte das menschliche Geflügel mich wieder auf meine zittrigen Beine. Meine Resonanz war ein marodes Stöhnen.
      „Alles klar, Kumpel?“.
      „War ein langer Tag für mich.“
      Seine Grinse-Narbe schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. „Ein Grund mehr, die nächste Stadt anzusteuern. Kurze Rast gefällig?“.
      Ich verzog mein abgekämpftes Gesicht zu einer Grimasse - und war mir sicher, dass das verkrustete Blut darauf einen schönen Anblick bescherte. „Möglichst bald.“
      Er musterte mich kurz und nachdenklich. „Xandria liegt keine Stunde Marsch entfernt - aber vielleicht solltest du dir was anziehen. Sonst ähnelst du bald mehr einer vertrockneten Schnecke, die einem Salzstreuer in die Quere gekommen ist.“
      Ich sah an mir hinunter und konnte nur bestätigen, was ich bereits zuvor erkannt hatte; die der Sonnenscheibe zugewandten Seite hatte einen üblen Sonnenbrand vorzuzeigen und auch sonst ging es meiner Haut nicht allzu prächtig.
      „Hier, Jungchen, probier’s damit.“
      Rikks reichte mir seinen abgetragenen Reisemantel, der mir natürlich viel zu groß war. Die schweren Ärmel schlackerten an meiner Seite runter und der Mantelsaum schleifte Sand mit sich mit, wenn ich damit auch nur ein paar Schritte ging.
      „Ein bisschen groß“, stellte ich fest.
      Und schwer war er auch. Sämtliche Taschen schienen mit undefinierbaren Gerätschaften gestopft worden sein; Sachen wie Rikks Kompass/Wegweiser/Wasauchimmer, dessen Funktion sich mir noch nicht erschlossen hatten - Dinge, die ein verwegener Abenteurer auf Reisen wohl brauchte, aber nie ganz erklären konnte. Zudem war der Mantel muffig und beanspruchte mit seiner rauen Oberfläche meine aufgeplatzte Haut nur noch mehr.
      Nun ja, er schützte mich vor der Sonne, immerhin etwas.
      „Wie kommt es eigentlich, dass die Banditen dir nichts geklaut haben...?“, fragte ich misstrauisch, während mein Gefährte die Taschen nach seinem Weiser-Instrument durchsuchte.
      Unter dem Mantel hatte Rikks eine schlichte, durch Wind und Wetter schwer einschätzbare Uniform an; eine grobe Kluft, die der auf den Bildern von Soldaten aus dem 1. Weltkrieg ähnelte. Inzwischen hatte er seinen Weiser gefunden und wog ihn scheinbar unruhig in der Hand ab, drehte an den Rädchen und blickte Stirn runzelnd in die blanke Wüste.
      „Oje“, seufzte er schließlich, und ich musste schlucken, denn Rikks war jemand, der selten „Oje“ sagte; auch nicht, wenn zum Beispiel eine Horde Düsenfahrzeuge mit zweihundert Sachen auf ihn zufuhren oder er von einem Haufen Banditen überfallen und schließlich gefesselt zurück gelassen wurde.
      „Was ,Oje’?“.
      Wieder schaute Rikks auf das Instrument, starrte auf die ausschlagenden Zeiger, die Hieroglyphen, den Symbolen; versicherte sich von Etwas, dass ich hoffte, einfach nicht wahr sein konnte.
      „Mir scheint es, als wäre der Weiser defekt“, stellte er fest und ich stöhnte. Das war Pech, dachte ich und schlug mir - natürlich nur metaphorisch gesehen - mit der flachen Hand gegen die Stirn. So viel Pech an einem Tag konnte nur ich haben.
      „Das ist ärgerlich“, meinte jetzt auch mein Vogelfreund.
      „Aber vielleicht kann jemand in der Stadt uns weiterhelfen.“
      Na hoffentlich, sonst würde dieses Ding da uns nicht - wohin noch mal?
      „Äh, was wollten Sie damit noch mal tun?“.
      „Das Loch finden, natürlich.“
      Er packte den Kompass wieder weg und suchte mit beschatteten Augen den Horizont ab, auf der Suche, wie ich mutmaßte, nach den Anzeichen der Stadt - Xandria. Bald darauf schienen seine Augen etwas entdeckt zu haben, was mir natürlich komplett entging. Aber froh, einen Führer in solch einer Situation zu haben, folgte ich ihm, als er schließlich kommentarlos losging.
      Habe ich froh gesagt?
      Das nehme ich zurück.
      Ich beeilte mich aufzuholen, was sich als gar nicht so einfach erwies, weil mein Gefährte mit seinen riesigen Storchbeinen eine fast doppelte Schrittgeschwindigkeit zu Tage legte als ich, außerdem trug ich ja immer noch seinen zentnerschweren Mantel.
      „Herr... Rikks, ich glaub, ich habe immer noch nicht kapiert, inwiefern Ihre Löcher uns weiterhelfen können.“
      „Ganz einfach“, erklärte er, ohne sich umzudrehen oder wenigstens das Tempo zu drosseln. „Deine Welt, meine Welt, diese hier... alle, tausende von ihnen, kannst du nur erreichen, wenn du ein Loch zu ihnen durchquerst. Und um ein Loch zu durchqueren, musst du nun erstmal eins gefunden haben, nicht?“. Er schien amüsiert über meine Frage, obwohl ich das natürlich nicht genau beurteilen konnte, weil sein Gesicht mir abgewandt war.
      „Das heißt“, begann ich, aufgewühlt, dass endlich etwas Licht in die Angelegenheit gebracht wurde. „...dass Coco und ich zurück in meiner Welt so ein...Loch durchquert haben und daraufhin hier wieder raus kamen... auf einem anderen Planeten?“.
      „Kein anderer Planet. Du bist nicht mehr da, wo du am Anfang warst, in kleinster Weise, mein Freund. Du hast viel mehr eine Dimension mit einer komplett neuen Atomstruktur betreten oder...“, er überlegte kurz, als würde diese philosophisch bedingte Definition ihm Spaß bereiten. „Ja, als hätte deine Grabung, die Struktur deiner Welt selbst verändert... es könnte durchaus sein, dass das Reisen lediglich eine Illusion ist, dass die Zeit sich einen Scherz erlaubt, und glauben lässt...“
      Ich räusperte mich verlegen. „Was ist eine Grabung...?“.
      Er schien meinen Einwurf nicht gehört zu haben, zumindest ignorierte er mich auch weiterhin. So blieb mir nichts anderes übrig, als der hoch geschossenen Gestalt hinter her zu eilen, in der Hoffnung, dass der schräge Kauz mich irgendwie zu Coco führen konnte.


      Ich lass das mal unkommentiert hier so stehen.
      Vielleicht passiert ja was.
      LG
      Nayleen

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      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Nayleen ()

    • Welt Eins (Viel zu Heiß)

      Im Laufe des nachmittags, oder ich vermutete jedenfalls, dass es bereits Nachmittag war (und mein Magen stimmte mir da auch eigentlich zu), fiel meine Gesprächsbeteiligung weiterhin mager aus.
      Entweder Rikks führte ausführliche Selbstgespräche mit, nun, mit sich selbst, oder er schwieg ein nachdenklich Schweigen, was mich fast noch wahnsinniger machte, als seine penetranten Denkeinheiten, denn nach wie vor war die Gegend, durch die wir marschierten, karg und absolut abwechslungsarm. Stöhnend stolperte ich ihm hinterher, während mein Körper sich immer mehr wie ein ausgelutschter, platt getretener Fußball anfühlte - sofern dieser Vergleich sinnvoll ist. Rikks Mantel zog mich förmlich zu Boden und diese verdammte Hitze bearbeitete auch weiterhin mein eh schon verkochtes Gehirn.
      Da ich nicht viel zu tun hatte, außer Fuß vor Fuß zu setzen und den formlosen Schatten, die inzwischen auch für meine Augen am Horizont aufgetaucht waren, beim mehr oder weniger (eher weniger als mehr) Näherrücken zuzuschauen, versuchte ich meine Umgebung zu analysieren. Nach längerer Betrachtung der gottverdammt großen Sonnenscheibe kam ich zum Schluss, dass die Riesenglühbirne dort oben entweder unnatürlich langsam oder einfach gar nicht vom Fleck kam, denn ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich in den letzten Stunden kaum bis gar nicht von der Stelle gerührt hatte. Als ich Rikks in einer seiner nachdenklichen Redepausen danach fragte, drehte er sich sogar belustigt zu mir um. „Bewegen? Die Sonne hier geht nicht auf und ab, Jackconna. Dafür ist sie zu groß.“
      Ich weiß nicht, inwiefern sein Gehirn schon gar war, aber mir erschien es ganz und gar nicht folgerichtig, dass eine Sonne nicht auf und ab ging, ganz gleich, ob sie jetzt den gesamten Himmel einnahm oder nicht.
      „Keine Nacht?“.
      „Keine Nacht“, bestätigte Rikks und ich fragte mich wirklich, wie er es schaffte, bei solchen Aussichten seinen Optimismus beizubehalten.
      „Ich hasse diese Welt“, grummelte ich, trottete dem Vogelmann aber tapfer hinter her.
      Zumindest einen Ausblick auf Erlösung hatte ich: Die Stadt, jetzt sogar mit deutlicheren Konturen, rückte näher. Sie kam zwar langsam, aber sie kam.
      Mit jedem Kilometer, den wir zurücklegten, wuchs sie ein paar Millimeter in die perspektivische Höhe, immer deutlicher konnte ich erkennen, was uns dort erwartete.
      Hauptsächlich waren es hohe Gebäude; entweder Hochhäuser, die wie ein Unkraut unaufhaltsam, völlig willkürlich durch die Stadt wucherten. Dann gab es auch die Wohnboxen, die übereinander gestapelten mindestens genauso hoch waren wie die Wolkenkratzer in New York bei uns Zuhause. Es war ein Flickenteppich an Farben, ein kunterbuntes Zusammenmengen von Baumaterial, das in seiner unbändigen Wildheit schon fast wieder ästhetisch wirkte. Abertausende Türme reckten sich in die Höhe, mal krumm und schief, mal so schnurrgerade, als hätte man sie auf einer Schnur aufgehängt; bedeckt von glitzernden Dächern und Kaskaden von Treppen, die sich über die Stadt ergossen wie ein Spinnennetz aus Stufen. Schmale, dunkle Gassen mit hohen Häuserfronten, die das Licht aussperrten, ein Zwielicht, das niemals in der Wüste existieren könnte; Kuppel und Glockentürme, schwenkende Fahnen und breite Flachdächer, die Wände bedeckt mit meterhohen Kunstwerken und Namenszügen aus Graffiti, Werbeplakaten, Slogans, Bandensymbole, Anarchiebekenntnisse.
      Und erst dieser Tumult, dieser Auflauf an Menschen! Gestalten, meist vermummt, aber auch mit bloßen Köpfen oder sogar nackten Oberkörpern, sie schwirrten wie ein Haufen bunter Ameisen durch ihren Bau; auf den wenigen Plätzen, über den Brücken und Treppen rennend, auf den Flachdächer, wo Kinder ein verbreiteten Ballsport spielten.
      Auch Düsenfahrzeuge gab es nur zu genüge, während wir die großen, halb verfallenen Stadttoren passierten, düsten die Kapseln mit ihrem blauen Feuerschweif an uns vorbei und bretterten in die Stadt; zwar nicht halb so schnell oder imposant, wie die Rennfahrer draußen in der Wüste, aber schnell genug, um die Leute fast intuitiv aus dem Weg springen zu lassen, oder Straßenstände bei den kleinsten Kontakt berstend zurück zu lassen.
      Jetzt, inmitten dem Geschwirr der Stadt, kam sie mir noch herunter gekommener vor, als sie es eh schon war. Mauern und Steinfassaden waren mit schmutzigen Sprüchen beschmiert, das Pflasterstein unter meinen Füßen war dreckig und an vielen Stellen aufgesprungen, im Schatten der bröckelnden Wände krallte sich das Unkraut; vielleicht die einzige Pflanze, die auf diesem Wüstenplaneten jemals zum Wachsen kam. An den Straßenränder, im Sicherheitsabstand vor den Düsenkapseln, schoben zahnlose, alte Männer ihre dreirädrigen Verkaufsstände über die holprigen Straßen, überall lagen Kleiderlumpen wie Kartoffelsäcke herum, die sich beim genaueren Hinsehen als Bettler oder Sterbenskranke herausstellten. Viele der Häuerfronten waren aufgerissen und zeigten wie bei einem sezierten Tier das Innenleben der baufälligen Gebäude, manche Häuserblock waren ganz herunter gerissen oder streckten sich, einst entzündet und verbrannt, als drohende Kohlskelette in den Himmel. In jeder Ecke stapelte sich Müll, die Ausdünstungen der Stadt stanken erbärmlich nach Schweiß und Tod, aus den Deckeln der einstigen, jetzt ungenutzten Kanalisation kroch schon der Schlick. Und doch spielten die Kinder auf ihnen, rannten Jugendliche haltlos durch die vielen Gassen, schreiend und brüllend, Steine in Fenster werfend oder andere Banden jagend. Auf den Straßen herrschte Tod und Angstschweiß, das Überleben durch Raub und Erpressung, das heillose Chaos einer gesetzeslosen, vogelfreien Stadt.
      Denn das war es eindeutig: Eine Stadt der ruchlosen Verbrecher, der verzweifelten Menschen, die ihr Heil im Durcheinander suchten. Eine Stadt, die von ihren dominierenden Banden regiert wurde, eine anarchistischen Stadt, die schon vor sehr langet Zeit, eine Führung verlassen hatte, sie womöglich nie gehabt hatte.
      „Willkommen in Xandria, Jackconna“, kommentierte Rikks, als er mein fassungsloses Starren bemerkte.
      Als ich nicht antwortete, klopfte er mir freundschaftlich auf die Schulter. „Pass ja auf, dass sie dir nicht den Kopf von den Schultern klauen, diese Burschen.“
      Eine Bemerkung, die mich nicht grade aufmunterte. Ich verzog den Mund.
      „Das ist grauenvoll... sieht es überall auf dieser Welt so aus?“, brachte ich schließlich heraus.
      Rikks zuckte mit den Schultern, als wäre es ihm gleichgültig, was hier geschah - war es vermutlich auch; vielleicht war er schon zu lange unterwegs, um solche Sachen überhaupt bewusst wahrzunehmen.
      „Die Menschen hier leben schon so seit Großvater Gott sie so erschaffen hat. Versuch nicht, ihnen zu helfen, mein Freund, du würdest alle Beteiligten nur noch unglücklicher machen.“
      „Das verstehe ich nicht. Warum gibt es keine Regierung, warum kümmert sich niemand darum?“.
      „Du kannst dir nicht vorstellen wie arm diese Menschen sind...“ Er deutete vage in die Gasse vor sich, wo am Straßenschild ein Kind um Essen bettelte, wo auf den entblößten Dachfirst eines verbrannten Hausskeletts eine Bande Jungen sich um ein paar Kupfermünzen stritten, wo ein paar in Lumpen gehüllte Männer über das Pflaster stolperten und mit einem grimmigen Lächeln jeden betrachteten, der geringfügig mehr besaß als sie selbst, nur um diese bei der nächsten Straßenecke auszurauben.
      „Diese Welt hat nichts übrig für ihre Bewohner, wer hier überleben will, muss dem anderen überlegen sein. Wer gewinnt, der überlebt, und wer verliert, der stirbt. So einfach ist das.“
      Wie die Gesetze Darwins in der Tierwelt, durchschoss es mich. Ich war nie sonderlich interessiert an irgendwelchen Evolutionstheorien, aber in dieser schrecklichen Welt rückten die grauen Theorien meiner Mittelstufe in eine krasse Wirklichkeit.
      Zugegeben, ein paar entlegene, für uns Europäer völlig belanglose Städte im Osten; Indien vielleicht und auf jeden Fall Afrika - ihr Zustand war mit dem hier vergleichbar. Aber im Gegensatz zu dieser Welt, kamen wir voran, es gab einen auch noch so kleinen Fortschritt. Hier allerdings war das Leben zeitlos, durch das Fehlen von Tag und Nacht, gab es ja nicht einmal einen geregelten Tagesrhythmus. Die Menschen hier waren gefangen in einem einsamen Kreislauf, dem niemand entkommen würde, es gab keinen, der etwas ändern wollte, keinen, der Veränderung mit sich brachte - weil keiner es hier besser wusste.
      Ich verzog das Gesicht, versuchte aber nicht länger darüber nachzudenken, weil der Gedanke, hier für immer gefangen zu sein, kein besonders angenehmer war. Ich würde nur so enden wie diese hoffnungslosen Menschen.
      „Kann uns hier jemand denn helfen?“, wandte ich mich an meinen Gefährten, um mich abzulenken.
      „Schau selbst. Wenn sie etwas besser können als stehlen, dann ja wohl rumwerkeln.“
      Zuerst wusste ich nicht, was er meinte, doch allmählich wurde es mir klar. Werkstätten, tausende von ihnen; unter schäbigen Gebäudekomplexen und Garagen, oder auch nur am Straßenrand, wo die Mechaniker ihr komplettes Arsenal vor sich ausgebreitet hatten; in allen Ecken standen die ölverschmierten Arbeiter und schraubten an Ersatzteilen herum, bauten sie in die Düsenkapseln oder werkelten an anderen völlig undefinierbaren Vehikeln herum. Schon kleine Jungen stoben durch Straßen, erledigten Botendienste oder machten eine Spritztour mit den Fahrzeugen, ihr Brüder, kaum ein paar Jahre älter, verdienten sich ihr tägliches Brot, indem sie den Konkurrenten das Diebesgut klauten und an Werkstätten verkauften, damit diese wiederum ein Fahrzeug aus bunt zusammen gemengten Ersatzteilen erschufen. Diese Welt war krank, und ich schwöre, sie war schon so krank, dass ich sie wiederum für ihre Hartnäckigkeit bewunderte.
      „Woher kriegen die so viel Sprit für ihre Autos?“.
      Rikks Miene wurde blank. „Was ist das? Sprit?“.
      Ich seufzte, wollte ihm grad von Treibgasen und den Komplikationen auf meiner Welt erklären - ihr wisst schon, die ganze Geschichte mit Ressourcenmangel und Klimawandel - da ließ ich es ganz sein, weil Rikks sich genauso gut um meine Welt einen Dreck geschert hätte als um diese. Für ihn war es alles gleich.
      An einer Straßenecke kaufte Rikks mir für einige billige Kupfermünzen ein
      neues Schuhwerk, weil meine alten Sneaker sich ja auf Nimmerwiedersehen in die Hände unserer Freunde begeben hatten. Die Stiefel waren alles andere als neu; und gut oder gar qualitativ wären die letzten Worte, die ich mit ihnen in Verbindung gebracht hätte - aber ich wollte nicht meckern, außerdem schuldete ich Rikks jetzt fünf Kupferdublonen, wie viel das auch immer in meiner angestammten Währung wert ist.
      Dann suchten wir nach Rikks „Freund“, der uns nach seiner Aussage mit dem Kompass-Ding weiterhelfen konnte - aber ich bin mir nicht ganz sicher, wie seine Definition für Freund aussehen soll. Ausschließlich alle in Xandria hatten eine grimmige Miene, die sich niemals auch nur im Entferntesten lichtete, als wäre das Gesicht im Laufe der Zeit verwachsen und würde ihnen nunmehr nichts mehr übrig lassen, als fortwährend Grimassen zu ziehen. Wie auch immer, jedenfalls kam mir ausnahmslos jede Gestalt, der wir begegneten, wie ein potenzieller Straßenräuber oder Massenmörder vor und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass unter diesem Haufen potenzieller Mörder auch nur irgendein freundliches Gemüt herumlief.
      Rikks schien da ja anderer Meinung, jedenfalls klopfte er nach einer weiteren halben Stunde Stadtbesichtigung des Feinsten an das Tor einer umfunktionierten Garage. Die Werkstatt in seinem Inneren war nur schwerlich als solche auszumachen; die deckenhohen Regale dort drin waren bis auf den letzen Fleck mit Ersatzteilen voll gestellt, der Boden war bedeckt mit Werkzeug und schmierigen Lappen und, wie um einen Wettbewerb im Vollstellen einer Garage zu gewinnen, parkte zusätzlich zu all diesem Chaos noch eine Kapseldüse auf dem Hebekran eines Autos; beziehungsweise sah das Ding so aus; ob es eins war, lass ich an dieser Stelle mal offen.
      In der offenen Heckklappe des Fahrzeugs verschwand ein Jemand mit dem kompletten Oberkörper in das Innenleben der Maschine; offenbar der Betreiber dieser Werkstatt.
      „Djiego, mein Freund, ich bin’s“, rief Rikks fröhlich. Ich weiß gar nicht was man so fröhlich sein kann - dieser Djiego anscheinend auch nicht.
      „Was willst du denn schon wieder hier?“.
      Das zum Thema „Freund“.
      Der Mann vor uns trug die für diese Welt scheinbar obligatorischen Lumpen, die praktisch seinen gesamten Körper bedeckten wie die Wickel einer Mumie. Ich verstehe bis heute nicht, welchen Vorteil man damit erzielt, wie eine Mumie aufgewickelt zu sein.
      „Darf ich vorstellen?“, fuhr Rikks fort, ohne auf Djegos schnippische Erwiderung reagiert zu haben. „Jackconna, Gräber so wie ich es bin, und auf der Suche nach seinem Mädchen.“
      Ich versuchte mich daran zu erinnern, wann ich ihm das gesagt hatte, aber es war mir schleierhaft. Vielleicht war es auch einfach zu offensichtlich.
      „Was willst du, Schnabelgesicht?!“
      Wieder ignorierte Rikks die Feindseligkeit des anderen und brachte lediglich seinen kaputten Kompass zum Vorschein. Djiego fuhr sich mit der verschmierten Auto-Werkstatt-Hand durch die Haare und verlieh dem sowieso schon ruß bedeckten Gesicht ein paar weitere Indianerbemalungen.
      „Ich bin verdammt noch mal kein Kleinteilhändler, das weißt du, Federviech. Warum fängst du immer wieder von vorne damit an?!“.
      Rikks blinzelte. „Der Wegweiser ist kaputt.“
      „Ist mir doch egal. Ich weiß ja nicht mal, wie das funktionieren soll. Und Geld habt ihr wahrscheinlich auch nicht, dreckiges Pack. Verschwinde aus meiner Werkstatt, Sandgesicht...!“.
      In einer geflissenen Bewegung drehte der Vogel sich zu mir um, seine Narbe gab mir ein schiefes Lächeln preis.
      „Wenn du möchtest, kannst du die Stadt erkunden gehen, während ich mit unserem Freund verhandele. Ich kann mir vorstellen, dass es angenehmere Dinge für einen jungen Mann in den besten Jahren gibt als langweilige Verhandlungen.“
      „Okay“, sagte ich dümmlich, obwohl mir natürlich klar war, dass Rikks mich nur loswerden wollte. Um was auch immer zu tun.
      Mit seinem so genannten Freund.
      Ich wollte es gar nicht wissen.
      „Pass auf deinen Kopf auf“, rief Rikks mir hinterher, dann hatte das Getümmel der Straßen mich schon verschluckt.


