Mein FF: Rhuns Fluch

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    • Danke für eure Kommentare und euer Lob. Ich freu mich riesig, wenn ich so was lese! :)) *sich freut*
      So toll hab ich die Szene selbst gar nicht gefunden - aber wenn ihr es sagt, wird es wohl stimmen :D

      Ich hab schon mal den nächsten Teil eingetippt, die letzte Szene des zweiten Kapitels. Sie ist nicht annähernd so lang wie die letzte, ich musste noch einiges ändern und ich find sie noch immer nicht besonders gut. Sie ist stellenweiße so komsich... Aber seht, äh, lest selbst.



      10. Szene: Der Fährmann

      Nebelschwaden zogen übers Land und verdeckten die herrliche Vegetation der Nordküste Koriens. Die vereinzelten Sonnenstrahlen, die durch die dichte Wolkendecke am Himmel brachen, verstärkten noch den Eindruck einer geheimnisvollen, ja beinahe unheimlichen Landschaft.
      Kaum ein intelligentes Wesen lebte hier, und so versetzte das inzwischen ziemlich mitgenommene Kampffahrzeug der Fabrik die Tierwelt in großen Aufruhr, als es auf den kurzen Sandstrand zurollte. Yai´ro, Paryn und Selena waren in den letzten drei Tagen nicht aus der Maschine gestiegen, aus Angst, dass ihnen jemand folgen könnte. Sie hatten nur über das Nötigste gesprochen, Yai´ros Wunden verbunden und bei Gelegenheit etwas gegessen.
      Doch umso näher sie der Küste kamen, umso schneller löste sich die gedrückte Stimmung. Trotz des trüben Wetters kam im Fahrzeug Entspannung, wenn nicht gar Freude auf; und als es wenige Meter vor dem von Nebelschwaden überzogenen Meer hielt, stieß Selena einen erleichterten Seufzer aus.
      „Was werden wir jetzt tun?“, fragte Yai´ro, während Paryn aus dem Cockpit sprang und seine Pistole sowie die restlichen Wurfäxte beiseite warf. Der Rhuner legte wieder seine eigene, lange, weiße Kleidung mitsamt Turban an, die er seit seiner Flucht aus der Fabrik gut aufbewahrt hatte.
      „Wir werden versuchen, nach Faanland zu kommen!“, antwortete Selena auf Yai´ros Frage und stieg ebenfalls aus dem Fahrzeug. Yai´ro tat es ihr gleich, wobei er seine linke Hand nur vorsichtig benutzte. Zwar schützte ein dicker Verband die Wunde, aber laut Selena konnte er sich glücklich schätzen, dass seine Finger nicht gelähmt waren.
      „Und… wie kommen wir dorthin?“, löcherte er die Elbin, die gerade dabei war, über das relativ ruhige Meer in die Ferne zu spähen.
      „Faanland ist eine Insel nördlich von Korien“, antwortete diese, ohne Yai´ro anzusehen. „Allerdings eine ziemlich große Insel. Sie befindet sich in der sogenannten ‚Nordbucht’, einem Halbkreis, den die Küste Koriens bildet. Dazu ist diese Insel nur soweit von uns entfernt, dass wir sie bei gutem Wetter sehen könnten – aber leider haben wir kein gutes Wetter.“
      Sie gab es auf, in den Nebel zu spähen und drehte sich zu Yai´ro um.
      „Das einzige Problem ist, dass die Menschen einen magischen Schild rund um ihre Heimat errichtet haben, den niemand durchdringen kann. Sogar die göttlichen Engel würden sich dabei schwer tun!“
      „Und genau deshalb ist es so wichtig, dass wir nach Faanland gelangen!“, mischte sich Paryn, der inzwischen seine normale Kleidung angelegt hatte, in das Gespräch ein. „Hinter diesem Schild wären wir eine Zeit lang vor Saphita sicher. Unsere geplante Reiseroute hätte zwar anders ausgesehen, aber wir können nicht wieder durch das Kriegsgebiet zurück, das wäre ein zu hohes Risiko. Also haben wir die Wahl: Entweder bleiben wir hier und tun nichts, oder wir reisen nach Faanland, bitten um die Hilfe der Menschen und nutzen gleichzeitig diesen Schild für uns. Denn glaubt mir, Saphita wird es nicht bei einem gescheiterten Angriff belassen!“
      Yai´ro trat nach vorne, krempelte den Ärmel seiner schwarzen Ordenskleidung hoch und berührte mit der Hand das Meerwasser. Es war eiskalt, und doch fühlte es sich auf eine gewisse Weise lebendig an. Als würde es ein glückliches Geheimnis bergen…
      Die Landschaft, welche nach dem Ende der Hügellande abrupt flacher geworden war, wirkte ähnlich. Zwar konnte man aufgrund des zunehmenden Nebels kaum fünfzig Meter weit sehen, dafür schien die Vegetation äußerst lebhaft. Sattes, grünes Gras wucherte bis knapp vor den kurzen Sandstrand, dazu nahm dichtes Gestrüpp einen großen Teil des Platzes ein. Hier und da kennzeichneten sogar hohe Laubbäume die Landschaft.
      Die drei Gefährten hatten in dieser Gegend bisher weder Erhebungen noch Felsen gesehen, was einen starken Gegensatz zum naheliegenden Hügelland darstellte. Außerdem war die Nordküste seit jeher unbesiedelt – Yai´ro war als einzige Gemeinsamkeit der beiden Landschaften aufgefallen, dass beide eine rege Fauna besaßen. Wäre der Nebel nicht gewesen, hätte man bestimmt einige der zahlreichen Tierarten beobachten können…
      Yai´ros Gedanken kehrten nur langsam wieder zu ihrer eigentlichen Bestimmung zurück. Er wusste, was Faanland war, aber Selena hatte seine letzte Frage nicht vollständig beantwortet.
      Nachdenklich drehte er sich zu seinen Gefährten um, die ein leises Gespräch begonnen hatten. Obwohl sich die beiden erst seit ein paar Tagen wirklich kannten (die Zeit, in der Selena die Gestalt einer Katze gehabt hatte, zählte nicht), konnten sie sich auf Anhieb gut leiden. Selena respektierte Paryns Erfahrung und er ihr Wissen; Yai´ro verstand sich sowieso mit beiden ausgezeichnet.
      Der junge Rhuner erhob sich aus seiner hockenden Haltung und streckte sich. Immerhin hatte er sich in den letzten drei Tagen kaum bewegt! Schließlich stapfte er durch den feuchten Sand auf seinen Onkel zu, der das Gespräch mit der Elbin soeben beendet hatte.
      „He, Paryn! Wie sollen wir eigentlich auf diese Insel kommen?“
      Der Rhuner war mit den Augen Selena gefolgt, die sich in das seichte Meerwasser kniete und Kraft für ein magisches Ritual sammelte. Erst als Yai´ro seine Frage wiederholte, wandte er sich von diesem faszinierenden Schauspiel ab und seinem Neffen zu.
      „Es gibt eine Art von Verbindung zwischen Faanland und Korien“, versuchte er ihm zu erklären, was er eben erst selbst erfahren hatte. „Man kann sie mit Magie aufrufen, und wenn man Glück hat, lassen einen die Menschen in ihre Heimat eintreten. Wenn sie aber denken, dass man nicht würdig ist, Faanland zu betreten, dann wird man nie dorthin gelangen.“
      Er machte eine kurze Pause und deutete auf Selena, die das magische Ritual bereits begonnen hatte.
      „Sie versucht, die Verbindung herzustellen!“, stellte Yai´ro fest, worauf sein Onkel nickte.
      „Diese Verbindung wird ‚der Fährmann’ genannt. Dieser Fährmann soll die Gestalt eines alten Mannes haben, der den Menschen willenlos gehorcht. Jedenfalls ist er der Einzige, der mit seinem Kahn die magische Barriere zwischen Korien und Faanland durchdringen kann… außer vielleicht den göttlichen Engeln.“
      Yai´ro hatte den letzten Satz beinahe völlig überhört, denn er beobachtete mit wachsender Begeisterung Selena. Die Elbin begann inmitten all des Nebels in warmen, schillernden Farben zu strahlen. Die Wassertropfen, die von ihren nassen Gliedern abperlten, glänzten wie Funken in der Dunkelheit, und langsam begannen sich die leuchtenden Farben auch auf das umliegende Gewässer auszubreiten. Es war, als würde das glückliche Geheimnis, das tief im Meer verborgen lag, erwachen und alles mit sich reißen. Selena streckte ihre Hand aus, und ein Strahl in den Farben des Regenbogens schoss von ihr in die Richtung der nahen und doch so weit entfernten Insel Faanland. Eine Weile lang blieb die Verbindung bestehen, doch dann verblasste der Strahl wieder, die leuchtenden Farben zogen sich zurück und Selena kippte erschöpft zur Seite.
      War das Ritual fehlgeschlagen?
      Yai´ro machte einen Satz nach vorne und fing Selena auf, noch bevor sie den Boden berührte. Anscheinend hatten ihnen die Menschen den Eintritt nach Faanland verwehrt…
      Er spähte in den Nebel hinaus – es war weit und breit nichts zu sehen als das Meer, das jeden Farbglanz wieder verloren hatte.
      „Also gut…“, begann Paryn deutlich enttäuscht zu sprechen. „Wir werden uns wohl einen anderen Weg suchen müssen…“
      Yai´ro spähte weiterhin angestrengt in den Nebel hinaus. Die Menschen konnten sie doch nicht einfach so der Vernichtung preisgeben!
      Er suchte noch einmal das ganze Meer ab, in der Hoffnung, zwischen den Nebelschwaden dennoch etwas zu finden; und plötzlich stieß er einen Freudenschrei aus.
      „Paryn! Selena! Seht doch nur – dort draußen!“
      Paryn, der sich bereits über den nassen Sand auf den Rückweg zu seinem Fahrzeug gemacht hatte, fuhr erwartungsvoll herum. Auch Selena, die noch immer geschwächt in Yai´ros Armen lag, blickte auf. Bei dem Anblick, der sich ihnen bot, kehrten ihre Kräfte jedoch rasch zurück, und Paryn hätte beinahe wie sein Neffe vor Freude aufgeschrieen.
      Weit draußen, im nebelüberzogenen Meer, war die Silhouette eines Bootes erschienen. Darin stand ein hoch aufgerichteter Mann, der es mit einem hölzernen Ruder auf die drei Gestalten am Ufer zulenkte.
      „Das… das muss der Fährmann sein!“, sprach Selena aus, was sie alle dachten.

