Ich

    • Gut, da ich bereits gefragt wurde, ob mit der Geschichte ich gemeint bin - Nein. ;)
      Oder zumindest nicht bei allem!
      Und jetzt viel Spaß beim Lesen und bitte fleißig kommentieren!


      1.)

      Ich bin nicht eifersüchtig. Ich habe bloß ein Problem, mich selbst mit dem Vergangenen zu konfrontieren. Ich habe Angst davor, mit meinen Fehlern Menschen zu verlieren. Vielleicht sogar einen Freund. Vielleicht sogar eine Liebe. Ich weiß es nicht. Ich erachte meine Fehler nicht als Fehler, oder zumindest selten. Ich erkläre Menschen etwas von moralischen Werten, vergesse aber dabei mich selbst am Riemen zu reißen. Ich habe ein großes Herz, doch es gibt wenige Leute die sich daran laben.
      Oft frage ich mich wo der Sinn liegt. In jeder einzelnen Handlung. Oft komme ich auf den Schluss, dass ich so agiere, wie ich es mir von anderen Menschen mir gegenüber wünsche. Es fehlt mir an Wertschätzung und Dankbarkeit. Es fehlt den Leuten an Verständnis, um mich verstehen zu können.

      Mir auch.

      Kapitel 1, der Weg

      Der Weg. Ich hasse ihn, alleine zu gehen. Ich gehe eine endlose, steinige, für mich widerliche Straße immer und immer in die selbe Richtung, ohne auf erfüllende Dinge zu stoßen.
      Ich finde stets Wegbegleiter, einige davon werden – so glaube ich – den ganzen Weg mit mir zu Ende gehen. Doch sie können mir doch nicht das geben, was ich mir wünsche.
      Doch was wünsche ich mir? Ein weiterer Aspekt der mich so oft emotional niederschlägt.
      Mit meinem Weg schleicht ein solch abstoßendes Wesen. Ich sehe es, aber das macht ihm nichts aus. Es erfreut sich daran, sich an meinen Tränen satt zu trinken, meine Hoffnung ist sein täglich Brot. Ich habe diesem Wesen schon längst einen Namen gegeben. Ich nenne es Ziellosigkeit.
      „Ziellosigkeit“ ist wie eine Zecke, aber ich habe mich an ihn gewöhnt. Ich habe ihn vielleicht zu verstehen gelernt.
      Mein zweiter Wegbegleiter ist die Sonne, die mir scheint. Jene, die mir in meinem Leben den Weg weist. Doch oft sehe ich sie nicht und gehe im Dunklen, hilflos wie ein Nackter unter Kannibalen. Er heißt Traum.
      „Traum“ gibt mir die Hoffnung, glücklich gemacht zu werden. „Traum“ gibt meinen Beinen die Essenz weiter zu gehen. Aber irgendwie kann ich ihm nicht vertrauen. Oft hat er mich schon hängen gelassen, oft hat er mir schon falsche Dinge eingeredet. So kam es dazu, dass ich „Traum“ oft mit „Ziellosigkeit“ verwechsle. Doch ich gebe mir Mühe, da Traum und Ziellosigkeit sich ausschließende Begriffe sind. So wie Weg und Ziel. Wie kann der Weg das Ziel sein, wenn ich jenes nicht kenne? Ist das Ziel, also der Weg, wirklich nur ein Abstraktum, dass mir Schmerz abnimmt?
      Hin und wieder setze ich mich hin, um Rast zu machen. Ziellosigkeit setzt sich dann etwa einen Steinwurf weit weg, er will ja nicht bemerkt werden. Ich genieße die Zeit. Ich kuschle mich an Menschen, die mich lieb haben. Oft, wenn ich dann aufstehe, auf wiedersehen sage und gehe, gehen sie zu anderen Leuten, um sich an die anzukuscheln und um ihr Intimstes preiszugeben. Ich sehe es nicht, aber ich weiß es. Ich spüre es. Es kränkt mich. Nicht wegen der Eifersucht, die jeden mal plagt, sondern schlicht und einfach, weil sie immer und immer die Frage aufwirft, wie lange es womöglich noch dauern wird, ehrlich zu mir zu sein. Wie lange wird es dauern, Belanglosigkeit zugeben zu können?
      So bleibe ich bei vielen Wegelageren, vielen Leuten die ihr Zelt aufschlagen und mir lächelnd zuwinken gar nicht mehr stehen. Ich habe keine Vorurteile, ich habe Erfahrungen gemacht.
      Oft raste ich für eine lange Zeit nicht. Ich habe keine Lust, Traum an Horizont verschwinden zu sehen, um dann auf mich und Ziellosigkeit gestellt zu sein. Ich gehe schon lange, lange Zeit Traum nach. In der Hoffnung, er bringe mich zu einem besseren Platz.
      Doch er ist so weit weg. Ich kann ihn stets sehen, aber er ist unerreichbar für mich. Ich rede gerne. Doch mein einziger Redenspartner ist Ziellosigkeit.

      Also, was bist du?
      Ich bin ich. Ich bin du.
      Wieso folgst du mir?
      Ich bin jener Schmerz den du brauchst, um nach Mitleid zu dursten.
      Also, wieso folgst du mir?
      Um dir ein steter Begleiter zu sein.
      Ich mag dich nicht, Ziellosigkeit.
      Aber du brauchst mich.
      Okay.
      Okay.