      Ich bin irgendwie verdammt stolz auf meine Beschreibungen, aber ich glaube, da rede ich mir nur irgendwas ein. Ich bin dann immer in einem schreibtechnischen Vollrausch und danach scheinen mir alle Korrakturen daran sinnlos - entweder man kann wirklich nichts mehr dran verbessern, oder der Text ist dann so verworren, dass man es nicht korrigieren kann, ohne gleich alle komplett neu zu schreiben.
      Naja, ich verlabbere mich wieder.
      Ich würde mich sehr freuen, wenn meine verehrten Leser das an meiner Stelle tun würden, dann könnte ich einschätzen wie meine Fabrikationen auf die Außenwelt wirken.
      LG
      Nayleen

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      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
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    • "Andere Atomstruktur"
      Jetzt bin ich verwirrt...ich dachte, das Leben, wie wir es beschreiben könnten, hat die Vorraussetzung, aus den Atomarten zu bestehen, die wir kennen. Von Hydrogenium bis was auch immer das schwerste Element ist. Ich zerbreche mir den Kopf darüber, wie diese neue Dimension, die andere Atomarten hat, unserer Besvhreibung so gerecht wird...aber das ist unwichtig...ich sollte auf die Story eingehen.

      Also: Dein Schreibstil bereitet mir noch immer Minderwertigkeitskomplexe, deine Beschreibungen erfüllen nicht nur ihren Zweck, sondern kommen fast schon wie Genußmittel rüber.
      Aber Kritik hab ich durchaus...die Prügelei ging mir zu schnell. Ich weiß, ich als Fan von Kämpfen und Schlagaustausch sollte ein Auge zu drücken, aber das war für mich ein paar Zeilen zu schnell. Mir hätte ein Kommentar der Bullet-Bill-Piloten gefallen oder eine genauere Schilderung ihrer Aktionen...aber wie gesagt, da bin ich wohl der einzige mit dieser Meinung.
      Zu Beginn bist du von der Ich-Erzählung in die normale Erzählung abgerutscht, von wegen "...und Jack war am Leben.".
      Zudem...entweder, ich bin nach zehnmaligem Durchlesen nicht besser im Lesen geworden, oder die Befreiung von den Fesseln ist wirklich so grob beschrieben, wie ich denke...
      Aber im großen und ganzen ist das irrelevant, das...Kapitel, oder der Teil, was auch immer, liest sich hervorragend und ich bin gespannt, was genau dieses Graben ist. Aber ich vermute, es würde Exdeath gefallen...von wegen Dimensionsportale und so.

      Na klar, kaum komm ich zum Lesen, schreibst du weiter...wie schnell bist du eigentlich? Jetzt krieg ich erst recht Komplexe...
      Ich schreib meinen KOmmentar zum neuen...Kapitel...später.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von UnSubigitatrix ()

    • Yay, Kritk... *draufstürz*
      @Atomstruktur: Irrelevant ^^
      @Kampf: Du hast völlig recht -.- Mir kam es auch sehr unvollständig vor, irgendwie abgehackt, aber mir war nicht bewusst, dass es so auffällt. Mein Argument dafür war einerseits, dass ich mit dieser raschen Szene einmal Jacks Unsicherheit, Unwissenheit und Unfähigkeit, bei kritischen Situationen klare Gedanken zu fassen, verdeutlichen suchte , andererseits um die "Jäger" vorzustellen- Sie werden später noch einmal relevant und sollten im ersten Moment völlig ungreifbar erscheinen. Aber Mal sehen, dein Einwand ist berechtigt, ich werde mir die Sache bei Gelegenheit mal ansehen.
      @Erzählperspektive: Sollte ursprünglich eine Art meiner wohl abstrakten Ironie sein, aber ist wohl daneben gegangen. Wurde geändert.
      @Fesselszene: Keine AHnung. Im Mittelpunikt stand für mich hauptsächlich das Gespräch, dass sie sihc nebenbei befreien ist eher unwichtig.
      @deine Vermutung: Was hast du eigentlich immer mti Exdeath?! XDDD
      @meine Schreibkompetenzen: Ja, ich bin schnell, schnell wie der Blitz ...! :ugly:

      Gruß
      Nayleen

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    • Okay, jetzt zum nächsten...Teil von Welt 1 Whatever.
      Okay...ich werd gleich meine einzige Kritik los: Jack Conner, der Ottonormaltyp, erzählt also diese Geschichte? Im Hinblick auf seinen bisher verwendeten Wortschatz hat er dank dieser gammligen Stadt wohl einen Inspirationsrausch erfahren wie ich einen Preller beim Weinfes...was auch immer. Jedenfalls ist die Beschreibung krankhaft gut gelungen...aber Mr. Jackconna hat doch diese Vergleiche nie im Leben drauf, oder? xD
      Das ist die einzige (es heißt nicht das einzigste, Kinder) Kritik, die ich vorzubringen hätte. Der Rest sind unwichtige Details.
      Jetzt zum Lob: Jo, der gute Rikks taugt mir mit seiner Frohnatur. Lustiger Kerl und "komischer Kauz" (Schenkelklopfer! Muahahaha!) zugleich. Sehr gelungen. Genau so gelungen wie die sprachliche Gestaltung. Ich hab heute supergeile Spagetthi carbonara gegessen, und dein Stil ist genauso gut. Viel Erbsen und Schinken. So mag ichs. Schön schön, das Kapit...der Teil...
      Dieses Xandria erinnert mich an Krieg der Sterne...Tatoonitenitebububu oder wie der Planet hieß.

      Jetzt zu den besten Zeilen der letzten zwei...Teile...

      "Jack vom Planet der Affen." (XD-Moment)
      und
      "Pass auf deinen Kopf auf!" (Klassischer Abgangsmoment)
    • *Herum drucks*
      Nächstes Kapitel...
      Der Anfang ist so schlecht -.-




      Welt Eins (Viel zu Heiß)

      Stadterkundungen werden völlig überbewertet. Zumindest in Xandria, zumindest von Rikks. Nach unserem ersten Trip durch die Gassen der stinkenden Stadt hatte ich schon genug gesehen, um mir sicher zu sein, dass ich diesen Ort, nein, diese ganze gottverdammte Welt, getrost mit Leib und Seele hassen konnte. Da musste ich sie nicht erst besichtigen.
      Stattdessen machte ich mir zum allerersten Mal ernsthafte Gedanken über Coco. Rikks hatte gesagt, dass sie vermutlich nicht in dieser Welt war, dass es unwahrscheinlich war, dass wir uns überhaupt wieder trafen - aber weil dieser seltsame Vogelmann das so behauptete, hieß es noch lange nicht, dass ich das so hinnehmen würde. Außerdem hatte ich ja eh keine anderen Probleme.
      ...
      Das sollte ein Scherz sein.
      Ich hatte tausend Sorgen, verdammt, ich habe sie immer noch, und es werden immer mehr. Aber Coco zu finden, sollte an erster Stelle stehen, oder? Ich vermute schon; also direkt nach meinem Überleben und dem Begreifen dieser seltsamen Angelegenheit. Ich muss ja am Leben bleiben, um sie retten zu können, also ziehe ich meines ihrem vor - natürlich nur zu ihrem eigenen Wohl.
      Während ich also über meine Absichten und Prioritäten philosophierte, versuchte ich mir gleichzeitig irgendeine Strategie zu überlegen, ein Ziel, das ich ansteuern konnte oder eine Möglichkeit, mit der Suche nach Coco voran zu kommen. Dabei gab es nichts, absolut gar nichts, was ich in diesem Moment in dieser Stadt für sie tun konnte. Was könnte ich überhaupt tun, selbst wenn mir alle Möglichkeiten offen lägen? Ich habe immer noch keine Ahnung. Und Gott, ich war in dieser Stadt gefangen, in diesem ganzen Irrsinn, bis mir eine Lösung einfallen würde, die es niemals geben konnte.
      Irgendwann schwirrte meine Denkzentrale so sehr, dass ich mich hinsetzen musste, um meine verwirrten Gedanken zu sortieren. Von den Münzen, die mir Rikks beim Abschied in die Hand gedrückt hatte, kaufte ich mir eine dampfende Schüssel undefinierbaren... Glibbers, obwohl ich mir davon eigentlich vernünftige Kleider hatte kaufen wollen, denn ich trug immer noch Rikks abgetragenen Reisemantel.
      Ich rührte etwas im bläulich schimmernden Schleim herum, aber abgesehen davon, dass ich gar nicht wissen wollte, wie dieser Dreck schmeckte, war mir vor lauter mutlosen Gedanke der Appetit vergangen.
      „Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht, Jungchen.“
      Ich hob meinen Kopf und erblickte einen kleinen Mann in einem seltsamen Anzug. Er war mehr breit als hoch und mit den dicken Brillengläsern auf seiner pockigen Nase ähnelte er mehr einem Maulwurf, als mir lieb war.
      Nicht, dass ich eine persönliche Abneigung gegen Maulwürfe habe – aber dieses Männlein war mir von Anfang an unsympathisch. Es reichte ja schon, dass er mich mit „Jungchen“ anredete.
      Naiv wie ich war antwortete ich ihm dennoch geradeheraus. „Ich suche nach meiner Freundin. Aber ich weiß nicht...wie.“
      „Ahh...“. Der Maulwurf-Mann machte große Augen, größere, als er durch die Vergrößerungsgläser ohnehin schon hatte.
      „Gizmo versteht dein Dilemma, oh ja, Gizmo hat schon vielen Jungchen geholfen, ihre Mädchen wieder zu finden, oh ja.“
      Ich richtete mich etwas auf. „Tatsächlich?“.
      „Oh ja“, wiederholte der kleine Mann und rieb sich daraufhin das runde Kinn, was bei seinen Wurstfingern irgendwie komisch aussah.
      „Du müsstest Gizmo nur einen klitzekleinen Gefallen tun, nur einen klitzekleinen.“
      Langsam wurde ich misstrauisch; zu recht, wie ich finde.
      „Wer sind Sie überhaupt?“.
      „Ein Geschäft...“, brabbelte der Kleine weiter, aber bei mir hatten schon längst die Alarmglocken um die Wette geschellt. „Ich hab nichts zu Vergeben“, sagte ich brüsk, stand auf und wandte mich zum Gehen.
      „Wenn du Gizmo das da gibst“, er hängte sich an meinen Arm, „dann hilft er dir, dein Mädchen zu finden.“
      „Was?!“.
      Ich versuchte ihn abzuschütteln, doch bevor ich es mir versah, hatte der Mistkerl plötzlich meine Glibberschüssel in der Hand.
      „Hey!“. Ich hatte keinen Hunger, aber es war ja wohl meine Sache, ob ich das Zeugs aß oder nicht. Ich griff nach ihm, doch er entschlüpfte mir und begann mit seinen Trippelschritten über den Platz zu rennen, und bevor ich „Glibber“ sagen konnte, war er schon in der nächsten Gasse verschwunden.
      Ich stieß einen Fluch aus und hetzte ihm hinterher.
      Ich fand diesen kleinen dreckigen Dieb natürlich nicht wieder und wäre ich nicht damit beschäftigt wie ein Nilpferd nach Luft zu schnappen, hätte ich mich zu Grund und Boden geschämt, denn ganz offensichtlich war mir genau das passiert, wovor Rikks mich gewarnt hatte:
      Man hatte mir zwar nicht den Kopf von den Schultern geklaut, aber eine Schüssel mit Essen ist damit vergleichbar.
      Müde, jetzt auch hungrig, und am Tiefpunkt meiner schlechten Laune irrte ich durch die verwinkelte Stadt, denn durch die Jagdaktion hatte ich mich hoffnungslos verirrt. Grade wollte ich mich ergeben auf das dreckige Pflaster fallen lassen, um endgültig auf meinen persönlichen Weltuntergang zu warten, da sah ich etwas, was all meine Müdigkeit vergessen ließ.
      Was meine Aufmerksam erlangte war im Grunde genommen nur ein Plakat. Ein Aushang über einer der dutzenden Off-Road-Rennen, die hier regelmäßig gehalten wurden; etwas, was eine nicht existierende Regierung sofort verboten hätte, denn die Rennen endeten für viele Teilnehmer üblicherweise tödlich.
      Aber an dem Rennen war ich bestimmt nicht interessiert - keine zehn Pferde würden mich in so eine Kapsel stecken, ich war ja nicht lebensmüde.
      Nein, es war Cocos Ohrring.
      Ich traute meinen Augen nicht, aber auf dem Plakat war unverwechselbar ihr kirschroter Perlenohrring; ich hatte bereits zu oft mein Gesicht in ihre Haare gedrückt, zu oft ihren Hals, die Wange, das Ohr geküsst, zu oft mit ihr geschlafen, als ich diesen einen Ohrring jemals verwechseln könnte.
      Und jetzt sah ich ihn dort abgebildet, dort auf einem Plakat in dieser mir völlig fremden Stadt, in einer Welt, die ich zuvor niemals betreten hatte.

