Anglizismen - Verfall der deutschen Sprache

    • Anglizismen - Verfall der deutschen Sprache

      Okay, da das ja in dem Halloweenthread irgendwann nicht mehr um "Halloween" ging, sondern um Anglizismen/ Verfall der Deutschen Kultur, etc. pp., entschloss ich mich einen Sonderthread aufzumachen.
      Zunächst eines vorneweg:

      Ich studiere Germanistik, das bedeutet, ich setze mich momentan wirklich sehr genau mit der Deutschen Sprache auseinander, habe auch einige sprachgeschichtlichen und linguistischen Vorlesungen besucht. Und einige Anglizismen sind wirklich sehr dämlich (Showmaster, Handy, etc. gerade die Pseudoanglizismen...) Aber läuten wir damit wirklich den Verfall der deutschen Sprache ein? Ich muss sagen, ich war lange Zeit der selben Meinung.
      Jetzt aber die große Überraschung: Die deutsche Sprache war zu allen Zeiten ausländischen Einflüssen unterworfen (bei Interesse kann ich das auch weiter aufdröseln, weil man sich dessen gar nicht so bewusst ist), zuallererst natürlich das Lateinische, später auch in starkem Maße das Französische und andere europäische Sprachen. Was also heute mit den Anglizismen passiert, ist kein neues Phänomen sondern so alt, wie die deutsche Sprache selbst.
      Beispielsweise wird kaum jemand wissen, dass "Nase" aus dem Lateinischen stammt und die deutsche Entsprechung "Löschhorn" ist, das Wort ist lediglisch ein sogenanntes Lehnwort, das heißt, es hat die 2. Lautverschiebung mitgemacht und klingt jetzt deutscher, selbiges gilt noch für eine ganze Reihe deutscher Wörter (Fenster, zehn, etc. auch hier könnte ich weiter ausführen.)
      Um es kurz zu machen: was heute passiert ist genauso wie früher, eigentlich nur natürlicher Sprachwandel. Schon althochdeutsche Wörter starben zugungsten damaliger Fremdwörter aus.

      Um aus der Einleitung der "Historischen Sprachwissenschaft des Deutschen" zu zitieren, ein neu erschienenes Buch einiger meiner Linguistikdozenten (wen es interessiert: Verfasser sind Damaris Nübling, Antje Dammel, Janet Duke/ Renata Szepaniak)

      Alle natürlichen Sprachen befinden sich in ständigem Wandel. Diese Tatsache gehört zu den Universalien der Sprache. Die meisten Leute assoziieren jedoch mit Sprachwandel merkwürdige Dinge: Erstens halten sie Sprachwandel durchweg für etwas verwerfliches, für Sprachverfall, für den Niedergang der deutschen (Sprach-)Kultur u.ä.. Zweitens setzen sie ihn in der Regel mit lexikalischem Wandel (Anmerkung: Lexikon ist das Wortinventar) gleich, und zwar meistens mit der Entlehnung von Anglizismen, die (s.o.) ausschließlich negativ bewertet wird. [...] Leider werden solche unberechtigten wie unwissenschaftlichen Bewertungen durch eine schlechte Populärliteratur zu fast allen Themen der Sprache genährt - eine umso bedauerliche Tatsache, als das Interesse vieler Menschen an sprachlichen, gerade auch sprachgeschichtlichen Themen groß ist.


      Ich muss sagen, ein wenig zum Nachdenken angeregt hat es mich schon. Sprache ist schließlich nichts weiter als ein Gebrauchsgegenstand zum Übermitteln von Informationen, um die linguistische Definition zu gebrauchen und wir sind es, die die Sprache gestalten, wir die sie sprechen und in dem Sinn keine äußerlichen Einflüsse.
      Naja, ich wollte das einfach mal als kleines Nachdenkerli in den Raum werfen, zerreißt euch nicht gleich und zerreißt auch mich nicht gleich. :)
    • ich finde das alles sehr interessant.
      den ganzen hype (sprachverfall!!! XD) um die anglizismen habe ich nie ganz verstanden, da ich unsere sprache im großen und ganzen auch nur als mittel zur verständigung sehe.
      was außerdem sind dann die lateinischen fremdwörter - die zu hauf die deutsche sprache bevölkern - in den augen der fremdwort-gegner? :rolleyes:

      zum thema schriftstellerei muss ich aber sagen, dass gewisse anglizismen hier nichts zu suchen haben. aus dem einfachen grund, da die eher neueren von ihnen bei vielen deutsch-sprachigen menschen noch nicht bekannt sind. eine 70 jährige frau, die nicht englisch spricht, wird sich unter "hype" nur schwer etwas vorstellen können. für junge menschen ist das wieder ganz anders: bei einer solchen zielgruppe - wieso nicht?
      abgesehen davon ist es sehr unpässlich, in einem im mittelalter angesiedelten roman oder was auch immer, englische wörter lesen zu müssen. das gilt jetzt mal generell für medien aller art, bei denen dies relevant ist.
      natürlich auch videospiele, wo sie sehr oft passen, mindestens so häufig aber auch unpässlich auffallen.

      link: Yo, ich tingle dann mal rüber zum aldi und besorg mir dieses freakige triforce!

      hat er nie gesagt - gott behüte dass er es je tun würde- aber ihr seht, wie störend das ist/wäre. :ugly:

      als ich zelda noch nicht kannt, fand ich auch das "master-schwert" etwas seltsam. ein ziemlich futuristischer name für ein sagenumwobenes artefakt, dass die rettung einer mittelalterlichen zivilisation einleuten soll.
      hier begeben wir uns allerdings in die welt der japanisch-eglischen anglizismen, die sowieso ein kapitel für sich sind. (könnte ich noch etwas ausführen, wenn ihr wollt)
      mittlerweile habe ich mich auch an das master-schwert gewohnt, obwohl es besser in ein zukunftsszenario gepasst hätte. lieber wäre mir dennoch ein klangvoller, immer richtiger, fantasy name.

      im allgemeinen kann man sagen: in der sprache ist es egal, im schriftlichen passt es nicht immer.
      das ist eben natürlicher wandel - völlig richtig. damals war's latein, dann französisch und heute englisch.
      keine große sache.

      PS.: ich finde es ja irgendwie lustig zu beobachten, wie ausländische wörter gnadenlos aus ihrem natürlichen kontext gerissen werden und für etwas gänzlich anderes verwendet werden:
      "to tingle" bedeutet nämlich eigentlich "klingen oder prickeln" - nicht so im deutschen. hier bedeutet es soviel wie "daddeln oder gehen". :ugly:
      mir eigentlich egal. verständigen kann man sich damit alle mal. :D
      Geistreiche Zitate einer geistreichen Zeit #39


      Lem: ihr iq war 75
      mechanicbird: omg
      mechanicbird: woher weißt du das überhaupt? xD
      Lem: hat sie mal erzählt
      mechanicbird: sowas erzählt man doch nicht öffentlich...
      Lem: tja nur wenn man dumm ist
      mechanicbird: xD
      Lem: LMAO
      mechanicbird: HAHAHAHA
      mechanicbird: oh mann, shit xDDDDD
    • RE: Anglizismen - Verfall der deutschen Sprache

      Original von CAMIR
      Jetzt aber die große Überraschung: Die deutsche Sprache war zu allen Zeiten ausländischen Einflüssen unterworfen (bei Interesse kann ich das auch weiter aufdröseln, weil man sich dessen gar nicht so bewusst ist), zuallererst natürlich das Lateinische, später auch in starkem Maße das Französische und andere europäische Sprachen. Was also heute mit den Anglizismen passiert, ist kein neues Phänomen sondern so alt, wie die deutsche Sprache selbst.


      Definitiv nicht! Denn es handelt sich bei den zur Zeit gebräuchlichen Anglizismen, anders als bei z.B Jiddischen Ausdrücken oder eben Französischen/Lateinischen Ausdrücken nicht um etwas das auf natürlich sprachbildende Weise, sprich durch Migration oder Sprachursprung bedingt wurde. Die uns heute gebräuclich scheinenden Anglizismen sind aber vom TV bewusst kolportierte, in die deutsche Sprache eingeschleuste Worte- künstlich vorangetriebene Sprachverkeilung also, dir sowohl in Geschwindigkeit alsauch Funktionsmechanismen erheblich vom Einfluss altphilologischer Elemente unterscheidet (um Latein noch einmal aufzugreifen).