      Ich habe ein Verhältnis zu Ziellosigkeit aufbauen können. Ich konnte einen Draht finden, der uns verbindet. Wir haben nur uns beide. Das ist der einzige wunderbare Aspekt unter uns.
      Ich habe mal in einem Dorf gelebt. Dort hatte ich viele Freunde. Es geschah jeden Tag das selbe, jeder Morgen sprühte Glücklichkeit vor sich hin, gab es Regen, kuschelten sich alle aneinander.
      Ich genoss diese Zeit sehr lange. Doch sie hat mich nicht befriedigt. Niemals hat sie das getan. Ich habe dort meine besten, engsten Freunde gehabt. Meine Beste geht den Weg jetzt mit mir. Aber sie redet mich viel. Vermutlich habe ich es ihr abgewöhnt.
      Ich gebe nicht viele Emotionen preis, nur an die Leute, die ich wirklich schätze. Ich hasse es belogen zu werden. Und belogen zu werden heißt für mich genau so, wenn ich nur die halbe Wahrheit erzählt bekomme. Oder wenn ich die Antwort 'Nicht so wichtig' bekomme. Wie dankbar ich den Menschen doch sein kann, dass sie wissen und entscheiden können, was mir wichtig ist. Vielen Dank.

      Reich mir bitte einmal das Brot, Ziellosigkeit.
      Okay.
      Es ist dunkel, schau doch bitte einmal nach, ob uns wer auflauert. Du bist klein, du bleibst unbemerkt.
      Okay... Es ist niemand da.
      Okay, dann gehe ich jetzt schlafen. Sollte ich nicht mehr aufwachen, geh' bitte den Weg zu Ende für mich.
      Okay.
      Okay.


      Ich habe Alpträume. Ich schlafe nicht sehr gut. Ich träume von abscheulichen Dinge, die ich niemandem wünsche, die ich selbst nie erleben will. Erst letztens wurde ich lebendig begraben und der Traum war länger als ich noch ruhig atmen konnte. Aufwachen tue ich dann immer unter Schweiß – und Tränenausbrüchen. Oft finde ich dann keine Ruhe mehr. Ich wecke Ziellosigkeit und wir gehen weiter, wenn auch, um die Uhrzeit, ohne Traum.
      Es macht ihn nicht glücklich, aber es beschwert sich nie. Er schläft nie, Ziellosigkeit ist immer da und starrt mich an. Aber das stört mich nicht mehr.

      Kapitel 2, der Fluss

      Ich gehe seit etwa zehn Jahren meinen Weg. Unlängst traf ich auf einen Fluss. Mir und Ziellosigkeit hat es Spaß gemacht, darin rumzuplantschen. Es war eine willkommene Abwechslung, unsere Wunden Beine konnten endlich abgekühlt werden und für die Körperpflege ist es sicher nicht schlecht. Wo schlafen wir auch schon. Wir schlafen am nackten, kalten und ungemütlichen Boden.
      Am Fluss geschah etwas seltsames. Wir trafen auf eine Frau. Sie lächelte mich an. Normalerweise gehe ich ohne jegliche Beachtung an solchen Leuten vorbei, doch sie schenkte Wärme, auch schon vom weiten. Sie erinnerte mich an Traum. Ich ging also zu ihr hin.

      Grüß Gott.
      ...Hallo.
      Sie sind ja verwundet.
      Ja. Niemand ist hier um mich zu verarzten.
      Ich werde ihnen helfen.


      Ich half ihr. Ich verband ihr den Fuß und studierte sie ausführlich.
      Sie war wunderschön. Sehr funkelnde Augen, ein rundes Gesicht, platte, braune Haare.
      Sie hatte einen wunderbaren Busen, an den ich mich noch sehr oft kuscheln sollte.
      Ich nahm ihre Hand und führte sie zum Wasser.

      Langsam, langsam.
      Okay.
      Okay.


      Schritt für Schritt gingen wir in das kühle Nass. Immer weiter versanken ihre vom gehen ermüdete Beine darin. Plötzlich blieb sie stehen. Eine Träne rannte ihr die Wange herab. Sie kniete sich hin, bis sie bis zum Bauch im Wasser stand und umarmte mich. Ich küsste sie. Sie küsste mich. Ich setzte mich neben sie. Sie berührte mich. Ich berührte sie. Ich war unsicher, doch das machte nichts. Ich vertraute ihr. Sie kuschelte sich an mich. Ihr Gewand war triefend nass. Ich öffnete ihre Bluse und ihr wunderbarer Busen kam zum Vorschein. Sie beugte mich über mich und küsste mich. Ich ließ sie nicht mehr gehen. Sanft begann ich zu massieren. Ich wurde eins mit ihr. Ich war glücklich.

      Hilf mir.
      Okay.


      Es war ein schöner Moment. Es war lange und ausführlich. Ich konnte an ihr alles hinauslassen, was sich die letzten Tage, Wochen, Monate, Jahre angestaut hatte. Nein, ich wand keine Gewalt an. Ich liebte sie. Wir blieben lange an besagtem Fluss. Wir wollten eine Familie gründen. Wir wollten zusammen unseren Weg gehen. Eines Morgens war sie weg.
      Ich sah sie nie wieder.

      Komm Ziellosigkeit, wir gehen.
      Wo ist die andere?
      Weg.
      Okay.
      Okay.