      Dem Gewinner: Die Hand der Frau, die dieses Schmuckstück trägt. Wer mag das sein...?

      Ich trat näher und erkannte neben dem Ohrring noch das dazu gehörige Ohr, das es mit verspielter Schüchternheit offen trug, ohne seinen Träger zu präsentieren.
      Mein Herz klopfte. Konnte das sein - nach alldem, was Rikks mir gesagt hatte, nach diesem pervers langen Tag...? War Coco wirklich hier... in der Gewalt dieser Spanner? Es war eigentlich unmöglich und zugleich gab es keine andere Möglichkeit. Das war eindeutig ihr Ohrring, ihr kirschroter Ohrring, und wie sollte dieser herkommen als an Cocos eigenen Ohren?
      „Wenn du dein Mädchen haben willst - Gizmo kann sie dir besorgen.“
      Ich wirbelte herum und starrte sogleich den fiebernd großen Augen von Maulwurf Gizmo entgegen.
      In seinen Händen war meine Glibberschüssel, natürlich leer. Keine große Überraschung.
      „Gib das her“, befahl ich unwirsch, auch nur, um mein letztes bisschen verkümmerte Autorität aufrechtzuerhalten.
      „Für deinen Mantel gibt Gizmo dir diese sehr effiziente Schüssel UND trägt dich bei dem Rennen ein.“
      Ich blinzelte - entweder dieser Maulwurfkopf hatte Minderwertigkeitskomplexe oder seine Vorliebe, von sich in der 3. Person zu reden, rührte von irgendeiner anderen Wahnsinnigkeit. Wahrscheinlich beides.
      „Ich will gar nicht zu diesem bescheuerten Rennen.“, brachte ich schließlich heraus, denn ich hatte bestimmt nicht vor, mich einem Wettlauf hinzugeben, dessen einzige Disqualifikation der Tod war.
      „Wenn du Gizmo die Hälfte des Gewinnes und diesen Mantel gibst, wird er auch dein Kopilot.“
      „Ein interessantes Angebot“, sagte jemand, bevor ich gänzlich einen Koller bekommen konnte.
      Dieser Jemand war niemand anderes als Rikks, der mir in diesem Moment einen Haufen Kleider in die Arme warf.
      „Hier, Junge, zieh das an. Ich würde dir nur zu gerne weiterhin meinen Mantel borgen, nur leider habe ich die Befürchtung, dass du kurz davor warst, einen leichtsinnigen Handel einzugehen.“
      Nur zu bereitwillig, denn das Ding war nun doch ziemlich schwer geworden, entledigte ich mich von Rikks Mantel und reichte ihn seinem ursprünglichen Besitzer. Meine neue Kleidung glich der Mumienwickel, die den wohl hiesigen Modegeschmack repräsentierte, und stank nach einem stark alkoholischen Getränk - aber zumindest sah ich jetzt wenigstens so aus wie ein Xandrianer, oder wie die Burschen sich hier nennen. In mir regte sich die Hoffnung, dass somit auch die Wahrscheinlichkeit geringer war, dass ich von Halunken wie Gizmo ständig übers Ohr gehauen wurde.
      „Du willst also bei einem der Düsenkapsel-Rennen mitmachen“, stellte Rikks fest, während er seelenruhig erst eine komisch gedrehte Minitrompete mit einem grauen Sand füllte, dann die eine Öffnung mit einem seltsamen Taschenzünder anzündete. Eine Pfeife, wie ich ein paar verblüffte Sekunden später feststellte, als der Mann es sich zwischen den Schnabel stopfte.
      Dann erst begriff ich, was er eben gesagt hatte.
      „Nein“, stolperte das Wort aus meinen Mund, total überrumpelt und auch leicht verspätet, was die Aussagekraft davon etwas eindämmte. „Ich bin nicht lebensmüde!“.
      Rikks hob abwehrend die Hände. „Ist ja gut, Kumpel, du musst es mir nicht sagen. Aber ich finde es völlig in Ordnung - es ist ja schließlich ein Kulturerbe, das man sich eigentlich nicht entgehen lassen sollte“. Er seufzte theatralisch wie ein alt gewordener Mann, der feststellt, dass ihm nicht mehr alle Möglichkeiten des Lebens offen stehen.
      „Nein, Sie verstehen das-“
      „Lass mir dir nur einen gut gemeinten Tipp geben; so freundlich dein neuer Freund sein mag, würde ich ihn nicht als meinen Kopilot einstellen. Er scheint mir etwas… übereifrig.“ Er paffte an seiner Pfeife. „Nichts für ungut, kleiner Freund.“
      „Ich schwöre, wenn du Gizmo das Mädchen versprichst, dann wird er dich als Erstes ins Ziel bringen...!“, ereiferte sich Gizmo, wohl ebenfall in seiner Ehre gekränkt.
      Rikks schenkte ihm einen scharfen Blick. „Es tut mir leid, verehrter Kollege, aber ich kann nicht verantworten, dass Jackconna mit dir in eine Kapsel steigt. Wenn, dann werde ich das ja wohl tun.“ Er zog wieder an der Pfeife und atmete eine streng duftende Tabakwolke - zumindest roch es nach Tabakähnlichem - aus.
      „Jetzt komme ich wohl doch nicht drum herum, dabei hatte ich eigentlich vor es zu vermeiden... hm.“
      „Ich eigentlich auch“, bemerkte ich trocken.
      „Was heißt hier eigentlich?! Wir haben einen Vertrag!“, keifte Gizmo.
      „Er hat ja wohl nicht eingewilligt“.
      „Das sehe ich anders-“.
      „Ist ja gut“, unterbrach ich sie genervt und sehr, sehr, sehr widerwillig. Aber es war sowieso entschieden, ich hätte alles sagen können, und sie hätten mich trotzdem fröhlich plappernd weiter geschleppt.
      Rikks schien es scheinbar egal zu sein, dass er sein Leben somit einer Höllenmaschine verpfändet hatte - mir war es nicht. Aber dort war ein Hinweis auf Coco, vermutlich war sie sogar selbst dort und wer wusste schon, wie diese Mistkerle sie behandelten - beim Gedanken daran, wurde mir vor Angst fast speiübel, teils von dem bevorstehenden Rennen, teils natürlich um Coco. Und na ja, immerhin - so versuchte ich mir zumindest Mut zu machen - war Rikks bereit mich zu begleiten, also hatte zumindest einer Ahnung davon.
      Wie sich herausstellte, hatte Rikks keine Ahnung. Zumindest keine hilfreiche. Er hatte nur zugestimmt, weil sein „Freund“, dieser Djiego anscheinend eine beträchtliche Summe für die Reparaturen an dem Kompass forderte, die Rikks nun mal nicht hatte. Also, schwups, eine Runde tödliches Wagenrennen und alles ist wieder in Butter.
      Super.
      Als er mir das offenbarte, wäre ich ihm fast an die Gurgel gegangen, ich schwöre, viel hätte wirklich nicht gefehlt. Aber da meine Nerven schon sowieso blank lagen, ließ ich es lieber bleiben; ich hatte bestimmt nicht vor, mit Gizmo in der Kapsel zu enden.
      Wo wir von dem Maulwurf-Knaben grade reden; er war es immerhin, der uns so ein Fahrzeug erst besorgte, etwas wofür ich ihm vielleicht sogar dankbar gewesen wäre, wenn ich nicht mich damit beschäftigt hätte, mir all diese gottlosen Unfälle und mittelschwere Katastrophen, die dort passieren konnten, durch den Kopf gehen zu lassen.
      Okay, lassen wir das mittelschwer weg.
      Ich konnte mir nichts halbwegs Schlimmeres vorstellen.
      So führte Gizmo uns eifrig durch die Straßen, um einen Händler zu suchen, der sich so kurzfristig seine Kapsel abluchsen ließ; ich sage abluchsen, weil wir ganz offensichtlich kein Geld hatten und uns nichts außer Gizmos dämlichen Handelsfähigkeiten blieb - im Austausch von Rikks Pfeife, versteht sich, sonst hätte der Kerl uns nirgendwo hin geführt.
      Wir fanden sogar tatsächlich einen Mechaniker, der mehr oder weniger gewillt war, uns eine Maschine für das Rennen zu leihen. Na ja, gewillt ist übertrieben.
      „Halloooo!“. Wenn ein kurzstämmiger Mensch mit Maulwurfgesicht so auf die zukommt, kannst du ernsthaft Angst bekommen; ich war nur froh, dass der Frackhändler uns nicht gleich seine Tür vor die Nase zuschlug, aber das lag vielleicht daran, dass seine offene Straßenwerkstadt gar keine hatte.
      „Wir wollen uns für ein klitzekleines Rennchen deine Düse ausleihen, nur kurz, Gizmo schwört.“
      „Ein Rennen?“. Der Mann lachte spöttisch. „Bestimmt nicht. Ihr wisst ja nicht mal, wie man das Goldstück fährt.“
      Stimmt - wollte ich eigentlich auch nicht ausprobieren.
      „Das lass mal unser Problem sein, Kumpel“, sagte Rikks gelassen und paffte an seiner Pfeife.
      „Ja! Wir holen es ab und bringen es wieder her! Völlig unbeschadet…!“
      „Unbeschadet?“. Der Mechaniker stieß die Silbe so unfreundlich durch die Zähne, dass man fast meinen könnte, er wäre sarkastisch. Fast.
      „Du bekommst auch die Hälfte des Gewinnes.“
      Der Händler hatte sich wieder in die Heckklappe einer Maschine gebeugt und antwortete jetzt, ohne aufzublicken.
      „Erzählt das wem anderen, aber nicht mir.“
      „Okay, okay“, ereiferte sich unser Wunderhändler. „Zusätzlich noch diesen Jungen als Aushilfe und den Hut seines Freundes dazu.“
      „Was?!“, schnappte ich empört und auch Rikks tastete unruhig nach seinem Zylinder und versicherte sich, dass er noch an Ort und Stelle war.
      Unser Freund der Mechaniker richtete sich, scheinbar interessiert, auf und unterzog mich einer ersten genauen Musterung, ich starrte zurück. Wie alle hier trug er die Mumienwickel und die, für die hier wohl lebenden Menschen verbindliche Sturmbrille, sein kahler Kopf wurde nur von einem dichten Schnurrbart oberhalb seiner fleischigen Lippe geziert. Wie ein Sklavenhändler, der die Tauglichkeit seiner Ware begutachtet, fasste er mir an Oberarm und Schulter, besah meine Hände und Bauchmuskeln, bis er zufrieden nickte. Ich hatte die Musterung klaglos über mich ergehen lassen, bei Großvater Gott, schließlich ging es hier um Coco. Und - wenn ich Glück hatte, würde Gizmo mich aus der Sache wieder raushandeln, oder zumindest hoffte ich, dass er das tun würde.
      „Gut. Aber die Reparaturen, die anfallen werden, bezahlt ihr trotzdem.“
      „Klar, Kumpel“, sagte Rikks großspurig. „Ist doch selbstverständlich.“
      Unser zukünftiger Tod oder zumindest lebenslange Querschnittslähmung war ein schrottiger Zweisitzer, dessen Plätze so verdammt klein waren, dass ich schon beim Gedanken mich da rein zu zwängen chronische Rückenschmerzen bekam. Vorne saß wohl vor dem schmalen Sehschlitz der Steuermann, doch war mir schleierhaft, wie man das Ding ohne Lenkrad steuern sollte.
      Direkt hinten, eingepfercht zwischen Vordersitz und Brennkammer war der Sitz des Kopiloten, der mir in dieser Position etwas sinnbefreit erschien, aber nun gut, alleine würde ich bestimmt auch nicht in so ein Ding steigen wollen, allein der Nervensache halber.
      „Willst du fahren, Kumpel?“, fragte Rikks, während er sich mit eingezogenem Kopf das Innenleben des Dings besah.
      „Was?!“.
      „Ob du fahren willst.“
      Ich verschluckte mich fast. „ Ich weiß ja nicht einmal wie man ein Auto fährt“.
      Theoretisch sollte ich aber - die Reihe von Fahrstunden die ich vor dem ganzen hier noch absolviert habe, waren jedoch so katastrophal ausgefallen, dass ich erst gar nicht daran denken wollte, was ein Jack Conner mit einem Düsenfahrdings anstellen würde.
      „Was ist ein Auto?“.
      Okay. Das hat sich dann auch erledigt. Ich seufzte und zwängte mich in den Vordersitz.
      „Wie funktioniert das Teil?“, fragte ich etwas dümmlich, nachdem ich ein paar hoffnungsvolle Sekunden darauf gewartet hatte, dass es von alleine losfuhr.
      Unser Werkstattfreund schnaubte abfällig, stellte sich dann aber doch neben mich, um es zu erklären.
      „Hiermit startest du die Triebwerke, damit kontrollierst du die Brennstärke und somit die Geschwindigkeit. Die Anzeige hier sagt dir, wie viel Dynna im Tank ist und das hier ist für die Bremsklappen zuständig; für Kurven und so ein Zeug, um eine Vollbremsung zu machen, musst du die Dynnaverbindung kappen, dann das hier einrasten, um das gute Stück vom Explodieren abzuhalten. Ach ja, und hiermit bewegst du die Steuervorrichtungen am Heck.“
      Dynna, Vollbremsung, Brennkammer, Explosion. Alles klar.
      Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich diese Welt hasste?
      „Wie lenkt man?“.
      „Sagte ich doch, die Steuerklappen hier verändern geringfügig den Luftwiderstand, was den-“
      „Es gibt kein Lenkrad...?!“.
      „Was nützt dir bitteschön ein Lenkrad...? Wenn die Kapsel erstmal in Fahrt ist, wirst du ja wohl schwerlich genug Zeit haben, um irgendeine Richtung anzusteuern.“
      Okay…
      Panik?
      In einem verzweifelten Hilferuf an Großvater Gott, er möge mich das doch alles nur träumen lassen, ließ ich meinen Kopf auf das Armaturenbrett fallen.
      „Oh Gott“, murmelte ich tonlos. „Ich sterbe.“
      Rikks klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
      „Noch nicht, mein Freund, noch nicht.“
      Dafür liebte ich Rikks, für seine untrügliche, unerschütterliche und absolute Ehrlichkeit.
      Gott.


