Frosti der Schneemann

    • Frosti der Schneemann

      Hi, das hier ist meine neue Geschichte über einen etwas gewalttätigen Schneemann, die man nicht allzu ernst nehmen sollte

      Titellied:

      Es ist Frosti der Schneemann,
      er hasst alle Leute.
      Er will so sein wie wir,
      drum tötet er für Organe und Häute

      Sieht er dich mit seinem
      schwarzen Kohlenauge an,
      sag ich dir, Kamerad:
      Du bist als nächster dran


      Kapitel 1

      20. März 16:44 Uhr -3° C

      Er schaute die Familie an. Er wusste nicht, dass es eine Familie war. Er wusste überhaupt nichts. Er dachte nicht. Überhaupt nichts. In seinem kalten Inneren gab es keine Gedanken, nur Willenskraft. Der Wille, etwas zu tun, zu sein. Dieser Wille verband sich mit den unzähligen Wahrnehmungen aus der Umwelt, die er nicht verstand. „Ist es nicht grausam, dass wir ihn jetzt bauen, wenn er dann bald wieder sterben muss?“ Er hörte den Satz, doch verstand er kein einziges Wort. Andere Geräusche kamen von einer größeren Gestalt, die unter anderem einen rot-weiß gestreiften Pullover und eine Baskenmütze trug: „Ach meine Kleine, dieser Karikatur des typischen Kapitalisten fehlt doch alles, was man zum Leben braucht. Nur erstarrtes H2O mit einem Zylinder, einer Karotte und etwas Kohlenstoff. Kein Gehirn, keine Leber, kein Herz.“ Als der Mann das letzte Wort sprach, deutete er auf seinen eigenen Brustkorb. Der Schneemann wollte, was darin war. Warum wusste er nicht. Er wusste schließlich überhaupt nichts. Er wollte nur. Er wollte das, worauf der Mann zeigte und was sich darin befand. „Siehst du, nur ein Gebilde, welches höchstens in den Köpfen von religiösen Spinnern und Mystikern lebendig wird“, lachte der Mann, als er einen der Arme des Schneemanns tätschelte. Als er sich lächelnd abwandte, packte ihn der Schneemann von hinten und zerriss ihm mit seinen übermenschlichen Kräften seinen Pullover sowie die Haut über seinem Brustkorb. Die Frau und das Kind liefen schreiend davon, doch er beachtete die beiden nicht. Er stieß den Mann zu Boden, der, sich leicht windend, auf dem Rücken liegen blieb. Als der Schneemann sich über ihn beugte, würde er enttäuscht gewesen sein, wenn es ihm vergönnt gewesen wäre, Emotionen zu empfinden. Lediglich das Brustbein und die Rippenbögen, weiß und mit rotem Blut befleckt, offenbarten sich ihm. Auch wenn er von Anatomie, genauso wie von allen anderen Sachen, nichts verstand, wollte er sich nicht mit diesen Knochen zufrieden geben. Vom Wimmern des Mannes begleitet, entfernte er paarweise die Rippen und brach schließlich das Brustbein heraus. Der neue Anblick verwirrte ihn nur noch mehr. Die Fülle an Sachen, die hierbei ans Tageslicht kamen, hätte den Schneemann erstaunt, wäre er in der Lage gewesen, etwas derartiges zu empfinden. Schließlich entschied er sich für ein rotes, zuckendes Objekt, das er dem Mann herausriss und sich selbst in den eisigen Leib seiner mittleren Schneekugel stopfte. Nachdem er seine blutige Tat beendet hatte, schubberte der Schneemann in das nah gelegene Waldstück. Er wollte noch mehr. Anderes. Von anderen Menschen.

      So Kinder, hat euch diese Folge gefallen? Dann freut euch schon auf das zweite Kapitel, in dem unser Freund ein richtiges Bewusstsein erlangt. Natürlich durch einen Mord
    • Ohne das Bisschen gelesen zu haben, rein wertend aufgrund deines Einleitungssatzes: Hast du etwa "Jack Frost, der eiskalte Killer" geguckt? ^^
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Gutgut, ich hab es also jetzt mal gelesen.

      Die Thematik als solche ist nicht schlecht, ich glaube aber, dass du dich daran verschlucken wirst -- falls du es nicht schon getan hast.
      Ich werde nicht auf alles eingehen, nur ein paar elementelle Sachen:
      Du schreibst aus der Sicht des Schneemanns, so sollte es auch bleiben. Da der Schneemann, wie du eingehend (und oft überflüssigerweise!) erwähnst, keine Empfindungen und kein Bewusstsein hat, kannst du auf Beschreibungen gut verzichten (der Vater zB, der eine Mütze aufhat, deren Farbe du schilderst -- der Schneemann wird wohl kaum mit dem Begriff "rot" oder auch nur "Farbe" was anfangen können, du weißt ja selbst die ganze Zeit darauf hin).

      Die Golemidee ist ja nichts neues und finde ich prinzipiell auch interessant, philosophische ANsätze konnte ich noch nicht viele erkennen.

      Ich würde sagen, noch ein paar Mal überarbeiten. Dann lese ich allerdings auch gern den nächsten Teil.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Also erst mal danke für die Kritik. Hier kommt jetzt erst mal das zweite Kapitel. Da ich den guten Schneemann schon von Anfang an nur zu Beginn der Geschichte emotionslos und ohne Bewusstsein darstellen wollte, und ich wusste, dass das wirklich furchtbar schwierig werden würde, folgt jetzt der Prozess der Vermenschlichung. Da ich den guten Frosti jetzt wie einen "normalen" Menschen behandeln kann, werden die nächsten Kapitel vielleicht besser. Die ersten beiden werd ich wahrscheinlich noch irgendwie überarbeiten. Ich bin selber noch nicht zufrieden.