      Um 600 Zeichen zu viel... naja...
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • ...und schon gehts weiter...

      Das Gefährt kam dem Ufer immer näher. Während die beiden anderen es wie gelähmt beobachteten, sah sich Yai´ro noch ein letztes mal um und verabschiedete sich innerlich von Korien, welches er gleich verlassen würde. Die nebelüberzogene und doch so lebhafte Landschaft, überwuchert von saftig grünem Gras und dichtem Gebüsch; der hellgelbe, steinige Sand, der von seichten Wellen überflutet wurde und in dem er selbst sowie seine Freunde wateten; das schier unendlich weite Meer, das ohne die einschränkende Sicht des Nebels bloß ein schmaler Kanal war, der nicht einmal bis zum Horizont reichte – all das wirkte für ihn plötzlich unglaublich schön und lebendig.
      Doch dann wurde er von dem scharrenden Geräusch aus seinen Gedanken gerissen, das der Kahn beim Auflaufen auf den Strand verursachte. Yai´ro drehte sich um zu dem länglichen, aus einer dunklen Holart bestehenden Gefährt, in dem etwa fünf Männer von Paryns stattlicher Größe Platz hatten. Sein erster Blick galt allerdings nicht dem Kahn an sich, sondern dem Fährmann.
      Er stand hoch aufgerichtet im hinteren Teil des Bootes: Ein relativ großer, steinalter Mann mit grauweißem Haar, hartem, aber ausdruckslosem Gesicht und ebenso ausdruckslosen wie regen Augen, die sich kaum bewegten und doch alles wahrzunehmen schienen. Seine Statur blieb unter einer langen, dunkelgrauen Kutte verborgen; er schien aber dennoch sehr kräftig zu sein, denn er lenkte seinen Kahn völlig allein mit einem langen, schweren Holzruder.
      Paryn war der erste, der auf das gewiss nicht mehr als fünf Meter lange Boot zutrat, dessen vorderer Teil im Sand steckte, der hintere aber immer noch vom Meerwasser umspült wurde. Yai´ro und Selena beeilten sich, ihm nachzukommen, und kletterten über den hölzernen Bug in den Kahn. Dabei bemerkte Yai´ro, dass sich an der Außenseite des Bootes, welches anscheinend aus einem einzigen, gigantischen Baumstamm hergestellt worden war, zahlreiche und kunstvolle Verzierungen befanden. Er hatte sie bisher nur deswegen nicht gesehen, weil sie durch die lange Benutzung im Salzwasser einigermaßen verblasst waren. Im Inneren des Gefährts war eine einzige hölzerne Sitzbank angebracht, auf die sich Selena sofort niederließ. Yai´ro hingegen blieb stehen und überprüfte noch einmal seine Kleidung sowie das Schwert, das seit der Schlacht in einer Lederscheide auf seinem Rücken hing. Ebenso tastete Paryn noch einmal nach dem Säbel, den er unter einer der unzähligen Falten seiner Kleidung versteckt hatte, bevor der Fährmann seinen Kahn mit einer kräftigen Bewegung vom Ufer abstieß.
      Gut gelenkt trieb das Boot immer schneller auf das offene Meer hinaus. Der Nebel schloss sich um es, und die Küste Koriens wurde immer schlechter sichtbar. Yai´ro blickte vom Bug des Kahns aus zurück und beobachtete, wie das Kampffahrzeug der Fabrik langsam vom Nebel verschluckt wurde. Zuerst verschwand das Geschütz am Heck, dann die Hinter- und Vorderreifen, bis schließlich nur noch die spiegelnde Windschutzscheibe durch den Nebel funkelte. Als auch diese verschwunden war, drehte er sich um, blickte nach vorne, in die Richtung der Insel Faanland, und ließ seine Gedanken ausschweifen.
      Und während der Kahn über die Wellen des Meeres glitt, wurde Yai´ro plötzlich bewusst, dass er sich wahrhaft glücklich schätzen konnte. Zwar hatte er seine Heimat und seine Mutter verlassen müssen, aber dafür durfte er durch die Welt reisen und etwas von ihr lernen – genau das, wonach er sich schon immer gesehnt hatte. Außerdem war er mit seinen Freunden zusammen, und sie hatten ein gemeinsames Ziel. In Faanland würde er sogar noch eine Weile vor der rachsüchtigen Saphita geschützt sein, auch wenn es nur eine weitere, unwichtige Etappe war – auf ihrem langen Weg nach Rhun.

      ~~ Ende des 2. Kapitels ~~



      --
      Bitte um Kommentare und Kritik!
      Bye, euer Höd
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Wow.. Ich glaube Selena wird noch meine Lieblingsperson^^
      Dieses Kapitel war sehr gut. Alles ist super, es erscheint nur etwas kurz.. Aber warscheinlich weil die letzte Szene so lang war:)) Ich habe einige Fehlerchen gefunden. Warscheinlich waren die einen Tippfehler; aber man bemerkt sie nicht.

      "umso...... umso" -> je... umso"

      (Hier bin ich mir nicht sicher) "In den Nebel zu spähen" ..Kann man das so sagen? Ich hätte ein "durch den Nebel zu spähen" geschrieben, aber ich glaube das ist eine Frage des Stils...

      "aufgeschrieen" -> "aufgeschrien"

      "Der Nebel schloss sich um es, und die Küste Koriens wurde immer schlechter sichtbar." Hier bin ich mir wieder nicht sicher; "... schloss es um sich." Ich glaube man kann beides schreiben, ist wieder eine Frage des Stils..

      Nun ok, das wärs mal mit den Fehlern.. Bei diesen beiden bin ich mir nicht sicher (möchte ich nur wieder betonen:) ).
      Der Fährmann ist super beschrieben, er macht schon hungrig aufs nächste Kapitel;) Und das Boot sowieso, mit den Verzierungen.
      mfg (und mach schnell weiter*g* )
    • Ist das schlimm, wenn man eine Geschichte liest und nix zu bemängeln findet? So gehts mir jedenfalls gerade...bis auf die Klitzekleinigkeiten, die Hylianer rausgepikt hat, seh ich kaum Fehler. (Allerdings kann man das, was Hylianer gefunden hat, kaum als Fehler bezeichnen)
      Also bleibt mir kaum etwas anderes übrig, als wieder die ausgelutschte Phrase "Weiter so!" zu wiederholen... :]


      PS: Gerade hab ich gemerkt, dass mein Höllenengel Story des Monats geworden ist! *hüpf* Vielen herzlichen Dank auch!
      (...wieso hab ich Blindfisch das erst jetzt bemerkt????)


      (Ja, man kann draufklicken)
    • träum ich oda wach ich? da kommt n kleines kind (*g*) :ugly: und macht aus ner ff nen roman. und dass auch noch in einem guten schreibstil. ey hödi, wie wärs wenn du alles zusammenbindest (buchform) und als jugendroman verkaufst? die story is endgeil und der schreibstil top. wie gesagt erinnert der mich an einen richtigen roman. und dabei sind wir grad beim ende des 2. kapitels :) mach bloß schnell weita, ok?

      schwabbel
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

      ~ Bye folks. I enjoyed these past years within this community. 9 years ♥ ~
    • träum ich oda wach ich? da kommt n kleines kind (*g*) :ugly: und macht aus ner ff nen roman. und dass auch noch in einem guten schreibstil. ey hödi, wie wärs wenn du alles zusammenbindest (buchform) und als jugendroman verkaufst? die story is endgeil und der schreibstil top. wie gesagt erinnert der mich an einen richtigen roman. und dabei sind wir grad beim ende des 2. kapitels :) mach bloß schnell weita, ok?

      schwabbel

      EDIT: ARGH, DOPPELPOST!!!! SORRY TUT MIR LEID! :(
      Original von Sirius
      "Leise rollt ein Spambusch durch die Threadwüste,
      während ein einsamer Cowboy auf seiner Mundharmonika
      das Lied vom schließenden Moderator spielt.
      "

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    • Erst mal euch allen danke für die netten Kommentare. Diesmal gibts eine längere Vorrede als sonst ^^

      @hylianer: Das dir das Kapitel kurz vorkommt, liegt darab, dass alles zu schnell passiert... naja.
      Danke, dass du die Fehler rausgesucht hast!

      umso...... umso" -> je... umso"

      Ja, stimmt. Das ist mir auch schon komisch vorgekommen :D

      (Hier bin ich mir nicht sicher) "In den Nebel zu spähen" ..Kann man das so sagen? Ich hätte ein "durch den Nebel zu spähen" geschrieben, aber ich glaube das ist eine Frage des Stils...

      Ist wahrscheinlich wirklich eine Stilfrage, aber ich meinte, dass sie außer Nebel nichts sieht.

      "aufgeschrieen" -> "aufgeschrien"

      Das kommt mir auch komisch vor, aber laut Word is es mit zwei 'e' richtig. :ugly:

      "Der Nebel schloss sich um es, und die Küste Koriens wurde immer schlechter sichtbar." Hier bin ich mir wieder nicht sicher; "... schloss es um sich." Ich glaube man kann beides schreiben, ist wieder eine Frage des Stils..

      Hm... ich denke auch, man kann beides schreiben.

      Nochmal danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, die Fehler rauszusuchen!


      @Ulyoath: Nein, das ist eingentlich nicht schlimm sondern gut! :D Mach idr keine Sorgen, genauso geht es mir bei "Engel der Hölle" regelmäßig. Deshalb ist sie auch FF des Monats.


      @Onox: Ja, ich werd Schriftsteller! :ugly: Nein, im Ernst: Ich denke, für solche großen Pläne ist es noch etwas zu früh. Zwischen mir und wirklich guten Fantasy-Autoren liegen immer noch Welten! Aber trotzdem, herzlichen Dank für dein Lob :D
      Außerdem: Mir ist auch erst kürzlich ausgefallen, dass die Geschichte ziemlich lang wird! Aber ich denke, das ist nichts Schlechtes oder?