      Gruß an die Welt
      Nayleen

      [SIZE=6]
      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]
    • Rikks = epischer Gewinn, einfach nur episch in jeder Hinsicht.
      Dieses Kapitel...äh, dieser Teil erinnert mich glatt noch mehr an Die dunkle Bedrohung. Das mit dem Rennen und dem Geld für die lebenswichtige Maschine. Wenn ich Georg Lucas heißen und ein Doppelkinn, das so voll ist wie meine Brieftasche, würd ich mich schriftlich bei dir beschweren...und dann auf ein paar Milliönchen verklagen.
      Aber jetzt zum Kapitel-...Teilinhalt.
      Der Anfang ist schlecht?! Willst du mich in den Schriftstellerischen Ehrenselbstmord treiben? XD Der Anfang gefiel mir. Sehr sogar. Er macht Jack viel logischer. Ich würde auch nicht aufhören, an meine verschwundene Flamme zu denken, wenn ich in ner verdammten Paralellwelt landen würde. Und diese pseudophilosophischen Gedanken sind putztig. Rechtfertigung der eigenen Taten sind lebensnah.
      Zu Gizmo...ich hasse ihn schon jetzt und sage vorraus, dass er zum Dauerbegleiter wird, der aus dem Duo ein tolles Trio macht. Wenn Rikks wegen ihm Rampenlicht verliert, werd ich Kritiker erster Sahne...
      An sich war der Teil aber wunderbar flüßig. Wie ein guter Obstler an schwülen Freitagabenden...oh Gott, ich werd nostalgisch...mmh, Franzis-...äh...Zeit für den nächsten Punkt.
      Das Rennen klingt nach Action. Häng dich rein, wenns dazu kommt,auch wenn du nicht so der Fan von Action bist. Zu viel Potenzial, das nicht zu nutzen.
      Zu meiner Kritik:
      Coco ist doch hier? Überraschend, ja, aber hoffentlich nur ein Mittel zum Plottwist. Das wäre etwas enttäuschend...
      Die Beschreibung der Wege und des Fahrzeugs...beides zu vage für mich. Für mich, wohlgemerkt. Liegt bestimmt an meiner horgligen Art...
      Wieder ein Punkt, der nur mir einfallen kann: Ein Antagonist fehlt mir. Aber bestimmt kommt im Rennen jemand dazu, der zwischenzeitlich den Gegenpol zu Jackie bilden kann. Aber dennoch...ich will nen Hinweis auf was Böses, das hier im Spiel ist...exdeath...XD
    • Rikks ist auch mir am sympatischsten. Der Kerl hat was. Aber ich muss dich in zweierlei Hinsichten enttäuschen: weder Ginzmo noch Rikks werden die ganze Zeit mit Jack zusammen sein. Gizmo müssen wir sogar so ziemlich bald auf Nimmerwiedersehen sagen, Rikks... nun, der spielt später noch eine entscheidene Rolle. Aber zum Antagonist: es gibt keinen, bzw keinen konventionellen. Ich versuche mich in meiner Geschichte von Klischee von Gut gegen Böse zu entfernen um eine dvon unabhängige Probematik zu erschaffen. Sicher später wird es mehrere Gruppierungen geben, die Jack feindlich gesinnt sind, doch treten die etwas später auf. Ist halt eine Art Experiment meinerseits, ich hoffe es gefällt dir trotzdem.
      So, genug geschwafelt:


      Welt Eins (Viel zu Heiß)
      Fortsetzung


      Während Gizmo uns versprach, die Düsenkapsel zur Startposition zu bringen (fragt mich nicht, wie er das anstellen wollte, denn das Ding war im Ruhezustand so schwer und unhandlich wie ein aufgelaufenes Schiff - jedenfalls waren wir danach Rikks Reisefernrohr ärmer), suchten wir die Anmeldezentrale, um uns im letzten Moment noch einzuschreiben. Während ich mir die Beschreibung zur Kneipe, also jenem Anmeldezentrum, einfach spare, weil sie euch nicht interessieren wird (zugegeben, ich habe auch vergessen, wie wir hingekommen sind), möchte ich noch kurz zu einer weiteren Gegebenheit kommen, die Rikks mir auf den Weg dorthin praktischerweise offenbarte.
      Erinnert ihr euch noch an die netten Menschen, denen wir in der Wüste begegnet waren? Die uns fast umgefahren, dann überfallen und schließlich ausgeraubt und gefesselt haben? Ja? Schön. Während unserer Stadtbesichtigung war es mir mehrmals aufgefallen, aber bis jetzt hatte ich den Kritzeleien an Mauern und Gebäudefassaden keinen großen Blick gezollt. Die Namenszüge mit dem provozierenden Pfeilen und Fratzen – das Bandensymbol der Jäger. Rikks erzählte mir jetzt, dass diese Menschen einer herrschenden Gang der Stadt zugehörten. Unglaublich viele und unglaublich gerissen, verantwortlich für den Großteil der Off-Road Rennen und meist diejenigen, die Teilnehmergelder einsammelten, die Strecken auslegten und Propaganda machten.
      Was sie in der Wüste gesucht haben, kann ich nicht genau sagen, auch Rikks war da unschlüssig. Aber genau diese Menschen waren es, bei denen ich mir es eigentlich vorgenommen hatte, zukünftig aus dem Weg zu gehen. Weil sie brutal, aggressiv, diebisch, hundsgemein und absolut unvertrauensselig waren.
      Die Jäger.
      Die Mafia Xandrias.
      Inzwischen hatten wir die Kneipe gefunden, überraschend schnell sogar und wir beeilten uns dem entsprechenden Ansprechpartner für das Rennen aufzusuchen. Wie sich heraus stellte war es ein griesgrämiger, äußerst kleinwüchsiger Mann, der uns zunächst überhaupt nicht zuhören wollte, dann jedoch widerwillig unsere Anmeldung eintrug. Da wir so ziemlich die letzen waren, wurde uns auch einer der hintersten Startplätze zugeschrieben.
      Unsere Gewinnchancen, sowieso schon bei null, eilten mit großen Schritten ins Negative, eine physikalische Unmöglichkeit, die wir in diesem Moment gerade zu Nichte machten.
      Ich indes hatte ein Trauma gleichen Nervenzusammenbruch, dass ich keine vollständigen Sätze mehr herausbrachte. Das Rennen, die Kapsel - Coco... so viel stand auf dem Spiel, sodass ich nicht nur gewinnen musste, sondern auch um keinen Preis verlieren durfte, denn meine Niederlage wäre gleichzeitig ein Nimmerwiedersehen mit meiner Freundin. Daher vielleicht verständlich, dass sich mit jeder Stunde, die das Rennen näher rückte, mehr panische Hysterie in mir breit machte.
      „Bleib locker, Mann“, meinte Rikks schließlich. „Das wird schon.“
      Ich nahm tief Luft. „Wo führt die Strecke eigentlich entlang?“.
      Rikks paffte an seiner dämlichen Pfeife. „Es gibt keine, zumindest ist sie nicht begrenzt. Man wird in die alten Kanalisationen gelassen und muss raus in die Wüste finden. Der erste, der zurückkehrt, hat gewonnen.“
      „Kanalisationen?“. Ich drohte gleich wieder zu hyperventilieren.
      „Sicher, die alten Tunnel sind breit genug für die herkömmliche Kapsel, außerdem spart man sich eine Komplettzerstörung der Innenstadt.“
      „Urghh“, machte ich.
      Mein Freund wurde plötzlich erstaunlich ernst. „Es wurde niemals behauptet, dass es leicht werden würde, Jackconna.“
      „Schon gut.“

