Ein schon älteres Projekt von mir, das ich eigentlich für ganz vielversprechend halte. Ich verspreche nicht, dass es weitergeht, aber mich würde mal interessieren, was ihr von diesem bescheidenen Anfang haltet.
Anm. d. Autors: Dass mein Hauptcharakter außgerechet Matthias heißt, hat wirklich keine Bedeutung. :P
Aktkünstler
Das Bild der Schüler war von nackten Armen und Beinen beherrscht. Es war August, die Luft stand still und schwül, und niemand hatte Lust auf das neue Schuljahr, auch wenn jeder froh war, die Sommerferien überstanden zu haben und die Freunde, die über die sechs Wochen in Vergessenheit geraten waren, wiederzusehen. Es gab neue Fächer und neue Lehrer, und so lange hatte die Schule noch nicht wieder angefangen, dass man sich schon wieder Ferien wünschte.
Matthias war nicht besonders gut in der Schule. Er fiel nicht negativ auf, redete aber auch nicht, sodass er meistens unterging und schlechtere Noten bekam als ihm zustanden. Da er sich auch nicht dagegen wehrte, nahmen die Lehrer an, sie seien berechtigt.
Er war groß und dünn, zu dünn vielleicht, blickte immer abwesend und ein wenig verunsichert, und Freunde hatte er anscheinend auch keine. Er verbrachte seine Pausen bei seinen Mitschülern, aber schien, wenn er krank war, niemandem zu fehlen. Sein Lieblingsfach, und das einzige, in dem er hervorstach, war Kunst. Er war ein Genie mit Zeichenstiften, Acryl und Modelliermasse. Wenn seine Mitschüler eine Din-A-4-Seite bemalten, bemalte er Din-A-2. Wenn seine Schüler 100g Ton verbrauchten, benötigte er 500. Da er über die Ferien nicht in Urlaub gefahren war, hatte er einige der kalten Schulflure mit Pinsel und Farbe in kleine Kunstwerke verwandelt.
Auffällig war, dass er sich weigerte, seinen Menschen Gesichter zu malen. So realistisch und detailgetreu seine Zeichnungen waren, der Kopf war nie mehr als eine blanke, mit einem Gesichtskreuz durchzogene Fläche ohne Ausdruck und Persönlichkeit, nur eine weiße Schaufensterpuppe unter bunten, schönen Kleidern.
„Ich möchte sie nicht bloßstellen“, sagte er einmal leise, als er nach einem Grund dafür gefragt wurde. Mehr wollte er dazu nicht sagen.
Als er in die dreizehnte Klasse kam, stand ihm ein Lehrerwechsel bevor. Seine ehemalige Kunstlehrerin war verstorben; das Herz hatte ihr versagt. Matthias litt unter dem Verlust und mochte seinen Leistungskurs nicht so recht betreten, als er mit seiner Tasche durch den Flur schlenderte und tausend Dinge an seinen Bildern an den Wänden auszusetzen fand.
Seine Lehrerin hatte ihn geschätzt und gefördert, und er hatte sich gerade erst an sie gewöhnt, aber jetzt kam irgendjemand neues, der ihn nicht kannte, den er nicht kannte – das konnte nur schief gehen. Er vertraute nicht schnell.
Er betrat den Kurs, grüßte seine Mitschüler gewohnt leise und setzte sich auf einen Einzelplatz. Er ließ seinen Mitschülern die Wahl, ob sie sich zu ihm setzen wollten oder nicht.
Wie zu erwarten gewesen war, blieb er allein.
Dass der Lehrer noch nicht da war, aber ihr Kunstraum schon aufgeschlossen war, wunderte ihn, aber er dachte nicht weiter darüber nach. Er öffnete das kleine Skizzenbuch, dass er immer bei sich trug und das mehr eine Kladde mit losen Blättern war als ein wirklich gebundenes Buch, zückte seinen Bleistift und fing an zu zeichnen, irgendwas. Erst einen Arm, die Schulter, den Leib, bis er einen Körper vor sich hatte, schattiert, anatomisch korrekt, eine seiner typischen Krickeleien eben. Er würde es nicht zugeben, aber sein Talent machte ihn stolz und gab ihm einen Halt in seinem sonst wenig positiven Schulalltag.
