Kontrollwütige Eltern

Original von Maybe

Original von Lady Malon
Ich finde es dreist, das so etwas im Fernsehen kommt und nicht dass sich das Jugendamt drum kümmert. Was geht das die ganze Welt an? Hier handelt es sich um eine Familie und ein Kind leidet! Anstatt zu glotzen, sollte man besser was für das arme Kind tun!

nunja, das phaenomen hat man ja bei allen shows, die am nachmittag so im fernsehen laufen. eltern prostituieren ihre kinder ja gewissermassen im rundfunkt- siehe "die super nanny". sowas zu zeigen, um den voyeurismus und die neugier des zuschauers zu befriedigen, finde ich entsetzlich. allerdings ist so eine meinung im anbetracht der einschaltquoten fuer die entwickler der sendung nicht weiter interessant.

Die wahren Intentionen der Entwickler solcher fragwürdigen Sendungen sind schnell zu durchschauen, dennoch finde ich, dass solche Sendungen trotz allem einen pädagogischen Wert haben können! Ich wette mit großer Sicherheit, dass sich viele Frauen mit den gezeigten Inhalten dieser Erziehungsshows identifizieren können und entscheidende Werte verstehen und diese umsetzen. Ähnliches Beispiel sind die zahlreicher werdenden Abnehmsendungen. Mehr Verstand für gesündere Ernährung kann damit vermittelt werden. Aber gut, natürlich ist Prostitution der Kinder unentschuldbar, noch dazu, wenn die Kinder klein sind und noch nicht genug verstehen, um selbst entscheiden zu können, ob sie im Fernsehen gezeigt werden wollen.
Das war nur ein kurzer Exkurs zu Sendungen wie ,,Die Super Nanny".

Meine Eltern haben mich auf physischer Ebene kaum eingeschränkt, viel eher erfuhr ich eine Einschränkung in Weltanschauungen und weiteren, wichtigen Aspekten im Leben. Nichtsdestotrotz habe ich Dank meiner Bildung ein anderes, kritisches Ich entwickelt (ich komme aus einer Arbeiterfamilie). Ich liebe meine Eltern, aber in so vielen Dingen haben wir zwei völlig verschiedene Ansichten - angefangen bei der Politik.

Ich frage mich ehrlich gesagt, wie Eltern es schaffen, so viel Zeit für das Kind aufzubringen, um es ständig zu kontrollieren. Normale, arbeitende Erwachsene haben nicht die Zeit, zum Control-Freak zu mutieren, sondern müssen dem Kind Selbstständigkeit beibringen.
Es sind viel mehr Eltern ohne berufliche Perspektive, die ihren gesamten Fokus auf das Kind richten, da sie sonst nichts mehr beschäftigt.

Original von Valrath

Original von The Convict
Na ja, dafür werde sie von manchen Leuten wiedererkannt und werden gemieden oder verprügelt, so wie es die Gäste von Oliver Geissen mal waren.

Bitte was? Oliver Geissen ist echt? oO

Sorry für Off-Topic.

Das habe ich damit nicht gesagt. Bei manchen Fällen ist es aber schon bekannt, dass irgendwelche körperlichen Misshandlungen stattgefunden haben.

Original von Maybe

Original von Salev
Eltern kriegen meist eine dicke Geld-Prämie, wenn sie eine solche Sendung drehen lassen. Wen wundert's daher?

gerade deshalb sprach ich ja von prostitution. sicher siegt die aussicht auf geld ueber das schamgefuehl.

Na, vor allem ist die Zielgruppe ja eine ganz fantastische. Einerseits sprechen diese Sendungen den natürlichen Voyeurismus des Menschen an - klar, es schockt und amüsiert gleichermaßen. Andererseits schauen das Leute, die sich auf ähnlichem Niveau der Gezeigten befinden. Die denken sich dann: "Boah, die sind ja genau wie wir! Cool. Wir müssen ins Fernsehen!", aber das ist eher die Ausnahme. Die wirkliche Begeisterung für solche Sendungen sind imo die Leute, denen es doch arg dreckig geht, die sich aber immer daran ergötzen wollen, dass es anderen noch schlimmer geht als ihnen selbst. Eine Form von Selbstbeweihräucherung nach dem Motto: "Guckt euch diese Asis an. Ein Glück, dass es bei uns nicht so ist!". Wie man sieht, ist das Konzept genial. Ich wünschte, ich hätte das Format erfunden.

Ich hab grad überlegt und komm auf zwei Stereotypen der Kontrollfreak-Eltern.

Die eine Gruppe ist ziemlich ehrgeizig. Sie wollen ihr Kind formen, modellieren, als sei's ein Haufen Knete. Man drückt dem Kind Klavierunterricht, Geigenstunden und ähnliches auf, "fördert" es so und so und so, ohne zu merken, dass man es damit eher fordert als fördert. Allermeistens überfordert. Logisch, dass es dann nicht selten zur Trotzreaktion kommt: das Kind wehrt sich wie sich Kinder eben wehren. Weil das noch weniger in den Plan der Eltern passt, verstärkt sich deren Verhalten umso drastischer und der Kontrollreak ist perfekt. Diese Eltern tun das meist aus der Ambition heraus, dass ihr Kind das schaffen soll, wozu sie zu wenig Talent oder Fleiß oder wasauchimmer hatten. Ein Generator des eigenen Egos, der ständig angetrieben werden muss, sozusagen.

Die andere Gruppe liebt zu sehr. Das hat meist psychologische Hintergründe in der Vergangenheit der Eltern. Manchmal sogar Traumata, hervorgerufen durch Unglück und Vernachlässigung in der Kindheit. Mir ist ein Fall bekannt, in dem der erstgeborene Sohn mit 6 Monaten starb. Der zweit Sohn, der ein halbes Jahr später geboren wurde, war also die Möglichkeit, sich zu beweisen, da sie sich unterbewusst schuldig fühlten, was in dieser Situation auch nachvollziehbar ich, wie ich finde. Sie wollten's also besser machen, "resetten". Das Ergebnis war, dass der Zweitsohn denselben Namen bekam wie der tote erste. Ich persönlich halt das für ziemlich pervers, das nur am Rande. Außerdem wurde er so verhätschelt und überschwemmt mit allerlei Gefühlswallungen seitens der Mutter, dass er mit 16 Jahren noch mit ihr zusammen in einem Bett schlief, damit die Rolle des Vaters übernahm, der ihm den Krieg erklärte und aus Protest impotent wurde, um einen weiteren Satansbraten auf jeden Fall zu vermeiden. Wär was für Frau Kallwass, ist aber leider Realität.
Natürlich ist das ein Extremfall, aber er zeigt, dass in Ansätzen erhebliche Spannungen zwischen den Eltern, eine traumatisierende Störung des Eltern-Kind-Verhältnisses und letztlich eine Paranoia beim Kind entstehen kann. Aber wie erwähnt, es müssen gehörige Abstriche gemacht werden, wenn man mein Beispiel als Vergleich heranziehen will. Aber die Mechanismen sind im Grunde dieselben.

Achja, und die Privatsende zahlen den Witzfiguren satt Schotter, will sagen nen paar hundert Euro. Und es zieht. Millionenquoten bei Britt, hab ich mal gehört. Aber er ist menschlich, allzumenschlich, dieser Voyeurismus, dieses Auskosten des Schmutzigen, Teilnehmen an Verpöntem, Erheben über Minderwertigem. Ich zB freu mich manchmal wie'n Schneekönig, wenn der Vatertest nicht das ergibt, was man sich erwünscht hat. Gekeife, Gezicke, Asi gegen Asi. Menschsein vorm Fernseher.