Ich schreibe seit langer Zeit schon Geschichten.
Meist (eigentlich immer) sind es Phantasiegeschichten.
Doch bis jetzt habe ich nie eine von ihnen zu Ende geschrieben. Aber diese Story hier ist auf dem besten Wege dahin. Auch wenn noch nicht einmal das erste Kapitel fertig ist, weiß ich, dass ich sie beenden werde.
Jetzt möchte ich gerne einmal wissen, was ihr von meinem
Erzählstil haltet. Kritik ist herzlich willkommen, aber auch gegen Lob hab ich nichts
Wenn es gewünscht wird, werde ich auch den zweiten Teil des ersten Kapitels hier posten, wenn er fertig ist.
Aber nun erstmal viel Spaß beim lesen!
Was ich gerade bemerkt habe: Die Zeichen der wörtlichen Rede (Anführungszeichen, Gänsefüßchen " )
sind hier als vierecke dargestellt. Keine Ahnung warum.
Wie kann eine falsche Entscheidung den Untergang eines ganzen Volkes bedeuten?
Kann man mit einem falschen Kommentar zur falschen Zeit das Schicksal ganzer Generationen besiegeln?
Ist es möglich, dass ein einziges Lebewesen einem ganzen Reich den Tod bringt?
Fragen, über die man sich eigentlich Gedanken machen sollte.
Oder etwa nicht?
Die Zukunft wird Gewissheit bringen...
Kapitel 1: Jenseits der Grenze
Klarer blauer Himmel, ein Bach, so frisch und munter wie die Fische die in ihm hausen. Bäume überall: große, weniger große, grüne, weniger grüne, und zwischendrin vielleicht ein paar Krüppel.
Vereinzelte Holzhütten, schon häufiger Zelte. Zwischen ihnen grasten Pferd und Rind Seite an Seite. Dort, wo die Behausungen dichter aneinander rückten, kamen auch ihre Bewohner zum Vorschein.
Ein fröhlicher Schwall von Worten und Gelächter umgab die Männer und Frauen, die auf dem Markt ihre Waren anboten. Kleine Kinder liefen lachend zwischen den Ständen hindurch, spielten Fangen oder jagten Hunde. Ein wenig abseits des Treibens gingen die Holzfäller und Steinmetze ihrer Arbeit nach, nicht minder fröhlich, gerade mit dem nötigen Ernst den man nun einmal braucht, um einen Baum zu fällen. In den Zelten und Hütten saßen die Frauen, die sich nicht auf dem Markt befanden, und nähten, strickten, kochten oder taten Andere Dinge, die typische Frauenarbeit sind.
Doch ein Zelt, dass sich fernab dieser Freude befand, schien eine gewisse Unruhe auszustrahlen. Es war der Sitz des Dorfältesten, in dem er mit seinem Weib hauste, aber auch mit den Vorstehern der verschiedenen Dorfgruppen tagte. An diesem Tage war einmal wieder eine solche Versammlung. Unheilverkündende Stille herrschte an dem großen Holztisch, um welchen sich die Männer auf Baumstümpfen platziert hatten. Langsam erhob sich der Älteste und begann zu sprechen:
"Werte Vertreter unserer Dorfgemeinde, ich begrüße Sie zu einem weiteren Tage der Beratung in meiner bescheidenen Behausung."
Ein leichtes murmeln setzte ein." Bescheiden! Pah! Dass ich nicht lache! Hast du die originalen Batschjia Teppiche am Eingang gesehen? Und die Goldenen Krüge die hier überall herumstehen?!
Bescheiden!" Der Mann beendete den Satz mit einem abfälligen Schnauben, und drehte sich dann wieder dem Alten zu.
Dieser hatte geduldig gewartet, bis sich die Männer wieder beruhigt hatten. Er hatte genau gewusst, dass er diese Reaktion mit seiner Bemerkung provozieren wurde. Und er musste ein Lachen unterdrücken.
"Wie dem auch sei. Kommen wir zu den Themen des heutigen Treffens. Zuerst einmal bitte ich Sie mir Bericht zu erstatten, wie die allgemeine Lage in den Verschiedenen Gruppen aussieht. Würden Sie beginnen, guter Herr Olajahl, Vertreter der Bauern und Viehzüchter?
Der dickbäuchige Kerl mit einem Schnurrbart und einem Hut, der ihm an einem Band den Rücken herabhing, erhob sich mit einem angestrengten Seufzer und blickte mit seinen Schweineaugen in die Runde. Seit unseres letzten Treffens haben wir in der Viehzucht folgende Zahlen zu verschreiben: Fünfundzwanzig Kälber, dreizehn Fohlen, zehn Ferkel,...
Darauf folgte Laaster Hoody mit seinem Bericht über den Abbau der Rohstoffe und deren Verkauf an umliegende Städte.
Nachdem noch ein halbes Dutzend anderer Männer etwas über ihre Themen erzählt hatten, stand Hark Klayn von seinem Baumstumpf auf und starrte den Ältesten mit seinem Auge an. Sein zweites musste er in einem Kampf um das Dorf, welcher schon viele Jahre zurücklag, lassen. Doch er kam auch ganz gut mit einem zurrecht. Es eignete sich besonders gut zum Kinder erschrecken.
In dieser starren Haltung, den Blick auf den Alten gewandt und die Hände auf den Tisch gestützt, verharrte der Mann mit den unzähligen Narben im Gesicht und dem weißen Bart, der ihm bis zur Brust reichte, einige Sekunden, bis er zu sprechen bekann.
Seine Stimme war rau und ohne eine Spur von Emotionen.
Sie hatte ungefähr so viel Liebreiz wie das kratzende Geräusch einer Harke auf dem Steinboden.
Ich will nicht lange drum herum reden...
Noch nicht einmal ein paar begrüßende Worte an den Dorfvorsteher.
So knapp wie möglich, ja, so war Hark.
Wir sind eine wandelnde Zielscheibe!
Klayn wartete einen Augenblick bevor er weitersprach, so als ob er sichergehen wollte, dass seine Worte bei dem alten Mann, zwei Plätze rechts neben ihm, überhaupt angekommen waren.
Als der Alte den Kopf schief legte und den Mund öffnete, um Klayn aufzufordern, weiterzusprechen, tat dieser es von alleine.
Was ich damit sagen will ist folgendes, und ich werde es nicht schönreden, sondern es so sagen, wie es nun einmal ist!
So wie immer, murmelte irgendjemand ein paar Plätze von Klayn entfernt, doch er reagierte in keinster Weise darauf, obgleich er es ganz deutlich gehört hatte. Klayn mochte ein gebrechlicher, alter Mann sein, dessen Jahre als quicklebendiger Junge schon lange zurücklagen, und der die Sechzig schon lange hinter sich hatte, doch sein Gehör war hervorragend. Aus genau diesem Grund war er früher zum Vorsteher der Krieger ernannt worden.
Unsere Kämpfer, wenn man diesen Haufen pubertierender Schwachköpfe mit pickeligen Fressen und ohne ein Anzeichen ihrer Männlichkeit in der Hose überhaupt so nennen kann, sind das Erbärmlichste was ich je zu Gesicht bekommen habe. Und glauben Sie mir, ich habe in meinem Leben schon verdammt viel Elend gesehen!
Diejenigen unter den Anwesenden der Versammlung, die Klayn noch nicht sehr lange kannten, da sie recht neu in diesem Rat waren, wussten nicht, wen sie nun ansehen sollten. Sie blickten aufgeregt von Klayn zum Ältesten, da sie jeden Moment mit lautem Gebrüll und Gezeter seinerseits, bezüglich der Ausdrucksweise Klayns, erwarteten.
Doch es geschah nichts derartiges.
Ganz im Gegenteil. Der Alte lächelte sogar ein wenig.
Meiner Meinung nach, sprach Klayn weiter, sollten wir zusehen, dass wir hier schleunigst verschwinden. Mir kam aus sicheren Quellen die Nachricht zu, dass sich eine Horde Barbaren in der Nähe aufhalten soll, und ich sage ihnen: wenn die hier einfallen, bleibt nichts als ein Haufen Staub übrig. Diese Schwächlinge von Soldaten können noch nicht einmal ein Schwert gerade halten! Wie sollen die denn dann bitte gegen diese tonnenschweren Ungetüme ankommen?!
Daher beantrage ich die sofortige Aufgabe unserer Siedlung und den Weiterzug ins Landesinnere, zumindest so nah an den inneren Kreis heran, dass wir unter dem Schutz der Königsarmee stehen.
Ich schäme mich zwar mächtig dafür, denn seit Generationen konnte sich unser Volk selber verteidigen, doch mit diesen Schwachköpfen als Verteidigung, sehe ich schwarz!