      Ein Beispiel dafür ist z.B das jiddische/hebräische Wort "Tacheles", das einige hundert Jahre benötigte sich im deutschen zu etablieren, während "downloaden", ein Wort umwerfender Scheußlichkiet und Absurdität, medeinbedingt nach fünf Jahren Habitus war.

      Darum: Es IST ein Unterschied ob der zukünftige Sprachwandel vom Türkischen (Fände ich wünschenswert und bereichernd im Sinne neuer Fremd/Lehnworte!) oder der amerikanischen Fernsehrealität (Fände ich schade und Ver-einheitsbreiend) beeinflusst werden wird. Außer natürlich, wir erleben bald eine Amerikanische Migrationswelle, aber darüber würde früher oder später ohnehin ein neuer Fred benötigt. ;)
      when in doubt, do it.

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    • Ich finde es sowieso lächerlich, wenn einige Politiker behaupten, wir müssten unbedingt die Anglizimen aus der deutschen Sprache verbannen. Sie gehören inzwische viel zu sehr zu unserem alltäglichen Gebrauch, als dass sich das von heut auf morgen verändern ließe.
      Überhaupt ist doch alles an Deutschland irgendwo aus anderen Ländern übernommen. Unsere Sprache ist aus dem Lateinischen, unsere Zahlen sind aus dem Arabischen, unser gesamter Geenpool kommt aus Afrika, etwas wirklich deutsches gibt es eigentlich also gar nicht. Also sollen die betreffenden doch einfach aufhören, über den Erhalt der deutschen Sprache zu philosophieren und sich mal zur Abwechslung mit wirklich wichtigen Dingen beschäftigen.
      Die Menschen die viel über die Albae lesen, nennen sie Todesschatten. Die Menschen die ihnen begegnet sind haben dazu keine Gelegenheit mehr.

      Ich grüße Herr des Triforce, Kimahri, Ishtar,Rooro, ShadowLink85, N@vi und xRESxSongoku.
      Die Albae stehen hinter euch.
    • Ich sehe das anders. Dass sich heutzutage Worte schneller in einer Sprache einbetten, hat nichts mit kollektiver Mediengehirnwäsche zu tun. Eine solche Aussage lässt jegliche Bewertung der Umstände vermissen, sondern schließt eine Analogie zu früheren Zeiten, die nicht angebracht ist.

      Heute sind die Kommunikationswege sehr viel kürzer, die Entwicklung schreitet sehr viel schneler voran, es tzun sich neue, unbekannte Möglichkeiten und Gebiete auf, und die Welt hat sich geöffnet. So ist zu erklären, dass in sehr ländlich geprägten Regionen ein Dialekt deutlich länger Bestand hat als in solchen, die stärker vom austausch mit anderen Ländern, Kulturen und Sprachen stehen. Um es auf einen Punkt zu bringen: Die Welt ist ein Dorf geworden, und wer etwas Neues findet, gibt die (sprachliche) Richtung vor.
    • Original von The Madman 13h
      Ich sehe das anders. Dass sich heutzutage Worte schneller in einer Sprache einbetten, hat nichts mit kollektiver Mediengehirnwäsche zu tun. Eine solche Aussage lässt jegliche Bewertung der Umstände vermissen, sondern schließt eine Analogie zu früheren Zeiten, die nicht angebracht ist. Heute sind die Kommunikationswege sehr viel kürzer, die Entwicklung schreitet sehr viel schneler voran, es tzun sich neue, unbekannte Möglichkeiten und Gebiete auf, und die Welt hat sich geöffnet. So ist zu erklären, dass in sehr ländlich geprägten Regionen ein Dialekt deutlich länger Bestand hat als in solchen, die stärker vom austausch mit anderen Ländern, Kulturen und Sprachen stehen. Um es auf einen Punkt zu bringen: Die Welt ist ein Dorf geworden, und wer etwas Neues findet, gibt die (sprachliche) Richtung vor.


      Wir sind erstaunlicherweise mal wieder einer Meinung ;)
    • Man verwendet doch ganz alltäglich Worte, die nicht aus dem deutschen kommen...Alkohol z.B. ist arabisch, Kino ist auch Griechisch. Es fliessen ständig neue Eindrücke ein. Ich find die Entwicklung interessant.

      Sprache ist nie stehen geblieben. Zur Zeit von Preußen verwendete man auch schon neue und reformierte ausdrücke als damals im Mittelalter. Und heute sieht es eben wieder anders aus. In 50 Jahren gilt unsere Gerede heute wahrscheinlich auch als altbacken.
      Danke Leute!