      Trotz dem spontanen Ende hat es mich in meiner Motivation gestärkt. Ich weine ihr nicht nach. Vielleicht ist ihr was zugestoßen. Vielleicht liebt sie jetzt einen anderen Mann. Es ist für mich belanglos, sie machte mich glücklich und dieser Zustand soll mich noch länger auf meinem Weg begleiten.
      Ich weiß nicht mehr wie alt ich bin. Ich habe meinen Namen schon längst vergessen. Das Wort „Zeit“ ist für mich ein abstrakter Begriff geworden. Ich kann mir darunter nichts mehr vorstellen.
      Ich liebte die Natur. Damals, als ich noch im Dorf lebte, ging ich oft in den Wald um zu spielen.
      Hier ist kein blühender Baum weit und breit. Alles ist karg. Es gibt kein schattiges Plätzchen, wo man rasten kann, es gibt kein Wasser mit dem man sich waschen oder es trinken kann, es gibt keinen Berg, keine Erhöhung, keinen von Gott verdammten Platz, an dem ich sehen kann, wie lange mein Weg noch ist.
      Ich weiß nicht, ob ich gesund bin. Seit Jahren sah ich mich nicht mehr selbst im Spiegel.
      Ich habe nicht viele Besitztümer. Ich habe einen zerfetzten Rucksack, in dem ein Polster und eine Leinendecke ist. Und ein Päckchen Tabak, damit ich rauchen kann. Rauchen ist das, was mir Spaß macht. Ich mag das Gefühl. Es entspannt mich. Aber das Päckchen wird nicht mehr lange vorhanden sein. Irgendwann geht alles zu Ende. Ich habe wenig zu essen. Alles was essbar wirkt, stecke ich in meinen Rucksack. Ich habe zwar nicht viel, aber ich teile es mit Ziellosigkeit. Traum legen wir immer ein Stück auf den Weg als Opfergabe, damit er uns wohlgesinnt bleibt. Damit er uns an den rechten Platz führt.
      Ich habe auch noch ein Buch. Ich weiß aber nicht mehr, ob ich lesen kann. Ich habe dieses Buch schon sehr oft gelesen, ich kann es auswendig. Es ist belanglos, aber ich kann mich daran erfreuen. Das Deckblatt ziert ein Drachen, der einen König bezwingt. Einen bösen König. Einen König, der seine Frau missbraucht und seine Tochter verhurt hat. Der Drachen hat ein großes, warmes Herz. Ich auch. Manchmal denke ich mir, dass ich dieser Drache bin.
      Immer wenn ich gehe, philosophiere ich. Ich trotte in Richtung Norden, so sagt es mir mein kaputter Kompass, erfreue mich an Steinen, die ich treten kann, die aber nur zu Staub zerfallen, wenn ich sie berühre. Manchmal renne ich. Ich schreie dabei. Ich renne als ob ich gebissen worden wäre hirnverbrannt in eine Richtung und falle dann hin. Auf meine Knie. Sie werden durch den rauen Boden immer ganz wund. Aber das macht mir nichts mehr aus. Schmerz ist für mich nichts außergewöhnliches mehr, Schmerz wird ein täglicher Begleiter, wenn man auf sich selbst gestellt ist. Mit Schmerz kann man umgehen. Trotzdem muss ich wegen ihm oft weinen. Tränen rinnen mir an meiner behaarten Wange runter und fallen auf den Boden, verdampfen aber sofort. Sie wurden noch nie von jemandem gesehen. Von wem auch, nicht jeder wagt ein Abenteuer ins Ungewisse.
      Manchmal treffe ich Menschen, in denen nicht mehr viel Leben steckt. Ich bemitleide sie, weil ich ihnen nicht helfen kann. Gebe ich ihnen Wasser zu trinken, verdurste ich, gebe ich ihnen etwas zum Essen, verhungere ich.

      Hunger...
      Der Friede sei mit dir.


      Der Friede... Friede existiert auf meinem Weg nicht. Es existiert keine Harmonie, kein Hass, keine Freude, kein Mitleid. Keine Emotionen. So eine Reise härtet eine ab. Auf Emotionen werden verzichtet, weil sie störend sind. Man geht, wird langsam erschöpft, geht weiter, bricht zusammen, steht wieder auf, geht weiter, bricht wieder zusammen und schläft ein. In seinem eigenen Elend. Auf dem Platz, wo man hingefallen ist. Völlig dem Zufall überlassend genießt man seine Ruhe und hofft, am nächsten Tag wieder auf zu wachen.
      Doch wozu steht man am nächsten Tag auf? Alles was einen erwartet ist eine karge Wüste, doch woher kommt die Motivation? Ist man den ganzen Weg lang auf sich selbst gestellt, hat man genügend Zeit sich mit dieser Frage zu befassen. Ich beziehe meine Motivation meistens aus der Literatur. Ich habe viel gelesen, als ich noch ein Leben hatte, ein Leben mit sozialen Kontakten. Vor allem ein Leben ohne Neugier, ohne die Frage, warum man hier ist. Ein unbeschwertes, dummes, aber sorgenfreies Leben. Es reichte nicht mehr.
      Jedes mal wenn ich unter Höllenqualen falle, baut mich Ziellosigkeit immer auf. Ich weiß es nicht warum.

      Es ist keine Schande hinzufallen.
      Okay.
      Es ist aber eine Schande, nicht wieder auf zu stehen.
      Okay.



      Obs weitergeschrieben wird, weiß ich noch nicht!
      Dafür brauch ich viel Zeit und Motivation.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Ocarina of Time ()

    • So... was soll ich sagen? Ich mag deine Geschichte, die hat etwas was sehr Eigenes und besonderes an sich, das muss man ihr lassen.
      Dass es so abstrakt ist, macht die Sache interessant und auch die Gespräche zwischen dem Protagonisten und der Ziellosigkeit. Auch dass nicht viel passiert - dagegen habe ich nicht. Aber mit der Zeit wird es eintönig und ich kann mir gut vorstellen, dass dir dazu schnell die Motivation ausgeht. Der Stil ist träge und schwer und teilweise verlierst du ein bisschen den roten Faden, imo, aber nun gut, wie man seine Geschichte gestaltet, ist deine eigene Sache.
      Du solltest auf jeden Fall weiterschreiben, die Geschichte beenden, den bis jetzt hat man noch nicht viel Ahnung von dem was passiert ^^ Es muss ja nicht lang sein, ich an deiner statt würde daraus eine längere Kurzgeschichte machen; die Sache ein bisschen weiterspinnen, ein paar weitere Erlebnisse, die Auflüsung und schließlich das Ziel...?
      Mal sehen. Ich warte auf jeden Fall auf mehr
      LG
      Nayleen

