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    • Gut! Das Kapitel ist auf jeden Fall besser als zuvor, das geschehen ist systematisch aufgebaut, es gibt keine inhaltlose Szenen, keine abgehackten Sätze. Auch die Langweil-Stunde am Anfang kommt viel besser rüber, die Sache mit Zelly hört sich nicht so aufgesetzt an.
      Auch das Ende hat sich gut entwickelt - man du machst Fortschritte :)

      Kritik - habe ich zunächst keine.
      Nur einen Tipp: Wenn es dir tatsächlich so geholfen hat, dich mit diesem Kapitel länger zu beschäftigen, solltest du das auch in Zukunft machen. Auch wenn das heißt, dass dieser Thread ein paar Wochen auf Eis gelegt werden muss, setz dich nicht unter Druck und lass dir Zeit. Davon hast du genug. Hilfreiche Kommentare von hier sind zwar... hilfreich, aber wenn du selbst unzufrieden bist, überarbeite es noch einmal, bevor du weitermachst. Anscheinend hilft dir das.
      Also, wohl denn; nur weiter so

      LG
      Nayleen

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    • Sorry für ein Mini-Kap, das auch noch so lange auf sich warten ließ. Tatsache ist: Mehr Handlung wollte ich nicht in dieses Kapitel packen. Hoffentlich gefällt es dennoch. Viel Spaß


      Kapitel 4: Sonnenbrille bei Nacht den Unterschied nicht wirklich macht

      „Ja, sie liegt im Krankenhaus. Sie hat’s echt schwer erwischt. Bein schwer gebrochen und starker Blutverlust. Sie musste auf die Intensiv, glaub ich. Sie war noch ohnmächtig, als man sie abgeholt hat.
      Du, ich hab auch keinen Schimmer. Sie ist einfach zusammengebrochen, heute in Sport.
      Was?
      Nein, keiner hat was mitgekriegt. Sie war schon bewusstlos und verletzt, als wer bemerkt hat, was los ist.
      Besuchst du sie heute noch? Bin schon auf dem Weg zur Stadt, wegen unserem…
      Ah, okay. Versteh schon, dann verschieben wir’s…
      Ja, ja, bis morgen. Ciao, Malon.“
      Etwas enttäuscht legte Link auf und steckte sein Handy in die Hosentasche zurück. Sie hatte ihn wieder einmal versetzt. Drei Wochen, drei Absagen. Auch wenn sie alle drei Male bisher einen sehr guten, verständlichen Grund gehabt hatte, half ihm das nicht darüber hinweg, wie gern er sie sehen und außerhalb der Schule mit ihr reden würde. Jetzt stand er da, auf dem Gehsteig seiner Wohnsiedlung, und das Rot der untergehenden Sonne, in dem er sich mit ihr in der Stadt getroffen hätte, schien erneut nur für den Teenager allein. Grandios, wie sich heute sein Pech staute. Er war völlig ausgelaugt.
      Nach dem heutigen Tag, vor allem nach dem anstrengenden Training mit seinem Vater, brauchte er etwas Ruhe und Entspannung. Der Vorfall mit Zelly, der restliche Unterricht in gedrückter Stimmung alleine war schlimm genug. Er musste diese Stunden, die ihn doch sehr angenagt hatten, mit irgendetwas abrunden. Auch wenn das Date ins Wasser gefallen war, umsonst wollte er jetzt nicht zur Bushaltestelle gegangen sein. Ein Spaziergang durch die äußeren Viertel von Hurilston würde doch bestimmt auch seine Wirkung tun. Also entschloss er spontan, die abendlichen Straßen, die er kannte wie nur ein wahres Stadtkind es konnte, abzuwandern. Das war immerhin das Beste, was er noch aus dem Tag herausholen konnte.
      Während er so gemütlich ging, ließ er sich den Vorfall im Sportunterricht noch einmal durch den Kopf gehen. Was in aller Welt war nur passiert? Und wie konnte eine solch heftige Verletzung zu Stande gekommen sein? Er konnte sich genauso wenig einen Reim darauf machen, wie jeder andere. Allein der Gedanke an das Ganze löste Unbehagen in ihm aus. So verstört hatte er sich noch nie gefüllt, und er konnte sich nicht erklären, warum es ihn so sehr beschäftigte. Fest stand, dass ihm das nicht natürlich vorkam.
      So ging er eher geistesabwesend weiter, vorbei an der Villa der Laurenders, so manch schönem Vorgarten und geschlossenen Geschäften. Eben allem, was Hurilstons äußere Viertel ausmachte: Pure Normalität.

      Es war bereits dunkel geworden und die Straßenlaternen flackerten der Reihe nach auf, als Link sich den Rückweg machte. Er war schon eine gute Stunde unterwegs gewesen, höchste Zeit umzukehren. Immerhin stand ihm morgen noch der letzte Tag vor dem Wochenende bevor, zudem war ihm doch etwas unwohl nach diesem Tag alleine in der Nacht herumzustreifen.
      Sein Blick schwenkte nach oben in den Himmel. Kein Stern in Sicht, selbst der Mond ließ sich nicht blicken. Es wurde immer besser. War doch heute noch ein so sonniger Tag gewesen, bis zur Abenddämmerung hin, jetzt sperrte eine Wolkendecke die Gestirne der Nacht vollständig aus. Selbst die Häuser um ihn herum waren verdunkelt, aus den Fenstern kam kein einziger heller Schimmer. Es war zackenduster zwischen den Lichtkreisen, die die Laternen zogen, sodass man den Gehsteig stellenweise gar nicht mehr sehen konnte. Bewusst beschleunigte er seinen Schritt, um möglichst wenig Zeit in dieser furchteinflößenden Dunkelheit zu verbringen. „Verdammt…ich krieg hier draußen noch Angstzustände! 17 Jahre bin ich jetzt alt und krieg auf ner dunklen Straße Muffesausen.“, dachte der junge Mann. Er versuchte sich einzureden, dass er doch keine Angst zu haben bräuchte, was aber nicht so recht funktionierte. „Oh Mann, Spaziergänge sind scheisse!“, schlussfolgerte er, sein schnelles Herzklopfen deutlich spürend.
      Erst jetzt fiel ihm auf, wie leer und lautlos es plötzlich um ihn war. Die totale Windstille war zwar keine Besonderheit, doch kombiniert mit der Tatsache, dass er nicht einmal Autoverkehr hören konnte, war es fürchterlich. Er versuchte ruhig zu bleiben und sein Horrorfilm-mäßiges Umfeld zu verdrängen. Dennoch wurde er unbewusst noch schneller, er fing fasst schon zu laufen an.
      Als er von Lichtpegel zu Lichtpegel eilte, erwischte er sich dabei, wie er sich ab und zu umdrehte. Er wollte sich vergewissern, dass er nicht von irgendetwas verfolgt wurde in dieser pechschwarzen, viel zu ruhigen Nacht. „Heute…ist eindeutig nicht mein Tag!“, war sein gemurmelter Kommentar zu dem eigenen Verhalten, das er von sich selbst gar nicht kannte. Als wären die überstandenen zwölf Stunden nicht schon schlimm genug gewesen.

      Plötzlich zog sich die Wolkendecke teilweise auf, und der fast volle Mond schien auf die Straßen herab. Weißer Schimmer erhellte die Schwärze der Nacht. Der Oberschüler blickte hinauf und atmete erleichtert aus. Jetzt war es nicht mehr annähernd so finster und bedrückend in Hurilstons Grenzgebieten. Er konnte wieder einigermaßen gut sehen, was zwischen zwei Radien von Laternenlichtern war, was allein schon reichte, um seinen Puls zu senken.
      Nun ging er etwas langsamer und ruhiger weiter. Auch als er sich umwandte, um sich wiederholt davon zu überzeugen, ob da nicht Etwas oder Jemand hinter ihm war, war außer dem Teer nicht viel zu sehen.. Der Tiefpunkt seines Unwohlfühlens schien endlich überbrückt…

      …bis er gegen etwas rannte, bevor er seinen Kopf wieder nach vorne hätte richten können. Er taumelte zurück und landete unsanft auf dem Gehsteig. Dem humoristischen „Bitte immer auf den Gegenverkehr achten, junger Mann!“, das unmittelbar darauf folgte, konnte er entnehmen, dass er mitten in einen fremden Mann gelaufen war.
      Link blickte auf und sah eine in schwarzes Leder gehüllte Hand, die ihm sein offensichtlicher Rempelpartner hilfsbereit entgegenstreckte. „Alles in Ordnung, Mister?“, fragte der Fremde ihn mit warmer Stimme, während sich der Teenager von ihm auf die Beine zurück helfen ließ.
      Schon auf den ersten Blick hatte Link feststellen können, dass dieser nächtliche Spaziergänger etwas seltsam aussehen musste, aber jetzt, wo er ihm gegenüberstand, wurde es ihm erst richtig deutlich, wie schräg dieser Kerl aussah. Das erste waren schon einmal die Haare: Eine orange Schmalzlocke. Entweder er war ein sehr seltsamer Punk, oder eine Genmutation. Die Haut des Punk-und/oder-Mutanten war so blass, selbst Lauren war gebräunter. Man könnte fast meinen, sein Hals und der Kragen seines weißen Anzugs, der mit einer stechend-roten Krawatte verziert war, wären ein und dasselbe. Im Kontrast zum Rest seines monotonen Outfits waren die schwarzen Lederhandschuhe und –Stiefel. Wie man in einer Mainacht mit über 20 Grad so herumlaufen konnte, war sicher nicht nur Link ein Rätsel. Das aller beste hatte er aber auf der Nase: Eine Sonnenbrille. Eine solche, wie sie die Ermittler in klischeehaften Holodrumschen Serien immer trugen. Keine Spur von Augen oder Ähnlichem. Teils gezupfte, teils wuchernde Augenbrauen thronten darüber, sie sahen aus wie Flammen…oder nach zu wenig Zeit, sie gleichmäßig zu pflegen.
      „Eines ist ganz sicher: Bei Nacht trifft man in Hurilston die kränksten Wierdos…“, war das gedankliche Fazit, der nach ausgiebiger 3-Sekundenbetrachtung herauskam.

      „Ja, ich denke schon. Tut mir echt Leid.“, entschuldigte er sich bei dem höflichen aber schrägen Mann, der ganz klar nicht vor hatte, jetzt einen Groll gegen den Jungen zu hegen. Er grinste nur wie ein Honigkuchenpferd. Er wusste, dass er sich mit diesem komischen Kerl nicht lange aufhalten wollte. Besonders um diese Uhrzeit nicht.
      „Kein Problem, Mister! Ich werde ständig angerempelt!“, behauptete der Fremde lachend.
      „Aha.“ Link versuchte möglichst wenig Interesse zu zeigen, um erst gar nicht in ein Gespräch mit dem Karottenschopf verwickelt zu werden und sich sofort darum zu kümmern, endlich den Heimweg hinter sich zu bringen. „Ich muss jetzt weiter, morgen hab ich Schule, Sie wissen schon. Sorry noch mal. Wiederseh’n!“, brabbelte er schnell und heuchelte ein höfliches Lächeln.
      Der Fremde nickte. „Ja, machen Sie’s gut, Mister! Man sieht sich!“
      Als der Bursche nach einigen Minuten außer Sichtweite war, verzogen sich die Gesichtszüge des Mannes zu einem unheilvollen Grinsen. „Man sieht sich sogar ganz bestimmt…Link Quincer…“

      Ende Kapitel 4

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von UnSubigitatrix ()

    • Hallo erstmal, ich werd jetzt auch mal meine Meinung rausllassen nachdem ich bei den ersten kapiteln nicht genau wusste was ich schreiiben soll.

      Also ich finde deine Schreibstil gut zu lesen, und auch dass du manchmal ein wenig abschweifst stört mich weniger, genauso, dass du dich in details wie Farben verlierst. das gibt dem Leser mehr möglichkeit sichdie Kulisse vorstellen und die Charaktere besser kennenzu lernen. Naya aber ich bin eh keiner, der außerordentlich viel davon versteht.

      das Setting gefällt mir übrigens sehr gut: Hirulston:D, Zelly, sehr schön ausgedacht :thumbs_up:.
      Und wer ist wohl der ominöse Fremde, den Link so liebevoll als Karottenkopf bezeichnet hat... (hab selbst rote Haare ^^)

      Naya, ich warte jedenfalls gespannt auf das nächste Kapitel

      LG Luciotion
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • @Luciotion
      Danke für das Lob, aber ich muss dir in einem Punkt wiedersprechen: Es ist Hurilston, nicht Hirulston. Ich will vermeiden, dass die Hauptstadt von Hyrule auch noch fast genauso klingt ;D
      Ich bin positiv überrascht, dass ausser meinen zwei Stammlesern meine Geschichte auf dem Radar hat. Noch dazu, ohne mir ausschließlich Rechtschreib- und Grammatikfehler vor die Nase zu halten.
      Was den Kerl mit der Sonnenbrille betrifft...A Link to the Past-Bessesene dürften mich durchschauen können XD
    • Auf Rechtschreibung habe ich jetzt nicht so geachtet, ein paar Sachen waren schon nichtganz korrekt, aber nichts dramatisches, setz mich vieleicht gleich nochmal ran.
      Und leider hatte ich bis jetzt auch noch nicht das vergnügen ALttP zu Spielen ( :(), aber dadurch bleibt es für mich spannender.





