Schaffen mehr Arbeitsstunden wirklich auch mehr Arbeitsplätze?

    • Schaffen mehr Arbeitsstunden wirklich auch mehr Arbeitsplätze?

      Hallo.

      Wieder mal ein arbeitspolitisches Thema.

      Es drüfte ja keinem von Euch entgangen sein, dass in den letzten wochen heftig über längere arbeitszeiten diskutiert wird.
      Laut Aussage von Politikern und Arbeitgebern würde das mehr Arbeitsplätze schaffen.

      Nun frage ich mich, wie das funktionieren soll?
      Es ist immer nur ein gewisses Pensum an Arbeit vorhanden. Eine Längere Arbeitszeit für den gleichen Lohn bringt auch nicht mehr Geld in die Taschen der privaten Haushalte.
      Das Einzige, was mir momentan an möglichkeiten zur Expansion von Unternehmen einfällt ist, das gesparte Geld zu investieren, aber wohin dann mit der neuen Kapazität, wenn die Nachfrage nicht vorhanden ist?

      Ist eine längere Arbeitszeit nicht eigentlich eher eine Maßnahme zum Abbau von Arbeitskräften?

      Eure Meinung, bitte.
    • Ich denke, du hast da etwas leicht falsch verstanden :). Die 40 oder 45 h-Woche schafft keine neuen Arbeitsplätze, sondern soll bestehende erhalten. Bsp. Siemens: In Ungan, wohin die Handy-Produktion verlegt werden sollte, arbeiten die Leute nicht schlechter, aber für einen niedrigeren Lohn. Indem die Deutschen in Bocholt und Kamp-Lintfort nun 40 statt 35 h arbeiten bei gleichem Lohn, haben sie ungefähr das ungarische Lohnniveau. Also gibt es keinen Grund mehr, ins Ausland abzuwandern. In Deutschland ist Arbeit zu teuer und die Gewerrkschaften sind mit ihrem Kampf für weniger Arbeitszeit bei mehr Lohn (a.k.a. Einführung der 35 h-Woche) grandios gescheitert. Sie dachten damals (wie übrigens heute immer noch :rolleyes: ), dass weniger Arbeit und relativ mehr Geld das Konsumverhalten ankurbelt und da die Arbeit ja gemacht werden muss, würden neue Leute eingestellt. Fakt ist aber, dass die Deutscchen sogar gerne und viel arbeiten und es sogar Untersuchungen gibt, dass durch eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit die Schwarzarbeit zurück ginge, so dass dann letztlich sogar durch die 40 h-Woche Arbeitsplätze geschaffen werden könnten.
    • :)
      Schwarzarbeit. Wenn die Leute weniger Zeit haben um schwarz zu arbeiten, ist es klar, dass die Schwarzarbeit zurück geht.
      Die Menschen die schwarz arbeiten, arbeiten doch nicht deshalb schwarz, weil es ihnen spaß macht, sondern weil es eine schnelle Mark nebenbei ist. Die längere Arbeit oder die Kürzung des Urlaubs kommt im Prinzip einer Lohnkürzung von fat 10 % gleich, so weit ich gehört habe.

      Die Leute sind doch auch nur bereit dazu, mehr zu arbeiten, weil sie sagen "Bevor ich meinen Arbeitsplatz verliere, arbeite ich lieber länger."
      Sicher gibt es auch welche, denen die Arbrein an sich immernoch nicht reicht, aber die sind denke ich in der Unterzahl.

      An sich hab ich da glaube ich nichts falsch verstanden.
      Ich kann mir selbst nicht vorstellen, wie das funktionieren soll. Ich weiß nicht wo ich es ghört habe. (sorry, dass das jetzt etwas unkonkret wird) Irgendjemand hat gemeint, durch längere Arbeitszeiten würden eine gewisse Anzahl neuer Stellen geschaffen würden.

      Auch einige Politiker scheinen der Meinung zu sein, dass dies ein effektiver Weg sei, neue Stellen zu schaffen.

      Abgesehen davon bin ich der Auffassung, dass es nicht wirklich einer Erhöhung der Arbeitszeit bedarf.
      Das führt auch nicht unbedingt zum Stellenerhalt. Eher noch zum Stellenabbau.
      Durch die Mehrarbeit kann die Arbeit einer entlassenen Arbeitskraft auf mehrere umverteilt werden.

      Es ist schon möglich, dass ich momentan etwas einseitig informiert bin, da ich mich zur Zeit sehr mit meiner Musik beschäftige und wenig Zeit habe, um Radio zu hören, fern zu sehen oder Zeitung zu lesen.
      Ich kann eben nur das wiedergeben, was ich bis jetzt gehört habe.

