Ich versuchs auch mal

    • Ich versuchs auch mal

      Nachdem ich darauf hingewiesen wurde, dass meine Kapitel wohl etwas zu lang wären und ich schließlich selbst zu dieser Einsicht gekommen bin, hab ich ne radikale kürzung vorgenommen. Hier das Ergebnis

      Kapitel 1!

      Vom Meer her wehte ein böiger Wind, der, ohne auf ein Hindernis zu stoßen, auf das Land traf, die Wellen so hoch warf, dass sie den halben Strand verschluckten und den Regen, der ohne Unterlass vom Himmel fiel, gegen die Fenster und Hauswände presste.
      „Wenn es wenigstens schneien würde, wie es sich für einen ordentlichen Winter gehört,“ dachte Andras, der am Fenster des großen Saals stand und aus dem Fenster hinaus auf die aufgewühlte See blickte. „Aber stattdessen regnet es in Strömen. Ich frage mich, was die Geister sich dabei gedacht haben.“
      Erneut traf eine Windböe das große Haus auf der Klippe, ließ die Fensterläden klappern, heulte im Kamin und brachte das Feuer fast zum Erlöschen. Andras schauerte und zog den Umhang fester um sich. Da spürte er, wie sich eine kleine, warme Hand in seine schob und als er den Kopf wandte, sah er direkt in die großen, fragenden Augen von Susann, seiner ältesten Tochter. „Wann bekommt Mammi denn jetzt endlich das Kind? Ich will nicht mehr warten, ich will endlich ins Bett gehen!“ quengelte sie, dann zog sie Andras am Arm und wies auf den Tisch: „Maja ist schon eingeschlafen. „
      Andras folgte Susanns Arm mit dem Blick und als er seine jüngste Tochter sah, musste er lächeln. Maja hatte bis vor kurzem noch mit ein paar Holzbausteinen gespielt. Jetzt lagen die Bausteine verstreut vor ihr, ihr Kopf lag auf dem Tisch, ihre Augen waren fest geschlossen und halb von ihrem dichten, blonden Haar verdeckt und in ihrer linken Faust hielt sie noch einen von den Holzbausteinen. Auf ihrem Gesicht lag ein kleines, seliges Lächeln und ihre Wangen waren vom Schlaf gerötet.
      Nachdem Andras einen langen Blick auf sie geworfen hatte, zog er seinen Umhang aus und ging zu Maja hin. „Wenn du so müde bist, kannst du natürlich ins Bett gehen,“ sagte er zu Susann, während er Maja vorsichtig in den Umhang hüllte. „Ich dachte nur, du würdest dich vielleicht freuen, wenn du so lange aufbleiben kannst, bis deine Mutter euer neues Brüderchen oder Schwesterchen auf die Welt gebracht hat.“
      „Wäre ich ja auch gern, aber das dauert ja so lange,“ meinte Susann und schob die Unterlippe vor. Sie überlegte einen kleinen Augenblick, dann drehte sie sich zum Fenster um, kletterte auf das Fensterbrett, drückte ihre Nase gegen die Scheibe und blickte hinaus. „Papa...“ fing sie an, doch sie wurde von einem völlig durchnässten Mann unterbrochen, der in den Saal gestürzt kam. „Andras!“ rief er. „Hier ist etwas, was du dir unbedingt ansehen solltest!“
      Andras ließ von seiner Tochter, der er bis dahin liebevoll über das Haar gestrichen hatte, ab und ging zu dem Mann hin. Es war Laak, einer der Bauern, die ein Stück abseits des Dorfes lebten und dort ihre Felder bewirtschaften. „Was gibt es denn?" wollte er wissen. „Dieser Sturm wird doch nicht irgendeinen Baum umgeworfen haben, der auf ein Haus gefallen...“
      „Nein, nein,“ unterbrach ihn Laak hastig und ergriff ihn am Arm. „Es ist etwas anderes, aber ich möchte, dass du kommst und dir selbst ein Bild machst.“
      Andras zögerte einen Moment, dann drehte er sich zu Susann um, die immer noch aus dem Fenster sah. „Susann, ich werde eben mit Laak mitgehen und mir ansehen, was passiert ist. Bleib du auf jeden Fall hier und pass mir ja auf Maja auf.“
      „Ja, ja,“ erwiderte Susann nur.
      Andras wartete kurz, ob sie noch etwas hinzufügen würde, aber sie tat es nicht und er folgte Laak eilig, der mit riesigen Schritten vorwärts strebte. Sie verließen den großen Saal und kamen in die noch größere Halle, von der es links zu Küche und zum Küchengarten ging und von der die beiden Treppen in das obere Stockwerk abzweigten.
      Mitten in der Halle stand eine tropfnasse Gestalt, die ein großes, unförmiges Bündel in den Armen hielt. Andras dachte flüchtig an ein verletztes Tier, aber dann verwarf er den Gedanken sofort. Mit einem Tier wären sie nicht zu ihm, sondern zu Tobis gegangen. Er merkte, wie er unwillkürlich den Schritt beschleunigte.
      Als sie näher kamen und das Licht der kleinen Fackel, die Laak in der Hand hielt, auf die Gestalten fiel, erkannte Andras, dass es sich um Laaks Sohn Jahran handelte und in seinen Armen trug er kein Bündel sondern einen Menschen, der eng in einen Umhang gewickelt wurde.
      Andras spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. „Du liebe Zeit, es wird doch keiner vom Blitz getroffen oder anderweitig verletzt worden sein!“ rief er erschrocken und bemerkte in diesem Moment, dass die Gestalt auf Jahrans Armen seltsam unförmig unter dem Umhang erschien.
      „Nein, mach dir keine Sorgen, alle im Dorf sind wohlauf,“ erklärte Laak und legte Andras beruhigend die Hand auf den Arm. Zusammen gingen sie zu Jahran hin und Laak schlug vorsichtig den Umhang zurück und Andras konnte sich einen, halb erstaunten, halb entsetzten Laut nicht verkneifen.
      In Jahrans Armen lag eine junge Frau, sie konnte erst neunzehn oder zwanzig Jahre alt sein. Ihr Gesicht war gerötet und glänzte vor Schweiß und Andras musste nur einen kurzen Blick auf sie werfen um zu erkennen, dass sie sehr hohes Fieber hatte. Was ihn aber so erschrocken hatte, war die Tatsache, dass ihr Gesicht, das völlig hohl und ausgemergelt aussah, von tiefen Wunden überzogen war. Getrocknetes Blut klebte auf ihren Wangen, ihrer Stirn und an ihrem Kinn. Sie rang verzweifelt nach Atem und ein kleines Rinnsal Blut lief aus ihrem Mundwinkel. Andras wandte den Blick von ihrem Gesicht ab und dabei überlief ihn ein Schauer: Die Frau war hochschwanger. Es konnte nur noch eine Frage von Stunden sein, bis sie ihr Kind zu Welt bringen würde.
      Er spürte, wie er wütend wurde und seine Stirn färbte sich dunkelrot. „Wer bei allen Geistern hat ihr das angetan?! Ich werde....“ Er biss sich auf die Lippen und versuchte sich zu beherrschen. Dann blickte er Laak an. „Wer ist sie? Und was ist mit ihr passiert?“
      Laak zuckte die Schultern. „Ich weiss es nicht. Sie muss wohl jemand von der Welt draußen sein und hat es irgendwie durch den Wald geschafft. Sie schleppte sich den Weg entlang und Jahran und ich sahen sie zufällig, weil wir das Dach des Pferdestalls reparierten. Als wir ihre Verletzungen sahen, brachten wir sie so schnell wie möglich zu euch, denn in diesem Zustand wird sie nur Soe heilen können.“
      „Unglücklicherweise ist Soe grade damit beschäftigt, unser Kind auf die Welt zu bringen,“ erwiderte Andras, runzelte die Stirn und überlegte einen Moment, was nun zu tun sei. „Hier kann sie auf jeden Fall nicht bleiben,“ erklärte er schließlich. „Lasst uns sie in den Saal bringen, dort ist es wenigstens einigermaßen warm. Ich werde voran gehen und werde mich um meine Kinder kümmern.“
      Er lief zurück in den Saal und fand Susann schlafend neben ihrer Schwester. Er schüttelte sie beide vorsichtig und rief ihre Namen. Nach einiger Zeit bewegten sie sich schlaftrunken und gähnten. Doch Susann, der schlagartig wieder einfiel, warum sie denn heute Abend so lange aufblieben durfte, war mit einem Schlag hellwach, setzte sich auf und sah Andras aufgeregt an. „Hat Mammi endlich ihr Kind bekommen?“ wollte sie wissen.
      Andras, der die immer noch völlig schläfrige Maja von der Bank zog und auf ihre Füße stellte, schüttelte den Kopf. „Nein, nein, ich habe nur grade beschlossen, dass es besser ist, wenn ihr zwei doch schon einmal ins Bett geht. Komm, komm.“ Er stubste Susann in den Rücken. „Beeilt euch, bevor ihr wieder einschlaft. So, nimm Maja an die Hand und geht in euer Zimmer!“
      Susann ergriff Maja, der bereits wieder die Augen zufielen, gehorsam an der Hand doch bevor sie beide zur Tür gingen, warf sie Andras einem vorwurfsvollen Blick zu, der ihm klarmachen sollte, dass sie ihm kein Wort glaubte und er sich später noch auf eine Menge Fragen einstellen konnte.
      Andras drängte sie zur Tür und wartete, bis sie die Treppe hinauf und auf dem Flur verschwunden waren, dann winkte er Jahran und Laak zu, die in einer dunklen Nische standen.