      EDIT: So, ich hab mich jetzt nochmal rangesetzt, und hier ist das was ich gefunden habe.
      Die ist einfach zusammengebrochen, heute in Sport.


      naya, an dieser Stelle klingt es zimelich distanziert von Link aus, als ob er sie kaum kennen würde, o.ä.



      Er war bereits dunkel geworden und die Straßenlaternen flackerten der Reihe nach auf, als Link den Rückweg anpackte.


      Wie genau ist Link denn dunkel geworden ;). Und packt man Rückwege an, dabei bin ich mir nciht sicher, ich würde aberantreten oder etwas ähnliches benutzen.



      war außer dem Teer nicht viel zu sehen..


      Entweder ein Punkt zu viel oder zu wenig.



      war der gedankliche Fazit


      Ich glaube, es heißt das Fazit

      mfG
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Luciotion ()

    • Schön, es passiert was!
      Das Kapitel so ist völlig in Ordnung, man soll sich auf gar keinen Fall Gedanken machen, obs zu kurz/lang ist.
      Mal sehen, was habe ich an Kritik bereit?
      Erst mal: Schön Spannung aufgebaut. Gefällt mir. Aber dafür dass Link schlussendlich nur mit Karottenkopf zusammenstößt und Guten Abend wünscht, kommt es mir etwas übertreiben vor. Sicher, nacher wird Herr Karotte sicherlich wichtig sein, aber bevor man mit der roten Fahne herum schwenkt, kann man sich mit Spannungsaufbau zurück halten - das wäre wohl mein einziger negativer Kritikpunkt, obwohl er natürlich überhaupt nicht erwähnenswert ist, so irrelevant wird er sein.
      Ach ja, am Anfang das:
      Ja, Malon, sie liegt im Krankenhaus

      da bin ich erst mehrmals rüber gestolpert, bis ich begriffen habe, dass Link Malon anspricht und nicht etwa über sie redet. Entweder es liegt wirklich an meiner Begriffstutzigkeit, oder es ist etwas unglücklich formuliert. Wenn du unbeidngt klarmachen willst, dass er mit ihr redet, kannst du es trotzdem weglassen - das wird spätetens zum Gesprächsende klar.
      Wollte ich nur mal gesagt haben.
      Übrigens fand ich die Idee, das Kapitel mit dem Telefonat zu beginnen gut.

      Joah,
      das soll's erst mal gewesen sein.
      Viel gibts ja nicht zu kritisieren, deswegen hänge ich mich immer an Kleinigkeiten dran, aber naja.
      LG
      Nayleen

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    • Kapitel 5: Spaziergänge oder Der Komödie erster Teil


      „Rate wer ich bin!“, forderte eine weibliche, erstaunlicherweise kaum piepsende Stimme von Link, nachdem zwei zarte, aber kräftige Hände seine Augen bedeckt hatten und ihm so die Sicht auf das Klassenzimmer verwehrten. Seine eigenen Hände griffen die des Mädchens, das sich ganz offensichtlich hinter seinem Stuhl postiert hatte. Langsam versuchte er, sie von seinem Gesicht wegzubewegen. Es war schwerer, als er dachte. Kräftige Arme mussten hinter diesen wunderschönen Paar Griffel stecken. Letztendlich gaben sie aber bereitwillig nach und sie entrissen sich vorsichtig der Umklammerung. Umdrehen tat sich Link jedoch noch nicht.
      „Wer du bist? Nicht zufällig eine gutaussehende Landwirtstochter?“, antwortete er, worauf er sich umwandte, was seine Vermutung bestätigte und ihm ein warmes Lächeln entlockte.
      Denn da stand sie, die Hände locker an der unteren Hüfte postierend. Malon Plumer. Ihre glatten, schulterlangen Haare schimmerten rot, sie hatte ihre sonst kastanienbraunen Haare getönt. Sie mochte die Tatsache nicht, dass sie braune Augen und Haare hatte, also änderte sie die Farbe ihrer Frisur seit langem. Sie trug ein weißes Kleid, nicht ganz bis zum Ansatz Kniekehlen reichend und an der Hüfte durch einen schwarzen Gürtel zweigeteilt, darunter eine leicht durchsichtige, schwarze Strumpfhose, die in schwarzen Ballerinas endeten. Ihr 1,59 kleiner Körper war sehr feminin und kurvenreich, kräftig und schlank in einem. Sie war trotz ihrer Optik nicht die auffällige Klassenschönheit, nicht das Mädchen, dem jeder hinterherlief, keine langbeinige Männerfalle Sie hatte etwas Besonderes, Erfrischendes an sich, wie Link fand. Eben Mali, die er so gern mochte.
      „Richtig! Du bist ganz ein Schlauer!“, meinte sie mit einem um 90 Grad gedrehten Sichelmond als Mund und setzte sich neben ihn, wo normalerweise Gwen ihren Platz hatte.
      „Geht’s dir schon wieder besser, du armer Pflegefall?“, fragte er sie rhetorischerweise, die Augenbrauen in Neugierde hebend. „Warum hast du gestern blau gemacht?“
      Sie sah ihn verdutzt an, während sie ihre Handtasche auf den Tisch vor sich legte. „Äh...Erde an Quinc? Nachmittagsunterricht vielleicht? Das wollte ich mir nicht antun.“ Sie holte eine Packung Medizin, offenbar Pillen, aus ihrem Täschchen.
      „…du hast’s gut, deine Eltern lassen dich immer zu Hause bleiben. Ich sollte auch in die Theatergruppe gehen.“
      „Klar, als ob dir das was bringen würde!“, erwiderte die junge Frau nur, worauf sie das Arzneimittel schluckte und anschließend fortfuhr. „Zunächst mal bist du der schlechteste Schauspieler der Schule, des Weiteren solltest du deinen Vater nicht vergessen.“
      „Ich würd ihn nicht nur gern vergessen, ich würd ihn lieber ins Gefrierfach stecken und rausholen, wenn ich später auf Anns Kinder aufpassen muss, aber keine Lust habe. Da kann er dann Großvater Winter spielen…“, murmelte er, was seiner temporären Sitznachbarin zu einem amüsierten Kichern verhalf.
      „Sag mal, wie geht’s Zelly? Ist sie schon wach gewesen, als du gestern im Krankenhaus warst?“, fragte er, nachdem ihr Lachen im Raum verhallt war.
      „Ja, war sie. Ihr geht’s schon besser. Sie ist nur etwas komisch…“
      In diesem Moment klingelte die Schulglocke, um den Beginn der ersten Stunde anzukündigen. Die letzten Lehren vor dem Wochenende standen an.
      „Also dann, Link, ich geh auf meinen Platz. Frag Sean bitte für mich nach der Mathe-Hausaufgabe, wenn er und Gwendoline jetzt dann zurück sind.“
      „Ja, mach ich.“ Daraufhin stand Malon auf und setzte sich auf ihren Stuhl in der ersten Reihe, ihr folgten Links Augen auf Schritt und Tritt. Bei ihrem Anblick seufzte er zufrieden…
      …und bekam keine Sekunde später eine kräftige Genickwatsche, und Gwen nahm neben ihm Platz, ebenso wie Lauren, der vor Schadenfreude herzhaft lachte. „Volltreffer, und was für einer!“
      „Du Opfer…!“, fluchte der wenig begeisterte Quinc leise, vor Schmerz zuckend. „Wofür war das denn, bitte!?“
      „Na, für was wohl, du Spanner…“, brummelte sie, mit abwertenden, durchbohrendem Blick. „Malis Hintern ist zum Sitzen da, und nicht dafür, dass du ihn anstarrst…“
      „Glotzen auf geschlechtsabhängige Blickfänger? Da redet die richtige…“, murmelte der Zora neben ihnen dahin.
      „Du willst wohl auch eine, oder?!“, drohte die Goronin ihm darauf, und Runde 1 des heutigen Gwen-Sean-Duells war eingeleitet.

      Der Hylianer verdrängte die heftige Diskussion. Sich in den unbequemen Schulstuhl legend sah er zur Decke. Gestern war viel passiert. Und so typisch dieser Freitag auch bis jetzt war, sein Kopf schien überlastet von dem, was an ihm vorbeigerauscht war. Der Vorfall mit Zelly ließ ihm keine Ruhe mehr. Aber jetzt musste er erst einmal diese 6 Stunden Schule hinter sich bringen. Philosophieren konnte er später, also schickte er all diese rätselhaften Gedanken zurück ins Unterbewusstsein. Jetzt stand Biologie an, und sonst nichts…abgesehen von der Betrachtung Malons, natürlich.


      „Und? Hat er schon Kontakt zu ihm aufgenommen?“
      „Nun ja, Kontakt kann man das nicht nennen…sie haben keine Minute lang Worte gewechselt, recht viel kann da nicht gesagt worden sein.“
      „Dass er ihn gefunden hat, ist schon schlimm genug, will ich meinen.“
      „Mach dir keine Sorgen. Er wird nichts Großartiges machen, zunächst wird er uns eher nützen. Soll er ruhig unseren Job machen…ich will mich sowieso davon distanzieren. Du verstehst sicher, wieso…“
      „Klar tu ich das.“
      … … …
      „…die Schulglocke. Musst jetzt wohl in den Unterricht, oder?“
      „Ja, muss ich. Und du musst auch zu deinen Pflichten zurückkehren. Telefonieren wir uns wieder zusammen, wenn sich was Neues ergibt…schöne Grüße an den Rest vom Schützenfest. Ciao.“
      „Klar, mach’s gut.“


      Gwen streckte mit fröhlicher Mine die starken Arme nach oben, während sie neben Link den von der Maisonne erhellten Hurilstoner Stadtpark durchwanderte. Diverse Vogelarten sangen voller Liebestollheit, Leute sämtlicher Altersgruppen beschäftigten sich mit allen erdenklichen Freizeitaktivitäten von Entenfüttern bis Speichelaustausch. Die zahllosen kleinen Springbrunnen bildeten einen Chor aus Wasserrauschen.
      „Endlich Wochenende!“, jauchzte die Oberschülerin mit einem Blick, der verkündete, dass sie in diesem Moment wohl die gesamte Weltbevölkerung umarmen hätte können.
      „Wie oft willst du noch auf die Tatsache aufmerksam machen, dass wir jetzt wieder zwei Tage unsere Ruhe haben?“, fragte ihr guter Freund sie fast schon genervt, die Tasche lässig über die Schulter geschwungen und den Schatten der Bäume genießend. Er wollte nicht schon im späten Frühling mit einem Sonnenbrand an den Armen ins Wochenende einziehen.
      „Ach, du alter Muffel! Heiße Wochenenden sind super! Freibad, Sonnbaden, Spazierengehen und Picknick auf der Wiese!“, zählte die Goronin in ihrem Enthusiasmus auf, die vier ersten Finger ihrer rechten Hand zur weiteren Verdeutlichung der Relevanz ihrer Liste nutzend. „Sogar Lauren weiß all das besser zu schätzen als du, Quinc!“
      „Ja, ja, passt schon…“, brummelte er nur, nicht einmal mehr fähig, ihre typischen Verhaltensweisen zu ertragen. „Is doch aber so, dass es reicht, wenn man’s einmal auf den Punkt bringt.“
      „So was kann man nie oft genug auf den Punkt bringen!“, erwiderte das Mädchen entrüstet und blieb neben einer Bank stehen. „Setzen wir uns.“
      Schweigend nahm Link neben seiner Kumpanin Platz. Noch immer war er etwas geistesabwesend, und das sah man ihm an. Sein Blick war ins Nichts gerichtet, hin und wieder seufzte er leise. Während er so da hockte, setzte er dort an, wo er in der ersten Stunde aufgehört hatte. Die Goronendame betrachtete ihn dabei eine gute Weile, reichlich verwirrt über sein Verhalten, wie es schien. Nach gut zehn Sekunden unterbrach sie die Stille und riss ihn aus seinen Gedanken.
      „Hast du schon was vor? Im Pyramid kostet der Schnaps heute nur 1 Rubin pro Glas.“
      „Öh, was?!“, entfuhr es ihm, völlig planlos starrte er erst nach oben, dann nach links und schließlich zu Gwen hin. Für einen Moment hatte er nicht einmal gewusst, wo er war und wie er hierher gekommen war.
      „Alter, was geht denn mit deinem Leben?!“ Fast schon besorgt musterte sie ihn. „Was ist los mit dir?! Langsam machst du mir Angst! Den ganzen Tag benimmst du dich schon so! Rück endlich raus damit, was fehlt dir?“