      Als es schließlich soweit war, begaben wir uns zu unserer Startposition in der Nähe von... keine Ahnung, ich kannte mich ja immer noch nicht aus. Und ich bezweifele auch, dass euch irgendeine Ortsangabe etwas nutzen würde. Wie auch immer.
      Abgesehen von uns würden noch fünf weitere von hier losfahren, aber als wir dort ankamen war noch keiner in Sicht - genauer gesagt war noch gar nichts in Sicht, nicht einmal Gizmo mit unserer Maschine. Der Platz war leer – natürlich abgesehen von den tausenden von Händlern und Mechaniker, Botenjungen und Mumienwickelträger, die wie ein einziger, geschäftiger Ameisenhaufen über das Pflaster wuselten. Aber irgendwelche Anzeichen des bevorstehenden Rennens fehlten, Kapseln, Fahrer, die Startpositionen. Irgendwas. Das fehlte.
      „Wie viel Zeit haben wir noch?“.
      Rikks antwortete nicht, er war viel zu beschäftigt einen Gullydeckel inmitten des Platzes näher zu inspirieren. Dann schob er ihn mit irgendeiner Art Hebel zur Seite - und sprang hinein.
      „He!“.
      Ich eilte zu der Stelle, wo er verschwunden war und beugte mich über das Loch. Sofort schwappte mir der charakteristische Geruch nach den Düsenventilen entgegen und mir fiel wieder ein, dass der ganze Spaß ja unterirdisch stattfand.
      Unten warteten tatsächlich die von mir vermissten Fahrzeuge, ihre Fahrer waren schon längst im Bauch ihrer Maschinen verschwunden, die Motoren bereits eingestellt, um sie warm laufen zu lassen.
      „Hier Jungchen“. Ich entdeckte den Vogelmann zusammen mit Gizmo an der hinteren Kapsel der Reihe und ich eilte zu ihnen.
      „Und wie geht’s dir, Sportsfreund?“.
      „Scheiße.“
      Rikks blinzelte, dann grinste er mich wieder an. „Alle einsteigen.“
      Ich zwängte mich auf meinen Platz und versuchte mich zu entspannen. Rikks stieg hinter mir ein und es glich einem Wunder, dass er mit seinen langen Beinen dort überhaupt reinpasste - dann verschloss Gizmo die Luke und Dunkelheit brach über uns ein.
      „Urghh“, machte ich gequält, denn ich sah ungefähr so viel wie ein Maulwurf mit Augenbinde in seinem tiefsten Loch.
      Nur dass mein Loch eine viel zu kleine Kapsel war, in der ich fast an Klaustrophobie starb und dessen Sehschlitz ungefähr die Breite eines Fingers hatte.
      „Keine Sorge, ich bin direkt hinter dir.“
      Definitiv kein Grund zur Beruhigung. „Weiß ich.“
      Ich tastete nach der Sturmbrille, die man beim Fahren trug, um zu verhindern, dass einen bei dieser Geschwindigkeit die Augen rausquellen, und lehnte mich deutlich angespannt zurück.
      „Also, wenn die Warnleuchten da vorne auf Grün-“
      Die Warnleuchten über uns im Tunnel sprangen auf grün.
      Die Fahrzeuge vor uns explodierten im blauen Licht und die Motoren röhrten laut auf - dann waren sie plötzlich verschwunden.
      „...fängt das Rennen an“.
      Ich griff verzweifelt nach vorne, zog blind an irgendeinen der Hebel, unser Motor begehrte auf - und starb dann ab.
      Ich versuchte es erneut, nur mit dem gleichen Ergebnis. Anfahren war noch nie meine Stärke gewesen.
      „Na wunderbar.“
      „Ruhig Blut, Junge. Starte den Motor wieder, und drück nach kurzer Laufzeit den Zündknopf.“
      Ich besann mich zur Konzentration und tat das, was Rikks mir gesagt hatte. Der Motor sprang an, kurz darauf explodierte unser Ventil und wir schossen voran.
      Ich hatte Rikks eigentlich zornig entgegnen wollen, warum er denn nicht selbst fuhr, wenn er sich doch so toll damit auskannte - aber dann waren wir schon mit hundert, zweihundert Sachen unterwegs. Der Gegenwind durch den Sehschlitz war erstaunlich gering; vielleicht dämpfte die Brille ihn auch einfach größtenteils ab. Ist ja auch egal.
      Jedenfalls düsten wir locker flockig mit dieser unglaublichen Geschwindigkeit durch diesen unglaublich schmalen Tunnel, dabei hatte sich der berühmt berüchtigte Tunnelblick schon beim Start bei mir eingestellt und alles außer einem fernen Punkt zu einer undefinierbaren Graumischung gezaubert.
      Wenn euch das nicht die Vorstellung geben kann, wie schnell wir waren... dann weiß ich auch nicht weiter. Es war einfach verdammt schnell und bevor ich es mir versah raste schon die Wand der nächsten Kreuzung auf mich zu.
      „Sei so gut, und halt dich rechts.“
      Ich hatte überhaupt keine Zeit für noch so eine knappe Antwort, ich zog einfach wie blöd an den Bremsklappen und hängte mich kurz vor dem Aufprall in die rechte Steuervorrichtung.
      KRACH.
      Die Kollision mit der Wand glich einer Fliegenklatsche die auf das bemitleidenswerte Viech klatscht. Mit einem richtigen Auto hätte mein Manöver vielleicht sogar funktioniert, aber hier war das Lenken so katastrophal, dass die gesamte linke Flanke gegen Stein gekracht war. Einige benommen Sekunden lang, hatte ich Angst, dass unser Gefährt schon nach der ersten Kurve bedingungslos liegen geblieben war, dann wurde mir bewusst, dass wir nach wie vor volle Fahrt voraus durch die Kanalschächte düsten. Die handbreite Stahlummantlung war wohl doch resistenter, als ich anfangs vermutet hatte.
      Die nächsten paar Minuten verbrachte ich damit, mich mit unserem Gefährt bekannt zu machen; was heißt bekannt machen - ich experimentierte etwas mit den ungewohnten Lenkvorrichtungen herum, probierte die Geschwindigkeitsabstufungen des Düsenantriebs (ließ es aber gleich wieder bleiben, als es mich fast aus dem Sitz riss), testete die Bremsen. Das Ergebnis war nur befriedigend, immer noch krachte ich in der Kurve mal mehr mal weniger gegen die Wände , immer noch schabte ich an geraden Strecken unglücklich an den Kanalmauern entlang und was es der Orientierung anlangte, hatte ich mich schon hoffnungslos im Netz der Schächte und Tunnel verloren. Beim Schwanz der Meerjungfrau - ich hatte verdammt noch mal Glück Rikks dabei zu haben. Obwohl mir seine schrecklich ruhigen Anweisungen in diesem Adrenalinschock auf den Sack gingen, schien mein eingepferchte Kopilot sich hier auszukennen, oder zumindest eine Art Karte dabei zu haben - jedenfalls dirigierte er mich sicher und zuverlässig durch das Labyrinth... urgh, sicher sei mal dahin gestellt und was das zuverlässig anging - ich blieb dabei, Rikks einfach blindlings zu vertrauen, das war im Moment am einfachsten.
      Gerade war ich dabei, mich einigermaßen meiner Situation hinzugeben und der Sache sogar etwas Spaß abzuverlangen – Spaß scheint mir in diesem Zusammenhang maßlos übertrieben, aber vergleichbar waren meine aufquellenden Gefühle mit zumindest einem Hauch sportlichen Ehrgeiz, soweit das bei solch einer eher unsportlichen Betätigung angebracht ist – nun, während ich mich langsam an die Umstände gewöhnte, meldete Rikks sich mit einer eher beunruhigenden Bemerkung.
      „Die sind aber schnell“. Er gluckste.
      „Wer?“. Ich versuchte meinen Kopf so zu verrenken, dass ich einen Blick nach hinten erhaschen konnte; etwas was in meiner Position etwas sinnbefreit war, denn Rückspiegel besaß die Düsenkapsel natürlich nicht. Das hätte ja noch gefehlt – Rückspiegel, so etwas nutzloses.
      „Na, die netten Herrschaften hinter uns.“
      Meine Hände an den Lenkvorrichtungen ballten sich zu Fäusten, ich begann vor Nervosität zu zittern. Keine sonderlich kluge Entscheidung, denn meine Anspannung wirkte sich sofort auf meine eh schon katastrophalen Fahrkünste aus; die Kapsel schwenkte unkontrolliert nach rechts, dann nach links und schabte schließlich unglücklich an der Kanaldecke entlang.
      Konzentration, mahnte ich mich. Und kein Grund zur Panik.
      In meinen vergeblichen Bemühungen, mich mit meinem Gefährt vertraut zu machen, hatte ich glatt den ganzen Sinn dieser Fahrt des Wahnsinns vergessen. Im ganzen Stress mit der ungewöhnlichen Steuerung und der aberwitzigen Geschwindigkeit in dieser Beleidigung von Rennstrecke, waren meine potenziellen Konkurrenten völlig in den Hintergrund getreten; dass jenseits meiner Angst vor diesem Höllengerät und der Wut auf Rikks, der mir das alles hier im Endeffekt eingebrockt hatte, überhaupt etwas existierte, hatte sich mir völlig entfremdet.
      Bis jetzt waren wir auch noch keinem unserer Konkurrenten begegnet. Wer wusste schon was die hart gesottenen Fahrer dieses perversen Wettrennens alles anstellten, um ihre Gegner aus dem Rennen zu werfen. Aus dem Rennen werfen - das war eh so ein unliebsames Wort. Wie bereits erwähnt, wurde man nur vom Rennen ausgeschlossen, wenn man tot war; eine eigentlich recht logische Schlussfolgerung, denn Tote konnten keinen Preis abholen, geschweige denn überhaupt weiterfahren.
      Ich konnte unsere Verfolger nicht sehen – wäre ja noch zu schön gewesen – aber ich spürte sie. Neben dem Donnern meiner eigenen Maschine spürte ich eindeutig die Präsenz von weiteren, mehreren, wie ich beunruhigt feststellte. Selbst wenn Rikks mich nicht so dezent darauf aufmerksam gemacht hätte, spätestens jetzt bekam ich zu spüren, wie es war, „im Weg zu stehen“. Im wahrsten Sinne des Wortes; abgesehen von dem Stehen natürlich.
      Der Tunnel, den wir durchfuhren, war, so wie übrigens alle anderen auch, gerade mal so breit, dass man selbst hindurch schießen konnte, ein Überholungsmanöver war also ausgeschlossen.
      Nun, und was macht man, wenn man einen Konkurrenten aufholt, der in seiner Kapsel um einiges langsamer, unsicherer, unerfahrener, nervtötender und belangloser ist als man selbst? Richtig. Man rempelt ihn von hinten an.
      Und genau das taten sie.
      Seitlich an die vorbei flirrende Mauer gepresst jagten sie hinten in mir rein, aufgrund de herausschießenden Flammen meiner Kapsel hatten sie wohl ein Frontalangriff vermeiden wollen, aber das ganze hatte natürlich trotzdem verheerende Auswirkungen. Also für uns, natürlich für uns.
      Ein unvergleichbarer Stoß durchjagte meinen Sitz und ich wurde fast aus meinem Gurt geschleudert. Die Kapsel kam gefährlich ins Trudeln und drohte sich zu überschlagen – geistesabwesend griff ich einfach irgendwohin und zog an den erstbesten Hebel, in der Hoffnung die Bremse oder etwas Bremsenähnliches erwischt zu haben.
      Ein Fehler.
      Ja, es war tatsächlich die Bremse. Und ja, als ich wie wild daran zerrte bremste unsere Kapsel auch merklich ab. Aber Bremsen an sich war schon eine ganz schlechte Idee gewesen.
      Denn plötzlich weitete sich der Tunnel zu einer regelrechten Halle aus, unsere Verfolger – es waren zwei, wie ich jetzt beunruhigt feststellte – hielten mit Leichtigkeit auf. Jetzt, wo der Kanal sich wieder geweitet hatte war Platz grade Platz genug für drei Kapseln nebeneinander. Sie mussten die Strecke in und auswendig gekonnt haben, denn es war offensichtlich, dass sie ihn für diesen Hinterhalt ausgewählt hatten – ich hatte es jedenfalls nicht gewusst. Und Rikks hatte auch nichts Vergleichbares gesagt.
      „Das kommt mir fast wie ein Hinterhalt vor“, bemerkte Rikks fröhlich und ich knirschte mit den Zähnen entgegen Rikks unschlagbarer Auffassungsgabe.
      Provozierend langsam blieben die beiden anderen Seite an Seite mit meiner abbremsenden Kapsel und mit einem Moment wurde mir klar, dass diese Leute mich nicht lediglich überholen wollten, dass sie mich nicht zurück lassen wollten, in der berechtigten Annahme ich könne nie wieder aufholen – nein, sie wollten mich schlicht und einfach ausschalten. Nicht etwa, weil sie glaubten, ich könnte jemals eine ernsthafte Gefahr darstellen und auch nicht weil ich ihnen im Weg stand – es bereiteten ihnen einfach Freude meine Kapsel anzugreifen, sie zu rempeln, bis meine Fahrkünste sie ins Schleudern beförderte, es bereitete ihnen Freude, mich samt Kapsel zerdrückt und Zerquetscht, bestenfalls tot, am Boden liegen zu sehen.
      Ich blieb erstaunlich nüchtern entgegen dieser neusten Erkenntnis, aber das wertete natürlich nicht meine Unerfahrenheit oder Unterlegenheit aus – es konnte eigentlich nichts anderes geschehen als die totale Katastrophe. Für uns gesehen, versteht sich.
      Offenbar hatten unsere beiden Verfolger sich zusammengeschlossen, eine Taktik, die bei solchen Rennen nicht selten angewandt wurde; man verbündete sich, um während der Hauptstrecke alle Gegner systematisch auszuschalten. Wer am Ende den anderen zuerst verriet und angriff, würde gewinnen, der andere musste dann sehen wo er blieb.
      Plötzlich rempelte mich der eine von rechts an, ich knallte zur Seite, wurde vom nächsten empfangen. Das war ungefähr so angenehm, wie als Tennisball von den ins Brutale neigenden Spielern misshandelt zu werden. Meine suchende Hand ertastete den Gashebel, doch die darauf resultierende Mordsgeschwindigkeit nahm mir den Atem, außerdem wurde das Spiel mit meiner Kapsel als Ball einfach gnadenlos weiter geführt. Die beiden Kapseln holten mit spielender Leichtigkeit auf, setzen ihre Tennispartie fort, die bei dieser Geschwindigkeit in ein Horrorszenario zu enden drohte; ich sah gar nichts mehr, absolut nichts, denn mein Gehirn war einfach zu langsam dafür. Wenn jetzt eine Kurve kam oder sich der Gang wieder verjüngte – ich wollte mir das gar nicht erst vorstellen. Fast automatisch ließ ich also etwas Gas ab, riss sogar am Bremsknüppel, einerseits um natürlich langsamer zu werden, andererseits in der Hoffnung dieser Düsenkapselzange zu entgehen. Dem Motor gefiel dieses plötzliche Manöver gar nicht, er grollte launisch auf, überschlug sich und verstummte plötzlich. Ein paar winzige Skunden lang versuchte ich zu begreifen, was passiert war, was an dieser unsterblichen Still so unheimlich, ja, alarmierend war. Aber mit einem jähen Schock erkannte ich meine jähe Verlassenheit: Meine Angreifer waren jäh spurlos verschwunden.
      Diese Tatsache war etwas, was mich irgendwie zugleich erleichtert und völlig hysterisch machte; zugleich triumphierend aber auch instinktiv misstrauisch - die würden bestimmt nicht von einem Opfer ablassen, wenn es noch irgendwie eine Möglichkeit bestand, dass ich-
      KNALL.
      Ich hatte das Gefühl, von der Erschütterung in Stücke gerissen worden zu sein. Der Wagen krachte mir voller Wucht gegen die Wand, prallte zurück und überschlug sich; wir wurden brutal durch die Luft geschleudert und kamen schließlich schlitternd zu Boden.
      Jetzt war mir klar, was meine Konkurrenten gemacht hatten.
      Einige harte Atemzüge blieb ich einfach liegen wie ich war. Ich hörte meiner rasselnden Lunge zu, wie sie panisch nach Luft schnappte, fühlte ein Herz gegen meinen Brustkorb donnern. Allmählich traute ich mich, meine Lage genauer zu betrachten, obwohl ich Angst davor hatte. Meine Arme waren irgendwo, aber nicht da wo sie sein sollten, mein Genick fühlte sich schrecklich an, aber ich glaubte nicht, dass ich mir irgendwas gebrochen hatte. Mein Während Gizmo uns versprach, die Düsenkapsel zur Startposition zu bringen (fragt mich nicht, wie er das anstellen wollte, denn das Ding war im Ruhezustand so schwer und unhandlich wie ein aufgelaufenes Schiff - jedenfalls waren wir danach Rikks Reisefernrohr ärmer), suchten wir die Anmeldezentrale, um uns im letzten Moment noch einzuschreiben. Während ich mir die Beschreibung zur Kneipe, also jenem Anmeldezentrum, einfach spare, weil sie euch nicht interessieren wird (zugegeben, ich habe auch vergessen, wie wir hingekommen sind), möchte ich noch kurz zu einer weiteren Gegebenheit kommen, die Rikks mir auf den Weg dorthin praktischerweise offenbarte.
      Erinnert ihr euch noch an die netten Menschen, denen wir in der Wüste begegnet waren? Die uns fast umgefahren, dann überfallen und schließlich ausgeraubt und gefesselt haben? Ja? Schön. Während unserer Stadtbesichtigung war es mir mehrmals aufgefallen, aber bis jetzt hatte ich den Kritzeleien an Mauern und Gebäudefassaden keinen großen Blick gezollt. Die Namenszüge mit dem provozierenden Pfeilen und Fratzen – das Bandensymbol der Jäger. Rikks erzählte mir jetzt, dass diese Menschen einer herrschenden Gang der Stadt zugehörten. Unglaublich viele und unglaublich gerissen, verantwortlich für den Großteil der Off-Road Rennen und meist diejenigen, die Teilnehmergelder einsammelten, die Strecken auslegten und Propaganda machten.
      Was sie in der Wüste gesucht haben, kann ich nicht genau sagen, auch Rikks war da unschlüssig. Aber genau diese Menschen waren es, bei denen ich mir es eigentlich vorgenommen hatte, zukünftig aus dem Weg zu gehen. Weil sie brutal, aggressiv, diebisch, hundsgemein und absolut unvertrauensselig waren.
      Die Jäger.
      Die Mafia Xandrias.
      Inzwischen hatten wir die Kneipe gefunden, überraschend schnell sogar und wir beeilten uns dem entsprechenden Ansprechpartner für das Rennen aufzusuchen. Wie sich heraus stellte war es ein griesgrämiger, äußerst kleinwüchsiger Mann, der uns zunächst überhaupt nicht zuhören wollte, dann jedoch widerwillig unsere Anmeldung eintrug. Da wir so ziemlich die letzen waren, wurde uns auch einer der hintersten Startplätze zugeschrieben.
      Unsere Gewinnchancen, sowieso schon bei null, eilten mit großen Schritten ins Negative, eine physikalische Unmöglichkeit, die wir in diesem Moment gerade zu Nichte machten.
      Ich indes hatte ein Trauma gleichen Nervenzusammenbruch, dass ich keine vollständigen Sätze mehr herausbrachte. Das Rennen, die Kapsel - Coco... so viel stand auf dem Spiel, sodass ich nicht nur gewinnen musste, sondern auch um keinen Preis verlieren durfte, denn meine Niederlage wäre gleichzeitig ein Nimmerwiedersehen mit meiner Freundin. Daher vielleicht verständlich, dass sich mit jeder Stunde, die das Rennen näher rückte, mehr panische Hysterie in mir breit machte.
      „Bleib locker, Mann“, meinte Rikks schließlich. „Das wird schon.“
      Ich nahm tief Luft. „Wo führt die Strecke eigentlich entlang?“.
      Rikks paffte an seiner dämlichen Pfeife. „Es gibt keine, zumindest ist sie nicht begrenzt. Man wird in die alten Kanalisationen gelassen und muss raus in die Wüste finden. Der erste, der zurückkehrt, hat gewonnen.“
      „Kanalisationen?“. Ich drohte gleich wieder zu hyperventilieren.
      „Sicher, die alten Tunnel sind breit genug für die herkömmliche Kapsel, außerdem spart man sich eine Komplettzerstörung der Innenstadt.“
      „Urghh“, machte ich.
      Mein Freund wurde plötzlich erstaunlich ernst. „Es wurde niemals behauptet, dass es leicht werden würde, Jackconna.“
      „Schon gut.“