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    • Dein erstes Kapitel läst sich sehr gut lese!
      Ausedem ist es gut geschildert so das man sich in die Personen gut hineinversezten kann!
      Man musste zwar erstmal ne weile lesen um zu verstehen um was es geht aber ansonsten reife leistung!
      Ich würde aber schon gern noch erfahren in welcher Zeit und wo es Spielt!
      Gibst es auch nächste Kapitel die du hir reinstellst?
      Es gibt keine wahrheit! Es gibt nur Standpunkte die als Wahrheit vertreten werden!
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      Ohne Skifahren wäre das Leben ein Irrtum!
    • erst mal vielen dank, du bist die erste, die hier einen kommentar reinschreibt. und was die zeit angeht, in der das ganze spielt, ich würd sagen es entsprich dem mittelalter. ich hab auch schon einige kapitel mehr geschrieben, aber ich wollte den leuten erst mal zeit lassen, das erste zu lesen und dazu was zu sagen. aber das zweite stell ich hier auf jeden fall noch rein.
      ach ja und wo es spielt: ich erschaff mir gerne meine eigene welt und genau das hab ich hier auch getan, das Land, in dem das bis jetzt spielt heißt Juin, aber es kommen im Laufe der Geschichte noch andere hinzu

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    • Kapitel 2!