Verträumt malte er vor sich hin, dabei in seinem Kopf dem Ohrwurm von Beethovens „Ode an die Freude“ lauschend, den er seit ein paar Tagen nicht loswurde. Er war versunken, und schreckte erst auf, als ihm ein unbekannter Geruch in die Nase stieg. Zwischen den holzigen, etwas staubigen Geruch der Kunsträume mischte sich der herbe Geruch eines teuren Parfums, exotisch genug, um ihm vollkommen fremd zu sein.
„Malen Sie da etwa in meinem Unterricht?“, fragte der Mann, der hinter ihm stand, und Matthias schloss mit einer heftigen, zu Tode erschrockenen Handbewegung seine Kladde, knickte dabei ein gutes Dutzend seiner besten Zeichnungen um und fiel panisch zurück. Normalerweise hätte die Rückenlehne seines Stuhls ihn aufgefangen, aber es war Gang und Gebe geworden, den Kunsträumen nur die Drehschemel zu überlassen, sodass Matthias das Gleichgewicht verlor und unbeholfen rücklings zu Boden fiel, Skizzenbuch und Schultasche in einem letzten Rettungsversuch mit sich ziehend.
Vom Boden auf sah er in das lachende Gesicht des Mannes, der sich dann zu ihm kniete und ihm mit einem kräftigen Griff wieder auf die Beine half.
Das war seine erste Begegnung mit seinem Kunstlehrer Stefan Dzierwa.
Sie waren nur acht Mann im Kurs; fünf Mädchen und drei Jungen. Neben Matthias waren da noch Kathi und Angelina. Kathi wollte Design studieren, zeichnete eifrig und gut und kritisch, arbeitete viel für das, was sie erreichen wollte. Angelina war nur im Kurs, weil Kathi ihre beste Freundin war und Freundinnen nun mal zusammen hielten. Dann war da Michaela, die Kunstgeschichte studieren wollte und daher nicht drum herum kam, ab und zu auch praktisch zu arbeiten. Sie war nicht besonders begabt, gab sich aber Mühe. Christina und Yonca hatten einfach gewählt, was sie bis dato am besten konnten.
Zu den Jungen zählten noch Tim, der Modedesign studieren wollte und sich deswegen ein wenig im Unterricht langweilte, aber der Meinung war, dass ein Kunst-LK gut auf den Bewerbungsmappen aussehen würde, und Christopher, der einfach Spaß am Fach hatte.
Die Stimmung im Kurs war also normalerweise wirklich gut. Dass ihre Lehrerin über die Ferien den Löffel abgegeben hatte, war für alle ein Schock gewesen, und jetzt sahen sie sich mit ihrem neuen Lehrer konfrontiert, der alles war, aber nicht ihre alte Lehrerin, eine kleine, freundliche, alte Dame, die Hundertwasser für den wahren Gott gehalten hatte und immer errötet war, wenn man über irgendetwas Sexuelles geredet hatte.
Stefan Dzierwa stellte seine schwarze Ledertasche auf das Pult und beäugte seinen Kurs mit einem Grinsen. Seine Schüler sahen skeptisch und ein wenig eingeschüchtert zurück. Das würde in der tat eine Umstellung werden: Stefan wirkte größer als er war, einfach, weil er eine Energie und einen Optimismus ausstrahlte, die nahezu alles im Umkreis von fünf Metern einfach niedermähten. Matthias schätzte ihn auf Mitte dreißig, allerhöchstens vierzig Jahre alt. Er hatte ein kleines Lachfältchen am rechten Mundwinkel, das, wie er feststellte, sich oft zeigte. Stefan stand aufrecht, mit hoch erhobenen Blick, ohne arrogant zu wirken, war gut gekleidet und humorvoll. Sein Kurs liebte ihn vom ersten Augenblick an. Er war alles, was Matthias nicht war.
Seine Eltern seien Polen, erklärte er, schrieb in ordentlichen Druckbuchstaben seinen Namen mit Kreide an die Tafel, erzählte, wie er es hasste, wenn man seinen Namen falsch schrieb, und dass die Schüler sich davor hüten sollten, das zu tun, sonst gäbe es sofort null Punkte auf dem Zeugnis. Der Kurs lachte, selbst Matthias lächelte scheu mit.
Als Stefan seine kreideweißen Hände an seiner schwarzen Hose abklopfte, hinterließ er weiße Flecken, fluchte, versuchte sie abzustauben. Er machte ein bisschen auf Clown, war ein wenig übertrieben und der Kurs sah ihm schmunzelnd und kopfschüttelnd zu, aber sie hatten ihn sofort ins Herz geschlossen.
