..::Bittersweet Darkness::..(ShortStory)

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • ..::Bittersweet Darkness::..(ShortStory; beendet!)

      Hier ist eine Story, die mir sehr nahe geht, da ich mir das teilweise echt von der Seele geschrieben hab. Ich weiß, dass solch ein Thema immer mit Skepsis begutachtet wird, aber ich würde mich trotzdem freuen, wenn sie Anklang findet!



      Bittersweet Darkness


      Lost in the darkness, hoping for a sign.
      Instead there is only silence,
      Can’t you hear my screams?
      Never stop hoping,
      Need to know where you are,
      But one thing is for sure,
      You’re always in my heart.

      (Somewhere, by Within Temptation)



      [*Maija*]

      Da war es wieder. Dieses erdrückende Gefühl einsam zu sein. Verloren zu sein. Es kam wieder ganz plötzlich. Wieder ohne einen Grund. Die liebsten Menschen in meinem Leben bemerken es nicht. Sie merken es nie. Sie realisieren es erst, wenn ich mich zurückziehe, ihnen aus dem Weg gehe und Gespräche vermeide. Dann bemerken sie es und fragen nach. Fragen was los ist, ob es mir gut geht oder ob ich mit ihnen reden möchte. Doch ich möchte nicht. Ich will mich ihnen nicht öffnen. Das lässt mein Stolz nicht zu.
      Ich stehe auf. Ohne ein Wort zu sagen schlüpfe ich in meine Jacke und verlasse das Zimmer. Ich wünschte, mein Bruder würde mich aufhalten. Würde mich aufhalten und fragen wohin ich gehe. Doch das macht Aki nicht. Wahrscheinlich denkt er, dass es besser für mich ist, allein zu sein. Er hat Recht. Ich würde ihn nur unwirsch abweisen, sollte er mir hinterherlaufen.
      Meine Schritte lenken mich zum Hafen. Es war schon fast monotonisch. Immer wieder gehe ich zu diesem Ort. Habe das Gefühl dort ein bisschen inneren Frieden zu finden. Als ich am Steg stehe, verliert sich mein Blick in der Weite des Meeres. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre ein Teil davon. Keine Sorgen und vor allem keine Gefühle der Einsamkeit und Verlorenheit würden mich quälen. Fast schon automatisch fährt meine linke Hand unter das Schweißband. Jede einzelne Narbe zählt die Momente des Leidens. Ich greife zur Rasierklinge und spüre nichts mehr. Es ist wie, als hätte man meine Gefühle ausgeschaltet. Der ‚On’-Knopf wird erst wieder betätigt, wenn alles vorbei ist. Das ist dann der Moment, in dem ich weinend zusammenbreche. In dem ich mich, für das was ich mir selber antue, hasse. Ob mich Aki in solchen Augenblicken hört? Ob er sich überhaupt Sorgen um mich macht? Ich bin schließlich seine Schwester. Aber...warum sollte er das machen? Nein, ich denke nicht. Er ist ja kaum zu hause. Er kriegt ja gar nicht mit, was mit mir passiert. Ständig ist er mit der Band auf Tour oder promotet in irgendeinem anderen Land ein neues Album. Klar, ich freue mich für ihn. Das war schließlich sein größter Wunsch. Aber seit er Teil dieser Band ist, hat er sich verändert. Früher haben wir uns blind verstanden. Ich konnte ihm alles sagen...und jetzt? Wenn er mal wieder daheim ist, verbringt er die Zeit mit seinen Kumpels in irgendwelchen Kneipen. Manchmal fragt er mich, ob ich mich noch ritze. Ich antworte nein und das war’s. Das reicht ihm. Nachkontrollieren tut er nicht, obwohl....das braucht er auch gar nicht. Inzwischen sind die Narben kaum noch zu übersehen. Aber das kümmert ihn anscheinend nicht. Bin ich ihm denn so egal? Bei meinem Eltern sag ich ja nichts...denen war schon immer alles egal. Aber Aki? Tränen rinnen mir über’s Gesicht. Nein, Maija! Nicht weinen!! Warum macht er sich denn keine Sorgen? Warum geht er nicht einfach auf mich zu und zwingt mich den Mund aufzumachen? Aber eigentlich ist das die falsche Frage...eigentlich sollte ich mich fragen, warum ich mich nicht selber zwinge den Mund aufzumachen. Warum mache ich das nicht? Weil das dein Stolz nicht zulässt, höre ich eine flüsternde Stimme in meinem Hinterkopf antworten.