      Im Saal legten sie die Frau vorsichtig auf den Tisch, befreiten sie von dem nassen Umhang und zogen ihr die Schuhe aus. Als die Frau die Wärme spürte, öffnete sie die Augen und blickte mit einem sumpfen, glasigen Blick an die Decke. Dann krümmten sie sich plötzlich und stieß einen Schrei aus.
      „Bei den Geistern, sie bekommt das Kind,“ rief Jahran und Andras überlegte blitzschnell. „Bleibt ihr hier bei ihr!“ ordnete er an und dann lief er eiligst aus dem Saal die Treppe hinauf und klopfte an die Tür, hinter der Soe, seine Frau, schon seit heute Morgen in den Wehen lag. Er klopfte so heftig an die Tür, dass das Holz unter seiner Faust fast zersplittert wäre. Eilige Schritte näherten sich und Margen öffnete die Tür. „Was gibt es denn?“ wollte sie ungehalten wissen. „Du weißt ganz genau, dass du hier nicht hereinkannst. Soe wird...“
      „Darum geht es doch gar nicht!“ rief Andras. „Unten liegt eine Frau, die ebenfalls kurz vor der Geburt steht und ich brauche dringend Hilfe dabei!“
      Margen runzelte die Stirn und wollte etwas sagen, doch dann blickte sie in Andras gehetztes Gesicht und entschied sich dagegen. „Warte einen Moment!“ befahl sie, dann schloss sie die Tür und kam wenig später mit einem kleinen Korb in der Hand wieder heraus. Andras versuchte, ob er einen Blick auf seine Frau erhaschen konnte, aber Margen schloss die Tür schnell wieder hinter sich. Sie ging zur Treppe und Andras folgte ihr eilig.
      „Nun erzähl mir doch mal bitte, um welche Frau es sich da handelt,“ verlangte Margen, während sie die Treppe hinunter stiegen.
      Andras umriss kurz, was in der letzten Viertelstunde passiert war und am Ende fügte er hinzu: „Die ganzen Verletzungen...meinst du, sie hat noch genug Kraft, um das Kind zu bekommen?“
      „Wir werden es sehen,“ antwortete Margen, sprang die letzten beiden Stufen hinunter und rannte durch die Halle zur Tür. Als sie den Saal betrat, standen Jahran und Laak neben dem Tisch und Jahran hielt die Hand der jungen Frau, die sich immer wieder krümmte und laut aufschrie.
      Margen stellte den Korb auf die Bank und machte eine Handbewegung in Richtung Laak und Jahran. „Nun raus hier mit euch. Zack, zack!“
      Die drei Männer verließen den Saal. „Wenn du nichts dagegen hast, würden wir gerne noch hierbleiben, bis sie das Kind bekommen hat,“ erklärte Laak.
      Andras nickte. „Natürlich, das kann ich gut verstehen.“ Sie setzten sich nebeneinander auf die unterste Treppenstufe. Andras fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht und zuckte zusammen, als er plötzlich eine Stimme hörte. „Papa, was ist denn jetzt gewesen?“
      Sie drehten sich um und sahen Susann ein paar Stufen über ihnen stehen. Sie hatte ihr weißes Nachthemd an und unterm Arm hielt sie ihre Stoffpuppe. Sie musterte die drei Männer überrascht und in diesem Augenblick erklang aus dem Saal ein dumpfer Schrei. Sofort drehte sich ihr Kopf in Richtung Tür. „Stecht ihr da drinnen ein Schwein ab?“ fragte sie fachmännisch, schließlich hatte sie erst vor kurzem gesehen, wie das gemacht wurde.
      Andras konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Er zog seine Tochter auf den Schoß und erklärte ihr, was passiert war. Als er geendet hatte, schwieg Susann einen Moment und dachte nach. „Dann bekommen wir ja zwei Kinder,“ meinte sie schließlich, dann gähnte sie und stand auf. Ich gehe jetzt wieder ins Bett,“ erklärte sie und stieg die Stufen hinauf.
      Andras sah ihr verblüfft nach. Er hatte sich auf eine Flut von Fragen eingestellt, die nun nicht gekommen war. Ein deutliches Zeichen, dass Susann wirklich sehr müde war. Aber er wusste ganz genau, dass die Fragen morgen sofort nach dem Aufwachen kommen würden. Er hörte, wie eine Tür im oberen Stockwerk geöffnet und danach wieder geschlossen wurde und dann wurde es still, man hörte nur noch die Atemzüge der drei. Die Nacht war nun gekommen und in die Halle war es dunkel geworden, man konnte nur noch die Umrisse der Dinge erkennen. Doch keiner von ihnen dachte daran, eine Kerze anzuzünden. In der Dunkelheit war ihr Gehör besonders ausgeprägt und sie lauschten abwechselnd nach oben und nach links, zur Saaltür.
      Diese wurde schließlich geöffnet und Licht fiel in die Halle. Wie auf Kommando sprangen sie alle drei gleichzeitig auf. Ein heller, markerschüttender, alles durchdringender Schrei ertönte, Margen erschien im Licht der Tür und in ihrem Arm hielt sie ein kleines, schreiendes Bündel.
      Andras war als erster bei ihr. „Sie hat es also geschafft,“ rief er erleichtert und blickte auf das kleine, schreiende Kind in Margens Armen. Es war noch voller Blut.
      Margen nickte, aber sie sah alles anderes als glücklich aus. „Ja, sie hat es geschafft, nur leider hat sie es nicht überlebt. Sie ist kurz nach der Geburt gestorben.“
      „Das...das ist ja furchtbar,“ murmelte Laak, der sich neben Andras gestellt hatte. „Was tun wir denn jetzt? Das arme Kind, nun hat es keine Mutter mehr.“
      Margen hielt Andras einen kleinen Gegenstand hin. Es war eine silberne Kette. „Hier. Die hat sie mir gegeben, bevor sie starb. Ich bin sicher, sie sollte für ihr Kind sein.“
      Andras nahm die Kette und steckte sie in seine Tasche. „Andras?“ ertönte plötzlich eine Stimme von oben und Andras spürte, wie sein Herz einen raschen Hüpfer machte. Augenblicklich war er die Treppe hinaufgelaufen und stand Ami gegenüber. „Ist es da?“ rief er und mit einem Schlag waren all seine Gedanken an das andere Kind und die tote Frau ausgelöscht. „Ist es endlich da?“
      Ami lächelte und nickte. „Ja, er ist endlich da. Ich gratuliere dir zu einem gesunden, wunderhübschen Sohn.“
      Andras konnte sein Glück kaum fassen. Endlich ein Sohn, endlich. Er liebte zwar seine zwei Töchter über alles, aber ein Sohn konnte später, wenn er alt war, den Thron übernehmen. „Kann ich zu ihr, kann ihn sie sehen?“ wollte er wissen und als Ami nickte, hüpfte er ins Zimmer, wie ein übermütiger, kleiner Junge und er spürte, wie ihm die Freudentränen über die Wange liefen.
      Soe blickte ihm schon entgegen. Sie strahlte über das ganze Gesicht und an ihrer Brust lag, in ein dickes Wolltuch eingewickelt, ihr neugeborenes Kind. Um sie herum werkelten die Frauen, die Soe bei der Geburt geholfen hatten und als sie Andras sahen, beglückwünschten sie ihn alle, aber das hörte er gar nicht. Für ihn gab es nur Soe und sein Kind. Er kniete neben ihrem Bett nieder, ergriff ihre Hand und küsste sie. „Mein Schatz, meine Geliebte, meine Königin,“ murmelte er so leise, das nur Soe es hören konnte. „Wie kann ich dir für dieses wunderbare Geschenk, dass du mir gemacht hast, nur jemals danken?“
      Sie streichelte seine Wange. „Deine Liebe ist mir Dank genug,“ erwiderte sie. Aber nun komm, willst du nicht deinen Sohn sehen?“ Sie hielt Andras das Kind hin und er nahm es vorsichtig. Mit leuchtenden Augen blickte er auf das kleine Wesen in seinen Armen. Eine ganze Zeit stand er da und sah und hörte nichts.
      „Andras?“ rief Soe ihn schließlich lächelnd beim Namen und holte ihn damit wieder in die Wirklichkeit zurück. „So wunderbar unser kleiner Sohn auch ist, wir müssen ihm einen Namen geben, sonst werden wir später Probleme damit bekommen, mit ihm zu schimpfen, wenn er etwas angestellt hat.
      Andras riss sich von dem Anblick seines Kindes los, setzte sich vorsichtig auf den Rand des Bettes und während er im rechten Arm seinen Sohn hielt, ergriff er mit der linken Hand Soes Hand und streichelte sie zärtlich. „Du darfst diesmal einen Namen aussuchen,“ erklärte er. „Bei Susann habe ich entschieden, bei Maja waren wir uns beide einig, nun und jetzt bist du an der Reihe.“
      „Gut, dann nennen wir ihn Collin,“ erklärte Soe. „Ich weiß nicht, woher ich diesen Namen habe, aber ich fand ihn wunderschön und da passt er doch großartig zu unserem Söhnchen.“
      „Collin,“ wiederholte Andras und blickte zärtlich auf das Kind. „Ja, Collin ist wirklich ein wunderbarer Name und er passt ganz fabelhaft zu unserem kleinen Schatz,“ sagte er lächelnd, dann beugte er sich zu Soe hinüber, sie schlang die Arme um seinen Hals und sie küssten sich eine Weile innig.

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    • Ich habe mir dein Kapitel runtergeladen, weil ich jetzt leider keine Zeit hab es zuu lesen und Kritik zu schreiben!
      Kritik volgt später!
      Nimms nicht persöhnlich(ups ich glaub das war etwas seltsam ausgedrückt Soory)
      Es gibt keine wahrheit! Es gibt nur Standpunkte die als Wahrheit vertreten werden!
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    • So jetzt hab ich Zeit!
      Hab gerade dein 2. Kapitel gelesen! :D
      Viele meiner Fragen wurden beontwortet und es hat gut an das erste Kapitel angeschlossen(nicht zu sprunghaft)
      Soviel ich das verstanden hab ist Andras der König von Juin und sie Leben in einem Land das von der ausenwelt unentdeckt bleiben soll!
      oder?
      Freu mich auf das nächste Kapitel!
      Ist bloss schade das ich hir so die einzige bin dies liest!
      Ist nämlich ne schöne Geschichte!
      Es gibt keine wahrheit! Es gibt nur Standpunkte die als Wahrheit vertreten werden!
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      Ohne Skifahren wäre das Leben ein Irrtum!
    • hallöchen erst mal, hab mich jetzt länger nicht gemeldet, weil ich zu tun hatte. du hast recht, ist wirklich schade, dass das niemand liest, aber es war eben n versuch von mir und der ist gescheitert. da dir mein geschreibsel aber anscheinend gefällt, schlag ich dir vor, doch einfach auf meine Homepage zu gehen. dort findest du auch schon alle neun bisher geschriebenen kapitel
    • Original von Fenni
      hallöchen erst mal, hab mich jetzt länger nicht gemeldet, weil ich zu tun hatte. du hast recht, ist wirklich schade, dass das niemand liest, aber es war eben n versuch von mir und der ist gescheitert. da dir mein geschreibsel aber anscheinend gefällt, schlag ich dir vor, doch einfach auf meine Homepage zu gehen. dort findest du auch schon alle neun bisher geschriebenen kapitel


      Nicht das du jetzt denkst das wir hier alle keinen Gefallen an selbstgeschriebenen Geschichten und der gleichen haben, die meisten hier sind recht lesefaul. Der Text ist, wie du sicherlich schon selber weißt, recht lang und desto länger er ist desto weniger sprechen ihn die meisten Menschen vorher an - sie kennen zwar noch nicht den Inhalt, jedoch ist es vom optischen her für die meisten recht abschreckend. Wenn bei jemanden aber erst einmal das Interesse geweckt wurde dann ist man sicherlich auch dazu bereit weiter zu lesen.
      Jedenfalls werde ich mir mal morgen Zeit nehmen das ganze durchzulesen und dann mal schreiben was ich davon halte :).