Ein Kopfnicken des Ältesten, dass zwar keineswegs die Zustimmung zu diesem Vorhaben bedeutete, sondern nur ein Dankeschön heißen sollte, und Klayn setzte sich hin.
Ich verstehe Ihre Sorge, werter Hark Klayn, doch ist es nicht umso gefährlicher sich ins Landesinnere zu begeben? Ich meine, unser Verhältnis zu den dort lebenden Völkern ist auch kein besonders gutes, ganz im Gegenteil, mit manchen verbindet uns sogar eine langjährige Feindschaft. Ich will ihnen nicht in ihren Aufgabenbereich reinreden, doch sollten wir uns nicht nach einer sichereren Lösung umsehen? Es war Janson Vool, Vertreter der Schmiede, der über den Tisch hinweg zu Klayn sprach. Vool war ein junger Bursche, nicht älter als fünfundzwanzig, doch sah er in manchen Momenten, insbesondere wenn er sich um etwas sorgte, älter aus als der Dorfälteste. Und auch in diesem Moment zog sich eine tiefe Falte über seine ganze Stirn, und seine Augen schienen regelrecht zu funkeln.
Der Alte, dem der Ausdruck in Vools Gesicht und die scharfe Tonart in der er zu Klayn sprach, nicht entgangen zu sein schien, bedachte ihn mit einem sanften Lächeln.
Bleiben Sie ganz geschmeidig. Ich verstehe auch ihre Sorge. Auf eine gewisse Art haben Sie beide recht, doch das bringt uns jetzt nicht weiter. Wir müssen eine Lösung auf dieses Problem finden, doch dazu brauchen wir einen kühlen Kopf. Erhitzte Gemüter helfen uns jetzt am aller wenigsten. Daher schlage ich vor, dass wir uns morgen in aller Früh erneut hier treffen, um uns Gedanken zu machen. Und nun gehen Sie und haben Sie noch einen schönen Tag.
Klayn öffnete den Mund um zu sagen, wie unpassend er es fand, jetzt in aller Seelenruhe nach draußen zu gehen, und das Problem warten zu lassen, doch als er den freundlichen aber bestimmten Gesichtsausdruck des Ältesten sah, war ihm klar, dass Widerworte nichts nützen würden. So erhob er sich mit einem leisen Seufzer und die anderen Männer taten es ihm gleich.
Nur Vool blieb sitzen.
Als sich nur noch er und der Älteste im Zelt befanden, und auch dieser gerade gehen wollte, stand Vool auf.
Dorfältester, ich denke ich habe eine Lösung gefunden!
Der alte Mann zog seine weißen Augenbrauen hoch und setzte wieder dieses beruhigende Lächeln auf.
Nun, wenn Sie meinen. Dann lassen Sie hören!
Und er sprach.
Diese Hitze macht einem echt zu schaffen, was?
Auf dem Übungsplatz der Kämpfer wurde weder der Schwertkampf geübt, noch andere kämpferische Fähigkeiten. Ein jeder lag nur herum und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Der Bach, der das ganze Dorf durchzog, floss auch über die Wiese, auf der eigentlich zur Zeit vierzig junge Männer ihre Waffen schwingen und sich körperlich verausgaben sollten. Unter einem großen Wadluk Baum, der kleine, blau-gelbe, süß schmeckende Früchte trug, saßen zwei der Kämpfer, beide keinen Tag älter als achtzehn, mit freiem Oberkörper und neben sich liegenden Rüstungen und Schwertern, und hielten die Füße ins Wasser.
Schrecklich heiß heute! Ich verstehe echt nicht, warum uns dieser alte Mistkerl bei dem Wetter trainieren lässt! Der gönnt uns keine freie Minute!
Es war der kräftiger aussehende mit den schulterlangen schwarzen Haaren, Liff Borrling war sein Name, der sprach.
Der Andere, Clint Pickham, war sowieso eher der ruhige Typ.
Nicht, dass er nicht intelligent genug gewesen wäre etwas zu sagen, auf gar keinen Fall! Er war sogar möglicherweise der intelligenteste der ganzen Truppe. Doch zog er es vor sich im Hintergrund zu halten, und nur dann zu sprechen, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
Häufig spielte er mit einer seiner blonden Haarlocken, oder starrte einfach nur ins Leere. Liff war der einzige des ganzen Dorfes, der es geschafft hatte seine undurchschaubare Hülle zu durchdringen und in sein menschlicheres Ich vorzudringen. Zwar sprach Clint auch mit Liff nicht besonders viel, doch gab es häufig zwischen den Beiden eine Art Telepathie.
Für den elternlosen Clint war Liff die einzige Bezugsperson.
Hey Clintyboy! Was ist los? Was gaffst du so nach da hinten? Oh, verdammt! Der hat uns gerade noch gefehlt!
In Hark Klayns Abwesenheit beaufsichtigte ein Kerl, den Klayn von einer seiner Feldzüge als Gefangenen mitgebracht hatte, die Kämpfer.
Mit der Zeit hatte Klayn vertrauen in den Kerl gewonnen, obwohl dieser sich ziemlich daneben benahm. Er brach häufig aus dem Zimmer in Klayns Hütte aus, in die er gesperrt worden war, und jagte dann kleinen Kindern Angst ein. Sogar bei dreizehn oder vierzehnjährigen klappte es. Gelegentlich schlug er die Kleinen auch
mal, wenn ihm danach war. Irgendwann wurde es den Müttern der Kinder zu viel und sie beschwerten sich beim Ältesten. Der ließ den Gefangenen dann auf einem abgelegenen Feld an einen Baum ketten.
Doch irgendwie schaffte Klayn es, den Alten zu überreden und den Gefangenen zurückzuholen. Dessen Brutalität schien ihn beeindruckt zu haben. Seitdem beobachtete der Gefangene die Kämpfer ständig, auch wenn diese es nicht bemerkten. Eigentlich warteten alle nur darauf, dass es dem Kerl mal langweilig wurde, und er sich jemanden schnappte um ihm das Genick zu brechen. So unberechenbar war er.
Nun stand er am Eingang des Übungsplatzes unter dem Torbogen und sah sich um. Das heißt, er stand nicht direkt darunter, denn mit seinen zwei Metern und dreißig Zentimetern Körpergröße passte er gar nicht darunter.
Hey Clint, ich glaube der kommt her!
Tatsächlich bewegte der Koloss sich mit Schritten, für die jeder andere Erwachsenen zwei oder drei gebraucht hätte, auf sie zu.
Als er noch ungefähr fünf Schritte (Schritte eines normalen Menschen) von ihnen entfernt war, blieb er stehen und ließ die Knöchel seiner linken Hand knacken.
Mitkommen!
Es glich mehr einem Donnergrollen als einer Stimme, was dort aus seinem Mund kam. Erschrocken starrte Liff Clint an, doch der erhob sich bereits und ging zu dem Kerl mit der Ozeantiefen Stimme herüber. Nach kurzem Zögern und erneutem Knöchelknacken stand auch Liff langsam auf. Er warf Clint einen beunruhigten Blick zu, doch der reagierte gar nicht darauf. Er starrte schon wieder ins Leere.
Unsanft umschloss der Kerl die Oberarme von Clint und Liff mit seinen riesigen, vernarbten Pranken, und schleifte sie hinter sich her.
Auch wenn sie versucht hätten, selbstständig zu gehen, hätten sie nicht mit ihm schritt halten können. Sie wurden durch das Dorf gezerrt, und Liff spürte, wie sämtliche Blicke der Bewohner auf ihnen ruhten.
Es herrschte totale Stille.
Der große Kerl brachte sie zum Zelt des Dorfältesten und stieß so kräftig hinein, dass sie beide heftig mit den Armen rudern mussten um das Gleichgewicht zu behalten. Drinnen stand der Alte mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, und musterte die Jungen eindringlich.
Dann nickte er, und auch wenn das Nicken mehr sich selbst als dem brutalen Kerl draußen vor dem Zelt galt, sah dieser es als eine Aufforderung zu verschwinden und stapfte mit seinen großen Schritten davon.
Gut dass ihr da seid.
Er drehte sich um und schritt zu seinem Baumstumpf am großen Tisch. Liff nahm zwei Plätze zu seiner Rechten platz. Clint setzte sich rechts neben seinen Freund.
Also...ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll...
Am besten Sie beginnen damit uns zu erklären, warum dieser wandelnde Muskelberg der uns hergeführt hat immer noch, beziehungsweise wieder, frei herumläuft!
