Sodele, ich wollte einfach mal ein paar Kurzgeschichten von mir hier reinstellen
Da normal keiner was kapieren wird: Die Kurzgeschichten sind eigentlich "Anhänge" zu Charakteren von mir, deshalb sollen sie eigentlich vor allem eine Atmosphäre erzeugen und den Charakter einigermaßen rüberbringen. Die Charaktere sind aus dem RPG Shadowrun (wer es nicht kennt, hier gibts ne gute Kurzinfo) und, naja, ich stell erstmal drei rein und wenn der Wunsch danach besteht, später mehr ^_^''
Der erste Charakter ist ein Spinnenschamane aus Seattle, der einen erbitterten Kampf mit Insektengeistern aufgenommen hat, seit ihn seine große Liebe auf dem College benutzt hat, um solche Dämonen zu beschwören und zu verbreiten, was er nie überwunden hat.
Der zweite Charakter ist ein total durchgeknallter Psycho, ein ehemaliger Magier bei Saeder-Krupp, der bei einem Kriegseinsatz in Marokko verheizt werden sollte, um einen strategisch wichtigen Punkt einzunehmen. Er überlebte gerade so nach einem wochenlangen Spießrutenlauf durch die Wüste und übt nun Rache an den Verantwortlichen von damals...
Der dritte schließlich ist ein Ex-Militär der UCAS (Nachfolger der USA), der zu einer "Friedensmission" nach Chicago geschickt wurde, als dieses von Ghulen und Insektengeistern eingenommen wurde. Statt Überlebenden zu helfen, sollte sein Team jedoch nur strategisch wichtige Punkte auskundschaften. Ares warf eine Bombe mit magisch aktiven Bakterien über der Stadt ab, sozusagen ein Killervirus für astrale Wesen - wie Ghule, Insektengeister und Magier.
GALOEDES (The story of Dan Timmons)
Das Neonlicht flackerte leicht. Galoedes hob den Kopf und sah misstrauuisch auf seine Armbanduhr. Keine Nachricht der anderen. Also war es entweder Zufall oder...
Der Griff des Schamanen um seinen Kampfstab verstärkte sich leicht. Oder es waren die Monster. Schritt für Schritt tastete Galoedes sich durch den dunklen Gang nach vorne. Der abgewetzte, rote Teppichboden unter seinen Füßen knirschte leise, Staub rieselte von den Wänden und der Decke. Galoedes wusste, dass der Schein trog. Dieses Gebäude war weder verlassen noch harmlos.
Die Neonbeleuchtung sprang wieder an und
enthüllte ihr Gesicht, als sie ihm verführerisch zulächelte. "Guten Morgen, Schatz, wie geht es dir?" Dan erwiderte das Lächeln nicht. "Hör auf mit dem Theater, Kim. Was hast du mit Sean gemacht?" Die Angesprochene kicherte leise und senkte den Blick. "Wer weiß? Vielleicht hat er sich in mich verliebt und hat die Stadt verlassen. Was weiß ich? Es kümmert mich nicht. Komm zu mir und..." Sie lächelte eindeutig und breitete ihre Arme aus. Lud ihn ein. Wie zufällig verrutschte dabei ihr zartblauer Bademantel und enthüllte jede Menge, mehr, als Dan lieb war. Diesmal wollte er widerstehen. Langsam machte er einen Schritt vorwärts und
blickte vorsichtig um die Ecke. Irgendwo hier musste das Vieh stecken, er konnte das Kratzen des Chitins in seinem Kopf hören. Ein Zischeln, Kratzen, Schaben... Galoedes schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe. ‚RAUS AUS MEINEM KOPF!' Plötzlich hörte er ein Geräusch. Diesmal nicht in seinem Kopf. Blitzschnell wirbelte er herum und sah einen dunklen Schatten unter der Treppe verschwinden. Jagdzeit.
Galoedes umfasste seine Waffe fester und jagte dem Schatten hinterher. Im Rennen schickte er eine Message an sein Team ab, damit es wusste, dass
das so nicht weitergeht!" Dan atmete tief durch. "Verdammt, ich weiß, dass du mich betrügst und ich weiß, dass du mich verarschst, aber das war mir bisher egal, aber... Ich will wissen, was du mit Sean gemacht hast!" Kim kicherte leise und schob den Bademantel noch ein Stück zur Seite. Sie trug nichts darunter. Kokett schob sie eine Strähne ihres blonden, gelockten Haares hinter ihr spitzes Elfenohr. "Och, Schatz... du weißt, dass das nicht wahr ist. Ich liebe doch nur dich... Du liebst mich doch auch, oder?" Sie legte den Kopf schief und lächelte verführerisch. "Komm, du... unser letztes Mal ist so lange her, ich brauche dich jetzt..." Kim schob ihren Bademantel noch weiter auseinander, und enthüllte damit auch ihren Schritt. Dan sah
den Schatten hinter einer Tonne verschwinden. Das Chitinknäuel wusste, dass er da war. Überlegend wog er seinen Stab in der Hand und sah sich nach einem Versteck für den Notfall um. Hinter der anderen Tonne konnte er sich verbergen und dann aus dem Hinterhalt zuschlagen, wenn dann der Geist herumwirbelte, dann konnte er sich dort auf dem Brett abfangen und zur Decke klettern. Dann ein, zwei Pfeile und... Ja, das war gut. Leise schlich er zu seiner Tonne und ging leicht in die Knie, um
seine Pistole aus seinem Tarnhalfter zu ziehen und auf Kim zu richten. Seine Augen flackerten kalt. Er hoffte, dass sie nicht merkte, dass er bluffte. Die Waffe war geladen, aber er wusste, er könnte nie schießen. Dan schluckte und versuchte, seine Stimme hart klingen zu lassen. "Kim, Schluss mit der Maskerade. Was hast du mit Sean gemacht? Er hat die Stadt nicht verlassen, und er war auch nicht in dich verliebt. Was hast du mit ihm angestellt?"