      [SIZE=6]
      A brief candle; both ends burning
      An endless mile; a bus wheel turning
      A friend to share the lonesome times
      A handshake and a sip of wine
      So say it loud and let it ring
      We are all a part of everything
      The future, present and the past
      Fly on, proud bird
      You're free at last.
      [/SIZE]
    • na das gefällt mir ja mal wieder sehr gut. :D

      kompliment, alles liest sich flüssig und stimmig, es kommt nie langeweile auf. es scheint kein ziel zu geben, nichts, worauf die geschichte hinausläuft oder womit man als leser vermuten könnte, dass es endet, aber das ist gut so - es passt zum kontext. ich finde, dadurch wird die ziellosigkeit und leere des besagten weges erst so richtig greifbar und verständlich.
      seltsamerweiße hast du es sogar geschafft mir einzubläuen, dass "ziellosigkeit" ein großes, haariges, lila monster wäre. xD

      ich kann nicht meckern, über nichts. großes lob.
      Geistreiche Zitate einer geistreichen Zeit #39


      Lem: ihr iq war 75
      mechanicbird: omg
      mechanicbird: woher weißt du das überhaupt? xD
      Lem: hat sie mal erzählt
      mechanicbird: sowas erzählt man doch nicht öffentlich...
      Lem: tja nur wenn man dumm ist
      mechanicbird: xD
      Lem: LMAO
      mechanicbird: HAHAHAHA
      mechanicbird: oh mann, shit xDDDDD
    • Es ist ein Meisterwerk.
      Ich wüsste nicht, wie ich ausformulieren kann, was ich darüber denke. Weder positiv noch negativ. Und doch fesselnd. Es scheint mir weniger wie eine Geschichte mit Anfang und Ende. Eher wie ein erzählter Ausschnitt aus... ich weiß nicht.
      Auch was du zum Schluss schriebtest erfordert keine notwendige Fortsetzung.
    • Original von Theseus
      Es ist ein Meisterwerk.


      Da kann ich nur zustimmen! Ich habe schon lange keinen so gut leesbaren und gleichzeitig so poetischen Text gelesen (naja bis auf die Twilight Princess Anleitung :lol: ) Nee aber im ernst, respekt!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von crazy_phil ()

    • Original von Nayleen
      So... was soll ich sagen? Ich mag deine Geschichte, die hat etwas was sehr Eigenes und besonderes an sich, das muss man ihr lassen.
      Dass es so abstrakt ist, macht die Sache interessant und auch die Gespräche zwischen dem Protagonisten und der Ziellosigkeit. Auch dass nicht viel passiert - dagegen habe ich nicht. Aber mit der Zeit wird es eintönig und ich kann mir gut vorstellen, dass dir dazu schnell die Motivation ausgeht. Der Stil ist träge und schwer und teilweise verlierst du ein bisschen den roten Faden, imo, aber nun gut, wie man seine Geschichte gestaltet, ist deine eigene Sache.
      Du solltest auf jeden Fall weiterschreiben, die Geschichte beenden, den bis jetzt hat man noch nicht viel Ahnung von dem was passiert ^^ Es muss ja nicht lang sein, ich an deiner statt würde daraus eine längere Kurzgeschichte machen; die Sache ein bisschen weiterspinnen, ein paar weitere Erlebnisse, die Auflüsung und schließlich das Ziel...?
      Mal sehen. Ich warte auf jeden Fall auf mehr
      LG
      Nayleen


      Erst einmal: Danke. ;)
      Genau das wollte ich erschaffen. Ich wollte Gefühlen, Emotionen zu abstrakten Lebewesen machen. Viel passiert nicht, da hast du recht, im Prinzip gibt es im ersten Kapitel ja sogut wie keine Handlung.
      Es ist jetzt natürlich insofern schwierig, sie zu Ende schreiben, weil sie dann vermutlich nicht mehr die selbe Aussage hat. Das muss ich mir aber noch gut überlegen, vielleicht soll die Aussage sein, dass es kein Ziel gibt - das wäre dann aber schon sehr depressiv.

      Original von N@vi
      na das gefällt mir ja mal wieder sehr gut. :D

      kompliment, alles liest sich flüssig und stimmig, es kommt nie langeweile auf. es scheint kein ziel zu geben, nichts, worauf die geschichte hinausläuft oder womit man als leser vermuten könnte, dass es endet, aber das ist gut so - es passt zum kontext. ich finde, dadurch wird die ziellosigkeit und leere des besagten weges erst so richtig greifbar und verständlich.
      seltsamerweiße hast du es sogar geschafft mir einzubläuen, dass "ziellosigkeit" ein großes, haariges, lila monster wäre. xD

      ich kann nicht meckern, über nichts. großes lob.


      Wow, vielen Dank. Dein Post bestärkt mich grad in jeder Hinsicht. :)
      Ja, finde es richtig super, dass genau das rübergekommen ist, was ich versucht habe zu erreichen. Interessanterweise ist die Interpretation bei meinen Freunden komplett anders gewesen, da die aüßerliche Beschreibung auf die Frau zufällig auf meine beste Freundin zutrifft, aber ja. |D
      Ich kann nichts mehr sagen, außer: Vielen, vielen Dank!
      Und btw mal ganz unter uns... Ich hab mir 'Ziellosigkeit' auch als haariges, kleines Monster vorgestellt, aber nun gut. Sowas sollte man als Autor nicht sagen, ich will niemandem seine Phantasie nehmen. :3

      Original von Theseus
      Es ist ein Meisterwerk.
      Ich wüsste nicht, wie ich ausformulieren kann, was ich darüber denke. Weder positiv noch negativ. Und doch fesselnd. Es scheint mir weniger wie eine Geschichte mit Anfang und Ende. Eher wie ein erzählter Ausschnitt aus... ich weiß nicht.
      Auch was du zum Schluss schriebtest erfordert keine notwendige Fortsetzung.