      So, ich hab inzwischen den Anfang den dritten Kapitels geschrieben. Eigentlich wollte ich ihn schon früher reinstellen, aber ich hatte keine Zeit (faule Ausrede). Jedenfalls ist er jetzt hier, viel Spaß beim Lesen und bitte um Kritik!


      3. Kapitel: Faanland

      1. Szene: Ankunft

      Der Nebel lichtete sich erst langsam, dann verschwand er immer schneller. Direkt vor dem hölzernen Kahn, der vom Fährmann gelenkt gleichmäßig über die Wellen des Meeres glitt, tauchte eine unbekannte, aber wunderschöne Küste auf: Die Küste Faanlands.
      Verschiedenste, teilweise beinahe tropische Bäume mit verschlungenen Formen wucherten bis knapp vor den etwa fünfzig Meter langen, flachen Sandstrand und bildeten einen scheinbar undurchdringlichen Wall. Das dichte Unterholz des Waldes, der ausschließlich aus Laubbäumen mit großen, saftigen Blättern in den unterschiedlichsten Grüntönen bestand, wucherte wild und hoch und verstärkte so noch den Eindruck der Undurchdringlichkeit.
      Der Kahn hatte kaum eine Stunde benötigt, um die Meerenge zu durchqueren. Dabei hatte durchgehend dichter Nebel geherrscht, der sich erst gegen Ende der Fahrt erstaunlich rasch verflüchtigt und den Blick auf die Küste Faanlands freigegeben hatte.
      Yai´ro betrachtete das neue Land, das sich vor ihm auftat, mit Verwunderung und Neugier. Schon der erste Eindruck von Faanland ließ ihn das Monat, das er beim Orden verbracht hatte, vergessen; stattdessen dachte er voll Vorfreude daran, das Land der Menschen zu entdecken. Ebenso freudig erregt schien Selena, nur Paryn stand mit seiner üblichen Würde weiter hinten im Kahn und blickte scheinbar gelassen zur neuen Küste.
      Der Kahn glitt mit sinkender Geschwindigkeit auf den Strand zu. Er wirkte mit seiner finsteren Ausstrahlung einsam und verloren inmitten der hellen, freundlichen Landschaft, die von der abendlichen Sonne sanft beschienen wurde. Trotzdem büßte er nichts von seiner mächtigen Aura ein, und er hatte sogar etwas mit seiner Umgebung gemeinsam: Sowohl Faanland als auch der Kahn mit seinem Führer waren geheimnisvoll – zwar auf eine verschiedene Weise, aber dennoch ähnelte sich ihre Ausstrahlung.
      Ein heftiger Ruck erschütterte das Boot, als es auf Sand auflief. Mühsam schob es sich noch ein kleines Stück weiter, bis es endgültig stehen blieb und Selena als erste vom Bug ins knöcheltiefe Wasser sprang. Yai´ro wollte ihr folgen, beging jedoch den Fehler, sich mit der linken Hand am Rand des Bootes abzustützen. Er fühlte einen stechenden Schmerz, der sich vom verletzten Handrücken bis zur Schulter zog, ließ sofort los und landete ungeschickt im tieferen Wasser.
      Auch Paryn, der anfangs noch gezögert hatte, stieg vom Bug des Kahns auf den Strand. Es war wohl an der Zeit für ihn, die alten Streitigkeiten zwischen Rhunern und Menschen zu vergessen. Er konnte nur hoffen, dass die Menschen ebenso dachten!
      Sobald alle den Kahn verlassen und auch Yai´ro wieder festen Boden unter den Füßen hatte, stieß der Fährmann sein Boot vom Ufer ab und steuerte wieder auf die Nebelmauer zu, die immer noch vor der gegenüberliegenden Küste wallte. Die Gefährten bemerkten jedoch kaum etwas davon, denn ihre Aufmerksamkeit hatte sich bereits auf ein neues Geschehen gerichtet:
      Nur wenige Sekunden nach ihrer Ankunft an der Küste Faanlands regten sich die Zweige der nächsten Bäume, die kaum fünfzig Meter entfernt, auf einer leichten Erhebung wucherten. Entgegen dem Eindruck der Undurchdringlichkeit traten nacheinander fünf Gestalten aus dem Wald; Wesen, wie sie Yai´ro noch nie zuvor gesehen hatte und die ihm gleichzeitig auf eine seltsame Weise bekannt vorkamen. Es waren Menschen, die mit herrischen Bewegungen auf die drei Gefährten zutraten und sie mit vorsichtiger Freundlichkeit begrüßten.
      Zwar hatte sich in Faanland, das schon lange von der restlichen Welt abgeschnitten war, eine eigene Sprache entwickelt, aber einer der Menschen beherrschte auch die Einheitssprache Korianisch. Der Mann war offensichtlich der Anführer der Gruppe, denn er hatte eine zentrale Stellung in der Mitte seiner Begleiter inne. Auch sein sichtbar fortgeschrittenes Alter schien ihm eine gehobene Position zu verschaffen; die anderen Menschen hingegen waren eher jung, die beiden männlichen unter ihnen trugen sogar Waffen.
      Der ältere, kleinwüchsige Mann, der kaum noch Haar am Kopf hatte, trat mit einem unerschütterlich ernsten, aber trotzdem freundlichen Gesichtsausdruck vor, während seine Begleiter stehen blieben und das Geschehen genau beobachteten. Mit einer höflichen Geste streckte er seine Hand den drei Gefährten entgegen, die en leichten Hang zwischen Strand und Bäumen erklommen hatten und nun wie zu Salzsäulen erstarrt auf die Reaktion der Menschen auf ihre Ankunft in Faanland warteten. Dann begann er in flüssigem Korianisch zu sprechen.
      „Seid willkommen in Faanland! Wir freuen uns, euch begrüßen zu dürfen. Ihr sollt wissen, dass ihr durch unser Land reisen dürft und wir euch nach Möglichkeit unterstützen werden, aber hier zu leben bleibt uns Menschen vorbehalten“
      Der Mann machte eine kurze Pause und musterte jeden einzelnen der Gefährten genau. Er sprach zwar mit leichtem Akzent, drückte sich aber sehr gewählt und höflich aus. Als er weitersprach, änderte sich jedoch etwas an seiner Haltung und Aussprache, und er wirkte nicht mehr so freundlich wie bisher.
      „Wir waren allerdings sehr überrascht, als uns zu Ohren kam, dass zwei Rhuner und eine Elbin hierher unterwegs sind! Aber anscheinend wollt ihr uns nichts Schlechtes, denn sonst hättet ihr unser Land nie betreten können… Was also ist euer Begehr? Was führt euch nach Faanland, wo es doch so weit von eurer Heimat liegt?“
      Alle hatten den Worten des ehrwürdigen alten Mannes gelauscht, aber niemand wusste eine Antwort zu geben. In Yai´ro tauchten sogar Zweifel auf, ob die Menschen ihre Lage überhaupt verstehen würden…
      Der junge Rhuner massierte noch immer seine schmerzende Hand, die dick mit weißen Bandagen umwickelt war; Selena stand unschlüssig neben ihm und wusste nicht recht, was sie sagen sollte – bisher hatte immer ihre Meisterin für sie gesprochen. Also ergriff Paryn das Wort und versuchte, die Situation zu erklären. Er überragte den alten Mann um zwei Köpfe, stand ihm in Erfahrung und Würde allerdings um nichts nach.
      „Wir werden euch selbstverständlich erzählen, was uns hierher führt.“, versprach er. „Aber vielleicht sollten wir zuvor ein Lager aufschlagen, denn es wird bald Abend, und wir haben viel zu berichten!“
      Der alte Mensch musterte sie noch einmal der Reihe nach; angefangen bei Yai´ro, der ihm trotz seiner schmerzverzerrten Miene und von dem Sturz nassen Kleidung ein mutiger, gefühlsvoller und zielstrebiger Jüngling zu sein schien. Die Elbin besaß in seinen Augen sehr viel Wissen und Wendigkeit, dafür mangelte es ihr an Erfahrung. Der einzige gleichwertige Gesprächspartner für ihn war also der erwachsene Rhuner, welcher trotz seiner augenscheinlichen Erfahrung, Vernunft und angehenden Weisheit immer noch kriegerisch und, auf eine gewisse Weise, jung wirkte. Das einzige, was diesem Mann zu fehlen schien, waren seine magischen Kräfte und die damit verbundene Lebensfreude – genau das, was in den beiden jüngeren Reisenden über die Maßen vorhanden war. Ja, auch der junge Rhuner zeigte eine große magische Begabung, obwohl er sie anscheinend noch kaum trainiert hatte.
      Schließlich nickte der alte Mann und fügte in gemäßigtem Ton hinzu:
      „Lasst uns in den Wald gehen, dort sind wir auch nach Einbruch der Dunkelheit sicher. Wir können ein Lager aufschlagen – an Lebensmitteln fehlt uns nichts – und Ihr erzählt eure Geschichte.“
      Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich um und marschierte auf den Wald zu. Yai´ro blieb einen Moment lang irritiert stehen, doch als sich auch Paryn in Bewegung setzte, folgten er und Selena ihm in einigem Abstand.
      Unter der Führung des alten Menschen erreichte die Gruppe schon bald die ersten Bäume, und während die Sonne immer tiefer sank, drang sie immer tiefer in das ebenfalls erlöschende Zwielicht des Waldes ein. Die Küste und das Meer, auf dem irgendwo noch immer der Kahn des Fährmanns schaukelte, wurden zusehends von den hohen, dunklen Bäumen verdeckt. Diese wuchsen nicht einmal so dicht, wie Yai´ro es nach dem ersten Eindruck erwartet hätte; und noch etwas hatte sich geändert: Vom Ufer aus waren nur Laubbäume zu erkennen gewesen, im Inneren des Waldes mischten sich aber immer mehr Nadelgewächse in allen Formen und Größen darunter. So war der Boden bedeckt von stacheligen Sträuchern aller Art, deren Namen Yai´ro nicht einmal erahnen konnte. Sie überwucherten Felsen und umgestürzte Baumstämme und bildeten so, gemeinsam mit anderen Sträuchern und niedrigen Gewächsen, ein dichtes Unterholz, das jedes Vorwärtskommen erschwerte.
      Trotz dieses Hindernisses drang Paryn bis zu dem alten Menschen vor, der gemeinsam mit einer der Frauen die Gruppe anführte, um sich mit ihm zu unterhalten. Yai´ro verstand kaum etwas von dem Gespräch der beiden Männer vor ihm, deshalb begann er seinerseits eine Unterhaltung mit Selena und bemerkte kaum, wie sich die Dunkelheit über den Wald senkte und sie ihrem Lagerplatz immer näher kamen.
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Kaum fünf Minuten später erreichte die Gruppe eine kleine Waldlichtung, die den perfekten Ort für ein Lager bildete: Sie war völlig frei von Gestrüpp, wurde trotz der hohen, dunklen Bäume vom Licht des abnehmenden Mondes beschienen, und zu allem Überfluss fand sich in der Umgebung mehr als genug Holz, um damit ein Feuer zu entfachen.
      Yai´ro ließ sich erschöpft auf den Boden fallen und wunderte sich, dass er den Morgen noch in einem Kampffahrzeug der Fabrik verbracht hatte; in Korien, das ihm momentan unvorstellbar weit entfernt vorkam. Er hätte nie gedacht, dass an einem Tag so viel geschehen konnte… Auch jener bedeutungsvolle Tag vor einem Monat, an dem er in der Arena gekämpft, Rith verloren und Paryn getroffen hatte, kam ihm bei weitem nicht so lang vor. Vielleicht kam das Gefühl auch von dem Ortswechsel? Er wusste es nicht.
      Inzwischen hatten sich alle um das Feuer versammelt und auch Yai´ro rückte ein Stück näher zu den knisternden Flammen, denn die Nacht war kalt und seine Kleidung immer noch nass. Einer der Menschen teilte Trockenfleisch und Brot aus, ein anderer erhob sich noch einmal, um Wasser von einer nahen Quelle zu holen – und dann, endlich, begann der alte Mann zu sprechen.
      „Wir haben gegessen und getrunken“, sagte er, an Paryn gerichtet. „Und wir haben ein Lager für die Nacht. Nun bitte ich Euch, erzählt uns, was euch nach Faanland führt!“
      Paryn nickte und sah noch einmal nach Yai´ro und Selena, die nebeneinander dicht beim Feuer saßen.
      „Ich werde Euch unsere Geschichte gerne erzählen, aber dürften wir vorher eure Namen erfahren?“
      „Oh, selbstverständlich!“
      Der alte Mann wirkte überrascht, dass er dieses wichtige Ritual vergessen hatte.
      „Mein Name ist Keshyn Raknos; ich wurde gesandt, um euch zu begrüßen und nach eurem Begehr zu fragen. Meine Begleiter hier heißen…“
      Bei diesen Worten zeigte er mit der ausgestreckten Hand der Reihe nach auf seine Mitreisenden, die rund um das Feuer saßen und den Worten ihres Anführers lauschten, obwohl sie kein Korianisch verstanden.
      „…Alica und Ferron Nibesz, die beiden sind Geschwister und in diesen Wäldern aufgewachsen, Reknon Lit, er ist Soldat bei der Garde Faanlands, und Serana Duroff. Serana ist Heilerin und – ebenso wie ich – ausgebildete Magierin.“
      Keshyn Raknos machte eine kurze Pause und blickte zu Paryn.
      „Nun kennt ihr unsere Namen. Dürften wir jetzt erfahren, was euch hierher führt?“
      Paryn fing an zu erzählen, und obwohl Yai´ro die Geschichte schon kannte, hörte er mit Freude zu. Sein Onkel begann beim alten Rhun und dem Krieg, der Korien damals erschüttert hatte. Er ließ keine Einzelheit aus und erzählte sowohl, was er selbst erlebt, als auch, was er von anderen erfahren hatte. Der einzige Weg, nach Rhun zu gelangen, war wohl, von den Menschen Hilfe zu erhalten – ein schwacher Hoffnungsschimmer, wie es Yai´ro schien.
      Die Geschichte des alten Rhun endete mit dem Fluch, den der Engel der Läuterung ausgesprochen hatte. Danach berichtete Paryn über seine Mission und über die Reise, die sie bis nach Faanland geführt hatte. Er strich dabei eines besonders heraus: Die Rolle, die Yai´ro für die Rhuner spielte.
      Sowohl für diesen als auch für Selena war es interessant, von ihren eigenen Erlebnissen zu hören. Sie lauschten beide gespannt, als Paryn vom Kampf in der Arena von Manta erzählte, von ihrer geplanten Reiseroute oder von der Gefangennahme durch die Fabrik und den Orden, der großen Schlacht und der Flucht. Schließlich kam Paryn zu der Begegnung mit dem Fährmann und ihrer Ankunft in Faanland. Er erzählte bis zu der Stelle, an der sie Keshyn Raknos und seine Begleiter getroffen hatten, stoppte dann, und wartete auf eine Antwort.
      Eine Weile lang durchbrachen nur die nächtlichen Geräusche des Waldes di Stille über der Lichtung. Alle, die um das Feuer versammelt waren, starrten gespannt auf den alten Mann – alle warteten auf seine Antwort, obwohl für sie unterschiedlich viel davon abhing.
      Schließlich nickte Keshyn Raknos.
      „Ich würde euch gerne helfen“, meinte er. „Aber leider liegt es nicht an mir, das zu entscheiden. Wenn ihr einverstanden seid, können wir euch in die Hauptstadt bringen, wo der Thronhüter über eure Sache entscheiden wird – aber seid unbesorgt, er ist ein guter Mann und ich bin mir sicher, dass er euch helfen wird. Und euren zeitweiligen Aufenthalt in Faanland kann euch jedenfalls niemand verwehren!“
      Paryn begann zu lächeln, und auch Yai´ro fühlte sich ermutigt – so viel Hilfsbereitschaft hatte er nicht erwartet.
      „Ich danke Euch für Eure Hilfe, Keshyn! Wenn es uns erlaubt ist, werden wir euch natürlich zur Hauptstadt begleiten.“
      Paryn machte eine kurze Pause, blickte zu Yai´ro und fügte dann hinzu: „Ich habe noch eine Bitte. Mein Neffe Yai´ro hat eine Verletzung an der linken Hand. Die Wunde ist nicht sehr tief, aber sie hört seit vier Tagen nicht auf zu bluten und zu schmerzen, außerdem wäre Yai´ros Hand beinahe gelähmt worden. Könnte sich Eure Heilerin diese Wunde ansehen?“
      Keshyn nickte und wechselte einige Worte auf Faanländisch mit Serana Duroff, der Heilerin. Diese erhob sich und umrundete das prasselnde Feuer, welches, obwohl es bereits schwächer wurde, immer noch tapfer gegen die Finsternis der Nacht ankämpfte.
      Yai´ro streckte ihr seine linke Hand entgegen und die Frau, deren langes, dunkelblondes Haar sich bereits grau färbte, löste die Bandagen vom geschwollenen Handrücken. Als sie den letzten Stoffstreifen entfernte, hätte Yai´ro beinahe vor Schrecken aufgeschrieen – unter seinem Verband quoll dicker, gelber Eiter hervor.
      Serana Duroff sagte etwas auf Faanländisch, und Keshyn übersetzte: „Das ist ein weiterer Grund, so schnell wie möglich zur Hauptstadt zu reisen. Diese Wunde hat eine Infektion, und wenn sie nicht bald professionell behandelt wird, kann sich diese auf den Arm und von dort aus auf den ganzen Körper ausbreiten...“