Das Lächeln auf Kims Gesicht gefror, als sie in den Lauf der Manhunter blickte. "Aber, aber Schatz... was soll das? Komm doch, du wirst schon wieder paranoid. Wie damals, als du von den Insekten geträumt hast... Komm doch, mein Schatz, komm zu mir und vergiss deine Sorgen..." Mit einer raschen Bewegung strich sie den Bademantel ab und ging mit ihrem tänzelnden Schritt nackt auf ihn zu. Mit eindeutiger Absicht kniete sie sich vor ihn. "Komm her und wir beide können... in aller Ruhe..." Sanft versuchte sie, den Lauf der Waffe zur Seite zu schieben.
Dan umfasste ihre Hand mit hartem Griff und drückte zu. "Sag mir erst, was mit Sean passiert ist."
Kim schüttelte sanft den Kopf und lächelte sanft. "Weißt du, Dan, es gibt Dinge, die möchtest du nicht wissen. Glaub mir... Schatz, komm einfach zu mir und wir können zusammen vergessen, dass
dort hinter dieser Tonne immer noch ein Schabengeist lauerte! Galoedes schüttelte unwillig den Kopf. Nicht in Erinnerungen verlieren. Angreifen. Galoedes packte seinen Kampfstab fest, wirbelte herum und sprang über die beiden Tonnen. Mit einem widerwärtigen Knacken sauste der Kampfstab auf den Panzer der Kreatur nieder, dieser verspritzte eine grünliche, schleimige Flüssigkeit. Mit einem heiseren Fiepen sauste der Schabengeist davon und auf die Tür zu. Verdammt! Galoedes setzte hinter ihm her, denn die Tür
öffnete sich plötzlich und enthüllte, dass das Zimmer dahinter in tiefe Dunkelheit gehüllt war. Kims Lächeln erstarrte und sie blickte entsetzt zur Tür. "Sean... nein, bleib... du..." Hilfesuchend suchte ihr Blick zwischen Dan und dem Zimmer hin und her. Plötzlich war ein menschlicher Umriss in der Tür zu erkennen. Kim klang, als hätte sie körperliche Schmerzen. "Bitte, Sean, bleib da, du... Dan, nein, bitte... Komm her zu mir, du... nein..." Dan ging einen Schritt auf die Tür zu, die Waffe immer noch auf Kim gerichtet und
zog im Laufen seinen Bogen vom Rücken und lud einen Pfeil. Mit einer oft geübten Bewegung ging er in die Knie und legte an. Aus den Augenwinkeln realisierte er, dass hinter der Tür
Sean hervortrat. Doch es war nicht mehr Sean, der dort hervor kam... Es war ein Monster in Seans Körper, dem Facettenaugen und Mandibeln gewachsen waren. Das Vieh hatte außer zwei Armen zwei weitere Armstummel, mit denen es hektisch herumzuckte und betrachtete Dan stumpf. Seine Mandibeln klackten bedrohlich. In diesem Augenblick verstand Dan. Seine Augen weiteten sich und seine Hand zitterte. "Kim... du... du... du hast mich benutzt... In...sekten?" Sein verzweifelter Blick suchte den von Kim, auf der Suche nach irgendetwas, das seinen grauenhaften Verdacht wiederlegen könnte. Doch sie sah ihn nur von ihrer knienden Position traurig und um Verzeihung bittend an, bedeckte ihre Scham mit den Händen und
sah sich kurz um, als hätte der Geist etwas geahnt. Mit einer schnellen Bewegung korrigierte Galoedes seine Schussrichtung, zielte dem Biest zwischen die Augen und
schoss Kim mitten ins Gesicht. Ihr letzter Blick drückte Verwunderung aus und
Erleichterung, dass das Biest sich nicht mehr rührte. Mit einer routinierten Berührung kontrollierte er, dass der Körper tot am Boden lag. Galoedes atmete tief durch. Einer weniger. Einer mehr auf seiner Liste. Seine Lippen verzogen sich zu einem halbherzigen Lächeln. Zu viele übrig.
Mit langsamen Schritten ging Galoedes zum Eingang des Hauses zurück und gab seinem Team das Zeichen, dass alles okay war. Keine weiteren Komplikationen.
COBWEB (The story of Odan Wayster)
"Lass mich in Ruhe!" Die Stimme des fetten Buchhalters überschlug sich vor Panik, als er den spiegelnden Gang hinunterrannte. "Lass mich...einfach in Ruhe!" Die Neonröhren waren ausgefallen und der Gang war in ein düsteres, flackerndes, blaues Licht getaucht. Und dieses Licht kam von... Nein, nicht darüber nachdenken! Irgendwo hier musste doch die Tür zur Zentrale sein? Oder irgend eine andere? Noch mehr Panik überflutete den Mann, als ihm bewusst wurde, dass er sich total verrannt hatte. Nervös sah er sich um und sah das blaue Flackern bereits um die Ecke biegen. Und dann prallte er frontal gegen eine Wand. Sackgasse.