      Link sagte nichts. Er sah sie einfach nur ratlos an. Er wusste es doch selbst nicht wirklich. Er wäre doch auch lieber wieder gut drauf, anstatt sich ständig den Kopf über die gestrigen Geschehnisse zu zerbrechen. Erneut herrschte Totenstille zwischen den beiden. Doch in dem Moment, als Gwen gerne auf ihren verschwiegenen Freund losgegangen wäre, um zumindest eine Ausrede für sein Nullbocktum aus ihm herauszuprügeln, mussten beide feststellen, dass die Stille nicht auf sie begrenzt war. Urplötzlich war alles verstummt.
      Vom Singen der Vögel, vom Reden anderer Menschen, ja selbst vom Rauschen der Brunnen war keine Spur.
      Link sprang auf, als ihm noch etwas ins Auge fiel, das ihm einen Schauer über den Rücken jagte wie es noch kein Schocker im Kino es tun konnte: Alles um sie herum…es war wie erstarrt. Menschen standen in allen möglichen Posen bewegungslos wie Wachsfiguren auf den Wegen, Pärchen verharrten in unnatürlicher Starre in ihren Küssen und selbst eine Ente, die mit ausgestreckten Flügeln an einem Teich zur Landung ansetzte, hing ohne ein Anzeichen von Regung in der Luft. Als wenn die Zeit selbst tief gefroren worden wäre.
      „Qu-Quinc…?“, stotterte Gwendoline, als ihr Nachbar mit winzigen Schritten vorwärts ging und sie ihm hastig nachfolgte. „Was geht hier ab?!“, fragte sie verängstigt, erhielt aber wieder keine Antwort von ihm. Er hatte sie gehört, aber war zu entgeistert, um den Wortlaut ihrer Frage wahrzunehmen. Diese unvorstellbare, wie aus dem Nichts kommende Situation hatte alle seine Sinne benebelt und lahmgelegt für alles als die Ratlosigkeit.
      Link wollte nicht glauben, dass er nicht in der Schule eingeschlafen und einen Albtraum durchlebte oder dass irgendein Trottel LSD in seine Apfelschorle gemischt hatte, von dem er jetzt Halluzinationen bekam. Nach näherer Betrachtung dieses schrecklichen Szenarios wurde ihm klar, dass nichts davon zutraf.
      Ein Tropfen Angstschweiß floss über seine Stirn. Er musste im falschen Film sein.
      „Verdammte Scheisse, Quinc, was ist los?!“, schrie seine Freundin ihn panisch an. „Warum bewegen sich die Leute nicht mehr?!“
      Er drehte sich zu ihr um und starrte nicht minder geschockt in ihre fassungslosen Augen. Die absolute, unerträgliche Stille hing für mehrere Sekunden wieder über ihnen…

      „Hallo, Mister Link Quincer und Miss Gwendoline Johanna Riccio.”
      Die beiden zuckten vor Schreck zusammen, als hinter ihnen jemand das Wort erhob. Das Gefühl, das diese Stimme mit sich brachte, kannte Link. Er war sich sicher, sie schon einmal gehört zu haben. Und noch ehe er und die Goronin sich umdrehen konnten, um zu überprüfen, von wem sie eben begrüßt worden waren, war ihm das Licht schon aufgegangen.
      Und da stand er auch tatsächlich, keine zwei Meter von ihnen entfernt, und grinste. Es war der Mann im weißen Anzug und den karottenroten Haaren, auf dessen spitzer Nase die Sonnenbrille lag.
      „D-der Kerl von gestern…?“, formulierte Link in Gedanken, sprach es aber nicht aus. Die Information, dass der Wierdo von der vergangenen Nacht jetzt bei ihnen stand, hatte seinen ohnehin schon rauchenden Kopf überlastet. „Was zur Hölle…?“, war alles, was er heraus bekam.
      „Wer sind Sie und was geht hier vor?!“, fuhr Gwen ihn an, als ob sie wüsste, dass der Fremde für dieses Szenario verantwortlich wäre.
      Jener kicherte nur, bevor er ein braunes Bonbon aus der Sackotasche holte, um es sich in den Mund zu werfen. „Nun, das mit dem Namen ist so eine Sache…“, meinte er amüsiert. „Ihr könnt mich aber ruhig Blind nennen.“
      Der Mann kaute genüsslich sein Karamell und wieder breitete sich Stille aus, die die verwirrten Teenager nicht zu füllen wussten.
      „Entschuldigt meinen dramatischen Auftritt, aber da gibt es etwas, das ich mit euch zwei bereden will…“

      Ende Kapitel 5

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von UnSubigitatrix ()

    • Yay endlich mal schnell da :)
      Kommen wir zum Kap. Jetzt bekommst du erstmal etwas kritik von mir.
      Sachen wie temporär etc. Sind dein Stil ich weiß und eigentlich gefällt er mir auch. Aber an der Stellle fand ich es einfach unpassend.
      Vielleicht ist es geschmackssache, aber es war ja schon länger klar wie die SDitzordnung des Trios ist und das Malon nicht dabei ist.
      Naja jetzt zum Kap.
      Duie Story etc fand ich gut. es fing schön an mit einer normalen Schulaltagsituation. Und wie immer find ich dieb eiden Nichtmenschen (Lauren und Gwen) einfach super. Ich mag die beiden. :)
      Kommen wir jetzt zum Mysteriösen teil Nummer 1. *triommelwirbel*
      Das Telefonat. Wer hat Telefoniert? Und mit wem? War es ein Schüler oder ein Lehrer. Einer von beiden muss es sein, den als es klingelte musste das Telefonat beendet werden. Doch vom wem reden sie. ink? Gewen? Zel oder soinst jemanden? Was sind ihre Ziele etc... Fragen übner Fragen.
      Kommen wir zum Myteriösenteil Nummer zwei. XDD
      Auch den fand ich sehr schön. Zuerst eine normale Situation im Park. Spazieren gehen und dann plötzlich wumm... alles still. Nichts bewegt sich. Auch das sie länger gebraucht haben um zu verstehen finde ich sehr gut. Das macht es realistischer. Und dann kamm der Mann. Er scheint das ja alles als etwas normales zu sehen so wie er reagiert. Und was will er den beiden sagen? Warnen? Helfen oder ist er gar ein Bösewicht. Hat er etwas mit dem Telefonat zu tun? Wenn ja auf welcher Seite? Und wieso ist er so verssen auf Link? Oder auf Gwen? oder doch auf beide... wer weiß das schon.

      Fragen über Fragen die man sich stelllt. Und ich bin gespannt aufs nächste kaüp und hoffe auf ein paar Antworten. :)
    • Gut!
      Ein in sich völlig schlüssiges Kapitel, dass zwar eine ganze Lawine an Fragen anhäuft, aber trotzdem schön abgerundet ist (auch wenn das Ende durch ein obligatorisches "Wir müssen etwas bereden" leicht abgeflacht ist, aber nun gut, ich erhänge mich wieder an Kleinigkeiten -.-).
      Malons Auftritt finde ich toll, besonders der Fakt, dass ihre Haare gefärbt sind finde ich aus unerfindlichen Gründen fasinierend. Ich muss meinem Vorposter nur in einem Punkt zustimmen; das Gespräch zieht sich wieder etwas. Du hast auf manche Sachen nicht verzichten können, die - mir zumindest - überflüssig vorkommen (mir doch egal, ob Link ein schlechter Schauspieler ist und was er am liebsten mit seinem Vater anstellen würde), aber naja... es geht. Es fällt nicht so auf, dass man daran was ändern müsste.Den Absatz zwischen dem Gwen-Sean-Duell und dem Telefonat finde ich übrigens auch überflüssig. Aber ich war noch nie ein Fan von Absätzen, zu kleine erregen einfach meine Aufmerksamkeit. Vor allem wenn nichts brauchbares drinsteht.
      Telefonat - geil.
      Perfekt insziniert, ich glaub, mehr brauch ich darüber nicht zu sagen. Du hast verstanden worum es bei der Geheimnskrämerei geht.
      Danach - auch gut. Beim Lesen ist mir nur aufgefallen, wie genau du auf Links Gedankengänge eingehst und ich wollte mir schon gedanklich die erste Kritik formulieren, bis die Szene mit dem Zeitstillstand kam (Phantom Hourglass???). Obwohl die ausführlichen Beschreibungen auf ein Ereignis hinwiesen, kam das danach trotzdem übertraschend... Lob!
      Insgesamt war ich angenehm überrascht, das Kapitel hat mir gefallen.

      - keine weiteren Kritikpunkte -

      LG
      und frohes Schreiben
      Nayleen

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      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
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    • Hier erstmal ein paar Rechtschreib- und grammatrikverbesserungen


      „Rate wer ich bin!“


      Da fehlt ein Komma hinter Rate.



      ...keine langbeinige Männerfalle Sie hatte etwas Besonderes...


      Hinter Männerfalle muss entweder ein komma oder ein Punkt oder whatever stehen. Kannst du dir aussuchen, nur muss da irgendetwas hin.



      So, das war alles, was ich jetzt gefunden hab, bin aber auch ziemlich kaputt vom Fußballtraining, kann also auch was übersehen haben.



      So, jetzt zum Kap:

      Also, wie ich schon mehrmals sagen, stören mich deine kleinen Abschweifungen, wie Links Schauspielfähigkeiten oder seine Vorhaben mit seinem Vater. Die find ich echt nicht schlecht. Ich mag geschichte gar nicht, wo die Charaktere nur über Sachen ,die für die Handlung relevant sind, untewrhalten. Das kommt nicht realistisch rüber meiner Meinung nach. Und auch Malons Beschreibung finde ich gut gelungen.
      Mein einziger Kritikpunkt ist, dass manche Sätze mehrmaliges Lesen meinerseits erforderten (z.B. hab ich beim ersten Lesen gedacht, dass Lauren mit aus der Bank saß. Könnte aber auch an unfähigkeit von meiner Seite aus liegen).


      Trotzdem sehr gutes Kap


      LG Luciotion
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
      - Albert Einstein -
    • Jetzt bin ich ganz offengestanden enttäuscht...mein geplanter Wtf!-Moment ist wohl nicht aufgegangen in den letzten paar Zeilen. Egal, das ist jetzt eher nebensächlich.

      @Kamahl
      Sooo mysteriös ist es meiner Meinung nach nicht...okay, zugegeben, ich weiß ja über alles Bescheid. Aber wenn man viel spekuliert, kommt man garantiert auf die Wahrheit...

      @Nayleen
      An meine Detailverliebtheit und flache Charaktergespräche wirst du dich gewöhnen müssen, das leg ich nicht ab XD Und der kleine Absatz zwischen der Ankunft von G&S und dem Dialog diente dazu, zu verdeutlichen, wie sehr Quinc das mit Zelly beschäftigt, ohne zu wissen, was ihn so annagt. Ich persönlich reflektiere nur zu gerne.
      Zum Thema Phantom Hourglass: Ich wäre gern so billig, Zeldaelemente 1:1 zu übernehmen und auch außerhalb von Insider-WTF-Momenten Inhalte der Zeldas zu verwenden, aber ich habe das schon beim Konzepieren abgelegt. Ich will keine Fortsetzung zu der Zeldareihe schreiben. Ich will ne Neudefinition, die zwar auf auf Altbekanntem aufbaut, aber die Grundsteine und Details doch wieder ganz wo anders hat. Von daher...leider nein, die Theorie muss ich gleich negieren.
      Zu guter letzt will ich darauf zu sprechen kommen, dass Quinc's Gedanken immer im Vordergrund stehen. Er ist die Hauptfigur, der Frontprotagonist. Auf die Gedanken anderer Figuren einzugehen, solange er Zentrum ist, würde unnötig von ihm ablenken. Ich käme mir zu Allwissend als Erzähler vor, wenn ich jemand anderen "denken" lasse.

      @Luciotion
      Ich habe eine Sucht nach komplizierten Sätzen, stimmt genau. Kommt wohl von den Bella Gallico. Ich werd mir in Zukunft mehr Zeit für deutlichere Formulierungen nehmen.


      PS: Blind. Denkt drüber nach. Blind xD
    • Klar kenn ich Blind, Blind ist die geilste Figur vom ganzen alttp-Spiel.
      Nur kenn ich ihn jetzt nicht so gut, dass ich ihn gleich mit Mr. Karottenhaar identifiziert hätte. Wie auch immer...