      Bitte um Kommentare und viel Kritik! Ich weiß nicht mal selbst, was ich von dieser Szene halten soll - teilweise gefällt sie mir gut, andere Stellen sind wieder abgrundetief schlecht. Es liegt an euch, mir zu sagen, was ich besser machen kann! :D

      Auf den nächsten Teil müsst ihr noch eine Weile warten, ich hab erst dan Anfang davon geschrieben. Aber ich hoffe, dass ich ihn spätestens in einer Woche reinstelln kann... Ich stehe sogar in den Ferien unter Dauerstress :D


      Bye, euer (gestresster) Höd

      PS: Es wurde schon über 2000mal auf diesen tread geklickt! Cool... :D
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Hey, mal wirklich im Ernst: Bist du sicher, nicht darüber nachdenken zu wollen? Es ist eine geniale Story, und es trennen dich keine Welten von den Autoren!!:)) So ein Riesentalent habe ich nirgends gesehen, das ist unglaublich... Da wird man richtig neidisch, erst recht wenn man weiss, dass derjenige, der's geschrieben hat, genau einen Tag älter ist!:ugly:

      Nun, zu den "Fehlern" der letzten Szene: Ich habe dir nur mal zeigen wollen, dass du einwandfrei schreibst (und dass Word manchmal komisch ist:ugly: :D ) Zudem fallen sie nicht auf, jeder Lehrer hätte es wohl schwer sie zu finden^^

      Noch zu dem, dass die Szene so "kurz" war: Sie ist natürlich nicht kurz, es kommt mir nur so vor.. Auf jeden Fall ist sie super und voller Geheimnisse!:)

      Nun, zu diesem Kapitel:
      Es ist alles super geschrieben... Man spürt richtig, dass jetzt etwas neues kommt (ist ja auch ein neues Kapitel). Echt super, ich bin schon gespannt. Die Menschen sind voller Geheimnisse... Ich freue mich besonders auf die Hauptstadt!:)
      mfg
    • Das ist schon die zehnte Seite, weißt du das? Jubiläum! Party! *tröt* *konfettiwerf* *musikaufleg*

      Wie immer kratzt du an der Grenze zur Perfektion, mir ist aber eine Kleinigkeit aufgefallen: Der kleine Satz (frei zitiert): Er überragte den alten Mann um zwei Köpfe, stand ihm allerdings in Würde und Erfahrung um nichts nach
      Merkst du? Dieses "allerdings" gibt dem Satz eine seltsame Bedeutung, so ähnlich wie "Das Leben ist hart, dafür ungerecht" Klingt so, als hätten große Leute keinerlei Würde oder Erfahrung :ugly: Nimm vielleicht eher "...und stand ihm in Würde und Erfahrung um nichts nach" oder etwas in der Richtung.