Lautlos schwebte glitt die Gestalt etwa einen halben Meter über der Erde über die Erde. Ein androgynes Gesicht lächelte den beleibten, schwitzenden Mann kalt an, in altertümliche, nachtschwarze Kleidung gehüllt, weite Gewänder, die leicht über den Boden schleiften. Ein undefinierbares, eisblaues Leuchten ging von der Gestalt aus und tauchte den Gang in ein unheimliches Licht, die farblosen Augen spiegelten das Licht genauso wie ein Anhänger, ein gekrümmter Gegenstand der aussah wie ein Stück...
Nein, nicht darüber nachdenken! Entsetzt versuchte sich James Gonara weiter an der Wand entlangzudrücken, aber er war in der Falle. In diesem Moment sah er die blassen Umrisse der Tür. Direkt hinter der... Gestalt. Aber auch wenn er dort gewesen wäre, hätte die Tür ihm nichts genutzt - ohne Strom war sie genauso nutzlos wie die Neonlichter. Die Gestalt verzog ihre Lippen zu einem grausamen Lächeln und hob einen ihrer - oder seiner? - Arme. Strohartige Fasern ragten heraus. Auf James wirkten sie wie Adern, die aus dem Armstumpf eines abgetrennten... Schluss!
"Mister... Mister, wie auch immer, ich weiß nicht, wer sie sind, aber ich bin mir sicher, wir können ins Geschäft kommen!" James stellte zufrieden fest, dass seine Stimme weniger zitterte, als er befürchtet hatte. Sein Aftershave ließ ihn schmählich im Stich und er roch streng nach Schweiß und wahrscheinlich würde bald auch der einer vollen Unterhose dazukommen. Aber das war jetzt nebensächlich. "Mister... Mister Shadowrunner, ich biete ihnen zwanzigtausend Nuyen und Zugang zu sämtlichen Konten des Konzerns, zu denen ich Zugriff habe, aber... bitte verschonen sie mich, ich habe Frau und Kinder und..."
Die Gestalt lächelte nur. "Oh, ein korrupter Angestellter. Saeder-Krupp wird es freuen, dass ich sie aus ihren Reihen tilge." James kroch noch enger an die Wand, als könnte sie ihm Schutz bieten. "Warum... warum tun sie das? Wer sind sie?"
Die Gestalt lächelte weiter. Immer weiter, als wäre das alles ein großartiges Trideoschauspiel. "James Gonara, ich werde sie töten. Ich will kein Geld und ich will keine Konten, ich will etwas viel Wertvolleres... Rache." Die Gestalt schwebte langsam näher. "Aber bevor ich sie wie den Eiterpickel ausdrücke, der sie sind, sollen sie wissen, wer sie getötet hat. Ich bin Sergeant Odan Wayster."
James schüttelte entsetzt den Kopf. Das konnte nicht sein. "Das... das ist nicht möglich! Verdammt, Odan Wayster ist tot, er ist vor Jahren gestorben, in den Wüstenkriegen, ich habe selbst dafür gesorgt, dass er..." James verstummte urplötzlich. Die Gestalt lächelte weiter.
Mit einer langsamen Geste schob sie den Ärmel ihres Umhangs zurück. Zwischen vielen Narben, neueren, alten, weißen, rot verkrusteten, Schürfnarben, Schnittnarben, war eine Nummer zu erkennen. 247-28269-2621-36. James Stimme krächzte nur noch, als er wieder zum Sprechen ansetzte. "Das kann nicht sein... sie müssen tot sein!"
Die Gestalt lächelte immer noch. Immer dasselbe, kalte, grausame Lächeln. Mit einer fahrigen, fast beiläufigen Bewegung holte er einen hölzernen Nussknacker aus seinem Umhang. Und eine Walnuss. Grausam langsam legte er die Nuss in den Nussknacker und lächelte dabei James freundlich zu. Dann verstärkte er den Druck auf die Nuss. James wiederholte seinen letzten Satz, diesmal schrie er ihn. "SIE MÜSSEN TOT SEIN!"
Freundlich lächelnd beugte sich die Gestalt - Odan? - fast verschwörerisch zu James herunter und lächelte ihm zu. "Wissen sie, James, ich werde ihnen ein letztes Geheimnis verraten. Sie denken, ich müsste tot sein. Nun..."
Mit einem lauten Knacken zerbarst die Nuss im Nussknacker und ein heller Lichtblitz durchzuckte den Gang. Eine übel riechende Rauchwolke bahnte sich ihren Weg und die autarken Rauchmelder versuchten verzweifelt, ein Notsignal zu senden. Aber niemand hörte sie schreien.
Leise und geübt verstaute die Gestalt den Nussknacker in ihrer Jacke, landete sanft auf dem Fußboden und verminderte ihr blaues Leuchten.
"Nun... das bin ich auch."
Als Cobweb sich umwandte und den Gang zurückließ, blieb nichts zurück als ein dunkler Schmauchfleck und ein paar zerbrochene Nussschalen.
PHLEG MEDIC (The story of Frederic Jarquan)
Es war ein kalter Tag. Frederic Jarquan fühlte, wie der Wind durch seine Haare strich, sie sanft zerzauste und dann wieder freigab. Doch er nahm es nicht bewusst war, seine Gedanken waren weit, weit fort. White Dove.