Eigentlich interessierte es Liff wenig, da er sich ohnehin im klaren darüber war, dass er nichts daran ändern konnte, auch wenn er jetzt mit dem Ältesten darüber diskutierte. Denn dann würde Klayn wieder kommen und sich seinen Gefangenen zurückholen.
Liff hatte es nur gesagt, weil, er wusste nicht warum, aber es war so, ihn die Wortlosigkeit des Alten nervös machte.
Doch der ging eh nicht auf Liffs Beschwerde ein, da er gerade die richtigen Worte gefunden zu haben schien, um sein Anliegen zu schildern.
Unser Dorf ist hier nicht mehr sicher. Barbaren wurden in der Nähe gesichtet, und unser Dorfrat denkt, dass...nun ja, dass unsere Abwehr nicht unbedingt stark genug ist, es mit diesen Wilden aufzunehmen.
Daher haben wir beschlossen unsere Sachen zu packen und weiter ins Landesinnere zu ziehen, um Schutz der königlichen Armee zu bekommen. Ich weiß, wir leben hier draußen schon sehr lange, und wir haben es bis jetzt immer ganz gut geschafft zu überleben, doch scheint mir die anstehende Bedrohung einfach zu stark zu sein, als dass wir sie euch und euren Kollegen zumuten könnten.
Das ist es nicht, dachte Liff.
Die Bedrohung ist nicht zu stark, unsere Großväter wären, wenn sie jetzt noch einmal in unserem Alter sein würden, locker damit fertig geworden. Nein, wir sind einfach zu schwach. Luschen, um genau zu sein. Wir haben es einfach nicht drauf, sind zu faul und können nicht kämpfen. So ist es.
Doch gibt es da ein kleines Problem, und deswegen seid ihr hier.
Wir können es nicht als selbstverständlich sehen, dass man uns den Zutritt in den Inneren Kreis sofort und ohne Murren gewährt.
Wir müssen mit Problemen rechnen, und dabei denke ich weniger an die Möglichkeit, dass der König sich querstellen und uns den Zutritt verweigern würde. Nein, zu ihm haben wir ein neutrales Verhältnis.
Er hätte keinen Grund uns nicht eintreten zu lassen.
Wer mir Sorgen bereitet, sind die vielen Völker um den Inneren Kreis herum, mit denen wir nicht so sehr im Reinen sind. Und es wäre schwachsinnig zu denken, dass wir ihre Städte unbemerkt passieren können. Immerhin reden wir hier von einem ganzen Dorf, dass wir umsiedeln wollen. Ihr versteht das Problem?
Clint nickte ohne Zögern, doch Liff wollte erst noch mehr erfahren, bis er in irgendeiner Form seine Zustimmung ausdrückte, auch wenn es hier erst einmal nur darum ging, ob er bis dorthin alles verstanden hatte. Manchmal wurde ein Nicken fehlinterpretiert, und das hatte schon häufig zu Turbulenzen geführt.
Daher räusperte er sich nur, um auszudrücken dass der Alte fortfahren konnte, und nicht auf einen Kommentar oder eine Bewegung Liffs warten musste.
Der Alte schien es verstanden zu haben. Wie er so manches verstand, ohne dass man Worte benützen musste.
Wir brauchen einen sicheren Weg, doch unsere alten Landkarten helfen dabei wenig. Wir müssten uns dort in der Gegend umsehen, um einen geeigneten Weg vorbei an den Städten zu finden...
Wir gehen.
Es kam so überraschend, dass Liff zusammenzuckte.
Clint hatte etwas gesagt.
Der Alte lächelte und zupfte an seinem Bart herum.
Dann auf einmal wurde Liff bewusst, was Clint da gesagt hatte.
Er drehte sich zu ihm und sah ihn fragend an.
Woher willst du wissen, dass der Älteste das überhaupt will? Ich meine, er hat so etwas doch noch nicht einmal angedeutet, oder?
Aber er hat Recht!
Liff fuhr herum und sah in das lächelnde Gesicht des alten Mannes mit dem langen, weißen Bart.
Aber...was sollen wir tun?
Einen Weg finden.
Schon wieder! Clint hatte schon wieder etwas gesagt!
Dein Freund hat aufgepasst wie ich sehe. Aber ich nehme dir nicht übel, dass dir nicht zuerst der Gedanke gekommen ist.
Der Alte stieß einen kurzen und irgendwie nach dem Brummen eines Bären klingenden Laut aus, der sich bei intensiverem Hinhören als Lachen entpuppte.
Aber warum gerade wir?
Liff wartete schon wieder auf eine Erklärung von Clint, ja er war geradezu gespannt darauf, doch diesmal war es der Alte der zuerst antwortete. Möglicherweise weil Clint es nicht wusste. Oder weil er nicht unhöflich sein wollte.
Weil ihr die Besten der Gruppe seid. Ist doch logisch dass ich dann euch schicke, oder?
Und wieder dieses Brummen.
Die Besten der Gruppe? So etwas hatte Liff nie zu hören bekommen. Er war immer nur einer der faulen Säcke gewesen, aber nie der Gruppenbeste. Und als ob der Alte diese Frage aus dem Gesichtsausdruck von Liff lesen könnte, wie aus einem Buch, lächelte er und sagte: Ja, Hark geht sehr sparsam mit Komplimenten um. Aber nach eindringlichem Fragen, wer aus eurer Gruppe denn die Besten seien, brummelte er etwas von Liff Borrling und Clint Pickham, und das seid, meinen Informationen nach, ihr.
Liff war verdutzt. Gruppenbester, das hätte er nie gedacht.
Wann?
Und wieder Clint. In einem derart kühlen und unberührtem Ton, dass es fast schon ein wenig erschreckend war.
Das lächeln auf dem Gesicht des alten Mannes ging ein bisschen zurück, es verschwand zwar nicht gänzlich, doch wurde es von ein paar Falten der Sorge ersetzt.
Übermorgen.
Nur wir?
Nein. Zwei unserer besten Kundschafter und jeweils ein Bediensteter für euch werden mitkommen. Doch sie stehen alle unter eurem Kommando.
Waffen?
Clints Fragen wurden immer knapper. Er schien schon wieder genug gesagt zu haben, dass er für einen Monat schweigen konnte.
Der Schmied stellt euch sein ganzes Sortiment zu Verfügung. Nehmt euch das, wovon ihr glaubt dass es euch hilft. Doch solltet ihr dabei eines bedenken: Euer höchstes Ziel ist es nicht, so viele Menschen wie möglich abzuschlachten, sondern möglichst unbemerkt dort hin zu kommen, einen geeigneten Durchgang für uns zu finden, und dann wieder unbemerkt zu verschwinden. Solltet ihr entdeckt werden, was ich in keinster Weise hoffe, sind wir gezwungen euch eurem Schicksal zu überlassen. Wir haben einfach keine Chance gegen die. Das versteht ihr doch, oder?
Keine Antwort. Doch dass kein Protest kam, schien dem Alten zu genügen. Er erhob sich und verschwand aus dem Zelt. Nach einigen Sekunden kam er wieder hinein, mit einer kleinen Schachtel in der Hand. Sie wurde von einer dicken Staubschicht überzogen, doch darunter konnte man ein goldenes Kreuz erkennen.
Der Alte öffnete die Schatulle und der Deckel sprang mit einem leisen Klicken auf. Zuerst dachte Liff er würde geblendet werden, denn als er zu Clint blickte hielt auch der sich eine Hand schützend vor die Augen. Doch dann wurde ihm klar, dass er es sich nur einbildete.
Die Kette die dort drinnen lag strahlte zwar etwas aus, doch kam das Licht eher vom Inneren, und schien nur an den Verstand und nicht an die Augen gesendet zu werden. Daher nahm Liff die Hand wieder runter.
Was kann ich viel dazu sagen? Alles was ihr über diese Kette wissen müsst, wird euch erklärt werden. Da bin ich mir sicher. Ich selbst bin nur dazu befugt sie euch auszuhändigen und zu raten, gut auf sie acht zu geben!
Liff nahm die Schachtel in die Hände und begutachtete das darin liegende Stück. Das Glänzen schien ein wenig verblasst zu sein.
Dann nahm er sie heraus und wollte sie sich umbinden als...
Nein!
Liff wurde die Kette weggerissen. Der Alte sah ihn entsetzt an, doch als er seinen unfreundlichen Gesichtsausdruck zu bemerken schien, lächelte er wieder wie er es so häufig tat.
Es tut mir leid, mein Fehler. Ihr dürft die Kette niemals tragen. Nie, hört ihr? Dazu ist sie nicht gemacht. In erster Linie soll sie euch Glück bringen. Was es sonst noch mit ihr auf sich hat werdet ihr früh genug erfahren.