      Als es schließlich soweit war, begaben wir uns zu unserer Startposition in der Nähe von... keine Ahnung, ich kannte mich ja immer noch nicht aus. Und ich bezweifele auch, dass euch irgendeine Ortsangabe etwas nutzen würde. Wie auch immer.
      Abgesehen von uns würden noch fünf weitere von hier losfahren, aber als wir dort ankamen war noch keiner in Sicht - genauer gesagt war noch gar nichts in Sicht, nicht einmal Gizmo mit unserer Maschine. Der Platz war leer – natürlich abgesehen von den tausenden von Händlern und Mechaniker, Botenjungen und Mumienwickelträger, die wie ein einziger, geschäftiger Ameisenhaufen über das Pflaster wuselten. Aber irgendwelche Anzeichen des bevorstehenden Rennens fehlten, Kapseln, Fahrer, die Startpositionen. Irgendwas. Das fehlte.
      „Wie viel Zeit haben wir noch?“.
      Rikks antwortete nicht, er war viel zu beschäftigt einen Gullydeckel inmitten des Platzes näher zu inspirieren. Dann schob er ihn mit irgendeiner Art Hebel zur Seite - und sprang hinein.
      „He!“.
      Ich eilte zu der Stelle, wo er verschwunden war und beugte mich über das Loch. Sofort schwappte mir der charakteristische Geruch nach den Düsenventilen entgegen und mir fiel wieder ein, dass der ganze Spaß ja unterirdisch stattfand.
      Unten warteten tatsächlich die von mir vermissten Fahrzeuge, ihre Fahrer waren schon längst im Bauch ihrer Maschinen verschwunden, die Motoren bereits eingestellt, um sie warm laufen zu lassen.
      „Hier Jungchen“. Ich entdeckte den Vogelmann zusammen mit Gizmo an der hinteren Kapsel der Reihe und ich eilte zu ihnen.
      „Und wie geht’s dir, Sportsfreund?“.
      „Scheiße.“
      Rikks blinzelte, dann grinste er mich wieder an. „Alle einsteigen.“
      Ich zwängte mich auf meinen Platz und versuchte mich zu entspannen. Rikks stieg hinter mir ein und es glich einem Wunder, dass er mit seinen langen Beinen dort überhaupt reinpasste - dann verschloss Gizmo die Luke und Dunkelheit brach über uns ein.
      „Urghh“, machte ich gequält, denn ich sah ungefähr so viel wie ein Maulwurf mit Augenbinde in seinem tiefsten Loch.
      Nur dass mein Loch eine viel zu kleine Kapsel war, in der ich fast an Klaustrophobie starb und dessen Sehschlitz ungefähr die Breite eines Fingers hatte.
      „Keine Sorge, ich bin direkt hinter dir.“
      Definitiv kein Grund zur Beruhigung. „Weiß ich.“
      Ich tastete nach der Sturmbrille, die man beim Fahren trug, um zu verhindern, dass einen bei dieser Geschwindigkeit die Augen rausquellen, und lehnte mich deutlich angespannt zurück.
      „Also, wenn die Warnleuchten da vorne auf Grün-“
      Die Warnleuchten über uns im Tunnel sprangen auf grün.
      Die Fahrzeuge vor uns explodierten im blauen Licht und die Motoren röhrten laut auf - dann waren sie plötzlich verschwunden.
      „...fängt das Rennen an“.
      Ich griff verzweifelt nach vorne, zog blind an irgendeinen der Hebel, unser Motor begehrte auf - und starb dann ab.
      Ich versuchte es erneut, nur mit dem gleichen Ergebnis. Anfahren war noch nie meine Stärke gewesen.
      „Na wunderbar.“
      „Ruhig Blut, Junge. Starte den Motor wieder, und drück nach kurzer Laufzeit den Zündknopf.“
      Ich besann mich zur Konzentration und tat das, was Rikks mir gesagt hatte. Der Motor sprang an, kurz darauf explodierte unser Ventil und wir schossen voran.
      Ich hatte Rikks eigentlich zornig entgegnen wollen, warum er denn nicht selbst fuhr, wenn er sich doch so toll damit auskannte - aber dann waren wir schon mit hundert, zweihundert Sachen unterwegs. Der Gegenwind durch den Sehschlitz war erstaunlich gering; vielleicht dämpfte die Brille ihn auch einfach größtenteils ab. Ist ja auch egal.
      Jedenfalls düsten wir locker flockig mit dieser unglaublichen Geschwindigkeit durch diesen unglaublich schmalen Tunnel, dabei hatte sich der berühmt berüchtigte Tunnelblick schon beim Start bei mir eingestellt und alles außer einem fernen Punkt zu einer undefinierbaren Graumischung gezaubert.
      Wenn euch das nicht die Vorstellung geben kann, wie schnell wir waren... dann weiß ich auch nicht weiter. Es war einfach verdammt schnell und bevor ich es mir versah raste schon die Wand der nächsten Kreuzung auf mich zu.
      „Sei so gut, und halt dich rechts.“
      Ich hatte überhaupt keine Zeit für noch so eine knappe Antwort, ich zog einfach wie blöd an den Bremsklappen und hängte mich kurz vor dem Aufprall in die rechte Steuervorrichtung.
      KRACH.
      Die Kollision mit der Wand glich einer Fliegenklatsche die auf das bemitleidenswerte Viech klatscht. Mit einem richtigen Auto hätte mein Manöver vielleicht sogar funktioniert, aber hier war das Lenken so katastrophal, dass die gesamte linke Flanke gegen Stein gekracht war. Einige benommen Sekunden lang, hatte ich Angst, dass unser Gefährt schon nach der ersten Kurve bedingungslos liegen geblieben war, dann wurde mir bewusst, dass wir nach wie vor volle Fahrt voraus durch die Kanalschächte düsten. Die handbreite Stahlummantlung war wohl doch resistenter, als ich anfangs vermutet hatte.
      Die nächsten paar Minuten verbrachte ich damit, mich mit unserem Gefährt bekannt zu machen; was heißt bekannt machen - ich experimentierte etwas mit den ungewohnten Lenkvorrichtungen herum, probierte die Geschwindigkeitsabstufungen des Düsenantriebs (ließ es aber gleich wieder bleiben, als es mich fast aus dem Sitz riss), testete die Bremsen. Das Ergebnis war nur befriedigend, immer noch krachte ich in der Kurve mal mehr mal weniger gegen die Wände , immer noch schabte ich an geraden Strecken unglücklich an den Kanalmauern entlang und was es der Orientierung anlangte, hatte ich mich schon hoffnungslos im Netz der Schächte und Tunnel verloren. Beim Schwanz der Meerjungfrau - ich hatte verdammt noch mal Glück Rikks dabei zu haben. Obwohl mir seine schrecklich ruhigen Anweisungen in diesem Adrenalinschock auf den Sack gingen, schien mein eingepferchte Kopilot sich hier auszukennen, oder zumindest eine Art Karte dabei zu haben - jedenfalls dirigierte er mich sicher und zuverlässig durch das Labyrinth... urgh, sicher sei mal dahin gestellt und was das zuverlässig anging - ich blieb dabei, Rikks einfach blindlings zu vertrauen, das war im Moment am einfachsten.
      Gerade war ich dabei, mich einigermaßen meiner Situation hinzugeben und der Sache sogar etwas Spaß abzuverlangen – Spaß scheint mir in diesem Zusammenhang maßlos übertrieben, aber vergleichbar waren meine aufquellenden Gefühle mit zumindest einem Hauch sportlichen Ehrgeiz, soweit das bei solch einer eher unsportlichen Betätigung angebracht ist – nun, während ich mich langsam an die Umstände gewöhnte, meldete Rikks sich mit einer eher beunruhigenden Bemerkung.
      „Die sind aber schnell“. Er gluckste.
      „Wer?“. Ich versuchte meinen Kopf so zu verrenken, dass ich einen Blick nach hinten erhaschen konnte; etwas was in meiner Position etwas sinnbefreit war, denn Rückspiegel besaß die Düsenkapsel natürlich nicht. Das hätte ja noch gefehlt – Rückspiegel, so etwas nutzloses.
      „Na, die netten Herrschaften hinter uns.“
      Meine Hände an den Lenkvorrichtungen ballten sich zu Fäusten, ich begann vor Nervosität zu zittern. Keine sonderlich kluge Entscheidung, denn meine Anspannung wirkte sich sofort auf meine eh schon katastrophalen Fahrkünste aus; die Kapsel schwenkte unkontrolliert nach rechts, dann nach links und schabte schließlich unglücklich an der Kanaldecke entlang.
      Konzentration, mahnte ich mich. Und kein Grund zur Panik.
      In meinen vergeblichen Bemühungen, mich mit meinem Gefährt vertraut zu machen, hatte ich glatt den ganzen Sinn dieser Fahrt des Wahnsinns vergessen. Im ganzen Stress mit der ungewöhnlichen Steuerung und der aberwitzigen Geschwindigkeit in dieser Beleidigung von Rennstrecke, waren meine potenziellen Konkurrenten völlig in den Hintergrund getreten; dass jenseits meiner Angst vor diesem Höllengerät und der Wut auf Rikks, der mir das alles hier im Endeffekt eingebrockt hatte, überhaupt etwas existierte, hatte sich mir völlig entfremdet.
      Bis jetzt waren wir auch noch keinem unserer Konkurrenten begegnet. Wer wusste schon was die hart gesottenen Fahrer dieses perversen Wettrennens alles anstellten, um ihre Gegner aus dem Rennen zu werfen. Aus dem Rennen werfen - das war eh so ein unliebsames Wort. Wie bereits erwähnt, wurde man nur vom Rennen ausgeschlossen, wenn man tot war; eine eigentlich recht logische Schlussfolgerung, denn Tote konnten keinen Preis abholen, geschweige denn überhaupt weiterfahren.
      Ich konnte unsere Verfolger nicht sehen – wäre ja noch zu schön gewesen – aber ich spürte sie. Neben dem Donnern meiner eigenen Maschine spürte ich eindeutig die Präsenz von weiteren, mehreren, wie ich beunruhigt feststellte. Selbst wenn Rikks mich nicht so dezent darauf aufmerksam gemacht hätte, spätestens jetzt bekam ich zu spüren, wie es war, „im Weg zu stehen“. Im wahrsten Sinne des Wortes; abgesehen von dem Stehen natürlich.
      Der Tunnel, den wir durchfuhren, war, so wie übrigens alle anderen auch, gerade mal so breit, dass man selbst hindurch schießen konnte, ein Überholungsmanöver war also ausgeschlossen.
      Nun, und was macht man, wenn man einen Konkurrenten aufholt, der in seiner Kapsel um einiges langsamer, unsicherer, unerfahrener, nervtötender und belangloser ist als man selbst? Richtig. Man rempelt ihn von hinten an.
      Und genau das taten sie.
      Seitlich an die vorbei flirrende Mauer gepresst jagten sie hinten in mir rein, aufgrund de herausschießenden Flammen meiner Kapsel hatten sie wohl ein Frontalangriff vermeiden wollen, aber das ganze hatte natürlich trotzdem verheerende Auswirkungen. Also für uns, natürlich für uns.
      Ein unvergleichbarer Stoß durchjagte meinen Sitz und ich wurde fast aus meinem Gurt geschleudert. Die Kapsel kam gefährlich ins Trudeln und drohte sich zu überschlagen – geistesabwesend griff ich einfach irgendwohin und zog an den erstbesten Hebel, in der Hoffnung die Bremse oder etwas Bremsenähnliches erwischt zu haben.
      Ein Fehler.
      Ja, es war tatsächlich die Bremse. Und ja, als ich wie wild daran zerrte bremste unsere Kapsel auch merklich ab. Aber Bremsen an sich war schon eine ganz schlechte Idee gewesen.
      Denn plötzlich weitete sich der Tunnel zu einer regelrechten Halle aus, unsere Verfolger – es waren zwei, wie ich jetzt beunruhigt feststellte – hielten mit Leichtigkeit auf. Jetzt, wo der Kanal sich wieder geweitet hatte war Platz grade Platz genug für drei Kapseln nebeneinander. Sie mussten die Strecke in und auswendig gekonnt haben, denn es war offensichtlich, dass sie ihn für diesen Hinterhalt ausgewählt hatten – ich hatte es jedenfalls nicht gewusst. Und Rikks hatte auch nichts Vergleichbares gesagt.
      „Das kommt mir fast wie ein Hinterhalt vor“, bemerkte Rikks fröhlich und ich knirschte mit den Zähnen entgegen Rikks unschlagbarer Auffassungsgabe.
      Provozierend langsam blieben die beiden anderen Seite an Seite mit meiner abbremsenden Kapsel und mit einem Moment wurde mir klar, dass diese Leute mich nicht lediglich überholen wollten, dass sie mich nicht zurück lassen wollten, in der berechtigten Annahme ich könne nie wieder aufholen – nein, sie wollten mich schlicht und einfach ausschalten. Nicht etwa, weil sie glaubten, ich könnte jemals eine ernsthafte Gefahr darstellen und auch nicht weil ich ihnen im Weg stand – es bereiteten ihnen einfach Freude meine Kapsel anzugreifen, sie zu rempeln, bis meine Fahrkünste sie ins Schleudern beförderte, es bereitete ihnen Freude, mich samt Kapsel zerdrückt und Zerquetscht, bestenfalls tot, am Boden liegen zu sehen.
      Ich blieb erstaunlich nüchtern entgegen dieser neusten Erkenntnis, aber das wertete natürlich nicht meine Unerfahrenheit oder Unterlegenheit aus – es konnte eigentlich nichts anderes geschehen als die totale Katastrophe. Für uns gesehen, versteht sich.
      Offenbar hatten unsere beiden Verfolger sich zusammengeschlossen, eine Taktik, die bei solchen Rennen nicht selten angewandt wurde; man verbündete sich, um während der Hauptstrecke alle Gegner systematisch auszuschalten. Wer am Ende den anderen zuerst verriet und angriff, würde gewinnen, der andere musste dann sehen wo er blieb.
      Plötzlich rempelte mich der eine von rechts an, ich knallte zur Seite, wurde vom nächsten empfangen. Das war ungefähr so angenehm, wie als Tennisball von den ins Brutale neigenden Spielern misshandelt zu werden. Meine suchende Hand ertastete den Gashebel, doch die darauf resultierende Mordsgeschwindigkeit nahm mir den Atem, außerdem wurde das Spiel mit meiner Kapsel als Ball einfach gnadenlos weiter geführt. Die beiden Kapseln holten mit spielender Leichtigkeit auf, setzen ihre Tennispartie fort, die bei dieser Geschwindigkeit in ein Horrorszenario zu enden drohte; ich sah gar nichts mehr, absolut nichts, denn mein Gehirn war einfach zu langsam dafür. Wenn jetzt eine Kurve kam oder sich der Gang wieder verjüngte – ich wollte mir das gar nicht erst vorstellen. Fast automatisch ließ ich also etwas Gas ab, riss sogar am Bremsknüppel, einerseits um natürlich langsamer zu werden, andererseits in der Hoffnung dieser Düsenkapselzange zu entgehen. Dem Motor gefiel dieses plötzliche Manöver gar nicht, er grollte launisch auf, überschlug sich und verstummte plötzlich. Ein paar winzige Skunden lang versuchte ich zu begreifen, was passiert war, was an dieser unsterblichen Still so unheimlich, ja, alarmierend war. Aber mit einem jähen Schock erkannte ich meine jähe Verlassenheit: Meine Angreifer waren jäh spurlos verschwunden.
      Diese Tatsache war etwas, was mich irgendwie zugleich erleichtert und völlig hysterisch machte; zugleich triumphierend aber auch instinktiv misstrauisch - die würden bestimmt nicht von einem Opfer ablassen, wenn es noch irgendwie eine Möglichkeit bestand, dass ich-
      KNALL.
      Ich hatte das Gefühl, von der Erschütterung in Stücke gerissen worden zu sein. Der Wagen krachte mir voller Wucht gegen die Wand, prallte zurück und überschlug sich; wir wurden brutal durch die Luft geschleudert und kamen schließlich schlitternd zu Boden.
      Jetzt war mir klar, was meine Konkurrenten gemacht hatten.
      Einige harte Atemzüge blieb ich einfach liegen wie ich war. Ich hörte meiner rasselnden Lunge zu, wie sie panisch nach Luft schnappte, fühlte ein Herz gegen meinen Brustkorb donnern. Allmählich traute ich mich, meine Lage genauer zu betrachten, obwohl ich Angst davor hatte. Meine Arme waren irgendwo, aber nicht da wo sie sein sollten, mein Genick fühlte sich schrecklich an, aber ich glaubte nicht, dass ich mir irgendwas gebrochen hatte. Mein Kopf pochte benommen und ich schmeckte Blut, ich musste mir beim Aufprall auf die Zunge gebissen haben.
      „Rikks?“, keuchte ich. „Alles klar?“.
      Ein unzuordnenbares Stöhnen.
      „Rikks...!“.
      Ich versuchte die Luke aufzudrücken, fand aber auf der Schnelle den Türöffner nicht. So trat ich einfach dagegen, und, mitgenommen wie die Ummantelung sein musste, fiel die gesamte Flanke einfach runter und krachte scheppernd zu Boden. Ich stolperte auf die schimmlige Kanalerde und verlor fast den Boden unter den Füßen, schaffte es aber mühsam zur Hinterklappe.
      „Rikks?“.
      Der Vogelmann, durch die Enge auf dem Pseudo-Sitz eh schon zusammengedrückt wie ein Klappstuhl, war jetzt zwischen einer hinunter gekrachten Deckenplatte auf dem Rücksitz eingeklemmt und völlig untergraben. Er schien zwar bei Bewusstsein zu sein, doch war der schlaksige Mann viel zu beschäftigt gewesen, in seiner beschränkten Lage nach Luft zu schnappen, als mir antworten zu können. Fiebernd sah er mich an und versuchte etwas zu sagen, nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen war das entweder ziemlich schmerzvoll oder unheimlich wichtig.
      „Okay, okay, okay… ich versuche... die Platte...“
      Ich umschlang das verdammte Stück Metall und ein paar Flüche und vergebliche Versuche später, schaffte ich tatsächlich, den Vogelmann zu befreien.
      „Würdest du bitte... der Dynna-Tank...“ Sein Blick sah dringend aus und ich brauchte fast eine verfluchte halbe Minute, bis ich begriff. Ich spurtete zum Fahrersitz und stürzte mich in das
      Durcheinander von Kabeln und verschobenen Metallplatten, doch zwischen all den Hebeln und Knöpfen, fand ich nicht das was ich suchte.
      Mein sowieso schon vor Schock und Adrenalinüberschuss überfordertes Gehirn versuchte, die Situation abzuwägen. Was wenn ich das Dynnatank-Dings nicht fand, was wenn der Treibstoff in die Brennkammer floss und explodierte...? Unser Mechanikerfreund hatte etwas von einem Verbindungsrohr und Trennung gesagt, aber beim ganzen Stress vor und beim Rennen, wollte mir nicht mehr einfallen, wo es war. Panisch suchte ich weiter, doch ich hatte keine konkrete Vorstellung, wie es aussehen sollte und es könnte nach diesem Crash genauso gut defekt sein. So zog und hämmerte ich an jedem Hebel, gegen jeden Knopf, den ich finden konnte, bis mich die anhaltende Stille halbwegs befriedigte. Ich starrte noch ein paar Momente auf das zerstörte Armaturenbrett, und als immer noch nichts Beunruhigendes passierte, stieg ich aus.
      Rikks hatte sich inzwischen soweit erholt; er stand etwas abseits von der Stelle, an der wir frontal gegen die Mauer gekracht waren, und klopfte seinen Mantel ab, der den Aufprall erstaunlich gut überstanden hatte.
      „Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“, wollte ich atemlos wissen.
      „Um mich musst du dir keine Sorgen machen, mein Freund, ich habe schon Schlimmeres überstanden. Allerdings...“. Er blickte rüber zu unserer Kapsel, die jetzt wie eine zusammen gedrückte Cola-Dose im Dreck lag. Es war der erbärmlichste Anblick meines ganzen Lebens. Rikks klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.
      „Das wird schon wieder.“
      Ich schenkte den tödlichsten Blick, den ich momentan zustande brachte, denn es war ganz offensichtlich, dass das nicht wieder werden würden, offensichtlich dass wir schon in den Ansätzen auf ganzer Linie versagt hatten, dass wir von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen waren.
      Wie sollte ich Coco finden, wenn ich ihren Ohrring nicht hatte? Wie sollten wir zu Rikks seinem Loch kommen, wenn wir nicht mal die Reparatur für seinen Kompass bezahlen konnten, wie sollten wir Gizmo oder Mr. Grimmiger Mechaniker erklären, dass wir Mist gebaut hatten...?
      „Suchen wir uns den nächsten Ausgang.“, grummelte ich und machte mich auf den Weg in einer hier irrelevant zu erwähnenden Richtung.
      Rikks kramte in seinen Manteltaschen und beförderte seine komische Pfeife zu Tage. Meine Miene verfinsterte sich, aber er ließ sich nicht weiter daran stören und zündete den Tabak-oder-was-auch-immer-es-war an.
      Erst nachdem wir ein paar Schritte schweigend so nebeneinander gegangen war; er seine Pfeife paffend, ich grimmig das Gesicht verzogen, ergriff er zu meinem Erstaunen das Wort.
      „Es tut mir Leid, das mit deiner Freundin.“
      Uh-Oh, Mr. Ich-bin-so-gelassen wurde sentimental, das glich einer Sensation!
      „Ich kann verstehen wie du dich fühlst“, fuhr er fort, immer noch mit seiner Pfeife beschäftigt. Ich hob eine Augenbraue, bestand aber immer noch auf verbissenes Schweigen.
      „Ich suche auch nach meinem Mädchen.“
      Vor Überraschung vergaß ich fast, weiterhin die beleidigte Leberwurst zu spielen; ich hob den Kopf und gab dem Vogelmann einen verblüffter Gesichtsausdruck. „Sie haben eine feste Freundin?“.
      Die Frage rutschte mir heraus, bevor ich es mir verkneifen konnte, aber wie immer machte Rikks nichts aus persönlichen Kommentaren.
      „Selbstverständlich.“ Er gluckste. „Sie wird jetzt jedoch eine ganze Spur älter sein, als ich es in Erinnerung habe.“
      „So lange suchen Sie sie schon?“.
      Rikks seufzte. „Das Universum ist groß, mein Freund, unvorstellbar groß und facettenreich. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Welten dort draußen existieren - welche, die deiner und dieser hier ähnlich sind, andere, die deiner Vorstellungskraft übersteigen. Wenn du Etwas dort jemals verlierst, kann es gut sein, dass du Jahrtausende mit Suchen verbringst, nur um dann festzustellen, dass du es längst gefunden hast.“
      Ich dachte eine Weile über das Gesagte nach und während ich dies tat, fiel mein Blick wieder auf Rikks, der wie die Ruhe selbst seine seltsame Pfeife rauchte und sich nichts daraus zu machen schien, dass er weiß Gott wie vielen Jahren schon auf der Suche war. Es sah so aus, als hätten ihn all die Hindernisse, die ihm auf den Weg begegnet waren, nicht aus dem Gleichgewicht gebracht, viel mehr noch, dass er durch ihnen seinen Frieden gefunden hatte - und dafür bewunderte ich den einsamen Vogelmann.
      „Erzählen Sie mir von Ihrer Welt“, forderte ich ihm nach einer Weile der Stille auf.
      Rikks zog an seiner Pfeife und dachte ein paar Momente über seine Worte nach. „Ach mein Junge, weißt du, so lange bin ich jetzt unterwegs, so viele Menschen habe ich getroffen, so viele wundersame Orte gesehen... da weiß ich nicht mehr, welche der vielen Welten die meine ist.“
      „Sie haben es vergessen...?!“.
      Mein Gefährte zuckte mit der Schulter. „Es soll mir gleichgültig sein, mein Freund. Für die Erinnerung daran habe ich inzwischen tausend andere; Erinnerungen, die viel schöner, viel wertvoller, viel... brillanter sind, dass ich nicht darauf verzichten wollte. So ist das nun mal als Reisender, man muss sich auf sein Gepäck beschränken.“ Wieder lachte er sein schrulliges Vogellachen und ich musste unwillkürlich lächeln.
      Plötzlich blieb Rikks unvermittelt stehen. Um seine Pfeife neu zu stopfen, überlegte ich, oder sein Schuh zu binden (obwohl mir jetzt im Nachhinein einfällt, dass Rikks überhaupt keine Schnürbänder hat), aber offenbar hatte er was ganz anderes entdeckt, was seiner Aufmerksamkeit bedurfte.
      „Erstaunlich“, bemerkte er und war, tatsächlich, eine Spur erstaunt.
      Stirn runzelnd folgte ich seinem Blick auf den Boden, wo meine Augen sich eine Weile verständnislos auf eine ereignislose Pfütze hefteten.
      Dann begriff ich.
      Pfütze.
      Dort, auf dem Boden einer seit Jahrhunderten ungenutzten Kanalisation, mitten in der ausgedörrten Stadt einer Wüstenwelt, war, unglaublich aber wahr, eine Wasserpfütze.