      Für drei wirklich großartige Spiele!!

      Nächstes Mal sich wieder, Portugal. ;)
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    • Original von The Madman 13h
      Ich sehe das anders. Dass sich heutzutage Worte schneller in einer Sprache einbetten, hat nichts mit kollektiver Mediengehirnwäsche zu tun. Eine solche Aussage lässt jegliche Bewertung der Umstände vermissen, sondern schließt eine Analogie zu früheren Zeiten, die nicht angebracht ist.

      Heute sind die Kommunikationswege sehr viel kürzer, die Entwicklung schreitet sehr viel schneler voran, es tzun sich neue, unbekannte Möglichkeiten und Gebiete auf, und die Welt hat sich geöffnet. So ist zu erklären, dass in sehr ländlich geprägten Regionen ein Dialekt deutlich länger Bestand hat als in solchen, die stärker vom austausch mit anderen Ländern, Kulturen und Sprachen stehen. Um es auf einen Punkt zu bringen: Die Welt ist ein Dorf geworden, und wer etwas Neues findet, gibt die (sprachliche) Richtung vor.


      Ich weiß nicht auf wessen Beitrag sich der deinige bezieht, aber in meinem habe ich exakt drei mal geschrieben, dass ich zwischen Amerikanischen und migrantischen Einflüssen unterscheide. Gehe ich recht in der Annahme, dass amerikanisch/englischsprachige Einwanderer eine verschwindend geringe Minderheit in Deutschland ausmachen? Was also haben allgmein gebräuchliche Angliszimen mit dem Austausch verschiedener Kulturen gemein?

      Und dass die neue Vernetzung nicht zuletzt auf Internet, TV und co. basiert, halte ich für durchaus vertretbar, meinst du nicht?
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    • RE: Anglizismen - Verfall der deutschen Sprache

      Original von Titania

      Definitiv nicht!


      Leider doch. Glaub mir, ich war auch erst dieser Meinung...

      Denn es handelt sich bei den zur Zeit gebräuchlichen Anglizismen, anders als bei z.B Jiddischen Ausdrücken oder eben Französischen/Lateinischen Ausdrücken nicht um etwas das auf natürlich sprachbildende Weise, sprich durch Migration oder Sprachursprung bedingt wurde.


      Das mit Latein sehe ich ja noch halbwegs ein, aber analogisieren wir noch einmal. Das römische Imperium war damals das, was heute die USA sind: eine Weltmacht, sie übten damals denselben Einfluss auf die damals bekannte Welt aus, wie es heute der angloamerikanische Raum (anglophone cultures) tut.
      Ich kann mir nicht vorstellen, was gerade Latein mit Migration zu tun. Es sei denn du nennst Erobern Migration. Und auch das Französische... Abgesehen von ein paar Grenzkriegen blieben der "Deutsche" und der "Französische" Sprachraum weitgehend für sich.
      Es gibt aber auch noch Beispiele aus anderen Sprachen, z.B. italienisch.

      Die uns heute gebräuclich scheinenden Anglizismen sind aber vom TV bewusst kolportierte, in die deutsche Sprache eingeschleuste Worte- künstlich vorangetriebene Sprachverkeilung also, dir sowohl in Geschwindigkeit alsauch Funktionsmechanismen erheblich vom Einfluss altphilologischer Elemente unterscheidet (um Latein noch einmal aufzugreifen).


      Hierzu unterschreibe ich einfach Madmans Post...

      Ein Beispiel dafür ist z.B das jiddische/hebräische Wort "Tacheles", das einige hundert Jahre benötigte sich im deutschen zu etablieren, während "downloaden", ein Wort umwerfender Scheußlichkiet und Absurdität, medeinbedingt nach fünf Jahren Habitus war.


      Hierzu trifft auch die genannte "Die Welt ist ein Dorf" Begründung zu. Aber gerade was das Wort downloaden angeht, gibt es, wie für viele anderen englischen Vokabeln wieder eine Erklärung, die aber ebenso Jahrhunderte alt ist. In der Regel war es nämlich so dass man gerade das Vokabular aus einer Sprache übernahm (Fremdwörter und Lehnwörter), für die es in der eigenen keine Entsprechung gibt.
      So stammt das Vokabular des Handels - und Bankwesens aus dem italienischen, weil die Italiener einmal eine Vormachtstellung besaßen.
      So besitzen die USA eine Vormacht auf dem Markt der Telekommunikation. Kein Wunder, dass wir Wörter wie "Computer", "Download" und "Internet" haben.