      Edit

      ich meine, ich brauche nur diese drei Artikel lesen und weiß nicht, was ich dann hinterher davon halten soll.

      tagesschau.de/aktuell/meldunge…AV3402386_REF_BAB,00.html

      tagesschau.de/aktuell/meldunge…SPM11180_REF4_BAB,00.html
    • Ich hätte nicht einzuwenden gegen längere Arbeitszeiten, wenn dadurch die Kosten gesenkt werden. Immerhin hat es ja andere Länder gezeigt das es geht In GB, Niederlande, USA z.B. stiegen die geleisteten Arbeiststunden und die Arbeitslosigkeit sank. In Deutschland, dank 35 Stundenwoche, verlief es grad umgekehrt.Bei Siemens wurden jetzt allein durch 5 Stunden Mehrarbeit 30 % der Kosten eingespart. Wenns der Konjunktur und Standort Deutschland nützt, bitte ;)
      Aber man sollte es nicht übertreiben, wie Urlaub kürzen, bzw. was Mercedes gerade von der Belegschaft abverlangen will, oder Siemens den Beschäftigten der Trafowerke Gehaltseinbußen bis zu 8000 Euro aufbrummen wollen.
    • Nja, Niederlande oder GB sind ja mit hier nicht wirklich zu vergleichen.

      Im Moment ist zwar die Arbeitszeit bei nicht so lang, wie in diesen Länder, aber die Qualität und Produktivität ist wesentlich höher. (Zumindest laut eines Experten, den ich neulich in einem Gespräch auf dem WDR gehört habe)

      In den Niederlande ist diese Erhöhung wahrscheinlich eher auf den dort herrschenden Arbeitskräftemangel zurückzuführen.
      Es ist immer etwas schwierig, Volkswirtschaften zu vergleichen, deren Wirtschaftsstruktur etwas anders ist.
      Deutschlands wirtschaft baut ja mehr auf dem Export auf. Gruß Britannien im grunde nicht. Die Niederlande Exportiert wieder auf einem anderen Sektor (Mehr Nahrungsmittel und Agrarprodukte).
    • Das waren Beispiele. Mal abgesehen Von Frankreich ,wo es stagniert, stieg überall die Arbeitszeit und Arbeitslosenzahlen fielen.
      Dieser Exportboom außerdem bringt ja auch nichts. Die Leute müssen zuerstmal teure Überstunden machen, damit die Firma konkurrenzfähig zu bleiben. Das ist ja auch der Wahnwitz. die 35 stunden - Woche durchgesetzt, aber bei vielen wurde so gearbeitet wie früher. Jetzt halt mit Überstunden. :rolleyes:
    • Wenn Gewerrkschaften sagen, dass niedrigere Arbeitszeiten zur Einstellung neuer Arbeitskräfte führt, so ist das Unsinn. Tatsächlich haben wir seit der Einführung der 35 h-Stunden-Woche ein Rekordhoch an Überstunden. Die selben Leute, die eigentlich nur 35 h arbeiten, leisten in Wirklichkeit viel mehr.

      Was den Export angeht, so ist diese Statistik etwas zweischneidig. Natürlich sind wir Exportweltmeister, aber wenn z.B. im Porsche Cayenne in Deutschland nur noch das Getrtiebe eingesetzt wird, die gesamte sonstige Produktion aber in Bratislava stattfindet, so finde ich es witzlos, wenn jemand sagt, der Porsche komme aus Deutschland. Insofern halte ich diese Zahlen für stark geschönt.

      Was die Produktivität deutscher Arbeitskräfte angeht, so ist dies ebenfalls zweischenidig. Nimmt man die reine Massenproduktion, so sind wir nicht besser als andere Länder aus dem Osten, aber deutlich teurer. Deutschland punktet dagegen trotz der hohen Arbeitskosten bei der High Tech-Produktion. Warum zieht AMD ein Werk nach dem anderen hoch? Weil sie sagen, dass sie hier mehr zahlen für ihre Arbeiter, aber diese sind besser qualifiziert und leisten bessere Arbeit.
    • Original von The Madman 13h
      Wenn Gewerrkschaften sagen, dass niedrigere Arbeitszeiten zur Einstellung neuer Arbeitskräfte führt, so ist das Unsinn. Tatsächlich haben wir seit der Einführung der 35 h-Stunden-Woche ein Rekordhoch an Überstunden. Die selben Leute, die eigentlich nur 35 h arbeiten, leisten in Wirklichkeit viel mehr.