      Mir ist klar, dass du so ziemlich der letzte sein wirst, der alt gebackene Ideen übernimmt, aber ich musste bei dieser Szene irgendwie sofort an PH denken (Eigentlich als aller erstes an Molly Moon - kennt die noch wer??? XDD). Nicht bewusst oder so und ich weiß, dass du da nicht selbst weiter spinnen wirst... aber ich hab das einfach nur mal in den Raum geworfen.
      Gegen deine Detailverliebtheit habe ich übrigens auch gar nichts. Und gegen einen personalen Erzähler ist nichts einzuwenden. Insgesamt habe ich überhaupt nichts einzuwenden, aber irgendwas muss ich ja kritisieren, sonst wird wieder glech gemeckert -.-
      LG
      Nayleen

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    • Bevor das Kapitel kommt ne kleine Ankündigung. Ich nehm mir jetzt ein paar Wochen frei vom schreiben, da hiermit die Pilotkapitel ihr Ende finden und der Rest der kommenden Story noch grob ist. Also gibts so bald keine Fortsetzung. Dennoch jetzt noch viel Spaqß beim "großen Finale" der Pilotkapitel.



      Kapitel 6: nruT eht selbaT oder ekaT eht nmaddog drowS ydaerlla!

      Quinc glaubte, ihm wurde gleich der Kopf platzen, so überschlugen sich plötzlich die Gegebenheiten. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, zu überströmt war er mit verzweifelten Fragestellungen, die sich in den letzten 5 Minuten gezeigt hatten. Wer war dieser Blind nur? Was hatte er mit diesem Zeitstopp zu tun? Und was zur Hölle hatte das überhaupt zu bedeuten? Wie gerne hätte er diese Fragen alle gestellt, aber er brachte seinen Mund nicht auf. Jedoch war ihm die Ratlosigkeit eindeutig ins Gesicht geschrieben.
      Gwen schien ihre eigene Entrüstung nicht so an Worten zu entwaffnen, denn sie warf den gesamten Brocken Fragen, die er gern losgeworden wäre, mit einem Atemzug: „Jetzt mal halblang, Agent Discrokarotte! Dich hab ich doch gestern schon im Cafeshop gesehen! Was geht hier eigentlich ab?! Du hast doch sicher deine geschliffenen Fingernägel im Spiel, so halbentlastet wie du hier auf deinem Bonbon rumknautschst! Wenn wir hier was bereden, dann das, was hier nicht stimmt!“
      Etwas verdutzt, zumindest so verdutzt, wie er ohne sichtbare Augen sein konnte, glotzte Blind das Goronenmädchen an. So als ob er nicht direkt wüsste, wovon sie da sprach. Er blickte kurz nach links und rechts, bevor sich letztlich ein Grinsen der Erkenntnis über sein blasses Gesicht zog. „Ah, ja, klar, genau. Für euch ist es sicher ungewohnt, wenn ich hier mit so was ankomme…ist ja auch eigentlich illegal.“ Schmunzelnd kratzte er sich am Hinterkopf. „Aber wenn ich einfach so auf euch zugegangen wäre, hättet ihr mir nie zugehört…wahrscheinlich wäre dann mittlerweile die Polizei hinter mir her, von wegen Belästigung und solcher Unsinn…“
      „Das war keine Antwort auf meine Frage, du leichenblasser Karottenmensch!“, brüllte Gwen empört, ihr entnervt wirkendes Gesicht und ihre übertrieben aggressive Körperhaltung war fast schon eine Morddrohung. Doch es entging Link nicht, dass auch sie sich fürchten musste.
      Die Tatsache, dass sie nur versuchte, möglichst hart zu bleiben, es aber nicht länger war, bestätigte sich, als sie sich zu ihrem Schulkollegen umdrehte und sie ihn geradezu anflehte: „Mann, Quinc, sag doch auch endlich was!“ Ihre Stimme bebte, ihre Augen schimmerten aufgrund der winzigen Tränen, die sich ankündigten.
      Dieser verzweifelte Akt brachte ihn auch zurück aus der gedanklichen Sackgasse, in der er sich urplötzlich wiedergefunden hatte. Seine älteste und engste Freundin war bei ihm, und er durfte nicht nur körperlich anwesend sein, um sie in dieser Situation zu unterstützen. Sein Kopf war wieder leichter geworden, wenn auch nicht weniger mit Fragen belastet. Und jetzt war es wohl an der Zeit, mitzuhelfen, diese Fragen ganz zu beseitigen, anstatt zu spekulieren. Er ballte die Hände zu Fäusten, er verdrängte die Ratlosigkeit aus seiner Mimik und Gestik. Er musste ruhig und stark bleiben, wenn er sie beide möglichst schnell aus dieser Schlucht von völliger Entfremdung bringen wollte.

      „Okay…Blind…“, fing er zögernd an, worauf auch Gwendoline ihr Augenmerk zurück auf den Mann lenkte. „Ich weiß nicht, was Sie mit uns bereden wollen. Und ehrlicherweise kann ich bestimmt darauf verzichten, es zu hören…aber wenn wir Ihnen zuhören müssen, damit wieder alles normal wird, dann legen Sie los.“
      Blind öffnete gerade den Mund, um dem Wunsch seines Gegenüber nachzugehen, doch der war noch nicht bereit, ihm das Wort zu überlassen, wie sich herausstellte.
      „Aber zu aller erst will ich wissen, wie Sie…die Zeit angehalten haben!“
      Jetzt fing Blind lauthals an zu lachen, er schrie schon fast. Aber nicht nur sein Mund und die daraus kommenden Töne zeugten von dem Amüsement, das ihm diese Frage offenbar beschert hatte. Er ging leicht in die Knie, er klopfte sich sogar auf die Schenkel. Diese doch sehr übertriebene, unmenschlich peinliche Gestik ließ kurze Zeit die Köpfe der zwei Oberschüler erröten. Letztendlich beruhigte er sich und stellte sich wieder gerade auf beide, selbst in der weiten Hose sehr dünn wirkende Beine.
      „Angehalten? Mach dich nicht lächerlich, Link!“
      Mit der linken Hand begann blind in seine Hosentasche zu fahren und kramte einige Sekunden herum, bevor er etwas aus ihnen hervorzauberte, das auf den ersten Blick als nicht mehr als eine verfaulte Pflanze zu identifizieren gewesen wäre. Doch als er Quinc und Gwen die Hand mitsamt des ungefähr Daumengroßen Etwas entgegenstreckte, wurde erkennbar, dass es ein sehr kleines Plüschtier sein musste. Auf der Handfläche lag der „Hauptkörper“ des Spielzeugs, eine Art halbes Oval in Senfgelb, auf dessen „Fell“ goldene Musterungen hervorstachen. Über die Hand des Mannes hinweg hingen sechs schwarze Stränge, so etwas wie die Tentakel des Tieres, deren Enden sich verdickten und fast schon Kreise bildeten. Auf diesen runden Enden war jeweils ein Punkt gestickt, die fast schon an rote Cartoon-Augen erinnerten. Beim Blick auf die Spitze des Körpers fand sich am oberen Ende ebenfalls ein solches Auge.
      „Was soll dieser Tintenfisch…?“, erfragte Link, der jetzt alles erwartet hatte, bis auf das der Wierdo jetzt einen lächerlichen Plüschoktopus vorzeigte, den er einem Kind vom Schlüsselanhänger geklaut haben könnte.
      Die Goronin neben ihm senkte den Kopf und sah Blind abwertend an. „Willst du uns jetzt verarschen?! Pack deinen Kinderscheiss wieder ein!“ Im Grunde genommen hatte sie die Gedankengänge ihres Freundes bei weitem ehrlicher ausformuliert.
      „Verzeihung?“ Der von den Anschuldigungen der Jugendlichen verwunderte Sonnenbrillenträger schüttelte den Kopf und hob seine Hand mit dem Plüschtier darauf noch ein wenig, zugleich schob er es weiter in ihre Richtung. Er wollte es wohl genauer präsentieren, um sie umzustimmen. „Das ist einer der mächtigsten Apparaturen der Welt!“
      Diese Behauptung war Auslöser dafür, dass sich die unendliche Stille ausbreitete, die seine Ankunft vor knapp zehn Minuten verbannt hatte. Das Statement hinterließ bei den zwei Teenagern, die dreinblickten wie Angestellte eines Großunternehmens, deren unbescholtener Boss gerade vor ihnen völlig nackt eine Rede hielt, eine einzige Frage: Sollten sie ihn jetzt auslachen und ihn nachdem die Zeit wieder lief in die Klapsmühle stecken oder angesichts seines geistigen Zustands verstört sein?

      Die Ruhe währte nicht. Dieses Mal jedoch war es kein Wort der drei Anwesenden, die sie störte… das dumpfe Geräusch, mit dem Gwen mehrere Meter nach vorne geschleudert wurde, in der Luft und im Gras eine Spur von Bluttropfen hinterließ und am Boden aufprallte.
      Quinc blieb im ersten Moment, in dem er seine Freundin regungslos liegen sah, blieb er wie angewurzelt stehen. Dieses Bild, das sich in sein Hirn brannte…das Mädchen in der Blutlake. Es war wie ein albtraumhaftes Dejavu. Ehe er aber verarbeiten oder gar vollends begreifen konnte, was eben geschehen war, spürte er einen unerträglichen Schmerz, der schon fast zu groß war, um ihn noch genau wahrzunehmen, im Kreuz. Jetzt verlor auch er den Boden unter den Füßen und wurde nach vorne geworfen. Er fühlte sich wie ein Boxsack, der mit einer solchen Wucht getroffen wurde, dass die Kette, die ihn an der Decke hielt, zersplitterte.
      Das nächste, was er spürte, war, wie sein Kinn und danach der Rest seines Körpers auf den, trotz des spürbaren Bewuchses, harten Boden aufkam. Ein ohrenbetäubender Schrei, der laut und kreischend war wie nichts, was er je gehört hatte, bohrte sich wie ein Messer in seinen Gehörgang. Schmerz über Schmerz durchfuhr ihn, er konnte die Augen kaum öffnen. Es kam ihm wie eine einzige Ewigkeit vor, als er wenige Augenblicke lang benommen liegen blieb und sich nicht rühren konnte. Erneut erfüllte das unnatürliche Brüllen die Luft und weckte Link geradezu aus seiner kurzen Besinnungslosigkeit.
      Er spürte Nässe und heftiges Zwicken an seinem Rücken. „Blut…ich blute…“, war die erste und einzig deutliche Feststellung, die er zusammenbringen konnte. Doch wo genau er verletzt war, entzog sich seiner Kenntnis. Er lag auf dem Rücken, nur unter großer Mühe und großen Schmerzen an unfestlegbarer Stelle gelang es ihm, sich in Seitenlage zu bringen und sich so auf halben Weg aufzurichten.
      Alles, was er sah, schien verschwommen und undeutlich im ersten Moment, sein Schädel brummte. Nach links und rechts sprangen seine Augen, in der Hoffnung, dass die Trübheit seiner Sinne verfliegen würde.


      „Hallo, bist du dran?“
      „Bin ich, ja. Du warst wohl auch schon drauf gefasst, oder?“
      „War ich. Ich hätte zwar nicht wirklich geglaubt, dass er solche Mittel benutzt…aber es war dennoch keine Überraschung.“
      „Ich glaube, wir sollten doch Mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden…das ist verdammt problematisch.“
      „Allerdings! Wenn alle von ihnen rum erzählen, die Zeit wäre gefroren, haben wir entweder eine Krise oder ein paar neue Insassen für die Nervenheilanstalt. Wenn er mir unterkommt, wird ich ihm den Marsch blasen!“
      „Bring ihn aber nicht um…hast doch selbst gesagt, dass er uns momentan nur Gutes tut.“
      „…glaub mir. Ich bin gar nicht mehr sicher, ob ich ihn noch umbringen könnte, wenn ich wollte. Es ist lange her, und so faul wie ich war er sicher nicht.“
      „Was du sagst…ist beunruhigend.“
      „Beunruhigend ist vieles in letzter Zeit, finde ich.“
      „Das stimmt. Es ist soweit, befürchte ich. Aber momentan sollten wir uns mehr Sorgen darüber machen, was jetzt zu tun ist. Sollten wir abwarten, bis er es aufhebt oder die Zeit verstrichen ist?“
      „Ist wohl das Beste…ich werde die Zeit nutzen, um mir die Sandwiches einzuverleiben, die in der Küche lagern, während die Adleraugen meiner Familie schon so unflexibel geworden sind.“
      „Pff…dir kommt das gerade Recht, oder?“
      „Darauf kannst du wetten! Ich meld mich wieder. Ciao.“
      „Jo, mach’s gut!“