      So, Kapitel 2(mit weniger Sinneseindrücken, weil sich viel im Inneren des Schneemanns abspielt)

      Kapitel 2: Die Frucht der Erkenntnis

      01. April 8.15 Uhr 5°C

      Der Schneemann schubberte durch den Stadtpark. Sämtliche Gewächse, die wieder austrieben, verwelkten von einem Augenblick auf den anderen, als die untere Schneekugel sie berührte. Da er immer noch nichts wusste, wusste er natürlich auch nicht warum, aber das nächste, was er von einem Menschen wollte, musste aus dem Kopf sein. Er wollte es eben. Der Park war wie ausgestorben, was zum einen daran lag, dass früh am Morgen bei solchen Temperaturen wenige Leute ihre Freizeit im Freien verbrachten, und zum anderen daran, dass ein schubbernder Schneemann auf viele Personen furchteinflößend wirkt. „Das ist doch wohl ein dämlicher Aprilscherz!“ Der Schneemann drehte sich um und sah den Menschen, der wohl für den Ausruf von vorhin verantwortlich war. „Mich zu narren ist vergebens. Das Kostüm ist nicht schlecht, aber ich denke, da steckt ein mir wohlbekannter Chirurg drin.“ Natürlich war es neu für den Schneemann, dass die Person nicht versuchte wegzulaufen. Selbstverständlich kam das dem Schneemann nur zugute, und er stürzte sich auf den Menschen. Der Mann brach zusammen, als der eisige Gigant mit den Fingern seiner Pranken die Schädeldecke an der Stirn zerbrach. Er zerbrach dann vorsichtig den Rest des oberen Schädels, sodass er nach dem Zertrennen von Haut und Blutgefäßen lediglich die Splitter entfernen und sich den weichen Klumpen, der darunter verborgen war, unter den Zylinder schieben musste. Gleich darauf verspürte der Schneemann sein erstes richtiges Gefühl. Es kribbelte. Dann überkam es ihn wie ein Stromschlag. Genau, es war wie damals, als er im Alter von zwölf Jahren den Draht in die Steckdose steckte. Aber es gab ihn doch noch gar nicht so lange. Und warum wusste er über Zeit bescheid? Warum dachte er, dass er bereits 52 wäre, obwohl er doch ganz genau wusste, wie es sich wirklich verhielt. Wissen! Das war es! Er wusste alles, was dieser Mensch in seinem Leben je in seinem Gehirn gespeichert hatte. Für ein Wesen, das außer einigen Sinneswahrnehmungen über keinerlei kognitive Fähigkeiten verfügte und sich nicht einmal seiner Existenz richtig bewusst war, war der Schock natürlich enorm. Das hatte natürlich auch negative Konsequenzen. Er erkannte, dass er ein Schneemann war. Das war der Grund, warum die Leute vor ihm wegliefen. Weil er anders war, weil sie ihn verachteten. Das machte ihn zuerst wütend und ließ Rachegelüste in ihm aufkeimen. Dann blickte er auf die Leiche des Menschen, dessen Gehirn er vor ein paar Minuten raubte. Er trug einen weißen Kittel und weiße Hosen. Der Schneemann wusste mittlerweile natürlich, dass er Dr. Friedrich Eisenbart hieß. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, zwischen der Identität des Arztes und der eigenen zu unterscheiden. Doch an ihm war etwas anders gewesen. „… ein mir wohlbekannter Chirurg …“ Das hatte er gesagt. Er dachte, es wäre ein Kostüm und ein Freund von ihm würde sich darin befinden. Wenn er also etwas menschlicher werden würde, müssten ihm die Menschen doch etwas Akzeptanz entgegenbringen. Da er ja Arzt war, wusste er, was ein Mensch brauchte, und er würde es sich besorgen. Er hatte ja schon ein Herz und ein Gehirn und den Rest könnten ihm andere Leute geben. Eine Leber, Lungen, Magen, Därme, doch keine Bauchspeicheldrüse, die verursachte meistens nur Ärger. Auch die seltsamen Organe, die Männer und Frauen unterschieden, brauchte er nicht, er wusste ja nicht genau, was er eigentlich war, auch wenn man ihn als SchneeMANN bezeichnete. Seine Gedanken wurden von zwei Menschen unterbrochen. Er versteckte sich hinter einem Baum, schließlich war er noch nicht menschlich genug, um mit anderen in Kontakt zu treten. „Ach Edward Gabbiani, mir gefällt doch der Unsinn, den du immer erzählst, viel besser als dein überaus hübsches Gesicht.“ – „Aber welcher Teil gefällt dir am besten?“ – „Deine Augen – und der Rest!“ So ging es weiter, aber der Schneemann beachtete sie gar nicht mehr. Seit er einen Blick auf das Mädchen erhaschen konnte, wollte er es unbedingt zu seiner Frau machen, und er würde es schaffen, wenn er erst nur menschlicher wäre. Dieser Gabbiani würde vielleicht ein Problem darstellen, aber nicht so kompliziert, als dass man es nicht beseitigen könnte. Aber wie sollte er sich vorstellen? Er forschte in Doktor Eisenbarts Erinnerungen und stieß schließlich auf ein Kinderbuch, das ebenfalls einen sprechenden Schneemann enthielt. Und so würde er von nun an auch heißen: Frosti der Schneemann.

      Wer dezente Insider findet darf sie behalten.