Der Sonnenuntergang über Chicago färbte die Straßen in einer Farbe, die an getrocknetes Blut erinnerte. Jarquan schauderte bei dem Vergleich und bei der Erinnerung - zu viele Erinnerungen. Er fröstelte. Mit einer zögerlichen Bewegung zog er seine Jacke enger um sich. Ob jetzt wohl die Frau auch friert...? Seine Gedanken wanderten zurück zu der Frau, die er vor zwei Tagen gesehen hatte. Seine Vorgesetzten sagten ihm, sie wäre böse, seine Soldaten sagten ihm, sie wäre böse. Aber er konnte sie nicht vergessen, ihre spitzen Zähne, ihre weißen Augen, mit denen sie ihn flehend, vorwurfsvoll ansah, und doch so leer... leer.
Leer wie die Straßen. Jarquan wusste genau, es war notwendig gewesen. Die Insekten waren einfach zu viele gewesen, einfach zu verdammt viele, sie mussten hart vorgehen. Aber woher nahmen sie alle die Gewissheit, dass die Bomben wirklich zwischen Freund und Feind unterscheiden konnten...?
Frederic Jarquan schob den Gedanken resolut beiseite und drehte sich vom Horizont weg, weg vom Blut. Er brauchte keine Melancholie.
Er brauchte jetzt nur einen guten Soykaf.
In der Nacht kamen die Flieger. Jarquan wusste nichts von ihnen. Sie waren einfach da und warfen ab. Bomben. Niemand wusste, was es war, bis ihr Magier plötzlich aus der Nase blutete und umfiel. FAB. Die Geheimwaffe der Militärs. Der Tod alles Magischen.
Jarquan verstand genug von Magie, keinen Blick ins Astrale zu werfen. Und er verstand genug von Taktik. Die Stadt war verloren. In Washington hatte es zweifellos den Befehl gegeben, Chicago zu reinigen, koste es, was es wolle. Die Mauer war zu einem tödlichen Hindernis geworden. Niemand kam mehr heraus. White Dove, die weiße Taube, war zum Abschuss freigegeben.
"Sir?" Der junge Rekrut war noch außer Atem, als er hinter Jarquan ins Zimmer trat. Frederic gab nur ein zustimmendes Grunzen von sich. "Wir haben hier Probleme... Ghule." Jarquan runzelte die Stirn, wandte sich um und betrachtete den Rekruten. Er war noch jung, vielleicht 18, jünger? Hatte wohl ein falsches Alter angegeben. Nervös strich er sich durch sein braunes Haar. "Ja... sie scheinen von diesem Fab-Zeugs auch angegriffen zu werden und jetzt machen sie uns verantwortlich."
Jarquan straffte die Schultern. "Stellung halten. Niemand will jetzt eine Panik. Zur Selbstverteidigung auch Gewalt anwenden, ansonsten den Mob unter Kontrolle halten. Ihr Name?" Der junge Rekrut salutierte. "Jack Fletcher, drittes Regiment, Sir." Jarquan nickte. "Abtreten."
Fluchtartig verließ der Rekrut den Raum und überließ Jarquan seinen Gedanken. 'Die Ghule... auch angegriffen... machen sie uns verantwortlich...' Er konnte es ihnen nicht verdenken. Sie waren verantwortlich. Frederic vergrub das Gesicht in den Händen. Erinnerungen... Verantwortlichkeiten.
In der Ferne trommelten die Bomben weiter.
Am nächsten Morgen waren die Ghule nicht mehr aufständisch. Sie waren tot. Grüne Wolken aus FAB-Bakterien hatten die Straßen durchzogen und alles Leben ausgelöscht, Freund wie Feind. Jarquan sah den Körper der jungen Frau, um eine Laterne geklammert. Sie blutete aus der Nase. Alle bluteten sie aus der Nase, alle Ghule, alle Insektengeister, alle Magier, die sie fanden. Und sie fanden viele. Jarquan ballte die Faust. Gestorben gegen einen Gegner, den man nicht sehen und nicht bekämpfen kann. War das das Versprechen der glorreichen UCAS...?
Die Frau sah ihn an. Aus weißen, flehenden, vorwurfsvollen, leeren Augen.
Das Loch rauchte noch. Nichts war mehr übrig von der Cermak Street als ein rauchendes Loch, überzogen mit seltsamem Schleim. Jarquan schüttelte entgeistert den Kopf. Ein unbestimmtes Flirren schwebte über dem Einschlagspunkt der Bombe. Astral gesehen war die Stadt ein Alptraum. Frederic wünschte, er könnte diesen Anblick mit jemandem teilen. Mit irgendeinem anderen Magier. Aber es gab keine anderen mehr.
Chicago war ein Grab. Frederic Jarquan senkte den Blick. Seine Stadt. Ein Grab.
Sein Grab.
"Und nun das neueste vom Tage. Wie führende UCAS-Militärs berichten, konnte gegen die Terroristen in Chicago ein durchschlagender Erfolg erzielt werden. Durch den gezielten Einsatz von magisch-biologischen Waffen konnten mit minimalen Verlusten der Zivilbevölkerung beinahe alle feindlichen Stützpunkte vernichtet werden. Ein sichtlich zufriedener General Flatbottom sprach von einem 'geradezu chirurgischen Schlag für Freiheit und Gerechtigkeit'. Vor einigen Monaten hatten führende Terroristenführer den Ausbruch von VITAS in Chicago genutzt, um in der Stadt ihre eigene Machtbasis zu errichten. Zum Sport. Die Seattler Huskies gewannen im Auswärts-Derby gegen die..."