      Sonst ist mir nichts aufgefallen! :))


      (Ja, man kann draufklicken)
    • So, *schweissabwisch*, da denk ich, les ich mal schnell alles, was neu ist, durch, aaaaber duuuuuu ... du hast so viel und so gut geschrieben, dass all mein Rest von gute-Kommentare-Disziplin, die ich nach Engel der Hölle noch hatte, jetzt gaaaanz weg ist.
      Das haste jetzt davon: Ich geb nur Bescheid, dass ich mehr will.
      Veria
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    • Danke für eure Kommentare und das Lob! So was schafft es immer, meine Stimmung zu steigern! :D
      Und danke, dass ihr den tread nicht habt verkommen lassen!^^

      @Ulyoath: Du hast recht, das klingt wirklich komisch... *ausbesser* Danke!

      @Veria: Ja, bei Engel der Hölle verbraucht man all seine Lobvorräte :D Geht mir auch immer so.


      Leider muss ich euch sagen, dass ich noch keinen neuen Teil für euch habe. :( Ich schreibe zwar eifrig, aber es mangelt an Kreativität... Vorgestern hab ich hab 'Anders' (von Hohlbein) gelesen, danach ging es wieder besser. Wundert euch aber nicht, wenn sich mein Stil etwas in Richtung Hohlbein verändert hat :D - obwohl, schden wirds wohl nicht. Trotz allem gefällt mir die Szene noch nicht, und ich bin auch noch nicht ganz fertig. Lange Rede, kurzer Sinn: Ihr müsst noch ein paar Tage warten, bis die nächste Szene kommt. Aber sie kommt noch vor Schulanfang (bei mir nächste Woche Mittwoch :P), da könnt ihr euch sicher sein.

      Bye, eier Höd

      PS: Noch mal danke, dass ihr den tread am Abstürzen gehindert habt. Ich beeil mich mit dem nächsten Teil!^^
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • So, ich hab es inzwischen geschafft, die zweite Szene fertig zu schreiben. Wundert euch aber nicht, dass sich der Schreibstil in der Mitte total verändert - das ist die Stelle, an der ich die beiden 'Anders'- Bücher gelesen hab.
      Lest und schreibt mir bitte eine Antwort. Ich will (wie immer) wissen, was ich besser machen kann.


      2. Szene: Die faanländischen Ebenen

      Yai´ro kletterte geschickt über einen umgestürzten Baumstamm, der den Weg versperrte, und achtete sorgsam darauf, sich in dem stacheligen Gestrüpp auf der anderen Seite nicht die Kleidung zu zerreißen. Hinter ihm folgte Selena; Paryn und Keshyn Raknos hingegen zogen es vor, das Hindernis in einem großen Bogen durch den Wald zu umgehen.
      Seit dem Abend vor zwei Tagen, an dem sie beschlossen hatten, zur Hauptstadt zu reisen, war kaum etwas Besonders geschehen. Sie waren durch den Wald gewandert, hatten miteinander geplaudert und gegessen. Seltsamerweise fühlte sich Yai´ro dabei so frei wie nie zuvor, denn er konnte tun und lassen, was er wollte, ohne jemanden, der ihn zu etwas zwang oder ihm etwas befahl. Hier, in diesem neuen, wunderbaren Land der Menschen, konnte er das Leben zum ersten Mal wirklich genießen .
      Yai´ro machte einen großen Schritt, um auch den letzten der stacheligen Sträucher zu entgehen, blieb dann stehen und blickte gen Himmel. Die Sonne, deren Strahlen nur an wenigen Stellen durch das dichte Blätterdach des Waldes drangen, stand noch weit im Osten: Es war früher Vormittag.
      Yai´ro hatte gut geschlafen und fühlte sich frisch und voller Tatendrang. Kaum zu glauben, dass er noch am gestrigen Abend ohne ein weiteres Wort zu sprechen erschöpft eingeschlafen war.
      Hinter ihm war Selena damit beschäftigt, ihren Umhang aus dem dichten, klettenähnlichen Dornengestrüpp zu befreien. Yai´ro zögerte einen Moment, drehte sich dann aber zu ihr um und half ihr, dem stacheligen Hindernis zu entkommen, indem er sie mit einem Ruck in die Höhe schwang und aus dem Gebüsch trug. Selena musste lachen und er stimmte mit ein, wobei er gut aufpassen musste, dass er die Elbin nicht fallen ließ. Zu diesem Zweck verlagerte er das Gewicht mehr auf seine linke Hand, was ein schlimmer Fehler war – denn plötzlich spürte er jenen stechenden Schmerz, den er inzwischen nur zu gut kannte, und hätte Selena beinahe wirklich fallen gelassen, wenn diese sein Zusammenzucken nicht bemerkt und instinktiv die Beine ausgestreckt hätte.
      „Yai´ro, ist alles in Ordnung?“, fragte sie unsicher, und er nickte als Antwort.
      „Es hat nur kurz geschmerzt, wie immer. Ich sollte die linke Hand nicht mehr benutzen…“
      Serana Duroff hatte seine Wunde zwar gereinigt und frisch verbunden, aber die Infektion breitete sich weiter aus und das Blut wollte nicht gerinnen. Selbst wenn sich die Wunde schloss, konnte sich unter Luftabschluss der Eiter noch besser vermehren, so hatte Keshyn die Worte der Heilerin übersetzt.
      Yai´ro ließ von seiner Hand ab und lächelte Selena zu, die seine Geste erwiderte und ihn am Arm weiterzog.
      Schon kurze Zeit später hatten die beiden den Rest der Gruppe eingeholt, der unter der Führung von Ferron Nibesz um einiges schneller vorankam als zuvor. Keshyn hatte dem jungen Mann die Führung übergeben, weil dieser die Wälder besser kannte und er selbst sich angeregt mit Paryn unterhielt; und Ferron hatte als erstes seine Schwester Alica vorausgeschickt, um die Entfernung bis zum Waldrand auszukundschaften.
      Es dauerte kaum eine halbe Stunde, bis diese zurückkehrte und berichtete, dass es nicht mehr weit sei. Sie hatte den Waldrand zwar nicht gesehen, schätzte aber, dass es bis zu diesem noch anderthalb Stunden Weg waren. Außerdem hatte sie in Erfahrung bringen können, dass nur wenige Meilen entfernt von der Stelle, an der sie den Wald verlassen würden, ein Dorf lag, in dem sie Pferde bekommen konnten. Das war zweifellos eine gute Nachricht, denn ohne diese Reittiere würde der Weg sehr lange dauern – zu lange, um Yai´ros Verletzung rechtzeitig zu heilen.
      Ermutigt von diesen guten Nachrichten brachen sie sofort wieder auf, um das Dorf wenn möglich noch vor Sonnenuntergang zu erreichen. Erst eine Stunde und mehrere Kilometer später, was der frühen Mittagszeit entsprach, machten sie wieder Pause und aßen, was von ihren geschrumpften Vorräten noch übrig war. Dabei kamen sie auf die aktuellen Geschehnisse in Korien zu sprechen, und so auch auf den Krieg zwischen Orden und Fabrik, in den Paryn, Yai´ro und Selena unwillentlich verwickelt worden waren. Keshyn Raknos beteiligte sich kaum an dem Gespräch, er hörte nur interessiert zu oder gab manchmal, wenn er darauf angesprochen wurde, in kurzen Worten seine Meinung kund. So fiel auch niemandem auf, dass er jedes Mal, wenn die Sprache auf den Abt oder den Vorstand kam, mit glasigem Blick und einem Gesichtsausdruck, der sowohl Trauer als auch Hass und Bitterkeit wiederspiegelte, in die Gegend starrte – nicht so, als wäre er in Gedanken versunken und würde etwas sehen, das für die Anderen unsichtbar war; es wirkte viel mehr als würde er einfach gar nichts mehr wahrnehmen.
      Als Yai´ro vom Kampf der beiden Hünen erzählte, wandte er sich schließlich sogar ab und setzte sich, ohne eine Erklärung zu geben, zu den anderen Manschen, die ein paar Meter entfernt saßen und sich selbst ebenfalls miteinander unterhielten. Yai´ro hörte überrascht auf zu sprechen, aber als Selena bloß mit den Schultern zuckte und Paryn dem alten Mann auch nur einen kurzen Blick nachwarf, dachte er nicht weiter darüber nach. Später erinnerte er sich allerdings noch oft an Keshyns eigenartiges Verhalten, dessen Grund er von alleine nie erraten hätte…
      Nachdem auch der letzte Rest der Vorräte aufgegessen war, machten sie sich wieder auf den Weg. Es war zwar erst Mittag, aber sie mussten das Dorf noch vor Sonnenuntergang erreichen, wenn sie auch am Abend etwas essen wollten – ganz abgesehen von den gemütlichen Unterkünften, die ihnen ein Wirtshaus dort sicher bieten würde.
      Da sie dem Waldrand schon sehr nahe waren, hatte Keshyn Raknos wieder die Führung der Gruppe übernommen. Doch auch er legte einen raschen Schritt vor, wodurch sich Yai´ro kaum mehr mit Paryn oder Selena beschäftigen konnte; stattdessen musste er all seine Kraft darauf verwenden, nicht zurückzufallen. Mit dem kleinen Rest an Konzentration, der ihm noch blieb, musterte er seine Umgebung zum ersten mal in den vergangenen Stunden wirklich aufmerksam. Er kannte den Wald zwar inzwischen schon gut genug, aber dieser hatte sich in den letzten Minuten verändert, ebenso wie er es auf der Küstenseite getan hatte. Im Gegensatz zu damals wuchsen an diesem Waldrand allerdings noch mehr Nadelbäume und -sträucher, bis sie die Laubgewächse vollends verdrängt hatten. Yai´ro hatte etwas von „Steppe“ und „höheren Temperaturen im Inneren Faanlands“ aus einem von Paryns und Keshyns endlosen Gesprächen aufgeschnappt, aber eine Wüste hatte er nicht erwartet. Na ja, was sollte es, er hatte immerhin fünfzehn Jahre seines Lebens in einer Wüstengegend verbracht. Zumindest an ihrem Rand
      Die Bäume wurden immer lichter, und gleichzeitig begann das Unterholz zu verschwinden. Erst nur langsam, es genügte noch dafür, dass er in einem Dornengewächs hängen blieb, stürzte und – wie sollte es anders sein – auf seine verletzte Hand fiel; aber mit der Zeit wurden die Sträucher, Steine, Mulden und umgestürzten Baumstämme, die ihm den Weg erschwerten, weniger; und er konnte endlich, am dritten Tag nach seiner Ankunft in Faanland, durch ein letztes Gewirr aus Bäumen auf die Ebene zugehen, die sich dort vor ihm auftat.

