Sprache und sprachliche Stile in Videospielen - Athmosphärenkiller oder Charakterisierungsmittel?

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    • Sprache und sprachliche Stile in Videospielen - Athmosphärenkiller oder Charakterisierungsmittel?

      Direkt adaptiert aus dem 3-Lieblingsspiele-Thread, da es ja nun, laut Kaktustussi, Diskussionspotential hat. (Ich gebe zu, der Titel ist minimal auf Kaktustussi's Vorschlag basiert, wollte es aber nicht so hingeklatscht und geklaut haben. D:" )

      Also, was denkt ihr über sprachlichen Mittel (im Sinne von Umgangssprache, Hochsprache oder andere literarische Figuren aus der Rhetorik, die vergleichbar sind, also z.B. Ellipsen etc. und sogar, natürlich in regulierter Form, Vulgärsprache, eine Extreme der Umgangssprache) in Videospiel-Dialogen und -Skripten, speziell in dem Zeitalter, wo Videospiele nicht nur ein Relaxmittel, sondern auch fast schon literarisch sein kann? Sollten Charaktere nur Hochsprache oder zumindest passende Sprache verwenden, um die Athmosphäre eines Videospieles in seinem Kern zu bewahren, oder ist es wichtig, für die Charakterportraitierung persönliche Sprachmerkmale zu besitzen? Muss der Sprachfluss flüssig sein oder sollte er auch sprachliche Kontraste enthalten, um Charaktereigenschaften oder Charaktere besonders hervorheben zu können? Was denkt ihr darüber? Als Beispiel könnte man Paper Mario 2 nehmen: In seiner deutschen Fassung flüssig und dem Konzept Videospiel in seiner Urform treu, während in der englischen Fassung in den Dialogen mehr auf Charakterdifferenzierung und Sprachkontraste gelegt wurde. Schade ist es natürlich, nicht zu wissen, was der originale japanische Scriptwriter vorhatte...

      Insgesamt soll es sich also, falls das jetzt keiner mitgekriegt hat, auf die Form von Sprache und Dialogen in Videospielen hinauslaufen.

      Mein Standpunkt:
      Meiner Meinung nach sind wir, wie gesagt, mittlerweile in einem Zeitalter, wo Videospiele nicht nur ein Abreaktions- und Relaxmittel sein können, sondern durchaus Literatur mit Visualität und Erlebnis verbinden kann. Ich würde eigentlich so weit gehen, Videospiele, zumindest bestimmte Gruppen von Videospielen, mit guten Büchern oder guten Spielfilmen zu vergleichen; zumindest haben Videospiele als Konzept selber die Chance, mir ist natürlich klar, dass man die Meisten simplerweise mit solchen Dingen nicht vergleichen kann; trotzdem gibt es Spiele, die es schaffen, wie ein gutes Buch, wie ein guter Film, wie ein poetisches bzw. tiefsinniges Kunstwerk oder sogar alle drei zu sein. In der Literatur - also in guten Büchern - ist es wichtig, sprachliche Mittel und sprachliche Stile mit bestimmten Charakteren zu verbinden und zu anderen Dingen, wie der Umwelt oder anderen Personen, in Kontrast zu bringen, sodass der Leser herauslesen oder herasfühlen kann, wie diese Person charakterisiert ist; Meiner Meinung nach ist das Selbe mit Videospielen auch möglich, speziell bei RPGs, die ja hauptsächlich storybasiert sind. Und wenn der Scriptwriter mit solchen Kontrasten die Intention hat, einen Charakter herauszukristallisieren, sollte man sowas schon berücksichtigen und respektieren. (Allgemein hat sich mein Standpunkt auf Dialoge und Skripte in Videospielen, seit ich MOTHER3 gespielt habe, sehr verändert; wo ich davor noch dachte, dass die Form der Dialoge kaum eine Rolle spielt, denke ich jetzt, dass das eigentlich eins der wichtigsten Rollen spielt.)

      Naja, dann Happy Posting, ne.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Graf Ganon ()

    • Yoah, ich würde mir so etwas, wie du schon gesagt hast, vor allem in RPGs wünschen, da diese am Ehesten mit Filmen/Büchern vergleichbar sind. Wenn ich mich richtig erinnern kann wurde in FF IX so etwas bereits gemacht. Da haben sich die Übersetzer recht viel Mühe gegeben und zum Beispiel manche Diebe sprechen da in einem bayrischen Dialekt oder der Ritter Steiner in einem "altertümlicheren Deutsch", wie man es eben von einem Ritter erwartet :).