      Darum: Es IST ein Unterschied ob der zukünftige Sprachwandel vom Türkischen (Fände ich wünschenswert und bereichernd im Sinne neuer Fremd/Lehnworte!) oder der amerikanischen Fernsehrealität (Fände ich schade und Ver-einheitsbreiend) beeinflusst werden wird. Außer natürlich, wir erleben bald eine Amerikanische Migrationswelle, aber darüber würde früher oder später ohnehin ein neuer Fred benötigt. ;)


      Nö :tongue:... Es wird aber sowohl das eine als auch das andere passieren. Die Türken leben unter uns, aber das amerikanische steht uns einfach kulturell näher? Traurig? Ist aber so...
      Btw: Nicht alle neuen Vokabeln kommen als Fremdwörter in eine Sprache. Es gibt auch noch Lehnbedeutungen, wie "Wolkenkratzer" vs. "skyscraper" uvm.

      @ Der Cheffe und Madman: Genau ^^

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von CAMIR ()

    • Es scheint ein Problem der Perspektive zu sein. Ihr seht also tatsächlich keinen Unterschied zwischen Jahrhundertelanger mündlicher Weitergabe ("Migration" bezog sich übrigens auf das jiddische Wort), bzw. Lektüre (Greichische Worte wurden ja beispielsweise hauptsächlich mit philosophischen Originalschriften ins Deutsche übertragen) und dem Wort "Meeting".

      "Die Welt ist ein Dorf". Aha. Wodurch ist sie ein Dorf? Doch nicht etwa durch schnellere Kommunikationsmedien...?

      Eines würde mich interessieren: Findet ihr den Coca-Cola Weihnachtsmann mediengeneriert, oder würdet ihr ihn durchaus im Zuge des normalen Kulturaustausch mit dem Legen eines Grabsteines, einer jüdischen Tradition (Verzeihung, aber ich liebe diese Kultur einfach zu sehr um sie nicht dauernd zu zitieren. ;) ), gleichsetzen?

      Jaja, ich weiß schon was ihr sagen wollt. Man muss auch die Bedingungen einer modernen, vernetzten Gesellschaft sehen, ich bin auch wahrscheinlich wie immer zu fanatisch und unbedingt in meinem Denken.
      Ich meine das alles auunter keinen Umständen wertend, oder fasse Anglizismen als schlecht auf (es sei denn es ist das Wort "download" ;)). Wenn das unsere Sprachidentität erschüttern sollte, hatten wir möglicherweise nie eine.
      when in doubt, do it.

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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Titania ()

    • Dein Problem ist einfach, dass du nicht den heutigen Maßstab anlegst, sondern einen kulturhistorischen. Die Welt ist ein Dorf, und gemeint ist damit, dass ich vom Bildschirm aus mit Leuten aus aller Welt reden kann, ich bestelle Artikel aus Japan mit einem Klick, oder ich setze mich in den flieger und steige sechs Stunden später auf einem anderen Kontinent wieder aus. Da nimmt es nicht wunder, dass sich Sprache sehr viel schneller vermischt. Und eines, was heute da ist, gab es früher nicht: Aufgrund der Globalisierung gibt es das Bedürfnis, möglichst ungehindert Geschäfte abzuwickeln, wozu Kommunikation notwendig ist.Es setzt sich also zum einen eine leichte Sprache eher durch als eine komplexere. Dazu kommt, dass manche Kulturen leichter andere Sprachbestandteile aufnehmen, z.B. wir Deutschsprachigen. Dies ist möglich aufgrund der verwandten Sprachwurzeln zum Englischen.
    • Original von Titania
      Es scheint ein Problem der Perspektive zu sein. Ihr seht also tatsächlich keinen Unterschied zwischen Jahrhundertelanger mündlicher Weitergabe ("Migration" bezog sich übrigens auf das jiddische Wort), bzw. Lektüre (Greichische Worte wurden ja beispielsweise hauptsächlich mit philosophischen Originalschriften ins Deutsche übertragen) und dem Wort "Meeting".