Der erste Charakter ist ein Spinnenschamane aus Seattle, der einen erbitterten Kampf mit Insektengeistern aufgenommen hat, seit ihn seine große Liebe auf dem College benutzt hat, um solche Dämonen zu beschwören und zu verbreiten, was er nie überwunden hat.
Der zweite Charakter ist ein total durchgeknallter Psycho, ein ehemaliger Magier bei Saeder-Krupp, der bei einem Kriegseinsatz in Marokko verheizt werden sollte, um einen strategisch wichtigen Punkt einzunehmen. Er überlebte gerade so nach einem wochenlangen Spießrutenlauf durch die Wüste und übt nun Rache an den Verantwortlichen von damals...
Der dritte schließlich ist ein Ex-Militär der UCAS (Nachfolger der USA), der zu einer "Friedensmission" nach Chicago geschickt wurde, als dieses von Ghulen und Insektengeistern eingenommen wurde. Statt Überlebenden zu helfen, sollte sein Team jedoch nur strategisch wichtige Punkte auskundschaften. Ares warf eine Bombe mit magisch aktiven Bakterien über der Stadt ab, sozusagen ein Killervirus für astrale Wesen - wie Ghule, Insektengeister und Magier.
GALOEDES (The story of Dan Timmons)
Das Neonlicht flackerte leicht. Galoedes hob den Kopf und sah misstrauuisch auf seine Armbanduhr. Keine Nachricht der anderen. Also war es entweder Zufall oder...
Der Griff des Schamanen um seinen Kampfstab verstärkte sich leicht. Oder es waren die Monster. Schritt für Schritt tastete Galoedes sich durch den dunklen Gang nach vorne. Der abgewetzte, rote Teppichboden unter seinen Füßen knirschte leise, Staub rieselte von den Wänden und der Decke. Galoedes wusste, dass der Schein trog. Dieses Gebäude war weder verlassen noch harmlos.
Die Neonbeleuchtung sprang wieder an und
enthüllte ihr Gesicht, als sie ihm verführerisch zulächelte. "Guten Morgen, Schatz, wie geht es dir?" Dan erwiderte das Lächeln nicht. "Hör auf mit dem Theater, Kim. Was hast du mit Sean gemacht?" Die Angesprochene kicherte leise und senkte den Blick. "Wer weiß? Vielleicht hat er sich in mich verliebt und hat die Stadt verlassen. Was weiß ich? Es kümmert mich nicht. Komm zu mir und..." Sie lächelte eindeutig und breitete ihre Arme aus. Lud ihn ein. Wie zufällig verrutschte dabei ihr zartblauer Bademantel und enthüllte jede Menge, mehr, als Dan lieb war. Diesmal wollte er widerstehen. Langsam machte er einen Schritt vorwärts und
blickte vorsichtig um die Ecke. Irgendwo hier musste das Vieh stecken, er konnte das Kratzen des Chitins in seinem Kopf hören. Ein Zischeln, Kratzen, Schaben... Galoedes schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe. ‚RAUS AUS MEINEM KOPF!' Plötzlich hörte er ein Geräusch. Diesmal nicht in seinem Kopf. Blitzschnell wirbelte er herum und sah einen dunklen Schatten unter der Treppe verschwinden. Jagdzeit.
Galoedes umfasste seine Waffe fester und jagte dem Schatten hinterher. Im Rennen schickte er eine Message an sein Team ab, damit es wusste, dass
das so nicht weitergeht!" Dan atmete tief durch. "Verdammt, ich weiß, dass du mich betrügst und ich weiß, dass du mich verarschst, aber das war mir bisher egal, aber... Ich will wissen, was du mit Sean gemacht hast!" Kim kicherte leise und schob den Bademantel noch ein Stück zur Seite. Sie trug nichts darunter. Kokett schob sie eine Strähne ihres blonden, gelockten Haares hinter ihr spitzes Elfenohr. "Och, Schatz... du weißt, dass das nicht wahr ist. Ich liebe doch nur dich... Du liebst mich doch auch, oder?" Sie legte den Kopf schief und lächelte verführerisch. "Komm, du... unser letztes Mal ist so lange her, ich brauche dich jetzt..." Kim schob ihren Bademantel noch weiter auseinander, und enthüllte damit auch ihren Schritt. Dan sah
den Schatten hinter einer Tonne verschwinden. Das Chitinknäuel wusste, dass er da war. Überlegend wog er seinen Stab in der Hand und sah sich nach einem Versteck für den Notfall um. Hinter der anderen Tonne konnte er sich verbergen und dann aus dem Hinterhalt zuschlagen, wenn dann der Geist herumwirbelte, dann konnte er sich dort auf dem Brett abfangen und zur Decke klettern. Dann ein, zwei Pfeile und... Ja, das war gut. Leise schlich er zu seiner Tonne und ging leicht in die Knie, um
seine Pistole aus seinem Tarnhalfter zu ziehen und auf Kim zu richten. Seine Augen flackerten kalt. Er hoffte, dass sie nicht merkte, dass er bluffte. Die Waffe war geladen, aber er wusste, er könnte nie schießen. Dan schluckte und versuchte, seine Stimme hart klingen zu lassen. "Kim, Schluss mit der Maskerade. Was hast du mit Sean gemacht? Er hat die Stadt nicht verlassen, und er war auch nicht in dich verliebt. Was hast du mit ihm angestellt?"