      Das kannst du so nicht sagen. Vielleicht wäre die Arbeitslosigkeit im Staate Deutsch ohne Arbeitszeitverkürzung noch mehr gestiegen. Wir bräuchten praktisch in komplettes Paralleluniversum, in dem alle Faktoren, bis auf die Arbeitszeit, übereinstimmen. Erst dann könnten wir sowas mit Sicherheit sagen.



      Was den Export angeht, so ist diese Statistik etwas zweischneidig. Natürlich sind wir Exportweltmeister, aber wenn z.B. im Porsche Cayenne in Deutschland nur noch das Getrtiebe eingesetzt wird, die gesamte sonstige Produktion aber in Bratislava stattfindet, so finde ich es witzlos, wenn jemand sagt, der Porsche komme aus Deutschland. Insofern halte ich diese Zahlen für stark geschönt.

      Was die Produktivität deutscher Arbeitskräfte angeht, so ist dies ebenfalls zweischenidig. Nimmt man die reine Massenproduktion, so sind wir nicht besser als andere Länder aus dem Osten, aber deutlich teurer. Deutschland punktet dagegen trotz der hohen Arbeitskosten bei der High Tech-Produktion. Warum zieht AMD ein Werk nach dem anderen hoch? Weil sie sagen, dass sie hier mehr zahlen für ihre Arbeiter, aber diese sind besser qualifiziert und leisten bessere Arbeit.




      Unser Problem ist eindeutig die Inlandsnachfrage. Wir glauben immer noch die Nachfrage hängt vom Angebot ab. Sicher, in gewissem Maße ist mit Werbung vieles möglich, aber irgendwann ist es vorbei. Dann ist der Bedarf gedeckt. Eine Wirtschaft kann eben, wie alles andere, nicht ewig wachsen. Man müsste jetzt verstärkt von staatlicher Seite eingreifen und Bauaufträge vergeben, es gibt ja an jeder Ecke was zu sanieren. Sowas schafft Arbeitsplätze und schiebt den großen Knall noch etwas hinaus.

      Der jetzige Weg bringt nur Vorformen der Sklaverei wieder zurück. Ansonsten kann er die Situation nur auf Kosten anderer* etwas verbessern.

      Für Alternativen zu diesen zwei doch sehr beschränkten Wegen, bitte die heutige FAZ Seite 37** aufschlagen.



      __________________________________

      * andere
      Alle Länder, die mit uns wirtschaftlich konkurieren bekommen durch unser Mehr an Export eine schiefe Aussenhandelsbilanz, die auf Dauer stark deren Haushalt gefährdet. Die gesamte Nachfrage bleibt auch auf der Welt gleich. Wenn wir uns davon über den Aussenhandel mehr holen, hat ein anderer weniger.

      ** FAZ Seite 37
      Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11 Juli 2004, Kategorie Geld und Mehr: Bericht über Alternatives Freigeld in Deutschland, unter anderem in Gießen, wo ich derzeit mitwirke. Ideal wäre natürlich die Einführung von Freigeld vom Staate her, aber darauf können wir ewig warten. Also fangen wir schon mal an.
      Vom Fachmann für Kenner:

      Book: Terry Pratchett – Voll im Bilde
      Music: KMfdM - Tohuvabohu
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      Politician: Evo Morales

      Zitate für die Welt:

      Not anyone turns into the same as his parents. I mean, look at me. My parents were honest hard working people.
      Fry, Futurama
    • @Pyta:
      Du verkennst klar die Tatsachen. Dass die Inlandsnachfrage unsere Schwachstelle ist, das stimmt noch. Aber wir haben kein Nachfrageproblem und das wird es wohl auch nie geben. Unser Problem vor allem in Deutschland ist die Angst vor der Zukunft und um den Arbeitsplatz. Die Leute gehen nicht deshalb nicht einkaufen, weil sie alles haben, sondern wiel sie Angst haben, heute von dem Geld etwas zu kaufen, das sie nicht unbedingt haben müssen, wenn sie das Geld aber vielleicht bald mal benötigen, um den Jobverlust zu überbrücken.

      Und staatliche Subventionierung des Baugewerbes ist auch falsch, denn die Baubranche stagniert doch schon seit Jahren. Im Osten wurden mehr Wohnungen und Häuser gebaut, als es Bedarf gibt. Fahr mal nach Berlin und sieh dich um. Dort wirst du allenthalben leer stehende Wohnungen finden. Und auch die Eigenheimzulage trägt Schuld an dem Debakel. Darum sagen doch jetzt viele vernünftige stimmen, dass sie weg soll. Obwohl es diese Zulage gibt, bauen die Leute wenig, denn wir haben einen Überbedarf auf dem Wohnungsmarkt. Also wären Subventionen in die Baubranche so, als würdest du das Geld gleich verbrennen.
    • Sag mal Mad, fährst du Auto? Oder warst du schonmal auf einer Deutschen Schule? Wenn du nur eine Frage mit Ja beantworten kannst, sag mir nochmal, dass es für das Baugewerbe nichts zu tun gäbe. ;)

      Also das wäre die Bewältigung der Krise nach Keynes. Er kann das Problem des Wachstums- und Verschuldungszwang zwar auch nicht lösen, ist aber die beste Lösung, wenn man Gesell nicht mit einbeziehen will.