      Hm. Seit einer Weile Frage ich mich, ob mein Tempo nicht zu schnell ist. Ich will nicht zu lange an Details rumhängen und eile gleich weiter... Frage an die Kritiker unter euch: Ist es zu schnell? Sollte ich mir in gewissen Punkten mehr Zeit lassen? Beim Rennen zum Beispiel; eigentlich sah es vor, Jack fahruntüchtig zu machen, bevor das Rennen wirklich beginnt, denn die Wahrscheinlichkeit, dass er länger dran bleibt ist bei seinen Fahrkünsten unwahrscheinlich. Hm...
      Naja, mal sehen.
      Gruß Nayleen

      Edit: Rennen wurde um mehr als eine Seite erweitert.

      [SIZE=6]
      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Nayleen ()

    • Pfütze. Wow, bester Cliffhanger seit dem Abstand zwischen Bleach Kapitel 349 und 350 XD
      Nun ja, erst einmal mach ich einen auf Kritiker. Deine Beschreibung in Sachen Rennstrecke in der Kanalisation war für meinen Geschmack etwas zu dürftig. Und irgendwie ist mir das Rennen etwas dürfig vorgekommen. Etwas mehr Action hätte ich mir schon gewünscht...na ja, nicht jeder macht seine Storys zu Shounen-Verschnitten XD Im Allgemeinen etwas wenig Stoff...auch wenn ich das nicht genauer definieren kann. Es wirkt...dünner als sonst. Zu flüßig. Gute Soßen müssen etwas sahniger sein. Und ja, mir ging es eeetwas zu holprig schnell dahin. Wenn auch nur etwas. Details sind schön, zeig sie ruhig vor.
      Aber jetzt zum positiven: Irgendwie eine angenehme Überraschung, dass Jack nicht in der Lage ist, das Rennen zu gewinnen. Unerwartet.
      Und die Tiefe, die Rikks jetzt allmählich verliehen wird, gefällt mir sehr. Wie lange ist der wohl schon unterwegs?
      Wie der Ich-Erzähler auf den Leser eingeht, als würde er aus einem GROSSEN Nähkästchen plaudern. Sehr schön.
      Ich muss jetzt aufhören, meine Schwester hört Sporties und ich will den letzten Rest meiner Konzentration in mein eigenes Werk stecken.
      Bis zum nächsten Mal.

      Beste Zeile dieses Mal: "Scheiße." Oh Gott, wie schön XD
    • Oh, verdammt!
      War eindeutig zu lange nicht im fanworks :(.

      Ich werde jetzt einfach auf ein paar Sachen eingehen, die mir aufgefallen sind, ohne dabei darauf einzugehen welche zuerst kamen.

      Original von Nayleen
      Zu unserem grenzenlosem Pech tauchte in diesem Moment, als hätten meine Gedanken sie herbei beschworen, gleich zwei weitere Kapseln vor uns auf...

      ...unserer Verfolger holten mit Leichtigkeit auf und begannen uns von der Seite zu bedrängen.


      Daraus werde ich einfach nicht schlau, egal wie oft ich es lese. Wie kann jemand aufholen, der VOR einem auftaucht?!? Liegt das an meiner mangelnden kreativität oder hast du einen Fehler gemacht?


      Ansonsten fehlte mir bei dem Rennen auch ein wenig Action, aber ich finde es auf jeden Fall gut, dass Jack nicht gewonnen hat. Ich mag es überhaupt nicht, wenn irgendein Typ, der keine Ahnung von etwas hat, auf einmal die ganzen Pro's besiegt.

      Im übrigen gefällt mir Rikks auch sehr gut. Vorallem durch seine Akzeptanz und städige Gelassenheit. Außerdem muss ich bei ihm irgendwie an Falco aus Starfox denken ;). Ich hasse jetzt schon die Stelle an der Jack und Rikks sich trennen. Allerdings freue ich mich schon drauf wenn Gizmo verschwindet. Der kann auch gerne von einer Kapsel überfahren werden.



      Bester Satz des letzten Teils: DIe Mafia Xandrias: Ich musst e schon Grinsen bei dem Gedanken, dass Leute in Mumienkleidung in Pizzerien sitzen und schtzgeld zählen ^^ (kann wahrscheinlich nur ich mit meinem komischen Humor drüber lachen)

      soweit von mir
      Luciotion
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • Hallo *müde wink*
      Bin wieder da... diverse Motivationsdefizite haben mich in letzter Zeit davon abgehalten weiter zu posten, einerseits weil ich nach meinem ersten Teil die ersten Zweifel über meinen kompletten Plot bekam (so wie man sie irgendwie immer nach den ersten Kapitel bekommt), andererseits weil durch eine Reihe von unglücklichen Vorkommnissen Welt 2, die sich bis dahin schon fast dem Ende zugeneigt hatte, unwiderruflich verloren ging und ich jetzt einen Monat Zeit brauchte um mich für einen Neuanfang zu motivieren (ich weiß, ich bin eine bemitleidenswerte Person).

      Zunächst zu meinem Vorposter: Ja, ich habe etwas geändert, ich habe das Rennen um fast eine ganze Seite ergänzt, weil es mir selbst letztendlich zu kurz erschien. Aber was du mit dem Doppelmoppel drin versteh ich nicht... wiederholt es sich inhaltlich? Weil rein äußerlich seh ich da nichts...

      Zum Kapitel: Äh... alles im Zeichen des Regens. Ich spar mir mein Kommentar dazu bis später auf.