      Strahlendes Sonnenlicht schlug ihm entgegen, als er unter dem immer noch dichten Blätterdach hervortrat. Und trotzdem musste er Keshyn recht geben: Vor ihm lag keine Wüste, sondern eine Steppe, die trotz der sengenden Hitze eindeutig lebendig war, nicht tot wie die unendlichen sandigen Dünen südlich von Manta, die ihm, obwohl er sie nur einmal gesehen hatte, sehr gut in Erinnerung geblieben waren.
      Hier dagegen bedeckte gelblich-grünes Gras den Boden, und hier und da wuchsen sogar Sträucher, oder – in der Nähe des Waldes – vereinzelte Baumgruppen, wie um allen Vorüberkommenden zu sagen: „Ihr befindet euch auf fruchtbarem Boden. Hier könnt ihr bleiben, ihr seid in Sicherheit!“
      Und eben dieses Gefühl hatte Yai´ro. Die letzten anderthalb Monate – dabei kam es ihm vor, als würde der Kampf in der Arena bereits Jahre zurückliegen – waren für ihn eine schlimme Zeit gewesen. Natürlich war das Leben im Armenviertel von Manta schon immer reich an Strapazen gewesen, aber seinen besten Freund zu verlieren, seine Mutter und Heimat zu verlassen, eine Reihe von schrecklichen Dingen über seine Herkunft zu erfahren und zu guter Letzt noch von Kriegern einer Geheimgesellschaft gefangengenommen zu werden und einen ganzen Monat bei ihnen zu leben, waren doch einige neue Erfahrungen gewesen, die wohl niemand so schnell verkraftet hätte. Dagegen war Faanland so ruhig und friedlich, dass er sich schon fast wünschte, für immer hier bleiben zu können – wäre da nicht die leise Stimme in seinem Hinterkopf gewesen, die ihn ständig daran erinnerte, dass sein Ziel Rhun hieß. Und Yai´ro hörte auf diese Stimme, wie er es bisher immer in seinem Leben getan hatte.
      Seine Augen wanderten von der näheren Umgebung in die Ferne, was nicht gerade viel Abwechslung brachte. Die Ebene setzte sich eintönig bis zum Horizont fort, eine ewige Fläche aus Erde, Gras und einigen Sträuchern oder Bäumen, die nur von ein paar relativ flachen Hügeln unterbrochen wurden – und von einem schwarzen Fleck, der drei bis vier Meilen nordöstlich von ihrem momentanen Standpunkt lag. Und von dem Rauch aufstieg.
      „Ja, das ist wohl das Dorf, von dem Alica berichtete hat“, sagte Keshyn direkt hinter ihm. Yai´ro fuhr erschrocken herum; er hatte nicht bemerkt, dass sich der alte Mann ihm genähert hatte. Aber das war noch nicht alles: Während er – anscheinend sehr tief – in Gedanken versunken gewesen war, hatte die gesamte Gruppe den Wald verlassen und sich in der Nähe der Bäume verteilt. Ganz offensichtlich hatten nicht nur seine Sinne, sondern auch sein Zeitgefühl nachgelassen. Er wusste nicht einmal, wie lange es schon her war, dass er selbst unter dem Blätterdach hervorgetreten war…
      Yai´ro hatte völlig vergesse, auf Keshyns Bemerkung zu antworten, aber das schien den alten Mann nicht weiter zu stören.
      „Wir sollten uns auf den Weg machen!“, fügte er noch hinzu, bevor er sich zu seinen Gefährten umdrehte und seine Worte auf Faanländisch wiederholte.
      Kurze Zeit später waren sie wieder unterwegs in Richtung des Dorfes, und Yai´ro, der sich inzwischen schon automatisch neben der Elbin aufhielt, dachte nur noch an eines: Wie froh er trotz allem war, hier in Faanland sein zu dürfen.


      --
      Kommentare nicht vergessen!! :D
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Jetzt hätt ich doch um ein Haar den Kommentar vergessen. :D
      Also Yai'ro tut mir leid, ich hoffe, dass er seine Hand nicht noch loswird, ist ja eine üble Verletzung. Sind die Waffen der Fabrik irgendwie vergiftet oder sowas? Oder war's ein Dum-Dum-Geschoss?
      Will mehr.
      Veria
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    • Wenn man (wie ich) viele Hohlbein-Bücher gelesen hat, merkt man den Einfluss in der Geschichte tatsächlich, aber auch nur dann, wenn man es weiß. Hättest du es nicht erwähnt, wär es mir wahrscheinlich nur teilweise aufgefallen.
      Und ich persönlich bin ja der Meinung, dass Yai'ro und Selena ein richtig schönes Paar wären :O Aber ich bin lieber ruhig und harre weiter der Dinge, die da kommen...
      *wart*


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Tanks for the comments!

      @Veria: Was ist ein Dum-Dum Geschoss? Jedenfalls war es nicht vergiftet, aber es ist Dreck oder was ähnliches reingekommen und die Wunde hat eine Infektion. So was gibt es (Tetanus etc.). Aber er könnte wirklich noch seine Hand verlieren ... hm ... vielleicht :D Jedenfalls kann die Infektion die Hand lähmen. Der Schuss hat es nicht geschafft, aber er hat die Sehnen der Finger nur knapp verfehlt.

      @Ulyaoth:
      Ich dachte nur, dass es auffallen könnte... Und jetzt weiß ich auch, woran mich der erste Satz des neuen Kapitels deiner story erinnert hat - klingt ganz ähnlich wie Hohlbein.
      Übrigens: Was nicht ist, kann noch werden...


      Bye, Da Höd

      PS: Auf den nächsten Teil müsst ihr (zur Abwechslung mal) eine Weile warten. kA ob ich ihn noch vor Schulanfang reinstellen kann... Morgen bin ich mit Freunden in Wien und schau mir Garfield an (kommt in meiner Heimat"stadt" nicht bzw. zu spät ins Kino, am Sonntag werd ich auch irgendwas unternehmen und dann hab ich eh nur noch zwei Tage bis Schulanfang... *will noch lange keine Schule haben* btw, Ulyaoth, hast du nicht schon die Matura, Schulabschluss oder was auch immer? oÔ komische Frage... mir kommts so vor, als hättest du es schon hinter dir...
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      - Samsas Traum, Tineoidea
    • hallo erstmal! war leider schon lange nicht mehr hier, konnte einfach keine Zeit aufbringen (schule, kollegen.. )
      Aber gut, hier hat sich etwas getan und ein neuer Teil ist draussen, und mein Kommentar ist: wow:D
      es ist ein neuer abschnitt in ihrer Reise, und ja, ich hatte wirklich gehofft dass sie bald dort sein würden*g* Die Menschen und Faanland sind geheimnissvoll und gut beschrieben..


      Original von Ulyaoth
      Wenn man (wie ich) viele Hohlbein-Bücher gelesen hat, merkt man den Einfluss in der Geschichte tatsächlich, aber auch nur dann, wenn man es weiß. Hättest du es nicht erwähnt, wär es mir wahrscheinlich nur teilweise aufgefallen.

      Ja, das stimmt.. ich hatte nur bemerkt, dass es weniger Gespräche gab, stimmt das?:) Es ist wie immer gut geschrieben, und auch irgendwie angenehm zum lesen.. dieses neue kapitel wird wohl mein Lieblingskapitel werden*g*
      Schreibfehler hatte ich fast keine gesehen; nur ein, zwei Tippfehler glaube ich.
      mfg
    • Danke fürs Kommentar! Weniger Gespräche gibt es, das stimmt. In dem Kapitel werden auch kaum Kämpfe oder so vorkommen, aber es ist ungefähr die Mitte der Geschichte und daher auch sehr wichtig.

      Der nächste Teil kommt bald, ich bin schon relativ weit. Aber bis sie die Hauptstadt erreichen, dauerts noch eine Weile (bzw. ein paar Szenen :D ). Ich hatte das 3. Kapitel anfangs auf ca. sechs Szenen gaplant, jetzt sind es aber schon neun... is aber auch nicht schlecht, glaub ich.
      Eines sollte vielleicht noch gesagt sein: Faanland ist in meinen Gedanken schon ein halbes Jahr vor Korien und ein gutes Jahr vor dieser Geschichte entstanden, es hat sozusagen Tradition. :D Allerdings waren meine ersten Gedanken zu dieser Insel noch gut dreitausend Jahre früher (in der Geschichte, nicht in unserer Zeit :ugly: )... aber dazu ist eine eigene Geschichte geplant, und manche Hinweise werden auch noch während dieser fallen. Ich sollte nicht so ausschweifen...

      Also, kurz gefasst: Danke für das Kommantar und die nächste Szene kommt bald.


      Bye, Da Höd


      EDIT:
      So, hat zwar etwas länger gedauert als geplant, aber hier ist endlich die dritte Szene. Gefällt mir persönlich gar nicht mal so schlecht, aber mache Stellen wie zB der Schluss sind auch weniger gut...
      Ich wollte das Wirtshaus außerdem zuerst 'zum brüllenden Löwen' nennen, aber das hat dann doch zu blöd geklungen.
      Ich hoffe übrigens, dass nicht zu viele Fehler drin sind, habs mir nämlich nach dem Eintippen nicht noch mal durchgelesen. Nur, wie immer, mit dem Word-Rechtschreibungs- und Grammatikprogramm durchgesehen.