      Genau. Kein Unterschied. Zumindest kein großer. Es ist richtig, dass dies alles früher viel länger dauerte, aber mit dem Zeitalter der Industrialisierung ging eben nicht nur der technische Fortschritt schneller. Mit der Erfindung des Telegraphen konnte man plötzlich zwischen den Kontinenten kommunizieren mit einer rasenden Geschwindigkeit, für etwas was früher Monate, wenn nicht Jahre gedauert hat. So breiteten sich auch Wörter schneller aus. Im Mittelalter wussten ja abgelegene Dörfer kaum etwas über die hiesige Politik und heute kriegt man alles serviert. Das geht eben heute schneller, aber der Prozess ist derselbe.

      "Die Welt ist ein Dorf". Aha. Wodurch ist sie ein Dorf? Doch nicht etwa durch schnellere Kommunikationsmedien...?


      Doch. Du kannst heute binnen von Sekunden erfahren, was gerade in Australien, Japan, Amerika passiert. Dadurch rückt die Welt schon ein bisschen zusammen. Desweiteren ist man inzwischen mit dem Flugzeug in anderthalb Stunden in Rom, was mit dem Auto immerhin noch 14 Stunden, zu Fuß/ Pferd/ Kutsche aber immerhin noch Monate gedauert hat. Wir kennen inzwischen die komplette Weltkarte. Alles ist viel näher... Hängt auch mit der Globalisierung zusammen. Aber das ist ein anderes Thema.

      Eines würde mich interessieren: Findet ihr den Coca-Cola Weihnachtsmann mediengeneriert, oder würdet ihr ihn durchaus im Zuge des normalen Kulturaustausch mit dem Legen eines Grabsteines, einer jüdischen Tradition (Verzeihung, aber ich liebe diese Kultur einfach zu sehr um sie nicht dauernd zu zitieren. ;) ), gleichsetzen?


      Ich kann den Weihnachtsmann, sei er von Coca-Cola oder sonstwem grundsätzlich nicht mit einer Grabsteinlegung vergleichen, tut mir leid. Das eine ist ein Brauch, das andere eine Fantasiegestalt.
      Wenn solltest du vielleicht eher nach dem Brauch sich zu Weihnachten etwas schenken fragen, aber woher der kommt weiß ich nicht. Desweiteren geht es hier um Sprachwandel/ Spracheinflüsse, nicht um weitere Kultureinflüsse. Ich verstehe dein Beispiel gerade nicht, aber evtl. bin ich nur zu blöd :)

      Jaja, ich weiß schon was ihr sagen wollt. Man muss auch die Bedingungen einer modernen, vernetzten Gesellschaft sehen, ich bin auch wahrscheinlich wie immer zu fanatisch und unbedingt in meinem Denken.
      Ich meine das alles auunter keinen Umständen wertend, oder fasse Anglizismen als schlecht auf (es sei denn es ist das Wort "download" ;)). Wenn das unsere Sprachidentität erschüttern sollte, hatten wir möglicherweise nie eine.


      Ich glaube das ist es, soweit, ja. :) Über deine Denkweise kann ich persönlich nur wenig sagen.
      Aber grundsätzlich finde ich deine Posts okay, es soll ja immerhin was zu diskutieren geben.
      Ich will dich oder sonstwen auch nicht überzeugen sondern diese Behauptungen einfach in den Raum stellen. :)
    • Original von The Madman 13h
      Dein Problem ist einfach, dass du nicht den heutigen Maßstab anlegst, sondern einen kulturhistorischen. Die Welt ist ein Dorf, und gemeint ist damit, dass ich vom Bildschirm aus mit Leuten aus aller Welt reden kann, ich bestelle Artikel aus Japan mit einem Klick, oder ich setze mich in den flieger und steige sechs Stunden später auf einem anderen Kontinent wieder aus. Da nimmt es nicht wunder, dass sich Sprache sehr viel schneller vermischt. Und eines, was heute da ist, gab es früher nicht: Aufgrund der Globalisierung gibt es das Bedürfnis, möglichst ungehindert Geschäfte abzuwickeln, wozu Kommunikation notwendig ist.Es setzt sich also zum einen eine leichte Sprache eher durch als eine komplexere. Dazu kommt, dass manche Kulturen leichter andere Sprachbestandteile aufnehmen, z.B. wir Deutschsprachigen. Dies ist möglich aufgrund der verwandten Sprachwurzeln zum Englischen.