Der Alte legte die Kette zurück in das Kästchen und schloss es.
Clint nahm es an sich und verstaute es in seiner Hosentasche, die daraufhin eine übertriebene Wölbung bekam.
Ihr müsst mich nun entschuldigen, ich habe wichtiges zu tun.
Habt noch einen schönen Tag!
Ein letztes Kopfnicken des Alten und die beiden Jungen verschwanden aus dem Zelt.
Kaum wieder draußen wünschten sie sich wieder hinein gehen zu dürfen. Zum einen Strahlte die Sonne nun noch stärker als vorher auf sie hinab, zum anderen stand gegenüber des Zeltes an einen Zaunpfahl gelehnt der Brutale und sah zu ihnen herüber.
Lass uns verschwinden.
Jetzt war Liff sich sicher: Heute hatte Clint für zwei Monate gesprochen.
Der Tag verging ohne die erwarteten Fragen, was sie denn beim Ältesten gemacht hätten, da niemand wirklich bemerkt zu haben schien, dass sie überhaupt dort waren. Einzig auffällig waren die vielen Blicke, die Klayns Gefangener (oder war Klayn schon lange der Gefangene?) ihnen zuwarf. Sie waren von unterschiedlicher Natur.
Mal waren es abwertende, mal abgrundtief böse Blicke.
Doch störte das Liff und Clint nicht weiter, da sie in zwei Tagen sowieso fort sein würden.
Am nächsten Morgen wachte Liff ungewöhnlich früh auf. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und bis jetzt deutete nur ein schwaches Leuchten am Horizont ihr Kommen an. Doch konnte man schon jetzt wieder mit Gewissheit sagen, dass der Tag heiß werden würde. Diese ewige Hitze machte jedem im Dorf zu schaffen. Sie währte nunmehr über vier Wochen und ein Abklingen war nicht in Sicht. Keine guten Voraussetzungen für eine lange Wanderung.
Nachdem er sich gewaschen und bekleidet hatte, verließ Liff die Hütte seiner Eltern und trat in den lauwarmen Morgen hinaus. Wenn man aus der Tür trat, sah man direkt auf eine der vielen Weiden die das Dorf umgaben. Jetzt war sie mit einem dicken Nebelschleier überzogen und vereinzelt zogen Vögel über ihr ihre Kreise oder saßen auf den Pfählen der Zäune. Diesen Anblick sah er nun zum vorerst letzten mal. Natürlich freute er sich auf die bevorstehende Reise.
Endlich einmal eine Abwechslung vom tristen Dorfleben.
Aber versuchte Liff sich in seiner Vorfreude zu bändigen, da er wusste, dass es kein Urlaub werden würde. Er musste mit dem nötigen Respekt an diese Aufgabe herangehen, sonst würde er sowohl den Alten, als auch das ganze Dorf enttäuschen. Und das war das letzte was er wollte. Schon immer hatte Liff am meisten Angst davor gehabt, die Erwartungen Anderer an ihn nicht zu erfüllen. Daher hatte er sich immer so gut wie es ging vor besonderen Aufgaben gedrückt, und war lieber unscheinbar in der Gruppe geblieben. Aber nun hing einiges von ihm ab. Möglicherweise sogar das Schicksal des ganzen Dorfes. Bei dem Gedanken wurde ihm flau im Magen.
Jemand tippte ihm auf die Schulter und Liff zuckte vor Schreck zusammen. Clint stand hinter ihm.
Warum habe ich dich nicht kommen hören, verdammt?!
Clint zuckte nur mit den Schultern. Das musste Liff als Antwort genügen. Was gibts denn, Clintyboy?
Und schon wieder keine sprachliche Antwort. Er hielt Liff nur einen Zettel vor die Nase.
Proviant, Waffen, Pferde,... Eine Prüfliste? Das müssen wir noch erledigen? Clint nickte und nahm den Zettel wieder an sich.
Na dann lass uns gehen, mein Freund! Liff schlug Clint auf die Schulter und sie gingen in Richtung Marktplatz.
Als sie die Schmiede betraten, kam ihnen der Berg von Mann schon mit offenen Armen entgegen, als ob er sie erwartet hätte.
Liff! Clint! Schön dass ihr da seid!
Der Schmied umarmte sie beide gleichzeitig, was bei seinen riesigen Armen kein Problem war. Liffs Wirbelsäule ächzte und knackte unter dem Gewicht der Pranken des zweieinhalb Meter Mannes und er versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien. Glücklicherweise ließ der Riese von alleine von ihnen ab.
Wollt ihr n Schluck Flaubeerensaft? Hab ganz frischen da!
Auf einem alten Holztisch an der hinteren Wand des Zimmers standen drei große Becher und ein riesiger Krug, als ob der Schmied, Aurus, fest damit gerechnet hätte, dass sie einen zusammen trinken.
Aber hinter dem harmlos aussehenden Saft steckte eine ganz schöne Wucht. Leute die Alkohol nicht gewohnt waren, wurden schon nach einem kleinen Becher betrunken, tranken sie noch einen, waren sie sturzbesoffen, und ein weiterer, oder gar zwei, könnten zum Tod führen. Aber für einen hartgesottenen Trinker wie Aurus war das kein Problem. Manchmal, so erzählt man es sich zumindest im Dorf, soll er einen großen Becher, der drei kleinen entsprach, in einem Zug geleert haben, und danach immer noch vollkommen bei Verstand gewesen sein.
Liff schüttelte den Kopf. Nein danke, wir haben im Moment keinen Durst, oder Clint? Er nickte.
Sichtlich enttäuscht trottete Aurus in seine Arbeitsecke und kam mit einem alten Mehlsack zurück, den er ganz locker über die Schulter hängen hatte. Doch als er ihn vor Liff abstellte, und der ihn heben wollte, schaffte er es nicht einmal bis zur Hüfte.
Aurus öffnete den Sack und nahm ein paar Dinge heraus, wobei sich sein Gesicht wieder aufhellte, da er nun etwas anderes hatte, mit dem er seine Gäste begeistern konnte.
Seht mal, das hab ich für euch hergestellt! Damit dürftet ihr auf eurer Reise jeden bezwingen können, wenn ich mir das Eigenlob erlauben darf. Hier habe ich einen hübschen, kleinen Dolch. Liegt gut in der Hand, wenn ihr mich fragt! Er warf ihn Liff zu. Der wirbelte ihn ein wenig herum und gab ihn dann Aurus zurück.
Ja, hast recht. Feines Teil!
Sag ich ja! Ein breites Lächeln hatte sich auf Aurus Gesicht gebildet. Hier ham wir noch son Prachtexemplar für deinen Kumpel. So...ah, da isses ja! Aurus zog zwei glänzende Silberschwerter aus dem Sack und kreuzte sie über seinem Kopf.
Die göttlichen Schwerter der Aromehen! Ich hab selber so eines unter meinem Bett liegen. Das hat mir vor langer Zeit mal ein Aromehenkrieger geschenkt, weil ich ihm das Leben gerettet habe.
Is ne lange Geschichte. Erzähl ich euch wenn ihr wieder da seid!
Ich hab diese beiden Schmuckstücke hier genauso geschmiedet wie das Original. Das Ding hat mir sozusagen Modell gestanden.
Wer auch immer euch mit diesen Schwertern sehen wird, wirds sich zwei mal überlegen, ob er euch angreift. Auch wenn diese Kopien hier vielleicht nicht die selbe Macht wie die echten besitzen, so machen sie wenigstens genauso viel Eindruck auf die Leute. Dann hab ich hier noch ein paar Wurfmesser und für jeden von euch ein Kurzschwert.
Und zu guter Letzt präsentiere ich euch voller Stolz meine Spezialäxte. Leichter als die normalen, aber mit genauso viel Kraft!
Aurus? Liff sah ihn leicht lächelnd an.
Ja?
Wie sollen wir das alles mitschleppen?
Der verdutzte Gesichtsausdruck im Gesicht des Schmieds sah derart komisch aus, dass Liff sich sehr zusammenreißen musste, damit er nicht loslachte. Habt ihr denn keine Gehilfen? Mir wurde gesagt ihr bekommt noch ein paar Leute zur Hilfe mit?!
Das Lachen in Liffs Hals erstarb. Das hatte er gar nicht bedacht.
Sie brauchten es ja gar nicht alleine tragen. Wie konnte er Aurus nur für so einen Dummkopf halten? Liff spürte wie ihm eine leichte Röte ins Gesicht stieg.
Meist (eigentlich immer) sind es Phantasiegeschichten.