Das Lächeln auf Kims Gesicht gefror, als sie in den Lauf der Manhunter blickte. "Aber, aber Schatz... was soll das? Komm doch, du wirst schon wieder paranoid. Wie damals, als du von den Insekten geträumt hast... Komm doch, mein Schatz, komm zu mir und vergiss deine Sorgen..." Mit einer raschen Bewegung strich sie den Bademantel ab und ging mit ihrem tänzelnden Schritt nackt auf ihn zu. Mit eindeutiger Absicht kniete sie sich vor ihn. "Komm her und wir beide können... in aller Ruhe..." Sanft versuchte sie, den Lauf der Waffe zur Seite zu schieben.
Dan umfasste ihre Hand mit hartem Griff und drückte zu. "Sag mir erst, was mit Sean passiert ist."
Kim schüttelte sanft den Kopf und lächelte sanft. "Weißt du, Dan, es gibt Dinge, die möchtest du nicht wissen. Glaub mir... Schatz, komm einfach zu mir und wir können zusammen vergessen, dass
dort hinter dieser Tonne immer noch ein Schabengeist lauerte! Galoedes schüttelte unwillig den Kopf. Nicht in Erinnerungen verlieren. Angreifen. Galoedes packte seinen Kampfstab fest, wirbelte herum und sprang über die beiden Tonnen. Mit einem widerwärtigen Knacken sauste der Kampfstab auf den Panzer der Kreatur nieder, dieser verspritzte eine grünliche, schleimige Flüssigkeit. Mit einem heiseren Fiepen sauste der Schabengeist davon und auf die Tür zu. Verdammt! Galoedes setzte hinter ihm her, denn die Tür
öffnete sich plötzlich und enthüllte, dass das Zimmer dahinter in tiefe Dunkelheit gehüllt war. Kims Lächeln erstarrte und sie blickte entsetzt zur Tür. "Sean... nein, bleib... du..." Hilfesuchend suchte ihr Blick zwischen Dan und dem Zimmer hin und her. Plötzlich war ein menschlicher Umriss in der Tür zu erkennen. Kim klang, als hätte sie körperliche Schmerzen. "Bitte, Sean, bleib da, du... Dan, nein, bitte... Komm her zu mir, du... nein..." Dan ging einen Schritt auf die Tür zu, die Waffe immer noch auf Kim gerichtet und
zog im Laufen seinen Bogen vom Rücken und lud einen Pfeil. Mit einer oft geübten Bewegung ging er in die Knie und legte an. Aus den Augenwinkeln realisierte er, dass hinter der Tür
Sean hervortrat. Doch es war nicht mehr Sean, der dort hervor kam... Es war ein Monster in Seans Körper, dem Facettenaugen und Mandibeln gewachsen waren. Das Vieh hatte außer zwei Armen zwei weitere Armstummel, mit denen es hektisch herumzuckte und betrachtete Dan stumpf. Seine Mandibeln klackten bedrohlich. In diesem Augenblick verstand Dan. Seine Augen weiteten sich und seine Hand zitterte. "Kim... du... du... du hast mich benutzt... In...sekten?" Sein verzweifelter Blick suchte den von Kim, auf der Suche nach irgendetwas, das seinen grauenhaften Verdacht wiederlegen könnte. Doch sie sah ihn nur von ihrer knienden Position traurig und um Verzeihung bittend an, bedeckte ihre Scham mit den Händen und
sah sich kurz um, als hätte der Geist etwas geahnt. Mit einer schnellen Bewegung korrigierte Galoedes seine Schussrichtung, zielte dem Biest zwischen die Augen und
schoss Kim mitten ins Gesicht. Ihr letzter Blick drückte Verwunderung aus und
Erleichterung, dass das Biest sich nicht mehr rührte. Mit einer routinierten Berührung kontrollierte er, dass der Körper tot am Boden lag. Galoedes atmete tief durch. Einer weniger. Einer mehr auf seiner Liste. Seine Lippen verzogen sich zu einem halbherzigen Lächeln. Zu viele übrig.
Mit langsamen Schritten ging Galoedes zum Eingang des Hauses zurück und gab seinem Team das Zeichen, dass alles okay war. Keine weiteren Komplikationen.
COBWEB (The story of Odan Wayster)
"Lass mich in Ruhe!" Die Stimme des fetten Buchhalters überschlug sich vor Panik, als er den spiegelnden Gang hinunterrannte. "Lass mich...einfach in Ruhe!" Die Neonröhren waren ausgefallen und der Gang war in ein düsteres, flackerndes, blaues Licht getaucht. Und dieses Licht kam von... Nein, nicht darüber nachdenken! Irgendwo hier musste doch die Tür zur Zentrale sein? Oder irgend eine andere? Noch mehr Panik überflutete den Mann, als ihm bewusst wurde, dass er sich total verrannt hatte. Nervös sah er sich um und sah das blaue Flackern bereits um die Ecke biegen. Und dann prallte er frontal gegen eine Wand. Sackgasse.