      Endlich, nach Sekunden, die Stunden der Angst, Verwirrtheit und Qual für ihn gewesen sein könnten, sah Quinc wieder deutlicher. Er stellte fest, dass er neben Gwen gelandet war, die mit dem Rücken zum Boden in einer Pfütze ihres eigenen Blutes lag. Doch er konnte sich nicht weiter damit befassen, was er jetzt mit ihr und sich selbst anstellen sollte.
      Blind war wie vom Erdboden verschluckt. Dort, wo sie beide mit ihm zusammen gestanden waren, hatte etwas anderes Stellung bezogen. Etwas Großes, dunkelblau in der Farbe, fast schon schwarz, seine Haut glänzte in der Sonne wie das Schuppenkleid einer Schlange. Es hatte einen Schwanz, einen ziemlich langen sogar, und eine Schnauze, die ihn an ein schreckliches Reptil erinnerte. Obwohl es mit einem starken Buckel animalisch und wild wirkte, hielt seinen Körper aufrecht wie ein Mensch. Die Gliedmaßen daran waren unnatürlich in ihren Proportionen. So waren die in Raubtierkrallen gipfelnden Arme fast so lang, dass sie die Knöchel der kurzen Füße berühren könnten, ohne dass sich das Untier beugen hätte müssen. Zwei rote, besonders lange Krallen, stießen auf jeder Hand aus einem der langgliedrigen Finger. Link konnte deutlich erkennen, wie die giftgelben, halbmondförmigen Augen ihn auf die kurze Distanz, die zwischen ihm und dem Wesen lag, anstarrten. Beim Anblick dieser Kreatur überkam ihn der blanke Terror, am liebsten hätte er laut geschrien, jedoch er brachte keinen Ton aus der Lunge. Dieses Ding war es wohl, dass Quinc eben angefallen haben musste.
      Stattdessen fand er sofort, trotz jedweden unangenehmen Reizes, der seinen Körper heimsuchte, zurück auf die Beine. Blind war verschwunden, wieso wusste er nicht. Er wusste auch nicht, was dieses Untier war, woher es kam und es ihn und Gwen angegriffen hatte. Momentan wusste er ehrlicherweise nur eines: Er musste weg, weg von diesem Tier, und Gwendoline ebenfalls. Wie aus Reflex packte er sich seine Freundin unter den Kniekehlen und dem Hals, um sie hochzuheben. Sie war schwer. So schwer, dass er dachte, ihm würde unter ihrem Gewicht und dem Schmerz am Rücken der gesamte Körper zerspringen. Trotzdem half es nichts. Zu flüchten, um ihrer beider Leben zu retten, war zu wichtig, als dass er jetzt Schwäche zeigen durfte.
      Er rannte los, so schnell er mit seiner Freundin auf den Armen konnte. Der Weg, den er nahm, war ihm egal, er überquerte die Wiesen des Parks in Richtung Stadtzentrum. Aus dem Augenwinkel heraus hatte er bemerkt, dass das monströse Etwas sich bewegt hatte, also musste er davon ausgehen, verfolgt zu werden.
      Schwer röchelnd lief der junge Mann immer weiter, überall Schmerz und den harten Puls spürend. Im Zickzackkurs arbeitete er sich vorbei an den Spaziergängern am Parkeingang, dann durch die gefrorenen Menschenmassen in den beginnenden Straßen der Fußgängerzone. Seine Sinne nehmen nur noch Schmerz, das eigene, keuchende Schnauben war. Sein Bewusstsein hatte sich in einen dunklen Tunnel verwandelt, dessen Ende weit entfernt in Form eines Lichtes zu sehen war. Dieses Ende zu erreichen war das einzige Ziel, das er sehen konnte.

      Dicht hinter sich konnte Link den Schrei des Untiers hören. Er musste noch schneller rennen, egal, wie schwer seine Last war. Irgendwie musste er das Wesen abhängen. Da kam ihm die Idee: Er rammte sich so gut er konnte durch mehrere wie Statuen dastehende Fußgänger, um in eine ihm bekannte Gasse einzubiegen. Wenn er durch die von Menschen überfluteten Seitenstraßen laufen würde, könnte er dieses Ding bestimmt irgendwann links liegen lassen. Egal, wie sehr es ihm so vorkam, als würde ihm das Herz platzen, die Lunge versagen, die Wunde am Rücken ihn jedweder Energie berauben oder jedes seiner Gliedmaßen abfallen, er hatte es durchzuziehen.
      So manövrierte er sich geschickt, aber mit stetig abnehmender Geschwindigkeit weiter in die Straße. Und als eine kleine Seitengasse rechts neben ihm auftauchte, packte er die Gelegenheit am Schopf. „Eine Kurve…“, dachte er hoffnungsvoll. „Nur diese Kurve…“

      Doch als er einige Meter in diese kleine, menschenleere Gasse eingedrungen war, zerfiel seine Hoffnung mit dem Rest seiner Kräfte. Da, gut zwanzig Meter vor ihm, stand schon die Bestie. Das Licht am Ende des Tunnels war erloschen.
      Quinc sank erschöpft, vollkommen erledigt, auf die Knie und sein Kopf beugte sich. Schweiß tropfte auf den Boden. Gwendoline hielt er noch immer in den Armen.
      „Ich kann nicht mehr…ich kann einfach nicht mehr…“, halte immer und immer wieder durch seinen Kopf. „Ich will leben…ich will Gwen retten…also…warum…warum kann ich nicht mehr?!“ Er versank völlig in Verzweiflung und Ermüdung. Es gab jetzt nichts mehr, was er tun könnte.
      Er sah noch, wie das schwarzschuppige Wesen langsam näher kam. Als wolle es ihm die Zeit, bevor es ihm den Rest geben würde, besonders lang und qualvoll gestalten. Es kam näher und näher.
      Link schloss die Augen. „Scheisse…scheisse…scheisse!“, flüsterte er.

      Da hörte er etwas. Einen Ton, direkt vor sich. Als wäre etwas aus Metall auf dem steinernen Boden gelandet.
      Seine Augen gingen auf. Er hatte sein Haupt immer noch gesenkt, deshalb erblickte er sofort, was da unten, direkt vor seiner Nase, gelandet war. Es war ein Schwert. Ein solches, wie er es in Holz bei sich zu Hause hatte. Dünn und lang war die Klinge, gegossen aus weißem Metall. Das Stichblatt faustbreit und schlicht gehalten, in der Farbe sehr ausgefallen, ein Übergang aus blau und lila, ebenso wie der lange Griff, der in einem gleichseitigen Dreieck gipfelte. Doch da war noch etwas. Hinter dem Schwert stand offenbar jemand. Jemand mit schwarzen Stiefeln aus Leder an den Füßen und weißer Anzughose.
      Jetzt wandte er seinen Kopf nach oben. Er bildete sich ein, ihm würden vor Staunen fast die Augäpfel herauskugeln.
      „Fluchen ohne Ende. Was soll das? Du tust glatt so, als würdest du sterben, Link.“ Blind grinste schief nach unten auf den Burschen. „Was starrst du plötzlich so? Vor dir liegt ein Schwert.“ Der Mann machte mit einem Kopfnicken auf die Waffe aufmerksam. „Wenn schon eines rumliegt, würde ich mir überlegen, was ich damit anfange…“
      Quinc fehlten die Worte. Er konnte nicht einmal etwas dahinbrabbeln. Er blickte nur weiter verstört und planlos drein.
      „Was glotzt du so dumm rum? Wenn du in solchen Situationen gaffst wie ein Küken bei nem Sommergewitter, kannst du weder dich noch sonst irgendwen schützen! Leg deine Freundin hin, ich kümmere mich schon um sie. Steh auf, nimm dir das verdammte Schwert und kämpfe! Kämpf und dreh das Brett!“
      „Was…?“, stammelte Link nur. „Ich soll…kämpfen?“ Unsicherheit war es, die seine Stimme am meisten zittern ließ. Der Schmerz und die Tatsache, wie fertig er war, schienen plötzlich nebensächlich.
      Blins Blick wurde ernst. Sein Dauerlächeln verschwand.
      „Willst du leben?“, fragte er leise und fast schon drohend. „Dann stell dich diesem Vieh. Ich weiß, dass du kämpfen kannst. Und du weißt es doch noch besser. Jetzt steh auf und pack dir schon endlich das vermaledeite Schwert. Der Raptofos wird schon herzlich ungeduldig hinter mir.“ Tatsächlich war das schwarze Reptil bei ihnen angekommen und ragte in voller Größe über ihnen. Die Pranke des Untieres fuhr hinter Blinds rechter Schulter hoch und schlug zu, doch mit bloßer Hand wehrte der Sonnenbrillenträger den Hieb ab. In gewisser Weise hatte er den Schlag mit einem eigenen abgewehrt. Das Wesen schrie, als ob es frustriert wäre oder Schmerzen hätte, und taumelte zurück.
      Quinc konnte nur staunen darüber, was Blind da gerade getan hatte. Dieser sah dem Oberschüler noch immer tief in die Augen. Er konnte es sich ja einbilden, aber er glaubte, die Umrisse der Augen zu sehen, die ihn anblickten.
      „Nimmst du jetzt endlich dieses Schwert…?“
      Ohne zu antworten ließ der 17jährige Gwen neben sich sanft zu Boden. Sofort packte seine linke Hand den Griff der edlen Waffe. Er hatte lange genug überlegt. Ihm war klar geworden, wie Recht dieser wildfremde Mann doch hatte. Er konnte kämpfen, und jetzt musste er es, um seine Freundin und sich selbst zu retten. Entschlossen erhob sich der junge Mann und jeder Schmerz schien wie verflogen. Während Blind zur Seite trat, um sich zu der Goronin niederzubeugen, erblickten Links glänzende, fast schon bedrohliche Augen seinen kreischenden Feind. Er hielt das Schwert vor sich. „Legen wir los, Echsengesicht…“
      Und dann rannten sie beide aufeinander zu, wie im Ausfall kam der junge Mann vor Kampfgeist schreiend daher. Er holte mit beiden Händen aus, das Wesen hob seine krallenbesetzten Hände und schließlich traf die Schuppenhaut auf blanken Stahl.

      Ende Kapitel 6

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von UnSubigitatrix ()

    • Also Stef-san.
      Das Kap war gut. Zu den sprachlichen sachen usw hab ich keine Lust also überspring ich es und komme zum Inhalt.
      Der ist gut ich mag das. ja ich werd es sagen. Echsenmenschen sehr gerne. Er hat Styl genau wie Blind. Ja ich weiß wieder wer es ist XD
      Aber an so eine Maschien sie ist komisch. XD Aber die Beschreibung war wunderschön.
      Irgendwie weiß ich nicht so recht was ich schreiben soll. Naja ich bin gespannt auf das nächste Kap von dir und vorallem wie der Kampf ausgeht. Und anscheinend muss Blind auch teilweise oder ganze Kontrolle über das Dingen haben. Den sonst wär es nie so langsam etc wär es ein wildes unabgerichtetes Tier hätte es sofort zugeschlagn.
    • Wundervoll - das Kapitel war echt gut! Am Anfang hängst ein bisschen am Gespräch fest, klammerst dich wieder an bestimmten Gedanken und Sätzen, die in meinen Augen zu verschachtelt sind, um sie so aufeinander zu stapeln - aber dass mich das stört liegt wohl nur an unseren grundlegend verschiedenen Ansichten (Remember: das Metall und das Nichtmetall), infolgdessen wäre Kritik meinerseits in solchen Hinsichten einfach unberechtigt.
      Aber... Gott, die Atmosphäre ist episch. Der Kampf/ bzw zunächst di Flucht in dieser eingeforerenen Welt, Link, wie er seine Freundin rumschleppt und schließlich Blind, den ich persönlich zwar nicht leiden kann, aber an sich eine furchtbar gute Figur ist. Ich bin gespannt wie sich das ganze entwickeln wird, wer auf welcher Seite für was verantwortlich ist... wo die Zusammenhänge sind. Ich blick da auch nciht mehr durch, ergo ein Pluspunkt für dich. Es ist immer gut wenn der Leser ein bisschen im Dunkeln tappt und einfach keine Ahnung hat, was da vorgeht. Vor allem die kurzen Telefonate zwischen drinnen hören sich verheißungsvoll an, obwohl es nur wörtliche Rede ist, schaffst du es trotzdem die Figuren dahinter zu charakterisieren. Find ich toll - mach weiter so!