Doch bis jetzt habe ich nie eine von ihnen zu Ende geschrieben. Aber diese Story hier ist auf dem besten Wege dahin. Auch wenn noch nicht einmal das erste Kapitel fertig ist, weiß ich, dass ich sie beenden werde.
Jetzt möchte ich gerne einmal wissen, was ihr von meinem
Erzählstil haltet. Kritik ist herzlich willkommen, aber auch gegen Lob hab ich nichts

Wenn es gewünscht wird, werde ich auch den zweiten Teil des ersten Kapitels hier posten, wenn er fertig ist.
Aber nun erstmal viel Spaß beim lesen!
Was ich gerade bemerkt habe: Die Zeichen der wörtlichen Rede (Anführungszeichen, Gänsefüßchen " )
sind hier als vierecke dargestellt. Keine Ahnung warum.
Wie kann eine falsche Entscheidung den Untergang eines ganzen Volkes bedeuten?
Kann man mit einem falschen Kommentar zur falschen Zeit das Schicksal ganzer Generationen besiegeln?
Ist es möglich, dass ein einziges Lebewesen einem ganzen Reich den Tod bringt?
Fragen, über die man sich eigentlich Gedanken machen sollte.
Oder etwa nicht?
Die Zukunft wird Gewissheit bringen...
Kapitel 1: Jenseits der Grenze
Klarer blauer Himmel, ein Bach, so frisch und munter wie die Fische die in ihm hausen. Bäume überall: große, weniger große, grüne, weniger grüne, und zwischendrin vielleicht ein paar Krüppel.
Vereinzelte Holzhütten, schon häufiger Zelte. Zwischen ihnen grasten Pferd und Rind Seite an Seite. Dort, wo die Behausungen dichter aneinander rückten, kamen auch ihre Bewohner zum Vorschein.
Ein fröhlicher Schwall von Worten und Gelächter umgab die Männer und Frauen, die auf dem Markt ihre Waren anboten. Kleine Kinder liefen lachend zwischen den Ständen hindurch, spielten Fangen oder jagten Hunde. Ein wenig abseits des Treibens gingen die Holzfäller und Steinmetze ihrer Arbeit nach, nicht minder fröhlich, gerade mit dem nötigen Ernst den man nun einmal braucht, um einen Baum zu fällen. In den Zelten und Hütten saßen die Frauen, die sich nicht auf dem Markt befanden, und nähten, strickten, kochten oder taten Andere Dinge, die typische Frauenarbeit sind.
Doch ein Zelt, dass sich fernab dieser Freude befand, schien eine gewisse Unruhe auszustrahlen. Es war der Sitz des Dorfältesten, in dem er mit seinem Weib hauste, aber auch mit den Vorstehern der verschiedenen Dorfgruppen tagte. An diesem Tage war einmal wieder eine solche Versammlung. Unheilverkündende Stille herrschte an dem großen Holztisch, um welchen sich die Männer auf Baumstümpfen platziert hatten. Langsam erhob sich der Älteste und begann zu sprechen:
"Werte Vertreter unserer Dorfgemeinde, ich begrüße Sie zu einem weiteren Tage der Beratung in meiner bescheidenen Behausung."
Ein leichtes murmeln setzte ein." Bescheiden! Pah! Dass ich nicht lache! Hast du die originalen Batschjia Teppiche am Eingang gesehen? Und die Goldenen Krüge die hier überall herumstehen?!
Bescheiden!" Der Mann beendete den Satz mit einem abfälligen Schnauben, und drehte sich dann wieder dem Alten zu.
Dieser hatte geduldig gewartet, bis sich die Männer wieder beruhigt hatten. Er hatte genau gewusst, dass er diese Reaktion mit seiner Bemerkung provozieren wurde. Und er musste ein Lachen unterdrücken.
"Wie dem auch sei. Kommen wir zu den Themen des heutigen Treffens. Zuerst einmal bitte ich Sie mir Bericht zu erstatten, wie die allgemeine Lage in den Verschiedenen Gruppen aussieht. Würden Sie beginnen, guter Herr Olajahl, Vertreter der Bauern und Viehzüchter?
Der dickbäuchige Kerl mit einem Schnurrbart und einem Hut, der ihm an einem Band den Rücken herabhing, erhob sich mit einem angestrengten Seufzer und blickte mit seinen Schweineaugen in die Runde. Seit unseres letzten Treffens haben wir in der Viehzucht folgende Zahlen zu verschreiben: Fünfundzwanzig Kälber, dreizehn Fohlen, zehn Ferkel,...
Darauf folgte Laaster Hoody mit seinem Bericht über den Abbau der Rohstoffe und deren Verkauf an umliegende Städte.
Nachdem noch ein halbes Dutzend anderer Männer etwas über ihre Themen erzählt hatten, stand Hark Klayn von seinem Baumstumpf auf und starrte den Ältesten mit seinem Auge an. Sein zweites musste er in einem Kampf um das Dorf, welcher schon viele Jahre zurücklag, lassen. Doch er kam auch ganz gut mit einem zurrecht. Es eignete sich besonders gut zum Kinder erschrecken.
In dieser starren Haltung, den Blick auf den Alten gewandt und die Hände auf den Tisch gestützt, verharrte der Mann mit den unzähligen Narben im Gesicht und dem weißen Bart, der ihm bis zur Brust reichte, einige Sekunden, bis er zu sprechen bekann.
Seine Stimme war rau und ohne eine Spur von Emotionen.
Sie hatte ungefähr so viel Liebreiz wie das kratzende Geräusch einer Harke auf dem Steinboden.
Ich will nicht lange drum herum reden...
Noch nicht einmal ein paar begrüßende Worte an den Dorfvorsteher.
So knapp wie möglich, ja, so war Hark.
Wir sind eine wandelnde Zielscheibe!
Klayn wartete einen Augenblick bevor er weitersprach, so als ob er sichergehen wollte, dass seine Worte bei dem alten Mann, zwei Plätze rechts neben ihm, überhaupt angekommen waren.
Als der Alte den Kopf schief legte und den Mund öffnete, um Klayn aufzufordern, weiterzusprechen, tat dieser es von alleine.
Was ich damit sagen will ist folgendes, und ich werde es nicht schönreden, sondern es so sagen, wie es nun einmal ist!
So wie immer, murmelte irgendjemand ein paar Plätze von Klayn entfernt, doch er reagierte in keinster Weise darauf, obgleich er es ganz deutlich gehört hatte. Klayn mochte ein gebrechlicher, alter Mann sein, dessen Jahre als quicklebendiger Junge schon lange zurücklagen, und der die Sechzig schon lange hinter sich hatte, doch sein Gehör war hervorragend. Aus genau diesem Grund war er früher zum Vorsteher der Krieger ernannt worden.
Unsere Kämpfer, wenn man diesen Haufen pubertierender Schwachköpfe mit pickeligen Fressen und ohne ein Anzeichen ihrer Männlichkeit in der Hose überhaupt so nennen kann, sind das Erbärmlichste was ich je zu Gesicht bekommen habe. Und glauben Sie mir, ich habe in meinem Leben schon verdammt viel Elend gesehen!
Diejenigen unter den Anwesenden der Versammlung, die Klayn noch nicht sehr lange kannten, da sie recht neu in diesem Rat waren, wussten nicht, wen sie nun ansehen sollten. Sie blickten aufgeregt von Klayn zum Ältesten, da sie jeden Moment mit lautem Gebrüll und Gezeter seinerseits, bezüglich der Ausdrucksweise Klayns, erwarteten.
Doch es geschah nichts derartiges.
Ganz im Gegenteil. Der Alte lächelte sogar ein wenig.
Meiner Meinung nach, sprach Klayn weiter, sollten wir zusehen, dass wir hier schleunigst verschwinden. Mir kam aus sicheren Quellen die Nachricht zu, dass sich eine Horde Barbaren in der Nähe aufhalten soll, und ich sage ihnen: wenn die hier einfallen, bleibt nichts als ein Haufen Staub übrig. Diese Schwächlinge von Soldaten können noch nicht einmal ein Schwert gerade halten! Wie sollen die denn dann bitte gegen diese tonnenschweren Ungetüme ankommen?!
Daher beantrage ich die sofortige Aufgabe unserer Siedlung und den Weiterzug ins Landesinnere, zumindest so nah an den inneren Kreis heran, dass wir unter dem Schutz der Königsarmee stehen.
Ich schäme mich zwar mächtig dafür, denn seit Generationen konnte sich unser Volk selber verteidigen, doch mit diesen Schwachköpfen als Verteidigung, sehe ich schwarz!