      <M.>
    • ja du hast recht, ziemlich lang ist er wirklich, ich habe ihn schon extra gekürzt. vielleicht sollte ich in zukunft versuchen, die einzelnen kapitel etwas kürzer zu fassen. fällt mir zwar net leicht, da ich eben ne vorliebe für lange kapitel habe, aber ich werde mich bemühen. :D
      würd mich echt freuen, wenn du dir das geschreibsel antust. ich hoff, es gefällt dir. und wie gesagt, ich arbeite an der länge
    • Kapitel 3!

      Ein lautes Klopfen an der Tür brachte sie schließlich auseinander, sie hoben den Kopf und blickten beide gleichzeitig zur Tür. Dort stand Jahren, der, vor lauter Verlegenheit, dass er in diesem Augenblick stören musste, ganz rot im Gesicht war. „Es tut mir leid, dass ich euch stören muss, aber Andras, du musst überlegen, was nun mit dem Kind passieren soll. Vater kümmert sich um die Frau, er meinte, da die Leute in der Welt außerhalb ihre Toten in der Erde begraben würden, würde er das auch tun. Er meinte, nach allem, was sie durchgemacht hat, wäre es nur Recht, wenn man ihr eine letzte Ehre erweist.“
      Soe sah Andras erstaunt an. „Von welchem Kind redet er?“ wollte sie wissen, Andras ergriff ihre Hand und umschloss sie mit seinen beiden. Er erzählte ihr kurz, was passiert war und er sah das Mitleid in Soes Gesicht. „Mach dir keine Gedanken um das Kind,“ erklärte sie sowohl an Andras wie auch an Jahran gewandt. „Ich werde mich um es kümmern. Ich habe genug für beide und Collin wird es schon nicht allzu schlimm finden, wenn er mich mit jemanden teilen muss.“
      Andras runzelte die Stirn. „Meinst du denn nicht, dass du dir mit zuviel zumutest. Ich meine, denk doch an Susann und Maja. Die beiden brauchen dich auch, zwar nicht so viel wie Collin, aber es ist trotzdem noch einiges.“
      Soe lachte. „Wirklich? Ja, vielleicht im Winter, wenn sie nicht draußen herumlaufen können und hier im Haus sitzen müssen. Aber sobald das Wetter draußen wieder schön ist, sind sie doch nur noch zum Schlafen hier. Nein, nein, ich werde das schon schaffen. Und außerdem habe ich ja einen wunderbaren Mann, der mir dabei helfen wird.“ Sie lächelten sich an und sahen sich eine ganze Weile schweigend in die Augen.
      „Du bist ein wunderbarer Mensch und ich liebe dich über alles,“ sagte Andras schließlich und küsste Soe auf die Stirn. „Und natürlich werde ich dich nach Kräften unterstützen. Warte, ich werde das Kind holen, damit du auch sehen kannst, um was du dich in Zukunft noch kümmern wirst.“ Er legte Collin vorsichtig zurück in Soes Arme. stand auf und ging zusammen mit Jahran die Treppe hinunter und zurück in den großen Saal. Laak und die Tote waren nicht mehr da, nur noch Margen, die ganz dicht am Feuer saß und das Kind in ihren Armen wiegte. Als sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde, stand sie auf und ging auf die beiden Männer zu. „Nun, habt ihr beschlossen, was mit dem Kind passieren wird?“ wollte sie wissen und Andras nickte. „Ja, wir werden uns darum kümmern, Soe hat es selbst vorgeschlagen.“
      Jetzt, wo Margens Sorgen von ihr abfielen, sah sie plötzlich unglaublich müde und erschöpft aus. Doch trotzdem lächelte sie. „Das ist wunderbar. Spreche Soe meinen tiefsten Dank aus. Ich hatte großes Mitleid mit dieser armen Frau, während der Geburt dachte ich, sie stirbt mir unter den Händen. Doch ihr Willen war noch so stark, dass sie ihr Kind zur Welt brachte. Sie war bestimmt ein wunderbarer Mensch, ich werde bei den Geistern für sie beten.“ Sie legte Andras das schlafende Kind in den Arm, dann griff sie nach ihrem Korb und hakte sich bei Jahran ein. „Du hast doch sicher nichts dagegen, eine arme, alte und völlig erschöpfte Frau zu ihrem Haus zu begleiten.“
      Jahran lachte. „Ach, zu zur Not würde ich dich sogar tragen. Und so alt bist du noch gar nicht.“ Die verließen den Saal und Andras hörte, wie die beiden in der Halle weiter scherzten. Dann fiel die große Eingangstür in Schloss und es wurde still.
      Andras stand eine ganze Weile da und wiegte das Kind in seinen Armen und dachte einen Moment über seinen überraschenden Familienzuwachs nach. Schließlich löschte er das Feuer im Kamin und verließ im Dunkeln mit dem Kind im Arm den Saal, stieg die Treppe hoch und trat zu Soe ins Schlafzimmer. „Da ist dein zweites Kind,“ sagte er und legte es Soe vorsichtig in den Arm. Sie betrachtete es einen Moment und dann meinte sie: „Nun, es wird sicher keine große Familienähnlichkeit haben, es sieht jetzt schon anders aus als Collin und auch anders als Susann und Maja bei ihrer Geburt ausgesehen haben. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob wir ihm von Anfang an sagen, dass wir nicht seine richtigen Eltern sind, oder ob wir es zuerst als unser Kind aufziehen und es ihm später sagen oder sagen wir es ihm gar nicht?“
      Andras, der sich für die Nacht umzog, erwiderte gähnend: „Müssen wir da unbedingt jetzt drüber reden? Ich bin totmüde.“ Er kroch unter die Bettdecke und streckte sich mit einem zufriedenen Seufzer aus.
      „Nun, es ist sehr wichtig, dass wir uns darüber einig sein, wie wir das Kind großziehen, damit es nicht der eine so hält und der andere. Aber du hast Recht, ich bin auch völlig erschöpft. Lass uns darüber morgen nachdenken.“ Sie stand auf und legte das Kind neben Collin in die große Wiege. Dann löschte sie das Licht und legte sich neben Andras. Er zog sie in seine Arme und vergrub den Kopf an ihrem Hals.
      Soe schloss die Augen, doch dann fiel ihr noch etwas an und sie öffnete sie wieder. „Ist das Kind nun eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?“
      „Ich weiß es nicht,“ murmelte Andras. „Ich hab ganz vergessen, danach zu fragen. Ich habe auch ganz vergessen, den Geistern für mein gesundes Kind zu danken. Ich hoffe, sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich es morgen tue. Und ob es ein Junge oder ein Mädchen ist werden wir ja morgen herausfinden. Gute Nacht.“
    • Kapitel 4!