      [*Aki*]

      Ich lehne mich aus dem Fenster. Kalter Wind weht mir ins Gesicht. Wohin sie wohl gegangen ist? Sie ist nun schon den ganzen Nachmittag verschwunden. Der Mond beginnt die Sonne schon abzulösen. Ich seufze. Schon lange scheint keine Sonne mehr für Maija. Kein Licht der Welt schafft es. Bringt es fertig und durchbricht den dichten Nebel, in dem sie gefangen ist. Aber... ist sie überhaupt gefangen? Das frag ich mich schon die ganze Zeit. Was ist, wenn nicht? Was ist, wenn sie sich überhaupt nicht gefangen fühlt? Der Nebel ist wie eine Schutzmauer, gegen die niemand ankommt. Vielleicht fühlt sie sich wohl darin. Niemand kommt an sie ran. Niemand kann ihr mit unangenehmen Fragen zu nahe kommen. Niemand kann sie verletzten....niemand....aber es muss doch einen Weg geben, verdammt! Das kann es doch einfach nicht sein. Sie ist meine Schwester. Sie ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Meine Kleine! Ich muss ihr helfen. Aber wie? Ich kann sie ja schlecht zwingen. Das würde nur noch mehr Schmerz verursachen. Aber...wahrscheinlich geht es nicht anders. Egal was ich tue. Es wird sie verletzten und alte Wunden wieder aufreißen.... Verdammt, warum hab ich das erst so spät registriert? Warum hab nicht sofort reagiert? Warum merk ich erst jetzt, dass sie sich abgeschoben fühlt. Klar, ich bin schließlich auf einmal weg gewesen. Die Band hatte nun mal Vorrang. Freizeit war am Anfang kaum möglich. Wir mussten ein neues Album produzieren. Aber das ich erst darauf gekommen bin, nachdem mich Lauri fragte, was mit ihr los sei, bringt mich immer wieder zum Weinen. Auch jetzt weine ich. Stumme Tränen benetzten mein Gesicht. Ich habe mein Versprechen gebrochen. Ich habe ihr doch versprochen immer für sie da zu sein. Das war vor zwei Jahren. An ihrem 15. Geburtstag. Damals lebten wir noch in Espoo. Ich weiß es noch genau. Unsere Eltern haben sich an diesem Tag nach einem heftigen Streit endgültig voneinander getrennt. Maija und ich waren damals aus dem Haus geflüchtet. Wir sind bis in die Nacht weggeblieben. Als wir nervlich total am Ende wieder das Haus betraten, waren sie weg. Alle beide! Maija konnte ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Den ganzen Tag hatte sie dagegen angekämpft. Sie wollte stark bleiben. Wollte mir beweisen, dass sie solche Strapazen nervlich aushalten konnte. Schlussendlich hatte sie den Kampf doch aufgegeben. Und ich war froh darüber. Danach ging es ihr besser. Ich schwor ihr, sie nie zu verlassen und immer für sie da zu sein. Und was ist nun? Ich habe es gebrochen. Ich konnte mein Versprechen nicht einhalten. Ich habe versagt. Meine Kleine ist nun doch allein.


      [*Maija*]