      In anderen Genres wäre mir das aber nicht so wichtig, da diese nicht so storybasierend sind, sondern eher durch Action o.Ä. fesseln.
    • Das schreit ja förmlich nach devil may cry. Ich meine, wer bringt schon "to be or not to be" in ein Spiel?

      Natürlich hat das einen großen Punkt. Zwar machen auch Spiele spaß, die absolut nur zum Nonsense existieren (meistens sind es doch beat'em ups)

      Wenn mir ein Moblin irgendwo begegnen würde und würde mich mit einem gestochenen Deutsch ansprechen... what the.

      Daher sollte man auch großen wert auf die Sync legen...
      Aber es ist keine Flicht, ein großartiges Scrypt an den Tag zu legen (Siehe Mario Land Galaxy. Bis auf Rosalina gab's da ja keinerlei Charaktervorstellung)

      Auch bestimmte Gestik würde unpassend wirken. Twilight Princess dient mir jetzt mal als beispiel (weil's die meisten kennen...).
      Man reitet zur Steppe um den Obergrünknülch das Kind wegzureißen. Wäre da ein " Ich hab hier den Kleinen, hole ihn dir ab" ...
      Nein, so einer sollte nur wenig Sprechen.
      Ob man nun seinen Charakteren eine Tiefe gibt oder nicht...
      Je nachdem, wie man die Charaktere betonen möchte.
      Besonders Gegner fände ich da sehr ansprechend.
      Drebin kleine nachtgeschichten jemand?
    • Original von Shadow mirror
      Das schreit ja förmlich nach devil may cry. Ich meine, wer bringt schon "to be or not to be" in ein Spiel?


      Das stimmt allerdings - inhaltlich is die Szene ja im Grunde typischer "ich habe dich erwartet"-Standard, aber dadurch, dass das ganze wie ein Shakespeare-Drama aufgemacht ist, bekommt die Szene soviel ironischen Witz, dass ich sie zu meinen Lieblingsszenen überhaupt zähle.
      (Und nein, der Humor ist alles andere als platt. Immerhin wird dort nicht nur der Stil von Videospieldialogen an sich durch den Kakao gezogen, sondern auch auf die "göttliche Komödie" von Dante Alighieri angespielt.)



      Nun, allgemein gesprochen: Videospiele sind ein Audiovisuelles Medium, was bedeutet, dass die meiste Aufmerksamkeit der Optik/dem Design und der Vertonung zukommt.
      Was jedoch nicht heißt, dass gute Texte/Dialoge völlig außen vor gelassen werden dürfen. Es ist ja wie bei einem Film - er kann noch so gut aussehen, wenn die Dialoge kacke sind, ist die Atmosphäre dahin. Darum sind ja solche Spiele wie z.B. Eternal Darkness ja doppelt brillant. Habt ihr euch mal das Writing genau angesehen? Das ist feinstes Theaterenglisch, kann man viel davon lernen. oOb


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Als mir vor dem eigentlichen Intro des Spiels schon ein Zitat von Edgar Allan Poe vor die Augen gesetzt wurde, wusste ich bereits, dass Eternal Darkness nicht nur einfach ein typisches Horrorspiel sein würde. Ansonsten bin ich einfach nur froh, dass das Spiel lediglich mit Untertiteln versehen wurde. Eine Übersetzung hätte - so sehr ich die deutsche Sprache auch schätze - wohl viel von der tollen Atmosphäre des Spiels zunichte gemacht.

      Sprache ist immer dann wichtig, wenn ein Spiel von seiner Story her ernstgenommen werden oder, sofern es beispielsweise ein besonders humorvolles Spiel darstellen soll, überzeugen möchte.
      Wenn ich ein Ninja Gaiden spiele, dann sind mir die Dialoge im Grunde egal, da das Spiel seinen Kern auf andere Dinge legt und ich bei solch einem Spiel eigentlich auch gar nicht mit viel Sprache konfrontiert werden möchte. Ein Conker hingegen wäre ohne seine witzigen Dialoge wohl nur halb so gut. Das Spiel lebt einfach von seinem genialen Humor, welcher von den Sprechern auch erstklassig herübergebracht wird.
      Vor allem in RPGs halte ich den Einsatz von glaubwürdigen Mono- und Dialogen, die anhand von Individualität erkennen lassen, welche Charaktere gerade in ihnen involviert sind, für sehr wichtig. Wenn nämlich alle Charaktere schön gleich brav ihre Zeilen von sich geben, dann wirken die Texte zu monoton, um die Charaktere wirklich lebendig und unterschiedlich wirken zu lassen. Darunter leidet wiederum auch die Atmosphäre des Spiels. Außerdem wirkt die Story dann auch eher unglaubwürdig und künstlich. Eine gut eingesetzte und auf die verschiedenen Charaktere abgestimmte Sprache ist bei einem RPG, das nunmal von seiner Story und seinen Charakteren lebt, also sehr wichtig.