      Am nächsten Morgen fanden sie dann heraus, dass sie auf einen Schlag zwei Jungen bekommen hatten. Sie beschlossen gemeinsam, dass sie das Kind, das sie Janosch nannten, zuerst als ihren eigenen Sohn großziehen und ihm später, wenn er älter war, erzählen würden, was am Tage seiner Geburt passiert war. Während sich Soe um die beiden Kindern kümmerte, ging Andras hinaus und dankte den Geistern für seine zwei gesunden Kindern. Danach machte er sich auf den Weg zum Großen Wald, um die auch die Feen von ihnen in Kenntnis zu setzen. Er wusste, dass es wichtig war, dass die Feen auch Bescheid wussten. Sie neigten dazu, nicht sehr freundlich mit Menschen umzugehen, die nicht zu den Juin gehörten und sich in ihren Wald wagten. Normalerweise verschwanden diese Menschen und tauchten niemals mehr auf. Aber Laak meinte doch gestern, er sei sich sicher, dass die verletzte junge Frau aus der Welt außerhalb gekommen wäre. Und als Andras an ihre dichten, schwarzen Haare und die schwarzen Augen, die er zwar nur kurz gesehen, an die er sich aber deutlich erinnern konnte, dachte, war er sich dessen auch sicher. Die Menschen aus Juin waren alle blond und blauäugig, da gab es keine Ausnahmen. Diese Frau musste von außerhalb gekommen sein. Warum also hatten die Feen sie passieren lassen? Nun, er würde er gleich erfahren. Er tauchte unter das dichte Dach des Waldes, blieb eine Weile einfach stehen, schloss die Augen, horchte auf die Geräusche und atmete die vielen Gerüche ein. Das Gefühl von Ehrfurcht, das ihn immer ergriff, wenn er in diesen Wald kam, nahm wieder von ihm Besitz. Er öffnete die Augen wieder und ging mit langsamen Schritten zwischen den Bäumen hindurch in Richtung der Lichtung, auf der sie immer ihre Feste zusammen mit den Feen feierten. Dort setzte er sich auf einen umgestürzten Baumstamm, stützte den Kopf in die Hände und stellte sich darauf ein, lange zu warten.
      „Na, Andras?“ ertönte nach einiger Zeit schließlich eine helle, wohlklingende Stimme und als Andras den Kopf hob, stand vor ihm eine Fee. Es war ein junger Mann. Andras erkannte ihn sofort wieder, es war Tian, er hatte sich auf dem letzten Winterfest mit ihm unterhalten. Und daran, dass er ihn beim Namen nannte, stellte Andras fest, dass er sich ebenfalls an ihn erinnern konnte. Das war etwas, worüber er sich wirklich freuen konnte, denn die Feen scherten sich normalerweise nicht viel um Namen, für sie sahen alle Menschen gleich aus und hießen auch gleich.
      Andras sprang von seinem Sitz auf und begrüßte die Fee auf ihre Art: Er beschrieb mit der rechten Hand einen Halbkreis vor seiner Brust. „Ich grüße dich.“
      Tian erwiderte den Gruß. „Warum bist du gekommen?“ wollte er wissen, ohne sich noch weiter mit irgendwelchen Floskeln aufzuhalten. „Ich hoffe, es ist nicht schon wieder irgendeine Krankheit bei euch ausgebrochen. Ihr Menschen werdet immer so schnell krank." Er lachte, es klang wie das Rauschen des Windes in den Bäumen.
      „Nein, es ist keiner krank geworden,“ beeilte sich Andras zu sagen. „Ich wollte euch nur Bescheid sagen, dass Soe gestern das Kind bekommen hat, es ist ein Junge und wir haben ihn Collin genannt. Nun ja und dann kam gestern Abend eine junge Frau zu uns, sie war schwer verletzt und schwanger. Wir haben sie aufgenommen und ihr geholfen, das Kind auf die Welt zu bringen. Sie ist...leider gestorben, aber wir haben beschlossen, uns um das Kind zu kümmern. Es ist auch ein Junge, wir haben ihn Janosch genannt.“
      Tian runzelte die Stirn. „Ihr habt einem Menschen von außerhalb geholfen?“
      „Ihr habt ihn durch den Wald gehen lassen,“ erwiderte Andras nur.
      Tian rieb sich für einen Moment das Kinn. „Du hast Recht, weißt du,“ meinte er schließlich.
      „Aber warum habt ihr sie durchgelassen?“ wollte Andras wissen.
      Tian seufzte: „Ach, sie tat uns so leid, wie sie sich durch den Wald geschleppt hat und kaum auf den Beinen stehen konnte, da haben wir sie einfach in Ruhe gelassen. Was hätte sie auch noch groß anstellen können?“
      Andras lächelte ein wenig. Auch die Feen hatten, so unglaublich das auch klingen mochte, manchmal ein gutes Herz.
      „Hast du sonst noch etwas anderes auf dem Herzen?“ wollte Tian wissen.
      „Nun, es würde mich noch interessieren, woher diese Frau gekommen ist und wie sie heißt, aber wenn du mir das nicht beantworten kannst, dann habe ich nichts mehr,“ antwortete Andras.
      „Nun, wir wissen vieles aber nicht alles und das ist etwas, das wir nicht wissen,“ entgegnete Tian und dann drehte er sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort zwischen den Bäumen.
      Auch Andras machte sich wieder auf den Heimweg. Er konnte Soe nicht so lange mit den vier Kindern allein lassen. Außerdem gab es jetzt, in der Phase der Erneuerung, noch einiges am Haus zu tun, damit es für das kommende Jahr vollkommen in Ordnung war. Und heute Abend wollte sie ja noch die Geburt seiner Kinder feiern.

      Als Andras wieder nach Hause kam, suchte er als erstes Soe auf, die vor dem Kamin im großen Saal saß und nähte. Er erzählte ihr, was Tian gesagt hatte und sie ließ es einen Moment auf sich wirken und sagte schließlich: „Nun, dann haben wir nun einen Menschen aus der Welt außerhalb unter uns. Ein seltsamer Gedanke.“
      „Aber Janosch weiß es nicht,“ erwiderte Andras. „Wir werden ihn so großziehen, wie wir es mit Susann, Maja, Collin und den anderen Kindern, die noch kommen, tun werden. Er wird nicht auf die Idee kommen, irgendeinen dummen Krieg zu führen oder die Geister zu verleugnen. Er wird genau so werden wie wir.“
      „Aber wir haben doch beide entschieden, ihm später zu sagen, was am Tage seiner Geburt passiert ist. Was ist denn, wenn er dann in die Welt außerhalb geht?“
      „Wir haben ja auch beschlossen, ihm das alles erst zu sagen, wenn er alt genug ist, für sich selbst einzustehen. Und wenn er dann wirklich vorhat, Juin zu verlassen und dahin zu gehen, wo seine Mutter hergekommen ist, dann werden wir ihn wohl nicht davon abhalten können. Na ja, wir warten erst einmal ab. Wir können ja jetzt noch nicht sagen, was später mal aus ihm werden wird, ob er ruhig und vernünftig oder wild und aufbrausend wird."
      Soe seufzte. „Ja, du hast Recht. Wir müssen eben einfach warten und Geduld haben.
    • So und dann füg ich gleich noch eins der neuen, gekürzten Kapitel hinzu:

      Kapitel 5!
      „Was machst du da?“
      Soe zuckte zusammen, als sie die Stimme hinter sich hörte. Sie zog das widerspenstige Kraut mit einem Ruck aus der Erde und drehte sich um.
      Janosch stand im Türrahmen und betrachtete sie interessiert aus seinen dunklen Augen.
      „Was tust du hier?“ wollte Soe wissen, ohne auf seine Frage einzugehen. „Warum bist du nicht mit deinen Geschwistern draußen und spielst mit ihnen?“
      „Es macht mir keinen Spaß. Die anderen Kinder lachen mich immer aus,“ antwortete Janosch und verzog dabei in keinster Weise das Gesicht, es hörte sich ganz so an, als ob er über das Wetter oder über irgend etwas anderes Alltägliches redete. „Sie sagen immer, die Geister würden mich nicht mögen, sie hätten mir die Haare und die Augen angemalt und weil die Geister mich nicht mögen, mögen sie mich auch nicht und wollen nicht mit mir spielen.“
      „Ach, Schatz...“ fing Soe an und ging auf einen Schritt zu, aber dann blieb sie stehen, als wäre sie gegen eine unsichtbare Mauer geprallt. Sie war sich sicher gewesen, dass Janosch sehr unglücklich über diese Umstände gewesen wäre, genau wie Collin, der sich lieber mit den älteren Jungen des Dorfes abgab und einige Zeit gebraucht hatte, um sich in ihrer Gruppe einzugliedern, aber dann blickte sie in sein ernstes Gesicht, das keinerlei Anzeichen von irgendwelcher Trauer zeigte. „Woher hat er bloß die Ernsthaftigkeit, die ihn soviel älter macht als seine sieben Jahre?“ schoss es ihr durch den Kopf. „Andras ist nicht so, ich bin es auch nicht...“ Sie dachte den Gedanken nicht zu Ende, denn ihr fiel ein, dass Janosch ja gar nicht ihr leibliches Kind war. Das Wesen, das er ihr zeigte, war seinem Vater oder seiner Mutter oder vielleicht beiden zueigen gewesen.
      Trotzdem setzte sie ihren Satz, den sie begonnen hatte, um ihm Trost zuzusprechen, den er anscheinend gar nicht brauchte, fort. Sie hatte sechs Kindern so oft Mut und Trost zugesprochen, dass sie es einfach verinnerlicht hatte und es einfach impulsiv tat. „...sie meinen es sicher nicht so. Du musst ihnen einfach zeigen, dass du genau wie sie bist, dann werden sie aufhören, solche gemeinen Dinge zu sagen.“
      Doch Janosch zuckte mit den Schultern. „Es ist mir gleich, was sie denken. Sollen sie doch meinen, die Geister würden mich nicht mögen. Ich weiß ja, dass sie es tun und das reicht mir.“ Er wandte sich wieder der Absicht zu, wegen der er in den Küchengarten gekommen war und wies auf das Kraut, dass Soe in der Hand hielt. „Was ist das?“ wollte er wissen.
      Soe blickte auf die kleine Pflanze in ihrer Hand. Sie hatte sie ganz vergessen. „Ach das? Das ist ein Adonkraut.“
      Janosch kam einen Schritt näher, er hatte die Stirn in Falten gelegt, wie immer, wenn er konzentriert war. „Wofür ist sie gut? Essen wir sie?“
      Soe lachte. „Nein, sie schmeckt nicht sehr gut. Sie ist für eine Salbe gegen Bienenstiche. Meine Dose ist leer, ich muss neue machen.“
      Janosch kam noch einen Schritt näher. „Darf ich dir dabei zusehen, wie du sie machst?“ wollte er wissen.
      Soe hob erstaunt die Augenbrauen. Mit der Frage hatte sie nicht gerechnet. Sie war so überrascht, dass sie zuerst gar nicht antwortete. Ihre gesamte Familie hatte kaum Interesse am Heilerweisen. Susann und Maja kannten zwar die Grundbegriffe, zeigten aber keinerlei Interesse daran, mehr zu lernen, Collin und Gerret, ihr jüngster Sohn, hatte andere Dinge zu tun. Nur Liy, die jüngste ihrer Töchter, zeigte echten Wissensdurst an all diesen Dingen und mit ihren sechs Jahren war sie bereits in der Lage, sich die Rezepte von drei verschiedenen Salben zu merken.
      Aber Janosch in das Heilerwesen einzuweisen, daran hatte Soe noch nie gedacht. Aber warum eigentlich nicht? Sie lächelte Janosch zu. „Natürlich kannst du mir dabei zusehen. Es ist aber wirklich nichts, was sonderlich aufregend wäre.“
      Janosch blickte sie weiterhin mit seinem ersten, dunklen Blick an. „Ich weiss,“ erwiderte er. „Ich möchte ja auch kein Abenteuer erleben, ich möchte einfach nur sehen, wie du diese Salbe anrührst.“
      „Also gut, dann komm.“ Soe ging voran in die Küche und Janosch folgte ihr. Sie gingen zu der großen Feuerstelle, über der ein kleiner Kessel voller kochendem Wasser hing. Liy stand neben dem Kessel auf einer kleinen Kiste und hielt eine Handvoll Kräuter in der Hand. Sie drehte den Kopf, als sie Schritte hörte und fragte mit ihrer leisen Stimme: „Darf ich die Kräuter jetzt ins Wasser werfen, Mammi?“ „Ja, aber ich möchte, dass du mir die Namen der Kräuter nennst, die du hineinwirfst,“ erwiderte Soe.
      Liy tat, was sie ihr gesagt hatte und genau, wie Soe es erwartet hatte, kannte sie den Namen eines jeden einzelnen Krauts. Als Soe das Kraut hineinwarf, dass sie grade eben im Garten gepflückt hatte, rief Janosch, der bis dahin aufmerksam zugehört und –gesehen hatte: „Das kenne ich auch. Das ist das Adonkraut, das du grade im Garten gepflückt hast!“
      „Völlig richtig, sehr gut,“ lobte Soe ihn. „Aber das war noch längst nicht alles, was man für diese Salbe braucht.“ Sie tat noch ein paar andere Zutaten hinein und erklärte den beiden Kindern genau, wie diese Zutaten hießen und wofür sie gut waren. Anschließend rührten sie gemeinsam die Masse zu einem Sud und löschten das Feuer unter dem Kesse. Danach wischte sich Soe die Hände an ihrer dreckigen Schürze ab und meinte zufrieden: „So, jetzt muss der Sud nur noch abkühlen und danach haben wir hoffentlich genug Salbe für zwei Phasen.“ Sie wandte sich an Liy. „So mein Schatz, wir werden, bevor es dunkel wird, noch eine Runde durchs Dorf gehen und mal nach Katahrins Kind sehen. Ich hole nur eben ein paar Sachen.“
      Sie verschwand in einer kleinen Kammer, die an die Küche angrenzte und in der sie ihre Kräuter trocknete und ihre Salben und Medizin aufbewahrte.
      Janosch folgte ihr interessiert. Ihm war die schmale Holztür am anderen Ende der Küche zwar bereits bei einem seiner unzähligen Streifzüge durch das Haus aufgefallen und hatte seine Neugierde geweckt, doch eine seiner Regeln, die er sich selbst vorgab, lautet, dass geschlossene Türen, so lange es nicht die Tür zu dem Zimmer war, dass er sich mit Collin und Gerret teilte, auch geschlossen blieben. Aber nun war die Tür offen und er konnte den kleinen Raum betreten, über dessen Inhalt er sich schon so oft den Kopf zerbrochen hatte. Ein wenig zögerlich trat er über die Schwelle und sofort empfing ihn dämmriges Licht und ein fremder, aber nicht unangenehmer Geruch.