      Edit: Ich geh doch noch mal genauer darauf ein:

      Wir haben also kein Nachfrageproblem, die Leute hätten nur Angst zu kaufen? Herrgott, bin ich eigentlich der einzige, der bei solchen Sätzen nur knapp einen Lachanfall unterdrücken kann?

      Es stimmt schon, das auch heute noch einiges zu machen ist. Trotzdem kann es ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum(mind 3 % sind nötig, um die Verschiebung von den Arbeitenden zu den Zinsbeziehern auszugleichen) nicht geben*. Wir könnten noch konsumieren. Aber auf Dauer lässt sich der Konsum nicht noch weiter steigen. die Zinslasten werden zu groß.

      Bei einer Gesamtverschuldung von 13200 Mrd €(Bund, Länder, Gemeinden, Wirtschaft, Privat) und einem durchschnittlichen Zinssatz von 5,3 % macht das ca 700 Mrd € Zinslast pro Jahr. Bei einem BSP von 2100 Mrd € heißt das, in jedem Preis stecken durchschnittlich 33% Zinsen. Irgendwann hält das keine Volkswirtschaft mehr aus. Man kann es mit Wachstum eine Weile ausgleichen, doch in einer begrenzten Welt ist wie bereits erwähnt, unbegrenztes Wachstum nicht möglich.
      Als erstes muss dann die Natur dran glauben. Wir erleben gerade wieder, wie Umweltschutzgesetze gelockert werden(von den USA muss man da gar nicht reden). Dies wird noch weiter gehen,
      bis wir alles zerstört haben. Und das nur weil ein paar Leute auf ihre Zinsen nicht verzichten wollen.

      ___________________________________

      * kein dauerhaftes Wachstum
      Siehe dazu den Thread "Die größte Klage der Weltgeschichte"

      Anmerkung: Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2002.
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    • Ich bin der Meinung, dass eine komplett neue Wirtschaftsstruktur her muss, da unsere immer noch sehr veraltet ist. Doch kann dies nicht von heute auf morgen passieren, aber man sollte langsam damit mal auch anfangen ...

      Und eine 40 Stundenwoche ist auch nicht überall eine Lösung und sollte nicht jetzt als Maßstab für alles genommen werden.
    • Original von The Madman 13h
      Wenn Gewerrkschaften sagen, dass niedrigere Arbeitszeiten zur Einstellung neuer Arbeitskräfte führt, so ist das Unsinn. Tatsächlich haben wir seit der Einführung der 35 h-Stunden-Woche ein Rekordhoch an Überstunden. Die selben Leute, die eigentlich nur 35 h arbeiten, leisten in Wirklichkeit viel mehr.


      Wie kannst du sowas sagen?
      Was meinst du was diese Überstunden sind?
      Das sind die Stunden die nicht auf neue Arbeitsplätze verteilt wurden.
      Oder wo sollen die sonst herkommen?

      Wenn Jeder in einer Firma mit 1000 Mitarbeitern 5 Stunden weniger arbeitet springen um die 140 neue Arbitsplätze raus.

      Ob die dann natürlich kostengünstiger sind als die Überstunden ist die andere Frage.
      Eine andere Frage ist es, ob es günstiger ist, die Überstunden nicht auszubezahlen, sondern den Arbeitskräften als freie Tage zur Verfügung stellt.

      Original von Pyta
      Wir haben also kein Nachfrageproblem, die Leute hätten nur Angst zu kaufen? Herrgott, bin ich eigentlich der einzige, der bei solchen Sätzen nur knapp einen Lachanfall unterdrücken kann?


      Naja, man kann diese Tatsache nicht wirklich abstreiten.
      Wenn ich mir überlege, wie viele Familien heute aufs Geld schauen müssen.
      Ja, Geld, das ist auch ein Problem.
      Es ist denke ich Tatsache, dass zwar eine Nachfrage besteht, aber einfach die Kaufkraft fehlt.