Lautlos schwebte glitt die Gestalt etwa einen halben Meter über der Erde über die Erde. Ein androgynes Gesicht lächelte den beleibten, schwitzenden Mann kalt an, in altertümliche, nachtschwarze Kleidung gehüllt, weite Gewänder, die leicht über den Boden schleiften. Ein undefinierbares, eisblaues Leuchten ging von der Gestalt aus und tauchte den Gang in ein unheimliches Licht, die farblosen Augen spiegelten das Licht genauso wie ein Anhänger, ein gekrümmter Gegenstand der aussah wie ein Stück...
Nein, nicht darüber nachdenken! Entsetzt versuchte sich James Gonara weiter an der Wand entlangzudrücken, aber er war in der Falle. In diesem Moment sah er die blassen Umrisse der Tür. Direkt hinter der... Gestalt. Aber auch wenn er dort gewesen wäre, hätte die Tür ihm nichts genutzt - ohne Strom war sie genauso nutzlos wie die Neonlichter. Die Gestalt verzog ihre Lippen zu einem grausamen Lächeln und hob einen ihrer - oder seiner? - Arme. Strohartige Fasern ragten heraus. Auf James wirkten sie wie Adern, die aus dem Armstumpf eines abgetrennten... Schluss!
"Mister... Mister, wie auch immer, ich weiß nicht, wer sie sind, aber ich bin mir sicher, wir können ins Geschäft kommen!" James stellte zufrieden fest, dass seine Stimme weniger zitterte, als er befürchtet hatte. Sein Aftershave ließ ihn schmählich im Stich und er roch streng nach Schweiß und wahrscheinlich würde bald auch der einer vollen Unterhose dazukommen. Aber das war jetzt nebensächlich. "Mister... Mister Shadowrunner, ich biete ihnen zwanzigtausend Nuyen und Zugang zu sämtlichen Konten des Konzerns, zu denen ich Zugriff habe, aber... bitte verschonen sie mich, ich habe Frau und Kinder und..."
Die Gestalt lächelte nur. "Oh, ein korrupter Angestellter. Saeder-Krupp wird es freuen, dass ich sie aus ihren Reihen tilge." James kroch noch enger an die Wand, als könnte sie ihm Schutz bieten. "Warum... warum tun sie das? Wer sind sie?"
Die Gestalt lächelte weiter. Immer weiter, als wäre das alles ein großartiges Trideoschauspiel. "James Gonara, ich werde sie töten. Ich will kein Geld und ich will keine Konten, ich will etwas viel Wertvolleres... Rache." Die Gestalt schwebte langsam näher. "Aber bevor ich sie wie den Eiterpickel ausdrücke, der sie sind, sollen sie wissen, wer sie getötet hat. Ich bin Sergeant Odan Wayster."
James schüttelte entsetzt den Kopf. Das konnte nicht sein. "Das... das ist nicht möglich! Verdammt, Odan Wayster ist tot, er ist vor Jahren gestorben, in den Wüstenkriegen, ich habe selbst dafür gesorgt, dass er..." James verstummte urplötzlich. Die Gestalt lächelte weiter.
Mit einer langsamen Geste schob sie den Ärmel ihres Umhangs zurück. Zwischen vielen Narben, neueren, alten, weißen, rot verkrusteten, Schürfnarben, Schnittnarben, war eine Nummer zu erkennen. 247-28269-2621-36. James Stimme krächzte nur noch, als er wieder zum Sprechen ansetzte. "Das kann nicht sein... sie müssen tot sein!"
Die Gestalt lächelte immer noch. Immer dasselbe, kalte, grausame Lächeln. Mit einer fahrigen, fast beiläufigen Bewegung holte er einen hölzernen Nussknacker aus seinem Umhang. Und eine Walnuss. Grausam langsam legte er die Nuss in den Nussknacker und lächelte dabei James freundlich zu. Dann verstärkte er den Druck auf die Nuss. James wiederholte seinen letzten Satz, diesmal schrie er ihn. "SIE MÜSSEN TOT SEIN!"
Freundlich lächelnd beugte sich die Gestalt - Odan? - fast verschwörerisch zu James herunter und lächelte ihm zu. "Wissen sie, James, ich werde ihnen ein letztes Geheimnis verraten. Sie denken, ich müsste tot sein. Nun..."
Mit einem lauten Knacken zerbarst die Nuss im Nussknacker und ein heller Lichtblitz durchzuckte den Gang. Eine übel riechende Rauchwolke bahnte sich ihren Weg und die autarken Rauchmelder versuchten verzweifelt, ein Notsignal zu senden. Aber niemand hörte sie schreien.
Leise und geübt verstaute die Gestalt den Nussknacker in ihrer Jacke, landete sanft auf dem Fußboden und verminderte ihr blaues Leuchten.
"Nun... das bin ich auch."
Als Cobweb sich umwandte und den Gang zurückließ, blieb nichts zurück als ein dunkler Schmauchfleck und ein paar zerbrochene Nussschalen.
PHLEG MEDIC (The story of Frederic Jarquan)
Es war ein kalter Tag. Frederic Jarquan fühlte, wie der Wind durch seine Haare strich, sie sanft zerzauste und dann wieder freigab. Doch er nahm es nicht bewusst war, seine Gedanken waren weit, weit fort. White Dove.