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    • Also... du schreibst schon recht gut und das ganze lässt sich bisher auch schön lesen. Mir gefällt es. Besonders viel daran kritisieren kann ich nicht, da mir auch immer nur einige Kleinigkeiten aufgefallen sind.

      Im Großen und Ganzen vermisse ich dennoch ein wenig mehr Beschreibungen. Die Umgebung, die Umstände der Situation (will heißen, ob nun die Sonne scheint und solche nebensächlichen Dinge eben), das Aussehen der Figuren usw. kommen bisher noch etwas zu kurz. Bring das vielleicht noch mehr ein.
      Ein bisschen solltest du ebenfalls noch an deiner Ausdrucksweise arbeiten, manchmal klingt diese nämlich etwas unbeholfen und eben 'plump'.

      Im letzten Teil ist mir allerdings auch aufgefallen, dass Janosch nicht so ganz glaubhaft dargestellt ist. Für ein Kind verhält er sich relativ unnormal, und ich jedenfalls finde, dass du die Ursachen dafür ein bisschen deutlicher hättest hervorheben können. Mache sein Alter vielleicht auch noch in seiner Art zu Sprechen klar.

      Ansonsten finde ich es bisher, wie gesagt, nicht schlecht.
      Lass dich auf gar keinen Fall davon entmutigen, dass es bisher nur wenige lesen. Wäre Schade, die Geschichte scheint schließlich Potenzial zu haben und mit weiterer Übung kannst du noch viel mehr daraus machen.
    • Also, ich wollte ja auch noch mal meine Kritik dazu abgeben, leider etwas später. Ich habe mir jetzt nur das erste Kapitel durchgelesen ( jaja, ich weiß ... ) und muss sagen das dein Schreibstil recht gut ist, jedoch wie jeder andere auch noch recht ausbaufähig ist.

      Als sie näher kamen und das Licht der kleinen Fackel, die Laak in der Hand hielt, auf die Gestalten fiel, erkannte Andras, dass es sich um Laaks Sohn Jahran handelte und in seinen Armen trug er kein Bündel sondern einen Menschen, der eng in einen Umhang gewickelt wurde.
      Andras spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. „Du liebe Zeit, es wird doch keiner vom Blitz getroffen oder anderweitig verletzt worden sein!“ rief er erschrocken und bemerkte in diesem Moment, dass die Gestalt auf Jahrans Armen seltsam unförmig unter dem Umhang erschien.


      Diese Szene hätte man meiner Meinung nach noch ein wenig mehr ausschmücken bzw. gestalten können. Man hätte noch mehr die Eindrücke Andras schildern können, z.B. was dieses "Objekt" welches Jahran in den Armen hielt hätte sein können ( erste Vermutungen aufstellen ) oder was für ein Gefühl er beide der Sache hatte.

      Im groben und ganzen lässt sich die Geschichte sehr schön lesen :).

      <M.>

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von <MeuchleR.> ()

    • Es ist sehr interesant geschrieben, aber manchmal fehlt der übergang zum nächsten etwas. Eindrücke müssten vor allem in den späteren Kapiteln nochmehr eingebaut werden! Ich freu mich schon auf die nächsten. :D
      Hab jetzt nämlich alle 9 durch. :]
      Es gibt keine wahrheit! Es gibt nur Standpunkte die als Wahrheit vertreten werden!
      [Blockierte Grafik: http://www.sportcentrum-nbg.de/images/events/Skifahrer-1.jpg]
      Ohne Skifahren wäre das Leben ein Irrtum!
    • erst mal vielen vielen dank für die ganzen kommentare, da freu ich mich echt super doll drüber :))
      allerdings hätt ich noch n paar fragen

      @Naboru
      du schreibst, dass du findest, dass meine Ausdrucksweise etwas plump ist. wie meinst du das?
      kannst du mir da vielleicht ein beispiel zeigen?
      Und Janosch verhält sich so unnormal, weil es wichtig ist, dass er sich so verhält. ich weiss nicht, wie ich das anders erklären soll, aber im laufe der geschichte wird es noch sehr wichtig, das er anders ist als die anderen. ich habe es ganz bewusst so geschrieben
      was die beschreibungen der umwelt und der figuren angeht, muss ich zugeben, dass mich der liebe Herr Tolkien mit seinem Herr der Ringe ziemlich beeinflusst hat: von ihm habe ich nicht nur die angewohnheit, meine kapitel endlos lang zu machen (in der ungekürzten fassung umfassen die dinger bis zu 20 word-seiten) sondern auch meine figuren so gut wie gar nicht zu beschreiben. was die landschaft angeht, fand ich es damals bei HdR (das einzige manko an diesem göttlichen buch) schlecht, dass er soviel wert drauf gelegt hat, diese ganzen Sachen so ausgiebig zu beschreiben und ich habe mir vorgenommen es weniger zu tun. Aber natürlich nehme ich diesen Kritikpunkt wahr und werde demnächst etwas mehr darauf achten.

      @meuchler
      vielen dank, dass du dir zeit genommen hast, es zu lesen und ich werde versuchen, solche situationen demnächst genauer zu schildern.

      @kiara
      da ist ja meine stammleserin wieder :) freut mich echt, dass du dir sämtliche kapitel angetan hast. was den rest angeht, schreib ich bereits so schnell ich kann, mein kopf ist auch schon so voller ideen, dass er fast platzt

      also dann möchte ich mir für die ehrliche, konstruktive kritik bedanken und ich hoffe, ihr bleibt mir als leser erhalten.,
    • Hm... plump ist vielleicht nicht ganz das passende Wort. Jedenfalls ist dein Sprachstil recht einfach (und leicht verständlich). An sich wäre das ja in Ordnung, doch meiner Meinung nach ist dies eben auch ein wenig unpassend für eine eigene Fantasy-Story.
      Teilweise sind manche Sätze auch wieder etwas zu lang geraten... im Grunde sind jedoch auch das alles nur Kleinigkeiten.
      Und eigentlich sollte meine Kritik ja gar nicht so hart klingen bzw. ausfallen, von daher^^

      Und ich liebe es eben, wenn alles schön genau beschrieben ist. Aber so besonders ausführlich brauchst du natürlich nicht alles beschreiben; im Gegenteil, das wäre auch nicht grade die optimalste Lösung.
      Hauptsache, man kann sich ein gutes Bild von allem machen. Schließlich wirken bestimmte Umgebungen ja manchmal auch besonders auf die Figuren, usw.
    • So und da ich schon grad mal hier bin, gibts auch gleich das nächste kapitel