Ein Kopfnicken des Ältesten, dass zwar keineswegs die Zustimmung zu diesem Vorhaben bedeutete, sondern nur ein Dankeschön heißen sollte, und Klayn setzte sich hin.
Ich verstehe Ihre Sorge, werter Hark Klayn, doch ist es nicht umso gefährlicher sich ins Landesinnere zu begeben? Ich meine, unser Verhältnis zu den dort lebenden Völkern ist auch kein besonders gutes, ganz im Gegenteil, mit manchen verbindet uns sogar eine langjährige Feindschaft. Ich will ihnen nicht in ihren Aufgabenbereich reinreden, doch sollten wir uns nicht nach einer sichereren Lösung umsehen? Es war Janson Vool, Vertreter der Schmiede, der über den Tisch hinweg zu Klayn sprach. Vool war ein junger Bursche, nicht älter als fünfundzwanzig, doch sah er in manchen Momenten, insbesondere wenn er sich um etwas sorgte, älter aus als der Dorfälteste. Und auch in diesem Moment zog sich eine tiefe Falte über seine ganze Stirn, und seine Augen schienen regelrecht zu funkeln.
Der Alte, dem der Ausdruck in Vools Gesicht und die scharfe Tonart in der er zu Klayn sprach, nicht entgangen zu sein schien, bedachte ihn mit einem sanften Lächeln.
Bleiben Sie ganz geschmeidig. Ich verstehe auch ihre Sorge. Auf eine gewisse Art haben Sie beide recht, doch das bringt uns jetzt nicht weiter. Wir müssen eine Lösung auf dieses Problem finden, doch dazu brauchen wir einen kühlen Kopf. Erhitzte Gemüter helfen uns jetzt am aller wenigsten. Daher schlage ich vor, dass wir uns morgen in aller Früh erneut hier treffen, um uns Gedanken zu machen. Und nun gehen Sie und haben Sie noch einen schönen Tag.
Klayn öffnete den Mund um zu sagen, wie unpassend er es fand, jetzt in aller Seelenruhe nach draußen zu gehen, und das Problem warten zu lassen, doch als er den freundlichen aber bestimmten Gesichtsausdruck des Ältesten sah, war ihm klar, dass Widerworte nichts nützen würden. So erhob er sich mit einem leisen Seufzer und die anderen Männer taten es ihm gleich.
Nur Vool blieb sitzen.
Als sich nur noch er und der Älteste im Zelt befanden, und auch dieser gerade gehen wollte, stand Vool auf.
Dorfältester, ich denke ich habe eine Lösung gefunden!
Der alte Mann zog seine weißen Augenbrauen hoch und setzte wieder dieses beruhigende Lächeln auf.
Nun, wenn Sie meinen. Dann lassen Sie hören!
Und er sprach.
Diese Hitze macht einem echt zu schaffen, was?
Auf dem Übungsplatz der Kämpfer wurde weder der Schwertkampf geübt, noch andere kämpferische Fähigkeiten. Ein jeder lag nur herum und ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Der Bach, der das ganze Dorf durchzog, floss auch über die Wiese, auf der eigentlich zur Zeit vierzig junge Männer ihre Waffen schwingen und sich körperlich verausgaben sollten. Unter einem großen Wadluk Baum, der kleine, blau-gelbe, süß schmeckende Früchte trug, saßen zwei der Kämpfer, beide keinen Tag älter als achtzehn, mit freiem Oberkörper und neben sich liegenden Rüstungen und Schwertern, und hielten die Füße ins Wasser.
Schrecklich heiß heute! Ich verstehe echt nicht, warum uns dieser alte Mistkerl bei dem Wetter trainieren lässt! Der gönnt uns keine freie Minute!
Es war der kräftiger aussehende mit den schulterlangen schwarzen Haaren, Liff Borrling war sein Name, der sprach.
Der Andere, Clint Pickham, war sowieso eher der ruhige Typ.
Nicht, dass er nicht intelligent genug gewesen wäre etwas zu sagen, auf gar keinen Fall! Er war sogar möglicherweise der intelligenteste der ganzen Truppe. Doch zog er es vor sich im Hintergrund zu halten, und nur dann zu sprechen, wenn es sich nicht vermeiden ließ.
Häufig spielte er mit einer seiner blonden Haarlocken, oder starrte einfach nur ins Leere. Liff war der einzige des ganzen Dorfes, der es geschafft hatte seine undurchschaubare Hülle zu durchdringen und in sein menschlicheres Ich vorzudringen. Zwar sprach Clint auch mit Liff nicht besonders viel, doch gab es häufig zwischen den Beiden eine Art Telepathie.
Für den elternlosen Clint war Liff die einzige Bezugsperson.
Hey Clintyboy! Was ist los? Was gaffst du so nach da hinten? Oh, verdammt! Der hat uns gerade noch gefehlt!
In Hark Klayns Abwesenheit beaufsichtigte ein Kerl, den Klayn von einer seiner Feldzüge als Gefangenen mitgebracht hatte, die Kämpfer.
Mit der Zeit hatte Klayn vertrauen in den Kerl gewonnen, obwohl dieser sich ziemlich daneben benahm. Er brach häufig aus dem Zimmer in Klayns Hütte aus, in die er gesperrt worden war, und jagte dann kleinen Kindern Angst ein. Sogar bei dreizehn oder vierzehnjährigen klappte es. Gelegentlich schlug er die Kleinen auch
mal, wenn ihm danach war. Irgendwann wurde es den Müttern der Kinder zu viel und sie beschwerten sich beim Ältesten. Der ließ den Gefangenen dann auf einem abgelegenen Feld an einen Baum ketten.
Doch irgendwie schaffte Klayn es, den Alten zu überreden und den Gefangenen zurückzuholen. Dessen Brutalität schien ihn beeindruckt zu haben. Seitdem beobachtete der Gefangene die Kämpfer ständig, auch wenn diese es nicht bemerkten. Eigentlich warteten alle nur darauf, dass es dem Kerl mal langweilig wurde, und er sich jemanden schnappte um ihm das Genick zu brechen. So unberechenbar war er.
Nun stand er am Eingang des Übungsplatzes unter dem Torbogen und sah sich um. Das heißt, er stand nicht direkt darunter, denn mit seinen zwei Metern und dreißig Zentimetern Körpergröße passte er gar nicht darunter.
Hey Clint, ich glaube der kommt her!
Tatsächlich bewegte der Koloss sich mit Schritten, für die jeder andere Erwachsenen zwei oder drei gebraucht hätte, auf sie zu.
Als er noch ungefähr fünf Schritte (Schritte eines normalen Menschen) von ihnen entfernt war, blieb er stehen und ließ die Knöchel seiner linken Hand knacken.
Mitkommen!
Es glich mehr einem Donnergrollen als einer Stimme, was dort aus seinem Mund kam. Erschrocken starrte Liff Clint an, doch der erhob sich bereits und ging zu dem Kerl mit der Ozeantiefen Stimme herüber. Nach kurzem Zögern und erneutem Knöchelknacken stand auch Liff langsam auf. Er warf Clint einen beunruhigten Blick zu, doch der reagierte gar nicht darauf. Er starrte schon wieder ins Leere.
Unsanft umschloss der Kerl die Oberarme von Clint und Liff mit seinen riesigen, vernarbten Pranken, und schleifte sie hinter sich her.
Auch wenn sie versucht hätten, selbstständig zu gehen, hätten sie nicht mit ihm schritt halten können. Sie wurden durch das Dorf gezerrt, und Liff spürte, wie sämtliche Blicke der Bewohner auf ihnen ruhten.
Es herrschte totale Stille.
Der große Kerl brachte sie zum Zelt des Dorfältesten und stieß so kräftig hinein, dass sie beide heftig mit den Armen rudern mussten um das Gleichgewicht zu behalten. Drinnen stand der Alte mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, und musterte die Jungen eindringlich.
Dann nickte er, und auch wenn das Nicken mehr sich selbst als dem brutalen Kerl draußen vor dem Zelt galt, sah dieser es als eine Aufforderung zu verschwinden und stapfte mit seinen großen Schritten davon.
Gut dass ihr da seid.
Er drehte sich um und schritt zu seinem Baumstumpf am großen Tisch. Liff nahm zwei Plätze zu seiner Rechten platz. Clint setzte sich rechts neben seinen Freund.
Also...ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll...
Am besten Sie beginnen damit uns zu erklären, warum dieser wandelnde Muskelberg der uns hergeführt hat immer noch, beziehungsweise wieder, frei herumläuft!
Eigentlich interessierte es Liff wenig, da er sich ohnehin im klaren darüber war, dass er nichts daran ändern konnte, auch wenn er jetzt mit dem Ältesten darüber diskutierte. Denn dann würde Klayn wieder kommen und sich seinen Gefangenen zurückholen.