      Nur schade dass du pausieren willst - gerade jetzt, wo man als verzweifeltes Nichtmetall endlich seine lang ersehnte Spannung bekommt, jetzt, wo du vom Alltäglichen ausbrichst und in die bereiche der kreativen Unendlichkeit gelangst fängt das ganze ja erst an...!
      Ich warte!
      Gruß
      Nayleen

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    • Kapitel 7: Seperatus sum


      Quinc saß auf einem schwarzen, ihm völlig unbekannten Ledersofa, dazu noch in einer fremden Wohnung. Zumindest war es ganz offensichtlich eine Wohnung. Eine sehr edle sogar. Groß, in mediterranem Stile und modernen Möbeln aus Holz. Er selbst war wohl im Wohnzimmer, denn vor ihm erstreckte sich ein Schrank mit einem großen LCD-Fernseher darin, den sich nur ausgesprochen erfolgreiche Unternehmer leisten könnten. Er war angeschaltet, bis auf einen technischen Schneesturm, der das allgemein Bekannte Flimmergeräusch von sich gab, war aber nichts zu sehen. Genauso wenig war außer seinem Atem und der Gerätschaft zu hören.
      Rechts von ihm waren eine offene Einbauküche und das dazugehörige Esszimmer, links ein offenes Schlafzimmer. Doch hinter ihm, wenige Meter hinter dem Sofa, war noch etwas: Eine größere Tür, die ein deutlich erkennbares Schloss zwischen den pechschwarzen Flügeln aufwies. Die protzige, altertümliche und unpassende Wohnungstür vielleicht?
      Während er so herumhockte und sich umsah, musste er sich nicht nur die Frage stellen, wo er war und wie er hierhergekommen war, sondern auch, warum er sich nicht so fühlte, als würde er in der Behausung eines Bonzen mit vermischtem Einrichtungsgeschmack sitzen. Es kam ihm, trotz aller Unbekanntheit, dann doch vertraut vor. Es war wie ein seltsames Dejavu, dass er zwar nicht genau so hätte definieren könnte, aber auch als nichts anderes.

      Der Blick des Jugendlichen fuhr ins Schlafzimmer. Denn da, genau in einer Linie mit der Couch, hing ein Ganzkörperspiegel. Er war zwar weit weg, aber er sah sich selbst in der Spiegelung…dachte er zumindest im ersten Moment. Aber da fiel Link auf, dass da eindeutig nicht er sitzen konnte. Die Person, die er selbst als Spiegelbild sein müsste, wie er dasitzt und sich selbst betrachtet, hatte keine aschblonden Haare. Er trug auch nicht das grüne Poloshirt, das er eindeutig an haben musste, wenn er nicht urplötzlich farbenblind geworden war. Das kurzärmlige Oberteil des Spiegelbilds war schwarz, die Haare unnatürlich, ja tatsächlich kobaltblau. Mit was auch immer er gerade Blicke austauschte, es war nicht die Reflektion seiner selbst.
      Diese Erkenntnis schickte einen eiskalten Schauer durch seinen gesamten Körper. Im ersten Moment dachte er, er bekäme einen Herzinfarkt bei diesem Anblick. Unerklärliche, tief sitzende Angst überkam ihn. Aber wie jeder Mensch war das, was ihm das Fürchten lehrte auch etwas, das seine Neugierde auf unvergleichliche Weise reizte.
      Also stand er auf und ging langsam über den Fliesenboden immer näher zu dem Schlafzimmerspiegel hin. Seine Schritte wurden immer kleiner und vorsichtiger, je näher er dem Raum kam, an dessen Wand sein Blickfänger hing. Immer deutlicher wurden kleine Details am Aussehen von Links Spiegelbild, das trotz der von ihm fremden Optik seine Bewegungen unverändert nachahmte. Wie auch immer sein Gesichtsausdruck wirklich aussah, so auffällig und dreckig grinsen wie dieses von ihm nur noch gut zehn Meter entfernte blauhaarige Etwas tat er ganz bestimmt nicht. Der Teenager wurde in seiner Angst langsamer und wagte kaum zu atmen.
      Gerade, als er dachte, das Gesicht dieses Jemands identifizieren zu können, sah er plötzlich nichts mehr. Er hörte jedoch deutlich etwas…es war ein Lied von einer ihm wohlbekannten Band…es war die Frauenband namens Die Chirurginnen!

      Und da fand sich Quinc, frisch aus dem Schlaf gerissen, in seinem Bett wieder. Der Radiowecker untermalte mit fetzigen Gitarrenakkorden, scharfen Texten und progressivem Unterton die Müdigkeit, die er an diesem Samstagmorgen, noch dazu nach einem so abartigen Traum, verspürte.
      „Hab wohl vergessen, diesen kleinkriminellen Belästiger auszuschalten!“, dachte er, und schlug geradezu auf dem „Off“-Knopf. Ihm war jetzt schon klar, dass nach diesem Punkrock-Frontalangriff nichts mit Schlaf vergleichbares mehr für ihn drin war, also schloss er die Augen nur zur Hälfte. Er stellte verwundert fest, dass es draußen stockfinster war. Es hätte Mitternacht sein können.
      Als sich der Nebel der Schlaftrunkenheit in seinem Kopf legte, richtete sich der junge Mann vor Schock auf. Ihm war klar geworden, dass der Wecker ihn nicht den Morgen angekündigt hatte, es war immer noch Freitag. Der Radio war um 22 Uhr losgegangen, wie er beim Blick auf die Uhr feststellen konnte. Da machte es Klick in seinem Kopf. „Moment…die Zeit läuft wieder?! Trag ich da nen Verband um die Schultern?! Moment, was ist mit Gwen?! Was ist passiert?!“ Sein Gedächtnis schaltete sich ein, und erinnerte ihn daran, was für ein heftiger Tag hinter ihm lag. Der Zeitstopp, die Flucht vor diesem Etwas und der Kampf, an dessen Ausgang sich jedoch keine Erinnerungen fanden. Und als er wieder an all diese verwirrenden Sachen denken durfte, ließ er sich seufzend zurückfallen und hielt sich den schmerzenden Kopf. Wie viel hätte er dafür gegeben, dass die Ereignisse dieses Nachmittags nur die Drogenhalluzination gewesen wären, für die er sie erst gehalten hatte. Tausende Fragen schwirrten laut wie eine Stadtbaustelle durch seinen Kopf, und ab und zu kam noch der Vorarbeiter namens Albtraumverarbeitung vorbei, um noch ein paar neue Bauarbeiter mitsamt Gerätschaften zum Erhöhen des Lärmpegels dazu zu stellen. Unerträglich war die Belastung und Beanspruchung seiner grauen Zellen.
      „Ich brauch ein Aspirin!“, wurde ihm klar, und der Oberschüler erhob sich eher schwerfällig und ein leichtes Zwicken im Rücken spürend aus seinem Bett.

      Es ging hinaus in den Gang, in dem noch Licht brannte. Offenbar war er nicht der einzige, der noch wach war. Kaum hatte er diese Feststellung gemacht rannte auch schon sein kleiner Bruder Alan entgegen. Seine blonden Haare sahen aus wie eine Löwenmähne und sein Fußballtrikot war voller Dreck und Grasflecken. Offenbar hatte der Elfjährige bis eben noch mit Freunden gekickert.
      „Hey, Link!“, meinte der Junge und sah mit seinen neugierigen blauen Augen zu seinem großen Bruder auf.
      „Grüß dich, Al…“, erwiderte dieser. „Kommst heute ja spät vom Fußball.“
      „Ja, nach dem Spiel haben wir selbst noch weitergemacht.“ Der Blick des Knaben verzog sich etwas. „Papa hat mir erzählt, du und Gwen wärt vor ein Auto gelaufen und hättet euch weh getan und der Autofahrer euch nach Hause gebracht hat. Ist das wahr?“
      Hörte der 17-Jährige jetzt schlecht? Seine Familie dachte, er wäre einem Autounfall zum Opfer gefallen? Entweder war er wirklich die ganze Zeit high gewesen und all das war nur eine Halluzination oder Blind war ein verdammt guter Lügner. Es war wohl von letzterem auszugehen. Doch zumindest fiel ihm ein Stein vom Herzen, dass Gwendoline nichts weiter passiert war und es ihr offensichtlich gut ging.
      „Ja, stimmt, Gwen und ich wurden angefahren.“, log Quinc nach kurzem Überlegen. Was sollte er auch sonst tun? Seinen kleinen Bruder informieren, wie ein Anthro-Reptil ihn ziemlich weit in Richtung Grube geschoben hatte, während ein Geisteskranker die Zeit angehalten und ihn in letzter Sekunde gerettet hatte, indem er ihm ein hübsches Schwert vor die Birne geschmissen hatte? So naiv war der 5.-Klässler schon lange nicht mehr, die kranke Wahrheit war selbst ihm einen Hauch zu idiotisch.
      „Cool…“ Alan lächelte mit einer kindlichen Unschuld, so wie jeder Junge, dessen Bruder so ein ‚Draufgänger’ war.
      „Gar nicht cool!“ Ann kam in ihrem pinken Nachthemd die Treppe hinauf, um sich zu ihren Geschwistern zu gesellen. Sie stellte sich neben ihren jüngeren Bruder und sah ihn mit strengem Blick an. Am liebsten hätte sie ihn wohl am Ohr gezogen. „Cool wäre es, wenn du Link seine verdiente Ruhe lässt und wenigstens gleich ins Bett gehst, wenn du schon so spät heim kommst. Sei froh, dass Mom nicht da ist!“
      „Ich will aber nicht ins Bett!“
      Eiskalt ignorierte sie ihn und wandte sich ihrem anderen Mitsprößling zu. Ihre Miene sprang von finster auf hell um wie durch einen Lichtschalter. „Ist alles okay mit dir?“, fragte sie ihn, während Al nur weiter rief, wie sehr er diesen Marschbefehl ins Reich des Schlafes verneinte.
      Er nickte. „Klar, mir fehlt weiter nichts. Mach dir keine Sorgen, Ann.“
      „Okay. Sag Bescheid, wenn du was brauchst.“ Auf diese Worte hin wurde sie fast schon angesprungen und schrie vor Schreck auf. Alan wollte offenbar endlich ihre Aufmerksamkeit zurück, um effektiver zu rebellieren. Das erreichte er spätestens dadurch, ihren Arm mit beiden der seinen zu packen und wie in ein schmackhaftes Würstchen hinein zu beißen.
      „Ich will nicht ins Bett, du Tussi, du! Nur weil du so früh ins Bett gehst, muss ich das noch lange nicht!“
      Dieser Verteidigungsversuch in Form einer teilweise wahren Behauptung führte dazu, dass die Drohung in Annabelles Gesicht wahr wurde. Sie zog Alan am rechten Ohr und schleppte ihn mit geflüsterten Flüchen ins Bad. Selbst durch die Tür, die das Mädchen lautstark zugeschlagen hatte, konnte man den Streit der beiden Wort für Wort hören.
      Link war wie immer eher peinlich berührt darüber, wie sehr sich die Gene seines Vaters in ihnen austobten. „Bin ich froh, dass ich nach Mama komme…“, dachte er im Stillen, um dann seinen Weg die Treppe hinunter fortzuführen. Immerhin war sein Kopf nach dieser Konversation, die wieder nur einige neue Fragen hervorzauberte, nicht leichter geworden.

      Seine Eltern waren, wie er zuvor schon indirekt durch seine Schwester erfahren hatte, nicht zu Hause. Im Erdgeschoss war es stockfinster. Also schaltete er erst einmal die gesamte Beleuchtung ein. Nachdem er das Medizinschränkchen im unteren Gang nach Aspirin durchforstet hatte und letztendlich fündig geworden war, ging es über das Ess- und Wohnzimmer in die Küche. Er füllte ein Glas mit Leitungswasser und warf die Pille hinein, zugleich öffnete er den Kühlschrank. Während diese sich lautstark prickelnd im Wasser auflöste, wanderte der junge Mann zurück ins Wohnzimmer. Er nahm auf der Couch Platz, stellte die Medizin auf den Tisch und krallte sich die Fernbedienung. Wenn sein Kopf schon so brummte, sein Rücken schmerzte wie wenn man ihm eine Watsche auf einen Sonnenbrand gegeben hätte und sein Leben sich etliche neue Probleme eingefangen hatte wie ein Hund nervige Flöhe, musste er ausspannen. Er brauchte jetzt Erholung.
      „ Die gute alte Glotze wird mich hoffentlich jetzt nicht im Stich lassen…“
      Er wurde nicht enttäuscht. Ein spannender Actionfilm, den er vor ein paar Jahren im Kino gesehen hatte. Genau das richtige. Er trank das mittlerweile vollständig aufgelöste Aspirin mit einem Zug, unmittelbar darauf nahm er einen Schluck von der bereits geöffneten Limoflasche auf dem Tisch.
      Er saß einfach da und konzentrierte sich auf den Thriller, der den Namen „King of the Kill – Wege eines Mörders“ trug. Es entspannte ihn ungemein nach so viel Stress und Denkstoff. Sein gebratenes, fast verbranntes Gehirn war wie ins Gefrierfach gelegt. Der Regen, der gegen die Fenster prasselte trug seinen Teil zu der Gemütlichkeit bei. Es war einfach herrlich.