      Welt Eins (Viel zu Heiß)
      Fortsetzung


      Woher kommt das Wasser, denkt ihr? Glaubt mir, ich habe mindestens eine Minute auf das Nass gestarrt, mir vor Verblüffung die letzten lebendigen Hirnzellen verbrannt, bis ich auf die nächst liegende Lösung kam.
      „Es regnet“, stellte ich fest.
      „Wie wahr“, murmelte Rikks verträumt; und wie aufs Stichwort beschleunigten wir unsere Schritte und eilten zum nächsten Gullydeckel. Er war zu weit oben in die Decke gekrallt, als dass wir ihn erreichen konnten, aber was uns dort durch die Gitterstäbe entgegen fiel, was wir durch das Loch in die Freiheit erblickten - war unverwechselbar und mit hundertprozentiger Gewissheit... Regen.
      Ich stieß einen Jubelschrei aus, tanzte unter die Öffnung, unter den Schwall aus Wasser, das mir Sekundebruchteile später meine Mumienwickel bis auf die Haut durchtränkte; sperrte den Mund den Wassermassen entgegen, schluckte, trank das widerliche, verdreckte Wüstenwasser. Es war erstaunlich aber wahr; nur knappe vierundzwanzig Stunden früher hatte ich genau über dieselbe Situation geflucht und gezetert, jetzt, nur einen guten Tag später, ertränkte sich meine Seele in Glück, während ich wie ein toll gewordener Beduine seinen Regentanz vollführte.
      Das war mehr als paradox. Das war makaber.
      Rikks hatte sich zu mir gesellt und hob mit einer Euphorie, die die eines Regenwurms beim Ertrinken gleich kommt, die Hände und kostete den Regen.
      „Erstaunlich“, wiederholte er. „Wenn man bedenkt, dass es hier seltener als nie regnet.“
      Ich hielt mit meinen Freudentänzen inne, überlegte kurz.
      „Vielleicht hat Gott beschlossen, aus Planet Wüstenwelt ein Aquarium zu machen“, grinste ich.
      Das zeigte mal wieder, wie die überdimensionale Sonnenscheibe mein Hirn gemartert hatte; bei dem kleinsten Anzeichen von Vertrautheit, ein paar Tröpfchen Regen, flippte ich gleich aus, explodierte mein Heimweh und wurde durch Hoffnung ersetzt. Als würde das irgendeinen Unterschied machen, als würde ich dadurch doch noch das Rennen gewinnen, damit Rikks seinen Kompass und ich meine Freundin wieder bekam, als würde ich jemals wieder nach Hause kommen - trotzdem; ich war besoffen vor Freude.
      „Sei nicht albern, Jackconna. Großvater macht so etwas nicht.“
      Kurz runzelte ich die Stirn entgegen seiner Ernsthaftigkeit, seinem festen Glauben an seinen Großvater Gott - fast als würde diese Figur tatsächlich existieren, als gäbe es da draußen tatsächlich jemanden, der eine ganze Welt fluten-
      Stichwort Fluten.
      Nur ein paar Sekunden später registrierte mein trunkenes Hirn meine nassen Füße und ein Blick auf den gefluteten Boden zeigte mir genau das: einen gefluteten Boden.
      Es waren inzwischen so unglaublich viele Wassermassen durch die Zuläufe kaskadiert, dass der Wasserpegel zu unseren Füßen bedenklich stieg; dass dreckige Wüstensandnass reichte mir bereits bis an die Waden.
      „Vielleicht sollten wir uns beeilen“, schlug Rikks vor.
      Keine schlechte Idee.
      So stolperten - nein, inzwischen war es ja ein Waten - durch den Kanal Richtung Ausgang. Zumindest hatte ich das gedacht - also dass wir Richtung Ausgang liefen, dass Rikks wusste, wo es lang ging. Tja.
      „Wo lang?“, fragte ich atemlos an einer weiteren Kreuzung.
      „Keine Ahnung.“
      „Keine Ahnung?! Man Rikks, in der Kapsel wussten Sie das doch noch!“
      „In der Kapsel hatte ich auch eine Karte, mein Freund.“
      „Eine Karte?“. Langsam stieg wieder die alt bekannte Panik auf. „Mein Gott, warum haben Sie die nicht mitgenommen?“.
      Rikks zuckte mit den Schultern, während er versuchte, seine verlöschte Pfeife wieder anzuzünden; vergeblich, wie ihr euch bei diesem Wasserchaos denken könnt.
      „Ich hätte nicht gedacht, dass wir sie noch brauchen.“
      Na toll. Ich stöhnte. Das war ja mal wieder typisch.
      „Dann sollten wir uns besser beeilen.“
      „Okay, Kumpel, du bist der Boss.“
      Wütend kämpfte ich mich durch die flutenden Gänge - wütend auf Rikks, weil er die olle Karte vergessen hatte, wütend auf mich, wütend auf den, der es hatte Regnen lassen. Das Wasser schwappte schon gegen meine Hüften und wenn wir nicht bald einen Ausgang fanden, würden wir ertrinken wie die Ratten. Elendig.
      Ich beschleunigte meine Wat-Schwimmbewegungen.
      Zwanzig Minuten, etliche Flüche und Gänge später ertranken wir. Einfach so. Das Wasser war bis an die Decke geschwiegen, wir planschten keuchend im letzen Spalt Luft und waren am Ertrinken.
      „Nun denn, es war angenehm mit dir zu arbeiten, Jackconna“, meinte Rikks schließlich ruhig, als es nicht mehr danach aussah, dass wir die nächste Minute überleben würden.
      Ich antwortete nicht, denn ich war viel zu beschäftigt nach einer Lösung zu fiebern und dabei meinen Kopf gegen die Schimmelwand zu drücken, in der Hoffnung, sie würde nachgeben.
      Dann spürten meine Finger plötzlich den Rost eines Gullydeckels. Ich blinzelte, dann fing ich an daran rum zumachen. Die Metallplatte löste sich, ein letztes verzweifeltes Strampeln meinerseits - dann schwang der Deckel beiseite. Ich griff nach der Kante, zog mich raus und war draußen. Einfach so.
      Wie ein begossener Pudel stand ich dort im strömenden Regen, raspelte keuchend nach Atem und dachte an überhaupt nichts mehr, außer: Wirhabensgeschafft. Wirhabensgeschafft. Wirhabensgeschafft.
      Rikks hatte ebenfalls den Ausgang gefunden und stand jetzt neben mir. Seelenruhig inspizierte er seine Taschen, überprüfte ob noch alles da war. Es war unglaublich, aber nach all dem Stress hatte er immer noch nichts an seiner Gelassenheit verloren, als hätte er geahnt das sich die Sache zum Guten wenden würde, nein, als hätte er nichts anderes erwartet.
      Als er schließlich fertig mit seiner Inspektion war und scheinbar zufrieden auch seinen Hut gerichtet hatte, trat er zu mir.
      „Was jetzt?“.
      Ich ballte die Fäuste. „Wir suchen Coco.“
      Durch die erfolgreiche Flucht und den bloßen Fakt, dass wir den Wahnsinn bis jetzt überlebt hatten, war mein Tatendrang zurück gekehrt und mit der Hoffnung auf weiteren Erfolg, war ich jetzt entschlossen, alles zu tun, um diesen Ohrring zu bekommen, um Coco wieder zu bekommen.
      „Das nenne ich einen Plan.“, sagte Rikks und klopfte mir stolz auf die Schulter, als wäre meine Entschlossenheit sein Verdienst.
      „Wo lang?“.
      „Zum Klubhaus der tollwütigen Rennfahrer.“, erwiderte ich grimmig.
      „Dann treffen wir uns ja gleich.“
      „Wohin willst du denn?“. Eigentlich hatte mein Plan vorgesehen, dass der schrullige Vogelmann mir beistehen würde - alleine würde ich ja nicht mal zu dieser Zentrale finden, geschweige denn einbrechen und einen nicht erworbenen Preis stehlen.
      „Wir brauchen ja noch den Kompass... bei dieser allgemeinen Euphorie sollte mir nichts im Weg stehen.“
      Ich schaute mich um, und tatsächlich: die Bewohner der Stadt, und das waren tausende, abertausende, befanden sich alle auf den Straßen, jubelnd und feiernd, so wie kurz zuvor auch ich. Der Regen donnerte auf das Pflaster, strömte flutartig durch die Straßen und floss in die Abflüsse, die jedoch bereits überquellten. Das war kein Regen mehr, das war ein Monsun, ein Sturm der Regentropfen. Der Himmel grollte, die schwarzen Wolken türmten sich bis in den Horizont, so dass selbst von der Sonnenscheibe nichts zu sehen war. Und all diese Menschen! Jeder, der laufen konnte, jeder der tanzen, jubeln, singen konnte, alle strömten sie auf die Plätze, dass es bald genau so viele Menschen gab wie Wasser, alle waren sie im Rausch, streckten ihre Hände dem kühlen Nass entgegen, holten, sofern sie in ihrer Trunkenheit daran dachten, Schüssel, Kisten, Fässer heraus, damit das herabstürzende Nass aufgefangen werden konnte - was bei diesen Massen reichlich überflüssig war, denn das Wasser schwemmte die Stadt, überflutete sie und es war so viel davon da, dass ich tatsächlich Angst bekam, dass mein Scherz mit Großvater Gotts Aquarium in Erfüllung ging
      Wäre ich in diesem Durcheinander nicht damit beschäftigt, meine Freundin zu suchen, hätte sich mir ein wahrlich makaberes Schauspiel geboten, all die vermummten Menschen, die liegen gebliebenen Düsenkapseln, das Wasser, wie es knietief die Straßen schwemmte, und der monsunartige Regen, wie er die Welt in dunklen Schleiern schnitt.
      So aber kämpfte ich selbst dagegen an, drängte durch die Menge und suchte mir einen Weg in die Richtung, die, so hoffte ich, die richtige war. Entgegen der Pechsträhne, die mich irgendwie schon den ganzen verdammten Tag verfolgt hatte, schien ich jedoch Glück zu haben. Bald darauf stieß ich auf eine Straßenecke, die mir bekannt vorkam - die Stelle, an der mir Gizmo über den Weg gelaufen war, wie ich nach reichlicher Überlegung zum Schluss kam - und verfolgte meiner vagen Erinnerung zurück zur Kneipe, die wohl das Zentrum der bürgerlichen Verbrecherversammlung war; dort hatten wir uns zumindest angemeldet und dort hätte auch das Rennen sein Ende gefunden, wenn wir nicht auf halber Strecke einen Vollcrash gehabt hätten, wenn es nicht angefangen hätte so pervers viel zu regnen. Die Betonung liegt dabei wohlgemerkt auf „wenn“.
      Ach ja, und dort hätten wir auch unseren Preis abgeholt, wenn wir auf Planet Unwahrscheinlich das Rennen gewonnen hätten.
      Also, meine hoffentlich logische Schlussfolgerung: Dort war auch Coco.
      Die Gasse mit der Kneipe war wie leer gefegt, alle waren auf den großen Straßen oder den Flachdächern, wo der Regen nicht über diverse dreckige Umwege auf das hiesige Pflaster abfloss oder verschmutzt von den Wänden tropfte.
      Ich eilte zur Tür, fuhr mir ein letztes Mal durch das tropfende Haar, dann betrat ich den Gasthof.
      Er war leer.
      Um den Raum zu beschreiben, muss ich erst gar nicht groß ausgreifen. Ich sehe auch gar nicht ein das zu tun, die achtzig Prozent von euch sind dort doch eh jedes Wochenende in so einem Ding. Für die restlichen zwanzig:
      Ein niedriger Raum, staubige Theke mit Zapfstellen, die hier vermutlich nicht mit Bier gefüllt waren; mehrere Tische und Bänke, alle zerkratzt und mit Ich-will-nicht-wissen-Was beschmiert…und na ja, wie eine Kneipe halt aussieht. Jedenfalls war hier keine Spur von Coco oder ihren Entführern.
      Am anderen Ende des Gewölbes entdeckte ich eine weitere Tür, ein Hinterausgang vielleicht - oder das Geheimquartier der Jäger.
      „Coco?“. Ich stieß die Tür auf und fand einen leeren Hinterraum vor; mittig darin stand ein riesiger Tisch, an dem vor kurzen unsere Freunde getagt haben mussten, denn überall standen leere oder halbvolle Flaschen mit schwarzem Gebräu herum, Gläser, Scherben, Reste von dem Glibberzeugs, das wohl hier als Nationalgericht galt. Eine Weile stand ich wie besoffen im Türrahmen, unschlüssig was ich jetzt tun sollte, unschlüssig was ich hier überhaupt suchte.
      „Coco?“, fragte ich noch mal, aber die Stille war Antwort genug. Sie war nicht hier. Was hatte ich mir überhaupt für Hoffnungen gemacht...?
      Gerade wollte ich mich grade zum Gehen wenden, da entdeckte ich etwas aus den Augenwinkeln, das im blassen Licht leicht blitzte. Ich machte kehrte und hob den Gegenstand auf, um ihn geistesabwesend zu mustern.
      Es war der Ohrring.
      Es war nur ihr Ohrring, ihr verdammter Ohrring. Scheiße.
      Während ich das dumme Plastikding in der Hand wog, konnte ich mich genau an die Nacht erinnern, an dem sie es bei mir vergessen hatte. Wir waren zusammen in mein Bett gestiegen, hatten uns in jugendlicher Ungeduld hastig die Kleider abgestreift, hatten angefangen, bevor wir überhaupt fertig mit ausziehen gewesen waren, hastig, wahrscheinlich zu hastig. Eines ihrer baumelnden Ohrringe war hängen geblieben an - keine Ahnung, ich hab es vergessen. Jedenfalls hat sie gelacht, ich war mir sicher, sie war betrunken - so wie ich.
      „Ups“, kicherte sie.
      „Zieh's aus“, murmelte ich. „Es stört.“
      Sie hatte es auf meinen Nachtisch gelegt und wir hatten es natürlich vergessen, eine Belanglosigkeit, die mich zurück bei uns Zuhause wohl wenig gestört hätte - aber hier lag das dumme Ding jetzt und grinste mich an, verhöhnte mich, dass ich ihm hinterher gelaufen war.
      Nicht viel weiter lag auch der Grund, wieso es hier war. Meine dunkle Regenjacke, die unsere Freunde mir am Kaffeekränzchen in der Wüste abgeluchst hatten. Ich musste den Ohrring darin herum getragen haben, um es Coco wiederzugeben, hatte dann aber nicht mehr dran gedacht.
      Ich fluchte. Coco war mit Sicherheit nicht hier, mit hundertprozentiger Sicherheit. Ich war einem Hirngespinst hinterher gelaufen.
      Seufzend blickte noch mal in die Runde, doch der Anblick deprimierte mich so sehr, dass ich mich umdrehte und wieder raus in den Monsunregen ging. Ich war immer noch bis an die Knochen durchnässt, aber ich hatte keine Lust die Regenjacke mitzunehmen. Irgendwie war es mir jetzt auch gleichgültig. Mit dieser erneuten Niederlage war auch meine frisch aufgetaute Zuversicht wieder irgendwo verloren gegangen, als hätte der Regen sie einfach fort geschwemmt.
      Als müsse Großvater Gott einen Kontrast entgegen stellen, der mir endgültig die Nerven raubte,
      kam Rikks In diesem Moment um die Ecke spaziert und winkte mir fröhlich zu.
      Zu fröhlich, für meinen Geschmack.
      „Und“, wollte ich wissen, als er sich zu mir unter das Vordach gesellte. „Erfolg gehabt?
      „Hätte nicht besser laufen können.“ Aus seiner Tasche brachte er seinen Kompass zum Vorschein und pendelte wie zum Beweis damit vor meiner Nase rum.
      „Funktioniert es auch?“.
      „Sicher“. Er fing das Gehäuse auf und zeigte mir das Ziffernblatt mit den vielen Zeigern. Wie wild schwangen sie wieder aus und pendelten zwischen den Hieroglyphen herum, aber ich war mir nicht sicher, ob sie das tun sollten.
      „Und wo ist dein... dein Loch?“.
      „Genau...“. Er fixierte seine Augen auf das Glas, schwenkte dabei unstetig mit dem Finger rum, bis er sich für eine Richtung entschied. „Dort“, erklärte er befriedigend.
      Sein Finger zeigte nach oben.
      Ich legte den Kopf in den Nacken und starrte begriffsstutzig in den Wolken vergangenen Himmel.
      „Da oben...?“. Einige Sekunden vergaß ich sogar meine Sorgen um Coco, so verwirrt war ich. Ein Loch, was auch immer das in Rikks Augen war, hatte dort oben bestimmt als Letztes etwas zu suchen - überhaupt, wie kam so etwas da hoch?!
      „Sicher. Irgendeine Erklärung muss es doch für diesen Regen geben.“
      Ich blinzelte. Sicher musste es irgendeine Erklärung für diesen Regen geben, aber bestimmt nicht die, dass da oben irgendein bescheuertes Loch sein Unwesen trieb.
      „Nur fraglich, wie wir da hochkommen...“.
      Rikks kratzte sich am nicht vorhandenen Bart und begann seine Überlegungen in einem mehr minütigen Monolog auszutragen, während ich wieder im Selbstmitleid ertrank und mich fragte, wann dieses Schnabelgesicht mich endlich nach dem Erfolg meiner Mission erkundigte. Tat er natürlich nicht.
      Ich hasste ihn dafür.
      „... fällt mir nichts ein“, endete er seinen Vortrag unglücklich.
      Ich wollte mich grad zum Tode verzweifelt auf den überschwemmten Boden setzen, um auf meinen persönlichen und jetzt auch Xandrias Weltuntergang in Form einer Überschwemmung warten, da fiel mein Blick auf eine liegen gebliebene Kapsel am Straßenrand. Und als ich die Kapsel sah, da setzten sich die kleinen Rädchen in meinem Kopf in Bewegung und als dies geschah, kam der wahnsinnigste Plan in der Geschichte aller Pläne auf die Welt und grinste mich mit seiner unverschämten Fratze entgegen.
      „Okay“, sagte ich gequält, denn offenbar blieb uns nichts anderes übrig, „ich glaube ich hab einen Plan.“
      „Wunderbar“, strahlte Rikks. „Was machen wir?“.
      Ich antwortete nicht, teils weil ich es ihm mit meinem Schweigen heimzahlen wollte, dass er es sonst auch nicht nötig gehabt hatte, mich auch nur in irgendwas einzuweihen - teils weil mein Hirn jetzt wirklich mit Nachdenken beschäftigt war.
      Ich eilte zu der Kapsel und begann sie zu untersuchen. Ich war kein Mechaniker und ich kannte mich auch bestimmt nicht sonst damit aus, aber vielleicht würden mir meine wenigen absolvierten Fahrstunden mit einem konventionellen Auto und das (übrigens katastrophal geendete) Wettrennen in so einem Teil mich weiterbringen.
      Das Fahrzeug lag halb überspült in der Strömung, war aber zu schwer, um mitgerissen zu werden. Von außen sah es intakt aus, also keine groben Schäden oder so und auch die Brennkammer schien mir noch funktionstüchtig. Vielleicht war Wasser... okay, ganz bestimmt war Wasser in den Tank gelaufen und hatte das Dynna unbrauchbar gemacht und ohne diesem Zeugs, das hier offensichtlich als Sprit benutzt wurde, würden wir nicht weit kommen.
      Vermutlich waren die Kapseln nicht Wetterfest; eine Eigenschaft, über die sich die Leute hier wohl noch nie hatten Gedanken machen müssen.
      So drehte ich mich zu Rikks, der mich interessiert beobachtet hatte.
      Ich zögerte mit meiner Frage, weil sie mir in dieser abstrusen Welt irgendwie komisch vorkam.
      „Gibt es hier so was wie Tankstellen?“.
      Es kam, was kommen musste, ein verwirrtes, blankes Gesicht und die Worte: „Was ist eine Tankstelle?“.
      „Ich brauche Sprit. Also Dynna.“
      Sein Miene hallte sich auf. „Ah ich verstehe.“
      Könnte dieser Typ mal gefälligst damit aufhören, meine Fragen mit irrelevanten Aussagen zu beantworten?! Das brachte mich einfach kein Schritt weiter...!
      Er ging einmal um die Kapsel rum, klopfte leicht gegen die Ummantlung und lauschte daran, völlig sinnbefreit, aber scheinbar befriedigt.
      „Im Tank ist Wasser. Das Dynna ist unbrauchbar.“
      Toll, soweit war ich auch schon.
      „Deswegen wollte ich neues rein tun. Dynna mein ich.“
      „Der Tank ist nass“.
      „Das hab ich verstand-“
      „Wenn der Tank nass ist, ist die Kapsel unbrauchbar. Die Düsen funktionieren dann einfach nicht.“
      „Oh.“
      „Macht nichts“. Er klopfte mir auf die Schulter. „Dir fällt bestimmt was ein.“
      Ich blickte in den verregneten Himmel. Ja, vielleicht würde mir was einfallen, aber möglichst bevor wir in Xandria ersoffen.
      „Die Jäger“, sagte ich langsam. „Sie müssen irgendwo noch diese Dinger gehortet haben. Und zwar trocken.“
      Rikks nickte. „Dann lass uns nachschauen, Junge.“
      Wir stolperten durch die steigende Strömung zurück in die Kneipe. Dort...
      Nun, dort wurden wir erwartet.
      Ich weiß nicht, was ihr erwartet habt, und was ich damals erwartet hatte entzieht sich auch meinem Verständnis; aber so verrückt Xandrianer auch sind, sie können sich nicht den ganzen Tag ein Freudenfest betätigen, vor allem wenn der Grund zum Feiern, nämlich ein alles zerstörende Monsunregen, sich plötzlich gegen sie richtet. Im Nachhinein erscheint es mir da auch nicht verwunderlich, dass sich die einstigen Wüstenweltbewohner und zukünftigen Aquariums-Fischis ihr Heil in der Flucht suchten.
      Lange Rede, kurzer Sinn:
      Die Jäger waren zurückgekehrt.
      Und sie waren nicht gerade wenige.


      Alles klar, ich weiß die jähe Plotänderung von wegen Freundin ist doch nicht da, ist flach, zumindest flach rüber gekommen. Aber um das zu ändern müsste ich wieder von vorne anfangen und da habe ich keine Lust zu. Zum Regen: Ich mag Regen... Regen ist toll. Und Rikks ist auch toll. Öhmm... noch irgendwas...? Nein, Ich glaub ich hör auf mich selbst (ab) zu werten. Das kommt komisch rüber :ugly:
      LG
      Nayleen

      [SIZE=6]
      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]
    • Argh! Verdammte typische Hollywood-IchmachdirHoffnungundletztenEndesfälltmireindassesdochsoundsowar-Plots! Der Ohrring war an seiner gottverdammten Jacke?! Der arme Kerl... Und Rikks hat ja die Ruhe weg. "Oh, i ersauf a bissl...a mei, wos mechst mocha? Bled schaun heift bestimmt."
      Das Kapitel war...sehr schön. Mag mitunter an der Musik liegen, die ich nebenbei höre...
      Was ich zu kritisieren habe ist der Mangel an Genauigkeit im Part mit dem Ertrinken. Hätte länger und spannender sein können. Betonung auf können.
      Aber in der Tat wieder ein gutes Stück Text, dass mich eifersüchtig macht. Und dazu bringt, die Rohbauphase meiner (erneuerten) Story zu verstärken. Übrigens wäre ein ICQ-Gespräch, um meine Ideen zu verdauen, ganz hilfreich...mit meinen Freunden kann ich schlecht über sowas reden, da komm ich mir blöd vor...