      Jeder von Euch hat sicher Wünsche, die er sich gerne erfüllen möchte, dinge die er braucht. Genau wie eure Eltern. Wenn das Geld dafür nicht da ist, kann man es eben nicht kaufen.

      Ich hätte noch so einiges, was ich bräuchte, aber mein Geld reicht nicht dafür. Und das geht sicher vielen von euch so.

      Ein Wirtschaftswachstum ist auch in einem Staat wie unserem nicht unmöglich, aber sicher nicht in dem Maße, wie es nach dem zweiten Weltkrieg war. Wenn alles kaputt ist und jeder viele, dringend notwendige Dinge braucht, dann ist das Wirtschaftswachstum freilich höher als in einer Zeit, in der jeder schon Fernseher, Telephon und Kühlschrank hat.

      Die Nachfrage entsteht heute bei uns eben etwas anders.
      Die Menschen kaufen sich dinge, die sie nicht wirklich unbedingt brauchen.
      Wer braucht schon unbedingt einen Flachbildschirm, wenn er den nicht TCO 95 geprüften Bildschirm vom 386 noch daheim stehen hat oder ein normaler Monitor 300 € weniger kostet.
      Abgesehen davon gehen viele Dinge auch kaputt.
      Eine Waschmaschine hält nicht ewig.

      Original von The Madman 13h
      Was den Export angeht, so ist diese Statistik etwas zweischneidig. Natürlich sind wir Exportweltmeister, aber wenn z.B. im Porsche Cayenne in Deutschland nur noch das Getrtiebe eingesetzt wird, die gesamte sonstige Produktion aber in Bratislava stattfindet, so finde ich es witzlos, wenn jemand sagt, der Porsche komme aus Deutschland. Insofern halte ich diese Zahlen für stark geschönt.


      Wenn du davon ausgehst, wirst du lange suchen müssen, bis du ein paar Unternehmen zusammen hast, die ausschließlich 100 % Made in Germaniy verkaufen. Irgend ein Produkt kommt immer wo anders her und wenn es die Poti Knöpfe für die Amaturen sind.

      Vor allen Dinge musst du sehen, dass die Gewinnspannen bei den exportierten Produkten teilweise mehr als 100% betragen.
      Und ob nun der Rest wo anders her kommt oder nicht. Das ist absolut egal. Ein Teil kann für 10 cent im Ausland produziert worden sein, hab aber im eigentlichen Produkt beim Verkauf dann einen wert von 1 € oder mehr.

      Nur mal ein Beispiel aus dem Bereich Gitarrenzubehör. (auch wenns manchen vielleicht etwas blöd erscheint, aber man kann das hier sehr gut sehen)

      [Blockierte Grafik: http://www.musikundtechnik.de/img/GI_Glocke.jpg]
      Diese Dinger nennt man Glöckchen. Die Teile sind nicht wirklich wichtig für eine Gitarre. Sie sind aus Plastik und im Prinzip sicher nicht mehr als 50 cent wert.
      Diese Dinger sind original Gibson Ersatzteile. Sie kosten von 16 € bis 49 €. Der Materialwert bleibt der Gleiche.

      Das jetzt nur am Beispiel von Ersatzteilen.
      Eine teure E-Gitarre kostet um die 8.000 € im Geschäft.
      Die Gewinnspanne liegt dort bei 40 %. Wie hot der Gewinn für den Hersteller ist weiß ich nicht, aber sicher noch etwas höher.

      Edit
      Was rede ich von 8.000 €. :rolleyes:
      4.000 € meinte ich. Ich bin eben immernoch auf Mark.
      Die Preise für die Glöckchen stimmen aber.

      Man kann sicher nicht sagen, dass es der deutschen wirtschaft schlecht geht. Die Binnenwirtschaft ist zwar am niedrigsten Punkt, aber naja. Wenn die Unternehmen immernoch genug Geld haben um sich prunkvolle Glaspaläste hinzustellen ...
    • Original von Zephro_C.
      Was meinst du was diese Überstunden sind?
      Das sind die Stunden die nicht auf neue Arbeitsplätze verteilt wurden.
      Oder wo sollen die sonst herkommen?


      Nichts anderes habe ich gesagt. Die Gewerkschafter sind in den 90ern auf dei Straßen gegangen, weil sie meinten, kürzere Arbeitszeiten würden mehr Jobs bringen, aber Fakt ist, dass niemand neu eingestellt wurde, sondern die fehlende Arbeitszeit durch Überstunden ausgeglichen wird.

      Original von Pyta
      Wir haben also kein Nachfrageproblem, die Leute hätten nur Angst zu kaufen? Herrgott, bin ich eigentlich der einzige, der bei solchen Sätzen nur knapp einen Lachanfall unterdrücken kann?