Matthias hatte angefangen, seinen neuen Lehrer grob auf ein Stück Papier zu zeichnen, zögerte aber dann, als er eigentlich das Gesicht kommen müsste. Er malte nicht gern Gesichter, aber ohne es sah die bloße Kopfform und der Torso nicht genug nach seinem Lehrer aus. Matthias beobachtete ihn beim Reden, wie er seine Hände bewegte, das Heben und Senken seiner Augenbrauen und wie er vor der Tafel hin- und hermarschierte. Er war ein ausdrucksstarker Mensch und als ob Stefan erraten hätte, was Matthias dachte, wechselte er von jetzt auf gleich das Thema, erzählte, dass er vor seinem Kunststudium Theater gespielt habe, aber dass ihm der Job zu stressig gewesen sein und er deswegen gewechselt habe. Aber das ausdruckstarke Gehabe sei wohl hängen geblieben, fügte er hinzu, und grinste Matthias an.
Es waren die besten zwei Schulstunden seines Lebens, dachte er, als er nach Hause ging.
Dort angekommen holte ihn allerdings die Realität schnell wieder ein. Matthias hatte eine kleine Schwester, Sophie, die gerade in den Kindergarten ging. Sie war nicht geplant gewesen, aber wie das Leben so spielte, hatte Matthias’ Mutter irgendwann einfach doch noch das Töchterlein bekommen, das sie sich immer gewünscht hatte.
Matthias’ älterer Bruder Rüdiger hatte sein Abitur vor zwei Jahren gemacht, dann den Zivildienst und war jetzt im ersten Semester. Er war gerade im Umzug und die Kleine war halt die Kleine – klar, dass Matthias immer etwas außen vor blieb, auch wenn niemand das persönlich meinte.
Wird (vielleicht?) fortgesetzt
Noch ein paar Anmerkungen:
1) Ich hasse es, dass Boards keine Einschiebungen (wie in Büchern bei Absätzen halt) erlauben Dx
2) Sachen wie "Der Dritte Krieg" sind tatsächlich noch immer aktuell und NICHT vergessen!
3) Sofern meine Uni irgendwann noch mal die Vorlesung über nordische Mythologie hält, könnt ihr euch vielleicht auf ein Re-Write von "Das CHaos" freuen, in ganz neuem (oder seeehr altem, einige erinnern sich) Outfit.
Anm. d. Autors: Dass mein Hauptcharakter außgerechet Matthias heißt, hat wirklich keine Bedeutung. :P
Aktkünstler
Das Bild der Schüler war von nackten Armen und Beinen beherrscht. Es war August, die Luft stand still und schwül, und niemand hatte Lust auf das neue Schuljahr, auch wenn jeder froh war, die Sommerferien überstanden zu haben und die Freunde, die über die sechs Wochen in Vergessenheit geraten waren, wiederzusehen. Es gab neue Fächer und neue Lehrer, und so lange hatte die Schule noch nicht wieder angefangen, dass man sich schon wieder Ferien wünschte.
Matthias war nicht besonders gut in der Schule. Er fiel nicht negativ auf, redete aber auch nicht, sodass er meistens unterging und schlechtere Noten bekam als ihm zustanden. Da er sich auch nicht dagegen wehrte, nahmen die Lehrer an, sie seien berechtigt.
Er war groß und dünn, zu dünn vielleicht, blickte immer abwesend und ein wenig verunsichert, und Freunde hatte er anscheinend auch keine. Er verbrachte seine Pausen bei seinen Mitschülern, aber schien, wenn er krank war, niemandem zu fehlen. Sein Lieblingsfach, und das einzige, in dem er hervorstach, war Kunst. Er war ein Genie mit Zeichenstiften, Acryl und Modelliermasse. Wenn seine Mitschüler eine Din-A-4-Seite bemalten, bemalte er Din-A-2. Wenn seine Schüler 100g Ton verbrauchten, benötigte er 500. Da er über die Ferien nicht in Urlaub gefahren war, hatte er einige der kalten Schulflure mit Pinsel und Farbe in kleine Kunstwerke verwandelt.
Auffällig war, dass er sich weigerte, seinen Menschen Gesichter zu malen. So realistisch und detailgetreu seine Zeichnungen waren, der Kopf war nie mehr als eine blanke, mit einem Gesichtskreuz durchzogene Fläche ohne Ausdruck und Persönlichkeit, nur eine weiße Schaufensterpuppe unter bunten, schönen Kleidern.
