Das Wunder von Lissabon
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Davon müssen Honneker und Mielke in den letzten Tagen ihrer Herrschaft geträumt haben: Hunderttausende demonstrieren und keiner schaut hin. Damals funktionierte das nicht, denn der gleichgeschalteten Presse der DDR boten Medien des freien Westens Paroli und zeigten auch für DDR-Bürger, was mancher dort gern unsichtbar gemacht hätte. Die Zeiten haben sich geändert und 18 Jahre nach Erich und Erich wird das Wunder möglich. In Lissabon protestieren 200.000 Demonstranten gegen die EU und die europäische Presse verweigert den Bürgern die Nachricht.
Als sich Mitte Oktober die EU-Führer unter Teilnahme von tausenden Journalisten aus ganz Europa versammelten, um nach den Abstimmungsniederlagen um die EU-Verfassung und unter Umgehung des erklärten Willens der europäischen Bürger statt der abgelehnten Verfassung einen EU-Vertrag zu beschließen, demonstrierten dort 200.000 Bürger gegen den Betrug.
Aufgerufen zu der Großdemonstration unter dem Motto “Für ein soziales Europa, für Arbeitsstellen und für die Reche der Angestellten” hatte die linke Gewerkschaftszentrale CGTP. Stattliche 200.000 Menschen folgten dem Aufruf und versammelten sich zu einer friedlichen Demonstration. Zu friedlich offenbar, denn den versammelten “Qualitätsjournalisten” sämtlicher europäischer Medien vor Ort war die demokratische Meinungsäußerung - mit wenigen Ausnahmen - keine Erwähnung wert.
Nur eine Handvoll Medien kamen ihrer Informationspflicht nach: In englischer Sprache “EU Business” sowie die englischsprachigen Ausgaben der ungarischen Zeitung “Javno” und der arabische Sender “Al Jazeera”. In der Schweiz berichtete der “Tagesanzeiger”, in Österreich der “Kurier” und in Deutschland niemand. Das reherchierte der Brüsseler EU-Observer .
Ein typischer Fall für die europäischen Blogger, die Nachrichtensperre zu durchbrechen, und zum Ärger der Hüter der Nachrichten, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Weitere Berichte zum Thema finden sich mittlerweile im Politblog und bei Meneteqel.
PI schließt sich der Berichterstattung an, denn wir treten auch für die freie Meinungsäußerung und das Recht der Bürger, darüber informiert zu werden, ein, wenn, wie in diesem Falle linke Gruppierungen, die vermutlich eher zu unseren politischen Gegnern zu rechnen sind, von staatlicher Zensur und medialem Totschweigen betroffen sind.
(Spürnase: Freewheelin)
gw, 01. Nov 2007 | Druckversion | Kommentar schreiben
Kategorie: Medien, EU
Quelle: Politically Incorrect
Es ging ja neulich schon um Vorratsdatenspeicherung und Manipulation bei Wikipedia, aber sowas stellt noch immer alles in den Schatten. 200.000 Leute sind in Lissabon auf die Strassen gegangen, um gegen die EU-Verfassung zu demonstrieren. Diese "Verfassung" wurde dort, wo das Volk abstimmen durfte, klar abgelehnt und so gekippt - jetzt soll dieselbe Schmiererei als Vertrag komplett am Volkswillen vorbei verabschiedet werden.
Die Europäische Union ist weder ein gewähltes Parlament, noch besitzt sie eine demokratische Legitimation für die Entscheidungen, die dort getroffen werden. Trotzdem werden dort heute schon mehr Gesetze beschlossen als in jeder Länderregierung - die dann nur noch abgenickt werden dürfen. Und sieht man sich an, worüber so in der EU gesprochen wird, dann weiß man auch, woher diese Selbstzensur kommt:
'Die Redefreiheit ist zentral für Europas Werte und Traditionen. Jedoch, ihre Aufrechterhaltung hängt von dem verantwortlichen Benehmen von Einzelpersonen ab. Weiterhin glauben wir nicht, dass die Medien von außen gelenkt werden sollen sondern vielmehr, dass Sie selbst Wege finden, um sich selbst zu zensieren. Was die Selbstzensur anbelangt, möchte ich Sie auch bitten das Bedürfnis der Überwachung innerhalb Ihrer eigenen professionellen Reihen zu bedenken.'
(Benita Ferrero Waldner, EU-Kommissarin für Außenrelationen und die Europäische Nachbarschaftspolitik an ausgewählte Medienvertreter aus allen euromediterranischen Staaten am 22.05.2006)
Benita Ferrero-Waldner - Intercultural dialogue: the media’s role Speech/06/321[scroll down on that page]
'Wir wollen einen Kern von Journalisten und Gestaltern der öffentlichen Meinung erküren, um welche man eine dauerhafte Ordnung mit Austausch von Auskünften und Veröffentlichungen mit Ausgangspunkt in der Nord-Süd-Verständigung entwickeln kann'
Quelle: Euromed & The Media September 2005
Das heißt, die Meinung darf frei geäußert werden, so lange sie hundertprozentig linientreu ist und so lange sich an eine von oben befohlene Sprachregelung gehalten wird. Hallo, DDR. Stell dir vor, zweihunderttausend gehen auf die Strassen und keiner redet drüber.
Wenn jemand wissen will, warum ich sowas hier poste - ich will nicht, dass eine solche Zensur Erfolg hat. Ich will, dass möglichst viele Leute von der Demonstration erfahren. Ich will meinen Teil tun, damit die Meinungsfreiheit erhalten bleibt. Deshalb wird das auch nicht nur hier gepostet. Auf dass es beim nächsten mal noch viel mehr sind, die auf die Strasse gehen.
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