      Kapitel 6!
      Die kleine Kammer besaß nur ein winziges Fenster. Es war hoch oben an der Wand gegenüber von der Tür angebracht und nur ein schmaler Streifen Licht fiel hindurch, dass selbst diese kleine Kammer nur notdürftig erhellt wurde. Es gab zwar neben der Tür eine kleine Lampe, aber Soe kannte den Inhalt ihrer kleinen Kammer in- und auswendig und brauchte kein Licht. Auch diesmal griff sie, ohne hinzusehen, ein paar von den getrockneten Kräuter, die an einem Holzbalken hingen, der an der Wand angebracht war und nach zwei Flaschen vom Regal. Sie warf die Sachen in einen kleinen Beutel und wollte die Kammer wieder verlassen, wobei sie mit Janosch zusammenstieß, der immer noch auf der Türschwelle standen und all die fremden Eindrücke und Gerüche auf sich wirken ließ. Als Soe plötzlich vor ihm stand, riss er sich los und ergriff die Gelegenheit beim Schopfe. „Ich möchte gerne auch mit ins Dorf kommen.“
      Soe blickte ihn für einen Moment überrascht an und dann lächelte sie. „Ja natürlich. Komm ruhig mit. Ich kann alle helfenden Hände gebrauchen.“
      Und so machten Soe, Liy und Janosch sich auf den Weg ins Dorf. Seitdem sich Soe und Andras dazu entschlossen hatten, dass sie, nachdem sie bereits sechs Kinder hatten, kein weiteres mehr zu bekommen und Gerret mit seinen fünf Jahren alt genug war, um mit Collin, Maja und Susann hinunter ins Dorf zu gehen, hatte Soe ihre regelmäßigen Besuche ihrer Patienten im Dorf wieder aufgenommen. Sie wurde überall mit offenen Armen empfangen, häufig wurde sie auf der Straße angesprochen und gebeten, sich einen umgeknickten Fuß, eine schmerzhafte Prellung oder einen juckenden Insektenstich anzusehen, so dass sie immer mehr Zeit brauchte, als sie vorher eingeplant hatte. Auch heute war es wieder so. Nachdem sie nach Katahrins Kind gesehen und festgestellt hatten, dass es ihm gut ging, wurden sie noch von vielen anderen angesprochen und mussten sich viele Blessuren ansehen. Während Soe Kräuter in ihrem kleinen Schälchen zu Brei zerstampfte, Salben auftrug oder Medizin verabreichte und Liy dabei genau erklärte, wofür das alles gut war, beobachtete sie Janosch aus den Augenwinkeln. Er stand immer etwas abseits, so dass er das Geschehen vor sich ideal überblicken konnte und sie hatte das Gefühl, dass er alles, was er sie tun sah, aufsaugte wie ein kleiner Schwamm. Er schien sogar noch aufmerksamer als Liy zu sein, die ebenfalls eine sehr gelehrige Schülerin war.
      Es war schon dunkel, als sie auf den Heimweg machten. Soe ging ein Stück voran und ihre beiden Kinder trabten, ziemlich müde und erschöpft von dem langen Tag, ein Stück dahinter. Nachdem Liy immer weiter hinter ihren Bruder zurückfiel, ergriff sie schließlich seine Hand. „Kommst du morgen wieder mit?“ fragte sie mit ihrer sanften, leisen Stimme. „Mama möchte morgen bestimmt wieder nach Katahrins Kind sehen.“
      „Ich würde sehr gerne mitkommen,“ erwiderte Janosch aus tiefstem Herzen. „Aber Mama will mich sicher nicht dabei haben. Ich kann ja gar nichts.“
      Liy drückte tröstend seine Hand. „Am Anfang konnte ich auch noch gar nichts, aber Mama hat mir ganz viel beigebracht, dass kann sie ganz toll. Und dir wird sie auch ganz viel beibringen, das macht sie bestimmt.“
      Soe, die stetig den Weg zum Haus hinaufstieg und ab und zu einmal nach hinten blickte, ob ihre Kinder auch noch da waren, beschäftigte sich mit ähnlichen Gedanken. Janoschs starkes Interesse hatte sie wirklich überrascht. Aber sie kannte so etwas: Irgendeines ihrer Kinder hatte ständig Interesse an irgendeiner Sache, doch verloren sie diese Interesse auch relativ schnell, weil ihnen irgendetwas anderes in den Sinn kam. Deswegen wollte sie Janosch noch eine Weile beobachten, ob sein Interesse dauerhaft war.
      Und es war dauerhaft. Egal, wo Soe hinging, Janosch folgte ihr wie ein kleiner Schatten. Er eignete sich in zwei Wochen mehr Wissen an, als Liy in einem halben Jahr und schon bald ließ Soe ihn unter ihrer Aufsicht Verbände wechseln, Salben anrühren und anwenden und ungefährliche Medizin verabreichen.
      Doch Soe haderte immer noch mit sich und schließlich tat sie das, was sie in diesen Situationen immer tat: Sie redete mit Andras. Als sie eines Nachts im Bett lagen und sich, wie sonst auch immer, über die Dinge unterhielten, die sie an diesem Tag erlebt hatten, erzählte Soe ihm die ganze Geschichte. „Also, was meinst du? Soll ich ihn zusammen mit Liy zum Heiler ausbilden? Er hat wirklich Talent dafür, meiner Meinung nach ist er wie geschaffen dafür. Er weiss jetzt schon mehr als Liy. Ich kann schon bald damit anfangen, ihn die Buchstaben zu lehren.“
      Andras zog sie in seine Arme. „Du bist so ein kluger Mensch und wenn du dir sicher bist, dass es das Beste für ihn ist, dann tu es einfach.“
      Soe nagte an ihrer Unterlippe. „Ich weiss aber nicht, ob es richtig ist. Ich meine, sieh dir Collin und Gerret an. Die beiden machen nichts lieber, als mit dir zusammen durch die Gegend zu ziehen und zu jagen oder zu lernen, mit dem Schwert zu kämpfen. Und Janosch...er steht irgendwie immer abseits davon. Hindert es ihn nicht daran ein...ein Mann zu werden, wenn er sich immer nur um ,Frauensachen’ kümmert?“
      Andras grinste in der Dunkelheit, aber da er merkte, wie ernst es Soe war, war er froh, dass sie es nicht sehen konnte. „Mach dir darum keine Sorgen, mein Schatz. Er wird auch ein Mann werden, auch wenn er nicht lernt, mit dem Schwert umzugehen oder mit mir auf die Jagd geht. Jeder ist eben anders und bei Janosch kann man das doch ganz deutlich sehen. Mach ihn zum Heiler, bring ihm die Buchstaben bei, er wird es ihr eines Tages danken.“ Er vergrub das Gesicht an ihrem Hals und gähnte. „Und außerdem, wie kannst du behaupten, dass das alles ,nur’ Frauensachen sind? Wenn ich sehe, wie du deine Salben und Tränke herstellst und deine Rezepte aufschreibst, bekomme ich ziemlichen Respekt vor dir. So etwas würde ich nicht können.“ Der letzte Satz klang schon wie aus weiter Ferne und kurz danach merkte Soe an Andras’ ruhigen, gleichmäßigen Atemzügen, dass er eingeschlafen war und nun, da sie eine befriedigende Antwort auf ihre Fragen erhalten hatte, konnte sie ebenfalls einschlafen. Sie schloss die Augen und schlief ein, ohne noch groß über irgendetwas nachzudenken.