      Da stimme ich natürlich voll und ganz zu! Das meinte ich ja auch mit der Verbreitung über moderne Kommunikationsmittel- und das Fernsehen kann man davon eben heute kaum mehr abgrenzen.

      @CAMIR:

      Doch. Du kannst heute binnen von Sekunden erfahren, was gerade in Australien, Japan, Amerika passiert. Dadurch rückt die Welt schon ein bisschen zusammen. Desweiteren ist man inzwischen mit dem Flugzeug in anderthalb Stunden in Rom, was mit dem Auto immerhin noch 14 Stunden, zu Fuß/ Pferd/ Kutsche aber immerhin noch Monate gedauert hat. Wir kennen inzwischen die komplette Weltkarte. Alles ist viel näher... Hängt auch mit der Globalisierung zusammen. Aber das ist ein anderes Thema.


      Gut, anscheinend war meine Ironie nicht vollkommen ersichtlich. Schon klar, ich hatte das ja auch schon vier(?) Posts weiter oben gescbrieben.

      Ich kann den Weihnachtsmann, sei er von Coca-Cola oder sonstwem grundsätzlich nicht mit einer Grabsteinlegung vergleichen, tut mir leid. Das eine ist ein Brauch, das andere eine Fantasiegestalt.


      Ich würde, da doch einige Millionen Menschen ihn zu zelebrieren zu scheinen, den Glauben an den Weihnachtsmann durchaus als Brauch bezeichnen. Nur kommt hier eben heraus, was ich zeigen wollte: Bräuche (in Zuge einer "natürlichen" Kulturvermischung) die ausschließlich von Werbung/TV geprägt sind, werden als Fremdkörper wahrgenommen- das Wort "cool" nicht. Brauchen Kulturtraditionen also länger, bis man sie als eingegliedert betzeichnen darf?

      Und danke CAMIR, für deine grundsätzliche Diskussionskultur plus Endvermerk. Wollen ja hoffentlich beide nicht mit erhobenem Zeigefinger zurechtweisen. :)
      when in doubt, do it.

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    • Zitat von netty
      Ein Eintopf aus allem war deutsch wie englisch, französisch, italienisch usw. Die Ursuppe ist nunmal lateinisch.

      Mit Verlaub, aber die "Ursuppe" des Deutschen ist nicht Lateinisch, sondern Germanisch (Germanisch = die unterschiedlichen germanischen Sprachen/Dialekte).

      Das Verlangen, unsere Sprache unbedingt zu durchwässern, ist weder mit historischen Vergleichen noch mit dem Vermerk, aufgrund der heutigen vernetzten Welt sei eine solche Vermischung normal, zu erklären.
      Die historische Vermischung der Sprachen funktioniert deshalb nicht, weil es in der Vergangenheit immer ein paar Wörter gab, die ihren Weg in unsere Sprache fanden. Heute sind es aber Massen an Wörtern.
      Die Sache mit der Vernetzung funktioniert nicht, weil andere Völker sich sehr gut davor wehren können, ihre Sprache zu verhuren, z. B. die Franzosen.

      Und der Vermerk, wir Deutschen hätten aufgrund der Tatsache, daß das Englische aus dem germanisch-sächsischen Dialekt entsprungen ist wie das Deutsche, die "Fähigkeit", schneller Fremdes aufzunehmen, taugt nicht wirklich.
      Nur weil irgendwann die Sachsen und die Angeln auf die Insel ausgewandert sind und daher die englische Sprache und die deutsche recht verwandt sind, heißt das noch lange nicht, daß wir deshalb Computer, Screen und downloaden sagen müssen.

      Die Franzosen haben in ihrer Verfassung einen Artikel, der besagt, daß die französische Sprache vor solchen fremden Einflüssen geschützt werden muß. Ich finde, wir brauchen einen solchen Artikel auch.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Hyrule ()

    • Original von Titania
      @CAMIR:
      Gut, anscheinend war meine Ironie nicht vollkommen ersichtlich. Schon klar, ich hatte das ja auch schon vier(?) Posts weiter oben gescbrieben.


