Ja, ich habe nichts besseres zu tun.
Der erste, der mich jetzt aus "Chaos" anspricht, bekommt eins auf den Deckel. xD Die Story liegt hier und ist nicht vergessen, ich fühle mich lediglich nicht chaotisch genug, um da weiterzumachen.
"Doch am Himmel stehn die Sterne" soll eine (etwas längere) Kurzgeschichte werden, aber wie lang sie sein wird, weiß ich noch nicht.
Das Konzept steht seit ein paar Monaten und ich schreibe immer mal alle Jubeljahre weiter. Ihr könnt einen Teaser haben, wenn ihr wollt. x3
Doch am Himmel stehn die Sterne
Francis’ Abendkleid war geliehen, und das sah man. Um die Hüfte war es ihr etwas zu weit und am Saum war es sogar schon ein wenig ausgefranst. Aber es erfüllte seinen Zweck, und Fancis sah aus, als wäre sie unterwegs, um Miss Universum 2006 zu werden.
Es war auch nur gut, dass sie so umwerfend aussah, denn so lenkte sie von ihrer Nervosität ab. Ihre Hände waren schon ganz schweißig um den Henkel ihrer kleinen Handtasche, und sie sah sich um, als erwartete sie, dass sie gleich jemand ansprechen und von Bord werfen würde, ihren Roman direkt hinterher.
Francis O’Hara war Amateurautorin, gerade erst fünfundzwanzig geworden und arbeitete eigentlich als Verkäuferin in einer kleinen Boutique in der 42nd Street. In ihrer Freizeit schrieb sie, weil es ihr Spaß machte, und es war wahrscheinlich purer Zufall, dass direkt der erste Verlag ihren Thriller Doch am Himmel stehn die Sterne mit offenen Armen empfangen hatte.
Das Buch schlug ein wie eine Bombe. Überall stand es im Eingang der Buchhandlungen auf Papppodesten, jeder redete davon, es war auf allen Bestsellerlisten. Francis konnte sich kaum erklären, wie es so weit gekommen war und es fiel ihr noch immer schwer, zu glauben, dass all dies Wahrheit war.
Und dann hatte irgendwann diese Einladung zum offiziellen Autorenkongress in ihrem Briefkasten gelegen.
Francis hatte ihre kleine Tochter Sarah, die sie allein erzog, bei ihrer Mutter abgeliefert, hatte sich das schönste Kleid aus dem Verleih mitgenommen und sich von ihrer besten Freundin eine Goldkette geliehen, die jetzt um ihren schmalen, langen, nigerianischen Hals lag und funkelte, als wisse sie, wie viel dieser Ausflug Fancis bedeutete.
Überall standen schöne und intelligent aussehende Menschen herum und tranken Sekt, leise Klaviermusik wurde live auf einer Bühne gespielt. Francis hatte zwar mal ein Studium begonnen, es aber nie abgeschlossen, und kam sich unglaublich dumm vor, weil alle Menschen hier aussahen, als kämen sie aus der höchsten Gesellschaftsschicht. Ihr Vokabular, das sie in ihren Romanen benutzte, war auch nichts weiter als normales New Yorker Gesabbel, aber offenbar war gerade das ziemlich gut angekommen. Unglaublich lebendig!, hatte es in Kritiken der Times geheißen. Der Times! Ihr Roman war in der Times empfohlen worden, großer Gott.
Francis sah hinab auf den kleinen Zettel, auf den ihre Sitzplatznummer gedruckt war. Sie würde an Tisch sieben, Platz dreiundvierzig sitzen. Ihre Mutter war dreiundvierzig, und Fancis musste lächeln, weil ihr so ein banaler Gedanke gekommen war. Es machte ihr Mut.
Sie atmete einmal tief durch, straffte die Schultern und schritt langsam voran. Schnell hätte sie in den weißen Highheels, die sie trug, sowieso nicht gehen können.
An ihrem Tisch saßen schon zwei Herrschaften und unterhielten sich angeregt. Sie sahen auf, als Francis hinter ihrem Platz stehen blieb und sich an ihre Handtasche klammerte, als würde sie sonst umfallen. „Guten Abend, die Herren“, sagte sie gepresst und versuchte sich an einem charmanten und weltoffenen Lächeln. Mehr als ein nervöses Zucken um die Mundwinkel gelang ihr nicht.