Liff hatte es nur gesagt, weil, er wusste nicht warum, aber es war so, ihn die Wortlosigkeit des Alten nervös machte.
Doch der ging eh nicht auf Liffs Beschwerde ein, da er gerade die richtigen Worte gefunden zu haben schien, um sein Anliegen zu schildern.
Unser Dorf ist hier nicht mehr sicher. Barbaren wurden in der Nähe gesichtet, und unser Dorfrat denkt, dass...nun ja, dass unsere Abwehr nicht unbedingt stark genug ist, es mit diesen Wilden aufzunehmen.
Daher haben wir beschlossen unsere Sachen zu packen und weiter ins Landesinnere zu ziehen, um Schutz der königlichen Armee zu bekommen. Ich weiß, wir leben hier draußen schon sehr lange, und wir haben es bis jetzt immer ganz gut geschafft zu überleben, doch scheint mir die anstehende Bedrohung einfach zu stark zu sein, als dass wir sie euch und euren Kollegen zumuten könnten.
Das ist es nicht, dachte Liff.
Die Bedrohung ist nicht zu stark, unsere Großväter wären, wenn sie jetzt noch einmal in unserem Alter sein würden, locker damit fertig geworden. Nein, wir sind einfach zu schwach. Luschen, um genau zu sein. Wir haben es einfach nicht drauf, sind zu faul und können nicht kämpfen. So ist es.
Doch gibt es da ein kleines Problem, und deswegen seid ihr hier.
Wir können es nicht als selbstverständlich sehen, dass man uns den Zutritt in den Inneren Kreis sofort und ohne Murren gewährt.
Wir müssen mit Problemen rechnen, und dabei denke ich weniger an die Möglichkeit, dass der König sich querstellen und uns den Zutritt verweigern würde. Nein, zu ihm haben wir ein neutrales Verhältnis.
Er hätte keinen Grund uns nicht eintreten zu lassen.
Wer mir Sorgen bereitet, sind die vielen Völker um den Inneren Kreis herum, mit denen wir nicht so sehr im Reinen sind. Und es wäre schwachsinnig zu denken, dass wir ihre Städte unbemerkt passieren können. Immerhin reden wir hier von einem ganzen Dorf, dass wir umsiedeln wollen. Ihr versteht das Problem?
Clint nickte ohne Zögern, doch Liff wollte erst noch mehr erfahren, bis er in irgendeiner Form seine Zustimmung ausdrückte, auch wenn es hier erst einmal nur darum ging, ob er bis dorthin alles verstanden hatte. Manchmal wurde ein Nicken fehlinterpretiert, und das hatte schon häufig zu Turbulenzen geführt.
Daher räusperte er sich nur, um auszudrücken dass der Alte fortfahren konnte, und nicht auf einen Kommentar oder eine Bewegung Liffs warten musste.
Der Alte schien es verstanden zu haben. Wie er so manches verstand, ohne dass man Worte benützen musste.
Wir brauchen einen sicheren Weg, doch unsere alten Landkarten helfen dabei wenig. Wir müssten uns dort in der Gegend umsehen, um einen geeigneten Weg vorbei an den Städten zu finden...
Wir gehen.
Es kam so überraschend, dass Liff zusammenzuckte.
Clint hatte etwas gesagt.
Der Alte lächelte und zupfte an seinem Bart herum.
Dann auf einmal wurde Liff bewusst, was Clint da gesagt hatte.
Er drehte sich zu ihm und sah ihn fragend an.
Woher willst du wissen, dass der Älteste das überhaupt will? Ich meine, er hat so etwas doch noch nicht einmal angedeutet, oder?
Aber er hat Recht!
Liff fuhr herum und sah in das lächelnde Gesicht des alten Mannes mit dem langen, weißen Bart.
Aber...was sollen wir tun?
Einen Weg finden.
Schon wieder! Clint hatte schon wieder etwas gesagt!
Dein Freund hat aufgepasst wie ich sehe. Aber ich nehme dir nicht übel, dass dir nicht zuerst der Gedanke gekommen ist.
Der Alte stieß einen kurzen und irgendwie nach dem Brummen eines Bären klingenden Laut aus, der sich bei intensiverem Hinhören als Lachen entpuppte.
Aber warum gerade wir?
Liff wartete schon wieder auf eine Erklärung von Clint, ja er war geradezu gespannt darauf, doch diesmal war es der Alte der zuerst antwortete. Möglicherweise weil Clint es nicht wusste. Oder weil er nicht unhöflich sein wollte.
Weil ihr die Besten der Gruppe seid. Ist doch logisch dass ich dann euch schicke, oder?
Und wieder dieses Brummen.
Die Besten der Gruppe? So etwas hatte Liff nie zu hören bekommen. Er war immer nur einer der faulen Säcke gewesen, aber nie der Gruppenbeste. Und als ob der Alte diese Frage aus dem Gesichtsausdruck von Liff lesen könnte, wie aus einem Buch, lächelte er und sagte: Ja, Hark geht sehr sparsam mit Komplimenten um. Aber nach eindringlichem Fragen, wer aus eurer Gruppe denn die Besten seien, brummelte er etwas von Liff Borrling und Clint Pickham, und das seid, meinen Informationen nach, ihr.
Liff war verdutzt. Gruppenbester, das hätte er nie gedacht.
Wann?
Und wieder Clint. In einem derart kühlen und unberührtem Ton, dass es fast schon ein wenig erschreckend war.
Das lächeln auf dem Gesicht des alten Mannes ging ein bisschen zurück, es verschwand zwar nicht gänzlich, doch wurde es von ein paar Falten der Sorge ersetzt.
Übermorgen.
Nur wir?
Nein. Zwei unserer besten Kundschafter und jeweils ein Bediensteter für euch werden mitkommen. Doch sie stehen alle unter eurem Kommando.
Waffen?
Clints Fragen wurden immer knapper. Er schien schon wieder genug gesagt zu haben, dass er für einen Monat schweigen konnte.
Der Schmied stellt euch sein ganzes Sortiment zu Verfügung. Nehmt euch das, wovon ihr glaubt dass es euch hilft. Doch solltet ihr dabei eines bedenken: Euer höchstes Ziel ist es nicht, so viele Menschen wie möglich abzuschlachten, sondern möglichst unbemerkt dort hin zu kommen, einen geeigneten Durchgang für uns zu finden, und dann wieder unbemerkt zu verschwinden. Solltet ihr entdeckt werden, was ich in keinster Weise hoffe, sind wir gezwungen euch eurem Schicksal zu überlassen. Wir haben einfach keine Chance gegen die. Das versteht ihr doch, oder?
Keine Antwort. Doch dass kein Protest kam, schien dem Alten zu genügen. Er erhob sich und verschwand aus dem Zelt. Nach einigen Sekunden kam er wieder hinein, mit einer kleinen Schachtel in der Hand. Sie wurde von einer dicken Staubschicht überzogen, doch darunter konnte man ein goldenes Kreuz erkennen.
Der Alte öffnete die Schatulle und der Deckel sprang mit einem leisen Klicken auf. Zuerst dachte Liff er würde geblendet werden, denn als er zu Clint blickte hielt auch der sich eine Hand schützend vor die Augen. Doch dann wurde ihm klar, dass er es sich nur einbildete.
Die Kette die dort drinnen lag strahlte zwar etwas aus, doch kam das Licht eher vom Inneren, und schien nur an den Verstand und nicht an die Augen gesendet zu werden. Daher nahm Liff die Hand wieder runter.
Was kann ich viel dazu sagen? Alles was ihr über diese Kette wissen müsst, wird euch erklärt werden. Da bin ich mir sicher. Ich selbst bin nur dazu befugt sie euch auszuhändigen und zu raten, gut auf sie acht zu geben!
Liff nahm die Schachtel in die Hände und begutachtete das darin liegende Stück. Das Glänzen schien ein wenig verblasst zu sein.
Dann nahm er sie heraus und wollte sie sich umbinden als...
Nein!
Liff wurde die Kette weggerissen. Der Alte sah ihn entsetzt an, doch als er seinen unfreundlichen Gesichtsausdruck zu bemerken schien, lächelte er wieder wie er es so häufig tat.
Es tut mir leid, mein Fehler. Ihr dürft die Kette niemals tragen. Nie, hört ihr? Dazu ist sie nicht gemacht. In erster Linie soll sie euch Glück bringen. Was es sonst noch mit ihr auf sich hat werdet ihr früh genug erfahren.
Der Alte legte die Kette zurück in das Kästchen und schloss es.