      Ich hatte das als ernstzunehmende Frage verstande. ^^



      Ich würde, da doch einige Millionen Menschen ihn zu zelebrieren zu scheinen, den Glauben an den Weihnachtsmann durchaus als Brauch bezeichnen. Nur kommt hier eben heraus, was ich zeigen wollte: Bräuche (in Zuge einer "natürlichen" Kulturvermischung) die ausschließlich von Werbung/TV geprägt sind, werden als Fremdkörper wahrgenommen- das Wort "cool" nicht. Brauchen Kulturtraditionen also länger, bis man sie als eingegliedert betzeichnen darf?


      Naja, ich würde jetzt nicht sagen, dass man "den Weihnachtsmann" zelebriert, sondern Weihnachten. Obwohl ich bis heute nicht verstehe, was dieser Rotbemützte Knacker vom Nordpol mit Christi Geburt zu tun hat, aber vielleicht bin ich ja nur dämlich.
      Natürlich brauchen Kulturtraditionen länger, um sie einzugliedern. Wie lange weiß ich aber nicht, ich studiere ja Germanistik und nicht Kulturanthropologie. :tongue: Darüber kann ich also recht wenig sagen. Mir ging es grundsätzlich einfach um den Sprachwandel, der hat mit fremden Bräuchen zunächst mal recht wenig zu tun. (Es sei denn man bezeichnet sowas wie Computerkultur als Brauch...)

      Und danke CAMIR, für deine grundsätzliche Diskussionskultur plus Endvermerk. Wollen ja hoffentlich beide nicht mit erhobenem Zeigefinger zurechtweisen. :)


      Ich hoffe das war jetzt ehrlich gemeint, ich meine es nämlich auch ehrlich. Und mit dem erhobenen Zeigefinger komme ich i.d.R. auch nicht, nur mit meinen Argumenten. Nya, aber ich bin wirklich froh um die entstandene Diskussion - sonst würde es ja keinen Spaß machen oder? :D
    • Umgekehrt gehts eigentlich genauso - viele deutsche Wörter werden auch im Englischen benutzt, absolut 1:1 - zum Beispiel "Poltergeist", "Blitzkrieg", "Angst" oder "Schadenfreude", darüber regt sich auch keiner auf. ;) Dass unsereins hier Anglizismen benutzt ist wie bereits gesagt nur logischer Schluss aus Kulturvermischung und Medien.

      Übertreiben kann man es natürlich, wenn jemand sagt "Ich move mich jetzt auf den Dancefloor und zeige meinen Body" (konstruiertes Beispiel, ich weiß, kein normaler Mensch sagt das. :ugly: ), dann krieg ich auch Erstickungsanfälle, aber die deutsche Sprache jetzt zu isolieren, wäre imho genauso übertrieben.
      Da sagt man halt mal "downloaden", daran stirbt auch keiner. ;)


      (Ja, der Anglist hat gesprochen. Steinigt mich! oo/)


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Ulyaoth, dann stellen wir bitte die Germanismen im Englischen den Anglizismen im Deutschen gegenüber und vergleichen hübsch.

      Dann nehmen wir noch die Pseudogermanismen im Englischen und die Pseudoanglizismen im Deutschen und stellen diese gegenüber.

      Was wird uns auffallen? Richtig, die Unverhältnismäßigkeit auf einer Seite. Dreimal darfst Du raten, welche Seite das sein wird.

      (Des weiteren stammen die Germanismen im Englischen daher, weil 60 Millionen US-Amerikaner deutschen Ursprungs sind und deshalb auch das eine oder andere Wort im Englischen der USA seinen Platz fand. Ich kann mich aber nicht erinnern, daß eine - prozentual gesehen - gleiche Menge an US-Amerikanern in der BRD lebt.)
    • Nun, man muss aber sagen, dass es mit dem Zeug zu tun hat, das wir hier nutzen und das aus den USA kommt - wie zum Beispiel jenes weltweite Netz, das du gerade in diesem Moment auch benutzt. ;) Damit einher geht natürlich, dass man die dort gängigen Begriffe gleich mit übernimmt. Außerdem ist Englisch die Weltsprache, und nicht Deutsch, da ist es kein Wunder, wenn einige weltweit gebrauchte Begriffe eben Englisch sind...

      (Ja, solche Dinge wie "Handy" find ich auch doof, weil dieses Wort nichts mit dem Englischen zu tun hat, aber das ist halt allgemeiner Sprachgebrauch, dagegen kann man nix tun)


      (Ja, man kann draufklicken)