      Ja.

      Original von Zephro_C.
      Wenn du davon ausgehst, wirst du lange suchen müssen, bis du ein paar Unternehmen zusammen hast, die ausschließlich 100 % Made in Germaniy verkaufen.


      Das ist mir auch klar, aber das will ich damit auch nicht sagen. Wenn es aber so ist, dass Teile nahezu vollständig im Ausland produziert werden, dortalso Menschen für die Herstellung bezahlt werden und fast nur noch der Verkauf über D-Land abgewickelt wird, so trügt die Exportstatistik, weil sie ein Wachstum suggeriert, das nicht vorhanden ist. Kein Wunder, wenn Leute fragen, wie es sein kann, dass wir ein Exportwachstum von 8 % haben und gleichzeitig steigende oder zumindest stagnierende Arbeitslosenzahlen.
    • Original von The Madman 13h
      Das ist mir auch klar, aber das will ich damit auch nicht sagen. Wenn es aber so ist, dass Teile nahezu vollständig im Ausland produziert werden, dortalso Menschen für die Herstellung bezahlt werden und fast nur noch der Verkauf über D-Land abgewickelt wird, so trügt die Exportstatistik, weil sie ein Wachstum suggeriert, das nicht vorhanden ist. Kein Wunder, wenn Leute fragen, wie es sein kann, dass wir ein Exportwachstum von 8 % haben und gleichzeitig steigende oder zumindest stagnierende Arbeitslosenzahlen.



      Wenn du das so sagst hört es sich an, als wären die Herstellkosten im Ausland ähnlichhoch wie hier, die Deutschen würden nur noch ihre Gewinne drauf schlagen.
      So ist das ja nun nicht.
      Ich habe nur dieses Beispiel genannt, weil ich damit zeigen wollte, dass das Geld, welches für das Bezahlen neuer Arbeitsplätze notwendig ist, eigentlich vorhanden wäre.


      Abgesehen davon war ja meine Fragestellung ganz andes. Aber das hängt ja im Grunde alles zusammen.

      40 Stunden Woche, meinet Wegen. Da kann glaube ich niemand wirklich dagegen protestieren, der seinen Arbeitsplatz behalten will.

      Ich will nur damit sagen, dass diese Regelugn sicher keine Arbeitsplätze bringt.
      Es scheint aber Leute zu geben, die damit argumentieren.
      Ich verstehe aber nicht wie das funktionieren soll.
      Sicher wird dadurch die Arbeitskraft günstiger, aber wer stellt schon mehr Arbeitskräfte ein, als er brauchen kann.

      So gesehen wäre es normalerweise schon so, ass die 35 Stunden Woche Arbeitsplätze schafft, wenn man die dadurch anfallende Mehrarbeit durch Überstunden ausgleicht.

      Wie wird es dann gemacht, wenn die 40 Stunden Woche eingeführt ist und die Arbeitskraft noch nicht ausreicht? Werden dann Arbeiter eingestellt oder wird einfach wieder eine neue Forderung nach längeren Arbeitszeiten gestellt?

      Mit der Industrie muss man vorsichtig sein.
    • Original von Zephro_C.
      Wenn du das so sagst hört es sich an, als wären die Herstellkosten im Ausland ähnlichhoch wie hier, die Deutschen würden nur noch ihre Gewinne drauf schlagen.


      Wie bitte? Das habe ich nirgends gesagt, denn es wäre ja absurd, das zu behaupten. Mir ist völlig schleierhaft, aus welcher Bemerkung du das herauslesen willst.

      Original von Zephro_C.
      So gesehen wäre es normalerweise schon so, ass die 35 Stunden Woche Arbeitsplätze schafft, wenn man die dadurch anfallende Mehrarbeit durch Überstunden ausgleicht.


      Quatsch. Überstunden werden doch durch die Leute abgearbeitet, die eingestellt sind, darum eben "Über-"Stunden. Das ist doch das Problem der Gewerkschaften. Sie wollten die 35 h-Woche und es gab keinen einzigen neuen Arbeitsplatz, weil die reguläre Arbeit, die plötzlich fehlte, als Überstunden dann doch abgearbeitet wurde.
    • The Madman 13h
      Quatsch. Überstunden werden doch durch die Leute abgearbeitet, die eingestellt sind, darum eben "Über-"Stunden. Das ist doch das Problem der Gewerkschaften. Sie wollten die 35 h-Woche und es gab keinen einzigen neuen Arbeitsplatz, weil die reguläre Arbeit, die plötzlich fehlte, als Überstunden dann doch abgearbeitet wurde.