„Ich möchte sie nicht bloßstellen“, sagte er einmal leise, als er nach einem Grund dafür gefragt wurde. Mehr wollte er dazu nicht sagen.
Als er in die dreizehnte Klasse kam, stand ihm ein Lehrerwechsel bevor. Seine ehemalige Kunstlehrerin war verstorben; das Herz hatte ihr versagt. Matthias litt unter dem Verlust und mochte seinen Leistungskurs nicht so recht betreten, als er mit seiner Tasche durch den Flur schlenderte und tausend Dinge an seinen Bildern an den Wänden auszusetzen fand.
Seine Lehrerin hatte ihn geschätzt und gefördert, und er hatte sich gerade erst an sie gewöhnt, aber jetzt kam irgendjemand neues, der ihn nicht kannte, den er nicht kannte – das konnte nur schief gehen. Er vertraute nicht schnell.
Er betrat den Kurs, grüßte seine Mitschüler gewohnt leise und setzte sich auf einen Einzelplatz. Er ließ seinen Mitschülern die Wahl, ob sie sich zu ihm setzen wollten oder nicht.
Wie zu erwarten gewesen war, blieb er allein.
Dass der Lehrer noch nicht da war, aber ihr Kunstraum schon aufgeschlossen war, wunderte ihn, aber er dachte nicht weiter darüber nach. Er öffnete das kleine Skizzenbuch, dass er immer bei sich trug und das mehr eine Kladde mit losen Blättern war als ein wirklich gebundenes Buch, zückte seinen Bleistift und fing an zu zeichnen, irgendwas. Erst einen Arm, die Schulter, den Leib, bis er einen Körper vor sich hatte, schattiert, anatomisch korrekt, eine seiner typischen Krickeleien eben. Er würde es nicht zugeben, aber sein Talent machte ihn stolz und gab ihm einen Halt in seinem sonst wenig positiven Schulalltag.
Verträumt malte er vor sich hin, dabei in seinem Kopf dem Ohrwurm von Beethovens „Ode an die Freude“ lauschend, den er seit ein paar Tagen nicht loswurde. Er war versunken, und schreckte erst auf, als ihm ein unbekannter Geruch in die Nase stieg. Zwischen den holzigen, etwas staubigen Geruch der Kunsträume mischte sich der herbe Geruch eines teuren Parfums, exotisch genug, um ihm vollkommen fremd zu sein.
„Malen Sie da etwa in meinem Unterricht?“, fragte der Mann, der hinter ihm stand, und Matthias schloss mit einer heftigen, zu Tode erschrockenen Handbewegung seine Kladde, knickte dabei ein gutes Dutzend seiner besten Zeichnungen um und fiel panisch zurück. Normalerweise hätte die Rückenlehne seines Stuhls ihn aufgefangen, aber es war Gang und Gebe geworden, den Kunsträumen nur die Drehschemel zu überlassen, sodass Matthias das Gleichgewicht verlor und unbeholfen rücklings zu Boden fiel, Skizzenbuch und Schultasche in einem letzten Rettungsversuch mit sich ziehend.
Vom Boden auf sah er in das lachende Gesicht des Mannes, der sich dann zu ihm kniete und ihm mit einem kräftigen Griff wieder auf die Beine half.
Das war seine erste Begegnung mit seinem Kunstlehrer Stefan Dzierwa.
Sie waren nur acht Mann im Kurs; fünf Mädchen und drei Jungen. Neben Matthias waren da noch Kathi und Angelina. Kathi wollte Design studieren, zeichnete eifrig und gut und kritisch, arbeitete viel für das, was sie erreichen wollte. Angelina war nur im Kurs, weil Kathi ihre beste Freundin war und Freundinnen nun mal zusammen hielten. Dann war da Michaela, die Kunstgeschichte studieren wollte und daher nicht drum herum kam, ab und zu auch praktisch zu arbeiten. Sie war nicht besonders begabt, gab sich aber Mühe. Christina und Yonca hatten einfach gewählt, was sie bis dato am besten konnten.
Zu den Jungen zählten noch Tim, der Modedesign studieren wollte und sich deswegen ein wenig im Unterricht langweilte, aber der Meinung war, dass ein Kunst-LK gut auf den Bewerbungsmappen aussehen würde, und Christopher, der einfach Spaß am Fach hatte.