Einer der beiden Männer, der rein optisch einem Modekatalog entsprungen sein könnte, so gestriegelt und makellos wie er aussah, erhob sich strahlend. „Sie sind doch Francis O’Hara!“, sagte er und schüttelte ihr enthusiastisch die Hand. „Ich hatte gehört, dass Sie kommen würden, da konnte ich nicht mehr absagen. Ich habe Ihren Roman mit großem Interesse gelesen, ein wundervolles Stück Trivialliteratur, wirklich hervorragend!“
„Vielen Dank“, sagte Francis verlegen. „Und Sie sind...?“
Der Mann lächelte auch ein Lächeln wie aus dem Modekatalog. Dann verführte er eine leichte Verbeugung und hauchte ihr einen Handkuss auf die Fingerknöchel. „Jerôme Drouet, Mademoiselle“, sagte er. In seinen Augen funkelte es wie bei jemandem, bei dem man nie wusste, was er als nächstes anstellen würde. Er schien der perfekte Unterhalter zu sein.
„Lassen Sie sich nicht von unserem französischen Belami einspannen, Miss“, wandte sich der andere Mann an Francis, als er aufstand. Er sprach mit fürchterlichem deutschen Akzent, im Gegensatz zu Jerôme, der Englisch sprach wie seine Muttersprache. „Sie wären nicht der erste, der auf ihn hereinfällt.“
Francis lachte höflich und nahm die Hand an, die er ihr über den Tisch reichte. „Andreas Schriebiger“, sagte er. „Sie haben wahrscheinlich noch nicht von mir gehört; ich unterrichte Kreatives Schreiben an der Berliner Universität.“
„Sehr erfreut“, sagte Francis und setzte sich dankend, als Jerôme ihr den Stuhl etwas vorzog. „Es freut mich wirklich sehr, die Bekanntschaft zu machen“, sagte sie manierlich.
„Ach, lassen Sie die Förmlichkeiten“, sagte Jerôme und winkte ab. „Nur, weil wir alle Anzugträger sind und herumlaufen, als wären wir die Reichen und Schönen, heißt das nicht, als müssten wir uns auch alle so benehmen. Um genau zu sein, André hier wohnt in einer Zweizimmerwohnung und ich lasse mich noch immer bei Maman bekochen.“
„Glauben Sie ihm kein Wort“, lachte Andreas. „Jerôme hat eine Villa an der Côte d’Azur und isst jeden Tag Kaviar.“
„Ja. Aber“, fügte Jerôme hinzu und grinste Francis an, „den Kaviar macht meine Maman.“
Francis lächelte etwas schief, merkte aber, dass sie sich langsam entspannte. Jerôme und Andreas verfingen sich in einer kleinen Streiterei, aus der man heraushören konnte, dass sie sich offenbar schon seit klein auf kannten und beste Freunde waren. Doch im Gegensatz zu Andreas, der schon eine ziemlich hohe Stirn und ein paar Falten um Augen und Mund hatte, wirkte Jerôme eher wie Barbies Ken, jung, sympathisch und dann dieses Lächeln. Er hätte Zahnprothesenwerbung machen können.
Während Francis offenbar interessiert die Speisekarte studierte, glitt ihr Blick immer wieder über den Rand hinweg zu Jerôme. Er hatte längeres und rabenschwarzes Haar, das recht streng nach hinten gekämmt war, nur eine kleine Strähne hing ihm in die Stirn, das aber offenbar ungewollt, denn er strich sich in regelmäßigen Abständen über den Kopf und kontrollierte, ob alles noch so lag wie vorher.
Francis sah schnell wieder weg, als sie sah, dass Andreas bemerkt hatte, dass sie Jerôme die ganze Zeit verstohlen gemustert hatte, und biss sich leicht im Schutz der Speisekarte auf die Lippen. Sie las selber eigentlich gar nicht mal so viel, und irgendwie waren für sie alle Autoren ältere, kaum als gutaussehend zu beschreibende Männer über fünfzig. Autorinnen gab es in Francis’ Weltbild eigentlich gar nicht, deswegen war sie auch überrascht gewesen, als ihr Buch angenommen worden war. Dass auch Figuren wie Pippi Langstrumpf und Harry Potter aus weiblicher Feder kamen, war ihr nie wirklich bewusst gewesen. Und zugegebenermaßen hatte sie sich auch nie darum gekümmert, ihr Weltbild zu ändern...
Wird fortgesetzt.
Kritik, positive wie negative, Anmerkungen. Fragen und Wünsche wie immer gern willkommen.