      Also ehrlich gesagt fühle ich mich durch diesen Post am meisten geschmeichelt. Ich finde es schwer, Emotionen zu artikulieren, da sie für mich was großes, unbeschreibliches sind. Und doch kannst du diese nicht ausdrücken, und damit erfüllst du einen der wichtigsten Punkte meiner Geschichte: Ratlosigkeit. Und sicher auch Nachdenklichkeit. Wenn du im Nachhinein noch über die Geschichte nachgedacht hast, dann hab ich eindeutig mein Ziel erreicht. Vielen, vielen Dank!

      Original von crazy_phil
      Da kann ich nur zustimmen! Ich habe schon lange keinen so gut leesbaren und gleichzeitig so poetischen Text gelesen (naja bis auf die Twilight Princess Anleitung :lol: ) Nee aber im ernst, respekt!


      Auch dir gilt zu guter Letzt (uff, fast alle durchgearbeitet :D) mein Dank von Herzen!




      Ich hoffe es gibt noch fleißig mehr Rückmeldungen! :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Ocarina of Time ()

    • Mickriger Nachschub.

      Kapitel 3, und immer rafft es einen auf und zwingt einen in die Knie

      Werter Leser, werte Leserin!

      Wer kennt denn nicht das Gefühl, sich in Mitten einer Masse von Menschen alleine zu fühlen? Wer von uns hat sich nicht einmal als nicht zugehörig empfunden und ist im Selbstmitleid versunken?
      Und wer von uns dreht sich nicht im Kreis und schaut gen Norden, erblickt aber keinen Polarstern?
      Wir Alle sind nicht mehr fähig, die Lebensfarben zu erkennen, da wir durch die generelle und permanente Verunstaltung und Verkrüppelung unseres Daseins farbenblind geworden sind. Gemeinsam, in einem paradoxen und starken Zusammenhalt, steuern wir auf einen Tunnel zu, der weder Ende, noch Zuflucht und Geborgenheit bietet. Man bricht heraus. Will als Einziger den wahren Weg finden, will Allen helfen. Aber jener Tunnel hat eine ungeheure Anziehungskraft, man kann ihm nicht entkommen.
      So macht man sich, auf sich gestellt, auf den Weg. Als Ausgestoßener, der Ablehnung ernten muss, aber noch viel mehr Hass in seinem Herzen trägt. Gegen eine Welt, die nicht akzeptiert und sich selbst nach und nach hemmungslos zerstört.
      Jener, der noch lebt, wird der Einsamkeit wegen sterben. Wir sind er. Er ist Wir. Wir hassen ihn und schauen mit solcher Abneigung gegen ihn, dass wir vergessen, dass wir uns selbst nur im Spiegelbild betrachten und uns nicht mehr erkennen. Einem krankhaften Verlangen nach Glück und Zusammenhalt verliert sich oft der Mut, der die Quintessenz bildet und uns kräftigt. Alleine sackt diese Essenz in unsere Beine und macht uns bloß müde und gebrechlich.
      Wer von uns trägt nicht einen ernormen Selbsthass in sich? Wer von uns schaut nicht mit tiefer Verachtung in sein Spiegelbild? Und wer von uns behandelt Menschen so, wie er behandelt werden will? Niemand, nicht der Perfekteste unter uns.
      Und schließlich fragt sich jeder Mensch am Ende des Tunnels, wozu er dort hingegangen ist.
      Aus dem Selben Grund wie alle Anderen.

      Man hat sein Glück gesucht.
      Man hat es gefunden.
      Man hat es zerstört.
      Man hat es verachtet.
      Man hat es geopfert.
      Man hat es verdreckt.
      Man hat es beleidigt.
      Man ist Mensch geworden.

      Und jener Tunnel ist ein Ausweg, bildet eine Hoffnung auf neues Glück und auf eine Lichtquelle. So wie Traum. Leider ist am Ende nichts, bis auf ein blanker Spiegel, der einen aus tiefster Ironie nur selbst widerspiegelt. Mit ein bisschen Mut und Selbstgehorsam, sieht man das Glitzern in seinen Augen wieder. Mit ein bisschen Glück, geben wir uns dadurch selbst eine Antwort auf alle Fragen.

      Man darf aber nie aufgeben, das Licht zu suchen.

      Der Autor

      Bitte um Kritik!

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    • Schön, ein weiteres Kapitel.
      Was mir zuerst aufgefallen ist?
      Es tanzt aus der Reihe. Es tanzt so aus der Reihe der vorangegangenen zwei Kapitel, dass es schon fast eine eigene Geschichte sein könnte. Absicht - wahrscheinlich, trotzdem ein gewagter Schritt, denn durch diese kurze Unterbrechung in Form einer Ansprache an die Leser fädelst du einen weiteren Handelsstrang ein, der weiter geführt werden muss.
      Zum Kapitel selbst:
      Der Stil ist gut, die Thematik der Geschichte kommt gut rüber. Um mich an einen Interpretationsansatz zu wagen, vermute ich mal, dass der kurze Teil hier eine abstrakte Zusammenfassung der oberen zwei Kapitel ist. Es ist die Rede von einem Einzelgänger, einer Reise, einer Gesellschaft, die den Einen verabscheut. Ein Ziel hast du womöglich auch schon vorgegeben: "Jener, der noch lebt, wird der Einsamkeit wegen sterben. "; auch die Absicht/Motivation/sonstige Bewegungsgründe werden irgendwie klar "Er ist Wir. Wir hassen ihn und schauen mit solcher Abneigung gegen ihn, dass wir vergessen, dass wir uns selbst nur im Spiegelbild betrachten und uns nicht mehr erkennen."
      Zu so später Stunde vermag ich da jetzt nichts mehr größeres hinein interpretieren, aber ich denke der Vergleich mit dem vorhergehenden Kapiteln ist entscheidend. Du verrätst viel und verrätst gleichzeitig gar nichts, die Distanz zum Leser, obwohl du ihn direkt ansprichst, bleibt beibehalten. Gut!