      Oh, da war ich beim Schreiben wohl mal wieder unkonzentriert.

      Ich meinte eigentlich, dass die Stunden, die durch die 35 Stunden Woche mehr anfallen auf Neue Arbeitsplätze durch eine neue Arbeitsverteilung umgelagert werden können.


      Original von Madman 13h
      Wie bitte? Das habe ich nirgends gesagt, denn es wäre ja absurd, das zu behaupten. Mir ist völlig schleierhaft, aus welcher Bemerkung du das herauslesen willst.


      Wenn ich das hier lese,

      Original von Madman 13h
      Was den Export angeht, so ist diese Statistik etwas zweischneidig. Natürlich sind wir Exportweltmeister, aber wenn z.B. im Porsche Cayenne in Deutschland nur noch das Getrtiebe eingesetzt wird, die gesamte sonstige Produktion aber in Bratislava stattfindet, so finde ich es witzlos, wenn jemand sagt, der Porsche komme aus Deutschland. Insofern halte ich diese Zahlen für stark geschönt.


      dann weiß ich nicht, worauf du damit hinaus willst.
      Wenn das Auto wirklich zu den gleichen Herstellkosten hergestellt werden würde wie hier und du würdest hier nur noch das Getriebe einbauen, wäre es fast egal für dies Bilanz, weil nicht wirklich viel Mehrwert entstanden wäre.
      Wenn es aber günstiger hergestellt wird (Und das wird in Bratislawa doch ne ganze Ecke weniger Geld kosten als hier), dann ist es sehr wohl erheblich für die Bilanz und damit auch nicht geschönt. Dieses Auto ist auch nicht gerade billig und im Grunde ist egal wo es her kommt und wieviel Arbeit daran noch gemacht wird. Der Gewinn, der daran erzielt wurde ist es der zählt.
      Bei diesem Auto wird der Name "Porsche" bezahlt und nicht die Herstellkosten. Und der trägt auch zu dieser Bilanz bei.

      Edit

      Nur zum besseren Verständnis. Man muss natürlich von einem gleich bleibenden VK ausgehen.

      Wie will man eine Bilanz mit etwas beschönigen, wenn zum ersten Arbeit an der Sache verrichtet wurde und zum zweiten noch ein Erheblicher Gewinn darauf geschlagen wird?
      Wenn ich jetzt ein Päckchen Butter aus Frankreich einführe und nicht das gleiche Päckchen Butter hier verpacke und es zu einem nich wirklich wesentlichent höheren Preis verkaufe, dann kann man vielleicht von Beschönigung reden, weil kein wirklich großer Gewinn dabei entstanden ist.
      Bei dem Porsche ist es aber anders. Vielleicht hättest du ein anderes Beispiel wählen sollen, wenn es überhaupt eins gibt.
    • Zur 35 h-Woche:
      Das ist doch das Dilemma, es gibt zwar plötzlich freie Arbeitsstunden, weil die Arbeitszeit gekürzt wurde, aber Fakt ist, dass diese Arbeit nicht von neuen Arbeitnehmern verrichtet wurde und wird, sondern von den alten, nur eben als Überstunden. Ich weiß nicht, wie ich das noch schreiben soll, denn dies ist nun mein dritter Versuch. Jedenfalls ist dies ein Irrglaube der Gewerkschaften und hat nicht funktioniert.

      Was den Porsche angeht:
      Ich habe nie und zu keinem Zeitpunkt gesagt, er wäre in Bratislava genauso billig oder teuer in der Herstellung wie hier. Die gehen doch ins Ausland, weil es dort billiger ist. Würde Porsche den Wagen komplett hier bauen lassen, würden sie ihn teurer anbieten müssen und gleichzeitig weniger Gewinn machen. Also gehen sie ins AUsland, bauen hier Arbeitsplätze ab und dort hinten auf. Und es ist nun einmal so, dass ein Produkt, das zu 90 oder mehr % im Ausland hergestellt wurde, schlecht den Stempel "Made in Germany" tragen kann und dann als deutscher Export gilt. Das verzerrt jede Statistik.
    • Original von The Madman 13th
      Das ist doch das Dilemma, es gibt zwar plötzlich freie Arbeitsstunden, weil die Arbeitszeit gekürzt wurde, aber Fakt ist, dass diese Arbeit nicht von neuen Arbeitnehmern verrichtet wurde und wird, sondern von den alten, nur eben als Überstunden. Ich weiß nicht, wie ich das noch schreiben soll, denn dies ist nun mein dritter Versuch. Jedenfalls ist dies ein Irrglaube der Gewerkschaften und hat nicht funktioniert.