Der erste, der mich jetzt aus "Chaos" anspricht, bekommt eins auf den Deckel. xD Die Story liegt hier und ist nicht vergessen, ich fühle mich lediglich nicht chaotisch genug, um da weiterzumachen.
"Doch am Himmel stehn die Sterne" soll eine (etwas längere) Kurzgeschichte werden, aber wie lang sie sein wird, weiß ich noch nicht.
Das Konzept steht seit ein paar Monaten und ich schreibe immer mal alle Jubeljahre weiter. Ihr könnt einen Teaser haben, wenn ihr wollt. x3
Doch am Himmel stehn die Sterne
Francis’ Abendkleid war geliehen, und das sah man. Um die Hüfte war es ihr etwas zu weit und am Saum war es sogar schon ein wenig ausgefranst. Aber es erfüllte seinen Zweck, und Fancis sah aus, als wäre sie unterwegs, um Miss Universum 2006 zu werden.
Es war auch nur gut, dass sie so umwerfend aussah, denn so lenkte sie von ihrer Nervosität ab. Ihre Hände waren schon ganz schweißig um den Henkel ihrer kleinen Handtasche, und sie sah sich um, als erwartete sie, dass sie gleich jemand ansprechen und von Bord werfen würde, ihren Roman direkt hinterher.
Francis O’Hara war Amateurautorin, gerade erst fünfundzwanzig geworden und arbeitete eigentlich als Verkäuferin in einer kleinen Boutique in der 42nd Street. In ihrer Freizeit schrieb sie, weil es ihr Spaß machte, und es war wahrscheinlich purer Zufall, dass direkt der erste Verlag ihren Thriller Doch am Himmel stehn die Sterne mit offenen Armen empfangen hatte.
Das Buch schlug ein wie eine Bombe. Überall stand es im Eingang der Buchhandlungen auf Papppodesten, jeder redete davon, es war auf allen Bestsellerlisten. Francis konnte sich kaum erklären, wie es so weit gekommen war und es fiel ihr noch immer schwer, zu glauben, dass all dies Wahrheit war.
Und dann hatte irgendwann diese Einladung zum offiziellen Autorenkongress in ihrem Briefkasten gelegen.
Francis hatte ihre kleine Tochter Sarah, die sie allein erzog, bei ihrer Mutter abgeliefert, hatte sich das schönste Kleid aus dem Verleih mitgenommen und sich von ihrer besten Freundin eine Goldkette geliehen, die jetzt um ihren schmalen, langen, nigerianischen Hals lag und funkelte, als wisse sie, wie viel dieser Ausflug Fancis bedeutete.
Überall standen schöne und intelligent aussehende Menschen herum und tranken Sekt, leise Klaviermusik wurde live auf einer Bühne gespielt. Francis hatte zwar mal ein Studium begonnen, es aber nie abgeschlossen, und kam sich unglaublich dumm vor, weil alle Menschen hier aussahen, als kämen sie aus der höchsten Gesellschaftsschicht. Ihr Vokabular, das sie in ihren Romanen benutzte, war auch nichts weiter als normales New Yorker Gesabbel, aber offenbar war gerade das ziemlich gut angekommen. Unglaublich lebendig!, hatte es in Kritiken der Times geheißen. Der Times! Ihr Roman war in der Times empfohlen worden, großer Gott.
Francis sah hinab auf den kleinen Zettel, auf den ihre Sitzplatznummer gedruckt war. Sie würde an Tisch sieben, Platz dreiundvierzig sitzen. Ihre Mutter war dreiundvierzig, und Fancis musste lächeln, weil ihr so ein banaler Gedanke gekommen war. Es machte ihr Mut.
Sie atmete einmal tief durch, straffte die Schultern und schritt langsam voran. Schnell hätte sie in den weißen Highheels, die sie trug, sowieso nicht gehen können.
An ihrem Tisch saßen schon zwei Herrschaften und unterhielten sich angeregt. Sie sahen auf, als Francis hinter ihrem Platz stehen blieb und sich an ihre Handtasche klammerte, als würde sie sonst umfallen. „Guten Abend, die Herren“, sagte sie gepresst und versuchte sich an einem charmanten und weltoffenen Lächeln. Mehr als ein nervöses Zucken um die Mundwinkel gelang ihr nicht.