      Schlechte Kritik fällt mir jetzt nicht ein, dafür ist es wohl zu wenig und der Gesamtzusammenhang noch zu unklar. Aber vllt kann man dir da später noch was dazu sagen.

      Ich bin gespannt was du jetzt damit machst, inwiefern du auf deinen ursprünglichen Charakter zurückkommst, wenn überhaupt, wie du deine Geschichte beenden wirst, wenn nicht schon geschehen.
      Also, frohen Mutes weiter so, es ist eine durchaus interessante Thematik mit enormen Interpretationspotenzial...


      LG
      Nayleen

      PS: [Man merkt, ich bin verwirrt. Ich schreibe komisches Zeug]

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    • @Nayleen

      Vielen Dank für die Rückmeldung. :)
      Ich versuche den Handlungsstrang weiter zu führen, kommendes Kapitel ist zugegebener Maßen noch relativ abstrakt, aber in meinen Augen ein gutes Stück (Fast-)Lyrik geworden.
      Enjoy!

      Kapitel 4, wer, wenn nicht du

      Nun steh ich da
      Mit Hass im Gesicht
      Du lieber Kuss
      Vergiss mich nicht
      Ein Gewissen
      Schwer zu tragen
      Ein Selbstbild
      Zum Verzagen
      Oh lieber Gott
      Nimm mich doch auf
      Schätze mich
      Und meines Gleichen
      Mach’ du mich glücklich auch
      Und schick mich zu den Leichen


      Ich liebe dieses Gedicht.
      Ich sage es mir oft vor auf meinem Weg, und oft wird es mir vom Gewissen vorgesagt. Ich lebe im Zwiespalt zweier Welten, die nicht miteinander können, die aber trotzdem aufeinander zusteuern und im Endeffekt aufgrund ihrer Distoleranz zerbrechen. Wenn ich nur artikulieren könnte, wie viel Hass ich in meiner Seele und in meinem Herzen trage, so könnte ich vor lauter Ersticktheit nicht mehr atmen, nicht mehr leben. Wen liebte ich schon?
      Meine Nahsten, meine Freunde, die, die ich niemals wagte zu verleumden. Aber niemand – niemand blieb mir treu, niemand schreckte zurück vor dieser Scheu. Einem Freund einen Gefallen zu tun, Sein Ich einmal still zu stellen – es soll’ doch ruh’n.
      Niemand hatte Mumm zur Sache, niemand hatte Mut – Ich lache. Aufgrund dieser schrecklichen Erbärmlichkeit, die mich nicht wirklich mehr erfreut. Und uns zu unsren Grenzen bringt, die unser Herz und unsren Geist verschlingt. Die uns selbstlos macht, die uns niedrig tue, du liebes Ich, du lasst mich nicht in Ruhe.
      Ich will doch nur schreiten, dort wo die weite Welt nicht auf mich wartet, wo man mich nicht kennt, und bereit ist, mich als neuen Menschen kennenzulernen. Ich will doch nur als Ganzes angesehen werden, um irgendwann im Frieden gut zu sterben. Will doch nur Glück im Einerlei, ich schrei heraus: Ich bin doch Frei!

      Doch als ich zu jener Pforte kam. Wo die Torwächter kein Gesicht hatten und sich für nichts mehr interessierten – so wie auch ich. Sie fragten mich: „Was ist dein Leben?“
      Mein Gott, ich hatte keine Antwort zu geben. Denn ich wusste nicht, was mich noch hielt auf den Beinen. Eine verlorene Lieb’, die mich bringt nur zum Weinen
      Lasst’ mich allein’, ich knie auf Beinen schon. Willst du noch Salz streuen, auf die Wunden, von denen ich gedacht, dass sie schon längst sind heil gemacht?
      Nein, dem Menschen ist vergönnt kein Heil,
      Hast du eine Wunde, zückt dein Näh’ster sein Beil.
      Um dir alles Liebeswerte zu Nehmen.
      Um dich zu verspotten, um deine Lust zu hegen.
      Auf ein Leben, dass nichts wert ist.
      Auf einen Segen, der verwehrt ist.
      Auf eine Hoffnung, die sehr prahlt.
      Und die Wahrheit bloß veraalt.
      Und nimm mich bloß.
      Mit ins Verderben.
      Wenn’s sein muss, geh’ ich hin zum Sterben.
      Dass soll mir alles doch egal sein.
      Erlöse mich von meiner Pein.
      Und lerne meine Tränen doch zu schätzen.
      Die Tränen, die die Seel verätzen.
      Und dich im Innersten fragend machen.
      Bin ich schätzenswert, oder bin ich nur zum Lachen?

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    • Kapitel 5, ein Selbstportrait

      Ich bin nur noch eine Silhouette, die den meisten Menschen nicht auffällt, weil ich unsichtbar erscheine. So schau ich aus:






































      Bin ich nicht hübsch?