Clint nahm es an sich und verstaute es in seiner Hosentasche, die daraufhin eine übertriebene Wölbung bekam.
Ihr müsst mich nun entschuldigen, ich habe wichtiges zu tun.
Habt noch einen schönen Tag!
Ein letztes Kopfnicken des Alten und die beiden Jungen verschwanden aus dem Zelt.
Kaum wieder draußen wünschten sie sich wieder hinein gehen zu dürfen. Zum einen Strahlte die Sonne nun noch stärker als vorher auf sie hinab, zum anderen stand gegenüber des Zeltes an einen Zaunpfahl gelehnt der Brutale und sah zu ihnen herüber.
Lass uns verschwinden.
Jetzt war Liff sich sicher: Heute hatte Clint für zwei Monate gesprochen.
Der Tag verging ohne die erwarteten Fragen, was sie denn beim Ältesten gemacht hätten, da niemand wirklich bemerkt zu haben schien, dass sie überhaupt dort waren. Einzig auffällig waren die vielen Blicke, die Klayns Gefangener (oder war Klayn schon lange der Gefangene?) ihnen zuwarf. Sie waren von unterschiedlicher Natur.
Mal waren es abwertende, mal abgrundtief böse Blicke.
Doch störte das Liff und Clint nicht weiter, da sie in zwei Tagen sowieso fort sein würden.
Am nächsten Morgen wachte Liff ungewöhnlich früh auf. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und bis jetzt deutete nur ein schwaches Leuchten am Horizont ihr Kommen an. Doch konnte man schon jetzt wieder mit Gewissheit sagen, dass der Tag heiß werden würde. Diese ewige Hitze machte jedem im Dorf zu schaffen. Sie währte nunmehr über vier Wochen und ein Abklingen war nicht in Sicht. Keine guten Voraussetzungen für eine lange Wanderung.
Nachdem er sich gewaschen und bekleidet hatte, verließ Liff die Hütte seiner Eltern und trat in den lauwarmen Morgen hinaus. Wenn man aus der Tür trat, sah man direkt auf eine der vielen Weiden die das Dorf umgaben. Jetzt war sie mit einem dicken Nebelschleier überzogen und vereinzelt zogen Vögel über ihr ihre Kreise oder saßen auf den Pfählen der Zäune. Diesen Anblick sah er nun zum vorerst letzten mal. Natürlich freute er sich auf die bevorstehende Reise.
Endlich einmal eine Abwechslung vom tristen Dorfleben.
Aber versuchte Liff sich in seiner Vorfreude zu bändigen, da er wusste, dass es kein Urlaub werden würde. Er musste mit dem nötigen Respekt an diese Aufgabe herangehen, sonst würde er sowohl den Alten, als auch das ganze Dorf enttäuschen. Und das war das letzte was er wollte. Schon immer hatte Liff am meisten Angst davor gehabt, die Erwartungen Anderer an ihn nicht zu erfüllen. Daher hatte er sich immer so gut wie es ging vor besonderen Aufgaben gedrückt, und war lieber unscheinbar in der Gruppe geblieben. Aber nun hing einiges von ihm ab. Möglicherweise sogar das Schicksal des ganzen Dorfes. Bei dem Gedanken wurde ihm flau im Magen.
Jemand tippte ihm auf die Schulter und Liff zuckte vor Schreck zusammen. Clint stand hinter ihm.
Warum habe ich dich nicht kommen hören, verdammt?!
Clint zuckte nur mit den Schultern. Das musste Liff als Antwort genügen. Was gibts denn, Clintyboy?
Und schon wieder keine sprachliche Antwort. Er hielt Liff nur einen Zettel vor die Nase.
Proviant, Waffen, Pferde,... Eine Prüfliste? Das müssen wir noch erledigen? Clint nickte und nahm den Zettel wieder an sich.
Na dann lass uns gehen, mein Freund! Liff schlug Clint auf die Schulter und sie gingen in Richtung Marktplatz.
Als sie die Schmiede betraten, kam ihnen der Berg von Mann schon mit offenen Armen entgegen, als ob er sie erwartet hätte.
Liff! Clint! Schön dass ihr da seid!
Der Schmied umarmte sie beide gleichzeitig, was bei seinen riesigen Armen kein Problem war. Liffs Wirbelsäule ächzte und knackte unter dem Gewicht der Pranken des zweieinhalb Meter Mannes und er versuchte sich aus der Umklammerung zu befreien. Glücklicherweise ließ der Riese von alleine von ihnen ab.
Wollt ihr n Schluck Flaubeerensaft? Hab ganz frischen da!
Auf einem alten Holztisch an der hinteren Wand des Zimmers standen drei große Becher und ein riesiger Krug, als ob der Schmied, Aurus, fest damit gerechnet hätte, dass sie einen zusammen trinken.
Aber hinter dem harmlos aussehenden Saft steckte eine ganz schöne Wucht. Leute die Alkohol nicht gewohnt waren, wurden schon nach einem kleinen Becher betrunken, tranken sie noch einen, waren sie sturzbesoffen, und ein weiterer, oder gar zwei, könnten zum Tod führen. Aber für einen hartgesottenen Trinker wie Aurus war das kein Problem. Manchmal, so erzählt man es sich zumindest im Dorf, soll er einen großen Becher, der drei kleinen entsprach, in einem Zug geleert haben, und danach immer noch vollkommen bei Verstand gewesen sein.
Liff schüttelte den Kopf. Nein danke, wir haben im Moment keinen Durst, oder Clint? Er nickte.
Sichtlich enttäuscht trottete Aurus in seine Arbeitsecke und kam mit einem alten Mehlsack zurück, den er ganz locker über die Schulter hängen hatte. Doch als er ihn vor Liff abstellte, und der ihn heben wollte, schaffte er es nicht einmal bis zur Hüfte.
Aurus öffnete den Sack und nahm ein paar Dinge heraus, wobei sich sein Gesicht wieder aufhellte, da er nun etwas anderes hatte, mit dem er seine Gäste begeistern konnte.
Seht mal, das hab ich für euch hergestellt! Damit dürftet ihr auf eurer Reise jeden bezwingen können, wenn ich mir das Eigenlob erlauben darf. Hier habe ich einen hübschen, kleinen Dolch. Liegt gut in der Hand, wenn ihr mich fragt! Er warf ihn Liff zu. Der wirbelte ihn ein wenig herum und gab ihn dann Aurus zurück.
Ja, hast recht. Feines Teil!
Sag ich ja! Ein breites Lächeln hatte sich auf Aurus Gesicht gebildet. Hier ham wir noch son Prachtexemplar für deinen Kumpel. So...ah, da isses ja! Aurus zog zwei glänzende Silberschwerter aus dem Sack und kreuzte sie über seinem Kopf.
Die göttlichen Schwerter der Aromehen! Ich hab selber so eines unter meinem Bett liegen. Das hat mir vor langer Zeit mal ein Aromehenkrieger geschenkt, weil ich ihm das Leben gerettet habe.
Is ne lange Geschichte. Erzähl ich euch wenn ihr wieder da seid!
Ich hab diese beiden Schmuckstücke hier genauso geschmiedet wie das Original. Das Ding hat mir sozusagen Modell gestanden.
Wer auch immer euch mit diesen Schwertern sehen wird, wirds sich zwei mal überlegen, ob er euch angreift. Auch wenn diese Kopien hier vielleicht nicht die selbe Macht wie die echten besitzen, so machen sie wenigstens genauso viel Eindruck auf die Leute. Dann hab ich hier noch ein paar Wurfmesser und für jeden von euch ein Kurzschwert.
Und zu guter Letzt präsentiere ich euch voller Stolz meine Spezialäxte. Leichter als die normalen, aber mit genauso viel Kraft!
Aurus? Liff sah ihn leicht lächelnd an.
Ja?
Wie sollen wir das alles mitschleppen?
Der verdutzte Gesichtsausdruck im Gesicht des Schmieds sah derart komisch aus, dass Liff sich sehr zusammenreißen musste, damit er nicht loslachte. Habt ihr denn keine Gehilfen? Mir wurde gesagt ihr bekommt noch ein paar Leute zur Hilfe mit?!
Das Lachen in Liffs Hals erstarb. Das hatte er gar nicht bedacht.
Sie brauchten es ja gar nicht alleine tragen. Wie konnte er Aurus nur für so einen Dummkopf halten? Liff spürte wie ihm eine leichte Röte ins Gesicht stieg.
Die Wortwiese
Depp? Na und wie!
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Denn ma ran an die Suppe!
Depp? Na und wie!
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Denn ma ran an die Suppe!
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