Einer der beiden Männer, der rein optisch einem Modekatalog entsprungen sein könnte, so gestriegelt und makellos wie er aussah, erhob sich strahlend. „Sie sind doch Francis O’Hara!“, sagte er und schüttelte ihr enthusiastisch die Hand. „Ich hatte gehört, dass Sie kommen würden, da konnte ich nicht mehr absagen. Ich habe Ihren Roman mit großem Interesse gelesen, ein wundervolles Stück Trivialliteratur, wirklich hervorragend!“
„Vielen Dank“, sagte Francis verlegen. „Und Sie sind...?“
Der Mann lächelte auch ein Lächeln wie aus dem Modekatalog. Dann verführte er eine leichte Verbeugung und hauchte ihr einen Handkuss auf die Fingerknöchel. „Jerôme Drouet, Mademoiselle“, sagte er. In seinen Augen funkelte es wie bei jemandem, bei dem man nie wusste, was er als nächstes anstellen würde. Er schien der perfekte Unterhalter zu sein.
„Lassen Sie sich nicht von unserem französischen Belami einspannen, Miss“, wandte sich der andere Mann an Francis, als er aufstand. Er sprach mit fürchterlichem deutschen Akzent, im Gegensatz zu Jerôme, der Englisch sprach wie seine Muttersprache. „Sie wären nicht der erste, der auf ihn hereinfällt.“
Francis lachte höflich und nahm die Hand an, die er ihr über den Tisch reichte. „Andreas Schriebiger“, sagte er. „Sie haben wahrscheinlich noch nicht von mir gehört; ich unterrichte Kreatives Schreiben an der Berliner Universität.“
„Sehr erfreut“, sagte Francis und setzte sich dankend, als Jerôme ihr den Stuhl etwas vorzog. „Es freut mich wirklich sehr, die Bekanntschaft zu machen“, sagte sie manierlich.
„Ach, lassen Sie die Förmlichkeiten“, sagte Jerôme und winkte ab. „Nur, weil wir alle Anzugträger sind und herumlaufen, als wären wir die Reichen und Schönen, heißt das nicht, als müssten wir uns auch alle so benehmen. Um genau zu sein, André hier wohnt in einer Zweizimmerwohnung und ich lasse mich noch immer bei Maman bekochen.“
„Glauben Sie ihm kein Wort“, lachte Andreas. „Jerôme hat eine Villa an der Côte d’Azur und isst jeden Tag Kaviar.“
„Ja. Aber“, fügte Jerôme hinzu und grinste Francis an, „den Kaviar macht meine Maman.“
Francis lächelte etwas schief, merkte aber, dass sie sich langsam entspannte. Jerôme und Andreas verfingen sich in einer kleinen Streiterei, aus der man heraushören konnte, dass sie sich offenbar schon seit klein auf kannten und beste Freunde waren. Doch im Gegensatz zu Andreas, der schon eine ziemlich hohe Stirn und ein paar Falten um Augen und Mund hatte, wirkte Jerôme eher wie Barbies Ken, jung, sympathisch und dann dieses Lächeln. Er hätte Zahnprothesenwerbung machen können.
Während Francis offenbar interessiert die Speisekarte studierte, glitt ihr Blick immer wieder über den Rand hinweg zu Jerôme. Er hatte längeres und rabenschwarzes Haar, das recht streng nach hinten gekämmt war, nur eine kleine Strähne hing ihm in die Stirn, das aber offenbar ungewollt, denn er strich sich in regelmäßigen Abständen über den Kopf und kontrollierte, ob alles noch so lag wie vorher.
Francis sah schnell wieder weg, als sie sah, dass Andreas bemerkt hatte, dass sie Jerôme die ganze Zeit verstohlen gemustert hatte, und biss sich leicht im Schutz der Speisekarte auf die Lippen. Sie las selber eigentlich gar nicht mal so viel, und irgendwie waren für sie alle Autoren ältere, kaum als gutaussehend zu beschreibende Männer über fünfzig. Autorinnen gab es in Francis’ Weltbild eigentlich gar nicht, deswegen war sie auch überrascht gewesen, als ihr Buch angenommen worden war. Dass auch Figuren wie Pippi Langstrumpf und Harry Potter aus weiblicher Feder kamen, war ihr nie wirklich bewusst gewesen. Und zugegebenermaßen hatte sie sich auch nie darum gekümmert, ihr Weltbild zu ändern...
Wird fortgesetzt.
Kritik, positive wie negative, Anmerkungen. Fragen und Wünsche wie immer gern willkommen.

⁂ Næhmachinery
Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
The world in a cyclone, pouring out.
No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
The world in a cyclone, pouring out.
No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.