      Kapitel 6, der letzte Tag

      Nach längerer Zeit trafen ich und Ziellosigkeit auf einen Bergpass, der Traum ein bisschen sichtbar machte und mir Hoffnung gab. Ich entschied mich dafür, den Gipfel zu erklimmen, damit ich herausfinden konnte, wie weit mein Weg noch war. Menschen sind zu anspruchsvoll, was ihr Leben angeht. Sie sind unzufrieden, weil sie nicht wissen, wer sie sind und was sie ausmacht. Sie wollen nichts, sie wollen mehr, einfach nur mehr als alle Anderen. Ich freue mich, wenn ich auf meinem Weg in der platten Einöde eine Pflanze oder gar einen Menschen, wenn auch einen toten, sehe. Eine Anhöhe dagegen ist schlichtweg ein Wunder.
      Ich habe durch mein plangeprägtes Denken den Berg örtlich festmachen können. Das liegt daran, dass ich auf meinem Weg regelmäßig Spuren und Zeichnungen in den Sand setze. Ich habe keine Angst, dass sie verwehen. Dieses Land ist tot. Genau so wie ich. Innerlich.
      Ich zeichne auch Menschen, um mich an sie zu erinnern. Ich kann nicht besonders gut zeichnen, viel mehr weise ich bestimmten Personen Attribute mithilfe von Symbolen zu. Von außen wirke ich zwar karg, verloren und ausgelaugt, meine Erinnerungen sind aber stets da, und bilden die einzige Lebensessenz meinerseits die mir niemand nehmen kann. Nicht einmal mein Leben. Ziellosigkeit denkt, er könne mir diese abnehmen, in dem er meine Zeichnungen hinter meinem Rücken verwischt oder verändert. Aber ich kenne Ziellosigkeit sehr gut nach einer so langen Reise, und das weiß er.
      Ich setzte meinen Fuß vorsichtig auf den feuchten Kies, der zugleich die erste stufenartige Anhöhe nach Jahren bildete, und seufzte.

      Ich verfalle der Lüge, diese Reise hätte einen Sinn.
      Ich weiß, aber wir teilen diese Lüge.
      Okay.


      Ich lies mich auf einen sichelförmigen Kreis fallen, nahm meinen Rucksack, öffnete ihn und nahm zugleich meine letzte Zigarette. Ich hatte sie für solche Momente aufgespart. Ich zündete sie an und inhalierte.

      Was denkst du, wird uns da oben erwarten?
      Was denkst du, hat diese Reise gebracht?


      Ich bekam Angst, hinauf zu gehen. Das Wetter sah ungemütlich aus, der Stein war schroff und hart und meine Beine aufgeschunden und wund. Aber wir lang war mein Weg noch? Ich musste es wissen. Ich nahm den letzten Zug, genoss ihn, denn es war der letzte meines Lebens, dämpfte die Zigarette aus und begann über den ersten Felsvorsprung zu klettern.
      Nicht lange hat es gedauert, da fand ich etwas Verwunderliches vor. Ich war nicht als einziger diesen Weg gegangen, vor mir breitete sich ein dünner Weg zum Gipfel hinauf.
      Es war großartig. Es gab womöglich auch andere Menschen, die ihr Glück suchten und hier vielleicht fanden. Ich begann meinen Gang zu beschleunigen, ich wollte meine Erwartungen bestätigt haben. Ziellosigkeit konnte nur noch schwer mithalten.
      Der Wind blies mir ins Gesicht, Traum wurde immer größer und wärmender. Ziellosigkeit immer langsamer und schwächer. Direkt vor dem letzten Stück, der den Gipfelanstieg bildete, fanden wir ein Schild vor, auf dem „Der Weg“ geschrieben stand. Ich wurde nervös. Dachten andere Menschen genau wie ich? Gab es Außenseiter und Verdrängte auch schon vor mir?
      Erst mit den Gedanken spielend erkannte ich, dass jenes Schild auch zugleich ein Wegweiser war.
      Er zeigte jedoch nicht auf den Gipfel, sondern rechts davon.

      Sollen wir ihn direkt besteigen, oder dem hier Glauben schenken?
      Ich werde schwach, doch ich folge dir.


      Also schritten Ziellosigkeit und ich in die Richtung, die uns der Wegweiser vorgab.
      Jener Weg war wunderschön. Die spärlichen Pflanzen erschienen hier dichter und farbenvoller, es wehte eine angenehme Windprise und hin und wieder rannte ein kleines Lebewesen vorbei.
      Zugleich die ersten Lebewesen, die ich seit Jahren sah.

      Ich habe Hunger, worauf warten wir?
      Warte Ziellosigkeit. Ich habe den leichten Verdacht, alles was hier ist, hat seinen Sinn.


      Die Pflanzen wurden immer dichter, es gab Gestrüpp, das langsam unüberwindbar erschien. Ich riss Ranken umher, um mir einen Weg zu bahnen, und wurde vor lauter Blättern blind. Doch mein eigener Weg wurde langsam breiter. Erschöpft ging ich weiter, bis ich zu einem imposanten und großen Baum kam. Zögern streckte ich meine Hand gegen ihn und berührte ihn. Jahre ist es her, dass ich so ein großes Gewächs bewundern durfte.
      Zart streichelte ich seine alte Rinde. Seine Oberfläche war uneben, er schien wie ein toter Mensch mit vielen Narben. Schlagartig musste ich in meine Seele schauen, und merkte, dass ich genau so bin. Dieser Baum schien mit seinem Aussehen genau das auszudrücken, was ich schon seit Ewigkeiten in meinem Herzen trug.
      Mit meiner geistigen Verworrenheit und meinem Streicheln bemerkte ich eine gewisse Regelmäßigkeit in seinen Narben. Gab es Erlebnisse, die ihn immer wieder kränkten? Gab es immer wieder Menschen, die ihm Leid zugefügt haben? Ich entfernte mich ein Stück von ihm, um ihn zu mustern. In seiner ganzen Pracht sah ich, wie gebrochen dieser Baum war. Und mir rann ein Schauer über den Rücken, meine Knie begannen zu Schlottern und mein Bewusstsein versagte. Mit einer Träne im Auge, die nur den Anfang zu einem ganzen Ausbruch bildete, erkannte ich, dass jene Narben eine Inschrift bildeten. Über den ganzen Baum verteilt stand „Der Pfad der Vergangenheit“. Schockiert musterte ich seine Wunden. Sie begannen zu bluten. Ich zu weinen.
      Es begann zu regnen, sodass ich im Schlamm lag. Der Baum wurde nach und nach gebrechlicher und brach schließlich in sich selbst zusammen.