      Ich habe das schon verstanden. Aber was soll die 40 Stunden woche groß daran ändern?
      In diesem Einen speziellen Fall (Siemens war das glaube ich, nicht?) hält es die Firma ab ins Ausland zu gehen, aber was bewirkt dann die 40 Stunden Woche? Weniger Überstunden und somit weniger Geld für die Leute, die diese Überstunden machen?
      Ich weiß selbst, dass es leider nicht so funktioniert hat, wie es funktionieren hätte sollen, aber was soll dann die 40 Stunden Woche ändern?
      Das die Arbeitskraft billiger wird und die Stunden, die in der 35 Stunden Woche als bezahlte Überstunden gearbeitet wurden gibts jetzt um Sonst.
      Vor allen Dingen. Was wäre die Gewerkschaft, wenn sie einfach so mit einer indirekten Lohnkürzung zufrieden geben würde?
      Es geht hier nicht nur um den Unternehmer Standpunkt.

      Original von The Madman 13h
      Ich habe nie und zu keinem Zeitpunkt gesagt, er wäre in Bratislava genauso billig oder teuer in der Herstellung wie hier. Die gehen doch ins Ausland, weil es dort billiger ist. Würde Porsche den Wagen komplett hier bauen lassen, würden sie ihn teurer anbieten müssen und gleichzeitig weniger Gewinn machen. Also gehen sie ins AUsland, bauen hier Arbeitsplätze ab und dort hinten auf. Und es ist nun einmal so, dass ein Produkt, das zu 90 oder mehr % im Ausland hergestellt wurde, schlecht den Stempel "Made in Germany" tragen kann und dann als deutscher Export gilt. Das verzerrt jede Statistik.


      Das habe ich auch nie behauptet. Aber das was du da als die Verzerrung einer Bilanz hinstellst ist absoluter Unsinn.
      Gerade weil die Produktion im Ausland günstiger ist, gewinnt diese Bilanz noch mehr an Aussagekraft.
      Wenn du davon ausgehen würdest, dass in Deutschland auch alles produziert werden würde, zu deutschen Produktionskosten, könnte man sagen, dass diese Exportbilanz nicht wirklich gut ist, weil allein die Produktionskosten schon so hoch sind.

      Durch die Ersparnis, welche durch die Auslandsproduktion erzielt wird, ist der Gewinn bei dieser Sache noch wesentlich höher.
      Kannst du dir jetzt also vorstellen, was ich damit meine?

      Wenn man davon ausginge, dass der Kaufpreis gleich bleibt, die Produktionskosten im Ausland aber ähnlich hoch sind wie bei uns und dann von dieser Bilanz gesprochen wird, kann man vielleicht von einer Verzerrung sprechen, weil fast kein Gewinn da ist.
      So kannst du dann vielleicht sagen, wir haben einen hohen Export Umsatzt, aber der Gewinn, der dabei abfällt ist gering.

      Wenn man es aber von der Tatsache aus betrachtet, dass der Gewinn durch die niedrigen Produktionskosten viel höher ist, kann man wohl kaum von einer Verzerrung sprechen.
      Was verkauft wird, wird verkauft, egal welcher Stempel drauf ist.
      Das Verhältnis zwischen dem Preis der Importierten Ware und dem VK zeigt in diesem Fall, ob die Bilanz nun gut oder schlecht ist.
      Ob das ding jetzt in Timbuktu oder sonst wo gefertigt worden ist, ist da absolut egal. Du könntest es auch hier fertigen lassen, aber da wäre der Stellenwert dieser Zahlen wohl um einiges niedriger anzusetzen.
    • Original von The Madman 13h
      Original von Pyta
      Wir haben also kein Nachfrageproblem, die Leute hätten nur Angst zu kaufen? Herrgott, bin ich eigentlich der einzige, der bei solchen Sätzen nur knapp einen Lachanfall unterdrücken kann?


      Ja.



      Erzähl mir doch bitte mal, was die Angst zu kaufen anderes ist, als ein Nachfrageproblem!
      Vom Fachmann für Kenner:

      Book: Terry Pratchett – Voll im Bilde
      Music: KMfdM - Tohuvabohu
      Game: Pac Man
      Politician: Evo Morales

      Zitate für die Welt:

      Not anyone turns into the same as his parents. I mean, look at me. My parents were honest hard working people.
      Fry, Futurama
    • Was heißt Angst zu kaufen.
      Man kann im Grunde sagen, dass die Deckung des vorhandenen Bedarfs auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird.

      Ein Nachfrageproblem würde ich anders definieren.
      VW Hat ein Nachfrageproblem mit dem neuen Golf.