Der Sonnenuntergang über Chicago färbte die Straßen in einer Farbe, die an getrocknetes Blut erinnerte. Jarquan schauderte bei dem Vergleich und bei der Erinnerung - zu viele Erinnerungen. Er fröstelte. Mit einer zögerlichen Bewegung zog er seine Jacke enger um sich. Ob jetzt wohl die Frau auch friert...? Seine Gedanken wanderten zurück zu der Frau, die er vor zwei Tagen gesehen hatte. Seine Vorgesetzten sagten ihm, sie wäre böse, seine Soldaten sagten ihm, sie wäre böse. Aber er konnte sie nicht vergessen, ihre spitzen Zähne, ihre weißen Augen, mit denen sie ihn flehend, vorwurfsvoll ansah, und doch so leer... leer.
Leer wie die Straßen. Jarquan wusste genau, es war notwendig gewesen. Die Insekten waren einfach zu viele gewesen, einfach zu verdammt viele, sie mussten hart vorgehen. Aber woher nahmen sie alle die Gewissheit, dass die Bomben wirklich zwischen Freund und Feind unterscheiden konnten...?
Frederic Jarquan schob den Gedanken resolut beiseite und drehte sich vom Horizont weg, weg vom Blut. Er brauchte keine Melancholie.
Er brauchte jetzt nur einen guten Soykaf.
In der Nacht kamen die Flieger. Jarquan wusste nichts von ihnen. Sie waren einfach da und warfen ab. Bomben. Niemand wusste, was es war, bis ihr Magier plötzlich aus der Nase blutete und umfiel. FAB. Die Geheimwaffe der Militärs. Der Tod alles Magischen.
Jarquan verstand genug von Magie, keinen Blick ins Astrale zu werfen. Und er verstand genug von Taktik. Die Stadt war verloren. In Washington hatte es zweifellos den Befehl gegeben, Chicago zu reinigen, koste es, was es wolle. Die Mauer war zu einem tödlichen Hindernis geworden. Niemand kam mehr heraus. White Dove, die weiße Taube, war zum Abschuss freigegeben.
"Sir?" Der junge Rekrut war noch außer Atem, als er hinter Jarquan ins Zimmer trat. Frederic gab nur ein zustimmendes Grunzen von sich. "Wir haben hier Probleme... Ghule." Jarquan runzelte die Stirn, wandte sich um und betrachtete den Rekruten. Er war noch jung, vielleicht 18, jünger? Hatte wohl ein falsches Alter angegeben. Nervös strich er sich durch sein braunes Haar. "Ja... sie scheinen von diesem Fab-Zeugs auch angegriffen zu werden und jetzt machen sie uns verantwortlich."
Jarquan straffte die Schultern. "Stellung halten. Niemand will jetzt eine Panik. Zur Selbstverteidigung auch Gewalt anwenden, ansonsten den Mob unter Kontrolle halten. Ihr Name?" Der junge Rekrut salutierte. "Jack Fletcher, drittes Regiment, Sir." Jarquan nickte. "Abtreten."
Fluchtartig verließ der Rekrut den Raum und überließ Jarquan seinen Gedanken. 'Die Ghule... auch angegriffen... machen sie uns verantwortlich...' Er konnte es ihnen nicht verdenken. Sie waren verantwortlich. Frederic vergrub das Gesicht in den Händen. Erinnerungen... Verantwortlichkeiten.
In der Ferne trommelten die Bomben weiter.
Am nächsten Morgen waren die Ghule nicht mehr aufständisch. Sie waren tot. Grüne Wolken aus FAB-Bakterien hatten die Straßen durchzogen und alles Leben ausgelöscht, Freund wie Feind. Jarquan sah den Körper der jungen Frau, um eine Laterne geklammert. Sie blutete aus der Nase. Alle bluteten sie aus der Nase, alle Ghule, alle Insektengeister, alle Magier, die sie fanden. Und sie fanden viele. Jarquan ballte die Faust. Gestorben gegen einen Gegner, den man nicht sehen und nicht bekämpfen kann. War das das Versprechen der glorreichen UCAS...?
Die Frau sah ihn an. Aus weißen, flehenden, vorwurfsvollen, leeren Augen.
Das Loch rauchte noch. Nichts war mehr übrig von der Cermak Street als ein rauchendes Loch, überzogen mit seltsamem Schleim. Jarquan schüttelte entgeistert den Kopf. Ein unbestimmtes Flirren schwebte über dem Einschlagspunkt der Bombe. Astral gesehen war die Stadt ein Alptraum. Frederic wünschte, er könnte diesen Anblick mit jemandem teilen. Mit irgendeinem anderen Magier. Aber es gab keine anderen mehr.
Chicago war ein Grab. Frederic Jarquan senkte den Blick. Seine Stadt. Ein Grab.
Sein Grab.
"Und nun das neueste vom Tage. Wie führende UCAS-Militärs berichten, konnte gegen die Terroristen in Chicago ein durchschlagender Erfolg erzielt werden. Durch den gezielten Einsatz von magisch-biologischen Waffen konnten mit minimalen Verlusten der Zivilbevölkerung beinahe alle feindlichen Stützpunkte vernichtet werden. Ein sichtlich zufriedener General Flatbottom sprach von einem 'geradezu chirurgischen Schlag für Freiheit und Gerechtigkeit'. Vor einigen Monaten hatten führende Terroristenführer den Ausbruch von VITAS in Chicago genutzt, um in der Stadt ihre eigene Machtbasis zu errichten. Zum Sport. Die Seattler Huskies gewannen im Auswärts-Derby gegen die..."