      Komm, wir gehen.
      Aber es tut so weh.
      Du musst die Vergangenheit hinter dir lassen, so wie es er gemacht hat.
      Aber er starb doch daran.


      Mit ihm ging meine Vergangenheit an mir vorbei.

      Doch es war Zeit weiter zugehen. Da wo der Baum Stand, öffnete sich ein neuer Weg. Ich schritt über das morsche Holz, das unter meinem Gang abermals zerbrach und schaute nicht zurück. Es kränkte mich zu sehr.
      Ziellosigkeit war noch immer an meiner Seite, obwohl auch er sehr unter dem Ereignis gelitten hatte. Sein Tritt war schwach und unüberlegt, sein Funkeln in den Augen begann langsam zu verschwinden. Aber er ging weiter mit mir.
      Wir folgten dem Weg lange, und je weiter wir uns vom Pfad der Vergangenheit entfernten wurde auch die Umgebung wieder armseliger und karger. Trockener, lebloser.
      Und es begann ein Anstieg, der bis über die Baumgrenze anhielt. Ziellosigkeit und ich bewegten uns nur noch auf glattem Steinboden, der kaum Halt für unsere Beine bot. Unsere Kraft versagte und wir fielen. Innerlich zerbrach etwas. Mit dem Gesicht auf dem Boden drohte unsere Motivation weiterzugehen, drastisch. Die Sonne brannte auf uns herab, und erst jetzt bemerkten wir, wie glühend heiß der Boden war. Und dass wir nicht auf glattem Untergrund fielen, sondern dass in ihm regelmäßige, wenn auch nur kleine, Erhöhungen waren.
      Ich stand auf und lies einen schmerzerfüllten Schrei los. Mein Rücken brannte und blutete und ich begann zu weinen und unter dem Druck langsam zusammen zu brechen.
      Mit unerträglichen Schmerzen, zwang ich Ziellosigkeit weiterzugehen. Aber er blieb am Fleck verharrend, mit einem erschrockenen und nachdenklichen Gesichtsausdruck.

      Was ist los? Komm, gehen wir weiter. Solchen Schmerz sind wir doch schon gewöhnt.

      Sein Fell dampfte noch immer, seine Verbrennungen setzten ihm zu.

      Komm doch.
      Schau einmal auf den Boden.


      Und ich blickte misstrauisch auf den Fleck, wo wir gefallen waren. Es lag Blut von mir, wie ich es erwartet hatte.

      Mein Rücken blutet, aber das wird mich schon nicht umbringen.
      Mustere es genauer!


      Und ich sah hin, und verstummte schlagartig. Ich fühlte an meinem Rücken, um mir diese absurde Situation zu bestätigen. Mit meinem eigenen Blut stand „Der Pfad der Hoffnung“ auf dem Stein stehen. Jene Erhöhungen waren nicht willkürlich.
      Zunächst verstand ich nicht, dass Hoffnung auf meinem Rücken eingebrannt war. Mit so einer erbärmlichen Hitze. Doch mir wurde klar, Traum war nun ganz nah. Noch nie hatte ich so eine Wärme auf meiner Haut gespürt, die durch Sonnenstrahlen entstand. Traum stand mir auf diesem schwierigen Weg doch bei, er kümmert sich um mich. Und mein Blut trocknete sehr schnell in den Boden ein. Doch meine war nicht die einzige Inschrift.
      Wir gingen weiter, und sahen eine ähnliche, die jedoch sehr verblasst war und nur noch kaum leserlich war. Neben ihr lag ein sterbender Körper. Ich drehte sie, und erkannt, dass sie jene Frau vom Fluss war. Die ich liebte. Ich berührte sie, doch meine Hand schien nur durch sie durch zu gleiten. Als ob sie eine ähnliche Silhouette gewesen wäre, die ich bin. Ich brüllte sie an, ich flehte sie an, für mich da zu sein, dass wir zusammen den Gipfel besteigen könnten. Doch ich blickte in ihre Augen und bemerkte, dass sie kein Funkeln in den Augen mehr hatte. Sie war es nicht. Sie war nicht dieselbe Frau. Ich weinte bitter und sie verschwand. Ich glaube nicht ans Übernatürliche, doch im Nachhinein gesehen existierte diese Frau nicht. Nicht in meinen Erinnerungen, nicht in mir.
      Doch meine Hoffnung starb nicht. Traum hatte mir das in diesem Moment ausdrücklich gesagt.
      Schmerz. Es tut so weh seine Ideale aufzugeben und einen Weg für sich alleine zu gehen. Hass. Warum habe ich je so etwas gemacht. Tod. Mit dem ich so oft konfrontiert war. Ziellosigkeit erzitterte. Sein Atem wurde schwer und er legte sich hin.

      Verlässt du mich jetzt, Ziellosigkeit?
      Ich kann mit Hoffnung nicht umgehen. Ab jetzt musst du alleine weitergehen.
      Aber du hast mir noch beigebracht, dass du jener Schmerz bist, damit ich nach Mitleid dursten kann!
      Ja, aber den brauchst du nicht mehr. Lange habe ich gedacht, dass du schwach bist, wie alle anderen. Du bist nicht der erste, den ich auf seinem Weg begleitet habe. Diese Frau, ich kannte sie.