      Um halb 11 läutete es an der Tür. Link hätte beinahe einen Herzinfarkt von dem Glockenton bekommen, so vertieft war er doch eben noch in den Kampf zwischen der Kopfgeldjägerin und dem Agentenboss gewesen.
      „Hat Paps seine Haustürschlüssel verloren oder was?!“, dachte er, nachdem er den Schock verarbeitet hatte und sich doch sehr fragen musste, wer zur Hölle jetzt noch bei ihnen klingelte. Wenn es ein Klingelstreich wäre, wären seine Nerven so blank gelegen, dass er jedem Klassenkollegen, den er am Wochenende traf, zur Begrüßung eine fette Kopfnuss geben würde. Abgesehen von Mali und den anderen Mädchen, natürlich. Eher widerwillig stand er unter zwickenden Rückenschmerzen auf und watschelte leise fluchend zur Tür. Er hoffte, keine schwarze Echse auf zwei Beinen anzutreffen, die ihn töten will.
      Noch bevor er die teilweise durchsichtige Haustür aus weißgestrichenem Holz öffnen konnte, konnte er erkennen, wer da geklingelt hatte und dass seine Erwartungen zum Glück nicht erfüllt worden waren. Diejenige, die jetzt vor ihm mit einem rosa-weiß-gestreiftem Regenschirm in der Hand stand, war eine ziemlich ausgelaugt wirkende Gwendoline. Ihr bauchfreies, gelbes Top ließ deutlich erkennen, dass auch sie einen Verband trug, ihr Gesicht wurde anstatt von der üblichen Wärme nur von Missmut und offensichtlicher Überlastung geprägt. Abschürfungen an ihren Knien und ihrer Wange zeugten vom Angriff des Monsters am heutigen Nachmittag. Eindeutig zeichneten sich an ihnen dieselben Symptome ab, doch in ihrem Fall war es auf den ersten Blick zu erkennen. Überdeutlich sogar. Dieser Anblick, so froh er auch war, seine beste Freundin gesund und munter zu sehen, machte ihn irgendwie fertig. Die heutigen Ereignisse spiegelten sich in ihrem stillen, steifen Blickkontakt wider.
      „H-…Hey…“, war das einzige, was er ihr nach Sekunden des Überlegens, was jetzt passen könnte, zu sagen hatte.
      Ihre Reaktion darauf überraschte ihn noch mehr wie ihr Kommen: Die Goronin warf ihren Regenschirm geradezu auf den Boden und fiel ihm um den Hals. Der Schmerz, den sie ihm dabei zufügte, weil sie doch direkt auf seine verbundene Wunde am Rücken presste, interessierte ihn nicht.
      „Quinc! Es geht dir gut! Ich hatte solche Angst!“ Ihre verzweifelte Stimme war wie gebrandmarkt von einer Tatsache, die der 17Jährige noch nie erlebt hatte, nämlich dass seine taffe, hitzige Nachbarin weinte. „Ich hatte solche Angst…um dich!“, wiederholte sie kleinlaut.
      Vorsichtig legte er seine Arme auch um sie, bedacht darauf, ihr nicht weh zu tun, wo sie doch mehr abbekommen hatte als er.
      „Ich auch…“, flüsterte der junge Mann, mitgerissen von einer Flut an Gefühlen, die sich über ihn ergoss wie der Regen auf die Straße. „Ich hatte auch Angst um dich…“
      Er wollte die Umarmung lösen und ließ die Arme sinken, doch sie hielt ihn weiter fest, nachdem sie doch recht lange nur so dagestanden waren.
      „Was ist nur los? Was ist mit uns passiert?“, wollte sie, noch immer leicht schluchzend von ihrem Freund wissen. Jetzt löste auch sie sich von ihm und sah ihn wieder so leer an wie vorhin, nur dieses Mal mit winzigen Tränen in den Augen, die sie sich geschwind wegwischte.
      „Komm rein, Gwen…reden wir drinnen.“, schlug er vor.


      Ende Kapitel 7


      Ich weiß, ich wollte ja pausieren...aber ich schaffs nicht. Ich musste einfach schreiben. Ich mag dieses Kapitel...zwei meiner Lieblingsthemen der Story werden angedeutet. Ich hoffe, es gefällt.
    • Gott, herrlich. Eine gute Idee, die Kampfszene einfach mal auszulassen. Action gabs noch im Kapitel zuvor genug und der plötzliche Schnitt in die neue Szene tut richtig gut. Links Gefühle zu der Angelenheit werden richtig deutlich und auch Gwen ist, trotz Nervenzusammenbruch, immer noch in ihrem Element. Eine fulminante Mischung aus neuen Begebenheiten und den gegebenen Strukturen deiner Geschichte. Auch finde ich, dass du dich in deinem Schreibstil schon enorm verbessert hast. Wenn du am Anfang geile Sätze mit schrillen Adjektiven aneinander gereiht hast, kannst du jetzt geile Sätze mit schrillen Adjektiven so gut verknüpfen, dass sie flüssig und schlüssig rüber kommen. Es ist angenehm zu lesen - das mein ich damit ^^

      Vermutung zu den zwei angesprochenen Themen: Links "Spiegelbild" im Traum und... die Beziehung zwischen Gwen und Link???
      XD Wir werden sehen.
      Ich freu mich auf jeden Fall drauf.
      Gruß
      Nayleen

      [SIZE=6]
      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]
    • Dieses Kapitel ist ein fetter Brocken Improvisation gewesen. Ich habe LANGE über Plotdevices nachgedacht (daher die lange Wartezeit) und jetzt in letzter Minute doch noch etwas anderes aus diesen Plotdevices gemacht. Viel Spaß beim Lesen.


      Kapitel 8: Blindlings aus dem Alltag


      Link kam mit zwei Tassen Kaffee, der eine schwarz und der andere milchig braun, ins Wohnzimmer zurück, wo Gwendoline auf der Couch saß. Sie versuchte offenbar, aus dem alten Gruselfilm, der im Fernsehen lief, Unterhaltung zu filtern. Ihr Gesicht verriet ihm bereits von weitem, dass es nicht so recht gelang. Er stellte die Tassen auf den Tisch vor dem Sofa und setzte sich neben seine Freundin. In diesem Moment schaltete die Digitaluhr des Receivers auf 23:00 um.
      „Danke…“, meinte sie leise, ihren pechschwarzen Koffeindrink sogleich in beide Hände nehmend, um davon zu nippen.
      „Soll ich die Glotze ausmachen?“, fragte der junge Mann, dem diese tanzenden Skelette auf der Matschscheibe, die plötzlich den Thriller ersetzt hatten, ebenso wenig zusagten.
      „Ja, um die Uhrzeit läuft eh nie was am Freitag. Und ich will eh…mit dir reden, wie gesagt.“, antwortete sie stockend und eher unsicher, die bereits halbwegs geleerte Tasse absetzend. Ihre Hand zitterte nicht unauffällig, genau wie der Rest ihres Körpers „Es ist…so viel passiert. So viel, das ich nicht verstehe…das mir…“
      „…das dir Angst macht? Mir geht es genau so.“ Quinc war klar gewesen, worauf sie hinaus wollte. Er wurde mit diesem Stand der Dinge genauso wenig fertig, und so war es offensichtlich, dass sie ihre Gedanken in dieser Hinsicht ausnahmsweise teilten.
      „Ja…ja, genau…“, bestätigte die Goronin, ihren Kopf senkend die Arme verschränkend.. „Es macht mich alles so fertig…ich versteh gar nichts mehr!“ Ihr stieg vor Verzweiflung der Zorn in die Stimme.
      Spätestens jetzt konnte er feststellen, dass es ihr noch mehr zu schaffen machte als ihm.
      Sie seufzte schwer, und er wusste bei Leibe nicht, was er sagen könnte oder sollte. Die tickende Wanduhr und der Regenschauer, der sich allmählich in ein donnerndes, grollendes Gewitter verwandelte, waren so ziemlich das einzige, was in dem Wohnzimmer noch zu hören war. Es war schrecklich unangenehm. Quinc fühlte sich wieder so mies wie in dem Moment, als er vor einer guten Stunde realisieren musste, dass sein Leben sich um 90 Grad gedreht hatte, in eine Richtung, die er lieber nicht eingeschlagen hätte. Ratlosigkeit, Verzweiflung und Furcht waren in einen Mixer geworfen und dieser zermürbende Brei in eine Schüssel gefüllt wordem, die leider sein Kopf war. Und bei seiner Freundin war die Schüssel wohl schon längst übergegangen.
      „Ich genauso wenig…“, fing er leise an. „Ich versteh auch nichts.“
      Ein Blitz durchzuckte in diesem Moment den Himmel und der Donner folgte ihm wie in gewohnter Manier.

      „Ihr versteht’s also nicht?“, hinterfragte eine Stimme. Sowohl Link als auch Gwen zuckten zusammen. Es war ganz offensichtlich aus der Küche gekommen, das Klimpern von Geschirr hallte bis zu ihnen und übertönte den Sturm und den wandernden Sekundenzeiger. Schritte waren zu hören, und die Vermutung des jungen Quincers, wer hier Hausfriedensbruch begangen haben könnte, wurden bestätigt, als Blind ins Wohnzimmer schritt. Die zwei Jugendlichen zogen undefinierbare Grimassen der Fassungslosigkeit bei seinem Anblick.
      Er hielt ein Teller, auf dem ein mit Käse und Salat belegtes Brötchen thronte, und über seinem schelmischem Lächeln und dem auffälligen Riechorgan saß eine spiegelnde Pornobrille mit roten Bügeln. Sein Outfit war exotischer als das, mit dem Quinc ihn heute und gestern angetroffen hatte: Ein weißes offenes Jackett, darunter ein rosa Hemd, schicklich in die graue Hose gestopft. Der Gürtel und die dünne Krawatte waren beide weiß, ersterer hatte dazu noch rosa Punkte. Stiefel und Handschuhe waren unverändert schwarz und aus Leder. Eine groteske Kombination.
      „Wenn ihr so ratlos seit…“ Er legte den Kopf schief und hob seine Flammen von Augenbrauen. „…darf ich euch doch bestimmt aufklären, oder?“
      „M-moment Mal!“ Quinc sprang auf und zeigte mit erhobenem Zeigefinger auf ihn, während Gwen nur unglaublich perplex in die Richtung des Karottenschopfes starrte. „Was soll denn das jetzt wieder?!“, brüllte er.
      „Was soll was…?“ Blind blickte den Burschen einige Sekunden an. Seinem Gesichtsausdruck konnte dieser entnehmen, dass er nicht so recht begriff, warum er von ihm so angebrüllt wurde. Dann sah er nach unten auf den Teller in seiner Hand und lächelte, als wäre ihm das Licht aufgegangen. „Ach so! Das Sandwich! Ich dachte, wenn ich schon hier bin, nehm’ ich mir was, hatte heute noch nicht viel Gelegenheit zum Futtern. Sorry, dass ich nicht gefragt habe. Aber sei beruhigt, ich hab gesehen, dass der Ziegenkäse noch zu war, ich hab ihn nicht aufgemacht, sondern stattdessen den Hochland. So was wird ja immerhin schnell schlecht…“
      Diese Ansprache über Käse hatte Links Gedankengänge endgültig blockiert. Dieser Mann hatte ganz offensichtlich ein Problem. Ein Problem von solchem Maß, dass es ihm für mehrere Augenblicke komplett die Sprache verschlug.
      „E-es geht nicht um das Gottverdammte Sandwich!“, kam schließlich zeitgleich aus seinem und Gwendolines Mündern, begleitet von Spucke im Falle der jungen Frau.
      „Ganz ruhig!“, forderte Blind unbekümmert und biss von seinem Brötchen ab. „Ich wollte nur höflich sein…“
      „Höflich?!“, entfuhr es der Goronin, die mittlerweile auch aufgestanden war. „Nennen Sie das höflich, in die Häuser anderer Menschen einzubrechen?!“
      „Och, sei doch nicht so, Gwendoline! Zudem ist es euch doch sicher ganz recht, wenn ich hier bin…“, argumentierte der Sonnenbrillenträger, seine Stimme wurde ernster. „…immerhin versteht ihr doch nicht, was passiert ist. So redet ihr zumindest. Ich bin nicht hier, um Brötchen zu essen…ich bin hier, weil ich euch Antworten schuldig bin. Und weil wir heute Nachmittag unterbrochen wurden. Euer Leben hat sich verändert in den letzten 24 Stunden, und ich bin hier, um euch aufzuklären, was sich verändert hat. Mir ist bewusst, dass ich euch einiges zugemutet habe, aber ich bitte euch, mir Gehör zu schenken. Wie gesagt, es geht mir darum, Antworten auf die euch so quälenden Fragen zu liefern.“
      „Antworten?“ Quinc sah den Mann neugierig aber auch skeptisch in die Pornobrillengläser. „Das hätten wir jetzt in der Tat recht gerne…“
      Gwen nickte, mit einer Mine, die der ihres Klassenkollegen nicht unähnlich war. „Ja, ich hätte verdammt gerne gewusst, was hier vorgeht…legen Sie los.“