      Ich laufe umher. Allmählich wird es dunkel. Ich beobachte die Menschen um mich herum. Sie haben keine Probleme. Fröhlich bummeln sie durch die City. Allein oder mit Freunden...das ist egal. Sie sehen glücklich aus und das zählt! Diesen Anblick ertrage ich nicht länger. Urplötzlich drehe ich mich um und renne. Renne wieder zurück. Zurück zum Hafen. Ein Stechen macht sich in meinem Brustkorb breit. Ich ignoriere es, renne trotzdem weiter. Will nur noch so schnell wie möglich zum Hafen. Dort klammere ich mich erschöpft an eine der Straßenlaternen. Mühsam kämpfe ich gegen denn Drang an, mich einfach fallen zu lassen und liegen zu bleiben. Meine Augen brennen. Langsam sinke ich auf die Knie. Kann nicht mehr, fühle mich total leer und ausgelaugt. Ich schließe die Augen und versuche die Tränen herunter zu schlucken. Ein Teil von mir will nach Hause. Der andere würde sich am liebsten selbst im Meer versenken. Mich würde sowieso keiner vermissen. Aki mutiert zum Workaholic. Er würde es nicht bemerken. Ist zu sehr mit der Band beschäftigt. Ich habe das Gefühl, die Band macht ihn pragmatisch...Also, warum nicht? Mein Blick huscht zum Steg, versinkt in den Tiefen der See. Langsam richte ich mich auf. Spüre mein Herz wie wild klopfen. Als ob es mich es mich davon abhalten will. Mich warnen will. Doch schon nehme ich es nicht mehr war. Schritt für Schritt... Der Rand des Steges kommt immer näher. Meine Hand fährt in meine Jackentasche. Da sind sie. Die Tabletten. Ich habe sie schon eine Woche. Eine Woche lang. Und nichts ist passiert. Zu sehr hatte ich die Furcht vor den Wirkungen. Doch nun ist es mir egal. Ich sehne mich sogar danach. Mit einem Handgriff ist die kleine Packung geöffnet und die kleinen hellblauen Pillen sind sofort runtergeschluckt. Ich weiß nicht, wie viele es sind. Aber eine Überdosis müsste es sein. Ein Lächeln umspielt meine Lippen. Endlich... Endlich ist es soweit. Endlich werde ich frei sein!
      Nur noch wenige Schritte und nun stehe ich dort. Es scheint mir, als stehe ich auf der Grenze zwischen Leben und Tod. Und ich bin willig diese Grenze zu überschreiten. Ich starre auf die leichten Wellen, die immer wieder sanft den Steg umspielen. Als wollten sie mich locken. Mich zum Spielen auffordern. Nur ein kleiner Schritt noch, Maija, nur ein kleiner noch! Dann bist du frei. Frei von allem! Keine Sorgen mehr, kein Leiden mehr...du wirst nur noch glücklich sein. Ich zittere. Schneeflocken fallen sanft wie Federn vom Himmel. Jetzt mach schon! Ist doch nur ein Schritt. Unwillkürlich schüttle ich den Kopf. Der Teil, der vorhin nach Hause wollte, meldet sich wieder. Kämpft gegen den anderen Teil in mir an. Ich will doch gar nicht springen. Oder doch? Das Meer sieht so verführerisch aus. Lädt einen praktisch ein, ein Teil von ihm zu sein. Mein Blick verschleiert sich. Ich schließe die Augen und versuche durch energisches Kopfschütteln klare Gedanken fassen zu können. Es ist sowieso egal. Die Tabletten hab ich schon genommen. Verdammt, jetzt spring schon!! Ich setze an, den letzten Schritt zu tun. Versuche alles zu vergessen. Träume davon, dass es mir bald bessern gehen wird. Und jetzt spring! Ich lehne mich nach vorne. Spüre schon, wie ich in der Unendlichkeit des Wasser untergeh. Spüre schon die Kälte, die mich beschleicht. Gleich ist alles vorbei....
      „Nein, nicht!!“, eine Stimme dringt von Weitem an meine Ohren. Ich reagiere nicht. Bin schon am Fallen. Spüre wie ich die Wasseroberfläche durchbreche, wie beißende Kälte sofort meinem Körper befällt. Ich schließe die Augen. Habe das Gefühl zu schweben.
      Die schier unendliche Stille, wird durch eine Art Platschen gestört. Als wäre es weit weg, höre ich es nur als Echo. Mir wird bewusst, dass da jemand ist. Das da jemand ist, der mir helfen will. Mir meine Leben retten will. Ich öffne erschrocken meine Augen. Sofort spüre ich ein Brennen. Durch die schwere Dunkelheit des Wasser mache ich eine Silhouette aus. Doch schon werde ich nach oben gerissen. Ich durchbreche erneut die Oberfläche des Meeres, will nach Luft schnappen, bin aber zu schwach dafür. Höre ein Keuchen an meinen Ohr.
      „Eero, hilf mir, sie hier rauszuziehen!“, Hände ziehen mich aus dem Wasser. Ich bekomme alles nur noch verschwommen mit.
      „Oh Gott... Aki, wir müssen sie reanimieren!“, Aki? Ist er wirklich da? Ich glaube, seine Stimme gehört zu haben... aber ich bin mir nicht sicher. Zu lange hab ich sie schon nicht mehr richtig vernommen gehabt. Zärtlich werde mir Haarsträhnen aus dem Gesicht gestrichen.
      „Maija, verdammt Maija! Bitte, tu mir das nicht an!“ Ein Schluchzen. Akis Schluchzen... noch für einen Augenblick öffne ich die Augen. Vernehme noch für ein letztes Mal das meeresblau in den seinigen. Ich blinzel, ein schwaches, entschuldigendes Lächeln, ziert mein Gesicht. Dann.... dann ist alles schwarz. Und ich bin frei, endlich frei!


      *~THE END~*
      .. You wanna go home?!
      .. Go fucking Drama Queen!


      [Blockierte Grafik: http://avatarhell.com/a/avatarhell_yalkara_nltog1.gif]

      myspace.com/pauzi
      myblog.de/tonni

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von -Shiek ()

    • Doch, ich! ^^

      Diese Art von Stories find ich allgemein wunderschön, ich liebe diese melancholie.
      Auch dein Schreibstil lässt nichts zu wünschen übrig.

      Und ich hab auch absolut nix dagegen, wenn man solche Themen anspricht, wieso sollte man auch die Augen vor einem durchwegs realen und wichtigen Thema verschliessen? ?(

      Nun, wie gesagt, wunderschön, anders kann ich das nicht ausdrücken *__*
    • Original von masterchris
      wow... das ist eine echt traurige Geschichte... aber trotzdem genial.... echt irre.


      Ja, da wurden mir mal wieder die Worte aus dem Mund genommen... wow... nein, das ist wohl das falsche Wort... ach, keine Ahnung was genau ich jetzt schreiben soll, aber auf jeden Fall spitze!
      Aber auch sowas von tot traurig *schnief* ;(
    • ...

      mehr lässt sich dazu wirklich nicht sagen...

      Ein großes Lob an dich...
      "There are no happy endings, because nothing ends."


      Quote: 'Schmendrick' gesprochen von 'Alan Arkin', aus dem Film 'The last Unicorn', von Peter S. Beagle