      Also lest, und vergesst nicht mir Feedback zu geben! *Das Wort Feedback erst selten benutzt hat* *findet dass es ein tolles Wort ist* *sehr dumm ist*


      3. Szene: Das Wirtshaus zum goldenen Löwen

      Umso näher sie dem Dorf kamen, desto deutlicher man erkennen, dass es von einer schier gewaltigen Fläche an Feldern umgeben war, auf denen die verschiedensten Pflanzen angebaut wurden – jedenfalls deutlich mehr, als die Einwohner nach Yai´ros Bemessen als Nahrung benötigten. Der junge Rhuner nahm sich vor, später danach zu fragen, was mit dem überschüssigen Getreide, Gemüse und Obst geschah, wenn alle Mägen und Vorratskammern gefüllt waren. Wurde es an die ebenfalls viel zu zahlreichen Weidetiere verfüttert? Lagerten die Menschen es ein? Oder schickten sie es als Steuer zu ihrer Hauptstadt? Der wahre Grund lag viel näher, doch er war Yai´ro unverständlich.
      Inzwischen hatten sie die ersten Häuser erreicht, und Keshyn, der den Ort offenbar bereits kannte, steuerte zielstrebig auf den Dorfplatz zu. Dieser wimmelte von Menschen, die bei den zahlreichen Marktständen einkauften, mit Tragetaschen beladen, einen Handkarren schiebend oder einen Pferdekarren führend versuchten, sich ihren Weg durch die Menge zu bahnen, allein oder in Gruppen herumschlenderten oder sich einfach nur miteinander unterhielten. Es war das erste Mal, dass Yai´ro Menschen bei ihren alltäglichen Geschäften beobachten konnte – kein Wunder, er hatte außer Keshyn und dessen Begleitern auch noch nie Menschen gesehen –, und er war ehrlich beeindruckt. Natürlich hatte er schon oft andere Leute bei denselben Tätigkeiten gesehen, aber das waren eben keine Menschen gewesen. Das Gefühl war unmöglich in Worte zu fassen, aber die Angehörigen des Herrenvolkes waren anders als „gewöhnliche“ Wesen, auf eine gewisse Weise viel erhabener; und doch waren sie den anderen Rassen gleichzeitig verblüffend ähnlich. Yai´ro war sich sicher, dass die Rhuner dieselbe Ausstrahlung hatten und er sie nur nicht bemerkte, weil er selbst zu ihnen zählte; wahrscheinlich war sie auch den Elben als drittes Herrenvolk eigen: Sie waren höher gestellt als die übrigen Völker, diese aber waren nach ihrem Vorbild geschaffen worden.
      Leiden blieb ihm nicht allzu viel Zeit für diese Überlegungen, denn Keshyn steuerte auf das andere Ende des Platzes zu, und Yai´ro hatte alle Mühe, ihn in der Menge nicht zu verlieren. Der Dorfplatz war beiweiten größer, als er auf den ersten Blick gewirkt hatte. Der Länge nach maß er mindestens zweihundert Meter, wenn nicht gar mehr; und die Menschen, die ihn mit ihren Gefährten und Marktständen verstopften, machten das Vorwärtskommen nicht gerade leichter. Einmal wurden er und Selena sogar an den Rand des Platzes gedrängt, wodurch sie die Anderen beinahe verloren hätten. Aber zumindest hatten sie so die Gelegenheit, die Häuser und Gebäude näher zu betrachten:
      Sämtliche Bauwerke bestanden zum Hauptteil aus Holzbrettern oder sogar ganzen Baumstämmen, nur an einigen wenigen, wichtigen Stellen hatten die Menschen geschliffene Steine benutzt. Die meisten Häuser waren ein- oder zweistöckig, an dem Ende des Platzes, auf das sie zugingen, ragte jedoch ein hauptsächlich steinerner Turm in die Höhe. Dieser – es schien sich um einen Ausguck zu handeln, denn Verteidigungsanlagen hielt Yai´ro in diesem friedlichen Land für unnötig – entsprang aus einem weitläufigen, einstöckigen Gebäude, das wohl als Rathaus, Dorfzentrum oder Versammlungshalle benutzt wurde.
      Was es auch war, es war für sie unwichtig, denn Keshyn Raknos betrat eine kleine Gasse zwischen dem Turm-Gebäude und einer Häuserreihe, in der es erheblich ruhiger war als draußen auf dem Dorfplatz. Nur eine Gruppe von Männern unterhielt sich in einem Häusereingang, verschwand aber sofort, als sie hinzukamen. Am Ende der Gasse befand sich ein zweistöckiges Gebäude, an dessen Vorderseite ein Schild mit der faanländischen Aufschrift „Gasthaus zum goldenen Löwen“ hing. Yai´ro konnte die fremdartigen Buchstaben nicht entziffern, aber anhand der aus Messing gefertigten Löwenfratze, deren weit aufgerissenes Maul nur wenige Zentimeter vom oberen Rand des Schildes entfernt war, ziemlich gut erkennen, welchen Namen das Wirtshaus trug.
      „Hier haben wir am Herweg übernachtet“, verkündete Keshyn. „Außerdem ist der Wirt in einer Umgebung von vielen Meilen der einzige Mensch außer mir, der Korianisch spricht. Ich dachte, das könnte nützlich sein.“
      Ohne auf eine Antwort zu warten, die wohl ohnehin nicht gekommen wäre, griff er nach dem metallenen Türkauf und zog die schwere Eichentür des Wirtshauses auf. Drinnen war es relativ dunkel und beinahe schon unangenehm heiß – soviel konnte Yai´ro noch erkennen, bevor ihnen der rundliche Wirt entgegenstürmte.
      „Meister Raknos!“, rief er Keshyn, der als erster eingetreten war, auf Faanländisch zu. „Es freut mich, Euch wieder zu sehen! Ich habe genug Zimmer frei für Euch und Eure Gefährten – aber was rede ich denn da, Ihr werdet zuerst noch etwas essen und trinken wollen! Ich-“
      Der bisher so gut gelaunte, etwas gealterte Mann in Bauernkleidung und Kochschürze erstarrte plötzlich und wurde leichenblass. Sein Blick war starr auf Yai´ro gerichtet, der hinter Keshyn und dessen Gefährtin Serana Duroff eingetreten war. Diesem waren sein rotes Haar, seine typisch südländischen, an manchen Stellen wie den halbspitzen Ohren aber auch ungemein fein geformten Gesichtszüge, die hoch angesetzten Backenknochen und sogar jeder einzelne der Knochen seines Körpers, die um einiges fester waren als die eines Menschen, plötzlich enorm peinlich. Der Wirt stieß einen gequetschten Laut aus, dann keuchte er: „Aber das sind ja – Rhuner!“
      „Diese Korianer sind meine Gäste“, erwiderte Keshyn. Er sprach ebenfalls Faanländisch, Yai´ro entging aber trotzdem nicht der drohende Unterton, der in seiner Stimme lag.
      „Oh… natürlich. Korianer.“ Der Wirt löste sich nur langsam aus seiner Starre. Als erstes versuchte er, einen unauffälligen Blick hinter Yai´ro zu werfen, was ihm einen weiteren Schock verpasste: In der Tür stand Paryn, ein weiterer Rhuner.
      „Kommt ruhig… herein. Ihr werdet über die faanländische Gastfreundschaft nicht klagen können!“, meinte er unwillig lächelnd und mit starkem Akzent auf Korianisch. Es wirkte schon beinahe komisch, wie der rundliche Wirt in seiner Kochschürze dastand und sie mit seinen Worten herein bat, mit seinen Gesten aber eher zu vertreiben versuchte. Bis die gesamte Gruppe den Raum betreten hatte, hatte er seine Fassung allerdings wieder zurückerlangt. Yai´ro konnte noch einen kurzen Blick auf die nahende Dämmerung außerhalb des Hauses erhaschen, dann schloss der Wirt die Tür und wies ihnen einen Tisch in einer Ecke zu, an dem sie zu acht Platz fanden. Sie waren im Moment die einzigen Gäste, worüber Yai´ro sehr froh war. Was ihm Sorgen bereitete war, dass sich Wirtshäuser für gewöhnlich erst nach Einbruch der Dunkelheit füllten, dann allerdings sehr rasch.
      Der Wirt lief in die Küche, vielleicht, um seiner Frau oder seinen Gehilfen von den Ankömmlingen zu erzählen; jedenfalls kam er bald zurück, um nach den Wünschen seiner Gäste zu fragen.
      Yai´ro hatte inzwischen zumindest seine Furcht vor der momentanen Situation überwunden. Ihm fiel etwas ein, an das er bei der Ankunft im Dorf gedacht hatte, und fragte den Wirt immer noch etwas verlegen: „Dürfte ich eine Frage stellen?“
      „Aber gewiss doch, mein Junge!“, antwortete dieser mit einem halbherzigen Lächeln.
      Yai´ro ließ sich davon nicht beirren, sondern sprach aus, was ihm schon die ganze Zeit über nicht aus dem Kopf gehen wollte:
      „Warum hat Euer Dorf so viele Felder? Sie geben etwa doppelt soviel Nahrung ab, als ihr bräuchtet!“
      Der Wirt runzelte die Stirn. „Nein, die Anzahl unserer Felder ist genau bemessen. Wir haben es manchmal sogar schwer, durch den Winter zu kommen!“
      „Durch den Winter? Aber warum denn das?“, fragte Yai´ro mit wachsender Verwirrung.
      „Der Winter, mein Junge, der Winter!“, rief der Wirt aus, der inzwischen mindestens ebenso verwirrt, aber gleichzeitig auch erstaunt und irritiert wirkte. „Weil im Winter Schnee fällt und unsere Vorräte zu klein sind, darum!“
      Jetzt erst dämmerte es Yai´ro, wovon sein Gegenüber sprach.
      „Schnee… darum also die vielen Felder, ihr braucht die Vorräte für den Winter, weil ihr da nichts anbauen könnt!“, murmelte er. „Ihr müsst entschuldigen, ich habe zwar schon von Schnee gehört, aber in meiner Heimat hat es nie geschneit!“
      „Dann kommst du wohl aus der Wüste, wie?“, meinte der Wirt schmunzelnd, aber mit einem verwirrten Blick auf Yai´ros rotes Haar.
      „Woher wisst ihr das?“, fragte dieser erstaunt zurück. Er hatte nicht beabsichtigt, ein langes Gespräch zu führen, aber alles, was er über Faanland erfuhr, war so interessant, dass er nicht aufhören konnte immer weitere Fragen zu stellen.
      „Ach, ich weiß nur, dass es in Korien eine Wüste gibt“, meinte der Wirt. „Und einen Wald, ein Gebirge und einen Fluss.“
      „Und einen Strand!“, mischte Paryn sich ein.