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von Ren ()

    • Um mal nicht nur zu wiederholen, was andere vor mir gesagt haben:

      N absoluter Atmosphärenkiller is es auf jeden Fall wenn man n Game spielt, wo man es z.B. mit Deutschen zu tun hat und die sprechen dann ganz gebrochenes und falsches Deutsch. Da find ich dass man es entweder direkt mit Deutschen Sprechern machen oder es ganz lassen sollte.
      Selbes gilt natürlich auch bei anderen Sprachen, nur da versteht mans eventuell nicht so gut. ;)
      Top 4™ Siegfried

      established 2007

      Ich bin wirklich viel, aber nicht euer Freund.
    • Original von Infinite
      N absoluter Atmosphärenkiller is es auf jeden Fall wenn man n Game spielt, wo man es z.B. mit Deutschen zu tun hat und die sprechen dann ganz gebrochenes und falsches Deutsch. Da find ich dass man es entweder direkt mit Deutschen Sprechern machen oder es ganz lassen sollte.
      Selbes gilt natürlich auch bei anderen Sprachen, nur da versteht mans eventuell nicht so gut. ;)


      Würd ich pauschal so nicht sagen. Hat jemand den Nazis bei The Darkness zugehört? Die waren großartig. :D
      Top 4™ Agathe
      Oder: Who the fuck is Team Rocket?
    • Original von Neon
      Würd ich pauschal so nicht sagen. Hat jemand den Nazis bei The Darkness zugehört? Die waren großartig. :D


      Genau genommen waren das keine Nazis, sondern (in Dämonen verwandelte) Soldaten des Deutschen Reichs aus dem ersten Weltkrieg. Nicht dem zweiten. Siehe die Uniformen. xD
      *klugscheiß*
      Aber ja, die klangen mal "richtig" deutsch, nicht nur wie irgendwelche Sprecher, die deutsch imitieren.


      Da fällt mit btw ein herrliches Beispiel ein - ich weiß nicht, ob irgendwer dieses alte, unheimlich trashige Splattergame Bloodrayne kennt, aber da gabs erstens Nazis (natürlich!) und zweitens Argentinier. Alle wurden aber von Amerikanern gesprochen, was man sowas von gehört hat - die haben sich wohl wirklich nur mit nem Wörterbuch hingesetzt und einfach mal übersetzt. ("Welkomen, Froilain!"/"I'll wear you like Lederhosen!") Die Argentinier sprachen btw französisch. Warum auch immer. :ugly: (Und ja, natürlich mit amerikanischem Akzent)

      Wobei das dem ganzen Spiel natürlich einen gewissen Trash-Charme gibt, man kanns nicht leugnen...


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Bloodrayne 2 ist aber nicht ganz so trashig, oder? Ich kann mich nur erinnern, dass es keine großen Unterschiede zum 1. Teil aufweist.

      Spiele, bei denen eine deutsche Synchronisation Erfolg hatte, gefallen mir auch besser als manch anderes Spiel, dass man nur im Original gut hören kann. HL2, FEAR, Call of Duty 4 und Morrowind zählen genau dazu.
    • Original von Neon
      Hat jemand den Nazis bei The Darkness zugehört? Die waren großartig. :D

      Kenn nur die aus dem alten Wolfenstein, und das "Frieren!" ist mittlerweile legendär. :D

      Zum Thema:
      Die Sprache sollte zum Charakter passen und kann daher durchaus auch derb und vulgär sein, ohne den Spieler abzuschrecken.

      Bei einem Spiel wie GTA erwarte ich einfach Slang.
      Würde CJ in "San Andreas" das N-Wort nicht nutzen und gepflegt sprechen, wäre das ganze Spiel unglaubwürdig.
      GTA ist ein richtig gutes Beispiel, weil da sehr viel wert auf die Synchronisation und die Dialoge gelegt wird.
      Von daher passen die Stimmen auch immer zu den verschiedenen Charakteren.
      ...