Die Stimmung im Kurs war also normalerweise wirklich gut. Dass ihre Lehrerin über die Ferien den Löffel abgegeben hatte, war für alle ein Schock gewesen, und jetzt sahen sie sich mit ihrem neuen Lehrer konfrontiert, der alles war, aber nicht ihre alte Lehrerin, eine kleine, freundliche, alte Dame, die Hundertwasser für den wahren Gott gehalten hatte und immer errötet war, wenn man über irgendetwas Sexuelles geredet hatte.
Stefan Dzierwa stellte seine schwarze Ledertasche auf das Pult und beäugte seinen Kurs mit einem Grinsen. Seine Schüler sahen skeptisch und ein wenig eingeschüchtert zurück. Das würde in der tat eine Umstellung werden: Stefan wirkte größer als er war, einfach, weil er eine Energie und einen Optimismus ausstrahlte, die nahezu alles im Umkreis von fünf Metern einfach niedermähten. Matthias schätzte ihn auf Mitte dreißig, allerhöchstens vierzig Jahre alt. Er hatte ein kleines Lachfältchen am rechten Mundwinkel, das, wie er feststellte, sich oft zeigte. Stefan stand aufrecht, mit hoch erhobenen Blick, ohne arrogant zu wirken, war gut gekleidet und humorvoll. Sein Kurs liebte ihn vom ersten Augenblick an. Er war alles, was Matthias nicht war.
Seine Eltern seien Polen, erklärte er, schrieb in ordentlichen Druckbuchstaben seinen Namen mit Kreide an die Tafel, erzählte, wie er es hasste, wenn man seinen Namen falsch schrieb, und dass die Schüler sich davor hüten sollten, das zu tun, sonst gäbe es sofort null Punkte auf dem Zeugnis. Der Kurs lachte, selbst Matthias lächelte scheu mit.
Als Stefan seine kreideweißen Hände an seiner schwarzen Hose abklopfte, hinterließ er weiße Flecken, fluchte, versuchte sie abzustauben. Er machte ein bisschen auf Clown, war ein wenig übertrieben und der Kurs sah ihm schmunzelnd und kopfschüttelnd zu, aber sie hatten ihn sofort ins Herz geschlossen.
Matthias hatte angefangen, seinen neuen Lehrer grob auf ein Stück Papier zu zeichnen, zögerte aber dann, als er eigentlich das Gesicht kommen müsste. Er malte nicht gern Gesichter, aber ohne es sah die bloße Kopfform und der Torso nicht genug nach seinem Lehrer aus. Matthias beobachtete ihn beim Reden, wie er seine Hände bewegte, das Heben und Senken seiner Augenbrauen und wie er vor der Tafel hin- und hermarschierte. Er war ein ausdrucksstarker Mensch und als ob Stefan erraten hätte, was Matthias dachte, wechselte er von jetzt auf gleich das Thema, erzählte, dass er vor seinem Kunststudium Theater gespielt habe, aber dass ihm der Job zu stressig gewesen sein und er deswegen gewechselt habe. Aber das ausdruckstarke Gehabe sei wohl hängen geblieben, fügte er hinzu, und grinste Matthias an.
Es waren die besten zwei Schulstunden seines Lebens, dachte er, als er nach Hause ging.
Dort angekommen holte ihn allerdings die Realität schnell wieder ein. Matthias hatte eine kleine Schwester, Sophie, die gerade in den Kindergarten ging. Sie war nicht geplant gewesen, aber wie das Leben so spielte, hatte Matthias’ Mutter irgendwann einfach doch noch das Töchterlein bekommen, das sie sich immer gewünscht hatte.
Matthias’ älterer Bruder Rüdiger hatte sein Abitur vor zwei Jahren gemacht, dann den Zivildienst und war jetzt im ersten Semester. Er war gerade im Umzug und die Kleine war halt die Kleine – klar, dass Matthias immer etwas außen vor blieb, auch wenn niemand das persönlich meinte.
Wird (vielleicht?) fortgesetzt
Noch ein paar Anmerkungen:
1) Ich hasse es, dass Boards keine Einschiebungen (wie in Büchern bei Absätzen halt) erlauben Dx
2) Sachen wie "Der Dritte Krieg" sind tatsächlich noch immer aktuell und NICHT vergessen!
3) Sofern meine Uni irgendwann noch mal die Vorlesung über nordische Mythologie hält, könnt ihr euch vielleicht auf ein Re-Write von "Das CHaos" freuen, in ganz neuem (oder seeehr altem, einige erinnern sich) Outfit.
⁂ Næhmachinery
Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
The world in a cyclone, pouring out.
No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
The world in a cyclone, pouring out.
No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.