      Der Wirt fuhr zu dem Störenfried herum und starrte ihn zuerst erschrocken, dann missbilligend an. Dieser tat dasselbe, aber wo im Blick des Menschen eine Spur von Verachtung lag, tobte bei ihm blanker Hass. Schließlich wandte sich der Wirt ohne etwas zu erwidern ab und Keshyn zu.
      „Was wollt ihr trinken, Meister Raknos?“, fragte er mit so deutlich vorgespielter Höflichkeit, dass es schon beinahe lächerlich wirkte.
      „Bringt mir einen Krug Bier!“, antwortete Keshyn freundlicherweise auf Korianisch und deutete mit der Hand auf Yai´ro und Paryn. „Die Kosten für unsere Reise übernimmt selbstverständlich die Hauptstadt“, fügte er an diese gewandt hinzu.
      Der Wirt nahm trotzdem erst die Bestellungen der übrigen Faanländer und die Selenas (eine Tasse Tee) auf, bevor er sich den Rhunern zuwandte. Yai´ro fühlte die Blicke der anderen Gruppenmitglieder auf sich, und aus einem plötzlichen Gefühl heraus – er wusste selbst nicht, was in ihn gefahren war – sagte er: „Ich auch einen Krug Bier, bitte!“
      Der Wirt sah ihn einen Moment lang teils erstaunt, teils stolz oder gar bewundernd an, notierte aber die Bestellung und wandte sich schließlich zu Paryn. Dieser bestellte mit kurzen Worten einen Becher Wein, der auch wenige Minuten später gemeinsam mit den anderen Getränken geliefert wurde.
      Inzwischen hatte sich das Wirtshaus beinahe vollkommen gefüllt, und der Wirt musste zwischen den etwa fünfzehn Tischen, die in der relativ großen Schankstube Platz fanden, hin und her laufen, um Bestellungen aufzunehmen – und um die Leute zu beruhigen, was die seltsame achtköpfige Gruppe in der Ecke betraf. Yai´ro konnte in dem Halbdunkel, das vom schwachen Licht des brennenden Kamins erzeugt wurde, die Gesichter der Hereinkommenden kaum erkennen; aber er bemerkte, dass jeder, der das Wirtshaus betrat, einen beunruhigten, ängstlichen oder sogar hasserfüllten Blick zu ihrem Tisch warf. Einige Gäste verließen den Schankraum sogar wieder, nachdem sie die Rhuner erkannt hatten, oder tuschelten miteinander, wobei sie immer wieder in ihre Richtung deuteten.
      Yai´ro fühlte sich zunehmend unwohl; er wollte sich verstecken – und schließlich kam ihm die rettende Idee.
      Er zog seinen großen, metallenen Bierkrug zu sich heran, hielt ihn so, dass niemand sein Gesicht sehen konnte und nahm einen kleinen Schluck. Das Gebräu schmeckte gut, beinahe süßlich, und er hatte schon beinahe vergessen, wie durstig er war. Also nahm er noch einen Schluck und danach einen weiteren, größeren. Vom Durst getrieben trank er den Krug zur Hälfte leer, ohne ihn dazwischen auch nur einmal abzusetzen; als er es dann schließlich doch tat, fühlte er sich schon um einiges besser und überwandt sich sogar, einem Hereinkommenden, der erschrocken in ihre Ecke starrte, direkt in die Augen zu blicken. Dass der Mann daraufhin das Wirtshaus verließ, störte ihn nicht im Geringsten; ganz im Gegenteil: Seine Laune besserte sich noch mehr und er nahm einen weiteren, großen Schluck Bier.
      Der Wirt kam wieder, diesmal mit einer besorgten Miene, und Keshyn bestellte für alle etwas zu essen. Paryn und Selena saßen ziemlich stumm an ihren Plätzen und nippten nur manchmal an ihren Getränken; Yai´ro hingegen, der zwischen den beiden saß, war inzwischen in bester Laune. Er hatte seinen Bierkrug bis zur Neige geleert und einen neuen bestellt, von dem er ebenfalls bereits einige Schlucke getrunken hatte. Selena warf einen besorgten Blick in seine Richtung, unternahm aber nichts weiter, sondern wandte sich wieder ihrer dampfenden Tasse Tee zu.
      An die folgenden Minuten – oder waren es Stunden gewesen? – konnte sich Yai´ro später kaum noch erinnern, worüber er auch sehr froh war. Er musste wohl etwas Dummes gesagt oder getan haben, denn Keshyn beugte sich über ihn und schien ihn etwas zu fragen, aber er verstand ihn nicht. Überhaupt verstand er nicht mehr, was die anderen sprachen, und er sah sie auch nur noch verschwommen – und plötzlich fiel ihm auf, dass er am Boden lag und die anderen Gruppenmitglieder sowie der inzwischen schier verzweifelte Wirt sich über ihn beugten. Ohne recht zu wissen, was das sollte, geschweige denn, was überhaupt los war, versuchte er sich aufzurichten – was ein Fehler war, wie er bald bemerkte. In seinem Kopf begann etwas zu pulsieren, breitete sich vom Genick her aus und bereitete ihm so heftig pochende Kopfschmerzen, dass er zusammenzuckte und sich mit einer Hand an die schmerzende Schläfe griff.
      Was schon wieder ein Fehler war. Er hatte die rechte Hand benutzt, und das bedeutete, dass er sich nur noch mit der verletzten Linken am Boden abstützte. Ein Schmerz von einer grausamen, giftigen Art zuckte wie ein Blitz vom Handrücken zum Ellbogen, von dort zur Schulter und von dort aus weiter ins Genick, das sich ohnehin schon wie Brei anfühlte. Yai´ro konnte sich nicht erklären, woher dieser Schmerz kam, bis in seinem vernebelten Gehirn die Erinnerung an seine Verletzung auftauchte – aber in diesem Moment hatte er seinen Arm längst an sich gezogen und krümmte sich am Boden.
      „Ich bringe ihn auf sein Zimmer!“, hörte er Selena über ihm sagen; und dann sagte sie noch etwas und entweder Paryn oder Keshyn Raknos antwortete etwas, das er nicht mehr verstand.
      Schließlich wurde er von mehreren seiner Gefährten hochgehoben, Selena legte sich seinen rechten Arm um die Schulter, hielt ihn fest, damit er nicht umkippen konnte und führte ihn so auf das Zimmer. Der Wirt ging voran, um ihr den Weg zu weisen, die übrigen Gruppenmitglieder blieben im Schankraum – Yai´ro wusste nicht, wozu, es war ihm aber auch relativ egal. Er hätte sicher etwas gesagt oder sich gewehrt, auf diese Weise abtransportiert zu werden, wenn seine höllischen Kopfschmerzen nicht jeden klaren Gedanken zunichte gemacht hätten. In seinem Sehfeld, das sich inzwischen um die Hälfte verkleinert hatte, flimmerten kleine rote und braune Punkte, die auch den Rest seiner verschwommenen Sicht zerstörten. Da auch sein Gehör nur noch schlecht arbeitete, bekam er kaum etwas von seiner Umgebung mit, er setzte nur reflexartig einen Fuß vor den anderen, und das so langsam, dass sie beinahe zehn Minuten benötigten, um eine Treppe hinauf- und einen kurzen Gang entlangzugehen. Endlich beim Zimmer angekommen, wechselte Selena einige kurze, für ihn unverständliche Worte mit dem immer noch sehr aufgeregten Wirt und bekam den Zimmerschlüssel. Während Letzterer wieder zurück zur Schankstube lief, um zu retten, was noch zu retten war, wurde er von der Elbin in das dunkle, dreibettige Zimmer bugsiert. Taumelnd stürzte er auf sein Bett, richtete sich aber trotz seiner hämmernden Kopfschmerzen sofort wieder auf. Selena stand direkt vor ihm und sagte etwas, das sich so anhörte wie: „Du solltest jetzt schlafen!“
      Ohne auf ihre Worte zu achten, richtete sich Yai´ro vollständig auf und beugte sich nun seinerseits über sie Elbin, deren verwirrtes Gesicht nur wenige Zentimeter tiefer als das seine lag. Er wurde plötzlich von Gefühlen überflutet, die er mit diesem Kopfschmerzen unmöglich deuten, geschweige denn ihnen Einhalt gebieten konnte. Ganz langsam, als hätte er angst, dass er sich verletzen oder sein Gegenüber erschrecken konnte, näherte er sich Selena, bis ihre Lippen sich berührten.
      Die Elbin erschrak sichtbar – das war wahrscheinlich das Letzte gewesen, was sie von ihrem betrunkenen Kameraden erwartet hätte – jedoch schien sie einen Augenblick lang zu zögern, bevor sie ihn mit einem spitzen Schrei von sich stieß.
      „Yai´ro, lass mich in Ruhe! Du bist betrunken!“, kreischte sie und stieß ihn zurück auf sein Bett. Der junge Rhuner wollte sich wieder aufrichten, aber Selena berührte ihn mit zwei ausgestreckten Fingern auf der Stirn. Yai´ro hielt mitten in der Bewegung inne und blinzelte langsam, dann schloss er die Augen und sackte in sich zusammen.
      Selena zog ihre Hand zurück und blieb für eine lange Zeit regungslos neben dem Bett stehen. Ihre silbrigen Augen waren auf das Gesicht des Rhuners gerichtet, sie betrachtete es mit einem seltsamen, teils erbosten, teils beinahe zärtlichen Blick und schien dabei immer tiefer in Gedanken zu versinken. Schließlich kam wieder Bewegung in ihren Körper; sie beugte sich langsam zu Yai´ro herab und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Dann verließ sie das Zimmer, ohne noch einmal zurückzublicken.
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Yai'ro besoffen, schön schön, gefällt mir. Und jetzt weiss auch Selena, was Sache ist mit ihm. Aber dass die Menschen die Rhuner allesamt nicht ausstehen können, finde ich doch etwas ... bedenklich.
      Veria
      [Veria@Wandermaus /]$ su
      Password:
      [root@Wandermaus /]# mount -a /dev/hda1 /mnt/windows
      [root@Wandermaus /]# cd /mnt/windows
      [root@Wandermaus windows]# rm * -rf

      Software is like sex: it's better when it's free.
    • Mal was los zu werden: ich hab nur die erste seite teilweise gelesen (ersteindruck: sehr gut :O ;) ), aber irgenwie peil ich net: Rith und Rhun? Haben wir uns nach Dominaria (magicwelt) und nach mittelerde (HdR) verirrt? ?(

      rhûn ist ein teil von ost-mittelerde, und das mit rith dürfte mittlerwiele geklärt sein.

      spielt die geschichte eigentlich in mittelerde oder so? ?( :O