      Blind wanderte den Rest des Wohnzimmers zu ihnen ab, um sich den zwei nicht wenig verwirrten Teenagern, die jetzt auf Erlösung von ihren Fragen hofften, gegenüber auf den Sessel, auf dem für gewöhnlich Adrians Stammplatz war, zu setzen. Er stellte den Teller auf den Tisch und warf das linke Bein über das rechte.
      „Nehmt lieber Platz…das wird eine lange Geschichte.“, schlug er vor, mit einem Kopfnicken auf das Sofa verweisend.
      Wie aufs Wort nahm Link Platz. In seinem Drang, endlich wissen zu wollen, was Sache war, sparte er sich Zweifel und Fragen. Zögernd tat seine Nachbarin es ihm gleich. Sie musste sich ganz offensichtlich dazu zwingen, jetzt still zu sein und diesem Mann, der ihnen Probleme über Probleme bereitet hatte, zu lauschen. Doch ihr war es genau wie ihm bewusst: Wenn jemand den Knoten, der ihre Gemüter würgte, lösen könnte, war es derjenige, der ihn wohl noch selbst, zumindest teilweise, gebunden hatte.
      „Also, wo fang ich an…“ Blind legte die schwarz bekleidete Hand ans Kinn. „Erst habe ich eine Frage…ich gehe davon aus, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst, was passiert ist, nachdem du mit dem Schwert auf den Raptofos, also das Monster losgegangen bist, oder?“
      Quinc war herzlich überrascht, dass die weiß-pinke Partykarotte das wusste, und fragte sich, woher. Doch anstatt nachzuharken nickte er und gab ein „Ja.“ Zur Antwort, sichtlich unterstrichen von Verwunderung.
      „Alles klar…wollte ich nur kurz wissen.“ Die Lederverhüllte Hand verschwand vom Kinn und wanderte Richtung Sandwich. „Ich denke, ich muss etwas…nein, nicht nur etwas, WEIT ausholen, um euch klarzumachen, um was es hier geht. Ihr seit nämlich in etwas geraten, das ernst ist. Todernst…“
      „Ich muss schon sagen…das klingt schon Mal vielversprechend…“, war der sarkastische Gedankengang des jungen Mannes, dem der Klang dieser Worte nicht gerade positiv ins Auge fiel. In was auch immer sie sich unwissentlich hineinmanövriert hatten, es war bestimmt etwas, das ihm nicht gefallen würde. Und wenn er sich das Mädchen neben sich so ansah, dachte sie wohl ähnlich über diese Aussage.

      „…aber dazu später. Zunächst ganz allgemein: Ihr seit euch sicher nicht bewusst, wie komplex der Aufbau eurer Körper ist, wie detailliert und voll geplant euer Leben in ihm vorliegt, bevor es überhaupt wirklich beginnt. Aber ich rede jetzt nicht nur von Desoxyribonukleinsäure, Genen, und all dieses in unserem seltsamen Falle hintergründige Zeug. Tatsache ist, dass in allen Lebewesen, in Hylianern, Goronen, Zoras und so weiter, mehr steckt. Etwas, was man nicht in Biologie kennenlernt oder das Hinz und Kunz beim Namen nennen könnten. Schlicht und einfach, weil die Regierung intelligent genug ist, jegliche Informationen über dieses Thema zurückzuhalten. Es ist so etwas wie verbotenes Wissen, wenn ihr wollt.“
      „Verbotenes Wissen…?“, wiederholte Gwendoline ungläubig. Doch bevor sie weitersprechen konnte, warf Link ihr einen bestimmenden Blick zu, der sie dazu brachte, den Mann jetzt nicht zu unterbrechen.
      „Ja, in der Tat.“, bestätigte Blind dennoch erneut. „Tatsache ist ja, dass es zu recht vor der Öffentlichkeit gehütet wird. Denn dieses Wissen würde nur das Feuer schüren, das Konflikt bedeutet…und letzten Endes Krieg. So etwas ist unter allen Umständen zurück zu halten, wenn es schon möglich ist.
      Es geht um ein Phänomen, das als Lemniscateria bezeichnet wird…“

      Blinds Gesichtsausdruck war beim Nennen dieses neuen Themas wie zugefroren. Als hätte man den Kerl mitsamt seiner Sonnenbrille in eine Gefriertruhe gesteckt und Emo-Musik eingeschaltet, die er dann hören musste. Ebenso kalt wie er so dreinblickte fuhr es Quinc den Rücken hinunter. Lemniscateria. Dieses Wort war, trotz seiner Komplexität etwas, das sich sofort in sein Gehirn einbrannte. Er wusste nicht wieso, doch irgendetwas sagte ihm, dass er beim Klang jener Vokabel, die er doch noch nie zuvor gehört hatte, nicht umsonst eine Gänsehaut bekam. Auch die junge Dame neben ihm schien jetzt ihre abweisende Haltung verloren zu haben, zu sehr war sie offenbar damit beschäftigt, über das Wort nachzudenken, während sie angespannt darauf warteten, dass sie Details erfuhren.

      „Lemniscateria ist ein Bestandteil der Gene, wenn man so will. Jedoch ist es enorm schwer nachzuweisen. So schwer, dass die Wissenschaft über Jahrzehnte nicht dahinter gekommen ist, dass es existiert. Vor gut 40 Jahren fand man eher zufällig erste Hinweise auf etwas, das in Genen etwas vorkommt, das Licht vollkommen absorbiert, von Ultraviolett bis Infrarot. Aber die wissenschaftlichen Details spar ich mir, das wäre bestimmt zu viel des Guten…“
      Er machte eine Pause, um den letzten Bissen Brötchen hastig hinunterzuschlucken.
      „Jedenfalls ist Lemniscateria verantwortlich dafür, dass der menschliche oder jeder animalische Körper zu bestimmten Fertigkeiten fähig ist, die auf biologischer Basis unerklärlich sind. Wenn wir von Magie, Psychokinese, Telekinese oder sonst irgendeinem ‚mystischem’ Vorgehen sprechen, das unbelegbar erscheint, führt die Erklärung auf eben diese Bestandteile der Gene zurück.“
      Quinc sah Gwen mit stutziger Mine an, was sie erwiderte. Dieser Mann quatschte Wirrwarr daher, dass ihm der Schädel wieder brummte. Anstatt aufgeklärt zu werden wurde er mit neuen Rätseln beballert. Ganz nebenbei war dieses Gerede an sich schon schwere Kost, auch ohne diese Behandlung von Übernatürlichem, die immer mehr durchklang.
      „Aber versteht mich nicht falsch…“, meinte Blind, ganz offensichtlich die Blicke der Jugendlichen bemerkt habend. „Magie ist Schwachsinn erster Güte. Es war nur ein Beispiel. Immerhin führt das Hirngespinst, dass ihr…“
      Für einen Bruchteil einer Sekunde verzog er das Gesicht, als ob er einen Fehler in seinem Satz bemerkt hätte. Es wirkte auf Link, als wäre dem Mann ein peinlicher Fehler unterlaufen.
      „…ich meine natürlich, dass das Hirngespinst, dass wir Menschen uns als sogenannte ‚Magie’ zusammengereimt haben, schlicht und einfach darauf basiert, dass Lemniscateria keiner Menschenseele bekannt war. Denn seit jeher verleit es vielen Lebewesen Fähigkeiten, die manchmal auffällig oder unauffällig sind. Habt ihr euch nie gefragt, warum ein Schüler fließend andere Sprachen spricht, ohne viel zu lernen, oder seine Freundin hingegen Kunstwerke malen kann, die er nicht einmal im Traum nachahmen könnte? Talente werden von Lemniscateria bestimmt.
      Doch auch wenn in jedem von uns Lemniscateria steckt, hat jeder von uns eine eigene ‚Prägung’ von diesem Stoff. Er macht uns zu Unikaten, schenkt uns Einzigartigkeit und Talente. Er ist die Grundlage dafür, dass unsere Wesen sich voneinander unterscheiden. Man könnte es als Quelle des Daseins bezeichnen. Es ist der große, unerklärbare, aber existente Mythos, der all diese Übernatürlichkeit gebar.“

      „Wieso glaub ich das nicht…?“, fragte Gwendoline, die ganz klar einen Plan hatte, ob der Kerl vor ihr aus dem Hospital für Debilität entkommen war oder ihnen etwas offenlegte, dass die Weltordnung umwarf wie ein Schulraudi den Klassenstreber. Nicht anders ging es ihrem Klassenkollegen. Doch wenn er das Gesicht des Mannes musterte und dabei an das dachte, was er gestern gesehen und gehört hatte, musste er es fast glauben. Es konnte keine Lüge oder eine kranke Spinnerei sein. Es passte zu gut in das Weltbild, das sich seit 24 Stunden in seinem Kopf entwickelt hatte. Also blieb er still.
      „…ich verstehe es gut, dass du es nicht glauben kannst, junge Dame.“ Blind setzte ein fast schon furchteinflößendes Grinsen auf. Dieses Lächeln kannte Quinc bereits. Heute Nachmittag hatte er es schon gesehen, als er das Schwert an sich genommen hatte, um das gewaltige Ungetüm zu bekämpfen.
      „Aber, meine liebe Gwendoline,…was glaubst du, was Zelda Eighter gestern in der Sportstunde angefallen hat?“
      Die Oberschüler zuckten zusammen. Wusste Blind jetzt auch noch darüber Bescheid?
      „Ich denke, euch dürfte es jetzt wie Schuppen von den Augen fallen…hab ich nicht recht? Die Kreatur, die euch heute attackiert hat, war von derselben Art wie die, die Zelda konfrontiert und verletzt hat. Soll ich euch sagen, warum diese Monster euch angegriffen haben? Weil ihr alle drei Lemniscateria mit schier unglaublichem Potenzial besitzt. Ihr seit Futter für diese Wesen.“
      „F-Futter?!“, entfuhr es Link, der mittlerweile glaubte, schlecht hören zu müssen.
      „Diese Teile sind hinter Quinc, Zelly und mir her, um uns zu fressen?!“
      „In der Tat. Diese Unwesen, die man Raptofos nennt, sind in der Lage, Lemniscateria aufzuspüren. Sie ernähren sich davon. Sie jagen in diesem Moment nach euch. Ihr schwebt seit drei Tagen in Lebensgefahr, ohne dass ihr es bemerkt habt. Und das ist der Grund, weshalb ich hier bin. Ich will gewährleisten, dass ihr euch wehren könnt. Mit diesen Kräften, die in euch wohnen und euch zu attraktiv für die Raptofos machen.
      Ich...“
      Langsam führte er beide Hände an die Bügel seiner Pornobrille, um sie wie in Zeitlupe hinter den Ohren anzuheben. Er hielt die Augen geschlossen und den Kopf leicht gesenkt, während er den Augenschutz auf den Tisch niederlegte.
      Als er sein Haupt hob blickten die Jugendlichen in zwei sympathisch glänzende Augen, deren Puppillen jedoch eine groteske weiße Färbung aufwiesen. Die gesamte Mimik des grinsenden, aber wie einem Horrorfilm über Dämonen und plötzlich viel jünger wirkenden Mannes jagte Link Gänsehaut über den Rücken.
      „…bin hier, weil ihr meine Hilfe braucht. Und ich die eure."


      Ende Kapitel 8

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    • Original von Aliena
      Warum muss ich gerade an Medichlorianer denken. ;)

      Ersteinmal hallo, und danke, dass konstruktive Kritik in diesem Satz zu finden ist. Aber diesen Vorwurf will ich entkräften.
      Ich bin kein Fan von Star Wars, und ich gehe ganz sicher nicht nach einem solchen Prinzip vor wie bei der Macht. Ich habe mich bemüht, wissenschaftliche Begründungen zu finden, und die hab ich gefunden, nur wollte ich nicht noch ne Tonne Informationen auf den Leser ballern, daher die vage Beschreibung. Ich bin mir bewusst, dass da der Verdacht aufgekommen sein kann, ich hätte Mr. Lucas kopiert.
      Es ist nicht so, dass mir das nicht selbst eingefallen sein kann. Dieses Lemniscateria beruht auf der Idee von Dunkelmatiere und der Tatsache, dass ich in Biologie beim Thema Genetik Interesse gezeigt habe, wenn du die echte Quelle für Lemniscatetia wissen willst. Ich ziehe es vor, dass dieser Vergleich mit den Medichlorianern vom Tisch ist, denn ich sehe es ungern, dass meine eigene Idee aufgrund der im Detail extrem geringen Ähnlichkeit mit Lucas' Idee als gestohlene "Ware" angesehen wird. Denn es ist nicht der Fall.
      Dennoch danke, ich werde versuchen klarer zu machen, dass dieser mein fiktiver Körperstoff nichts mit der Macht und Blitzen aus der Hand zu tun hat.